Montag, 18. November 1918
Aufhebung der Pressezensur. Das stellvertretende Generalkommando sowie der Soldatenrat des 8. Armeekorps teilen mit: Alle Zensurbestimmungen für die Presse sowie alle Verordnungen und Anordnungen auf Grund des Gesetzes über den Belagerungszustand über die Einfuhr, Durchfuhr, den Vertrieb und die Ausfuhr von Druckschriften, Karten und Geländebeschreibungen, Zeichnungen, Ansichtskarten und Photographien, über Anzeigen in der Presse, über den Versand von Zeitungen und Zeitschriften mit Anzeigen ins Ausland, und über den Bezug und das Auslegen von ausländischen Zeitungen und Zeitschriftenwerden hiermit aufgehoben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Truppendurchzug. Trotz des rauhen Wetters hatte sich auch am gestrigen Sonntag in der Früh eine große Menschenmenge an den Durchzugsstraßen eingefunden, um die Truppen zu erwarten. Viel Kriegsmaterial wurde im Laufe des gestrigen Tages nach der rechten Rheinseite geschafft. Hunderte und aberhunderte beladene Lastautos, Sanitätswagen, Geschütze usw., sämtlich mit Tannengrün geschmückt, kamen auf dem Wege zur Rheinbrücke hier durch. Die Rheinbrücke selbst und auch der Aufgang zum Rathause waren mit Tannenbäumen reich geschmückt. Am Rathaus prangt als Willkommensgruß die Aufschrift: „Herzlich willkommen, ihr tapferen Krieger. Die dankbaren Bonner Bürger.“ Für diese Aufmerksamkeiten sind die Truppen sehr dankbar. Einer der Soldaten erklärte einem der hiesigen Einwohner, daß sich seine Kameraden sehr gefreut hätten, als sie die festlich geschmückten Straßen erblickt hätten. Bis jetzt sei ihnen dies auf ihrem ganzen Weg noch nicht begegnet.
Gestern Nachmittag bezog die Fußartillerie-Ersatzabtlg. 2, etwa 1500 Mann, 30 Offiziere und 150 Pferde hier Quartier. Sie wurden im großen Hörsaal der Universität, im Realgymnasium usw. untergebracht. Heute wird die dritte Batterie des Fußartillerie-Battaillons Nr. 170 hier erwartet. Sämtliche durchkommenden Truppen gehören der 18. Armee – nicht 17. – an. Bei dem gestrigen Durchmarsch fielen besonders die großen Pferdetransporte auf, die von Franzosen, Belgiern und Russen begleitet waren. Diese Leute waren unterwegs aus den einzelnen Lazaretten mitgenommen worden, um später in einem Lager vereinigt zu werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Gegen das unsinnige Geldhamstern wendet sich der Arbeiter-, Bürger- und Soldatenrat in großen Anschlägen. Es wird gedroht, nötigenfalls durch die Kassen feststellen zu lassen, wer große Geldbeträge im Hause aufbewahrt, um das Geld zwangsweise abliefern zu lassen, auch die Namen solcher Geldhamsterer bekannt zu machen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)