Sonntag, 1. April 1917
Den Geburtstag Bismarcks kündigte am gestrigen Vorabend ein hell loderndes Feuer auf der Bismarcksäule an.
Militärreklamationen. Das Oberbürgermeisteramt teilt folgendes mit: Es ist beim Bezirkskommando und auch hier aufgefallen, daß Leute, deren Zurückstellungsfrist längst abgelaufen war, insbesondere gv. und av. Leute, erst nach Erhalt des Gestellungsbefehls wieder weitere Zurückstellung beantragen. Infolgedessen kann vielfach einerseits am Gestellungstermin die befohlene Anzahl von Leuten nicht gestellt werden, andererseits setzen sich auch diejenigen Gesuchsteller, deren Reklamation an sich begründet ist, der Gefahr aus, daß ihre Reklamation als verspätet abgewiesen wird. Anträge auf erneute Zurückstellung, die im Stadtbezirk Bonn durch Vermittelung des Revier-Polizei-Kommissars einzureichen sind, gleichviel ob für kv., gv. oder av. Leute, sofern sie überhaupt begründet sind, sind mindestens 14 Tage vor Ablauf der Zurückstellung einzureichen. Andernfalls kann auf Berücksichtigung nicht gerechnet werden. Es werden überhaupt nur solche Anträge berücksichtigt, bei denen nachgewiesen wird, daß ein dringender Notstand vorliegt, der auf andere Weise, als wie durch die Zurückstellung, nicht behoben werden kann.
Der Bonner Uhrmacherverein besprach in seiner letzten Versammlung eingehend die durch den Krieg geschaffene Lage des Uhrmacherberufs. Insbesondere hat sich die Ausführung von Ausbesserungsarbeiten an den Uhren insofern als besonders schwierig gestaltet, als die Uhrmachergehilfen, die schon vor dem Kriege nicht den gesuchten Bedarf an Arbeitskräften decken konnten, nun fast gänzlich fehlen. Von den Meistern sind sehr viele zum Heeresdienst einberufen, wodurch auf die noch anwesenden Uhrmacher eine bedeutende Mehrarbeit entfällt. Trotz größter Anstrengung ist doch die Befriedigung aller Kunden unmöglich, zumal die Uhren der Feldgrauen bei dem rauhen Kriegsdienst viele und große Schäden ausweisen. Die Versammlung beauftragte deshalb den Vorstand, nach Möglichkeit aufklärend zu wirken in dem Sinne, daß die Besitzer von ausbesserungsbedürftigen Uhren doch mit der Wiederherstellung etwas Geduld haben möchten. Jeder Uhrmacher müsse bei Fertigstellung von Ausbesserungen als Grundsatz im Auge behalten: Zunächst die Uhren der Feldgrauen, welche für uns Gut und Leben wagen und stets eines Zeitmessers bedürfen, dann die öffentlichen Uhren und die Bedarfsuhren für das gesamte Verkehrs- und Berufsleben. Luxus-, Schüler- und so manche Damenuhren müßten nach Möglichkeit bis nach dem Kriege zurückgelegt werden. Wenn in einer Wohnung noch eine Uhr geht, müssen sich die Kunden mit dieser begnügen. Nur so wird es möglich sein, den öffentlichen und privaten Zeitdienst in dieser ernsten Zeit mit den noch vorhandenen Kräften befriedigend in Ordnung zu halten. Es wird ein verständnisvolles, allseitiges Eingehen in diese Forderungen erwartet, damit geschäftliche Auseinandersetzungen tunlichst vermieden werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Wochenmarkt war gestern wieder auffallend schlecht beschickt. Im ganzen waren etwa 10 Verkäuferinnen erschienen, darunter aber nur eine oder zwei vom Lande. Außer einigen Zentnern Spinat war Gemüse überhaupt nicht zu haben. An den Stellen, wo der Spinat verkauft wurde, sammelten sich im Augenblick lange Reihen von Käuferinnen an, von denen zum Schluß der größte Teil noch leer ausging. Die Preise für die Waren, für die keine Höchstpreise festgesetzt sind, waren im allgemeinen dieselben wie anfangs der Woche. Der Verkauf war durchweg flott.
Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren die Zufuhren verschwindend klein. Im ganzen waren etwa acht Gemüsebauern erschienen. Außer einigen Körben mit Spinat und Feldsalat war an Gemüse und anderen Waren fast gar nichts vorhanden. Der Verkauf in Spinat war flott, in Feldsalat schleppend. Das vorhandene Gemüse wurde wieder teils von der Stadtverwaltung und teils von den hiesigen Händlern zum Wiederverkauf im Kleinen aufgekauft. Um 8 Uhr früh war der Markt wieder fast vollständig geräumt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Kriminalpolizei verhaftete einen 22jährigen Mann von hier, der sich vor einigen Tagen unerlaubter Weise aus seiner Garnison entfernt hatte. Inzwischen hatte er sich vier Frachtbriefe zu verschaffen gewußt und die darauf angegebenen Waren, wie Wäsche, Zigarren usw. von der Güterabfertigung abgeholt und für 2000 Mark an hiesige Geschäftsleute verkauft.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 2. April 1917
Keine Lebensmittelsendungen ins Feld. Die Heeresverwaltung erläßt folgenden Aufruf: Die wärmere Jahreszeit naht. Doppelt ist damit die Mahnung am Platze: Sendet keine Lebensmittel nach der Front und den Etappengebieten. Warum? Einmal verderben sie zu leicht; sodann sind solche Sendungen überflüssig, da für die Truppen draußen durch die Heeresverwaltung reichlich gesorgt ist. Die Heimat braucht ihre Lebensmittel heute selbst; durch unnötige Feldsendungen wird sie geschädigt. Darum behaltet zu Hause, was ihr habt, und begnügt euch damit, euren feldgrauen Angehörigen nur Zigaretten, Tabak und dergleichen zu schicken. Draußen nützen Lebensmittel auch dem einzelnen wenig, im Heimatgebiete schmälert jede Versendung solcher die vorhandenen Vorräte erheblich. Darum noch einmal: Unterlaßt alle Lebensmittelsendungen ins Feld.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Warum die Engländer uns vernichten wollen? Nachstehender Aufsatz wurde von einer kleinen Achtjährigen, die die Südschule in Bonn-Kessenich besucht, selbständig als häusliche Aufgabe bearbeitet. In der Klasse hatte natürlich eine kleine Vorbesprechung des Themas stattgefunden.
Warum die Engländer uns vernichten wollen,
Früher hatten die Engländer nur allein Schiffe. Da konnten die Deutschen keinen Handel treiben. Da sagte der Kaiser, unsere Zukunft liege auf dem Wasser. Dann wollten wir auch Geld verdienen und Schiffe bauen. Die Sachen, die in Deutschland nicht verkauft wurden, haben sie mit den Schiffen nach Amerika gefahren. Die Deutschen Sachen waren viel besser und billiger. Als die Engländer mit ihren Schiffen angefahren kamen. Sagten die Leute wir haben schon Sachen. Woher denn? Von den Deutschen, die sind doch viel besser und billiger. Als die Engländer dies hörten wurden sie neidisch, und fuhren mit ihren Schiffen nach England zurück. Sie setzten sich an den Meeresrand und guckten mit dem Fernrohr ob ein deutsches Schiff käm. Als sie so guckten kam schon ein deutsches Schiff mit der schwarz-weiß-roten Flagge aufgesteckt. Da wurden die Engländer neidisch. Da ging der englische König Eduard in alle Länder, und sagte: wir wollen mit den Deutschen Krieg anfangen, und ihr sollt uns dabei helfen. Er ging auch bei den Oesterreichischen Kaiser Franz Joseph. Der wollte es um keinen Preis tun. Er sagte: wie kann ich den Deutschen untreu werden.
G.L.
Die vom Zentralkomitee der Katholiken Bonns auf gestern Nachmittag angeregte Versammlung im großen Saale des Bürgervereins war gut besucht. Anstelle des verhinderten Vorsitzenden, Herrn Justizrat Meyer, begrüßte Herr Pfarrer Stein die Versammlung und den als Redner erschienenen, in Bonn als bedeutender Kanzelredner bekannten Benediktinerpater Thimatheus Kranich, der über das Thema „Das Vaterland in Gottes Hand, Gedanken über der Heimat Heldentum im Weltkriege“ sprach. Redner zeichnete eingangs das Große unserer Zeit, die großen Menschen aus dem Stahlbade des Krieges hervorgehen und sich auswirken lasse auf dem Feld der Pflicht, Ehre und Liebe. Nur aus dem königlichen Kreuzesblute hole sich unser deutsches Heer seine Kraft für sein übermenschliches Ringen. Heute spreche Gott zu uns; wer da nicht seine Stimme höre, der sei nicht eines deutschen Grußes und seines deutschen Namens wert. Der Kampf könne und müsse erst Weihe erhalten durch die Religion, dann erst sei die Zukunft gesichert. Die hohe und volle Bedeutung des Begriffes Vaterland, dem alle persönlichen Interessen geopfert werden müßten, wäre vielen verloren gegangen gewesen und sei in ihrem wahren Wert erst jetzt wieder recht zur Geltung gekommen. Zivilisation einer Nation ohne wahre Kultur sei ein Unding, dies zeige sich in der gegenwärtigen blutigen, tragischen Ironie des Kriegstones Englands. Ein Lump könne hochzivilisiert aber nie mit Kultur erfüllt sein. Kultur sei Seele und echte Religion, die den Engländern vollständig abgingen und die ihre nationale Leidenschaft nur in den Dienst eines Geschäftes stellten. Glaube, Recht, Liebe und Treue sei die Kultur, die wir im Begriffe Deutsches Vaterland umschließen würden. Anders sei kein Fortschritt in der Kultur, als nur dann, wenn bewiesen werde, daß alles in Gottes Hand ruhe. Und dies sein bei uns der Fall durch die Majestät der Gesetze. Selbst die Himmelsriesen könnten ohne Gesetze ihr Dasein nicht führen. Gerade in der Organisation und Gesetzgebung ruhe die Kraft und Größe unseres Volkes. Der eiserne Gesetzesring schließt uns zur nationalen Zusammengehörigkeit zusammen. Ohne Gesetze hätten wir uns selbst aufgegeben und wären von Gott aufgegeben. Ein weiteres Einheitsband bilde die Wertschätzung und Pflege des Idealismus. Das Ideal der Einheitsschule, das unseren Vätern schon vor hundert Jahre vorgeschwebt habe, bleibe noch abzuwarten. [...] Wir brauchen ferner mehr Ideale des Christentums, dessen wahrer Zentralfaktor Christus sei. Die Höhe des Christentums bilde die Höhe der Menschheit. Jetzt sollen alle, die sich Christen nennen, zusammenfinden unter der Fahne Christi für die große Zukunft unseres Volkes, denn wir brauchen Kraftquellen aus der Höhe. Auch ergehe jetzt ganz besonders der Ruf: Ihr Mütter vor die innere Front! Damit ein christliches Haus gewahrt bleibe, als ein ebenfalls hoher Gewinn aus dem Kriege. Mutter und Religion gehörten zusammen. Eine Frau, die nicht fromm sein, sei widerlich und wirke wie ein Eisblock im Blumenbeet. In der deutschen Not tue ferner jetzt die Hilfe der deutschen Arbeit not. Der Vaterländische Hilfsdienst müsse sich als Gottesdienst gestalten, dann würden bleibende Werte geschaffen. Vor allem aber gebrauchten wir jetzt Kraft zum Opfer. Von oben her müßten wir die Erneuerung der Opferkraft spüren, die uns wie ein heiliges Feuer fähig mache zu großen Taten. Diese Kraft für das Märtyrertum unserer Zeit müßten wir uns holen aus den Höhe, damit als Frucht aller Erfüllungen unserer Pflichten eine große herrliche und christliche Zukunft uns und unserem Vaterland beschieden werde. Den ergreifenden Ausführungen des Redners wurde lebhafter Beifall gespendet.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der gestrige offene Sonntag brachte einen ziemlich starken Verkehr in der Stadt, freilich war er entfernt nicht so groß, wie in Friedenszeiten. Die Geschäfte wurden, soweit nicht durch die Kriegsmaßnahmen Einschränkungen vorlagen, ziemlich von Käufern besucht. Sämtliche Schuhwarengeschäfte waren von 2 Uhr mittags ab – einige den ganzen Tag – geschlossen. In einer seitens des Schulhändlervereins in der vorigen Woche stattgefundenen Versammlung wurde beschlossen, wegen Waren mangels am gestrigen Sonntag von 2 Uhr ab zu schließen, ferner bleiben am 2. Osterfeiertage sowie während der Dauer des Krieges an allen Sonn- und gesetzlichen Feiertagen die Schuhwarengeschäfte ganz geschlossen, wie dieses schon seit längerer Zeit infolge des bestehenden Warenmangels in anderen Städten der Fall ist.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 3. April 1917
Städtische Realschule. Einen erfreulichen Eifer bei der Zeichnung von Reichs-Kriegsanleihe haben dieses Mal die Schüler der Bonner Realschule entwickelt, da hier kein Schüler in der Zeichnungsliste fehlt, während bei den früheren Anleihen kaum die Hälfte der Schüler sich beteiligt hatte. Es ist das nicht zuletzt ein Erfolg des praktischen Vorgehens der Bonner Sparkasse, die durch ihre Einrichtung dieses Mal auch den Zeichnern kleinerer Summen Gelegenheit gegeben hat, ihre Vaterlandsliebe zu bestätigen.
Handels- und Gewerbeverein. In der gestrigen Hauptversammlung wurde zunächst der neugewählte Vorsitzende, Herr Julius Roßberg, in sein Amt eingeführt. [...]
Herr Fusbahn teilte mit, daß der Verein wieder 1000 M. auf die 6. Kriegsanleihe gezeichnet habe. Alsdann sprach Syndikus Dr. Uhlitzsch über die Kriegsanleihe. Die Entscheidung des Krieges stehe bevor. Damit sie für uns günstig ausfalle, müßten die notwendigen Geldmittel jetzt in einer Höhe zusammengebracht werden, daß den Feinden auch die letzte Hoffnung auf ein Versagen unserer Geldwirtschaft schwinde. Auf jede einzelne Zeichnung komme es an. Gerade durch die kleinen Zeichnungen werde nicht nur die Gesamtsumme stark aufgebessert, sondern die Kriegsanleihe werde durch sie auch zur wirklichen Volksanleihe. Die Kriegsanleihe sei unter den heutigen Verhältnissen die sicherste Geldanlage. Dr. Uhlitzsch besprach alles über die Kriegsanleihe Wissenswerte, empfahl besonders, auch die von der Sparkasse ausgegebenen Anteilscheine zu erwerben, und schloß: Jeder tue seine Pflicht, dann ist der Sieg uns sicher.
Zu der vorgesehenen Aussprache über den vaterländischen Hilfsdienst betonte Syndikus Dr. Uhlitzsch, es bestehe keineswegs die Absicht, den wirtschaftlichen Untergang zahlreicher selbständiger Existenzen herbeizuführen; die Forderungen des Gesetzes müßten aber erfüllt werden, und ohne Schaden und Opfer werde es dabei nicht abgehen. Diese Opfer haben aber auch unsere Brüder an der Front zu bringen, sie haben dabei aber noch täglich ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Am besten sei es, möglichst freiwillig den Forderungen des Gesetzes Rechnung zu tragen. Vor allem komme es darauf an, Menschen und Transporte zu ersparen und für den Krieg freizumachen, und zu diesem Zweck müßten sich die einzelnen Berufsgruppen zusammenschließen. Dr. Uhlitzsch empfahl, die Feststellung, ob ein Betrieb kriegswirtschaftlich wichtig sei oder nicht, vorläufig noch nicht zu beantragen, damit vielmehr zu warten, bis die Sache durch eine Einberufung zeitgemäß werde. Andere Redner teilten mit, daß von der Behörde eine Zusammenlegung der Kaffeeröstereien schon erwogen werde und daß die Bonner Schuhwarenhändler beabsichtigten, eine gemeinsame Verkaufsorganisation zu schaffen. Dr. Uhlitzsch besprach noch mehrere neue Verordnungen, alsdann schloß der Vorsitzende, Herr Roßberg, die Versammlung mit der dringenden Bitte an die Mitglieder, in ihren Kreisen eifrig für die sechste Kriegsanleihe zu werben.
In allen Wirtschaften darf nach einer gestern bereits in der Bonner Zeitung veröffentlichten Verordnung des Oberbürgermeisters Brot nur gegen Reichs-Reisebrotmarken abgegeben werden. Wer also gezwungen oder gewohnt ist, in einer Wirtschaft Brot zu verzehren, muß rechtzeitig auf dem Lebensmittelamt eine halbe Wochenbrotmarke gegen ein Reisebrotheft umtauschen. Ein Reisebrotheft enthält 20 Marken, die je auf 50 Gramm lauten, die Gesamtmenge von 1000 Gramm entspricht also einem halben Brot. Ein sog. Schnittchen, d. h. eine ganze Scheibe Brot mittlerer Dicke, wiegt etwa 50 Gramm, für jedes Schnittchen muß daher ein Blättchen aus dem Reisebrotheft abgegeben werden. Gäste, die keine Brotmarken haben, dürfen in den Wirtschaften kein Brot mehr bekommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Viktoriabad, das gestern nach mehrwöchiger Pause seine Pforten wieder geöffnet hat, erfreute sich, wie zu erwarten war, eines großen Zuspruchs. Bekanntlich sind vorerst nur die Brausebäder und die Wannenbäder dem Verkehr übergeben worden, doch sollen voraussichtlich am kommenden Donnerstag auch die Schwitzbadabteilungen wieder geöffnet werden. Hoffentlich folgen nun auch bald die Schwimmbäder, damit es unsern Schwimmern und Schwimmerinnen ermöglicht wird, sich nach Herzenslust in dem erquickenden Naß zu tummeln.
Die diesjährigen Osterferien für die ländlichen Volksschulen sind in unserem Landkreise auf die Zeit vom 4. bis zum 11. April beschränkt worden. Auch die Pfingstferien sollen abgekürzt werden, so daß insgesamt 21 Tage gewonnen werden. Diese können in den einzelnen Gemeinden je nach Bedürfnis zu einer beliebigen Zeit im Interesse der Landwirtschaft, namentlich zur Frühjahrsbestellung, als „Arbeitsferien“ für die Schulkinder ausgenutzt werden. Im Landkreise Bonn hat es der Landrat den Ortsschulinspektoren an die Hand gegeben, nach Rücksprache mit bewährten Landwirten sich über den zweckmäßig gelegten Ferienbeginn zu äußern und Vorschläge zu machen. Auch ersucht der Landrat bei derselben Gelegenheit um Aeußerungen der Landwirte über die am 15. April wieder eingerichtete Sommerzeit.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 2. April. Eine vaterländische Versammlung füllte gestern den Kurparksaal bis auf den letzten Platz, woraus der Vorsitzende, Herr Pfarrer Lindmann, in seiner Begrüßungsansprache mit Recht die Folgerung zog, daß für die heilige Sache, um die es sich jetzt in der ernsten Lage handele, unser Volk und insbesondere auch unsere hiesige Bürgerschaft ein volles und würdiges Verständnis besitze und ein erfreuliches reges Interesse entgegenbringe. Herr Reichstagsabgeordneter Becker aus Arnsberg beleuchtete in seinem überzeugenden und kenntnisreichen Vortrag „Der Entscheidung entgegen“ unsere seitherigen Kriegserrungenschaften mit ihrer Bedeutung und die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Lage unseres Volkes. Mit eindringlichen Worten ermahnte Redner zur weitgehendsten Selbstbetätigung an der Zeichnung der 6. Kriegsanleihe, die ja eine sichere und gutverzinste Kapitalanlage bilde. Auch das Geld sei ein heiliges, nationales Kriegsmittel, wenn es auf dem Altar des Vaterlandes als ein Opfer hingebenden Vertrauens niedergelegt werde, damit bald ein siegreicher deutscher Friede geschlossen werden könne. Die zahlreichen Zuhörer schlossen sich den zündenden Ausführungen des Redners mit herzlichem Beifall an. Nach einem von Herrn Dechanten Dr. Winter ausgebrachten Kaiserhoch schloß mit dem gemeinsamen Gesange „Deutschland über alles“ die erhebend verlaufene Volksversammlung, in welcher auch der Männergesangverein Cäcilia mitgewirkt hatte.
Beuel, 2. April. In der gestrigen, im katholischen Vereinshause abgehaltenen Versammlung begrüßte Herr Pastor Claren die zahlreich Erschienen, worauf Herr Kaplan Lustraeten kurz Zweck und Ziel unseres Strebens in dieser ernsten und großen Zeit darlegte. Der Redner des Tages, Herr Witzler, behandelte im 1. Teile seines Vortrages das Thema: „Vor der Entscheidung“ und entrollte in faßlicher Form noch einmal ein Bild der Hauptereignisse vor und während des Krieges und kennzeichnete unsere Friedensliebe gegenüber dem Vernichtungswillen unserer Feinde, deren Verantwortung für die gewaltigen Menschenopfer, die der Krieg noch fordere, ins Ungemessene wachse. Seien die Opfer auch groß, die wir durch die Fortsetzung des Krieges zu bringen gezwungen seien, so sei auch die Gewißheit unumstößlich, daß wir den Krieg nicht gewollt, daß unser Gewissen frei und daß keine Völker mit uns im Bunde kämpften, denen das Schandmal des gemeinsten Verrats auf ewige Zeiten anhafte. Dem Haupturheber alles Kriegselendes, England, aber müßte das Los bereitet werden, das eine große englische Zeitung am Tag vor dem Kriege der serbischen Nation bereiten wollte: „Könnte man, so schrieb das Blatt, Serbien packen, es auf das Meer hinausschleppen und dort versenken, die Luft Europas wehte auf einmal reiner.“ – Könnten wir, so führte der Redner aus, England auch nicht im Meere versenken, so könnten wir es doch an den Wurzeln seiner Weltmacht treffen, wenn wir nur mutig weiter kämpften bis zum endgültigen Siege. Im 2. Teile führte Redner an der Hand eines reichen Ziffernmaterials mit interessanten Lichtbildern den Anwesenden Deutschlands finanzielle Machtentfaltung wirksam vor Augen. Er zeigte, daß trotz unseres gewaltigen Heeres Deutschland nur 2,2 Milliarden monatlich, England und Frankreich 5,6 Milliarden Kriegskosten zu decken hätten. Von den 250 Milliarden der Gesamtkriegskosten entfielen auf Deutschland nur 83 Miliarden, zudem stehen Deutschland auf allen Gebieten unerschöpfliche Reserven zur Verfügung. Auf die Finanzierung des Krieges eingehend schilderte Redner neben dem Zahlungsmodus das ganze Anleiheverfahren, sowie die Schwierigkeiten der Anleihebegebung, doch sei wie früher die 6. Kriegsanleihe die glänzendste Kapitalanlage, die es gebe, und die unserem Vaterlande die Mittel sicher stelle, um den Krieg siegreich zu beenden.“ Die packenden Ausführungen gipfelten in dem Schlußwort: „Vorwärts, dem friedebringenden Endsiege mit Mut und Vertrauen entgegen!“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Eiersammlungen in der Osterzeit. Wegen der Knappheit an Eiern und der Notwendigkeit, die vorhandenen der Volksernährung zuzuführen, empfiehlt das erzbischöfliche Generalvikariat denjenigen Pfarrern, in deren Pfarreien das Einsammeln von Eiern bei den Pfarrangehörigen zur Osterzeit herkömmlich ist, davon in diesem Jahre Abstand zu nehmen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 4. April 1917
Die Nahrungsmittelversorgung.
Die Bestandsaufnahme des Brotgetreides am 15. Februar hat bekanntlich ein außerordentlich ungünstiges Ergebnis gehabt, so daß der Verbrauch an Brotgetreide eingeschränkt werden muß, um die Versorgung der Bevölkerung zwar knapp, aber doch unter allen Umständen zu sichern. Es wird daher vom 15. April ab 1. die tägliche Mehlration von 200 auf 170 Gramm herabgesetzt. [...], 2. Die Jugendlichenzulage von einem viertel Brot, die bisher an Kinder von 12 bis 17 Jahren geliefert wurde, muß fortfallen. [...] 3. Die Zulagen für Schwer- und Schwerstarbeiter werden um 25 v. H. gekürzt. 4. Die Selbstversorger dürfen nicht mehr 9 Kilogramm, sondern nur noch 6½ Kilogramm im Monat verbrauchen.
Diese sehr einschneidenden und an die Grenze des Möglichen gehenden Anordnungen, die unter allen Umständen bis 15. August d. J. in Kraft bleiben, werden nun durch folgende Zulagen in ihrer Tragweite abgeschwächt:
Zunächst wird auf den Kopf und die Woche ein halbes Pfund Fleisch mehr geliefert werden, für Kinder unter sechs Jahren ein viertel Pfund mehr. Schwer- und Schwerstarbeiter erhalten daneben auch die ihnen jetzt bereits zustehenden Zulagen. Dieses Fleisch wird außerordentlich billig abgegeben werden, so daß es tatsächlich als Brotersatz dienen wird. [...]
Sodann werden vom 16. April ab statt der bisherigen drei Pfund fünf Pfund Kartoffeln und für Schwer- und Schwerstarbeiter weitere fünf Pfund die Woche gegeben. Die Kartoffelzulage für die Schwer- und Schwerstarbeiter muß sich allerdings nach den Zufuhren richten und wahrscheinlich in den ersten Wochen nur drei Pfund betragen.
Alles in allem bedeuten diese Ernährungsmaßnahmen keine Verschlechterung, sondern eher eine Verbesserung in der Versorgung der Bevölkerung. [...]
Infolge der Herabsetzung der täglichen Mehlmenge muß in Bonn natürlich das vierpfündige Brot verschwinden. Das Brot wird vom 16. April ab 1500 oder 1600 Gramm wiegen, genau wird das Gewicht erst noch festgesetzt werden. An Zulagen sollen erhalten Schwerarbeiter wieder ein halbes, Schwerstarbeiter anderthalb, hoffende und stillende Frauen ein halbes Brot. Die Brotpreise werden noch bekannt gemacht. [...]
Zurzeit werden in Bonn als Kartoffelzusatz noch getrocknete Steckrüben abgegeben, merkwürdigerweise wird aber noch nicht einmal der zehnte Teil der ausgelobten Menge abgenommen. Das kann nur daran liegen, daß vielen Hausfrauen die Zubereitung nicht genügend vertraut ist. Es sei deshalb darauf hingewiesen, daß in allen Verkaufsstellen auch Kochanweisungen abgegeben werden. Die getrockneten Steckrüben sind, geeignet zubereitet, ein ganz ausgezeichnetes Gemüse, die Hausfrauen sollten sich daher in der heutigen Zeit eine so nahrhafte und wohlschmeckende Kost nicht entgehen lassen. Die Verkaufsstellen für getrocknete Steckrüben sollen noch vermehrt werden. [...]
Für das Osterfest wird der Bürgerschaft ein Osterei besonders bewilligt, so daß in dieser Woche zwei Eier für jeden verkauft werden. Näheres darüber wird noch bekannt gemacht. Auch die sog. städtischen Lebensmittel werden für nächste Woche etwas reichhaltiger ausgegeben, es wird auch dafür gesorgt werden, daß die Waren schon Freitag und Samstag dieser Woche für die nächste Woche gekauft werden können.
In wenigen Tagen wird eine Verordnung in Kraft treten, wonach in den Haushaltungen, Gastwirtschaften, Anstalten und sonstigen Betrieben alte Knochen gesammelt werden müssen. Die einzelnen Hausstände haben die Knochen dann den Metzgern, bei denen sie als Kunden eingetragen sind, zurückzuliefern, die Metzger bringen sie zum städtischen Schlachthof, wo eine Knochenentfettungsanstalt eingerichtet wird, um alles Fett aus den Knochen herauszuziehen. Selbst ausgekochte Knochen haben noch immer einen ganz erheblichen Fettgehalt, und wenn alle Knochen sorgfältig gesammelt und abgeliefert werden, wird es der Stadt möglich sein, etwa 1000 Kilogramm gutes Speisefett monatlich aus den Knochen zu gewinnen und der Bürgerschaft wieder zur Verfügung zu stellen. Jede Hausfrau und jede Köchin sollte sich also in dieser schweren Zeit der kleinen Mühe unterziehen, die Knochen zu verwahren und abzuliefern; denn letzten Endes kommt diese kleine Mühe der Fettversorgung des eigenen Haushalts wieder zugute. [...]
Die Teilnehmerzahl der Kriegsküchen ist in den letzten Wochen unverändert geblieben: 6700 Gäste hat der städtische Mittagstisch.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Keine Vergnügungsfahrten zu Ostern auf dem Rhein. In diesem Jahre finden keine Vergnügungsfahrten auf dem Rhein statt. Dies ist auf den Personenmangel der Schiffahrtsgesellschaften zurückzuführen. Bis Mitte Mai hofft man diesen Mangel behoben zu haben, sodaß der Sommerfahrplan in Kraft treten kann.
Kartoffelbau. Der zwischen dem Nordfriedhof und der Rheinuferbahn gelegene, etwa sechs Meter breite und sich in der Länge der ganzen Kirchhofsmauer hinziehende Landstreifen, der bisher als unbenutzter Fuhrweg brachliegt, soll jetzt landwirtschaftlich ausgenutzt werden: Dieses Grundstück, das Eigentum der Stadt Bonn ist und mehr als 1 Morgen groß ist, wurde in der letzten Woche mit dem Tiefpflug umgeworfen und soll in den nächsten Tagen mit Kartoffeln bestellt werden. Einen schmalen Weg für Fußgänger hat man liegen lassen.
Der Bonner Wochenmarkt war gestern wieder sehr schlecht beschickt. Im ganzen waren etwa 10 bis 12 Verkäuferinnen erschienen, darunter aber nur eine oder zwei vom Lande. Außer einigen Körben mit Spinat und etwas Wirsing war Gemüse überhaupt nicht vorhanden. Hauptsächlich kommen jetzt Schwarzwurzeln, rote Möhren, Karotten, Zwiebeln, Feldsalat und Sellerieknollen zum Verkauf. Aepfel werden des hohen Preises wegen nur selten gekauft. [...] Die Preise für diejenigen Waren, für die keine Höchstpreise festgesetzt sind, waren im allgemeinen dieselben wie die Ende der vorigen Woche. Der Verkauf war durchweg flott.
Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren gestern in fast allen Marktprodukten nur ganz geringe Zufuhren. Außer einigen Körben mit Spinat war auch hier an Gemüse nichts zu haben. Der Verkauf war im allgemeinen flott und der Markt um 8 Uhr früh wieder fast vollständig geräumt.
Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt war gestern wieder recht lebhaft, besonders in Gemüse und Fischen. An Spinat war gestern ein ziemlich großer Vorrat vorhanden. Verkauft wurden außer Spinat noch rote Möhren, Karotten, ausländische Zwiebeln und Feldsalat. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Erhöhung des Gaspreises um 4 Pfg. Einen überraschenden Beschluß haben am Donnerstag die Stadtverordneten gefaßt: sie beschlossen eine Erhöhung des Gaspreises um 4 Pfennig für den Kubikmeter. Ueberraschend kommt dieser Beschluß deshalb, weil die Bürgerschaft darauf in keiner Weise vorbereitet war. Man ist gewohnt, daß Vorlagen von einschneidender Bedeutung auf der Tagesordnung verzeichnet werden, die nach den Bestimmungen der Rhein-Städte-Ordnung drei Tage vor der jeweiligen Sitzung des Kollegiums öffentlich bekannt gemacht wird. Ebenso ist es sonst Gepflogenheit, daß eine solche Vorlage eine gründliche Ausschußberatung erfährt. Beides ist bei dieser Gaspreiserhöhung nicht geschehen. Die Frage des Gasersparnispreises hatte in der Öffentlichkeit eine lebhafte Erörterung gefunden. Wollte man diese diesmal vermeiden? Es ist selbstverständlich, daß Mittel und Wege gefunden werden müssen, um angesichts der schweren Belastung unseres Etats durch die Kriegsausgaben einen finanziellen Ausgleich zu finden. Aber es will uns nicht richtig erscheinen, der Bürgerschaft jede Möglichkeit zu nehmen, sich darüber zu äußern, wenn solche Wege, wie die nicht gerade geringfügige Erhöhung des Gaspreises um 4 Pfennig pro Kubikmeter, bestritten werden. Es ist unseren Stadtverordneten doch nicht unbekannt, daß viele Bürger durch die Nahrungsmittelteuerung wie durch Verteuerung der Lebenshaltung überhaupt stark belastet werden. Für sie bedeutet jede weitere Belastung ihres Etats eine einschneidende Verschärfung des Lebenskampfes, die starke Erhöhung des Gaspreises wird daher begreiflicherweise in gar manchem Bonner Haushalt mit recht gemischten Gefühlen aufgenommen werden. Aus welchen Gründen man nicht an eine Erhöhung des elektrischen Strompreises herangetreten ist, dessen Verteuerung mehr von den Begüterten getragen würde, bedarf noch der Klarstellung. Mehrere Bonner Bürger.
Die Dienstbotenfrage beginnt sich auch in Bonn ganz eigenartig auszuwachsen. Die Möglichkeit, in Fabriken höhere Löhne zu erlangen, ist für viele Mädchen ein begreiflicher Anlaß, ihre Dienstmädchenstellungen zu verlassen. Auch die Ernährungsschwierigkeiten in den Haushaltungen ist für manches Mädchen Grund genug, aus seiner Stellung fahnenflüchtig zu werden. Viele Familien sind nun dazu übergegangen, statt der Mädchen Arbeitsfrauen in Ganz- oder Halbstagsdienst einzustellen, oder solche stundenweise zu beschäftigen. Da die Nachfrage recht stark ist, tritt nun die für manchen Haushalt unangenehme Unsitte auf, daß die Arbeitsfrauen die getroffenen Vereinbarungen nicht innehalten und oft ganz plötzlich von einem Haushalt in den anderen übertreten. Eine schärfere behördliche Regelung der Beschäftigung von sog. Stunden- und Monatsfrauen ist daher dringend geboten. Unsere Hausfrauen müssen gegen wortbrüchige Arbeitsfrauen ebenso geschützt werden, wie diese beanspruchen dürfen, in dieser schweren Zeit vor wirtschaftlicher Not bewahrt zu werden. Eine Hausfrau.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Sechste Kriegsanleihe. Allen, denen die Tagesarbeit keine Zeit läßt, in den üblichen Geschäftszeiten ihre Zeichnungspflicht zu erfüllen, bietet die Städtische Sparkasse Gelegenheit, nach Feierabend zu zeichnen oder Anteilscheine zu lösen. Sie öffnet ihre Schalter Mittwoch, 11. d. M., und Samstag, 14. d. M. , für Kriegsanleihezeichnungen auch abends von 7 bis 9 Uhr. Der arbeitenden Bevölkerung wird diese Einrichtung nicht weniger willkommen sein, wie die Zeichnungsmöglichkeit an einigen Sonn- und Feiertagsstunden. Von dieser Gelegenheit wurde auch bei der 4. und 5. Anleihe vielfach Gebrauch gemacht, besonders von Beamten, deren Zeit wochentags der Dienst vollständig in Anspruch nimmt. Da der vorletzte Sonntag vor dem Endtermin in die Ostertage fällt, so tritt der Karfreitag an seine Stelle. Das Nähere ist aus dem Anzeigenteil zu ersehen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 5. April 1917
Vaterländischer Frauenverein Stadtkreis Bonn. Am gestrigen 4. April hielt der Vaterländische Frauenverein Stadtkreis Bonn seine Jahreshauptversammlung ab. [...] Auch im letzten Jahr versorgte der Verein, wie früher, die Lazarette: Garnisonlazarett, Ohrenklinik, Collegium Albertinum, Collegium Leoninum, Beethovenhalle, Altes Friedrich-Wilhelm-Stift und das Vereinslazarett „Prinzessin Viktoria“ mit seinen Schwestern einschließlich Oberschwestern. Im Etappengebiet waren 82 Schwestern, im Vereinslazarettzug K. 1 Bonn drei Schwestern tätig. 28 Krankenpflegerinnen unterzogen sich der staatlichen Prüfung, die sie alle bestanden. Zurzeit verfügt der Verein über 162 Krankenpflegerinnen mit staatlicher Anerkennung, 16 Hilfsschwestern und 42 Helferinnen [...]. Wie vorher, so sorgte der Verein auch im letzten Jahre für Heeresnäharbeiten für bedürftige Bonner Frauen. Der Verein gab eine größere Summe zur Anfertigung von Hilfsprothesen im Collegium Albertinum unter Leitung von Assistenzarzt Nettekoven, die dann auf der Ausstellung in Köln-Deutz viel Beachtung fanden. Für 2034 Mann sandte der Verein Weihnachtsgaben an die Front. Die Kriegsküche der Stadt Bonn erhielt vom Verein 2000 Mk., außerdem spendete der Verein Mittel zur Beschaffung von Feuerung für Bedürftige und zur Speisung armer Kinder in der Maargasse. An den Kriegsanleihen beteiligte sich der Verein mit namhaften Summen, ein Zeichen, daß auch die geldliche Entwicklung weiteren Fortgang nahm. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Zeichnungen der Münsterschule zur 6. Kriegsanleihe weisen wiederum einen ansehnlichen Betrag auf, 21.562. Da die letzte Zeichnung dieser Schule 23.800 Mark betrug, so ist das Ergebnis der beiden letzten Kriegsanleihen zusammen 45.362 Mark.
Kein Osterei. Das Lebensmittelamt hatte die Absicht, in dieser Woche noch ein zweites Ei an jeden Bezugsberechtigten abzugeben. Dieser löbliche Vorsatz kann jedoch nicht ausgeführt werden, da offenbar die Hühner unsere Lebensmittelversorgungsstelle im Stich gelassen haben. Es gelangt daher auf jede für diese Woche bestimmte Eierkarte nur ein Ei zur Ausgabe.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Handel mit gebrauchten Möbeln. Eine segensreiche Einrichtung für die unteren Volksschichten ist zweifellos die von der Stadt eingerichtete An- und Verkaufsstelle von getragenen Kleidungsstücken. Dem Althändler sind diese Sachen entzogen. Wenn man weiß, mit welchen Gewinnen manche Händler arbeiten, kann man dies nur begrüßen, da nunmehr die Minderbemittelten vor Uebervorteilungen geschützt sind. Sicher sind ja diese Gründe nicht ausschlaggebend für diese Kriegsmaßnahmen gewesen. Aber einen Schritt weiter könnten die Behörden gehen, indem der Handel mit gebrauchten Möbelstücken auf ähnliche Weise geregelt würde. Freilich zu Zwangsmaßnahmen werden die Behörden nicht greifen können, da hier keine Kriegsnotwendigkeit wie bei den Kleidungsstücken vorliegt. Im Interesse der Minderbemittelten wäre es aber notwendig, daß Uebervorteilungen entgegengearbeitet würde. Schreiber dieses stellte fest, daß geradezu unerhörte Preise mit Rücksicht auf die Preissteigerung bei neuen Möbeln verlangt werden. So ist z. B. ein Vertikow, das neu früher 90 – 100 Mark kostete, mit 100-120 M. angeboten werden. Für ein Sofa mit zwei Sesseln verlangte man sage und schreibe 260 M. Diese Garnitur hat diesen Preis früher neu nie erreicht. Dieses Kapitel ließe sich endlos erweitern. Die Sachen werden etwas aufgefrischt und dann zu Preisen losgeschlagen, die der Arbeiter- und Mittelstand kaum erschwingen kann. Dabei weiß man doch, welche Preise die Händler zahlen. Umsonst liest man nicht immer bei Angeboten: Händler verbeten. Wie das umgangen wird, weiß man ebenfalls. Gewinne von 100 Prozent gelten noch als minimal. Hier fänden die Behörden dankbare Arbeit. J. B.
Zur Erhöhung der Gaspreise von 14 auf 18 Pfg. Da für Leuchtgas und Elektrizität Kohlen benötigt werden, ist die einseitige kolossale Verteuerung der Gaspreise, wenn auch nur vorläufig bis 1. Juli 1917, eine unnötige Härte für die schon ohnehin durch die teuren Preise des Lebensunterhaltes stark in Anspruch genommenen Bürger. Im Interesse der Gerechtigkeit ist es dringend geboten, daß die Abnehmer der Elektrizität die etwa vorhanden Mehrkosten des Werks mittragen oder daß wenigstens sofort Aufschluß gegeben wird, was den einseitigen Beschluß der Stadtverordneten-Versammlung veranlaßt hat. Anderenfalls beeilt man sich besser, beim Petroleummangel noch vorhandene Gasflammen im Haushalt mit elektrischen Glühkörpern zu vertauschen. Im übrigen sollte es seit Kriegsbeginn Pflicht von jedermann sein, mit der Benutzung von Licht- und Heizquellen größtmöglichst zu sparen, und es wäre endlich Zeit, daß überall dafür das dringende Verständnis herrscht. P. D.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Die Rohmaterialien zur Fabrikation von Seife sind in letzter Zeit sehr knapp geworden, die Herstellung von Rasierseife vollständig eingestellt und nur solche zu 30-35fachen höheren Beträgen gegen den Friedenspreis aufzutreiben. Die Friseure können daher nicht mehr zu den bisherigen Preisen ihre Kunden bedienen, da auch die Reinigung und Beschaffung von Wäsche mit großen Kosten verknüpft ist. Eine Preissteigerung steht bevor, ebenso sollen den Zehnerkarten keine Vorzugspreise mehr eingeräumt werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 6. April 1917
Am Karfreitag erschien in Bonn außer der Bonner Zeitung keine weitere Zeitung.
[...] Eier. In dieser Woche gelangt ein Ei für jede Person zur Ausgabe. Die beabsichtigte Sonderzuweisung von einem weiteren Ei ist leider unmöglich, da die Eier nicht rechtzeitig eingehen.
Kartenausgabestelle. Die Abmeldung der Dienstmädchen vom Lebensmittelbezuge muß auch dann geschehen, wenn an Stelle der ausgetretenen Person sofort wieder ein neue tritt. Die Meinung, es genüge, wenn die in der Lebensmittelkarte eingetragene Personenzahl ihre Richtigkeit behält, ist falsch. Die Umschreibung ist unbedingt notwendig. Das abziehende Mädchen muß eine Bescheinigung über sein Ausscheiden aus der Lebensmittelversorgung der Stadt Bonn haben, weil es sonst anderwärts nicht versorgt wird. Das eintretende Mädchen muß in der Kartenausgabestelle durch eine Bescheinigung nachweisen, daß es die Lebensmittelkarten in seinem früheren Wohnorte abgegeben hat. Ueberhaupt müssen alle Veränderungen im Hausstande in der Kartenausgabestelle unverzüglich angegeben werden.
Milchversorgung. Die den Kuhhaltern als Selbstversorgern zustehende tägliche Milchmenge von ½ Liter ist auf ¼ Liter herabgesetzt worden, soweit ihnen nicht als versorgungsberechtigten Personen eine größere Menge zusteht. Kriegsgefangene, Saisonarbeiter und Wirtschaftspersonal dürfen keine Vollmilch erhalten. Die Verfütterung von Vollmilch an Kälber, die älter sind als 6 Wochen und Schweine ist verboten.
Bekleidungsamt. Nach den neuen Richtlinien der Reichbekleidungsstelle darf das Bekleidungsamt nur dann Bezugsscheine ausfertigen, wenn die Vorräte des Antragstellers an Kleidungsstücken und Schuhwaren eine bestimmte Stückzahl nicht übersteigen. Dies wird durch persönliches Befragen, in Zweifelsfällen durch schriftliche Erklärung des Antragstellers festgestellt. Bezugsscheine über Stoffe zur Anfertigung von Kleidungs- und Wäschestücken können nur bis zu einem genau festgesetzten Höchstmaß an Stoffmenge ausgefertigt werden. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Nachrichten des Lebensmittelamts der Stadt Bonn“)
Im Uboot gegen England. Der unter diesem Titel angekündigte Lichtbildervortrag des Kapitänsleutnants a. D. van Bebber fand gestern abend im großen Saale des Bonner Bürgervereins statt und war außerordentlich zahlreich besucht. Der Vortragende erklärte an Lichtbildern zunächst die verschiedenen Arten von Minen, ihre Anwendung zur Verteidigung und zum Angriff, dann die zweite wichtige Unterwasserwaffe, den Torpedo, seine sinnreichen Einrichtungen, ferner vor allem das Unterseeboot, das in Verbindung mit dem Torpedo die stärkste Waffe unserer Kriegsflotte darstellt. [...] Im zweiten Teil des Vortrages schilderte der Redner dann in fesselnder Weise, wie unsere Uboote gegen unsere Feinde verwendet werden und welche sehr erfreulichen Erfolge sie schon aufzuweisen haben von der Torpedierung dreier englischer Kriegsschiffe durch Weddigens U 9 bis zu den letzten Erfolgen des unbeschränkten Ubootkrieges. [...] Daß aber unser Ubootkrieg nicht etwa durch finanzielle Schwierigkeiten behindert oder gar lahmgelegt wird, dafür muß das deutsche Volk daheim durch die Hergabe aller verfügbaren Mittel zur sechsten Kriegsanleihe sorgen, die Zeichnung auf die Anleihe soll zugleich der Dankbarkeit gegen unsere Kämpfer für alle heldenmütig ertragenen Anstrengungen und Gefahren Ausdruck geben. Der Redner schloß: Wir können das felsenfeste Vertrauen haben, daß unser gegenwärtiger Ubootkrieg Englands Handel vernichten und England durch die steigende Lebensmittel- und Rohstoffnot zu einem uns günstigen Frieden zwingen wird. – Die Besucher dankten am Schluß mit lebhaftem Beifall für die klaren und zugleich begeisternden Darlegungen.
Alle Kaffee- und Kaffee-Ersatz-Vorräte sind beschlagnahmt und müssen bis 9. April dem Lebensmittelamt angemeldet werden. Kaffee- und Kaffee-Ersatz-Mischungen dürfen nur noch gegen Warenkarte verkauft werden, und zwar erstmalig für nächste Woche gegen Warenkarte 67 50 Gramm für jede Person. Der Feiertage wegen darf diese Menge schon am morgigen Samstag verkauft werden. [...]
Beschlagnahme der Dachpappe. Am 5. April ist eine Bekanntmachung erschienen, durch welche sämtliche vorhandenen und noch hergestellten Rohdachpappen, Teerdachpappen und teerfreie Dachpappen jeder Art und Stärke beschlagnahmt werden. [...]
Im Palast-Theater wird zurzeit die Operette „Wenn der Frühling kommt“ aufgeführt, an den Osterfeiertagen in je zwei Vorstellungen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Samstag, 7. April 1917
Am Karfreitag erschienen in Bonn der General-Anzeiger und die Deutsche Reichs-Zeitung mit reduziertem Umfang.
Das schönste und zeitgemäßeste Ostergeschenk ist eine Zeichnung auf Deutsche Kriegsanleihe. Wer nicht 96 m. (von welchen noch Zinsen in Abzug gebracht werden) anlegen will, erwerbe Anteilscheine; sie werden in Beträgen von 1 M. bis 50 M. ausgegeben und nach dem Kriege mit 5 Prozent Zinsen und eventuellem Kursgewinn zurückbezahlt.
Lebensmittelverkauf. Mit Rücksicht auf die Feiertage gibt das Städtische Lebensmittelamt bereits heute Samstag die für die kommende Woche bestimmten Nahrungsmittel an die Verbraucher ab. Unsere Hausfrauen werden es freudig begrüßen, daß diesmal auch Mehl abgegeben wird. Außerdem gibt es noch Griesmehl, kochfertige Suppen, Hülsenfrüchte, Dörrmischgemüse, Sauerkraut, Kunsthonig, Margarine und Speck.
Dem Konditorgewerbe im gesamten Gebiet des Regierungsbezirks Köln werden in der Folge die bisher überwiesenen Mengen von Mehl, Butter und Fett entzogen, welche der Allgemeinheit zugeführt werden sollen.
Zeichnungen zur 6. Kriegsanleihe. Auch die Endenicher Schule beteiligte sich wieder in hervorragender Weise an der 6. Kriegsanleihe. Es gingen 13.769 M. ein. Bei der 5. Kriegsanleihe wurden über 43.000 M. gezeichnet.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schließung einer Mühle. Auf Grund der Bekanntmachung des Bundesrates über Brotgetreide und Mehl aus der Ernte 1916 ist die Schließung der Mühle des Mühlenpächters Peter Land, Am Burggraben 38, angeordnet worden, weil er sich in der Verfolgung der Pflichten, die ihn durch die vorgenannte Bekanntmachung des Bundesrates auferlegt sind, als unzuverlässig erwiesen hat.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 8. April 1917
An den Ostertagen werden die üblichen Geschenke selten werden. An ihre Stelle treten am besten Kriegsanleihe-Zeichnungen oder kleine Anteilscheine, welche allerwärts willkommen sein werden und zugleich einer vaterländischen Pflichterfüllung dienen. In den Sparbüchsen ersetzen sie dort die ungenutzt liegenden Beträge, bieten Sicherheiten ersten Ranges und gute Zinsen. Die Städt. Sparkasse verausgabt Anteilscheine schon von 1 M. an.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Auf die 6. Kriegsanleihe zeichneten die Köln-Bonner Kreisbahnen 100.000 Mark, bis jetzt zusammen 731.200 Mark.
Frauenhaar-Sammlung. Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe, nationaler Frauendienst, veranstaltet nach Ostern eine Sammlung von Frauenhaar, das in ganz Deutschland im Einvernehmen mit der Kriegs-Rohstoffabteilung des Kriegsministeriums zur Verwertung für Industriezwecke (Militärstoffe, Treibriemen usw.) gesammelt werden soll. Der vaterländische Zweck der Sammlung läßt hoffen, daß sich recht viele daran beteiligen, daß jede Frau, jedes deutsche Mädchen sich der kleinen Mühe unterzieht, das ausgekämmte Haar lose in eine Papierdüte zu sammeln (nicht über den Finger wickeln!). Alte Zöpfe u. dergl. sind auch sehr willkommen, alles wird entsprechend bezahlt.
Der Ausschuß macht hier noch einmal auf die Kaffeesatz-Sammlung aufmerksam und bittet auch, sich schon auf eine neue Lumpensammlung zu rüsten, die bald nach Ostern, wenn die Hausfrauen beim Hausputz alles Ueberflüssige und Entbehrliche ausgesondert haben werden, gemacht werden soll.
Von der hiesigen Polizei wurde ein Fuhrunternehmer in der Sebastianstraße und dessen Sohn festgenommen, weil sie in dringendem Verdacht stehen, große Mengen an Getreide, Mehl und Futtermitteln eingeführt und wieder veräußert zu haben. Die Verhafteten stehen ferner im dringenden Verdacht, geheime Hausschlachtungen vorgenommen und das Fleisch verkauft zu haben. Einmal zogen sie sich dadurch aus der Schlinge, daß sie einen Transport von Schweinen, der bereits auf ihrem Gehöft angefahren war, im kritischen Augenblicke „verleugneten“ und die Annahme verweigerten, weil sie in unmittelbarer Nähe die Polizei bemerkten.
Bei einem hiesigen Metzgermeister wurden verschiedene Fleischteile und Fettmengen beschlagnahmt, weil diese vermutlich von einer heimlichen Schlachtung herrühren. Sie sind dem Lebensmittelamt bezw. dem Schlachthause überwiesen worden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zierrasen in Hausgärten. Jetzt, wo es der Ernst der Zeit fordert, mit dem Unscheinbarsten haushälterisch umzugehen, sei darauf aufmerksam gemacht, daß auch die als Zierrasen vorhandenen zahlreichen Flächen einen Nutzen bringen können, indem das Gras nicht so oft geschnitten wird, sodaß es höher wachsen kann, wodurch es zur Viehfütterung brauchbar wird. Hingewiesen sei hierbei auf unsere schönen Rasenflächen im Hofgarten und an der Poppelsdorfer Allee, die schon seit Kriegsbeginn diesen Zwecken dienstbar gemacht worden sind. Die Gartenbesitzer von Bonn werden daher gebeten, diesen Vorschlag im volkswirtschaftlichen Interesse in Erwägung zu ziehen und bei Geneigtheit der Erfüllung desselben, hiervon der Kriegswirtschaftsstelle in Bonn, Rathausgasse 10/12, Zimmer 19, alsbald Mitteilung zu machen. Der Abnehmer sind genug vorhanden und würden diese das Gras zu gegebener Zeit, wenn dies gewünscht wird, selbst schneiden und abholen. Besonders die Gerade in heutiger Zeit so wichtige Ziegenzucht würde durch das Entgegenkommen der Gartenbesitzer gute Förderung erfahren.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 9. April 1917
Am Ostermontag erschienen in Bonn keine Zeitungen.
Dienstag, 10. April 1917
Ein rheinischer Kino-Opfertag. Der Provinzial-Verband Rheinland-Westfalen zur Wahrung der Interessen der Kinematographie beschloß in einer außenordentlichen Versammlung, den 12. April als Opfer-Tag der rheinisch-westfälischen Kino-Industrie festzusetzen. Die gesamten Einnahmen sämtlicher Kinotheater werden ohne jeden Abzug in Kriegsanleihe angelegt und gleichsam mit einem Dreißigstel des Monatsumsatzes der rheinisch-westfälischen Filmverleiher dem Kriegsminister als freiwillige Ubootspende übergeben. Die leitenden Angestellten werden sich mit größeren freiwilligen Spenden an diesem Kino-Opfertag beteiligen.
Die Ostertage brachten wenig angenehmes Wetter. Am Sonntag blieb der Himmel bis zum Abend bedeckt, erst dann ließ die Sonne noch ein paar wärmende Strahlen durch, am Ostermontag gab es vormittags zwar einige Sonnenblicke, dafür aber löste nachmittags ein Schneesturm den anderen ab. Auch heute Vormittag herrschte wieder mehrmals winterliches Schneetreiben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kriegshilfe für Landwirte und Gärtner im Stadtkreise Bonn. Da wegen des langen Winters die Bestellung der Felder sich ungewöhnlich lange verzögert hat, so hat das Kriegswirtschaftsamt für die Rheinprovinz in Einverständnis mit dem Provinzial-Schulkollegium gestattet, daß geeignete Schüler der oberen und mittleren Klassen der höheren Schulen Bonns zur Aushilfe bei den landwirtschaftlichen Arbeiten herangezogen werden dürfen. Die Aushilfe wird unentgeltlich gegen Beköstigung und Wohnung geleistet. – Zu Vertrauensmännern sind für die Jungmannen des Königlichen Gymnasiums: Prof. Füchtjohann und für die des Städtischen Gymnasiums Prof. Dr. Sadée ernannt.
Für Dransdorf und Endenich sind die Schüler des Städtischen Gymnasiums, für Poppelsdorf, Kessenich und Dottendorf die des Königlichen Gymnasiums bereitgestellt, während für Rheindorf beide Anstalten in Betracht kommen. Um eine möglichst weitgehende Hilfe zu bieten, wurde in einer Versammlung von Vertrauensmännern aus den verschiedenen Bezirken, die unter dem Vorsitz des Beigeordneten Geelen stattfand, beschlossen, im Notfalle auch da, wo keine Ernährung und Schlafgelegenheit geboten werden kann, die Hilfe gegen eine anderweitige Entschädigung zu gestatten. Die Beaufsichtigung der Jungmannen geschieht durch die Vertrauensmänner, denen Oberlehrer der beiden Schulen als Führer zur Seite stehen. Um eine schnelle Bestellung der Felder herbeizuführen, ist es durchaus wünschenswert, daß die bestehenden Vorurteile beiseite geschoben und die zur Verfügung stehenden Hilfskräfte von den Landwirten und Gärtnern herangezogen werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Einheit und Geschlossenheit des ganzen Volkes bei der Beteiligung an der Kriegsanleihe-Zeichnung muß die Wucht des Erfolges ungemein steigern. Gemeinsamkeit des Zieles und Zusammenarbeit zur Erreichung desselben haben unseren genialen Heerführern die großen Erfolge beschert. Hindenburg und Ludendorff, deren charakteristische Köpfe in dem letzten Aufruf im Dienst der Werbearbeit für die Kriegsanleihe bei jedem Deutschen das Pflichtgefühl in dieser großen Zeit geschärft haben werden, hat eine gemeinsame Arbeit untrennbar zusammengeschmiedet. „Keine Macht der Welt“ soll Hindenburg gesagt haben, „kann mich von Ludendorff trennen.“ Und wir wissen, das ist gut so. Uns alle aber mag ihr Vorbild anspornen, in gemeinsamer, ununterbrochener Arbeit für den Erfolg der Anleihe nicht zu erlahmen, fortgesetzt die Säumigen zu mahnen, die Lauen und Missvergnügten aufzurütteln, ihr Gewissen zu schärfen und ihr Pflichtgefühl zu wecken. So werden wir das ganze deutsche Volk wieder einmal einen zu gemeinsamer Willenskundgebung. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 11. April 1917
Die Bonner Lichtspiele bringen diese Woche wieder einen neuen Maria-Carmi-Film: „Der Weg des Todes“. Gesellschaftsdrama in vier Akten. Der Spielplan nennt ferner die dreiaktige Künstlertragödie „Vater Sorge“ und außer kleineren Stücken das zweiaktige Filmspiel „Der Feldgraue“.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Endenicher Gemüsezüchterverein hat am 2. Ostertage seine Mitglieder zu einer Versammlung in die Wirtschaft Nolden in Endenich eingeladen. Es handelte sich in der Hauptsache um Unterbringung von Großstadtkindern in ländlichen Familien. Herr Pastor, Dohm, der eine diesbezügliche Anfrage von einem befreundeten Pfarrer aus Essen erhalten hatte, stellte den Versammelten in eindringlichen Worten die traurige Lage der Kinder in den Großstädten vor Augen und forderte die Anwesenden auf, doch wenn irgend möglich für die nächsten Monate ein Stadtkind zu sich zu nehmen. Seine Mahnung war nicht vergebens. Während sich schon früher 12 Familien dazu bereit erklärt hatten, meldeten sich sofort noch 20 andere, denen in den nächsten Tagen gewiß noch manche folgen werden. Möge dieses Beispiel auch anderwärtig Nachahmer finden.
Zur Kartoffelversorgung im Stadtkreise Bonn macht der Oberbürgermeister in der heutigen Nummer unseres Blattes bekannt, daß in der Zeit vom 15. April bis zum 20. Juli 117 im Stadtkreise Bonn jede Person wöchentlich nicht mehr als fünf Pfund Kartoffeln verbrauchen darf. Schwerarbeiter und Kartoffelerzeuger sind von dieser Verordnung ausgenommen.
Der Bonner Wochenmarkt war gestern wieder schlecht beschickt. Im ganzen waren etwa 8 bis 10 Verkäuferinnen erschienen, darunter aber nur eine vom Lande. Außer einigen Körben mit Spinat war an Gemüse nichts vorhanden. Die Preise für diejenigen Waren, für die keine Höchstpreise festgesetzt sind, waren im allgemeinen dieselben wie in der vorigen Woche. Der Verkauf war durchweg flott.
Der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte gestern außer einem Korb mit Gemüsepflanzen überhaupt keine Zufuhr. Wahrscheinlich hat das seit ein paar Tagen herrschende ungünstige Wetter die Gemüsebauern von unserem Großmarkt ferngehalten.
Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt erfreute sich gestern wieder eines lebhaften Zuspruchs, besonders in Fischen und Gemüse. Spinat war gestern wieder ziemlich reichlich vorhanden, ebenfalls Fische in großer Auswahl. Verkauft wurden außer Spinat noch rote Möhren, Karotten, ausländische Zwiebeln, Feldsalat, weiße Rüben, holländische Schwarzwurzeln und holländische Gurken zu 1 und 1,10 Mark das Stück. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Universität. Der Rektor macht bekannt: Die Erledigung sämtlicher Angelegenheiten betreffend den vaterländischen Hilfsdienst der hiesigen Studierenden ist der Einheitlichkeit halber der Hilfsdienstmeldestelle bei dem Städtischen Arbeits- und Wohnungsnachweis (Kreishauptstelle für Bonn-Land) Friedrichsplatz 1 überwiesen worden. Die Studierenden haben sich daher wegen näherer Auskunft über Arbeitsvermittlung direkt an diese Stelle zu wenden.
Bonner Bürger-Verein. Eine originelle Einrichtung zur Förderung der Zeichnungen auf die 6. Kriegsanleihe hat der Bonner Bürger-Verein getroffen. Um die Mitglieder zu veranlassen, ihren bisherigen Zeichnungen noch weitere hinzuzufügen, erhalten die Mitglieder je nach Höhe ihrer neuen Zeichnungen bestimmte Mengen Wein zugeteilt und zwar mit einem Rabatt von 25 Prozent. In der heutigen Zeit der Weinknappheit und Weinverteuerung wird diese Einrichtung den Mitgliedern sehr willkommen sein und wohl noch manche Zeichnungen veranlassen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Das Gewissen des Volkes
ist seine Presse. Noch nie haben die deutschen Zeitungen so einmütig nicht nur nach dem Inhalt, sondern auch nach der Form zum ganzen deutschen Volke gesprochen, wie in diesen Tagen. Das Gewissen des Volkes spricht in diesen Aeußerungen in jedem Einzelnen. Entziehe Dich nicht der Gewissenspflicht, diese Kundgebungen – es sind sechs an der Zahl – zu lesen. Es gilt jedem Stand und Beruf, Alt und Jung, Vornehm und Gering. Wer aber diese Kundgebungen gelesen hat, der ermahne Freunde, Nachbarn, Gesinnungsgenossen, seine ganze Umgebung, dieser Stimme des deutschen Volkes zu gehorchen und seine Pflicht zu tun gegen die Kämpfer draußen, gegen die Entsagenden daheim, vor allem aber gegen sich selbst.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Donnerstag, 12. April 1917
Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe begeht heute ihren Geburtstag, den ersten seit dem Tode ihres als Opfer des Weltkrieges für das Vaterland gefallenen prinzlichen Gemahls. Die Bürgerschaft gedenkt an diesem Tage der hohen Frau, die während des Kriegs immer wieder Verwundete aufsucht und aufrichtet, und des zu früh verschiedenen volkstümlichen Prinzen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Soldatenheim in der Kölnstraße bot am ersten Ostertag einen genussreichen Unterhaltungsabend. Das abwechslungsreiche Programm war wieder sehr unterhaltend. Heitere Quartettlieder, Einzelvorträge heiteren und ernsten Inhalts, sogar Zauberkunststückchen wurden den Soldaten zur Erheiterung geboten. Den Abschluß des Abends bildeten Musikvorträge der Landsturm-Infanterie-Kapelle, die von ihrem neuen Musikmeister, Herrn Zugsland, zum ersten Male dirigiert wurde.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der 100jährige Kalender. Mit mathematischer Genauigkeit ist die von uns anfangs dieses Monats gebrachte Wetterprognose für den April des Abtes Knauer in seinem hundertjährigen Kalender wieder in Erfüllung gegangen. Er schrieb: Bis zum 6. schön. Worauf Regen mit Graupeln und Schnee eintritt. Ostermontag hatten wir, nachdem es bis zum 6. schönes Wetter war, regelrechte Regenschauer mit Graupeln und Schneeböen, welche allen Touristen und nicht weniger den Wirten einen dicken Strich durch die Rechnung machten. Der hundertjährige Kalender hat in diesem Jahr fast stets recht behalten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Obst und Gemüse.
sind für das Wirtschaftsjahr 1917 auch einheitlich geregelt worden. Die wichtigsten Bestimmungen sind:
1. Vollständige Freizügigkeit, daher sind alle Ausfuhrverbote hinfällig.
2. Scharfe Preisregelung durch Festsetzung von Höchstpreisen für die Erzeuger, für Groß- und Kleinhandel.
3. Scharfe Ueberwachung des Handels durch Einführung des Schlußscheinsystems für alle Veräußerung im Groß- und Kleinhandel. Bei jedem Verkauf von Obst, Gemüse und Südfrüchten an Groß- und Kleinhändler hat der Veräußerer einen Schein nach einem von der Reichsstelle für Gemüse und Obst vorgeschriebenen Muster in zweifacher Ausfertigung auszufüllen und zu unterzeichnen. Dies ist der sogenannte Schlußschein. Eine Ausfertigung des Schlußscheines muß der Erwerber, die andere der Veräußerer bei Frühgemüsen und Frühobst drei Monate, im übrigen 8 Monate, aufbewahren und auf Verlangen den Beamten der Reichsstelle, der Preisprüfungsstelle, der Ortspolizei und den Marktaufsichtsbeamten vorlegen. Durch diese Schlussscheine wird erreicht, daß die Verkäufe hinsichtlich des Preises genau überwacht werden können.
Die Kriegsküchen
haben in der letzten Zeit eine Verringerung ihrer Teilnehmerzahl von 7000 auf 6000 erfahren, vermutlich wegen der erhöhten Kartoffelzuteilung und der reichen Ausgabe von Waren in der Osterwoche.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Nachrichten des Lebensmittelamts der Stadt Bonn“)
Freitag, 13. April 1917
Die gewünschten Lebensmittel könnten in einem Haus Am Hof abgeholt werden, teilte eine männliche Stimme durch den Fernsprecher einer an der Koblenzer Straße wohnenden Familie mit. Die Familie, die gar keine Waren bestellt hatte, schickte trotzdem ein Dienstmädchen mit 2000 Mark nach dem bezeichneten Hause. Dort trat ein etwa 45jähriger Mann dem Mädchen entgegen, ließ sich die 2000 Mark geben und hieß das Mädchen einen Augenblick zu warten. Der Mann kam natürlich nicht wieder zurück.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Brotversorgung.
Da die Neuregelung der Brotversorgung am 16. April in Kraft tritt, dürfen auf Brotkarten für die Woche vom 16. bis 22. April nur drei Pfund schwere Brote verabfolgt werden, auch wenn das Brot bereits am Samstag den 14. oder Sonntag den 25 April entnommen wird.
Fleisch.
In dieser Woche wird Rind- und Kalbfleisch zu je 2,80 M., Leberwurst zu 1,50 M. und Blutwurst zu 0,50 M. das Pfund verausgabt.
In den nächsten Wochen wird die angekündigte durchgreifende Knochensammlung zur Gewinnung von Fett beginnen. Die Haushaltungen, Gastwirtschaften, Anstalten usw. müssen die anfallenden Knochen an bestimmte Sammelstellen zurückgeben. Im Hinblick auf die Fettversorgung ist es vaterländische Pflicht eines Jeden, sämtliche anfallenden Knochen im sauberen und guten Zustande abzugeben.
Butter und Fett.
In der kommenden Woche werden je 30 Gramm Butter und Margarine ausgegeben. Beim Einkauf der Margarine ist neben der Fettkarte auch Warenkarte Nr. 6 abzugeben.
Kartoffeln.
Auf die Kartoffelkarte werden in Zukunft 5 Pfund Kartoffeln ausgegeben, auf die Zusatz-Kartoffelkarte weitere 3 Pfund, als Zusatz zu den Kartoffeln in der Woche vom 16. bis 22. April auf die Warenkarte Nr. 7 150 Gramm Steckrübenschnitzel (Dörrgemüse), auf die alte Waren-Zusatzkarte Nr. 2 weitere 150 Gramm Steckrübenschnitzel zum Preise von 0,30 M. für Abteilung A, 0,35 M. für Abteilung B und 0,40 M. für Abteilung C. Die Trockenrübenschnitzel geben ein gutes Gemüse und sind für die jetzige gemüsearme Zeit besonders zu empfehlen.
Kolonialwaren.
In der kommenden Woche gelangen zur Ausgabe auf Warenkarte Nr. 1 ein Fünftel Pfund kochfertige Suppe (Erben mit Reis), Nr. 2 ein Fünftel Pfund Graupen, Nr. 3 ein Zehntel Pfund Dörrmischgemüse, Nr. 4 ein halbes Pfund Sauerkraut, Nr. 5 ein Viertel Pfund Weizenmehl, Nr. 6 30 Gramm Margarine.
Ferner für Schwer- und Schwerstarbeiter gegen Warenzusatzkarte Nr. 22 ein Viertel Pfund Käse, Nr. 23 ein Viertel Pfund Teigwaren.
Das Weizenmehl kann nur in Bäckereien entnommen werden.
[...]
Eier.
Gegen jede für diese Woche gültige Eiermarke werden zwei Eier verabfolgt. Der Verkauf beginnt Freitag nachmittag. Die Abgabe von Eiern durch die Geschäfte darf nicht vom Verkauf anderer Lebensmittel abhängig gemacht werden. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.“)
Ein gutes Gewissen! Wie oft war in diesem Kriege nicht schon von einem guten Gewissen die Rede! Unserer Feinde behaupten es genauso zu besitzen wie wir. Ohne Zweifel steht unser gesamtes deutsches Volk heute mehr denn je mit völlig reinem Gewissen vor dem Richterstuhl der Weltgeschichte. Die furchtbaren Anklagen unserer Gegner können das deutsche Volk nimmermehr treffen, wir alle wissen heute nur zu gut, wo die Anschürer dieses Weltkrieges sitzen.
Die lange Dauer des Weltkrieges hat es nun mit sich gebracht, daß die Frage nach einem reinen Gewissen heute sehr oft an jeden einzelnen von uns herantritt. Da regt sich dann mitunter in unserem Inneren die Frage: „Erfülltst Du in dieser schweren Zeit auch wirklich voll und ganz Deine Pflicht Dir selbst und Deinem Volk gegenüber?“ Wohl uns , wenn wir dann der mahnenden Stimme immer eine zufriedenstellende Antwort geben können. Jeder Tagesbericht unserer Obersten Heeresleitung, jeder Feldgraue auf der Straße, jede trauernde Kriegerwitwe, sie alle reden Dir ins Gewissen: Was tust Du für uns in einer Zeit, in der wir für Dich uns Dein Haus mitkämpfen, in der wir für Dich unser Gut und Blut opferten und willig unser Bestes gaben.
Hand aufs Herz, lieber Leser! Kannst Du solchen Fragen gegenüber immer voll und ganz in Ehren bestehen? Unsere wackeren Helden an allen Fronten richten jetzt in ganz besonderem Maße ihre Blicke auf die Heimat, in deren Hand es gerade jetzt gegeben ist, zur Erreichung des vollen Sieges wesentlich beizutragen! Zeige jetzt ein jeder das rechte Verständnis für die Bedeutung und den Ernst der Stunde. Von dem Ergebnis der 6. Kriegsanleihe hängt heute alles ab. Jede einzelne Mark trägt zur Herbeiführung des vollen Sieges auf unserer Seite bei. Von allen Fronten blicken Millionen Augen auch auf Dein Inneres und rufen Dir zu: Erfülle Deine Pflicht, damit Du einst die heimkehrenden Krieger mit reinem Gewissen empfangen kannst!
Gemeinnütziges. Viele Hausfrauen, welche sich in dieser fettarmen Zeit den Kopf zerbrechen, wie sie mit dem bisschen Fett, welches ihnen pro Kopf zusteht, schmackhafte Speisen herstellen können.
Nun möchten wir anderen Hausfrauen unsere Erfahrung mitteilen, daß wir mit dem wenigen Fett wohlschmeckende Speisen herstellen, und zwar mit der Heißluftpfanne „Frauenlob“, welche als Untersatzpfanne gebraucht wird.
Die obere Pfanne dient zum Backen und Braten, durch ein einmaliges Einfettem der oberen Pfanne lassen sich sämtliche Speisen herstellen.
Da die Pfanne auf heißer Luft steht, wird das Fett nicht von der Pfanne verzehrt.
Viele Hausfrauen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag. 14. April 1917
Ein Nationaltag für die Kriegsanleihe ist der morgige Sonntag. Es soll morgen noch einmal überall für den glänzenden Erfolg der sechsten Kriegsanleihe geworben werden, in Bonn u. a. durch eine Veranstaltung in den Räumen der Bonner Lichtspiele im Stern. Diese Veranstaltung, bei der ein Vortrag gehalten und mehrere Kriegsfilme vorgeführt werden, beginnt vormittags 11½ Uhr. Der Eintritt dazu ist frei.
Warnung. Die Behörden erlassen, wie alljährlich, folgende Warnung: Unglücks- oder gar Todesfälle, hervorgerufen durch Flaschenmißbrauch und Flaschenverwechslung, häufen sich von Tag zu Tag. Die Ursache ist wohl darin zu suchen, daß Flaschen, die nur zur Aufbewahrung von Wein, Bier, Spirituosen, Selterswasser und Limonade dienen sollen, mit Salmiakgeist, Benzin, Säuren, Laugen, Petroleum und allerlei starkgiftigen und ekelerregenden gesundheitsschädlichen Flüssigkeiten gefüllt werden. Zur Verhütung solcher Unglücksfälle wird daher das Publikum dringend davor gewarnt, Flaschen, die nur zur Aufnahme von flüssigen Nahrungs- und Genussmitteln bestimmt sind, mit anderen Flüssigkeiten zu füllen.
Im Palast-Theater wird die Operettenposse „Robert und Bertram, die lustigen Vagabunden“ gezeigt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Einen Katzenbraten hatte sich die 25jährige Frau Hi. Von hier am 8. Februar von der Katze der Frau J. zurecht gemacht. Die Angeklagte behauptete, das Tier wäre längere Tage bei ihr im Haus gewesen, habe sehr geschrieen, und da sei sie um der Hausruhe und ihrer Kinder halber genötigt gewesen, das Tier zu töten. Weil nun die Katze so gut genährt war (ihr Wert war auf 20 Mark geschätzt), habe sie das Wegwerfen des Tieres nicht übers Herz bringen können und habe sie gebraten. Das Gericht erkannte die geringstzulässige Strafe von 1 Tag Gefängnis gegen Frau Hi.
Fußballsport. Am kommenden Sonntag treffen sich auf dem Sportplatze des Bonner Fußball-Vereins auf der Richard-Wagner-Straße zwei Vereine, die in Westdeutschland einen guten Namen haben und die in den alten Liga-Kämpfen immer eine entscheidende Rolle gespielt haben. Der Essener Turnerbund und der Bonner Fußball-Verein. Die noch immer großen Spielstärken beider Mannschaften, die aus ihren letzten Erfolgen klar ersichtlich sind, geben Gewähr dafür, daß den Zuschauern erstklassiger Sport geboten wird.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Stadt und Land! Stadt und Land! Zwei Gegensätze, die der große Lehrmeister Krieg zusammengeführt hat. Es hat gar keinen Zweck, zu leugnen, daß ein gewisser Gegensatz zwischen den beiderseitigen Bevölkerungskreisen bestanden hat und daß es auch während des Krieges eine Zeit gab, in der die gegenseitige Entfremdung größer zu werden schien. Heute ist das Gott sei Dank anders geworden. Dort, wo man sich ernstlich Mühe gibt, einander zu verstehen, hat die Entfremdung einem gesunden Vertrauen den Platz räumen müssen. Die Gründung der Landfrauen-Vereine, die jetzt im ganzen Reich mit besonderem Eifer betrieben wird, soll ja in der Hauptsache dem gegenseitigen Verständnis dienen. Und wenn jetzt überall den Aufrufen der Kriegsämter Folge geleistet wird, wenn die vom Haushalt abkömmlichen Frauen mit den größeren Kindern aufs Land gehen, um dort zur Frühjahrsbestellung der Äcker mit tätig zu sein, da wird solche Arbeit gewiß doppelten Segen tragen. Der gegenseitige Gedankenaustausch bei gemeinsamer Arbeit wird den Landbewohnern die verschiedenen Kriegsnöte der Städter verständlich werden lassen und die Bewohner der Stadt andererseits werden die mühevolle Arbeit und die vielen Sorgen der Bauern kennen und würdigen lernen.
Stadt und Land! Beide rüsten zurzeit zum Endsieg, beide richten vertrauensvoll ihre Blicke zu unseren Helden an allen Fronten. Im Geist reicht sich die Heimat mit der Front die Hand. Draußen im Felde sind die blanken Waffen gezückt. Möge auch die Heimat sich rüsten zum entscheidenden Schlag. Die 6. Kriegsanleihe ist die starke Waffe der Heimat. Möge Stadt und Land hier mit der letzten Mark auf dem Posten sein. Es kommt wirklich auf jede einzelne Mark an.
Stadt und Land! Schützt Eure Heimat, Eure Arbeit, Eure Zukunft durch tatkräftige Unterstützung der 6. Kriegsanleihe.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 15. April 1917
Jugendliche dürfen nach 6 Uhr abends nur in Begleitung ihrer Eltern Wirtschaften besuchen, nach 8 Uhr abends dürfen Jugendliche unter 16 Jahren sich auch nicht zwecklos auf den Straßen und Plätzen aufhalten oder umhertreiben. Wir verweisen auf die heutige Bekanntmachung des Oberbürgermeisters.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Läuten der Kirchenglocken. Aus Anlaß des Nationaltages für die Kriegsanleihe findet Sonntag mittag von 12 bis 1 Uhr festliches Geläute von sämtlichen Kirchen Bonns statt.
Der Beginn der Sommerzeit. Es wird erneut darauf hingewiesen, daß am Montag, vormittags 2 Uhr, d. h. 2 Uhr in der Nacht von Sonntag auf Montag, die Sommerzeit beginnt. Die öffentlich angebrachten Uhren werden daher zu dieser Stunde von 2 auf 3 Uhr vorgestellt werden. Die Dienst- und Verkehrsstunden der Staats- und der städtischen Verwaltung sowie der Geschäftsschluß erfahren ziffernmäßig keine Aenderung, d. h., wenn der Dienst oder die Schule nach mitteleuropäischer Zeit um 8 Uhr begonnen hat, verbleibt es auch während der Sommerzeit bei dieser Stunde.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonner Bürger-Verein. Zu einer glänzenden vaterländischen Kundgebung gestaltete sich die Versammlung des Bonner Bürger-Vereins, welche in Erinnerung des Gründungstages des Vereins (7. April 1863) am Freitag stattfand. In dieser Versammlung verband der Verein mit einer kräftigen Werbung für die 6. Kriegsanleihe die Ehrung seiner, vor kurzem mit dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe ausgezeichneten 6 Mitglieder. Der Vorsitzende, Justizrat Dr. Schumacher, zeichnete mit kurzen Strichen die Geschichte des Vereins und wies alsbald darauf hin, daß die Feinde, insbesondere England, als Geschäftsführer G. m. b. H. der feindlichen Mächte, erkannt haben, daß sie Deutschland nicht mit den Waffen niederringen können und deshalb mit silbernen Kugeln und durch Aushungerungspolitik Deutschland vernichten möchten. An der Seite des gallischen Hahns, des britischen Löwen und des russischen Bärs und der anderen feindlichen Kämpen sei außer Amerika auch noch der chinesische Drache eingetreten und das Wort Kaiser Wilhelms habe sich in vollem Sinne bewahrheitet: „Wir werden zu kämpfen haben gegen eine Welt von Feinden.“ „Viele Hunde sind des Hasen Tod“, sagt der Zaghafte, „Viel Feind’, viel Ehr’“ der Mutige. „Wir fürchten nur Gott und sonst nichts in der Welt“, der Deutsche! „Auch wenn die Zahl der Feinde ins Unermeßliche gewachsen ist und auch mehrere Staaten Amerikas sich unseren Feinden angeschlossen, so können wir dennoch vertrauensvoll in die Zukunft blicken, eingedenk des Wortes: „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott.“ Aber einig und treu, stark und opferwillig müssen wir sein; dann ist der Sieg uns sicher. Und da ist in diesen Tagen reichlich Gelegenheit gegeben, unseren Willen zum Sieg durch die Tat zu beweisen. Was verlangt das Vaterland von uns? Opfer, große Opfer an Gut und Blut und Leben, wie sie leider so zahlreich von unseren Vätern, Söhnen und Brüdern verlangt und gebracht worden sind, im Ausharren im höllischen Trommelfeuer, im mörderischen Kampfe, in Schnee und Schlamm, Eis und Sonnenbrand, in Gefangenschaft bei Qualen und Schmerzen körperlicher und seelischer Art! Das Opfer, das von uns verlangt wird, heißt: nach Kräften Kriegsanleihe zeichnen! Wahrlich, kein Opfer ist es, wenn wir dem deutschen Reiche, dem Vaterlande, Geld zu hohem Zins leihen, und des Vaterlandes Wehrkraft stützen und stärken.
Die vielen lächerlichen Ein- und Ausreden, die man hier und da gegen die Kriegsanleihe vorzubringen wagt, sind nicht wert, erwähnt zu werden; einem denkenden Menschen gelten diese Gründe nichts. Deutsche Männer, die auf hoher Warte stehen, haben mit beredten Worten die Kriegsanleihe empfohlen, an der Spitze unser Hindenburg, der von dem Deutschen Volke sagt, daß es „im Vollbewußtsein seiner gerechten Sache den Willen und die Kraft zum endgültigen Siege habe und sich niemals englischer Herrschsucht beugen werde.“ Die zündenden Worte schlossen mit einem Kaiserhoch, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Den weiteren Verlauf des Abends, der durch gemeinschaftliche Gesänge und Liederspenden des Mitgliedes Herrn Borgmeyer verschönert wurde, gedachte Herr Direktor Bourdin der Mitglieder des Vereines, welchen das Verdienstkreuz der Kriegshilfe verliehen worden ist, besonders der betr. Mitglieder in Bonn, welche sich durch ihre tatkräftige und erfolgreiche Arbeit zum Zwecke der Lebensmittelversorgung der Stadt Bonn so durchaus verdient gemacht haben. Redner gedachte auch der vorbildlichen Tätigkeit des Leiters unserer Lebensmittelversorgung, des Herrn Beigeordneten Piehl und die Versammlung beschloß einstimmig die Absendung eines Dank- und Glückwunsch-Telegramms an Herrn Beigeordneten Baurat Piehl. Namens der durch das Verdienstkreuz ausgezeichneten Herren sprach Herr Reichtagsabgeordneter Chrysant den Dank für die Glückwünsche und die Ehrung seitens des Vereines aus. Redner wies in treffenden Worten auf die Bedeutung des U-Bootkrieges hin, der nach den Erklärungen des Staatssekretärs des Marineamtes einen vollen Erfolg haben werde. Die Rede klang aus in ein Hoch auf das weitere Blühen und Gedeihen des Bonner Bürger-Vereins. Der Zweck der Versammlung, die Mitglieder zu veranlassen, zu den bereits gezeichneten Beträgen noch weitere hinzuzufügen, hatte einen vollen und durchschlagenden Erfolg. Immer wieder wurden in der Versammlung neue Beiträge gezeichnet und die Summe der Zeichnungen stieg andauernd, bis sie zum Schlusse der Versammlung die überaus hohe Summe von 187,200 Mark erreicht hatte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 16. April 1917
Für die 6. Kriegsanleihe ist gestern noch einmal tüchtig geworben worden. In der Mittagsstunde erinnerte feierliches Glockengeläut von allen Kirchen die Säumigen an ihre Pflicht, dem Vaterlande das nötige Geld zur Erzwingung eines deutschen Sieges und dauerhaften Frieden herzuleihen. Alle Banken und Sparkassen nahmen gestern Zeichnungen entgegen. Eine besondere Werberversammlung veranstaltete die Stadt gestern mittag noch einmal in den Bonner Lichtspielen am Markt, deren Saal, Film und Musik vom Besitzer umsonst zur Verfügung gestellt worden waren. Ein Filmspiel „Der feldgraue Groschen“ zeigte den Besuchern die Gefahren, denen unsere Kämpfer an der Front ausgesetzt sind, und wies sie zugleich auf die zweckmäßige Anlage selbst kleiner Summen hin. Herr Lehrer Schultheiß betonte in einem Vortrage noch einmal die vaterländische Pflicht, sich an der sechsten Kriegsanleihe zu beteiligen und dadurch an dem hoffentlich baldigen endgültigen Sieg über unsere Feinde beizutragen. Ein Kriegsfilm führte den Besuchern endlich einige Kämpfe unserer tapferen ungarischen Verbündeten in Rumänien vor. – Hoffentlich hat der gestrige Sonntag, der ein Nationaltag für die Kriegsanleihe war, in Bonn und im ganzen Reiche das Ergebnis der Anleihe noch erheblich gesteigert.
Die Werbearbeit für die Kriegsanleihe hat Erfolg gehabt. An allen Zeichnungsstellen war starker Verkehr. Bei der Städtischen Sparkasse allein haben gestern noch 600 Personen Kriegsanleihe gezeichnet oder Anteilscheine gekauft.
Die Frist für die Zeichnung auf die 6. Kriegsanleihe ist heute mittag 1 Uhr abgelaufen. Zusammenfassende Zahlen über die Zeichnungen in Bonn werden wir voraussichtlich morgen mitteilen können. Das Gesamtergebnis für das ganze Reich ist frühestens im Laufe des übermorgigen Mittwochs zu erwarten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der gestrige weiße Sonntag, der Ehrentag der Kinder, welche zum ersten Mal an der heiligen Kommunion teilnahmen, gab auch dem Straßenbild unserer Stadt ein anmutiges Gepräge. In großer Zahl gingen am gestrigen Tage wieder die Kinder zum Tisch des Herrn. Weißgekleidete Mädchen, das Haar mit Blumen geschmückt, festlich gekleidete Jungens, im Knopfloch das Myrthensträußchen, waren eine Erscheinung im Straßenbilde der Stadt, die an den Frühling, der in diesem Jahre so langsam seinen Einzug halten will, erinnerte. Freilich warf auch der Krieg in den Freudenbecher der Kinder einen Wermuthtropfen. Den schönen Anblick des Umzuges, den wir von Friedenszeiten her gewohnt waren, mußten wir diesmal vermissen. Ein schlichter Ernst lag über der Feier. Die Kinder schienen sich des Ernstes auch voll und ganz bewußt zu sein. Bei vielen fehlte der Vater, der im Felde steht, bei anderen hat der Vater schon auf dem Feld der Ehre sein Leben lassen müssen. Der weiße Sonntag trug den Charakter der Bescheidenheit. Auch der Wettergott zeigte sich nicht von seiner besten Seite. Zeitweise wartete er mit Regenschauern auf, die einen Aufenthalt auf der Straße fast unmöglich machten, sodaß im allgemeinen wohl mehr Wert auf eine schlichte häusliche Feier gelegt worden ist. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der gestrige Nationaltag für die 6. Kriegsanleihe wurde an den Sparkassen und Banken noch eifrig zur Zeichnung genutzt. Der Vortrag des Herrn Lehrer Schultheiß im Stern war sehr gut besucht. Der Redner legte noch einmal kurz die Gründe dar, die uns zur Zeichnung auf die Kriegsanleihe veranlassen müssen und schloß mit einem warmen Appell an die Zuhörer. Vor und nach dem Vortrag wurden kinematographische Darbietungen vorgeführt, während die Kapelle der Lichtspiele patriotische Stücke spielte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 17. April 1917
Ein glänzendes Ergebnis haben die Kriegsanleihezeichnungen in Bonn gebracht. Bei der hiesigen Reichsbanknebenstelle und ihren Vermittlungsstellen sind auf die sechste Kriegsanleihe rund 25 Millionen Mark gezeichnet worden, sieben Millionen mehr als auf die fünfte Kriegsanleihe. Diese Summe erhöht sich noch dadurch, daß die beiden hiesigen Sparkassen nur einen Teil ihrer Zeichnungen an die Reichsbank, einen andern vielmehr nach auswärts weitergegeben haben. Die Städtische Sparkasse hat von den insgesamt sechs Millionen Zeichnungen drei an die hiesige Reichsbank, die andern drei an die Landesbank in Düsseldorf, die Kreissparkasse hat nur eine halbe Millionen ihrer insgesamt fünf Millionen Zeichnungen an die hiesige Reichsbanknebenstelle, aber 3½ Millionen nach Düsseldorf an die Landesbank und eine Million nach Frankfurt weitergegeben. Da auch die nach auswärts weitergeleiteten Zeichnungen für Bonn mitzuzählen sind, erhöht sich die bei der hiesigen Reichsbank zusammengekommene Summe von 25 Millionen um 7½ auf 32½ Millionen Mark. Dazu kommen noch die bei der hiesigen Genossenschaftsbank für Rheinpreußen zusammenlaufenden Zeichnungen der dem Verbande der rheinpreußischen landwirtschaftlichen Genossenschaften angeschlossenen Genossenschaften; sei betrugen bis gestern abend 9½ Millionen (gegen acht Millionen bei der fünften Kriegsanleihe). Insgesamt sind also in Bonn rund 42 Millionen Mark gezeichnet worden.
Das Bankhaus Louis David hat auf die sechste Kriegsanleihe insgesamt 1¼ Millionen Mark gezeichnet.
Frauen und Mädchen für den Hilfsdienst in der Landwirtschaft. Die Korrespondenz der rheinischen Landwirtschaftskammer schreibt: Beim Arbeitsnachweis der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz in Bonn, Endenicher Allee 60, liegt eine größere Anzahl Meldungen von Frauen und Mädchen vor, welche sich zur Hilfeleistung in der Landwirtschaft bereit erklärt haben. Diese Leute wohnen zurzeit durchweg in größeren Städten und sind nur zum Teil mit Landarbeiten etwas vertraut, ein kleiner Prozentsatz stammt vom Lande. Bei Unterbringung dieser Hilfskräfte kommen in erster Linie solche landwirtschaftlichen Betriebe in Frage, welche in der Nähe größerer Städte liegen. Bei allen Meldungen wird die Gewährung voller Beköstigung und freier Wohnung verlangt, während die Ansprüche auf Barentlohnung bescheiden sind. Verheiratete Frauen legen Wert darauf, ihre Kinder mitnehmen zu dürfen. Bei dem außerordentlich großen Mangel an sonst gewohnten Arbeitskräften kann die Einstellung dieser freiwilligen Hilfskräfte nur dringend angeraten werden. Es ergeht daher an alle Landwirte, welche Arbeitskräfte benötigen, die dringende Aufforderung, sich unverzüglich mit dem Arbeitsnachweis in Verbindung zu setzen und diesem nähere Mitteilung über die Anzahl der gewünschten Arbeitskräfte, die zu verrichtenden Arbeiten und die bei voller Beköstigung gezahlte Barvergütung zu machen. Ueber die Zuweisung der Hilftskräfte wird alsdann der Arbeitsnachweis das Weitere in die Wege leiten.
Raps als Gemüse. Bei dem Mangel an Frühgemüse ist es zweckmäßig darauf hinzuweisen, daß auch der Winterraps verwendet werden kann. In den Gegenden, wo Raps angebaut wird, ist dies seit langer Zeit bekannt. Die Rapsfelder werden ausgelichtet, so daß nur alle 10 bis 20 Zentimeter eine Pflanze stehen bleibt. Die Oelgewinnung wird dadurch nicht beeinträchtigt, im Gegenteil gefördert. Die Zubereitung wie auch der Geschmack ist genau wie bei Spinat. Die Herzblättchen eignen sich außerdem sehr gut als Salat. Das städtische Lebensmittelamt wird aus dem eigenen Anbau an der Marktverkaufsstelle Raps verkaufen lassen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Viktoriabad hat seit kurzem zwar teilweise seinen Betrieb wieder aufgenommen, ist aber trotz der langen Pause in seinen Brausebadeinrichtungen nicht recht betriebsfähig. Die Brausen lassen kein kaltes Wasser durch. Ein Mischen des heißen Wassers mit kaltem Wasser ist also unmöglich. Natürlich ist das für die Gesundheit der Badenden recht unzuträglich.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 16. April. [...] In der Freitagnacht suchten Diebe den Kurparksaal heim. Sie zertrümmerten Fensterscheiben, Kronleuchten, Stühle, Flaschen und Gläser, leerten mehrere Flaschen Wein und beschmutzten dne Saalraum. In derselben Nacht wurde das Bootshaus des Godesberger Rudervereins 1911 erbrochen und darin 18 Spinde gewaltsam geöffnet. Gestohlen wurden 16 Paar Schuhe, Wolljacken, Strümpfe, Hosen, Blusen, Unterkleider usw. [...] Mit einer von dort mitgenommenen Leiter sind sie dann in das Bootshaus des Wassersportvereins eingestiegen, wo sie weniger gründliche Arbeit vornahmen. Nachdem sie im ersten Spind nichts vorgefunden hatten, nahmen sie Abstand von jeder weiteren Zerstörung, wohl aus dem Grunde, weil sie genug bepackt waren. Erst vor zehn Tagen war das an gleicher Stelle am Rheinufer gelegene Bootshaus des Pädagogiums erbrochen und ausgeraubt worden. Man vermutet, daß diese Einbruchsdiebstähle, wie auch die vielen, die in den letzten vier bis fünf Wochen hier und in der Umgegend verübt worden sind, allesamt auf das Konto jenes militärischen Deserteurs zu setzen sind, der vor Monatsfrist aus seiner Gefängnishaft in Trier entwichen ist und nun seit dieser Zeit mit Spießgesellen und Hehlern sein Unwesen hier treibt. Der Mangel an Polizeiorganen kommt ihm dabei zu statten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Sparsamkeit mit Lebensmitteln. Vom städtischen Lebensmittelamt wird die Bevölkerung nochmals auf das eindringlichste ermahnt, beim Verbrauch von Lebensmitteln die größte Sparsamkeit anzuwenden. Zur Zeit bestehen die größten Ernährungsschwierigkeiten, es ist daher vaterländische Pflicht jedes Einzelnen mit den Lebensmitteln so haushälterisch wie möglich umzugehen. Durch die Einschränkung der Brotmenge besteht zunächst die Gefahr, daß wir mit dem Brot nicht auskommen. Aber auch hier müssen unsere Hausfrauen, die während der Kriegszeit so manche Hilfsmittel schon kennen und schätzen gelernt haben, sich einrichten und auch hier wiederum zeigen, daß wir, wenn es erforderlich ist, auch mit der kleineren Menge auskommen.
Das städtische Lebensmittelamt hat durch die Zuweisung der oberen Behörden nicht genügend Fleisch erhalten, um in dieser Woche 250 Gramm Fleisch auf die Reichsfleischkarte und 250 Gramm Fleisch als Brotersatz auf die Zusatzfleischkarte ausgeben zu können. Es werden daher am Mittwoch nur 100 Gramm Speck auf die Reichsfleischkarte ausgegeben, dagegen wird am Sonnabend, den 21. ds. Mts., unter allen Umständen Fleisch als Brotersatz zum billigen Preise ausgegeben, und zwar 250 Gramm auf den Kopf. Zum Ausgleich für die gekürzte Fleischmenge am Mittwoch, den 18. ds. M., werden in dieser Woche noch besonders gegen Warenkarte Nr. 12 ¼ Pfund (125 Gramm) Graupen ausgegeben. [...]
Androhung schwerer Strafen. Einzelne Einwohner haben sich unter der fälschlichen Behauptung, ihre Lebensmittelkarten verloren zu haben, vom Lebensmittelamt neue Karten ausstellen lassen. Durch diesen Doppel-Bezug von Lebensmitteln wird die Durchführung der Lebensmittel-Versorgung in der bedenklichsten Weise gefährdet. Es ist daher unbedingt erforderlich, daß die Lebensmittelkarten vom Inhaber persönlich sorgfältig aufbewahrt und nur in den dringendsten Fällen aus der Hand gegeben werden. Kleinen Kindern dürfen Lebensmittelkarten unter keinen Umständen anvertraut werden. Unrichtige Angaben über den Verlust von Lebensmittelkarten und doppelter Bezug von Lebensmitteln werden strafrechtlich schwer geahndet. In jedem Falle wird unnachsichtig das Strafverfahren eingeleitet. [...]
Hereingefallen. Ein Schwindler lockte am Samstag zwei Frauen nach der Theaterstraße, wo er ihnen ein Paket für 60 Mark übergab, das angeblich Speck und Schinken enthalten sollte. Um die Frauen zu überzeugen, daß das Paket auch tatsächlich Speck enthalte, löste er an einer Stelle die Umhüllung, wobei eine Speckschwarte sichtbar wurde. Als die Frauen zu Hause die Umhüllung ganz wegnahmen, fanden sie außer der Speckschwarte nur einige Steine vor.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 18. April 1917
Gegen den Lebensmittelankauf auf dem Lande. Man schreibt uns: In letzter Zeit hat der Ankauf der Lebensmittel auf dem Lande durch Händler und Verbraucher Umfang und Formen angenommen, welche geeignet sind, die allgemeine Versorgung der Bevölkerung in naher Zukunft direkt in Frage zu stellen und die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu schädigen. In Mengen deren Andrang die Eisenbahn kaum zu bewältigen imstande ist, strömt die großstädtische Bevölkerung aufs Land. Die Landleute werden aufgesucht und zur Abgabe von Lebensmitteln zuweilen unter Drohungen veranlaßt. Die Abgabe erfolgt vielfach unter Ueberschreitung der Höchstpreise. Aber auch abgesehen davon wird die geordnete Versorgung der Bevölkerung unmöglich, wenn solche Lebensmittel, die zur Verfügung der öffentlichen Hand abzuliefern waren, in immer größerem Umfange der Allgemeinheit entzogen werden. Dabei handelt es sich um außerordentliche Mengen. Aus eine Kreise sind nach den vorliegenden Nachrichten an einem einzigen Sonntage 700 Zentner Kartoffeln verbotener Weise ausgeführt worden, die der Kreis jetzt der auf seine Zufuhr angewiesenen städtischen Bevölkerung nicht mehr liefern kann; in großem Umfange erfolgt auch der verbotene Erwerb und die Ausführung von Fleisch und anderen Lebensmitteln. Es liegt auf der Hand, daß durch solchen Aufkauf der städtischen Bevölkerung in ihrer Gesamtheit nur Schaden erwächst. Was einzelne in dieser Weise erwerben oder sich durch Ankäufer erwerben lassen, bringt ihnen zwar einen Vorteil, der ihnen bei genügendem Vorrat für alle zu gönnen wäre. Da der gesamte Vorrat aber nur bei sorgsamer Erteilung für alle genügt, schädigt solches Vorgehen einzelner die große Zahl derjenigen, die sich solche Sondervorteile nicht verschaffen können oder wollen. Die Art und Weise, in welcher die Ankäufer neuerdings auftreten, lassen aber noch einen unverhältnismäßig höheren Schaden entstehen. Es ist festgestellt, daß das Publikum bei starkem Frost Kartoffelmieten aufgebrochen hat. Was von dem Inhalt nicht mitgenommen wurde, war so dem Verderben verfallen. Die jetzt aufgetauten Wintersaaten werden durch achtloses Betreten der Felder beschädigt oder vernichtet. Die gleiche Gefahr droht demnächst den mit Kartoffeln, Gemüse oder Sommergetreide bestellten Feldern.
Es ist Pflicht der Behörden gegen diese Mißstände einzuschreiten. Dies ist der Zweck der von den Militärbehörden erlassenen Bekanntmachungen. Durch scharfe Kontrolle in den ländlichen Erzeugergebieten, in den Zugangsstraßen zur Eisenbahn und in dieser selbst sollten der Aufkauf und die Wegschaffung der Lebensmittel soweit sie der öffentlichen Bewirtschaftung unterliegen, verhindert werden. Lebensmittel, welche der Bekanntmachung zuwider eingekauft sind, verfallen der Beschlagnahme. Dabei wird jede kleinliche und schikanöse Belästigung des reisenden Publikums nach Möglichkeit vermieden werden. Von dem gesunden Sinn der Bevölkerung darf aber erwartet werden, daß sie sich schon von sich aus den Bestimmungen der Bekanntmachung unterwirft. Zum Wohle des Ganzen muß heute jeder die durch die Lage gebotenen Beschränkungen auf sich nehmen; niemand darf den Bestimmungen zuwider sich Vorteile verschaffen, welche die Versorgung der Allgemeinheit beeinträchtigen müssen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ausländisches Mehl. Der Höchstpreis für ausländisches Weizen- und Roggenmehl an Verbraucher ist auf 2 Mark für das Pfund festgesetzt worden.
Der Bonner Wochenmarkt war gestern etwas besser beschickt als Ende der vorigen Woche. Im ganzen waren etwa 30 bis 35 Verkäuferinnen erschienen, darunter auch einige vom Lande. Spinat war wieder ziemlich viel vorhanden, ebenfalls Schwarzwurzeln und Feldsalat. [...] Seit einigen Tagen kommen auch wieder frische Blumen wie Veilchen, Tulpen und Hyazinthen auf den Markt, die flotten Absatz finden. Die Preise für diejenigen Waren, für die keine Höchstpreise festgesetzt sind, waren im allgemeinen unverändert. Der Verkauf war durchweg flott, besonders in Spinat, Feldsalat und Schwarzwurzeln.
Der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte gestern etwas bessere Zufuhren als am letzten Hauptmarkttage. Im ganzen waren etwa 20 Gemüsebauern erschienen; vorwiegend war Spinat sowie auch einige Körbe mit Gemüsepflanzen vorhanden. Der Spinat wurde wieder großenteils von der Stadtverwaltung Bonn aufgekauft.
Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt war gestern wieder recht lebhaft, besonders im Spinat und Fischen. Verkauft wurden außer Spinat noch Karotten, ausländische Zwiebeln, Breitlauch und Raps das Pfund zu 25 Pfg. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Duisdorf, 19. April. Der weiße Sonntag war für unsere Gemeinde ein Tag der Freude und Trauer. Am Morgen wurden 79 Kinder zur ersten hl. Kommunion geführt und nachmittags fand ein Begräbnis statt, wie ein ergreifenderes in unserer Gemeinde wohl noch nicht gehalten worden ist. Schon eine große Zahl von hiesigen Kriegern hat ihr Blut und Leben für Kaiser und Reich dahingegeben. Ihre Heldengräber liegen weit von hier nach den verschiedensten Richtungen der Windrose. Gestern nun haben wir zum ersten Male einen entschlafenen Helden in unserer Mitte dem Schoße der Erde übergeben. Es war ein Jüngling von 19½ Jahren, Karl Hermann Faßbender, der in einem Militär-Lazarett in Köln verschieden ist. Welcher Liebe und welch inniger Teilnahme der Verblichene sich erfreute, dafür legte Zeugnis ab der schier endlose Trauerzug, der sich zu unserem Kirchhof bewegte. Den Zug eröffnete der Kriegerverein; dann folgten eine Musikkapelle, der kath. Jünglings-Verein, über 60 weißgekleidete Mädchen und sämtliche Kommunionkinder. Ein Gesangchor, aus hiesigen Feldgrauen gebildet, sang unterwegs und auch am Grabe. Der Sarg wurde ebenfalls von hiesigen Soldaten getragen. Zu Kopf des Grabes nahm die Kriegerfahne Aufstellung und zu beiden Seiten weiß gekleidete Kinder. Kaum hatte Herr Vikar Decker die kirchliche Einsegnung vollzogen, da nahmen diese Kinder die Blumen aus ihren Körbchen und streuten sie über den Sarg. Alle Umstehenden waren tief ergriffen, und in vielen Augen perlten Tränen bei diesem Gruß der Kleinen. Der Gesangchor sang ein schönes Grablied, und die Musikkapelle spielte Trauerweisen. Ein prachtvoller Kranz vom Jünglingsverein wurde dem jungen Helden als letzter Gruß ins Grab geworfen. Die Kriegerfahne senkte sich dreimal zum Abschiedsgruß, worauf eine große Zahl von Kränzen am Grabe niedergelegt wurde. Möge der liebe Soldat sanft in unserer Mitte ruhen!
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Zur Lebensmittelversorgung in Bonn.
Mit der Verminderung der Brotration wird der Bevölkerung ein neues schweres Opfer auferlegt. Die Erhöhung der Fleisch- und Kartoffelmenge wird einigen Ausgleich schaffen. Die Schwere der neuen Last wird dadurch jedoch in vollem Umfange nicht behoben. Aber wir stehen vor einer harten Notwendigkeit, der wir nicht mehr ausweichen können. So ist für uns in der Volksernährung die letzte Entscheidung, in der wir ebenso wenig versagen dürfen, wie unsere Braven an der Front.
In erster Linie wird nochmals ein warmer Appell an unsere Hausfrauen gerichtet, daß sie sich nunmehr mit den veränderten Verhältnissen gut abfinden und vor allen Dingen durch sparsame Brotverteilung dafür sorgen, daß in der ganzen Woche Brot auf dem Tische ist und nicht nur in den ersten Tagen der Woche. Die Ausgabe von 5 Pfund Kartoffeln nebst der entsprechenden Zulage für Schwerarbeiter ist bis auf weiteres gesichert. Die Fleischversorgung klappt in dieser Woche noch nicht ganz, weil die Zufuhr von Schlachtvieh nicht glatt geregelt werden konnte. Dafür werden am Mittwoch nur 100 Gramm Speck ausgegeben und als Zulage 125 Gramm Graupen.
Die Gast- und Schankwirtschaften sowie die Krankenhäuser werden auf Grund ihrer Bezugscheine so weit wie möglich beliefert werden.
Durch die wesentliche Erhöhung der Fleischversorgung muß in die Viehbestände schwer eingegriffen werden. Selbstverständlich werden von den Rindern die wirtschaftlich erforderlichen Zugochsen, Zugkühe und wertvolles Zuchtvieh sowie milchreiche und erkennbar tragende Kühe und Fersen geschont werden, ebenso Schafe wegen des hohen Wollbedarfs des Heeres und ihrer verhältnismäßig geringen Bedeutung für die Fleischversorgung.
Dagegen wird in den Schweinebestand rücksichtslos eingegriffen werden. Jeder entbehrliche Scheffel Getreide aller Art, jede Kartoffel muß bis zur neuen Ernte der menschlichen Ernährung dienen. Es werden daher im wesentlichen nur Zuchtsauen und Eber, Ferkel und Läufer so lange durchgehalten, bis Weide und Grünfutter zur Verfügung stehen. Alle übrigen Schweine müssen dagegen in den nächsten Wochen zur Schlachtung gelangen.
Mißstände, wie sie sich bei der Schweineschlachtung im Jahre 1915 ergaben, sind jetzt ausgeschlossen, da jedes geschlachtete Schwein für Heer und Stadtbevölkerung sachgemäße Verwendung finden kann. [...]
Die städtische Schweinemast wird mit Rücksicht darauf, daß sie noch mit genügenden Futtermitteln versehen ist, aufrecht erhalten.
Die Kriegsküchen haben sich mit ihrer Teilnehmerzahl auf der alten Höhe von 6.000 gehalten. [...]
Die Saatkartoffel-Zufuhr ist in der letzten Zeit immer noch nicht befriedigend. Es ist jedoch zu hoffen, daß in den nächsten Tagen größere Sendungen eintreffen. Die in Frage kommenden Landwirte werden dann sofort benachrichtigt werden.
In der Gemüseversorgung ist leider noch keine Besserung eingetreten. Durch die Neuregelung der Reichsgemüsestelle ist vollständige Freizügigkeit auf dem Gemüsemarkt eingetreten. Aus diesem Grunde mußte auch die bisher geübte Anordnung, daß in Bonn Händler Gemüse nur dann kaufen durften, wenn sie einen von der Stadt ausgefüllten Schein hatten, aufgehoben worden. Bei der Frage der Gemüseversorgung muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß der Gemüsebau eine große Mißernte infolge des kalten und anhaltend schlechten Wetters hatte. Es besteht jedoch Aussicht, in der nächsten Zeit größere Gemüsemengen aus Holland einführen zu können. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 19. April 1917
Wer Bienenwachs in Mengen von insgesamt mehr als ein Kilogramm in Gewahrsam hat oder wer Bienenwachs im Inland gewinnt, ist verpflichtet, der Kriegs-Schmieröl-Gesellschaft auf ihr Verlangen Auskunft über seine Bestände und die voraussichtliche Erzeugung zu erteilen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Konzert an der Arndt-Eiche. Die Kapelle des Regts. 609 Bonn, wird heute Donnerstag mittag 12 – 1 Uhr an der Arndt-Eiche konzertieren.
„Su, dat hammer widde!“ Ein etwa 10jähriger Junge ließ gestern mittag vor dem Kaiserdenkmal einen kleinen Eimer zu Boden fallen, in dem er das Essen aus der Universitäts-Kriegsküche geholt hatte. Der Knabe war zuerst ganz verwirrt, kniete dann aber rasch nieder und schöpfte mit beiden Händen die vollständig ausgelaufene Kartoffelsuppe in den Eimer zurück. Dabei ging er derart gründlich zu Werke, daß nur noch ein nasser Flecken die Unfallstelle anzeigte. „Su, dat hammer widde“, sagte der Junge beim Aufstehen, klappte den Deckel auf den Eimer und rieb sich die Hände an der Hose rein. Dann ging er unter dem Beifall der Umstehenden vergnügt seiner Wege.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wissenschaftliche Vorträge. Heute abend findet der letzte derselben statt. Unser langjähriger Mitbürger und Theaterdirektor, Herr Hofrat Beck, München, wird heitere und ernste Werke neuerer Schriftsteller vorlesen, womit der sicherlich seinen zahlreichen hiesigen Freunden und Verehrern eine große Freude bereitet, die überdies in den schweren Zeiten allen doppelt willkommen ist.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 20. April 1917
Keine Butter, sondern 30 Gramm Margarine werden diese Woche auf die Buttermarke verkauft. [...]
Vorsicht bei Mitteilungen über Kriegslieferungen. Die Kriegsamtsstelle Koblenz schreibt: Die Firmen, die mit der Ausführung des Rüstungsprogramms betraut sind, und die ihren Bestellungen auf Maschinen und Materialien Bescheinigungen darüber beifügen müssen, welcher Art und welchen Umfanges ihre Lieferungen und welches die militärischen Abnahmestellen sind, müssen wegen der Gefahr der Spionage sorgsam darauf achten, daß das Unterpersonal oder die Belegschaft des betreffenden Betriebes keine allzu eingehende Kenntnis über die den Firmen durch die Beschaffungsstellen erteilten Gesamtaufträge erhalten. Bescheinigungen über die Art und den Umfang des Betriebes usw. werden zweckmäßig nur dann Gesuchen usw. beigefügt, wenn sie von einer militärischen Dienststelle ausdrücklich verlangt oder angefordert werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Militärpapiere stets mit sich führen. Kürzlich hat der Gouverneur der Festung Köln den Befehl erlassen, daß die nicht zum Heeresdienst eingezogenen militärpflichtigen Personen ihre Militärpapiere stets bei sich tragen müssen. Ein 33jähriger Schneider, der der Verordnung zuwider ohne Militärpapiere angetroffen wurde, wurde wegen Vergehens gegen das Gesetz über den Belagerungszustand vom Außerordentlichen Kriegsgericht in Köln zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 19. April. Als tausendster Besucher der Goldankaufstelle in Godesberg erhielt Fräulein Käthe Dennert von hier die ehrende Auszeichnung einer an einer Silberkette zu tragenden, in Silber eingefaßten eisernen Gedenkmünze mit der Prägung auf der Vorderseite „Gold gab ich zur Wehr, Eisen nahm ich zur Ehr“. Das Relief der anderen Fläche trägt die Umschrift „In eiserner Zeit 1917.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Das Gemüse am Vorgebirge. Im Laufe der vergangenen Woche hat man am Vorgebirge den ersten Kopfsalat, [...] ins Freie ausgepflanzt. In andern Jahrgängen konnte das bei günstigerer Witterung schon drei Wochen früher geschehen. Jetzt ließen sich die Pflänzchen nicht länger zurückhalten. Selbst bei günstiger Witterung wird er mindestens 2 bis 3 Wochen nach dem Wintersalat zeitig sein. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 21. April 1917
Fleisch. Am heutigen Samstag wird erstmalig das Brotersatzfleisch verkauft, und zwar für jeden Erwachsenen ½ Pfund Rindfleisch, Kalbfleisch oder Schweinefleisch zu 0,90 M. das Pfund. Außerdem wird Blut- und Leberwurst das Pfund zu 0,80 M. verausgabt. Beim Einkauf von Blut- und Leberwurst ist neben dem entsprechenden Abschnitt der Zusatz-Fleischkarte auch die Warenkarte Nr. 11 abzugeben. Jeder Andrang zu den Metzgergeschäften ist unnötig, da so reichlich Fleisch an die Metzger verteilt wird, daß jeder die bestimmte Menge unter allen Umständen erhalten kann.
Am Mittwoch nächster Woche wird auf die Reichsfleischkarte Rindfleisch, Kalbfleisch und Fleischwurst verabfolgt, und zwar zum Preise von 2,80 M. das Pfund.
Fett. In der kommenden Woche werden 30 Gramm Margarine, sowie 30 Gramm Butter auf die entsprechenden Abschnitte der Speisefettkarte ausgegeben.
Kartoffeln. Auf die Kartoffelkarte werden 5 Pfund Kartoffeln ausgegeben, auf die Zusatzkartoffelkarte weitere 3 Pfund, als Zusatz zu den Kartoffeln in der Woche vom 23. bis 29. April auf die Warenkarte Nr. 20 150 Gramm Steckrübenschnitzel (Dörrgemüse), auf die alte Warenzusatzkarte Nr. 25 weitere 150 Gramm Steckrübenschnitzel. [...]
Lebensmittelkarten. Einzelne Einwohner haben sich unter der unrichtigen Angabe, ihre Lebensmittelkarten verloren zu haben, vom Lebensmittelamt neue Karten ausstellen lassen. Ein solcher Doppelbezug von Lebensmitteln gefährdet die Durchführung der Lebensmittelversorgung in der bedenklichsten Weise und wird schwer bestraft.
Milchversorgung. Infolge der lang andauernden kalten Witterung und des dadurch bedingten Ausbleibens von Grünfutter, das schon lange an Stelle des verbrauchten Winterfutters hätte treten müssen, wird die Milchknappheit noch einige Zeit anhalten. Die Bürgerschaft möge diesen ungewöhnlichen Verhältnissen Rechnung tragen und ihre Ansprüche danach einrichten.
Bekleidungsamt. Die immer wieder auftauchenden Gerüchte, als würden demnächst für Bezugsscheine Gebühren erhoben, entbehren jeder Grundlage. Man weise daher die Erzähler zurecht. Da bei der Ausfertigung von Bezugsscheinen der Bestand des Antragsstellers an Kleidungsstücken festzustellen ist, möge man bereitwilligst Auskunft darüber geben. Bezugsscheine für Turnschuhe zum Turnen in den Schulen können nicht mehr ausgestellt werden, desgleichen für Stoffe zur Anfertigung von Vorhängen, Markisen, Wettervorhängen und dergleichen. Die neuen Höchstmaßlisten für Geschäftsleute sind auf dem Bekleidungsamt zu haben. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Nachrichten des Lebensmittelamts der Stadt Bonn.“)
Unsere Schüler als landwirtschaftliche Hilfsarbeiter. Heute ist schon ein Monat verflossen, seit dem die Schüler der hiesigen höheren Schulen zur Ausbildung für landwirtschaftliche Arbeiten an verschiedene hiesige Arbeitsplätze überwiesen wurden. Sie haben in dieser Zeit alle Erwartungen voll und ganz erfüllt. Manchem mag ja das Handhaben der schweren ungewohnten Werkzeuge größere Anstrengung gekostet haben. Aber man soll ja immer mit frohem Mut auch an die geringste Arbeit herangehen. Der größte Teil der Jungens ist schon Gärtnern und Landwirten unserer Vororte überwiesen. Daß diese mit den Jungen sehr zufrieden sind, geht schon daraus hervor, daß die Nachfrage nicht ganz befriedigt werden kann.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Strafkammer verkündigte am Freitag das Urteil gegen die Eheleute aus Bonn, die sich in vergangener Woche wegen übermäßiger Preissteigerung für Gegenstände des täglichen Bedarfs zu verantworten hatten. Der Kaufmann selbst wurde freigesprochen. Die Ehefrau hingegen, die mehrmals solche Preissteigerungen und in erheblichem Umfange vorgenommen hatte, wurde zu 1000 Mark Geldstrafe verurteilt. Weil sie Butter gekauft hatte, ohne sie dem Lebensmittelamte anzumelden und die entsprechenden Buttermarken abzugeben, wurde sie mit zehn Mark bestraft.
Für die Besucher der kommenden Baumblüte. Der Gouverneur hat eine Verordnung erlassen, durch die das Abreißen vor Blüten und Früchten der Obstbäume unter Androhung von schweren Strafen verboten wird. Der vollständige Inhalt dieser Verordnung ist an den öffentlichen Anschlagstellen einzusehen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 22. April 1917
Das billige „Brotersatzfleisch“ wurde gestern zum erstenmal in den hiesigen Metzgereien ausgegeben. In allen Metzgerläden war gestern morgen der Andrang sehr groß, denn jede Hausfrau wollte sich natürlich die ihr zustehende Menge sichern. Es war jedoch so viel Fleisch vorhanden, daß alle befriedigt werden konnten und viele Metzger noch erhebliche Vorräte übrig behielten, vor allem Wurst war gestern abend noch in fast allen Metzgereien vorhanden. Der Preis von 80 Pfg. das Pfund für die Käufer der Klassen A und B ist noch geringer wie der frühere Friedenspreis. Am heutigen Sonntag können sich also selbst die ärmsten Familien ohne sorgenvolle Bedenken einen Sonntagsbraten leisten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Kriegsküche Kessenich, die ihren 1000 Teilnehmern das Essen mit großer Sorgfalt zubereitet, erfreut schon durch ihre herrliche Lage; im Sommer muß es ja einfach prächtig dort sein, so zwischen dne blühenden Bäumen zu sitzen; um sich herum all das liebe Grün und vor sich ein Schüsselchen, das duftet nach einem schmackhaften Essen. Herr Stadtv. Butscheidt, der Tag für Tag als Aufsichtsführender in der Küche weilt, versteht es recht gut, unterstützt durch vortreffliche Hilfe der Ehrendamen und Köchinnen, Jedem gerecht zu werden. Ein anmutendes Bild, wenn des Mittags die Frauen und Mädchen aus einer in der Nähe gelegenen Munitionsfabrik kommen, ihr Essen mit einem gesunden Appetit einnehmen; auch hört man hin und wieder die so mütterliche Frage: „Auch alle satt?“ Wer nicht seine ganze Schüssel mag, gibt sie einer Nachbarin, als sei es selbstverständlich, daß Einer dem Anderen in dieser Zeit helfen soll!
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 21. April. In der Volksküche im ehemaligen Hotel Hüttenrauch werden täglich etwa 1600 Literportionen verabreicht. Der dritte Teil gelangt für die Verpflegung der Militärpersonen der hiesigen Lazarette zur Verteilung. Die Küche ist bestrebt, die vorhandenen Lebensmittel bis ins Kleinste auszunutzen. Auf eine rationelle Verwertung aller Nährbestandteile ist ein besonderes Augenmerk gerichtet. So wird z. B. aus den Knochenabfällen der Küche durch ein chemisches Verfahren eine nicht unerhebliche Menge Fett gewonnen. Die beim Auskochen erzielte Knochenbrühe ist sehr nahrhaft, der Knochenschrott gelangt auf der Geflügelfarm der Lazarette zur Verwendung.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Bonner Bergwerks- und Hüttenverein, Zementfabrik in Oberkassel. Zu Beginn der heutigen Hauptversammlung gedachte der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Herr Stürtz, der im letzten Jahre gefallenen Werkangehörigen. Er führte dabei aus: Heute sind unsere Blicke auf den Westen gerichtet, wo unsere tapferen Krieger Uebermenschliches leisten. Wir alle sind der festen Ueberzeugung, daß es unter der Führung Hindenburgs gelingen wird, den Siegfriedwall zu halten, zu dessen Erbauung auch unser Material mit beigetragen hat. Die Versammlung genehmigte dann den (schon mitgeteilten) Abschluß für das Geschäftsjahr 1916, erklärte sich mit der vom Aufsichtsrat vorgeschlagenen Gewinnverteilung einverstanden und setzte die sofort zahlbare Dividende auf 10 v. H. für die Stammaktien (im Vorjahre 9 v. H.) und auf 5 v. H. für die Vorzugsaktien fest. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 23. April 1917
Etwa 40 Vertreter der Bonner Arbeiterschaft waren auf Samstag abend vom Oberbürgermeister zu einer Besprechung über die Lebensmittelversorgung in den Rathaussaal geladen. Oberbürgermeister Spiritus begrüßte sie herzlich. Die Stadtverwaltung wolle alles irgendwie Mögliche tun, um die schwierige Lebensmittelfrage zu einem glücklichen Ende zu führen. Die Besprechung möge aufklären und vor allem Vertrauen zur städtischen Verwaltung schaffen, und die Arbeitervertreter möchten dann in den Kreisen, der Vertrauen sie genießen, weiter um Vertrauen zur Stadtverwaltung werben. Beigeordneter Piehl schilderte dann den gegenwärtigen Stand der Lebensmittelversorgung im allgemeinen, vor allem die zwingende Notwendigkeit, den Brotverbrauch einzuschränken. Er ging auf die Ursachen dieser notwendigen Einschränkung näher ein und besprach die Maßnahmen, die den Brotmangel weniger fühlbar machen sollen: die Ausgabe des billigen Fleisches und die Verbesserung der Kartoffelversorgung. Er besprach ferner die besonderen Bonner Verhältnisse, betonte, die Kartoffelausgabe in der jetzigen Menge sei für die nächsten acht Wochen unbedingt gesichert, hielt aber eine Verschlechterung der Fettversorgung als Folge der erhöhten Fleischversorgung leider für möglich und erwähnte namentlich die Fürsorge der Stadtverwaltung für die Kriegsküchen. An diese Ausführungen schloß sich eine etwa zweistündige Aussprache, in der die Arbeitervertreter der verschiedensten Betriebe und Parteirichtungen ausgiebig zu Worte kamen. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Lebensmittelversorgung und Arbeitervertreter. […] In der Aussprache der anwesenden Arbeitervertreter wurde einmütig der Wille zum Durchhalten zum Ausdruck gebracht. Es wurde bereitwillig anerkannt, daß die Stadtverwaltung alles tue, um den Ansprüchen der Bevölkerung gerecht zu werden. Gleichzeitig wurde aber auch der Wunsch ausgesprochen, daß die Stadtverwaltung in möglichst eingehender Weise auf die höheren Stellen einwirken möge, damit die wirklich vorhandenen zahlreichen Mängel abgestellt werden. Besonderes Interesse, so führten fast alle Redner aus, sei der Ernährung der Rüstungs- und Schwerarbeiter zu widmen, die gerade jetzt ihre ganzen Kräfte in den Dienst des Vaterlandes stellen müssen. Hierbei kamen aber auch eine Reihe von Mängeln zur Sprache, die sich hinsichtlich der Verteilung der Hindenburgspende ergeben haben. Die Verteilung geschieht nach Ansicht der Arbeitervertreter oft höchst eigenartig. Ein Werk hat z. B. angeordnet, daß bei Ueberweisungen von Lebensmitteln aus der Hindenburgspende die Arbeiter die Waren bis zu einem bestimmten Zeitpunkt abholen müssen. Anderenfalls gehen ihre Ansprüche verloren. Ein solches Verfahren ist, wie Beigeordneter Piehl bemerkte, entschieden zu verurteilen. Die Waren werden nicht dem Werk, sondern den Arbeitern zur Verfügung gestellt. Auch wurde von verschiedenen Seiten über mangelnde Kontrolle geklagt. Zum Teil gelangen die Arbeiter nicht voll in den Besitz der ihnen zustehenden Menge. Der Herr Oberbürgermeister sagte Prüfung aller Beschwerden und schleunige Abstellung der Mißstände zu.
Ein Vertreter der Bauarbeiter stellte die Anfrage, ob die Bauarbeiter als Schwer- oder Schwerstarbeiter zu gelten haben. Beigeordneter Piehl erwiderte, daß diejenigen Bauarbeiter, die in der Rüstungsindustrie beschäftigt sind, als Schwerstarbeiter gelten, während die übrigen die Schwerarbeiterzulagen erhalten. Lebhafte Klagen wurden über die Ernährung der Kriegsgefangenen geführt. Nach Feststellungen einiger Arbeitervertreter ist in einem Falle auf Betreiben des wachthabenden Unteroffiziers den Gefangenen mehr zugebilligt worden als den übrigen Arbeitern. Sind die Gefangenen überhaupt als Schwerstarbeiter zu betrachten?
Beigeordneter Piehl betonte, daß hierüber der Gewerbeinspektor zu entscheiden habe, nach welchem sich die Verwaltung bezüglich der Zuweisung der Lebensmittel richten müsse. Nach einigen weiteren kleinen Anfragen, die in zufriedenstellender Weise von der Verwaltung beantwortet wurden, schloß Oberbürgermeister Spiritus die Sitzung mit dem Wunsche und der Hoffnung, daß alle durchhalten und bestrebt sind, Mißverständnisse und Irrtümer aufzuklären. Jedenfalls dürfe die Bevölkerung davon überzeugt sein, daß die Stadtverwaltung alles tue, was in ihren Kräften steht, um die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Arbeiterschaft und Lebensmittelversorgung in Bonn. Von jeher haben wir die Auffassung vertreten und betont, daß in der Lebensmittelversorgung eine weitgehende Belehrung der Bevölkerung vielen unberechtigten Klagen den Boden entzieht und den berechtigten Klagen den Weg zur Besserung ebnet. Wir können daher auch nur Anerkennung dafür haben, daß unsere städtische Verwaltung insbesondere der Teil, welcher die Lebensmittelversorgung zu bearbeiten hat, diese Ansicht teilt und in richtiger Erkenntnis der großen Bedeutung einer Aufklärung auf Samstagabend die Vertreter der Arbeiterschaft zu einer Aussprache über die Lebensmittelversorgung in den Sitzungssaal des Rathauses eingeladen hatte. Daß sie damit einem Bedürfnis nachgekommen war, bewies auch der zahlreiche Besuch […]
Oberbürgermeister Spiritus betonte in einem Schlußwort, daß man stets bei Anlaß zu Klagen vertrauensvoll sich an das Lebensmittelamt wenden möge, entweder schriftlich, oder dann mit Namensangabe, oder durch persönliches Vorsprechen. Man dürfe überzeugt sein, daß allen berechtigten Klagen Gehör geschenkt werde. Ueber allen Fragen müsse uns heute das Vaterland stehen. Daß unsere vaterländische Sache nicht unterliege, sei heute die Pflicht eines jeden deutschen Mannes, jeder müsse dazu beitragen, daß der Krieg zu einem guten Ende geführt werde. Die Aussprache hat, dessen sind wir gewiß, alle Beteiligten sehr befriedigt und dürfte gewiß ihre guten Wirkungen nicht verfehlen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 24. April 1917
Das Kriegswirtschaftsamt für die Rheinprovinz, das, wie berichtet, demnächst von Koblenz nach Bonn verlegt werden soll, wird im neuen Gebäude der Landwirtschaftskammer an der Endenicher Allee untergebracht werden.
Um den Kleingeldmangel zu steuern, hat die hiesige Lese Heftchen von 20 Gutscheinen zu je 25 Pfg., zusammen also für fünf Mark, herausgegeben, die im Verkehr mit dem Kellner und dem Weingeschäft gelten.
Hühner und Kaninchen. In einer der letzten Nächte sind Diebe in ein Gehöft an der Endenicher Straße eingebrochen, um dort sechs Hühner im Werte von 60 M. abzuschlachten und zu stehlen. In der gleichen Nacht sind in der Maxstraße fünf Kaninchen im Werte von 180 M. und am Hochstadenring sieben Kaninchen im Werte von 200 M. gestohlen worden, in beiden Fällen mittels Einbruch.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Keine Befreiung oder Zurückstellung vom Hilfsdienst. Die täglich beim Kriegsarbeitsamt einlaufenden Gesuche um Befreiung oder Zurückstellung vom Hilfsdienst geben Veranlassung, auf folgendes hinzuweisen: Eine Befreiung oder Zurückstellung vom vaterländischen Hilfsdienst vom 5. Dezember 1916 überhaupt nicht. Gegen die aufgrund des § 7 des Gesetzes ergangene besondere schriftliche Aufforderung können der Hilfsdienstpflichtige oder sein bisheriger Arbeitgeber bei dem Ausschuß, von dem die Aufforderung ergangen ist, Vorstellung erheben. Die Aufforderung ist zurückzunehmen, wenn die Auflösung des bisherigen Beschäftigungsverhältnisses einen übermäßigen Schaden bereiten würde, sofern nicht die Bedürfnisse des Hilfsdienstes überwiegen. Unter der gleichen Voraussetzung kann die Frist aus § 7 Absatz 3 des Gesetzes verlängert werden. Der Vorsitzende des Ausschusses ist in diesem Falle berechtigt, einen Vorbescheid zu erlassen. Gegen diesen Vorbescheid kann der Entscheidung des Ausschusses angerufen werden, worauf im Vorbescheide hinzuweisen ist. Gegen die Ueberweisung steht die Beschwerde sowohl dem Hilfsdienstpflichtigen als auch seinem letzten Arbeitgeber zu. (§ 31 und 32 der Anweisung über das Verfahren bei den auf Grund des Hilfsdienstgesetzes gebildeten Ausschüssen vom 30. Januar 1917.)
Lichtspiele im Stern. Nirgends wechselt die Szene so schnell wie im Kino. Wurden wir am Samstag in das Reich unserer moskowitischen Nachbarn geführt, wo gegenwärtig so bedeutsame Umwälzungen vor sich gehen, so wurde der Beschauer gestern an das Strandleben in Scheveningen und in den Machtbereich eines indischen Fürsten geleitet. Eine jugendschöne Baronesse wird von dem indischen Fürsten, dem Maharadscha, aus Scheveningen nach seiner Heimat entführt, lebt dort als seine Lieblingsfrau und verschmäht im letzten Augenblick die Freiheit, sodaß ihr Vetter Victor, der sie als Seeoffizier und Gast des Fürsten zufällig im Harem erkennt, sich vergebens bemüht, sie auf den bereitstehenden nächtlichen Kahn aus dem Machtbereich des Fürsten zu bringen, um sie der europäischen Heimat wieder zuzuführen. Wenn man die Pracht der Szenen an dem orientalischen Fürstenhof wahrnimmt, begreift man die Zugkraft, die gerade dieser Film namentlich auf unsere Frauenwelt ausübt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
„Wie es gemacht wird“. Mit Interesse habe ich die hübsche Darstellung des Herrn Konditor-Obermeisters über die Verteilung von Torten in den Konditoreien und Cafés gelesen. Ich erinnere mich hierbei, daß man schon zu Friedenszeiten in den Konditoreien und Cafés sich auf das Verteilen der Torten sehr gut verstanden hat und daß unsere Konditoren und Kaffeewirte diese schöne Uebung während des Krieges zu einer geradezu meisterlichen Virtuosität entwickelt haben. Eigentlich müßte an jeder Tür geschrieben sein: Opernglas oder Krimstecher ist mitzubringen. Es zeugt wirklich von einer großen sozialen Geste, wenn man die Tortenstücke so einteilt, daß möglichst viele von einer Torte etwas haben können, und die soziale Einsicht unserer Kaffeewirte und Konditoren ist sicher zu loben, die ein Tässchen Kriegskaffee ohne Zucker und Milch mit nur 30 bis 40 Pfennig bewerten. Zugegeben ist, daß die Konditoren neuerdings mit erheblichen Kriegsschwierigkeiten zu kämpfen haben, aber man sollte doch über die Beziehungen der Konditoren zu ihrer Kundschaft und die so soziale Betätigung der Cafétiers und Konditoren keine allzu verzuckerte Meinung verbreiten. Eine alleinstehende Angestellte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Ueber die Kriegsernährungswirtschaft werden gegenwärtig in den Volksschulen Aufklärungsbilder verteilt, welche in einfacher, leicht faßlicher Form die Haupternährungsfragen behandeln: Ausnutzung des Bodens, Viehwirtschaft, Milch und Eierverteilung, Notwendigkeit des Beschlagnehmens, Groß- und Zwischenhandel usw. Die Bücher sollen von den Kindern abwechselnd gelesen und mit in die Familien genommen werden, damit auf diese Weise eine möglichst große Anzahl von Personen Kenntnis von den Inhalten nehmen kann.
Ueberweisung von Saatmais aus Rumänien. Der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz ist aus Rumänien Saatmais überwiesen worden. Preise und Lieferungsbedingungen können noch nicht bekanntgegeben werden. Bestellungen sind unter Beifügung der Saatkarten an die Saatstelle der Landwirtschaftskammer Bonn, Endenicher Allee 60, zu richten.
Heranziehung von Genesenden aus den Lazaretten zur Frühjahrsbestellung. Gemäß Erlaß des Herrn Kriegsministers vom 21. März 1917 sollen zu den bevorstehenden Frühjahrsbestellungen geeignete Genesende aus den Lazaretten herangezogen werden. Da in landwirtschaftlichen Kreisen vielfach Unkenntnis über die Möglichkeit der Heranziehung von Genesenden aus den Lazaretten zu den Bestellungen und sonstigen Arbeiten besteht, so geben wir diese Mitteilung wieder mit dem Hinzufügen, daß die Anträge auf die Gestellung solcher Arbeitskräfte durch die Kreis- und Landratsämter (Kriegswirtschaftstellen) an die betreffenden Reserve-Lazarette zu richten sind.
Beschaffung von Saatkartoffeln. Infolge der geringen Ernte ist die Beschaffung der erforderlichen Saatkartoffeln mit großen Schwierigkeiten verknüpft, besonders da sich der Bedarf der Rheinprovinz an Saatkartoffeln aus dem Osten auf so große Mengen herausgestellt hat, die nicht vorauszusehen waren. Es sind seitens der Landwirtschaftskammer der Rheinprovinz alle möglichen Bemühungen aufgewendet worden, wenigstens die unbedingt erforderlichen Mengen zu beschaffen, und sind aus den Ueberschußprovinzen des Ostens bis jetzt rund 1.200.000 Zentner zugesagt worden.
Wenn damit auch nicht der volle Bedarf gedeckt ist, so ist doch anzunehmen, daß auch für die in der letzten Zeit noch eingegangenen Nachforderungen wenigstens zu einem gewissen Teil sich Deckung wird schaffen lassen, sobald die Mieten im Osten geöffnet sind und die vorhandenen Vorräte sich bestimmt feststellen lassen. Die Heranschaffung solch großer Mengen erfordert natürlich längere Zeit und muß damit gerechnet werden, daß die Lieferung und damit die Auspflanzung der Kartoffeln etwas später erfolgt, als dies bisher in der Rheinprovinz erfolgen konnte. Durch den anhaltenden starken Frost konnte eine frühere Lieferung nicht in die Wege geleitet werden ohne Gefahr für Erfrieren der Kartoffeln. Nachdem jetzt auch in den östlichen Provinzen weiches Wetter eingetreten ist, hat man überall mit dem Verladen begonnen und ist Vorsorge getroffen, daß insbesondere die Frühkartoffeln so schnell als möglich verladen werden, und die Spätkartoffeln in möglichst kurzer Zeit folgen; irgendwelche Verzögerung durch langsame Gestellung von Waggons, die allgemein befürchtet wurde, ist bis jetzt nicht vorgekommen und ist damit zu rechnen, daß sich heute schon zirka 1000 Waggons unterwegs befinden. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 25. April 1917
Aus dem städtischen Lebensmittelamt
Infolge der langandauernden schlechten Witterung ist die
Gemüseknappheit
noch immer groß. Wenn jedoch das Wetter, wie zu hoffen ist, nunmehr sonniger wird, so wird auch bald wieder Gemüse auf den Markt kommen. Auf Veranlassung der Reichsstelle für Gemüse und Obst werden nun auch endlich die Höchstpreise für das ganze Reich einheitlich geregelt werden. Schon in den nächsten Tagen wird eine entsprechende Verordnung für die Höchstpreise des Frühgemüses im Regierungsbezirk Köln erlassen werden. Durch diese einheitliche Regelung wird vor allem die bedauerliche Erscheinung eingeschränkt werden, daß das Gemüse aus der Stadt Bonn und ihrer Umgebung in andere Gegenden wandert, während die Bonner Bevölkerung selbst nur ungenügend versorgt wird. Die jetzige gemüsearme Zeit sollte von neuem daran mahnen, alle nur irgendwie nutzbare Stoffe auch wirklich der menschlichen Ernährung zuzuführen. Leider geschieht das noch nicht überall, und namentlich die Einführung der wildwachsenden Gemüse in unsere Küchen begegnet noch vielen Vorurteilen, obwohl viele unserer Wildpflanzen ganz vorzüglich schmecken. In erster Linie wäre in diesem Zusammenhang der gewöhnlichen
Brennessel
zu gedenken, die jetzt überall, selbst im Inneren der Stadt so massenhaft anzutreffen ist, daß sie leicht pfundweise gesammelt werden kann. Die günstigste Zeit zum Ernten des Brennesselgemüses ist jetzt. Man verachte die Brennessel nicht und lasse sich durch ihren schlechten Ruf nicht davon abhalten, sie einmal als Gemüse zu versuchen. Gelegenheit dazu wird der Bonner Bürgerschaft schon in den nächsten Tagen gegeben sein, da die Brennessel auch auf der städtischen Gemüseverkaufsstelle auf dem Markt verkauft werden soll. Es kann sich dann jeder von dem vorzüglichen Geschmack der wie Spinat zubereiteten Brennessel überzeugen, vom Spinat unterscheidet sich das Brennesselgemüse nur durch seinen billigeren Preis.
Die Milchversorgung
ist noch immer recht knapp. Es hält schwer, die Versorgungsberechtigten, also die Schwerkranken und die Kinder bis zum sechsten Lebensjahr, mit der ihnen zustehenden geringen Milchmenge zu versorgen. Bei dieser Sachlage muß es geradezu als frevelhaft bezeichnet werden, da es immer noch Familien gibt, die sich durch Durchstechereien mit den Milchhändlern ohne Milchkarte Milch verschaffen. Dieses Vorgehen kann nicht scharf genug an den Pranger gestellt werden. Die Hausfrauen sollten doch endlich einsehen, daß es in der jetzigen Zeit, in der alles von der glatten Durchführung der Ernährung abhängt, einer deutschen vaterländischen Gesinnung unwürdig ist, durch Hintertüren die gesetzliche Regelung zu durchbrechen. Dasselbe gilt von dem noch immer in lebhafter Blüte stehendem Schleichhandel mit Mehl, Butter, Fleischwaren usw.
Die Kartoffelversorgung
ist für die nächsten Wochen gesichert. Unverständlich bleibt es, daß die getrockneten Steckrüben noch immer so wenig Zuspruch finden. Die getrockneten Steckrüben werden von dieser Woche ab nicht mehr rationiert, sondern im freien Handel abgegeben werden. Es kann sich also jeder einen kleinen Vorrat für seinen Haushalt erwerben, und das zu tun wird dringend angeraten. Näheres wird noch im Laufe dieser Woche bekannt gemacht werden.
Die Teilnehmerzahl der
Kriegsküchen
hat sich mit 6500 auf der Höhe der vorigen Woche gehalten.
[...]
Um im nächsten Winter die Brennstoffversorgung der Bevölkerung und der Industrie zu sichern und zu regeln, wird in den nächsten Tagen in Bonn eine
Ortskohlenstelle
eingerichtet werden. Der Leiter der Ortskohlenstelle wird im engen Einvernehmen mit der Kriegsamtsstelle in Koblenz arbeiten und zu seiner Beratung Sachverständige aus den Kreisen des Kohlehandels und der Industrie heranziehen, er kann auch nach den Bestimmungen des Kriegsministeriums für die notwendigen Arbeiten fachkundige Hilfskräfte nach dem Hilfsdienstpflichtgesetz heranziehen. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Saatkartoffeln. Bei der herrschenden Knappheit an Saatkartoffeln besteht die Gefahr, daß man auch zu Knollen greift, die von kranken Pflanzen stammen. Solche Kartoffeln sind besonders zahlreich vorhanden, weil in den letzten beiden Jahren die vererbliche Blattrollkrankheit, schwarzbraune Flecken an den Rippen und den zurückgekrümmten Blättern, geherrscht hat. Es wird deshalb dringend gewarnt vor solchen Kartoffel, die beim Durchschneiden nach der Schale einen dunkelgelben Strich zeigen. Nur gesunde Knollen geben gesunde Frucht. Dabei darf der Boden, der im vorigen Jahr mit Kartoffeln bepflanzt war, nicht wiederum mit Kartoffeln bestellt werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Den Zwieback-, Keks-, Honig- und Lebkuchenfabriken ist der Verkauf ihrer Erzeugnisse durch Anordnung der Reichs-Getreidestelle vom 11. April 1917 vorläufig untersagt. Die bereits im Zwischenhandel befindliche Ware darf noch weiter abgegeben werden, soweit dem nicht andere behördliche Verfügungen entgegenstehen. Bis zur neuen Ernte wird der freie Handel mit Zwieback, Keks und Lebkuchen daher voraussichtlich ausgeschaltet sein. In welcher Weise die Bestände der einzelnen Betriebe Verwendung finden sollen, ist noch nicht entschieden, wahrscheinlich werden sie durch Vermittlung der Lebensmittel-Zentralen den Kommunalverbänden zwecks Verteilung an Kinder und Kranke zugewiesen werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Städtisches Kleingeld. Städtisches Kleingeld ist nunmehr fast in allen Städten eingeführt worden. Nur Bonn, das freilich mit der Lebensmittelversorgung so sehr gut steht, entbehrt noch dieses von allen Geschäftsleuten so sehnlichst erwartete Hilfsmittel für den Geschäftsverkehr. In der Stadtverordnetensitzung wurde vor langer Zeit darauf hingewiesen, daß die Verhandlungen mit den beiden Kreisen Bonn-Land und dem Siegkreise die Ausgabe verzögerten. Nachdem aber nunmehr auch die beiden Kreistage sich für die Ausgabe ausgesprochen und die Garantien genehmigt haben, dürfte es nunmehr an der Zeit sein, daß den dringenden Wünschen der Geschäftsleute auch nachgekommen wird. Was es übrigens mit den Vereinbarungen der drei Kreise über gemeinschaftliches Geld auf sich hat, zeigt nunmehr eine nunmehr andere in der Tat bereits geübte Gewohnheit vieler Bonner Geschäftsleute, die auf das Bonner Geld eben nicht warten konnten und aus der Not eine Tugend machten. Sie nehmen heute schon das Kölner Kleingeld gern in Zahlung. Andererseits würde dieses auch in Köln umgekehrt der Fall sein, wenn wir erst einmal das Geld hätten. Auf diese Weise hätten auch die Geschäftsleute von Bonn und Umgebung sich selber in der Tat schneller geholfen, als durch lange Verhandlungen, die die Sache doch nur in die Länge zogen und damit auch die Abhilfe. Probieren geht doch auch hier über Studieren. Athanasius
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Donnerstag, 26. April 1917
Deutsch-evangelischer Frauenbund, Ortsgruppe Bonn. Die Ortsgruppe hielt am vorigen Dienstag unter zahlreicher Beteiligung von Mitgliedern und Gästen im Gemeindehaus ihre 15. Jahresversammlung ab. [...] Nach der Teepause nahm Frau Helene Krüger das Wort zu ihrem Vortrage „Pflichten der deutschen Hausfrau im Frühjahr 1917“. Sie entwarf nach kurzer Gegenüberstellung der ersten Kriegswochen mit dem Frühjahr 1917 ein anschauliches Bild von der Bedeutung hausfraulichen Schaffens in unserer schweren Zeit, um dann die deutsche Frau – im Gegensatz zur Französin oder Engländerin – als Gattin und Mutter zu kennzeichnen, als Mutter nicht nur im engen Kreise der Familie, sondern im weiten Rahmen des Volkslebens, in der Armenfürsorge (nicht Almosen, sondern Selbsthilfe), in der Jugendpflege, als Hüterin jener echten Sittlichkeit, die allein die Kraft verleiht, den verrohenden Einflüssen dieses grausen Krieges zu begegnen. Sie schloß mit der Mahnung: Kopf hoch! Herz hoch! Siegen! Das sei der Schlachtruf der deutschen Frau.
Ein Ei wird morgen, Freitag, für jeden verkauft, Schwer- und Schwerstarbeiten erhalten zwei weitere Eier, also insgesamt drei.
Sparsamkeit im Kohlenverbrauch. Die Kriegsamtsstelle in Koblenz teilt mit: Sparsamkeit im Kohlenverbrauch ist nach wie vor vaterländische Pflicht. Der Magistrat der Stadt Frankfurt hat kürzlich ein neues Heizverbot erlassen. Die Wirtschaften, Hotels, Konditoreien, Kaffees, überhaupt alle Lokale dürfen nicht mehr beheizt werden. Für Theater, Lichtspielhäuser, Konzertsäle, Vergnügungssäle aller Art einschließlich der Wirtschaften mit Varieté-Konzessionen dürfen bis auf weiteres keine Brennstoffe mehr geliefert werden, auch Warmwasserversorgungen aller Art dürfen nicht mehr betrieben werden. Für den Bereich des 8. Armeekorps ist, wie wir hören, von einer ähnlichen Verfügung Abstand genommen worden, doch wird von der Einsicht der in Frage kommenden Kreise erwartet, daß sie möglichst sparsam mit en vorhandenen Kohlevorräten umgehen, da die Kohleversorgung nach wie vor mit den Verkehrs- und Betriebsschwierigkeiten auf den Eisenbahnen in engstem Zusammenhange steht, und jeder in seinem Teile verpflichtet ist, die Schwierigkeiten nicht noch zu vergrößern.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die erholungsbedürftigen Stadtkinder, die für eine Reihe von Wochen auf dem Lande bereitwilligst Aufnahme und Pflege finden sollten, sind noch nirgendwo eingetroffen. Mittlerweile habe sich bei den Landwirten Bedenken aufgedrängt, weil auch bei der Selbstversorgung für diese Stadtkinder Brot auch nur auf besondere Karten entnommen werden darf und nicht aus dem eigenen Versorgungsbestande. Die Landwirte befürchten, daß wöchentlich drei Pfund Brot für einen gesunden Stadtjungen nicht ausreichen. Den gastfreundlichen Bauernfamilien behagt es auch nicht, daß die Pflegekinder alle zwei bis drei Wochen ausgetauscht werden sollen.
Sämtliche Zugtiere und Fahrzeuge müssen auf Anfordern der Behörden bis auf weiteres gegen Entgelt zur Verfügung gestellt werden, um Güter, die für die Kriegswirtschaft einschließlich der Lebensmittelversorgung notwendig sind, unverzüglich weiterzubefördern. Aus einer Verordnung des Gouverneurs der Festung Köln in der heutigen Nummer unseres Blattes ist alles Nähere zu ersehen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bezugsscheine. Seit dem 3. April des Jahres hat die Erlangung von Bezugsscheinen eine wesentliche Erschwerung erfahren. Während vorher bei der Ausfertigung des Bezugsscheins vorwiegend berücksichtigt wurde, wie viele Sachen der Antragsteller schon auf Bezugsschein bezogen hatte, sind nunmehr allein die Vorräte an Bekleidungsgegenständen maßgebend, die dem Antragsteller zur Verfügung stehen. Nur derjenige soll in Zukunft einen Bezugsschein erhalten, der den dringenden Bedarf der Anschaffung hat. Alles Hamstern wird in Zukunft aufhören, und diejenigen, die über einen gewissen Bestand von Kleidungsstücken verfügen, werden von ihren Vorräten zehren und auf neue Bezugsscheine verzichten müssen.
Die Anzahl von Kleidungsstücken, die für die Person als ausreichend erachtet ist, ist in einer Bestandsliste zusammengestellt, welche im Anzeigenteil unserer Zeitung abgedruckt ist. Wer so viel Vorrat hat, wie in dieser Bestandsliste angegeben ist, hat kein Anrecht auf Ausfertigung eines Bezugsscheins. So genügen für einen Herren insgesamt 1 Werktags- und ein Sonntags-Anzug, 1 Ueberzieher, 2 Arbeitskittel, 2 Einzelwesten, 2 Arbeitshosen, 2 Ober-, 3 Unter- und 3 Nachthemden, 3 Unterhosen, 4 Paar Strümpfe. Für Damen 2 Werktagskleider, 1 Sonntagskleid, 1 Einzel-Kleiderrock, 2 Blusen oder Jacken, 1 Mantel oder Umhang, 1 Umschlagtuch, 1 Morgenrock, 3 Schürzen, 4 Taghemden, 3 Nachthemden oder Nachtjacken, 4 Beinkleider oder Hemdhosen, 3 Unterröcke, 4 Paar Strümpfe. Außerdem für beide Geschlechter 3 Paar Schuhe. Auch alte und abgetragene Sachen zählen mit, soweit sie noch irgendwie verwendbar sind. Zwischen Winter- und Sommer-Sachen wird in der Regel nicht mehr unterschieden. Ueber die Bestandsliste hinaus dürfen Anschaffen nur in Einzelfällen bewilligt werden, die durch Berufstätigkeit begründet sind.
Die Bestandsliste sagt nur, welche Anzahl von Bekleidungsstücken für jedermann als ausreichend angesehen wird, gibt aber niemandem ein Anrecht, nunmehr auf einmal seinen Bestand auf die in der Bestandsliste angegebene Stückzahl zu erhöhen.
Wer zum Beispiel ein Paar Schuhe besitzt, hat nicht etwa ein Anrecht auf Bezugsschein auf 2 weitere Paar. Nach wie vor wird vom Bekleidungsamt in jedem einzelnen Falle, auch wenn die Stückzahl der Bestandsliste nicht überschritten ist, die Notwendigkeit des Bedarfs geprüft werden. [...]
Es ist zu hoffen, daß sich mit der Zeit jedermann von der Notwendigkeit äußersten Sparens überzeugen wird. Keiner darf sich mehr scheuen, alte und abgetragene Sachen zu tragen, wenn sie geflickt und reinlich sind. Im Gegenteil gereicht ihm dies nur zur Ehre. Denn wirklich vaterländisch handelt, wer seine alten Sachen bis zum letzten Faden aufträgt, anstatt durch neue Anschaffungen unseren ohnehin knappen Bestand an Bekleidung noch mehr zu vermindern.
Vaterlandsverräter schlimmster Art müssen diejenigen Klatschbasen männlichen und weiblichen Geschlechts genannt werden, die in den letzte Tagen in Bonn das Gespräch aufgebracht und verbreitet haben, als träte in der nächsten Zeit eine weitere erhebliche Einschränkung der Brotmenge ein, ja als sei eine völlige Einstellung der Brotversorgung zu erwarten. Es ist kaum glaublich, daß es überhaupt noch Menschen gibt, die einen derartigen Unsinn – fast hätten wir gesagt Blödsinn – als bare Münze hinnehmen. In einer Zeit, wo unsere braven Truppen in heldenmütiger Todesverachtung den gewaltigen Ansturm der feindlichen Heeresmassen Trotz bieten, sollte in der Heimat ein derartiges gedankenloses Gerede doch wahrhaftig für unmöglich gehalten werden. Jeder deutsche Mann und vor allem jede deutsche Frau, die in sich noch eine Ahnung fühlt von der erhabenen Aufgabe, das Vaterland in seiner höchsten Not tatkräftig zu unterstützen, sollte hier tätig mit eingreifen und unnachsichtlich diesen vaterlandslosen Gesellen das verderbliche Handwerk legen und sie zur Anzeige bringen, damit sie ihrer verdienten Strafe nicht entgehen.
Der 1000. Kriegstag ist der heutige 26. April, wenn man den 1. August 1914, den Tag, an dem Rußland den Krieg gegen Deutschland eröffnete, als den eigentlichen Beginn des Weltkrieges ansieht.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 27. April 1917
Kinderheim der evangelischen Gemeinde. Das Presbyterium der evangelischen Gemeinde beabsichtigt, im Hause und Gelände des früheren Schwesternheims der Friedrich-Wilhelm-Stiftung auf dem Venusberg, Bergstraße Nr. 203, ein Kinderheim zur Pflege erholungsbedürftiger evangelischer hiesiger Volksschulkinder einzurichten. Das kleine Haus kann zwar nur 10 bis zwölf Kinder fassen, das große, für diesen Zweck außerordentlich geeignete Gelände soll aber nicht länger unbenutzt bleiben, und nach dem Kriege kann der kleine Anfang weiterentwickelt werden. Das Haus ist aber völlig leer. Der vorläufige Ausschuß wendet sich daher an die Hausfrauen der Gemeinde mit der Bitte, aus ihren während des Krieges schon stark in Anspruch genommenen Beständen einiges darzureichen. Notwendig sind einige Betten (für Kinder von 6 bis 14 Jahren), Bettwäsche, Kissen, Decken, Leibwäsche, Handtücher, einiges Küchengeschirr, Küchen- und Kleiderschränke, einige Stühle, auch Liegestühle u. ä. Auch Geldspenden sind sehr erwünscht, sie und die Anmeldungen der Gegenstände werden beim vorläufigen Ausschuß (Vorsitzender Pfarrer Kremers) entgegengenommen.
Der Absatz von Apfelmus ist von der Kriegsgesellschaft für Obstkonserven und Marmeladen den Fabriken freigegeben worden, jedoch darf die Lieferung nur an Lazarette, Sanatorien, Krankenanstalten erfolgen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Kriegspatenversicherung. Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, daß der Städt. Ausschuß für die Kriegshilfe sich die Förderung der Kriegspatenschaft zur besonderen Aufgabe gemacht hat, deren Hauptzweck bekanntlich die Sicherstellung eines kleinen Kapitals ist, um Kriegerwaisen eine bessere Berufsausbildung zu geben. Mit Rücksicht auf die nicht unerheblichen Unkosten, welche bei dieser Form der Versicherung durch Versicherungs-Gesellschaften entstehen, hat der Ausschuß für die Kriegshilfe einen Weg gewählt, der völlige Gemeinnützigkeit unter Ausschluß jeglicher Gewinnerzielung gewährleistet. Die städt. Sparkasse hat besondere Kriegspatenbücher beschafft für Kriegerwaisen. Die Einlagen in diese werden mit fünf Prozent verzinst, die Auszahlung des Sparguthabens erfolgt erst nach Ablauf von 10 Jahren seit der ersten Einzahlung und nur mit Einwilligung des städtischen Waisenamtes. Auf diese Weise ist die volle Gewähr dafür geboten, daß das Sparguthaben für Ausbildungs- und Aussteuerzwecke in der richtigen Weise verwendet wird. Das städtische Waisenamt führt die Verwaltung dieser Patenstiftungen und sorgt in jeder Weise dafür, daß sie den Wünschen der Stifter und den Bedürfnissen der Kriegswaisen entsprechend verwendet werden.
Erfreulicherweise wird von dem so gebotenen Wege, durch einmalige oder wiederholte Einzahlungen bei hoher Verzinsung den Kriegswaisen ein kleines Kapital für die Zukunft zu sichern, reger Gebrauch gemacht. Wer daher gewillt ist, durch Uebernahme der Fürsorge für eine Kriegswaise in dieser Form einen Teil der Dankesschuld gegen unsere Krieger, die ihr Leben für das Vaterland geopfert haben, an ihren Kindern abzutragen, dem bietet sich hier Gelegenheit. Die städtische Sparkasse nimmt derzeit Einzahlungen auf Kriegspatenbücher entgegen. [...]
Die Hühnerdiebstähle mehren sich in letzter Zeit in unserer Stadt in erschreckender Weise. Nachdem wir bereits in den letzten Tagen eine Reihe derartiger Diebstähle melden konnten, gelangte gestern wieder ein Fall zur Anzeige. In der vorvergangenen Nacht statteten Diebe dem Hühnerstall eines Anwohners in der Haydnstraße einen Besuch ab. Sie überstiegen die zum Stall führende Mauer und erbeuteten sieben wertvolle Tiere.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
Brotversorgung.
Die Bäcker haben strengste Anweisung, Brot für die kommende Woche erst Samstags abzugeben. Bei Zuwiderhandlung werden sowohl die Bäcker als auch Käufer schwer bestraft. Bäckereien werden in diesem Fall für die Dauer des Krieges geschlossen.
Fleisch.
Auf jede Zusatzfleischkarte (Brotersatz) werden am Samstag ½ Pfund Rindfleisch oder Kalbfleisch zu 0,90 Mark bezw. 1,50 Mark das Pfund abgegeben. Kinder bis zu 6 Jahren erhalten ¼ Pfund Fleisch. Bei der Entnahme von Blut- und Leberwurst (das Pfund zu 0,80 Mark) ist neben dem entsprechenden Abschnitt der Zusatz-Fleischkarte auch die Warenkarte Nr. 27 abzugeben.
Jeder Andrang zu den Metzgergeschäften ist unnötig, da so reichlich Fleisch an die Metzger verteilt wird, daß ein jeder die bestimmte Menge unter allen Umständen erhalten kann.
Am Mittwoch nächster Woche werden auf die Reichsfleischkarte Rindfleisch, Kalbfleisch du Fleischwurst zum Preise von 2,80 Mark das Pfund verkauft.
Fett.
In der kommenden Woche werden 30 Gramm Butter, sowie 30 Gramm Margarine auf die entsprechenden Abschnitte der Speisefettkarte ausgegeben.
Kartoffeln.
Auf die Kartoffelkarte werden 5 Pfund Kartoffeln ausgegeben, auf die Zusatzkartoffelkarte weitere 3 Pfund. Zur Zeit müssen die Kartoffeln besonders gut behandelt werden. Sie dürfen nicht, wie es meist üblich ist, nach dem Schälen gleich gekocht, sondern müssen am Abend vorher geschält und ins Wasser gelegt werden.
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Acker und Krieg.
Unsere Oberste Heeresleitung sagt in ihrem Bericht vom 24. April, daß an den Erfolgen der letzten Schlachten jeder Bauer und Arbeiter seinen Anteil hat, der sich in den Dienst des Vaterlandes stellt und seine Kräfte einsetzt für die Versorgung des Heeres, Nicht allein an unseren eisenbewehrten Fronten, sondern ebenso auf den friedlichen Aeckern aller deutschen Gaue fallen die Würfel dieses Krieges. Die Bestellung des deutschen Ackers ist heute unsere dringendste Aufgabe. Der deutsche Acker braucht Menschen. Da hat zunächst jeder, der vom Lande stammt, und dort Bescheid weiß, und in der Stadt nur irgendwie abkömmlich ist, die Pflicht, vom Frühjahr bis zum Herbst draußen für unsere Ernährung zu arbeiten. Ihn ruft das Land in die erste Reihe seiner Besteller, aber auch jeden anderen´, der kräftige Arme hat, der schaffen kann und will. Wer zu schwerer Arbeit nicht fähig ist, aber von den leichten Tätigkeiten in der Landwirtschaft einige Kenntnisse besitzt, der wird es gerade in diesen Jahren gewiß nicht bereuen, auf dem deutschen Acker an unserem Kriege mitgefochten zu haben. Die durch die schlechte Witterung der letzten Wochen verzögerte Frühjahrsbestellung drängt die unbedingt zu leistende Arbeit in einen sehr kurzen Zeitraum zusammen und erfordert mehr Arbeitskräfte als bei der gewöhnlichen Aufeinanderfolge notwendig wären. Auch dies muß geleistet und wird geleistet werden, wenn jeder seine Pflicht tut. Das erste und letzte Gebot dieser Stunde bleibt gerade in diesen Frühjahrstagen: Alles hinaus aufs Land, was irgend dazu fähig und berufen ist. Auch an die wohlhabenden Kreise richtet das Vaterland seinen Mahnruf: sie mögen sich mit geringerer Zahl von Bedienung in dieser ernsten Zeit behelfen, als es heute noch manche von ihnen tun. Wir alle, auch sie müssen und wollen vom deutschen Acker leben im kommenden Jahre. An alle ergeht daher sein Ruf.
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Bekleidungsamt.
In letzter Zeit haben sich öfters Personen die Lebensmittelkarte von Bekannten unter irgend einem Vorwand verschafft und sich auf deren Namen und Kleiderkarte vom Bekleidungsamt Bezugsscheine ausstellen lassen. Derartig schwere Verstöße werden unnachsichtlich zur Anzeige gebracht und schwer bestraft werden. Der Inhaber einer solchen Lebensmittelkarte wird geschädigt, da ihm die auf seiner Kleiderkarte vermerkten Gegenstände bei späteren Anträgen in Anrechnung gebracht werden. Daher soll niemand seine Lebensmittelkarte anderen Personen in die Hand geben.
[...]
Die deutsche Front steht fest. Auf die Sprengung der inneren Front hat die Entente seit Kriegsbeginn große Hoffnungen gesetzt und was ihr damals nicht gelang, glaubte sie jetzt als Trumpf in der Entscheidungsstunde ausspielen zu können. Bezahlte Agenten machten sich die Verstimmungen einzelner Kreise über die Ernährungsschwierigkeiten zunutze und glaubten, durch ihre Wühlereien die deutsche Arbeiterschaft dazu bringen zu können, ihre Kameraden an der Front in Stich zu lassen und sie durch die Einstellung der Arbeit in den Munitionsfabriken wehrlos dem feindlichen Ansturm auszuliefern. Die Hoffnung unserer Feinde ist schmählich zuschanden geworden. Der große Schlag, der geplant war, ist ins Wasser gefallen. Die Arbeiterschaft ist sich ihrer vaterländischen Pflicht bewußt gewesen und hat den fremden Lockungen kein Gehör geschenkt.
Dank dem verständnisvollen Zusammenarbeiten zwischen Regierung und Gewerkschaften sind die Wünsche der Arbeiter befriedigt worden. Wie wir mitteilen können, hat in den großen Munitionswerkstätten des 8. Armeekorps kein Arbeiter bis jetzt gefehlt.
Die deutsche Front steht unerschüttert innen wie außen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 28. April 1917
Die Polizeistunde. Das Reichsamt des Inneren hat dem Reichsverband deutscher Gastwirte mitgeteilt, daß eine Hinausschiebung der Polizeistunde nicht beabsichtigt ist. Der Grund der Beibehaltung der jetzigen Polizeistunde ist darin zu suchen, daß auf eine größtmöglichste Ersparnis der Kohlen Gewicht gelegt werden muß. In dem Schreiben heißt es zum Schluß. „Eine allgemeine Hinausschiebung der Schließung der Gast- und Schankwirtschaften würde aber, abgesehen von dem dadurch bedingten größeren Kohlenverbrauch, insbesondere auch einen längeren Betrieb der öffentlichen Verkehrsanstalten nach sich ziehen müssen, was im Interesse der Kohlenersparnis nicht angängig ist. Die Wünsche der einzelnen Berufsstände müssen in der jetzigen Zeit hinter den Interessen der Allgemeinheit zurückstehen, so bedauerlich dies auch für die davon Betroffenen sein mag.“
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Beschaffung von Kleingeld. Nach Erledigung der Tagesordnung kam in der gestrigen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung auch die Kleingeldfrage zur Sprache. Bekanntlich hat schon vor langer Zeit die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, gemeinsam mit den Kreisen Bonn-Land und Siegkreis Notgeld zur Behebung des Kleingeldmangels herauszugeben. Bisher ist es aber beim guten Willen geblieben und die Handelskammer hat nach einer Mitteilung der Stadtverwaltung gestern mitgeteilt, daß mit der Ausgabe von „städtischem Kleingeld“ vor Ende Mai nicht zu rechnen ist, da sich keine geeignete Druckerei für die Anfertigung desselben findet. Da nun der Kleingeldmangel bereits zu recht bedenklichen Erscheinungen im täglichen Leben führt, hielt es das Stadtverordnetenkollegium für unbedingt notwendig, daß in der Angelegenheit sofort ernste Schritte unternommen werden. Fast alle Stadtverordnete warteten mit guten Ratschlägen zur Behebung der Not auf. Im Allgemeinen wurde aber überwiegend die Ansicht laut, daß sich die Stadt Bonn jetzt nicht weiter an die anderen beteiligten Kreise stören und selbst die Sache in die Hand nehmen müsse. Nachdem eine ganze Reihe von Herren das Wort zu der Angelegenheit genommen hatten, wurde beschlossen, den Finanzausschuß für Samstag sofort einzuberufen und die erforderlichen Vorarbeiten zu erledigen. Gleichzeitig soll nochmals bei den Landratsämtern der Kreise Bonn-Land und Siegkreis angefragt werden, ob sie ohne Befragung des Kreistages in der Lage sind, sich der Stadt anzuschließen. Es ist in Aussicht genommen, vorläufig für 30.000 Mark Zehnpfennigstücke und für 20.000 Mark Fünfpfennigstücke in Papier oder Metall herzustellen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Hilfsdienstpflichtige, schützt Euch vor Strafe! Vielfach herrscht noch Unkenntnis in den Strafbestimmungen, die das Hilfsdienstgesetz und insbesondere auf Grund des Gesetzes die Bundesratsverordnung vom 13.3.17 über Verfehlungen gegen die Meldepflicht Hilfsdienstpflichtiger enthält. Diese Unkenntnis kann zu schweren Nachteilen für die Betroffenen führen. Deshalb sei darauf hingewiesen, daß § 10 Abs. 1 der genannten Bundesratsverordnung Gefängnisstrafe bis zu 3 Monaten oder Geldstrafe bis zu 600 Mark dem androht, der bei der Meldung wissentlich unwahre Angaben macht. Nach Abs. 2 der genannten Verordnungsstelle wird mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft bestraft, wer die in §§§ 2, 3, 6, 7 Meldungen oder Mitteilungen schuldhaft unterläßt. Vor allem kommt für die Meldung zum Hilfsdienst in Betracht, daß die auf die erfolgte öffentliche Aufforderung der Ortsbehörden zu der in der Aufforderung bestimmten Zeit bei der darin angegebenen Stelle durch Ausfüllen der Meldekarte persönlich zu erfolgen hat.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 29. April 1917
Der Verband Bonner Frauenvereine, der sich im Januar zusammengeschlossen hatte und jetzt bereits 26 Vereine umfaßt, hielt Freitag im großen Saale der Lese seine erste Mitgliederversammlung ab. Die zweite Vorsitzende, Frl. Böttrich, hatte die Leitung an Stelle der kürzlich dem Stadtverbande schon durch den Tod entrissenen ersten Vorsitzenden, Frau Elisabeth Gudden. [...] Nach einigen weiteren Mitteilungen gab die Vorsitzende das Wort an Frl. Reinbrecht zu einem kurzen Bericht des Ausschusses für hauswirtschaftliche Kriegshilfe, der seit seinem Anschluß an die Zentrale des Nationalen Frauendienstes auch diesen Namen führt. Nach einem kurzen Ueberblick über die Arbeit der ersten zwei Jahre berichtete sie über die augenblicklich laufenden Arbeiten, die Kinderspeisung, die gemeinnützige Flickschusterei, in der seit Juli 1916 nahezu 6000 Paar Schuhe zum Ausbessern angenommen wurden, die Sammelstelle für Kaffeesatz, Frauenhaare, Obstkerne u. a. m. und die Beratungsstelle. Sie wies an den Abschlusszahlen den Umfang der auf den einzelnen Gebieten geleisteten Arbeit nach und sprach all denen, die durch Mitarbeite, Zuwendungen und Darlehen dazu beigetragen haben, den herzlichen Dank des Ausschusses aus; ebenso der Universität und der städtischen Verwaltung für die dem Ausschuß gewährte Gastfreundschaft und freundschaftliche Unterstützung. Nachdem die Vorsitzende der Berichterstatterin für ihre Ausführungen sowie für ihre treue Arbeit gedankt hatte, erteilte sie der Rednerin des Abends, Frl. Oberlehrerin Weber aus Köln, das Wort zu ihrem Vortrage „Deutsche Frauenpflichten in schicksalsschwerer Zeit“. Durch Entrollen von drei erschütternden Bildern der Gegenwart – des Ringens an der Front, des Widerhalls von Gröners Aufruf unter der Arbeiterschaft und des Frauendienstes in der Rüstungsindustrie – versetzte die Rednerin ihre Zuhörer in die weihevolle Stimmung, die sie aus der einschläfernden Gewohnheit der Alltäglichkeit und der kleinlichen Sorge um das eigene Leben und das der nächsten Angehörigen herausheben und zu allen Opfern für Heimat und Vaterland willig machen soll. Das Gebot der Stunde sei, auszuhalten, sich mit dem Zugeteilten zu begnügen und nicht durch Zahlen von Wucherpreisen denen, die es am nötigsten haben, wertvolle Nahrungsmittel zu entziehen. Es gelte, mit ihnen zu tragen und zu leiden, nicht Samen des Hasses zu säen, sich dessen bewußt zu sein, daß Reichtum gerade unter den heutigen Verhältnissen schwere Verantwortung auferlegt. Das bedeute in der Praxis, auf der einen Seite sich selbst, so viel es angeht, in den Hilfsdienst, in die Kriegsfürsorgearbeit zu stellen und die Frauen, die seit 1914 darin tätig sind, zu entlasten, auf der anderen Seite Einschränkungen des gewohnten Lebenszuschnittes in Bezug auf Dienstboten, Kleidung, Reisen und mancherlei anderes, was mit einem unzeitgemäßen Aesthetentum zusammenhängt. Jedes Entsagen, jedes Opfer wird als Kranz auf das Grab der entschlafenen, uns vorbildlich gewordenen ersten Vorsitzenden niedergelegt. Reicher Beifall zeigte der Rednerin die Wirkung ihrer Ausführungen, für die ihr die Vorsitzende herzlich dankte.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Keine Aufhebung des Siebenuhr-Ladenschlusses. Aus Berlin wird berichtet: Der Bundesrat hat davon Abstand genommen, die geltenden Bestimmungen über den Siebenuhr-Ladenschluß für die Dauer der „Sommerzeit“ aufzuheben. In der Bundesrats-Sitzung vom 26. April ist lediglich eine Ergänzung der Bestimmungen in § 2 der Verordnung betreffend die Ersparnis von Brennstoffen und Beleuchtungsmittel vom 11. Dezember 1916 dahin beschlossen worden, daß Verkaufsstellen, in denen der Verkauf von Lebensmitteln oder von Zeitungen als Haupterwerbszweig betrieben wird und denen infolgedessen gestattet ist, über 7 Uhr abends bezw. (an Samstagen) 8 Uhr abends hinaus offen zu halten, untersagt wird, in diesen Verkaufsstunden andere Waren als Nahrungsmittel oder Zeitungen zu verkaufen. Diese Ergänzung kommt insbesondere den Klagen von Zigarren- und Tabakhändlern entgegen, die sich dadurch benachteiligt fühlten, daß in den Stunden, in denen sie selbst ihre Geschäfte geschlossen halten mußten, Lebensmittel- und Zeitungshändler Tabakfabrikate feilbieten konnten.
Kriegsküche in Poppelsdorf. Der neue Leiter der Küche, Herr Restaurator Hombach, ist sichtlich bestrebt, es allen so recht zu machen, daß sogar die berufsmäßigen Nörgler nichts zu tadeln haben. Das am Dienstag verabreichte Gericht (Bismarckheringe mit Kartoffeln und Tunke) möge noch recht oft auf dem Speisezettel zu finden sein. Besonders unsere Kleinen gehen mit großer Freude zur Kriegsküche hin, wenn es so trefflich nach Bismarckheringen und Kartoffeln duftet.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zur Beschaffung von Schlachtvieh. Die Besucher der außerordentlichen General-Versammlung des Bundes der Viehhändler Deutschlands beschlossen in Anbetracht der schwierigen Lage des Vaterlandes dem am 28. Januar 1916 gefaßten Beschluß treu zu bleiben und die Gesamtheit der deutschen Viehhändler zu ermahnen, ohne Rücksicht auf die Höhe des Verdienstes alle Kräfte zur Beschaffung des Schachtviehes bis zur siegreichen Beendigung des Krieges aufzuwenden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 30. April 1917
Das Jubiläum der Bonner Zeitung hat Herr Oberbürgermeister Spiritus folgendes Glückwunschschreiben gesandt:
Der Bonner Zeitung gestatte ich mir namens der Stadt Bonn zum 25jährigen Jubiläum aufrichtig Glück zu wünschen.
Vom vaterländischen Geiste beseelt und geleitet von lebhaftem Interesse für das Gemeinwohl, hat die Bonner Zeitung in den 25 Jahren ihres Bestehens zur gedeihlichen Entwicklung der Stadt Bonn erfolgreich beigetragen, wie sie auch in der jetzigen großen und schweren Zeit unseres Vaterlandes die wichtigen Aufgaben der Presse, insbesondere hinsichtlich der Erhaltung und Kräftigung des gesunden Sinnes der Bevölkerung, getreu erfüllt hat.
Möge es der Bonner Zeitung beschieden sein, in diesem Geiste in hoffentlich baldiger gesegneter Friedenszeit weiter zu arbeiten und zu wirken zum Wohle für das Vaterland und unserer engeren Heimat“
In ausgezeichneter Hochachtung
Spiritus.
Glückwünsche sind ferner eingelaufen von der Deutschen Reichszeitung und vom Wolffschen Telegraphenbureau.
Der letzte Aprilsonntag war in diesem Jahre der erste schöne Frühlingstag. Er brachte uns den so lange ersehnten warmen Sonnenschein und förderte das Wachstum in der Pflanzenwelt fast zusehends. Die Kastanienbäume z. B., die Samstag erst dicke Knospen trugen, beginnen jetzt schon, ihre Blätter zu entrollen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Altkleiderverkauf. In der Annahmestelle für alte Sachen in der Stockenstraße hat sich im Laufe der Zeit ein stattlicher Vorrat alter Kleider- und Wäschestücke, Schuhe und Uniformstücke angesammelt, die teils angekauft, teils in hochherziger Weise unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden. Trotzdem machen viele Kreise von dem so gemeinnützigen Unternehmen noch nicht den genügenden Gebrauch. Besonders seitens der wohlhabenderen Bevölkerung erscheint eine stärkere Abgabe der alten Sachen erwünscht. Sie werden gut bezahlt, aber viele werden es sich zur Ehre anrechnen, ihre Sachen unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Eine reichliche unentgeltliche Abgabe kommt der minderbemittelten Bevölkerung zu gute, weil hierdurch die Preise der Sachen beim Verkauf besonders niedrig berechnet werden können.
Beschlagnahme von Elektromotoren. Das stellvertretende Generalkommando macht bekannt, daß sämtliche im Besitz von Händlern befindlichen Elektromotoren von zwei Pferdestärken an aufwärts beschlagnahmt werden.
Preise für Gemüse und Obst. Die Reichsstelle für Gemüse und Obst wird, wie sie mitteilt, an ihrer Entschließung festhalten, Höchstpreise erst dann festzusetzen, wenn sich die Ernte einigermaßen übersehen läßt. Die von ihr für Frühgemüse veröffentlichten Preise sind keine Höchstpreise, sondern nur Richtpreise, die unter der Annahme einer normalen Ernte festgesetzt worden sind. Infolge der noch immer andauernden ungewöhnlichen Kälte werden die Bestellungsarbeiten unter sehr erschwerten Umständen stattfinden, sodaß auch mit einem normalen Verlauf der Ernte jetzt nicht mehr gerechnet werden kann. Die Reichsstelle betrachtet daher die von ihr veröffentlichten Richtpreise für Frühgemüse unter allen Umständen als Mindestpreise und rechnet mit der Notwendigkeit, daß sie die Höchstpreise, deren Festsetzung erfolgen soll, sobald dies irgend möglich ist, nicht unerheblich höher wird bemessen müssen. Die Reichsstelle wünscht, daß dies möglichst allgemein bekannt wird, damit die Arbeitsfreudigkeit in den Erzeugungskreisen unter den jetzigen widrigen Bestellungsverhältnissen nicht leidet. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei der zu erwartenden Obsternte.
Fünf Hühner wurden in der Nacht vom Samstag zum Sonntag einem Einwohner der Eintrachtstraße gestohlen. Die Diebe drangen durch Übersteigen der Einfriedung in das Haus ein und erbrachen ein zum Schutz des Hauses angebrachtes Vorhängeschloß.
Ein wertvolles Kaninchen wurde ebenfalls in der Nacht vom Samstag auf Sonntag einem Anwohner der Eintrachtstraße gestohlen.
Eine Leiche wurde gestern nachmittag gegen 1 Uhr in der Nähe des Jesuitenhofes aus dem Rheingelandet. Es handelt sich um eine weibliche Person im Alter von 14 bis 16 Jahren. Die Leiche ist nach der Leichenhalle des Nordfriedhofes verbracht worden. Nach den vorgefundenen Papieren liegt Selbstmord vor.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Kriegs-Kindergärten. Die Provinzialabteilung Rheinprovinz des deutschen Vereins für ländliche Wohlfahrts- und Heimpflege teilt mit, da sie die Einrichtung von Kriegs-Kindergärten auf dem Lande bei den Bürgermeisterämtern angeregt hat und in Verbindung mit dem Zentralverband katholischer Kinderhorte und Kleinkinderanstalten Deutschlands (Sitz Bonn) kurze Lehrgänge zur Ausbildung der Leiterinnen dieser Kindergärten veranstalten will. Sie hat um die Mitwirkung der Geistlichkeit sowohl bei der Auswahl der Leiterinnen wie auch bei der Einrichtung und dem Betriebe der Bewahranstalten dringend gebeten. Bei der hohen Bedeutung der in Frage stehenden Einrichtungen ist eine solche dringend geboten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)