Montag, 1. Oktober 1917
Der Westerwaldverein (Hauptverein) hat gestern in Bonn eine Vertreterversammlung abgehalten, zu der Mitglieder von 12 Ortgruppen und Untervereinen erschienen waren. Landrichter Eichhoff aus Neuwied, der die Verhandlungen leitete, wünschte in seiner einleitenden Ansprache einen deutschen Frieden, kennzeichnete Wilsons dummdreiste Anmaßung und gedachte mit herzlichen Worten unserer Kämpfer zu Lande, zu Wasser und in der Luft sowie ihrer Führer und des Kaisers. Es wurde berichtet, daß der Verein über ein in Kriegsanleihe angelegtes Vermögen von 22.000 M. verfügt und auf dem Salzburger Kopf einen für den Turmbau bestimmten Landbesitzt von 51,35 Ar hat. Die Zahl der Ortsgruppen und Untervereine hat sich während des Krieges nicht verändert, ihre Arbeit hat sich aber auf das Notwendigste beschränken müssen. Die Schüler- und Lehrlingsherbergen auf dem Westerwald waren, wie in den vorhergegangenen Kriegsjahren, auch in diesem Sommer nicht geöffnet. Es wurde angeregt, im nächsten Jahre die Herbergen offen zu halten, ein endgültiger Beschluß darüber aber der nächsten Ausschußsitzung überlassen. In dem Bericht über den deutschen Touristentag in Eschwege wurden die Ortsgruppen u. a. darauf hingewiesen, daß die Militärbehörde das Jugendwandern unterstütze und daß nach Friedensschluß Baracken sowie Matratzen und Decken für Jugendherbergen abgegeben werden könnten. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die gestrige vaterländische Versammlung im Bürgerverein war überaus gut besucht. Oberbürgermeister Spiritus begrüßte die Anwesenden und führte aus, der zahlreiche Besuch der Versammlung, die der Werbung für die 7. Kriegsanleihe gelte, lasse hoffen, daß auch diese Anleihe in Bonn wie die bisherigen, womöglich noch höher gezeichnet werde. Denn die Bonner Bürgerschaft denke und empfinde vaterländisch. Wie könne es auch anders bei einem Rheinländer sein, der im schönsten Teile unseres Vaterlandes wohne. Es komme aber nicht nur auf das Denken, sondern jetzt in erster Linie auch auf das Handeln an. Dies müsse sich zeigen zunächst in dem Zeichnen der Kriegsanleihe. Vaterländisch handeln müsse man auch in dem Sinne, daß man die Beschwernisse der Zeit mit Opfermut ertrage. Mit stolzer Genugtuung könne er der Bonner Bürgerschaft nachsagen, daß unsere Stadt im treuen Durchhalten mit in der ersten Reihe aller Städte stehe. Schließlich gelte es, vaterländisch zu handeln gegenüber denjenigen, die Unzufriedenheit und Unentschlossenheit zu erregen suchten. Die Bürgerschaft dürfe sich nicht bange lassen machen und sie werde es nicht tun, davon sei er fest überzeugt. Mit Zuversicht müsse man vorwärts schauen. Vor uns liege unser Vaterland, bestrahlt von der Morgenröte einer glückverheißenden Zukunft. Justizrat Falk aus Köln entwarf mit lebendigen Schilderungen ein Bild der Begeisterung unserer Kriegsfreiwilligen. Sie alle trotzen dem gewaltigen Ansturm unserer Feinde und schützten mit ihrem Blut unsere Gauen. Und heute wieder vereinigt sich das deutsche Volk in alter Treue um seinen Kaiser, von dem es Wilson zu trennen suchte. Voll Zuversicht könne unser Volk in die Zukunft blicken. Die Fronten stehen fest und die Ernährung ist gesichert. Auch die Stimmung im Volke ist eine gute. Zwar wehen nicht mehr wie im Anfange die Fahnen in unseren Straßen, aber an die Stelle der jubelnden Zuversicht ist ernste Stille und unüberwindliche Beharrlichkeit getreten. Der Wille zum Durchhalten ist Gemeingut des deutschen Volkes geworden. Mögen auch die Parteien teilweise mit einander streiten, die Losung der Stunde ist dennoch: Kampf und Sieg. Das deutsche Volk ist standhaft und treu, einig und geschlossen, zielbewußt und fest. Reichstagsabgeordneter Kuckhoff zeigte der Zuhörerschaft in fesselnder Schilderung die aus sich geborene Entwicklung Deutschlands in den mannigfachsten Beziehungen und belehrte sie darüber, wie aus diesem Vorrang Deutschlands heraus sich der Beruf gebildet habe, die Führerschaft in der Welt zu übernehmen. Und um diese Führerschaft zu sichern, gelte es, den gewaltigen Kampf zu Ende zu führen. Englands Vorherrschaft müsse gebrochen werden, sonst sei all das Ringen umsonst. Nicht wie England die Freiheit auffasse, wolle sie Deutschland verstanden wissen. Deutschland wolle frei sein, ohne die anderen zu knechten. In diesem Sinne sind wir noch heute zum Frieden bereit, zum Kampfe entschlossen. Beide Redner zeigten am Schlusse ihrer mit großer Aufmerksamkeit und reichem Beifall aufgenommenen Ausführungen, daß es heute unsere Pflicht gegenüber dem Vaterland sei, ihm durch Zeichnung der 7. Kriegsanleihe die Mittel an die Hand zu geben, um die angegebenen herrlichen Ziele zu erreichen. […] Die Stimmung der Versammlung fand ihren Ausdruck in dem am Schlusse mit zuversichtlicher Begeisterung gesungenen Liede, Deutschland, Deutschland über alles!
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 2. Oktober 1917
Hindenburgs 70. Geburtstag. Wir machen noch einmal aufmerksam auf die vaterländische Festfeier, die heute zu Ehren des 70. Geburtstages unseres großen Generalfeldmarschalls von Hindenburg im Stadttheater um 7½ Uhr stattfindet. Es ist eine Ehrenpflicht für jeden Bonner, dieser Feier beizuwohnen. Der Reinertrag wird der „Hindenburg-Gabe“ zugeführt, und diese, die eine Spende des deutschen Volkes darstellt, wird dem Generalfeldmarschall überreicht, um ihm die Förderung der Kriegsfürsorge zu ermöglichen, eine Tat, die ihm ganz besonders am Herzen liegt. Wer also noch keine Eintrittskarte gekauft hat, der eile zum Vorverkauf an der städtischen Theaterkasse, Poststraße Nr. 27, geöffnet von 9 bis 1 Uhr vormittags und von 3½ bis 6½ Uhr nachmittags. Wer jedoch verhindert ist, an der Festfeier teilzunehmen, und dadurch sein Scherflein nicht der Hindenburg-Gabe übergeben kann, der zahle einen Beitrag auf die Bonner Volksspende im Rathaus für die Hindenburg-Gabe ein.
Eine Geburtstagsfreude für Hindenburg. Es sei am Hindenburgs Worte erinnert: wer ihm an seinem Geburtstage eine besondere Freude bereiten wolle, möge nach besten Kräften Kriegsanleihe zeichnen und damit schneller zur Beendigung des Krieges beitragen.
Auf den Marcel-Salzer-Abend am 3. Oktober im Bonner Bürgerverein sei nochmals empfehlend hingewiesen. In keiner Zeit hat künstlerische Erhebung und Entspannung mehr Berechtigung gehabt wie jetzt. In diesen Tagen des allgemeinen Leides, des Druckes und der Wirrnisse ist seelische Aufmunterung und Erheiterung eine Wohltat. Nichts ist besser geeignet, aufzumuntern und zu erfrischen und wieder hoffend und freudig zu machen, als die Gabe des Humors, die Marcel Salzer in so hohem Maße meistert.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Verwerfliche Zustände auf dem Bonner Wochenmarkt. Man schreibt uns: Vor etwa 14 Tagen bis zum 25. September kamen unerwartet fast täglich reichlich Zwiebeln auf den Markt, aber zu welchen Preisen? Für das Pfund gewöhnliche Zwiebeln wurden 60, 70, ja 80 Pfennig bezahlt. Der Grund hierfür war, daß den Marktfrauen bekannt wurde, daß die Höchstpreise für Zwiebeln demnächst festgesetzt werden sollten. Nachdem diese nun am 25. September unter anderem auch für Zwiebeln aus 19 Pfennig das Pfund im Kleinverkauf festgesetzt wurden, ist auf dem ganzen Markt außer beim städtischen Verkauf keine einzige Zwiebel mehr im öffentlichen Verkauf zu haben. Die Zwiebeln, die jetzt auf den Markt kommen, sind in Körben oder Säcken sorgfältig verpackt und werden nur im Geheimen an gute Bekannte, sogenannte Ueberpreiszahler, vorwiegend reiche Leute, zu 50 und 60 Mark der Zentner abgegeben, also 150 bis 200 Prozent über Höchstpreis. Unter diesen Umständen ist es selbstverständlich dem armen Arbeiter, kleinen Beamten usw. unmöglich gemacht, das bei der gegenwärtig herrschenden Fettnot so nötige Lebensmittel zum Würzen der Speisen im Winter einzukaufen. [...]
Es wäre doch höchste Zeit, daß unsere Marktpolizei, die doch sonst auch immer auf dem Posten ist, mal wieder etwas mehr ihr Augenmerk auf dieses verwerfliche Treiben richtet, damit diese Zustände, die leider schon weit genug eingerissen sind, nicht noch weiter um sich greifen und beseitigt werden. Einem derartigen unlauterem Treiben kann nur durch eine rücksichtslose strenge Bestrafung sowohl des Verkäufers wie des Käufers ein Ende gemacht werden.
(Es ist sehr bedauerlich, daß unsere Marktpolizei immer erst von der Presse auf solche Zustände gestoßen werden muß. Wo hat denn Herr Wachtmeister Schumacher seine Augen? Der Schriftl.)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zur Aufklärung. In den hiesigen Zeitungen ist am Samstag eine kleine Notiz erschienen, die bemängelt, daß von Schülern, die für die Kriegsanleihe warben, gleich die Auszahlung von Geld gefordert wurde, daß Zahlung jedoch nur bei Sparkassen und Banken erfolgen dürfe. Das trifft bei Vollzahlungen auch zu. Wenn es sich jedoch um die von der Städtischen Sparkasse ausgegebenen Anteilscheine handelt, dann sind die Schüler sehr wohl zum Geldempfang berechtigt. Sie bekommen diese Anteilscheine aus der Hand der Lehrer, mit denen sie auch darüber abrechnen. Bei der sechsten Kriegsanleihe wurden in Bonn rund 16.000 Stück solcher Anteilscheine verkauft, größtenteils durch die Vermittlung der Schulen und bei der Abschlussrechung zwischen den Schulen und der Städtischen Sparkasse haben sich keine Unstimmigkeiten ergeben. Im Gegenteil, beide Teile waren über den schönen Erfolg hoch befriedigt. Der obengenannte Artikel hat einige Beunruhigung hervorgerufen bei den Leuten, die ihr Geld für Anteilscheine seinerzeit Schülern anvertraut hatten. Sie können unbesorgt sein.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 3. Oktober 1917
Am gestrigen 70. Geburtstage Hindenburgs hatte die Stadt Bonn reichen Fahnenschmuck angelegt. Alle öffentlichen Gebäude und viele Privathäuser hatten geflaggt. Das Konzert an der Arndt-Eiche vereinigte gestern nachmittag auf dem Münsterplatz eine große Menschenmenge, die dankbar und zuversichtlich unseres großen Heerführers gedachte.
Die Universität sandte dem Generalfeldmarschall v. Hindenburg folgendes Telegramm:
Eurer Exzellenz übersendet die Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität zu Bonn in Verehrung und Dankbarkeit die herzlichsten Glückwünsche zu dem heutigen vaterländischen Festtage, in treuer Ergebenheit zu Kaiser und Reich, in nie zu erschütternder Treue zu unserem König und in der festen Zuversicht, die unser Volk in schwerer Zeit der Führung Eurer Exzellenz vornehmlich zu verdanken hat.
Der Rektor: Marx
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Hindenburgfeier im Stadttheater. Die vaterländische Festfeier zu Ehren von Hindenburgs 70. Geburtstag im Stadttheater verlief gestern Abend recht anregend und erhebend. Sie wurde eingeleitet durch einen von Adele Schönfeld mit großer Innigkeit und Eindringlichkeit vorgetragenen Prolog. Danach sprach Herr Univ.-Professor, Geheimer Regierungsrat Dr. Aloys Schulte. Er zeigte uns den Erretter Deutschlands, unterstützt von seinem treuen Helfer Ludendorff bei Tannenberg und in der Masurischen Winterschlacht, wo er sich beide Male einer weit überlegenen Heeresmacht gegenübersah, führte uns seine geniale Feldherrenkunst in Rumänien, Ostgalizien, in der Bukowina, bei Warschau, Lodcz und Riga vor, und erläuterte seine strategischen Absichten bei Verdun und an der übrigen Westfront. Moltke und Schlieffen, seine Vorbilder, hatten ihn gelehrt, auch eine „Dampfwalze“ an der verwundbaren Stelle zu packen und zu vernichten. Sodann brachte er uns den Mann, auf dessen Waffentaten zwei Erdteile staunend blicken, menschlich nahe. Furchtlos nach oben, streng und gerecht, doch gütig zu seinen Untergebenen ist er der Abgott seines Heeres, dessen psychische Seite er ohne die raffinierten Mittel eines Napoleon restlos auszulösen weiß. Sachliches, klares Denken, schlichtes Empfinden ohne Pose, gesunde Heiterkeit und Anneigung gegen Lüge und Intrigen kennzeichnen sein Wesen. Ungebeugt durch Arbeit und Entbehrungen, durch Sorge und die Bürde der Verantwortung schreitet er in sein siebzigstes Jahr, denn tiefes Gottvertrauen, Liebe zum Vaterland und eisernes Pflichtgefühl sind die unerschütterlichen Stützen seiner Nerven- und Willenskraft. Ein jeder fühlt die ungeheure Dankesschuld, die er auf unsere Schultern legt. Wir können sie nur einigermaßen tilgen, wenn wir mit aller Kraft moralisch und wirtschaftlich ihm helfen durchzuhalten. Dann wird das Wort unserer Feinde zu schanden werden, die von ihm sagten: „Er ist ein Hannibal, und sein Volk wird ihm im Stich lassen wie jenen.“ Am unmittelbarsten kann sich unser Verständnis für seine Taten und unser Siegeswille zeigen, wenn wir durch die siebente Kriegsanleihe die kriegerischen Unternehmungen Hindenburgs unterstützen. Ein Vaterländisches Jugendspiel „Großer Sieg! Schulfrei!“ stand etwas unmotiviert im Rahmen des Abends, wirkte aber frisch und lustig in seiner naiven Darbietung durch die Schüler des städtischen Gymnasiums. Professor Grüters mit dem Städtischen Gesangverein brachte Lieder von Brahms und ein Kaiserlied von Eickhoff künstlerisch abgetönt zu Gehör.
Die Stadthalle ist jetzt ganz als Gemüse- und Obstlager eingerichtet worden, zu dem großen Saale sind auch die Seitensäle hinzugenommen worden. Der Wirtschaftbetrieb in der Stadthalle wird daher nächste Woche eingestellt werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Vom städtischen Lebensmittelamte.
Kartoffeln.
Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Kartoffeln bis zum 18. Nov. ds. Js., also für 7 Wochen, jetzt bereits abgenommen werden können, wenn jemand bei den Verkaufsstellen eine nach Haltbarkeit und Geschmack ihm zusagende Kartoffel vorfindet, soll er dies tun. Denn bei der reichen Kartoffelzufuhr von Mitte Oktober d. Js ab kann es leicht vorkommen, daß durch die starke Inanspruchnahme der Gespanne die Verkaufsstellen unregelmäßig beliefert werden müssen. [...] Auch jetzt schon sei darauf hingewiesen, daß Merkblätter über die zweckmäßige Lagerung und Aufbewahrung von Kartoffeln im Lebensmittelamte und in den Verkaufsstellen kostenlos abgegeben werden. Es wird den Hausfrauen dringend geraten, diese Merkblätter sorgfältig durchzulesen und nach ihnen zu handeln; denn die Erhaltung der Kartoffelvorräte ist in diesem Winter bei den uns noch bevorstehenden Nahrungsmittelschwierigkeiten eine der wichtigsten Fragen für den Haushalt.
Die Kriegsküchen
haben eine erhöhte Teilnehmerzahl, nämlich 5300, aufzuweisen. Leider hat es sich nicht verwirklichen lassen, die neue Kriegsküche auf dem Eckgrundstück von Weber- und Marienstraße zu bauen. Es ist jetzt ein Platz dafür in der Loestraße gegenüber dem städtischen Lyzeum in Aussicht genommen. Darüber schweben noch Verhandlungen mit dem Besitzer. Sollten diese Verhandlungen ebenfalls scheitern, so wird die Kriegsküche in der Reuterstraße auf einem Grundstück der Armenverwaltung in der Nähe der Argelanderstraße errichtet. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf“)
Rückgabe der Brotkarten der Säuglinge. Mit der am 7. Oktober 1917 beginnenden Versorgungswoche treten in der Brotversorgung der Säuglinge folgende Veränderungen ein: 1. Säuglinge im Alter bis zu einem Jahr erhalten kein Brot mehr. 2. Säuglinge im Alter von einem bis 1½ Jahren erhalten nur noch die halbe Brotmenge. Die hiernach ungültig werdenden Brotkarten der Säuglinge sind spätestens Samstag, den 6. Oktober 1917, gelegentlich des Einkaufs der Zusatzwarenmengen der Säuglinge in der städtischen Verkaufsstelle Franziskanerstraße 1 (Ecke Belderberg) zurückzugeben. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 4. Oktober 1917
Universität. Bei der gestrigen Immatrikulation, der ersten im größeren Kreise, ermahnte der neue Rektor, Geheimrat Marx, die erschienenen Studenten und Studentinnen eindringlich zu treuester Pflichterfüllung. Die Mehrzahl der akademischen Bürger sei abwesend, um das Vaterland und damit unsere schöne Provinz und unsere Universität zu schützen, daher müßten die anwesenden Studierenden doppelt eifrig ihre Pflicht erfüllen. Es sei eine irrtümliche Auffassung, zu glauben, daß wegen der bestehenden Schwierigkeiten der wissenschaftliche Betrieb nachlassen dürfe, das Gegenteil sei richtig. Es sei heute nicht allein Not am Mann, auch an der Frau, auch die Studentinnen sollten sich, sobald sie dazu imstande seien, in den Hilfsdienst oder einen bürgerlichen Dienst stellen.
Feindliche Flieger. Amtlich wird gemeldet: Feindliche Flieger überflogen in der Nacht zum Mittwoch zwischen 11 und 12 Uhr das Gebiet der Festung Köln. Bomben wurden nicht abgeworfen; die Abwehr trat in Tätigkeit.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Viehzählung in Bonn am 1. September hat, mit der Zählung vom 1. Juni verglichen, im allgemeinen günstige Zahlen ergeben. Der Bestand an Rindvieh, Pferden und Schweinen ist im wesentlichen auf der Höhe vom 1. Juni geblieben, die Zahl der Schweine ist sogar noch um rund 200 auf 1620 gestiegen. Weiter haben die Ziegen und das Federvieh, vor allem die Hühner erfreulich zugenommen. Ziegen sind jetzt 1776 im Stadtbezirk Bonn vorhanden, Hühner rund 11.000, 2500 mehr als am 1. Juni. Auch die Kaninchenzucht hat sich auf der alten Höhe erhalten. Die Gesamtzahl der Kaninchen betrug am 1. September rund 10.000.
In Stadt und Land muß jeder Deutsche die Notwendigkeit einsehen, sein Geld dem Staate zu leihen. Seinem Vaterlande, das deutsche Krieger ihm erhalten haben, für das deutsche Helden kämpfen und bluten. Sollen sie nur allein die ganze Schwere des Krieges tragen müssen? Müssen nicht vielmehr alle, die sich Deutsche nennen, einen Teil der Verantwortlichkeit tragen? Unsere Soldaten schützen uns Daheimgebliebene, wir müssen – so wunderlich es klingen mag – sie schützen. Sie müssen zu ihrem schweren Kampfe gut gerüstet sein. Sie brauchen Waffen und Munition. An uns ist es, sie ihnen zu verschaffen. Es wird ja nicht viel von uns verlangt, nicht einmal ein Opfer. Wir sollen ja nichts schenken, wir sollen ja nur unser Geld leihen, es dem Staate leihen, dessen Bürger wir sind. Es wird und darf kein Deutscher zögern, sein Geld dem Staate anzuvertrauen und auf die Kriegsanleihe zu zeichnen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Mütter schützt Euern Säugling. Eine Mutter ist stolz, daß sie selber stillt. Jetzt aber wird ihrem Säugling das Brot entzogen. Wovon stillt eine Mutter? Kommt eine stillende Mutter nicht zu den Schwerarbeitern? Von dem was vorgeschrieben wird, kann man davon stillen? Kommt uns stillenden Frauen nicht das Doppelte zu? Wodurch kommt Tuberkulose? Es wäre besser, wenn die Warenkarte für den Säugling entzogen würde anstatt des Brotes. Eine stillende Mutter.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Die Metropol-Theater-Lichtspiele zeigen gegenwärtig die weltberühmte Künstlerin Mady Christians in ihren ersten Film: Die Krone von Kerkyra oder Liebe und Haß einer Königstochter. Das Theater besitzt, was besonders erwähnt sei, das alleinige Erstaufführungsrecht für die Mady Christians-Serie. Außerdem weist der Spielplan den ersten Film mit Maria von Usta, betitelt Botti’s Schicksal auf, sowie das kostbare Lustspiel Das Wunderkind.
Die Lichtspiele bringen z. Zt. den ersten Film der Hella Moja-Serien 1917-18: „Der Fremde“, eine seltsame Geschichte aus Tibet in einem Vorspiel und 4 Akten von Paul Otto, ferner auf allgemeinen Wunsch nochmalige Wiederholung von „Die Lieblingsfrau des Maharadscha“ sowie aus der Lustspiel-Serie: Liebe und Bitterwasser und Meister Don Juan.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 5. Oktober 1917
Generalfeldmarschall v. Hindenburg hat dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz folgenden Dank gesandt: „Eurer Exzellenz und den Söhnen und Töchtern des Rheinlandes herzlichen Dank für die Geburtstagsglückwünsche. Das Rheinland kann unbesorgt sein. Fest steht und treu die Wacht am Rhein. Generalfeldmarschall v. Hindenburg.“
Der Gesamtverband der evangelischen Arbeitervereine Deutschlands hat durch seinen Vorsitzenden, Pastor D. Weber in Bonn, dem Kaiser folgendes Telegramm gesandt: „Eurer Majestät gelobt der Gesamtverband der evangelischen Arbeitervereine, daß wir, dem leuchtenden Vorbild Hindenburgs folgend, mit Eurer Majestät bis zum völligen Siege durchhalten, die Muskeln straffen, die Nerven spannen und das Auge unverwandt gradeaus auf das Ziel richten werden. D. Weber, Bonn.“
Frauen höherer Stände als Munitionsarbeiterinnen. Am Montag, 1. Oktober, ging von Bonn aus der erste Transport von Frauen höherer Stände nach der Pulverfabrik Troisdorf ab. Eine kleine mutige Schar von sechs Personen, unter denen zwei Studentinnen der Bonner Universität waren, hatte sich eingefunden. Die Führung hatte die Referentin der Kriegsamtsstelle übernommen. Auch die Leiterin der Fürsorgevermittlungsstelle Bonn ging zur Begleitung mit. In Troisdorf war der Empfang der kleinen Schar außerordentlich günstig. Alle Förmlichkeiten wurden mit Leichtigkeit erledigt. Ein zweiter Transport ist in den nächsten Tagen in Aussicht genommen. Es ist zu hoffen, daß diesen Bahnbrecherinnen bald eine große Anzahl weiterer Frauen folgen wird; denn das Vaterland braucht sie.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Einen guten Fang machte am Mittwoch bei einer Prüfungssuche auf dem Venusberg ein Sanitätshund. Der Hund, der auf der Suche nach Scheinverwundeten ausgesandt war, kam nach längerer Zeit aus einer Richtung hinter den Schießständen zurück, wo keine „Verwundeten“ lagen. Da der Hund aber zum Zeichen, daß er einen „Fund“ gemacht, das am Halse hängende Bringsel aufgenommen hatte, entschloß man sich, ihm zu folgen. An einer abgelegenen Stelle tief im Walde sah er Führer schon von weitem eine hochgewölbte Decke auf dem Rasen liegen. Als er sie vorsichtig aufhob, lagen da zwei französische Gefangene in tiefem Schlaf, die auf Anruf erschreckt aufwachten. Neben ihnen lagen wohlgefüllte Rucksäcke mit Lebensmitteln, Schokolade usw. Bei der Vernehmung stellte es sich heraus, daß die beiden Franzosen vor fünf Tagen aus dem Gefangenenlager in Limburg an der Lahn entwichen waren und der Grenze zustrebten. Angesichts eines Revolvers, mit dem der Führer bewaffnet war, gaben die Flüchtlinge jeden Widerstand auf und gingen willig mit zum Militärschießstand, wo sie dem Wachhabenden abgeliefert wurden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 4. Okt. Das hiesige Reservelazarett beging vorgestern abend im Kurparksaale eine Hindenburgfeier, woran etwa 450 Verwundete mit ihre Aerzten, Pflegeschwestern und Sanitätern, sowie die geistlichen und weltlichen Behörden teilnahmen. Herr Bürgermeister Zander beleuchtete in eindrucksvollster Weise die Volkstümlichkeit Hindenburgs. Herr Dechant Dr. Winter brachte den Zuhörern den Nationalheld als Mensch und Christ nahe und Herr Pfarrer Neumann feierte unser liebes, teueres Vaterland, dem wir mit allen Opfern bsi in den Tod treu ergeben sein wollten, den unterhaltenden Teil boten die Kapelle der 160er, Herr Rezitator Ullrich und gemeinsam gesungene Lieder. Den Soldaten wurden Zigarren und Bier verabfolgt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)
Die Arndt-Eiche in Eisen hat im städtischen Bekleidungsamt in der Gangolfstraße Aufstellung gefunden. Mit dem Abbruch der Ausstellungshalle auf dem Münsterplatz ist begonnen worden.
Ein Volksbelehrungsabend findet im Stadttheater am Montag, d. 8. Oktober, statt. Vorgesehen ist ein Lichtbildervortrag über Deutschland im 4. Kriegsjahr, Lieder des Bonner Männer-Gesangvereins (e.V.) und Musikvorträge des Ersatz-Bataillons Inf.-Rgts. 160.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 6. Oktober 1917
Deutschlands Finanzlage in Gegenwart und Zukunft. Auf den Vortrag des Herrn Bankdirektors Steinberg, der heute abend im neuen großen Hörsaal der Universität auf Veranlassung des Herrn Oberbürgermeisters stattfindet, sei an dieser Stelle nochmals aufmerksam gemacht.
Bekleidungsamt. Die Geschäfte, welche die im Monat September eingelaufenen Bezugsscheine noch nicht abgegeben haben, müssen dies sofort nachholen. Es wird nochmals daran erinnert, daß alle Gewerbetreibenden, auch diejenigen, die nur bezugsfreie Web-, Wirk, Strick- und Schuhwaren führen, wenn bei ihnen im Laufe des Monats keine Bezugsscheine eingegangen sind, dem Bekleidungsamt bis zum 3. jeden Monats eine Fehlanzeige einzureichen haben.
Die Meldepflicht für Bett-, Haus- und Tischwäsche läuft mit dem 15. Oktober ab. Meldepflichtige, die bisher die Meldekarte noch nicht abgeholt haben, werden ersucht, dies sofort zu tun. Die Ausgabe und Abgabe der Meldekarten geschieht auf dem Bekleidungsamt, Gangolfstraße 2.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Verkürzung der Geschäftsstunden. Der Vorstand des Gewerbe- und Handels-Vereins richtet an die Handel- und Gewerbetreibenden Bonns das dringende Ersuchen, vom 1. November ab die Geschäfte an allen Wochentagen – außer Samstags und Montags – nur von 8½ Uhr vormittags bis 6 Uhr abends offen zu halten. Samstags und Montags können die Geschäfte bis 8 Uhr abends offen bleiben. Für Sonntags ist keine Aenderung vorgesehen. Die Geschäftsleute werden dringend ersucht, diese Verkaufszeiten innezuhalten, um der Forderung der Ersparnis an Kohlen und Licht gerecht zu werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Aus einem fahrenden D-Zug geflüchtet. Ein wegen Fahnenflucht in Köln (Klingelpütz) in Haft sitzender Soldat sollte am vergangenen Samstagabend mit dem D-Zuge 8.04 Uhr ab Köln nach Koblenz gebracht werden. Auf der Strecke Bonn – Godesberg sprang der Arrestant durch das offene Fenster aus dem fahrenden Zuge. Der Begleiter zog sofort die Notbremse, worauf der Zug hielt. Der Entsprungene war aber inzwischen in der Dunkelheit entkommen, und waren die abgestellten Nachforschungen erfolglos.
Die Bonner Strafkammer verurteilte heute den früheren Bankdirektor der Bonner Zweigstelle der Deutschen Bank wegen fortgesetzter gewinnsüchtiger Urkundenfälschung, die er begangen hatte, um eine im Jahre 1900 verübte inzwischen verjährte Veruntreuung von 33.000 Mk. zu verdecken, zu 18 Monaten Gefängnis. Sieben Wochen der Untersuchungshaft werden auf die Strafe in Anrechnung gebracht.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 7. Oktober 1917
Verdunkelung wegen Fliegergefahr.
Der Regierungspräsident wird in kürzester Zeit eine Verordnung erlassen über die Abdunklung aller Raumöffnungen von künstlich erleuchteten Innenräumen. Es handelt sich um alle Fenster, Türen, Oberlichter der Wohnräume, Werkstätten, Fabriken, Gasthöfe, Kaufläden usw., und zwar ohne Rücksicht darauf, ob sie nach der Straße, den Hofräumen oder Gärten gelegen sind. Diese Raumöffnungen müssen sofort nach Eintritt der Dunkelheit mit dichtschließenden Verkleidungen versehen werden. Jede Außenbeleuchtung von Geschäften, Warenhäusern, Theatern, Lichtspielhäusern, Gastwirtschaften, Kaffeehäusern, Privathäusern, Privatwohnungen uns dergl. ist streng verboten.
Da die Regierungspolizeiverordnung mit ihrer Veröffentlichung sofort in Kraft tritt und gegen Verstöße empfindliche Strafen festgesetzt sind, so kann den Bürgen nicht dringend genug empfohlen werden, jetzt bereits an die Verdunkelung der Raumöffnungen heranzutreten. Wer gegen die Verordnung verstößt, versündigt sich gegen die Sicherheit der Stadt und damit gegen das Vaterland. Es darf nicht damit gerechnet werden, daß die Flieger nur in den späten Abend- und Nachtstunden erscheinen, die Beispiele aus anderen Städten beweisen vielmehr, daß ihr Eintreten zu jeder Zeit, insbesondere in den frühen Abendstunden möglich ist. Die Abdunklung muß daher unbedingt beim Eintritt der Dunkelheit vorgenommen werden. Am zweckentsprechendsten geschieht die Abdunklung, besonders in sehr hellen Räumen, Läden usw. durch Rolläden, dunklen Anstrich der Fensterscheiben, durch einen mit dunkler Tapete bespannten Lattenrahmen oder durch dunkle oder doppelte Vorhänge. Da für Vorhänge zu diesem Zweck keine Bezugsscheine ausgestellt werden dürfen, so empfiehlt es sich, vorhandene Vorhänge umzufärben oder lichtundurchlässige Papiergewebe zu benutzen. [...] Diese Anordnungen gelten auch für Treppenhäuser, soweit diese eine nach außen hin sichtbare Beleuchtung haben. Grundsätzlich ist jede Außenbeleuchtung verboten. Wo sie aus Gründen der z. B. auf größeren Arbeitsplätzen, Fabrikhöfen und dergl. nicht zu entbehren ist, muß die Lichtstrahlung nach oben abgeschlossen und nach den Seiten erheblich herabgemildert werden. Da die öffentliche Straßenbeleuchtung voraussichtlich eine weitere Einschränkung erfahren wird, so muß jede sonstige Beleuchtung besonders ins Auge fallen. Niemand glaube daher, daß ein Unterlassen der Abdunklung den Beamten entgehen wird. Die Fuhrleute und Radfahrer werden zu größter Vorsicht und Aufmerksamkeit ermahnt, damit bei Herabminderung der Beleuchtung Unglücksfälle vermieden werden. Sie haben die Fuhrwerke und Räder stets vorschriftsmäßig zu beleuchten, ebenso haben sie die Vorschrift rechts auszuweichen, links zu überholen, genau zu beachten.
Die Bonner Volkspende hat am 5. Oktober, also nach gerade 25 Monate langem Wirken, die erste halbe Million überschritten. Dank der immer regen Opferwilligkeit unserer Mitbürger können wir die mit Hindenburgs Geburtstag begonnene Woche mit einer halben Million Volksspendeneinnahme beschließen.
„Wir halten durch!“, sagt der Volksspender und zahlt wöchentlich seinen Beitrag weiter bis zur ganzen und, wenn es nottut, bis zu mehreren Millionen.
Ein eitler Wicht
wer sich in eiserner Zeit mit Gold behängt. Schafft das Gold zu der Goldankaufsstelle in Bonn.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Sammeltätigkeit.
Die Sammelstelle, Am Hof 1, Eingang am städtischen Mehlamt, nimmt gegen Bezahlung täglich von 3 – 5 Uhr Frauenhaar, getrockneten Kaffeesatz und Obstkerne aller Art entgegen. Die Sammelstelle ist in der Ortskohlenstelle am Münsterplatz. Mittwochs und Samstags von 3 – 5 Uhr gegen Bezahlung Eicheln, Bucheln und Weißdornfrüchte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Das Gold dem Vaterlande. Man hört hie und da die Frage, ob denn nicht genug Gold an die Reichsbank abgeführt sei, wie lange denn der Goldverkauf weitergehen solle. In Wahrheit wird die Goldlage der Reichsbank mit jeder weiteren Kriegswoche schwieriger, da wir immer mehr Noten, die zu decken sind, ausgeben, weiter immer mehr Nahrung und Rohstoffe für Gold im Ausland kaufen müssen und endlich doch auch nach Friedensschluß unsere Friedensgeschäfte wieder aufnehmen wollen, dazu aber Rohstoffe für Gold aus dem Ausland zu beziehen gezwungen sind. Wer auch nur ein Gramm Gold dem Vaterlande zuführt, dient unserem Nationalwohlstand, hilft unseren kämpfenden Brüdern, den baldigen Frieden zu erringen, verkürzt den Krieg. Wer dagegen Gold zurückhält, weil er es mehr liebt als sein eigenes Volk, der versündigt sich an seinem Vaterland, der ist undankbar gegen unser Heer, der ist ein Bundesgenosse unserer Feinde.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 8. Oktober 1917
Deutschlands Finanzlage in Gegenwart und Zukunft. Ueber diese Aufgabe sprach Samstag abend Bankdirektor Steinberg in dem neuen großen Hörsaal in der Universität vor einer großen Zuhörerschaft. Der Vortragende erwähnte einleitend die jüngsten großen Erfolge unserer Kämpfer in Ostgalizien, Kurland und Flandern sowie unserer Unterseeboote. [...]
Ein Volk, in dem ein solcher Heldengeist wohnt, kann hoffnungsfreudig und vertrauensvoll in die Zukunft blicken. Voraussetzung ist allerdings, daß auch die Heimat bis aufs äußerste ihre Schuldigkeit tut in dem Kampfe, der doch allein zu ihrem Schutz ausgefochten wird. Der Redner schilderte dann unsere günstige wirtschaftliche Lage: unser Nationalvermögen, das unter Berücksichtigung des verringerten Geldwertes auf 450 Milliarden Mark zu schätzen ist, die Arbeitsfreudigkeit, Erfindungsgabe und Anpassungsfähigkeit des deutschen Volkes, seine wissenschaftliche Schulung und Organisationskunst, die zur Volksernährung ausreichenden Ernteerträge, die Bodenschätze und vor allem die Steuerkraft, um darzulegen, auf wie starken und sicheren Grundlagen unsere Staatsfinanzen beruhen und wie grundlos sich die Befürchtungen erweisen dürften, die hie und da mangels genügender Sachkenntnis gehegt werden. [...] Wir müssen aber vor allem bedenken, was für uns auf dem Spiele steht. Wir kämpfen für unser Dasein und unsere Zukunft. All der Heldenmut unserer siegreichen Heere würde vergeblich sein, wenn unsere gebefreudige Hand erlahmen und wir zögern würden, die Mittel bereitzustellen, die die unerläßliche Voraussetzung bilden für die Beschaffung von Wehr und Waffen. Einen ehrenvollen Frieden erlangen wir niemals durch versöhnliches Entgegenkommen, sondern nur durch kraftvolle, achtungsgebietende Leistungen vor und hinter der Front. Unsere Kameraden und Brüder an der Front haben diese Leistungen in einer Weise vollbracht, daß ein großes Staunen über den ganzen Erdball geht. Niemals vermögen wir hinter der Front, es ihnen gleich zu tun, wohl aber können wir durch ein achtungsgebietendes Zeichnungsergebnis der 7. Kriegsanleihe aufs Neue beweisen, daß auch unsere Finanzkraft ungeschmälert ist. Der Redner schloß mit den Worten des Kaisers: Wir kennen unsere Kraft und sind entschlossen, sie zu gebrauchen. – Die zahlreichen Zuhörer bekundeten ihre Zustimmung zu den fesselnden Ausführungen durch lebhaften Beifall.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Eine kräftige Sprache. Der Reichsverband Deutscher Obst- und Gemüsehändler veröffentlicht in seinem Vereinsorgan durch seinen Geschäftsführer Neubaur die folgenden Vorwürfe gegen das Groß-Berliner Publikum: „Wir haben gerade in Berlin das widerwärtigste, unleidlichste und rücksichtsloseste Publikum; ein Publikum, bei dem die größten und ärgsten Flegel und Krakeeler nicht etwa in den Kreisen der Unterschichten, sondern gerade in den mittleren und besseren Bevölkerungskreisen zu finden sind. Gerade diese Klassen sind es, die es an Rücksicht auf die im Krieg geschaffenen Verhältnisse fehlen lassen, die in ihren Ansprüchen während der Kriegszeit maßlos und geradezu ekelhaft anspruchsvoll sind und von denen der keineswegs auf Rosen gebettete Kleinhändler regelmäßig den Eindruck einer ausgesuchten Schikane gewinnt. Es kommt hinzu, daß gerade derartige Käufer-Kanaillen das Recht zu haben glauben, an jedem Kleinhändler ihre dreckigen Stiefel abzuwischen, als ob die bestehenden Verordnungen nur gegen die Kleinhändler erlassen worden sind.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Katholischer Meisterverein. Am verflossenen Mittwoch hielt der kath. Meisterverein im katholischen Gesellenhause seine erste Winterversammlung ab. [...] hielt Herr Parteisekretär Hensen einen sehr interessanten Vortrag über das Thema: „Das neue Vaterland“. Seine nicht parteipolitisch gehaltenen Ausführungen behandelten zunächst die sog. Neuorientierung im Reiche, im preußischen Staate und in der Selbstverwaltung, wobei deren Vor- und Nachteile allseitig beleuchtet wurden. Im zweiten Teil des Vortrages kamen die verheerenden Wirkungen des Krieges auf die Zukunft des Handwerks zur Erörterung. Das Handwerk steht da vielfach vor Ruinen. Jedoch darf es nicht verzagen, sondern muß, wirksam unterstützt durch Reichs- und Staatshilfe, durch eigene Kraft sich seine Zukunft neu aufzubauen suchen. Die Mittel und Wege dazu gab der Herr Redner näher an. Der gehaltvolle Vortrag fand ungeteilte Aufmerksamkeit und stärksten Beifall. In der Aussprache wurden die Ausführungen des Herrn Redners noch in manchen Punkten ergänzt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 9. Oktober 1917
Der gestrige Volksbelehrungsabend im Stadttheater brachte mehrere gediegene Musikstücke, für die der Kapelle des hiesigen Ersatzbataillons der 160er (Musikmeister Suchsland) gern die verdiente Anerkennung gezollt wurde, und eine Reihe von Chorliedern, der der Bonner Männergesangverein, von seinem Chormeister Sauer dirigiert, prächtig vortrug. Den eigentlichen belehrenden Teil des Abends bildete ein Lichtbildvortrag „Deutschland im vierten Kriegsjahre“ von Lehrer Schultheiß. Der Vortragende führte seine Zuhörer an die verschiedensten Teile der Fronten, an denen unsere Feldgrauen kämpfen, er wies weiter auf den hohen Stand unserer militärischen Technik hin und rühmte die überaus wichtige Tätigkeit unserer Uboote und unserer Hochseeflotte. Auch die Leistungen des sog. Heimatheeres wurden voll gewürdigt, u. a. an Bildern aus der Kriegsindustrie im engeren Sinne und aus der weitverzweigten Kriegswirtschaft überhaupt. Angesichts der Einheit von Front und Heimat, angesichts des beide beherrschenden Willens, mit allen Kräften bei der Verteidigung des Vaterlandes mitzuwirken, werden wir bei der Stärke unserer militärischen und wirtschaftlichen Grundlagen zweifellos auch finanziell durchhalten können. Wir sollten aber nicht erst die Güte und Sicherheit der Kriegsanleihe bedenken, sondern uns fragen, warum wir Kriegsanleihe zeichnen müssen, und uns klarmachen, daß die Zeichnung von Kriegsanleihe in erster Linie uns daheim zugute kommt, daß sie kriegsverkürzend wirkt, daß sie ein schwacher Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber den Männern ist, die des Krieges Grauen von unserm Herd solange schon fern halten und uns unserem bürgerlichen Berufe ungestört nachgehen lassen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Kartoffelpreis herabgesetzt. Wer Kartoffeln einkellern will, muß das bis 15. Oktober auf dem Lebensmittelamt anmelden. Der Preis ist jetzt doch niedriger festgesetzt worden, als ursprünglich in Aussicht stand; er beträgt ab Lager Schlachthof 8,50 Mk., frei Keller 9 Mk. der Zentner.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Heizung der Schulräume. In den letzten Tagen zeigte das Wetterglas einen derartigen Tiefgang, daß es kaum möglich war, ohne Schädigung der Gesundheit für Lehrer und Schüler den Unterricht fortzusetzen. Namentlich war es für Personen, die leicht zu Erkältungskrankheiten neigen, eine Gefahr, sich stundenlang in den ungeheizten Räumen aufzuhalten. So sehr jeder Einsichtige es begrüßt, daß unsere Stadtverwaltung sich weitgehendste Einschränkungen im Kohlenverbrauch im allgemeinen Interesse auferlegt, so darf man doch andererseits den Bogen nicht überspannen.
Bei einer Zimmertemperatur unter 10 Grad, wie sie in den letzten Tagen herrschte, sind für die Kinder, die stundenlang in den ungeheizten Räumen sitzen müssen, Erkältungskrankheiten unausbleiblich. Man muß hierbei auch bedenken, daß die Fettlosigkeit bei der Ernährung die Widerstandskraft der Kinder gegen Erkältungsgefahr mehr oder weniger verringert hat. Die Stadtverwaltung möge deshalb, um einer ernsteren Schädigung des Gesundheitszustandes unserer Kinder vorzubeugen, für eine rechtzeitige und ausreichende Heizung der Schulräume Sorge tragen. Ein Familienvater im Namen Vieler.
„Sind das die Damen alle?“ so kann man beim Lesen der Nachricht im „Gen.-Anz.“ über den Zug, der sich zur Pulverfabrik nach Tr. begebenden kleinen Schar wohl mit Recht sagen. Nach dem Artikel im Gen.-Anzeiger Ende September über den Entschluß der Studentinnen, sich der Munitions-Fabrikation zu widmen, hatte man anderes, mehr erwartet. Es soll zwar noch kommen, lesen wir heute. Freieres denken auch über verschrobene Ansichten ( wie z.B. das Sichunmöglichmachen u. a.) und tiefere Einsicht von den jetzigen Verhältnissen nimmt man bei unserer studierenden weiblichen Jugend ohne weiteres und mit Recht an. Sie brächten mit der Unterbrechung ihres Studiums in gewissem Sinne ein Opfer. Eine schnelle Vollendung der Studien würde auch vielen anderen wieder zugute kommen. Aber die vielen hundert anderen jungen Damen der höheren Stände, die weder studieren, noch sonst sich jetzigen Zeit entsprechend ausreichend betätigen, wo bleiben sie? Auch ihre Kraft und Zeit gehören dem Vaterlande ohne Unterschied der Stände. Das Promenieren in den oft lächerlich wirkenden Kleidern und Sonstigem, die Besuche der Kaffees stundenlang sind ein direktes Verbrechen gegen unsere Soldaten, die ihren Mitmenschen Hab und Gut mit ihrem Leben schützen müssen. Nur wenige sind’s, die sich über den minderwertigen Kastengeist erheben. Es sind die, die sich der großen Not des Vaterlandes, das unser aller Vaterland ist und damit auch ihrer eigenen Not bewußt sind. Viele, besser noch alle, der sich vornehm nennenden, aber nicht vornehm denkenden Frauen sollten in der Herstellung von Munition ihr jetziges Lebenswerk einzig und allein sehen. Es gilt zum Schutze auch ihrer Männer und Brüder, das würde näher bringen und nicht trennend wirken. Wer jetzt nicht arbeitet, der soll auch nicht essen. E. L.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Mittwoch, 10. Oktober 1917
Die Kriegstrauung des Vizefeldwebels Felix Reiche aus Halle a. S. mit Fräulein Maria Schumacher aus Bonn fand hier am gestrigen Dienstag im engen Familienkreise in stiller Weise statt. Der Ehemann hatte schon im Anfange des Krieges im Felde sein Augenlicht verloren und hier in Bonn in der Augenklinik lange treue Pflege empfangen. Die herzlichsten Segenswünsche begleiten das junge tapfere Ehepaar vom Rhein in seine sächsische neue Heimat in Halle a. S.
Den Spitzbuben erleichtert die jetzige Dunkelheit der Straßen und die Abwesenheit vieler Polizeibeamten ihr Handwerk sehr, es sollten daher alle Einwohner, vor allem alle Geschäftsinhaber, ihr Eigentum so gut wie möglich gegen Diebe sichern. In der Nacht zum gestrigen Dienstag ist in eine Kleidergeschäft an der Wenzelgasse eingebrochen worden. Den Dieben sind für etwa 12.000 M. Stoffe in die Hände gefallen.
Aus dem städtischen Lebensmittelamt.
Die Kartoffeln sind in der letzten Zeit sehr zahlreich zugelaufen. Unglücklicherweise macht das schlechte Wetter das Entladen und vor allem das Einbringen in die Mieten außerordentlich schwierig, darum müssen, wenn die Kartoffeln für den Winter gut untergebracht werden sollen, die städtischen Lager so schnell wie möglich entlastet werden. Die Hausfrauen werden dringend gebeten, zunächst einmal ihren Kartoffelbedarf bis 18. November in den Verkaufsstellen abzuholen. Nebenher wird dann auch bald mit dem Einkellern der Kartoffeln vorgegangen. Es ist dringend erwünscht, daß diejenigen Haushaltungen, die Kartoffeln einkellern wollen und auch über geeignete Lagerräume verfügen, dem Lebensmittelamt bald Nachricht geben. Für die einzukellernden Kartoffeln ist der Preis auf 9 M. frei Keller herabgesetzt worden. Diese Kartoffeln können nur gegen Bezugsschein, der im Lebensmittelamt nach Bezahlung des Betrages ausgestellt wird, entnommen werden.
Die neue Kriegsküche wird nun endgültig an der Reuterstraße, ganz nahe der Argelanderstraße, errichtet werden. Es war bekanntlich geplant, sie Ecke Weber- und Marienstraße oder an der Loestraße zu bauen, die Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern haben aber leider keinen Erfolg gehabt. Auch der jetzige Platz liegt für den Stadtteil um die Argelander- und Kurfürstenstraße sowie den Bonner Talweg günstig, und die Straßenbahn fährt in unmittelbarer Nähe vorbei.
Die Selbstkosten der Stadt für das von den Kriegsküchen gelieferte Mittagessen sind in der letzten Zeit ganz erheblich gestiegen, sie betragen jetzt durchschnittlich 70 Pfg. Das ist auf den hohen Kartoffelpreis, auf die gestiegenen Preise für die übrigen Lebensmittel und auch auf die höheren Löhne zurückzuführen. Der Lebensmittelausschuß hat aus diesem Grunde ernstlich erwogen, ob es nicht angebracht ist, den Preis für das Mittagessen zu erhöhen. Auch die Stadtverordnetenversammlung wird sich mit dieser Frage voraussichtlich noch beschäftigen. Sicher ist, daß der Preis für die Abteilung C in kurzer Zeit erhöht werden und auch der Preis für die Abteilungen A und B auf 50 Pfg. steigen wird. Die Teilnehmerzahl der Kriegsküchen ist diese Woche wieder gestiegen, sie beträgt jetzt rund 6000. Es ist für den kommenden Winter mit Rücksicht auf die immer knapper werdenden Lebensmittel und vor allem auch auf den Brennstoffverbrauch mit einer gegen das Vorjahr ganz erheblichen Steigerung zu rechnen. Im vergangenen Jahre betrug die höchste Teilnehmerzahl 9000. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Wochenmarkt war gestern des stürmischen und regnerischen Wetters wegen auffallend schlecht beschickt. Der Verkauf war durchaus flott. […] Obst findet im allgemeinen nicht den gewünschten flotten Absatz, was sich durch die hohen Preise leicht erklären läßt.
Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren gestern die Zufuhren in fast allen Marktprodukten bei weitem nicht so groß, wie Ende der vorigen Woche. […] Der Verkauf war auch hier im allgemeinen sehr flott und der Markt schon früh wieder geräumt.
Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt erfreute sich gestern wieder eines recht regen Zuspruchs, besonders in Fischen, Obst und Gemüse. In Fischen war die Auswahl und Zufuhr wieder etwas besser als in letzter Zeit. […]
Ein Deserteur schlich sich gestern nachmittag in einen Gasthof an der Bahnhofstraße und begab sich nach dem oberen Stockwerk, wo er sich in einem Fremdenzimmer zu Bett legte. Als der Besitzer nach einiger Zeit im Zimmer erschien, sprang der Eindringling auf diesen zu und schlug ihn zu Boden. Nunmehr ergriff der Bursche die Flucht, verfolgt von dem Gasthofbesitzer und dem Personal, jedoch gelang es ihm, zu entkommen. Die von dem Vorfall benachrichtigte Kriminalpolizei ermittelte den Flüchtigen später in der Brüdergasse und nahm ihn fest. Im Besitz des Deserteurs fand man einen geladenen Armee-Revolver. Der Verhaftete hatte sich hier als Vizefeldwebel ausgegeben, obwohl er nur Gemeiner war.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Donnerstag, 11. Oktober 1917
Verdoppelung der Schnellzug- und Eilzugfahrpreise. In kürzester Frist wird, wie gestern den Vertretern der Presse im Eisenbahn-Ministerium mitgeteilt wurde, zur Entlastung der Eisenbahnen und zugunsten des Güterverkehrs eine Verdoppelung der Fahrpreise für Schnell- und Eilzüge eingeführt werden, und zwar in der Form, daß mehr gezahlt werden sollen bei einem Fahrgeld bis 5 M. 3 M., über 5 bis 10 M. 8 M., über 10 bis 15 M. 13 M., über 15 bis 25 M. 20 M., über 25 bis 35 M. 30 M. und so fort. Es empfiehlt sich darum für alle diejenigen, die in nächster Zeit nach ihren Wohnorten zurückkehren müssen, dies noch vor Einführung dieses Zuschlages zu tun, da sie sonst, wenn sie nicht die verteuerten Preise anlegen wollen, auf die Personenzüge angewiesen sind.
Auf die 7. Kriegsanleihe zeichnete die Firma J. G. Adrian, Basaltwerke in Oberkassel (Siegkr.), 50.000 Mark, auf die früheren Anleihen zusammen 250.000 M.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Am Schöffengericht Bonn hatte sich gestern der 19½-jährige Kriegsinvalide Friedrich Cl. aus Bonn zu verantworten, weil ihm zur Last gelegt war, daß er noch nach seinem Austritt aus dem Militärverhältnis von Ende Juli bis zum September 1917 unbefugt die militärische Uniform getragen habe und daß er ferner ohne besondere Erlaubnis den verbotenen Grenzstreifen bei Herbestal überschritten habe. Der Angeklagte war mit 16½ Jahren freiwillig ins Feld gezogen, hatte sich das Eiserne Kreuz erworben und verlor im Kriege seinen rechten Arm. Er übernahm dann vom 12. August dieses Jahres ab Dienst bei der belgischen Zivilverwaltung als Bürodiener und will als solcher die Befugnis besitzen, die Uniform der Zivilverwaltung von Belgien tragen zu dürfen, die übrigens der militärischen Feld-Uniform einschließlich des Epauletts täuschend ähnlich sieht. Als er dann anfangs September in dieser Kleidung mit seinen Ausweisen von der Zivilverwaltung von Brüssel ins Inland Deutschlands gefahren kam, um seine Eltern in Bonn zu besuchen, wurde er am 7. September in Hamburg in Schutzhaft genommen und befindet sich seit dem 18. desselben Monats in der Haft in Bonn. Die Gerichtsverhandlung dieser Anklagesache nahm eine volle Stunde Zeit in Anspruch. Die Staatsanwaltschaft beantragte für jede Straftat des Angeklagten 3 Wochen Gefängnis; das Gericht jedoch erblickte nur im ersten Punkte der Anklage bezüglich Tragens der Uniform, die für eine militärische Uniform gehalten werden müsse, einen Verstoß gegen die Verordnung des Gouverneurs vom 2. Dezember 1915 und setzte dafür eine Strafe von 1 Tag Haft fest. Im zweiten Anklagepunkte erfolgte Freisprechung.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ueber: „Frauen, kommt zur Munitionsfabrik!“ Es wird immer viel geredet und geschrieben: „Frauen, geht in die Munitionsfabrik arbeiten!“ Nun gibt es tausende Kriegerfrauen, die 1 – 2 Kinder haben und die übliche Unterstützung beziehen. Ich habe viele von diesen Frauen gesprochen und deren Urteil gehört. Die sagten: „Wenn wir arbeiten gehen, müssen wir entweder unsere Kinder in ein Heim geben (und dazu sträuben sich die meisten Frauen aus bestimmten Gründen) oder wir müssen uns jemand nehmen, der den Haushalt, Kinder besorgen usw. besorgt, und das kostet Geld.“ Eine Kriegerfrau, die zwei Kinder hat, bekommt 40 Mark Militärgeld und ungefähr 40 Mark Spende und vier Fünftel Mietszuschuß. Das ist gewiß der heutigen teuren Zeit entsprechend bitter wenig und muß sich solche Frau wohl sehr einschränken, um durchzukommen. Die meisten solcher Frauen haben wohl ihre sauer verdienten Ersparnisse aufgebraucht. Geht nun wirklich diese Frau arbeiten, so wird ihr gleich die Spende und der Mietszuschuß entzogen. Wenn sie nun die Hilfskraft und was drum und dran hängt, berechnet (denn es kostet doch mehr, wenn man fremde Leute wirtschaften läßt), so kommt sie zu der Einsicht, lieber sich weiter mit den Kindern einzurichten, als Tag und Nacht zu arbeiten und doch nicht mehr Geld in den Händen zu haben. Nehmen wir an: sonst hat sie Unterstützung mit Mietzuschuß ungefähr 100 Mark. Arbeitet sie nun, verdient sie angenommen pro Tag 5,50 Mark, pro Woche 33 Mark, pro Monat 132 Mark und 40 Mark Militärgeld, macht 172 Mark. Geht ab für Miete, Kost für Hilfskraft usw. 85 Mark, so hat sie schließlich weit mehr, wenn sie zu Hause bleibt. Meiner Ansicht nach, wäre es doch schön, wenn die Armenverwaltung öffentlich erklären würde, die Spende weiter zu bezahlen (vielleicht, daß der Mietszuschuß wegfallen soll). Ich glaube, es würden eine große Anzahl Frauen in die Munitionsfabriken gehen und so dem Vaterlande nützen. Denn zuviel Ersparnisse können sie wirklich nicht machen und ich glaube, die Männer im Felde würden froh und guten Mutes sein, wenn sie hören, wie froh ihre Frauen sind, auch ihren Teil dazu beitragen zu können, um einen baldigen Frieden zu erreichen. Eine Frau für Viele.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Godesberg: Der Gemüse- und Obstverkauf in der Gemeinde-Verkaufsstelle findet im allgemeinen morgens von 9½ - 1 Uhr statt, nachmittags von 4 – 6 Uhr nur dann, wenn besonders darauf hingewiesen wird.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)
Freitag, 12. Oktober 1917
Nachrichten des Lebensmittelamts der Stadt Bonn.
[…]
Verkaufsstellen für Obst und Gemüse. Auf dem Gelände der früheren Sterntorkaserne, östlich der Windeckstraße, wird vom 15. Oktober ab eine neue größere Verkaufsstelle für Obst und Gemüse eingerichtet. Die bisherigen Verkaufsstellen in der Stern- und Maxstraße, die für den jetzigen Verkehr zu klein geworden sind, werden dann aufgehoben.
[…]
Bekleidungsamt. […] Auch die Säuglingswäsche (Jäckchen, Hemdchen, Windeln, Wickeltücher, Nabelbinden, Wolldecken, Moltondecken) dürfen von jetzt ab nur noch gegen Bezugsscheine abgegeben werden.
Mit der Abgabe von getragenen Kleidungsstücken an die Altkleiderstelle, Martinstraße Nr. 18, ist der Vorteil verbunden, daß der Ablieferer eines getragenen noch brauchbaren Kleidungsstückes oder Schuhes ohne Prüfung der Notwendigkeit des Bedarfs einen Bezugsschein auf einen gleichartigen Gegenstand erhält.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
„Nationaltag des deutschen Varietés und Zirkus“ und 7. Kriegsanleihe. Der „Int. Varieté-Theater-Direktoren-Verband“ und die „Int. Artisten-Loge“ verbinden mit ihrer Hilfsaktion für die Varietékünstler eine vaterländische Tat, indem sämtliche Erträgnisse dieses Nationaltages, der bekanntlich am heutigen 12. Oktober in Form einer besonderen Veranstaltung in allen deutschen Varietés, Zirkussen und Kabaretts begangen wird, auf die 7. Kriegsanleihe gezeichnet werden. Wer also dieser Veranstaltung beiwohnt, trägt dabei nicht nur seinen Dank an die Künstler des Brettls und des geharkten Sandes ab, nein, er stärkt auch die Wehrkraft des Vaterlandes, indem er das Ergebnis der 7. Kriegsanleihe steigert. Es ist überflüssig, zu betonen, daß die Künstler am Ehrenabend ihres Standes wetteifern werden, um den Besuch der Vorstellung auch nach anderer Richtung hin lohnend zu gestalten. In unserer Stadt aht sich bekanntlich Groß-Bonn dieser Wohltätigkeits- und patriotischen Sache angeschlossen.
Frauen kommt als Munitionsarbeiterinnen! Zu dem Sprechsaalartikel in der Nummer vom 11. Oktober „Frauen kommt zur Munitionsarbeit“ geht uns von amtlicher Seite folgende Richtigstellung zu: Richtig ist, daß eine Kriegerfrau mit 2 Kindern von der Kriegswohlfahrtspflege – nicht von der Armenverwaltung – eine monatliche Unterstützung, einschließlich Mietszuschuß, von ungefähr 60 Mk., außer der Reichsmilitärunterstützung von monatlich 40 Mk., insgesamt also etwa 100 Mk. monatlich erhält. Vollständig unzutreffend ist aber, daß die Unterstützung der Kriegswohlfahrtspflege gleich eingestellt wird, wenn die Frau arbeiten geht. Nach den seit dem 1. Dezember 1916 geltenden Bestimmungen wird der Arbeitsverdienst der Kriegerfrauen über 60 Mk., für auswärts arbeitende über 80 Mk. überhaupt nicht, der darüber hinausgehende Betrag nur zur Hälfte auf die Unterstützung in Anrechnung gebracht.
Einer in Troisdorf arbeitenden Frau, die 40 Mk. Spende und 20 Mk. Miete bezieht, würde demnach bei dem von der Einsenderin angenommenen Arbeitsverdienst von 132 Mk. nur der Betrag von 26 Mk. monatlich von der Unterstützung gekürzt werden, so daß sie noch 14 Mk. Spende, 20 Mk. Miete und 40 Mk. Reichsfamilienunterstützung erhält, also ein Gesamteinkommen von 206 Mk. monatlich hat.
Im Soldatenheim an der Josephstraße fand am Sonntag aus Anlaß des 70. Geburtstages des Generalfeldmarschalls von Hindenburg eine stimmungsvolle Festfeier statt, der zahlreiche höhere Militärs, die Geistlichkeit und mehrere Stadtverordnete als Ehrengäste beiwohnten. In markigen Worten brachte Se. Exzellenz Herr Generalleutnant von Boetticher, anknüpfend an die beleidigenden Aeußerungen des Präsidenten Wilson gegen unseren allgeliebten Kaiser, das freudig aufgenommene Kaiserhoch aus. In seiner fesselnden, von persönlichen Erinnerungen an Hindenburg durchflochtenen Festrede entwarf Geheimrat Dr. Rocholl ein anziehendes Bild vom Charakter, dem Werdegang, den Erfolgen und der Volkstümlichkeit unseres greisen Helden, dem die Versammlung durch ein brausendes Hoch und die Absingung eines besonderen Hindenburgliedes huldigte. Der Bonner Männer-Gesangverein erfreute die Soldaten durch prächtige Lieder und die Kapelle des Infanterie-Bataillons 160 gab mehrere Musikstücke zum Besten. Zur Feier des Tages war ein recht abwechslungsreiches Programm aufgestellt, das jedem Geschmack Rechnung trug. Die zahlreich erschienenen Soldaten wurden mit Kaffee, Kuchen und Zigarren bewirtet. Die Sieger in dem der Festfeier vorhergegangenen Preiskegeln erhielten außer den üblichen Preisen noch ein hübsches Hindenburgbild.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Samstag, 13. Oktober 1917
Frauenversammlung. Die Kriegsamtsstelle Koblenz macht auf die im Anzeigenteil bekanntgegebene große allgemeine Frauenversammlung aufmerksam, die am Dienstag, 16. Oktober, abends 8 Uhr, im großen Saale des Bonner Bürgervereins stattfindet. Die von der Kriegsamtsstelle einberufene Versammlung bezweckt, Aufklärung über die Lage auf dem weiblichen Arbeitsmarkt und die Verwendungsmöglichkeit der vorzugsweise den höheren Ständen angehörenden Frau im vaterländischen Hilfsdienst zu geben. Da die Frage in Bonner Frauenkreisen großem Interesse begegnet, darf auf starke Teilnahme gerechnet werden.
Personenstandsaufnahme. Wie alljährlich, findet am 15. Oktober die Aufnahme des Personenstandes von Haus zu Haus statt. Die gewissenhafte Ausfüllung der Hauslisten A und B ist dringend geboten; unrichtige oder unvollständige Angaben können mit Geldstrafen bis zu 300 M. belegt werden. Besonders zu beachten ist, daß bei allen Personen, die über 14 Jahre alt sind, der Stand und gegebenenfalls die Arbeitsstelle anzugeben ist. Bei den infolge der Mobilmachung zum Heeresdienst einberufenen Personen empfiehlt sich die Angabe des Dienstgrades, des Truppenteils und des Zeitpunkt der Einberufung, da diese Angaben dazu dienen, die Außerhebungsetzung der Einkommensteuer zu bewirken. Hierdurch werden viele Rückfragen und unnötige Zustellungen von Steuerzetteln vermieden. Es liegt im eigensten Interesse eines jeden Bürgers, den mit der Personenstandsaufnahme betrauten Personen in möglichster Weise entgegenzukommen und die erforderlichen Angaben bereitwilligst und eingehendst zu machen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Auch ich möchte gern zeichnen! Wie kann ich mein Geld, das in Hypotheken, in fremden Sparkassen, in Staatspapieren usw. angelegt ist, in Kriegsanleihe nutzbar machen? Was sind Schatzanweisungen? Ist die Kriegsanleihe auch sicher? Ueber diese und andere Fragen gibt die in den Räumen des Verkehrsamtes, Poststraße 27, bestehende Beratungsstelle für Kriegsanleihe bereitwillig Auskunft und gewährt unentgeltlich Hülfe. Die Einrichtung erfreut sich eines regen Zuspruchs. Die Beratungsstelle ist von 12 – 3 und 6 – 8 Uhr, am kommenden Sonntag auch von 10 – 1 und 3 – 5 Uhr geöffnet. Auf Wunsch werden dort auch Zeichnungen auf Kriegsanleihe angenommen.
Das Schöffengericht Bonn.
[…] Gegen eine Frau von hier, die sich einen kleinen Vorrat von Lebensmitteln an der Grenze erworben, jedoch nicht dem städtischen Lebensmittelamte angemeldet, auch an gute Freunde aus Gefälligkeit etwas davon abgelassen hatte, wurde wegen Verstoß gegen die Bundesratsverordnung vom 23. März 1916 auf eine Geldstrafe von 60 Mk. erkannt. […] Beim Arbeiter Wilhelm Seb. von hier hatte im verflossenen Winter der vom Militär desertierte Jakob Schm. Versteck und Unterkunft gefunden. Innerhalb dieser Zeit machten die beiden nächtliche Ausflüge nach der Plittersdorfer Aue und stahlen aus einer Miete Kartoffeln. Die Ehefrau des Deserteurs nahm dann, wenn sie ihrem Manne das Essen nach der Wohnung des Seb. trug, jedesmal ihren Anteil mit nach Hause. Sie und der mitangeklagte Seb. erhielten je 1 Woche Gefängnis. – [ …]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Im Bonner Stadttheater wird am Sonntag, den 14. Oktober, abends 8 Uhr, in einem Vortrag: „Im Großen Hauptquartier am 70. Geburtstag Hindenburgs“, Herr Bürgermeister Dr. Koernicke seine persönlichen Erlebnisse schildern. Der Bonner Männer-Gesang-Verein und die Kapelle des Ers.-Bataillons-Inf.-Regts. 160 werden bei der Veranstaltung mitwirken. […]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 14. Oktober 1917
Diebstähle. In der Nacht zum Freitag ist in einem Stall an der Mondorfer Straße eingebrochen worden. Die Diebe haben 15 Hühner im Werte von 300 Mark abgeschlachtet und mitgenommen. – In den letzten Tagen ist in die Bootshäuser des Städtischen Gymnasiums und der Burschenschaft-Alemannia sowie in das Gerätehaus des städt. Sportplatzes an der Kölnstraße eingebrochen worden. Es sind Sportkleider, Schuhe, Schlag- und Fußbälle, Handtrommeln usw. gestohlen worden. Die Kriminalpolizei hat als die Diebe sechs Burschen von 15 bis 16 Jahren ermittelt und dem Gericht zugeführt. Ein Teil der gestohlenen Sachen kann den Eigentümern zurückgegeben werden. – Eine 45jährige Frau, die in einem Hause der Engeltalerstraße Lebensmittel und Geld im Gesamtbetrage von etwa 200 M. gestohlen hatte, ist von der Kriminalpolizei festgenommen worden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur Klarstellung. Beig. von Gartzen schreibt uns: Der Gouverneur der Festung Köln hat unterm 14. August d. J. eine Verordnung erlassen, wonach jede männliche und weibliche Person auf Anforderung der zuständigen Behörde im Bezirke ihres Wohnsitzes oder in der Nachbargemeinde gegen den ortsüblichen Lohn ihren Kräften und Fähigkeiten entsprechend verpflichtet ist, Arbeiten zu übernehmen, die zur Vermeidung von Verzögerungen bei der Be- resp. Entladung von Eisenbahnwagen und zur Beschleunigung des Wagenumlaufes notwendig werden. […]
Eine große Anzahl von Personen hat nun von der Ortspolizeibehörde ein Benachrichtigungsschreiben erhalten, daß sie auf Grund der vorgenannten Verordnung zur Arbeitshilfe herangezogen werden sollen. Jede zu der notwendigen Arbeitsleistung fähige Person wird daher im Bedarfsfalle herangezogen. Standesunterschiede sind nicht gemacht worden. Die namentlich von vielen Kriegerfrauen vertretene Ansicht, daß nur sie eine solche Benachrichtigung erhalten hätten, ist eine durchaus irrige. Es handelt sich bei Durchführung dieser Verordnung um die allgemeine Volksversorgung und da muß jeder Hand anlegen, der hierzu in der Lage ist.
Kriegsküche Kessenich. Am Sonntag, 14. Oktober, dem Nationaltag für die Kriegsanleihe, nimmt auch die Kriegsküche Kessenich unter dem Obmann des dortigen Bezirks, Herrn Stadtverordneten Butscheidt, Zeichnungen von 11 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags entgegen. Für die Beteiligung an der Kriegsanleihe mit kleineren Beträgen werden Anteilscheine über 5, 10 und 20 Mk. zur Verfügung gestellt. Die Zahl der kleineren Zeichner dürfte in Kessenich sehr groß sein. Die Beträge werden mit 5 Prozent verzinst.
Kein Brennholz mehr an Private. Die Männer-Arbeitsstätte im Rosental macht darauf aufmerksam, daß sie wegen Mangel an Arbeitskräften und Holzknappheit nicht mehr in der Lage ist, Brennholz an Private abzugeben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Kohlenausschuß der Stadt Bonn beschloß mit 8 gegen 1 Stimme ein Heizen und Beliefern der Kirchen mit Brennstoffen bis zum 15. November zu untersagen; Theaters und Kinos sollen geheizt und mit Brennstoffen versehen werden dürfen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Godesberg: In der Gemeinde-Gemüseverkaufsstelle Ecke Roon- und Plittersdorferstraße ist wieder eine große Sendung Einmachkappus eingetroffen.
Godesberg: Zum Besten der Witwen und Waisen der von hier gefallenen Krieger veranstalten kriegsinvalide Künstler der Rheinischen Volkssänger am nächsten Sonntag nachmittag um 4 Uhr und abends 8 Uhr im Saale der Tonhalle ein Wohltätigkeitskonzert.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)
Montag, 15. Oktober 1917
Im Großen Hauptquartier am 70. Geburtstag Hindenburgs. Im Stadttheater, das bis auf den letzten Platz besetzt war, erzählte gestern abend Dr. Koernicke, der Bürgermeister der Stadt, in der sich seit längerer Zeit das Große Hauptquartier befindet, überaus fesselnd, wie Hindenburgs 70. Geburstag im Hauptquartier selbst gefeiert wurde. Der Redner, bekanntlich ein Bonner, kennzeichnete kurz, aber treffend und packend die machtvolle Persönlichkeit und die Bedeutung Hindenburgs und betonte, mit welcher Liebe und Zuneigung die Bürgerschaft seiner Stadt an dem Feldmarschall hänge. Die ganze Stadt sei prächtig geschmückt gewesen, eine unabsehbare Menschenmenge aus Stadt und Land habe vom frühen Morgen bis zum späten Abend die Straßen belebt. Als erster beglückwünschte der Kaiser den Feldmarschall. […] Dr. Koernicke erwähnte die einfache Lebensweise im Großen Hauptquartier und daß auch der Kaiser sich mit der jedem deutschen Bürger zustehenden Brotmenge begnüge. Der Kaiser sei in den drei Kriegsjahren schneeweiß geworden, aber seine lebhaften Augen, sein zwar schmäler gewordenes, aber jugendfrisches, gebräuntes Gesicht seien voller Tatkraft. […] Bürgermeister Dr. Koernicke stellte dann dem Hindenburggeist, der so große Erfolge aufzuweisen hat und uns den endgültigen Sieg und dauernden, glücklichen Frieden verheißt, den Geist der Zwietracht gegenüber, der als sog. Friedensgeist unser Volk zu entzweien droht. […] Jetzt gebietet die Stunde, der 7. Kriegsanleihe wieder zu einem gewaltigen Erfolge zu verhelfen. Näher dem Frieden bringt uns die gewappnete Faust, die Hindenburg verkörpert, und die deutsche Kraft auch in finanzieller Hinsicht. Die letzten silbernen Kugeln, die den Krieg entscheiden sollen, müssen und werden auf unserer Seite sein. Der Redner schloß mit einem dreifachen Hurra auf den auf den Retter Ostpreußens, den Helfer und Beschützer unseres Vaterlandes, den Sieger in diesem Weltkriege. Die Zuhörer stimmten begeistert in die Hurrarufe ein und brachten dann dem Bürgermeister Dr. Koernicke minutenlange Beifallskundgebungen dar, die sich mehrmals wiederholten, als er sich an die Brüstung einer Loge zeigte. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Kgl. Eisenbahndirektion Köln macht bekannt, daß wegen der fortgesetzt steigenden Wagenknappheit zur Beschleunigung des Wagenumlaufs auch an Sonn- und Festtagen Wagenladungen entladen und beladen werden müssen.
Das Kapellenfest zu Ehren der hl. Märtyrer Cassius, Florentius und Malusius wurde gestern in Endenich in einer der ernsten Zeit entsprechenden Weise gefeiert. Gegen 9½ Uhr morgens bewegte sich eine Prozession, an der u. a. der Kirchenvorstand, die kirchliche Gemeindevertretung, die Schulkinder, die kirchlichen und weltlichen Vereine usw. teilnahmen, von der Endenicher Pfarrkirche aus nach der Märtyrer-Kapelle am Kreuzberge, woselbst um 10.15 Uhr ein feierliches Hochamt zelebriert wurde. Nachmittags fand dann die kirchliche Feier in üblicher Weise statt. Gegen 5½ Uhr abends bewegte sich eine gegen sonst verhältnismäßig kleine Prozession von der Märtyrer-Kapelle aus nach der Pfarrkirche in Endenich, wo die Schlußfeier stattfand. Von der sonst üblichen Beleuchtung der Kirche und der Häuser, dem Abbrennen von Feuerwerk und dem Mitführen von Lampions in der Prozession hatte man auf Wunsch der Geistlichkeit diesmal Abstand genommen, was zur Folge hatte, daß die in Friedenszeiten sehr große Zahl von Zuschauern in der Nähe der Kirche stark beschränkt war.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 16. Oktober 1917
Flieger-Angriffe! Von vielen Führern der Abwehrkanonen wird darüber geklagt, daß während der Angriffe von Fliegern ein großer Teil der Bevölkerung sich auf Straßen und Plätzen aufgehalten hat, um die Beschießung der feindlichen Flieger zu beobachten. Derartige Personen setzen sich, wie die Erfahrung gelehrt hat, in ganz besonderer Weise der Gefahr aus, von den Sprengstücken der Geschosse der Abwehrkanonen und der Fliegerbomben betroffen zu werden. Außerdem machen sie sich auch nach der unter dem 8. Oktober d. Js. vom Regierungspräsidenten in Köln erlassenen und in einigen Tagen zur Bekanntmachung kommenden Polizeiverordnung strafbar; hiernach verfallen auch diejenigen der Strafe, die den bei derartigen Anlässen in ihren Häusern und Wohnungen Schutzsuchenden die Türen nicht öffnen.
Gute Patrioten und kluge Leute müssen in dem hiesigen Mauspfad wohnen. Seine Anwohner haben sich in besonders erfreulicher Zahl der Werbearbeit für die 7. Kriegsanleihe zugänglich gezeigt. Das wird hoffentlich auch bei manch anderer Straße der Fall sein, der als Straße sonst bescheidene Mauspfad hat aber jedenfalls ein leuchtendes Beispiel gegeben. Wer wünscht, daß seine Straße nicht verhältnismäßig hinter dem Mauspfad zurückstehe, der zeichne rasch noch Kriegsanleihe!
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Naturwissenschaftliche Lichtbildervorträge für die Bonner Kriegshilfe. Man schreibt uns: Die im vorigen Winter mit so gutem Erfolg begonnene Vortragsreihe wird im diesjährigen von den Bonner Professoren Fitting, Philppson, Pohlig, Schiefferdecker und Steinmann, wie die Anzeige besagt, fortgesetzt, und wiederum jedesmal von naturwissenschaftlichen Spaziergängen und Museumsführungen gefolgt sein. Die Namen der vortragenden Gelehrten verbürgen einen nachhaltigen Genuß und ein volles Erlebnis für den vaterländischen Zweck, zugunsten der wackeren Helden: der ganze Reinertrag des Vorjahres kam der Bahnhofshilfe zugute, und die Feldgrauen haben bei freiem Eintritt Gelegenheit, sich an den schönen Lichtbildern zu erfreuen. Der erste Vortrag ist im Kunstmuseum (Hofgarten).
Das beste Weihnachtsgeschenk. Weihnachten im vierten Kriegsjahre wird in mancher Familie ganz anders sein, als in früheren Friedensjahren. So mancher fehlt, der sich sonst an diesem trauten Friedens- und Freudenfeste mit den Seinen freute, so mancher fehlt, der sonst jung und alt unter dem frohen Lichterschein des immer grünen Christbaumes beglückte.
Und doch werden selbst da, wo Trauer herrscht, Eltern ihre Kinder, Kinder ihre Eltern, Herrschaften ihre Dienstboten durch kleine Geschenke zu erfreuen suchen.
Aber wo sie finden? Passendes zu kaufen, ist fast unmöglich, und was da ist, ist sehr teuer, für Luxus aber ist nach drei Kriegsjahren kaum Stimmung. So wird das zweckmäßigste sein, ein Geldgeschenk zu machen. Wie aber könnte dies besser geschehen, als in Form von Kriegsanleihe?
Sehr geeignet für Kinder und Dienstboten sind hier die von der städt. Sparkasse ausgegebenen Anteilscheine in Höhe von 5, 10, 20 und 50 Mark. Diese Scheine sollten allgemein als Weihnachtsgeschenk schon jetzt gekauft werden. Die Ansicht, manchen Dienstboten würde eine solche Gabe nicht zusagen, kommt gar nicht in Betracht. Auch Dienstboten dürfen wissen, daß es Krieg ist, und die Bonner Herrschaften sollten es als stillschweigende Abmachung betrachten, hierin selbst zu bestimmen. Aber auch die Kriegsanleiheversicherung ist vorzüglich als Weihnachtsgabe geeignet. Sie hat zugleich erziehlichen Wert, da sie den Beschenkten anhält, auf die erste Prämie, die der Geschenkgeber zahlt, vierteljährlich kleine Prämien selbst zu entrichten. Sie leitet dadurch zum Sparen an. [...] In beiden vorstehend genannten Einrichtungen sind tatsächlich praktische und nützliche Weihnachtsgeschenke geschaffen. Langes Suchen ist erspart, die Höhe des Geschenkes läßt sich bequem und leicht festsetzen und endlich handelt es sich um eine Gabe, die jeder gebrauchen kann und die gleichzeitig dem Vaterlande dient. Gewiß ist auch ein Kriegsanleihepapier ein recht sinniges Andenken für noch fernere Zeit, schöner und wertvoller als teuer erstandener Tand und Flirt. Darum seien all, die Weihnachtsgeschenke machen müssen, noch rechtzeitig auf die Kriegsanleihe hingewiesen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Munitionsarbeiterinnen! Alle Hochachtung dem jungen deutschen Mädchen, welches so mutig die Freundinnen zur Munitionsarbeit einladet, aber warum getrennt von den Arbeiterinnen arbeiten? Weil Sie fürchtet, von etlichen Wenigen verspottet zu werden? Ist uns auch passiert: Wir haben aber durchgehalten, diese Menschen gar nicht beachtet, überhaupt keine Notiz von ihnen genommen, dadurch haben wir sie bezwungen, und wir werden heute ungeschoren gelassen. Gott sei Dank gibt es noch viele ordentliche Frauen und Mädchen, welche gezwungen durch die Verhältnisse in die Fabrik gehen müssen, und mit denen zu arbeiten es eine Freude ist. Ein deutsches Mädchen darf keinen Unterscheid in der Werkstatt mit anderen deutschen Frauen und Mädchen machen, denn auch diese arbeiten fürs Vaterland, sie haben sich noch keinen Augenblick bedacht und sind gleich, als man sie rief, gegangen, wenn auch gegen Bezahlung, denn wenn sie so zimperlich gewesen wären, dann könnte das Vaterland heute sehen, wie weit es wäre. Auch ich sage: das Vaterland braucht in dieser schweren Zeit keine Drohnen. Wenn die Damen wirklich gewillt sind, Opfer fürs Vaterland zu bringen und sich auch noch außerdem den Dank der Krieger zu gewinnen, so erlaube ich mir folgenden Vorschlag zu machen: Sorgen Sie dafür, daß die Arbeiterinnen ohne Lohnabzug acht Stunden arbeiten, damit diese sich mehr Ruhe gönnen können, ihre Wäsche nicht an ihrem einzigen Ruhetag, dem Sonntag, waschen müssen. Lösen Sie die Arbeiterinnen ab, übernehmen Sie mit Ihren Freundinnen acht Stunden, die sechzehn anderen Stunden können sich die Arbeiterinnen teilen und Sie werden das größte Opfer dem Vaterlande bringen, was eine Dame je zu Hause bringen kann. Eine deutsche Frau als Munitionsarbeiterin.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Ansichtspostkarten, die einen deutschen Kampfflieger im Bilde zeigen, sind zu Werbezwecken für die 7. Kriegsanleihe, sowie an Schüler zur Verbreitung verteilt worden. Die Karten sollen kostenlos abgegeben werden. Wie uns mitgeteilt wurde, sind die Karten von unberufener Seite verkauft worden. Es wird auf die Ungehörigkeit eines derartigen Handels hiermit hingewiesen.
Vortrag im Bürgerverein. Am Donnerstag, den 18. ds., abends 8 Uhr, wird Feldgeistlicher P. Otto Richter S. J. im Bürgerverein einen Vortrag halten über seine 14monatige Gefangenschaft in Indien und England. Die Ausführungen des Vortragenden, welcher ein Sohn unserer Stadt ist und lange Jahre in Indien als Missionar gewirkt hat, werden das Interesse weitester Kreise beanspruchen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 17. Oktober 1917
Verkauf von Ansichtspostkarten. Man schreibt uns: Zur Beruhigung aller, die von den Jungens Fliegerpostkarten gekauft haben, sowie derer, die sich darüber aufregen zu müssen glaubten, sei mitgeteilt, daß der Erlös in Höhe von 148,40 M., wie vorher in Aussicht genommen war, der Bonner Volksspende überwiesen wurde. Es wurden im ganzen 118 Karten verkauft, die von ihren überaus willigen Abnehmern mit 10 Pfg. bis 5 Mark (durchschnittlich 33 Pfg.) bezahlt wurden. Schon der Durchschnittspreis zeigt, daß sie nicht nur freudigen Herzens abgenommen wurden, sonders daß durch den „ungehörigen Handel“ einer guten Sache ein recht „gehöriges“ Sümmchen zugeführt wurde.
Der Bonner Kriegerverein hielt nach einigen Ferienmonaten letzten Samstag wieder eine Versammlung ab. Sie war zahlreich besucht und zeugte von der echt patriotischen Gesinnung der alten Kämpfer von 1866 und 1870/71. Kraftvoll erscholl bei der Eröffnung das Kaiserhoch, das der Vorsitzende, Herr Falk, ausbrachte. Es folgten einige schöne Lieder und Vorträge. Dann forderte Kamerad Becker mit warmen Worten zur Zeichnung der 7. Kriegsanleihe auf. Er betonte, daß Elsaß-Lothringen, das die alten Veteranen mit ihrem Gute und Blute erkämpft hätten und für das jetzt ihre Söhne und Enkel streiten, uns erhalten bleiben müsse. In die aufgelegte Liste wurden rund 1000 Mark gezeichnet. Ein Bravo den alten Veteranen!
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Schützengrabendienst der deutschen Frau.
Das Kriegsamt Koblenz hatte gestern abend eine große Frauenversammlung einberufen, die, vorweg sei es gesagt, eine wirklich große war. Jeder Platz im weiten Bürgervereins-Saale war bis auf die Galerie besetzt von Frauen und Mädchen, die mit großem Interesse den Reden folgten und die von Herzen kommenden Beifall den Rednerinnen spendeten. Auch der Geist war groß. Ein Vertreter des Kriegsamtes Koblenz begrüßte die Erschienenen und legte kurz den Zweck der Veranstaltung dar: Freiwillige Frauenhilfe zu werben zur Besetzung der fortwährend entstehenden Lücken in den Munitions-Fabriken durch Herausziehen der Männer für den Frontdienst. Das Schicksal von Volk und Reich sei nunmehr in die Hände der Frauen gelegt; das Vaterland rufe alle, Frauen und Mädchen; nicht zurückstehen sollten sie mehr vor den Brüdern, Gatten und Vätern da draußen. Fräulein Weber, die Direktorin der Kölner sozialen Frauenschule, wandte sich dann an die Frauen der gebildeten Stände, an die Studentinnen und rief sie alle auf zur freiwilligen Arbeit, zur Arbeit in Troisdorf, in der Pulverfabrik. Eine Weihestunde für die deutsche Frau habe geschlagen; eine Probestunde der Kraft, wie sie im Völkerleben hin und wieder auftrete, sei da und fordere das höchste von der deutschen Frau. Der Geist von 1914 möge nun auch über die deutsche Frau kommen und sie alles hintan setzen lassen vor der Forderung der Stunde. In Troisdorf brauchten sie Arbeitskräfte. Keine Bedenken könne es geben für Mütter, wie Haustöchter und Studentinnen, dem Rufe zu folgen. Hart sei die Zeit, hart müsse die Frau sein. Da gelte kein Müdesein, keines Hauses Pflicht. Mehr wie die Studien, mehr als unsere Bequemlichkeit, mehr als das Leben sei das Vaterland. Hier gelte keine Philosophie der Bücher mehr, sondern die Philosophie der Tat. Alle möchten des Volkes Arbeitskleid, des Volkes Last mittragen, damit in Wahrheit ein neues soziales Deutschland erstehe. Die Stunde des Vaterlandes fordere die Hilfe der deutschen Frau; es sei die Stunde der Seele, die sie zu leuchtenden Opfern hebe, auch wenn die Stunde vielleicht schwarze Schleier bringe. „Deutschland ruft, Deutschland muß leben, wenn wir auch sterben.“ Mit feurigem Schwung hatte die Rednerin gesprochen; ernst entschlossen des Vaterlandes Not geschildert; nicht umsonst um Hilfe gerufen. Der begeisterte Beifall zeigte, daß der Ruf der beredten Dame nicht zwecklos verhallen wird.
In der Aussprache schilderten einige Studentinnen, die seit acht Tagen in Troisdorf arbeiten, die Verhältnisse in der Pulverfabrik. Ihr Idealismus und ihre begeisterte Hingabe an das vaterländische Werk war nicht im geringsten abgeflaut und so wurden sie aus der Praxis heraus starke Werberinnen für den Hilfsdienst, für den Schützengrabendienst der deutschen Frau.
Manchem lauen hilfsdienstpflichtigen Manne mögen während der Versammlung die Ohren geklungen haben.
Verzicht auf besondere Festkleider bei der Feier der ersten hl. Kommunion. Im kirchlichen Anzeiger für die Erzdiözese Köln befindet sich folgende Bekanntmachung des Erzbischöfl. Generalvikariats:
Von amtlicher Seite werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß die lange Kriegsdauer und die Unterbindung jeglicher Rohstoffzufuhr peinlichste Sparsamkeit beim Verbrauch von Web-, Wirk- und Strickwaren zum dringenden Gebot macht. Insbesondere sollen Bezugsscheine für besondere Festkleider bei der Feier der ersten hl. Kommunion nicht mehr ausgestellt werden. Unter Bezugnahme auf unsere Verfügung vom 15. Februar ersuchen wir daher die Herren Pfarrer und Rektoren, die Eltern auf diese Sachlage aufmerksam zu machen und dieselben dringend zu ermahnen, daß sie von der Anschaffung besonderer Kleider für die Feier der ersten hl. Kommunion absehen und die Kinder in ihren gewöhnlichen Sonntagskleidern an den Tisch des Herrn treten lassen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
In zwölfter Stunde.
Es ist ein Geschenk des Himmels an die Menschheit, daß das ertragene Trübe und Harte sich in der Vergangenheit aufheitert und verschönt, daß das geleistete Gute und Edle sich mit den Jahren verklärt und zum Erhabenen gestaltet.
So wird auch diese Kriegszeit mit ihren Entbehrungen und Nöten, ihrem Kämpfen und Bluten, Leiden und Opfern für alle, die sie in ihrer ganzen Größe miterlebt, recht erfaßt und bestanden haben, in späteren Jahren ein kostbares Gedenken deutscher Pflichterfüllung, deutschen Heldentums und deutscher Größe hinterlassen. [...]
Ist es nun eine köstliche Gabe Gottes, daß die Zeit Böses und Gutes, je länger sie es in Händen hält, edler formt, so ist es ihr unabänderliches Gericht, daß sie Geschehens nicht ungeschehen, Unterlassenes nicht getan machen kann.
Und das bedenke jeder, der seine Pflicht beim Zeichnen der 7. Kriegsanleihe noch nicht nach Kräften erfüllt hat.
Die zwölfte Stunde hat geschlagen!
Noch ist es Zeit! Nicht lange mehr und Versäumtes kann nicht mehr nachgeholt werden!
Schuld bleibt Schuld!
Laß nicht Eigennutz uns das niederträchtige Wort aussprechen: „Auf mich kommt es nicht mehr an!“
Mit diesem schmählichen Worte bricht jede gemeinnützige Handlung, bricht der Staat und damit unser eigenes Wohlergehen zusammen. [...]
Folge der Stimme deines Gewissens! Sie ist die Stimme der Klugheit!
So wahr sich am 18. Oktober die letzte Zeichnungsstunde mit dem Schlage eins nicht eine Sekunde länger halten läßt, so wahr begeht der, der nicht seine verfügbaren Mittel dem Staate hingibt, ein Verbrechen am Staat, ein Verbrechen an unseren gefallenen und kämpfenden Helden.
Darüber soll sich jeder Deutsche klar sein. Worte sind nunmehr genug gefallen, noch ist es Zeit zu Taten.
Pflicht bleibt Pflicht und muß erfüllt sein!
Deutscher, bedenke, daß Deutschsein pflichttreu sein heißt!
Die zwölfte Stunde hat geschlagen!
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 18. Oktober 1917
Universität und kriegsbeschädigte Studierende. Die Universitätsbehörden haben, um Unfällen vorzubeugen, angeordnet, daß an den Ein- und Ausgängen zu den verschiedenen Seminaren und sonstigen Universitätsräumen Handgeländer angebracht werden, die besonders den bein- und fußbeschädigten Studierenden als Halt und Stütze dienen können. Die Anordnung ist im Interesse unserer kriegsbeschädigten Studierenden sehr zu begrüßen. Das Vorgehen der Universität eifert hoffentlich andere Behörden zur Nachahmung an, die auch viel von Kriegsbeschädigten besucht werden.
Im Soldatenheim an der Josephstraße hielt letzten Sonntag Herr Hauptmann Dieckmann den zahlreichen Besuchern den fesselnden Vortrag: „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an“. Vor und nach dem Vortrage wurden wieder zahlreiche gute gesangliche und fröhliche Unterhaltungen geboten, zum Schluß auch mehrere lustige Einakter.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Schützengrabendienst der deutschen Frau! Anmeldung zur freiwilligen Arbeit in der Pulverfabrik Troisdorf werden in der Hilfsdienstmeldestelle, Abtlg. Frauenmeldestelle und Fürsorgevermittlung, Friedrichsplatz 1 (Sparkassengebäude) von 9-1 Uhr und von 4-6 Uhr entgegengenommen.
Der Segen der Hamsterfahrten. Der Köln. Stadtanzeiger schreibt: Wo sind die Zeiten hin, in denen das Eifelland den Rheinländern der Inbegriff der Armut war? Ein Kölner Dienstmädchen, eine bislang in schlichte, buntgemusterte Wolle und in Kattun gefasste Perle aus der Eifel, an deren schlichten Sinn alle Modeverführungen der Großstadt abgeprallt waren, fuhr, begleitet von den Segenswünschen der Herrschaft, auf Erholungsurlaub in ihr Heimatdorf. Das war vor 14 Tagen, als sie Abschied nahm; als sie wiederkam, rauschte sie in Seide. Und die Begründung? Im Dorfe sei kein einziges Mädchen mehr ohne ein seidenes Kleid, in der Kirche rausche es Sonntags von Seide. Ja, der Krieg, die Hamsterfahrten und die Bezugsscheinfreiheit erleichtern auch im fernsten Eifeldorf den Siegeszug der Seide.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Planmäßig verlaufen. Oefters meldet der Tagesbericht, eine bestimmte Operation sei planmäßig verlaufen. Was das heißt, erfahren wir dann mehrere Tage drauf in einem schwerwiegenden Ergebnis. Wir hören, daß auch die jetzige große Geldschlacht im allgemeinen planmäßig verlaufe, erfahren von glänzenden Zeichnungen, glänzend durch ihre Größe, glänzend durch den vaterländischen Sinn auch kleinster Zeichner, die ihr Letztes zusammenholen, um in diesen entscheidenden Tagen und Stunden nicht zu fehlen. Wird dem so scheinbar planmäßigen Verlaufe der Geldschlacht auch der planmäßige Sieg, ein Riesensieg, wie wir ihn wünschen müssen, folgen? Noch eine offene Frage. Die Spannung derer ist auf das höchste gewachsen, die selbst schon ihre Pflicht taten, ob wohl alle, die es versichert, wie sie gehandelt, ob das Endergebnis gesichert. Da wollt Ihr gleichgültig und noch immer abweisend bleiben, auf die es jetzt ankommt? Denkt, wie viel Werbearbeit, von Zeichnern zu der Erfüllung ihrer Zeichnungspflicht übernommen, nur durch Eure Schuld notwendig wurde, wie viel Ihr aber womöglich auch durch Euer schlechtes Beispiel bei denen geschadet, die um Euer Säumen wissen! Noch könnt Ihr durch Zeichnung das Schuldkonto abtragen, noch durch umso eifrigere Werbung den Schaden Eures Beispiels wettmachen. Noch, noch wenige Stunden! Ihr könnt, Ihr müsst!
Die Kriegsanleihen führen uns immer höher hinauf bis zum Gipfel, dem Sieg und Frieden winkt. Sechs Bergspitzen sind erreicht, die siebte soll noch größere Höhe, größere Aussicht auf – einen ehrenvollen Frieden bringen. Ihr Rheinländer kennt sieben Berge, habt sie besonders lieb. Denkt, wie Ihr auf den Oelberg ginget, um den Sonnenaufgang zu bewundern, so soll auch möglichste Höhe der siebten Kriegsanleihe zum Anblick der aufgehenden Friedenssonne führen! Wer will nicht dabei sein, um sie zu schauen? Wer wagt es, ohne den Ausweis der Kriegsanleihenzeichnung, soweit immer sie ihm möglich, Anspruch auf Mitgenuß zu haben?
Felix Joseph Klein, Bonn.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 19. Oktober 1917
Aller Absatz von Dörrobst, auch im Handel, ist bis auf weiteres nur mit Genehmigung der Kriegsgesellschaft für Obstkonserven und Marmeladen erlaubt. Lohnverträge über das Dörren von Obst bedürfen in jedem einzelnen Falle der Genehmigung dieser Gesellschaft.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Jede Beleuchtung im Freien ist ab heute verboten. In der vorliegenden Nummer unseres Blattes ist eine Polizei-Verordnung des Regierungs-Präsidenten in Cöln über Maßnahmen gegen Fliegergefahr abgedruckt. Danach müssen von heute ab alle erhellten Innenräume lichtdicht abgeblendet werden und zwar ohne Rücksicht darauf, ob die Räume nach der Straße oder nach dem Hofraum liegen. Dagegen müssen Fuhrwerke, Aufbruchstellen in den Straßen oder Gegenstände, die den freien Verkehr hindern, vor wie nach bei Eintritt der Dunkelheit beleuchtet werden. Eine beschränkte Straßenbeleuchtung ist bis 11½ abends und morgens 6 Uhr ab gestattet, soweit eine solche Beleuchtung zur Sicherung des Verkehrs notwendig ist. Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Polizeiverordnung mit dem heutigen Tage in Kraft tritt.
Vierzehn Monate gefangen in Indien und England. Ein Mitglied der Gesellschaft Jesu, Pater Richter war es, der gestern abend zahlreichen Zuhörern seine Erlebnisse in der Gewalt der Engländer mit beredten Worten schilderte. Mitten im tropischen Indien erfuhr er durch dunkle Gerüchte vom Krieg zwischen zwei mächtigen Völkern im Westen. Man nimmt ihm seine Privatwaffen ab, da erfährt er, daß Krieg zwischen seinem Vaterlande und England sei. Schon drei Wochen danach glaubt kein Inder mehr den englischen Zeitungen; die Sympathie der Eingeborenen ist auf Seite der Deutschen, aber – einen Aufruhr können die Inder nicht machen. Schon drei Wochen nach dem Kriegsbeginn hat Kitchener die gesamte eingeborene Armee aus dem Lande gezogen und nach Flandern geworfen. Indien war damit der Kristallisationspunkt für eine Erhebung genommen. Schlau und gerissen ist der Engländer. Nach anfänglicher Nichtbeachtung kam Redner am 23. April 15 in ein Konzentrationslager für Zivilgefangene, wo es sich leben ließ, im Gegensatz zum Militärgefangenen-Lager, wo scheußliche Verhältnisse herrschten. Redner streifte hier eine eigenartige Fehme, die vaterlandslose Landsleute zu finden wußte. Sie hieß die Kieler Flotte und arbeitete mit drastischen Bordmitteln. Am 23. März 16 trat er dann mit 500 Leidensgefährten, darunter 150 Frauen und 150 Kinder, die Reise nach Altengland an, die um das Kap ging, sieben Wochen dauerte und allen Deutschen so recht die Weltmacht der Engländer vor Augen führte. Die ganze weite Reise berührte nur britisches Gebiet und das Schiff lief nur britische Häfen an.
Lebhaft schilderte Pfarrer Richter, der in grauer Montur eines Feldgeistlichen erschienen war, dann die Furcht vor den U-Booten an Bord, die feenhafte Beleuchtung und die großartige „Schiffsparade“ im Kanal und die herbe Enttäuschung, als in der Themsemündung nur die Frauen und Kinder für die Weiterfahrt nach Holland freigegeben werden. Wieder kostet er die Schmach englischer Lager und Behandlung in London und auch – die Schmach deutscher Verräter und Spitzel – in drei Lagern. Endlich die Befreiung; am 14 Juli 16 treten sie die Fahrt nach der Heimat an; ein Holländer bringt ihn mit anderen Brüdern nach Vlissingen und bald sehen sie wieder deutsche Fluren, fahren den deutschen Rhein hinauf.
Seinem fesselnden Vortrag gab Pater Richter ein ernstes Nachwort. Zwei Kriegsjahre hat er im Ruhestand und auf Beobachtung in Feindesland gelegen. Das Resultat: England ist es bitter ernst mit dem Kriege. England kämpft bis zum Ende. Damit decken sich seine Erfahrungen als Feldgeistlicher und Verhör-Dolmetscher. Aus einem schwer verwundeten Engländer spricht das ganze Land: „Ihr bekommt uns nicht unter, oder wir gehen unter.“ Von den Engländern müssen wir lernen, dieselbe Energie anzuwenden, und endlich muß es stille werden mit all dem Friedensgerede. Die Einheit der inneren Front ist in’s Wanken geraten, das hat unseren Feinden den Rücken gestärkt. Auch für uns gilt: „Wir müssen siegen, damit wir nicht untergehen.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Frauenversammlung im Bürgerverein am 16.10. Ein „Bravo“ der mutigen Dame, die trotz des eisigen Schweigens vom Vorstandstisch aus, unter begeistertem Beifall der Versammlung die Empfindungen derselben wiederzugeben schien mit ihren Ausführungen betreffs zwangsweiser Beschäftigung der Mädchen- und Frauenwelt in der Rüstungsindustrie. Warum wurde vom Vorstandstisch aus gebeten, in der Diskussion die Einführung des Zwanges nicht noch einmal zur Besprechung zu bringen? Das machte auf die Versammlung den ungünstigsten Eindruck und mit Recht, denn nur mittelst eines Zwanges wird es gelingen, alle Bevölkerungsschichten zu dieser Kriegsarbeit zu erfassen. Eine Zuhörerin, die neben Arbeiterfrauen saß.
Das Schoßhündchen. Eine hiesige Dame suchte durch Inserat im Gen.-Anz. ein kleines Schoßhündchen zu kaufen – worauf ihr folgende Offerte zuging:
Was wollen Sie denn jetzt mit einem Schoßhündchen? Haben Sie denn nicht die gestrige Frauenversammlung im Bürgerverein besucht?! Da wurde der meiste Beifall der Rednerin gegeben, die den Vorschlag machte, daß die Damen der oberen 10 Tausend (Kommerzienratstöchter etc.) zwangsweise zur Pulverfabrik in Troisdorf kommandiert würden. Frl. Direktor W. heißt sogar Frauen und Mütter Haus und Kind zu verlassen, und jetzt der ersten Pflicht dem Vaterland zu dienen da, wo es ihre Kraft gebrauche, also in den Munitionsfabriken zu arbeiten. Das Vaterland ruft Alle, auch die verehrteste deutsche Frau. Eine Hundeliebhaberin aus Friedenszeiten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
7. Kriegsanleihe.
In Bonn wurden, soweit festgestellt werden konnte, 45½ Millionen gezeichnet, bei der 6. waren es 42, 5. 31½, 4. 33, 3. 38, 2. 30, 1. 18 Millionen. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 20. Oktober 1917
Bekleidungsamt.
Die Bezugsscheinpflicht ist auf eine Reihe weiterer Gegenstände ausgedehnt worden. Weiter sind neue Richtlinien für die Bestandsliste herausgegeben und die Liste über Stoff-Höchstmaße geändert worden. Die Gültigkeit der Bezugsscheine wurde von einem Monat auf zwei Monate erhöht. Die Streichung der Kragen, Manschetten, Vorhemden, Säuglingsbekleidung und –Wäsche von der Freiliste führt zu deren Aufnahme in die Bestandsliste. Dagegen kann in Zukunft beim Vorhandenseins eines Sommermantels auch ein Wintermantel bewilligt werden, während umgekehrt die Bewilligung eines Sommermantels beim Vorhandensein eines Wintermantels nur in gewissen Ausnahmefällen (ärztliche Zeugnis) möglich ist. Auch das Verfahren zur Erlangung von Bezugsscheinen gegen Abgabe getragener Kleidungsstücke ist dahin geändert, daß nunmehr gegen Abgabe von Abgabebescheinigungen auch Bezugsscheine für Jünglings- und Knabenoberbekleidung sowie Unterbekleidung, Bett-, Haus- und Tischwäsche ausgestellt werden dürfen. Die Bekanntmachungen über diese Aenderungen, welche am 13. Oktober 1917 in Kraft getreten sind, werden in dieser Tageszeitung veröffentlicht.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Amtliche Bekanntmachungen. Am 20. Oktober 1917 ist eine neue Bekanntmachung betreffend der Höchstpreise und Beschlagnahme von Leder an Stelle der bislang in Geltung gewesenen Bekanntmachungen getreten. – Am selben Tag tritt eine Bekanntmachung betreffend Beschlagnahme und Bestandserhebung von eisernen Heizkörpern und Zentralheizungskesseln in Kraft. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Außerkurssetzung der Zweimarkstücke. Es wird daran erinnert, daß die Frist für die Außerkurssetzung von Zweimarkstücken am 1. Januar 1918 abläuft. Von diesem Zeitpunkt ab verlieren die Zweimarkstücke ihre Eigenschaft als gesetzliches Zahlungsmittel. Alle Reichs- und Landeskassen sind beauftragt, Zweimarkstücke einzulösen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 21. Oktober 1917
Zehn Munitionsarbeiterinnen senden uns folgendes Schreiben: In Ihrer geschätzten Zeitung haben Sie wiederholt rühmend hervorgehoben, daß mehrere junge Damen der gebildeten Stände, meist Studentinnen, sich als einfache Arbeiterinnen für Munitionsherstellung haben anwerben lassen. Auch uns hat es gefreut, daß unser Vorgehen Nachfolge gefunden hat. Wir dürfen sagen: Unser Vorgehen, denn seit einem halben Jahre sind wir auf Veranlassung der Vaterländischen Frauenvereins bei der hiesigen Zweigstelle des Feuerwerk-Laboratoriums Siegburg als Arbeiterinnen tätig. Davon viel Aufhebens zu machen, fanden wir uns nicht veranlaßt, war es doch nur die Erfüllung einer Pflicht. Das Vaterland rief. So hoffen und wünschen wir denn, daß noch viele weitere folgen mögen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Antrag auf Schließung der Fortbildungsschule. Stadtv. M. Schmitz stellte namens seiner Freunde folgenden Antrag mit der Bitte, ihn auf die Tagesordnung der nächsten Stadtverordneten-Versammlung zu setzen:
„Stadtverordneten-Versammlung wolle beschließen, die Verwaltung möge baldigst Schritte tun, um die Schließung der Fortbildungsschule herbeizuführen, eventl. den ältesten Jahrgang sofort zu entlassen.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Geschäftszeit. Der Handels- und Gewerbeverein ersucht die Handel- und Gewerbetreibenden Bonn’s dringend, vom 1. November ab die Geschäfte an allen Wochentagen, außer Samstags und Montags, nur in der Zeit von 8½ Uhr vormittags bis 6 Uhr nachmittags offen zu halten.
Ueber 7 Millionen Bücher und Schriften hat die Zentrale des Borromäus-Vereins in Bonn als Sammelstelle zur Versorgung von Lesestoff für die Truppen im Felde und in den Lazaretten während der drei Kriegsjahre, vom 1. August 1914 bis 1. August 1917, versandt. Wie sich die Zentrale eine solch erfreuliche Fülle beschaffen konnte? 853.060 wurden ihr geschenkt; die Reichsbuchwoche von 1916 stellte dabei den Löwenanteil – 6.27.529 aber mußte sie mit einem Kostenaufwand von 162.173,27 Mark erwerben. Nun sind keine Barmittel mehr verfügbar und auch ihr Vorrat an Büchern und Schriften ist in kurzer Zeit erschöpft, aber in Feld, Lazarett und Gefangenenlager ist der Bedarf an Lesestoff keinesfalls gedeckt. Im Gegenteil, die Zentrale wird alltäglich – es ist dies buchstäblich zu verstehen – aufs Dringendste um Schriften ersucht! „Sie tun ein unbeschreiblich gutes Werk“, die Leute „lechzen förmlich nach Lesestoff“: „es ist so wichtig, immer wieder eine geistige Auffrischung zu gewinnen“, so wird uns stets aufs neue geschrieben. Und so geht denn an alle vaterländisch Gesinnten, vorab aber an unsere Gönner, Mitglieder und Freunde, der flehendliche Ruf: Helft uns also, schickt uns, was immer Ihr an Büchern und Schriften entbehren könnt. Aber auch Geldspenden sind freudig willkommen: etwa hier und da einmal wieder der Gewinn vom Skat- oder Kegelabend oder eine Sammlung am Stammtisch oder im Kränzchen oder sonst bei passender Gelegenheit, die sich namentlich dann bietet, wenn in gehobener Stimmung die Herzen besonders gebefreudig sind. Den Lesestoff schicke man an die Zentrale des Borromäus-Vereins in Bonn, Wittelsbacherring 9, die Geldspenden überweise man durch Zahlkarte ihrem Konto 15205 bei dem Postscheckamt Köln.
Gold oder Edelsteine zu tragen, während weite Kreise trauern und darben, ist unwürdig. Es stört die Eintracht und die Entschlossenheit zum Durchhalten. Das Gold gehört unbedingt auf die Reichsbank, um ihre Goldrüstung zu stärken, die Edelsteine werden im neutralen Auslande heute teurer als früher bezahlt und verbessern den Stand unserer Währung. So erzielte jüngst ein Schmuck, der auf 550 Mark geschätzt war, 684 Mark, ein anderer 6732 statt 5500, ein Brillant 316 Mark, 66 Mark über der Schätzung. Die Verkaufsstelle am Münsterplatz (Rhein.-Westf. Diskontogesellschaft) wird gern den Verkauf vermitteln.
Vom Vorgebirge schreibt man uns: In den letzten Tagen ist durch die „Mitteilungen an die Präsides“ an die Präsides ein merkwürdiges Anliegen gestellt worden, nämlich unter den Mitgliedern der Jungfrauenvereine für die Teilnahme an der Munitionsfabrikation zu werben. Was soll man dazu sagen? Vom seelsorgerischen Standpunkte möchte man am liebsten mit aller Entschiedenheit dagegen wirken. Denn das dürfte doch nicht zu bestreiten sein, daß die Mädchen dort manchen Gefahren für Leib und Seele ausgesetzt sind. Was nun die Gefahren für die Seele anlangt, so ist in den „Mitteilungen“ gesagt, daß alles, was geschehen kann, um diese Gefahren auf ein möglichst geringes Maß zu reduzieren, wirklich geschehen sei. Die Versicherung, daß der Hochwürdigste Herr Erzbischof seine Zustimmung für diese Werbetätigkeit erklärt habe, muß doch wohl hinreichende Bürgschaft dafür sein, daß die Arbeit bei der Fabrikation von Munition nicht mehr als nächste Gelegenheit zur Sünde zu betrachten ist. Und was nun die Gefahren für den Leib angeht, so kann man nach den vielfachen Erfahrungen dieselben nicht unbedingt in Abrede stellen. Soll man sich deshalb abhalten lassen, das zu tun, was für unsere Brüder im Felde durchaus notwendig ist? Was soll aus diesen werden, wenn die Waffen fehlen? Was würden unsere heimkehrenden Krieger sagen, wenn ihnen durch Mangel an Munition der schon nahe Sieg aus den Händen gewunden würde? Könnten unsere Jünglinge Jungfrauen noch hochachten, die aus feiger Furcht so ganz im Interesse unserer Feinde gehandelt haben? Wir meinen deshalb, es sei Pflicht, an dieser vaterländischen Tätigkeit Teil zu nehmen, auch für solche Jungfrauen, die sonst nicht darauf auszugehen brauchen, eine solche Gelegenheit zu reichem Lohne sich zu Nutze zu machen. Im Tagelohn arbeiten mag ja sonst nicht besonders ehrenvoll sein: aber höchst ehrenvoll ist es, für das Vaterland sich aufzuopfern.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
In Nr. 386 der Reichszeitung wird mitgeteilt, daß der Kohlenausschuß der Stadt Bonn beschlossen hat, die Kirchen bis zum 15. November nicht mehr mit Brennstoff zu beliefern, wohl aber soll es Theater und Kinos gestattet sein, Brennstoff zu beziehen. Ein seltsamer Beschluß! Man sollte doch den Kirchen in dieser Beziehung mindestens das zubilligen, was man den beiden anderen genannten Anstalten gewährt, und zwar aus folgenden Gründen: 1. Die Kirchen sind meist wegen ihrer Lage und Bauart mehr der Kälte ausgesetzt als Kinos und Theater. 2. Die Kirchen dienen dem höchsten Zwecke der Gottesverehrung, Kinos und Theater wesentlich der Unterhaltung und Bildung. 3. Zum Besuch der Kirche ist jeder katholische Christ unter schwerer Schuld verpflichtet; der Besuch des Kinos und Theater ist ins Belieben gestellt. 4. Der Gottesdienst in unseren Kirchen beginnt am frühen Morgen, um oder vor 6 Uhr, also zur Zeit, da sich die Kälte sehr bemerkbar macht; Kinos und Theater werden dagegen meist nachmittags oder abends besucht. 5. Mit besonderer Rücksicht auf die Schuljugend sollten die Kirchen bei kaltem Wetter geheizt werden. Jeder, der die vielen dürftig gekleideten und mangelhaft ernährten Schulkinder betrachtet, die am Morgen pflichtgemäß der Schulmesse beiwohnen, muß wünschen, daß der Kohlenrat den Kirchen das Heizen ermöglicht. Es sei zugegeben, daß bei den Andersgläubigen das Bedürfnis zum Heizen der Kirchen geringer ist, da die zugrundeliegenden Verhältnisse verschieden sind. Daß der genannte Beschluß mit 8 gegen 1 Stimme erfolgt ist, legt den Gedanken nahe, daß Katholiken im Kohlenrat nur mit einer Stimme vertreten sind, was aber, wie wir in Erfahrung gebracht haben, nicht zutrifft.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Montag, 22. Oktober 1917
Salzeinkäufe.
In den letzten Tagen hat auf irgend ein unsinniges Gerücht hin in allen Geschäften das Salzhamstern begonnen. Man befürchtet eine bevorstehende Salzknappheit. Die Annahme ist gänzlich unzutreffend. Wir verfügen im Deutschen Reiche über eine so große Salzausbeute, auch während des Krieges, daß ein Mangel überhaupt nicht eintreten kann. Dagegen ist es möglich, daß durch eine solche Hamsterwut, wie sie in den letzten Tagen eingesetzt hat, und mit Rücksicht auf den zeitigen Eisenbahnmangel leicht eine vorübergehende Stockung eintreten kann. Alle Hausfrauen werden daher dringend gebeten, diesen Salzeinkäufen aufs Schärfste entgegenzutreten. Auch dürfen die Geschäftsleute vor allen Dingen unter keinen Umständen eine solche Hamsterei befördern. Die Aussprengung solcher Gerüchte ist nur auf feindliche Agenten zurückzuführen, die Unordnung in unsere Volkswirtschaft hineinbringen wollen. Man soll daher die Verbreiter solcher Gerüchte festnageln und öffentlich an den Pranger stellen. Das Lebensmittel ist für jede Auskunft dankbar, die auf die Spur derartiger Schwätzer oder feindlicher Agenten führen kann. Zur besonderen Beruhigung der Bürgerschaft sei aber darauf hingewiesen, daß das Lebensmittelamt über genügende Salzvorräte verfügt, die auf jeden Fall einen Mangel ausschließen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Soldatenbegräbnis zu Bonn.
Wie flammt die Natur in lauter Gold!
War einem Kam’raden von mir so hold,
Dem heute der Trommel dumpfer Klang
Ertönet im letzten Nachhausegang.
Wie heute die Fenster und Türen gehen! –
Mutter, Musik! Wie klingt es so schön!
„Ach schau!“ Es lispelt ein roter Mund:
„Mitziehen Soldaten, so wund, so wund.“
Den Arm in der Binde, die Beine noch schwach,
Schleppen sich Brüder so langsam ihm nach.
“Nur weiter Kam’raden! Wenn auch schon müd’,
Die Musik hilft vorwärts mit einem Lied.“
Mit Trommeln wurde sein Platz erreicht,
Ein seltsam Gefühl uns alle beschleicht:
Als stünde er vor uns als munt’rer Gesell’,
Die Sonne schien nieder, so hell, so hell.
Karl Weis
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Metropol-Theater-Lichtspiele bringen von Dienstag, 23. Oktober, ab das Meisterwerk der Lichtbildkunst Fünf Minuten vor Mitternacht, eine Lebenstragödie in 5 Akten, zur Aufführung. Es ist dies ein Kunstwerk, wie es die Filmbühne selten bringt und das überall, wo es in Szene ging, das größte Aufsehen erregt hat. Ferner kommt im zweiten Teil das mit großem Beifall aufgenommene Riesenwerk Ashavar, die Tragödie der Eifersucht, zur Darstellung; heute zum letzten Male die hervorragende Filmschöpfung Weltmeister Brown, der verwegene Kriminalist, in seinem tollkühnen Abenteuer: Zur Strecke gebracht.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 23. Oktober 1917
Der Liberale Bürgerverein hat gestern abend seine Hauptversammlung abgehalten. Der Vorsitzende, Stadtverordneter Dr. Krantz, eröffnete sie mit der Mahnung, auch während und trotz des Krieges den öffentlichen Angelegenheiten rege Anteilnahme entgegenzubringen. Etwaige Mißstände könnten nur durch öffentliche Betätigung gebessert werden. Nur dadurch, daß man für die Aufgaben der Zeit Verständnis gewinne, könne man auch zum wirklichen Burgfrieden beitragen. Die geeignete Stätte zur öffentlichen Betätigung sei für die große liberale Gemeinde in Bonn der Liberale Bürgerverein. […] Der Jahresbericht wurde von der Versammlung sehr beifällig aufgenommen. Der Vorsitzende, Dr. Krantz, unterstrich noch besonders die betonte Notwendigkeit, für die Bonner Zeitung zu werben. In der Bonner Zeitung können am besten die Meinungen des Liberalen Bürgervereins zum Ausdruck kommen und Einfluß gewinnen. Es sei also eine liberale Pflicht allerersten Ranges, die Bonner Zeitung selbst zu halten und für sie nach Kräften zu werben.
An der Hauptversammlung des Liberalen Bürgervereins schloß sich die vorgesehene Versammlung der liberalen Stadtverordnetenwähler. Der Vorsitzende, Dr. Krantz, bemerkte einleitend, die diesjährigen Stadtverordnetenwahlen würden wieder im Zeichen des Burgfriedens stehen. In Uebereinstimmung mit der Zentrumspartei solle den beiden Rathausfraktionen ihr Besitzstand erhalten bleiben. Die Versammlung erklärte sich damit einverstanden und verzichtete infolgedessen darauf, für die dritte Abteilung Kandidaten aufzustellen. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Spart mit dem Wasserverbrauch! Das städt. Wasserwerk teilt uns mit (s. auch die Bekanntmachung im Anzeigenteil), daß der Wasserverbrauch der Stadt seit dem vergangenen Winter eine außerordentliche, immer zunehmende Höhe angenommen hat. Es kann dies nur darauf zurückgeführt werden, daß in vielen Haushaltungen eine Verschwendung mit dem Wasser getrieben wird. Aus Mangel an Installationsmaterial und Handwerkern werden vielfach Undichtigkeiten der Leitungen, Hähne, Klosetts usw. nicht rechtzeitig behoben. Hier muß Wandel geschaffen werden, da sonst der Betrieb des Wasserwerks gefährdet wird. Wasser ist wohl zur Genüge vorhanden, aber Kohlen, Oel und sonstiges Material zum Betriebe der Pumpenanlagen in genügender Menge zu beschaffen, stößt auf Schwierigkeiten. Bei Schadhaftsein der Leitungen und deren Armaturen sorge man, ganz oder zeitweise für Absperrung der betreffenden Teile. Achte jeder darauf, daß sparsamst mit dem Wasser umgegangen wird. Gegen die Hausbesitzer, die die Vergeudung des Wassers nicht verhindern, muß vom Wasserwerk eingeschritten werden.
Warum schließt man nicht die Fortbildungsschule? Wiederholt konnte man in letzter Zeit im Gen.-Anz. lesen, daß von den verschiedensten Seiten und aus den verschiedensten Gründen die Schließung der Fortbildungsschule angeregt wurde. Einmal, weil man zur Verringerung der hohen Mietsunkosten die Räume städtischerseits für Lagerzwecke verwenden wollte; meistens aber waren die Antragsteller Handwerksmeister und Gewerbetreibende, denen der Unterrichtstag in jeder Woche, zum dem sie ihre Lehrlinge schicken müssen, eine große Betriebsstörung bedeutet, denn da sie heute ausschließlich auf die Hülfe der Lehrlinge angewiesen sind, ist so ein junger Mann jetzt schwerer zu entbehren wie früher ein älterer Facharbeiter. Ueber die Nützlichkeit eines gediegenen Fortbildungsschul-Unterrichts braucht man ja kein Wort mehr zu verlieren, aber das Hemd sitzt uns schließlich näher wie der Rock und in einer Zeit, in der man Studenten und höhere Schüler auffordert, in Munitionsfabriken und landwirtschaftlichen Betrieben zu arbeiten und wo viele ländliche Volksschulen sogar ganz geschlossen sind, weil man die Kinder zur Arbeit braucht oder die Lehrer eingezogen sind, dürfte es schwer fallen, die Notwendigkeit eines Unterrichts zu begünden, den unsere heutigen Handwerksmeister unbeschadet ihrer Tüchtigkeit noch ganz entbehren mußten. Man kann der Frage auch vom Standpunkt der Kohlenersparnis aus nähertreten. Und dann noch eines: In der Begründung eines diesbezügl. Antrags des Handels- und Gewerbevereins heißt es, daß die Lehrlinge heute nirgends besser aufgehoben seien als bei ihren Meistern. Damit sollte gewiß angedeutet werden, daß die jungen Leute bei ihren Zusammenkünften an der Fortbildungsschule nicht bloß Gutes lernen und das ist ein Kapitel, über das jeder Meister heute ein Liedchen singen kann. Ein Gewerbetreibender.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Fett, Butter und Mehl wollte ein 28jähriger Invalide aus Mayen beschaffen können, wenn man ihm das nötige Geld dafür gäbe. Die Vertrauensseligen, die darauf eingingen, warten vergebens auf die Waren. Der Mann ist gestern in Bonn festgenommen worden. Er gesteht ein, in fünf solchen Fällen zusammen 1650 Mark erschwindelt und das Geld in Köln verjubelt zu haben.
Zur Förderung der Bonner Kriegshilfe (Bahnhofshilfe) laden die „naturwissenschaftlichen Lichtbildvorträge“ ein, welche diesen Winter in erweitertem Rahmen, jeden Monat einmal Mittwochs im Kunstmuseum (Hofgartenstraße) stattfinden sollen. Ausgezeichnete Redner unserer Universität haben dazu ihre freundliche Mitwirkung zugesagt: Professor Fittung gedenkt Pflanzenbilder aus Tropenurwald und Wüste, Geheimrat Philippson Bilder und Skizzen aus dem Orient, Professor Pohlig Darstellungen von Riesen und Zwergen des Tierreiches, Professor Schiefferdecker Bilder von Menschen und Tieren der Vorgeschichte, und Geheimrat Steinmann Ansichten der Alpen im Eiszeitalter vorzuführen. Da zudem der ganze Reinertrag des Unternehmen wieder der Kriegshilfe unserer Stadt zufließen soll, kann die vaterländische Sache diesmal eines noch erheblich gesteigerten Erfolges gewiß sein. Näheres ist aus dem bei Röhrscheid und an dem Tor der Universität aushängenden kleinen Programm ersichtlich; der erste Vortrag findet schon am nächsten Mittwoch (24. cr.) 5 Uhr statt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Lengesdorf: Einsame Spaziergänger bemerkten in einem Gebüsch einen vollständig und schön ausgebauten Unterstand, der einen Vorrat Kartoffeln und auch eine Feuerung enthielt. Auf die Kunde von dieser Neuigkeit, begaben sich heute früh morgens der Feldhüter Nettekoven mit dem Feldgendarmen und einigen handfesten Leuten dahin und nahmen in dem Unterstand zwei Deserteure fest. Dieselben wurden sofort nach dem Bürgermeisteramt in Duisdorf geführt und nach kurzem Verhör nach Bonn gebracht.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)
Mittwoch, 24. Oktober 1917
Aus dem städtischen Lebensmittelamt.
Brot und Kartoffeln. Für den Regierungsbezirk Köln ist angeordnet worden, daß das Brot nicht mehr mit Kartoffeln gestreckt, die wöchentliche Brotmenge von 3¾ auf 3½ Pfund herabgesetzt und daneben eine Kartoffelzulage von 1½ Pfund gegeben wird. In Bonn tritt diese Neuregelung am 5. November in Kraft, die 1½ Pfund Kartoffeln werden auf Warenmarken gegeben werden. Die jetzt bestehenden Brotzulagen für Schwer- und Schwerstarbeiter, für hoffende und stillende Frauen bleiben unverändert. Leider lassen es die vorhandenen Getreidevorräte nicht zu, das Ausmahlverhältnis des Brotgetreides, das jetzt 94 v. H. und darüber beträgt, einzuschränken. Wir müssen also bis auf weiteres mit diesem hohen Ausmahlsatz rechnen. Das hat, abgesehen von der Beschaffenheit des Brotes, den großen Nachteil, daß keine Futtermittel für das Vieh anfallen. Die Futterknappheit macht sich namentlich für die gewerblichen Pferde von Woche zu Woche immer drückender bemerkbar. Das städtische Lebensmittelamt ist andauernd bemüht, Futtervorräte hereinzubekommen, doch versagen diese Bemühungen vielfach wegen des großen Mangels, den die Ernte mit sich gebracht hat.
Die Kartoffelzufuhr ist in der letzten Zeit des großen Wagenmangels wegen etwas geringer gewesen. Bis jetzt sind in Bonn nur rund 17.000 Zentner zum Einkellern angemeldet worden, das ist noch nicht der vierte Teil der Menge, die insgesamt den Haushaltungen zugefahren werden müßte. Die Haushaltungen haben die Möglichkeit, ihren Kartoffelbedarf bis Februar sicherzustellen, es ist daher ganz unverständlich, daß bisher so wenig davon Gebrauch gemacht wird. Die Hausfrauen werden nochmals dringend daran erinnert, ihren Kartoffelbedarf mündlich oder schriftlich beim Lebensmittelamt, Abteilung 12, anzumelden. Die bestellten Kartoffeln werden, wenn die Bezugsscheine bezahlt sind, durch städtische Gespanne oder die bereits bekannt gegebenen Kartoffelhandlungen zugefahren. Besondere Wünsche werden dabei möglichst berücksichtigt.
Die ersten Steckrüben werden nächste Woche eintreffen. Es handelt sich dabei um eine besonders schöne und vor allem gelbfleischige Ware, wie sie hier gern genommen wird. Der Preis wird etwa 5,50 M. für den Zentner betragen. Genaue Angaben werden noch besonders bekannt gemacht. Die Hausfrauen mögen auch ihren Winterbedarf an Steckrüben (Erdkohlrabi) möglichst bald beim Lebensmittelamt, Abteilung 12, anmelden.
Die Kriegsküchen. Die Preise für die Speisung aus den Kriegsküchen werden voraussichtlich vom 28. Oktober ab erhöht werden. […] Der Neubau der Kriegsküche Ecke Argelander- und Reuterstraße wird noch immer dadurch verzögert, daß die Genehmigung des zuständigen Berliner Kriegsamts noch nicht eingetroffen ist. Die Teilnehmerzahl der Kriegsküchen beträgt diese Woche 6000, sie steigt fortwährend. […]
Die städtische Milchwirtschaft liefert zurzeit täglich rund 700 Liter Milch und unterstützt damit die Milchversorgung aufs beste. Da für den Winter mit einem weiteren Rückgang der Milchzufuhr gerechnet werden muß, werden noch weitere fünfzig frischmelkende Kühe in die städtische Eigenwirtschaft aufgenommen. In allernächster Zeit steht eine viel schärfere Erfassung der Milch bei den Selbstversorgern bevor. Damit wird dann auch den Besitzern der sog. „Pensions- und Salonkühe“ gründlich auf die Finger gesehen werden.
Petroleum. In letzter Zeit mehren sich die Klagen, daß in der Stadt Bonn kein Petroleum zu haben ist. Es kann das nur darauf zurückgeführt werden, daß einige Geschäftsleute das ihnen für die Stadt Bonn zugewiesene Petroleum nach auswärts verkaufen. Um das zu verhindern, wird das Lebensmittelamt den Verkauf schärfer regeln und auch dafür sorgen, daß in nächster Zeit in den Vororten Petroleumsverkaufsstellen eingerichtet werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Soldatenheim. Der Unterhaltungsabend am vergangenen Sonntag bot den zahlreichen Feldgrauen wieder viel Ernstes und Heiteres. Den Glanzpunkt des Abends bildete aber der Lichtbildvortrag des Ausschußmitgliedes Herrn Lorenz Schröder, der zugleich auch den Abend leitete, über das hochaktuelle Thema: „Deutschlands U-Boote und ihre Tätigkeit“. Der gehaltvolle Vortrag des Herrn Schröder, unterstützt durch schöne und klare Lichtbilder, weckte von neuem in allen Herzen Stolz und Freude und zugleich frohe Hoffnung auf unsere jüngste und so erfolgreiche Waffe zur See. […] Die Sieger im Preiskegeln erhielten schöne Preise. Der Ausschuß des Soldatenheims bittet nochmals ihm für diesen Zweck Preise, wie gute Bücher, nützliche Gegenstände usw. stiften zu wollen, weil sonst diese Einrichtung in Frage gestellt ist.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Weihnachtspakete für die rheinischen Truppen sollen auch in diesem Jahre verschickt werden. Die Stadt Bonn hat 20.000 Pakete zu liefern, die 100.000 Mark kosten. Davon sollen die Stadtverordneten 50.000 Mark bewilligen, die vaterländischen Vereinigungen haben 40.000 Mark gespendet, der Rest wird durch den Vaterländischen Frauenverein und freiwillige Spenden aufgebracht. […]
Die Hindenburgfeier im Stadttheater am 2. Oktober hat 207,90 Mark Lustbarkeitssteuer verursacht. Die Stadt soll einen Zuschuß zu der Feier in gleicher Höhe leisten, worüber die Stadtverordneten am Freitag zu beschließen haben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 25. Oktober 1917
„Von Flanderns Not, seinem Volk und seinen Frauen.“ Die bekannte Schriftstellerin und Rednerin Frau Adele Schreiber-Krieger, gegenwärtig Mitglied der Politischen Abteilung beim Generalgouvernement in Belgien, wird am übermorgigen Samstag, abends 6½ Uhr, im Saale der Lese über die vlämische Frage unter besonderer Berücksichtigung der vlämischen Frauen sprechen. Frau Adele Schreiber-Krieger wird in erster Linie auf die Stellung der vlämischen Frau eingehen, wozu sie besonders geeignet ist, da die Behandlung dieser Frage zu ihrem Wirkungsbereich bei der Politischen Abteilung in Brüssel gehört. Der Vortrag wird gemeinschaftlich von der Ortsgruppe Bonn-Godesberg des Rheinischen Provinzial-Vereins für Frauenstimmrecht und der Deutsch-Vlämischen Gesellschaft (Geschäftsstelle Düsseldorf) veranstaltet.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Godesberg: Der Vaterländische Frauenverein beging am Dienstag den Geburtstag seiner hohen Patronin, der Kaiserin, wie alljährlich in der üblichen Weise, daß er die Dienstmädchen in der Bürgermeisterei Godesberg für langjährige treue Dienste bei ein und derselben Herrschaft mit Auszeichnungen beehrte. Die Feier fand am Dienstag nachmittag im Schumacher’schen kleinen Saale bei einem Kriegskaffee statt. Es konnten diesmal 30 solcher treuen Dienstboten mit Auszeichnungen bedacht werden, und zwar erhielten 16 für fünfjährige Dienstzeit ein Diplom, 9 Mädchen für eine zehnjährige Dienstzeit eine Brosche mit dem Bildnis der Kaiserin und 5 Mädchen für fünfzehn- und mehrjährige Dienstzeit ein Sparkassenbuch über 25 Mark. Die zweite Vereinvorsitzende, Frau Joseph Mayer, aus Muffendorf, hielt bei dieser Feier eine patriotische Ansprache mit einem Hoch auf unsere Landesmutter und Herr Bürgermeister Zander feierte die deutsche Treue.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)
Freitag, 26. Oktober 1917
Kartoffeln.
Die Anträge auf die Einkellerung von Kartoffeln sind noch immer erst sehr spärlich beim Lebensmittelamt, Abteilung III eingegangen. Kaum hat sich ein Viertel derjenigen Familien, die wirtschaftlich und nach der Beschaffenheit ihrer Keller wohl in der Lage wären, die Einkellerung zu übernehmen, gemeldet. Das Lebensmittelamt warnt daher diese Familien in einer Bekanntmachung dringend davor, die Einkellerung zu versäumen.
Die Aufhäufung von Kartoffelvorräten durch die Stadt ist nur begrenzt. Es können nur rund 150.000 Zentner eingemietet oder eingekellert werden, während der vorgesehene Bedarf für die Winter- und Frühjahrsmonate etwa 300.000 Zentner beträgt.
Die Kartoffeln, die zum Einkellern kommen, sind gute und dauerhafte Ware. Wer sich jetzt also im Vertrauen auf die Versorgung durch die Stadt keine Vorräte verschafft, obgleich er dazu durchaus in der Lage ist, könnte seine Nachlässigkeit in den kartoffelarmen Monaten im kommenden Frühjahr bitter bereuen. […]
Bekleidungsamt.
Das Tischtuchverbot für Gastwirtschaften und ähnliche Betriebe ist mit dem 1. Oktober in Kraft getreten, wird aber vielfach nicht in der vorgeschriebenen Weise durchgeführt. […] Die Verordnung wird unnachsichtig durchgeführt. […]
Die Ablieferung getragener Kleidungsstücke, Wäsche und Schuhwaren ist heute geradezu zu einer vaterländischen Pflicht geworden, weil unsere Bestände an Web-, Wirk-, Strick- und Schuhwaren für die Bedürfnisse der bürgerlichen Bevölkerung auf das äußerste gestreckt werden müssen. Es ist deshalb notwendig, daß alle Gegenstände, die jetzt in den Familien entbehrlich sind, der allgemeinen Bewirtschaftung zugeführt werden, damit vor allem die minderbemittelte Bevölkerung mit warmer Kleidung im kommenden Winter ausgestattet werden kann. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Nachrichten des Lebensmittelamts der Stadt Bonn.“)
Ein erweiterter Geschäftsverkehr auf die Dauer von 10 Stunden ist am nächsten Sonntag, dem letzten vor Allerheiligen, freigegeben. Die Ladengeschäfte dürfen – mit Ausnahme der Hauptgottesdienst-Stunden von 9½ bis 11½ Uhr – für den Verkauf geöffnet bleiben.
Gute Rotkohl-Ernte. Man schreibt uns auf Endenich: Hier hat man in letzter Zeit mit der Ernte des Rotkohls begonnen. Es sind in diesem Jahr weit größere Flächen damit bepflanzt als sonst. Während an anderen Orten vielfach geklagt wird, daß gerade der Rotkohl nur kleine oder gar keine Köpfe gebildet hat, steht er in der hiesigen Gemarkung recht schön. Ausgedehnte Felder finden sich hier, auf denen auch nicht eine einzige fehlgegangene Pflanze zu finden wäre. Die Nachfrage nach diesem „Sonntagsgemüse“ ist andauernd eine rege. Es wird weniger davon zum Markt gebracht, aber tagtäglich werden größere Mengen von Privatleuten und Gemüsehändlern aufgekauft. Auch der Rotkohl wird jetzt hier nach dem Gewicht verkauft und nicht mehr aufs Stück, wie früher. Da aber in diesem Jahre Köpfe von 4 und 5 Pfund hier den Durchschnitt bilden, können die Züchter auch mit dem Höchstpreise wohl zufrieden sein.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schließung der Fortbildungsschule. Sollte der von Herrn Stadtverordneten Schmitz gestellte Antrag nunmehr Anklang finden, so wäre es von den gesamten Bonner Handwerkern nur zu begrüßen, leider ja etwas verspätet, aber doch jetzt zur richtigen Zeit, da zur Aufrechterhaltung der Volksversorgung im Handwerkerstande nur noch die wenigen Meister selbst, und die Lehrlinge derselben zur Verfügung stehen. Es wird der verehrl. Verwaltung nicht unbekannt sein, daß notwendige Reparatur- und Erhaltungsarbeiten wochenlang hinausgeschoben werden, wegen Mangel an Arbeitskräften derartige Schäden und der Einwirkungen in dieser Zeit zum Schaden der Bürgerschaft größer und kostspieliger werden. Häufig kommt es vor, daß der Meister einen dringenden Auftrag nicht ausführen kann, weil der Lehrling zur Schule ist, und zu dieser Arbeit unbedingt vier Hände haben muß, die er selbst aber nicht hat. Die Folge ist, daß die Arbeit aufgeschoben werden muß und die Arbeitskraft des Meisters schließlich ebenfalls in dieser Zeit unausgenützt bleibt. Genau dasselbe ist es, wenn ein Lehrling eines älteren Jahrganges zur Schule muß, der einen Arbeitsauftrag auszuführen hat, bei dem ein jüngerer helfend eingreifen muß. Während dieser Zeit steht der jüngere Lehrling unausgenützt in der Werkstatt.
Das sind nur einige Beispiele. Ein Handwerker, welcher damit zu tun hat, könnte hundert solche anführen.
Da der unselige Krieg leider viele unseres Handwerkerstandes dahingerafft und ein großer Teil durch Verwundungen u. s. w. seinen Berufen entzogen wird, so ist es erste Pflicht, dem Lehrling die nötigen Fachkenntnisse beizubringen, um sich später als tüchtiger Handwerksgeselle oder Meister durchs Leben bringen zu können.
In Bonn und anderen Städten gibt es eine große Menge von Meistern, welche den Genuß einer Fortbildungsschule nicht hatten, denen nur eine einfache, aber gründliche Volksschulbildung zuteil wurde, sich trotzdem aber zu tüchtigen Meistern und Führern im Handwerkerstande heraufgearbeitet haben. Sollte dieses heute nicht mehr möglich sein und dieses alles nur vom Besuch der Fortbildungsschule abhängen?
Was die moralische Seite angeht, so nehme ich an, daß wohl jeder Meister, dem Lehrlinge anvertraut werden, auch die Fähigkeit dafür hat, diese als ordentliche Menschen heranzubilden. – Jeder auf seinem Platze. Ein Innungsobermeister.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Naturwissenschaftliche Lichtbildvorträge für die Bonner Kriegshilfe im Hofgartenmuseum. Den ersten, gut besuchten Vortrag hielt am gestrigen Mittwoch Prof. Pohlig über Riesen und Zwerge des Tierreiches: einem Riesen – fast der ganzen Welt, – stehen wir jetzt im furchtbaren Krieg gegenüber. Doch wie einst Klein-David den großen Goliath, Jung-Siegfried den argen Lindwurm erschlug, so sicher muß jetzt Jung-Deutschland siegen. Zahllose Vorbilder dieser Art finden wir im Tierreich. […]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 27. Oktober 1917
Deutsche Vaterlandspartei. Die Ortsgruppe Bonn-Godesberg der Deutschen Vaterlandspartei hielt gestern abend ihre erste Mitgliederversammlung ab, die recht gut besucht war. Nach einer Ansprache des Vorsitzenden, Geheimrats Litzmann, über die Ziele der Deutschen Vaterlandspartei wurden die Satzungen festgesetzt und in den Vorstand gewählt die Herren Geheimrat Litzmann, Geheimrat Dyroff, Kaufmann W. Th. Prym, Oberlehrer Grube (Godesberg), Exzellenz v. Neuhaus, Direktor Dipl.-Ing. Clar, Bankvorstand Höhl (Godesberg). Ein vorgeschlagener Ausschuß wurde nur vorläufig gewählt, die endgültige Wahl soll der nächsten Mitgliederversammlung überlassen bleiben. Der Vorsitzende entwarf dann die Richtlinien für die Werbetätigkeit. U. a. ist geplant, an einem der nächsten Sonntage vormittags eine große aufklärende Versammlung abzuhalten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Goldankaufstelle konnte gestern ihre 5000. Ablieferung verzeichnen. Zur Erinnerung überreichte Bankdirektor Weber, der Leiter der Ankaufstelle, der abliefernden Dame, Schwester Charlotte Winnig, mit einer herzlichen Ansprache das von der Reichsstelle gestiftete Bild.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Stadtverordneten faßten gestern Beschlüsse, die einige Aufregung in den betreffenden Bürgerkreisen hervorrufen werden. […] Der Preis für das Mittagessen in den Kriegsküchen wurde in den Klassen A und B auf 50, in der Klasse C auf 70 Pfennig erhöht; doch soll auf besondern Antrag bei kinderreichen Familien und in besondern Fällen der Preis in Klasse C um 10 Pfennig herabgesetzt werden. […] Der Antrag auf Schließung der Fortbildungsschulen, der, wie Stadtverordneter Bins ausführte, in keiner andern Stadt in ganz Preußen gestellt worden ist und auch von den Handelskammern bekämpft wird, wurde zu Gunsten eines neuen Antrags zurückgezogen, der Befreiung der Schüler vom Fortbildungsschulunterricht vorsieht, deren Arbeitgeber unter Zustimmung der Eltern einen begründeten Antrag einreichen. Der neue Antrag wurde einstimmig an den Schulvorstand verwiesen. Von einschneidender Bedeutung ist der Beschluß, das Gas für die Nachtzeit von 11 bis 4 Uhr und für Nachmittagszeit von 2 Uhr bis zur Dunkelheit zu sperren. Dadurch sollen täglich 3700 Kubikmeter Gas gespart werden. Die Maßregel wird begründet mit der schlechten Kohlenbelieferung des Gaswerks. Der Beschluß wurde einstimmig gefaßt.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Montag, 29. Oktober 1917
Trauerfeier im Städtischen Gymnasium. In der Aula des Städtischen Gymnasiums und Realgymnasiums fand Samstag vormittag 11½ Uhr eine Trauerfeier für zwei auf dem Felde der Ehre gefallene Mitglieder des Lehrerkollegiums statt: Oberlehrer Dr. Wilhelm Hoffa und Kandidat des höheren Schulamts Dr. Heinrich Hampe. Nach einem einleitenden Liede des unter Leitung des Herrn Rech stehenden Chors der Realschule hielt Herr Direktor Dr. Niepmann die Trauerrede. Er führte etwa aus:
[…] Viele schöne Hoffnungen hat der Tod geknickt, als er diese beiden jungen Leben brach. Das weiß niemand besser als wir, das empfindet darum niemand stärker als wir. Aber wir dürfen uns dadurch nicht niederbeugen lassen, besonders nicht in dieser Zeit, da jeder Deutsche bestrebt sein muß, Mut und Zuversicht in der eigenen Brust und in den Herzen aller Volksgenossen aufrecht zu erhalten. Und wir brauchen uns auch dadurch nicht niederbeugen zu lassen. Gewiß ist es bitter und traurig, zu sehen und zu erleben, wie die Besten unseres Volkes vorzeitig vom Tode dahingerafft werden. Aber sie haben darum nicht umsonst gelebt, weil sie nicht alle Früchte reisen konnten, zu denen sie berufen schienen. Wertvolles und Bleibendes haben sie geschaffen durch ihr schönes und vorbildliches Wirken und Leben, Wertvolles und Bleibendes durch ihr opferbereites und vorbildliches Streben. Hoffa und Hampe, sie beide sind im heiligen Kampfe gefallen, sie haben ihr schönes, reiches und glückliches, nur ach! so kurzes Leben gekrönt durch den ruhmvollsten und schönsten Tod, den Heldentod fürs Vaterland; sie sind gestorben, damit Deutschland leben. […]
Die Feier schloß mit einem ergreifenden Kriegsliede.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Fahnen heraus! Die verbündeten Truppen haben gegen die Armee Cadornas in den Julischen Alpen in wenigen Tagen einen so unvergleichlichen Erfolg erzielt, daß wir stolz sein dürfen auf diesen erneuten Waffenruhm unserer deutschen Soldaten und der tapferen Truppen unserer österreichisch-ungarischen Verbündeten. Was an der Isonzofront in wenigen Tagen dank einer genialen strategischen Führung gegen Italien erreicht wurde, ist für die Weiterentwicklung des Krieges voraussichtlich von so weittragender Bedeutung, daß wir unserem Dank und unserer Freude auch äußerlich Ausdruck geben dürfen.
Die 12. Isonzoschlacht, die Cadorna unseren Verbündeten liefern wollte, ist zu einer schweren Niederlage für Italien geworden. Ueber 100.000 Mann und über 700 Geschütze sind die bisherige Beute unserer fortwährend wachsenden Erfolge, die uns in den nächsten Tagen vielleicht zu entscheidenden Kämpfen in Norditalien führen werden. Wie würde man in Frankreich und England jubeln, wenn deren Heeren ein solcher Siegeslauf beschieden wäre? Lassen wir uns an nationaler Begeisterungsfähigkeit von unseren Gegnern nicht übertreffen, künden wir auch äußerlich unsere Freude über die gewonnene 12. Isonzoschlacht durch allgemeines Beflaggen unserer Häuser.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Mit der Getreidesaat ist man infolge der mißlichen Witterung noch vielfach im Rückstand. Außer dem Roggen ist noch wenig gesät. Die Obsternte und ihre Verwertung, sowie die starke Kartoffelernte haben auch viel Zeit in Anspruch genommen. Soweit man beobachten kann, wird in hiesiger Gegend in diesem Herbst außerordentlich viel Korn gebaut werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Godesberg: Am Dienstag, den 30. ds. Mts., abends 8 Uhr, findet im Saale der Geschwister Schumacher eine Kriegsbürgerkunde-Konferenz statt. Jedem Bürgermeisterei-Eingesessenen ist die Teilnahme gestattet. Angelegenheiten, die man zur Besprechung bringen möchte, wolle man unter genauer Bezeichnung bis Montag abend dem Bürgermeisteramte schriftlich mitteilen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)
Dienstag, 30. Oktober 1917
Zu Ehren der gefallenen Krieger veranstaltet der Kreis-Krieger-Verband am übermorgigen Allerheiligentage wieder eine Garnisons-Totenfeier an den Kriegsgräbern auf dem Nordfriedhofe. Die Feier beginnt um 3½ Uhr.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Das Liebfrauen-Lyzeum zeichnete, um den Geburtstagswunsch Sr. Exzellenz des Herrn General-Feldmarschalls von Hindenburg zu erfüllen, bis zu jenem Tage annähernd eine halbe Million auf die 7. Kriegsanleihe. Dank dem regen Eifer der Schülerinnen steigerte sich die Summe auf 920.330 Mark. Ein von der Schule an den General-Feldmarschall gesandtes Telegramm wurde gestern beantwortet wie folgt:
„Den Schülerinnen für die zweite schöne Geburtstagsfreude herzlichen Dank und Gruß. So ist es recht.
General-Feldmarschall von Hindenburg.“
Von Flanderns Not, seinem Volk und seinen Frauen handelte ein Vortrag, den Frau Schreiber-Krieger vorgestern abend in der Lese vor einer zahlreichen Zuhörerschar hielt. Die Rednerin schilderte Flandern als ein dicht bevölkertes Land mit einer sehr arbeitsamen Bevölkerung. Die Kinder würden von der frühen Jugend an zur Arbeit herangezogen. Die Schulpflicht bestehe nicht. Der Kinderschutz sei gesetzlich, werde aber nicht eingehalten. Die Löhne seien ungeheuer niedrig. Die Männer seien meist auswärts beschäftigt und ihr Lohn sei ebenfalls sehr niedrig. Die Trunksucht sei sehr groß und die Anzahl der Schankwirtschaften ungeheuer, durchschnittlich auf fünf Einwohner komme eine Wirtschaft. Das Volk sei sehr begabt und habe eine große Vergangenheit, und bedeutende Kunstgeschichte. Die Flamen seien an Zahl überwiegend in Belgien (4.000.000 Wallonen ständen 6½ Millionen Flamen gegenüber), aber die Flamen seien in politischer Hinsicht stets unterdrückt worden. Die Verwaltungstrennung nach wallonischer und flämischer Bevölkerung sei von den Wallonen zuerst verlangt worden, natürlich in ihrem Interesse, um die flämische Bevölkerung noch mehr unterdrücken zu können. Die Wallonen hätten geglaubt, Belgien ganz unter das französische Joch bringen zu können. Heute seien die belgischen Soldaten zu 80 Prozent Flamen. Die flämische Sprache sei in Belgien verschrien. Wer eine flämische Eingabe einreiche, sei verfehmt und bekomme keine Antwort. Geistliche, die sich für die Erhaltung flämischer Art einsetzten, seien zurückgesetzt worden und hätten keine Aussicht auf Beförderung gehabt, überall seien die Französlinge vorgezogen worden. Man höre in Belgien vielfach die Ansicht äußern, es gebe keine flämischen Frauen, nur Dienstboten und Marktweiber. Die flämischen Frauen seien fleißig und geschickt. Ob Flandern Deutsch werde, sei noch fraglich, aber dem flämischen Volke müsse sein Recht werden, entweder jetzt oder nie. Die Flamen seien ein arbeitsliebendes und sehr bildungsbedürftiges Volk, das man auf Dauer nicht unterdrücken könne. Leider sei in Deutschland Flamland und flämisches Wesen zu wenig bekannt, aber es sei der Mühe wert, es näher kennen zu lernen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Universität. Kürzlich tagte in Leverkusen der Verwaltungsrat der vor einiger Zeit gegründeten Gesellschaft von Freunden und Förderern der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität unter Vorsitz des Geheimrats Prof. Dr. Duisberg mit Hinzuziehung hervorragender Vertreter der Industrie und des Handels aus dem Rheinland. Der Verwaltungsrat nahm mit großer Befriedigung davon Kenntnis, daß der seinerzeit in Bonn gelegte Grundstock sich bedeutend erhöht und jetzt den Betrag von einer Million Mark erreicht hat. Der Gedanke, Industrie und Wissenschaft näher zu bringen, hat also im Rheinland lebhaften Widerhall gefunden. Es darf daher schon jetzt die Hoffnung gehegt werden, daß durch die lebhaft einsetzende Werbearbeit aller Beteiligten der Universität Bonn zu ihrem hundertjährigen Geburtstag reiche Mittel zur Unterstützung jeder wissenschaftlichen Arbeit zur Verfügung stehen werden. Die Werbetätigkeit wird durch Orts- und Bezirksausschüsse in der Rheinprovinz ausgeübt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 31. Oktober 1917
Die Kartoffelzufuhr
ist in den letzten Tagen in Folge der großen Verkehrsschwierigkeiten erheblich schwächer gewesen. Dazu kam noch, daß das schlechte Wetter die Bewirtschaftung der ankommenden Eisenbahnwagen sehr erschwerte. Diejenigen, die ihre Kartoffeln für die Zeit vom 18. November bis 24. Februar 1918 zum Einkellern noch nicht angemeldet haben, seien noch einmal dringend hierzu aufgefordert. [...] Um Missverständnissen vorzubeugen, sei besonders darauf hingewiesen, daß sich die Pflicht zum Einkellern der Kartoffel in erster Linie auf diejenigen erstreckt, die über entsprechende Mittel und trockene Keller verfügen. Für alle anderen sorgt die städtische Verwaltung natürlich nach wie vor. Wer aber keine Kartoffeln einkellert, obwohl er dazu in der Lage ist, der kann bestimmt nicht darauf rechnen, beim Eintreten erneuter Kartoffelknappheit durch die Stadt beliefert zu werden, denn er hat durch sein Verhalten mit dazu beigetragen, daß die Versorgung der Bevölkerung infolge zu starker Inanspruchnahme der städtischen Läger nicht regelrecht vor sich gehen konnte. [...]
Die Verkehrsschwierigkeiten auf der Eisenbahn haben auch in den letzten Tagen die Belieferung mit Zucker ins Stocken gebracht. Doch ist dies nur eine ganz vorübergehende Erscheinung, die in wenigen Tagen wieder verbessert wird. Die Zuckermarken für diese Woche können auf jeden Fall nächste Woche eingelöst werden.
Durch das Kriegsernährungsamt werden bis zum Januar keine Sonderzuweisungen an Nährmittel inbesondere an Gries, Graupen, Hafernährmittel usw. ausgegeben. Dadurch ist auch das Lebensmittelamt nicht in der Lage, die Wochenzuteilung reichlicher zu gestalten. [...] Diese geringen Zuweisungen bringen es mit sich, daß die Nährmittel für Kranke weiter, und zwar recht erheblich eingeschränkt werden müssen. Das ist außerordentlich bedauerlich und namentlich für die vielen Krankenanstalten, die nun einmal hier in Bonn vorhanden sind, von schwerwiegendster Bedeutung. Das Lebensmittelamt hat daher entsprechende Schritte bei den maßgebenden Behörden getan. [...]
Die Kriegsküchen
haben durch die Erhöhung der Preise in ihrer Teilnehmerzahl nur wenig nachgelassen. Es ist anzunehmen, daß dies nur eine vorübergehende Erscheinung ist und dann bald mit einer steigenden Besucherziffer gerechnet werden kann. Der bevorstehende Winter wird uns in der Ernährungsfrage zweifellos noch vor harte Aufgaben stellen, aber wir werden auch diese bestimmt durch unsere Siegeszuversicht und den festen Willen zum Durchhalten ebenso gut überwinden, wie es im vergangenen Jahr der Fall war.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus dem städtischen Lebensmittelamt.“)
Kinder auf der Straßenbahn.
Auch eine recht praktische pädagogische Seite hat Nachstehendes:
Auf unseren städtischen und unseren Vorortbahnen verkehren jetzt im erhöhten Maße Personen, die entweder nach angestrengter Arbeit oder infolge körperlichen Leidens (Kriegsinvaliden!) wünschen müssen, einen Sitzplatz zu haben. Da nimmt es sich oft recht ungezogen aus, wenn Kinder aller Stände (ich betone aller!), namentlich Schulkinder, die Bänke drücken und Erwachsene stehen sollen. Nicht selten wird dieses Gebaren gar noch von den Eltern unterstützt, die auch auf dem „Schein“ bestehen, der ihre Kinder zum Sitzen berechtige. Wäre es da nicht angezeigt, in die Verkehrsordnung die Bestimmung aufzunehmen, daß Kinder bis zu 15 Jahren nur nach allen Erwachsenen einen Anspruch auf einen Sitzplatz haben? So hätte das Bahnpersonal eine Handhabe, noch mangelndes natürliches Anstandsgefühl den kleinen Fahrgästen beizubringen. Soll auch gewiß nicht behauptet werden, es handele sich um eine besondere Unart der Kinder unserer Gegend, so dürfen wir doch mit der örtlichen Abschaffung eines leider sehr verbreiteten Unfugs vorbildlich vorangehen. K.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Eingesandt“)
Zur Gassperre schreibt uns das städtische Gaswerk:
Wie bereits in vielen Städten müssen in kürzester Zeit – der Tag wird noch bekannt gegeben – auch hier wegen der z. Zt. überaus geringen Kohlenbelieferung des Gaswerks Sperrstunden für die Gasabgabe eingeführt werden. Mit dem geringen Kohlenvorrat des Gaswerks muß mit allen Mitteln gespart werden, soll nicht eines Tages auch in Bonn, wie sonst schon vielfach geschehen, die Gasbelieferung der hier rund 16.000, fast alle Haushaltungen umfassenden, Gasabnehmer aussetzen.
Wie in der Stadtverordneten-Versammlung vom 26. ds. Mts. beschlossen wird die Sperrzeit von 2 Uhr nachmittags bis zur Dunkelheit und von nachts 11 Uhr bis früh 4 Uhr eintreten. In dieser Zeit wird der Gasdruck im gesamten Rohrnetz so herabgesetzt, daß der Gebrauch von Lampen, Kochern, Heizöfen, Motoren usw. überall unmöglich ist.
Die städtische Verwaltung ist sich der Schwere dieses Eingriffes in alle häuslichen und gewerblichen Verhältnisse wohl bewußt, doch bietet sich kein anderes, besseres und zugleich wirksameres Mittel, den Gasverbrauch und damit den Kohlenbedarf weiter einzuschränken.
Treffe daher jeder, den es angeht, sogleich Vorkehrungen, um die in obigen Stunden gewohnte Gasentnahme entbehren zu können. [...] Im Haushalt bietet die Kochkiste das beste Mittel über die Sperrstunden hinwegzukommen, und die vorher auf dem Kochherde, der ja doch jetzt meist benutzt wird, hergestellten Speisen und Getränke vielstundenlang warm zu halten. Es sei hier auch darauf hingewiesen, daß Zündflammen während der Sperrstunden verlöschen können. Man verzichte jetzt überhaupt auf ihren Gebrauch, zumal jede 3 – 4 Kubikmeter Gas im Monat benötigt.
Ueber die voraussichtliche Anwendungsdauer der zeitweisen Gassperre lassen sich z. Zt. noch keine Angaben machen.
Die zukünftigen Schuhsorten. Ein Mitglied des Hauptverwaltungsausschuß der Schuhverbände Deutschlands teilt über die Zukunftsschuhe folgendes mit: Es werden nur noch drei Gruppen von Herren- und Frauenschuhen hergestellt werden. Ein grober, ein mittlerer und ein besserer Stiefel. Der mittlere wird aus Papiergewebe mit Lederbesatz und Sperrholzsohle hergestellt, während die übrigen zwei aus Segeltuch, Leinenstoff oder altem Filz mit Lederbesatz und gewöhnlicher Holzsohle bestehen werden. Der Preis wird dem Hersteller in einem gewissen Spielraum vorgeschrieben, wodurch ziemlich einheitliche Preise für das ganze Deutsche Reich geschaffen werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Knappheit an Wäschestoffen veranlaßt die Reichsbekleidungsstelle zur Deckung des dringenden Bedarfs der bürgerlichen Bevölkerung, die Bett-, Haus- und Tischwäsche, die in Gastwirts- und ähnlichen Betrieben sowie Wäscheverleihgeschäften beschlagnahmt ist, aufzukaufen. Eine zwangsweise Enteignung der beschlagnahmten Bestände ist vorläufig nicht in Aussicht genommen. Weil die in den Betrieben lagernde Wäsche aber für die Zwecke der Volkswohlfahrt dringend notwendig ist, sollen diese Stücke an Bett-, Haus- und Tischwäsche im freihändigen Aufkauf zu angemessenen Preisen der Allgemeinheit nutzbar gemacht werden. Angebote sind an den amtlichen Einkäufer für Wäsche, Herrn Wolfgang Müller, Berlin NW 7 (Unter den Linden 40/41), zu richten, von dem auch die näheren Bedingungen zu erfragen sind.
Friedhöfe. Durch Polizeiverordnung vom 8, Oktober dieses Jahres ist jede Beleuchtung im Freien verboten. Ich weise darauf hin, daß auf Grund dieser Bestimmung der fromme Gebrauch, die Gräber am Allerheiligen- und Allerseelentage mit brennenden Kerzen und Lampen zu schmücken, unzulässig ist. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mark, an deren Stelle im Unvermögensfalle entsprechende Haft tritt, bestraft. Die städtischen Friedhöfe werden vom 31. Oktober sowie am 1. und 2. November d. Js (Allerheiligen und Allerseelen) bei Einbruch der Dunkelheit – spätestens 5½ Uhr – geschlossen.
Der Oberbürgermeister. I. V.: Schultze.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)