Mittwoch, 1. Dezember 1915
Beschlagnahme von wollenen und halbwollenen Lumpen. Eine neue Bekanntmachung, die am 1. Dezember in Kraft tritt, befaßt sich mit der Beschlagnahme, Veräußerung und Verarbeitung von wollenen und halbwollenen Abfällen der Wirk- und Strickwarenherstellung. Danach sind alle wollenen und halbwollenen Lumpen und Abfälle in jeder Mischung und Farbe beschlagnahmt, soweit sie sich im Besitz von Personen befinden, die sich mit dem Handel oder der Verwertung der Lumpen und Abfälle gewerbsmäßig befassen. Haushaltungen werden von der Beschlagnahme nicht betroffen. Der Verkauf für Heereszwecke und an bestimmte, von der Kriegswollbedarfs-Aktiengesellschaft in Berlin zugelassene Betriebe ist erlaubt.
Eifelverein. Der Eifelverein wird seine Getreuen am nächsten Sonntag auf die Spuren der Römer und Germanen durch die Wälder zwischen Euskirchen und Rheinbach führen, wobei alte, teils verschwundene, teils noch deutlich erkennbare Ansiedlungen und Anlagen aufgesucht werden. Für fachkundige Erklärungen ist gesorgt. Die Fahrt geht durchweg über ebenes Gelände und bietet ungewöhnliche Ausblicke.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kriegskinder. Um zahlreichen Anfragen gerecht zu werden, veröffentlichen wir nochmals die Bedingungen der Kriegskinderspende: Jede Frau, deren Kind nach dem 19. September 1915 geboren ist und deren Ehemann sich zur Zeit der Geburt im Heeresdienst befand oder gefallen, bzw. im Dienste gestorben ist, kann in einem kurzen Gesuch an Frau Kronprinzessin um Unterstützung bitten, doch ist zur Bewilligung nötig, daß die vorgenommenen Erhebungen den Nachweis wirklicher Bedürftigkeit ergeben. Die Adresse lautet: Kriegskinderspende. Privatkanzlei I. K. und K. H. der Frau Kronprinzessin, Potsdam, Neuer Garten. Der Unterschrift des Gesuches ist genaue Adresse, Angabe des Staates und der Provinz beizufügen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Brotbücher als Kriegsandenken. Diejenigen, welche die Rückgabe des alten Brotbuches wünschen, um es als Kriegsandenken aufzubewahren, werden ersucht, dies dem städtischen Mehlamt Am Hof 1 schriftlich (Postkarte) unter Angabe des Bezirks und der Nummer des Brotbuches bis zum 5. Dezember dieses Jahres mitzuteilen. Die Brotbücher können alsdann in der Zeit vom 10 bis zum 15. Dezember dieses Jahres beim städtischen Mehlamt abgeholt werden.
Der Westerwald-Klub unternimmt am Sonntag, 5. Dezember, eine St. Nikolaus-Wanderung durch das Siebengebirge auf wenig bekannten Wegen, etwa 18 Kilometer. Abfahrt von Beuel Staatsbahnhof 8,19 nach Rhöndorf.
Weihnachtsliebesgaben. Die Ersatz-Abteilung des Telegraphen-Bataillons 3 in Koblenz beabsichtigt, wie im Vorjahre, auch in diesem Jahre Liebensgaben an die Telegraphen- und Fernsprech-Formationen, für die sie Ersatztruppenteil ist, zu senden. Die zahlreichen, auf allen Kriegschauplätzen befindlichen Formationen, weisen viele unbemittelte und familienlose Soldaten auf. Damit auch sie fühlen, daß in der Heimat an sie in Liebe und Dankbarkeit gedacht wird, möchte die Abteilung sie mit einer kleinen Weihnachtsspende erfreuen. Die Abteilung bittet wohlwollende Gönner um gütige Unterstützung hierbei. Gaben werden von dem Geschäfts-Zimmer der Ersatz-Abteilung des Telegraphen-Bataillons 3 in Koblenz, Bardelebenstraße 46/52 entgegengenommen. Pakete für bestimmte Mannschaften müssen mit genauer Adresse versehen sein. Es wird gebeten, Geldspenden an den Adjutanten der Abteilung gelangen zu lassen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 2. Dezember 1915
Feierliches Glockengeläut von allen Kirchen verkündete gestern nachmittag gegen 2 Uhr einen neuen glänzenden Sieg der uns verbündeten bulgarischen Armee gegen den gemeinsamen serbischen Feind. Prizren ist erobert, 16 – 17.000 Gefangene (der letzte Rest der serbischen Armee, wie es im amtlichen bulgarischen Bericht heißt) sind gemacht, 50 Geschütze, 20.000 Gewehre, 148 Kraftwagen und eine Menge anderes Kriegsgerät erbeutet worden. Auf den Kirchtürmen sowie den amtlichen und privaten Gebäuden wurden Fahnen aufgezogen zur Feier dieses neuen Erfolges unserer Verbündeten.
Ausstellung und Verkauf von Verwundetenarbeiten. Am Martinsplatz Nr. 6 (früher Hamlet und Meyerhof) findet in diesen Tagen eine Ausstellung von Verwundetenarbeiten statt. Den Eindruck, den man schon bei der ersten Ausstellung dieser Art hatte, wiederholt sich auch diesmal, jenes seltsame Gefühl des Staunens, der Verwunderung und der großen Ergriffenheit, mit dem man sich alle diese Arbeiten, diese großen und kleinen Erzeugnisse sorgfältiger Kunstfertigkeit, liebevollen Fleißes und unermüdlicher Geduld betrachtet. Alles, was man dort sieht, ist von den Händen der Verwundeten hergestellt. Die friedlichste Arbeit und Bastelei, und da und dort ein Stück echten Humors nach dem harten Dienst der Front. Und allen Arbeiten merkt man auch diesmal wieder an, mit wie viel Freude und Anteilnahme sie entstanden sind. Die Art der Arbeiten ist so ziemlich die gleiche wie bei der letzten Ausstellung. Erzeugnisse einer freundlich anspruchsvollen Liebhaberkunst, aber auch eine große Menge von Gegenständen, denen man die fachmännisch geübten Hände ansieht. Die meisten der ausgestellten Gegenstände verraten sogar in ihrer besseren und feineren Ausführung eine weit größere Geschicklichkeit als bei der letzten Ausstellung. Offenbar zeigen sich hier die Erfolge der verschiedenen Unterrichtskurse, in denen Anlagen und handwerklich-kunstgewerbliche Neigungen unserer Verwundeten nach Möglichkeit gepflegt und gefördert wurden. Möge der Ausstellung ein recht zahlreicher Besuch und zugleich mit diesem ein gutes wirtschaftliches Ergebnis beschieden sein.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Lazarettzug K. 1. Bonn hat auf seiner 22. Fahrt in Laon, La Frère und Chauny 249 Verwundete und Kranke geladen, und 50 in Aachen, 50 in Düren, 149 in Bonn ausgeladen.
An Liebesgaben sind für die jetzige Jahreszeit besonders erwünscht: Weiß- und Rotwein, Kognak (keine Fruchtsäfte). Ferner bedarf der Zug wegen der eingetretenen Kälte einen guten Badeofen mit Kohleheizung. Dies alles ist abzugeben Bahnhofstr. 40. [...]
Butterknappheit. In sehr zahlreichen Geschäften ist gegenwärtig die Butter ausverkauft und die Zufuhren sind knapp. Es liegt dies daran, daß das Inland verhältnismäßig wenig liefert und der Handel mit der ausländischen Butter von der „Zentral-Einkaufsgesellschaft“ monopolisiert ist. Diese Reichsgesellschaft befriedigt die Ansprüche des Buttergroßhandels in sehr geringem Maße, sodaß die Wiederverkäufer vielfach ohne Zufuhren bleiben. Es handelt sich also seitens der Verkaufsgeschäfte um keine willkürliche Zurückhaltung von Ware, die ja auch beim Vorhandensein von Höchstpreisen keinen Sinn hätte, und die Hausfrauen müssen bis zum Eintreffen neuer Ware einige Geduld üben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Populärwissenschaftliche Vorträge. Heute abend spricht Herr Univ.-Professor Dr. Krebs über die Ziele und Wege der Volkserneuerung. Der Ausbruch des Krieges weckte in vielen das Verlangen nach Läuterung und Steigerung der seelischen und geistigen Kräfte. Es gilt diese Empfindungen in Grundsätze umzuwandeln, welche den Krieg überdauern. Dazu will der heutige Vortrag beitragen. Im Anschluß sei darauf hingewiesen, daß Herr Geheimrat Prof. Dr. Frech-Breslau für den 16. Dezember einen Vortrag über die Dardanellen und ihre Umgebung in Aussicht gestellt hat. Näheres werden rechtzeitig die Anzeigen bringen.
Unterstützt unsere Handwerker! Der Oberbürgermeister erläßt folgende Bekanntmachung. Die Bürgerschaft wird wiederholt dringend gebeten, den hiesigen Handwerkern Aufträge für die Ausführung handwerklicher Arbeiten und Ausbesserungen zukommen und solche baldmöglichst in Angriff nehmen zu lassen, um unseren Handwerkerstand in schwerer Zeit zu stützen und ihn vor unverschuldeter Not zu bewahren.
Gestochen. Auf dem Münsterplatz versetzte gestern abend ein Mann seiner Frau, weil er sie mit einem anderen Mann dort antraf, einen Messerstich. Die Frau wurde von einem Arzt in Behandlung genommen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 3. Dezember 1915
Bonner Volksspende. Man schreibt uns: Das erste Vierteljahr der Bonner Volksspende ist abgeschlossen und hat einen schönen Erfolg gebracht: die eingegangenen Beiträge belaufen sich auf 94.439,60 Mark. Ueber 12.000 Spender, aus allen Schichten der Bürgerschaft, sind daran beteiligt. Arm und reich, alt und jung haben sich beteiligt, um zum Wohle unserer Krieger und ihrer Angehörigen zu dienen.
Trotzdem die Preise für die Lebenshaltung sehr gestiegen sind, haben unsere Mitbürger Sinn und Zweck der Volksspende wohl verstanden, bleiben ihr weiter treu und geben gern ihren Beitrag. So muß und wird es bleiben. Jetzt wird es auch Zeit, daß die Fernstehenden das nützliche und segensreiche Wirken der Volksspende anerkennen und Mitglieder werden.
Erfreulich ist es für die Verwaltung der Volksspende feststellen zu können, daß trotz der großen Anzahl der einzuholenden Spenden die Unkosten verhältnismäßig gering sind. Der weitaus größte Teil dieser Unkosten kommt den Einnehmern zugute, meist älteren Männern und Frauen von Kriegsteilnehmern, die hierdurch eine angemessene Erwerbstätigkeit gefunden haben, sodaß dadurch gleichzeitig eine soziale Fürsorge erfüllt wird.
Der Bonner Wehrbund unternahm am vergangenen Sonntage eine Geländeübung auf der rechten Rheinseite. Es lag ihr die Idee zu Grunde, daß eine rote Heeresabteilung vom Süden her vorrückte und sich der Siegübergänge zu bemächtigen suchte, die von einer Vorhut einer von Norden her anmarschierenden blauen Abteilung gesichert werden sollten. Zwischen Meindorf und Hangelar kam es zum Zusammenstoß der beiderseitigen Spitzenkompagnien, bei dem die der blauen Abteilung den Vorteil der günstigeren Stellung in die Wagschale der Entscheidung werfen konnte. Die klare Luft und der hart gefrorene Boden erleichterten die Ausführung der Uebung; Kälte und Wind focht die wettergewohnten Jungmannen, die überdies jeder 10 Pfund Gepäck zu tragen hatten, wenig an. Der gemeinsame Rückmarsch endete mit einem strammen Parademarsch auf der Brückenstraße.
Der größere Teil der Jungmannschaft ist jetzt mit einer der militärischen Feldmütze entsprechenden Kopfbedeckung versehen. Hoffentlich gelingt es, bald alle mit einer gleichmäßigen Kleidung auszustatten, wie sie für den inneren Zusammenhalt und die Durchführung der Geländeübungen dringend erforderlich, an fast allen anderen Orten längst eingeführt und sic überall trefflich bewährt hat.
Münstetts Zirkus Liliput mit den kleinsten Menschen und Pferden der Welt gibt derzeit im Palast-Theater an der Meckenheimer Straße Vorstellungen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ziele und Wege der Volkserneuerung. Der geistliche Redner, Universitäts-Professor Dr. Krebs, wußte gestern abend im Bürgerverein eine starke Stunde lang die gespannteste Aufmerksamkeit für seinen geistig sehr hochgespannten Vortrag wachzuhalten. Ausgehend von der Tatsache des Krieges stellte er zunächst fest, daß in allen Herzen die Ueberzeugung lebt: Dieser Krieg ist eine sittliche Pflicht, er ist nicht allein erlaubt, sondern er ist geboten. Wenn nun das Recht so stark auf unserer Seite steht, sind denn die Einzelnen des Sieges würdig? fragt Redner dann weiter und zählt als Antwort darauf die sittlichen Kräfte auf, die der Krieg gelöst: An und hinter der Front sind sie aufgeschossen, die Luft der öffentlichen Meinung ist gereinigt, die schlimmsten Witzblätter sind anständig geblieben, mit Frivolität ist nicht mehr zu hausieren. Die Opferwilligkeit aller Stände für den Dienst des Vaterlandes ist riesengroß. Wert der Früchte des Krieges werden wir, indem wir uns rückhaltlos für den Krieg eingesetzt und den wahren Frieden mit Gott gemacht haben.
Die Ausführungen des Redners gingen dann in einer Ueberfülle von Gedanken in geistvolle Weise auf das sittliche religiöse Gebiet über und damit zum eigentlichen Kern seines Vortrages. Voran stand dem der kurze Satz: Diene dem Vaterland! Die Verkünder des selbstsüchtigen Genusses auf allen Gebieten seien verstummt. Die alte germanische Lehns- und Mannestreue sei erwacht und die dienende Liebe Gemeingut aller geworden. Die dienende Liebe aber lehre die christliche Kirche in der reinsten und edelsten Form. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Nur dem Christentum dankten wir die tief innerliche Kraft des Dienstbewußtseins. Dienst und Liebe seien christlicher Lebensgrundsatz. Wie der jetzt unser Vaterland erfülle, das sei der Weg zur Volkserneuerung. Und die Ziele!
In der Ehe seien Mann und Weib einander zu dienen berufen, die Kinder in selbstloser Liebe zu erziehen. Die Furcht vor dem Kinde oder den Kindern habe zu verschwinden. Die Erziehung der Jugend sei Gottesdienst. Die Schüler der mittleren und oberen Klassen betrachteten vielfach den Unterricht als unliebsame Unterbrechung der Freizeit. Fleiß und Arbeit seien nicht Schande, sondern Dienst am Vaterland; dazu sei die Jugend zu erziehen.
Redner preist dann den Frauendienst, wie ihn der Krieg erzeugt, hofft, daß nach dem Kriege das weibliche Dienstjahr für alle Mädchen komme, das in Hauswirtschaft und Erfüllung sozialer Aufgaben abzulegen sei, preist den Militarismus als beste Schule und reinsten Dienst am Vaterland und findet in der Faust der Militärzensur die Reinheit der heutigen Presse begründet.
Nach dem Kriege seien große soziale Aufgaben zu erfüllen; die größte aber sei die intensive Pflege des christlich religiösen Lebens. Der Krieg sei gewissermaßen eine Volksmission, die Gott mit uns abhalte und für die Zeit nach dem Kriege fordert Redner planmäßige Missionstätigkeit, auf daß der alte Wahlspruch eines berühmten Geschlechtes zur Wahrheit werde: Ich diene. Im Dienst vor Gott liege unsere Erneuerung.
Eifelvereinsblatt. Die Novembernummer bringt u. a. einen Aufsatz über Adenau im Weltkriege, einen Rückblick auf die Tage des Aufmarsches der v. Hausen’schen Armee, der in Prüm seinen Anfang nahm, über Heldensöhne der Eifel, Kriegsferien. Stimmungsvolle Gedichte von Frau Anna Kirchstein in Chicago, einer geborenen Eiflerin, von Max von Mallinckrodt, Wigbert Reith und Professor Schürmann erbauen durch ihren Inhalt. Schließlich schildert ein junger Bitburger Offizier, wie sie das Eifelvereinsblatt als ihren liebsten Heimatboten im Schützengraben verehren. Trefflicher Bildschmuck verbindet sich mit vortrefflichem Inhalte, sodaß auch diese Nummer den Mitgliedern eine wertvolle, bleibende Erinnerung an die große Zeit sein wird.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Vereinslazarett „Prinzessin Viktoria“. Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe hat ihr lebhaftes Interesse für die Kriegswohlfahrtspflege in Bonn dadurch erneut zu bekunden geruht, daß die Bezeichnung Vereinslazarett „Glück auf“ in Vereinslazarett „Prinzessin Viktoria“ geändert wird.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 4. Dezember 1915
Verbotener Vertrieb von Gedenkblättern. Nach einer vom Gouverneur der Festung Köln für den Festungsbereich am 29. November 1915 erlassenen Verordnung ist der Vertrieb von Gedenkblättern für Felde stehende oder gefallene Kriegsteilnehmer im Wege des Umherziehens verboten. Durch die Verordnung ist ferner untersagt, bei Anfertigung oder beim Vertrieb solcher Gedenkblätter im stehenden Gewerbebetriebe nach dem Truppenteil oder der näheren militärischen Bezeichnung des betreffenden Kriegsteilnehmers zu fragen und darauf bezügliche Mitteilungen zu sammeln. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Außerdem können verdächtige Betriebe geschlossen werden.
Im Viktoria-Theater an der Gangolfstraße wird von heute ab außer den übrigen Filmen „Die Zerstörung Karthagos“, ein Riesengemälde in vier Akten, gezeigt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Sammlung für die Kriegsspende Deutscher Frauendank 1915 hat hier in Bonn 14.362 Mk. 51 Pfg. eingebracht, ein Ergebnis, das vielleicht noch reichlicher ausgefallen wäre, wenn den Spenderinnen der besondere Zweck der Sammlung bekannt gewesen wäre, der ihr neben der Volksspende und der Kaiser Wilhelm-Spende ihre Berechtigung und ihren Wert gibt. Sie soll den Kindern von Kriegsbeschädigten und Gefallenen die Berufsausbildung erleichtern und solchen Angehörigen von Kriegern helfen, denen durch Alter, Krankheit oder mangelnde Vorbildung die Möglichkeit versagt ist, für den eigenen Unterhalt zu sorgen. Diejenigen, denen es durch Abwesenheit vom Hause oder sonstige Abhaltung nicht möglich war, diese Ehrenpflicht deutscher Frauen zu erfüllen, haben noch bis zum 1. Jan. 1916 Gelegenheit, ihren Beitrag bei der Zweigstelle der Deutschen Bank am Kaiserplatz auf Konto von Elisabeth Korff Frauendank 1915 einzuzahlen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Sonntag, 5. Dezember 1915
Der Auschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe, die Vereinigung Bonner Frauenvereine, richtet heute an die Frauen der bemittelten Kreise die dringende Bitte, sich der neuen Bundesratsverordnung auch in den Haushaltungen zu unterwerfen und freiwillig zwei fleischlose und zwei fettfreie Tage einzuhalten. Die teuren Fleische- und Fettpreise haben in vielen Familien schon lange einer Reihe fleischloser und fettarmer Tage nötig gemacht, und in katholischen Kreisen war von jeher aus religiösen Gründen ein Fasttag eingeführt, der Freitag, dem sich nun ein zweiter, vaterländischer Fasttag beigesellen soll. Der Fasttag ist kein Hungertag, zu hungern braucht in Deutschland auch nach 15 Monate langer Kriegsführung niemand. Dies danken wir vor allem unseren treu ausharrenden Truppen draußen in Feindesland. Jede Frau betrachte es daher als eine Ehrenpflicht, die an sie gestellte Bitte zu erfüllen. In der Beratungsstelle des Ausschusses für hauswirtschaftliche Kriegshilfe – Am Hof, gegenüber der Buchhandlung Fr. Cohen – liegt eine Liste aus, worin sich die Damen, die sich dieser sittlichen Verpflichtung zu unterwerfen bereit sind, gefl. einzeichnen wollen.
Kolonialgesellschaft. Die Deutsche Kolonialgesellschaft ladet zum übermorgigen Dienstag zu einem Vortrag des Herrn Dr. Böhringer aus Stuttgart ein, der sich vom Kriegsausbruch bis Januar d. J. in Kamerun und in englischer Gefangenschaft befunden hat. Er wird über sein und seiner Leidgenossen Schicksal in dieser Zeit berichten. Der Vortrag findet im Hörsaal 18 der Universität (Eingang Am Hof, gegenüber dem Schaffhausenschen Bankverein) statt und beginnt um 8½ Uhr.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
St. Nikolaus. Der heilige Mann kommt Sonntag abend, kommt in der Nacht, um allen Kindern, die auf ihn hoffen und vertrauen, die artig waren, etwas mitzubringen. Aber auch für die unartigen hat er gute Sachen; die Rute, die da, wo die elterliche Macht etwas verblaßt, nachhelfen soll. Heute abend erscheint er persönlich; „Hans Muff“, sein treuer Knecht schleppt ihm den schweren Sack nach, und wenn zu viele beschenkt werden sollen, ist sogar noch ein Eselein zur Hülfe herangezogen.
Schon lange hatte der heilige Mann gebacken, das glühende Abendrot war der Widerschein seines Feuers, heute abend steigt er vom Himmel herab zur Erde nieder und heute tritt er mit Vorliebe in die Hütten der Armen und Häuser der Reichen ein, seines wichtigen Amtes zu walten, zu belohnen und zu bestrafen. Klein sind indeß heute abend die Gaben, ein Wurf Nüsse, Feigen, Süßes aller Art. Es soll nur eine Vorkost sein; in der Nacht füllt er Schüsseln und Teller, legt neue Wämser und Höschen, Handschuhe, Strümpfe, Schals, dem kommenden Winter zu trotzen, dazu, und wo gar die Kinder recht artig sind, da steht neben Naschwerk und den Nützlichen manch schönes Spielzeug.
Am Abend lohnt er karg, straft viel; in der Nacht aber vergißt er keines. Wenn sein Tag anbricht, der St. Nikolaustag, sein Namenstag, dann herrscht in den Kinderstuben, namentlich auf dem Lande, große Aufregung. Die Kleinen schlafen wohl gar nicht recht die Nacht und wenn die Morgenglocken zur ersten hl. Messe läuten und St. Nikolaus seine Himmelsreise wieder angetreten, dann ist kein Halten mehr. Ob die Eltern wollen oder nicht, heraus geht’s aus den Betten und dann geht im Hemdchen das Suchen an. Denn der heilige Mann ist ein arger Schalk und wohlversteckt gibt er seine Gaben. Na, was fände nicht ein Junge, ein Mädchen bald, wenn ihm das Herz so voll ist von Hoffnungen! So sind denn die Gaben bald in allen Händen, Klein und Groß behütet eifersüchtig seine Schätze, lobt und preist und ist – zufrieden; denn es konnte ja noch schlechter ausfallen. Der liebe heilige Mann!
Schlechte Schultage sind's am St. Nikolaustage, aber der gestrenge Herr Lehrer und das Fräulein, sie wissen schon, welch guten Freund sie selbst an dem Alten haben und so nehmen sie es denn so streng schon nicht.
Kaum ist die Schule mittags beendet, oder für die noch schulfreien ist kaum eine anständige Tageszeit heraufgezogen, so kommt der dritte Teil des Segens vom heiligen Mann: Der Gang zu Patt und Gött, Pate und Patin. Auch dort hat der Nikolaus noch sein Teil hinterlassen für die lieben Patenkinder. Wohl dem Kinde das eine gute Patin, einen guten Paten hat. Schwer beladen mit allem, was nur ein Kinderherz erfreuen kann, und in vielen Fällen noch mit Geschenken, die den Eltern recht gelegen kommen, ziehen sie dann heim.
Dort wird dann sortiert, bewundert, gekostet, gelobt, und gespielt. Der glücklichste Tag ist für ein Kind in katholischen Gegenden der Tag des heiligen Mannes. Von nichts anderem wird gesprochen an dem Tage, als von dem, was er gebracht. Tage halten Gebäck und Süßigkeiten vor, Monate Spielsachen, Kleider und Schuhe. Und noch oft hört man die Rede: das hat mir der heilige Mann gebracht.
Der heilige Mann ist nun dieses Jahr arm; recht arm. Es sind ihm durch den bösen Krieg viele, viele Bezugsquellen abgeschnitten, und das zu einer Zeit, wo sein Trost und seine Hülfe mehr wie sonst angebracht wären.
Wer, der es kann, würde da nicht dem alten Kinderfreund etwas unter die Arme greifen, mithelfen, daß die wunderschöne Sitte in katholischen Landen nicht aussterbe, oder verblasse.
Kriegsmeisterschaftsspiele. Am Sonntag nachm. findet auf dem Sportplatz an der Rich. Wagner-Straße ein Kriegsmeisterschaftsspiel zwischen der I. Mannschaft des Bonner Fußball-Vereins und der I. Mannschaft des Bonner Turnvereins statt. Da die beiden Mannschaften noch über sehr gutes Spieler-Material verfügen, dürfte das Spiel einen guten sportlichen Verlauf versprechen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Geschäftsfreie Sonntage und Uhr-Ladenschluß. An den drei letzten Sonntagen vor Weihnachten, dem morgigen 5., dem 12., und dem 19. Dezember , dürfen die Ladengeschäfte bis 7 Uhr abends für den geschäftlichen Verkehr offen gehalten werden. Für den Monat Dezember hat auch der sonst vorgeschriebene 8 Uhr-Ladenschluß keine Gültigkeit, es darf vielmehr wochentags bis 9 Uhr abends verkauft werden.
Der Kath. Frauenbund, Bezirk Poppelsdorf, veranstaltet am nächsten Montag, abends 8¼ Uhr im Tönnesschen Saal, Klemens-August-Straße 51a, eine Weihnachtsversammlung. Herr Direktor Pfarrer Greber aus Koblenz spricht über das besonders jetzt zeitgemäße Thema: Christliche Hilfsbereitschaft und Liebestätigkeit. Der Redner, der durch seine vielseitige praktische Arbeit im Dienste christlicher Nächstenliebe weiten Kreisen bekann sein dürfte, ist ohne Zweifel in der Lage, aus dem Vollen zu schöpfen und viel Anregendes zu bieten. Der Abend soll noch genussreicher gestaltet werden durch die Darbietung von Weihnachtsgesängen und -Gedichten in mannigfaltiger Auswahl. In dieser ernsten Zeit, die so viel Leid und Sorge auch über die Frauen bringt, wird es mancher willkommen sein, auch einmal wieder eine Stunde geistiger Erhebung und Sammlung zu durchleben. Darum seien alle Frauen und Jungfrauen von Bonn-Poppelsdorf recht herzlich zu dieser Versammlung eingeladen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 6. Dezember 1915
Die Bonner Lazarett-Zeitung, die unter der Schriftleitung des Herrn Fortbildungsschuldirektors Bins vom Ausschuß für Kriegsbeschädigten-Fürsorge herausgegeben wird, bringt in ihrer jüngsten, soeben herausgegebenen Nummer u. a. eine Zusammenstellung der wichtigsten Bestimmungen der Kriegsbeschädigtenfürsorge von Oberstabsarzt Dr. Blanc, dem Direktor der Bonner Reservelazarette, und einen längeren von Rechtsanwalt Henry verfaßten und mit Abbildungen ausgestatteten Aufsatz über das Bonner Rote Kreuz in Lille. Von den Abbildungen erregt besondere Aufmerksamkeit eine Gruppenaufnahme vor der Verband- und Erfrischungsstelle Bonn „Prinzessin Viktoria“, bei der sich der Fürst zu Schaumburg-Lippe sowie Oberbürgermeister Spiritus und andere Bonner Herren mit den Schwestern und dem Sanitätspersonal vereinen, andere Bilder geben Ansichten des Erfrischungsraums, der Verbandhalle, der Küche und „fremder Gäste“, nämlich nordafrikanischer Gefangener, wieder. Den tadellosen Satz der Zeitung hat wieder die Buchdrucker-Fachklasse der gewerblichen Fortbildungsschule geliefert.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kupferner Sonntag. Der gestrige erste geschäftsfreie Sonntag vor Weihnachten hatte eine große Zahl Bewohner aus der Umgegend in die Stadt gelockt, um ihre Einkäufe zu Nikolaus und teilweise auch schon für das Weihnachtsfest zu machen. In den Hauptgeschäftsstraßen war nach Eintritt der Dunkelheit stellenweise ein solch großer Andrang, daß man sich nur schrittweise weiterbewegen konnte. Namentlich vor den Spielwarengeschäften standen die Leute Kopf an Kopf. Die prächtigen Auslagen der Schaufenster hatten es Groß und Klein angetan, zumal die fast sommerliche Witterung den Aufenthalt im Freien recht angenehm gestaltete. Nach den vielen Paketen und Paketchen zu schließen, denen man allenthalben begegnete, sind unsere Geschäftsleute gestern schon auf ihre Rechnung gekommen.
Palast-Theater. Zwerge nehmen in der Fantasie unsrer Kinderwelt eine bevorzugte Stellung ein. Es ist daher verständlich, daß der Zwergzirkus Münstett im Palast-Theater alle Kinderherzen bezaubert. Die Zwerge in diesem Liliputzirkus sind aber unsern Kindern nicht nur deshalb so lieb, weil diese kleinen Herren und Dämchen wirklich riesige Knirpse sind, sie staunen sie mehr noch an, weil sie als Turner, Drahtseilkünstler und Reiter ebenso viel können, wie ganz ausgewachsene große Zirkusleute. Und weil dieses muntere Völklein der Zwerge auch viel Humor hat und aus seinen Reihen sehr witzige Klowns in die Liliputmanege sendet, die das Herz der Kinder lachen machen, so kennt die Dankbarkeit unserer Kinderwelt keine Grenzen. In der Schule wie im Elternhaus, bei Freunden und Bekannten, überall plaudern unsere Kleinen von ihren Erlebnissen im Zirkus Liliput. Daher strömt es nur so von wißbegierigen Kindern zu den Zirkusvorstellungen, die dort wirklich lebendige Menschen und geschickte Künstler kennen und bestaunen lernen. Den Zirkusvorstellungen gehen Kinobilder voraus, die Lehrreiches aus der Tier- und Pflanzenwelt bieten, aber auch allerlei Drolliges und Humorvolles, das helles Kinderlachen im Theaterraume auslöst.
Städtischer Eierverkauf. Von morgen Dienstag ab werden auf dem Wochenmarkt frische Eier zum Preise von 18 Pfg. für das Stück verkauft. Das Brotbuch dient als Ausweis.
Fußball-Meisterschaftsspiel. Am gestrigen Sonntag fand das fällige Meisterschaftsspiel zwischen Bonner Fußballverein und Bonner Turnverein statt. Das Resultat endete 4:1 zugunsten des Fußballvereins. Im großen ganzen ist aber dem Turnverein mit Rücksicht auf seine junge Kriegsmannschaft, die in Friedenszeiten in der C-Klasse spielen würde, die Anerkennung nicht zu versagen. Die jungen Leute zeigen von Spiel zu Spiel eine ungeahnte Formverbesserung. Der Spielverlauf war folgender: Gleich in der ersten Minute erzielte der Fußballverein nach schönem Durchbruch ein Tor. Des Turnvereins linker Läufer hatte bald darauf das Unglück, Hand zu machen, und der Elfmeterball wurde verwandelt. Bald darauf kam auch des Turnvereins Linksinnenspieler durch und konnte für seine Farben ein Tor erzielen. Halbzeit 2:1. Nach Halbzeit hatte Fußballverein das Spiel durchweg in der Hand, konnte aber nur noch zwei Tore buchen. Das Spiel wurde fein gehalten und war durchweg offen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 4. Dez. Ein patriotisch-literarischer Volksabend mit musikalischen Einlagen zum Besten des Eisernen Kreuzes von Godesberg fand heute in der Aula des Pädagogiums vor zahlreichen und dankbaren Zuhörern statt. Herr Oberlehrer Endemann, leitete das soldatisch und streng dienstgradlich uniformierte Anstaltsorchester temperamentvoll. Er drückte mit seinem einleitenden schneidigen Preußenmarsch von Golde dem Ganzen das Gepräge auf, das noch verstärkt wurde mit dem darauffolgenden Vortrage des von Herrn Oberlehrer Theodor Cunz verfaßten Epos „500 Jahre Hohenzollernherrschaft“ in dem der unverkennbar dichterisch veranlagte Vortragende in gedrängter Darstellung Preußens Entwicklung mit dem Lebenswerke aller seiner Herrscher vom Burggrafen Friedrich von Nürnberg bis in die Neuzeit markant wiedergibt. Frau Oberlehrer Mendelsohn Bartholdy legte als Rezitatorin mehrerer Gedichte von Lienhardt, Schulz und Th. Cunz, Proben ihres deklamatorischen Könnens ab und der mitwirkende Männergesangverein Cäcilia zeigte, daß er auch noch in seiner „Kriegsstärke“ gut und schön singen kann. Große Freude bereitete gegen Feierschluß die Mitteilung des Herrn Bürgermeisters Zander, daß aus Anlaß der heutigen Veranstaltung von Ihrer Königlichen Hoheit Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe für sich und Ihren Herrn Gemahl goldene Nägel für das Eiserne Kreuz zu Godesberg gestiftet worden seien. Des Redners Dank hierfür und überhaupt an alle, die sich in der Kriegszeit in den Dienst der edlen Menschenpflicht gestellt haben, gipfelte in einem begeistert aufgenommenen Hoch auf unseren Kaiser und klang aus im Gesang der Nationalhymne.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Der Flottbund deutscher Frauen, Ortsgruppe Bonn, hatte auf Samstagnachmittag in den großen Saal des Bonner Bürgervereins zu einer recht gemütlichen Nikolausfeier eingeladen, an der als Gäste 300 Verwundete teilnahmen, und bei der der Saal auch anderweitig bis auf den letzten Platz besetzt war. (...) Den Zweck der Veranstaltung erreichte man, als St. Nikolaus erschien, schwer bepackt mit Gaben, und nach einer Ansprache seine Schätze unter die Verwundeten austeilte. Handarbeiten, von Verwundeten hergestellt, kamen zur Versteigerung und fanden fleißig Absatz. Recht befriedigt werden alle Teilnehmer besonders die Verwundeten die Veranstaltung in Erinnerung halten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 7. Dezember 1915
Das Viktoria-Theater bringt in diesen Tagen einen Kriegsfilm über die Kämpfe in Rußland, ein längeres Lustspiel „Die Dame von Maxim“, ein Sport-Drama „Veronika 860:10“ und verschiedene kleinere Filme zur Aufführung.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Unsere Inserenten weisen wir darauf hin, daß hinsichtlich der Veröffentlichung von Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften durch Verordnung des Gouverneurs der Festung Köln vom 2. Dezember 1915, für den Bereich der letzteren, also auch für Bonn, nähere Bestimmungen bezüglich der Anzeigen unter Chiffre und Deckadressen erlassen worden sind. (...)
Aus Jägerkreisen schreibt man uns: Im Dezember beginnt in Busch und Feld die Zeit der Treibjagden, und von da ab kommt das Wild nirgendwo mehr zur völligen Ruhe. (...) Bis jetzt haben die abgehaltenen Jagden gezeigt, daß das erlegte Wild vielfach nur mangelhaft genährt ist; gut gemästete Tiere gehören in diesem Jahre zu den Seltenheiten. Das mag zum Teil daher kommen, daß in den Wäldern Eicheln, Bucheckern, Sämereien und andere Waldfrüchte von der ärmeren Bevölkerung als Viehfutter massenhaft eingesammelt wurden.
Eine Käuferin wegen Ueberschreitung der Höchstpreise vor Gericht. Ein Fräulein kaufte in Köln drei Pfund Zuckermöhrchen mit Laub zu 18 Pfg. Sie wurde von einem Polizeibeamten angehalten. Man entfernte das Laub und das Gewicht der Möhrchen stellte sich nur mehr auf ein Pfund. Die Käuferin erhielt die geringst zulässige Strafe von 3 Mark.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schutz den Ziehhunden. Es wäre zu wünschen, daß die Polizei-Verordnung, nach der Ziehhunde bei nassem und kalten Wetter Decken haben müssen und ein Brett als Unterlage, mehr beachtet würde. Die armen Tiere stehen oft lange auf der Straße naß und zitternd vor Kälte. Dem Uebelstand wäre bald abgeholfen, wenn die Polizeibehörde ein wachsames Auge auf die vielen Hundefuhrwerke richten würde.
Fortbildungsschule. Jetzt in der Kriegszeit, wo ein großer Mangel an Arbeitern herrscht, wäre uns Meistern ein großer Gefallen getan, wenn man diejenigen Schüler der städtischen Fortbildungsschule, welche im letzten Jahre sind, ein Jahr früher entlassen würde. Man hat dies in der Volksschule schon angeordnet, jedoch die Fortbildungsschule vergessen. Um die Erfüllung dieses Wunsches bitten viele Meister, denen es an Arbeitskräften mangelt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Der Rhein ist am Steigen. Es ist dieses nicht nur die Folge des anhaltenden Regenwetters, sondern noch mehr der durch die warme Witterung eingetretenen Schneeschmelze. Auf den Rheinhöhen findet der Schnee dadurch raschen Abgang, ebenso in den Schweizerbergen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Elektr. Straßenbahn, Linie 4. Warum werden in den verkehrreichen Stunden, etwa mittags von 12 – 1 und abends von 6 – 8 bei der Elektrischen Bahn, Strecke Poppelsdorf – Kessenich – Dottendorf, keine Anhängewagen in Benutzung genommen? So fragt sich mancher kopfschüttelnd, der zu dieser Zeit am Kaiserplatz sich ein bescheidenes Plätzchen zur Mitfahrt erkämpfen muß. Der innere Wagen sowie die vordere und hintere Plattform sind dann gewöhnlich polizeiwidrig überfüllt, wodurch die Mitfahrenden manche Belästigung und Unbequemlichkeit, namentlich bei weiterem Aus- und Einsteigen, ertragen müssen. Mitunter kommt es sogar vor, daß man überhaupt nicht mitfahren kann und dann – wenn man es nicht vorzieht, lieber zu Fuß zu gehen – in Wind und Wetter abwarten muß, ob man vielleicht bei dem nächsten Wagen mehr Glück hat. Daß es den Schaffnerinnen in solch überfüllten Wagen sehr schwer wird, alle Fahrgäste rechtzeitig zu bedienen, sei nur nebenbei bemerkt. Läßt sich da keine Abhilfe schaffen? Man sollte dieses um so eher glauben, wenn man beobachtet, daß mitunter in ganz verkehrlosen Stunden Doppelwagen auf der oben genannten Strecke benutzt werden. P.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Mittwoch, 8. Dezember 1915
Wegen des katholischen Feiertages Maria Empfängnis erscheint an diesem Tag in Bonn nur die protestantisch orientierte Bonner Zeitung.
Brotbücher als Kriegsandenken. Die Zahl der beim städtischen Mehlamt zurückverlangten alten Brotbücher beträgt mehrere Tausend. Es ist daher nicht möglich, die Bücher, wie beabsichtigt, vom 10. d. M. ab auszugeben, da der Andrang des Publikums beim Abholen der Bücher zu stark sein würde. Die Brotbücher werden daher jedem, der die Rückgabe verlangt hat, durch die Post zugesandt.
Der Handels- und Gewerbeverein hat Montag abend in einer gutbesuchten Versammlung die Maßnahmen auf dem Gebiete des gewerblichen Lebens besprochen. Es wurde u. a. erwähnt, daß der Kaufmann Waren, für die ein Höchstpreis festgesetzt werde, vorher vielfach selbst zu höheren Preisen als den Höchstpreisen eingekauft habe, daß er also Schaden erleiden müsse, und auf die hiesige Preisprüfungsstelle verwiesen, der solche Fälle unterbreitet werden müßten. Auch die Handelskammer werde etwaige Eingaben des Handels- und Gewerbevereins in dieser Angelegenheit gewiß unterstützen. Der anwesende Vorsitzende der Handelskammer, Kommerzienrat Soennecken, stellte die Unterstützung der Handelskammer in Aussicht. (...) – Es wurde ein einheitlicher Ladenschluß für die Zeit bis Weihnachten angeregt, um Licht zu sparen und auch die Angestellten zu schonen. Eine größere Anzahl von Geschäftsinhabern habe sich schon dahin geeinigt, daß bis 18. Dezember nur bis 8 Uhr abends geöffnet bleiben und nur in der letzten Woche vor Weihnachten von dem 9-Uhr-Ladenschluß, an den beiden letzten Tagen vor Weihnachten auch von dem 10-Uhr-Schluß Gebrauch gemacht werden soll und daß an den beiden Weihnachtstagen die Geschäfte überhaupt geschlossen bleiben sollen. (...)
Der Vorstand des Handels- und Gewerbevereins hat beschlossen, sich an der Nagelung des Bonner Kriegsmals „Arndt-Eiche in Eisen“ zu beteiligen.
Verbotene Anzeigen. Wir weisen darauf hin, daß über die Veröffentlichung von Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften durch Verordnung des Gouverneurs der Festung Köln vom 2. Dezember 1915 für den Festungsbereich, also auch für Bonn, nähere Bestimmungen erlassen worden sind. Verboten sind danach Anzeigen, die ganz oder teilweise im Text chiffriert sind, Anzeigen über den Bezug beschlagnahmter Kriegsrohstoffe aus dem neutralen Ausland, Anzeigen mit der Zusage, die Uebernahme der angebotenen Arbeit habe Befreiung vom Heeresdienst zur Folge und Anzeigen über Vermittlung von Heereslieferungen. Ferner sind verboten unter Chiffre und Deckadressen: alle Anzeigen, die sich auf irgend ein Gebiet des Heeresbedarfs beziehen oder beziehen können, alle Anzeigen, die sich auf Lebensmittel oder Gegenstände des täglichen Bedarfs beziehen, alle Anzeigen, die sich auf das Anwerben männlicher Arbeiter und Angestellter für Betriebe von Heeresbedarf beziehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Donnerstag, 9. Dezember 1915
Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe stattete am Nikolaustage dem Mutterhaus vom Roten Kreuz einen Besuch ab, sprach teilnehmend mit allen Verwundeten, verteilte Liebesgaben und eröffnete dann in ihrer Eigenschaft als Ehrenmitglied des Vorstandes die Nagelung des Kriegsschildes für das Bonner Mutterhaus.
Nikolausfeiern. Am Montag nachmittag bereiteten die Schülerinnen der ersten und zweiten Klasse des Hennermann’schen Lyzeums den Verwundeten im St. Johanneshospital eine wohlgelungene Nikolausfeier. Unter Leitung des Kgl. Musikdirektors Krakamp wurden ernste und heitere Lieder von der jungen Sängerinnenschar musterhaft dargeboten, abwechselnd mit Gedichten ernsten und heiteren Inhalts. Außerdem wurden die Verwundeten durch Violin- und Klaviervorträge sowie durch fröhliche Lieder zur Laute erfreut. Nicht minder empfänglich waren die Krieger für Spekulatius, Printen, Aepfel und Nüsse, die St. Nikolaus durch die Schülerinnen in anmutiger Weise verteilen ließ.
Am Montag abend besuchte St. Nikolaus und Knecht Ruprecht die Verwundeten der Augenklinik an der Wilhelmstraße. Die wackeren Vaterlandsverteidiger wurden auch hier reichlich beschenkt und erfreuten ihrerseits St. Nikolaus dadurch, daß sie trotz ihrer schweren Verwundungen den Humor nicht verloren hatten. Ein allseitiges „Gott vergelts“ begleitete St. Nikolaus beim Abschied von den verwundeten Kriegern.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 9. Dez. Das Reservelazarett Godesberg II (St. Markusstift) veranstaltete gestern in der Tonhalle den zweiten vaterländischen Volksabend mit einem neuen, abwechslungsreichen Programm. Der Ertrag der Veranstaltung dient einesteils zu einer Weihnachtsbescherung der Verwundeten im Lazarett, zum andern zur Benagelung des Eisernen Kreuzes in Godesberg. Das von den Lazarettinsassen Gebotene brachte Musikvorträge und Deklamationen, Ernstes und Heiteres, in bunter Abwechslung. Herr Anstaltsarzt Dr. Bergmann hielt die Begrüßungsansprache und Herr Dechant Dr. Winter ehrte die Veranstalter für ihre Leistungen mit einem Hoch.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Stadttheater. Wir erinnern nochmals an die vom Oberbürgermeister ergangene Einladung auf die Bestellung von Dauerkarten für den zweiten Teil der diesjährigen Spielzeit. Es bedarf wohl keines besonderen Hinweises darauf, daß durch die schwere Zeit die Nerven der Zuhausegebliebenen stark in Mitleidenschaft gezogen werden und einer Erholung dringend bedürfen. Da bietet sich nach des Tages Arbeit im Theater eine Stätte bester Ausspannung und Erneuerung der Geisteskräfte. Zugleich ist uns ein Mittel der Weiterbildung gegeben, das wir dankbar begrüßen müssen. Wenn daher zum Bezug von Dauerkarten eingeladen wird, können wir uns nur anschließen und die Einladung aufs wärmste der Beachtung empfehlen.
Spart mit Weihnachtskerzen! Wie verlautet, ist nicht beabsichtigt, den Verbrauch der Kerzen zu Weihnachten durch behördliche Maßnahmen einzuschränken. Das Fest der Liebe soll auch im zweiten Kriegswinter im milden Licht der Christbaumkerzen gefeiert werden. Jeder muß sich aber sagen, daß bei der Fettknappheit, die ja nicht nur die genießbaren Fette betrifft, eine Beschränkung des Kerzenverbrauchs notwendig ist. Darum begnüge man sich diese Weihnachten mit einer kleineren Anzahl von Kerzen am Lichterbaum als sonst, treibe jedenfalls keine Verschwendung damit. Man vergesse auch nicht, daß unsere Soldaten draußen im Felde großen Bedarf an Kerzen haben und bei ihnen gerade zu Weihnachten damit eine große Freude gemacht werden kann. Darum also Sparsamkeit im Verbrauch der Weihnachtskerzen im Haus und spende vom Ueberschuß an unsere Feldgrauen!
Das städtische Baugrundstück Bonngasse Nr. 2 wurde von Herrn Metzgermeister H. Rosenthal käuflich erworben. Auf dem Grundstück soll demnächst ein neuzeitliches Geschäftshaus errichtet werden. Der Eingang zur Bonngasse wirkt schon jetzt durch den schönen Neubau Schmidt ausgezeichnet und wird der vorteilhafte Eindruck durch die Bebauung des städtischen Grundstücks noch wesentlich erhöht werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 10. Dezember 1915
„Hindenburg-Schule“. Infolge der Umnennung eines Teiles der Schumannstraße in Hindenburgstraße hat die Schuldeputation beschlossen, die „Schule an der Schumannstraße“ fortan „Hindenburgschule“ zu nennen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Höchstpreise für Kartoffeln. Unter Aufhebung der Verordnung über den Höchstpreis für den Kleinhandel mit Kartoffeln vom 2. November 1915 werden fortan für den Stadtbezirk Bonn folgende Höchstpreise festgesetzt. Der Verkaufspreis für alle Sorten Kartoffeln darf nicht übersteigen: beim zentnerweisen Verkauf durch den Erzeuger Mk. 3,80 für den Zentner, bei Lieferung frei Haus, Keller des Käufers oder auf dem Wochenmarkt; beim zentnerweisen Verkauf durch den Händler: Mk. 4,15 für den Zentner bei Lieferung ab Laden oder Lager des Verkäufers oder auf dem Wochenmarkt; beim pfundweisen Auswiegen: 43 Pfg. für 10 Pfund, 22 Pfg. für fünf Pfund, 18 Pfg. für 4 Pfund und 9 Pfg. für 2 Pfund. Als Kleinhandel gilt der Verkauf an den Verbraucher, soweit er nicht Mengen von mehr als 500 Klgr. zum Gegenstand hat. Die Verordnung tritt am 11. Dezember in Kraft.
Höchstpreise für Butter. Im Stadtkreise Bonn darf fortan beim Verkauf im Kleinhandel der Preis für ein Pfund Süßrahm- oder Molkereibutter den Betrag von 2,55 Mk., für ein Pfund Landbutter den Betrag von 2,35 Mk. und für ein Pfund Abfallbutter den Betrag von 1,95 Mk. nicht übersteigen. Als Kleinhandel gilt der Verkauf an den Verbraucher, soweit er nicht Mengen von mehr als 5 Kg. zum Gegenstand hat. Die Verordnung tritt am 11. Dezember in Kraft.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städtischer Kartoffel-Verkauf. Bestellungen auf Kartoffellieferung werden entgegengenommen Franziskanerstraße 91, Zimmer Nr. 25, an allen Wochentagen von 9 – 12 Uhr vormittags. Preis 4,10 M. ab Lager, 4,35 M. frei Keller. Bei der Bestellung sind die Kartoffeln zu bezahlen. Das Brotbuch ist vorzulegen. Die Zustellung ins Haus erfolgt baldmöglichst und nur bei Abnahme von mindestens 3 Zentnern gegen eine Gebühr von 25 Pfennig für den Zentner.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 11. Dezember 1915
Für die Unteroffizierschulen kann für die Einstellung 1916 noch eine größere Zahl Freiwilliger angenommen werden. Bewerber müssen mindestens 17 Jahre alt, mindestens 1,54 Meter groß und ohne körperliche Fehler sein. Die Ausbildung ist kostenlos. Meldung beim Bezirkskommando Bonn.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Bonner Wochenmarkt. Der gestrige Markt war trotz des Regens im allgemeinen gut beschickt und zahlreich besucht. Der Verkauf war verhältnismäßig flott. Einige Butterverkäuferinnen, die je einige Pfund Butter auf den Markt gebracht hatten, wurden förmlich von Käufern gestürmt. Da sich die Verkäuferinnen nun weigerten, die Butter abzugeben, weil sie schon bestellt sei, benachrichtigte man die Polizei, die den ganzen Buttervorrat sofort beschlagnahmte. Gemüse kommt in den letzten Tagen wieder etwas reichlicher auf den Markt. Hauptsächlich ist es Spinat, der jetzt viel verlangt wird, selbiger steht aber augenblicklich hoch im Preise. Im allgemeinen waren gestern die Preise dieselben wie am letzten Hauptmarkttag.
Auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz war gestern außergewöhnlich großes Angebot in Gemüse und Obst. Die in verhältnismäßig geringer Anzahl anwesenden Händler und Vorkäufer hielten aber mit ihrem Einkauf aus Angst vor den demnächst festzusetzenden Höchstpreisen für Gemüse zurück was zur Folge hatte, daß die Gemüsebauern großenteils ihre Ware wieder mit nach Hause nehmen mußten.
Der städtische Gemüse-, Kartoffeln-, Obst- und Eier-Verkauf erfreute sich gestern eines zahlreichen Zuspruchs. Vorwiegend wurden Kartoffeln und Eier verlangt. Die Waren wurden zu nachfolgenden Preisen verkauft: Kartoffeln 10 Pfund zu 40 Pfg., Weißkohl das Pfund zu 5 Pfg., Rotkohl das Pfund zu 10 Pfg., Wirsing das Pfund zu 8 Pfg., Erdkohlradien das Pfund zu 4 Pfg., Möhren drei Pfund zu 20 Pfg., Karotten drei Pfund zu 20 Pfg., Zwiebeln das Pfund zu 18 Pfg., Aepfel das Pfund zu 10 Pfg., frische große Eier fünf Stück zu 90 Pfg.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 9. Dez. In der Kriegshilfe hat die Gemeinde noch folgende Maßnahmen getroffen: Für die Unterstützungsbedürftigen der Kriegsteilnehmer sind Briketts bezogen worden. Verkauft werden dieselben zu 80 Pfg. den Zentner. Hiesige Bürger erhalten vom Gaswerk Gaskoks zum Friedenspreis. Das Gaswerk wird den Ammoniakdünger dem Bedarf entsprechend zur Verteilung bringen und so allen Ansprüchen des Klein- und Großbesitzers gerecht zu werden suchen. Gas- und Elektrizitätswerk blicken durch den erfreulichen Zuzug steuerkräftiger Fremder und infolge der Pertroleumnot bis jetzt auf recht günstige finanzielle Ergebnisse zurück, sodaß voraussichtlich auch der nächste Etatsentwurf eine Lichtpreiserhöhung trotz des Krieges nicht bringen wird. Die günstigen Steuerverhältnisse Godesbergs haben es ermöglicht, in diesem Jahre die Abschreibungen bei den genannten Werken noch zu erhöhen. Bei der öffentlichen Beleuchtung wird der Kriegszeit entsprechend gespart.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Der Bonner Lazarettzug K. 1 Bonn hat auf seiner 23. Fahrt in Laon 190 Verwundete geladen und in Köln ausgeladen. Zurzeit steht er abfahrtbereit in Godesberg. An Liebesgaben sind erwünscht: Zigarren, Zigaretten, Rotwein, Kognak, wollene Decken, Pantoffeln, alles dies ist abzugeben Bahnhofstraße 40.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mehr Pflichtbewußtsein in Küche und Haushalt!
Die Festsetzung der fett- und fleischlosen Tage hat zu ganz eigenartigen Nebenerscheinungen und Folgen geführt. Viele Hausfrauen kaufen nämlich an den dem Fleischverkauf freigegebenen Tagen auf Vorrat. In welchem Umfange das geschieht, läßt am besten die letzte Versammlung der Berliner Fleischermeister erkennen, in der ganz offen zugegeben wurde, daß die Einrichtung der fleischlosen Tage verminderte Einnahmen nicht zur Folge gehabt hat.
Damit zeigen aber jene Hausfrauen wieder einmal, daß ihr Denken und Handeln von privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten beherrscht wird, und daß sie sich an ein im allgemeinen volkswirtschaftlichen und nationalen Interesse liegendes Denken und Tun nur schwer zu gewöhnen vermögen. Hierdurch wird aber die Arbeit der Regierung, die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln gleichmäßig und billig zu versorgen, sehr erschwert. Es muß daher immer wieder darauf hingewiesen und gesagt werden: Alle Maßregeln der Regierung müssen unfruchtbar bleiben, wenn ihnen nicht in allen Kreisen der Bevölkerung verständnisvolles Entgegenkommen bereitet wird. Es muß zum obersten Hausgesetz in der Küche werden, die fett- und fleischlosen Tage auf das strengste innezuhalten. Sie müssen zu einer Kriegseinrichtung werden, die uns das Verhalten unserer Feinde aufzwingt und die mit dazu beiträgt, den Angriff der Gegner abzuschlagen.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Sonntag, 12. Dezember 1915
Infolge des gestrigen Sturmes ist der Fernsprechverkehr nach allen Richtungen erschwert. Der Fernsprechverkehr zwischen Köln (und Bonn) und Hannover, Magdeburg, Berlin ist völlig unterbrochen. Auch der telegraphische Verkehr nach Norddeutschland ist durch das Sturmwetter beeinträchtigt.
Das „Hindenburg-Schwert“ der städtischen Fortbildungsschulen ist im Fenster des städtischen Verkehrsamtes an der Poststraße ausgestellt. In kurzer Zeit haben die Schüler und Schülerinnen der Fortbildungsschulen für 700 Mark Nägel eingeschlagen. Der Betrag wird dem Generalfeldmarschall v. Hindenburg zur freien Verfügung als Weihnachtsgabe für seine Truppen überwiesen. Das Schwert macht einen recht hübschen Eindruck und gibt in seiner Schlichtheit schon einen Vorgeschmack von dem demnächstigen prächtigen Eindruck der genagelten Arndteiche.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Städtischer Butterverkauf. Der Oberbürgermeister macht in der heutigen Nummer dieses Blattes die Firmen bekannt, bei denen in der kommenden Woche ausländische Butter zum Preise von 2,60 Mark das Pfund zu haben ist. An eine Haushaltung wird nicht mehr als wöchentlich ein Pfund abgegeben. Das Bonner Brotbuch gilt als Ausweis.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Unbeleuchtete Fahrräder. Am Mittwoch abend fuhr an der Ecke Bonnertalweg u. Poppelsdorfer-Allee ein jugendlicher Radfahrer ein junges Mädchen, das ebenfalls auf dem Fahrrad saß, derart an, daß sie bewußtlos liegen blieb. Einige Damen nahmen sich des heftig blutenden Mädchens an und trugen Sorge, daß sie in einer Droschke nach Hause geschafft wurde. Der Junge, der den Unfall verschuldet hatte, da er ohne Licht fuhr, wollte das Weite suchen, wurde jedoch angehalten und seine Personalien wurden festgestellt. Immer wieder kann man beobachten, aß unbeleuchtete Fahrräder benutzt werden und oft sogar im größten Gedränge. Dazu kommt noch, daß öfters auf unbeleuchteten Rädern Wettfahrten veranstaltet werden, wie dies täglich in der Gegend des Münsterplatzes beobachtet werden kann. Wer nicht rasch genug ausweichen kann, wird von den jugendlichen Burschen einfach niedergefahren. So hörte ich noch vor einigen Tagen auf der belebten Remigiusstraße einen radfahrenden Hausburschen rufen: „Wer mir en de Wäg kütt, wird en te Dreck gerannt!“ Die Polizei sollte diesem lebensgefährlichen Unfug durch strenge Bestrafungen ein Ende machen. Auch ein Radfahrer.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Umgehung der Bundesratsverordnung. Ein Wirt aus Beuel hatte an einen Kunden, der sich eine Flasche mitbrachte, in dieser Flasche einen halben Liter Schnaps abgegeben, die Flasche dann mit einer Kapsel versehen und sich für das halbe Liter 1,60 Mark bezahlen lassen. Er wurde unter Anklage gestellt, weil das Gesetz einen derartigen Vertrieb verbietet. Der Wirt machte geltend, daß er den Schnaps entsprechend dem Wortlaut der Bestimmungen in einer verkapselten Flasche verkauft habe. Das Gericht war jedoch anderer Ansicht. Das Gesetz sei anders auszulegen wie der Angeklagte es getan habe. Der Branntwein dürfe nur in Flaschen, die bereits verkapselt oder versiegelt seien, verkauft werden, nicht dürften zum Zwecke des Verkaufes von Branntwein die mitgebrachten Flaschen verkapselt werden. Das stelle nur eine Umgehung des Gesetzes dar. Der Angeklagte wurde zu einer Geldstrafe von 150 Mark verurteilt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 13. Dezember 1915
Der gestrige „silberne“ Sonntag führte, nachdem nachmittags das Regen- und Schnee-Unwetter aufgehört hatte, am Nachmittag noch große Scharen von Landbewohnern in die Stadt, um ihre Einkäufe zu machen. Infolgedessen war am Nachmittag und gegen Abend der Verkehr in den Hauptgeschäftsstraßen außerordentlich lebhaft.
Vortrag im Sprachverein. Herr Prof. Dr. Tesch, Verfasser der „Sprachecke“, spricht heute abend im Speisesaale des Bürgervereinshauses über den „Sieg der deutschen Sprache während des Weltkrieges.“ Der mit der Begeisterung der ersten Kriegstage vom Sprachverein aufgenommene Kampf um die Reinigung unserer Muttersprache von allen überflüssigen Fremdwörtern brachte ihr allerorten ein schöneres Gewand, wie es unserer Sprache als dem Edelgute des Deutschen entspricht. Redner wird hauptsächlich Neues aus der gegenwärtigen Verdeutschungsbewegung bringen. Die Mitglieder und alle Freunde des Vereins sind herzlich willkommen. Der Vortrag beginnt pünktlich 6 ½ Uhr. Der Eintritt ist frei.
Spart mit den Weihnachtskerzen. Die bevorstehende Knappheit an Fettstoffen und Beleuchtungsmitteln macht es zur vaterländischen Pflicht, die Verwendung von Kerzen an Weihnachtsbäumen möglichst einzuschränken. Wo nicht die Beleuchtung ausschließlich mit elektrischen Lämpchen möglich ist, muß die vorhandene Zimmerbeleuchtung in diesem Jahre den üblichen Lichterglanz der Weihnachtsbäume weitgehendst ersetzen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Verbot der Verabreichung von Milch. Nach einer Verordnung des Gouverneurs der Festung Köln ist vom 14. ds. Mts. ab die Verabreichung von Milch als Einzelgetränk, als Beigabe zu sonstigen Getränken, zu deren Herstellung Milch verwendet wird, von vormittags 10 Uhr ab verboten und zwar: in Gastwirtschaften, in allen sonstigen Schankstätten, in den Kaffeehäusern und Konditoreien, in den Milchstuben.
Den Milchviehhändlern, Molkereien und Milchhändlern wird verboten, Vollmilch oder Magermilch in anderen Gemeinden zu liefern als in solchen, in die sie am 1. Dezember ds. Js. geliefert oder zu diesem Zeitpunkt zu liefern sich verpflichtet haben. Milchlieferer, die am 1. Dezember ds. Js. in mehrere Gemeinden geliefert haben, müssen auch nach diesem Zeitpunkt die Milchmengen nach dem bisherigen Verhältnis in diese Gemeinden liefern. Die näheren Bestimmungen sind aus der Bekanntmachung, die auf S. 2 unserer heutigen Nummer abgedruckt ist, zu ersehen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe eröffnet am Dienstag, wie aus einer Anzeige in dieser Zeitung ersichtlich ist, am Hof eine Beratungsstelle für alle hauswirtschaftlichen Fragen. Es wird dort Auskunft gegeben über alles, was für den jetzt vereinfachten Haushalt wichtig ist, Kochanweisungen werden umsonst und gegen Bezahlung abgegeben. Es wird an einigen Nachmittagen Anleitung gegeben zur Herstellung von Kochkisten; an diesen Tagen soll die Verwendung von Kochkisten auch gleich praktisch gezeigt werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 14. Dezember 1915
„Arndt-Eiche in Eisen“. Heute abend, 8½ findet im großen Saale des Bonner Bürger-Vereins die erste Probe für die an der Einweihungsfeier des Bonner Kriegsmals „Arndt-Eiche in Eisen“ teilnehmenden Gesangsvereine statt. (Siehe auch die heutige Bekanntmachung.)
Die Weihnachts-Liebesgaben des Regierungsbezirks Köln für zwei rheinische Armeekorps werden zurzeit in einem besonderen Zuge, der Sonntag abend Köln verlassen hat, an die Front befördert. Die Gaben füllen 21 Eisenbahnwagen. Unter den Herren, die den Zug begleiten, befindet sich aus Bonn Herr Stadtverordneter Kaiser.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Im neuen Johanniter-Krankenhaus (Friedrich-Wilhelm-Stift) wurde gestern morgen der erste Kriegsjunge geboren. Derselbe soll außer dem Rufnamen des einzigen im Argonnerwalde gefallenen Bruders zur Erinnerung die Namen Friedrich Wilhelm erhalten. Der glückliche Vater ist im Kriegsjahr 1871 geboren.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Ritterlichkeit der deutschen Männer und Jünglinge im Allgemeinen soll nicht bestritten werden, wenn ich höflichst bitte, Nachstehendes zu Nutz und Frommen derer, die es angeht, in Ihrem geschätzten Blatte zu veröffentlichen. Zwei Damen aus der Bonner Gesellschaft besuchten am Sonntag die Oper in Köln. Zur Rückfahrt nach Bonn benutzten sie die Rheinuferbahn und bestiegen den Zug 11 Uhr ab Köln am Ubierring. Da das Abteil zweiter Klasse für Nichtraucher voll besetzt war, so mußten die Damen mit dem Raucherraum, deren Sitzplätze von sechs Herren eingenommen waren, vorlieb nehmen. Einer der Herren stand gleich auf und überließ einer Dame seinen Platz; die übrigen im besten Mannesalter stehenden Herren, deren Kleidung u. Ausrüstung die Ritterlichkeit voraussetzten, beachteten das schöne Beispiel ihres Mitreisenden nicht und blieben sitzen. Die andere Dame mußte, müde und abgespannt wie sie war, die lange Fahrt bis Bonn stehend verbringen. L.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Der Zigarren-Abschnitt-Sammel-Verein hatte auf Sonntagnachmittag in den großen Saal des Bonner Bürger-Vereins zu seiner 39. Weihnachtsfeier eingeladen. Sehr zahlreich hatte man der Einladung Folge geleistet, sodaß die vielen großen und kleinen Besucher kaum alle unterzubringen waren. Gestern hat der Verein wieder 130 Kinder, 80 Jungen und 50 Mädchen, von denen die Väter zumeist im Felde stehen, einige auch schon gefallen sind, mit neuen Kleidungsstücken ausgerüstet und dazu noch 20 Verwundete mit Gebrauchsgegenständen und Genußmitteln beschert. Wie der Vorsitzende, Herr Polizeikommissar Flaccus, in einer kurzen Ansprache bemerkte, hat der Verein auch in diesem Jahre so viel Unterstützung gefunden, daß er die Zahl der zu bescherenden Kinder gegen früher noch steigern konnte in der Hoffnung, auch weiterhing gebefreudige Gönner genug zu finden, um mit ihrer Hilfe die gegen früherer Jahre ganz bedeutend erhöhten Kosten decken zu können. Herr Flaccus gedachte der Väter, Söhne und Brüder, die auch dieses Weihnachtsfest wieder im Feld verleben müssen, und schloß mit diem Wunsche, sie möchten recht bald nach einem siegreichen Frieden zu ihren Familien zurückkehren. Die Feier begann mit einem Harmoniumvortrag des Herrn Herrn Organisten Veith, unter dessen Leitung dann der Münsterchor (Männer und Knaben) eine Anzahl gut gewählter Lieder sehr schön vortrug. Die Glanzpunkte der Feier bildeten die unter Leitung von Frl. Josephine Vrede zumeist von Kindern gestellten lebenden Bilder „Christ Geburt“, „Engelsständchen“, „Jesu unterrichtet die Kinder“, „Des Kriegers Weihnachtstraum“, die jedes Mal durch den Gedichtvortrag eines Mädchens eingeleitet und erklärt wurden. Vor allem ergreifend wirkte das letzte Bild, das im Vordergrund einen Landwehrmann auf Wache und im Hintergrund gleichsam als dessen Traumbild die Familie unter dem Weihnachtsbaum zeigte. Auch die gemeinschaftlichen Weihnachtslieder sorgten aufs beste für die richtige Weihnachtsstimmung. Wir hoffen, daß der Verein durch diese Feier den Kreis ihrer Gönner und Freunde beträchtlich erweitert hat.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 15. Dezember 1915.
Städtischer Kartoffel-Verkauf. Während von der Stadt Bonn die Kartoffeln bisher nur an Kriegerfamilien, Arbeiter, städtische und Privat-Angestellte sowie Minderbemittelte zentnerweise verkauft wurden, ist jetzt Vorsorge getroffen, daß jedermann, also auch Besserbemittelte, den ganzen Winterbedarf an guten Speisekartoffeln von der Stadt Bonn beziehen könne. Es wird empfohlen, daß diejenigen, die noch keine Kartoffeln haben, ihren Bedarf umgehend eindecken, da es fraglich ist, ob die Stadt Bonn noch längere Zeit Kartoffeln an Bemittelte zum Preise von 4,10 M. abgeben wird. In den nächsten Tagen wird auch eine Schiffsladung allerbester Speisekartoffeln aus der Moselgegend hier eintreffen, die sofort verkauft werden soll.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Sprachverein. Montag abend hielt im Deutschen Sprachvereine den zweiten Vortrag Herr Prof. Dr. Tesch – Köln über den Siegerverlauf der deutschen Sprache während des Weltkrieges. Der stellvertretenden Vorsitzende, Pfarrer Dr. Richter, begrüßte den Redner und die zahlreich Versammelten, worunter wieder viele Feldgraue, wies auf die großen Aufgaben des Vereins hin, der neben dem Kampf mit dem Schwert im blutigen Feld ebenso wacker gegen die fremden Schmarotzer in unserer herrlichen Muttersprache den Kampf führen muß. Der Redner, Prof. Tesch, als Herausgeber der Sprachecke bekannt, sang in begeisterten Wortes ein hohes Lied unserer reichen deutschen Sprache, die über eine Viertel Million Wörter verfüge und amn sich schämen müsse, aus den viel bescheideneren Quellen der französischen und englischen Sprache (mit je 100- und 150.000 Wörtern) , fremde Brocken zu schöpfen. Er wies an Beispielen nach, wie das Uebel leider noch nicht geheilt sei, aber seit Beginn des Weltkrieges mutige und erfreuliche Ansätze zur gründlicheren Sprachreinigung von vielen Seiten unternommen werden. Regierung und Schule, Kirche und Heerwesen, Bühnensprache und Musik, Gewebe, Handel, Gastwirte und Gasthof, diese alle bemühen sich, - so besonders Regierungspräs. Dr. Kruse u. a. – die Fremdwörter durch bessere und deutsche Bezeichnungen zu ersetzen. Zum Schluß zeigte er, wie unser Heer ganz besonders erfindungsreich in der Bildung treffender, neuer Wörter sich zeigt, und schloß mit einem warmen Weckruf an Alle zu treuer Vaterländischer Mitarbeit. Der Vorsitzende dankte dem Redner für seine warmen, packenden Worte, zeigte die nächsten Vorträge an, bat um zahlreiche Mitgliedschaft und allseitige furchtlose und unermüdliche Förderung dieser wichtigen vaterländischen Aufgabe, unsre reiche, herrliche Sprache zu reinigen und reinzuhalten.
Erhöhung der Zigarrenpreise. Vom 1. Jan. ab werden sämtliche Preise für Zigarren um 10 bis 15 Prozent erhöht. Als Grund für die Erhöhung geben die Fabrikanten und Großhändler Tabakmangel an: ferner kommt hinzu, daß die Herstellungskosten teurer geworden sind. Zigaretten werden von der Preiserhöhung nicht betroffen, da der hierfür benötigte Tabak aus den Balkanländern genügend eingeführt werden kann.
Gegen die Nagelungsdenkmäler. Die Berliner Akademie der Künste hat an den Oberbürgermeister von Wilhelmshaven ein Schreiben gerichtet, inhaltsdessen er ersucht wird, von der Nagelung des Standbildes eines Seemannes mit den Gesichtszügen des Großadmirals von Tirpitz abzusehen. Das Schreiben lautet:
Die Akademie der Künste hält es für ihre Pflicht, die Stadt Wilhelmshaven im künstlerischen Interesse vor der Ausführung eines solchen Planes zu warnen. An zahllosen Stellen in Deutschland sind Nagelungen von Standbildern und Wahrzeichen zur Sammlung von Mitteln für die Kriegshilfe vorgenommen worden, und es läßt sich vom künstlerischen Standpunkt aus schließlich wenig gegen die Fälle einwenden, bei denen es sich um ein ganz einfaches Gebilde, ein Eisernes Kreuz, Türen, symbolische oder heraldische Wahrzeichen ec. handelt. Etwas künstlerisch ganz Unmögliches ist aber die Benagelung von Parträtstatuen. Das Beispiel des Hindenburg-Kolosses in Berlin sollte allen anderen Städten warnend vor Augen stehen. Es ist doppelt traurig, daß gerade die Ereignisse unserer großen Zeit einen Niederschlag in so minderwertigen Erzeugnissen untergeordneter künstlerischer Kräfte gefunden haben, und es wäre tief beklagenswert, wenn der Geschmack des Publikums durch solche Verirrungen noch mehr verwirrt und verbildet werden sollte. Wir möchten daher im Interesse des Ansehens unserer deutschen Kunst und Kultur Euer Hochwohlgeboren und den städtischen Körperschaften der Stadt Wilhelmshaven dringend ans Herz legen, die Ausführung des Planes der Benagelung einer Tirpitz-Figur zu verhindern.gez. Franz Schwechten
Der in diesem Schreiben zum Ausdruck gekommene Standpunkt wird wohl allerseits geteilt werden.
Es ist erfreulich, daß man sich in Bonn bei Errichtung der „Arndt-Eiche in Eisen“ von künstlerischen Erwägungen hat leiten lassen, und nicht etwa den „E. M. Arndt“ selbst benagelt. Wie man uns mitteilt, wird das Bonner Kriegsmal von sachverständiger Seite als eine der schönsten Kriegswahrzeichen Deutschlands bezeichnet. Kommt nun auch der „klingende“ Erfolg hinzu, so wird der erstrebte Zweck erfüllt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städtischer Butterverkauf. Da die vorgesehene Verteilung der ausländischen Butter an sämtlichen Wochentagen in 13 verschiedenen Geschäften sich als undurchführbar erwiesen hat, ist die gesamte der Stadt Bonn zur Verfügung stehende Menge ausländischer Butter gestern den genannten Geschäften zum Verkauf zur Verfügung gestellt worden. Mehr wie ein Pfund darf an keinen Brotbuch-Inhaber abgegeben werden.
Fürsorge für kriegsbeschädigte Akademiker. Im Trierer Kirchl. Anzeiger macht das Generalvikariat bekannt: Bei der Fürsorge für die im Kriege Verwundeten und Erkrankten hat sich die Notwendigkeit herausgestellt, auch für Akademiker, welche im aufopfernden Kampfe für das Vaterland dauernde Schädigungen ihrer Gesundheit erlitten haben, eine Hilfsorganisation zu schaffen. Wie für andere Stände hat man demgemäß ein „Beratungs- und Unterstützungsstelle für kriegsbeschädigte Akademiker in der Rheinprovinz“ mit dem Sitze an der Universität Bonn gegründet. Unter dem Protektorate Ihrer Königlichen Hoheit, Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe, Prinzessin Viktoria von Preußen, wird die neue Organisation von einem Ehrenvorstande geleitet, dem die angesehensten Männer der Rheinprovinz angehören. Alles Nähere werden die Aufrufe und Drucksachen enthalten, welche der Herren Pfarrern in der nächsten Zeit von der Leistung der Organisation zugehen werden. Wir empfehlen allen Geistlichen, ungeachtet der sonstigen Inanspruchnahme, die Förderung dieser edlen Bestrebungen angelegentlich, welche kriegsbeschädigten Akademikern dazu verhelfen sollen, einen ihrer Bildung entsprechenden Platz in der menschlichen Gesellschaft zu erlangen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 16. Dezember 1915
Die „Arndt-Eiche in Eisen“, das Bonner Kriegsmal auf dem Münsterplatze, wird am Sonntag mittag 12 Uhr mit einer würdigen Feier eingeweiht und der Benagelung übergeben werden. An der Feier, deren Plan im Anzeigenteil unserer Zeitung veröffentlicht wird, werden die Kapellen des hiesigen Landsturmbataillons und die Bonner Gesangsvereine mitwirken, es werden auch die Bonner Studentenschaft sowie die Krieger- und sonstigen Vereine mit ihren Fahnen teilnehmen. Den ersten Nagel wird voraussichtlich Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe einschlagen. Weitere Ehrennägel sind für den Divisionskommandeur General der Infanterie v. Bötticher, den Regierungspräsidenten, die Vorsitzenden der Bonner vaterländischen Vereinigungen, Oberbürgermeister Spiritus, Frau Berghauptmann Krümmer und Dr. Krantz, sowie den Stifter des Denkmals, Kommerzienrat Soennecken, vorgesehen. Alsdann wird mit der öffentlichen Benagelung begonnen werden, deren Ertrag für die Witwen und Waisen gefallener Krieger bestimmt ist.
An der Fertigstellung des Kriegsmals wird zurzeit eifrig gearbeitet. Das eigentliche Kriegsmal, die „Arndt-Eiche“, ist bekanntlich ein Werk des Bonner Bildhauers Karl Menser, die Halle, die das Mal aufnimmt, wird nach dem Entwurf des Regierungsbaumeisters Pfleiderer vom Bonner Architekten- und Ingenieurs-Verein, vor allem den Architekten Schmitt und Klein, ausgeführt.
Am morgigen Freitag abend acht einhalb Uhr ist Probe für die an der Einweihungsfeier teilnehmenden Männer-Gesangsvereine. Auch findet die Aushändigung der Eintrittskarten für den Zutritt zum Festplatze statt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kartoffelnachlese durch Schüler. Es ist angeregt worden, eine Nachlese der abgeernteten Kartoffelfelder nach einzelnen in der Erde verbliebenen Kartoffeln durch Schüler unter Aufsicht der Lehrer an schulfreien Nachmittagen ins Werk zu setzen und die auf diese Weise gewonnene Kartoffeln zu billigen Preisen an die ärmere Bevölkerung oder an Tierhalter abzugeben.
Höchstpreise für Printen und Spekulatius. Der Oberbürgermeister macht in der heutigen Nummer unseres Blattes bekannt, daß aufgrund des Gesetzes über die Höchstpreise vom 4. August 1914 in Verbindung mit den Bekanntmachungen vom 21. Januar und 23. September 1915 für den Stadtkreis Bonn bestimmt wird, daß bei Abgabe von Printen in solcher Ware der Preis von 30 Pfg. für das Pfund nicht überschritten werden darf. Mandelprinten und Printen mit Schokoladenüberguß sind von dieser Bestimmung ausgenommen. Bäcker, die von der Stadt Bonn Mehl zum Backen von Brot erhalten, dürfen bei der Abgabe von Spekulatius den Preis von 1 Mark für das Pfund nicht überschreiten. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 10.000 Mark bestraft. Die Verordnung tritt mit dem 18. Dezember in Kraft.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Deutschen Jugend Dank an’s Vaterland! Am Donnerstag den 16. Dezember 1915 nachmittags 5½ Uhr findet auf Einladung des Verbandes alkoholgegnerischer Vereine eine Versammlung für die Jugend der höheren Lehranstalten in der Aula des städtischen Gymnasiums, Doetschstr und abends 8½ Uhr eine Versammlung für die kaufm. Und gewerblichen Fortbildungsschüler im Saale der Fortbildungsschule, Bornheimerstraße statt. Ansprachen werden halten: Herr Kaplan Angermann, Düsseldorf, Herr Privatdozent Dr. med. Cramer, Bonn, Herr Redakteur Sollmann, Köln.
Das Viktoria-Theater veranstaltet heute und morgen von 4 bis 7 Uhr Familienvorstellungen, zu denen auch Kinder Zutritt haben. Die Leitung hat eine Reihe unterhaltender und belehrender Stücke zusammengestellt, die zweifellos den Beifall auch der kleinen Besucher finden werden. Das die Veranstaltung guter Familienvorstellungen in Bonn nur selten geboten wird, ist eine willkommene Gelegenheit gegeben, Eltern und Kindern einige frohe Stunden zu bereiten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 17. Dezember 1915
Ein Kriegsbilderbuch zum Besten der Kriegskinderspende Deutscher Frauen. Unter dem Titel „Vater ist im Krieg“ ist soeben ein hübsches und liebenswürdiges Bilderbuch erschienen. Es wird von der Kriegskinderspende Deutscher Frauen herausgegeben und verdankt sein Erscheinen der Anregung der deutschen Kronprinzessin, welche die Herausgabe des Kriegsbilderbuches angeordnet hat, um der Sammlung für die Mütter von Kriegskindern neue Mittel zu erschließen.
Das Bilderbuch bringt 24 in schönen Buntdrucken hergestellte Bilder bekannter Maler wie Ludwig Berwald (Berlin)m G. A. Cloß (Steglitz), H R. Schulze (Berlin), Franz Jüttner (Berlin), Karl Langhammer (Berlin), Hans Schultze (Görlitz), Willy Stoewer (Tegel). Da sieht man unsere Feldgrauen, wie sie draußen an den Fronten den Dienst fürs Vaterland leisten. Alle Waffengattungen sind vertreten. Stürmende Infanterie, deutsche Reiterei auf Patrouillenritten, schwere Artillerie bei der dicken Bertha, Pioniere beim Brückenbau, Landwehr im Schützengraben. Auch unsere Blauen Jungen und die Unterseeboote und einen Zeppelinangriff sieht man im Bilde. Und weiter den Aufmarsch der jüngsten Kriegfreiwilligen und den ergrauten Landsturmmann, der in kalter Winternacht treu und fest auf seinem Posten steht. Sanitätshundführer, Weihnacht im Felde, Besuch im Lazarett sind gleichfalls zu sehen. Alles in schönen farbigen Bilder, die der Vorstellungswelt des Kindes etwas geben. Rudolf Presber hat zu diesen Bildern kurze, frische Gedichte geschrieben, die sich dem Gedächtnis der Kleinen rasch einprägen werden. Das erste Blatt des Buches zeigt den deutschen Kronprinzen, in Husarenuniform auf einem Schimmel, im Hintergrund ein Stück des herbstlichen Argonner Waldes. Unter dem Bilde steht in Facsimile die Widmung: Den deutschen Kindern ein Gruß aus dem Felde. Wilhelm 1915. Das in graue Pappe hübsch gebundene Buch trägt auf der Einbanddecke das Bildnis und die Unterschrift der Kronprinzessin. „Zum Besten der Kriegskinderspende“ liest man hier. Hoffentlich erfüllt das Buch seinen guten Zweck, dieser Spende recht reichliche Mittel zu bringen. Der Verkaufspreis von 1,20 M. ist so billig und das Buch selbst so hübsch, daß man wohl meinen mußte, es werde sich nicht so bald eine Mutter die Möglichkeit entgehen lassen, ihrem eigenen Kinde eine Freude zu machen und gleichzeitig teilzuhaben an der Sammlung, die für die Pflege unserer Kriegskinder sorgen will.
Keine Geheimschrift bei Mitteilungen an Kriegsgefangene in Feindesland! Der Schriftverkehr der in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten unterliegt in Feindesland einer scharfen Prüfung, auch auf das Vorhandensein unsichtbarer Schrift. Die aus den Briefen Gefangener gelegentlich hervorgehenden Anregungen, dem Antwortbrief Mitteilungen in einer bestimmten unsichtbaren Schrift beizufügen, scheinen zuweilen auf listige Veranstaltungen des Feindes zurückzuführen zu sein. Auf diese Weise versuchen unsere Gegner die Mitteilungen über Vorgänge und Verhältnisse in Deutschland zu Schlüssen zu benutzen und zu unserem Nachteil zu verwerten, für sie wichtige Nachrichten zu erhalten. Umsomehr ist damit zu rechnen, daß Mitteilungen in geheimer Schrift entdeckt und daß durch ihr Bekanntwerden das Wohl des Reiches gefährdet wird. Der Gefangene selbst wird den schwersten Nachteilen in bezug auf seine Behandlung und seinen Briefverkehr ausgesetzt sein, sobald er überführt erscheint, unsichtbar geschriebene Nachrichten aus Deutschland heimlich zu beziehen. Deshalb muß dringend davor gewarnt werden, bei Mitteilungen an die in Kriegsgefangenschaft befindlichen Deutschen Geheimschrift anzuwenden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur Verringerung des Kleingeldmangels hat das Reichspostamt, um den Umlauf der Nickelmünzen zu beschleunigen, angeordnet, daß die Geldbehälter der Fernsprechautomaten und der Postzeichengeber fortan möglichst oft geleert werden sollen. Es wäre wünschenswert, daß auch die privaten Automaten, sowie die zahlreichen Sammelbüchsen usw., die , bis an den Rand gefüllt, oft wochenlang vernachlässigt werden, pünktlich geleert würden.
Ueber die Dardanellen und ihre Nachbargebiete sprach gestern abend in einem eingeschobenen Vortrag der populär-wissenschaftlichen Vortragsreihe Geheimer Bergrat Prof. Dr. Frech aus Breslau. Ausgehend von der schweren Zeit, die John Bull jetzt erlebe, wo ein kleiner Balkanstaat seine Heere schlage, wo er in aussichtslosem Ringen an den Dardanellen, am Aermelkanal kämpfe, wo ihm der Todeskampf am Suezkanal winke, kam Redner auf das Zusammenwirken des Strategen mit dem Geologen und dem Geographen. Unter Generalstab kenne ganz genau den geologischen Aufbau und die geografischen Eigentümlichkeiten der Kampfplätze. Wie der Aermelkanal eine alte Rheinmündung, die Suezkanallandschaft eine Schöpfung des Nils, so seien die Dardanellen und das Marmarameer ein alter Flußlauf, der ehedem, bevor das Land im Aegäischen Meer versunken, bei Kreta entsprungen und nach dem Schwarzen Meer zugeflossen sei. Die Kenntnis des Kriegsschauplatzes sei die Grundlage des Erfolges. Unser Generalstab wisse, daß Ufer und Landschaft des Suezkanals für den Verteidiger große Schwierigkeiten bieten; er kenne die Vorteile, die dem kühnen Angreifer zur Seite ständen. In den nächsten Wochen vielleicht würde Kanonendonner das Bildwerk Lesseps am Einfluß des Suezkanals in das Rote Meer umtosen. Die Uferränder in den Dardanellen seien zerrissen und zerklüftet: unser Generalstab habe das genau gewußt und diese Schluchten artilleristisch gegen die erstaunten Engländer und Franzosen mit bestem Erfolge ausgenützt. Das Aegäische Meer wimmele von kleinen und kleinsten Inseln; unsre und die österreichische Marine kennten und schätzten sie als Stützpunkte für die Unterseeboote.
Im Bilde zogen diese Gebiete, die jetzt im Mittelpunkte des schweren Krieges stehen oder denen der Krieg droht, in reicher Fülle vorbei. Die eigenartige Verbindung von Wasser, Berghöhen, Buchten und vorspringenden Landzungen brachte recht oft vertraute Anklänge an Rheinlandschaften; sehr oft aber starrte aus ihnen schauerliche Felswildnis hervor. Alte zertrümmerte Kastelle, verwitterte Ruinen zeugten von schweren Kämpfen, die aus fast sagenhaftem Altertum bis in unsere Tage diese orientalischen Länder heimgesucht. Aber auch hoffnungsfreudige Zukunftsbilder zogen auf: eine Kohlengrube mit vorzüglicher Ausbeute, die verlotterte Franzosenwirtschaft durch den Krieg von sich abschüttet, und vor allem wies Redner hin auf die oberirdisch natürlich abfließenden Erdölquellen in Mesopotamien. „Die sind vielleicht einmal berufen, uns von den Amerikanern in dieser Hinsicht unabhängig zu machen.“
Das Vorhersagen wollte Redner mit dem bisherigen Erfolge den Engländern überlassen. Doch kehrte er zu den bekannten Worten des Reichskanzlers zurück, die jetzt nach der Niederwerfung der Serben ja erneute Bedeutung erlangen: Wir haben starke Armeen zu neuen Schlägen bereit und die deutschen Eisenfaust ist bereit, an anderer Stelle vernichtende Hiebe auszuteilen. „Vielleicht ist es gestattet, zu hoffen, daß die deutsche Eisenfaust in den Gebieten niederfährt, die eben im Bilde vorübergezogen sind.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ausstellung von Verwundetenarbeiten. Am Samstag den 18., Sonntag den 19. und Montag den 20. findet in Beuel, Brückenstraße 22, eine Ausstellung von Verwundetenarbeiten statt. Sämtliche Arbeiten sind von den Verwundeten des Lazaretts Evangel. Schule, Beuel, in kurzer Zeit angefertigt worden. Wir wünschen der Ausstellung regen Besuch und besten Erfolg.
Um dem betrügerischen Treiben gewissenloser Agenten entgegenzutreten, die namentlich Angehörige gefallener Krieger ausbeuten, hat der Gouverneur der Festung Köln durch Verordnung vom 10 Dezember 1915 Gewerbetreibenden verboten, sich mündlich oder schriftlich an jemanden zu wenden, um von ihm Bestellungen auf Vergrößerungen oder Verkleinerungen von Photographien oder anderen Nachbildungen von Personen, sowie auf Rahmen für diese Gegenstände zu erhalten, ohne schriftlich dazu aufgefordert zu sein. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 18. Dezember 1915
Weihnachts-Liebesgaben für die Bonner Husaren. Um unseren Bonner Husaren an der Westfront eine besondere Weihnachtsfreude zu bereiten, ist eine Liebesgabensammlung bewerkstelligt, die in den nächsten Tagen mit einem besonderen Bahnwagen, begleitet von einem Wachtmeister des aktiven Königs-Husaren-Regiments an die Front geführt werden soll. Zu dieser Sammlung werden noch gewünscht: Wein, Bier, Mineralwasser, kurze Pfeifen, Feinschnitt-Tabake, Zigarren, Spekulatius. Printen, Strümpfe, Taschentücher, kleine Weihnachtsbäume, Taschenbatterien, Kerzen, Notizbücher usw. Privatpakete werden ebenfalls mitbenommen und bestens zugestellt. Die Gaben werden entgegengenommen in den Sammelstellen, Otto Weyrather, Bonn, Münsterplatz 2., Jos. Scheben, Godesberg, Koblenzer Straße 36, Adlerdrogerie Dr. Ludwig Bayer, Beuel, Friedrichstraße 16. Die Liebensgaben werden nach vorheriger Mitteilung auch gern abgeholt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine schöne Weihnachtsgabe wird man zuteil werden lassen können, indem man eine Mitgliedskarte für die Münsterbibliothek schenkt. Jedem hat einmal ein gutes Buch über trübe und einsame Stunden hinweggeholfen und vielen hat es Erholung nach anstrengender Tagesarbeit gespendet. Das gilt namentlich für die gegenwärtige Kriegszeit, wo man mehr denn je einmal einer Aufmunterung und Ablenkung bedarf. Immer wieder neue Bücher anzuschaffen, ist vielen zu kostspielig. Dafür treten unsere Volksbibliotheken als Helfer auf. Vor allem sei hingewiesen auf die vornehm ausgestattete Münster-Bibliothek, die einen reichen Bücherschatz von über 7000 Bänden besteht. Im vergangenen Jahr wurden nicht weniger als 21.000 Bücher ausgeliehen. Aber auch sich selbst wird man durch den Beitritt zur Bibliothek einen großen Dienst erweisen. Dazu ist es auch eine Ehren-Pflicht, durch freudige opferwillige Teilnahme der Münster-Bibliothek in ihrem Bestreben beizustehen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der 24. und 31. Dezember keine fleischlosen Tage. Auf Ermächtigung des Handelsministern hat der Regierungspräsident von Düsseldorf angeordnet, daß wegen des Weihnachtsfestes und des Neujahrstages am Freitag den 24. und Freitag den 31. Dezember die Verabfolgung von Fleisch, Fleischwaren und Speisen, die ganz oder teilweise aus Fleisch bestehen, erlaubt ist. In Gast-, Schank- und Speisewirtschaften dagegen bleibt die Verabfolgung von Fleisch, Fleischwaren und Speisen verboten. Dieselbe Anordnung wird voraussichtlich auch in unserem Regierungsbezirk getroffen werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 19. Dezember 1915
Bonns Nagelstandbild, die Arndt-Eiche, wird heute mittag 12 Uhr feierlich eingeweiht werden. Damit tritt Bonn in die Reihe der Städte, die durch die Benagelung von künstlerisch gestalteten Standbildern der Kriegshilfe neue Mittel zuführen, in diesem besonderen Falle für die Hinterbliebenen gefallener Bonner Krieger. Bonn ehrt mit diesem Nagelstandbild zugleich das Gedächtnis Ernst Moritz Arndts, des deutschen Mannes, der in Bonn gewirkt und gelehrt hat und von Bonn aus seine treuen, festen Worte einer unwandelbaren, flammenden Vaterlandsliebe in die deutsche Welt gesandt hat. Daß die Bonner Bürger, alt und jung, hoch und nieder, daß alle Stände und Kreise unserer Stadt mit der schon so oft bewährten freudigen Opferwilligkeit auch diesmal das ihre tun werden und jeder einzelne nach seinem Vermögen und seiner Kraft dem guten Zweck, dem die Arndt-Eiche dienen soll, möglichst reiche Mittel zuführt, ist die selbstverständlichste Sache der Welt. So selbstverständlich, daß es eigentlich gar keiner großen Worte und keiner besonderen werbenden Aufforderung bedarf, um die Arndt-Eiche zu dem zu machen, was sie sein soll: ein Ausdruck eines unauslöschlichen werktätigen Dankes für unsere Helden an den Fronten. Wie den Lebenden, dem Kämpfenden, den Ausharrenden unser Dank sicher ist, so wollen wir auch die für das Vaterland Gefallenen in ewig dankbarem Gedächtnis behalten. Die Hinterbliebenen unserer gefallenen Krieger sind unserem ganz besonderen Schutze anempfohlen, und die Arndt-Eiche wird nicht umsonst auf dem Münsterplatze stehen. Sie wird im Namen Arndts das Zeugnis ablegen, daß man im Deutschen Reiche, im Rheinland, in Bonn von 1915 ebenso vaterländisch denkt, wie der, dessen Andenken das Mal geweiht ist, Zeit seines Lebens gedacht hat. Und vaterländisch denken heißt in Deutschland immer in erster Linie: seine Pflicht tun, die Pflicht gegen das Vaterland und gegen alle, die für das Vaterland kämpfen oder im Dienste des Vaterlandes gefallen sind. Von heute an ergeht von der Bonner Arndt-Eiche auf dem Münsterplatz der Ruf: Erfüllt eure Pflicht gegen die Hinterbliebenen der gefallenen Bonner Krieger! Sicher wird dieser Ruf der Arndt-Eiche von keinem Bonner ungehört bleiben. So möge das Denkmal, das heute eingeweiht wird, reichen Segen bringen.
Den Frauen und Kindern von Bonner Kriegern will der Freiwillige Hilfsausschuß für Truppen eine Weihnachtsfreude bereiten. Er bittet die Mitbürger, sein Liebeswerk durch reichliche Zuwendungen von Geld, Kleidungsstücken, Gebäck, Obst usw. zu unterstützen und die Gaben an die Geschäftsstelle des Ausschusses (Münsterplatz 2, Diskontobank) abzuliefern. Anmeldungen zu der für den Nachmittag des ersten Feiertags geplanten Weihnachtsbescherung werden noch bis zum 21. ds. Mts. entgegengenommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Gehalt des Handlungsgehilfen bei Einberufung. In der bekanntlich sehr umstrittenen Frage, ob der Handlungsgehilfe sechs Wochen Gehalt beanspruchen kann, wenn er zum Kriegsdienst einberufen wird, hat das Kammergericht am 30. Oktober 1915 eine Entscheidung getroffen. Es hat den Anspruch des Handlungsgehilfen, wie uns von dem Aeltesten der Kaufmannschaft in Berlin mitgeteilt wird, verneint. Die Dienstleistung in Heere sei eine staatsbürgerliche Pflicht, die alle Staatsangehörigen gleichermaßen treffe, sie könne daher nicht als unverschuldetes Unglück bezeichnet werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Weihnachten steht vor der Tür. Vielen ist es auch in diesem Jahr noch nicht vergönnt, dieses einzigartige Familienfest im Kreise der Lieben zu feiern, weil sie mit bewaffneter Hand die Freiheit der zu Hause Gebliebenen beschützen und ihnen im gewissen Sinne überhaupt die Feier des Weihnachtsfestes ermöglichen. Sie tragen geduldig die Opfer der Entbehrung. Allein auch die zu Hause weilenden Angehörigen unserer Krieger entbehren bei dem frohen Feste ihren lieben Vater und Ernährer. Ihr Los zu mildern durch eine kleine Freude ist die Aufgabe aller, denen die Vermögensverhältnisse dieses gestatten. Der freiwillige Hilfsausschuß wird auch in diesem Jahre die Frauen und Kinder unserer Bonner Krieger bescheren und bittet um gütige Unterstützung bei diesen Vorhaben.
Weihnachten der Verwundeten-Kompagnie. In der Loekaserne an der Rheindorfer Straße ist die Bonner Verwundeten-Kompagnie untergebracht. Es befinden sich bei ihr Soldaten, die teils bald wieder zur Front müssen, oder die nicht mehr militär-dienstfähig sind und auf ihre Entlassung nach der Heimat warten. Während nun an stehende Truppenteile zu Weihnachten beim Verteilen von Liebesgaben stets gedacht wird, liegt die Gefahr nahe, daß die Verwundeten-Kompagnie vergessen werde. Wir machen deshalb auf sie ganz besonders aufmerksam, damit auch für sie das Christkindchen ganz viele Gaben bringe und damit auch sie in froher Erinnerung an Weihnachten 1915 in Bonn stets zurückdenken können.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 20. Dezember 1915
Der gestrige „goldene“ Sonntag hat, vom schönsten Wetter begünstigt, der Stadt Bonn und ihrer Geschäftswelt regen Verkehr und gute Einnahmen gebracht. Unter dem Krieg hat gewiß manches Geschäft auch in dieser Zeit der Weihnachtseinkäufe sehr zu leiden, im allgemeinen kann aber über einen schlechten Geschäftsgang nicht geklagt werden; denn die Kauflust und in weiten Kreisen auch die Kaufkraft sind gegen Friedenszeiten ungeschwächt. Manche Geschäfte, besonders solche, die sich auf Bedarfsgegenstände für unsere Heeresangehörige eingerichtet haben, können schon jetzt auf ein recht gutes Weihnachtsgeschäft zurückblicken. Zu dem günstigen Ergebnis des gestrigen „goldenen“ Sonntags hat auch die Bonner Arndt-Eiche ihr gutes Teil beigetragen; denn zu ihrer Einweihung waren auch sehr viele Landbewohner aus der Umgebung gekommen. In den Hauptgeschäftsstraßen der inneren Stadt drängte sich von Mittag bis Abend eine große Menschenmenge, die nicht nur die schönen Sachen in den hellerleuchteten Auslagen der Geschäfte bestaunte, sondern auch zahlreiche Einkäufe machte, wie man an den vielen Paketen und Päckchen sehen konnte, die in den späteren Stunden nach Hause und zu den Vorortbahnen getragen wurden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Unsere Arndt-Eiche in Eisen
wurde gestern feierlich ihrer Bestimmung übergeben. Der alte vornehme Münsterplatz hatte seit einigen Tagen zu Beethovens Erzbildnis als weitere Zier den freundlichen Kuppelbau für unser Kriegsmal erhalten. Wie in festlichen Friedenstagen flatterte auf hohen Masten lustig der Wimpel; wie bei frohen Festen füllten tausende Bürger den Platz und die angrenzenden Straßen. Balkone und Fenster der Häuser, die Zwerggalerie und alle Dachfenster und Turmlucken des Münsters waren dicht besetzt mit Schaulustigen. An den Bäumen hängend, nahm die Bonner Jugend als Zaungast an der Feier teil. Den Münsterplatz belebten vielfarbig die Banner der Stundenten-Verbindungen und die Fahnen der Vereine. Helme und Uniformen und bürgerliche Festkleider wogten vor dem Festbau durcheinander; die Spitzen der Behörden, die Festversammlung. Drinnen im luftigen Kuppelbau stand massig, schwer und dunkel, ganz deutsche Eiche, ganz deutscher Arndt, ganz deutsches Wesen, das Bonner Kriegsmal, die Arndteiche. –
Und als vom hohen Münster die Glocken die zwölfte Stunden schlugen, hob Prof. Grüters den Taktstock und Beethovens Weihelied: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ brauste dem Kriegsmal, der Arndt-Eiche entgegen. Der Gruß des einen Unsterblichen dem anderen und seinen Werken, die beide so zu großen Taten werben.
Als der mächtige Sang verklungen war, trat Oberbürgermeister Spiritus auf die Stufen der Halle und hielt, vollendet in Form und Aufbau, die Festrede: Nicht zurückstehen will die Stadt Bonn in der Kriegswohlfahrtspflege; ihre Bürger und Bürgerinnen wollen freudig mitwirken, des Krieges Wunden zu heilen oder zu lindern. Im Gedenken und in Erinnerung an Ernst Moritz Arndt, den begeisterten Sänger und Vaterlandsfreund, dessen Andenken die Stadt Bonn in Ehren hält, soll das Kriegsmal „Arndt-Eiche in Eisen“ heißen. Eisern war Arndts Zeit, eisern seine Lehren, eisern wurde unsere Zeit, da Neid und Mißgunst unsrer Feinde das stolze deutsche Reich, sein Volkstum zu vernichten drohten. Eisern wurde die deutsche Friedensfaust, eisern die Bundestreue, der Zusammenschluß aller. Alle gehören dem Vaterland und das Vaterland ist allen. Auch die Zurückgebliebenen wollen sich einfügen in die eiserne Zeit, wollen dem Vaterlande dienen durch Entsagung und Opferfreudigkeit, jeder in seiner Art und nach seiner Kraft. Den heimkehrenden Streitern mit gutem Gewissen zum Lorbeer des Sieges den Eichenkranz des Friedens darzubringen sei dann unser Stolz. In dieser Gesinnung wollen wir die Arndt-Eiche nageln. Jeder Hammerschlag bekräftige den Schwur deutsch und treu wie Arndt; treu dem geliebten Vaterlande, treu dem Kaiser und König zu sein. Dem Ausdruck dieser Treue galt des Redners begeistert aufgenommenes Hurra dem Kaiser und König.
Als dann die Töne des Nationalliedes verklungen, trat Generalleutnant von Bötticher vor das Kriegsmal, das mächtig und wuchtig, wie ein knorriger Eichbaum im Wald, doch sinnvoll geformt und geschmückt durch glückliche Künstlerhand im Kuppelbau aufragte. Se. Exzellenz empfing von Damenhand einen goldenen Nagel und einen zierlichen Hammer und trieb mit kräftigen Schlägen den ersten Nagel in das dunkle Holz. Und ihm folgte Regierungspräsident Dr. Steinmeister, der nie an Bonns Ehrentagen gefehlt; und es nagelte seine Gemahlin, es nagelte Oberbürgermeister Spiritus, es nagelte mit sinnigem Spruch der hochherzige Stifter unseres Kriegsmals, Kommerzienrat Soennecken, es nagelten Stadtverordneter Dr. Krantz, Frau Bergrat Krümmer, deren Namen in der Bonner Kriegswohlfahrtspflege glänzen, es nagelten Kammerherr von Salviati und noch viele andere hervorragende Damen und Herren. Sie nagelten alle mit goldenen Nägeln und trugen zum ewigen Gedenken ihre Namen in das Kriegsbuch der Stadt Bonn ein.
Während dies geschah, klang Arndts Lied vom deutschen Vaterland und brauste die Wacht am Rhein über den festlichen Platz, konzertierte die Johnsche Kapelle.
Noch schlugen die Ehrengäste goldene Nägel, da drängten sich schon Bürger und Bürgerinnen in dichten Scharen zum Kriegsmal, zur Arndt-Eiche. Sie opferten ihr Scherflein, empfingen Nagel und Hammer, und ohne Unterlaß klang kräftiger Hammerschlag aus dem Tempelbau. Die Arndt-Eiche empfing ihr Eisenmal.
Eisern die Zeit, eisern und treu und fest wie die Eichen in deutschen Landen, so de Sinn der Bürger und der Wille zu opfern und zu helfen. Nach niederdrückenden Nebeltagen schien hoffnungsfreudig eine freundliche Wintersonne dem Bonner Werk und seiner Weihe. Ernst und gemessen stand das altehrwürdige Münster, das so manchen Kriegssturm und so bunten Wechsel der Zeiten im Laufe der Jahrhunderte gesehen, dem Bonner Kriegsmal Pate.
Und dieses Werk wird Zeugnis davon geben, daß wir Bonner treu sind dem Bruder, den Streitern in Not und Tod, und daß unser Herz den stillen Duldern im Lande warm und opferfreudig entgegen schlägt.
Die Teilnehmer der Nagelungsfeier der Arndt-Eiche wurden gestern von mehreren Photographen auf die Platte gebracht. U. a. von dem Landschaftsphotographen Groß. Wir bringen eine von ihm hergestellte Aufnahme zum Aushang.
Herstellung von Zuckerwaren. Die Verordnung über die Einschränkungen bei Herstellung von Zuckerwaren tritt mit dem 1. Januar 1916 in Kraft. Bekanntlich darf Milch und Sahne jeder Art, sowie Fett zur gewerbsmäßigen Herstellung von Süßigkeiten und Schokolade nicht verwendet werden. Als Fett im Sinne dieser Verordnung gelten Butter, Butterschmalz, Margarine, Kunst-Speisefett sowie tierische und pflanzliche Oele und Fette aller Art, mit Ausnahme von Kakaofett und Kakaobutter.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 20. Dez. De Weihnachtsverkauf von Handarbeiten, die die Verwundeten unserer Reservelazarette mit großem Fleiß und Geschick angefertigt hatten, fand gestern im Volksspeisehause einen derart freudigen Zuspruch, daß in kürzester Frist völlig ausverkauft war. Körbchen in allen Formen und Größen aus Bap und Peddigrohr, Burgen, Festungswerke, Schiffe, Flugzeuge, Weihnachtskrippen und dergleichen bildeten die Ausstellung. Der Verkaufsüberschuß soll zu einer Weihnachtsbescherung der Lazarettinsassen verwendet werden.
Godesberg, 20. Dez. Die hiesige Gemeinde hat am verflossenen Freitag und Samstag 12 Zentner holländische Butter zum Preise von 2,60 Mk. das Pfund an die Bürgerschaft abgegeben. Haushaltungen bis zu vier Personen erhielten ein halbes Pfund Butter, über vier Personen ein ganzes Pfund. Für die laufende Woche sind 15 Zentner Butter angekommen, die von Dienstag ab verkauft werden. – Im Volksspeisehaus ist seit einiger Zeit ein Milchausschank eingerichtet, in dem an Minderbemittelte das Liter Milch für 25 Pfg. abgegeben wird.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Arndt-Eiche in Eisen.
(...) Da ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Adolf von Schaumburg-Lippe nicht an der Feier teilnehmen konnte, blieb der für ihren Ehrennagel bestimmte Platz frei, ebenso ein weiterer Platz für den Ehrennagel des Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe und ein dritter Platz für den des Fürsten Adolf von Schaumburg-Lippe. (...)
Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe ist gestern morgen 11 Uhr nach Bückeburg abgereist.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 21. Dezember 1915
Der Dank der rheinischen Truppen für die Bonner Liebesgaben. Herr Oberbürgermeister Spiritus übermittelt uns folgendes ihm zugegangenes Schreiben:
Generalkommando,9. Armeekorps. G. H.-Qu., 17. Dez. 1915.
Euer Hochwohlgeboren,
bitte ich sehr ergebenst, für die große Liebesgabensendung meinen herzlichsten Dank, sowie den Dank der rheinischen Truppen entgegenzunehmen und ihn auch der Bonner Bürgerschaft gütig zum Ausdruck bringen zu wollen.
Gleichzeitig bitte ich den sämtlichen beteiligten Roten Kreuz-Vereinen der Stadt Bonn für ihre reichen Liebesgabenstiftungen wärmsten Dank zu übermitteln.
Mit der Versicherung vorzüglichster Hochachtung bin ich Euer Hochwohlgeboren sehr ergebener Riemann, General der Infanterie und Kommandierender General des VIII. Armeekorps.
Arndt-Eiche in Eisen. Die Benagelung der Arndt-Eiche hat am gestrigen Montag 881,46 M. ergeben. An den beiden ersten Tagen sind insgesamt 2116,05 Mark eingekommen.
Ein Ehrentag unsrer 160er. Am 21. Dezember 1914, also heute vor einem Jahr, begann um 9 Uhr morgens ein ungeheuer starkes Artilleriefeuer der Franzosen auf die Schützengräben usw. unseres Bonner Infanterie-Bataillons (II./160), das damals in der Champagne lag. Das Feuer steigerte sich bis 12 Uhr mittags – es schlug auch eine Granate in den Unterstand des Bataillonsstabes ein – und flaute gegen Abend allmählich wieder ab. Um 2 Uhr nachmittags erfolgte ein feindlicher Infanterieangriff am Sachsenwäldchen, der ergebnislos verlief. Für die bewiesene Ausdauer und Tapferkeit wurden am folgenden Tage an das Bataillon mehrere Eiserne Kreuze 2. Klasse ausgegeben.
Einheitliche Kleidung für die Bonner Jugendwehr. Der Vorsitzende des Bonner Wehrbundes hat bei der Stadtverwaltung beantragt, die Hälfte der Kosten einer einheitlichen Kleidung für die Mitglieder der Jugendwehr auf die Stadt zu übernehmen. Die dafür erforderliche Aufwendung soll 1500 M. nicht übersteigen. Die städtische Finanzkommission empfiehlt den Stadtverordneten, 1200 M. für den Zweck zu bewilligen.
Der Betriebsbericht der elektrischen Bahnen Bonn – Siegburg und Bonn – Königswinter für die Zeit vom 1. April 1914 bis 31. März 1915 besagt, daß sich der Betrieb in den vier ersten (Friedens-) Monaten des Berichtsjahres recht günstig entwickelt und besonders die Linie Bonn – Siegburg eine erfreuliche Verkehrsentwicklung gezeigt hat. Durch den Ausbruch des Krieges wurde die günstige Entwicklung der Bahnunternehmen zunächst empfindlich gestört. Fast 50 v. H. der Angestellten wurden zum Kriegsdienst einberufen, so daß nur ein wesentlich eingeschränkter Betrieb aufrecht erhalten werden konnte. Von den zur Fahne einberufenen Angestellten sind die Fahrer Wilbert und Schneider, der Schmied Breitbach und der Rottenarbeiter Wessel auf dem Felde der Ehre gefallen. Vom Oktober ab begannen der Verkehr und damit die Einnahmen auf der Strecke Bonn – Siegburg sich wieder wesentlich zu heben und im weiteren Verlauf des Jahres weit über die Ergebnisse des Vorjahres hinauszuwachsen. Der Grund für diese starke Verkehrsentwicklung ist in der Hauptsache auf die weitgehenden Arbeitereinstellungen in Siegburg zurückzuführen. Dagegen blieben die Einnahmen auf der Linie Bonn – Königswinter dauernd unbefriedigend. (...)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Bonner Kinderlesehalle. Am 18. Dezbr. fand in der Bonner Kinderlesehalle eine kleine Weihnachtsfeier statt, an der die Damen des Vorstandes und die Helferinnen teilnahmen. Den Kindern wurde zuerst ein Märchen erzählt, dann erhielten, nach einer kurzen Ansprache, 14 Kinder, die sich durch gutes Betragen während der Lesenachmittage ausgezeichnet hatten, je ein hübsch ausgestattetes Buch geschenkt. Zum Schluß wurde ein gemeinsames Weihnachtslied gesungen. – Die vor vier Jahren von der Vorsitzenden der Ortsgruppe der Rheinisch-Westfälischen Frauengruppe für Volksbildung, Frau Landgerichtsrat Frost, gegründete Bonner Kinderlesehalle, erfreut sich auch in diesem Winter wieder eines regen Besuches; im Durchschnitt finden sich 80 Knaben und Mädchen an den schulfreien Nachmittagen dort ein. Auch der Nikolaustag wurde durch eine Austeilung von Pfefferkuchen gefeiert.
Städtischer Petroleumverkauf. Von heute Dienstag bis einschließlich Freitag wird auf dem Hof des Verwaltungsgebäudes Franziskanerstraße Petroleum zum Preise von 32 Pfg. für das Liter an jedermann abgegeben. Der einzelne Käufer erhält nicht mehr wie zwei Liter. Das Brotbuch gilt als Ausweis.
Bestandaufnahme von Kaffee, Tee und Kakao. Am 3. Januar 1916 findet eine Erhebung der Vorräte von Kaffee, Tee und Kakao statt. Der Wortlaut der diesbezüglichen Bekanntmachung ist auf Seite 8 unserer heutigen Nummer abgedruckt.
Höchstpreise auch für Käse. Wie man hört, besteht beim Reichsamt des Innern die Absicht, Höchstpreise auch für Käse einzuführen. Die bereits fertiggestellte Vorlage soll in den nächsten Tagen den Bundesregierungen zugehen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die elektrische Straßenbahn Bonn-Godesberg-Mehlem erzielte in der Zeit vom 1. April 1914 bis 31. März 1915 einen Gewinn von 28.250,81 M. (gegen 46.047 M. im Vorj.). (...) Die Entwicklung des Bahnunternehmens war im abgelaufenen Berichtsjahr keine günstige. Nachdem für die Zeit von April bis Juli 1914 die Einnahmen trotz planmäßiger Durchführung eines Viertelstundenbetriebes in den Nachmittagsstunden nur eine Steigerung von rund 6000 M. gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres aufwiesen, brachte infolge des Kriegsausbruches die Zeit von August 1914 bis März 1915 einen Einnahmeausfall von rund 15.000 M. Da der regelmäßige Halbstundenverkehr auch während der Kriegszeit weitergeführt wurde, konnten sich die Betriebsausgaben im Vergleich zum Vorjahre nicht wesentlich verringern; Mehrausgaben in Höhe von etwa 8400 M. verursachte auch der in der Zeit von April bis Juli eingerichtete und im Haushaltsplane nicht vorgesehene Viertelstundenverkehr, sowie die während des Krieges stark gestiegenen Löhne und Materialpreise. Ferner wurden für Unterstützungen der Familien der zur Fahne einberufenen Angestellten 8081,41 M. aus Betriebsmitteln gezahlt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 22. Dezember 1915
„Arndt-Eiche in Eisen“. Man schreibt uns: Am Mittwoch nachmittag 4½ Uhr wird der Schülerchor der städtischen Realschule an dem Bonner Kriegsmal mehrere Gesänge vortragen, u. a. wird das von Herrn Lehrer Rech vertonte Gedicht von Rudolf Herzog „Zu Bonn am Rhein“ zum ersten Male erklingen. Die Kriegsnagelung erfreut sich bereits großen Zuspruchs und wächst von Tag zu Tag. Es ist auch die Pflicht jedes Bonner Bürgers, durch sie sein Scherflein der Bonner Kriegswohlfahrtspflege zuzuführen.
In die Arndt-Eiche in Eisen nagelte Herr Kaufmann Hugo Ecker, Goebenstraße 25, einen 25 Mark-Nagel. Die 25 Mark stammten aus einem Sühnetermin. Allen Empfängern von Sühnegeldern sei dieses Beispiel zur Nachahmung empfohlen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Unser Kriegsmal, die Arndt-Eiche in Eisen, hat Zuspruch; den ganzen Tag über wird ihre Halle nimmer leer. Trotzdem die Tage vor Weihnachten alle Menschen stark mit sich selbst und ihren Familien beschäftigen und trotz des geradezu bösartigen Wetters hat die Arndt-Eiche immer Besuch. Und es wird auch genagelt. Schon rundet sich der Goldrand am Wappen der Vorderseite; schon leuchten Silbernägel auf dem dunklen Holz der Eiche und gleich Perlen reihen sich die schwarzen Nägel, die echten von Eisen, um den Säulenschaft. Oben am Säulenkapitell aber deckt schon hier und da ein Eichblatt von Eisen die Vorlage von Holz; das sind Erinnerungsblätter für eure Krieger, die vor dem Feinde draußen fielen und Gedenkblätter edler Spender. Sie scharen sich um das historische Eiserne Kreuz. Da, wo das Bonner Wappen aus einer Kapitellseite hervortritt, sollen sich Industrie und vaterstädtische Vereine verewigen; um Arndts Eisenkopf werden sich vaterländische Vereine ein Denkmal setzen und um des Kaisers Namenszug vielleicht Militärvereine. Aber auch jedem Privatmann steht es frei, ein Eichblatt von Eisen zu erwerben und zum Gedenken der Familie droben anzuschlagen. 100 Mark kosten sie. Die eisernen Eichblätter treibt die Meisterhand Kofferaths in mühevoller Handarbeit.
Neben den sinnigen Eichblättern werden große eiserne Plattennägel und solche von Gold genagelt. Auch für diese sind Widmungs-Gravierungen vorgesehen. Unser Kriegsmal soll ja zum ersten Geld, viel Geld für die Kriegswohlfahrtspflege einbringen; zum zweiten wird es aber ein Geschichtsmal von großem Wert für künftige Zeiten sein. Die gravierten Nägel und Schilder und das Eiserne Buch werden noch fernsten Geschlechtern zeugen von der Opferwilligkeit der Bonner Bürgerschaft in schwerer Zeit.
Gestern morgen hatte die Kasse am Kriegsmal eine Einnahme von 277 Mark. Das zehnfache und mehr vermögen die dort so uneigennützig wirkenden Damen anzunehmen; gewiß, es wird schon gut genagelt, aber es ist noch viel Platz da für Nägel, für die Jugend von 50 Pfg., für Große von 1 Mark und höher und höher, für alle Verhältnisse bis zu 1000 Mark. Da muß der Strom der Nagler stetig und stetig an der Arndt-Eiche vorbeiziehen und der Hammer von Hand zu Hand gehen und ohne Unterbrechung sein Klang über den Münsterplatz hallen.
Unser Kriegsmal und seine Halle gefällt allen; das Werk lobt wirklich seine Meister: Die Säule unseren Bildhauer Karl Menser, der Entwurf des Hallen- oder Kuppelbaues Regierungsbaumeister Pfleiderer (den Schöpfer der neuen Kasernen hier und in Euskirchen), die Ausführung im Schnelltempo die Baumeister Schmitt und Kelm im Auftrage des Architekten- und Ingenieur-Vereins und zu guterletzt auch den Verfertiger des von Menser entworfenen Deckels des Eisernen Buches, Goldschmied Ant. Koch.
Bonner Wochemarkt. Der gestrige Markt bot eine verhältnismäßig große Auswahl in fast allen Marktprodukten. Besucht war er im allgemeinen ziemlich gut, aber der Verkauf war nicht besonders flott. Die gestern zum Verkauf ausgestellte erste Ananas stand sehr hoch im Preise, im Schnitt wurde das Pfund mit 4 Mark, in der ganzen Frucht das Pfund mit 3,50 Mk, bezahlt. Frische Eier waren in nur kleinen Mengen an zwei Stellen zu haben, aber im Preise wieder gestiegen, das Stück kostete 27 Pfg. Butter war überhaupt nicht zu haben, ebenfalls keine Kartoffeln (außer beim städtischen Verkauf.) (...)
Der Großmarkt auf dem Stiftsplatz war gestern wieder recht gut beschickt. Auch Händler und Vorkäufer waren ziemlich zahlreich anwesend, konnten aber ihren Bedarf größtenteils nicht decken, weil die Gemüsebauern meistenteils nicht im Großen verkaufen wollten, um der festgesetzten Höchstpreise für den Zentner-Verkauf wegen im Kleinverkauf höhere Preise zu erzielen. Dies hatte zur Folge, daß der Verkauf gestern im allgemeinen sehr flau war, besonders in Gemüse.
Der städtische Gemüse-, Kartoffel- und Obst-Verkauf war gestern nicht besonders flott. Aepfel waren wieder etwas teurer geworden. Frische Eier wurden gestern überhaupt nicht verkauft. (...)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bellachini, der bekannte Zauberkünstler, kommt in den nächsten Tagen nach hier und wird an den beiden Weihnachts-Feiertagen im kath. Gesellenhause seine überraschenden Vorführungen darbieten. Was wäre interessanter, als einige Stunden den überraschenden und geradezu unglaublichen Vorführungen dieses modernen Hexenmeisters beizuwohnen. Für ihn haben die Gesetze der Physik scheinbar keine Geltung. Vom verblüffendsten Taschenspielertrick bis zum ernsthaften wissenschaftlichen Experimente beherrscht der alle Gebiete seiner Kunst. Ein Besuch verbürgt fesselnde Unterhaltung. Näheres siehe im Anzeigenteile der heutigen Nummer.
Jugendliche Nomaden. Die Kriminalpolizei stöberte gestern in einer Hütte auf dem Venusberg zwei jugendliche arbeitsscheue Ausreißer aus Kessenich auf, die sich dort häuslich eingerichtet hatten und von gestohlenen Nahrungsmitteln lebten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Verkauf ausländischer Butter.
Wie aus der heutigen Anzeige ersichtlich ist, hat die Stadt Bonn an 30 hiesige Geschäfte ausländische Butter zum Verkauf überwiesen. Diese Butter wird am Donnerstag, den 23. d. M. verkauft. An jeden einzelnen Käufer darf nicht mehr wie 1 Pfund verabfolgt werden. Das Bonner Brotbuch ist zur Kontrolle vorzulegen. In demselben soll dasjenige Geschäft, bei dem die Butter entnommen wird, durch Firmenstempel kennzeichnen, daß der Brotbuchinhaber in dieser Woche Butter erhalten hat. Dadurch soll vermieden werden, daß ein Käufer in verschiedenen Geschäften große Mengen Butter zusammenkauft. Es ist vielfach die irrige Meinung verbreitet, daß alle Butter beschlagnahmt sei. Dieses ist durchaus nicht der Fall. Beschlagnahmt ist nur die Butter, welche aus dem Auslande eingeführt wird. Die im Inlande hergestellte Butter ist verkehrsfrei geblieben und wird nach wie vor von den einschlägigen Geschäften verkauft. Der Geschäftsinhaber hat also kein Recht, solange er Butter hat, deren Abgabe zu verweigern unter dem Vorgeben, daß die Butter beschlagnahmt sei. Vom 1. Januar ab ist beabsichtigt, eine neue Regelung des Butterverkaufs vorzunehmen.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Donnerstag, 23. Dezember 1915
An der Arndt-Eiche trug gestern nachmittag der Gesangchor der städtischen Realschule eine Reihe vaterländischer und Volkslieder frisch und begeistert vor, u. a. auch die von dem Leiter des Chors, Herrn Lehrer Rech vertonten Widmungsverse Rudolf Herzogs „Zu Bonn am Rhein“. Die Vorträge fanden bei den vielen Zuhörern, die sich, je länger je mehr eingefunden hatten, lebhaften Beifall. Rechtsanwalt Dr. Schumacher dankte im Namen des Arbeitsausschusses mit herzlichen Worten den jugendlichen Sängern und ihrem Leiter und brachte ein Kaiserhoch aus. Ein Quartaner trug sodann folgendes selbstverfaßtes Gedicht vor:
Zwei deutsche Worte,
Deutschlands Feinde seid gewarnt,
Noch lebt der Geist vom alten Arndt.
Er besang die Freiheit, treu und wahr,
Sein Sang tön’ fort noch manches Jahr!
Er wirkte und war an Geisteschätzen reich
O, lebte noch einer, der ihm gleich!
Der Deutsche schwört auf die Fahne Schwarz-Weiß-Rot
Ihr bleibt er treu bis in den Tod!
Und kehrt er heim im Siegesglanz,
So schmückt seinen Helm der Eichenkranz!
Fügt man zusammen die beiden Wort
„Arndt Eiche“ sei der Deutschen Hort!
Drum treib ich flugs den Nagel ein
Ihr andern – alle hinterdrein
Es soll ein eisern Kriegsmal sein!
W. Sprung.
Die ganze Sängerschar schlug Nägel in das Kriegsmal ein und regte mit ihrem guten Beispiel viele der Zuhörer und Zuschauer gleichfalls zum Nageln an.
Die Weihnachtsferien der Schulen beginnen am heutigen 23. Der Unterricht wird am 11. Januar wieder aufgenommen werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zwei Frauenspersonen hatten einen Mann an das untere Rheinwerft unterhalb des Schänzchens gelockt und ihm dort seine Barschaft, etwas 20 Mark, gestohlen. Die Strafkammer verurteilte die beiden Frauenspersonen gestern zu erheblichen Gefängnisstrafen. Die eine, die schon einmal vorbestraft war, erhielt vier Monate, die andere drei Monate Gefängnis.
Wegen Vergehens gegen die Bundesrats-Verordnung über das Bäckereiwesen hatte sich ein Bäcker aus Bonn gestern vor der Strafkammer zu verantworten. Er hatte Kuchen gebacken und auf dem Markt verkauft, der mehr als 10 vom Hundert an Mehl enthielt. Das Urteil lautete gegen ihn, dem Antrage der Staatsanwaltschaft entsprechend, auf 30 Mark Geldstrafe.
Keine Neujahrsbriefe ins Feld senden. Zur glatten Abwicklung des wichtigen Nachrichtenverkehrs nach dem Felde während der Neujahrszeit ist es unbedingt erforderlich, daß der Austausch von Neujahrsglückwünschen zwischen Heimat und Heer mit der Feldpost unterbleibt. Das Publikum wird daher dringend gebeten, zum bevorstehenden Jahreswechsel von der Versendung solcher Glückwünsche an Angehörige, gute Freunde und Bekannte im Felde Abstand zu nehmen.
Der städtische Speckverkauf findet anstatt Samstag bereits morgen Freitag im Geschäftslokal Rathausgasse 27 statt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zu einer stimmungsvollen Weihnachtsfeier hatte am Dienstag das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, das zugleich eine Nebenstelle des Reserve-Lazaretts IV Bonn bildet, seine verwundeten Soldaten, viele befreundete Aerzte und Ehrengäste eingeladen. Damen des Heyermannschen Lehrerinnen-Seminars sangen unter der bewährten Leitung des Kgl. Musikdirektors Herrn Felix Krakamp allerliebste Weihnachtsliedchen. (...) Ein mächtiger Weihnachtsbaum erstrahlte im hellsten Licht der vielen kleinen Glühkerzen und dann kam ein ergreifendes inniges „Gebet der Kinder am Kripplein“, das in seiner Naivität ungemein echt klang. Die Schlußworte des Herrn Geheimrat Prof. Dr. Rumpf, des verdienstvollen Leiters des Krankenhauses, kamen aus dem tiefsten Herzen eines deutschen Mannes und verfehlten ihren Eindruck nicht. Während noch die ernsten Worte des Herrn Prof. Rumpfs schwer und sinnend in den Herzen nachklangen, ging wie ein versöhnendes Gebet das „Stille Nacht, heilige Nacht“ durch den Saal. – Das Christkindlein war unterdessen durch das Haus gegangen und hatte jedem Verwundeten seine Weihnachtsgabe auf das Bett gelegt: Süßigkeiten, ein gutes Buch und einen praktischen Gebrauchsgegenstand. Von jedem Kopfende aber winkten grüne, duftende Tannenzweige: Weihnacht in einem deutschen Lazarett!
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 24. Dezember 1915
Die Stadtverordneten erledigten in ihrer gestrigen nur kurzen öffentlichen Sitzung die Tagesordnung sehr glatt. (...) In geheimer Sitzung stifteten die Stadtverordneten 3000 M. für ein Wappenschild, das an die Arndt-Eiche genagelt werden soll.
Der Bonner Wehrbund unternahm am vergangenen Sonntag seine letzte Geländeübung in diesem Jahre. Sie galt in erster Linie der weiteren Ausbildung der Jungmannschaft im Aufklärungs- und Meldedienst. Zu diesem Zwecke besetzte eine Abteilung die Nordausgänge von Küdinghoven, eine zweite rückte von Pützchen aus gegen sie vor. Nachdem beide Parteien längere Zeit mit zahlreichen Patrouillen gegeneinander manövriert hatten, schritt die von Pützchen kommende zum Angriff. Während ein kleinerer Trupp vom Ennert aus vorging und die gegnerischen Kräfte auf sich zog, konnte die Hauptmacht vom Osthang des Finkenbergs her unbemerkt in Küdinghoven eindringen. Der Rückmarsch endete mit einer kurzen Ansprache an der „Arndt-Eiche in Eisen“, bei deren Einweihung der Wehrbund durch eine Abordnung vertreten war und zum ersten Male mit seinen neuen ausgebildeten Spielleuten auftreten konnte.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Godesberg. Die Nagelung des „Eisernen Kreuzes“ , das jetzt im Rathause steht, hat bisher 18.120 M. eingebracht.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)
Weihnachtswunsch.
Mein Töchterlein schläft – und in der Hand
Halt ich ein Brieflein, das sie mir schrieb,
Mit den steilen Zügen so wohlbekannt
Und meinem Auge vertraut und lieb:
„Mein Weihnachtswunsch.“ – Ich hab ihr gesagt
„Ganz wenig, ganz wenig gibt’s dieses Jahr!
Nenn keine Wünsche, die kühn und gewagt,
Nicht Spielzeug, noch Puppen mit blondem Haar.
Der Vater steht draußen – ihm schicken wir
Viel wollenes Zeug, Lebkuchen und Nüsse,
Ein Tannenzweiglein mit Kerzenzier
Und tausend liebe Weihnachtsgrüße!
Wir aber wollen auf alles verzichten,
Nur ganz etwas Kleines will ich dir schenken ...
Danach, mein Kind, mußt du dich richten ...“
Ich sah sie lange stehn und denken,
Die blauen Augen tiefgesenkt,
Von blondem Haar die Stirn umsäumt, –
Da lächle ich: Was sie wohl denkt?
Wovon sie wohl im Stillen träumt?
Schnell öffne ich den kleinen Brief
Und immer lese ich das gleiche:
„Mein größter Wunsch zum Weihnachtsfest – –
Drei Nägel für die Bonner Eiche!“
Das Weihnachtsgeschäft stand nun schon zum zweiten Male im Zeichen des Krieges und erhielt durch die mit dem Kriegszustand im Zusammenhang stehenden Verhältnisse in einem gegen das Vorjahr noch erhöhtem Maße sein Gepräge. So erhielten denn auch die Industriezweige und Geschäfte, welche Bedarfsartikel für unsere heldenmütigen Feldgrauen liefern, den Hauptanteil an den Einkäufen. Steht die Versorgung unserer Feldgrauen mit allem Notwendigen und Willkommenen doch im Vordergrunde in allen Kreisen der Bevölkerung und entwickelten alle ohne Unterschied des Ranges und Standes den gleichen Wetteifer, ihren Lieben vor dem Feinde eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Die sonstigen Einkäufe zu Weihnachten hielten sich durchweg in dem durch die derzeitigen wirtschaftlichen Verhältnisse gegebenen Rahmen. Bei der großen Mehrheit der Bevölkerung verbieten sich größere Luxusausgaben von selbst. Das Geschäft war denn auch in den vielartigen Luxusartikeln dementsprechend von geringem Umfange. Gegenstände des täglichen Bedarfs und besonders Genußmittel aller Art waren trotz der meist wesentlich teueren Preise als in Friedenszeiten bevorzugt. So sind die Urteile über den Verkauf des diesjährigen Weihnachtsgeschäftes sehr von einander abweichend; je nach der Branche der betr. Geschäfte wechseln sie zwischen recht befriedigend, befriedigend und unbefriedigend. Das bringt nun einmal der langwährende Kriegszustand mit sich.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Schiffsverkehr auf dem Rhein ist zur Zeit ein so außerordentlich reger wie er zu Friedenszeiten selten war. Oft kreuzen sich fünf bis sechs Schleppdampfer mit mehreren schwer beladenen Anhängeschiffen zu gleicher Zeit auf dem Rhein.
5tägige Sperre für Feldpostpakete. Mit Rücksicht auf den Neujahrsbriefverkehr können Privatbriefsendungen im Gewicht über 50 Gramm (Feldpostpäckchen) nach dem Feldheere in der Zeit vom 29. Dezember bis einschl. 2. Januar nicht angenommen werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 25. Dezember 1915
Am ersten Weihnachtstag erschienen in Bonn nur die Deutsche Reichszeitung und die Bonner Zeitung.
Eine eindrucksvolle Weihnachtsfeier fand gestern nachmittag in der Beethovenhalle statt. Die Schwesternschar hatte für die Verwundeten zwei große Weihnachtsbäume geschmückt und ihnen auch mit Hilfe anderer Wohltäter einen Gabentisch gedeckt, der den ganzen Mittelgang der Halle einnahm und in geschmackvoller Anordnung für jeden einzelnen ein Festgeschenk aus Gebrauchsgegenständen, Obst, Süßigkeiten usw. aufwies. Nach einem Orgelvortrag und dem von den Schülerinnen des Klostermannschen Lyzeums gesungenen Liede Stille Nacht, nahm der Chefarzt, Herr Professor Schmidt, das Wort zu einer kurzen, aber herzlichen Ansprache. Er erinnerte an das vorjährige Weihnachtsfest in der Beethovenhalle, bei dem niemand geglaubt habe, daß noch eine zweite Kriegsweihnacht werde gefeiert werden müssen, und an die großen Erfolge unserer Truppen im verflossenen Jahre. Unseren tapferen Kriegern, auch denen, die im höchsten Dienst des Vaterlandes ihre Wunden empfangen haben, verdankten wir Rheinländer es, daß wir auch im Kriege Weihnachten in Ruhe und Frieden feiern können. Möchte wenigstens im kommenden Jahre die Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden zur Wahrheit werden und unserm Vaterlande derjenige starke Schutz und Schirm werden, dessen es bedarf, damit nicht noch einmal die halbe Welt es von allen Seiten anfallen und mit Vernichtung bedrohen kann. Den verwundeten und kranken Kameraden möchte dieses im Kreise ihrer Pflegerinnen gefeierte Weihnachtsfest ein bleibende und angenehme Erinnerung sein. Im weiteren Verlauf der stimmungsvollen Feier wechselten die von dem Schülerinnenchor gesungenen Weihnachtslieder mit Gedichtsvorträgen einzelner Schülerinnen ab, auch ein Violinsolo wurde sehr wirkungsvoll gespielt. Am Schluß wurden den Verwundeten von den Schwestern ihre Weihnachtsgeschenke überreicht.
Weihnachts- und Neujahrsruhe in den Staatswerkstätten. Während im vorigen Jahre auch Weihnachten und Neujahr zur Deckung des Kriegsbedarfs in den Staatswerkstätten gearbeitet werden mußte, ist es in diesem Jahre der Heeresverwaltung möglich, die Arbeit während der Feiertage ruhen zu lassen. Diese für die beteiligten Arbeiter gewiß erfreuliche Tatsache läßt zugleich erkennen, daß die bei der Herstellung des Kriegsbedarfs erzielten Leistungen durchaus befriedigend sind.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Weihnachtskonzerte in der Stadthalle. An den beiden Weihnachtsfeiertagen werden nachmittags um 4 Uhr unter Leitung des städtischen Kapellmeisters Heinrich Sauer zwei Weihnachtskonzerte stattfinden. Am 2. Feiertag wird das Konzert durch Darbietungen des Bonner Männer-Gesang-Vereins „Apollo“ verschönert. Der Eintrittspreis beträgt an beiden Tagen 20 Pfg. für jede Person.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Verwilderung der Jugend.
Kleine und halbwüchsige Bengels machen sich zur Zeit ein Vergnügen daraus, mit Kinderfloberts [Vogelbüchsen] und sogenannten „Flitschbogen“, das sind Bogen, welche sich die Kinder aus einem im Halbkreis gebogenen Stück Holz mit einer straffen wagerechten Kordel daran und einem recht spitzen Holzpfeil anfertigen, die Singvögel wegzuschießen. Da bei der jetzigen Winterszeit die armen Tierchen draußen kein Futter finden, so kommen sie vertrauensvoll an den Menschen heran, indem sie bis in die Gehöfte und Gärten fliegen, dort ein Körnchen zu erhaschen und werden dann von den Bengels tot geschossen. Es sind hauptsächlich die so nützlichen Meisen, welche dieser jugendlichen Mordlust zum Opfer fallen. Die Polizei möge ein Augenmerk auf diese Täter haben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Sonntag, 26. Dezember 1915
Am zweiten Weihnachtstag erschienen in Bonn keine Zeitungen.
Montag, 27. Dezember 1915
Die beiden Weihnachtsfeiertage waren in der Hauptsache der Ruhe und Erholung gewidmet. Größere Spaziergänge konnten allerdings nicht unternommen werden, da nur der zweite Feiertag einigermaßen vom Wetter begünstigt war. Von auswärts war zu den Feiertagen viel Besuch gekommen. Eine große Anzahl von Urlaubern weilte in ihren Familien, und auch unseren Feldgrauen in den Lazaretten wurde durch Besuch aus der Heimat manche Weihnachtsfreude zuteil. In den Lazaretten selbst fanden am heiligen Abend, zum Teil auch am ersten Feiertag stimmungsvolle Weihnachtsfeiern statt, die mit ihrem Lichterglanz, ihren Bescherungen und ihren Weihnachtsliedern unseren verwundeten Feldgrauen so gut als es nur angehen konnte die heimatliche Weihnachtsfeier ersetzen sollten. Das Theater, in dem am ersten Feiertage Halbes Strom aufgeführt wurde, war stark besucht. Auch die Kinos waren, vor allem in den Abendstunden, überfüllt. Die Wirtschaften und Kaffeehäuser der Stadt waren nachmittags und abends ebenfalls gut besetzt.
Weihnachtsfeiern. Der Verein ehemaliger Ulanen für Bonn und Umgebung veranstaltete im Gasthof zur Post am ersten Weihnachtstage für seine Mitglieder und ihre Familien, besonders auch für die Familien der im Felde stehenden Mitglieder, eine Weihnachtsfeier, die bei Musikvorträgen, den gemeinsam gesungenen Weihnachtsliedern und Gedichtvorträgen der Kinder sehr schön verlief. Trotz seiner großen Ausgaben für Unterstützungen und Liebesgaben konnte der Verein auch diese Kriegsweihnachten noch die Kinder mit je einer Düte erfreuen. Der Vorsitzende, Herr Fink, eröffnete die Feier mit einem Kaiserhoch. Er betonte, daß auch am Ende des Jahres 1915 und zu Beginn des Jahres 1916 „Durchhalten“ noch immer unter allen Umständen die Losung sein müsse.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Weihnachtsfest war in diesem Jahre noch mehr als sonst eine Feier, die im engen Kreise der Familie begangen wurde. Noch enger als sonst schlossen sich am Feste der Menschenliebe die Herzen aneinander, und die lichterflammende grüne Waldestanne galt auch als das Sinnbild dafür, daß alles, was deutsch fühlt und deutsch denkt in unerschütterlicher, tief im Herzen wurzelnder Vaterlandsliebe in Not und Tod weiterhin zusammenhalten will, zusammenhalten will in Liebe und Treue für die große heilige Sache der deutschen Heimaterde, deutscher Gesittung und Kultur. Wer einen Blick warf in die Lazarette, in welchen die Verwundeten der Schlachtfelder ihrer Genesung entgegensehen, wo ärztliche Kunst und schwesterliche Pflege wirksam sind, dem wurde es warm ums Herz angesichts der gehobenen Stimmung, die selbst unter den Schwerstverwundeten lebendig ist. Auch draußen auf dem Soldatenfriedhof im Norden der Stadt, wo die Liebe auch um Weihnachten der Gräber der dort ruhenden heimgegangenen Krieger gedachte, pflanzte der weihnachtliche Glaube die unerschütterliche Hoffnung auf, daß das Band der Liebe, das unser gesamtes deutsches Volk umschließt, unseren Feinden ein Wall bleiben wird, den sie nicht zu durchdringen vermögen.
Selbst an den friedvollen Tagen des Weihnachtsfestes hatten wir in unserem von dem geschäftlichen Treiben der Industrie weniger berührten Bonn im kleinen Ausschnitt ein Bild davon, daß es unseren Feinden nicht gelungen ist, unser deutsches Wirtschaftsleben zu zertrümmern. Draußen am Rhein lag eine mächtige Flottille von großen Schleppkähnen und Schleppern, die am ersten Festtage bestimmungsgemäß ihre Fahrt rheinaufwärts unterbrochen hatte, um hier zur Festrast vor Anker zu gehen. Lustig flatterte der Wimpel in den deutschen und Bundesfarben von den Masten dieser gewaltigen Transportschiffe, die vom Niederrhein aus ihren Weg rheinauf genommen hatten, um rheinauf genommen hatten, die vom Eisen- und Kohlengebiet kamen, um rheinaufwärts gelegene industrielle Unternehmungen mit Heizmaterial und Rohstoffen zu versorgen. Wer diese Bild blühenden Wirtschaftslebens bei einem stillen Spaziergang auf unserer schönen Rheinpromenade beobachtete, der wurde versöhnt mit dem furchtbaren Ernst der Zeit, und die Gedanken flogen hin zur West- und Ostfront, an unsere Küsten und nachdem Balkan, wo unser Volk in Waffen sein Leben in die Schanze schlägt für die Wohlfahrt unseres Vaterlandes, und allen Lieben da draußen, die das Weihnachtsfest im Schützengraben, im Unterstand oder auf hoher See begingen, ihnen galt am Feste der Liebe unser besonderes Gedenken.
Wie stark das Gefühl der Dankbarkeit für alles das ist, was die Kämpfer da draußen für uns und unsere Sache erstritten haben, das zeigten die feierlichen Veranstaltungen, die in unseren Lazaretten und Krankenhäusern zur Ehre und Freude der Verwundeten abgehalten wurden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Weihnachten. Die beiden Weihnachtsfeiertage wurden, da Weihnachten eben das Fest der Familien ist, in den einzelnen Familien in stiller Erbauung gefeiert, während man im äußeren Leben wenig davon merkte. Immerhin wurde das Fest des Friedens in Lazaretten und Vereinen auch durch besondere Feiern ausgezeichnet, worüber im einzelnen folgende Berichte vorliegen:
Der Katholische Kinderhortverband Bonn veranstaltete im Vereinshause in der Josefstraße seine diesjährige Weihnachtsfeier. (...) Die Weihnachtsfeier für die Verwundeten des jetzt als Garnisonslazarett eingerichteten früheren Friedrich-Wilhelm-Stiftes fand am Mittwoch abend unter Beteiligung von zahlreichen Gästen statt. (...) Der Bonner Kriegerverein beging am 25. d. M. nachmittags 4 ½ Uhr seine Weihnachtsfeier im Vereinslokale. (...)
Im Mutterhaus vom Roten Kreuz fand am Mittwoch den 22. Dezember die übliche Kinderbescherung statt. 18 Kriegerkindern beider Konfessionen aus dem Stadt und Landkreise Bonn wurde eine Weihnachtsfreude bereitet. (...)
In der Beethovenhalle hatten die Schwestern für die Verwundeten zwei große Weihnachtsbäume geschmückt und ihnen mit Hilfe anderer Wohltäter einen Gabentisch gedeckt, der den ganzen Mittelgang der Halle einnahm und in geschmackvoller Anordnung für jeden einzelnen ein Festgeschenk aus Gebrauchsgegenständen, Obst, Süßigkeiten usw. aufwies. Nach einem Orgelvortrag und dem von den Schülerinnen des Klostermannschen Lyzeums gesungenen Liede Stille Macht nahm der Chefarzt, Herr Professor Schmidt, das Wort zu einer kurzen aber herzlichen Ansprache. Im weiteren Verlauf der stimmungsvollen Feier wechselten die von dem Schülerinnenchor gesungenen Weihnachtslieder mit Gedichtsvorträgen einzelner Schülerinnen ab, auch ein Violinensolo wurde sehr wirkungsvoll gespielt. Am Schluß wurden die Verwundeten von den Schwestern ihre Weihnachtsgeschenke überreicht.
Der Bonner Krieger-Verein beging am 25. d. M. nachmittags 4½ Uhr seine Weihnachtsfeier im Vereinslokale. Der Saal war von den Gästen vollständig gefüllt. Nach der Eröffnungs- und der Festrede wußten die Damen Fräulein Adam, Geschwister Stüßer, Knoschilgen, sowie mehrere Kameraden die Festteilnehmer durch der ansprechende Vorträge zu unterhalten, so daß die Zeit bis zum Schluß der schönen Feier gegen 9 Uhr viel zu schnell verging.
Aus Kunst und Leben. Der „Champagne-Kamerad“ ist eine neue Feldzeitung der 3. Armee betitelt, von der die erste Nummer erschienen ist; die Schriftleitung und Geschäftsstelle ist beim Armee-Oberkommando 3. Die Zeitung enthält eine Reihe guter Aufsätze und Gedichte, hübsche Abbildungen u. a. ein Bild des Generalobersten von Einem. Schilderungen kleiner und großer Erlebnisse aus dem Armeebereich und mancherlei Schnurren. Das dem Wohle des Soldaten gewidmete Unternehmen, von Soldaten geschrieben und herausgegeben, wird in den Schützengräben und auf den Etappenstationen freudige Aufnahme finden. Nicht minder auch für die Heimat, wo sich viele für diese eigene Soldatenpresse interessieren und sie gern unterstützen. Z.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 28. Dezember 1915
Weihnachtsfeiern. Eine schöne Weihnachtsfeier wurde den Verwundeten der Lazarettnebenstelle in der Rosenstraße zuteil. Herr Schröder (Sürst) als Zugführer des hiesigen Roten Kreuzes hatte es verstanden, durch zu Herzen gehende Schilderungen und vielerlei Darbietungen den Schwergeprüften die Feier so zu gestalten, daß sie die Weihnachtsfeier in der Familie ersetzen konnte, was auch im Laufe des Abends einer der Verwundeten im Namen aller dankbar zum Ausdruck brachte. (...)
Die Weihnachtsbescherung in der Korps-Augenstation (Augenklinik, Wilhelmstraße) fand am Donnerstag statt und gestaltete sich zu einer erhebenden Feier. Dank reicher Spenden aus Kreisen von Gönnern des Lazaretts konnten die in der Augenklinik untergebrachten zahlreichen Verwundeten und Blinden in würdiger Weise beschenkt werden. (...)
Einen besonderen Charakter erhielt die Feier dadurch, daß die Verwundeten ihrerseits dem Leiter der Anstalt, Geheimrat Kuhnt, zum Zeichen ihres Dankes und als Erinnerung an die Kriegszeit ein Geschenk überreichten in Gestalt eines kunstvoll modellierten Gefechtsfeldes. Jeder einzelne Verwundete hatte dazu einen kleinen Beitrag gestiftet. Gemeinsamer Gesang beschloß die eindrucksvolle Feier.
Anzeige der Kaffee-, Tee- und Kakao-Vorräte. Am 3. Januar erfolgt im Stadtbezirk Bonn eine Bestandsaufnahme von Kaffee, Tee und Kakao in den Geschäften und in denjenigen Haushaltungen, deren Vorräte bei Kaffee zwanzig Pfund und bei Tee fünf Pfund übersteigen. Amtliche Meldestellen sind die Polizeikommissariate, bei denen auch die vorgeschriebenen Vordrucke zu haben sind.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Einen verstärkten Zuckerrüben-Anbau im Jahre 1916 fordert das preußische Landwirtschaftsministerium. Jeder Rüben bauende Landwirt sollte bestrebt sein, mindestens die bisherige Fläche, wenn irgend möglich aber mehr als bisher anzubauen.
Die Gewinnung von Oel aus Unkrautsamen wird vom Landwirtschaftsministerium empfohlen.
Hochwasser. Der Rhein ist seit gestern früh noch weiter gestiegen. Heute morgen 6 Uhr wurden am hiesigen Pegel 5,64 Meter Wasser gemessen, gegen 5,40 Meter gestern morgen 6 Uhr. Vom Oberrhein wird nur noch langsames Steigen des Wassers gemeldet.
Das Spielen der Kinder am Rhein, besonders jetzt bei dem Hochwasser, ist stets mit Gefahr verknüpft. In ganzen Scharen trieben sich gestern wieder die Jungen am Rhein herum, sie turnten auf dem vom Wasser umspülten Geländer an der Rampe der 1. Fährgasse herum sie warfen die vom Baumschnitt herumliegenden Ruten in den reißenden Strudel an der Rampe und fischten sie wieder heraus; sie stießen und drückten sich, bis dann das Unglück wieder einmal da war. Ein 12jähriger Junge stürzte in den hochgehenden Strom und trieb ab. Glücklicherweise fand sich dann noch ein Retter, der den Jungen den Fluten entriß. Es kann nicht genug vor dem Spiel unserer Kinder am Rheinufer gewarnt werden; hier sollten sich alle Erwachsene die Hand reichen und die Jugend vom Rheinufer und ihrem gefährlichen Spiel zurückhalten. Was sah man statt dessen gestern? – Vergnügt schauten Frauen und Männer diesem Treiben zu, um dann, als einer dem Ertrinken nahe war, den Kopf zu verlieren.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Kavallerie-Verein für Bonn und Umgebung versammelte am Nachmittage des ersten Weihnachtstages die Frauen und Kinder jener Mitglieder im Saale des Kameraden Bertram um 4 Uhr zu einer Weihnachtsfeier. Der Vorsitzende des Vereins, Kamerad Klutmann, begrüßte die Erschienenen, besonders auch die sich im Urlaub befindenden Kameraden in schönen Worten, gedenkend der ernsten Zeit. Bei Musikstücken, Liedern und Vorträgen einiger Kinder, die alle Anwesenden mit Begeisterung erfüllten, verliefen die Stunden aufs Beste. Am Schluß erhielten alle Kinder eine gefüllte Düte mit allerlei Leckereien.
Fürs Rote Kreuz. Bei der Nagelung des Eisernen Kreuzes auf dem Stammtisch im Restaurant Hombach sind wiederum 90,37 Mark eingegangen, die an den Freiwilligen Hilfsausschuß abgeliefert worden sind. Mit den 70,65 Mark vom 25. September und den 99,55 Mark vom 28. Oktober sind dies zusammen 260,57 Mark.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 29. Dezember 1915
Uniformverbot für Kinder. Das Gouvernement der Festung Köln weist darauf hin, daß das Verbot des unbefugten Anlegens militärischer Uniformen auch auf Kinder Anwendung findet, die Uniformen mit vorschriftsmäßigen militärischen Achselstücken und anderen Abzeichen tragen. Zuwiderhandlungen gegen das Verbot werden nach §360 des Reichsgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft.
Gegen die vielfach schon erwähnte zunehmende Verwahrlosung der Jugend erläßt der stellvertretende kommandierende General des 8. Armeekorps folgende Verordnung: „Es ist verboten, jugendlichen Personen unter 16 Jahren Streichhölzer, Feuerwerkskörper, Zigarren, Zigaretten und Tabak zu verkaufen oder zur Benutzung ohne Aufsicht zu überlassen. Jugendliche Personen dürfen nur mit Genehmigung ihrer Eltern, Erzieher oder deren Vertreter und außerhalb der Wohnung nur in deren Beisein rauchen, Alkohol enthaltende Getränke zu sich nehmen. In den Abendstunden, nach 7 Uhr oder nach Eintritt der Dunkelheit, wenn diese später eintritt, dürfen jugendliche Personen Wirtschaften nur in Begleitung der Eltern, Erzieher oder deren Vertreter besuchen, falls es sich nicht um eine notwendige Einkehr auf Reisen oder Wanderungen handelt. Der Besuch von Lichtspielhäusern und Schaustellungen, die unter dem Namen Spezialitätentheater, Varietés, Tingeltangel, Kabaretts u. a. veranstaltet werden, ebenso von Wirtschaften, in denen Sänger oder Sängerinnen auftreten, ist jugendlichen Personen verboten. Ausgenommen sind besondere Jugendvorstellungen, die als solche von den Ortspolizeibehörden geprüft und zugelassen sind. Das zwecklose Verweilen von jugendlichen Personen auf öffentlichen Straßen und Plätzen in den Abendstunden ist verboten. Wirte und sonstige Geschäftsinhaber dürfen den Besuch Jugendlicher nur insoweit erlauben, als er nach den vorstehenden Bestimmungen zulässig ist. Unrichtige Angaben über das Alter jugendlicher Personen, die von ihnen selbst oder von andern gemacht werden, sind strafbar. Wenn an einzelnen Orten oder für bestimmte Bezirke schärfere Bestimmungen bestehen, so bleiben sie in Kraft“.
Ueber das diesjährige Weihnachtsgeschäft in Bonn
haben wir, wie in früheren Jahren, bei einer Anzahl führender Geschäfte wieder eine Umfrage veranstaltet. Danach ist das diesjährige Weihnachtsgeschäft im allgemeinen besser ausgefallen, als man der Kriegszeit entsprechend erwarten konnte. Es ist bezeichnend, daß im Vergleich zum Vorjahre Umsatz und Verdienst in fast allen Geschäftszweigen sich gesteigert haben. Dabei hat sich vor allem gezeigt, daß die weniger bemittelten Bevölkerungskreise, die in früheren (Friedens-) Jahren nur wenig zum Weihnachtsgeschäft beitragen konnten, durch vermehrte Verdienstmöglichkeiten, die sich in bestimmten Industrien und vor allem im benachbarten Siegburg bieten, sehr viel kaufkräftiger geworden sind und daß gerade sie in diesem Jahre ganz bedeutend zur Hebung des Weihnachtsgeschäfts beigetragen haben. Wie im vorigen Jahre schon, waren es auch heuer wieder vor allem die praktischen Bedürfnissen dienenden Gegenstände, die vorwiegend gekauft wurden, es ist aber ein gutes Zeichen für die Kaufkraft, daß hierbei in fast allen Geschäftszweigen die guten und gediegenen Waren den Vorzug vor den billigen und natürlich auch schlechten Waren erhielten. Wenn der Umsatz in Luxusgegenständen auch bedeutend geringer war wie in Friedenszeiten, so hat doch auch er sich gegen die erste Kriegsweihnachten entschieden gehoben, so daß er in einigen Geschäftszweigen nicht mehr als schlecht bezeichnet werden konnte. Wir geben die Einzelergebnisse unserer Umfrage hier wieder.
Der Buchhandel verzeichnet ein recht gutes Weihnachtsgeschäft. Es scheint, als habe die Kriegszeit die Wertschätzung guter Bücher gesteigert, auch mögen in vielen Fällen die eingeschränkten Ausgaben für Luxusgegenstände durch Buchkäufe ersetzt worden sein. Viele Bücher sind auch zum Versand ins Feld gekauft worden. Zu den am meisten verlangten Büchern gehören u.a. Lauffs Anne Susanne, Meyrinks Golem, dessen Feldpostausgabe leider zu spät für Weihnachten auf den Markt kam. Naumanns Mitteleuropa, Deutschland und der Weltkrieg, Ganghofers Trutze von Trutzberg, Lily Brauns Lebenssucher, Paul Kellers Ferien vom Isch, die Montanusbücher, ferner Eulenbergs letzte Bilder, die Gottfried-Keller-Biographie von Ermatinger, der zweibändige Auszug aus den Werken Friedrichs des Großen. Auch Jugendschriften und Bilderbücher gingen recht gut.
Der Kunsthandel hatte ein besseres Weihnachtsgeschäft als im vorigen Jahre, es blieb aber hinter Friedensjahren zurück, weil in der Hauptsache nur kleinere Stücke gekauft wurden und die besser gestellten Kreise mit ihren Einkäufen zurückhielten.
Das Weihnachtsgeschäft in Spielwaren war gut, ebenso gut wie vor dem Kriege. Es hat schon verhältnismäßig früh eingesetzt und sich so auf einen längeren Zeitraum wie sonst verteilt. Käufer waren in erster Linie Mittelstand und Arbeiter, von den Wohlhabenden wurden wenig Spielwaren gekauft. Trotzdem wurden, ohne Rücksicht auf den Preis, gute und gediegene Sachen gekauft.
Die Konditoreien hatten gleichfalls ein sehr gutes Weihnachtsgeschäft, an dem alle Kreise der Einwohnerschaft gleichzeitig beteiligt waren. Der Umsatz war sogar größer als in Friedenszeiten, weil viele Waren, die sonst auch von Bäckereien hergestellt werden, infolge der behördlich geregelten Mehlverteilung jetzt von den Bäckern nur in beschränktem Maße geführt werden konnten, allerdings konnte der Reinverdienst nicht in dem Maße wie der Umsatz steigen, da die Rohstoffpreise zu hoch waren und die Verkaufspreise nicht im gleichen Verhältnis erhöht werden konnten.
Das Geschäft in Lederwaren war zufriedenstellend. Es wurden jedoch nur kleinere Gegenstände verlangt, diese dafür – auch als Geschenke für die Verwundeten – in größerer Anzahl auf einmal. Bei feineren Lederwaren schreckten die infolge der Lederteuerung hohen Preise vom Kaufen ab. Große Gegenstände, wie Reisekoffer und -taschen, die im vorigen Jahre noch häufig verlangt wurde, kamen diesmal gar nicht in Betracht.
Das Damenhut- und Putzgeschäft, dessen beste Zeit ja allerdings auch sonst nicht vor Weihnachten liegt, hat sehr zu wünschen übrig gelassen. Es müßte, wenn nicht der Mittelstand und die weniger bemittelten Kreise einige Einkäufe gemacht hätten, gerade zu schlecht bezeichnet werden.
In Gold- und Silberwaren war das Weihnachtsgeschäft viel besser als man erwartet hatte und auch besser wie im vorigen Jahre. Es wurden auch teure und wertvolle Schmuckstücke gekauft, in der Hauptsache wurden jedoch die mittleren und billigeren Preislagen verlangt.
Das Geschäft in Pelzwaren war zwar geringer als in Friedensjahren, aber auch der Zeit entsprechend gut und besser wie im Vorjahre.
In Schuhwaren war das Weihnachtsgeschäft über Erwarten gut, nicht geringer wie in Friedensjahren. Trotz der gegen früher bedeutend höheren Preise wurden in der Hauptsache gute und gediegene Waren gekauft.
Das Geschäft in Zigarren und Zigaretten war im allgemeinen recht gut, weil der Versand ins Feld eine wichtige Rolle spielte. Das Geschäft gestaltete sich aber schwierig, weil die Kleinpackungen zu 25 Stück wegen des Holzmangels nicht in der wünschenswerten Menge zu beschaffen waren, es litt in den letzten Tagen auch sehr unter dem schlechten Wetter.
In Damenkleidung und Modewaren war das Geschäft sehr lebhaft, auf jeden Fall besser wie im vergangenen Jahre und vielleicht sogar noch besser wie im Frieden. Käufer waren auch in diesem Geschäftszweige in erster Linie die Angestellten und Arbeiter der jetzt blühenden Industrien, vor allem der Siegburger und der Landkundschaft. Gute Mittelwaren wurden bevorzugt.
Der Verkauf von Branntwein und Spirituosen litt sehr unter der Regierungspolizeiverordnung, die die Abgabe von billigeren Stoffen verbietet.
Schokoladenwaren, Bonbons usw. wurde mehr als in Friedensjahren gekauft, infolge des Feldpostversands jedoch früher als sonst. Die letzten Tage vor Weihnachten, in denen die Einkäufe für den Hausgebrauch gemacht zu werden pflegen, litten unter schlechtem Wetter.
Das Blumengeschäft war im Vergleich zu Friedensjahren gering, weil die aus Holland eingeführten Blumen doppelt so teuer sind wie die früher aus Südfrankreich bezogenen, deren Einfuhr selbstverständlich fehlt.
In Glas- und Porzellanwaren war das Weihnachtsgeschäft besser als das vorjährige und der Zeit entsprechend, befriedigend. Die geringeren und mittleren Preislagen fanden einigermaßen Absatz, bessere und teuere Sachen sind wenig gekauft worden.
Teppiche und Orientwaren wurden wenig gekauft, der Umsatz war nur etwa ein Viertel so groß wie in früheren Jahren.
In Kurz-, Weiß- und Wollwaren konnte die Menge des Umsatzes die der früheren Jahre zwar nicht erreichen, infolge der bedeutend höheren Preise war das Ergebnis jedoch recht gut. Die notwendigen Gebrauchswaren fanden sehr guten Absatz. Im ganzen blieb das heurige Weihnachtsgeschäft hinter dem der letzten Friedensjahre nicht zurück.
Das Weihnachtsgeschäft in Haus- und Küchengeräten blieb hinter dem der Friedensjahre weit zurück. Es wurden vorwiegend Gegenstände für den täglichen Gebrauch gekauft, auch Metallwaren, Holz- und Ausstattungsgegenstände, im allgemeinen wurden aber nur kleinere und billigere Sachen verlangt.
Das Weihnachtsgeschäft in Papier- und Schreibwaren wurde durch den Versand von Briefpapier ins Feld recht günstig beeinflußt, so daß es im Vergleich zu anderen Jahren befriedigend abschloß. Bemerkenswert ist, daß nur noch sehr wenig farbiges, sondern fast nur weißes Papier verlangt, dabei aber auf Gediegenheit und geschmackvolle Aufmachung großer Wert gelegt wird.
Seide und Samt wurden in diesem Jahre durch den hohen Preis der Wollstoffe begünstigt. Das Geschäft war infolgedessen lebhafter wie im vorigen Jahre. Ein Ausfall gegen Friedenszeiten ergab sich jedoch daraus, daß vornehme Gesellschaftskleider und Stoffe dafür fast gar nicht gekauft werden.
Das Geschäft in Musikinstrumenten blieb erheblich hinter dem der letzten Friedensjahre zurück. Mund- und Ziehharmonikas werden wohl vielfach gekauft, auch Mandolinen und Gitarren, größere und kostspieligere Instrumente wurden dagegen fast überhaupt nicht verlangt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Pommern-Verein veranstaltete am 1. Feiertage im Nordischen Hofe seine Weihnachtsfeier mit Bescherung. Knaben und Mädchen erfreuten mit Gedichten, zwei Damen durch Liedervorträge. Nach reichlicher Bescherung der Großen und Kleinen wurden praktische Gegenstände unter den Anwesenden verlost.
Einen Eimer Gelee hatte ein junger Mann von auswärts von einem Wagen gestohlen. Der Diebstahl wurde sofort bemerkt und der Eimer Gelee dem Dieb abgenommen, Das Schöffengericht verurteilte ihn gestern zu einer Gefängnisstrafe von einem Monat, worauf drei Wochen der erlittenen Untersuchungshaft angerechnet werden sollen.
Gegen die Brotgetreide-Verfütterung muß – so schreibt man uns von zuständiger Stelle – mit allen Mitteln vorgegangen werden, da die Landwirte trotz aller Verbote immer noch solches Getreide unter allen möglichen Vorwänden verfüttern. In den Kriegszeiten, in denen wir vom Ausland abgesperrt sind, muß auch das minderwertige Getreide durch Bearbeitung dem Brotkonsum nutzbar gemacht werden. Darum sind Verstöße gegen das Verfütterungsverbot ein Verbrechen, das an unserem Vaterlande im Krieg begangen wird. In allen ländlichen Kreisen sollte immer wieder mit Nachdruck darauf hingewiesen werden: Wer Brotgetreide verfüttert, macht sich strafbar und versündigt sich an dem Vaterlande.
Durch ein Versehen der Behörde hatte eine Frau aus Godesberg, der wöchentlich 2 ½ Brot zustanden, eine Brotkarte nur über 1½ Brot erhalten. Die Inhaberin einer Bäckerei verabfolgte ihr aber dennoch wöchentlich 2½ Brote. Der Irrtum wurde schließlich bemerkt und die Sache kam zur Anzeige. Sowohl die Inhaberin der Brotkarte als auch die Bäckereiinhaberin standen gestern vor dem Schöffengericht wegen Uebertretung der Bundesratsverordnung über das Bäckereiwesen. Das Schöffengericht verurteilte beide wegen Uebertretung dieser Verordnung. Die Inhaberin der Brotkarte kam mit einer Geldstrafe von 5 Mk., die Inhaberin der Bäckerei mit einer Geldstrafe von 15 Mk. davon. Letztere war schon vorher wegen einer gleichen Uebertretung bestraft worden.
Wegen Uebertretung der Bundesratsverordnung hatte sich gestern ein Bäcker aus Vilich-Rheindorf vor dem Schöffengericht zu verantworten. Er sollte morgens schon vor 7 Uhr mit der Arbeit in seiner Bäckerei begonnen haben. Der Angeklagte bestritt die ihm zur Last gelegte Beschuldigung. Das Gericht vertage die Verhandlung zur Ladung von Zeugen und Sachverständigen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 29. Dez. Das „Eiserne Kreuz von Godesberg“, welches zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Krieger aus der Bürgermeisterei Godesberg am 12. September eingeweiht wurde und gleich am ersten Nagelungstage schon 4703 Mark erbrachte, hat bis heute eine Gesamtsumme von 18.250 Mark erreicht. Auch das Loskaufen von Neujahrsbesuchen und Neujahrswünschen ist durch Zahlung von drei Mark jetzt in seinen Dienst gestellt worden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Arndt-Eiche in Eisen. Die Nagelung brachte an den beiden Weihnachtstagen 592,06 Mark, am letzten Montag 416,16 Mark ein.
Das Pfadfinder-Korps Bonn versammelte seine Mitglieder, Freunde und Gönner am zweiten Weihnachtstag im Saale von Schumacher in Kessenich zu einer Weihnachtsfeier. Der große Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Herr Oberfeldmeister Laabs begrüßte die Anwesenden und gab Weihnachtsgrüße von früheren Pfadfindern des Korps bekannt. Die aus Mitgliedern des Korps bestehende Kapelle leistete recht Erfreuliches. Die vorgetragenen Gedichte, darunter solche von dem Gründer des Bonner Pfadfinder-Korps, Herrn v. Gottberg, fanden allgemeinen Beifall und auch das von jungen Leuten flott gespielte Lustspiel fand, namentlich bei der recht zahlreich vertretenen Jugend großes Gefallen. Der Festredner ermahnte in seiner Ansprache die Jugend – Gotte – Vaterland – König – als drei Dinge, an die ein echter Deutscher nicht rütteln lassen dürfe, immer hoch und in Ehren zu halten und sprach allen, die zu dem schönen Gelingen des Festes beigetragen, den Dank der Anwesenden aus. Der Ertrag des Festes war für die im Felde befindlichen Mitglieder des Korps bestimmt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Duisdorf, 27. Dez. Eine Weihnachtsfreude wurde auch den Feldgrauen aus der hiesigen Bürgermeisterei bereitet. Aus den Mitteln, die der Bürgeremeistereirat bewilligte und Sammlungen einbrachten, sind einige Tage vor Weihnachten 84 Pakete abgesandt worden. Schon jetzt ist eine erhebliche Anzahl von Feldpostkarten mit Dankesäußerungen beim hiesigen Bürgermeisteramt eingelaufen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)
Donnerstag, 30. Dezember 1915
Auszeichnung. Dem Landtagsabgeordneten für Bonn-Rheinbach, Professor Dr. Hauptmann ist die österreichische Ehrenmedaille für Verdienste um das Rote Kreuz verliehen worden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Keine Höchstpreise für Schuhwaren. Das Reichsamt des Innern hat auf eine Eingabe wegen der etwaigen Festsetzung von Höchstpreisen für Leder- und Schuhwaren geantwortet, daß wohl innerhalb der zuständigen Stellen eingehende Erwägungen über die Schaffung von bestimmten Höchstpreisen für Waren aus Leder, darunter auch für Schuhwaren stattgefunden hätten, daß man aber infolge der außerordentlichen Schwierigkeiten, die hauptsächlich auf die große Vielseitigkeit der Erzeugnisse zurückzuführen seien, von der Festsetzung bestimmter Preise abgesehen habe; man rechne mit einer Verbilligung der Preise dieser Waren nach der nunmehr geschaffenen Regelung der Preise für Leder.
Die eisernen Groschen. Die Bundesratsverordnung über die „eisernen Groschen“ wird jetzt vom Reichskanzler amtlich veröffentlicht. Es gehr daraus hervor, daß Zehnpfennigstücke aus Eisen bis zu einer Höhe von zehn Millionen Mark hergestellt werden sollen. Die eisernen Zehnpfennigstücke werden zu 280 Stück aus einem Kilogramm ausgebracht. Die eisernen Zehnpfennigstücke sind spätestens zwei Jahre nach Friedensschluß außer Kurs zu setzen. Die hierzu erforderlichen Bestimmungen erläßt der Bundesrat.
Der städtische Speckverkauf findet des Neujahrstages wegen bereits morgen Freitag statt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Graubrot und Grahambrot in Bonn gestattet. Durch zwei neue Verordnungen werden die bisherigen Verordnungen zur Brotversorgung im Stadtkreise Bonn zusammengefaßt.
Neu ist die Einführung von Graubrot und von Grahambrot. Während aber Graubrot schon in einigen Tagen in den Bäckerläden zu haben sein wird, kann Weizenschrotbrot (Grahambrot) erst nach Lieferung der zur Herstellung des Grahambrotes erforderlichen Weizenschrotes durch die Reichsgetreidestelle gebacken werden. Graubrot und Grahambrot müssen dasselbe Gewicht wie Feinbrot und Schwarzbrot (3 ¾ Pfund) haben. Jedoch darf Graubrot auch in der Hälfte, Grahambrot in einem Viertel des Brotgewichtes, aber nur in der hier üblichen Form hergestellt werden. Die Eintragung dieser kleineren Brote im Brotbuch erfolgt in der Spalte „Schwarzbrot oder Feinbrot“ als „1/2 Brot“ für ein Graubrot zur Hälfte des Brotgewichtes und als „1/4 Brot“ für ein Grahambrot zu einem Viertel des Brotgewichtes. Der Graubrotpreis ist auf 0,95 Mark für das 3 3/4pfündige Brot und auf 0,48 für das kleinere Graubrot festgesetzt. Für Grahambrot ist ein Preis noch nicht bestimmt. In der Verordnung betr. der Regelung der Mehl- und Brotversorgung ist als neue Bestimmung aufgenommen, daß die Brotbücher nicht beim Bäcker aufbewahrt werden dürfen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 31. Dezember 1915
Generalfeldmarschall von Hindenburg übersandte dem Direktor unserer Fortbildungsschulen folgendes Schreiben:
Hauptquartier Ost, den 27. Dezember 1915.
Hochverehrter Herr Direktor!
Für die mir als Weihnachtsgabe im Namen des Lehrkörpers, der Schülerinnen und Schüler der städtischen Fortbildungsschulen zu Bonn a. Rhein übersandten 700 Mark bitte ich den gütigen Spendern meinen verbindlichsten Dank übermitteln zu wollen. Der Betrag ist wunschgemäß zum Besten der mir anvertrauten Truppen verwendet worden.
Indem ich Ihre guten Wünsche für das Jahr 1916 auf das beste erwidere, bin ich mit vorzüglicher Hochachtung Euer Wohlgeboren ergebener
Von Hindenburg
Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber Ost
Kleinhandelshöchstpreise für Süßwasserfische sind vom Oberbürgermeister festgesetzt worden. Sie werden im Anzeigenteil dieser Zeitung bekannt gegeben. Der Oberbürgermeister veröffentlicht ferner in dieser Zeitung die vom Bundesrat angeordneten Einschränkungen für die Herstellung von Süßigkeiten und Schokolade.
Die Polizeistunde für Gast- und Schankwirtschaften wird auf Anordnung des Gourverneurs der Festung Köln für die Neujahrsnacht bis 1 Uhr verlängert. Musikalische Darbietungen müssen jedoch um 12 Uhr aufhören.
Eine Weihnachtsfeier für die Witwen und Waisen unserer Bonner Krieger veranstaltete gestern nachmittag im städtischen Lyzeum der freiwillige Hilfsausschuß für Truppen. Etwas 60 Witwen hatten sich mit ihren zusammen rund 150 Kindern in der Turnhalle, die ein großer Weihnachtsbaum schmückte, versammelt. Das gemeinsam gesungene Lied „Stille Nacht“ leitete die Feier ein. Dann nahm der Vorsitzende des Hilfsausschusses, Herr Dr. Krantz, das Wort zu einer Ansprache. Der bei der ersten Kriegsweihnachtsfeier überall ausgesprochene Wunsch, es möchte übers Jahr die Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden zur Wahrheit werden, habe sich nicht erfüllt, täglich fordere der schreckliche und gewaltigste aller bisherigen Kriege noch immer unzählige Opfer an Toten und Verwundeten. Und doch sei das Weihnachtsfest wohl niemals tiefinnerlicher gefeiert worden, als heuer, niemals habe die Nächstenliebe sich reger betätigt, als jetzt. Wie für unsere Feldgrauen draußen trotz ihrer Friedenssehnsucht Aushalten und Durchhalten die Losung sein müsse, so müsse auch in der Heimat ausgehalten u. durchgehalten werden. Die deutsche Jugend habe ihr Spiel ganz dem Kriege angepaßt, an ihrem selbstverständlichen Vertrauen auf den Sieg Deutschlands sollten die Erwachsenen ihre etwa gesunkene Zuversicht stärken. Auch um der Jugend willen müsse durchgehalten werden; denn einen schwächlichen Friedensschluß würde die Jugend büßen müssen. Habe die große Zeit dieses Krieges schon in allen Kreisen das Bestreben gefördert, vorhandene Unterschiede zu überbrücken, so sei es ganz besonders in dieser Weihnachtszeit der Fall gewesen. So könne man mit Recht auch von dieser Weihnacht sagen: o du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit. – Frau Gentrup sang darauf mit klarer, heller Stimme und schönem Ausdruck mehrere Weihnachtslieder, wobei Herr Kapellmeister Sauer am Harmonium stimmungsvoll begleitete. Der Einladung an die Kinder, Gedichte vorzutragen, folgte ohne Zaudern eine ganze Schar; mehrere ganz Kleine sagten sogar recht sinnige Verse – ohne Stocken und verständig auf. Dann begann die Bescherung. Jede Mutter erhielt fünf Mark und Bekleidungsstücke, auch für jedes Kind wurden Kleidungsstücke, dazu Spielzeug und Süßigkeiten gegeben. Mit einem gemeinsamen Weihnachtsliede schloß die würdige Feier.
Der Freiwillige Hilfsausschuß für Truppen hat außer den Kriegerwitwen und –waisen auch rund 1.000 Bonner Kriegerfrauen eine kleine Weihnachtsfreude bereitet: 700 haben gestern je 3 M. erhalten, 800 werden den gleichen Betrag heute bekommen.
Selbstmord? Am Rhein in der Nähe des Schänzchens wurden gestern morgen Jackett, Pelz und Hut einer von auswärts stammenden, seit einiger Zeit in Bonn wohnenden Dame gefunden. Es wird angenommen, daß die Besitzerin der Kleidungsstücke sich ertränkt hat.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ueber die Herstellung von Süßigkeiten und Schokolade erläßt der Oberbürgermeister eine Bekanntmachung, die in der heutigen Nummer unseres Blattes zum Abdruck gebracht wird.
Gewinnung von Oel aus Unkrautsamen. Das in diesem Jahr gewachsene Sommergetreide enthält beträchtliche Beimischungen von Hederich, Ackersenf, Leindotter und anderen ölhaltigen Unkrautsamen, die beim Dreschen und bei der späteren Reinigung des Getreides ausgesiebt werden. Diese Sämereien sollte, auch wenn es sich um ganz kleine Mengen handelt, den Oelmühlen zur Oelgewinnung zugeführte werden. Der Kriegsausschuß für pflanzliche und tierische Fette und Oele hat in jedem Kommunalverband einen Kommissär ernannt, der ebenso wie alle anderen Oelfrüchte auch diese beim Ausputz gewonnenen Oelsamen abnimmt. Der preußische Landwirtschaftsminister fordert die Landwirte auf, auf die Gewinnung dieser ölhaltigen Samen zu achten und sie zur Ablieferung zu bringen.
Zur Frage der Kaffee-Vorräte. Aus Bonner Fachkreisen wird uns geschrieben:
Durch die Bundesrats-Verordnung, wonach am 3. Januar eine Bestands-Aufnahme von rohem und gebranntem Kaffee stattfinden soll, hat sich wieder manche Hausfrau durch übereilte, größere Einkäufe einen längeren Vorrat sichern wollen, mit der Voraussicht, es würde eine Beschlagnahme von Kaffee erfolgen. Nach sicherm Vernehmen jedoch soll vorläufig an eine Beschlagnahme durch die Bestands-Aufnahme nicht gedacht sein. Wohl aber werden jedenfalls, wenn das Quantum, das sich im Inlande befindet, gering ist, Höchstpreise eingeführt. Ist jedoch der Vorrat ein großer, so wird dieses nicht geschehen und es beim Alten bleiben. Jedenfalls sei hier noch erwähnt, daß andauernd noch genügend Kaffee vom Auslande hereinkommt. Nur sind natürlich die Einkaufspreise infolge des Krieges, insbesondere durch hohe Frachten, Versicherungs-Spesen, hohe Kurse des ausländischen Geldes bedeutend höher, als in Friedenszeiten, wie dieses auch bei vielen anderen Artikeln der Fall ist. Also ruhig Blut!
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine sehr beachtenswerte Erfindung. Das kaiserliche Patentamt hat einem unserer Mitbürger Herrn Wilhelm Heyden, Präparator am anatomischen Institut in Bonn, Meckenheimer Allee 3, die Erfindung einer künstlichen Hand gesetzlich geschützt. Nachdem in letzter Zeit von Amerika aus vielfach Anerbietungen für Handersatz zu sehr hohen Preisen nach Deutschland gekommen sind, verdient die Erfindung dieses unseres Mitbürgers umsomehr Beachtung, als die Hand fabrikmäßig herzustellen ist und daher zu einem sehr bescheidenen Preise auch an Minderbemittelte geliefert werden kann. Der Erfinder hat ihr den Namen: „Künstliche Arbeits- und Gebrauchshand des Menschen“ gegeben. Die Erfindung baut sich auf dem System der natürlichen menschlichen Hand auf. Die Hand kann an jedem bereits getragenen künstlichen Arm angebracht werden; sie ist abnehmbar und kann durch eine Arbeitsprothese ersetzt werden. Diese Hand ermöglicht ihrem Träger, leichte und auch schwere Gegenstände (bis zu 20 Pfund und darüber) zu tragen. Die Bedienung der künstlichen Hand geschieht durch die natürliche Hand des Trägers. Der ganze Mechanismus ist der denkbar einfachste. Reparaturen sind sozusagen ausgeschlossen. Soweit die künstliche Hand Gegenstände und Werkzeuge nicht selbst halten und bedienen kann, ist an ihr ein Universalgriff anzubringen, in den Feilen, Stoß- und Lochsägen usw. eingespannt werden können. Verschiedene Abbildungen der künstlichen Hand sind im Schaufenster unserer Geschäftsstelle in der Sürst ausgehängt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Godesberg, 30. Dez. Die erste Sendung Eier aus Oesterreich-Ungarn und zwar über 14.000 Stück sind heute für die Gemeinde eingetroffen. Der Verkauf findet von Freitag vormittag 9 Uhr ab im Geschäft W. Kruse, Coblenzerstraße statt. Der Verkauf geschieht nur gegen Vorzeigung des Brotbuches. Das Stück kostet 16 und 18 Pfg. und werden nur bis 10 Stück verkauft. Gleichfalls ist eine neue Sendung Molkereibutter angekommen. Der Verkauf findet ebenfalls von Freitag vormittag an statt im Volksspeisehaus.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)