Samstag, 1. September 1917
Arndt-Eiche in Eisen. Seit dem letzten Bericht vor ungefähr zwei Wochen sind die Einnahmen um 1500 M. gestiegen, sie betragen jetzt 98.500 M. Wieder haben verschiedene Bürger und Körperschaften ihrer vaterstädtischen und opferfreudigen Gesinnung Ausdruck verliehen und reiche Spenden dargebracht. Die Landwirtschaftskammer in Bonn hat in der verflossenen Woche ein kunstvolles Schild gestiftet und genagelt. Wer macht die 100.000 Mark voll?
Am morgigen Sonntag, nachmittags, wird auf Veranlassung des Kreisausschusses der Deuschen Turnerschaft eine vaterländische Kundgebung am Arndt-Denkmal auf dem Alten Zoll stattfinden. Von dort begeben sich die Teilnehmer voraussichtlich zur Arndt-Eiche und von da zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Bei dieser Gelegenheit werden Damen des Hilfsausschusses für Truppen Ansichtskarten und Nagelkarten der Arndt-Eiche verkaufen. Mit Rücksicht auf den vaterländischen gemeinnützigen Zweck wird um rege Unterstützung gebeten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Wochenmarkt war gestern bei durchweg flottem Verkauf sehr gut beschickt, besonders mit Obst, wie Aepfel, Birnen, Pflaumen, Pfirsiche, Brombeeren und Einmachpflaumen. Gemüse war dagegen außer hiesigem Blumenkohl weniger vorhanden. […] Einmach- und andere Bohnen waren gestern außer teils beim städtischen Verkauf überhaupt nicht zu haben. Die Bohnenernte geht übrigens allmählich ihrem Ende zu.
Auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren die Zufuhren in fast allen Marktprodukten bei weitem nicht so groß wie anfangs dieser Woche. An Gemüse war etwas Rot- und Weißkohl, Spitzkappus, Wirsing, Knollengemüse und Blumenkohl vorhanden, an Obst nur sehr wenig. […] Der Verkauf war auch hier im allgemeinen sehr flott.
Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt erfreute sich wieder eines recht regen Zuspruchs, besonders in Obst und Gemüse, worin große Mengen vorhanden waren. Die Auswahl in Fischen war nicht so groß wie sonst, verkauft wurden nur geräucherte Schellfische und marinierte Bismarckheringe. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verrohte Jugend. In den Rheinanlagen versuchten gestern drei 10- bis 11jährige Bengels das Bogenlicht der Guilleaumeschen Fabrik durch Steinwürfe zu zerschmettern, trotz regem Passantenverkehr. Als darauf ein älterer Herr auf sie eindrang, nahmen sie Reißaus und verschwanden in der Weber- und Koblenzerstraße. Die Polizei sollte hier einmal kräftig eingreifen, dem überhand nehmenden Straßenunfug einer verrohten Jugend Einhalt gebieten und durch exemplarische Strafen ein abschreckendes Beispiel geben. Auch wäre eine intensive Beteiligung des Publikums hierbei erwünscht.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Sonntag, 2. September 1917
Ferienspiele. Wie in den glücklichen Friedensjahren und nach zweijähriger Unterbrechung auch im vorigen Jahre, sind heuer wieder vier Wochen lang jeden Vormittag zahlreiche Knaben und Mädchen unserer Bonner Volksschulen auf den Venusberg gewandert, um dort unter der Führung von Lehrern und Lehrerinnen zu spielen und dabei ihre Gesundheit zu kräftigen. Gestern wurden die Ferienspiele mit einer vaterländischen Feier auf dem Venusberger abgeschlossen. Die Knaben und Mädchen aller Schulen versammelten sich zum 8 Uhr auf dem Kaiserplatz, und in langem Zuge, unter den Marschklängen einer Militärkapelle und mit fröhlichem Gesang ging es auf den Berg. Die Kinder scharten sich oben um ihre Fahnen, sangen gemeinsam Deutschland über alles, hörten die wackeren Gedichtvorträge mehrerer Jungen und lauschten der kernigen und begeisternden Ansprache des Leiters der Ferienspiele, Hauptlehrers Schmitz. Herr Schmitz überzeugte seine jugendlichen Zuhörer von der Gerechtigkeit der deutschen Sache und gab ihnen die Zuversicht auf den Sieg der deutschen Waffen, machte aber unverdrossene Arbeit, Gottvertrauen und Gebet zur Bedingung. Die Jugend stimmte in ein Kaiserhoch begeistert ein und sang kräftig das Heil dir im Siegerkranz. Dann wurde gefrühstückt. Zwei Brotschnitten mit gutem Obstmus gab es zur Feier des Tages. Als dann der Hunger gestillt und noch eine Weile gerastet und dabei dem Konzert der Musikkapelle gelauscht war, ging es mit Gesang und Musik wieder zum Kaiserplatz zurück, von wo die einzelnen Schulen mit ihren Fahnen in die verschiedenen Stadtteile zogen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Godesberg, 1. Sept. Für die Verwundeten unserer Reservelazarette war gestern und vorgestern auf der Godesburg ein Sommerfest veranstaltet worden. Die feldgrauen Gäste wurden hierbei am Nachmittag mit Kaffee und dann später mit Freibier und einem Abendessen bewirtet. Orchestermusik, Gesangs- und Musikvorträge, sowie Ansprachen boten reiche Abwechslung.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Der Bonner Bergwerks- und Hütten-Verein, Zementfabrik Obercassel, verteilte wieder Mk. 10.000 unter seine Arbeiterschaft als Beihilfe zur Beschaffung von Lebensmitteln.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 3. September 1917
Nachprüfung der Obst- und Gemüsepreise. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß in den nächsten Tagen in den Regierungsbezirken Köln, Düsseldorf und Arnsberg eine umfassende Prüfung der Klein- und Großhandelsgeschäfte stattfindet. Auf Grund einstimmigen Beschlusses einer vor kurzem in Essen abgehaltenen Versammlung von Vertretern der Kommunalverbände und großindustriellen Werke in Rheinland und Westfalen soll gegen die Ueberschreitung der Höchstpreise für Obst und Gemüse mit allem Nachdruck eingeschritten werden. Die Höchstpreise sind so hoch gehalten, daß sie den Landwirten einen außergewöhnlich hohen Gewinn sichern und auch den Verkäufern einen reichlichen Verdienst gewähren. Zu einer nachsichtigen Beurteilung der bisher allgemein und ganz offen betriebenen Gesetzesverletzungen liegt daher keinerlei Grund vor. Die Behörden sind fest entschlossen, die Einhaltung der Höchstpreise mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu erzwingen. Auch auf den Märkten wird eine verschärfte Aufsicht eingeführt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zum Sedantag hatten gestern die öffentlichen Gebäude Flaggenschmuck angelegt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine vaterländische Kundgebung veranstaltete der Sieg-Rhein-Gau der Deutschen Turnerschaft gestern nachmittag am Alten Zoll zu Füßen des Arndt-Denkmals. Annähernd hundert Abordnungen mit ihren Fahnen waren vertreten. Sie versammelten sich am Arndtplatze und zogen von dort in geschlossenem Zuge mit Musik zum Alten Zoll, wo sich bereits die Ehrengäste zusammengefunden hatten; als solche waren die Vertreter der hiesigen Militärbehörde, an der Spitze Exzellenz Bötticher, der Stadt Bonn, an ihrer Spitze Oberbürgermeister Spiritus, der Universität, an ihrer Spitze Rektor Geheimrat Ribbert, erschienen. Die Versammlung sang zunächst das Lied Sind wir vereint zur guten Stunde von Arndt. Gauvertreter O. Rehfeldt aus Köln trug einen Vorspruch vor, dessen kräftige Sprache wohltuend berührte. Gauvertreter Grüter aus Remscheid begründete ein begeistertes Kaiserhoch. Die Festrede hielt Professor Dr. F. A. Schmidt aus Bonn. Er legte den Gedanken der Veranstaltung auseinander und begründete sie mit den augenblicklichen Verhältnissen unseres Vaterlandes und der Gesinnung unserer Gegner. Ein dreifaches Gut Heil auf das deutsche Vaterland am Schlusse seiner Rede leitete zum gemeinschaftlichen Gesange des Liedes: Deutschland, Deutschland über alles über. Die Turner begaben sich dann zu einer kurzen Arndtehrung an das Bonner Kriegswahrzeichen, die Arndteiche in Eisen, auf dem Münsterplatze und versammelten sich schließlich am Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Kaiserplatze zu einer vaterländischen Schlußkundgebung, bei der Turninspektor Schröder eine begeisternde Ansprache hielt.
Eine Keilerei entstand am Samstag auf dem städtischen Wochenmarkt. Zwei Frauen, von denen die eine behauptete, die andere habe sich vorgedrängt, lagen sich im Nu in den Haaren, zerrauften sich und bearbeiteten sich mit ihren Fäusten zum größten Gaudium des zahlreichen Publikums.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 4. September 1917
Die Ruhrerkrankungen, die in den letzten Wochen in verschiedenen Städten festgestellt worden sind, infolge der sofortigen Maßnahmen aber schon wieder nachgelassen haben, werden vielfach auf Mängel in der Ernährung oder auf den Genuß unreifen Obstes zurückgeführt. Nur der Ruhrbazillus verursacht diese Krankheit, und dieser entsteht dort, wo Unsauberkeit herrscht. Ein wichtiges Vorbeugungsmittel ist darum, häufig, vor allem vor jeder Mahlzeit die Hände zu waschen.
Die hohen Absätze. Mit Rücksicht auf die in letzter Zeit vorgekommenen schweren Unfälle, bei denen Schaffnerinnen überfahren, getötet oder schwer verletzt worden sind, haben die Eisenbahndirektionen den Schaffnerinnen das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen verboten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Sonntags in der Kriegsküche. Wohl jede Hausfrau, auch die in bescheidenen Verhältnissen lebende, setzt ihren Stolz daran, gerade Sonntags das Mittagessen mit besonderer Sorgfalt und ein klein wenig besser wie täglich zuzubereiten. Stattdessen ist in der Universitäts-Kriegsküche das Essen Sonntags stets minderwertig, so am letzten Sonntag: Vollständig trockene Kartoffeln, dazu zwei bis drei Fleischkrummen, etwas größer als eine Brotkrumme. Wollte man die Kartoffeln herunterbringen, so war man genötigt, die kalte Birnenbrühe auf die ebenfalls kalten Kartoffeln zu schütten. Ich habe schon lange Kriegsküche, aber immer ärgert es mich, wenn Sonntags das Essen minderwertig. Man ist jetzt sicher schon leicht zufrieden, wenigstens meine Familie. Wir finden nichts entwürdigendes in der Kriegsküche, im Gegenteil, wir sind stolz darauf; aber ich bitte höfl., Sonntags mit mehr Liebe zu kochen, auch dürfen die Portionen etwas reichlicher sein, sowie die täglichen Kartoffeln etwas weniger derb den Speisen zugesetzt werden. Sch.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Bonner Volksspende. 480.000 Mk., also fast eine halbe Million, ist das Ergebnis, das die Bonner Volksspende in den 2 Jahren ihres Bestehens gebracht hat. Am 1. September d. Js. sind zwei Jahre verflossen, seitdem die Bonner Volksspende von den Vaterländischen Vereinigungen ins Leben gerufen wurde. Mit Stolz kann die Bonner Bürgerschaft auf die von ihr bewiesene Opferfreudigkeit zurückblicken. Arm und reich, jung und alt haben fest zusammengestanden, da es galt, der Bonner Kriegswohlfahrtspflege die von ihr so dringend benötigten Mittel zuzuführen. Die Aufgaben, die der Bonner Kriegswohlfahrtspflege obliegen, gebrauchen jedoch auch Geld und abermals Geld. Da ist zunächst die Verbands- und Krankenerfrischungsstelle „Prinzessin Viktoria“ in Lille, die in ihrer segensreichen Tätigkeit schon über 3 Millionen Soldaten verpflegt und mit Liebesgaben aller Art ausgestattet hat. Ihr Wirken hat sich bei den letzten Angriffen auf Flandern wieder hervorragend bewährt. Dann ist das Vereinslazarett, die Beschäftigung arbeitsloser Frauen in den von den Vaterländischen Vereinigungen unterstützten Arbeitsstätten, die Liebesgaben für die Truppen zu Weihnachten und bei anderen Gelegenheiten, die Unterhaltung der Verwundeten in den hiesigen Lazaretten, die Ausrüstung und Unterstützung der Beförderungs-Einrichtungen für die Ankunft der Verwundeten, die Weihnachtsbescherung der Angehörigen und Kinder unserer braven Truppen, die Beihilfen für Lazarettzüge, die Beihilfen für die Kriegsbeschädigtenfürsorge und die Ausbildung und Weiterbildung der Schwestern zu nennen. Das alles sind Einrichtungen, die unseren Truppen und unseren Verwundeten manche Erleichterung und manche frohe Stunde bringen, aber andererseits fortlaufend den Aufwand erheblicher Mittel bedingen. Je länger der Kampf dauert, umso härter werden die Ansprüche an unser braves Heer und unsere Flotte und umso freudiger empfinden diese jedes Gedenken aus der Heimat, das ihnen unser Streben beweisen soll, ihre schwere Zeit, wenn es auch nur mit einem Scherflein ist, zu erleichtern.
Mitbürger, denkt daher auch weiter an Eure Pflicht dem Vaterlande gegenüber. Werdet nicht müde im Geben. Offene Hand und warmes Herz ist das, was Euch zur Pflicht hinter der Front gereicht. [...]
Die Ferienspiele wurden am Samstag mit einer vaterländischen Feier auf dem Venusberge abgeschlossen. Die Knaben und Mädchen aller Schulen versammelten sich um 8 Uhr auf dem Kaiserplatz, und im langen Zuge, unter den Marschklängen einer Militärkapelle und mit fröhlichem Gesang ging es auf den Berg. Die Kinder scharten sich oben um ihre Fahnen, sangen gemeinsam Deutschland über alles, hörten die wackeren Gedichtvorträge mehrerer Jungen und lauschten der kernigen und begeisternden Ansprache des Leiters der Ferienspiele, Hauptlehrers Schmitz. Herr Schmitz überzeugte seine jugendlichen Zuhörer von der Gerechtigkeit der deutschen Sache und gab ihnen die Zuversicht auf den Sieg der deutschen Waffen, machte aber unverdrossene Arbeit, Gottvertrauen und Gebet zur Bedingung. Die Jugend stimmte in sein Kaiserhoch begeistert ein und sang kräftig das Heil dir im Siegerkranz. Dann wurde gefrühstückt. Zwei Brotschnitten mit gutem Obstmus gab es zur Feier des Tages. Als dann der Hunger gestillt und noch eine Weile gerastet und dabei dem Konzert der Militärkapelle gelauscht war, ging es mit Gesang und Musik wieder zum Kaiserplatz zurück, von wo die einzelnen Schulen mit ihren Fahnen in die verschiedenen Stadtteile zogen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 5. September 1917
Spart Papier!
Wer Papier spart, unterstützt Feldheer und Kriegswirtschaft in der Heimat!
Wegen der Eroberung Rigas zeigte die Stadt gestern reichen Fahnenschmuck. Für die öffentlichen Gebäude in Preußen und Elsaß-Lothringen war das Flaggen vom Kaiser befohlen worden.
Die 7. Kriegsanleihe. Die städtische Finanzkommission empfiehlt den Stadtverordneten, für die Werbearbeit zur 7. Kriegsanleihe bis zu 2000 Mark zu bewilligen.
Das Metropol-Theater bringt diese Woche als Hauptnummer seines Spielplans die fünfaktige Tragödie „Der Fluch der Straße“, die Verfilmung eines Romans, ferner das vieraktige Drama „Seltsame Menschen“ und den dreiaktigen Schwank „Pimpelmeiers Brautfahrt“.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Endkämpfe um den Hindenburgschild. Verflossenen Sonntag morgen fand auf dem städt. Spielplatz an der Kölnstraße der Endkampf im Schlagballspiele um den Hindenburgschild (Wanderpreis) statt. Bei herrlichem Sonnenschein trafen die beiden Gaumeister T.- u. Sp.-Cl. Nordstern, Bonn, A-Klasse, und T. u. Sp.-V. d. F. Leverkusen, B-Klasse zu friedlichem Wettkampfe an. Es mußten zwei Spiele (Hin- und Rückspiel) stattfinden. Das erste Spiel gewann Leverkusen mit 46:39, das zweite Spiel Nordstern mit 48:41. In Entscheidungsspiel schlug Nordstern Leverkusen mit 44:24 Punkten. Mit einer kernigen Ansprache überreichte der erste Gauspielwart, Herr Turninspektor Graf, Berg.-Gladbach unseren wackeren Jungen vom Nordstern wiederum den heißumstrittenen Hindenburgschild.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine Wohltätigkeitsveranstaltung zum Besten des türkischen Roten Halbmonds findet am Donnerstag, den 4. Oktober ds. Js., abends 7½ Uhr, im Festsaale des Bonner Bürgerverein, unter Mitwirkung hervorragender Solisten des Kölner und Düsseldorfer Stadttheaters statt.
Geradezu empörend muß es wirken, wenn mit polizeilicher Erlaubnis allabendlich in Bonn [im „Vergnügungspalast Groß-Bonn" am Markt 24] ein Danny Gürtler Nachfolger seine Glossen reißt und dabei das religiöse Empfinden des größten Teiles unserer Bürgerschaft in unwürdiger Weise verletzt. In der heutigen Zeit, wo mit so viel Glück manche Brücke zur Einigkeit und gegenseitigem Verständnis geschaffen worden ist, kann man es nicht verstehen, wie solch etwas in breiter Oeffentlichkeit geduldet werden kann. Mit welcher Entrüstung die Bürgerschaft solche Darbietungen beurteilt, lassen Zuschriften an uns erkennen, die energisch verlangen, daß diesem groben Unfug schlimmster Sorte ein Ende bereitet wird. Wir bitten hiermit die zuständige Stelle, baldigst dafür zu sorgen, sonst dürfte wohl die für die öffentlichen Vorträge zuständige Zensurbehörde sich der Sache mit Erfolg annehmen müssen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 6. September 1917
Eingeführte Reben. Es ist festgestellt worden, daß aus den besetzten Gebieten des Westens Reben durch beurlaubte Mannschaften eingeschmuggelt worden sind. Es wird auf die großen Gefahren hingewiesen, die hierdurch dem Weinbau drohen. Sofern im Stadtbezirk-Bonn sich derartige Reben befinden sollten, werden die Anbauer aufgefordert, hiervon unverzüglich beim Oberbürgermeister Anzeige zu erstatten, damit das Erforderliche wegen vorschriftsmäßiger Vernichtung der Bestände angeordnet werden kann, um die Verbreitung etwaiger Rebenkrankheiten zu verhüten. Sofern die Anzeigen nicht erstattet werden und derartige Reben bei einer demnächst vorzunehmenden Revision durch Sachverständige festgestellt werden, haben die Betroffenen strengste Bestrafung zu gewärtigen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Warnung vor Taschendieben. An der städtischen Verkaufsstelle auf dem hiesigen Wochenmarkt sind in der letzten Zeit mehrfach Taschendiebstähle verübt worden. So ist vor einigen Tagen einer dort kaufenden Frau das Geldtäschchen mit 30 Mark Inhalt abhanden gekommen und erst vorgestern wurde einer armen Arbeiterfrau, die gerade die Militär-Unterstützung für sich und ihre im Krankenhaus liegende Freundin abgehoben hatte, der gesamte Geldbetrag von 80 Mark auf diese Weise gestohlen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Deutsche Altschrift-Bund (Vorsitzender Kommerzienrat Friedrich Soennecken ) hat einen Aufruf zur Einführung der Einschriftigkeit herausgegeben, der besondere Beachtung verdient. Die Einschriftigkeit wird darin aus nationalen, volkswirtschaftlichen, pädagogisch-ökonomischen und hygienischen Gründen als eine Staatnotwendigkeit dargestellt.
Teuerungszulagen sollen den städtischen Beamten und Angestellten, den Lehrkräften an den höheren Schulen und der Fortbildungsschule bewilligt werden. Die Erhöhungen betragen je nach der Gehaltsstufe 360 – 900 Mk. jährlich. Der Stadt erwachsen hierdurch jährlich 220.000 Mk. Mehrkosten. Den städtischen Arbeitern soll eine Lohnerhöhung von 1 Mk. (jugendlichen von 50 Pfg.) gewährt werden, wodurch jährlich 160.000 Mk. Mehrkosten entstehen. Die Angelegenheit steht am Freitag zur Beratung der Stadtverordneten.
Mehrere Zentner Tabak sind vor einigen Wochen aus einem Lagerraum am Rheinwerft in Bonn gestohlen worden. Die Diebe, drei schon häufig, auch durch Zuchthaus vorbestrafte Arbeiter, die auch jetzt wieder mit dem Ausladen des Schiffes beschäftigt waren, sind Montag von der Kriminalpolizei ermittelt und festgenommen worden. Sie haben nach anfänglichem Leugnen den Diebstahl gestanden. Bei ihnen wurden auch Wäschestück wie Leintücher, Damenhosen und mehrere Tischdecken vorgefunden, die offenbar aus Diebstählen herrühren.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 7. September 1917
Arndt-Eiche in Eisen. Nachdem die Gesamteinnahme in der vergangenen Woche die Höhe von 98.500 M. erreicht hatte, stieg sie gestern auf 99.500 M. Aus Anlaß der Einnahme von Riga hat alsdann ein Mitbürger, Herr Carl Becker (Bonner Zelte- und Deckenfabrik), durch eine Stiftung von 500 M. die 100.000 Mark voll gemacht. Da von der Gesamteinnahme aber erhebliche Kosten für die Errichtung des Pavillons und sonstige Einrichtungen usw. abgehen, wird die Bürgerschaft gebeten, in ihrer opferwilligen Zuwendung von Gaben nicht zu erlahmen.
Weißdornfrüchte werden von der Kriegsgesellschaft für Kaffee-Ersatz gesammelt und verwertet. Annahmestelle für Bonn ist die Hauswirtschaftliche Kriegshilfe, Am Hof 1. Für ein Kilo Früchte werden 20 Pfg. bezahlt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Keine Beschränkungen im Tabakverbrauch. Es erhält sich das Gerücht, daß die Regierung mit der Absicht umgehe, Vorschriften über den Verbrauch von Tabakerzeugnissen zu erlassen, um einen möglichst sparsamen Verbrauch herbeizuführen. Diese Gerüchte entbehren tatsächlich jeder Grundlage. Es ist weder die Einführung von Tabakkarten, noch ein Rauchverbot auf der Straße, noch sonst eine andere Maßregel in Aussicht genommen. Daß in Oesterreich-Ungarn schon seit längerer Zeit Tabakkarten eingeführt sind, ist zutreffend; aber die Verhältnisse liegen dort wesentlich anders als bei uns.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verbot des Verlassens der Lehre. Für den Bereich des Korpsbezirks des 8. Armeekorp ist angeordnet worden, daß gewerbliche Lehrlinge beiderlei Geschlechts im Alter unter 17 Jahren ihre Lehre nur mit Erlaubnis der Ortspolizeibehörde verlassen dürfen, es sei denn, daß ihr bisheriger Lehrherr ihnen einen Entlassungsschein erteilt hat, oder daß eine gerichtlich Entscheidung vorliegt, wonach sie berechtigt sind, die Lehre zu verlassen. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis oder beim Vorliegen mildernder Umstände mit hohen Geldstrafen belegt. Der vollständige Inhalt des Verbots ist an den öffentlichen Anschlagstellen einzusehen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 8. September 1917
Auf den Huldigungsgruß der rheinischen Turner von ihrer Kundgebung in Bonn an der Kaiser ist folgendes Telegramm eingelaufen: „Seine Majestät der Kaiser und König haben die vaterländische Kundgebung der rheinischen Turnerschaft am Sedantage in Bonn mit Freude entgegengenommen und lassen für das erneute Gelöbnis, mit deutscher Turnertreue zu Kaiser und Reich die Wacht am freien deutschen Rhein zu halten, herzlich danken. Auf Allerhöchsten Befehl der Geheime Kabinettsrat von Valentini.“
Soldatenheim. Am letzten Sonntag wurde nachmittags wieder unter zahlreicher Beteiligung ein Preiskegeln veranstaltet. Da nicht alle Bewerber daran teilnehmen konnten, soll am nächsten Sonntag wieder gekegelt werden. Von 6 Uhr ab boten Damen und Herren den Soldaten wieder abwechslungsreiche Unterhaltung mit gesanglichen und musikalischen Vorträgen sowie der Aufführung eines lustigen Schwanks.
Michel, sei auf dem Posten!
Bei der vaterländischen Kundgebung der rheinischen Turner am Denkmal Moritz Arndts hat, wie wir berichtet haben, Gauleiter Rehfeldt aus Köln einen selbstverfassten Vorspruch sehr wirkungsvoll vorgetragen. Der Vorspruch, der am Ende lauten Beifall fand, lautet:
Michel, du hast dich zum Zwölfkampf gestellt,
Nun gilt es, dein Können zu zeigen,
Gespannten Blicks sieht die ganze Welt
Dich in den Entscheidungskampf steigen.
Was du bisher erzielt und geschafft
Ist glanzvoll für dich verlaufen,
Nun zeig’ zum Letzten die siegreiche Kraft ...
Kannst hinterher dich verschnaufen.
Michel, jetzt kommt es zum Riesenschwung!
Halte dicht fest an der Stange!
Wage den Schwung kühn ... und wage den Sprung,
Um den Erfolg sei nicht bange!
Michel, mein Junge, ich sag’ dir, halt fest,
Spuck’ noch einmal in die Hände!
Spuck’ in’s Gesicht den Feinden den Rest
Und dann ... frisch durch ... bis zum Ende!
Deine Kampfrichter sind nicht neutral,
Ließen sich schmieren vom Feinde!
Michel, zeige jetzt Nerven aus Stahl,
Hast außer dir keine Freunde.
Zieh’ dir den Riemen fest um den Leib,
Ist dir die Kehle auch trocken,
Denk’ an die Heimat ... an Kind und an Weib,
Die nichts zu beißen und brocken.
Jetzt muß es glücken ... denn sonst glückt es nie,
Sonst geht Alldeutschland zu Scherben,
Ringe und zwinge sie nieder auf’s Knie,
Bis sie verröchelnd verderben!
Mag es auch Stöhnen und Tränen und Blut,
Väter und Söhne uns kosten,
Nur nicht der Freiheit unschätzbares Gut!
Michel, sei auf dem Posten!
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Scheck- und Ueberweisungsverkehr auf Sparguthaben bei der Städtischen Sparkasse. Zur weiteren Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs hat die Städtische Sparkasse Bonn die Einrichtung getroffen, daß, wie im Depositen- und Kontokorrentverkehr, auch über die Sparguthaben im Wege des Scheck- und Ueberweisungsverkehrs verfügt werden kann. Damit ist jedem Sparbuchinhaber die Möglichkeit geboten, ohne daß es der Eröffnung eines besonderen Scheckkontos bedarf, seine Rechnungen, sowie Zinsen, Miete, Steuern, Schulgeld, Gebühren für Gas, Wasser, Elektrizität u. a. aus seinem Sparguthaben zahlen zu können. Jedoch soll die Summe aller Verfügungen 500 M. im Monat nicht übersteigen. Die Verzinsung der Sparguthaben, auf die der Scheck- und Ueberweisungsverkehr zugelassen ist, ist dieselbe wie bei den übrigen Spareinlagen. Die Einrichtung empfiehlt sich ganz besonders für Beamte, Lehrer, Angestellte, Handwerker usw., deren Zahlungsverkehr keinen allzu hohen Umfang hat.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Holzsammeln auf dem Venusberg. Auf dem Venusberg sind jetzt tagtäglich zahlreiche Kinder und Frauen mit dem Einsammeln von Holz zu Heizzwecken beschäftigt. Leider begnügen die Sammler sich nicht mit den toten Aesten, sondern reißen auch mehr oder weniger kräftige Buchenäste ab. Ganze Stöße grüner Aeste, von denen die blättertragenden Seitenzweige entfern sind, kann man oft an versteckten Stellen finden. Im Interesse der Erhaltung der schönen Anlagen unseres Venusberges wäre eine verschärfte Aufsicht zu wünschen. Dr. B.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Ein Aufruf zu Deutschlands Spende für Säuglings- und Kleinkinderschutz, unter der Schutzherrschaft Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Viktoria Luise zu Braunschweig und Lüneburg, den wir besonderer Beachtung empfehlen, enthält der Anzeigenteil.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 9. September 1917
U-Bootkrieg – Ernährungsfragen, beide bilden heute das Tagesgespräch und nehmen die Aufmerksamkeit der Allgemeinheit in erster Linie in Anspruch. Jeder wird gern aus berufenem Mund etwas darüber hören. Diesem Verlangen trägt ein Vortrag Rechnung, den Abgeordneter Dr. Schlittenbauer, der stellvertr. Vorsitzender des bayrischen Bauernbundes, am nächsten Sonntag, 16. September, abends 9 Uhr, im großen Saale des Bonner Bürgervereins halten wird. Es darf wohl mit einem besonders zahlreichen Besuch gerechnet werden.
Eine Kuh im Werte von 1800 M. ist gestern nacht aus dem Stalle der Mühle in Lengsdorf gestohlen worden. Das Tier wurde gestern nachmittag im Durchgang von der Stiftskirche zur Stiftsgasse angebunden gefunden und konnte seinem Eigentümer zurückgegeben werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Zur größerer Sorgfalt im Papierverbrauch mahnt der Reichskanzler erneut in folgendem Rundschreiben:
In der Presse und in Eingaben aus verschiedenen Kreisen des Publikums ist wiederholt auf die Papierverschwendung hingewiesen worden, die von den vielen, auch amtlich unterstützten Wohltätigkeitsanstalten und ähnlichen Unternehmungen betrieben wird. Insbesondere wird nicht mit Unrecht darauf hingewiesen, daß derartige Unternehmungen teures Papier in vielfach verschwenderischer Ausstattung für den Massenversand benutzen.
Ein solcher Massenverbrauch von Papier läßt jede Rücksichtnahme auf den Ernst der Lage auf dem Papiermarkt vermissen. Indem ich auf meine Rundschreiben über Sparsamkeit im Papierverbrauch Bezug nehme, beehre ich mich, die Aufmerksamkeit auf den Papierverbrauch der Wohltätigkeitseinrichtungen zu lenken und nochmals zu bitten, mit allen Mitteln der Verschwendung im Verbrauch von Papier aller Art, bei Inseraten, Plakaten, Herausgabe von Büchern, Broschüren und Druckschriften aller Art entgegenzutreten.
Von den Kriegsküchen. In der Zubereitung des Gerichts „Himmel und Erde“ stehen wohl die Küchen Sandkaule und Kessenich auf gleicher Stufe. Zu „benörgeln“ ist aber an ersterer, daß die Portionen, wenn es etwas „Gutes“ gibt, sehr knapp bemessen werden. Im übrigen ist es aber auch dort so gut, daß man den Damen das „rote Röckchen“, wovon die Eßlustigen ständig reden, gerne zusprechen wird. Im allgemeinen stimmen wir einem Sprechsaal-Artikel von dieser Woche lebhaft zu, nämlich, daß das Essen an Sonntagen mit größerer „Sorgfalt“ und „Liebe“ zubereitet werden möge.
Die diesjährige Kartoffelernte zeigt stellenweise Ergebnisse, wie man sie in den besten Jahren bisher kaum zu verzeichnen hatte. So hat ein Landmann in Hersel von einer neuen, aus der Eifel eingeführten Frühkartoffelsorte einen ganz unglaublich reichen Ertrag, von denen einzelne Knolle weit über ein Pfund wiegen. Er hatte zwölf dieser Riesenkartoffeln geerntet, die insgesamt ein Gewicht von über fünfzehn Pfund aufwiesen. Diese Eifeler sind rot mit weißem Fleisch, dabei gut von Geschmack, sehr mehlreich und zeigen fast keine Augen. Bisher wurden faule Knollen darunter nicht gefunden. Der Name dieser fruchtbaren Kartoffelsorte ist dem Züchter leider nicht bekannt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ehre und Vaterlandsliebe gebieten Ablieferung des Goldschmuckes an die Verkaufsstelle, die den vollen Wert bezahlt.
Fett im Wegerichsamen. Die Herren Apotheker D’Avis und Hennig haben auf Veranlassung des Herrn Prof. Füchtjohann die schwarzen Samenkörnchen des breiten Wegerichs (Plantago major) auf Fett untersucht. Sie haben dabei eine reichliche Menge eines wohlschmeckenden Fettes feststellen können. Beim Sammeln der in großen Mengen an allen Feld- und Wegrändern vorkommenden Samenähren nehme man nur reife. Man erkennt die Reife an der schmutzig-violetten Färbung der Kapseln. Bekanntlich fressen die Kanarienvögel den Samen des Wegerichs sehr gern.
Ein Pferd stürzte heute morgen in der oberen Sternstraße so unglücklich, daß es aus eigener Kraft nicht mehr hoch kam und durch die herbeigerufene Feuerwehr mittels Seilgerüst hochgehoben werden mußte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 10. September 1917
Bischof Dr. Moog erläßt im Amtlichen Altkatholischen Kirchenblatt vom 5. September an die Geistlichkeit und Kirchenvorstände eine Bekanntmachung über die siebte deutsche Kriegsanleihe, in der es heißt: „Das deutsche Volk rüstet sich zur siebten Kriegsanleihe. Daß sie trotz des glänzenden Ergebnisses der letzten Anleihe und des günstigen Standes unserer militärischen Lage notwendig wurde, ist nicht im geringsten ein Zeugnis für unsere Schwäche, sondern für die unermessliche Schuld unserer Feinde, die ungeachtet unserer wiederholten ernstgemeinten Friedensangebote in unbegreiflicher Verblendung immer wieder erklären, daß sie Deutschland zerschmettert hätten. Sollen wir darum in das törichte Gerede einstimmen, als ob die neue Kriegsanleihe nur dazu dienen werde, den Krieg unsererseits abermals zu verlängern? Muß nicht die heiligste Liebe zu uns selbst und zu unserem deutschen Volke uns zu dem Glauben führen, daß die kommende Anleihe das uns von unseren Feinden abgezwungene Mittel sei, mehr denn je unsere Kraft und unseren Opfersinn in den Dienst des bedrohten Vaterlandes zu stellen? Und daß wir dies vermögen, haben die früheren Anleihen nicht zum wenigsten unseren Feinden selbst gezeigt. Welche Kraft geldlicher Ueberlegenheit haben wir damit fast allein aus unserem Volke herausgehoben und dadurch die Vorhersagung, unsere Mittel seien erschöpft, zu schanden gemacht. Darum soll uns der abermalige Ruf des Vaterlandes zur Zeichnung der Kriegsanleihe freudig bereit finden. Sagen wir es doch aufs eindringlichste, daß es eigentlich kein Opfer ist, was wir damit bringen, sondern eine Sicherung unseres Vermögens, wie sie in dieser Zeit des Ringens um die Entscheidung niemals besser erfolgen kann.“
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Beschlagnahme von Metallteilen in Häusern. Man schreibt uns: Es ist damit zu rechnen, daß in absehbarer Zeit mit der Beschlagnahme der Türklinken und Fenstergriffe aus Messing vorgegangen wird. Zu diesem Zweck ist eine besondere Metallersatzstelle in Berlin errichtet worden, deren hauptsächliche Aufgabe die Sicherstellung der Ersatzbeschaffung für die in Anspruch genommenen Metallteile ist. In erster Linie werden für die beschlagnahmten Türklinken und Fenstergriffe Ersatzteile beschafft werden, die von der Metallersatzstelle nicht nur geliefert, sondern auch durch eigenes Personal angebracht werden sollen. Da auch im Verbrauch von Eisen eine Einschränkung erforderlich ist, ist in Aussicht genommen, zunächst nur diejenigen Gegenstände zu ersetzen, deren Ersatz unbedingt erforderlich ist, dazu gehören in erster Linie Türklinken und Fenstergriffe.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Unter den Wohlfahrtseinrichtungen, die der Krieg in Bonn gezeitigt, steht nicht an letzter Stelle die Städtische Pilzprüfungsstelle. Daß sie einem wirklichen Bedürfnis Rechung trägt, beweist der enorme Andrang, wie er zeitweilig zu verzeichnen ist. Wenn er sich in den letzten Tagen weniger geltend gemacht hat, liegt das an der trockenen Witterung, die nur wenige, widerstandsfähige Pilze zur Entwicklung kommen läßt. Die Umgebung Bonn birgt in den nahen großen Waldgebeten (Kottenforst, Siebengebirge, Ennert) einen schier unerschöpflichen Reichtum an eßbaren Pilzen und darin ein Kapital, das die Natur uns alljährlich umsonst zur Verfügung stellt, das ihr aber auch stets ungenutzt zurückfällt, weil die Menschen nichts damit anzufangen wissen. Die Abneigung gegen Pilze hat ihren Grund in der Angst vor Vergiftung. Es gibt aber nur ein einziges zuverlässiges Mittel, sich vor Pilzvergiftung zu schützen, und das ist die Kenntnis eßbarer Arten und der wenig bei uns vorkommenden giftigen Pilze. Zu dieser Kenntnis verhilft uns die Städtische Pilzprüfungsstelle. Voller Dank gebührt dem Leiter derselben, Herrn Th. Walther Prym, der in selbstloser, gemeinnütziger Weise weder Zeit noch Mühe scheut und bereitwilligst über Wert und Unwert der vorgezeigten Pilze Aufklärung gibt.
Es ist gewünscht worden, daß Pilze, ehe sie auf dem Markte zum Verkauf kommen, in der Pilzbestimmungsstelle geprüft werden. Schreiber dieses hat wiederholt gesehen, daß Pilze feilgeboten wurden, die vollständig zersetzt und total madig waren. Manche Verkäufer scheuen auch nicht, um das Gewicht der Pilze zu erhöhen, sie längere Zeit ins Wasser zu legen. Die Pilze quellen auf, erhalten ein frisches Ansehen, aber es werden ihnen wichtige Nährstoffe entzogen und die Schimmelbildung wird befördert. Die meisten Pilzvergiftungen aber haben ihren Grund in dem Genuß von zersetzten, aber sonst essbaren Pilzen, wie ja auch Fleisch- und Fischgift das Produkt zersetzen. D.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Dienstag, 11. September 1917
Die Ferien gehen heute zu Ende. Am morgigen 12. September beginnt in allen Schulen der Unterricht wieder.
60 Gramm Butter werden auch diese Woche wieder abgegeben.
Mehrere Treibriemen waren vor einigen Monaten aus einer Schreinerei an der Engeltalerstraße gestohlen worden. Die Kriminalpolizei ermittelte jetzt als Diebe zwei junge Leute, die früher in der Schreinerei beschäftigt waren.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Hinterzogene Lustbarkeitssteuer. Der Kinomatographenbesitzerin A. aus Bonn war zu Last gelegt worden, der für Bonn erlassenen Lustbarkeitssteuerverordnung vom 28. April 1916 zuwidergehandelt zu haben, welche verbietet, Eintrittskarten zum Lichtspieltheater mit unzutreffender Angabe des Eintrittspreises zu versehen. Frau A. machte zu ihrer Verteidigung geltend, auf Grund der fraglichen Bestimmung könne sie überhaupt nicht verurteilt werden, weil sie ungültig sei. Nach den getroffenen Feststellungen hatte sich Frau A. 70 Pfg. für Billets bezahlen lassen, auf welchen ein Preis von 65 Pfg., d. h. 50 Pfg. Eintrittspreis und 15 Pfg. Steuer verzeichnet waren. Nach der Steuerverordnung betrug aber die Steuer bei einem Eintrittspreise von 70 Pfg. 20 Pfg. Das Landgericht erkannte aber gegen Frau A. auf Verurteilung und erklärte die streitige Bestimmung der Bonner Lustbarkeitssteuerverordnung für rechtsgültig; die Angeklagte sei nicht berechtigt gewesen, einen Preis von 70 Pfg. zu fordern, wenn auf den Eintrittskarten gestanden habe, der Preis betrage 65 Pfg. Der Einwand, daß die Besucher für die restlichen 5 Pfg. ein Programm erhalten hätten, könne die Angeklagte nicht entschuldigen, da nicht alle Personen ein Programm erhalten hätten. Die Stadtgemeinde habe bei einem Eintrittspreis von 70 Pfg. eine Steuer von 20 Pfg. verlangen dürfen. Gegen dieses Urteil legte Frau A. Revision beim Kammergericht ein, welches aber auf Abweisung des Rechtsmittels erkannte und geltend machte, das Vorderurteil sei von keinem Rechtsirrtum beherrscht, insbesondere entbehre die streitige Bestimmung der Steuerverordnung nicht der Rechtsgültigkeit.
Vorsicht beim Einkauf von Eiern. Von befreundeter Seite wird uns mitgeteilt, daß einer Dame 50 Eier zu 50 Pfg. das Stück verkauft wurden, die sich nachher als unbrauchbar erwiesen. Schlimmer noch ging es einem Herrn, der sich zum gleichen Preis 500 Eier anhängen ließ. Also mache jeder vorher Stichproben beim Einkauf.
Polizeibericht. […] Zwei hiesige Deserteure, die sich seit längerer Zeit von ihrem Truppenteil entfernt hatten, sind gestern von der Kriminalpolizei festgenommen und dem hiesigen Ersatz-Bataillon zugeführt worden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Krankenbrot. Um Krankenbrot zu erhalten, muß man sehr oft mehrere Male in den verschiedensten Bäckereien vorsprechen. Einmal heißt es, wir haben kein Mehl, das andere Mal das Brot ist schon ausverkauft, und in der dritten Bäckerei heißt es, wir haben noch nicht gebacken. Wenn man mitten in der Stadt wohnt, ist die Sache ja nicht so schlimm. Anders verhält es sich aber, wenn man aus Poppelsdorf oder Kessenich in die Alt-Stadt kommt und dann nach halbstündigem Herumlaufen ohne Brot wieder nach Hause gehen muß. Diesem Uebelstande könnte doch leicht abgeholfen werden, wenn einem der Poppelsdorfer Bäcker die Erlaubnis gegeben würde, Krankenbrot zu backen. Eine Hausfrau.
Hoffende Frauen. Es ist wiederholt in den Zeitungen darauf hingewiesen worden, daß hoffenden Frauen der Vortritt bei den Verkaufsstellen usw. zu gewähren sei. Leider wird diese Vorschrift von keiner Seite resp. Behörde beobachtet. Meine Frau z. B. – um von vielen das nächstliegende herauszunehmen, – muß beim Metzger, städt. Verkauf auf dem Wochenmarkt usw. stets in der Reihe warten, obwohl sie äußerste Rücksicht verdient. Bei dem Umtausch der Brotkarten gegen Krankenbrotkarten mußte sie, trotz ihres Bittens, etwa ¾ Stunden im Gedränge stehen. Auf der Sparkasse – es war nur 1 Schalter dem Publikum zugänglich, – hatte sie ½ Stunde zu stehen, da die Stühle alle besetzt waren. Daß solches wartende Stehen recht nachteilige Folgen hat, weiß jeder. Und ich bitte, daß die Behörden und Geschäfte nochmals angewiesen werden, Rücksicht zu üben, resp. einen schriftlichen Vermerk zum Aushange zu bringen. Bei der herrschenden Dienstbotennot ist manche werdende Mutter gezwungen, selbst zu gehen und kann sich nicht schonen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
25jähriges Jubiläum der Marienkirche. Am heutigen Tage (11. Sept.) sind 25 Jahre verflossen, seitdem die Marienkirche an der Heerstraße durch den sel. Herrn Dechant Neu feierlich beneviziert und dem Gottesdienste übergeben wurde. Wie notwendig die Erbauung einer katholischen Kirche im Norden Bonns gewesen ist, beweist die schnelle Entwicklung der Mariengemeinde. Während dem neuen Rektorat im Jahre 1892 etwa 3000 Katholiken überwiesen wurden, zählt die Pfarre heute bereits 13.000 Seelen und ist somit die zweitgrößte der Stadt und des Dekanates Bonn.
Von jeder weltlichen Feier des silbernen Jubiläums wird wegen des Ernstes der Zeit Abstand genommen. Um so feierlicher soll sich aber die kirchliche Feier am Sonntag den 23. cr., am Kirchweihfeste, gestalten. […]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Godesberg: Herr Bürgermeister Zander gibt folgendes bekannt: In der nächsten Zeit wird eine vom Herrn Regierungspräsidenten genehmigte gemeinsame Haussammlung für die beiden vom ev. Freundinnenverein und vom kath. Frauenbund hierselbst errichteten Kriegskinderkrippen in der Bürgermeisterei Godesberg stattfinden. Der Erlös entfällt je zur Hälfte auf die beiden Krippen. […] Bei dem bewährten segensreichen Zweck der Krippen wird die Sammlung der Mildtätigkeit der Mitbürger wärmstens empfohlen. […]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)
Mittwoch, 12. September 1917
Die Kartoffelversorgung im kommenden Winter. Die Kartoffelversorgung fängt allmählich an, ein etwas freundlicheres Bild anzunehmen. In der nächsten Woche werden in Bonn noch einmal acht Pfund auf den Kopf der Bevölkerung und vier Pfund für die Schwerarbeiter ausgegeben, und dann tritt vom 17. September ab die neue Kartoffelzuweisung in Kraft. Es werden alsdann an die Bevölkerung sieben Pfund ausgegeben. Ob daneben noch eine Zulage für die Schwerarbeiter möglich ist, wird noch vom Lebensmittelausschuß geprüft. Grundsätzlich ist man jetzt damit einverstanden, daß die Kartoffeln, sobald sie genügend Winterreife besitzen, den Privathaushaltungen zum Einkellern überwiesen werden, und zwar zunächst bis 15. Februar oder 1. März. Voraussetzung dabei ist jedoch, daß die zum Einlagern geeigneten Kellerräume vorhanden sind, daß die Haushaltungen die Kartoffeln pfleglich behandeln und sparsam mit ihnen umgehen. Eine Nachlieferung für verschwenderisch verbrauchte Kartoffeln gibt es unter keinen Umständen. Die zum Einkellern bestimmten Kartoffeln werden den Haushaltungen zugefahren, sie können aber auch vom städtischen Lager im Schlachthof abgeholt werden und stellen sich dann um 80 Pfg. der Zentner billiger. Der Preis für die Winterkartoffeln wird voraussichtlich zehn Mark für den Zentner frei Haus oder an den städtischen Verkaufsstellen betragen. Dieser Preis erscheint gegen das Vorjahr, wo er nur 5,50 M. für den Zentner betrug, recht hoch, tatsächlich muß die Stadt bei diesem Preise aber noch Geld zusetzen. Im vergangenen Jahre trugen Reich und Staat zwei Drittel der über den Preis von 5,50 M. der Stadt entstehenden Verluste. Dann betrug im vorigen Jahre der Erzeugerpreis nur 4 M. Die Selbstkosten der Stadt bis zum Bahnhof Bonn betrugen daher nur 5 M. In diesem Jahre kosten die Kartoffeln der Stadt Bonn bis zum hiesigen Bahnhof 9,45 M. Das ist darauf zurückzuführen, daß zunächst der Erzeugerpreis auf 6 M. festgesetzt ist. Dazu kommen eine Schnelligkeitsprämie von 50 Pfg. und die Anfuhrkosten, die durchschnittlich auf 75 Pfg. zu berechnen sind. Weiter betrug im vergangenen Jahr die Fracht auf Grund der Festsetzung des Kriegsernährungsamtes höchstens 15 Pfg. für den Zentner, während in diesem Jahre die Frachtvergünstigung fortgefallen und mit einer durchschnittlichen Fracht von 75 Pfg. zu rechnen ist, da die Kartoffeln für Bonn größtenteils aus Posen, Westpreußen und Pommern zulaufen. Auch die Arbeitslöhne und die Aufkaufsgebühren sind in diesem Jahre höher anzusetzen. Zu diesen Selbstkosten frei Bahnhof Bonn kommen dann noch die Kosten für das Einsacken und die Abfuhr und Einkellerung, so daß der voraussichtliche Verkaufspreis von 10 M. noch überschritten werden wird.
Die Teilnehmerzahl der Kriegsküchen, die schon unter 4000 zurückgegangen war, ist diese Woche wieder auf rund 4500 gestiegen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ausschluß vom Fleischverkauf. Der Metzgermeister Leo Grüneberg in Bonn, Acherstraße 5, ist wegen Unregelmäßigkeiten im Geschäftsbetriebe für die Zeit vom 13. bis einschließlich 26. September vom Fleischverkauf ausgeschlossen.
Wegen Ueberschreitung der Höchstpreise wurden in den letzten Tagen fünfzehn Obsthändler zur Anzeige gebracht.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schutz gegen feindliche Fliegerangriffe. Mit einer allmählich nach Zahl und Ausdehnung zunehmenden Angriffstätigkeit der feindlichen Luftstreitkräfte gegen unser Heimatgebiet insbesondere durch nächtliche Angriffe gegen unsere wichtigsten Industriegebiete, muß, wenn derartige Angriffe auch nicht wahrscheinlich sind, immerhin gerechnet werden. Es gilt daher Vorkehrungen zu treffen. Als eine der bestbewährtesten Vorkehrungen hat sich eine streng durchgeführte Verdunkelung ganzer Zonen erwiesen. Dadurch verliert der Flieger die Richtung nach seinem Ziel. Trier, Saarbrücken, Frankfurt a. M. sind schon in diese Verdunkelungszone gefallen, und nunmehr wird auch der ganze Regierungsbezirk Köln, also auch die Stadt Bonn, einbegriffen werden. In den nächsten Tagen wird daher durch eine Verordnung das Fortfallen aller entbehrlichen Straßenbeleuchtung, das Verbot von Lichtreklame, die Abblendung der Straßenlaternen, die Verdunkelung der Fenster durch Rolläden streng durchgeführt werden. Da diese Verordnung bei ihrem Erlaß sofort in Kraft tritt, so sei bereits jetzt darauf hingewiesen, damit die Haushaltungsvorstände, die Geschäftsleute und Gastwirtschaften sich danach richten. Unter allen Umständen sind abzublenden: Sämtliche Innenbeleuchtung der Wohnräume, sowohl der vorderen als auch der hinteren Seite der Häuser, die Speisewirtschaften, alle Oberlichter, insbesondere von Fabriken mit Nachtbetrieb, alle Lichtquellen, die Reklamezwecken dienen, die Außenbeleuchtung von Vergnügungsstätten, Lichtschilder der Gasthöfe usw. Am besten wird dies durch Vorhänge, Rolläden oder einen dunklen Anstrich erreicht. Zur Beruhigung der Bevölkerung sei nochmals darauf hingewiesen, daß es sich lediglich um eine vorbeugende Maßnahme handelt, und daß die Stadt Bonn als offene Stadt ohne jede militärische Wichtigkeit kaum als Ziel eines feindlichen Angriffes in Frage kommt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 13. September 1917
Die evangelische Gemeinde Bonn will zum Reformationsjubiläum die Schaffung und Unterhaltung eines zeitgemäßen, geräumigen und für absehbare Zeit auch für eine größere Zahl von Pfleglingen ausreichenden Kinder-Erholungsheimes in Angriff nehmen. In dem Aufruf des Festausschusses heißt es: „Unser Volk wird nach dem Kriege schwer um sein wirtschaftliches Dasein und Aufsteigen zu ringen haben. In und über dem Daseinskampf der Väter und Mütter werden manche Kinder doppelt der Pflege, Kräftigung und Hilfe bedürfen. Wir wollen ein leistungsfähiges Geschlecht aufwachsen sehen, gesund an Seele und Leib. Schwachen und blutarmen, in der Entwicklung zurückgebliebenen und nervösen Kindern für einige Wochen kräftige Kost, Waldluft, seelische Erfrischung zu bieten, scheint uns ein edles Ziel zu sein, würdig „des Glaubens, der in der Liebe tätig ist“, aber auch würdig der Helden, die Gut und Blut, ja ihr Leben einsetzen, das Vaterland und damit auch ihrer Kinder Heimat und Zukunftsland zu schützen. Wir bitten herzlich um Gaben für diesen Zweck. Mag jeder geben nach seiner Kraft. Jeder gehe auch im Geben dem Gewissen nach! […] Herrlich wäre es, wenn die Herbstsonne des 31. Oktober 1917 einem deutschen Frieden scheinen dürfte. Wenn Gottes Gedanken aber andere sind, dann gebe uns die Erinnerung an „1517“ neue Hoffnung und Kraft!“
Das Reformationsjubiläum selbst soll mit einem Festgottesdienst und einer großen Gemeindeversammlung am 31. Oktober gefeiert werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Wochenmarkt war gestern bei durchweg flottem Verkauf ziemlich gut beschickt, besonders mit Obst, wie Aepfel, Birnen, Einmachpflaumen, Pfirsiche und Brombeeren. Gemüse war dagegen außer hiesigem Blumenkohl, der in großen Mengen, aber zu hohen Preisen zu haben war, weniger vorhanden. […] Trotz des vielen Obstes bleiben die Preise immer noch verhältnismäßig sehr hoch, was natürlich einen schlechten Verkauf hierin zur Folge hat.
Auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatze waren in fast allen Marktprodukten verhältnismäßig kleine Zufuhren, besonders in Obst. An Gemüse war nur etwas Rot- und Weißkohl, Wirsing, Blumenkohl und Spinat vorhanden. […] Der Verkauf war im allgemeinen sehr flott und der Markt schon früh wieder geräumt.
Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt erfreute sich gestern bei sehr großer Auswahl, besonders in Obst, eines recht regen Zuspruchs. Die Zufuhr in Fischen ist gegenwärtig noch sehr knapp, verkauft wurden nur marinierte Bismarckheringe zu 15 Pfg. das Stück und gewässerter Stockfisch. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 12. Sept. Dem „Eisernen Kreuz von Godesberg“, das zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Helden aus der Bürgermeisterei Godesberg am 11. September 1915 zur Benagelung aufgestellt wurde, wurden gestern zu seinem zweijährigen Geburtstage von einem ungenannten Gönner 500 Mark mit folgendem Begleitschreiben zugeführt: „Als Andenken an einen auf dem Felde der Ehre gefallenen Godesberger Krieger übergebe ich dem Eisernen Kreuz zu seinem heutigen Geburtstag die Summe von 500 Mark“.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Eine beachtenswerte Neueinrichtung hat das städtische Lebensmittelamt geschaffen. Die Erwartung, die Zufuhr von schnell verderblichen Gemüse- und Obstsorten könnte zeitweilig eine derart reichliche werden, daß nicht alles rechtzeitig auf dem Markte und in den Verkaufsstellen abgesetzt werden könnte, führte zu dem Gedanken, eine andere Möglichkeit der Verwertung dieser Ware zu schaffen. Eine Weitergabe an Konservenfabriken zur Verarbeitung würde zweifelsohne zu Schwierigkeiten geführt haben und wegen der notwendigen zeitraubenden Arbeiten unzweckmäßig gewesen sein, da es doch auf schnelle Verarbeitung unbedingt ankommt, soll die Güte der Ware nicht allzu sehr leiden. Als eine sehr glückliche Lösung der Frage muß daher die Anlage einer eigenen Dörranstalt bezeichnet werden. Hierbei gab es wiederum verschiedene Möglichkeiten. Man konnte, wie es in anderen Städten bereits geschehen ist, unter Aufwand größerer Kosten eine neue Einrichtung herstellen, oder aber Umschau halten, ob sich nicht eine andere Gelegenheit bot, die denselben Zweck erreichte, aber mit viel geringeren Aufwendungen zum Ziele führte. Eine solche Gelegenheit wurde in der früheren Wolterschen Bierbrauerei an der Koblenzerstraße gefunden. Sie liegt nicht zu weit ab. Auch war in ihr eine, wenn auch lange nicht mehr benutzte Dörranlage vorhanden. Sie machte sich das Lebensmittelamt zunutze. Mit praktischem Verstande und geschickter Hand wurde die erforderliche Instandsetzung vorgenommen, die notwendigen Neuanschaffungen besorgt und dann die ganze Anstalt in Betrieb genommen. Nach kurzer Zeit war alles in flottem Gang und die Anstalt kann heute in ihrer Art als mustergültig bezeichnet werden. Sie genügt, um in kurzer Zeit größere Mengen Obst und Gemüse zu dörren, das so vor dem Verderben bewahrt und als willkommene Ergänzung unserer Ernährung zurückgelegt werden kann für die Wintermonate. […] Der Betrieb der Anlage wird ehrenamtlich von Herrn Kaufmann August Schorn, unserem Bonner Mitbürger, geleitet.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 14. September 1917
In den städtischen Verkaufsstellen werden nächste Woche kochfertige Kartoffelsuppe, Graupen, Dörrmischgemüse, Rübenkraut und für Schwerarbeiter Haferflocken abgegeben. Es gibt auch wieder 60 Gramm Butter.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ablieferungspflicht für Haushaltungsgegenstände aus Kupfer, Messing, Reinnickel und Aluminiumgegenstände. Das Stellv. Generalkommando 8, A. K., wird im Laufe der nächsten Wochen durch Revision der Haushaltungen, Gastwirtschaften, Hotels, öffentlichen Küchen usw. feststellen lassen, ob die gemäß Bekanntmachung M. 3231/10. 15. K. R. A. vom 8. Dezember 1915 abzuliefernden Gegenstände aus Kupfer, Messing, Reinnickel vollständig abgeliefert worden sind, sowie ob die Melde- und Ablieferungspflicht der von der Bekanntmachung M. c. 100/2. 17. K. R. A. betroffenen Aluminiumgegenstände erfüllt worden ist. Sofern die etwa versäumte Ablieferung oder Meldung unverzüglich und insbesondere vor der Revision nachgeholt wird, will das Generalkommando von einer Strafverfolgung absehen. – Haushaltungsgegenstände sind alle im Haushalt zur Verwendung kommende, nicht befestigte Gegenstände des täglichen Gebrauchs.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verbot für Jugendliche. Die Abendstunde, nach der es Jugendlichen verboten ist, sich auf öffentlichen Straßen und Plätzen zwecklos aufzuhalten oder umherzutreiben, ist von dem Wiedereintritt der Winterzeit am Montag, den 17. September 1917 ab auf 7 Uhr abends festgesetzt worden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 15. September 1917
[…] Knochensammlung. Der zu Beginn der Knochensammlung bekundete erfreuliche Eifer in der Ablieferung der Knochen hat merklich nachgelassen. Es muß daher nachdrücklich an die Pflicht erinnert werden, alle Knochen an die Metzgergeschäfte zurückzuliefern, damit sie für die Entfettung nicht verloren gehen. Die Gewinnung von Fett ist für die Lebensmittelversorgung von derart unschätzbarem Werte, daß es geradezu vaterländische Pflicht eines jeden ist, alle Knochen zu sammeln und restlos abzugeben.
Sollten trotz alledem die Knochen in Zukunft nicht, wie es erwartet werden muß, zu Abgabe kommen, so wird unbedingt durch Verordnung bestimmt werden, daß nur der Verbraucher Fleisch erhält, der die in der Woche vorher erhaltenen Knochen abgeliefert hat. […]
Bekleidungsamt. Eine größere Anzahl Strümpfe sind der Stadt durch die Reichsbekleidungsstelle überwiesen worden. Sie werden in den einschlägigen Geschäften zu festgesetzten Preisen gegen Bezugsschein abgegeben. Auch hat die Stadt eine größere Menge Segeltuch-Schuhe mit Holzsohlen erworben, die zu einem vorgeschriebenen Preise durch die Schuhwarengeschäfte gegen Bezugsschein verkauft werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Nachrichten des Lebensmittelamtes der Stadt Bonn.“)
Leihgeschäfte und Pfandvermittler dürfen, wie der Oberbürgermeister nochmals bekannt macht, keine alten Kleidungsstücke und Schuhwaren annehmen, beleihen und weiter veräußern, dazu ist nur die städtische Annahmestelle Martinstraße 18 berechtigt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
U-Bootkrieg – Ernährungsfragen. Wir weisen nochmals auf den bedeutungsvollen Vortrag hin, den morgen Sonntag abend Abg. Schlittenbauer im großen Saale des Bonner Bürgervereins halten wird. Dr. S. Schlittenbauer spricht über das spannende Thema: Der Uebergang vom alten zum neuen Kriegswirtschaftsjahr. Der Vortragende ist Direktor der Landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft in Regensburg, die die rührigste und tätigste bäuerliche Zentralgenossenschaft Bayerns ist. Auch ist er Generalsekretär des 160.000 Mitglieder zählenden Bauernvereins. Mitglied des bayerischen Ernährungsbeirates, Mitglied des Neunerausschusses zur Förderung der Produktion beim Kriegsernährungsamte in Berlin, Mitglied der bayerischen Abgeordnetenkammer. Er hat über politische und wirtschaftliche Fragen während des Krieges im Rheinland schon in großen Versammlungen unter reichem Beifall der Zuhörer gesprochen. Die Persönlichkeit des Vortragenden sowohl als auch der Inhalt seiner Ausführungen bürgen für einen überaus belehrenden Abend, der sicherlich großen Zuspruch finden wird.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Sonntag, 16. September 1917
Weg mit Goldtand! Die Rheinländer haben sehr viel Gold dem Goldschatz der Reichsbank zugeführt. Unendlich viele Goldsachen aber werden noch immer von Selbstsucht zurückgehalten, ja selbst Goldmünzen verstohlen, fast wie gestohlen, verborgen. Heinrich von Treitschke erzählt uns im 1. Band seiner prächtigen Geschichte Deutschlands im 19. Jahrhundert, daß es nach den Befreiungskriegen als eine Schmach der alten preußischen Provinzen galt, noch Silberzeug zu besitzen. In dem jetzigen Weltkrieg um Deutschlands Sein oder Nichtsein muß es als eine Schmach gelten, noch goldene Uhrketten, goldene Ohrringe und dergl. zu tragen, während die breite Masse des deutschen Volks die größten Opfer bringt und fast jedes Haus um gefallene Lieben trauert. Nun gibt es schon deutsche Männer und deutsche Frauen, die Träger protziger Goldketten und Trägerinnen schwerer goldener Ohrringe als Emporkömmlinge und Kriegswucherer ansehen und behandeln. Diesen häßlichen Verdacht setzt sich nicht aus, wer pflichtgemäß seine Goldsachen an die Goldankaufstelle am Münsterplatz verkauft. Jede Unze Gold stärkt die Goldrüstung unserer Bankfestung, sie verschafft uns Lebensmittel im Auslande, sie vernichtet die letzte Hoffnung unserer Feinde auf unseren wirtschaftlichen Zusammenbruch und verkürzt damit den Krieg.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Ende der „Sommerzeit“ ist in der zugrundeliegenden Bundesratsverordnung auf den 17. d. M., morgens 3 Uhr festgesetzt. In diesen Tagen war gemeldet worden, man erwäge eine Hinausschiebung dieses Termines um 14 Tage bis vier Wochen. Es ist jedoch bis jetzt nichts bekannt gegeben worden, trotzdem eine Verlegung bis etwa zum Ende dieses Monats wohl auf allgemeine Zustimmung hätte rechnen können. Bei der jetzigen vorgerückten Zeit ist eine Aenderung nicht mehr anzunehmen, und es dürfte nun dabei bleiben, daß die „Winterzeit“ (gleichbedeutend mit der normalen mitteleuropäischen Zeit) am 17. September, morgens 3 Uhr eintritt. Es erfolgt dies in der Weise, daß in jener Nacht vom Sonntag zum Montag um 3 Uhr die Uhren auf 2 Uhr zurückgestellt werden, so daß in jener Nacht die Stunde von 2 – 3 zweimal erlebt wird. Diese Tatsache macht besonders im Fahrplan der Eisenbahnen einige Aenderungen nötig, über die sich Reisende am besten vor Antritt der Fahrt auf ihren Bahnhöfen erkundigen. Da der Uebergang von der einen zur anderen Zeitrechnung jetzt den Reiz der Neuheit eingebüßt hat, so kann man niemand empfehlen, etwa jene Nachtstunde abzuwarten, um etwas Besonderes zu erleben“. Der Privatmann stellt am besten heute abend vor dem Schlafengehen seine Uhr um eine Stunde zurück. Er kann dann ohne Gewissensbisse eine Stunde länger schlafen und hat dadurch das seinige getan zu einer ordnungsgemäßen Ueberleitung von der „Sommerzeit“ in die „Winterzeit“.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Soldatenheim. Am letzten Sonntag waren wiederum eine große Anzahl Feldgrauer erschienen, um an dem Preiskegeln sich zu beteiligen. Die Sieger wurden mit schönen Preisen erfreut. Um 6 Uhr begann der Unterhaltungsabend und konnte der Saal kaum alle Soldaten aufnehmen. Die Darbietungen der Herren Euskirchen, Reif und Gerst fanden vielen Beifall. Die Bonner Liedertafel unter der Leitung des Herrn Musikdirektor Werth erfreute die Anwesenden durch herrliche Liederspenden und erntete reichen Beifall. Desgleichen waren die Liedervorträge der Opernsängerin Fräulein Deus sehr ansprechend, weshalb derselben volle Anerkennung zuteil wurde. Herr Wallenfang, Mitglied der Bonner Liedertafel, erhöhte die Aufmerksamkeit durch einige humoristische Vorträge. Zum Schluß spielte die Theaterabteilung des Gesellenvereins mit gutem Erfolg einen Schwank in einem Aufzug „Seine Hohei“. Zu unserer größten Freude konnten wir die Anwesenheit der Herren Oberleutnants Otto und Daniels feststellen, welche von dem Leiter der Versammlung Herrn Falkenroth begrüßt wurden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 17. September 1917
Nachschub-Ueberwachungsstelle. In letzter Zeit sind die Nachschub- und Abschubgüter sowie die militärischen Lagerstellen im Heimatgebiet in der abgefeimtesten Art und Weise beraubt und der Staat dadurch erheblich geschädigt worden. Um diesem gemeinen Unwesen eine Schranke zu setzen, sind an verschiedenen Orten des Deutschen Reiches polizeiliche Nachschub-Ueberwachungsstellen eingerichtet worden zu dem Zweck, die Täter solcher strafbaren Handlungen zu ermitteln und sie den zuständigen Gerichten zur Aburteilung zu überliefern. Eine solche Stelle befindet sich auch in Köln, Kattenbug 5/7. Diese Stelle würde wesentlich in ihrer Arbeit unterstützt werden, wenn die rechtlich denkende Bevölkerung alle zu ihrer Kenntnis gelangenden Beraubungen mitteilt; schon das allgemeine Interesse verlangt dies. Auch auf begründete Verdachtsmomente würde sie aufmerksam zu machen sein. Wer Beraubungen von Bahn- und Postsendungen aufdeckt oder sogar vereitelt, stärkt die Kampfkraft unseres Heeres und erweist dem Vaterlande dadurch einen wertvollen Dienst. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kein Salzmangel. In letzter Zeit sind wieder viele Haushaltungen ohne jeden Grund übergegangen, sich überreichliche Salzvorräte zuzulegen. Solche Salzhamstereien sind gänzlich überflüssig. Wie früher, so kann auch jetzt wieder nur betont werden, daß ein Mangel an Salz in Deutschland nicht eintreten wird. Privathaushaltungen mögen daher im allgemeinen Interesse die Anhäufung von Salzvorräten unterlassen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Uebergang vom alten zum neuen Wirtschaftsjahr bildete den Gegenstand eines Vortrages, den gestern abend Dr. Schlittenbauer im großen Saale des Bonner Bürgervereins vor einer zahlreichen Zuhörerschaft hielt. Einleitend bemerkte Redner, daß die Armee hinter der Front sich immer noch nicht die kollossale Bedeutung klar gemacht habe, die sie für das Durchhalten hat. Das gewaltige Völkerringen habe als Endzweck, die Vernichtung der englischen Vorherrschaft zur See, weil damit die ganze englische Politik der letzten fünf Jahrhunderte in ihrem Ziele getroffen werde. Für England handele es sich darum, uns möglichst viele Feinde zu erwecken, um so deutsches Volkstum, deutsche Freiheit, deutsche Sitten, deutsche Sprache, deutsche Kultur, kurz alles Deutsche zu vernichten. England habe das Ziel des Krieges erfaßt, in Deutschland aber noch nicht alle. England habe das Ziel viel zu viel erfaßt, als daß es ohne eigenen Zwang genötigt werde, Frieden zu schließen. Demgegenüber gilt es für uns, unbedingten Gebrauch zu machen von den vier Arten der uns zur Verfügung stehenden Abwehrmitteln militärischer, finanzieller, wirtschaftlicher und moralischer Art. Unsere militärische Lage steht, darin dürfen wir den Worten Hindenburgs und Ludendorffs fest vertrauen, besser denn je. Unsere Fronten stehen fester denn je und der U-Bootkrieg, unsere große unbezwingbare Offensive gegen den Frachtenraum, wird England niederzwingen. Sodann wird auch bei der 7. Kriegsanleihe das deutsche Volk seine finanzielle Kraft beweisen, wie es bisher der Fall war. Noch bei jeder Kriegsanleihe wurden die Nörgeler davon überzeugt, daß die Finanzkraft Deutschlands ungeschwächt dastand, so wird es auch bei der 7. Kriegsanleihe sein. Auch in wirtschaftlicher Beziehung wird die Heimarmee ihre Pflicht im neuen Kriegsjahr wie bisher erfüllen. Trotz aller Schwierigkeiten hat sie bisher treu ausgehalten und die erkannten Fehler vergangener Zeit dienten zur Belehrung und führten zur Verbesserung der kommenden Zeit. Dies alles bildet die Grundlage zum moralischen Durchhalten, d. h. zum Willen des Durchhaltens bis zum endgültigen siegreichen ABschluß des gewaltigen Kampfes. Redner fand eine sehr aufmerksame Zuhörerschaft, die auch mit reichem Beifall ihre Zustimmung zu seinen Ausführungen dankbar bekundete.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 18. September 1917
Das Gold an die Reichsbank.
Von dem bekannten Gemälde des Professors Arthur Kampf „Gold gab ich für Eisen, Volksopfer 1813“ hat die Reichsbank Mezzotintogravüren in der Bildgröße 35x25 Zentimeter herstellen und mit einer Widmung versehen lassen, damit die Goldankaufsstelle am Münsterplatz sie als Ehrengabe dem 5000. und 6000. Einlieferer von Goldsachen zuerkennt. Das Kunstblatt ist in der Buchhandlung von Cohen und in der Geschäftsstelle unserer Zeitung ausgestellt. Es zeigt für unsere Zeit vorbildlich, wie unsere Vorfahren vor 100 Jahren alles, was ihnen lieb, wert und teuer war, opferfreudig hergaben, um dem Vaterland in seiner schwersten Not zu helfen. Wer im Geist der Vorfahren jetzt pflichtgemäß seine überflüssigen Goldsachen an die Goldankaufsstelle verkauft, um die Goldrüstung der Reichsbank zu stärken und damit den Krieg abzukürzen, kann das prächtige Bild in einem schönen Rahmen auch als eine Erinnerung an seine vaterländische Pflicht in diesem Kriege erhalten, wenn er der 5000. oder 6000. Einlieferer ist. Und die Widmung wird seinen Söhnen und Enkeln verkünden, daß auch unser Geschlecht würdig der Ahnen war.
Goldopferung
In Eisenrüstung schreitet die große Zeit.
Auch du daheim sei mutig und kampfbereit!
Fort mit dem gleißenden Schmuck, dem flimmernden Tand,
Dein Gold gehört dem ringenden Vaterland.
Dein Gold, es wird zu einem flammenden Schwert,
Das siegreich deine mächtige Hand bewehrt,
Das Lebenssäfte, stählende, dir erringt
Und mit die grimmen Feinde zum Frieden zwingt.
Wer jetzt nicht hilft durch opferspendende Tat,
Der übt, ein Judas, am eigenen Volk Verrat.
Noch heute bring die rettende Gabe dar
Und opfre dein Gold auf des Vaterlandes Altar!
Wilhelm Idel (Bonn)
(Aus den vom Kriegsbureau des Reichsbankdirektoriums herausgegebenen Mitteilungen für die Goldankaufsstellen.)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
An den städtischen Verkaufsständen am Rathaus wird beim Fischverkauf usw. von den Käufern das Vorzeigen der Lebensmittelkarte verlangt. Vielfach wird dies von Käuferinnen als unbillig bezeichnet, und es gibt dann unerquickliche Szenen. Trotzdem soll man an dieser Forderung festhalten, denn es erwachsen den Bonner Käufern namentlich beim Fischverkauf an auswärtige Gastwirte usw. unerwünschte Konkurrenten. Wir möchten sogar noch weiter gehen und den Vorschlag machen, daß das Verleihen der Karte an auswärtige Personen unter Strafe gestellt wird.
60 Gramm Butter werden auch in dieser Woche ausgegeben.
Der Verkauf von Kleidungstücken an bedürftige entlassene Krieger beginnt morgen Donnerstag um 9 Uhr in den Verkaufsräumen des städtischen Bekleidungsamtes an der Gangolfstraße. Nur diejenigen werden zum Verkauf zugelassen, die im Besitz der vorgeschriebenen Bescheinigung und eines Bezugsscheines sind.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Nochmals „Sonntag in der Kriegsküche“
Der mit dem Pamphlet des Herrn N. Bespuckt ist kein Mann, sondern eine Frau, die in Küche und Haus sehr gut Bescheid weiß und die in ihrem Aufsatze in erster Linie der Kriegsküche besonderes Lob gespendet hat, in einer Weise, daß das Lob die Rüge bei weitem überwog. Die damals durchaus angebrachte Rüge ist jedenfalls von dem größeren und besseren Teile der Teilnehmer an der Kriegsküche mit Zustimmung und Dank begrüßt worden. Sie hat auch Abhülfe gebracht. Damit war ihr Zweck erreicht. Frau Sch.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
U-Boot-Krieg. Über eigene Erlebnisse im U-Boot-Krieg wird am Donnerstag, abends 8 Uhr, im Bonner Bürgerverein Herr Kapitänleutnant Ernst Hashagen im großen Saal des Bonner Bürgervereins einen fesselnden Vortrag halten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 19. September 1917
Werbearbeit für die siebte Kriegsanleihe. Die Zeichnungsfrist für die siebte Kriegsanleihe beginnt mit dem heutigen Tage. Das Vaterland verlangt nicht ein Opfer von uns, wenn es uns auffordert, nach unseren Kräften zu helfen, daß der Erfolg der Anleihe ein stolzer und achtungsgebietender, ein eherner Kraftbeweis des deutschen Volkes werde, nein, zu treuer Pflichterfüllung allein geht der Ruf an uns, einer Schuldigkeit gegen Reich und Volk und unserer unvergleichlichen Dulder und Kämpfer draußen im Felde Genüge zu tun, das ist die Losung. Gewiß wird der weitaus größte Teil derjenigen, die Mittel groß oder klein haben, auch bei uns in Bonn in klarer Erkenntnis der Not der Zeit und des eigenen Vorteils, in vollem Gefühl der Pflicht ohne fremde Beeinflussung zeichnen, was in seinen Kräften steht. Aber ist darum Werbearbeit überflüssig? Vielfach hört man, wenn von der Werbearbeit für die Anleihe gesprochen wird: „Ach was, wer Geld hat, weiß schon, was er zu tun hat, und zeichnet auch ohne Drängen anderer. „ Möchte dies in vollem Umfange wahr sein! Aber man darf zweifeln, daß dieser Einwurf ganz richtig ist. Es wird immer noch Leute geben, die einer Aufmunterung durch andere bedürfen, die aus eigenem Antriebe, ohne bösen Willen, in mangelhafter Erkenntnis oder aus Gleichgültigkeit das nicht zeichnen, was sie können und müssen. Damit aber keiner in Bonn seine Pflicht nur halb tue, soll nach wohlbedachtem Plan für die ganze Stadt eine Werbetätigkeit durch persönliche Besuche von Haus zu Haus, von Familie zu Familie ins Leben treten. Als Obmänner hierfür haben sich eine große Anzahl von Stadtverordneten zur Verfügung gestellt, denen wieder nach Bezirken Damen und Herren als Vertrauensleute zur Seite stehen. Jede Belästigung der Bürger ist dabei selbstverständlich ausgeschlossen, ja wenn sich bei früheren Anleihen durch jugendlichen Uebereifer hier und da Belästigungen gezeigt haben, so werden diese gerade jetzt durch eine geordnete Tätigkeit des Werbeausschusses vermieden. Aber jedem Bürger und jeder Bürgerin, die vielleicht über die ein oder andere Frage noch im Unklaren oder im Zweifel sind, wird bereitwilligst Auskunft erteilt und in jeder Beziehung gewünschte Hilfe und Erleichterung geleistet werden. Zu einer Besprechung mit den Vertrauensleuten sollte deshalb jeder sich bereit halten, selbst dann, wenn er bereits gezeichnet hat. Ein kurzer Austausch der Gedanken wird keinen Schaden bringen. Wünschen wir deshalb, daß die Vertrauensleute, die ihr gewiß nicht müheloses Amt fürs Vaterland ausüben, wenigstens überall, wenn auch nur kurz, doch ein freundliches Ohr finden mögen.
An der Hindenburggabe, die dem Feldmarschall zu seinem 70. Geburtstage zur Förderung der Kriegsfürsorge überreicht werden soll, wird sich die Stadt Bonn mit einem Beitrage von 2000 M. aus städtischen Mitteln beteiligen. Ferner soll der Reinertrag des vaterländischen Festabends, den, wie schon berichtet, die Vaterländischen Vereinigungen für den 2. Oktober im Stadttheater planen, der Hindenburggabe überwiesen werden.
Ein Ausschuß für die Ueberleitung der städtischen Kriegswirtschaft in die Friedenswirtschaft soll am übermorgigen Freitag von den Stadtverordneten gewählt werden. Er soll aus neun Mitgliedern bestehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Beratungsstelle für Kriegsanleihe.
In den Räumen des Verkehrsamtes, Poststr. 27, ist eine Beratungsstelle für Kriegsanleihe eingerichtet worden, welche heute d. 19. d. Mts. eröffnet wird. Allen, welche eine Beteiligung an der neuen Kriegsanleihe in Erwägung ziehen oder welche Zweifel und Bedenken – auch wegen früherer Kriegsanleihen – hegen, wird dort bereitwillig und unentgeltlich Auskunft und Hilfe gewährt. Die Beratungsstelle ist unabhängig von Banken, Sparkassen und sonstigen Geldinstituten: eine Verpflichtung zur Zeichnung entsteht durch die Benutzung nicht; doch werden auf Wunsch auch Zeichnungen entgegen genommen. Die Geschäftsstunden sind von 12-3 und von 6-8 Uhr; Sonntags von 10-1 Uhr, also so gelegt, daß auch diejenigen, welche in Geschäften oder Fabriken tätig sind, während ihrer freien Zeit die Beratungsstelle besuchen können.
Besichtigung durch den Korpskommandeur. Am heutigen Mittwoch ist Se. Exzellenz der Kommandierende Herr General zu Besichtigungszwecken in der hiesigen Garnison anwesend. Aus diesem Anlaß haben die militärischen Gebäude an diesem Tage geflaggt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Messingknöpfe an Haustüren hat ein 16jähriger Bursche an zwei Häusern der Hundsgasse abgeschraubt. Er wurde dabei gefaßt, erhielt zunächst seine Prügel und wurde dann an die Polizei übergeben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 20. September 1917
Evangelische Gemeinde Bonn. Das Presbyterium hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, um Heizung und Licht zu sparen, die Abendgottesdienste vom 1. Oktober ab in die Kirche am Kaiserplatz und die Kriegsbetstunden aus der Schlosskirche in das Gemeindehaus zu legen.
Ferner richtet das Presbyterium schon jetzt an die Eltern der Konfirmanden die herzliche Bitte, von der Beschaffung einer besonderen Konfirmandenkleidung für Knaben und Mädchen zu Ostern 1918 Abstand zu nehmen. Es genügt der Sonntagsanzug oder das Sonntagskleid! Stoffe sind nur schwer und nur zu sehr hohen Preisen zu beschaffen. Wir wissen, so lieb uns auch sonst die einheitliche Kleidung war, Gott sieht nicht das Kleid, sondern das Herz an.
Kein Zwang zur durchgehenden Arbeitszeit. Das stellvertretende Generalkommando des 8. Armeekorps in Koblenz hat dem Verein der Industriellen des Regierungsbezirks Köln auf seine Vorstellung gegen die angeblich beabsichtigte zwangsweise Einführung der ungeteilten Arbeitszeit in allen Geschäftsbetrieben mitgeteilt, daß es zur Zeit nicht beabsichtige, die ungeteilte Arbeitszeit in allen Geschäftsbetrieben einzuführen. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Schöffengericht Bonn.
[...] Der 33jährige Metzgermeister Leo G. aus Beuel war durch einen richterlichen Strafbefehl in eine Strafe von 6 Wochen Gefängnis genommen worden, weil im April eine unangemeldete Fleischmenge von 70 Pfund Blutwurst, eine 11 Pfund schwere Kalbskeule, eine Schweineleber und ein Schweinekopf in seinem Ladenlokal vorgefunden wurde, über die er sich nicht ausweisen konnte. Der von ihm nachgesuchten Umwandlung der Freiheitsstrafe in eine Geldstrafe wurde angesichts seines sonstigen guten Leumundes vom Gericht noch mal stattgegeben und sein Strafmaß auf 300 Mk. angesetzt. Das Gericht wies hierbei jedoch ausdrücklich darauf hin, daß gerade bei Metzgereien auf die strengste Befolgung der Verordnungen gesehen werden müsse.
[...]
Viel Heiterkeit erregte die Verhandlung gegen den aus der Haft vorgeführten 56jährigen Invaliden Hermann Haase, der sich bettelnd und landstreichend herumtreibt. Von seinen Vorstrafen ist ihm so gut wie gar nichts in Erinnerung. Die richterliche Unterstützung auf seinen bisherigen Lebenswandel förderte jedoch zutage, daß er bisher 39mal wegen Bettelns, 7mal wegen Landstreicherei und recht oftmals wegen Drohung, Diebstahls und Körperverletzung, ja sogar einmal mit 5 Jahren Zuchthaus vorbestraft ist. Die über ihn eingezogenen amtlichen Auskünfte aus Frankfurt und Wiesbaden lauten höchst ungünstig und bezeichnen ihn als einen arbeitsscheuen Landstreicher. Hiergegen verwahrte sich der Angeklagte: er will in Wiesbaden in einer Arbeitsstellung wenigstens fünfmal den Hof gekehrt haben. Eine Bescheinigung über geleistete Arbeit ließ er sich niemals und nirgends ausstellen, weil es sich nicht lohnte. Zuletzt hat er sich drei Monate hindurch in Godesberg herumgetrieben, tagsüber beständig vor einer Villa am Rhein auf einer Bank am Fußsteig gesessen und die Passanten angebettelt. Seine Verurteilung lautete diesmal wegen Bettelns und Landstreicherei auf je zwei Wochen Gefängnis und Ueberweisung an die Landespolizeibehörde. Mit sittlicher Entrüstung über die letztere Anordnung rief er in den Saal hinein: „Ich erkenne dieses Urteil nicht an!“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zur Kartoffelversorgung im Stadtkreise Bonn. Nach der durch die Reichskartoffelstelle erfolgten vorläufigen Zuteilung werden den Kommunalverbänden für die Zeit vom 15. Oktober 1917 bis 3. August 1918 die Kartoffeln zugewiesen. Die Stadt Bonn erhält rund 306.000 Zentner Speisekartoffeln, von denen mindestens 2/3 bis zum 15. Dezember ds. Js. angeliefert sein müssen. Der Lebensmittelausschuß hat beschlossen, bis zur endgültigen Zuteilung durch die Reichskartoffelstelle, die voraussichtlich nach genauer Uebersicht der neuen Ernte anfangs November erfolgen dürfte, vom 1. Oktober ds. Js. ab 7 Pfund Kartoffeln auf den Kopf der Bevölkerung auszugeben und die Zulage an die Schwerarbeiter fortfallen zu lassen, da es sonst nicht möglich ist, die Kopfmenge auf sieben Pfund zu halten. Ebenso sollen vom 1. Oktober ds. Js. ab die Kartoffeln gemäß den ausgegebenen Lebensmittelmarken sofort bis zum 18. November ds. Js. von den Haushaltungen bezogen werden können. Von diesem Zeitpunkte ab werden den Haushaltungen, sofern sie es wünschen, auf den Kopf je 1 Zentner Kartoffeln zum Einkellern durch städt. Fuhrwerk angefahren. Diese Menge hat dann für die Versorgung des betreffenden Haushalts bis zum 23. Februar 1918 auszureichen. Sollte jedoch zwischenzeitlich eine Erhöhung der Kopfmenge auf 10 Pfund eintreten, was angesichts der guten Ernte nicht unwahrscheinlich ist, so würden zum Einkellern auf den Kopf 1½ Zentner angefahren werden und damit wäre dann der Bedarf der Haushaltungen bis zum 3. März 1918 gedeckt. [...]
Witterschlick: Am vergangenen Sonntag, den 16. September, spielte auf dem von der hiesigen Gemeinde zur Verfügung gestellten Spielplatz eine Schlagballmannschaft des Bonner Turnvereins „Nordstern“ gegen eine Schlagballmannschaft des hiesigen Jugendvereins. Der Bonner Verein, der als einer der besten Turnvereine bekann ist und auch schon den Hindenburg-Wanderpreis erworben hat, siegte mit 58 gegen 35 Punkte (Witterschlick). Die ganze Veranstaltung, die von dem schönsten Wetter begünstigt war, fand bei allen Vereinsmitgliedern den besten Anklang.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 21. September 1917
Der Vortrag über den Ubootkrieg gestern abend im Bonner Bürgerverein war so stark besucht, daß sehr viele Besucher mit einem Stehplatz vorlieb nehmen mußten. Der Redner, Kapitänleutnant Ernst Hashagen, Kommandant eines Ubootes, betonte, daß unsere Ubootwaffe, die erst seit Anfang dieses Jahres eine Volkswaffe im wahren Sinne des Wortes geworden sei, sich gegen den Lebensnerv unseres ärgsten Feindes richte und unbedingt zum Siege führen würde. Der Tag werde bestimmt kommen, an dem das Kartenhaus aller englischen Berechnungen zusammenbrechen werde. Er erklärte die Einrichtungen und den Betrieb der Uboote, sowie das Leben an Bord in fesselnden Ausführungen, die nachher durch zahlreiche Lichtbilder noch ergänzt wurden, und schilderte dann die Erlebnisse einer über dreiwöchigen Seefahrt auf dem von ihm befehligten Uboote. Es wurden dabei insgesamt 25.000 Bruttoregistertonnen Schiffsraum vernichtet, darunter mehrere große Dampfer mit Lebensmitteln für England. England muß jetzt bereits von der Hand in den Mund leben, Reserven an Lebensmitteln sind nicht mehr vorhanden, dazu steht England vor einer der schlechtesten Ernten, die es je gehabt hat. Mit jedem versenkten Schiffe muß die Hoffnung des britischen Inselreiches, uns schließlich doch noch zu bezwingen, kleiner werden. England weiß auch, daß es unterliegen muß, es kämpft den Kampf der Verzweiflung. Seine einzige Hoffnung ist, daß wir kleinmütig werden und nicht an dem uneingeschränkten Ubootkrieg festhalten. Diese Hoffnung soll sich aber nicht erfüllen. Wir wissen, daß wir für unser und unserer Verbündeten Dasein kämpfen, und wir lassen uns die starke Waffe, die wir in unseren Ubooten haben, nicht aus der Hand schlagen. Schwere Opfer haben wir in unserem Daseinskampfe gebracht, und auch die neue Kriegsanleihe wird keine verschlossenen Hände finden, der Sieg ist uns aber sicher, dafür bürgt uns die erfolgreiche Tätigkeit unserer Uboote. Die Ausführungen des Redners fanden am Schluß lebhafte Zustimmung.
Polnische Arbeiter für kriegswichtige Betriebe. Die Kriegsamtsstelle Koblenz, Abteilung „Afra“ (Ausländische freie Arbeiter) gibt bekannt: Voraussichtlich werden für die Wintermonate polnische freie Arbeiter zur Arbeit in kriegswichtigen Betrieben zur Anwerbung kommen. Anträge auf Beschaffung solcher Kräfte sind für den Bereich des 8. Armeekorps an obige Abteilung zu richten und bis zum 23. d. M. der zuständigen kgl. Gewerbeinspektion zur Begutachtung vorzulegen. Diese gibt über die Bedingungen im einzelnen Auskunft.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Zum Geburtstag der Kronprinzessin hatten gestern die öffentlichen Gebäude geflaggt.
7. Kriegsanleihe und Werbearbeit der Jugend. Alle sollen dabei sein, mit Zeichnung und Werbung. Auch und nicht zuletzt unsere Schuljugend. Sie hat bei den bisherigen Kriegsanleihen so wacker mitgeworben, daß ganz gewiß auch dieses Mal auf sie gerechnet wird. Sie soll sich begeistert-freudig für ihr Alter das Bewusstsein sichern, schon mit jungen Füßen und Händen geholfen zu haben, als das Vaterland in entscheidender Stunde rief. Doch gewisse, leicht vermeidbare Mißstände bei einer zwar bestens gemeinten Werbung sollen nunmehr vermieden werden. Hier und da fehlte ihr die Planmäßigkeit, eine Anzahl von jugendlichen Werbern erschien wohlmöglich an demselben Tage in demselben Hause, vielleicht auch ohne den richtigen Blick für den Umfang des möglichen „Angriffs“. So lobenswert der Wettbewerb der verschiedenen öffentlichen und privaten Schule an sich ist, es muß gerade im Interesse des allen vorschwebenden Zieles eines möglichst großen Erfolges ein möglichst einheitlicher „Schlachtplan“ befolgt werden. Die Vorsteher der Schulen bezw. der Schüler werden darum gebeten, sich an die Obmänner der einzelnen Werbebezirke zu wenden, um den richtigen Platz bei der Werbung zugewiesen zu erhalten. Hilfe an der richtigen Stelle ist allein Hilfe, sie ist aber auch jetzt willkommener als je.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Aufruf!
Das Ringen um Deutschlands Zukunft, um unseres Volkes Bestand, Freiheit und Aufstieg muss nach dem Willen unserer Feinde weitergehen. So lange noch, bis auch verblendeten Augen endlich offenbar wird, daß allen Anstürmen, Kriegsbeschwerden und Gelderfordernissen unbeugsam standzuhalten das deutsche Volk bereit und fähig ist.
Die herausfordernden Zweifel an unsere heimische Unerschütterlichkeit sind es, und sie sind es ganz allein, die den Krieg verlängern. Ja, mit einem Aufflammen unerbittlicher feindlicher Vernichtungswut, mit teurem Blut und Gut, mit einer Gefährdung des opfervoll bisher Erreichten hätten wir es alle schmerzlich und unersetzbar zu büßen, wenn wir jetzt in der geldwirtschaftlichen Kraftanspannung glaubten nachlassen zu dürfen.
Je widerstandsfähiger aber wir des Reiches Geldwesen erhalten, um so stärkeren Widerhall wird dereinst das deutsche Wort bei den Friedensverhandlungen wecken, um so rascher werden wir in der Zeit friedlichen Wiederaufbaus den deutschen Geldwert im Ausland auf seine alte Höhe bringen – zu unserer aller Vorteil.
Das Deutsche Reich bietet Gewähr für die Sicherheit Eurer unentziehbaren Ansprüche in allen Vermögenswerten, mit dem Einkommen und allen schaffenden Kräften der Gesamtheit seiner Bürger. Und machtvoll wie durch drei lange Jahre hindurch wird auch fernerhin zu Wasser und zu Lande die Abwehr und Schwächung unserer Feinde sein. Hinzutreten muß aber als mitkämpfende Streitmacht das lückenlose Aufgebot aller freien Gelder.
So ergeht in schicksalsschwerer Zeit an die sämtlichen Volksgenossen mit großem, kleinem und kleinstem Geldbesitz in Stadt und Land der Ruf des schuldlos bedrohten Vaterlandes:
Helft mit Eurem Gelde zu einem neuen, stolzen, achtungsgebietenden Zeichnungserfolg, zu einem ehernen Kraftbeweis, der uns dem ehrenvollen Frieden näher bringt!
Zeichnet die 7. Kriegsanleihe!
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 22. September 1917
Stadtverordneten-Sitzung
Bonn, 21. September 1917.
Oberbürgermeister Spiritus eröffnet die Sitzung um 15.15 Uhr,
Eine Kundgebung gegen Wilson.
Vor Eintritt in die Tagesordnung führt Oberbürgermeister Spiritus aus:
Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hat in der Antwort auf die Friedensnote Seiner Heiligkeit des Papstes den Versuch gemacht, die Stimmung des deutschen Volkes gegen seinen Kaiser zu beeinflussen. Die hierin liegende Anmaßung ist ebenso groß, wie der gänzliche Mangel an Verständnis für deutsche Art und deutsches Wesen. Ein Sturm der Entrüstung geht durch unser Vaterland, und das Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen Kaiser und Volk hat niemals lebhafteren Ausdruck gefunden als in diesen Tagen. (Bravo!)
Auch wir Bonner können dazu nicht schweigen. Die heutige Stadtverordneten-Sitzung soll uns Gelegenheit geben, der Empörung der Bürgerschaft Ausdruck zu verleihen und unserem erhabenen Kaiser unsere unwandelbare Treue zu versichern. (Bravo!)
Ich bitte Sie, die Absendung des folgenden Telegramms an Seine Majestät zu beschließen:
An Seine Majestät den Kaiser und König.
Eure Kaiserliche und Königliche Majestät bittet die Vertretung der Stadt Bonn, ihrer Entrüstung Ausdruck geben zu dürfen gegenüber der dreisten Anmaßung des Präsidenten Wilson in seiner Antwort auf die Friedensnote des Papstes. Der plumpe und hinterlistige Versuch, das deutsche Volk und seinen Kaiser zu entzweien, erweckt unseren gerechten Zorn, aber gerade diese schändliche Absicht des Amerikaners verbindet Fürst und Volk noch fester. Die Bürgerschaft der Stadt Bonn gelobt Euerer Majestät in alter Treue zu stehen zu Kaiser und Reich und durchzuhalten in großer und schwerer Zeit bis zum siegreichen Ende.
Der Oberbürgermeister, die Beigeordneten, die Stadtverordneten.
Die Stadtverordneten beschließen, das Telegramm abzusenden. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die städtische Knochen-Entfettungsanlage, die in der Kälberhalle des Schlachthofes untergebracht ist, hat sich bereits gut bewährt. Aus den abgelieferten Knochen wird durchschnittlich täglich ein Zentner Fett gewonnen, das zu technischen Zwecken Verwendung findet. In den nächsten Tagen soll auch mit der Gewinnung von Speisefett begonnen werden. [...] Man kann damit rechnen, daß aus einem Zentner Knochen vier Pfund Fett gewonnen werden.
Die entfetteten Knochen werden auch noch verwendet; sie werden gemahlen und leisten als Futter- und Düngemittel gute Dienste. [...] Um die Anlage voll ausnutzen zu können, ist es unbedingt erforderlich, daß kein Knochen im Haushalt verkommt, sondern allwöchentlich an den Metzger abgeliefert wird. Der gegenwärtige Krieg hat uns gezwungen, mit vielen alten Gewohnheiten zu brechen. Auch darin müssen die Hausfrauen einig sein, da sie fortan keinen Knochen mehr ins Feuer oder in den Mülleimer werfen. Denn mehr denn je sind wir gezwungen, darauf zu achten, daß kein Gramm Fett verloren geht, weder dem Haushalt noch dem Gewerbe.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Übertrieben hohe Preise für Schuhwaren und Schuhausbesserungen. Der hiesigen Preisprüfungsstelle gehen täglich Klagen darüber zu, daß für Schuhe und Schuhausbesserungen unverhältnismäßig hohe Preise gezahlt werden. Es ist vorgekommen, daß Schuhe mit 60 bis 75 Mark bezahlt wurden. Für Herren-Sohlen und Absätze sind schon 21 Mark verlangt worden. Derartige Preise überschreiten ganz bedeutend das erlaubte Maß. Jeder Schuh und Pantoffel muß sichtbar mit dem bei der Berliner Gutachter-Kommission festgesetzten Preise versehen sein, gleichviel ob es Inlands- oder Auslandsware ist. Allerdings können heute nicht mehr wie in Friedenszeiten von Käufern Ansprüche auf Haltbarkeit gestellt werden, da jeder Schuhhändler seine Ware vom Verteilungs-Ausschuß ohne Rücksicht auf Güte und Ausführung zugeteilt erhält. Aufgrund der festgesetzten Richtpreise für Leder und Arbeitslöhne dürfen je nach Höhe der Arbeitslöhne für Herren-Sohlen und Absätze 8 Mark bis 9,50 Mark verlangt werden. Für Damen- und Kindersohlen mit Absätzen entsprechend weniger. Jeder Schuhmacher, der Ausbesserungen ausführt, muß auf einem sichtbaren Plakate Richtpreise für Material und Arbeitslöhne gesondert bekannt geben und jeder Ausbesserungsarbeit einen Zettel beilegen, der den Aufwand für Leder und Arbeitslohn genau angibt. Die Preisprüfungsstelle bittet die Einwohner auf Innehaltung dieser Vorschriften zu dringen und die Fälle, in denen sie überfordert zu werden glauben, unnachsichtlich der Preisprüfungsstelle mitzuteilen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Zur 7. Kriegsanleihe. Um ihren Beamten, Angestellten und Arbeitern die Zeichnung der 7. Kriegsanleihe zu erleichtern gewährt die Stadt Bonn diesen Vorschüsse bis zur Höhe eines Monatsgehaltes, die dann bei der jeweiligen Lohnzahlung in Teilen abgehalten werden. Die Einrichtung hat sich bei der 6. Kriegsanleihe bewährt. Die Zeichnung kann auch im Wege der Kriegsanleihe-Versicherung bei der Landesbank durch Vermittlung der städtischen Sparkasse geschehen. – Herr Dr. Schorlemmer in Godesberg erläßt an alle Rheinländer einen warm empfundenen Mahnruf in ernster Zeit zur Aufklärung und Werbung für die 7. Kriegsanleihe.
Bekleidungsamt. Die Knappheit der vorhandenen Bestände an Webwaren gestattet nicht mehr, Sonderkleidung für besondere Zwecke anzuschaffen. Die Reichsbekleidungsstelle hat deshalb angeordnet, daß Bezugsscheine für Trauerfälle, Konfirmation und erste Kommunion nur dann bewilligt werden, wenn der Bestand dadurch nicht die in der Bestandsliste angegebenen Ziffern überschreitet. In gleicher Weise wird bei der Bewilligung von Sportanzügen verfahren. Getragene Kleidungsstücke an entlassene Krieger werden aus den Beständen der Verkaufsstelle des städtischen Bekleidungsamtes nur dann abgegeben, wenn der Antragsteller überhaupt keine Zivilkleidung mehr besitzt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 23. September 1917
Ein würdiger Dank an unsere Krieger.
Am 1. August haben viele rheinische Städte den dritten Jahrestag der Kriegserklärung mit schlichten Erinnerungsabenden würdig begangen. Am würdigsten aber danken wir unseren Helden, vor allem den toten, für ihre beispiellose Treue, indem wir in ihrem Geiste fröhlich Opfer bringen und u.a. durch den Verkauf unserer überflüssigen Goldsachen die Goldrüstung der Reichsbank stärken. Ist ein solcher Verkauf überhaupt ein Opfer in dieser Zeit zu nennen, während uns in den Straßen in jedem Verwundeten eine ganz andere Opferwilligkeit entgegentritt? Vor jedem Verstümmelten, der sein Gebrechen als eine natürliche Folge einer selbstverständlichen vaterländischen Pflicht klaglos erträgt, muß ja der Besitzer protziger Goldsachen erröten. Fort daher mit dem Gold zur Reichsbank. Dort stärkt es unsere Rüstung, dort verkürzt es den Krieg.
Eine große Bürgerversammlung wird von einem Ausschuß aus Mitgliedern aller Parteien mit dem Oberbürgermeister an der Spitze vorbereitet. Sie soll nächsten Sonntag im Saale des Bürgervereins stattfinden und für die 7. Kriegsanleihe werben. Die vereinigten Bonner Männergesangsvereine werden Chorlieder vortragen. Als Redner sind Stadtverordneter Justizrat Falck aus Köln und Reichstagsabgeordneter Kuckhoff in Aussicht genommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Antwort des Kaisers. Auf das infolge Beschlusses der Stadtverordneten-Versammlung vom 21. ds. Mts. an Seine Majestät den Kaiser und König gesandte Telegramm ist folgendes Antwort-Telegramm eingegangen.
Oberbürgermeister Bonn!
Den städtischen Kollegen und der Bürgerschaft Bonns sende ich meinen wärmsten Dank und vaterländischen Gruß anläßlich des erneuten Ausdrucks der mir wohlbekannten treuen Gesinnung der rheinischen Musenstadt am schönen deutschen Strom.
WilhelmR
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Marcell Salzer, der am 3. Oktober im großen Saal des Bonner Bürger-Vereins zu uns kommt, hat bisher 272 Wohltätigkeits- und unentgeltliche Lazarettvorträge gehalten und bisher rund 75.000 Mark für kriegswohltätige Zwecke aufgebracht. Er war an mehreren Fronten, beim deutschen Kronprinzen, Hindenburg, Erzherzog Friedrich, Prinz Leopold von Bayern, Linsingen usw. und hat den Heerführern und ihren Stäben in den Hauptquartieren, ebenso den Mannschaften an der Front und in den Soldatenheimen, den Verwundeten in den Lazaretten erheilende und erfrischende Vorträge gehalten.
Wohltätigkeitskonzert. Ein großes Solisten-Konzert erster Künstler findet am 28. September in den Sälen des Bonner Bürger-Vereins statt. Ein Teil der Einnahme ist für die Schwerverwundeten des 1. Ers.-Bat. Inf.-Regts. Nr. 160 bestimmt.
Ein Fahnenflüchtiger, der vor einigen Tagen in Bonn, wo er mehrere Einbruchdiebstähle verübt hat, festgenommen worden, aber bei seiner Weiterbeförderung entsprungen war, ist gestern aufs neue in Bonn festgenommen worden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 24. September 1917
Heraus mit dem Gelde!
Heraus mit dem Gelde zu Bonn nun Ihr Herr’n!
Da sitzt Ihr im Bären, da sitzt Ihr im Stern,
Da sitzt Ihr in Lese und Bürgerverein.
Nun laßt das mal sein! Nun laßt das mal sein!
Heraus mit dem Gelde zu Bonn nun Ihr Frau’n!
Da steht Ihr vor Fenstern nach Hüten zu schau’n,
Da sucht Ihr nach Röcken und Jacken und Kleid.
Es hat das noch Zeit! Es hat das noch Zeit!
Heraus mit dem Gelde zu Bonn nun mein Kind!
Die Sparbüchs’ geschüttelt geschwinde, geschwind!
Jetzt wird nicht gesparte für Trödel und Tand.
Wir sparen’s für’s Land! Wir sparen’s für’s Land!
Heraus mit dem Gelde zu Bonn jedermann!
Es gibt nur ein Ziel, und das setzten wir’s dran!
Heraus mit dem Gelde, Ihr Treuen vom Rhein!
Dem Reiche zu leih’n! Dem Reiche zu leih’n!
Vino
Türken-Konzert. Zum Besten des türkischen Roten Halbmondes veranstaltet bekanntlich das Kaiserlich Türkische Konsulat am Donnerstag, dem 4. Oktober, im Bonner Bürgerverein ein Wohltätigkeitskonzert. Ihre Mitwirkung an diesem Abend haben in uneigennütziger Weise zugesagt: Kammersängerin Frau Grimm-Mittelbach und Karl Schröder, beide hervorragende Kräfte der Kölner Oper. Außerdem werden der berühmte Pianist Professor Paul Stoye und Hofschauspieler Robert Nonnenbruch aus Düsseldorf das Konzert zu einem künstlerischen Ereignis gestalten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Festfeier des 25jährigen Bestehens der Marienkirche wurde gestern unter großer Anteilnahme der Pfarreingesessenen in würdiger Weise begangen. Dem Ernste der Zeit entsprechend hatte man von einer weltlichen Feier abgesehen. Umso erhabener gestaltete sich die Feier in der reichgeschmückten Pfarrkirche selbst. Am Morgen fanden sich die Pfarrangehörigen sehr zahlreich zur gemeinsamen hl. Kommunion ein, von dem Gedanken ausgehend, daß wie bei der Feier der Silbernen Hochzeit Eltern und Kinder gemeinsam zum Tisch des Herrn gehen, so auch bei einem Kirchenjubiläum die Pfarreingesessenen durch die Teilnahme an der hl. Kommunion ihre Zusammengehörigkeit bekunden müssen.
Um ¼ vor 10 Uhr morgens fand das feierliche Hochamt statt, das von dem rührigen Marienkirchenchor durch mehrstimmige Gesänge begleitet wurde. Das Messopfer wurde von Herrn Pfarrer Stein celebriert für alle Wohltäter, für die Pfarrangehörigen und insbesondere für unsere tapferen Soldaten im Felde.
Die Hauptfeier war nachmittags 6 Uhr in einer feierlichen Danksagungs-Andacht in der Marienkirche, in der Herr Pfarrer Stein die Festpredigt hielt. [...]
Heute morgen fand ein feierliches Requiem für die verstorbenen Wohltäter der Kirche und die 162 gefallenen Helden der Marienkirche statt, an dem sich die Pfarreingesessenen ebenfalls zahlreich beteiligten.
Bonner Bürgerverein. In der letzten Mitgliederversammlung nahm der Verein die Entschließung an, welcher der Verband geselliger Vereine „Omnes unum“ an den Reichskanzler gesandt hat. In dieser Entschließung protestiert der Verband gegen das Machwerk eines Wilson, der sich unterfängt, zwischen den Kaiser und sein Volk Zwietracht säen zu wollen. Darauf gibt es in diesen Tage die richtige Antwort, ein glänzendes Ergebnis der 7. Kriegsanleihe herbeizuführen.
Der Vorsitzende forderte die Mitglieder zu möglichst hoher Zeichnung auf, indem er auf die Vorteile hinwies, die der Bonner Bürger-Verein auch bei dieser Anleihe wieder seinen Mitgliedern gewährt. Diese erhalten je nach Höhe ihre Zeichnung bis zu 50 Flaschen vorzüglichen Weines zu äußerst billigen Preise, was in der jetzigen Zeit großer Weinknappheit und Weinteuerung von den Mitgliedern sehr begrüßt wurde. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 25. September 1917
Wer kann Kriegsanleihe zeichnen? „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, heißt ein altes Sprichwort. Für die 7. Kriegsanleihe müßte es heißen: „Wo ein Wille ist, sind viele Wege!“ Wer seine Pflicht zu zeichnen erkannt hat – und wer sollte sie nicht erkennen! –, der muß auch den Willen haben, dieser unabweisbaren Pflicht zu genügen. Außer stande, ein Scherflein beizutragen, sind in Bonn wenige. Am Willen, nicht am Können, hängt bei uns der Erfolg; denn Geld ist viel vorhanden, wird viel verdient und trotz des Krieges viel unnütz ausgegeben.
Und die Möglichkeit zu zeichnen ist so leicht gemacht! Wer bares Geld hat, kann es wahrlich nicht nützlicher und sicherer anbringen, als in der Kriegsanleihe; denn sie macht den Sieg möglich, der seinen ganzen Besitzstand allein sichert. Wer sein Vermögen in Papieren, Hypotheken und dergleichen angelegt hat, kann es bei den Darlehnskassen flüssig machen. Eine ganz ausgezeichnete Art, dem Reiche zu dienen und zugleich für später eigene Ersparnisse zu sammeln, sind die Kriegsanleiheversicherungen. Endlich finden die kleinen Zeichner im Erwerb on Anteilscheinen zu 5, 10, 20 und 50 M. eine günstige Gelegenheit, sich an der Anleihe zu beteiligen, was ihnen noch erleichtert wird durch Teilzahlungen, Vorschüsse von Fabrik und Dienstherrschaften auf Gehalt und Löhne.
Darum lehne es keiner ab, auch der nicht, dem zurzeit Barmittel fehlen, sich mit den Vertrauensleuten für die Werbung bei der Anleihe in eine Unterhaltung über die verschiedenen Wege zur Anleihe einzulassen.
Die Möglichkeit zu zeichnen besteht für viele, sehr viele! Möchten sie im Vaterlandsinteresse, wie im eigenen Interesse ihrer Pflicht genügen!
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Handels- und Gewerbeverein. In der gestern Abend im Stern abgehaltenen Hauptversammlung hieß der Vorsitzende Direktor Roßberg die Anwesenden herzlich willkommen und wies vor Eintritt in die Tagesordnung auf die Bedeutung der jetzt aufgelegten Kriegsanleihe hin. Die Gewerbetreibenden müßten es sich zur Ehre anrechnen, ihr gut Teil zum Gelingen der Anleihe beizutragen, um damit den Anmaßungen des Amerikaners Wilson die beste Antwort zu geben. […]
Polizeibericht. Ein französischer Kriegsgefangener, der sich von seiner Arbeitsstätte Linz heimlich entfernt hatte, wurde in voriger Nacht auf der Rheinbrücke abgefaßt. – Ein Deserteur von hier, der sich schon längere Zeit von seinem Truppenteil entfernt hatte, ist von unserer Kriminalpolizei gestern nachmittag festgenommen worden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Muffendorf, 24. Sept. Die Pfirsichernte geht jetzt auch bei den späten Sorten ihrem Ende entgegen. Sie hat bei dem reichen Ertrage unserem Orte in diesem Jahre viele Tausende eingebracht. Der Boden ist für die ausgedehnten Pfirsichpflanzungen hier recht geeignet. Darum bleiben die Stämme hier gesund und erreichen ein höheres Alter als anderswo. Ehe die Bäume absterben, hat man meist schon durch Zwischenpflanzung für Nachwuchs gesorgt. Die meisten der Pfirsiche, welche sich durch auffallende Fruchtbarkeit auszeichnen, sind durch Sämlingszucht hervorgegangen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Straßenreinigung. Obwohl an dieser Stelle schon wiederholt darauf hingewiesen worden ist, daß die „Bonner Trottoir- und Straßenreinigungs-Gesellschaft“ in ganz gröblicher Weise die Gebote der Hygiene verletzt, indem sie die Straßen trocken aufkehren läßt, ist noch keine Besserung dieses Zustandes eingetreten. Die Gesellschaft erhebt monatlich 1,50 Mk. von ihren Abonnenten und kehrt ihnen wie überhaupt den Straßenanliegern Pferdemist und sonstigen Dreck und Staub in die Fenster hinein. Warum duldet unsere Polizei einen solchen Zustand? In der jetzigen Zeit, wo mancher gegen Infektionen weniger widerstandsfähig ist als in Friedenszeiten, muß besonders darauf geachtet werden, daß die Luft nicht ohne Not verunreinigt wird, wie das durch die Kehrfrauen der Reinigungsgesellschaft, und zwar im Beisein ihres sog. Aufsichtspersonals, geschieht. B.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Eine große Bürger-Versammlung wird von einem Ausschuß aus Mitgliedern aller Parteien mit dem Oberbürgermeister an der Spitze vorbereitet. Sie soll nächsten Sonntag im Saale des Bonner Bürgervereins stattfinden und für die 7. Kriegsanleihe werben. Die vereinigten Bonner Männergesangvereine werden Chorlieder vortragen. Als Redner sind Stadtverordneter Justizrat Falck aus Köln und Reichstagsabgeordneter Kuckhoff in Aussicht gestellt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 26. September 1917
Zu der Hindenburgfeier, die die Vaterländischen Vereinigungen am 2. Oktober, dem 70. Geburtstag des Feldmarschalls, im Stadttheater veranstalten, hat Geheimrat Aloys Schulte, Professor der Geschichte an der Universität, den Festvortrag übernommen.
Unsinnige Gerüchte, das Große Hauptquartier solle nach Bonn kommen, gehen seit einiger Zeit wieder um. Wir können auf Grund von Erkundigungen an zuständiger Stelle erklären, daß an diesen Gerüchten kein wahres Wort ist. Leute, die mit solchen Gerüchten die Bevölkerung im guten oder bösen Sinne aufregen, sollten an den Pranger gestellt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
Kartoffeln und Brot. Am 1. Oktober tritt die Neuregelung der Kartoffelversorgung in Kraft. Es werden dann auf den Kopf sieben Pfund wöchentlich gegeben, das Pfund zu 10 Pfg., die bisherige Zulage für die Schwerarbeiter fällt fort. Die Kartoffeln können sofort bis 18. November (bis zu diesem Tage gelten die jetzigen Kartoffelkarten), also für sieben Wochen insgesamt 49 Pfund, abgenommen werden. […] Vom 18. November ab wird dann den Haushaltungen für jedes Familienmitglied ein Zentner Kartoffeln zum Einkellern überwiesen werden. Wenn die Kartoffelverkaufsstellen nicht genug Vorräte haben sollten, um bis 18. November auf einmal abgeben zu können, so sind sie verpflichtet, die gewünschten Mengen unter allen Umständen bis zum nächsten Tage anzufordern und dann zum Abholen bereitzustellen.
Die Reichsgetreidestelle hat die Mehlpreise erheblich erhöht: für Roggenmehl um 4,90 M., für Weizenmehl um 4,80 M. den Doppelzentner. Dadurch wird es kaum möglich sein, den bisherigen Brotpreis beizubehalten. Es schweben jedoch Verhandlungen mit der Bäckerinnung, um die notwendigen Preiserhöhungen in äußerst mäßigen Grenzen zu halten. Es wird demnächst das Brot auch mit frischen Kartoffeln gestreckt werden müssen, da die Tageskopfmenge an Mehl von 220 auf 200 Gramm heruntergesetzt wird. Das Brot erhält also einen Kartoffelzusatz von 10 v. H., es behält aber bis auf weiteres das bisherige Gewicht von 3¾ Pfund. Das Strecken des Brotes mit Kartoffeln ist nichts Neues, es war schon in den Jahren 1915 und 1916 vorgeschrieben. Um ferner eine Rücklage zu schaffen, aus der im kommenden Winter der Bevölkerung auch einmal etwas Mehl zugeteilt werden kann, hat der städtische Lebensmittelausschuß ferner beschlossen, die Brotmenge für Säuglinge im ersten Lebensjahr ganz und in der Zeit vom 12. bis 18. Monat zur Hälfte fortfallen zu lassen. […] Die Anträge auf Lieferung von Krankenbrot haben in der letzten Zeit einen so großen Umfang angenommen, daß eine natürliche Grundlage dafür nicht mehr vorhanden ist. Aus diesem Grunde wird fortan nicht mehr 3¾, sondern nur drei Pfund Krankenbrot gegeben werden. Wirklich Kranke werden mit dieser Zuteilung zufrieden sein, da das Krankenbrot ja in erster Linie für Magen- und Darmkranke bestimmt ist, und weil in schweren Krankheitsfällen ja auch noch andere Nährmittel zugewiesen werden.
Die Höchstpreise für Gemüse werden noch immer nicht eingehalten. U. a. werden sog. Einmachzwiebel weit über den Höchstpreis unter der Hand abgegeben. Das ist durchaus unzulässig, denn für Zwiebel, ganz gleich welcher Art oder Form, gilt im Kleinhandel der einheitliche Höchstpreis von 19 Pfg. Es sei daher nochmals dringend vor Uebertretungen gewarnt, um so mehr als mit Rücksicht auf die andauernden Uebertretungen das Strafmaß in der letzten Zeit erheblich in die Höhe geschraubt worden ist.
Die Teilnehmerzahl der Kriegsküchen ist diese Woche wieder auf rund 5000 gestiegen. Mit dem Bau der neuen Kriegsküche an der Ecke der Weber- und Marienstraße [heute Prinz-Albert-Straße] wird voraussichtlich in den nächsten Tagen begonnen werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg: Im Kurparksaale wird die Gemeinde Godesberg am nächsten Dienstag den 2. Oktober, abends 8 Uhr, eine große Hindenburgfeier veranstalten. Außer Musik- und Gesangsvorträgen ist ein Vortrag des Bonner Geschichtsforschers und Politikers Professor Dr. Hashagen über Hindenburg hierzu vorgesehen. […]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)
Der Deutsche Altschrift-Bund, Vorsitzender Kommerzienrat Friedrich Soennecken, Präsident der Handelskammer Bonn, versendet einen Aufruf an das deutsche Volk zur Einführung der Einschriftigkeit. Er hält die Einschriftigkeit aus nationalen, volkswirtschaftlichen, pädagogisch-ökonomischen und hygienischen Gründen für eine Staatsnotwendigkeit. Durch die Aufhebung der jetzigen Zweischriftigkeit werden nach den Ermittlungen des Bundes u. a. gespart: in einem Elementarschuljahr 250 Millionen, während der Elementarschulzeit 2000 Million Lernstunden. Wir empfehlen unsern Lesern die Aufklärungsschriften des Bundes unter Bezugnahme auf diese Mitteilung kostenfrei zu verlangen von dessen Geschäftsstelle: Bonn, Kirschallee 1.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Donnerstag, 27. September 1917
Die Briefbestellung in Bonn. Zu der von uns berichteten Tatsache, daß in der letzten Versammlung des Handels- und Gewerbevereins kein besonderer Wert auf die Abendbestellung gelegt wurde, wird uns geschrieben: Hoffentlich nimmt die Postverwaltung dies nicht als willkommenen Wink, denn es gibt doch sehr viele Leute in Bonn, welche mit diesem Ausfall der letzten Bestellung nicht einverstanden wären, da gerade dieser Gang noch sehr oft wichtige Briefe aus Berlin und Hamburg und diesen Richtungen bringt. Freilich kann man zugeben, daß den Briefträgerinnen nicht wohl zugemutet werden kann, in dunkle, unbeleuchtete Häuser hineinzugehen. Die Briefe brauchen nur dort abgegeben zu werden, wo ein Briefkasten an der Haustür ist, das ist jetzt doch wohl an fast allen Häusern mit sehr wenigen Ausnahmen der Fall. Eingeschriebene Briefe brauchen erst am nächsten Morgen bestellt zu werden. Auch mit dem Anfang der ersten Nachmittagsbestellung um 2 Uhr kann man einverstanden sein, aber die letzte, um 6 Uhr beginnende Bestellung, die meist um 7 schon fertig ist, darf nicht ausfallen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Heizung der Eisenbahnzüge im kommenden Winter wird, ähnlich wie im vorigen Jahre eingeschränkt werden müssen. Der Hauptgrund ist nicht der Mangel an Kohle, sondern das Fehlen des Materials für Heizschläuche, die aus Gummi oder Ersatz hierfür hergestellt sind. Die Fern- und D-Züge sollen in beschränktem Maße, jedoch soweit wie nur irgend möglich beheizt werden, wähend die dem Lokalverkehr dienenden Züge, wie die der Stadt-, Ring- und Vorortstrecken aller Voraussicht nach überhaupt nicht geheizt werden sollen. Eine endgültige Entscheidung hierüber liegt jedoch noch nicht vor.
Obstschalen. Unscheinbar, aber von doppeltem Vorteil sind die sonst wertlosen Apfel- und Birnenschalen. Für das Kilo dieser Obstschalen, gut getrocknet an der Sonne, am Ofen oder anderem warmen Ort, wird 1 Mk. bezahlt. Jede kleine Menge ist willkommen. Die Schalen werden der Hygiene entsprechend gereinigt, durch ein besonderes Verfahren zu einem wichtigen Bestandteil einer Tee-Ersatzmischung umgearbeitet, die dann dem Geber in der fertigen Ware als billiges, aber ganz hervorragendes Volksgetränk, markenfrei, wieder zugute kommt. – Die Sammelstellen sind durch Plakate kenntlich.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Vaterländische Veranstaltung. Am Sonntag, den 30. September 1917, abends 8 Uhr, findet im großen Saale des Bonner Bürgervereins eine öffentliche vaterländische Versammlung statt, auf die hiermit besonders hingewiesen wird. Patriotische Reden und musikalische Darbietungen erstklassiger Art werden miteinander abwechseln. Als ausgezeichnete Redner sind gewonnen Justizrat Falk und Reichstagsabgeordneter Kuckhoff aus Köln. Der Abend wird verschönt durch Musik- und Gesangvorträge des Ersatz-Bataillons 160 und der vereinigten Bonner Männer-Gesangvereine. Ohne Zweifel wird die Bonner Bürgerschaft durch zahlreichen Besuch der Versammlung zu einer bedeutsamen Kundgebung gestalten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 28. September 1917
Die Schuljugend als Werber für die Kriegsanleihe. Es ist wiederholt vorgekommen, daß von Schülern, die für die Kriegsanleihe warben, gleich die Auszahlung von Geld gefordert wurde. Selbstverständlich erfolgt die Zahlung nur bei Kassen und Banken und nicht bei Werbern. Die Werbetätigkeit unbekannter Schüler und Schülerinnen wird in weiten Kreisen der Bevölkerung als Belästigung empfunden, und es dürfte deshalb zweckmäßig sein, fremde Kinder allgemein einfach abzuweisen. Dagegen kann nicht dringend genug gewünscht werden, daß die Vertrauensleute des städtischen Werbeausschusses auch dort eine freundliche Aufnahme bei ihrer mühevollen Arbeit finden, wo man nicht beabsichtigt, durch sie zu zeichnen, da sie ja nur eine vaterländische Pflicht erfüllen, wenn sie kein Haus überschlagen.
Die Gas- und Strompreiserhöhungen, die von der letzten Stadtverordnetenversammlung beschlossen worden sind, treten im Oktober an dem Tage in Kraft, an dem die Gasmesser und Stromzähler geprüft wurden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kriegsanleiheanteile als Weihnachtsgeschenk. Eine hiesige größere Firma gibt seit Jahren ihrem großen Personal zu Weihnachten Geldgeschenke. In diesem Jahre hat die betreffende Firma für jeden Angestellten einen größeren Betrag Kriegsanleihe gezeichnet und werden die Anteilscheine den Angestellten und Arbeitern zu Weihnachten überreicht.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Hindenburgs 70. Geburtstag. Am 2. Oktober d. Js. feiert unser Generalfeldmarschall von Hindenburg seinen 70. Geburtstag. Das Deutsche Volk wird auch an diesem Tage mit heißem Dank, mit Verehrung und Liebe auf den Jubilar-Heros blicken. In vieler Herzen wird das Verlangen erwachen, das tiefe Empfinden für den ebenso großen Feldherrn wie Menschen nicht nur mit Worten, sondern auch mit der Tat zu beweisen.
So hat sich unter der Führung des Reichskanzlers die „Hindenburg-Gabe“ gebildet, die dem Feldmarschall besonders für die Fürsorge, die in den Soldaten- und Marineheimen für die Truppen geschieht, Mittel zur Verfügung stellen soll.
Die Vaterländischen Vereinigungen werden aus diesem Grunde am 2. Oktober d. J. an dem Geburtstage Hindenburgs, abends im Stadttheater einen Vaterländischen Abend veranstalten, dessen Festordnung aus der heute veröffentlichten Anzeige hervorgeht. Herr Universitäts-Professor Geheimer Regierungsrat Dr. Aloys Schulte hat die Festrede übernommen; der Städtische Gesangverein wird unter Leitung seines bewährten Dirigenten, Herrn Professor Grüters, einige Lieder singen; Fräulein Adele Schönfeld vom Stadttheater Köln wird den Vorspruch halten und dann wird durch Schüler des städtischen Gymnasiums ein vaterländisches Jugendspiel „Großer Sieg“ „Schulfrei“ aufgeführt werden.
Alles in allem verspricht die Festfeier einen hohen Genuß und es steht zu erwarten, daß die Bonner Bürgerschaft durch zahlreiches Erscheinen ihre Verehrung für den Generalfeldmarschall tatkräftig zum Ausdruck bringt.
In der Pause werden dann Andenken an die Hindenburgfeier, Postkarten, Schriften und Bilder verkauft und nachmittags 4¾ Uhr wird an der Arndteiche in Eisen Konzert einer Militär-Kapelle stattfinden.
Der Vorverkauf der Eintrittskarten hat bereits im städtischen Verkehrsamt, Poststraße Nr. 27, begonnen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 29. September 1917
Arndt-Eiche in Eisen. Am 2. Oktober, dem 70. Geburtstag unseres Hindenburg, findet nachmittags 4¾ Uhr an der Arndt-Eiche Militärkonzert statt. Zur Erinnerung an diesen vaterländischen Festtag wird eine Tafel an der Arndt-Eiche angebracht, auch werden zugunsten der Hindenburggabe sog. Hindenburgnägel zu 5 M. das Stück verkauft. Diese Nägel tragen die einzelnen Buchstaben des Namenszuges und dienen als Umrahmung der Hindenburggedenktafel. Sicherlich werden unsere Mitbürger zahlreich diese Gelegenheit benutzen, ihrer Verehrung und Dankbarkeit gegen unseren großen Heerführer Ausdruck zu verleihen!
Mit diesem Tage wird der Betrieb der Anrdt-Eiche auf dem Münsterplatz eingestellt; über die endgültige Aufstellung unseres Kriegswahrzeichens in einem Bonner Museum oder etwa im Arndt-Hause ist noch keine Bestimmung getroffen. Einstweilen wird die Arndt-Eiche bis auf weiteres in das Verwaltungsgebäude des städtischen Bekleidungsamtes an der Gangolfstraße übergeführt werden, wo sie einen sehr geeigneten Platz an dem großen Aufgang zur Freitreppe findet. Dort ist, ohne daß besondere Unkosten für Verwaltung, Heizung und Beleuchtung entstehen, die weitere Benagelung möglich und erwünscht, auch findet dort der Verkauf von Arndt-Postkarten statt und wird jede Auskunft über die Benagelung erteilt. Der bisherige Preis der Adlerfedern von 150 bezw. 100 M. ist auf 100 bezw. 50 M. herabgesetzt worden. Man kann somit auch weiterhin und zwar ohne hohe Kosten, das Andenken gefallener Angehörigen und Freunde sowie Familienereignisse und Festtage in würdiger Weise an unserem Kriegsmal verewigen und die betreffenden Namen im Eisernen Buch der Stadt Bonn eintragen lassen.
Die Werbeanschläge für die Kriegsanleihe sind in verschiedenen Gegenden der Stadt zum Teil beschädigt, zum Teil ganz abgerissen worden. Offenbar handelt es sich um Dummejungenstreiche von Kindern und Halbwüchsigen. Darum seien die Eltern und Lehrer dringend ermahnt, den Kindern das Verletzen oder mutwillige Zerstören dieser Anschläge mit dem Hinweis auf strenge Bestrafung ernstlich zu untersagen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Beratungsstelle für Kriegsanleihe hat in der Zeit ihres Bestehens bereits regen Zuspruch gefunden; die Einrichtung entspricht mithin einem gegebenen Bedürfnis. Manche Leute scheuen, so unberechtigt das auch sein mag, den Weg zur Bank. Allen diesen, soweit sie eine Auskunft über Kriegsanleihe wünschen, wird die in den Räumen des Verkehrsamtes, Poststraße 27, befindliche Beratungsstelle gelegen sein. Rat und Hülfe wird dort bereitwillig und unentgeltlich gegeben. Ein Zwang zur Zeichnung von Kriegsanleihe entsteht durch Inanspruchnahme der Beratungsstelle nicht, doch werden auf Wunsch dort Zeichnungen angenommen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonn: Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
[…]
Petroleumkarten. Die große Knappheit an Petroleum gestattet, worauf nochmals hingewiesen sei, nur solche Anträge auf Gewährung einer Petroleumkarte zu berücksichtigen, bei denen der Nachweis erbracht ist, daß eine andere Lichtquelle (Gas, Elektrizität usw.) nicht vorhanden ist oder nicht beschafft werden kann. Auch ist es weiter nicht möglich, an die Empfangsberechtigten mehr als ½ Liter wöchentlich abzugeben. Anträge auf Verabfolgung einer weiteren Petroleumkarte sind daher zwecklos. Sparsamkeit im Verbrauch des Petroleums ist dringend geboten.
[…]
Bekleidungsamt. […] Da der Verkauf gebrauchter Sachen durch das Bekleidungsamt in nächster Zeit wieder eröffnet werden soll, und die Abgabe an die heimkehrenden bedürftigen Krieger immer größeren Umfang annimmt, wird wiederholt gebeten, alle entbehrlichen Kleidungs-, Wäschestücke und Schuhwaren aus den Truhen und Schränken herauszuholen und an die Annahmestelle Martinstraße 18 abzugeben, damit besonders den Wünschen unserer Krieger im weitgehendsten Maße Rechnung getragen werden kann. Bei unentgeltlicher Abgabe von Sachen im Schätzungswerte von 5 Mark wird dem Ablieferer eine Ehrenurkunde kostenlos ausgestellt.
[…]
Sammeltätigkeit. Die Sammelstelle, Am Hof Nr. 1, Eingang am städtischen Mehlamt, nimmt gegen Bezahlung täglich von 3 bis 5 Uhr Frauenhaar, getrockneten Kaffeesatz und Obstkerne aller Art entgegen, die Sammelstelle in der Ortskohlenstelle am Münsterplatz Mittwochs und Samstags von 3 bis 5 Uhr gegen Bezahlung Kastanien, Eicheln, Bucheln und Weißdornfrüchte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf“)
Sonntag, 30. September 1917
Deutsche Vaterlandspartei. Wie in vielen anderen deutschen Städten, hat sich auch in Bonn eine Ortsgruppe Bonn-Godesberg der Deutschen Vaterlandspartei unter dem Vorsitz von Geheimrat Berthold Litzmann gebildet. Ein öffentlicher Aufruf zum Beitritt an die Mitbürger aller Stände, Parteien und Bekenntnisse wird in den nächsten Tagen durch die Tagesblätter bekanntgegeben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Hindenburgs 70. Geburtstag. Die Anregung, den 70. Geburtstag unseres Generalfeldmarschalls von Hindenburg durch schlichte vaterländische Feiern würdig zu begehen, hat überall im Deutschen Reiche freudige Zustimmung gefunden. Um so mehr ist es zu begrüßen, daß unsere Vaterländischen Vereinigungen am Dienstag, den 2. Oktober d. J., ebenfalls im Stadttheater abends um 7½ Uhr eine Festfeier mit auserlesener Festfolge veranstalten. Nachmittags um 4¼ Uhr findet an der Arndt-Eiche, an unserem Bonner Kriegsmal, bereits ein Militär-Konzert statt. Alt und jung mögen sich zahlreich einfinden, um dadurch gewissermaßen unsern tapfern Feldgrauen Ehre zu erweisen. Es ist auch an der Arndt-Eiche Gelegenheit gegeben, besondere Hindenburg-Nägel zu nageln. Der Ertrag aus den einzelnen Feiern, also auch aus der Festvorstellung im Stadttheater fließt der „Hindenburg-Gabe“ für Kriegswohlfahrtszwecke zu. Unserm Generalfeldmarschall würde es sicher nicht angenehm sein, wenn ihm zu Ehren rauschende Festlichkeiten veranstaltet würden. Dagegen wird es ihm eine Herzensfreude sein, wenn das Deutsche Volk in schlichten vaterländischen Veranstaltungen seiner und seiner Soldaten am 70. Geburtstag gedenkt.
Da es gilt, unsern Hindenburg zu ehren, bedarf es wohl nur eines Hinweises, um das Stadttheater bis auf den letzten Platz zu füllen. Der Vorverkauf der Eintrittskarten hat bereits begonnen und findet täglich vormittags von 9 bis 1 und nachmittags von 3½ bis 6½ Uhr an der Theaterkasse, Poststraße 27, statt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wegen Lichtersparnis werden eine Reihe von Schuhgeschäften vom 1. Oktober ab abends um 6 Uhr schließen. […]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)