Dienstag, 1. Juni 1915
Fremdtümelei. Wir erhalten folgende Zuschrift:
„Sehr geehrter Herr Redaktör! Vor einigen Tagen berichteten Sie in Ihrem Blatt, daß an die preußischen Provinzialregierungen eine Anweisung ergangen sei, mit besonderem Nachdruck auf die Beseitigung von fremdsprachigen Inschriften auf Geschäftsschildern usw. hinzuwirken. Ich möchte darauf aufmerksam machen, daß nicht nur Geschäftsleute, sondern auch die Behröden auf diesem Gebiet manches gesündigt haben. Bekannt sind die in mehreren Sprachen auf den preußischen Bahnhöfen angeschlagenen Warnungen vor Taschendieben. Auch die städtische Verwaltung in Bonn scheint eine Vorliebe für mehrsprachig abgefaßte Bekanntmachungen noch nicht ablegen zu wollen. Auf der Rückseite der Fahrscheine der Bonner Straßenbahnen findet sich folgende Anzeige: „Städtisches Verkehrsamt, Bureau Municipal de Rensiegnements, Municipal Enquiry Office, Stedelijk verkeerbüreau, Bonn, Poststr. 27“. Hoffentlich sorgt unsere Provinzregierung auch hier für Säuberung! Hochachtungsvoll Dr. ....“
Wir geben diese Zuschrift wieder. Wir möchten aber darauf hinweisen, daß die Fahrscheine unsrer Straßenbahn wahrscheinlich schon lange vor der jetzigen Zeit bestellt und gedruckt worden sind. Daß unsere städtische Verwaltung auch jetzt noch eine Anzeige mit mehrsprachiger Bezeichnung ihres Verkehrsamtes auf die Fahrscheine ihrer Straßenbahn drucken läßt, glauben wir nicht. Die vorhandenen Bestände werden aber erst aufgebracht werden müssen. D. Red.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Noch keine frischen Brötchen. Eine Antwort auf die Eingabe der hiesigen Behörde an den Regierungspräsidenten, in der um die Erlaubnis zum Backen von Brötchen nachgesucht wurde, ist bis jetzt noch nicht erfolgt. Die Freude vieler, zum 1. Juni auch hier in Bonn frische Brötchen zu bekommen, war also noch etwas verfrüht. Wir werden uns also noch einige Tage mit Kriegsbrot behelfen müssen.
Männerprozession auf den Kreuzberg. Im Anschluß an unseren gestrigen Bericht, der nicht in der ganzen Auflage zum Abdruck gelangte, wird uns von geschätzter Seite noch geschrieben: Ein Schauspiel, wie es Bonn Seit langem nicht mehr gesehen, bot sich Sonntag nachmittag unsern Augen dar. Dem Aufrufe des Zentral-Komitees zu einer Bittprozession auf die altehrwürdige Stätte der Kreuzverehrung waren mehrere Tausend katholischer Männer und Jünglinge, denen sich zahlreiche Krieger angeschlossen, aus allen Pfarreien gefolgt. In einem unabsehbar langen Zuge bewegte sich die Prozession von der Münsterkirche durch Poppelsdorf betend und singend zum Kreuzberge hinauf, wo die letzten Teilnehmer erste eine halbe Stunde später, als vorgesehen war, anlangten. Weithin war der Platz vor der heiligen Stiege mit Zuhörern besetzt, die in gespanntester Aufmerksamkeit den Ausführungen des Predigers P. Dositheus folgten, welcher den Gedanken darlegte: die religiöse Pflicht des katholischen Mannes in gegenwärtiger Zeit sei zu beten und zu büßen. Hinter unseren Millionenheeren, so ungefähr führte er aus, muß eine Riesenarmee von vielen Millionen Betern stehen. An diesem Gebetssturm muß jede katholische Mann sich beteiligen. Dies erfordert das Wohl des Vaterlandes und unserer tapferen Kämpfer; auf das Gebet haben ein Anrecht unsere braven Verwundeten und das große Heer der Trauernden. Büßen müssen wir für die Sünden unseres Volkes und für die eigenen besonders durch freudiges Ertragen der mit der Kriegslage gegebenen Opfer. Die begeisterte Ansprache schloß mit den Worten: Mit Gott haben wir zu den Waffen gegriffen, mit Gott sind wir hinausgezogen, mit Gott kämpfen unsere Feldherren und Soldaten den heißen Kampf um unseres Vaterlandes Existenz; mit Gottes Hilfe kehren unsere Truppen hoffentlich bald sieggekrönt zurück, und werden wir dann einen Frieden haben, den auf lange Zeit hinaus keines Feindes Neid mehr stört.
Nach der Predigt wurde das vom Papste verfaßte Friedensgebet verrichtet, dann folgte der sakramentale Segen und hierauf zog die gewaltige Menschenmenge wieder zur Münsterkirche, wo sie um 6 Uhr anlangte. Es war eine großartige Demonstration katholischen Glaubens.
Zur Lederpreisfrage. Wie aus Köln mitgeteilt wird, soll der Preis für das Pfund Leder, der bisher 7 Mark betrug, heute nur 4,50 Mark betragen. Wenn diese Angaben zutreffend sind, werden wohl auch bald die Schuhwaren und die unerschwinglichen Reparaturen billiger werden.
Ueber den Mehl- und Brotverbrauch im Landkreis Bonn hat der Kreisausschuß eine Verordnung erlassen, in der der Preis für die Backwaren wie folgt festgesetzt wird: 60 Pfg. für ein Schwarzbrot von 3 ½ Pfund, 75 Pfg. für ein Feinbrot von demselben Gewicht und 6 Pfg. für ein Kleinbrot (Röggelchen) im Gewicht von 100 Gramm. 16 Kleinbrote gelten als ein ganzes Schwarz- oder Feinbrot.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ueberlastung der Bonner Aerzte. Seit dem Ausbruch des Krieges kann man die Beobachtung machen, daß einzelne hiesige Aerzte, namentlich diejenigen mit Ortskrankenkassenpraxis, beruflich überlastet sind. Viele Bonner Aerzte sind draußen im Felde tätig und von den zurückgebliebenen Kollegen haben verschiedene vertretungsweise die Praxis der an der Front befindlichen Aerzte übernommen. Außerdem sind verschiedene dieser Bonner Aerzte auch noch in den Lazaretten tätig, sodaß es vorkommt, daß einzelne Aerzte Privatpraxis, Ortskrankenkassenpraxis und Lazarettpraxis ausüben und auch durch die Verminderung der Zahl der augenblicklich in Bonn tätigen Aerzte noch Zuwachs an Krankenmaterial haben. Bei den Kranken macht sich diese Sachlage in verschiedener Weise geltend. Sie müssen entweder in den Wartezimmern unendlich lange warten, bis sich ihnen die Pforten des Sprechzimmers öffnen, und gar mancher versäumt dadurch seine kostbare Zeit. Die Kranken, die im Hause zu behandeln sind, können nicht immer zur richtigen Zeit den Arzt haben. Es kommt vor, daß sie sich mit telephonischen Anweisungen auch in solchen Fällen begnügen müssen, wo sie den Arzt gerne am Krankenbett sähen.
Damit sich dieser Zustand nicht mehr und mehr zu einer Kalamität auswächst, sei an den Bonner Aerzteverein die Bitte gerichtet, der Angelegenheit sein näheres Augenmerk zu schenken und die Frage nach der Seite zu prüfen, ob nicht etwa durch eine bessere Art der Kräfteverteilung, also auf organisatorischem Wege, eine Besserung der Bonner Aerzteverhältnisse zu erzielen wäre. Rein materielle Interessen müßten dann allerdings zu Gunsten des Gesamtwohles der Bonner Bürgerschaft in den Hintergrund treten. Auch übersteigt es ja die Kraft eines gewissenhaften Arztes, Ortskrankenkassenpraxis, Privatpraxis und Lazarettpraxis zu gleicher Zeit auszuüben, da doch auch in Kriegszeiten der Tag nur 24 Stunden hat und jeder Kranke beanspruchen kann, mit Ruhe, Sorgfalt und Ueberlegung behandelt zu werden. Ein Mitglied der Ortskrankenkasse.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Liebesgaben für die Karpathenarmee. Die Vaterländischen Vereinigungen veranstalten – wie aus dem Anzeigenteil hervorgeht – eine Sammlung von Liebesgaben, die sie nach den Kriegsschauplätzen Galiziens und der Bukowina senden werden. Da auf diesen Kriegsschauplätzen besonders viele Söhne Rheinlands, auch viele Bonner, kämpfen, so hoffen wir, daß die Bürger mit weitem Herzen und offenen Händen diesem Aufrufe Folge leisten werden. Außer Geldspenden, die zum Ankauf von Liebesgaben verwendet werden, sind besonders leinene Hemden, Taschentücher, Handtücher, Socken, Seife, Keks, Schokolade usw. notwendig. Die Sammelstelle in der Rheinisch-Westfälischen Diskonto-Gesellschaft am Münsterplatz nimmt die Gaben bis zum 7. d. M. an. Da mit dem Etappenoberkommando der österreichisch-ungarischen Armee die Sendung vereinbart ist, so ist Gewähr dafür gegeben, daß sie an die Stelle geleitet wird, wo wirkliche Not herrscht.
Seit Monaten verfolgen wir mit äußerster Spannung die Kämpfe in den Karpathen. Wir wissen alle, daß auf den dortigen Kriegsschauplätzen fast übermenschliche Anforderungen an unsere braven Helden gestellt werden. Eine Ehrenpflicht bleibt es daher für uns und eine Dankesschuld, daß wir mit allen Mitteln diese Liebesgabensendung unterstützen. Auch wird die Büchsensammlung der freiwilligen Helferinnen eine ganze Woche lang ausschließlich der Liebesgabensendung gelten. Der Opfersinn unserer Bonner Bürger kann sich hier als besonders wohltuend erweisen. Es ist Gelegenheit gegeben, durch die Zusendung von geschmackvoll zusammengestellten Paketen, denen einige freundliche Zeilen beigefügt sind, den freigebigen Ruf unserer schönen Stadt Bonn in ferne Lande zu tragen. Es dürfen diesen Paketen nur keine leicht verderblichen Sachen beigegeben sein.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 2. Juni 1915
Die Schuhmacher zu den Lederpreisen. Der Verein selbständiger Schuhmacher Kölns befaßte sich in einer Mitgliederversammlung mit den Mitteilungen in einem Teil der Presse, wonach Leder im Preise sehr gesunken sei. Der Vorsitzende Arend führte hierzu aus, daß jene Angaben auf falscher Information beruhen. Dem Schuhmacher seien leider dadurch in den letzten Tagen unberechtigte Vorwürfe gemacht worden. Wenn mehr oder weniger Häute im Schlachthof auf ihr Abholen warten, so könne man doch hieraus nicht folgern, daß Rohmaterial im Ueberfluß vorhanden sei. Das Nichtabholen habe vielleicht einen anderen Grund. Die Militärverwaltung habe für ihren Bedarf für fertige Leder Höchstpreise festgesetzt. Weiter verteile die Militärverwaltung die beschlagnahmten Häute zu angemessenen Preisen an Gerbereien, die ihrerseits die fertigen Leder wieder an die Militärverwaltung zu festgesetztem Preise zurückverkaufen müssen. Lederfabrikanten haben eine Eingabe an das Ministerium des Innern gemacht, mit der Begründung, sie würden durch diese Methode nicht genügend verdienen. Vielleicht liege hier der Grund. Tatsächlich seien Eichenrinde, also deutsche Gerbstoffe, diesjährige Schälung, in den letzten Wochen im Preise von über 300 Prozent gestiegen. Die kürzlich durch das Ministerium des Innern vorgenommene Lederbestandsaufnahme habe unzweifelhaft ergeben, daß wir noch über große Schätze Leder und Rohmaterial verfügen. Da nun anzunehmen sei, daß die Lederpreise ihren Höhepunkt erreicht hätten, so habe auch die Spekulation losgeschlagen, was vielleicht hier oder da einen nicht nennenswerten Rückschlag verursachte, der aber für die Schuhmacher gar nicht in Betracht käme. Und da durch das Eingreifen Italiens in den Krieg unsere Einfuhr weiter begrenzt wurde, so müsse man mit den vorhandenen Vorräten haushälterisch umgehen. Die Lage auf dem Ledermarkt sei so, daß ein größerer Preisrückschlag vorerst nicht zu erwarten sei.
Die Freie Bonner Wirte-Innung hatte die Stadtverwaltung ersucht, für die Dauer des Krieges den Preis des elektrischen Stromes zu ermäßigen. Die Deputation der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke empfiehlt jetzt den Stadtverordneten, zu beschließen, daß der Durchschnittspreis bei den Stromabnehmern, die im Rechnungsjahr 1914 die Garantie nicht erreicht haben, nicht mehr als 40 Pfg. für die Kilowattstunde betragen soll. Beträge hierüber hinaus sollen nicht zur Einziehung gelangen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Wehrbund veranstaltete am Abend des verflossenen Samstags eine Uebung, die ungemein spannend verlief. Eine Abteilung hatte Grau-Rheindorf besetzt und die Gegnerschaft sollte versuchen, den Einmarsch in den Ort zu erzwingen. Nach mannigfach vorgenommenen Versuchen gelang es den Angreifern, die Verteidiger zu überlisten und in Rheindorf siegreich einzuziehen. In der Kritik wurde der Plan der Uebung und die Bewegungen der Parteien genau erläutert, als eigentlicher Zweck des Spieles die Vorbereitung auf den Ernst hervorgehoben und die Teilnehmer aufgefordert, im Kreise ihrer Genossen für den Wehrbund zu werben.
Einen militärischen Ausflug mit Uebungsmarsch unternehmen am morgigen Fronleichnamstag die Soldaten des Rekruten-Depots Ers.-Batl. Res.-Inf.-Regt. 53 aus Köln nach Honnef. Die jungen Krieger, etwa 550 Mann, treffen morgen früh kurz vor 8 Uhr mit der Rheinuferbahn hier in Bonn ein und begeben sich in Begleitung ihrer Offiziere mit Musik zur Casselsruhe, wo sie sich bis Mittag aufhalten und verpflegt werden. Gegen ½ 1 Uhr geht’s weiter über die Höhe bis Godesberg und von dort nach Mehlem, wo übergesetzt wird. In Honnef werden die jungen Vaterlandsverteidiger, die in der Mehrzahl aus dem östlichen Teil unseres Vaterlandes und Schlesien stammen, im Kurgarten bewirtet. Von Honnef marschieren die Rekruten wieder zurück bis Bonn und von hier geht’s wieder mit Extrazügen der Rheinuferbahn nach Köln zur Garnison zurück. Die Bewirtung der 53er, deren Chef bekanntlich Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe ist, wird hier in Bonn sowohl, als auch in Honnef durch freiwillige Spenden bestritten. Das Landsturmbatl. Bonn hat ebenfalls in kameradschaftlicher Weise sein Musikkorps zur Verfügung gestellt. Hoffentlich wird den jungen Kriegern, die soweit ausgebildet sind, um demnächst unser schönes Rheinland mit verteidigen zu helfen, ein schöner Sommertag und allseitig ein recht herzlicher Empfang zuteil.
Wegen Vergehens gegen die Bäckereiverordnung des Bundesrats verurteilte das Schöffengericht gestern 13 Bäcker aus der Umgegend zu Geldstrafen von 3 bis zu 20 Mark. Sie hatten zum Teil Brot ohne Brotbuch verkauft, Brote in anderen Gewichtsmengen gebacken als vorgeschrieben war und mehr Brote gebacken, als ihnen zustand. Die Frauen, deren Männer sich im Felde befanden, kamen mit niedrigen Strafen davon.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Röggelchen gibt es von heute ab. In der Vorabend-Ausgabe der Deutschen Reichs-Zeitung haben wir die neue Back-Verordnung des Oberbürgermeisters veröffentlicht, nach der es den Bäckern seit gestern gestattet ist, neben Schwarzbrot, Feinbrot, Zwieback und Kuchen auch Keks, Waffeln, Printen, Honigkuchen und die vielbegehrten Röggelchen herzustellen. Und zwar werden die Letzteren aus Weizenmehl bereitet, das mit 30 Prozent Roggenmehl gemischt ist. Zum Backen darf nur Wasser benutzt werden. Die Röggelchen müssen ausgebacken ein Gewicht von 100 Gramm haben. Sie werden auf das Brotbuch abgegeben. Für ein Schwarz- oder Feinbrot erhält man 1750 Gramm gleich 17½ Röggelchen. Während Schwarz- und Feinbrot erst am zweiten Tag nach Beendigung des Backens abgegeben werden darf, sind die Röggelchen schon am Tage der Herstellung zu haben. Zusätze, wie Korinthen, Mandeln, Zuckerüberguß und dergleichen sind bei den Röggelchen sowohl, als auch bei Zwieback, Feinbrot und Schwarzbrot verboten.
Die Elektrifizierung der Vorgebirgsbahn. Die Erlaubnis des Kaisers zum Umbau der Vorgebirgsbahn in eine elektrische Vollspurbahn ist am Pfingstsonntag eingetroffen. Wir konnten schon vor einiger Zeit mitteilen, daß die Genehmigung zur Elektrifizierung des Dampfbähnchens nahe bevor stehe.
Bevor die Umbauarbeiten in Angriff genommen werden, sind noch mancherlei Vorarbeiten zu erledigen. Zunächst müssen die ausführlichen Pläne dem zuständigen Ministerium vorgelegt werden. Dann folgt die landespolizeiliche Prüfung an Ort und Stelle, dann die Regelung der Grunderwerbsfragen usw. Alles das wird infolge des Krieges voraussichtlich eine Zeit von mehreren Jahren in Anspruch nehmen, sodaß etwas ums Jahr 1920 mit der Fertigstellung der neuen elektrischen Bahn gerechnet werden.
Die armen Wirte! Kaum daß sie mit großer Mühe ihre Speisekarten und Schaufensteraufschriften dem veränderten vaterländischen Gefühl angepaßt haben und von den mancherlei Aufregungen der letzten Zeit auszuruhen gedachten, kommt ihnen ein neuer Feind: die italienischen Ausdrücke und Aufschriften. Da war z.B. das „Cinzano di Torino“, meist überragt von einer italienischen Fahne. Auch in der Form „Vino di Vermouth“ war es vorhanden. Es brauchte aber keiner besonderen Abmachung, um diese Tafeln und Inschriften verschwinden zu lassen. Ueber Nacht sind sie größtenteils verschwunden, und unter den Anhängern des Vermouthweines scheint ein stilles Abkommen getroffen worden zu sein, nichts mehr von dem italienischen Nationalgetränk zu genießen. Auch in den Branntweinauslagen sind die Vermouthflaschen meist verschwunden. Auch mit dem „italienischen Salat“ ist aufgeräumt. Er heißt jetzt in der Regel „Fleischsalat“, was allerdings einfacher, aber auch deutlicher klingt und auf den Wohlgeschmack der Speise bisher keinen Einfluß ausgeübt hat. Blieben nur noch die „Makkaroni“ und „Spaghetti“. Aber auch sie wird man vergebens auf dne Speisekarten suchen. Jene, die nur dem Namen nach italienisch waren, da sie meist aus deutschen Fabriken stammten, sollen nun „Rohrnudeln“ heißen, für diese, die sowieso weniger gebräuchlich waren, wird eben noch ein Name gesucht. Vorläufig sind sie aus den Küchenzetteln gestrichen. Wir wollen aber hoffen, daß auch sie bald in deutschem Gewande eine Auferstehung feiern können. Uebrigens taucht auch die Tomate in einer neuen Form auf, in sehr poetischer Gestalt, als „Liebesapfel“. Leider wissen nur wenige Gäste, worum es sich handelt, und so müssen die Kellner stets die Lehrmeister spielen. Bald werden auch die „Orangen“ und „Zitronen“ dran glauben müssen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 3. Juni 1915
Wegen des katholischen Feiertages Fronleichnam erschien an diesem Tag nur die Bonner Zeitung.
Kaiser-Wilhelm-Spende deutscher Frauen. Wie uns mitgeteilt wird, beträgt das Ergebnis der von den hiesigen Frauenvereinen veranstalteten Sammlung für die Kaiser-Wilhelm-Spende deutscher Frauen – im Anschluß an den Hauptausschuß in Potsdam – für den Stadtkreis Bonn 6669 Mark. Allen Gebern sei an dieser Stelle nochmals freundlichst gedankt.
Liebesgaben für die Karpathenarmee. Auf Grund des Aufrufes der Vaterländischen Vereinigungen strömen die Liebesgaben reichlich der Sammelstelle in der Rheinisch-Westfälischen Diskonto-Gesellschaft zu. Um die notwendigen zwei Eisenbahnwagen zu beladen, fehlt es aber noch an vielem. Es wird daher nochmals gebeten, dem Aufrufe rühriger Folge zu leisten. Außer Geldspenden, die zum Ankauf von Liebesgaben verwendet werden, sind besonders leinene Hemden, Unterhosen, Taschentücher, Handtücher, Socken, Seife, Keks, Schokolade usw. notwendig. Es ist und bleibt eine Ehrenpflicht für uns, unsern auf den Karpathen-Kriegsschauplätzen unerschrocken kämpfenden braven Helden Dankbarkeit zu beweisen. Womit könnte dies zunächst besser geschehen, als mit einer Liebesgabensendung, die manches Soldatenherz erfreut und es Klänge der Heimat hören läßt.
Kriegsanleihe. Mit der Ausgabe der Stücke der zweiten Kriegsanleihe wird jetzt begonnen, und zwar werden zunächst 10 bis 15 v.h. der fünfprozentigen Reichsanleihe und etwa 30 v.H. der Reichsschatzanweisungen ausgegeben. Wir verweisen auf die Bekanntmachung des Reichsbank-Direktoriums in dieser Zeitung.
Fragen der Volks- und Rassengesundheit soll der für Freitag angekündigte Vortrag von Frau Dr. Wegscheider behandeln. Nie waren diese Fragen so drängend, wie heute, und freilich ist es schon reichlich spät für ihre Behandlung geworden. Aber noch nicht zu spät, wenn nur der ernste Wille da ist, diesen Dingen ins Gesicht zu sehen und dann auch zu tun, was die Zeit von uns verlangt. Ein Volk ist so stark und so gesund wie seine Frauen es wollen. Den Willen der deutschen Frauen und Mädchen auf das hohe sittliche Ziel der Volkskraft und des Deutschtums zu richten, ist die Absicht des Ausschusses für hauswirtschaftliche Kriegshilfe.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Freitag, 4. Juni 1915
Die gestrige Fronleichnamsprozession fand, vom schönsten Frühlingswetter begünstigt, in der üblichen Weise statt. Die Beteiligung war groß. Unter den Teilnehmern waren besonders zahlreiche Soldaten in feldgrauer und bunter Uniform, unter ihnen auch Verwundete.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Im städtischen Fleischverkaufslokal an der Rathausgasse war am letzten Dienstag ein solch großer Andrang, daß die Türen aus den Riegeln gedrückt wurden und die Käuferinnen sich derart massenweise in den Verkaufsraum drängten, daß es nicht möglich war, auch nur einen Kunden zu bedienen. Da halfen keine guten Worte und kein Zurvernunftreden, die Menge drückte von draußen immer mehr nach, so daß schließlich die Verkaufstische gegen die Wand geschoben wurden, wodurch die ehrenamtlichen Verkäufer – zwei wohlbeleibte Herren – in eine sehr gequetschte Lage gerieten. Als alles Zureden nichts half, rief man nach der Polizei; da aber kein Beamter zur Verfügung war, erbat man vom Rathaus Hilfe. Ein Beigeordneter erschien jetzt und versuchte die sich stauende Menge zur Vernunft zu bringen – jedoch ohne Erfolg. Als dann nach einiger Zeit doch ein Polizeibeamter auf der Bildfläche erschien und mit den Frauen einmal gehörig Plattbönnsch redete, gab’s Luft. Die in Unordnung geratenen Verkaufstische wurden wieder in Reih und Glied gestellt, die Türen verrammelt und dann konnte der ordnungsgemäße Betrieb von statten gehen. Im übrigen wurden an diesem Morgen solche große Mengen an Schinken, Speck und Dauerwurst umgesetzt, daß auch der Vorrat, den man vorsorglich schon für den morgigen Samstag aufgestapelt hatte, mitverkauft wurde. Das hat aber nichts zu sagen, denn die Stadt hat sich so gut vorgesehen, daß voraussichtlich noch ein dritter Verkaufstag in der Woche eingelegt werden wird.
Die gestrige Fronleichnamsprozession wies eine Beteiligung auf, wie Bonn sie noch nicht gesehen hat. Bei schönstem Wetter und hellem Sonnenschein zog die schier unabsehbare Teilnehmerschar gegen ½9 Uhr vom Münsterplatz aus durch die im reichsten Schmuck prangenden Straßen der Altstadt, die gleichfalls von einer nach tausenden zählenden Zuschauermenge umsäumt waren. Der feierliche Umzug bot durch die verschiedenen Korporationen und Vereinen mit ihren Fahnen und den weißgekleideten Mädchen ein farbenprächtiges Bild. Unsere katholische Studentenschaft war nur mit vier Fahnen vertreten und auch die Beteiligung der Studenten war in Anbetracht der Kriegszeit naturgemäß sehr gering. Dafür waren aber die Soldaten unsrer Garnison – und zwar zum ersten Mal – ungemein zahlreich in der Prozession vertreten. Die katholischen Mannschaften des 1. und 2. Rekruten-Depots, Abordnungen unseres Husaren-Regiments und des Artillerie-Regiments, Landsturmleute, und viele Soldaten der Verwundeten-Kompagnie sowie zahlreiche Sanitätsmannschaften beteiligten sich an dem Umzuge. Ungemein packend war der Anblick der vielen Verwundeten, die trotz ihrer Kopfverletzungen, der Arm- und Beinschüsse den über zwei Stunden währenden Umzug bis zum Schluß mitmachten. Unsern Geldgrauen war auch beim Einzug der Prozession auf dem Münsterplatz, der kurz vor 11 Uhr unter feierlichem Glockengeläute vor sich ging, der Ehrenplatz um den reichgeschmückten Altar vorbehalten. Nach Spendung des sakramentalen Segens löste sich die Prozession, die sich als eine großartige Kundgebung katholischen Glaubens darbot, wieder auf.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Fronleichnamsprozession zog gestern unter einem wunderbar klaren Junihimmel mit Beten und Gesängen und mit der ganzen farbenschönen Pracht der Fahnen, Gewänder, Symbole und Kultgegenstände, die in der katholischen Kirche der Gottesverehrung dienen, durch die feierlich geschmückten Straßen und über die Plätze der Stadt. Ungeheuer groß war die Zahl der Beteiligung. In den Reihen der katholischen Männervereine und Gesellschaften und besonders bei den Vertretern der katholischen Studentenkorporationen machte sich der Krieg zwar bemerkbar. Dafür aber übertraf die Beteiligung der katholischen Frauen Bonns wohl das Doppelte der früheren Jahre. Aber das war es nicht, was der diesjährigen Fronleichnamsprozession einen besonders eindrucksvollen Charakter gab. Das war vielmehr die fast unzählige Menge der Soldaten und verwundeten Krieger, die mit mehreren Offizieren in dem feierlichen Zuge ging. Zuerst schritten die katholischen Mannschaften des Rekruten-Depots, dann die Mannschaften des Ersatzbataillons mit Einschluß der Verwundeten-Kompagnie, ihnen folgte eine große Anzahl Verwundeter, die sich noch in den Lazaretten in ärztlicher Behandlung befinden, Kopf und Arme noch in der weißen Binde und das Gesicht mit den ehrenvollen Abzeichen heißer Schlachten bedeckt. Dahinter kamen eine Abordnung des Husarenregiments, der Landsturm, die Eisenbahner und die Sanitätsmannschaften. Es mögen einschließlich der freiwilligen Sanitäter einige Tausend gewesen sein, die das militärische Element der Prozession bildeten. Ein großartiges, unvergeßliches Bild, das sich jedem aus der unzähligen Menge, die das gewaltige Schauspiel vom Schrittweg aus an sich vorbeiziehen ließ, tief ins Herz prägen mußte. Inbrünstiger und zahlreicher als am gestrigen Fronleichnamstage sind wohl selten die Gebete der Menschen zu Gott gestiegen.
In unserer skeptischen und pessimistischen Welt hat es immer und gibt es – trotz allem - auch heute noch Leute, die dieser Art der Gottesverehrung und Anbetung, diesem lauten und öffentlichen Glaubensbekenntnis der Katholiken kein Verständnis entgegenzubringen vermögen. Vielleicht begreifen sie es nun besser unter dem Eindruck dieses großen welterschütternden Krieges, der uns alle die gleiche Sehnsucht, die gleichen heißen Wünsche und Gebete an den Lenker der Schlachten erweckt hat.
Blumenschmuck für unsere Lazarette. Der Frühling ist eingezogen, die Gärten prangen im schönsten Blumenschmuck; es ist eine Lust, jeden einzelnen Garten zu betrachten, überall Blütenpracht in bunter Fülle. Da ist sicher die dringende Bitte am Platze: Gebt von eurem Ueberfluß den verwundeten Kriegern in den Lazaretten. Gerade der Bedauernswerten, die jetzt nur einen Blick durchs Fenster auf all die Lenzespracht da draußen werfen können, entbehren Blumen aufs schmerzlichste. Darum: Tragt Blumen in die Lazarette!
„Ernste sittliche Frauenpflichten“. Heute abend 8½ Uhr soll im Dreikaisersaal Frau Dr. Wegscheider von ernsten sittlichen Frauenpflichten reden. Dazu zwingt die Not der Zeit. Den Frauen ist die Hut der Jugend, ihnen ist die Pflege des neuen Geschlechtes anvertraut. Und nie sah das deutsche Volk mit größerer Erwartung auf die Kommenden als jetzt, wo es so viel der Besten unter den Lebenden verloren hat. An den Frauen, die der Krieg verschont hat, ist es, ihren Dank dem Vaterlande darzubringen durch doppelten Eifer. Hüterinnen der Sittlichkeit zu sein, das sei ihre heilige mütterliche Aufgabe.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 5. Juni 1915
Die Stadtverordneten erledigten in ihrer gestrigen Sitzung mehrere Sonderrechnungen aus dem Jahre 1913, beschlossen die Neupflasterung der Wenzelgasse zwischen Markt und Brückenstraße, die Anschaffung einer Kartoffelschälmaschine für das Pflegehaus und die Uebernahme der Aufbewahrungs- und Unterhaltungskosten für die Rosenmontagskostüme auf die Stadt. Zu einem Antrage der Freien Wirte-Innung auf Strompreisermäßigung für die Großabnehmer während des Krieges wurde beschlossen, daß diejenigen bisherigen Großabnehmer, die die Grenze von 5000 verbrauchten Kilowattstunden jährlich im Kriege nicht erreichen, nicht für jede fehlende Kilowattstunde 30 Pfg. nachzahlen, sondern für die wirklich verbrauchte Strommenge 40 Pfg. die Kilowattstunde bezahlen sollen.
In geheimer Sitzung wurden für die Grundstücke Koblenzer Straße Nr. 72 bis 106 (auf der Westseite zwischen Weber- und Arndtstraße) Vorgärten festgesetzt. Dem Deutschen Genesungsheim in Wiesbaden, das die Einrichtung von Genesungsheimen in deutschen Kur- und Badeorten für Angehörige der österreichisch-ungarischen und ottomanischen Armee und Marine sich zur Aufgabe gestellt hat, wurde eine Zuwendung von 5000 Mk. bewilligt.
Die Rekruten des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 53 aus Köln, über 500 Mann, machten am Fronleichnamstage einen Ausflug nach Bonn, Godesberg und Honnef. Sie trafen gegen 8 Uhr früh mit der Rheinuferbahn in Bonn ein, zogen dann unter den lustigen Klängen einer Bonner Militärkapelle auf den Venusberg. Nachdem in der Casselsruhe ausgiebig gefrühstückt und auf dem Exerzierplatze einige Bewegungsspiele unternommen worden waren, wurde gegen Mittag der Marsch nach Godesberg, Mehlem, Königswinter, Honnef angetreten. Im Honnefer Kurgarten wurden die jungen Vaterlandsverteidiger wieder frei bewirtet, dann wurde am Abend nach Köln zurückgefahren.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein neues Hirtenschreiben des Erzbischofs von Köln wird am Sonntag den 6. Juni von allen Kanzeln des Erzbistums verlesen. Es wird darin zum Ausdruck gebracht, daß das Gebet um Gottes Schutz und Segen für unser Land nicht vergebens gewesen sei, da bis jetzt Gott unsere Waffen gesegnet habe. Wir sollen aber nicht nachlassen im Beten, da die schwere Kriegsprüfung noch weiter fortdauert. Der Erzbischof empfiehlt den Gläubigen besonders die Andacht zum göttlichen Herzen Jesu. Um den Erneuerungstag der Weihe an das Herz Jesu auszuzeichnen, wird am darauffolgenden Sonntag (13. Juni) in allen Kirchen der Erzdiözese ein dreizehnstündiges Gebet zur Erlangung eines baldigen siegreichen Friedens stattfinden.
Ein ausgewachsener Rehbock hatte sich heute morgen in unsere Stadt verirrt. Im Hofgarten fand seine Wanderung dadurch ein jähes Ende daß er sich mit seinem Gehörn in dem Einfassungsgitter an der evangelischen Kirche verfing und trotz aller Bemühungen nicht mehr los kommen konnte. Anfangs wagte niemand sich dem heftig um sich schlagenden Rehbock zu nähern bis schließlich ein Postbeamter das Tier aus seiner mißlichen Lage befreite und es mit zum Postamt nahm, wo es in Ruhe der weitere Dinge entgegensieht. Gestern nacht wurden sogar mehrere Rehböcke in der Poppelsdorfer Allee beobachtet.
Wegen Vergehens gegen die Bundesratsverordnung über den Mehlverbrauch waren verschiedene Bäcker und Geschäftsleute aus Bonn gestern vor dem Schöffengericht angeklagt, weil sie die vorgeschriebene Mehlbestandsanzeige nicht rechtzeitig erstattet hatten. Durch Auskunft des Mehlamts wurde festgestellt, daß der Mehlvorrat der sämtlichen Angeklagten weniger als zwei Zentner betragen habe, sodaß keine Anzeige erforderlich war. Das Gericht sprach daher die Angeklagten frei.
Wegen Vergehens gegen die Bäckereiverordnung des Bundesrats hatte sich eine Anzahl Bäcker aus der Umgegend gestern vor dem Schöffengericht zu verantworten. Einige von ihnen hatten, entgegen der bestehenden Verordnung, in das Brotbuch nicht das Datum eingetragen, an dem das Brot ausgegeben war. Zwei hatten in einer Woche mehr Brot ausgegeben als den Beziehern zustand. Sie entschuldigten sich damit, daß sie in der folgenden Woche weniger ausgegeben hätten. Das Urteil lautete für sämtliche Angeklagte auf je 5 Mk. Geldstrafe.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zur Erledigung der Quartierentschädigung. An das Oberbürgermeisteramt sei an dieser Stelle die freundliche Bitte gerichtet, die Beamten, die die Erledigung der Forderungen aus den Quartierbilleten zu besorgen haben, dahin anzuweisen, daß der Geschäftsgang sich möglichst rasch abwickelt. Die Bürger, deren Einkommen durch den Krieg geschmälert ist und die durch die Nahrungsmittelteuerung, Erhöhung der Preise für Stiefel, Kleider usw. empfindlich belastet sind, würden es wohl allgemein mit Dank begrüßen, wenn sie ihre Entschädigung für die wochenlange Beherbergung von Militärpersonen möglichst rasch angewiesen erhielten.
Es bedarf keines Nachweises, daß die Bürger die Verpflegung im vaterländischen Interesse gerne und opferwillig leisten, auch trotz des Umstandes, daß zu dem von der Stadt gewährten Entschädigungssatz der Bürger aus seiner Tasche täglich noch 1 Mark bis 1,50 Mark hinzuzahlen muß, um die militärischen Quartiergäste in befriedigender Weise verpflegen zu können. Es bedeutet aber eine unnötige Erschwerung der willig gebrachten Opfer, wenn die Auszahlung der Entschädigung sich wochenlang hinzieht.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Sonntag, 6. Juni 1915
Fürsorge für Kriegsbeschädigte. Das Versicherungsamt der Stadt Bonn weist auf die Notwendigkeit hin, den Kriegsverletzten neben der Rente, die sie vom Reich erhalten, lohnenden Arbeitsverdienst in ihren früheren oder anderen geeigneten Berufen zu verschaffen. Es schreibt: Kein Kriegsverletzter braucht zu verzagen; es wird sich ihm sicher Verdienst bieten, wenn nicht in seinem Berufe, so dann in einem anderen, den kostenfrei zu erlernen schon reichlich Gelegenheit geboten ist. Auf seinen guten Willen und eine gewisse Entschlossenheit wird es wesentlich mit ankommen, inwieweit seine Lage sich verbessern läßt. Für alle wird gesorgt und Arbeit geschaffen werden können, gleichgültig, ob sie Finger oder Arme oder Beine verloren haben, ob ihnen das Augenlicht oder das Gehör abhanden gekommen ist oder ob sie sonstige Verletzungen erlitten haben. Nur Mut und Willenskraft seitens der Verletzten gehört dazu, ihnen eine geregelte Tätigkeit und damit die Erreichung des Zwecks unseres Daseins zu sichern, der für die gesamte Menschheit in Arbeit und Pflichterfüllung besteht. Besonders sollten in diesem Sinne auch die Angehörigen der Verletzten wirken und ihnen Mut einsprechen; sie werden damit dem Verletzten den besten Liebesdienst erweisen. Ausdrücklich soll erwähnt werden, daß die Bestrebungen dafür, den Kriegsverletzten wieder zu einem lebenswerten Leben zu verhelfen, keinesfalls den Zweck haben, etwa auf den Rentenbezug in irgendeiner Weise einzuwirken. Für alle Verletzten wir bereitwilligst durch das Versicherungsamt der Stadt Bonn Rat und Auskunft gewährt.
Lesestoff für erblindete Krieger. Um den vielen erblindeten Kriegern ihr schweres Los etwas zu erleichtern, ist es erwünscht, daß die Blinden-Bibliotheken vergrößert werden. Damen, die Zeit, Ausdauer und Interesse für die Blindenschrift haben und bereit sind, Bücher oder Schriften in Blindenschrift zu übertragen, werden gebeten, sich bei der Leiterin der Abteilung für Blindenschrift des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes, Frau Aline Jung, Kurfürstenstraße 50, nachmittags zwischen 2 und 4 Uhr zu melden. Die erforderliche Anleitung und das Material werden kostenlos gegeben.
Liebesgaben für Karpathen-Truppen. Auf die Liebensgabensammlung für die Truppen, die auf den Kriegsschauplätzen Galiziens und der Bukowina kämpfen, sei nochmals aufmerksam gemacht. Diesen tapferen Truppen, in deren Reihen viele Söhne des Rheinlandes stehen, dürfen Beweise unserer dankbaren Anerkennung nicht fehlen. Es wird also gewiß nicht vergebens ein Aufruf an den Opfersinn unserer Mitbürger ergehen. Außer Geldspenden, die zum Ankauf von Liebesgaben verwendet werden, sind willkommen: Hemden (nicht Wolle), Taschentücher, Handtücher, Socken, Seife, Schokolade, Fruchtsäfte, Mineralwasser und vor allem auch Zigarren, Zigaretten und Rauchtabake. Die Sammelstelle für Bonn ist in der Rheinisch-Westfälischen Diskonto-Gesellschaft (Münsterplatz), die bis morgen abend Gaben entgegennimmt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Rheinischer Fremdenverkehr. In seinem soeben herausgegebenen Jahresbericht für 1914 weist der Rheinische Verkehrsverein auf die Störungen hin, die im August v. J. der Fremdenverkehr am Rhein erfuhr, knüpft daran aber folgende beherzigenswerte Mahnung: Vorwärts wollen wir schauen, getrost der Zukunft entgegensehen und den Beweis erbringen, daß auch in dem rheinischen Volke jene unbezwingliche Kraft wohnt, von der das gesamte deutsche Wirtschaftsleben ein so glänzendes Zeugnis täglich ablegt. Wir hoffen zuversichtlich, daß auch die rheinische Fremdenindustrie die durch den Krieg geschaffene Lage gut überstehen wird, und daß sie genügend innere Kraft zu neuem wirtschaftlichen Aufschwung in der kommenden Zeit besitzt. Es ist zweifellos, daß die mühsame Arbeit mancher Jahre zerstört ist und daß manches blühende Unternehmen ruhen muß. Dies darf uns jedoch nicht abhalten, weiter tätig zu sein. Wir wollen nicht ruhen noch rasten, wir wollen weiter arbeiten, um das Bestehende zu erhalten und die großen Interessen unseres Gebietes zu wahren. Jede Arbeit, die im gegenwärtigen Augenblick und in den kommenden Monaten durch die Verkehrsvereine geleistet wird, ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Zukunft. Es dürfte daher die Pflicht jeder Stadt, jeder Gemeinde und jedes Vereins sowie aller am Fremdenverkehr beteiligten Personen sein, die bestehenden Einrichtungen zu unterstützen, damit dieser wichtige Teil des wirtschaftlichen Gedeihens unserer schönen Heimat erhalten bleibt.
Für unsere rheinischen Jungens im Felde. Nach anstrengendem Dienst im Schützengraben werden den Mannschaften regelmäßig einige Tage Ruhe gegönnt. Diese Ruhe wird in den Lagern verbracht. Hier sollen Truppen, Offiziere und Mannschaften neuen Mut und Lebensfreude sammeln. Hierzu ist es aber nötig, daß die Lager wohnlich eingerichtet werden und daß den Leuten Zerstreuung und Abwechselung geboten wird. Unsere rheinischen Jungens bitten hierbei zu helfen. Benötigt werden Musikinstrumente: Klaviere, Grammophone, Harmonikas, Wand- und Zimmerdekorationen, Kücheneinrichtungen, Bettwäsche, Matratzen, Bettstellen, Kopfpolster; ferner Unterhaltungsspiele: Kegeln und Kugeln, Dame- und Schachbretter, Tennis- und Fußbälle, Turngeräte aller Art, besonders Reckstangen, Badewannen, Möbel aller Art, Tische, Stühle, besonders Liegestühle. Sammelstelle für Bonn Baracke des Roten Kreuzes, Quantiusstraße (Telephon 4875); Sammelstelle für Godesberg, Rheinallee 22. Auf Wunsch werden die Sachen auch abgeholt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Seltener Besuch. Ein junges Reh stattete gestern den Anlagen und Wiesen unserer Stadt einen Besuch ab. In mehreren Sprüngen tanzte es auf der Hofgartenwiese, fraß von dem Gras und dem jungen Laub der Büsche und ließ sich in seiner lustigen Freiheit nicht stören, bis Vorübergehende es einzufangen versuchten. Da setzte das Tierchen in weiten Sprüngen durch die Anlagen auf den Kaiserplatz, sprang dort, von mehreren Burschen verfolgt, in das Schaufenster eines Teppichgeschäftes, das dabei in Trümmern ging, und verfing sich schließlich mit seinem Gehörn in dem eisernen Gitter der evangelischen Kirche. Dort wurde es, an allen Gliedern bebend, eingefangen und dann der Polizei zugeführt. Ob es dort nun mit einem Verweis davonkam, oder ob man ein Verfahren wegen groben Unfugs und Sachbeschädigung gegen den fröhlichen Waldbewohner einleiten wird, entzieht sich unserer Kenntnis. Vorläufig befindet sich das Tierchen in der Obhut eines Kessenicher Landwirtes. Wenn es einem Zwinger entsprungen ist, kann der Eigentümer sich bei der Polizei melden.
Mehrere Bäcker mußten sich gestern vor dem Schöffengericht verantworten, weil sie in einigen Fällen nicht das Datum der Brotabnahme in das Brotbuch eingetragen hatten, in anderen Fällen Kunden mehr Brot abgegeben hatten, als sie nach den bestehenden Vorschriften durften. Jeder der Angeklagten wurde zu einer Geldstrafe von 5 Mark verurteilt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 7. Juni 1915
Die Ortsgruppe Bonn des Eifelvereins veranstaltete gestern für ihre männlichen Mitglieder und Gäste eine Wanderung in die Ginsterblüte der oberen Ahrberge. Überall auf den Hügeln und Bergen der Ahr blüht nun der Ginster, dessen Goldgelb von allen Hügeln leuchtet und das Auge der Wanderer entzückt. Von Rech aus führt der Weg auf den Steinerberg (531 Meter) und, nach kurzem Frühstück auf der Terrasse der Schutzhütte, hinunter ins Kesselinger Tal, jenseits wieder bergan und durch den Ort Fronrath weiter zum 670 Meter hohen Schöneberg, von dem aus sich herrliche Weitsicht über die ringsum liegenden Berggruppen und kleinen Ortschaften bietet. Nach längerer Mittagsrast erfolgte der Abstieg nach Herschbach im Herschbachtal und dann ging man weiter durchs Aschenbachtal wieder bergan bis auf die Hohe Warthe (620 Meter). Der schöne und verhältnismäßig bequeme einstündige Abstieg über Adorferhof und Gilgenbach nach Leimbach, von dem aus die Rückfahrt angetreten wurde, machte den Schluß der genussreichen Wanderung. Dem kundigen und liebenswürdigem Führer, Herr Berghoff gebührt der Dank aller Teilnehmer.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
500jähriges Hohenzollern-Jubiläum. Als Gedenktag der 500jährigen Herrschertätigkeit des Hohenzollernhauses ist auf besondere Bestimmung des Kaisers und Königs Donnerstag der 21. Oktober d. J. festgesetzt worden, da am 21. Oktober 1415 die Erbhuldigung auf dem Landtage in Berlin stattfand. Nach Allerhöchster Entschließung soll die Feier dieses vaterländischen Gedenktages, dem Ernste der Zeit entsprechend, auf eine angemessene Schulfeier in allen Unterrichtsanstalten am 21. Oktober, und auf eine kirchliche Feier an dem darauffolgenden Sonntage, den 24. Oktober, beschränkt bleiben. Der Unterricht am 21. Oktober fällt aus.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Es wird viel Klage darüber geführt, daß die Kornfelder von Personen, namentlich aber von Kindern, durch das Pflücken der Kornblumen zertreten werden. Abgesehen davon, daß derjenige, der unbefugt über Gärten, Aecker, Weinberge, Wiesen und Schonungen geht, fährt oder reitet, nach §368 des Reichs-Strafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 M. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft werden kann, ist jeder mit Rücksicht auf die jetzige Zeit, wo eine gute Ernte erforderlich ist, schon allein aus vaterländischem Interesse verpflichtet, eine mutwillige Zerstörung von Kornfrüchten zu vermeiden.
Warnung vor dem Baden im offenen Rhein. In diesen warmen Tagen sieht man wieder häufig junge Burschen und Männer im offenen Rhein baden. Unter Hinweis auf die vielen Opfer, die der Rhein in den letzten Jahren beim wilden Baden gefordert hat, wird vor dem Baden außerhalb der geschlossenen Badeanstalten und Strandbäder dringend gewarnt. Während der Wintermonate hat der Strom an vielen Stellen des Rheinbettes tiefe Löcher ausgewaschen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 8. Juni 1915
Der Bonner Männer-Gesangverein fuhr am vergangenen Sonntag mit seinen Angehörigen nach Honnef, um getreu seinem Wahlspruch: „In Freud und Leid zum Lied bereit“, den in der Heilanstalt Hohenhonnef verweilenden verwundeten Soldaten ein allerliebst zusammengesetztes Konzert zu bieten. Die Zahl der aktiven Sänger hatte, wie der zweite Vorsitzende, Herr Rechtsanwalt Mand, in einer kurzen Ansprache bemerkte, nicht unerheblich abgenommen, weil viele der jüngeren Herren zu den Fahnen einberufen waren. Gleichwohl mußte man die von den sechzig älteren, geschulten Mitgliedern vorgetragenen vaterländischen Chöre einfach mustergültig nennen, wozu die umsichtige Leitung des Dirigenten, des Herrn Kapellmeisters Sauer, nicht wenig beigetragen haben mag. Wie die Gesamtleistungen des Vereins, so ernteten auch die Einzelvorträge den reichsten Beifall der verwundeten Krieger, so daß hier wie dort Zugaben nicht ausblieben. Frl. Magda Deus trug eine Reihe entzückender Lieder vor. Ihre klangvolle Altstimme verriet eine gute Schulung des Organs. Als ebenbürtige Partnerin erwies sich Frl. Hertha Notzke. Ihre Violinenvorträge zeigten sichere Technik und reife Schulung. Herr M. Wienand (Vereinsmitglied) lieferte durch seine wuchtigen Vaterlandslieder den Beweis, daß seine Stimme trotz seines Amtes als Kompagniefeldwebels nichts von ihrer alten Frische verloren hatte. Daß die gesamten Vorträge den Zuhörern einen lang entbehrten, herzerhebenden Genuß bereitet hatten, bewies das markige Hurra, das die verwundeten Krieger nach einer Ansprache des Leiters der Heilanstalt Hohenhonnef allen Mitwirkenden entgegenbrachten. Eine photographische Aufnahmen aller Anwesenden soll die Erinnerung an diese schönen Stunden dauern festhalten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Varieté „Sonne“. Sehr interessant sind auch diesmal wieder die akrobatischen und equilibristischen Darbietungen. Graciosa nennt sich eine Künstlerin und ihre Nummer nennt sich Lawinenstürze: kopfüber stürzt sie nämlich aus immer höheren Höhen hinab. Franz Dousek malträtiert eine unzerbrechliche Puppe, die sich später als ein lebendiges Menschenkind erweist und Else Dousek heißt. Beide enden auch den Abend, und zwar mit einem Stelzenakt von Grazie. Einen schwierigen und vielseitigen equilibristischen Akt vollführen die drei Halkes, wobei die Möglichkeiten, was der menschliche Körper nicht alles vermag, zu bewundern sind. Mit Anmut trägt Lisette Norbert ein paar Sachen vor und Georg Busse entladet seinen Humor in zeitgemäßen Vorträgen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Beschäftigt Kriegsgefangene! Die Kgl. Eisenbahndirektion hat Antagstellern geantwortet, für Ausführung der Bauarbeiten auf der Strecke Liblar – Romerskirchen könnten den Braunkohlegruben keine Arbeiter entzogen werden. Die Unternehmen werden angehalten, Arbeiter aus anderen Gegenden und Krieggefangene zu beschäftigen.
Verkehr mit Kriegsgefangenen. Es ist durchaus ungehörig, mit Kriegsgefangenen in Verbindung zu treten und ihnen Sachen, wie z. B. Zigaretten, zuzustecken. Der Geber macht sich dadurch auch strafbar. Der Herr Kommandierende General in Koblenz hat eine Verordnung erlassen, nach welcher es verboten ist, mit Kriegsgefangenen in Verbindung zu treten, von ihnen Geld oder andere Gegenstände anzunehmen, für sie Besorgungen irgendwelcher Art zu machen oder ihnen irgendwelche Gegenstände auszuhändigen. Wer dieses Verbot übertritt oder zu solcher Uebertretung auffordert oder anreizt, wird, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 9. Juni 1915
Sanitätshunde. Von der Bonner Meldestelle ist ein weiterer Führer, Herr Kaufmann Jakob Same aus Roisdorf, zur Front abgegangen. – Da bei der Ersatzstellung der Sanitätshunde und Führer für den Ausfall im Felde durch die einzelnen Meldestellen oftmals Verzögerungen entstanden sind, ist nunmehr von der Heeresverwaltung in Fangschleuse bei Berlin ein „Militärdepot“ für Sanitätshunde und Sanitätshundeführer eingerichtet worden. Von dort aus wird in Zukunft der Ersatz nach der Front geregelt. Die bei den Meldestellen eingestellten Führer und Hunde werden nach der Ausbildung diesem Militärdepot überwiesen, werden dort sofort eingekleidet, vereidigt und sind vom Tage des Eintritts ab Soldaten. Diese Einrichtung bedeutet für den Sanitätshundedienst einen großen Fortschritt.
Die Hitze. Die ersten Junitage bringen uns heuer ganz ungewöhnliche Hitze. Am Montag wurde als Höchstwärmestand 29 Grad Celsius gemessen, gestern vormittag 1 Uhr gar 30 Grad. Solche Gluthitze beginnt für den Pflanzenwuchs bereits schädlich zu werden. Gelb und verbrannt wie Steppenland liegen die Rasenflächen da, die Frühjahrssaat leidet, durstig lassen Kartoffeln und Gemüsepflanzen die Köpfe hängen. Ein reichlicher Regenguß tut unseren Fluren not.- Die heuer gemessenen Temperaturen kommen denen aus dem berüchtigten Hitzejahr von 1911 gleich.
Bei dem Rheinischen Bundesschießen im Juli v. J. in M.-Gladbach errang, wie infolge des Krieges erst jetzt bekannt wird, unser Bonner Mitbürger J. J. Reeb, derzeit Waffenmeister im Garde-Jäger-Bataillon, vier wertvolle Preise und Geldbeträge.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
In den städtischen Rheinbadeanstalten herrschte gestern Nachmittag Hochbetrieb. Den Hauptprozentsatz der Besucher stellten die Benutzer des Freibades, das gestern Nachmittag den Frauen und Mädchen vorbehalten blieb. Schätzungsweise wurde die Freibadeanstalt am gestrigen Nachmittag von etwa 1½ bis 2000 Mädchen besucht. – Kein Wunder auch, denn das Wasser hatte eine Wärme von 22 Grad.
Wässert die Obstbäume! Fast alle Obstbäume zeigten in diesem Frühjahr einen reichen Blütenflor, so daß – da auch Nachtfröste wenig Schaden anrichteten – eine reiche Obsternte zu erwarten ist. Leider ist bei der anhaltenden Trockenheit zur jetzigen Zeit zu befürchten, daß ein großer Teil der kleineren Früchte abfällt. Jeder Obstzüchter sollte es sich daher zur Pflicht machen, seine Obstbäume schon in den nächsten Tagen durchdringend zu wässern; namentlich sollte dieses erfolgen bei Bäumen, die in leichtem Boden stehen und bei solchen, die auf flachwurzelnden Unterlagen veredelt sind, z. B. bei Apfelbäumen auf Paradiesunterlage. Bäume in Wiesen und Grasgärten leiden weniger unter Feuchtigkeitsmangel.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städt. Fleischverkauf. Die Stadtverwaltung hat in dankenswerter Weise nun auch noch einen dritten Verkaufstag in der Woche eingerichtet. Trotzdem ist eine Abnahme des Andranges nicht zu verzeichnen. Stundenweise stehen die Frauen vor dem Verkaufslokal und viele müssen, da sie im Haushalt nötig sind, unverrichteter Sache wieder heimgehen. Rätlich wäre es, wenn die Stadt ein übriges tun wollte und wie seiner Zeit beim Reisverkauf in der Franziskanerstraße, mehrere Verkaufsstellen einrichtete. Den Verkäufern wäre dadurch die Arbeit leichter gemacht und die Hausfrauen erhielten ihre Waren, ohne einen halben Tag versäumen zu müssen. Eine Hausfrau, die schon zweimal vergebens dort war.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
An die 19jährigen und alle diejenigen, die in diesem Jahre das 19. Lebensjahr vollenden, ergeht folgende Bekanntmachung des Oberbürgermeisters:
Sämtliche im Stadtkreise Bonn sich aufhaltenden Wehrpflichtigen des Geburtsjahres 1896 werden aufgefordert, sich unverzüglich im hiesigen Militärbureau, Rathausgasse Nr. 26, zur Stammrolle anzumelden. Mitzubringen sind der Geburtsschein oder sonstige Ausweise.
Noch mehr Liebesgaben für die Karpathen-Armee. Die Sammlung für unsere zur Zeit im heldenmütigen Kampfe stehende Karpathen-Armee hat ein sehr erfreuliches Ergebnis gehabt. Hemden, Strümpfe, Unterhosen, Tabake und vor allen Dingen Geldspenden sind reichlich geflossen. Vor allen Dingen ist es erfreulich, daß sich viele Familien die Mühe gegeben haben, ihre Gaben in kleine Pakete zusammen zu fassen und diesen einen Vers und ein paar liebe Zeilen beizufügen. Gerade derartige Sendungen erfüllen das Soldatenherz mit großer Freude. Zunächst sei hiermit allen Gebern herzlichster Dank gesagt. Der beste Dank wird für sie aber die Genugtuung sein, mit dazu beizutragen, unseren Helden ein kleine Freude zu bereiten.
Um zwei Eisenbahnwagen zu füllen, fehlt jedoch noch viel, und wir richten daher noch einmal die dringende Bitte an unsere Bürgerschaft, namentlich an diejenigen, die bislang abseits vom Wege gestanden haben, sich doch mit einer kleinen Gabe, sei es in Geld, sei es in Hemden, Unterhosen, Taschentüchern, Handtüchern, Insektenpulver, Schokolade und vor allen Dingen Tabake, zu beteiligen. Greift in Eure Taschen und gebt reichlich! Es ist die Pflicht der Zurückgebliebenen, auch Opfer zu bringen und es ist nicht nur eine Pflicht, sondern eine Dankesschuld. Der Zeitpunkt für den Abgang der Eisenbahnwagen ist bis zum 12. d. M. verschoben worden. Wir hoffen demnach, daß bis dahin dieser erneute Aufruf an die Bürgerschaft ein glänzendes Ergebnis haben wird, denn nur dieses kann unserer lieben Stadt Bonn zur besonderen Ehre gereichen. Die Gaben werden nach wie vor bei der Rheinisch-Westfälischen Diskonto-Gesellschaft am Münsterplatz, Ecke Sürst, angenommen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Donnerstag, 10. Juni 1915
Notreifeprüfung und Entlassungsfeier am Städt. Gymnasium und Realgymnasium.
Montag und Dienstag fand am Städt. Gymnasium und Realgymnasium die vom Kultusministerium für Juni angesetzte Notreifeprüfung statt. Außer 16 Oberprimanern, die als Kriegsfreiwillige ins Heer eintreten, unterzogen sich ihr 16 bei Kriegsausbruch aus Unterprima abgegangene, jetzt im Feld stehende Schüler. Von der Front aus Ost und West waren alle rechtzeitig eingetroffen. Sämtlichen Prüflingen konnte das Reifezeugnis zuerkannt werden. – Wegen des zur Zeit kurz bemessenen Urlaubs der jugendlichen Krieger fand die Entlassungsfeier schon am Mittwoch ½ 12 Uhr in der Aula statt. Nach einem einleitenden Vortrag des Schülerorchesters folgte ein flottes Chorlied „Frisch in den Kampf“. Mehrere Schüler trugen vom Geist der Stunde getragene Gedichte vor. Direktor Dr. Riepmann richtete Worte des Abschieds an die Abiturienten. Eine solche Notreifeprüfung, wie sie in diesen Tagen an unseren höheren Schulen stattgefunden habe, stehe beispiellos dar in der Geschichte des höheren Schulwesens. Außer den Abiturienten treten noch 8 Unterprimaner, 4 Obersekundaner und 10 Untersekundaner als Freiwillige ins Heer ein. Die Lehrer und Schüler, die das Städt. Gymnasium und Realgymnasium dem Vaterland zum heiligen Kampfe gestellt habe, bildeten eine gute halbe kriegsstarke Kompagnie. Die Bedenken, die sich vom nationalökonomischen Standpunkt gegen eine solche starke Heranziehung der gebildeten Stände ergäben, würden zerstreut durch die Notwendigkeit, daß die alte deutsche Wehrhaftigkeit erhalten, ja gesteigert werden müsse. Der Chor schloß die Feier mit zwei frischen Kriegsliedern.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Wehrbund. Die Leitung des Wehrbundes hatte am verflossenen Sonntag als Uebung das Aufsuchen eines Schützengrabens aufgestellt, der im Wald zwischen der Waldau und dem Annaberge an versteckter Stelle ausgehoben worden war. Nach erfolgreicher Erledigung der Aufgabe zogen die Abteilungen zu den auf dem Exerzierplatze angelegten Schützengräben. Hier hielt Herr Hauptmann Glißner, der an den Kämpfen im Westen teilgenommen hat, einen Vortrag über die Schützengräben, wie sie nach den gewonnenen Erfahrungen im Felde angelegt worden sind. Der Vortrag, der mit herzlichem Dank entgegengenommen wurde, gab nicht nur ein anschauliches Bild der genannten Anlagen, sondern auch in seiner lebendigen Schilderung eine Darstellung der an Anstrengungen und opferfreudigen Hingabe reichen Tätigkeit unserer mutigen Feldgrauen. Für den kommenden Sonntag ist ein Begegnungsgefecht auf dem Venusberg in Aussicht genommen. In Vorbreitung sind ein Marsch nach Köln zur Besichtigung des dortigen Pionierübungsplatzes und eine Uebung an der Sieg, bei der eine Brücke geschlagen werden soll. Die Schwimmübungen haben nun auch begonnen. Sie finden Sonntags im Freibad statt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ein erfrischender Gewitterregen brachte gestern nachmittag Menschen, Tieren und Pflanzen die längst ersehnte Erquickung. Auf den Feldern und in den Gärten sog die trockene Erde das Wasser gierig ein. Neues Leben stieg in die schon wachstumsmüde gewordenen Halme und Aeste und Pflanzen jeder Art, die gereinigte Luft spendete am Abend wohltuende Kühlung. Obwohl der Regen über eine Viertelstunde lang „wie mit Eimern“ goß und dann noch etwa eine halbe Stunde in dünnen Fäden aus den Wolken kam, sind die Wünsche der Landwirte und Gärtner noch lange nicht befriedigt. „So einen Landregen von 3 oder 4 Tagen könnten wir brauchen“, sagen die Landleute.
Erntehilfe während der Ferien. Bei der diesjährigen Ernte wird der Mangel an geeigneten Arbeitskräften unvergleichlich schwerer empfunden, als im vorigen Jahre. Jeder einigermaßen wehrfähige Knecht steht jetzt unter den Fahnen, und städtische Arbeitslose finden jetzt in den Städten selbst passende Verdienstmöglichkeiten. So wird also die Hilfe unseres Jungvolkes auf dem Lande doppelt willkommen sein. Während des verflossenen Jahres hat sich die Hilfsbereitschaft unseres Jungvolkes unvermindert erhalten, es brauchen ihm nur neue Richtungen und Wege gewiesen werden. Der kräftige und noch nicht wehrfähige Teil unserer Schuljugend sehnt sich nach einer Gelegenheit, sich gewinnbringend für des Vaterlandes Wohl einzusetzen. Wenn also erneut der Aufruf an unser Jungvolk ergeht, sich schon zu rüsten, um wohlvorbereitet während der Ferien wieder zu ernster Landarbeit hinauszuziehen, dann wird kein rechter deutscher Junge zurückstehen wollen. Mancher Sekundaner wird begeistert aufspringen, die Jacke ausziehen, die Hemdsärmel aufrollen und durch entsprechende Gebärden seine Eltern davon überzeugen suchen, daß er fähig ist, kräftig mit in die Speichen zu greifen. Doch darf die Sache nicht überhastet werden. Mit freudiger Begeisterung ist es nicht getan; man darf die Arbeit, die auf dem Lande erwartet wird, nicht unterschätzen. Wohlvorbereitet, theoretisch wie praktisch, müssen unsere jugendlichen Hilfskräfte dieses Jahr hinausziehen, denn es fehlt diesmal nicht an Zeit zu gründlicher Vorbereitung. Sicher finden sich Sachkundige bereit, die zur Hilfeleistung sich Meldenden an einigen Abenden theoretisch mit den Erfordernissen der Erntearbeit bekannt zu machen. In den Turnstunden könnten praktische Uebungen gemacht werden. Zu ordentlicher, planmäßiger Durchführung dieses Hilfswerkes tut eine großzügige, weitverzweigte Organisation not, die schleunigst geschaffen werden muß. Vor allem wäre darauf zu achten, daß nur solche jungen Leute aufs Land hinaus geschickt werden, die zu arbeiten ernstlich bereit und nicht etwa nur auf eine kostenlose Sommerfrische lüstern sind.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 11. Juni 1915
Sommerurlaub. Die Frage, ob im Kriege Sommerurlaub gewährt werden soll, wird gegenwärtig, wo die Reifezeit eingesetzt hat, in Angestelltenkreisen lebhaft erörtert. Auch die kaufmännischen Vereine beschäftigen sich mit dieser Frage und machen die Wünsche ihrer Mitglieder in angemessener Weise geltend. So heißt es in einem Rundschreiben, durch das sich der Kaufmännische Verband für weibliche Angestellte E. B. (Sitz Berlin) an die Kaufmannschaft wendet: „Sehr viele Angestellte haben im vorigen Sommer ebenso wie zahlreiche Geschäftsinhaber auf den üblichen Urlaub verzichten müssen. Wir geben zu, daß angesichts des in manchen Betrieben herrschenden Personalmangels die Regelung des Sommerurlaubes in diesem Jahre gewissen Schwierigkeiten begegnen wird. Trotzdem möchten wir aus den Gründen, die überhaupt zu der immer weiteren Verbreitung dieser wohltätigen Einrichtung geführt haben, die Bitte aussprechen, da, wo es irgendwie angängig erscheint, in diesem Sommer einen Urlaub unter Fortzahlung des Gehaltes zu gewähren. Aus gesundheitlichen Gründen dürfte er nicht weniger notwendig sein als in früheren Jahren. Sollten in einzelnen Betrieben die Verhältnisse dies nicht gestatten, so würde sich wohl die Bewilligung eines freien Nachmittags in jeder Woche durchführen lassen. Es ergeht daher an die Kaufmannschaft die Bitte, falls die Beurlaubung für eine längere zusammenhängende Zeit durchaus unmöglich ist, der Anregung des freien Wochentags-Nachmittags besondere Beachtung zu schenken.“ Es ist zu wünschen, daß dieses Rundschreiben recht weite Verbreitung und gute Beachtung findet.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe wird am Sonntag den 20. d. Mts. in Köln der Weihe des „Kölner Bauer in Eisen“ beiwohnen. Der „Kölner Bauer in Eisen“ ist bekanntlich ein hölzernes Standbild, das auf dem Platz vor dem Gürzenich in Köln aufgestellt wurde und durch Einschlagen von Nägeln eine Rüstung aus Panzerschuppen erhalten soll. Die Nagelung kann von jedem gegen eine entsprechende Geldspende vorgenommen werden. Man hofft auf diese Weise ein schönes Sümmchen im Interesse unserer Krieger und deren Familien zu erhalten. Prinzessin Adolf wird nach dem Weiheakt die erste Panzerschuppe einschlagen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Literarischer Verein am städt. Gymnasium. Am morgigen Samstag, nachmittags um 6 Uhr, veranstaltet der literarische Verein am städtischen Gymnasium wieder einen seiner beliebten Unterhaltungsabende in der Aula. An diesem wird das erste Mal das Schülerorchester als eine dem Verein angegliederte Musikgruppe mitwirken. Außer Orchestervorträgen und Rezitationen gelangen auch Solovorträge von Mitgliedern der Musikgruppe zur Aufführung. Die Karten sind bei den Vereinsmitgliedern und an der Abendkasse zu haben. Da der Eintrittspreis sehr gering ist, dürfte ein guter Besuch zu erwarten sein.
Kühlung für die Feldgrauen! Nach Ausbruch des Krieges im Sommer vorigen Jahres wurde ein gutes Mittel für die sehr unter der Hitze leidenden Soldaten empfohlen. Es handelt sich um die Anbringung eines feuchten Schwammes im Helm, wodurch eine erhebliche Herabsetzung der Temperatur unter dem Helm erzielt und der Entstehung eines Hitzschlages vorgebeugt wird. Bei der jetzigen heißen Witterung ist ein Hinweis auf dieses einfache Mittel gewiß am Platze.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Samstag, 12. Juni 1915
Landwirtschaftliche Akademie. Lehrerinnen der landwirtschaftlichen Haushaltungskunde werden zufolge einer ministeriellen Entscheidung an der landwirtschaftlichen Akademie in Bonn-Poppelsdorf als ordentliche Hörerinnen unter denselben Bedingungen wie die männlichen Hörer zugelassen. Ueber ihre Zulassung zur Prüfung als Landwirtschaftslehrer wird indessen von Fall zu Fall entschieden.
Patronenhülsen und Geschossstücke abliefern. Der kommandierende General des 8. Armeekorps erläßt folgende Bekanntmachung: Patriotische Pflicht eines jeden Staatsbürgers ist es, alle in seinem Gewahrsam gelangten Gegenstände der Bewaffnung und Ausrüstung, welche von dem eigenen Heere zurückgelassen worden sind oder zur Kriegsbeute gehören, sofort der nächsten Militär- oder Polizeibehörde abzuliefern. Die Verpflichtung erstreckt sich insbesondere auch auf verbrauchte Munitionsteile jeder Art. Wer sich widerrechtlich Beute – oder Fundstücke aneignet, gleichviel auf welche Art – sei es auch durch Schenkung oder Kauf – setzt sich unnachsichtiger strafrechtrechtlicher Verfolgung aus. Es kann daher auch nicht gebilligt werden, daß Munitionsteile – wie u. a. kupferne Führungsbänder von Artilleriegeschossen – zu Erinnerungszeichen – Armbänder usw. umgearbeitet werden. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 17.12.1914 – IV a 8654/7107 – wird daher erneut vor Aneignung von Beute- und Fundstücken jeder Art dringend gewarnt. An alle, welche derartige Gegenstände eigenmächtig in Verwahrung halten, ergeht die Aufforderung, sie unverzüglich bei der nächsten Polizeibehörde abzuliefern.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein Gewitter löste gestern das andere ab. Dabei gingen wieder gewaltige Regenmassen nieder, die Straßen überschwemmten, die Kanäle verstopften und die Keller unter Wasser setzten. Der Regenmesser zeigte 24,4 mm Niederschläge. Stellenweise war der Regen mit Hagel vermischt.
Mit den Schutzimpfungen gegen Cholera und Typhus sind bei unseren im Felde stehenden Truppen gute Erfolge erzielt worden. Es scheint daher wünschenswert, auch der Zivilbevölkerung die Möglichkeit zu geben, solche Impfungen durch praktische Aerzte an sich ausführen zu lassen. Die Impfstoffe sind im Kgl. Institut für Infektionskrankheiten „Robert Koch“ vorrätig.
Die öffentliche Anpreisung von Wahrsagern, Phrenologen und ähnlichen Personen wird durch die Verfügung des Königlichen Gouvernements der Festung Köln untersagt. Auch das Einrücken von Anzeigen in die Zeitungen und das Aushängen von Schildern ist verboten. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Bonner Liedertafel hat am Dienstag abend ihre diesjährige Generalversammlung abgehalten. Vor Eintritt in die Tagesordnung würdigte der Präsident Herr Bankdirektor Weber mit trefflichen Worten die gegenwärtige ernste Zeit in Verbindung mit dem Vereinsleben der Liedertafel. Nach dem Jahresbericht des Schriftführers Schmitz zählt die Liedertafel gegenwärtig 660 Mitglieder, darunter 260 aktive. Zu den Fahnen einberufen sind rund 150 Sänger. Von ihnen starben bisher 3 den Heldentod. Von den Inaktiven sind 2 auf dem Feld der Ehre gefallen. Trotz der großen Zahl Einberufener haben die zurückgebliebenen Sänger von Anfang des Krieges an fast jeden Sonntag in Lazaretten zur Aufmunterung der Verwundeten gesungen. Auch in der Folge soll das geschehen. Von größeren Konzertunternehmungen mußte im verflossenen Berichtsjahre mit Rücksicht auf die Kriegslage Abstand genommen werden, ebenso wie von der für den Monat August 1914 geplanten und gänzlich vorbereiteten Sängerreise nach Süddeutschland. (...) Weiter wurde beschlossen, in nächster Zeit in den Gartenanlagen der Lesegesellschaft ein Konzert zu veranstalten, zu welchem die sämtlichen in Bonn befindlichen Verwundeten eingeladen werden. Zu diesem Konzerte sollen auch die Familien der aktiven und inaktiven Mitglieder freien Zutritt haben.
Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern früh in einem Hause in der Thomastraße. Die 34 Jahre alte Frau Heinrich Moll aus Bonn-Endenich sollte bei einer Familie im ersten Stockwerk des Hauses Wascharbeiten verrichten. Als sie von einem Fenster der im ersten Stock befindlichen Waschküche aus auf einem anstoßenden Glasdach eine Wurzelbürste holen wollte, stürzte die Frau durch das Dach in den zementierten Hof und blieb mit schweren Kopfverletzungen tot liegen. Frau Moll hinterlässt vier Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren. Ihr Mann ist zum Heeresdienst eingezogen und befindet sich in Diedenhofen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Etwas mehr Ruhe vor unseren Krankenhäusern ist dringend zu fordern. Besonders die Stunde nach Mitternacht ist entsetzlich für die Schmerzgequälten, die auf irgendeinem Schlachtfelde ein Glied oder ganzen Körperteil verloren oder von einer Kugel oder einem Granatsplitter zu Tode getroffen worden sind – für uns. Schon in normalen Zeiten sollte ein Krankenhaus soviel wie möglich dem lauten Lärm des Lebens entrückt bleiben. Nur wer es selbst erfahren, kann allerdings beurteilen, wie jede laute Aeußerung sorglos heiteren, gesunden Lebens den Leidenden quält. Oh ihr, die ihr nie gelitten, ihr kennt den Jammer der Kranken nicht! Könnt euch nicht vorstellen, was es heißt sich in Schmerzen winden zu müssen, wenn draußen das Leben jauchzt, dem jede Fiber entgegenzittert! Gedenket der qualvoll Stöhnenden hinter den ernsten, stillen Krankenhausmauern, wenn ihr vorübergeht, bezähmt eure Lust, singt nicht, lacht nicht, dämpft, wenn möglich, selbst den Schall eurer Tritte. Hinter den Krankenhausmauern ist Elend und große Not. Und die da drinnen verstehen nicht, daß ihr lachen und lustig sein könnt bei all dem Jammer und Schmerz in der Welt. Besonders jetzt. Kranke selbst haben mir geklagt, daß der Lärm der Straße ihre Ruhe stört, das Gegröhle nahezu unerträglich und die kaum Eingeschlummerten nur zu oft jäh aufschreckt. Besonders die Insassen des Militärkrankenhauses an der Theaterstraße leiden unsäglich unter der Rücksichtslosigkeit nächtlicher Straßenpassanten. Eine bessere Aufsicht der Nachtpolizei wäre hier wohl angebracht. Jedem ruhestörenden Lärm in der Nacht muß unbedingt vorgebeugt werden, wollen wir, daß die armen Verwundeten in diesem Hause nicht noch mehr zu leiden haben. Gerade an dieser Stelle ist jeder Laut besonders stark. Jedes Wort, jedes Lachen und sicher jedes laute Rufen schallt und widerhallt an allen Enden. Abhilfe, soweit wie möglich, ist unbedingt zu treffen. Die Polizei, die durchweg auf Ruhe und Ordnung hält und peinlich darauf achtet, daß der tagsüber Angestrengte und Ermüdete in seiner Nachtruhe nicht gestört wird, hält hoffentlich nunmehr auch gerade hier peinlich Wache. Denn es tut wirklich not. Jka.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Sonntag, 13. Juni 1915
Königliches Gymnasium. Gestern wurde die Notreifeprüfung von elf Primanern, die für das Heer angenommen sind, abgeschlossen. Alle elf Schüler bestanden die Prüfung.
Die Notreifeprüfung der Unterprimaner, die im August in das Heer eingetreten sind und die nun von ihren Truppenteilen beurlaubt werden, beginnt am 21. Juni.
Lazarettzug K 1 Bonn. Der Bonner Lazarettzug hat am 3. Juni von Andernach aus seine zehnte Reise angetreten und nach kurzer Abstellung auf einem belgischen Bahnhof am 10. Juni in Chauny 240 Verwundete aufgenommen. Leider waren die Bonner Lazarette gefüllt, sodaß die Hoffnung, sie diesmal in Bonn abliefern zu können, sich nicht erfüllte. Nur 5 Kieferverletzte konnten am Freitag hier ausgeladen werden, die übrigen wurden nach Aachen, Euskirchen, Godesberg, Remagen und Andernach gebracht. Der Zug steht jetzt auf dem Godesberger Güterbahnhof und wird vermutlich sehr bald wieder ausfahren.
An Liebesgaben sind dringend erwünscht: Zigarren, Zigaretten, Mineralwasser, Schokolade, Marmeladen, Eier, Dauerwurst, Gemüse- und Obstkonserven. Ferner, da der Verpflegungssatz sehr knapp bemessen ist: Kartoffeln, Erbsen, Bohnen, Linsen, Reis, Kaffee, Thee, Fleischkonserven. Man wolle die Gegenstände möglichst bald in der Baracke des Roten Kreuzes, Quantiusstraße, abliefern, wo zwei Wagen des Zuges zur Aufnahme bereit stehen. Frische Gemüse sind sehr erwünscht, insbesondere solche, die sich im Kühlwagen einige Tage halten: Karotten, Blumenkohl, Wirsing, Spitzkohl. Da diese bei zu langer Lagerung verderben, soll der Tag für die Ablieferung noch bekannt gegeben werden. Wäsche und Decken sind reichlich vorhanden. Man wolle von weiteren Liebesgaben dieser Art absehen. (...)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Wegen Vergehen gegen die Bäckereiverordnung stand gestern wieder eine Anzahl Bäcker und Bäckersfrauen aus der Umgegend vor der Strafkammer. Eine Frau aus Vilich-Rheindorf, deren Mann im Felde ist, und die bereits einmal mit 15 Mark vorbestraft worden ist, hatte Feinbrot früher als am zweiten Tage nach Beendigung des Backens abgegeben. Sie wurde zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt. – Eine Filialleiterin aus Beuel hatte, nachdem sie bereits einmal deshalb bestraft worden war, wieder in zwei Fällen Brot vor dem zweiten Tage nach Beendigung des Backens verkauft. Das Urteil lautete gegen sie auf 100 Mark. Sie wurde jedoch ernstlich verwarnt, die Verordnung nicht wieder zu übertreten, da das Gericht sonst beim nächsten Mal eine Gefängnisstrafe gegen sie verhängen würde. – Ein Bäcker aus Troisdorf hatte Brot vorrätig gehalten, das bis zu 100 Gramm hinter dem vorgeschriebenen Gewicht zurückblieb. Ferner hatte er auch Brot vorzeitig verkauft. Das Urteil lautete gegen ihn auf 50 Mark Geldstrafe. – Eine Bäckersfrau aus Geislar hatte in einer Woche an eine Frau, die sehr darum gebeten hatte, mehr Brot als zulässig abgegeben und hatte es in dem Brotbuch für die folgende Woche eingetragen. Unter Berücksichtigung der besonderen Umstände erkannte das Gericht auf eine Geldstrafe von nur zehn Mark.
Strafbefehle sind wegen Vergehen gegen die verschiedenen Bundesratsverordnungen über die Sicherung der Volksernährung von jetzt ab zulässig. Der Strafbefehl wird vom Amtsgericht erlassen, nicht, wie irrig mitgeteilt war, von der Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft stellt nur den Antrag auf Erlaß eines Strafbefehls.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verhafteter Schwindler. Vor einigen Wochen verübte hier ein angeblicher Sektionsführer der freiwilligen Krankenpflege, Weber aus Kreuznach, Schwindeleien, indem er sich für angeblich Verwundete Geld und Sachen geben ließ. Dieselben Schwindeleien verübte Weber in Neuwied, Gera, Kloster Lausitz und Hamburg. An mehreren Stellen gab er sich auch als Dr. Scholl aus. In Hamburg wurde er nun entlarvt und festgenommen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 14. Juni 1915
Keinen Alkohol ins Feld senden. Der Minister des Innern hat eine Warnung vor der Zusendung alkoholhaltiger Genußmittel an die Truppen im Felde erlassen. Mit Rücksicht auf den Beginn der warmen Jahreszeit wird davon abgeraten, alkoholische Getränke als Liebesgaben zu senden. Warmer Trinkbranntwein wirkt erschlaffend und nachteilig auf die Gesundheit, besonders bei großen Anstrengungen. Wer Trinkbranntwein in der warmen Jahreszeit ins Feld schickt, erweist den Truppen keinen Liebesdienst, sondern gefährdet sie.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zum Kartoffelpreisabschlag. Vom Eldoradozustande zeitgemäß preiswerter Speisekartoffeln befinden wir uns hier in Godesberg immer noch weit entfernt. Trotzdem allerwärts ein enormer Preisabschlag der Kartoffeln gemeldet wird, und in Bonn städtischerseits „gute, handverlesene Speisekartoffeln“ sogar für 2,50 Mark pro Zentner abgegeben werden, kosten hier in Godesberg die Kartoffeln immer noch 4,50 Mark.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Der Schlitzrock. Als am Samstag abend eine Dame, die einen besonders auffallenden französischen Schlitzrock trug, durch die Sürst kam, wurde sie von einigen Herren, darunter auch Soldaten, verspottet. Sie flüchtete in eine Konditorei, wurde aber auch dort von der draußen wartenden Menschenmenge, die von Minute zu Minute größer wurde und schließlich die ganze Breite der Straße sperrte, durch Rufe verhöhnt. Unter dem Schutz der Polizei konnte die Dame nach einer Stunde ihren Weg fortsetzen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Hitzeferien für die Fortbildungsschüler und –Schülerinnen. Bei einer Temperatur von 30 und mehr Grad, die wir in den letzten Wochen verspürt haben, wäre es sehr erfreulich für uns Schüler, wenn uns hitzefrei gegeben würde. Die Volksschulkinder bekommen sogar schon mit 25 Grad Celsius im Schatten hitzefrei. Nur wir, besonders die Kaufleute, müssen uns in den Schulbänken der Fortbildungsschule totschwitzen. Auch wäre ein Bad in dieser Zeit den Schülern sehr angenehm. Ein Fortbildungsschüler, der badebedürftig sein will!
Elektrische Straßenbahn. Man schreibt uns: Könnten Sei nicht einmal anregen, daß die elektrische Bahn, rote Linie, abends, wenn auch nur einmal nach 8 Uhr bis zur Stadthalle durchfährt? In den heißen Tagen wäre es auch rentabel, da viele Personen gerade in der Gronau Erholung suchen und von da gerne zurückfahren, besonders ältere Leute. Einer im Namen Vieler.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Dienstag, 15. Juni 1915
Jahrhundertfeier der Deutschen Burschenschaft in Bonn. Zum Jahrhundertgedenktage der Stiftung der Deutschen Burschenschaft zu Jena am 12. Juni 1815 hatten sich am Samstag abend auf dem in der Burschenschafterbewegung an unserer Hochschule zu einer historischen Stätte gewordenen Schänzchen etwa achtzig alte und junge Burschenschafter unter Vorsitz des Herrn Geheimrats Kaiser (Alemania auf dem Pflug, Halle) zu einem feierlichen Kommers vereint. Eine recht beträchtliche Zahl für diese Kriegszeit; denn zu den zwölftausend Burschenschaftlern, die im Felde stehen, stellen die Rheinländer einen bedeutenden Teil; ist doch der Stand der in Bonn anwesenden Mitglieder der drei hiesigen aktiven Burschenschaften zusammen bis auf acht Köpfe geschmolzen. Es waren eben zu dem Kommers von Köln und Koblenz und aus näheren und entfernteren Ortschaften rheinaufwärts und rheinabwärts alle gekommen, die sich frei machen konnten; auch die aus den Kasernen und Lazaretten, und deren war ein so stattliche Zahl an der Kommerstafel, daß stellenweise zwischen den feldgrauen Waffenröcken das bürgerliche Gewand fast verschwand. (...)
Beim Gesang der alten historischen Burschenschaftslieder, bei gehaltvollen Gesprächen, verlief die würdige Feier in einer Stimmung, die vom Ernst, der Größe und Bedeutung der Zeit erfüllt war und allen Teilnehmern unvergeßlich bleiben wird.
Der stellvertr. Kommandierende General des 8. Armeekorps hat folgendes bestimmt: „Es haben Veröffentlichungen über die Gesamtverluste des deutschen Heeres und der Marine stattgefunden, die, wenn sie auch auf das amtliche in den Verlustlisten enthaltene Material Bezug nahmen, nicht Anspruch auf Richtigkeit erheben konnten und zum Teil weit übertriebene Zahlen angaben. Derartige Mitteilungen sind geeignet, grundlose Beunruhigungen in der Bevölkerung hervorzurufen und auch im Ausland unrichtige Vorstellungen über die deutschen Verluste wachzurufen. Ich verbiete daher alle derartigen Veröffentlichungen ohne Unterschied. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu 1 Jahre geahndet.
Die Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft, die auch in Bonn zahlreiche Freunde besitzt und nach deren Grundsätzen hier eine Siedlung gebaut werden soll, hat eine Denkschrift herausgegeben: Unseren Invaliden Heim und Werkstatt in Gartensiedlungen. (...) Die Denkschrift tritt (...) dafür ein, daß Gartensiedlungen im Sinne der Gartenstadt-Gesellschaft möglichst überall gegründet werden und daß in ihnen vor allem auch den Kriegsinvaliden Gelegenheit geboten wird, gesund und billig zu wohnen. Sie hebt die mancherlei Vorzüge hervor, die solche Siedlungen gerade den Kriegsinvaliden bieten können. U.a. wird betont, der genossenschaftliche Geist in den Siedlungen werde auch die Invaliden umschlingen und seine erzieherische Wirkung nicht verfehlen, er müsse gesunde Regungen wecken und nähren, Rentenpsychosen und Simulantentum aber hemmen und hindern. Dagegen wird davor gewarnt, besondere Kolonien für Kriegsinvaliden zu schaffen. Je mehr der Invalide unter Gesunden aufgehen könne, um so besser für ihn, während eine reine Kriegsinvalidenumgebung nur hemmend auf Willenskraft und Lebensfreude wirken müsse. (...)
Von der geplanten Gartenvorstadt Bonn am Liefelingsweg enthält die Schrift einen Gesamtplan, verschiedene Straßenbilder und Grundrisse. Die Mitgliederzahl der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Gartenvorstadt Bonn beträgt über 800. Mit der Bautätigkeit sollte vorigen Herbst schon begonnen werden, der Krieg verhinderte das aber. Inzwischen ist der ursprüngliche Bebauungsplan insofern abgeändert worden, daß in der besten Lage der Siedlung auch ein genossenschaftliches Ledigenheim für Kriegsinvaliden mit Werkstätten vorgesehen ist.
Metropol-Theater. Der Spielplan dieser Woche bringt wieder zwei größere Filmdramen mit namhaften Künstlerinnen in den Hauptrollen. Von ganz besonderem Interesse dürfte für Bonn ein Film sein, der die Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe bei dem Besuch eines Lazaretts zeigt. Von den Kriegsschauplätzen werden die neuesten Begebenheiten vorgeführt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Salondampfer Albertus Magnus veranstaltet morgen vormittag eine Sonderfahrt nach Königswinter.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Verkehr am Sonntag war wiederum ein außerordentlich reger. Staatsbahn, Siebengebirgsbahn und die Rheinuferbahn waren schon vormittags überfüllt. Unendlich viele Wanderer besuchten das Siebengebirge. Freilich sind die Damen jetzt stärker vertreten als die Herren. In Truppen von 10 und 20 Personen, den Rucksack aufgeschnallt, ziehen sie fröhlich singend in die Berge und Wälder.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 16. Juni 1915
Wehrbund. In des Waldes tiefsten Gründen, zwischen Annaberg und dem Exerzierplatz, lag Sonntag eine Abteilung des Wehrbundes verborgen, die sich nach den Bestimmungen der Leitung als geschlagen und auf der Flucht befindlich betrachten sollte. Trotz dieser Bestimmung zeigte diese Abteilung keinerlei Merkmale einer geschlagenen Truppe, erwies sich im Gegenteil als kühn, tatkräftig und unternehmungslustig und nahm von der Abteilung, die sie aufsuchen und gefangen nehmen sollte, eine ziemliche Anzahl Leute gefangen. Vom Tatendrang fortgerissen, setzte sie sich schließlich, als das ihr gesetzte Schicksal der Gefangennahme eintreten sollte, über die Bestimmung hinweg, das Lager nicht zu wechseln und bezog einen Lagerort, der sich in dem von ihren Gegnern bereits abgesuchten Teil des Waldes befand. Mit Aufwand aller strategischen Künste suchten diese inzwischen erfolglos weiter den ganzen Wald ab, bis schließlich, wie so oft im Ernstfall, durch Verrat der Lagerort mitgeteilt wurde. Das beabsichtigte Ende der Uebung blieb aber unerreicht; denn als man an der Lagerstelle anlangte, war der Vogel ausgeflogen und befand sich bereits auf dem Heimmarsche. Da die Rücksicht des Wartens geübt wurde, zogen schließlich alle Teilnehmer vereint zur Stadt zurück. Am nächsten Sonntag wird wahrscheinlich nach Köln marschiert zur Besichtigung des Pionier-Uebungsplatzes.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein vaterländisches Abzeichen haben die hiesigen vaterländischen Vereinigungen prägen lassen, das in Form von Broschen und Anhängern abgegeben wird und zwar zunächst nur in Silber. Auf dem Abzeichen wird unsere gewaltige Heeresmacht durch einen kräftigen Adler verkörpert, der in seinen Klauen ein Band mit dem Sinnspruch „Gott mit uns“ und den Jahreszahlen 1914/15 hält. Unter diesem Band befindet sich das Wappen der Stadt Bonn, umrankt von Eichen und Lorbeer. Der Adler wird überragt von einer Kaiserkrone und einem W II.
Es darf wohl angenommen werden, daß das vaterstädtische Interesse jeden unserer Bürger drängt, das wohlgelungene und ausgezeichnet geprägte Abzeichen zu besitzen. Die Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe hat als erste das Abzeichen entgegengenommen und angelegt. Die Abzeichen werden durch die Helferinnen der vaterländischen Vereinigungen und in der Geschäftsstelle der Rheinisch-Westfälischen Discontogesellschaft verkauft.
Neue Kartoffeln werden seit einigen Tagen auf dem hiesigen Markt zum Verkauf gestellt, jedoch einstweilen nur in geringen Mengen. Auf dem Kölner Markt wurden neue Kartoffeln gestern für 15 – 17 Mark der Zentner verkauft. Es ist aber bald ein Rückgang im Preise zu erwarten, da wir in diesem Jahre eine so reiche Ernte an Frühkartoffeln haben werden, wie in keinem Jahre zuvor. Sehr viel Oedland, das sonst nicht bestellt wurde, ist nämlich mit Kartoffeln bepflanzt worden. Da die neuen Kartoffeln nicht geschält, sondern nur abgekratzt zu werden brauchen, dadurch also kein Abfall vorhanden ist, so wird die Hausfrau lieber zu den neuen Kartoffeln greifen. Während des ganzen Winters wurden in der Hauptmarkthalle von Landwirten und Händlern keine Kartoffeln feilgeboten, wenn schon, dann zu unerschwinglichen Preisen. Jetzt wird das bald erheblich anders. Wenn erst die neuen Kartoffeln in größeren Mengen auf den Markt geworfen werden, und das wird recht bald der Fall sein, dann werden die alten Kartoffeln wenig begehrt werden. Es sind aber noch so ungeheure Mengen Kartoffeln vorhanden, daß voraussichtlich ein nicht unbedeutendes Quantum zugrunde geht, wenn es nicht als Viehfutter oder zu billigen Preisen an den Mann gebracht wird.
Weibliche Schaffner sieht man jetzt auch an der Bahnsteigsperre des Staatsbahnhofes in Köln-Mülheim, nachdem Frauen auf dem Kölner Hauptbahnhof schon einige Zeit als Schaffnerinnen tätig sind. Uebrigens versahen in Bonn schon vor dem Krieg zweitweise Frauen den Posten eines Bahnsteigschaffners.
Weibliche Aushilfs-Briefträger. Dem weiblichen Geschlecht erschließen sich jetzt zur Kriegszeit immer neue Berufszweige. Jetzt will sich ihm auch die Reichspost mehr als früher bedienen. Nach einer neuen Verfügung sollen während des Krieges in denjenigen Orten, wo sich ein Mangel an männlichen Kräften bemerkbar macht, auch weibliche Personen im Bestelldienst verwendet werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wegen Beleidigung des Pfarrers von Lengsdorf ist bekanntlich am 6. Februar d. J. der Student der Volkswirtschaft und stellvertretende Schriftleiter des Bonner „Volksmund“ Josef Kroth zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Der „Volksmund“ hatte einen Artikel veröffentlicht, der Herrn Pfarrer Nolte vorwarf, er behandle seine Pfarreingesessenen schlecht, halte die Arbeiter und Handwerker für heimliche Sozialdemokraten und ihre Kinder für „zukünftige Marats und Robespierres“, drangsalierte die Lehrer, horche an den Schultüren, ob der Unterricht pünktlich beginne, habe zum Boykott eines ihm nicht genehmen Gastwirtes aufgefordert und mache sich auch sonst noch unbeliebt. Der Verurteilte legte gegen die Bestrafung Revision beim Reichsgericht ein mit der Begründung, der Strafantrag richte sich gegen „Verfasser und verantwortlichen Redakteur“. Das Reichsgericht verwarf die Revision als unbegründet. Die Beleidigung sei hinreichend festgestellt und die Behandlung des Strafantrages und der Verantwortlichkeit durch die Bonner Strafkammer entspreche der maßgebenden Rechtssprechung.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Spendet Fahrstühle für die Verwundeten.
Die schöne Jahreszeit erweckt in jedem unserer genesenden und leidenden Krieger die Sehnsucht, ins Freie hinaus zu kommen, um die wohltuende Einwirkung der heilenden Sonne zu genießen. Leider kann nicht allen diese Freude gewährt werden, weil die Anzahl fahrbarer Krankenstühle nicht ausreicht. Da bietet sich nun Gelegenheit für hochherzige Bürger, helfend einzugreifen und Krankenstühle zu stiften. Wir hoffen, daß es nur dieses Hinweises bedarf, um den Opfersinn der Bürger auch nach dieser Seite anzuregen. Etwaige Krankenstühle werden gern in der Sammelstelle der Vaterländischen Vereinigungen – Rheinisch-Westfälische Diskonto-Gesellschaft, hier, Münsterplatz 1–3 – angenommen, um an die Lazarette überwiesen zu werden.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Donnerstag, 17. Juni 1915
Der Flottenbund deutscher Frauen, Ortsgruppe Bonn, veranstaltet nächsten Dienstag eine Dampferfahrt mit verwundeten Soldaten nach Linz und zurück. Die Abfahrt des Sonderdampfers von Bonn erfolgt nachmittags 3 Uhr. Gäste, Damen und Herren, können an der Fahrt teilnehmen. Wir verweisen auf die Anzeige in dieser Zeitung.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bismarckfackelzug zur Gronau, der sonst am Sommersonnenwendtag stattfand, fällt in diesem Jahr aus. Statt dessen wird am Montag morgen der Neunerausschuß mit den Chargierten der studentischen Verbindungen und dem Rektor der Universität an der Bismarcksäule eine kurze Feier veranstalten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Nachuntersuchung der beim Kriegsersatzgeschäft 1915 für zeitig untauglich befundenen Militärpflichtigen des Landkreises Bonn findet voraussichtlich am 24. oder 25. d. M. im Dreikaisersaal statt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 18. Juni 1915
Der Guvernör der Festung Köln erläßt folgende Bekanntmachung: „Es ist vorgekommen, daß Herren in Privatkreisen und in nichtöffentlichen Versammlungen Vorträge über militärische Angelegenheiten gehalten haben, deren Bekanntwerden in der Oeffentlichkeit unverwünscht erscheint. Mit Rücksicht darauf, daß diese privaten Mitteilungen durch die Zuhörer in weiteren Kreisen und durch diese im Auslande bekannt werden können, ordne ich hiermit an, daß auch nichtöffentliche Vorträge militärischen Inhalts mir vorher entweder im Wortlaute oder dem Inhalte nach zur Genehmigung vorzulegen sind. Zuwiderhandlungen gefährden nicht nur die Sicherheit des Vaterlandes, sondern ziehen auch die gesetzlichen Strafen nach sich.“
Kriegskochausstellung. Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe und der Interkonfessionelle Hausfrauenbund veranstalten am 25. Juni eine Ausstellung von kriegsgemäßen Speisen und Ersatznahrungsmitteln. Vor allem sollen außer Kriegsbackwerk und fleischloser Kost Gelatinespeisen gezeigt werden, da die Verwendung von Gelatine als Nahrungsmittel hier im Rheinland noch wenig bekannt ist. Fisch-, Gemüse- und Fleischsülzen sollen neben einer großen Anzahl von süßen Speisen zeigen, wie groß die Verwendungsmöglichkeit der Gelatine im Haushalt ist. In Deutschland sind bedeutende Mediziner und Nahrungsmittel-Chemiker für die Verwendung der Gelatine als Nahrungsmittel eingetreten. Aber nur in Norddeutschland ist der Gebrauch wirklich eingebürgert. Die Ausstellung wird hoffentlich die Frauen überzeugen, daß sie eine neue, billige und nahrhafte Ergänzung in den Gelatinespeisen finden können, die in der jetzigen Zeit gewiß nicht zu unterschätzen ist. Herr Dr. Albrecht (Düsseldorf) wird einen kurzen Vortrag halten über „Die Stellung der Hausfrau in der deutschen Volkswirtschaft“.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Lazarettzug K 1 hat seine elfte Fahrt ungewöhnlich schnell ausgeführt. Er fuhr am Dienstag abend vom Bonner Güterbahnhof ab, lud am Mittwoch nachmittag in Chauny 240 Verwundete aus den Kämpfen bei Moulin-sous-Touvent und brachte diese am Donnerstag nach Frankfurt am Main. Von dort wird er sofort über Bonn nach Chauny zurückfahren.
An Liebesgaben sind sehr dringend erwünscht: Zigarren, Zigaretten, Rotwein, Karotten, Möhrchen, Erbsen, dicke Bohnen, Blumenkohl, Spitzkohl, Wirsing, Zitronen, Dauerwurst, Marmelade, (wenn möglich in Blechbüchsen).
Den Bonner Marktfrauen gebührt besonderen Dank für die reichlichen Gaben an frischen Gemüsen, die Dienstag morgen in Empfang genommen und schon Mittwoch und Donnerstag den Verwundeten verabfolgt werden konnten. Außerdem wurden 6 große Körbe den Lazaretten in Chauny geschenkt.
Alle Liebesgaben wolle man bis Freitag abend Bahnhofstraße Nr. 40 abliefern, damit sie von dem wahrscheinlich am Samstag vormittag durchfahrenden Zuge in Empfang genommen werden können.
Das Außerordentliche Kriegsgericht verhandelte gestern unter dem Vorsitz des Herrn Geheimrats Dourqué $ gegen einen Buchhändler aus Godesberg, wegen Uebertretung eines Verbots des kommandierenden Generals, daß auf Grund des Gesetzes über den Belagerungszustand erlassen ist und den Aushang von Zeitungen feindlicher Staaten verbietet. Er war der Tat geständig, behauptete jedoch, von dem Verbot nichts gewußt zu haben. Das Kriegsgericht verurteilte ihn zu der geringsten gesetzlich zulässigen Strafe von einem Tag Gefängnis. Der Vorsitzende legte dem Verurteilten nahe, ein Gnadengesuch einzureichen. (...)
Die Beschädigung unsre Getreidefelder läßt trotz aller Ermahnungen in der Presse nicht nach. Alt und Jung durchstöbert in geradezu schändlicher Weise die Felder auf der Suche nach Kornblumen und Klatschrosen. In einem Roggenfelde unterhalb Bonns trieben sich vorgestern eine ältere Dame und sechs oder sieben Kinder herum. Ein Eisenbahnbeamter ging hin, die Dame in anständiger Weise zur Rede zu stellen und auf das Verderbliche ihres Treibens aufmerksam zu machen. „Was geht das Sie an, Sie Bauernlümmel,“ antwortete die Dame. „Schade, daß ich eine Dame vor mir habe,“ sagte der Eisenbahnbeamte.
Eßt Kartoffeln, spart Brot! Es ist bekannt, daß wir glücklicherweise noch reichlich Kartoffeln haben. Es ist aber jetzt die Zeit, wo sie durch Auskeimen schwinden und durch Fäulnis verderben. Zwar werden mit allen verfügbaren Vorrichtungen Dauervorräte hergestellt; aber das genügt nicht; um nicht kostbare Nährwerte vergehen zu lassen, müssen jetzt viele Kartoffeln frisch verzehrt werden. Wenn wir zum Abendessen Kartoffeln kochen, sparen wir an Brot, also an Getreide; dieses aber ist haltbar und wird eine wertvolle Reserve für den Winter.
Kocht viel Kartoffeln und ein wenig fettes Fleisch mit jungen Gemüsen (z.B. Spinat, Kohlrabi, Wirsingkohl, Möhren, Gurken) zusammen, die dadurch großen Nährwert erlangen, kocht Kartoffeln mit frischem Seefisch, Klippfisch, Salzfisch oder Salzhering. Eßt Kartoffelklöße mit Fruchtbeiguß (Pflaumenmus, Rhabarber, Stachelbeeren) oder kalt in Buttermilch, bereitet Kartoffelsalat, saure Kartoffeln mit brauner Tunke, mit Senf-, Meerettich-, Dill- oder anderen Kräutertunken.
Man kann Kartoffeln zu sehr vielen schmackhaften, nahrhaften und billigen Gerichten verwenden, auch wenn man an Fleisch und Fett spart. Sie brauchen also nicht zu verderben.
Hohe Schweinepreise. Auf dem gestrigen Schlachtviehmarkt wurden die Schweine mit 130 – 160 Mark für 100 Pfund Schlachtgewicht bezahlt, ein Preis, der bisher noch nicht dagewesen ist.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Lokalabteilung Bonn des Landwirtschaftlichen Vereins für Rheinpreußen hielt am Mittwoch im Gasthof zum Goldenen Stern eine Versammlung ab, in der die Besucher einen Vortrag des Winterschuldirektors Dr. Ulrich über „Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des landwirtschaftlichen Betriebes in der Kriegszeit“ entgegennahmen. Den Frauen und Männern vom Lande, die bei dem herrschenden Arbeitermangel tüchtig eingreifen mußten, gebühre Anerkennung. Im Verlaufe seiner Ausführungen gab der Vortragende den anwesenden Landwirten manche praktische Winke zum Ersatz des Ausfalles an Düng- und Futtermitteln.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 19. Juni 1915
Die Wehrpflichtigen im Stadtkreise Bonn, die in der Zeit vom 1. Januar 1897 bis 30. Mai 1898 geboren sind, werden in einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters im Anzeigenteil dieser Zeitung aufgefordert, sich zwischen dem 21. und 24. Juni zur Stammrolle anzumelden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kühle Witterung. In vergangener Nacht sank das Thermometer am Wetterhäuschen im Hofgarten auf 8 Grad Celsius. Die höchste Temperatur war gestern 20 ½ Grad.
Das Schöffengericht verurteilte einen zwanzig mal vorbestraften Möbeltransporteur von hier, der an einem Hause in der Kallengasse ruhestörenden Lärm verursacht und die Füllung der Haustüre eingeschlagen hatte, zu einer Geldstrafe von 30 Mark. – Ein Korbmacher aus Limperich, der in seiner dortigen Mietswohnung einen Verschlag entfernt und zum Teil verbrannt hatte, wurde wegen Unterschlagung zu 10 Mark Geldstrafe verurteilt. Das Gericht zog in Betracht, daß der Angeklagte ohne Verdienst und krank gewesen war. – Ein Besenbinder aus Muffendorf hatte behauptet, der dortige Feldhüter habe eine von ihm gemachte Anzeige nicht vorgelegt. Diese Behauptung war unwahr. Die Anzeige wegen Salatdiebstahls hatte vielmehr zur Bestrafung eines der Angezeigten geführt. Das Schöffengericht erkannte wegen Beleidigung auf 20 Mark Geldstrafe. – (...) Wegen Uebertretung der Verordnung über den Acht-Uhrladenschluß verurteilte das Schöffengericht eine Zigarettenverkäuferin zu 3 Mark Geldstrafe. Sie hatte abends einige Minuten nach 8 Uhr noch einem jungen Menschen auf dessen Bitten für 10 Pfg. Zigaretten verkauft.
Die Militärbadeanstalt ist gestern hier aus dem Mondorfer Hafen eingetroffen und hat ihren früheren Standort oberhalb der ersten Fährgasse wieder eingenommen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Das Gold der Reichsbank! In der letzten Zeit haben die Goldablieferungen an die Reichsbank sehr nachgelassen, trotzdem noch ganz erhebliche Bestände von Gold sich in den Händen des Publikums befinden müssen. Da das Anwachsen des Geldbestandes der Reichsbank wirtschaftlich und politisch überaus bedeutsam und notwendig ist, hat ein jeder, wenn er ein echter Deutscher sein will, die Pflicht und Schuldigkeit, in seinem Besitz befindliche Goldstücke an die Reichsbank abzuliefern.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 20. Juni 1915
Die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz beendet ihren Kursus für die erste Hilfeleistung bei Unglücksfällen mit der Schlußprüfung der neuen Mitglieder am Sonntag, d. 20. d. M., nachmittags vier Uhr im Kaisergarten, der früheren Schützenvilla in der Lotharstraße. Gleichzeitig findet eine Geländeübung der bisherigen Mitglieder der Kolonne in den Waldanlagen des Kaisergartens statt. Diese Uebung kann von jedermann besichtigt werden. Da sie viel des Interessanten und Belehrenden bietet, kann sie sich hoffentlich eines zahlreichen Besuches erfreuen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine fröhliche Rheinfahrt machten am Samstag morgen etwa 500 Verwundete von hier und aus den Lazaretten des Siegkreises nach Koblenz. Unter den Klängen der Musikkapelle der Kölner Pioniere fuhr der mit Fahnen reichgeschmückte Sonderdampfer „Rex Rheni“ von Gber. Weber kurz vor 11 Uhr morgens hier ab. Die Verwundeten, unter denen sich auch viele befanden, die zum ersten Mal eine Rheinfahrt unternahmen, waren in fröhlichster Stimmung und wurden bei der Abfahrt von den zahlreichen Zuschauern, die sich am Rhein eingefunden hatten, lebhaft begrüßt. Mehrer Aerzte, Geistliche, Pflegerinnen und Pfleger, sowie eine Anzahl Damen nahmen an der fröhlichen Fahrt teil.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Unterrichtskurse für Kriegsbeschädigte. Eines der besten Mittel, Leiden und Sorgen zu lindern, ist ernsthafte Beschäftigung. Stetes Nachdenken in müßigen Stunden über Wunden und Beschwerden, die das Schicksal uns auferlegt, macht unglücklich und hemmt die Besserung. Wie viele haben im Schmerz nicht Trost in der Arbeit gesucht und gefunden! Auch bei unseren verwundeten Kriegern ist deshalb das Verlangen nach nutzbringender Beschäftigung ein vielseitiges und reges. Um diesen Wünschen entgegen zu kommen, wird in den Lazaretten Anleitung zu mancherlei Handfertigungsarbeit erteilt. Der schöne Erfolg dieser Arbeiten, die vielfach im Bett betrieben werden müssen, zeigt, daß sie mit großem Interesse, mit lebhaftem Eifer und erfreulichem Erfolg vollführt werden. Ein ausgedehnter Unterrichtsbetrieb für Kriegsbeschädigte ist an den städtischen Fortbildungsschulen eingerichtet. Er bezweckt an erster Stelle, den Gefahren der langen Untätigkeit zu steuern, Lust und Liebe zur Arbeit zu erhalten und zu stärken und die für das gewerbliche und kaufmännische Leben erforderlichen Kenntnisse aufzufrischen, zu erweitern und nötigenfalls auch neu zu geben. Zu dem Ende sind eine Reihe von Kursen schon seit Februar eingerichtet.
Es sind dies:
1. Kursus nach Art der Meisterkurse in Buchführung, Rechnen, Raumlehre und Kalkulation, Geschäftsbrief und sozialer Gesetzgebung.
2. Kursus zur Wiederholung und Befestigung des im täglichen Leben nötigen Wissens und Könnens in Rechtschreiben, Sprachlehre, Rechnen, Raumlehre, Geschäftsbriefe, Schönschreiben.
3. Schreibkursus für Linksarmige und Handverletzte unter Benutzung besonders dafür hergestellter Federhalter.
4. Kursus in Maschinenschreiben.
5. Kursus in Kurzschrift.
6. Zeichenkursus.
7. Soldatenkochkurse für solche, die wieder ins Feld zurückkehren zur Erlernung der schnellen Herrichtung einfacher und nahrhafter Gerichte, namentlich auch für erkrankte (Magen- und Darmkranke) Kameraden.
Der Unterricht wird vom Lehrkörper der Fortbildungsschule nachmittags zwischen 3 – 5 Uhr erteilt. Ein Kursus hat in der Regel wöchentlich 8 Unterrichtsstunden. Die Stunden sind so gelegt, daß den einzelnen Soldaten die Möglichkeit geboten ist, an mehreren Kursen nebeneinander nach Wahl teilzunehmen. Der Besuch ist recht lebhaft. Zu gleicher Zeit sind immer 150 – 200 Kursteilnehmer vorhanden und bi s jetzt mögen wohl 500 – 600 Männer Anregung und Ausbildung für ihre spätere Friedensarbeit erhalten haben.
Weiter übt im Vortragssaal der Fortbildungsschule unter Leitung unseres städtischen Kapellmeisters ein Soldaten-Gesangverein, der demnächst ein Konzert zu veranstalten gedenkt, das hoffentlich einen reichlichen Ertrag für die Zwecke der Kriegsbeschädigten-Fürsorge in Bonn erzielen wird.
Schließlich sind noch allgemein belehrende Vorträge für Verwundete über hygienische, staatsbürgerliche, gewerbliche, geschichtliche, unterhaltende Themen mit Lichtbildern und ohne solche in Aussicht genommen. Auch wird dafür gesorgt werden, daß Kriegsverletzte, die bisher in Handwerks- und in industriellen Betrieben tätig waren, oder die infolge ihrer Verletzung zu einem Handwerk oder einer Beschäftigung in der Industrie überzugehen beabsichtigen, Gelegenheit finden, sich in die betreffende Tätigkeit bei Handwerksmeistern oder in industriellen Betrieben einzuarbeiten und besonders in allen Fällen, wo Gliedersatzstücke infolge der Verletzung notwendig geworden sind, diese gebrauchen und eine gewisse Geschicklichkeit sich aneignen zu können.
Man sieht, es geschieht vieles, nicht nur die Zeit der Genesung unserer Verwundeten angenehm und nutzbringend zu gestalten, sondern namentlich auch die Verletzten für ihren bisherigen Beruf oder für einen neu zu erlernenden Beruf tüchtig zu machen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 21. Juni 1915
In einem Bonner Gasthof sind in der Nacht zu Samstag einem Reisenden zwei Handkoffer mit Goldsachen im Werte von über 60.000 Mark gestohlen worden. Die Koffer mit ihren gesamten Inhalt wurden aber schon am Samstag von der Kölner Polizei in einer Wirtschaft in Kalk beschlagnahmt. Als Dieb kommt der Hausbursche des Gasthofes in Betracht. Er hatte die Handkoffer zum Beueler Bahnhof fahren sollen, war aber damit verschwunden. Den Handwagen, den er benutzt hat, fand man nachher herrenlos am Bahnhofe. Die hiesige Polizei ermittelte, daß der Hausbursche nach Kalk gefahren war, auch die Koffer dahin aufgegeben hatte, und so konnte das gestohlene Gut, das schon zu weiteren Versand in Kisten verpackt war, noch rechtzeitig gefunden werden. Der Dieb konnte noch nicht festgenommen werden.
Flottenbund deutscher Frauen. Der für heute geplante Ausflug mußte bis zum Juli verschoben werden, da die Verwundeten wegen dienstlicher Hindernisse keinen Urlaub erhalten können. Die bereits gelösten Karten behalten ihre Gültigkeit.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Bonner Bäcker-Innung gibt bekannt, daß der Preis des Schwarzbrotes von heute an auf 65 Pfennig ermäßigt worden ist. Ferner wird bekannt gegeben, daß Mehl an sämtliche Käufer abgegeben werden muß.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 22. Juni 1915
Auf der Bismarck-Säule wurde gestern abend, wie alljährlich zur Sonnenwende, das Bismarck-Feuer angezündet. Es leuchtete weithin durch den lauen Sommerabend.
Eine Bestanderhebung unversponnener Schafwollen wird angeordnet. Meldepflichtig sind sämtliche Vorräte von unversponnenen Schafwollen und zwar: Ungewaschene Wollen einschließlich Rückenwäschen, gewaschene und karbonisierte Wolle, Kammzug, Kämmlinge, Wollabgänge, Fäden, Wickel, Zugabrisse, Scherhaare, Walk- und Rauhflocken, sonstige Kämmereiabgänge, sonstige Wollabgänge aus den Kammgarnspinnereien, sonstige Wollabgänge aus anderen Betrieben mit Ausnahme von Kunstwollen. Sämtliche meldepflichtige Bestände sind erstmalig spätestens bis zum 10 Juli 1915, sodann in gleicher Weise spätestens bis zum 10. eines jeden folgenden Monats unter Benutzung der vorschriftsmäßig auszufüllenden amtlichen Meldescheine für unversponnene Schafswollen an das Wollgewerbeamt der Kriegsrohstoff-Anteilung , Berlin SW. 48, Verlängerte Hedemannstraße 11, zu melden. Für die Meldepflicht ist der am 30 Juni 1915, 12 Uhr nachts, bzw. der an jeden folgenden Monatsletzten 12 Uhr nachts bestehende tatsächliche Zustand maßgebend.
Metropol-Theater. Der Spielplan dieser Woche enthält drei große Filmwerke: Der König des Meeres, Die Schmuggler und Der goldene Skarabäus. Außerdem werden die neuesten Kriegsaufnahmen, Naturdarstellungen und heitere Werke vorgeführt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Fußball-Wettspiel um den Kriegspokal. Vergangenen Sonntag standen sich auf dem Jahnplatz in Siegen der Bonner F.-B. und der F.-C. „Germania“ Siegen im Zwischenrundenspiel um den Kriegspokal gegenüber. Der Spielverlauf war folgender: Ein Eigentor Siegens verhilft B. F.-B. zum ersten Erfolg. Kurz darauf gleicht Siegen aus. Bis Halbzeit stellt B. F.-B. durch seinen Mittelstürmer Iven das Resultat auf 2:1. Bis zum Schluß gelingt es Iven, noch zweimal einzusenden. Durch dieses Spiel hat sich der B. F.-B. die Berechtigung errungen, am Endspiel um den Kriegspokal teilzunehmen.
Ueber die Einwirkung des Krieges auf den Haus- und Grundbesitz berichtete auf dem Verbandstag der Rheinisch-Westfälischen Grundbesitzer in Gelsenkirchen der Geschäftsführer Heinicke. Er stellte fest, daß die Sparkassen sich stets entgegenkommend gezeigt hätten, wo immer der Hausbesitzer sich an sie unter der Kriegsnot um Stundung der fälligen Zinsen gewendet habe. Dagegen hätten die Hypothekenbanken nicht selten die Zwangslage der Haus- und Grundbesitzer ausgenutzt. Redner erörterte die verschiedenen Bundesratsverordnungen über Mieter und Hausbesitzer und pries die Mieteinigungsämter, die recht Ersprießliches verhießen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ueber Welsch-Tirol, das neue Kampfgebiet, wird am Donnerstag, 24. Juni, pünktlich abends 8½ Uhr, im großen Hörsaal der Universität (gegenüber Schaafhausenscher Bankverein) Herr Dr. R. F. Günther einen Vortrag halten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 23. Juni 2015
Lemberg erobert! Diese freudige Nachricht, die gestern in der achten Stunde in Bonn eintraf, wurde überall mit großem Jubel aufgenommen. Feierliches Glockengeläut ertönte von allen Kirchen, die Häuser wurden rasch mit Siegesfahnen geschmückt, und auf den Straßen wurde manches Hurra den tapferen deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen gewidmet.
„Hindenburgstraße“ soll die, wie den Stadtverordneten von der Baukommission vorgeschlagen wird, neue Straße in der Verlängerung der Schumannstraße von der Pützstraße bis zur Dottendorfer Kirche genannt werden. – Ferner wird vorgeschlagen, den Dottendorfer Rheinweg von der Koblenzer Straße bis zum Bahnhof Bonn-Trajekt „Friedrich-Wilhelm-Straße“ und den bisherigen Eselsweg, nordwestlich des neuen Johanniterkrankenhauses Friedrich-Wilhelm-Stift „Johanniter-Straße zu nennen.
Sorgt zeitig für die Feuerung! Der Bonner Kohlen-, Koks- und Briketthändlerverein erinnert die Verbraucher in ihrem eigenen Interesse daran, schon jetzt die Feuerungsvorräte für den nächsten Winter zu bestellen, da von August an bestimmt eine allgemeine Knappheit der Brennstoffe eintreten wird.
Der Verkauf von sog. Fruchteis auf den Straßen und öffentlichen Plätzen sowie aus den Türnischen oder aus Verkaufsstellen, die in ähnlicher Weise zur unmittelbaren Abgabe des Fruchteises hergerichtet sind, wird vom Militärpolizeimeister für den Befehlsbereich der Festung Köln (also auch für Bonn) aus gesundheitlichen Gründen verboten. Zuwiderhandlungen werden in jedem Einzelfalle mit Geldstrafe bis zu 30 Mark, im Unvermögensfalle mit entsprechender Haft, bestraft. Rechtsmittel sind hiergegen nicht zulässig.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Wiedereroberung Lembergs wurde in Bonn gestern abend kurz nach 8 Uhr durch unser 8 Uhr-Abendblatt und durch unsere Aushänge bekannt. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die frohe Siegesbotschaft durch die Stadt. Feierliches Glockengeläute verkündete weithin das für den weiteren Verlauf des Krieges bedeutungsvolle Ereignis. Wie stark die Anteilnahme der Bürgerschaft an dem Sturmlauf unserer verbündeten Truppen in Galizien gegen die jetzt nur noch am Dnjestrabschnitt stehen Russenheere ist, davon gaben Szenen vor unserem Geschäftshause an der Bahnhofstraße ein lebhaftes Bild. Hochrufe und vaterländische Gesänge ertönten und auf allen Gesichtern las man die Freude über den errungenen großen Sieg. Im Nu waren namentlich im Inneren der Stadt an vielen Häusern deutsche und österreichische Flaggen heraus und in den öffentlichen Lokalen kam die Siegesfreude durch vaterländische Kundgebungen zum Ausdruck. Etwa 100 junge Mädchen, die, von einem Ausflug zurückkehrend, just in dem Augenblick mit dem Zuge hier eintrafen, als die Siegesnachricht bekannt wurde, stimmten begeistert die „Wacht am Rhein“ an und sangen dann noch bei Mandolinen- und Gitarrenbegleitung einige frischfröhliche Wanderlieder. Aber nicht umsonst taten sie es. Mit dem Hut in der Hand gingen einige durch die große Zuhörerschaft und sammelten – fürs Rote Kreuz. Daß die jungen Damen für diesen wohltätigen Zweck ein schönes Stück Geld einheimsten, versteht sich von selbst. – In Godesberg veranstalteten die Schüler des Pädagogiums aus Anlaß der Wiedereroberung Lembergs einen Fackelzug durch die reichbeflaggten Straßen und sogar die in Godesberg wohnenden Russen wurden von der allgemeinen Begeisterung erfaßt und beflaggten ihre Häuser.
Die Sonnenwendfeier der deutschen Studentenschaft in Friedrichsruh hielt sich natürlich nur in recht bescheidenem Rahmen, soweit es sich um die Anzahl der Teilnehmer handelt. Der Geist der Kundgebung war umso achtungsgebietender. Den Zug eröffnete der ????ausschuß der Universität Bonn, der die Chargierten Kempf – Alemannia, Schlitt – Ripuaria und Voß – Verein Deutscher Studenten mit dem Universitätsbanner entsandt hatte. Den Chargierten folgten die übrigen Festteilnehmer in zwangloser Ordnung. Nach einer Ansprache des Landrats von Bonin legte stud. jur. Kempf aus Bonn einen Eichenkranz mit deutschen Farben im Mausoleum nieder. Gräfin Gödela von Bismarck empfing die Bonner Chargierten auf der Schloßterrasse. Abends fand die Schlußfeier an der Bismarck-Säule auf dem Hamberge statt. Referendar Flex von der Bonner Almannia, Leutn. d. R. zur See, und der zweite Vizepräsident der Hamburger Bürgerschaft Dr. Bagge hielten Ansprachen. Bagge’s Rede klang in den gemeinsam gesungenen Treueschwur an der Bismarck-Säule aus, während die Flammen hinaufloderten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Strafbestimmungen in der Verordnung des Militärpolizeimeisters der Festung Köln über die Meldepflicht innerhalb von 12 Stunden setzen eine Geldstrafe von 30 Mark fest, gegen die ein Einspruch nicht möglich ist. Stadtverordneter Schmitz hat nun an die Stadtverwaltung eine Interpellation eingereicht, in der die Stadtverwaltung gefragt wird, ob sie gewillt ist, Schritte zu tun, um die Milderung dieser Bestimmungen herbeizuführen. Die Sache wird am Freitag besprochen werden.
Ueberfahren. Ein etwa 60 Jahre alter unbekannter Mann ließ sich gestern abend in selbstmörderischer Absicht am Güterbahnhof von einem Zuge überfahren. Er wurde sofort getötet.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Kriegskochausstellung. Bei der am Freitag, den 25. Juni, nachmittags 4½ Uhr, im Bürgerverein stattfindenden Kriegskochausstellung sollen Kochbücher über die Herstellung von Gerichten zum Preise von 10 Pfg. abgegeben werden. Den ausgestellten Speisen wird eine Kostenberechnung beigelegt, sodaß die Beschauerinnen sich sofort überzeugen können, ob die Speisen für ihren Haushalt geeignet sind. Der Besuch der Ausstellung kann sehr empfohlen werden, da die ausgestellten Speisen für die jetzige Zeit eine wirkliche Bereicherung bieten, sie sind nahrhaft, billig und gut. Es wird sehr um pünktliches Erscheinen gebeten.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Donnerstag, 24. Juni 1915
Liebesgabenzug für die türkische Armee. Das im Einvernehmen mit dem Deutschen Komitee für die Sammlungen zugunsten des Roten Halbmondes gegründete jüdische Hilfskomitee „Roter Halbmond“ hat im Kreise der deutschen Juden über 100.000 Mark aufgebracht. Die dafür angekauften Liebesgaben sind mit einem Sonderzuge nach Konstantinopel gebracht und den türkischen sowie auch den zusammen mit ihnen kämpfenden deutschen Soldaten und Seeleuten zugeführt worden. Das jüdische Hilfskomitee „Roter Halbmond“ bittet um weitere Gaben – Geld, Nahrungs- und Genußmittel, Wäsche usw. – an Kommerzienrat Gerson Simon, in Firma Jacob und Richter, Berlin SW. 19, Kommandantenstr. 85/86, mit der Bezeichnung „Für den Roten Halbmond“ bzw. an das Bankhaus Veit Selberg u. Co., Berlin W. 8, Französische Straße 49 (Postscheck-Konto: Berlin Nr. 4396 „Für Roter Halbmond“).
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Johannistag. Mit dem Johannistag hat das schaffende Jahr den Höhepunkt des Blühens erreicht, nun geht es zur Reife über. Bunteste Farbenpracht entzückt in den Gärten und die Rosen strömen den stärksten Duft aus. Auch in unseren Feldern und Fluren hat der ausgiebige Regen, der gestern über unsere Gegend niederging, wahre Wunder getan. Gierig nahm der ausgetrocknete Boden das segenspendende Naß in sich auf, und alles, was draußen grünt und blüht, erwachte wieder zu neuem, fruchtbringendem Leben. Die Ernte ist nun bald nicht mehr weit, und man darf hoffen, daß sie gut wird.
Bereitung von Backwaren. Laut einer Bekanntmachung in der heutigen Nummer unseres Blattes ist für den Umfang des Landkreises Bonn bis zum 1. Oktober 1915 die Arbeitszeit in den Bäckereien und Konditoreien von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends festgesetzt worden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Doktordiplome in deutscher Sprache. Bei der am kommenden Freitag in der philosophischen Fakultät stattfindenden Doktorpromotion werden zum ersten Male Diplome in deutscher (bisher lateinischer) Sprache verliehen werden.
Der Bonner Wehrbund marschierte am verflossenen Sonntag nach Köln in der Stärke von 114 Mann zur Besichtigung des Uebungsplatzes des Ersatz-Bataillons Pionier-Regiments Nr. 24. Um 9½ erfolgte der Abmarsch und wenige Minuten nach 3 Uhr waren die Jugendkompagnien am Ziele des Marsches, dem Uebungsplatze, der Mühlheim gegenüber liegt, angelangt. Nach kurzer Rast ging unter der vortrefflichen Führung des Herrn Hauptmann Meyer die Besichtigung des Uebungsplatzes vor sich. Alles, was auf dem Platze sehenswert war, wurde gezeigt und erklärt. Mit lebhafter Teilnahme folgte die Jungmannschaft den belehrenden Worten des Führers, zog, seiner Aufforderung folgend, durch die nach den neuesten Erfahrungen angelegten Schützengräben, sah sich die granatensicheren Unterstände an nebst den Unterkunftsstellen für die Offiziere, kletterte unermüdlich in die Minenschächte und stand fassungslos vor dem durch eine Minensprengung verwüsteten Schützengraben. Den Drahtverhau, die Wolfsgruben, das Fort mit seinen schwer zu überwindenden Hindernissen, die Verderben bringenden Sprengmittel verschiedenster Art, die Funkerstation , die Mittel zur Erzeugung flammenden Feuers, das den Gegner unwiderstehlich aus seiner Stellung vertreibt, wurde der Jungmannschaft gezeigt und sachlich erklärt. Sie erfuhr, daß zur Sprengung der Eisenteile oder Pfeiler einer Brücke die Verwendung der Zündmasse nur nach vorausgegangener mathematischer Berechnung der zu zerstörenden Teile erfolge und es drängte sich ihr die Ueberzeugung auf, daß eine Truppe, die zu Wasser und zu Lande eine so umfassende Ausbildung erhält, wahrlich eine Elitetruppe sein müsse. (....) Selbstverständlich wurde dem Führer der gebührende Dank ausgesprochen nach Beendigung der Besichtigung. Die Rückbeförderung der Jungmannschaft, die an körperlicher Ausdauer Vortreffliches leistete, da keine Einkehr stattfand, erfolgte mit der Eisenbahn mit dem Zuge 7.32 Uhr von Köln. Hoffentlich veranlaßt der Umstand, daß sich in den nächsten Tagen auch die Achtzehnjährigen und Siebzehnjährigen in die Stammrolle eintragen müssen, recht viele zum Eintritt in den Wehrbund. Die Art der Ausbildung fördert nicht nur das weitere sehr notwendige körperliche Ausreifen, sondern erleichtert ihnen auch, was für sie nicht ohne Vorteil ist für den Fall der Einberufung, das Verständnis der militärischen Formationen und damit die Erfüllung der Dienstpflicht.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 25. Juni 1915
Nationaler Studentendienst. Im Auftrage der Bonner Sozialstudentischen Zentrale und vieler studentischer Korporationen und Vereinigungen sprach am Montag abend im Hähnchen Herr Dr. Sonnenschein über „Nationaler Studentendienst“. Er führte aus, daß der Weltkrieg in den rauschenden Augusttagen und jetzt in der Gemeinsamkeit des Schützengrabens Solidarität aller Stände geschaffen habe. Doch diese Solidarität sei bedroht von dem Kastengeist, der hinter der Front noch immer nicht ausgestorben sei, der nach dem Kriege vielleicht wieder zur Herrschaft kommen werde und die Gefahr in sich trage, daß die in gemeinsamen Kämpfen und Mühen so teuer erworbene Gemeinschaft wieder untergehe in der Flut der kleinen Vorurteile. Darum sein es während des Krieges und später im Frieden doppelt nötig daß die Zurückbleibenden nach gegenseitiger Verständigung streben, daß insbesondere der Akademiker das Volk kennen zu lernen suche und daß er, der später sein geistiger Führer werden solle, sich klar sei über dessen Wesen, Wünsche, Leben und Not. Das könne restlos nur geschehen durch praktisch Fühlungnahme durch Sozialarbeit. Wie das zu erreichen und im einzelnen zu gestalten sei, führte der Redner dann des näheren aus. Die Wirkung seiner Worte war restlos und ließ in den zahlreich erschienenen Zuhörern das Gelöbnis zum Volksgenossentum und zum Ringen darum zurück.
Liebesgaben aus Brasilien. In den deutschen Ansiedlungen Brasiliens, ganz besonders in den brasilianischen Städten Blumenau, Itajahi und Joinville sind nicht nur ansehnliche Geldbeträge nach Deutschland für das Rote Kreuz und die Kriegshilfe geschickt worden, es wurde u. a. auch eine bedeutende Sendung Zigarren, Zigarillos, Honig und Fruchtkonserven nach Deutschland gesandt, die durch Vermittlung des Hauses Magnus u. Co., Rio de Janeiro und Hamburg wohlbehalten eingetroffen ist. Die Zigarren und Zigarillos sind dem Zentral-Depot für Liebesgaben in Berlin zur Verteilung ab die Marine und an das Heer zur Verfügung gestellt. Auch das Rote Kreuz in den verschiedenen Hauptstädten des deutschen Reiches hat aus der Sendung Honig und Fruchtkonserven erhalten. Es ist bemerkenswert, daß die deutsche Ansiedlung in Brasilien, Blumenau, ausdrücklich S. M. S. Kaiser berücksichtigt hat, indem unsere lieben Landsleute bestimmten, daß in Erinnerung an den unvergeßlichen Besuch des Schiffes eine reichhaltige Liebesgabe der Besatzung überreicht werden soll. Auch diese Sendung ist bereits dem Kommandanten S. M. S. Kaiser für die Besatzung übergeben worden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
„Welschtirol, das neue Kampfgebiet“, war der Gegenstand eines Vortrages, den gestern abend Dr. R. F. Günther im vollbesetzten großen Hörsaal der Universität hielt. Redner sprach zuerst von der „Italia irredenta“, jener Partei in Italien, welche die Vereinigung aller italienisch redenden Gebietsteile außerhalb des Königreichs Italien mit diesem erstrebt. Aber weder rechtlich noch geschichtlich sei ein solcher Anspruch gerechtfertigt: Südtirol sei ursprünglich deutsches Reichsland gewesen. Dr. Günther kam ferner auf die Zugeständnisse zu sprechen, die Oesterreich Italien gemacht habe, um darzutun, was preiszugeben die österreichische Monarchie willens gewesen sei. Nach Welschtirol, ins neue Kampfgebiet, führten alsdann Lichtbilder, wozu Dr. Günther durch einige Täler den Führer machte. Die Bilder waren unklar – und man freute sich dessen beinahe. Denn es ist sehr schmerzhaft, in einer Zeit verhinderter Reisepläne ein Stück schöner Welt nur auf der weißen Wand sehen zu dürfen. Aber so unklar waren die Bilder doch nicht, um sehen zu können, daß die Bewohner dieses schönen Landes sehr ärmliche Leute sind. Für sie, die auf dem Vorposten des Deutschtums stehen, über deren Scholle nun die Kriegsfurie wütet, bat Dr. Günther um Liebesgaben.
Schädlichkeit des Zigarettenrauchens bei Jugendlichen. Man schreibt uns: Die schon so häufig gerügte, in den letzten Jahren aber immer mehr überhandnehmende Unsitte des Zigarettenrauchens jugendlicher Personen, ist besonders in gesundheitlicher Beziehung von äußerst schädlichem Einfluß. So wird neuerdings aus der Gemeinde Großenbaum (Landkreis Düsseldorf) mitgeteilt, daß sich bei einem jungen Menschen von 17 Jahren infolge des übertriebenen Zigarettengenusses eine Gehirn-Entzündung entwickelt habe, die nunmehr den Tod des Betreffenden zur Folge hatte. Verschiedene Behörden sind denn schon zu einem Verbot des Zigarettenverkaufes an jugendliche Personen übergegangen und auch das Generalkommando in Münster hat in diesem Sinne eine Warnung erlassen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonner Bürgerverein. In der gestern abgehaltenen Hauptversammlung des geselligen Vereins Bonn Bürger-Verein trug der Vorsitzende den Jahresbericht vor, nach welcher der Verein am 1. Januar 1915 550 Mitglieder zählte. Bei der Neuwahl für die im regelmäßigen Geschäftsgang ausscheidenden Vorstandsmitglieder, welche eine Wiederwahl aus Gesundheitsgründen ablehnten, wurden die Herren Kaufmann Theodor Bahnen und Lehrer Wilh. v. Birgelen in den Vorstand gewählt. Zum Vorsitzenden wurde Rechtsanwalt Schumacher II wieder- und Kaufmann Carl Lauffs zum stellvertretenden Vorsitzenden neugewählt. Die Anregung, auch in Bonn nach dem Wiener und Kölner Vorbild ein Holzbildnis zum Einschlagen von Nägeln zur Erinnerung an die große Zeit und zur Beschaffung von Mitteln für vaterländische Zwecke zu errichten, fand allseitige Zustimmung, zumal gerade die Nachricht von der Einnahme von Lemberg eintraf. Ein allgemeiner Bürgerausschuß zur Beratung der Angelegenheit ist in der Bildung begriffen. Anfragen und Zuschriften nimmt Rechtsanwalt Schumacher II in Bonn, Wilhelmstraße 26, entgegen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Benennung von Straßen.
Einer Straße den Namen Hindenburgstraße zu geben, wird allgemeinen Beifall finden und eine dauernde Erinnerung an den verdienstvollen Heerführer und an den gegenwärtigen Krieg sein. Gibt es ja auch zur Erinnerung an den 1870er Krieg eine Wörthstraße in Bonn. Bekanntlich haben bei Wörth süddeutsche Truppen gekämpft, während bei Spichern viele Rheinländer kämpften. Wäre es da nicht am Platze, auch eine Straße als „Spicherer Bergstraße“ ins Auge zu fassen. Vielleicht ließe sich dieses schon dadurch erledigen, daß die jetzige Bergstraße diesen Namen erhält. Ein Veteran von 1870/71.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Samstag, 26. Juni 1915
Auf die Bonner vaterländischen Abzeichen, die zum Besten der Kriegsfürsorge verkauft werden, sei hiermit noch einmal ganz besonders hingewiesen. Diese Abzeichen, die in Form von Broschen und Anhängern zu haben sind, dienen nicht nur einem Zweck, der uns allen jetzt als die nächste und dringendste Sorge am Herzen liegen muß, sie bilden auch eine bleibende Erinnerung an die Tage der Kämpfe, Sorgen und Siege der Gegenwart. Man darf wohl die Erwartung aussprechen, daß diese Bonner vaterländischen Abzeichen mit der gleichen Freude gekauft werden, wie ähnliche Erinnerungszeichen in anderen Städten. Die Bonner Bürgerschaft, die sich bisher bei allen der Kriegsfürsorge gewidmeten Unternehmen durch ihre Opferwilligkeit ausgezeichnet hat, wird sich gewiß auch diesmal von keiner anderen Stadt übertreffen lassen. Die Abzeichen sind zu haben bei den Heferinnen der vaterländischen Vereine, in der Rheinisch-Westfälischen Diskonto-Gesellschaft und im Rathause, Zimmer 26.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Stadtverordnetenversammlung nahm in ihrer gestrigen Sitzung zunächst den Dank des deutschen Genesungsheimes für das ihm bewilligte Geschenk von 5.000 Mark entgegen. Sie beschloß dann die Annahme eines Vermächtnisses, genehmigte mehrere Sonderrechnungen, sowie die Hauptrechnung für 1913. Die Beschaffung einer Kokstransportanlage für das Gaswerk wurde in geheime Sitzung verwiesen. Mit der Beschaffung von Möbeln für die Steuerzahlstelle und eines neuen Dampffasses für die Tierkörperverwertungsanstalt erklärte die Versammlung sich einverstanden, ebenso mit der Abänderung der Bestimmungen über die Einziehung der Baupolizeigebühren. Die Benennung von Straßen wurde bezüglich der Hindenburgstraße vertagt, mit der Benennung der beiden anderen Straßen erklärten sich die Stadtverordneten einverstanden, ebenso wie mit der Verlängerung von Pachtverträgen und der Ermäßigung einer Anerkennungsgebühr. Die satzungsgemäß aus dem Stadtausschuß ausscheidenden Mitglieder Apotheker Dr. von Velsen und Rentner Max Herschel wurden einstimmig wiedergewählt. Die Ersatzwahl für Fabrikdirektor Julius Rossberg wurde vertagt. Auf die Interpellation des Stadtverordneten Schmitz über die Polizeiverordnung des Polizeimeisters der Festung Köln vom 28. April ds. Js. über die Meldepflicht erwiderte Oberbürgermeister Spiritus, daß die Verwaltung bereits Vorstellungen gegen die Polizeiverordnung erhoben habe. Von einer Besprechung der Interpellation wurde abgesehen, da es sich nicht um eine Gemeindeangelegenheit handelte.
Ruhebänke. An mehreren Haltestellen der städtischen Straßenbahn sind neuerdings weißgestrichene Ruhebänke aufgestellt. So auf dem Kaiserplatz, an der Poppelsdorfer Allee, an der Coblenzerstraße usw.
Eine eiserne Schaluppe, die in der Nähe der Gronau herrenlos auf dem Rhein trieb, wurde heute in der Frühe von einem städtischen Badewärter an Land gebracht. In dem Nachen lagen verschiedene Kleidungsstücke, eine Hose, eine leinene Jacke und ein Paar Schuhe. Man nimmt an, daß der Besitzer dieser Sachen beim Baden ertrunken ist.
Warnung vor Agenten des feindlichen Auslandes. Es ist festgestellt worden, daß im Dienst des feindlichen Auslandes stehende Agenten von den Angehörigen von Soldaten hier im Rheinland und in Westfalen Feldpostbriefe ankaufen, oder Einsichtnahme in solche zu erlangen suchen. Die Briefsammler geben dabei in der Regel an, es handelte sich um patriotische Werke, in denen die Briefe zum Abdruck kommen sollen. Da durch dieses Vorgehen die Interessen der Landesverteidigung gefährdet werden, wird die Bevölkerung vor dem Verkaufe von Feldpostbriefen oder der Gestattung der Einsichtnahme von solchen eindringlich gewarnt.
Kriegs-Kochausstellung. Gestern nachmittag veranstaltete der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe und der Interkonfessionelle Hausfrauenverband eine Kriegs-Kochausstellung, die außerordentlich gut besucht war. Auf Tischen waren die bereiteten Speisen fein säuberlich ausgelegt und luden zu Mundproben ein. Es gab da: Fleisch-, Fisch- und Gemüsesülzen, um das Publikum auf den Wert der so zweck- und nahrhaften Gelatine aufmerksam zu machen; selbst Speisereste sah man eingesülzt da liegen, und auch sie regten an. Den Gemüsen war wiederum eine besonders große Aufmerksamkeit entgegengebracht worden – und man hatte sich in der vielseitigsten Zubereitung versucht -, um Gemüse auch als Abendkost anstelle der teuren Fleischkost einzuführen. Eine andere Abteilung hatte sich mit der fleischlosen Kost befaßt. Auf weiteren Tischen waren die Speisen für Magen- und Zuckerkranke zu sehen, aber der Tisch der Tische wird für „manche“ und wohl auch für „manchen“ der Tisch gewesen sein, auf dem die Puddinge, auch kriegsgemäß und teilgemäß mit Gelatine hergestellt, in allen Farben entzückten. Kriegsgemäße Backwaren, darunter Kriegsbrot für Leute mit nervösem Magen, bot ein anderer Tisch. Eintopfgerichte und Kochkisten verschiedener Art waren an anderen Stellen zu sehen. Da an jedem Tisch die Rezepte für nur 10 Pfennig käuflich waren, wird manche Hausfrau der Anregung folgen und den Versuch machen. Und damit wäre dann ja der praktische Erfolg der Ausstellung erreicht. (...)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Eigentümer von Sojabohnen im Bereich des 8. Armeekorps werden aufgefordert, Meldungen aller Vorräte innerhalb 8 Tagen an die stellvertretende Intendantur ihres Korpsbezirks zu erstatten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 27. Juni 1914
Der Bonner Lazarettzug K 1 hat auch die zwölfte Fahrt mit großer Schnelligkeit ausgeführt. Er fuhr am Samstag mittag vom hiesigen Güterbahnhofe ab, lud am Dienstag in Chauny 200 Verwundete aus den letzten Gefechten bei Moulin sous Touvent, sowie 40 im August und September v. J. schwer verwundete und jetzt erst beförderungsfähige Franzosen. Ausgeladen wurde am Donnerstag in Bayreuth. Der Zug steht jetzt zur nächsten Fahrt auf dem Godesberger Güterbahnhof bereit.
Die wachsende Fliegenplage nötigt zur Bitte um Geldspenden für geeignete Schutznetze. Ferner werden besonders dringend Zigarren, Zigaretten, Marmeladen als Liebesgaben erbeten. Endlich Konserven aller Art in Blechdosen. Da der Vorrat an Verbandsstoffen zu Ende geht, so sind auch davon größere Mengen, noch besser aber Geld zu ihrer Beschaffung erforderlich. – Sammelstelle Bahnhofstraße 40.
Den Bonner Marktfrauen sei auch diesmal für die reichlichen Spenden an frischen Gemüsen, von denen wiederum mehrere Körbe an Lazarette in Chauny abgegeben werden konnten, und nicht minder allen übrigen freundlichen Spendern herzlich gedankt. (...)
Bonner Männer-Gesang-Verein. Auch in Bonn wird bekanntlich geplant, eine Figur aufzustellen und durch Einschlagen von Nägeln Mittel für die Kriegshilfe bezw. das Rote Kreuz aufzubringen. In erster Linie gilt es nun, die Mittel für eine solche Figur aufzubringen. Wie wir soeben erfahren, hat der Bonner Männer-Gesang-Verein in seiner letzten Vorstands-Sitzung beschlossen, der Verwirklichung des Planes sofort näher zu treten. Der altbekannte Verein wird an einem der nächsten Sonntage im Bonner Bürgerverein ein Gartenkonzert veranstalten, dessen Reinertrag als Grundstock für die Errichtung einer solchen Figur dienen und dem in der Bildung begriffenen Ausschusses überwiesen werden soll. Gutes Wetter und zahlreicher Besuch möge im Interesse des guten Zweckes dieser Veranstaltung beschieden sein. Das Nähere wird demnächst durch Anzeigen in den Tageszeitungen bekannt gegeben werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur Vermeidung von Störungen in der Kriegsindustrie. Das hiesige Königl. Bezirkskommando übermittelt uns folgenden Korpsbefehl des Generalkommandos des 8. Armeekorps:
Zahlreiche Kriegslieferanten sind im Zweifel, ob unentbehrliche Facharbeiter, die bis 30. Juni 1915 beurlaubt oder zurückgestellt sind, am 1. Juli 1915 ohne weiteres sich zu stellen haben, oder ob sie diesbezüglichen Befehl abwarten können. Um Störungen in der Kriegsindustrie zu vermeiden, wird hiermit auf Befehl des stellvertretenden Generalkommandos, 8. Armeekorps, bekannt gegeben, daß diese Leute, - es handelt sich nur um unentbehrliche industrielle Facharbeiter – bei Ablauf ihrer Zurückstellung oder Beurlaubung sich nicht ohne weiteres zu stellen haben, sondern Gestellungsbefehl abwarten sollen.
Als „Kriegslieferungen“ sind, entsprechend ihrer Bedeutung für die Durchführung des Krieges, anzusehen alle Arbeiten, die zur Herstellung des Bedarfs für die Bewaffnung, Ausrüstung, Bekleidung, Ernährung und Unterbringung der Wehrmacht des deutschen Reiches und seiner Verbündeten, sowie zur Erhaltung des gesamten deutschen Volkes und seines Wirtschaftslebens erforderlich sind. Ob den Lieferanten einer Firma dieser Charakter zukommt, ist im Einzelfall zu prüfen. Allgemein ausgeschlossen vom Begriff eines Kriegslieferanten sind jedenfalls nur die Luxusgewerbe, wie z.B. die Spielwaren-, Schmuckwaren-, Musikinstrumenten-Industrie usw.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Nächtliche Ruhestörer. Wir möchten die Stadtverwaltung einmal auf die Radauszenen aufmerksam machen, die sich nachts in der Kommandarie- und Neustraße abspielen. Bei Harmonikaspiel wird dort auf offener Straße getanzt und derartig skandaliert, daß es der Nachbarschaft nicht möglich ist, ein Auge zuzumachen. In der Nacht zum Freitag wurde, trotzdem die Anwohner um 11 ½ Uhr um Ruhe gebeten hatten, noch bis 1 Uhr weiter gesungen, Harmonika gespielt und getanzt. Es wäre zu wünschen, wenn die Polizei sich ins Mittel legte, damit es den Leuten, die sich am Tage müde gearbeitet haben, möglich ist, nachts auszuruhen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Frisches Obst, insbesondere Erdbeeren und Kirschen, darf in Pappkästen mit der Feldpost nicht verschickt werden, weil die Früchte schon nach kurzer Beförderungsdauer Flüssigkeit absondern, wodurch andere Sendungen beschädigt werden. Die Versendung ist nur in sicher verschlossenen Blechbehältern zulässig. Am besten wird von der Versendung überhaupt abgesehen, weil keine Gewähr besteht, daß die Früchte in gutem Zustande ankommen. Ungenügend verpackte Feldpostsendungen mit frischem Obst werden von den Postangestellten zurückgewiesen werden.
Die Kunst im Schützengraben. Herr Ernst Heyer, Wehrmann im Res.-Inf.-Reg. Nr. 29, im Frieden Organist an der St. Remigiuskirche in Bonn, hat im Schützengraben einen Marsch für Klavier komponiert: „Marsch des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 29“. Das Werk hat bereits vielen Beifall gefunden. Es ist in dem bekannten Verlag von P.J. Tonger in Köln erschienen und kostet 1 Mark. Der Reinertrag wird zum Besten der Hinterbliebenen von Angehörigen des Res.-Inf.-Reg. Nr 29 verwendet.
Weibliche Steuerleute. Der empfindliche Mangel an männlichem Personal macht sich auch auf den Rheinschiffen bemerkbar. Man sieht jetzt vielfach weibliche Steuerleute auf den Schiffen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 28. Juni 1915
Die Stellung der Hausfrau in der Volkswirtschaft. In der Kriegskochausstellung des Ausschusses für hauswirtschaftliche Kriegshilfe und des Bonner Hausfrauenbundes sprach (…) Syndikus Dr. Rudolf Albrecht aus Düsseldorf über die Stellung der Hausfrau in der Volkswirtschaft. Er führte etwas aus: Zu dem Kriegsplan Englands gehörte auch die Aushungerung des nichtkämpfenden deutschen Volkes, eine Tat der Roheit, wie sie die Weltgeschichte bisher nicht gekannt hat. Der Plan Englands ist zuschanden geworden, die deutschen Hausfrauen haben sich willig der entsprechenden Führung untergeordnet und den Feind mit dem Kochlöffel aus dem Lande hinaus gejagt. So begrüßenswert dieser Erfolg ist, so anerkennenswert ist aber auch, daß der breitesten Oeffentlichkeit zum ersten Male die Augen aufgegangen sind über die Wichtigkeit der Hausfrauenarbeit für unsere gesamte Volkswirtschaft. (…) Die engeren Aufgaben der Hausfrau werden bestimmt durch die Wohnung, die Ernährung der Familie und die Erziehung der Kinder. (…) Zur Erreichung aller vorher genannten Ziele kommt es zunächst immer wieder auf die einzelne Hausfrau an. Sie muß zuerst ihre Aufgaben bis in alle Einzelheiten erkennen und zu erfüllen suchen. Manches davon ist aber ohne die Mitwirkung der Gemeinden und des Staates nicht durchführbar. Darum haben die Hausfrauen nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ihnen der gebührende Einfluß auf Verwaltung und Gesetzgebung eingeräumt werde. Vieles muß noch erreicht werden auf diesem Gebiete, wenn auch nicht verkannt werden soll, daß in dieser ernsten Zeit die Hausfrauen voll und ganz ihre Schuldigkeit getan haben, sodaß sie mit Recht von sich sagen können: „Lieb Vaterland magst ruhig sein, fest steht und treu Hausfrauenwacht am Rhein.“
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Bonner Männer-Gesang-Verein. Vor kurzem ist in Köln am Gürzenich eine Figur, darstellend den „Kölsche Boor“, aufgestellt worden, die durch Einschlagen von Nägeln mit einem Eisenpanzer versehen werden soll. Das Einschlagen der Nägel erfolgt gegen Entrichtung eines bestimmten Geldbetrages. Der Reinertrag ist zum Besten der Kriegshilfe bezw. des Roten Kreuzes bestimmt. In Darmstadt ist für ähnliche Zwecke eine Figur in Form eines eisernen Kreuzes aufgestellt worden. Auch in Bonn ist der Plan zur Aufstellung einer in dieser Weise zu benagelnden Figur aufgetaucht. (…) Wie wir soeben erfahren, hat der Bonner Männer-Gesang-Verein in seiner letzten Vorstandsitzung beschlossen, der Verwirklichung des Planes sofort näherzutreten. (…)
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Ein reizender Vorschlag. Bekanntlich will man auch hier in Bonn eine Figur aufstellen, die zum Besten der Kriegshilfe „vernagelt“ werden soll. Was die Figur darstellen soll, ist bisher noch nicht erörtert worden. Viele sind der Meinung, daß es die Bonna sein müßte, der die Ehre zuteil werden soll. Ein Leser unseres Blattes ist jedoch anderer Ansicht. Er bittet uns, dafür einzutreten, Sir Edward Grey auszuhauen und den Bonnern zur Vernagelung vorzuführen. Er verspricht sich mit diesem Gentleman einen großartigen Erfolg, denn jeder Bonner würde sich ein Vergnügen daraus machen, den edlen Herrn gründlich zu vernageln. Die Sache hat etwas für sich.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 29. Juni 1915
Wegen des Feiertages Peter und Paul erscheint an diesem Tag nur die Bonner Zeitung.
Deutsche Bezeichnungen. Man schreibt uns: Die bisher gegebenen vielfachen Anregungen, die darauf hinzielten, die fremdsprachigen Inschriften, Aufschriften und Anschläge, insbesondere in und an Verkaufsläden, Gasthäusern und Geschäftsräumen, zu beseitigen und ausländische Bezeichnungen auf Geschäftspapieren, Rechnungszetteln, Waren und Warenproben zu unterlassen, haben bedauerlicherweise einen durchgreifenden Erfolg bis jetzt nicht erzielt. Vom stellvertr. General-Kommando des 8. Armeekorps wird deshalb erneut auf möglichste Verdeutschung aller vermeidbaren Fremdwörter gedrängt. – Man kann wohl die Erwartung hegen, daß nunmehr auch in Bonn dort, wo es noch nicht geschehen ist, mit den das deutsche Empfinden verletzenden fremdländischen Bezeichnungen gründlich aufgeräumt wird.
Sanitätshunde. Von der hiesigen Meldestelle ist heute der erste Führer, Herr Gerh. Brach aus Bonn, mit seinem Sanitätshunde nach dem neueingerichteten Militär-Ersatzdepot für Sanitätshundführer und Sanitätshunde in Fangschleuse bei Berlin abgegangen. Von der Bonner Meldestelle sind bis jetzt 55 Führer und 58 Hunde ins Feld geschickt worden. Zur Ausbildung als Sanitätshundführer wurden weiter 16 Herren eingestellt. Die erforderlichen Hunde haben die Eigentümer derselben wieder unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
Die Meldestelle bitte um weitere Unterstützung. Der kleinste Betrag wird dankbar angenommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Mittwoch, 30. Juni 1915
Bonner Adreßbuch. Am 2. Juli wird mit dem Druck des Bonner Adreßbuches begonnen werden. Der Verlag J. F. Carthaus erinnert an die rechtzeitige Einsendung etwa noch ausstehender Adreßkarten. Nach dem 1. Juli können Aenderungen nicht mehr berücksichtigt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine große Katholikenversammlung fand gestern abend im dicht besetzten Dreikaisersaale statt. Herr Rechtsanwalt Henry begrüßte die Versammlung. Er beglückwünschte zunächst die beiden Reichstagsabgeordneten Dr. Spahn und Chrysant zu ihrem Namenstag und brachte ein Hoch auf den Kaiser und den Papst aus. Nachdem der Münsterchor einen Chor vorgetragen hatte, ergriff Herr Abgeordneter Oberlandesgerichts-Präsident Dr. Spahn das Wort zu einer Rede über: Krieg und Wirtschaft. Deutschland habe seine Politik auf den Frieden gestellt eingedenk der Warnung Bismarcks vor einem ruchlosen Präventivkrieg. Der Krieg sei der größte der Welt geworden. (...)
Wann der Friede kommt, wissen wir nicht, ob er unser Vaterland stärken wird, wir können es nur hoffen. Dieser Krieg muß aber das Reich stärken helfen. Was das dritte Jahrtausend bringen wird, läßt sich aus der Geschichte nicht erklären. Wir wollten keinen Eroberungskrieg führen. Aber Belgien darf nicht mehr ein Bollwerk Englands sein (Bravo!). Rußlands Dampfwalze müssen wir jederzeit abweisen können. (...) Wir werden weitere Opfer für Heer und Marine bringen müssen. Für die Hinterbliebenen werden wir umfangreich zu sorgen haben. (...) Möge Deutschlands Sonne allezeit auf ein glückliches Reich strahlen.
Lebhafter Beifall wurde dem Redner für seine mehr als einstündigen Ausführungen zuteil.
Nach einem Gesangsvortrag des Münsterchores sprach Herr Universitätsprofessor Dr. Brandt über die religiös-sittliche Mission des Krieges. Wenn auch der Krieg der Vernichter sei, so sei ihm doch eine Mission zuzuschreiben, die große sittlich-religiöse Werte für unser Volk geschaffen habe und es einer großen Zukunft entgegenführe. Er habe tief in das religiöse Gebiet eingegriffen zur Besserung. (...)
Und wie leer war manches Jünglingsleben geworden. Da kam der Krieg und zeigte, daß die Selbstsucht weggeweht und daß die Opferfreudigkeit, das Heldentum geblieben war. Wenn Deutschland auf diesem Wege fortschreite, werde die Gottesmutter den Gottessohn bitten, daß bald ein ehrenvoller Friede Deutschland beschieden sein möge.
Starker Beifall erscholl am Schlusse dieser Rede. Mit einem Liede zu Ehren der Gottesmutter wurde die Versammlung geschlossen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 30. Juni. Gestern nachmittag fand im hiesigen Ortsteile Schweinheim die kirchliche Einweihung der neuen Sebastianuskapelle statt. Die Bewohner hatten ihre Häuser und den vollendeten Neubau reich beflaggt. Um 4 Uhr bewegte sich von der großen Pfarrkirche aus eine stattliche Prozession hinauf zur Weihestätte unter Teilnahme der Mitglieder des Kirchenvorstandes und der kirchlichen Gemeindevertretung, sowie des Kirchenchors Cäcilia und der Fahnendeputationen der katholischen Vereine. (...) Von einer weiteren weltlichen Nachfeier war entsprechend der heutigen ernsten Zeit abgesehen worden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)
Für Briefmarkensammler. Wie bereits im vorigen Jahre für Belgien, sind nun auch für die von unseren Truppen besetzten Teile Russisch-Polens deutsche Reichspostmarken mit dem Aufdrucke Rußland-Polen erschienen. Briefmarkensammlern hat der Weltkrieg überhaupt viel Anregung gebracht. Die meisten kriegführenden Staaten haben dem Roten Kreuz durch Herausgabe frankaturfähiger Marken namhafte Beträge zugewandt. Allen voran ist Ungarn gegangen, das nicht weniger als 34 Wohltätigkeitsmarken im Nennwert von zusammen über 20 Mark hat erscheinen lassen. Seinem Beispiele ist die österreichische Post gefolgt, die kürzlich 5 wundervolle Kriegsmarken herausgegeben hat, welche mit 1-3 Heller Aufschlag zugunsten des Roten Kreuzes verkauft werden. Auf den einzelnen Werten findet sich Infanterie im Schützengraben, Kavalleriepatrouille, Motormörser in Feuerstellung, das Kampfschiff „Viribus unitis“ und ein Kriegsaeroplan dargestellt. Für die in österreichisch-ungarische Verwaltung genommenen Teile Rußlands hat man 21 Marken der kursierenden Ausgabe für Bosnien mit K. u. K. Feldpost überdruckt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)