Donnerstag, 1. August 1918
Beschlagnahme von Benzol. Am 1. August tritt eine Bekanntmachung über Beschlagnahme, Bestandserhebung und Höchstpreise für Leichtöl, Rohbenzol, Toluol, Benzin und sonstigen benzolhaltigen Körpern in Kraft. Der Wortlaut der Bekanntmachung, die eine größere Anzahl der für die betroffenen Kreise wichtiger Einzelbestimmungen enthält, ist bei den Bürgermeister- und Landratsämtern und Polizeibehörden einzusehen.
„Groß-Bonn“. Das Varieté-Unternehmen Vergnügungspalast Groß-Bonn (Direktion Willy Adtorf) hat, so wird uns geschrieben, für die erste Augusthälfte ein ganz besonders gewähltes Programm zusammengestellt, das alles bisher in Bonn auf diesem Gebiete Geleistete übertreffen wird. Jede einzelne Nummer ist ein Schlager. Die auftretenden Künstler sind an den größten Theatern des In- und Auslandes tätig gewesen. Trotz der großen Unkosten, die durch die neue Spiel- und Vortragsreihe verursacht werden, sind die Eintrittspreise nicht erhöht worden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
In Ihrem heutigen Blatt wird vom Gouvernement Köln aus gewünscht, kein Papier und dergl. in den Mülleimer zu werfen, was ja sehr schön ist, aber wohl kaum ganz vermieden werden kann. Wie wäre es aber, wenn auch hohe Strafen ausgesetzt würden, wenn immer noch Gemüseabfälle in den Mülleimer getan werden, die doch für die Viehernährung so notwendig sind?
(Bonner Zeitung, Rubrik „Eingesandt“)
Fliegeralarm. Gestern Morgen kurz nach 9 Uhr wurde durch unsere Alarmvorrichtungen das Herannahen feindlicher Flieger gemeldet. Zum ersten Mal trat die neue Art der Warnung in Tätigkeit. Das Heulen der Sirenen und die kurz darauf abgefeuerten Signalschüsse zeigten die Gefahr an. Erst kurz vor 10 Uhr konnte das Schlußzeichen gegeben werden. Trotz aller Bekanntmachungen, die das Publikum auf diese Neueinrichtung aufmerksam gemacht haben, konnte man doch noch vielfach Leute beobachten, die während der Fliegergefahr unbekümmert ihres Weges gingen. Vor dem Hauptbahnhof sah man einen Hülfsschutzmann in gemütlichem Gespräch mit mehreren Mitgliedern der Gesellschaft „Gut Fleiß“. Bis jetzt liegen noch keine Meldungen vor, wohin sich die feindlichen Flugzeuge gewandt haben.
Verbrüht. Vor einigen Tagen fiel das fünfjährige Söhnchen eines Kaufmanns am Friedrichsplatz in einem unbewachten Augenblick in eine Badewanne mit heißem Wasser. Der Knabe verbrannte sich so schwer, daß er jetzt im St. Johannishospital, wohin man ihn sofort gebracht hatte, seinen Verletzungen erlegen ist.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Behebung der Transportschwierigkeiten im Heimatgebiet. Die Kriegsamtsstelle in Koblenz eist darauf hin, daß zur Behebung der Transportschwierigkeiten im Heimatgebiet, insbesondere auch zur Verbesserung der Bahngüter-An- und Abfuhr, die Heeresverwaltung vom kommenden Herbst ab und in verstärktem Umfange etwa ab Dezember Dampflastzüge, d. h. Dampfstraßenzugmaschinen mit Anhängern zur Verfügung stellt. Voraussetzung ist dabei, daß die Beförderungszwecke im dringenden Allgemeinheitsinteresse liegen; weiter ist für die Gestellung der Dampflastzüge Vorbedingung, daß die Möglichkeit genügender Ausnutzung gegeben ist. Es müssen also nicht nur entsprechende Fördermengen und geeignete Verkehrsstraßen vorhanden, sondern es muß auch für ausreichendes Ladepersonal, geeignete Betriebsaufsicht usw. vorgesorgt sein. Zur Ersparung von Lastkraftwagen und Gespannen ist dieses in den meisten Bezirken neuartige Zugmittel besonders geeignet. Der Dampfzugmaschinenbetrieb empfiehlt sich namentlich in solchen Arbeitsbezirken, in denen das Heizmaterial selbst gewonnen wird. Außer Steinkohle ist auch Braunkohle und Torf verwendbar. Etwaige Anträge auf Zuweisung von Lastzugmaschinen sind an die Verkehrsabteilung der Kriegsamtsstelle Koblenz einzureichen, die auch über die Kosten des Betriebes und die bisherigen Erfahrungen mit diesem Transportmittel bereitwilligst Auskunft erteilt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 2. August 1918
Die gestrige Gedenkfeier des Liberalen Bürgervereins zum Jahrestag des Kriegsbeginns war sehr zahlreich besucht und nahm einen sehr erhebenden Verlauf. Generalsuperintendent D. Klingemann betonte am Schluß seiner packenden Ausführungen als deutsche Ziele und Notwendigkeiten: Wir brauchen ein großes, starkes deutsches Volk unter fester Leitung in einem wohlgeordneten Staat. Wir brauchen eine Weltstellung, die allen Deutschen auf der ganzen Erde sicheren Schutz gewährt, als Grundlage dafür einen weiten, gesicherten Boden, auf dem ein großes, starkes, freies und gesundes Volk sich entwickeln und seines Daseins froh werden kann. Wir vertrauen darauf, daß das deutsche Schwert uns den Weg bahnt zu einer stolzen und gesicherten Zukunft unseres deutschen Volkes. Wir glauben an unser deutsches Volk, an seinen Sieg und an seine Zukunft, und in diesem frohen und stolzen Glauben wollen wir auch im neuen Kriegsjahre unsere Pflicht tun. Die Versammlung zollte dem Redner begeistert Beifall und stimmte dann das Deutschland über alles an, - wir werden morgen ausführlicher über die Veranstaltung berichten.
Die Ortskohlenstelle teilt mit: Wiederholt muß die Bürgerschaft darauf hingewiesen werden, daß es mit Rücksicht auf die zu erwartende Brennstoffknappheit dringend erwünscht ist, von der Möglichkeit Briketts im Landabsatz durch Fuhrwerk zu beziehen, weitgehendst Gebrauch zu machen.
Auch die Beschaffung von Holz wird sehr empfohlen.
Bei Einführung von Briketts im Landabsatz hat eine Anmeldung über die eingeführte Menge binnen 24 Stunden unter Vorlage des Wiegescheines, der Kohlenkarte und des Lebensmittelkarten-Umschlags zu erfolgen.
Der voraussichtliche Brennstoffmangel macht es notwendig, daß die auf dem Wege des Landabsatzes bezogenen Briketts auf die zustehende Jahresmenge in Anrechnung gebracht werden. Sparsamer Verbrauch der Briketts auch in den Sommermonaten liegt daher im dringendsten Interesse der Bezieher.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Auf dem Alten Zoll gabs gestern mittag großes Hallo. Unter Führung „ihres Fräuleins“ erscheinen etwa 50 Schüler und Schülerinnen der Bonner Hindenburgschule auf dem Alten Zoll, um von dort aus den im prächtigen Sonnenschein glitzernden Rheinstrom und das Siebengebirge zu besichtigen. Kaum erblickten aber die Kinder die beiden alterwürdigen französischen Beutegeschütze, da gabs kein Halten mehr. Im Sturmschritt eilten sie zu den Kanonen und im nächste Augenblick waren die Geschütze derart von lautaufjauchzenden Kindern bedeckt, daß von den Geschützen nichts mehr zu sehen war. Kommandorufe ertönten und Hurras erschollen fast ununterbrochen. Die Lehrerin hatte schließlich die größte Mühe, die begeisterte Jugend zum Verlassen der Geschütze zu bewegen. Dann wurde die weit und breit als „Telephon“ bekannte große steinerne Rundbank mit Beschlag belegt und lustige Zwiegespräche flogen von einem Ende der Bank zum anderen. Zum Schluß nahmen die Kinder vor dem Arndtdenkmal Aufstellung. „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein!“ – „Der Rhein, Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze“ gings von Mund zu Mund, und dann zogen die Kinder wieder in geordnetem Marsch zurück in den Hofgarten. Von weitem noch hörte man die Jungens den Kehrreim des bekannten Soldatenliedes pfeifen: „... in unsere Stellung kommt er nicht herein.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schwindlerinnen versuchten in Bonner Privathäusern Postkarten zu verkaufen und Geld auf Listen zu sammeln; dabei berufen sie sich auf die Bonner Volksspende und die Kolonialkrieger-Spende. Im eigenen Interesse und in dem der Bonner Kriegswohlfahrtspflege werden die Mitbürger gebeten, von Leuten, die sich nicht ausweisen können, nichts zu kaufen und ohne ordentliche Quittung keine Zahlung zu leisten. Die Einnehmer der Bonner Volksspende haben alle polizeilichen Ausweis.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 3. August 1918
Die Ludendorff-Spende hat in der Rheinprovinz einen glänzenden Erfolg gehabt. Das bisherige Gesamtergebnis steht noch nicht fest, aber es kann doch schon damit gerechnet werden, daß über 31 Millionen Mark in der Rheinprovinz zur Ludendorff-Spende geflossen sind. Nach den für die Verwaltung und Verteilung der Gelder maßgeblichen Grundsätzen werden von diesem Betrage etwa 8 Millionen Mark an zentrale Ausgleichsfonds gehen, um damit die Kosten allgemeiner Reichseinrichtungen der Kriegsbeschädigtenfürsorge zu bestreiten und den finanziell weniger leistungsfähigen Bezirken, die aber vielfach eine verhältnismäßig große Zahl von Kriegsteilnehmern gestellt und damit auch von Kriegsbeschädigten zu versorgen haben, eine Beihilfe zu bieten. Der größte Teil des obigen Betrages, also etwa 23 Millionen Mark, kommt der Rheinprovinz zugute.
Zur Abgabe von Männeranzügen. Den ihnen zugegangenen Schreiben des städtischen Bekleidungsamtes, die zur Abgabe eines Anzugs oder Einreichung eines Bestandsverzeichnisses auffordern, sind bisher viele der Aufgeforderten noch nicht nachgekommen. Es wird daher nochmals an die Befolgung der Aufforderung innerhalb der gesetzten Frist erinnert. Den angedrohten Strafen verfällt nicht nur, wer im Bestandsverzeichnis wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht, sondern auch, wird das Bestandsverzeichnis überhaupt nicht oder nicht innerhalb der gesetzten Frist einreicht. Die bisher Säumigen werden daher dringend gebeten, ihren Verpflichtungen nachzukommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Dank- und Bittgottesdienst. Kardinal-Erzbischof Dr. von Hartmann ordnet an, daß anläßlich des Jahrestages des Kriegsbeginns am Sonntag in allen Kirchen ein Dank- und Bittgottesdienst stattfinden soll. Der Kardinal erklärt, der Jahrestag biete wiederum in besondere Weise Anlaß, Gott für die Hilfe, die er uns bisher erwiesen, zu danken und ihn inständig zu bitten, daß der die schreckliche Geißel des Krieges abweise, den Gedanken des Friedens in die Herzen der Herrscher und Völker lege und mit seinem allmächtigen Beistand uns zu einem baldigen, ehrenvollen Ausgang des Krieges führen möge.
Ihre Brotkarten hatten zwei Frauen aus Dottendorf dadurch gefälscht, daß sie die Ziffer, die die Woche angibt, entfernten und andere Ziffern aufklebten, wodurch verdeckt werden sollte, daß die Brotkarten bereits verfallen waren. Sie waren gestern vor der Strafkammer geständig und wurden mit je einer Woche Gefängnis bestraft.
Wegen Höchstpreisüberschreitung war ein Ackerer aus Witterschlick vom Schöffengericht zu 30 Mark Geldstrafe und zur Einzeihung von 60 Mark verurteilt worden. Auf seine Berufung sprach ihn die Strafkammer frei. Er wies nach, daß die Stadt Köln außer den für den Anbau von Bohnen vereinbarten Preisen noch Entschädigungen für Hagelschlagschaden vergütet habe.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
St. Marienpfarre. Am nächsten Sonntage ist der Freudentag für die ganze Pfarre. Am 15, August sind es 25 Jahre, da Pfarrer Stein zum Priester geweiht wurde. Die ganze Gemeinde rüstet sich, diesen Tag festlich zu begehen. Reichlich sind die Gaben geflossen, die zur Verschönerung des Gotteshauses bestimmt sind. Mit Rücksicht auf den Ernst der Zeit bleibt die Festfeier auf die Kirche beschränkt. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Sonntag, 4. August 1918
Universitätsfeier. Unsere Bonner Hochschule feierte gestern – zum 100. Male – den Geburtstag ihres Stifters, des Königs Friedrich Wilhelm III, mit dem üblichen Festakt in der mit der Bronzebüste Friedrich Wilhelms sowie Blumen und Pflanzen geschmückten Aula. Der Festredner, Geheimrat Elter, erneuerte für die Universität das Gelöbnis, daß sie in guten wie bösen Tagen alle Kräfte einsetzen werde, als Pflanzstätte der Wissenschaft im edlen Wetteifer mit älteren Schwesteruniversitäten zu wirken, gedachte mit warmen Worten der gefallenen Kommilitonen, und erwähnte, daß er zu dieser Jahrhundertfeier nicht den naheliegenden Rückblick und Ausblick geben könne, da beschlossen worden sei, das hundertjährige Jubiläum erst im nächsten Jahre zu feiern. [...]
Königliches Gymnasium. Am Donnerstag hielt der Leiter der deutschen Quickbornbewegung, Herr Dr. Strehler aus Neiße, den Schülern der mittleren und oberen Klassen einen Vortrag. Er zeigte, wie erschreckend hoch die Alkoholnot in unserem Vaterlande ist, und legte dar, daß man ihr nur steuern kann, wenn man die Axt an die Wurzel des Uebels legt und die herrschende Trinksitte durchbricht. Zu dem Zwecke muß ein wesentlicher Bestandteil unseres Volkes für die Abstinenz gewonnen werden. Und besonders auch die heranwachsende Jugend hat die Aufgabe, an der Gesundung unseres Volkes mitzuarbeiten. Die Quickborngruppen, seit 1903 gegründet, umfassen zurzeit etwa 7000 Schüler und Schülerinnen. Diese finden in der Abstinenz eine wirksame Stütze der Willensbildung und lernen die wahren Freuden jeder bildenden Tätigkeit, nicht zuletzt auch des Wanderns genieße. [...]
Am Freitag fand nach der 4. Unterrichtsstunde in der Aula eine Schlussfeier statt. Nach dem Vortrag eines einstimmigen Chores und eindrucksvoller Gedichte hielt Herr Direktor Dr. Genniges eine Ansprache, in der er ein Rückblick auf die gewaltigen Leistungen unseres Volkes in den vier verflossenen Kriegsjahren warf. Freilich haben die großen Erfolge, die wir bereits errungen, schwere Opfer gekostet. Eine große Anzahl von Schülern der Anstalt ist auf dem Felde der Ehre gefallen. Auch das Lehrerkollegium hat durch den Heldentod des Mittelschullehrers Guido Fischer einen schweren Verlust erlitten. Der Direktor entwarf ein lebensvolles Bild des Dahingeschiedenen, indem er dessen hervorragende berufliche Leistungen wie auch seine ungewöhnliche soldatische Tüchtigkeit in helles Licht rückte. Der Geist, der ihn beseelte, ist uns eine Mahnung, unsere Pflicht an unserem Posten zu erfüllen und tapfer auszuharren bis zur Friedensfeier. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Abenteuerliche Gerüchte. In der letzten Zeit tauchen wieder abenteuerliche Gerüchte der verschiedensten Art auf, die zum Teil schon den Stempel der Unwahrheit auf der Stirn tragen, trotzdem aber geeignet sind, die Bevölkerung in erheblichem Maße zu beunruhigen. Leider scheinen sich an der Verbreitung der Gerüchte auch Persönlichkeiten zu beteiligen, von deren Verständnis eher eine Beruhigung als eine Beunruhigung ihrer weniger urteilsfähigen Nachbarn erwartet werden sollte. Die lange Kriegszeit hätte wohl allmählich lehren können, was von derartigen sinnlosen Gerüchten zu halten ist. Umso schärfer müssen diese gewissenlosen Schwätzereien verurteilt werden. Diejenigen, die sich nicht durch ihre eigene Vernunft und ihr eigenes Verantwortungsgefühl von der Verbreitung falscher Gerüchte abhalten lassen, werden nachdrücklich auf die Verordnung des Gouverneurs der Festung Köln vom 3. Dezember 1914 hingewiesen, wonach die böswillige oder auch nur fahrlässige Verbreitung unwahrer Kriegsnachrichten unter strenge Freiheitsstrafe gestellt ist. Es ist in den jetzigen Zeiten Pflicht eines jeden, derartige gewissenlose Schwätzer den amtlichen Stellen zur Anzeige zu bringen, damit sie zur strengsten Verantwortung gezogen werden können.
Eine billige Sommerfrische kann man sich durch den Besuch des am Abhange des Venusberges gelegenen Licht- und Lustbades verschaffen. Jung und Alt tummelt sich in leichter Bekleidung unter schattigen Bäumen, liest Romane oder beschäftigt sich literarisch. Schon nach wenigen Tagen merkt man, daß Jugendfrische und Lebensfreude wieder in den abgespannten Körper einziehen; man fühlt sich wie neugeboren und freut sich darüber, für kurze Zeit aus den Alltagssorgen herausgekommen zu sein. Natürlich muß Frau Sonne heiter lächeln, wenn’s einem draußen im Dottenhof recht behaglich sein soll.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wohltätigkeits-Vorstellung zum Besten der Ludendorff-Spende. Auf ausdrücklichen Wunsch der Städt. Behörde findet durch das Bonner Soldatenheim eine nochmalige Wiederholung des Märchens „Das Bonner Brückenmännchen“ im Saale des Bonner Bürgervereins statt und zwar am Mittwoch den 7. August, nachm. 4½ Uhr. Der Reinerlös ist zum Besten der Ludendorfspende bestimmt.
Schließung eines Geschäftes. Die Schließung des Geschäftes des Bäckermeisters Josef Heimbach, Bergstr. 78, ist von Montag, den 5. bis einschließlich Samstag den 31. August des Jahres angeordnet worden, weil er Brot auf noch nicht gültige Brotmarken verabfolgt hat.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 5. August 1918
Der Bonner Lazarettzug K 1 hat im Laufe des Juli fünf Fahrten gemacht und die Verwundeten nach Sangerhausen, Bernburg, Köthen, Magdeburg, Braunschweig, Quedlinburg, Bremen, Münsterlager, Neuenahr und Bonn gebracht. Damit hat er die 112. Fahrt geleistet. Durch die zahlreichen Fahrten, die die schweren Kämpfe der Frühjahrs- und Sommeroffensiven nötig gemacht haben, haben sich die Ausgaben für den Zug gewaltig gesteigert; denn die Preise für Wäsche, Ausrüstung, Bekleidung, Heilmittel sind in den letzten Monaten unverhältnismäßig stark in die Höhe gegangen. Die monatlichen Ausgaben für den Lazarettzug stellen sich infolgedessen jetzt fast auf das Doppelte von denen des vorigen Jahres. Diese Sachlage hat es mit sich gebracht, daß die seit Oktober 1917 (am 3. Oktober wurden 18.000 M. in dieser Zeitung quittiert) bis zum 30. Juni 1918 eingegangenen Spenden im Betrage von rund 24.500 M. bis auf 3500 M. aufgebraucht sind. Da nun in den letzten Monaten der Zug durchschnittlich einen Zuschuß von 3000 M. erfordert hat gegenüber 2000 M. in der vorhergehenden Zeit, so werden für die nächsten Monate wieder sehr erhebliche Mittel notwendig. Die Verwaltung des Lazarettzuges sieht sich daher von neuem genötigt, den schon viel bewährten Wohltätigkeitssinn der Bonner Bürgerschaft anzurufen und um zahlreiche Spenden zu bitten. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Der Uebergang der Ernährung vom 4. in das 5. Kriegsjahr ist, wie wir von zuständiger Seite hören, glücklich überstanden. Die anfängliche Befürchtung einer Brotstockung hat sich als überflüssig erwiesen. Obgleich die Umstände allenthalben äußerst ungünstig waren, da die ukrainische Ausfuhr vollkommen versagte und wir an Oesterreich vorübergehend sogar Getreide abgeben mußten, das von Oesterreich wieder zurückerstattet wird, und ferner die Ernte sich infolge des Wetters um mehrere Wochen verzögerte, ist es der deutschen Organisation gelungen, durch alle Schwierigkeiten glücklich hindurch zu gelangen. Allerdings mußte bisweilen mit harter Hand zugegriffen werden. Die bäuerlichen Kreise hatten unter Requisitionen zu leiden. Rückblickend kann gesagt werden, daß die Gesamtversorgung im abgeschlossenen Wirtschaftjahr besser war als im vorhergegangenen Jahr. Es kann der Hoffnung Ausdruck gegeben werden, daß die Versorgung des kommenden Wirtschaftjahres die gleiche, wenn nicht eine bessere sein wird. Wir rechnen dabei keineswegs mit Zufuhren aus der Ukraine oder Rumänien, sondern nur mit den heimischen Beständen. Denn die Weizenernte in Rumänien muß als Mißernte bezeichnet werden, während die Maisernte eine gute Mittelernte ist. In der Ukraine sind die Schwierigkeiten bei der Herbeischaffung des Getreides immer noch groß.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Sicherung der kirchlichen Gegenstände gegen Diebstahl. Das Erzbischöfliche Generalvikariat hat folgendes angeordnet: Nach dem Erzbischöflichen Erlaß vom 18. Januar 1868 sollen die Kirchen, in welchen sich das allerheiligste Sakrament befindet, während der Tageszeit immer den Gläubigen entweder ganz oder doch in einem durch ein Gitter abgeschlossenen Teile offen stehen. Bei der leider zu beklagenden Zunahme der öffentlichen Unsicherheit von Gut und Eigentum ist gegenwärtig besonders darauf zu achten, daß jede Gefahr sakrilegischer Entweihung des Tabernakels vorgebeugt werde. Wir erinnern deshalb an die Verordnung über die Diebessicherheit des Tabernakels. Insbesondere ist es eine schwere Gewissenspflicht des mit der Sorge für die Kirche betrauten Geistlichen, den Schlüssel des Tabernakels auf das sorgfältigste aufzubewahren. Nach Beendigung des Gottesdienstes sind die Sakristei und die in ihr befindlichen Schränke fortwährend unter Beschluß zu halten, damit die Gefahr der Entwendung unverschlossener kirchlicher Gerätschaften vermieden werde.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Dienstag, 6. August 1918
Städt. Museum Villa Obernier. Im Mai ds. Js. veranstaltete die Leitung des Museums eine Ausstellung Bonner Künstler, für welche in diesem Blatte kaum einmal annonciert wurde. Weshalb immer diese Zurücksetzung Bonner Künstler vor denen Fremder? Denn für letztere, z. B. die auf der augenblicklichen Ausstellung vertretenen, wird alle Tage annonciert. Sollte man nicht das Gegenteil erwarten, oder doch gleiches Maß? Ferner, warum nennt man nicht öffentlich die Herren, welche in der Jury bei Gelegenheit der Ausstellung saßen? Es darf nicht vorkommen, daß ein Künstler, der in der Jury sitzt, selbst mit ausstellt und ferner, ist es richtig, daß eine Verordnung besteht, wonach Bonner nur in der, sagen wir mal alle zwei Jahre stattfindenden geschlossenen Ausstellung Bonner Künstler ausstellen dürfen, doch niemals gesondert? Es frägt sich doch sehr, ob man eine solch bureaukratische Bestimmung aufrecht erhalten kann, denn gerade eine Sonderausstellung bringt das zutage, was wir brauchen, um einen Künstler richtig zu werten. Ein Kunstjünger.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Neuregelung der Brotversorgung. Der Oberbürgermeister veröffentlicht in der heutigen Nummer die Verordnungen über die bereits angekündigte Neuregelung der Brotversorgung, die bereits am Montag, den 5. August, in Kraft tritt. Die Preise für das 3½ pfündige Brot mußten infolge der Mehlpreis-Erhöhung der Reichsgetreidestelle eine wesentliche Steigung erfahren, sie stellen sich jetzt wie folgt: Schwarzbrot 80 Pf., Feinbrot 1 M., Weizenschrotbrot (Grahambrot) 94 Pf., 1¾ Pfund Krankenbrot: für Inhaber der Lebensmittelkarte A 50 Pf., für Inhaber der Lebensmittelkarte B und C 58 Pf. Dementsprechend kostet ein Pfund Zwieback 90 Pf. und ein Pfund Weizen- oder Roggenmehl 33 Pf.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 7. August 1918
Dringende Warnung an die Bevölkerung!
Bei den letzten Alarmierungen anläßlich Fliegergefahr hat die Bevölkerung die gegebenen Vorschriften ganz ungenügend beachtet.
Die Straßen waren während des Fliegeralarms nach wie vor von Personen und Fuhrwerken belebt. Das ist ein unverständlicher Leichtsinn. Wenn der Alarm auch längere Zeit dauert, so darf trotzdem auf keinen Fall die Deckung verlassen werden. Da die Flieger bei ihren Angriffen außerordentlich hoch fliegen, so kann niemand wissen, ob sie sich zu einem solchen Zeitpunkte nicht gerade über unserer Stadt befinden und gefahrbringende Bomben abwerfen.
Besonders bedauerlich ist, daß Erwachsene den Kindern in der Nichtbeachtung der Vorschriften ein so schlechtes Beispiel geben.
Sollen in unsere Stadt auch erst so trübe Ereignisse eintreten, wie es in den Nachbarstädten der Fall war?
Ich warne die Bevölkerung noch einmal dringend. Jedermann hat bei Fliegeralarm sofort entsprechende Deckung aufzusuchen und diese während der ganzen Dauer des Alarms beizubehalten.
Bonn, den 7. August 1918. Der Oberbürgermeister. I. V.: Piehl.
(Anzeige in sämtlichen Bonner Zeitungen)
Pferde-Ersatz. In jüngster Zeit sieht man durch die Straßen der Stadt eine eigentümliche Art von Ochsen langsam und bedächtig des Weges ziehen. Es sind mazedonische Büffelochsen, die im Gegensatz zu ihren heimischen Brüdern nicht mit der Stirn ziehen, sondern wie Pferde angeschirrt sind. Es sind kräftige Tiere, ausdauernd bei der Arbeit und harmlos.
Die Ernährung. Die Zufuhren an Frühkartoffeln sind jetzt etwas reichlicher, so daß in dieser Woche außer den auf Kartoffelkarte ausgegebenen sieben Pfund Frühkartoffeln weitere drei Pfund auf Warenkarte 38 abgegeben werden können. Damit wird gewissermaßen die Zuteilung in der Woche vom 21. bis 27. Juli, die nur drei Pfund betrug, ergänzt. Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß es durch die Maßnahmen des Lebensmittelamtes im letzten Kartoffelwirtschaftsjahr möglich war, der Bevölkerung durchweg mindestens sieben Pfund Kartoffeln wöchentlich auszugeben. In neun Wochen des verflossenen Wirtschaftsjahres wurden sogar größere Mengen, und zwar bis zu zehn Pfund, verabfolgt.
Neben der Herabsetzung der Brotmenge von 3¾ auf 3½ Pfund, die dadurch etwas gemildert wird, daß voraussichtlich alle 2 bis 3 Wochen ¼ Pfund Mehl auf den Kopf der Bevölkerung nebenbei ausgegeben wird, hat eine recht unliebsame Steigerung der Brotpreise eintreten müssen. Diese Steigerung ist nicht etwa eine Folge von Maßnahmen des Lebensmittelamtes, sondern lediglich davon, daß die Brotgetreidepreise seitens der Reichsgetreidestelle ganz erheblich gesteigert worden sind. […]
Vom 19. bis 25. August beginnt die erste fleischlose Woche. In dieser Woche wird also kein Fleisch verabfolgt. Das dürfte mit Rücksicht auf die geringen Zuteilungen, die in unserer Stadt in den letzten Wochen an sich schon erfolgten, nicht zu schwer empfunden werden. Als Ersatz werden drei Pfund Frühkartoffeln ausgegeben, die das Lebensmittelamt allerdings aus seinen laufenden Beständen verteilen muß, weil es für diesen Zweck keine Sonderzuweisungen seitens der Reichskartoffelstelle erhält.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Meisterschaftsspiele des siegrhein. Turngaues. Reges Leben herrschte am vergangenen Sonntage auf dem städt. Spielplatze an der Kölnstraße. Es fanden die Vorkämpfe statt für die Meisterschaft im Schlagball und Faustball. Nicht weniger als 14 Spielgruppen traten zum edlen Wettstreite an. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Besuch ukrainischer Landwirte. Am Mittwoch den 7. und Donnerstag den 8. ds. Mts, werden 20 ukrainische Bauern und 20 Großgrundbesitzer in unserer Stadt weilen. Der Besuch gilt in erster Linie dem Studium der rheinischen Landwirtschaft und insbesondere des Gemüsebaues. Die Herren haben sich bereits in Ostfriesland in den dortigen hochentwickelten landwirtschaftlichen Betrieben umgesehen und werden von hier aus u. a. das Gestüt in Efferen und einige Gemüsebaubezirke besuchen. Neben diesem wissenschaftlichen Zweck wird auch Gelegenheit gegeben werden, daß die Herren mit den Schönheiten unseres Rheines vertraut werden. So ist u. a. ein Ausflug nach Königswinter und dem Siebengebirge sowie eine Rheinfahrt nach Bingen in Aussicht genommen. Die Herren steigen hier im Königshof ab.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Die Deutsche Wohlfahrtsvereinigung, die bekanntlich unter dem Protektorat des Kaisers steht, wird am Donnerstag, den 8. August 1918 in der Aula des Evang. Pädagogiums ein Wohltätigkeitskonzert zu Ehren Hindenburgs und Ludendorffs und zum Besten für die Hinterbliebenen gefallener Krieger (Godesberg) veranstalten. […] Wer in den Besitz der Bildnisse Hindenburgs und Ludendorffs mit Originalunterschrift gelangen will, kann solche auf dem hiesigen Bürgermeisteramt, Zimmer 11, gegen Zahlung von 1000 Mark pro Stück käuflich erwerben. Der Erlös fließt ebenfalls obigem Zweck zu. Da diese Veranstaltung zweifellos auch von vielen auswärtigen Gästen besucht sein wird, mögen sich die Godesberger Bürger und Bürgerinnen rechtzeitig Plätze sichern.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Godesberg:“)
Donnerstag, 8. August 1918
Das Soldatenheim, das stets bestrebt ist, unseren Feldgrauen zu den Unterhaltungsabenden ein reiches und abwechslungsreiches Programm zu bieten, hat auch am vergangenen Sonntag diesem Wahlspruch gehuldigt. Nach einer zündenden und zu Herzen gehenden Ansprache des ersten Vorsitzenden Herrn Klutmann trat der Verein Bonner Wandervögel, der die Darbietungen des Abends übernommen hatte, auf den Plan. Mit verschiedenen musikalischen Darbietungen, Possen, Schwänken und Gesängen füllten die Wandervögel den Abend aus und ernteten reichen Beifall. Ein Schwank „Das Duell“ wurde beifällig aufgenommen und beschloß die Gaben des vergangenen Sonntags.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Verkauf von Tabakwaren in den Gastwirtschaften. Man schreibt uns: Die zunehmende Knappheit an Tabakwaren, vor allem an Zigarren und Rauchtabak, hat bekanntlich den Kleinhandel mit Tabakfabrikaten in eine überaus schwierige Lage gebracht. Ein großer Teil der Spezialgeschäfte hat bereits zu bestehen aufgehört, weil die geringen Umsätze die Geschäftsunkosten nicht mehr decken. Unter diesen Umständen besteht im Kleinhandel mit Tabakwaren der dringende Wunsch, daß eine Einschränkung des Verkaufs von Tabakfabrikaten in den Gast- und Schankwirtschaften stattfindet. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Laubheusammlung der Schulen soll auch in den Ferien nach einem neuen Erlasse des Unterrichtsministers fortgesetzt werden. […]
Wildfruchtausstellung. Im August beginnt die Zeit, in der die Wildfrüchte, d. s. die eßbaren Früchte unserer einheimischen Pflanzen, einzuernten und zu verarbeiten sind. Viele von unseren einheimischen Wildfruchtarten sind leider noch lange nicht so bekannt, wie sie es in unseren Zeiten verdienen. Herr Universitäts-Professor Dr. E. Klister wird daher in den nächsten Tagen eine Wildfruchtausstellung veranstalten, zu der jedermann unentgeltlich Zutritt hat und wird über die wichtigsten Wildfruchtarten und über die eßbaren Früchte unserer Ziersträucher Vortrag halten. Nähere Mitteilungen folgen in einigen Tagen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 9. August 1918
Die Einjährigen-Berechtigung. Die Vermutung, daß Schritte im Gange seien, um künftig die Erlangung der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienste nur noch von dem Bestehen der Abiturientenprüfung abhängig zu machen, ist, wie ein Berliner Mitarbeiter der Köln. Ztg. von zuständiger Seite erfährt, völlig gegenstandslos.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Vorsicht! Ungemein viel Wespen und Hornissen gibt es in diesem Sommer. Jagt man die Tiere, so stechen sie gern. Diese Stiche können sehr böse Folgen, ja den Tod zur Folge haben, zumal die meisten Menschen nicht mehr so widerstandsfähig wie in früheren Jahren sind. Also Vorsicht!
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Auch ein Hilfsdienst. Wenn ich beobachte, daß Kinder über die neubesäten Ränder der Hofgartenwiese gehen oder andere öffentliche Anlagen beschädigen, so rufe ich sie zur Ordnung und belehre sie über das Verkehrte ihrer Handlungsweise; wenn Kinder auf der Straße Papier wegwerfen, so weise ich sie an, es aufzuheben und allenthalben für Sauberkeit auf der Straße Sorge zu tragen (daß oft auch Erwachsene sich gleiche Fehler zuschulden kommen lassen wie die Kinder, ist bedauerlich und verrät Mangel an Erziehung); wenn Kinder sich an Wagen anhängen, so ermahne ich sie, das gefährliche Spiel zu unterlassen und nie wieder zu üben – Wenn ich allein so eingreife, dann ist der Erfolg gering; wenn aber alle Bürger den Ausschreitungen der Jugend in ähnlicher Weise entgegenträten, dann fühlte die Jugend, daß sie einer Macht gegenübersteht, und der Erfolg könnte nicht ausbleiben. Ein Freund der Jugend und der öffentlichen Ordnung.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Strengere Kontrolle auf der Eisenbahn. Zur Ueberwachung des reisenden Publikums, das sich eigenmächtig über alle Vorschriften hinwegsetzt, hat Minister v. Breitenbach die Eisenbahndirektionen angewiesen, die Bediensteten besonders zu unterweisen, streng gegen diejenigen Reisenden vorzugehen, die unberechtigt in einer höheren Wagenklasse reisen. Die Zugbegleiter sollen höflich, aber mit dem nötigen Nachdruck vorgehen, um die Ordnung auch in den stark besetzten Zügen aufrecht zu erhalten. […] Neben andern Punkten wird auch noch darauf aufmerksam gemacht, da in den Nichtraucherabteilen unter keinen Umständen geraucht werden darf.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 10. August 1918
Treibriemenleder hatte eine hiesige Händlerin zu 18 Mark das Pfund von zwei Soldaten angekauft und mit Nutzen weiter veräußert. Sie war, da es sich natürlich um Diebesgut handelte, vom Schöffengericht wegen Hehlerei zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Ihre Berufung gegen das Urteil wurde gestern von der Strafkammer verworfen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Weiterer Ausbau der Mieteinigungsämter. Die an sich sehr segensreiche Tätigkeit der Mieteinigungsämter hat vielfach darunter gelitten, daß es an allgemeinen Richtlinien für dieselben fehlte und sie sich ausschließlich auf die eigene Erfahrung verlassen mußten. Es ist nicht beabsichtigt, diese in der Kriegszeit geschaffene Einrichtung später wieder fallen zu lassen; man will sie vielmehr auf eine festere Grundlage stellen, sie weiter ausbauen und dauernd den allgemeinen sozialen Organisationen angliedern.
Als eine organisierte Vereinigung zur Ueberschreitung der Höchstpreise wurde gestern vom Strafkammervorsitzenden der Endenicher Verein der Gemüsezüchter bezeichnet. Es wurde festgestellt, daß der Verein sich gegenüber der Firma Krupp, der Bonner Kriegsküche, den Reservelazaretten und dem Landkreise Bochum Höchstpreisüberschreitungen in der fast unglaublichen Höhe von 41.835 Mark zu Schulden hatte kommen lassen. Trotzdem Anbauverträge vollzogen und Ammoniak geliefert worden war, waren ganz enorme Preise für Gemüse angesetzt worden. Für grüne Bohnen wurden statt des Höchstpreises von 27 Pfg. das Pfund 80 und 90 Pfg. verlangt. Die Vorbereitung der Anklage konnte nur unter großen Schwierigkeiten erfolgen, die Bücher des Vereins sind überhaupt nicht aufzufinden gewesen. Sie sind, wie im Prozesse festgestellt wurde, auf Veranlassung eines Geschäftsführers der Landwirtschaftskammer gegen andere nach amerikanischem System einzurichtende Bücher umgewechselt worden. Erst dadurch, daß die Rechnungen von der Firma Krupp herausgegeben wurden, konnte die Anklagebehörde einigermaßen feststellen, um welche Summen die Höchstpreise überschritten worden sind. Der Vorsitzende des Vereins, der mit dem Bande des Kriegsverdienstkreuzes vor Gericht erschien, erklärte, er habe die Vereinsmitglieder nicht zur Innehaltung der abgeschlossenen Verträge zwingen können. Die Gemüsehändler hätten unter der Hand so hohe Preise geboten, daß die Vereinsmitglieder sich zu den Lieferungen geweigert hätten. Sie hätten gesagt, sie hätten durch den Frost so hohen Schaden gehabt, daß sie jetzt mehr für das Gemüse haben müßten. Für das Schnittgemüse würden 50 Mk. für den Zentner geboten. Er habe selbst Gemüse geliefert, ob unter Ueberschreitung der Höchstpreise erinnere er sich nicht. Es wurde noch festgestellt, daß die Firma Krupp, weil 20.000 Mann der Rüstungsindustrie mit dem Streik drohten, wenn sie kein besseres Essen erhielten, schließlich in die Zahlung von Preisen über die Höchstpreise willigte. Die Angeklagten machten noch den Einwand, daß sie selbst keinen Nutzen von der ganzen Sache gehabt hätten und sie hätten kein Mittel gehabt, um die Vereinsmitglieder zur Erfüllung ihrer Pflichten zu zwingen. Das Urteil der Strafkammer lautete dahin, daß Honecker zu 6000 Mark und Breuer zu 3000 Mark Geldstrafe verurteilt wurden, außerdem wurde der durch Ueberschreitung der Höchstpreise eingegangene Betrag von 41.835 Mark von den beiden Angeklagten eingezogen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Sonntag, 11. August 1918
Die Pilzbestimmungsstelle erfreut sich eines unerwartet großen Zuspruchs. Die Besuchszeit soll mit dem Beginn nächster Woche um eine Stunde verlängert werden; die Pilzbestimmungsstelle wird daher schon um 10½ Uhr geöffnet sein, um die zahlreichen Besucher rascher abfertigen zu können.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Wegen Nichtablieferung von Hafer und Brotgetreide war eine Ackerin aus Godesberg mit einer Geldstrafe von 1980 Mark belegt worden, wogegen sie Einspruch an das Schöffenbericht erhoben hatte. Sie wies durch Zeugen nach, daß die von ihr geerntete Menge Getreide bedeutend geringer war, als angenommen worden war. Die Geldstrafe wurde infolgedessen auf 1000 Mark herabgesetzt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wohltätigkeitskonzert. Das zu Ehren Ludendorffs und Hindenburgs gestern abend in der Aula des Pädagogiums zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Krieger von der Deutschen Wohlfahrtsvereinigung veranstaltete Solisten-Konzert nahm einen glänzenden Verlauf. […] Leider scheint man hier das richtige Verständnis für eine wirklich gute Veranstaltung verloren zu haben, sonst wäre der Abend etwas besser besucht gewesen, zumal ein wohltätiger Zweck damit verbunden war.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Godesberg.“)
Montag, 12. August 1918
Der Verkauf von Heisterbach. Der Vorstand des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge hat Samstag, wie berichtet, nach der Hauptversammlung des Vereins weiter über die mit dem Verkauf von Heisterbach zusammenhängenden Fragen beraten. Er hat schließlich einen Ausschuß von elf Mitgliedern beauftragt, alle durch den Verkauf von Heisterbach an die Cellitinnen hervorgerufenen Fragen in dem Sinne zu prüfen, daß die Erhaltung von Heisterbach für die Oeffentlichkeit tunlichst in der bisherigen Weise im Interesse der Oeffentlichkeit und im Sinne der Bestrebungen des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge gewährleistet wird.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zigaretten-Tabak und Z.E.G. Vor einiger Zeit brachten wir die Notiz, daß Berliner Firmen auf dem Balkan für 35 Millionen Mark Tabak angekauft hätten. Es war daran die Bemerkung angeknüpft, daß es an Tabak auch in Zukunft nicht fehlen dürfte, falls die Z.E.G. keinen Strich durch die Rechnung mache und auf die Ware ihre schwere Hand lege. Die Z.E.G. bittet uns, unseren Lesern mitzuteilen, daß sie für die Bewirtschaftung von Tabak nicht zuständig ist: sie könne daher auch den aus dem Balkan eingeführten Tabak nicht beschlagnahmen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 13. August 1918
Die freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Bonn, deren Ziele sonst nur auf ernste Arbeit im Zeichen des Roten Kreuzes gerichtet sind, veranstaltet kommenden Sonntag in ihrem Vereinslokal zur Pflege des kameradschaftlichen Verkehrs einen gemütlichen Abend.
Die Moltondecken der Gastwirtschaften. Nachdem das Tischtuchverbot für Gastwirtschaften ohne Rücksicht auf die Beschaffenheit der Tischplatte ausgedehnt worden ist, besteht die Möglichkeit, die bisher als Unterlage der Tischdecken verwendeten Molton- und Friesdecken anderen Zwecken zuzuführen. Insbesondere kommt in Frage, diese Gewebe neben ihrer Verwendung in den Betrieben als Wisch- und Scheuertücher oder zu anderen Wirtschaftszwecken auch im Interesse der Kinder- und Säuglingsfürsorge nutzbar zu machen. Die Gastwirts- sowie die ihnen gleichgestellten Betriebe dürfen die in ihrem Besitz befindlichen Molton-Tischüberzüge auch an ihren zuständigen Kommunalverband veräußern. Der Verkauf an die Kommunalverbände, soweit diese die Decken als Verbraucher verwenden, ist ausnahmsweise durch die Reichsbekleidungsstelle gestattet worden. Den Kommunalverbänden ist anheim gegeben, mit den in Betracht kommenden Gastwirtschaften usw. wegen freihändigen Erwerbs in Verbindung zu treten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Keine Enteignung von Männerkleidung. Gegenüber der immer wieder auftauchenden Befürchtung, daß im Anschlusß an die im Gange befindliche Bestandsaufnahme für Männeranzüge eine Beschlagnahme oder Enteignung folgen könnte, wird von der Vossischen Zeitung nunmehr auf Anfrage von Geheimrat Beutler, dem Leiter der Reichsbekleidungsstelle, amtlich erklärt, daß diese Befürchtungen gegenstandslos sind. Es war und ist niemals beabsichtigt worden, die Bestandsaufnahme als einen Vorläufer für eine etwaige Enteignung anzusehen. Die Sammlung, die für eine ordnungsgemäße Aufrechterhaltung unseres Wirtschaftslebens erforderlich ist, soll nach wie vor rein freiwillig bleiben.
Die Arbeiterschaft der Rüstungsbetriebe, Landwirtschaft und Eisenbahn braucht Eure Hilfe.
Um sie arbeitsfähig zu erhalten, gebt Eure entbehrlichen Anzüge ab. Annahmestelle: Martinstraße Nr. 18, geöffnet täglich von 9-12 und 3-6 Uhr.
Opfer des Leichtsinns bei Fliegergefahr. Am gestrigen Montag(vormittag) wurde Frankfurt a. M. von feindlichen Fliegern heimgesucht. Trotz rechtzeitigem Alarm forderte der Fliegerangriff neben Sachschaden mehrere Opfer, vornehmlich auf der Straße. [...] Bei der ersten Fliegerwarnung muß die Losung sein: von der Straße weg!
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Mittwoch, 14. August 1918
Gegen oder für die kleinen Hamsterer? Niemand ist gehalten, Gesetze und Verordnungen zu beachten, die nicht gehalten werden können, und derartige Uebertreter zu bestrafen, ist unstatthaft. Zahlreich sind die Fälle, in denen Personen hamstern, um für Hungernde und Kranke, jung und alt, oft sind dies ihre eigenen Angehörigen, Kinder und Eltern, die notwendige, nicht überflüssige Nahrung zu verschaffen. Wenn ich für mein krankes Kind Stärkung nötig habe, so hamstere ich die hierzu notwendigen Eier, Fleisch, Obst oder was sonst erreichbar. Da weise ich jedes Verbot mit Entrüstung entschieden zurück. Geschieht eine Bestrafung solcher Personen dennoch, so kann ich dies nur barbarisch nennen. Denn ich habe nicht allein das Recht, sondern auch die Pflicht, für mein krankes Kind oder für erkrankte Eltern zu sorgen. Und die Ausübung dieses Rechtes und dieser Pflicht ist und wird niemals etwas Unrechtes. Erläßt der Staat trotzdem zur Bestrafung dieses Rechtes und dieser Pflicht Gesetze, so ist dies empörend ungerecht. Joh. Rahm
(Soweit es sich nur darum handelt, wirklich notwendige Stärkungsmittel für Kranke in den nötigen Mengen zu beschaffen, kann von „Hamstern“ überhaupt nicht die Rede sein, zumal es in ernsten Krankheitsfällen auch viel zu lange dauert, bis ein ärztlicher Antrag soweit erledigt ist, daß die bewilligten Nährmittel bezogen werden können. Wenn aber jeder für sich das „Recht“ in Anspruch nehmen wollte, für seine Familie so viel Nahrungsmittel zu beschaffen, wie nur zu erreichen sind, wohin sollte das führen? Wir haben doch in Deutschland nicht so viel Nahrungsmittel, daß der Bedarf des ganzen Volkes vollständig und nach dem früheren Friedensmaße gedeckt werden kann. Gegen Leute, die das eigene Wohlergehen über das Wohl der Allgemeinheit stellen, muß der Staat unbedingt mit fühlbaren Strafen vorgehen. D. Red.)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Eingesandt“)
Neues Operettentheater. Rose Pahlen, die hier gern gesehene Sängerin, tritt nur noch Mittwoch und Donnerstag in „Die Fahrt ins Glück“ auf. Als nächstes Werk geht „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller, von Eugen Hietel in Szene gesetzt, über die Bretter.
Butter aus Finnland. Aus Lübeck wird gemeldet: Mit dem Dampfer Thorvöst traf aus Finnland die erste Butterladung von 100.000 Kilo ein. – Hoffentlich läßt die Gewissenhaftigkeit der Z.-E.-G. zu, daß die Ladung bald verteilt werden kann.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Besteuerung von Tabakpflanzen. Im Publikum ist vielfach die Meinung verbreitet, daß Grundstücke, die mit weniger als 50 Tabakpflanzen bepflanzt sind, zur Versteuerung nicht angemeldet zu werden brauchen. Diese Ansicht ist irrtümlich. Tabaksteuer wird nur dann nicht erhoben, wenn auf einer Besitzung nicht mehr als 50 Tabakpflanzen nur zu Zierzwecken gepflanzt werden und diese Bestimmung der Pflanzen aus der Art der Benutzung des Grundstücks sowie aus dem Verhältnis der mit Tabak bepflanzten Fläche zur Gesamtfläche des Grundstücks unzweifelhaft hervorgeht. Daraus folgt, daß wenn auch weniger als 50 Tabakpflanzen – jedoch zu Rauchzwecken – gepflanzt werden, das bepflanzte Grundstück dem zuständigen Zollamt zur Besteuerung anzumelden sind. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 15. August 1918
Verwundetenausflug. Durch die besondere Güte von Frau Schürmann war es dieser Tage den Verwundeten des Friedrich-Wilhelm-Stifts ermöglicht, in Stärke von 140 Mann einen Ausflug nach der Rheininsel Grafenwerth zu machen. Obwohl Jupiter Pluvius schlechte Launen zeigte, so konnte dies doch die Stimmung der Festteilnehmer in den schönen Sälen des dortigen Gasthauses keineswegs beeinflussen.
Ueber die Reise der ukrainischen Landwirte durch Deutschland meldet jetzt das Wolffsche Telegraphenbureau aus Berlin, 13. August: Auf Einladung der deutschen Regierung haben Vertreter des Großgrundbesitzes und des mittleren Grundbesitzes der Ukraine in den letzten beiden Wochen eine Reise zum Studium der deutschen Landwirtschaft durch Deutschland gemacht. Auf dieser Reise besuchten die Großgrundbesitzer insbesondere das bei Straßburg gelegene Kalibergwerk und verschiedene große Güter in der Nähe von Quedlinburg, Goslar, Poppenburg und die landwirtschaftliche Hochschule in Bonn. Die Vertreter des mittleren Grundbesitzes besichtigten Bauerngüter im Oderbruch sowie genossenschaftliche Güter in Neustadt an der Dosse, ferner Zuchtanstalten in den Kreisen Leer und Emden und bei Bonn. Gestern abend hat im Hotel Esplanade zu Ehren der Gäste aus der Ukraine eine kleine Abschiedsfeier stattgefunden, bei der sich die Reiseteilnehmer über die gewonnenen Eindrücke mit großer Befriedigung aussprachen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Ein Verbot des Bowletrinkens auf den Rheindampfern. Das Bowletrinken auf den Rheindampfern hatte in der letzten Zeit vielfach Formen angenommen, die nichts mehr gemein hatten mit der harmlos frohen Bowlestimmung, wie sie von der Friedenszeit her in schönster Erinnerung bei jedem Rheinbesucher steht. Auch damals schäumten die Wogen des Frohsinns manchmal über; mit wenige Ausnahmen, die natürlich vorkamen, blieben aber doch gewisse Grenzen bewahrt, nach deren Ueberschreiten aus einem frischfrohen stimmungsvollen Bowlentrunk wilde Zechgelage, aus heiterem Frohsinn trunkene lärmende Ausgelassenheit entstehen. Mit Rücksicht auf diese in der ernsten Kriegszeit besonders bedauerlichen Uebelstände hatte sich der Stellvertretende Kommandierende General des 8. Armeekorps an die Direktion der Köln-Düsseldorfer Dampfschiffahrt gewandt mit dem Wunsch, auf ihren Dampfern ein Verbot des Bowletrinkens und eine Einschränkung des Weingenusses herbeizuführen. Diesem Wunsch ist die Gesellschaft, wie wir hören nunmehr nachgekommen, indem sie die Schiffsrestaurateure angewiesen hat, künftig keine Bowlenweine, Zutaten oder Bowlegefäße mehr auszugeben. Ebenso sollen die Restaurateure da, wo es erforderlich ist, durch Verweigern des Weines auf die Einschränkung des Weingenusses hinwirken.
Wild und Geflügel in den fleischlosen Wochen. Die fleischlosen Wochen kennzeichnen sich dadurch, daß Fleischkarten in ihnen nicht eingelöst werden können, sondern daß an deren Stelle eine Belieferung mit Kartoffeln bezw. Mehl eintritt. Daraus ergibt sich, daß diejenigen Arten von Wild und Geflügel, deren Abgabe bisher ohne Fleischkarten zulässig war, auch in den fleischlosen Wochen ausgegeben werden dürfen. Jedoch auch bezüglich des markenpflichtigen Wildes und Geflügels hat der Sekretär des Kriegsernährungsamtes mit Rücksicht auf deren leichte Verderblichkeit, Ausnahmen insbesondere für die Versorgung von Kranken in Lazaretten und Krankenanstalten, zugelassen. Die Regelung der notwendigen Anordnungen, um Verderben von Wild zu verhüten, erfolgt durch die Kommunalverbände.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Das Invaliden-Prüfungsgeschäft für den Stadt- und Landkreis Bonn findet in der Zeit vom 23. August bis einschl. 12 September d. J. in Bonn, Artillerie-Depot, Nordstr. 51, statt. Die in Betracht kommenden Invaliden und Rentenempfänger erhalten besondere Gestellungsbefehle. Es liegt im Interesse der Rentenempfänger, etwaige vorhandene Ausweise über ärztliche Behandlungen zum Prüfungsgeschäft mitzubringen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 16. August 1918
Berufsmöglichkeiten für junge Mädchen. Die Zeit verlangt mit eiserner Notwendigkeit, daß sich die jungen Mädchen einem Berufe zuwenden, der ihnen das tägliche Brot gibt. Er soll aber auch innerlich befriedigen. Die Berufe der sozialen Fürsorge, die dem weiblichen Gemüt am meisten entsprechen, bieten da ein weites Betätigungsfeld, in erster Linie die der Kindergärtnerin, Hortnerin, Fürsorgerin, Jugendpflegerin. Eine solche bietet in der Reichshauptstadt insbesondere das evangelische Diakonissenhaus Paul Gerhardtstift. Hier befinden sich ein Säuglingsheim mit Pflegerinnenschule, ein Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar, das die Berechtigung staatlicher Abschlussprüfungen hat, eine Frauenschule für kirchliche und soziale Berufsarbeit sowie neben dem Krankenhaus auch ein Krüppelheim, ein Nachtheim für Kinder fabrikarbeitender Mütter, mehrere Kindergärten und Horte. Werdende Diakonissen finden jederzeit in diesen Ausbildungsanstalten Aufnahme; sie sollen aber auch denen dienen, die, ohne Diakonisse werden zu wollen, sich einem Beruf der Liebestätigkeit zuwenden möchte.
Schweinefleisch und Butter. In einem Butter- und Eiergeschäft an der Wenzelgasse sind gestern von der Polizei 18 Pfund frisches Schweinefleisch sowie ein Posten Butter beschlagnahmt worden. Schweinfleisch und Butter wurden in dem Geschäft bisher an „sichere“ Kunden zu hohen Preisen verkauft, Butter zu 22 M. das Pfund.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Wildfrucht-Ausstellung. Die bereits angekündigte Ausstellung eßbarer Wildfrüchte findet Samstag, 17. August, nachmittags 4-6 Uhr im Speisesaal der Universitäts-Kriegsküche statt. Die Ausstellung ist unentgeltlich jedermann zugänglich. Die ausgestellten Fruchtarten werden von Herrn Universitäts-Professor Dr. Küster erklärt werden.
Gute Rheinweinernte in Aussicht. Uebereinstimmende Meldungen aus den Rhein- und Seitentälern versichern, daß die Reben unter der Einwirkung des regnerischen Wetters gut voran gekommen sind und daß zweifellos, wenn keine Störungen dazwischen kommen, mit einem ertrageichen Herbst gerechnet werden kann. Die wenigen noch zustande kommenden Verkäufe erfolgen zu den höchsten Wucherpreisen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Vergnügungssucht der Kriegsgewinnler. Den Zechgelagen der Kriegsgewinnprotzen auf den Rheindampfern und in den Restaurants soll nunmehr Einhalt geboten werden. Warum greift man nicht auch gegen das nächtliche Tanzen in den Speisesälen der großen Hotels in Königswinter usw. ein? Ist den Herrn Bürgermeistern dies nicht bekannt? B., Königswinter.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Mehr Schutz dem Heeresgut! Im Interesse unseres Volkes, insbesondere aber unserer Feldgrauen liegt es, wenn Diebstähle und Unterschlagungen von Heeresgütern jeder Art, Beraubungen von Postsendungen, sowie unerlaubter Handel mit militärischen Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken und Schleichhandel zur Kenntnis der Nach- und Aufschubüberwachungsstelle Bonn, Vivatsgasse 6 I. schriftlich oder telephonisch unter Nr. 427 gebracht werden. Durch Unterstützung der Zivilbevölkerung gelang es, im Monat Juli eine Anzahl solcher Fälle aufzudecken. Der Heeresverwaltung sind dadurch große Werte gerettet worden. Jeder, der von strafbaren Handlungen erwähnter Fälle Kenntnis erhält und der Ueberwachungsstelle davon Mitteilung macht, trägt einen großen Teil zum Durchhalten bei,
Ludendorff-Spende. Die Veranstaltung „Das Bonner Brückenmännchen“ vom 7.8.1918 durch den Ausschuß des Soldatenheims erbrachte der Ludendorff-Spende eine Reineinnahme von 438.70 Mark.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 17. August 1918
Der Fleischverkauf am heutigen Samstag kann erst nachmittags 3 Uhr beginnen, weil das Schlachtvieh verspätet eingetroffen ist und infolgedessen das Fleisch erst heute vormittag an die Metzger verteilt werden kann.
Ueber die fleischlosen Wochen, deren erste nächsten Montag beginnt, enthält die Bekanntmachung des Oberbürgermeisters im Anzeigenteil dieser Zeitung das Nähere.
Die Victoria regia. Man schreibt uns: Als häufiger Besucher des botanischen Gartens möchte ich die Bonner Pflanzenfreunde darauf aufmerksam machen, daß die Victoria regia blüht. Die Pflanze ist im Amazonasstrom beheimatet, ihre Blätter erreichen bis zu zwei Meter Durchmesser. Es freut einen, daß es verantwortlichen Stellen gelungen ist, die Pflanze trotz schwieriger Kriegsverhältnisse uns Naturfreunden in solch selten schöner Entwicklung darzubieten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
In der fleischlosen Woche vom 19. bis 25. August ist auch die Abgabe von Fleisch und Fleischwaren in Gast-, Schank- und Speisewirtschaften sowie Fremdenheimen verboten. Kranke erhalten auch während der fleischlosen Wochen ihre bewilligten Fleischzulagen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Nachrichten des Lebensmittelamtes.
Zum Schutz des Brotes gegen Schimmel.
Das jetzige Brot, welches aus dem stark ausgemahlenen Mehl bereitet wird, ist, wie an dieser Stelle bereits früher bemerkt wurde, bei heißer Witterung sehr leicht verderblich. Dies kommt daher, daß das Mehl beim Verbacken mehr Wasser aufnimmt, als das frühere helle, schalenfreie Mehl. Für den höheren Feuchtigkeitsgehalt kann der Bäcker nicht verantwortlich gemacht werden. Feuchtes Brot aber schimmelt besonders leicht, wenn es nicht trocken und luftig aufbewahrt wird. Am besten hat sich, wie Versuche ergeben haben, die Aufbewahrung des Brotes bewährt, das in einem luftigen Raume auf einem Lattenrost liegt, wo es allseitig von Luft umgeben ist. An diesem Brote war auch nach 12 Tagen noch nicht die geringste Spur von Schimmel zu erkennen. [...] Vor allem empfiehlt es sich, eine längere Aufbewahrung im Hause überhaupt zu vermeiden und daher nicht den ganzen Wochenbedarf schon Anfang der Woche in den Bäckereien zu entnehmen. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf. Bonn“)
Der Liebhaber als Betrüger. Ein 19jähr. Dienstmädchen aus Düren, zuletzt in Jünkerath in Stellung, war von einem Soldaten der Garnison Bonn veranlaßt worden, nach Köln überzusiedeln. Gestern wollte das Mädchen über Bonn nach Köln reisen. In Bonn vertraute es dem Soldaten seine Ersparnisse von 240 M. sowie seinen Gepäckschein an. Der Soldat hob den Koffer mit dem ganzen Habe des Mädchens ab und verschwand damit und mit dem Gelde. Die Polizei nahm sich des verlassenen Mädchens an.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freunde einer guten Weinbowle
werden, wenn sie ihrem Gelüst frönen wollen, künftig unsere Rheindampfer meiden müssen, Die Direktion der Köln-Düsseldorfer-Dampfschiffahrt hat auf Wunsch des Stellevertretenden
Kommandierenden Generals des 8. Armeekorps die Schiffsrestaurateure angewiesen, keine Bowleweine, Zutaten oder Bowlegefäße mehr auszugeben. Auch sollen die Restaurateure nötigenfalls durch Verweigern des Weines auf eine Einschränkung des Weingenusses hinwirken. Das Vorgehen des Generalkommandos ist auf das Schlemmen gewisser Kreise auf den Rheindampfern zurückzuführen, das besonders jetzt im Kriege aufreizend wirkt. Sie trifft das Verbot mit Recht. Leider aber auch harmlosere Reisende, die durch dieses Verbot um ein harmloses Vergnügen gebracht werden. Eine Einschränkung hätte vielleicht auch genügt. Für jede Ausschreitung wäre dann der Restaurateur verantwortlich zu machen, der dann schon darauf geachtet hätte, daß Schieber und dergleichen üble Erscheinungen sich weniger unangenehm gespreizt hätten. Die Dampferfahrt wird jetzt vieles von ihrem Reiz verlieren. Wahrscheinlich werden die Kölner, die früher schon in Königswinter anfingen, für die Folge erst hinter Wesseling ihren sentimentalen Kuntus anstimmen: Teure Heimat, sei gegrüßt. Es ist das gerade kein Unglück. Aber manche werden es hier doch vermissen.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Sonntag, 18. August 1918
Die einzuschmelzenden Denkmäler. Von den Bonner Denkmälern werden nur die Figuren des Martinsbrunnens vor der Münsterkirche und das Kekule-Denkmal vor dem chemischen Institut eingeschmolzen werden. Unser Beethoven-Denkmal kommt nach den erlassenen Bestimmungen überhaupt nicht in Betracht, weil es vor 1850 errichtet worden ist. Das Arndt-Denkmal auf dem Alten Zoll wird durch seinen Charakter als Nationaldenkmal geschützt. Auch das Simrock-Denkmal im Hofgarten wird von den zuständigen Stellen nicht in Anspruch genommen.
Entschädigungen für Fliegerschäden. Die Kriegsamtsstelle in Koblenz gibt bekannt: Die oft geäußerte Ansicht, daß das Reich oder der Staat für alle durch Kriegshandlungen veranlaßten Schäden haftbar sei oder diese vergüte, ist nicht richtig. Eine gesetzliche Verpflichtung des Staates besteht hierfür nicht. Nichtsdestoweniger werden die Kriegsschäden an Gebäuden wie auch die durch Fliegerbomben verursachten Sachschäden vom Staate Preußen vergütet. [...] Es wird damit gerechnet, daß später das Reich die von den einzelnen Staaten geleisteten Entschädigungen zurückbezahlt. Bei dieser Sachlage werden die Hausbesitzer, die mit der Möglichkeit eines Bombenabwurfes auf ihr Eigentum rechnen, gut tun, sich zu versichern. [...] Auch für die Entschädigung bei Personenschäden besteht keine gesetzliche Grundlage. Jedoch ist anzunehmen, daß die gegen Unfall versicherten Personen, die in industriellen Betrieben verletzt werden, nach den für die Versicherung bestehenden Grundsätzen entschädigt werden. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Keine Wiederholung der Kleiderabgabe. Durch verschiedene Zeitungen wird die Mitteilung verbreitet, daß durch die jetzt betriebene Kleiderabgabe etwa der Bedarf eines halben Jahres gedeckt würde und man daher mit einer Wiederholung der Kleidersammlung zu rechnen habe. Die Reichbekleidungsstelle erklärt demgegenüber, daß sie die Widerholung einer derartigen Kleidersammlung für die Arbeiter nicht beabsichtigt.
Beschlagnahmt. Der Inhaber der Firma Fichtelberger, Wenzelgasse, bittet uns mitzuteilen, daß sich die von uns gemeldete Beschlagnahme von Fleisch und Butter in einem Geschäft in der Wenzelgasse nicht auf seine Firma bezieht.
Die Diebstähle von Kartoffeln und Feldfrüchten der kleinen Pächter mehren sich täglich. So kann man allenthalben Warnungstafeln angebracht sehen, deren Inhalt auf die bei mit einem eventuellen Diebstahl verbundenen Gefahren hinweisen. Ein Pächter, dem man seine Kartoffeln gestohlen hat, warnt: „Um weiteren Diebstählen zu begegnen, habe ich Fußangeln und Selbstschüsse gelegt. Auch habe ich verschiedene Kartoffelstöcke mit Gift versehen. Uebrigens: Wehe dem, den ich erwische!“ Ein weiterer Pächter warnt ebenfalls vor Eigentumsvergehen und behauptet, einzelne Gemüsepflanzen vergiftet zu haben. Und so weiter – Zeichen der Zeit.
Bowlen und Aehnliches.
Von einem alten Freunde unseres Blattes, einem guten, treu-deutschen Rheinländer, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, wird uns mit herzerfrischender Offenheit geschrieben:
Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht und die Riesen-Bowlen zu Schiff so lange zu Wein, bis dem Herrn Kommandierenden General der Geduldsfaden reißt. Wenn jemals eine Anordnung eitel Befriedigung und Zustimmung bei der Allgemeinheit gefunden hat, so dürfte es dieses Verbot des Bowletrinkens und dieses Gebot der Einschränkung des Weingenusses auf den Rheinschiffen sein. Der Schiffswirt, der auf unseren Rheinschiffen Restaurateur heißt, wird allerdings ein Stück Verdienst schwimmen gehen, für die fühlende Menschheit und besonders für die unter dem Kriege leidende und darbende wird aber dadurch hoffentlich ein arger Stein des Anstoßes weggeräumt. Vielleicht wird auch die sogenannte Poesie des Rheins etwas darunter leiden, die Manchem erst bei der dritten Flasche so herrlich aufging und mit der Zahl der Flaschen immer wuchs und sich verlautbarte. Es war ja so schön, und ich bin nie ein Pharisäer oder gar Spielverderber gewesen, aber man soll doch den Zeitgeist verstehen und mit ihm gehen. Für den redlichen Kriegsgewinnler wird freilich der echte Zeitgeist schwer zu verstehen sein, der ihm dauernd als frischmelkende Kuh erscheint und ihm mit wenig Mühe und ohne Sorge den Rahm von der Arbeit des ganzen Volkes abschöpfen läßt. Er mag sogar glauben, ein gutes Werk zu tun, wenn er durch sein Prahlen dem Schiffswirten, dem Restaurateur, etwas zu verdienen gibt und einen Teil seines sauber, aber nicht sauer verdienten Geldes um sich wirft. Er versteht nicht den Feldgrauen und dieser ihn nicht, selbst wenn er ihn in einem aufwallenden Gefühl von etwas Patriotismus-Ersatz zum Mittrinken etlicher Glas zu sich heraufzieht. Er kann den Eindruck nicht ermessen und hat dafür kein Gefühl, den sein schwelgerischer Genuß auf den Arbeiter ausübt, der im vaterländischen Hilfsdienst körperlich oder geistig, tags und nachts, um, im Verhältnis zu ihm, immerhin kargen Lohn schuftet. Er kann nicht, während er um vieles Geld ein üppiges Mahl schlemmt, die seelischen Qualen der armen Frau begreifen, die unten in der Vorkajüte auf einem Säckchen Kartoffeln sitzt und die mit ihrem Enkeltöchterchen ein Körbchen festhält, in dem sich ein paar Eier, ein Bierfläschchen Milch und einige Falläpfel befinden, die sie für die schwindsüchtige Mutter der Kleinen in harter Tagesarbeit glücklich gehamstert haben. Ja, ja für arme anständige Leute ist Hamstern ein sehr schwerer Kampf ums Dasein. Und nun fürchten sie und zucken jeden Augenblick zusammen, das Auge des Gesetzes könnte ihnen die kleine Beute, die sie so glücklich macht, im Namen des Gesetzes wieder entreißen. Oben aber klingelt’s: Der Herr bestellt Pfirsich in Champagner für die dicke Gattin, die für nichts anderes mehr aufnahmefähig, für sich nochmals Käse und noch eine Pulle, Zigarre mit Bauchbinde und von Kaliber entnimmt er seiner Ledernen. Ja, hart im kleinen Schiffsraum stoßen sich die Sachen. Der Protz braucht kein schlechter Kerl zu sein – es fehlt ihm nur die Seele! [...]
Es gibt noch viele Plätze, wo der böse Geist seelenloser Gefühlsmenschen umgeht, ganze Anlagen von Augiasställen. Hoffentlich fährt der Herr Kommandierende in seiner Herkulesarbeit fort. Als Familienvater nur ein paar Punkte, die mir von Wichtigkeit erscheinen, weil sie unsere Jugend betreffen und geeignet sind, jenen abscheulichen Protzengeist in unserer Jugend zu fördern.
Ich bin in der glücklichen Lage, meinen Kindern das Schulbrot mit dem köstlichen rheinischen Apfelkraut zu schmieren, das wir naturrein aus Birnen herstellen, in diesem Jahr aus Runkelrüben oder Futterknollen. Zu Hause essen die Kinder das Kraut sehr gerne, aber in der Schule wollen sie es nicht haben; sie würden von den anderen ausgelacht, die meist Butter, Käse, Wurst oder Schinken auf dem Brot hätten! Ich habe mir erzählen lassen, daß es im Reich Universitäten und Gymnasien gibt, deren Studenten bezw. Schüler barfuß oder in Holzsandalen ohne Strümpfe im Sommer erscheinen. In den Schulen, die meine Kinder besuchen, ist das leider nicht so. Wer da mit Holzsohlen kommt, wird als minderwertig angesehen und verulkt –strumpflos wäre einfach unmöglich. Im Laufe der Zeit, wenn Lederschuhe mit Gewalt nicht mehr zu beschaffen sind, wird ja selbst der höhere Gymnasiast zum Holzschuh hinabsteigen müssen; aber wie viel weiter würden wir die noch vorhandenen Lederschuhe strecken können für die kalte Jahreszeit, wenn jetzt im Sommer Exzellenz oder der kommandierende Herr Direktor mit einem kräftigen Hieb den Protzengeist totschlüge, der sich in hellen oder anderen Lederschuhen und in Schinkenbutterbroten bläht und breit macht.
Schinkenbutterbrote und Lederschuhe wären Kleinigkeiten? (Himmel, hast du keine Flinte!) – Sie wirken gerade so verheerend, wie das Bowletrinken auf den Rheinschiffen. Videant consules! Joh. Sch.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Stangenbohnenanlagen des Vorgebirges haben sich infolge des schönen warmen Wetters der letzten Wochen noch gut herausgemacht. Sie sind noch viel in die Höhe gegangen und haben nochmals neue Blütentrauben gebildet, die bei der günstigen Witterung wohl alle zur Entwicklung kommen werden. Infolgedessen gibt es noch mehr Stangenbohnen, als man anfänglich angenommen hat. Die Ernte derselben ist ja jetzt im vollen Gange und man muß alle zwei bis drei Tage die Bohnenfelder durchpflücken, sollen nicht einzelne Hülsen holzig oder strohig werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 19. August 1918
Gegen die Unsitten mancher junger Wanderer, über die geklagt wird, versucht man jetzt durch öffentliche Ermahnungen zu wirken. So verbreitet der Arbeitsausschuß zur Bekämpfung der Wanderunsitten einen Anschlag auf Bahnhöfen, der sich an die wandernde Jugend wendet und in knappen Sätzen ihr die Grundsätze für angemessenes Verhalten beim Wandern z Gemüte führt. Die Hauptsätze lauten: Deutsche Jugend! Kleidet euch auf den Wanderungen einfach und anständig und unauffällig. Schützt unsere Wälder und Felder.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Kriegspreise der Königswinterer Eselstreiber. Für das Königswinter besuchende Publikum wäre es eine Wohltat, wenn die Behörden endlich einmal energisch den Ausbeutungen der Fremden durch die Eselstreiber Halt gebieten würde. In Anbetracht der teuren Zeit war die Taxe für einen Eselsritt nach dem Drachenfels schon sehr hoch mit 2,50 Mark angesetzt, aber dafür ist kein Tier zu haben. 3, 4, 5 Mark, je nach Willkür des einzelnen, muß bezahlt werden, dabei wird Trinkgeld gefordert, wenn es nicht gutwillig gegeben wird. Ein Schild mit der Taxe verschwindet sofort nach der Anbringung. Die Behörde würde sich den Dank der Fremden erwerben. X.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Wildfrucht-Ausstellung. Nachdem im letzten Frühjahr Universitätsprofessor Dr. Küster durch eine Wildgemüse-Ausstellung die Bonner Einwohner auf die an Wegen und Hecken erfaßbaren eßbaren Pflanzen aufgeklärt hatte, ließ er gestern eine ähnliche Aufklärung über diejenigen weitverbreiteten Wild- und Halbfruchtformen folgen, die in der Umgebung von Bonn besonders leicht zu erreichen sind. Vor den zahlreich erschienenen Besuchern der Ausstellung (im Speisesaale der Kriegsküche in der Universität) erläuterte Professor Küster vor allem die guten Eigenschaften des schwarzen Holunders, des Bergholunders, der Hagebutten, der in unseren Ziergärten gepflanzten Mahonien, der Paradies- und Beerenäpfel, der besonders zuckerreichen Eibenfrüchte, der unseren Kindern als „Mehltöpfchen“ wohlbekannten Früchte des Weiß- und Rotdorns sowie der Berberitze und der Eberesche. Er machte Angaben über die zweckmäßige Verwendung dieser Früchte, über empfehlenswerte Mischungen und die Herstellung von Fruchtsäften, Marmeladen, Obstkuchen usw. Als wichtige Teearten wurden Hagebuttentee, Thymian- und Schachtelhalmtee besonders nachdrücklich empfohlen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Dienstag, 20. August 1918
Eine „Jung-Flieger-Abteilung“ ist in Bonn gegründet worden. Zum Führer und Flugleiter ist von der Bundesleitung des Deutschen Fliegerbundes Herr Jos. Rüken jun. ernannt worden. Die Abteilung bezweckt Belehrung der Jugend in eigenen Lehrkursen und Ausbildung von geeigneten Jungfliegern in Fliegerfachschulen. Schon vor der eigentlichen Gründung der Abteilung fanden des öfteren Besichtigungen von Flugplätzen usw. statt. Durch Modell- und Gleitflugsport soll das Interesse der männlichen Jugend zur Fliegerei geweckt werden. Die Abteilung verfügt über drei Maschinen; denn nicht nur unsere Fliegerwaffe, der Stolz jedes vaterländisch denkenden Deutschen, sondern auch der friedliche Luftverkehr bedarf in Zukunft eines jederzeit bereiten Nachwuchses. Der Abteilung kann jeder männliche Deutsche im Alter von mindestens 15 Jahren beitreten. Schriftliche Eingaben mit Alters- und Berufsangabe sind persönlich an den Abteilungsführer, Herrn Josef Rüken jun., Bonn, Schillerstraße 7, zu richten, worauf die Eintrittsbedingungen zugesandt werden. Vor dem Kriege war Fliegen ein Sport. In unserm Vaterlande fast noch weniger als das. Der Kampf um den Bestand des Reiches und unseres Volkstums hat uns gezwungen, dem Gegner auch in der Luft zu begegnen. Unter übermenschlichen Anstrengungen, unter den größten Opfern an Gesundheit und Leben haben wir die Vorherrschaft in der Luft errungen. Es gilt, sie festzuhalten! Darum möge jeder Fluginteressierte an der Sicherung des Erbes, das uns von den Helden der Luft übertragen ist, mitarbeiten und der Abteilung beitreten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Godesberg, 19. Aug. Die Bürgermeisterei Godesberg beabsichtigt, ein „Eisernes Buch“ zur Ehrung ihrer Kriegsteilnehmer anzulegen. Es soll die Namen und Geschicke ihrer Ausmarschierten für alle Zeiten festhalten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)
An die Adresse des Herrn Beigeordneten Piehl sind zahlreiche Zuschriften aus den Kreisen der Bonner Hausfrauen in den jüngsten Wochen an den Bonner General-Anzeiger gerichtet worden. Es handelte sich hierbei um den außerordentlich hohen Preis der Frühkartoffeln, der den festgesetzten Höchstpreis bei weitem übersteigt. Wir haben diesen Zuschriften keinen Raum gegeben, weil es uns bekannt ist, daß die Stadtverwaltung nur unter außerordentlichen Aufwendungen überhaupt Kartoffeln hereinbringen konnte. Inzwischen nähern wir uns aber dem Ende des Monats August, und es wird doch allmählich Zeit, daß unsere Landwirte davon abstehen, die Frühkartoffeln zu dem außerordentlich hohen Preis von 15, 16 und 17 Pfg. im Großkauf an die Städte abzulassen. Der Preis von 20 Pfg., den die Stadt Bonn erhebt, ist im Hinblick auf den Gewichtsverlust bei der Beförderung nach hier und Lagerung an sich durchaus begründet, aber die Bürgerschaft des Mittelstandes und der Arbeiterschaft, die sich namentlich in der fleischlosen Woche fast vollständig auf das Kartoffelmenu einrichten muß, ist 20 Pfg. ein Preis, der mit dem Haushaltungsbudget nicht in Einklang zu bringen ist. „Mer kann et och üvverdrieve,“ sagt einmal der Bestevader zum Hännesche, als der junge Mann sämtliche Potentaten des Erdballs noch nach Feierabend umbringen wollte. Unsere Landwirte mögen sich an ihre vaterländische Brust schlagen und die Hausfrauen aus ihrer verzweifelten Lage befreien.
Eine Menge Diebstähle, im ganzen 21 Stück, waren im vorigen Winter in Godesberg und Umgegend verübt worden, die sämtlich einem Verwundeten von dort zur Last gelegt wurden. Gestern konnten nur vier Diebstähle aufgeklärt werden. Die Schuld des Angeklagten wurde nicht erwiesen, wohl wurde festgestellt, daß er eine Menge gestohlener Sachen in Godesberg bei seiner Schwester versteckt hatte, von denen der Angeklagte behauptete, daß er sie von anderen Soldaten erhalten habe. Der Staatsanwalt beantragte, den Angeklagten, der zur Genesungskompagnie Dietz gehörte, zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren zu verurteilen. Das Gericht vertagte die Urteilverkündung.
Einziehung auch der Kupfermünzen? Es verlautet, daß die Reichsbank demnächst auch die Einziehung der Kupfermünzen anordnen werde.
Einen „kostbaren Fund“ machte heute morgen in der Frühe ein alter Bonner auf seinem gewohnten Rundgang durch den Hofgarten. In der Nähe des Simrockdenkmals fand er – drei Zigarren, ausgewachsene Exemplare mit Bauchbinde. An allen Dreien war zwar das Zugblatt aufgesprungen, für die „Pief“ waren sie aber noch gut zu verwerten. Besser jedenfalls, wie „Im Wald und auf der Heide“, meinte der glückliche Finder.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Freiw. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Bonn hielt Sonntag für ihre Mitglieder und deren Angehörige einen gemütlichen Abend im Kath. Gesellenhause ab, der bei ernsten und heiteren Darbietungen, zu welch letzterem namentlich der bestens bekannte Herr Koep beitrug, recht angeregt verlief.
Diebstähle. In der Nacht zum Sonntag sind aus der städtischen Milchküche am Schlachthof fünf Treibriemen im Werte von 2.000 Mark und einige Büchsen Milch, aus einem Betriebe in der Weststraße fünf Treibriemen im Werte von 1½ tausend Mark, aus einem Hause an der Weststraße zwei Gänse und ein Huhn gestohlen worden. In einem Hause der Wenzelgasse wurden in der vergangenen Nacht Diebe verscheucht, bevor sie etwas entwenden konnten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 21. August 1918
Schulzahnklinik. Der städtische Finanzausschuß empfiehlt der Stadtverordnetenversammlung, dem Dozenten für Zahnheilkunde an der Universität Professor Dr. Kantorowicz die Leitung der Schulzahnklinik vom 1. Oktober ab zu übertragen. Professor Kantorowicz hat angeregt, um eine möglichst vollkommene Gesundung der Zahnverhältnisse der ganzen Volksschuljugend zu ermöglichen, auf die Beiträge der Schulkinder zu verzichten. Der städtische Finanzausschuß hat dieser Anregung zugestimmt. Der Haushaltsplan der Schulzahnklinik sieht 9600 Mark Ausgaben vor, denen Einnahmen nicht gegenüberstehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Provinzialfleischstelle für die Rheinprovinz warnt die Inhaber von Gastwirtschaften und Hotelbetrieben vor der markenfreien Abgabe von Fleisch und der ungenügenden Entwertung der Fleischmarken. – Nachdem zahlreiche Beschwerden über die Mißstände eingegangen sind, hat die Provinzialfleischstelle Ueberwachungspersonen für die ganze Provinz mit dem Auftrage angestellt, jeden Zuwiderhandlungsfall seitens der Gastwirte und Hoteliers zur Anzeige zu bringen, worauf die Schließung des Betriebes auf längere Zeit oder sogar dauernd unnachsichtlich erfolgen wird. – Die scharfen Maßnahmen sind im Interesse der Schonung unserer Viehbestände unbedingt geboten.
Der Bonner Männer-Gesang-Verein ehrte am Samstag Abend seinen musikalischen Leiter, Königlichen Musikdirektor Heinrich Sauer, aus Anlaß seiner silbernen Hochzeit, die am gestrigen 20. August stattfand, durch eine Festlichkeit im oberen großen Saal des Hofrestaurants Hähnchen. Es nahmen zahlreiche Ehrenmitglieder und Inaktive, sowie viele Sänger an der Feier teil. Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Grüne, begrüßte Herrn Sauer und seine Gattin und überreichte dem Jubelpaar eine kunstvolle Vase als Geschenk des Vereins. Der Chor erfreue die Festversammlung durch Liedervorträge: auch wurden einige Soli gespendet. Am Vorabend des silbernen Hochzeittages brachte der Chor seinem Leiter unter großer Beteiligung der Sänger vor dessen Wohnung ein musikalisches Ständchen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Einbruchsdiebstahl. In der Nacht zum gestrigen Montag wurden von einem Lagerplatz an der Bornheimer Straße etwa 350 Meter Kupferdraht im Werte von etwa 1000 Mark gestohlen. Die Diebe haben den Draht teilweise von hohen Leitungsmasten abgeschnitten, sind aber trotz des Geräusches, das ihre „Arbeit“ verursacht haben muß, nicht bemerkt worden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 22. August 1918
Zigeuner machen sich seit einiger Zeit in Bonn und Umgebung recht unangenehm bemerkbar. Sie haben sich in einem ganzen Hause der Rheingasse und einer Wohnung der Josephstraße niedergelassen, andere Familien hausen in Wohnungen außerhalb der Stadt. Eine Anzahl Diebstähle werden wohl nicht mit Unrecht diesem fahrenden Volk zugeschrieben. Gestern sind zwei Zigeuner auch wegen schlimmerer Verbrechen verhaftet worden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Nächtlicher Fliegeralarm. Um 12 Uhr 40 Minuten nachts wurden die Bewohner unserer Stadt und der weiteren Umgebung durch Sirenengeheul aus dem Schlaf aufgeschreckt. Kurz darauf fielen die ersten Signalschüsse, der Aufblitzen man trotz der mondhelle Nacht deutlich wahrnehmen konnte. Gleichzeitig traten unsere Abwehrgeschütze in Tätigkeit. Fast ununterbrochen grollte der Donner der Geschütze und vereinzelt hörte man das Tack Tack der Maschinengewehre und weithin vernahm man das Surren der Flugzeugpropeller. Von der rechten Rheinseite und aus der Kölner Gegend leuchteten die Scheinwerfer auf und suchten die sternenklare Luft ab nach den unheimlichen Gästen. Wie Leuchtkugeln nahmen sich hoch oben am Firmament die Lichtblitze der Schrapnellschüsse aus, und vereinzelte Leuchtbomben, die von unseren Jagdstaffeln geschossen wurden, vervollständigten das schaurig-schöne nächtliche Bild. Annähernd 1¼ Stunde währte der Alarm. Um 1 Uhr 50 Minuten ertönte das Schlußsignal.
Für die Bürgerschaft Bonns bedeutete der nächtliche Alarm zum erstenmale eine empfindliche Störung der Nachtruhe, wie sie die Bewohner anderer Rhein-, Mosel- und Saarstädte schon häufiger erlebten. Der Reiz der Neuheit ließ viele Bonner diese nächtliche Wanderung in die Tiefen der Kellerräume mit einem gewissen Humor aufnehmen. Schlaftrunken und in den seltsamsten Bekleidungen pilgerte gar Mancher und Manche in die schützenden Untergeschosse, wo man sich so gut wie möglich die Zeit zu vertreiben suchte. Bei solchen unserer Bürger, die sich noch eines gepflegten Weinkellers erfreuen, soll diese mitternächtliche Stunde besonders tröstlich verlaufen sein. Die Organisation der Warnung gegen Luftgefahr und die militärischen Abwehrmaßnahmen betätigten sich übrigens so vorzüglich, daß man mit einem Gefühl der Beruhigung die Zeit der „Schutzhaft“ im Kellergeschoß verbringen konnte.
Ein amtlicher Bericht über den Fliegeralarm liegt noch nicht vor.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Esperanto. Auf Grafenwerth hielt am Samstag den 17. d. M. der Godesberger Esperantoverein „Godea“ e. V. in Godesberg seine diesjährige (11.) Jahres-Hauptversammlung ab. […] Es wurde beschlossen, gegen Ende Oktober einen neuen Kursus in der Welt-Hilfssprache Esperanto zu eröffnen, dessen Leitung Frl. Harprath als Lehrerin und Herr Oster übernehmen werden. Interessenten belieben schon jetzt Anmeldungen der Geschäftsstelle des Vereins, in Godesberg, Bahnhofstr. 30 (bei Frau Wwe. Dreesbach) vorzunehmen.
Soldatenheim. Am verflossenen Sonntage konnte im Soldatenheim der Vorsitzende, Herr Lorenz Schröder, trotz des schönen Wetters eine große Anzahl Feldgrauer begrüßen. Derselbe schilderte in seiner lebhaften Weise die Vorgänge an der Westfront und dankte den vielen erschienenen Verwundeten in herzlichen Worten für ihr tapferes unentwegtes Ausharren in den schweren Kämpfen und wies darauf hin wie glücklich wir uns schätzen könnten, daß unsere Tapferen uns den Feind von unserm gesegneten Rheinlande ferngehalten und wahrlich keinen Grund hätten, mißmutig zu sein. Hierauf erfreute das Quartett des Soldatenheims, lebhaft begrüßt von unsern Feldgrauen, die Anwesenden mit verschiedenen Chören. […] Zum Schlusse stellte der Vorsitzende noch fest, daß so viele Feldgraue und speziell unsere Verwundeten nicht von den schönen Veranstaltungen des Soldatenheims wissen und möchten wird die vorgesetzten militärischen Behörden auch nochmals an dieser Stelle auf diesen Fall aufmerksam machen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 23. August 1918
Feindliche Flieger griffen in der Nacht zum gestrigen Donnerstag Köln an und überflogen bei dieser Gelegenheit auch die Stadt Bonn. Es wurde um 12¾ Uhr durch Sirenengeheul und Raketen alarmiert. Gleich darauf wurde in der Umgebung kräftig aus den Abwehrgeschützen gefeuert. Man hörte den Geschützdonner und sah hoch in der Luft das Aufblitzen der platzenden Geschosse. Trotzdem kamen feindliche Flieger auch über Bonn; denn das Geräusch ihrer Motoren, das von dem der deutschen Flugzeuge merklich abweicht, war zu hören. Auch Maschinengewehrfeuer war kurze Zeit zu vernehmen, ein Luftgefecht, auf das man daraus schließen könnte, hat es jedoch über Bonn und seiner Umgebung nicht gegeben, die Schüsse müssen von einem feindlichen Flugzeug abgegeben worden sein. Bomben sind auf Bonn und seine Umgebung nicht abgeworfen worden. Man hat im Laufe des Tages einige Blindgänger gefunden, sie rühren aber von unseren Abwehrgeschützen her, nicht von feindlichen Fliegern. 20 Minuten vor 2 Uhr war der Fliegeralarm beendet.
Ueber den Angriff auf Köln liegt folgende amtliche Meldung vor:
Köln, 22. Aug. Amtlich. Diese Nacht, kurz nach 1 Uhr, wurde Köln von mehreren feindlichen Fliegern angegriffen. Die Abwehr trat rechtzeitig in Tätigkeit. Es wurden etwa 10 Bomben abgeworfen; leider sind fünf Tote und zwei Schwerverletzte zu beklagen. Es wurde nicht unerheblicher Sachschaden an Privateigentum angerichtet. Militärischer Sachschaden ist nicht entstanden. […] Offenbar befinden sich die hiesigen Einwohner in dem Glauben, daß auf Bonn keine Bomben geworfen würden, da Bonn bisher noch nicht angegriffen worden ist und auch die letzten Angriffe in unserer Gegend anderen Städten gegolten haben. Eine solche Meinung ist jedoch völlig irrig. Wenn auch Bonn selbst schwerlich Ziel eines beabsichtigten Angriffs werden wird, so kann es doch sehr leicht vorkommen, daß die feindlichen Flieger bei einem Angriffe auf Köln durch Witterungseinflüsse, durch Kampfflieger oder aus anderem Anlaß von ihrem eigentlichen Ziele abgedrängt werden und dann ihre Bomben über dem nächsten, auf dem Rückfluge berührten Orte fallen lassen. […] Die Bonner Einwohnerschaft möge daher die wiederholt veröffentlichten Richtlinien für das Verhalten bei Fliegergefahr genau beachten, damit die traurigen Erfahrungen, die andere Städte machen mußten, für Bonn vermieden werden.
Das ukrainische Ei, das unser Lebensmittelamt der Bonner Einwohnerschaft schon vor bald vier Wochen in Aussicht gestellt hatte, wird von Samstag nachmittag ab ausgegeben.
Treibriemendiebstahl ist Landesverrat. Der hiesige 19 Jahre alte Arbeiter Heinrich Göddertz arbeitete hier seit mehreren Jahren in einem kriegswirtschaftlichen Betrieb, wo in einer Nacht der wertvollste Treibriemen gestohlen wurde, so daß der Betrieb mehrere Schichten lang teilweise stilliegen mußte und die Lieferung sehr wichtiger Arbeiten nicht rechtzeitig erfolgen konnte. Das Außerordentliche Kriegsgericht für den Bereich der Festung Köln verurteilte den Arbeiter wegen vollendeten Landesverrats in Tateinheit mit schwerem Diebstahl unter Zubilligung mildernder Umstände wegen der verhältnismäßigen Jugend zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur Kartoffelversorgung Bonns. Wie wir erfahren, ist die Kartoffelversorgung der Stadt Bonn mit außerordentlichen Schwierigkeiten verknüpft. Der Verbrauch der Bürgerschaft einschließlich der Kriegsküchen beläuft sich täglich auf 1500 Zentner, während die Rheinprovinz nur 600 Zentner für die Woche liefert. Das Lebensmittelamt ist also genötigt, den weit überwiegenden Teil des Bonner Bedarfs anderweitig zu decken. So müssen Frühkartoffeln aus Westpreußen, Pommern und Sachsen bezogen werden. Die von dort herbeigeschafften Kartoffeln leiden natürlich auf der Fahrt. Es tritt ein Gewichtsverlust durch Verdunstung und ein Abgang durch das rasche Faulen der Frühkartoffeln ein, sodaß schon hierdurch eine Zubuße der Stadt verursacht ist. Außerdem werden diese Kartoffeln in Papiersäcken befördert, wovon das Stück 2 Mark kostet. Diese Säcke können nur einmalig verwandt werden. Ferner tritt beim Einwiegen der Kartoffeln im Kleinverkauf eine Einbuße für die Stadt ein. Auch sonstige Unkosten bei der Herbeischaffung von Frühkartoffeln aus Sachsen und den östlichen Provinzen, Vermittlungsgebühren usw. belasten den Bezugspreis derart, daß selbst bei einem Verkaufspreis von 20 Pfg. für das Pfund an die Bonner Verbraucher unsere Stadtverwaltung noch Geld zulegt.
Wenn trotzdem vom kommenden Samstag ab die Bürgerschaft die Frühkartoffeln zum Preise von 17 Pfg. beziehen kann und sie für den Kopf 7 Pfund empfangen, so bedeutet dies nach unsern Erkundigungen über die Sachlage ein Entgegenkommen unserer Stadtverwaltung, für das unsere Hausfrauen trotz des an sich noch immer verhältnismäßig hohen Preises von 17 Pfg. dankbar sein dürfen. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Samstag, 24. August 1918
In der gestrigen Stadtverordnetenversammlung gab Stadtverordneter Henry eine Erklärung der Zentrumsfraktion gegen die Wahl des Professors Weegmann zum Direktor des städtischen Lyzeums ab, weil Professor Weegmann evangelischen Bekenntnisses sei. Oberbürgermeister Spiritus und Stadtverordneter Dr. Krantz wiesen den Vorwurf der Partitätsverletzung zurück. Die Versammlung […] stimmte dem Vertrag mit dem Professor Kantorowicz über die Führung der Schulzahnklinik zu. Beigeordneter Bottler teilte mit, daß die ungedeckten Kriegsausgaben der Stadt bis 1. Juli d. J. 6.300.000 M. betrugen. Die vorgeschlagene Preiserhöhung für neue Gasanschlüsse wurde abgelehnt. Wie Beigeordneter Bottler bei dieser Gelegenheit mitteilte, soll die nächtliche Gassperre demnächst wieder aufgehoben werden. Der Fehlbetrag des Städtischen Gesangvereins wurde auf die Stadt übernommen. Dabei wurde die Ueberzahl der musikalischen Veranstaltungen in Bonn gerügt. Für die Volksunterhaltungsabende im kommenden Winter wurde ein Zuschuß von 2.000 M. bewilligt. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kein Lichtmachen bei Fliegeralarm. Ein Feldgrauer schreibt uns: Zur Zeit hier in Bonn auf Urlaub weilend, habe ich die beiden Nachtfliegeralarme mitgemacht. Es ist mir aufgefallen, daß, wie auf Kommando bei Ertönen der Sirenen in den meisten Häusern Licht gemacht und erst nach Aufhebung des Alarms gelöscht wird. Es kann nichts falscheres geben, als so die feindlichen Geschwader auf die Stadt zu lenken. Im Felde darf nachts kaum eine Zigarre angezündet werden, wenn Flieger in der Luft sind. Also beim nächsten Nachtalarm Licht aus!
Nachrichten des Städtischen Lebensmittel-Amtes.
[…]
Fett. Auf die Abschnitte Butter und Fett der Speisefettkarte werden in der kommenden Woche insgesamt 50 Gramm Butter ausgegeben.
Eier. Am Samstag wird von 3 Uhr nachmittags ab auf Eierkarte Nr. 9 je ein Ei verkauft. Der Preis beträgt, da es sich um Auslandseier handelt, 55 Pfg. für ein Stück.
Kartoffeln. Für die Woche vom 26. August bis 1. September werden auf Kartoffelkarte Nr. 9 sieben Pfund Kartoffeln zum Preise von 17 Pfg. für das Pfund ausgegeben. Die Ausgabe beginnt am Samstag, den 24. August. Es wird gebeten, die Kartoffeln bis spätestens am Donnerstag, den 29. August abzuholen. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Sonntag, 25. August 1918
Ludendorff-Spende. Der Ortsausschuß Bonn-Stadt der Ludendorff-Spende für Kriegsbeschädigte schreibt uns: Wenn die öffentlichen Sammlungen für die Ludendorff-Spende, besonders die Straßen- und Haussammlungen nunmehr auch in den meisten Teilen des Reiches durchgeführt sind, so ist diese große Sammlung noch keineswegs abgeschlossen. Ständig nimmt die Zahl der Kriegsbeschädigten bei den schweren Kämpfen, die unsere tapferen Truppen jetzt wieder an der Westfront zu bestehen haben, zu. Dabei sind die Aufgaben der Kriegsbeschädigtenfürsorge so groß und zahlreich, daß hierzu nie zu viel Mittel aufgebracht werden können, um unseren wund und krank zurückgekehrten Kriegern so weitherzig zu helfen, wie es des großen deutschen Vaterlandes würdig ist und unserem heißen Dankgefühl gegen die heldenhaften Vaterlandsverteidiger entspricht. Wer darum noch nicht zur Ludendorff-Spende für Kriegsbeschädigte gegeben hat oder nicht soviel, als er nach seinen Verhältnissen vermöchte, möge daher auch jetzt noch einen möglichst hohen Beitrag zu diesem gewaltigen vaterländischen Werke stiften. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein Paar Schuhe hatte ein Arbeiter einer in der Stiftsgasse wohnenden Arbeiterin mittelst Einsteigens durch das Fenster gestohlen. Er wurde mit neun Monaten Gefängnis bestraft.
Die fremdsprachigen Bezeichnungen für Fleischgerichte. Die Allgemeine Fleischerzeitung legt den städtischen und anderen Behörden, welche Preise für Fleisch festzusetzen und zu veröffentlichen haben, nahe, mit den fremdsprachigen Bezeichnungen aufzuräumen, indem sie schreibt: „Die deutsche Bezeichnung für Roastbeef, Rumpsteak ist Rückenstück oder Rindsrücken. Für Filet ist das deutsche Wort Lende eine jeden Zweifel ausschließende Bezeichnung, für Frikandeau genügt es, Kugel zu setzen. Es sollten doch gerade die Behörden endlich mit dem Unfug des Gebrauchs der Fremdwörter ein Ende machen. Wo dies nicht von selbst geschieht, sollten die Innungen auf Beseitigung dieser fremdsprachigen Bezeichnungen dringen.“ Eine gute Verdeutschung für Rumpsteak ist „Rumpfstück“, die jetzt schon vielfach auf den Speisekarten der Gasthäuser angewandt wird.
Der Bonner Wochenmarkt war gestern ziemlich gut beschickt, vorwiegend aber wieder mit Gemüse, Kopf- und Endiviensalat, Kohlrabien und Kleinzeug. Spinat kommt seit einigen Tagen auch etwas reichlicher auf den Markt, ebenfalls große Mengen fremder Rotkohl. […] Obst war auf dem ganzen Markt kein einiges Pfund aufzutreiben, ebenfalls seitdem der Höchstpreis festgesetzt ist, keine Zwiebeln. Der Verkauf war im allgemeinen ziemlich flott. Unser Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte gestern überhaupt keine Zufuhren. Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt erfreute sich eines recht regen Zuspruchs, besonders in Stangen- und Strauchbohnen. In Weißkohl hat die Stadtverwaltung sich sehr gut vorgesehen, sodaß hiervon sowie von Rotkohl und Strauchbohnen bis auf weiteres noch jede gewünschte Menge abgegeben werden kann. […]
Unser Durchhalten gewährleistet. Nach den Erntevorschätzungen ist, wie wir erfahren, das diesjährige Ernteergebnis um 10 bis 15 Prozent besser als das vorjährige. Damit ist unser Durchhalten gewährleistet. Auch können wir Reserven, die wir während der letzten Monate aufgebraucht haben, ergänzen und den Vorschuß an Frühdruschgetreide zurückerstatten, so daß wir mit unserer Getreidewirtschaft wieder im Reinen sind. Die Befürchtungen, daß infolge des erhöhten Anbaues von Sonderfrüchten unser Getreidebau wesentlich zurückgegangen sei, sind unbegründet. Die Anbaufläche hat sich Gegenteil um einige Prozent erhöht, besonders beim Winterroggen und nur beim Weizenanbau ist ein kleiner Rückgang zu verzeichnen. Die Kartoffelanbaufläche wurde bis zu einem Fünftel des Vorjahres vergrößert. Leider haben wir bei der Frühkartoffelernte hiervon infolge des Frostes wenig Nutzen gehabt, doch sehen wir der kommenden Spätkartoffelernte mit berechtigten Hoffnungen entgegen. Falls das Wetter weiter so günstig bleibt, dürfte mit einer der vorjährigen Ernte ähnlichen Ernte gerechnet werden können. Eine besondere Vermehrung hat die Anbaufläche für Oelfrüchte zu verzeichnen; eine weitere Erhöhung für das kommende Jahr ist vorgesehen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Kriegspreise im Friseurgewerbe. In dem Artikel Nr. 9220 werden die Kriegspreise der Königswinterer Eseltreiber geschildert. Da wir Arbeiter aber nicht mehr in der Lage sind, Sonntagsausflüge nach Königswinter zu machen, möchte ich auf die neusten Bonner Kriegspreise im Friseurgewerbe hinweisen. Bis vorletzten Freitag bekamen wir Arbeiter noch für 35 Pfg. die Haare geschnitten und für 15 Pfg. wurden wir rasiert. Jetzt will man auch in der anspruchslosesten „Schabstube“ 30 PFg. fürs Rasieren und Samstags 1 Mark fürs Haarschneiden haben. Wenn der Lehrjunge in einer Stunde 4 „Stifteköpp“ herunterarbeitet und vier abschabt, ist dieses nicht Wucher?
Unser Friseur kam sicherlich mit dem bisherigen Kriegspreise bei dem großen anspruchslosen Arbeiterkundenkreis gut aus, aber Kollegen mit feiner Aufmachung und fast keinem Kundenkreis scheinen hier die Kriegstreiber zu sein. Ein anspruchsloser Arbeiter.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Die Goldankaufstelle wird in kurzer Zeit ihre Tätigkeit beschließen. Die eifrigen Bemühungen der Ankaufstelle sind durch schöne Erfolge belohnt worden. Wer noch im Besitze von Gold- und Edelmetallen, Schmuckgegenständen usw. ist, hat in den nächsten Tagen noch Gelegenheit, sie an der Goldankaufstelle abzugeben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 26. August 1918
Lazarett-Bilder. Der Bonner Lazarettseelsorger Daniel Schäfer hat seine in den hiesigen Lazaretten gewonnenen Eindrücke und Erlebnisse in einem Büchlein „Lazarett-Bilder“ aufgezeichnet, das bereits in zweiter Auflage im Buchhandel erschienen ist. Das Büchlein soll, so schreibt der Verfasser, auch für die Zeit nach dme Kriege seine Leser erinnern an so manches stille Heldentum im Krankenzimmer der Lazarette, an das große, stille Dulden der Krieger, an die ertragene Qual und Pein auf verborgenem Kampfplatze des Leidens, und das Gedenken daran soll uns die tiefe Dankbarkeit zu allen Kriegsinvaliden und Kriegsbeschädigten fest ins Herz wurzeln. […]
Einbrecher besuchten in der Nacht zum Sonntag eine Zigarrenfabrik an der Koblenzer Straße. Sie erbeuteten mehrere Tausend Zigarren.
Raubgesindel scheint sich im Kottenforst aufzuhalten. Vor etwa zwei Wochen wurde ein Soldat, der nachts von einem Gange nach Meckenheim durch den Kottenforst zurückgehen wollte, angefallen und durch Schüsse verletzt. Er hatte starken Blutverlust und wurde in besorgniserregendem Zustande in das hiesige Marienhospital gebracht, befindet sich jetzt aber schon wieder besser. Auch ein Ueberfall auf einen Förster ist versucht worden, dieser erwehrte sich aber der Angreifer mit seiner Flinte.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Musikkonkurrenz. Sehr geehrte Redaktion! Die in der letzten Stadtverordneten-Versammlung gemachte Aeußerung des Herrn Stadtverordneten Henry, daß „die städtischen Musikleiter sich in bekannter Weise Konkurrenz machten“, kann ich nicht unerwidert lassen. Es ist sicher noch nicht vergessen, daß das städtische Orchester in Friedenszeiten 14 bis 16 Symphonie-Konzerte im Winter veranstaltete. Da das Orchester wegen der Einberufung des größten Teils seiner Mitglieder leider aufgelöst werden mußte, fielen diese gen. Konzerte weg. Eine Anzahl Musikverständiger und Musikliebhaber wandte sich deshalb an mich, mit der Bitte, wenigstens einige Symphonie-Konzerte zu veranstalten und diesem Wunsche entsprach ich gerne, umsomehr, als für mich auch das Sprichwort „Rast‘ ich, so rost‘ ich“ galt. Dank meiner Verbindungen konnte ich ein großes Symphonie-Orchester zusammenstellen und 7 Symphonie-Konzerte im Stadttheater einrichten. Daß die Konzerte einem wirklichen Bedürfnis entsprechen, beweist ihr überraschend glänzender Besuch. Ich will nicht erwähnt lassen, daß andere Konzerte, mit denen ich persönlich nichts zu tun habe, im vergangenen Winter ebenfalls sehr großen Zuspruch hatten und ausverkauft waren: ich nenne nur diejenigen der Frau Elly Ney, Frl. Edyth Walter. […] Dies nur zur Aufklärung!
Heinrich Sauer, Königlicher Musikdirektor und städtischer Kapellmeister.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Die innigen Beziehungen zwischen Stadt und Land – Hamsterverkehr genannt, aber zu größtem Teile notwendiger Versorgungsverkehr – spiegeln sich wieder in den Zahlen der mit den Kleinbahnen beförderten Personen. Auf den Köln-Bonner-Kreisbahnen, umschließend die Vorgebirgsbahn und Rheinuferbahn, wruden im Mai 1917 rund 827.000 Personen befördert; im Mai 1918 waren es rund 952.000, das sind insgesamt 125.500 mehr. Für die Rheinuferbahn bedeutet das sogar, weil sich die Inanspruchnahme dahin verschoben hat, 142.800 Personen, also für den Tag 4765 Personen mehr, denn auf der Vorgebirgsbahn sind es weniger geworden, etwa 582 für den Tag.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Dienstag, 27. August 1918
Das Soldatenheim leitete Sonntag der erste Vorsitzende, Herr Klutmann, der die große Zahl der feldgrauen Besucher und die Gäste herzlich begrüßte, sie mit den neuesten Kriegsereignissen bekannt machte und betonte, daß wir mit dem größten Vertrauen auf unsere oberste Heeresleitung blicken können. Reiche und abwechselungsvolle Unterhaltung boten dann die Chöre des Bonner Männergesangvereins Liederkranz unter Leitung seines neuen Dirigenten Herrn Diebels, ernste und heitere Zwiegesänge von Mitgliedern dieses Vereins, Cellovorträge des Herr Edelstein, von Frl. Schmitt auf dem Klavier begleitet, und die Aufführung von „Ein Bild aus dem Zigeunerleben“ mit Gesängen, Tänzen, Wahrsagen usw.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Der Flottenverein Jungdeutschland veranstaltet am kommenden Samstag ein größeres Kriegsspiel, um seinen Mitgliedern, die nicht in die Sommerfrische gewandert sind, während der Ferien auch eine Abwechslung bieten zu können. Gerade in der jetzigen Zeit tut unserer heranwachsenden Jugend eine Bewegung in der frische, stärkenden Natur sehr wohl und desto mehr ist es zu begrüßen, daß auch der Flottenverein Jungdeutschland angeschlossen ist, sich nicht nur zur Aufgabe macht, das Verständnis für die Flotte bei unserer Jugend zu fördern, sondern die Jugend auch durch sportliche Betätigung für die späteren Lebensaufgaben zu stärken.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verhalten bei Fliegerangriffen.
Sobald das Alarmzeichen die unmittelbar drohende Gefahr ankündigt, ist folgendes zu beachten:
Alle Straßen, Plätze, Höfe und Gärten sind sofort zu verlassen. Jeder muß die nächsten Häuser aufsuchen und dort solange bleiben, bis die Beendigung des Alarmzustandes bekannt gegeben ist. Wer auf freiem Felde ist, oder wer nicht rechtzeitig ein Haus zu erreichen vermag, legt sich am besten platt auf den Boden. An Fenstern, Türen, auf Balkonen und Dächern darf sich niemand zeigen. Schutz lediglich hinter den Haustüren zu suchen, ist zwecklos, weil sie von Bombensplittern durchschlagen werden können.
Die Inhaber der im Erdgeschoß befindlichen Wohnungen und in deren Ermangelung die Inhaber des nächsthöheren Stockwerks sind verpflichtet, den in den Häusern Schutz suchenden Personen Einlaß zu gewähren und die Haustüren zu öffnen. Größere Ansammlungen sind in den einzelnen Räumen zu vermeiden.
Ehrenpflicht eines jeden Erwachsenen ist es, die Kinder in seinen Schutz zu nehmen und in Sicherheit zu bringen.
Besten Schutz bietet das Verweilen in den unteren Geschossen (Erdgeschoß und Kellergeschoß) der gemauerten Gebäude und zwar in den in der Mitte gelegenen Räumen. Die Bewohner der oberen Geschosse begeben sich am besten nach den unteren, wo größere Sicherheit vorhanden ist. Im übrigen ist Schutz hinter Fensterpfeilern und gemauerten Wänden zu suchen.
Es empfiehlt sich, bei den Fliegerangriffen die Fenster zu öffnen, um dadurch die etwaige Zertrümmerung durch den Luftdruck etwa einer in der Nähe einschlagenden Fliegerbombe oder durch herabfallende Sprengstücke sowie die Verletzung von Personen durch Glassplitter zu verhindern.
Die Gasleitungen und Wasserleitungen in den Häusern und einzelnen Wohnungen sind abzustellen.
Pferde werden zweckmäßig von Fuhrwerken abgesträngt und in geeigneten Torfahrten untergestellt.
Die Straßenbahn-Fahrgäste, Fahrer und Schaffner haben die Wagen zu verlassen und in den nächstgelegenen Häusern Schutz zu suchen.
Kirchenbesucher bleiben zweckmäßig in den Kirchen.
Jeder wird nochmals eindrücklich davor gewarnt, Licht in nicht vollständig abgedunkelten Wohnräumen anzuzünden, und dadurch sich und seine Hausgenossen einer unverantwortlichen Gefahr auszusetzen, insbesondere gilt diese Warnung den Bewohnern der oberen Stockwerke.
Wegen der außerordentlichen Gefahr ist es streng verboten, herunterfallende Bomben und andere Geschosse oder Teile von solchen anzufassen oder aufzunehmen. Ueber die Lage derartiger Blindgänger ist sofort der Polizeiverwaltung oder dem zuständigen Polizeirevier Anzeige zu erstatten.
Die Stelle eines Bombemeinschlages darf erst nach einiger Zeit betreten werden, weil die Gefahr einer Gasvergiftung vorliegt. Bei trotzdem eingeatmetem Gas ist sofort ärztliche Hilfe heranzuholen. Oel, Milch und alkoholische Getränke dürfen als Gegenmittel nicht gegeben werden. Der Betroffene ist sofort ins Freie zu bringen, wenn nötig ist künstliche Beatmung, Sauerstoffeinatmung zur Anwendung zu bringen.
Auch nach dem Fliegerangriff sind größere Ansammlungen zu vermeiden. Die Deckung darf nicht verlassen werden, bis der Fliegeralarm aufgehoben ist.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 28. August 1918
Lichtbildbühnen. Die Lichtspiele im Stern führen diese Woche den Zirkusroman in vier Abteilungen „Eine Motte flog zum Licht“ mit der bekannten Filmdarstellerin Fern Andra in der Hauptrolle auf, ferner das vieraktige Drama „Der Bettler von Sabern“ und das Lustspiel „Paulchen heiratet seine Schwiegermutter“.
Im Metropol-Theater stehen das vieraktige Kriminaldrama „Robin-Morris“ mit Theodor Loos vom Berliner Lessingtheater in der Hauptrolle, die vieraktige Lebenstragödie „Das Verhängnis der schönen Susi“ mit der Dänin Egede Nissen in der Hauptrolle und das Detektivabenteuer „Der lachende Tod“ auf dem Spielplan.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Einmachen von Kappusstrünken. Die Zeit zum Einmachen des Sauerkrautes ist gekommen. Dabei ergeben sich die schönen weißen und äußerst zarten Kohlstrünke, welche mit einem kurzen, löffelartigen Instrumente aus der Mitte der Köpfe herausgebohrt und gewöhnlich unbenutzt fortgeworfen oder höchstenfalls an das Vieh verfüttert werden. Doch kann man auch noch einen anderen Gebrauch davon machen, der namentlich für diese knappe und teure Zeit empfohlen werden kann. Man kann die Strünke in Gläser oder Töpfe einmachen und anstelle der sauren Gurken benutzen. Sie werden der Länge nach in 6 bis 8 Teile gespalten und diese dann in 4 bis 5 Zentimeter lange Stücke geschnitten. So werden sie wie Gurken in Essig und reichlich Gewürz eingemacht. Wenn sie im Winter auf den Tisch kommen, sind sie tatsächlich im Geschmack von den Essiggurken nicht zu unterscheiden. Sie halten sich bis ins Frühjahr hinein, ohne viel von ihrer frischen Farbe zu verlieren. – Sehr billig und doch gut!
Schont die Kassenscheine! Die Reichsbank erläßt folgende Mahnung: Zu den kostbarsten Ersatzmitteln gehört zweifellos das an Stelle der verschwundenen Gold- und Silbermünzen jetzt im Umlauf befindliche Papiergeld. Wie schlecht wird dieses aber meist behandelt und wie übel sieht es oft aus. Namentlich sind es die kleinen Darlehnskassenscheine zu 2 und 1 Mark, die vielfach in einem grauenerregenden Zustande von Hand zu Hand gehen. Es ist vielleicht nicht allgemein bekannt und wird daher erneut darauf hingewiesen, daß die Reichsbank die ihr zum Umtausch vorgelegten beschädigten oder beschmutzten Banknoten (Reichskassenscheine und Darlehnskassenscheine) sofort gegen gute Exemplare umwechselt. Wer in Besitz derartigen schadhaft gewordenen Papiergeldes gelangt, wird daher dringend gebeten, dieses so schnell wie möglich der Reichsbank zu Umwechslung einzureichen.
Wegen verbotenen Verkehrs mit Gefangenen wurden zwei junge Burschen aus Duisdorf zu je einem Verweis verurteilt; ein dritter angeklagter Bursche wurde freigesprochen. Die beiden Verurteilten hatte den kriegsgefangenen Russen, der in der dortigen Porzellanfabrik beschäftigt war, aber ganz gut Deutsch sprach, gefragt, wann er in seine Heimat zurückkehre.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Führe uns nicht in Versuchung. Wir erhalten folgende Zuschrift: „Viele Wirte und Gasthofangestellte müssen diese Bitte jetzt mit besonderer Inbrunst aussprechen, denn es sind „Engel“ der Versuchung ausgesandt, um dem Fleisch-Schleichhandel nachzuspüren. Ein Mittel dieses Spürens liegt darin, daß diese „Versucher“ in den Gasthöfen mit allen möglichen Zaubersprüchen zu erreichen sich bemühen, an den „verbotenen Tages“ etwas Fleischliches zu bekommen. Gott sei Dank sind die Wirte und ihre Angestellten durch den Glutofen der Verordnungen ja meist geläutert und sattelfest; aber es wird ihnen dann doch sehr schwer gemacht, gegenüber diesen Sirenentönen standzuhalten, daß sie gewiß sehr dankbar sind, wenn wir ihnen für diese Fälle schwerster Versuchung ein probates Mittel an die Hand geben. Dies besteht darin, daß sie den Störer des gastlichen Friedens, der sich mit einer einfachen Abweisung nicht begnügen will, sondern durchaus auf Fleischnahrung besteht, sich etwas näher ansehen, um ihn dann das Lokal von einer anderen Seite besehen zu lassen. Vielleicht besinnt dieser sich dann, daß es in der heutigen schweren Zeit noch andere Arbeiten zum Wohle des Vaterlandes und der Allgemeinheit gibt, die auf seine Kräfte warten.“
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 29. August 1918
Die Goldankaufstelle Bonn stellt vom 2. September ab ihren Betrieb ein. Sie ersucht die Einlieferer von Gold- und Silbersachen, den ihnen etwa noch zustehenden Gegenwert abzuholen. Der Juwelenverlauf wird von der hiesigen Reichsbanknebenstelle weiter abgewickelt werden. Die Schließung der Goldankaufstelle muß erfolgen, weil die Bürgerschaft diesem vaterländischen Unternehmen in der letzten Zeit leider nur sehr wenig Anteilnahme entgegengebracht hat.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Gegen die Miesmacher. Der stellvertretende Kommandierende General des 7. Armeekorps kündigt Gefängnisstrafen bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bis zu 1500 Mark für diejenigen an, die wissentlich oder leichtfertig falsche Gerüchte ausstreuen oder verbreiten, die eine Beunruhigung in der Bevölkerung hervorzurufen geeignet erscheinen. Als Ausstreuung und Verbreitung gilt im gegebenen Fall nicht nur die Aufstellung unbeweisbarer Behauptungen, sondern auch das Stellen von Fragen, welche derartige Behauptungen hervorrufen können. – Wir machen darauf aufmerksam, daß auch im Bereiche des 8. Armeekorps das Weitererzählen von Gerüchten unter Strafe gestellt ist. Also M-und halten!
Je 7 Pfund Kartoffeln werden von heute ab auf die Kartoffelkarten Nr. 10 und 11 ausgegeben.
Zwei Pfund Einmachzucker werden von Samstag ab bis einschließlich 7. September gegen Warenmarke Nr. 112 verabfolgt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
5 städt. Unterhaltungsabende finden im nächsten Winter an folgenden Sonntagen statt: 29.9. (Gesang und Beethoven-Septett), 3.11. (Schubert, u. a. Winterreise), 22.12. (Weihnachtsmusik), 19.1.1919 (Dichtungen mit Musik), 13.4. (Händel, Judas Maccabäus). Die öffentlichen Hauptproben zum 2. und 5. Abend sind abends vorher, die übrigen vormittags 11½ Uhr am Aufführungstage.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 30. August 1918
Brieftauben. Ein hiesiger Brieftaubenzüchter schreibt uns: Ich bin zurzeit beurlaubt und mußte leider die Wahrnehmung machen, daß von meinen Brieftauben, die der Heeresverwaltung zur Verfügung gestellt sind und von denen fortwährend Nachzucht für das Feld geliefert wird, sehr viele im hiesigen Bezirk abgeschossen worden sind. Auch gestern sind wieder zwei wertvolle Tauben, die draußen ihr Futter suchten, nicht zurückgekehrt, also abgeschossen worden. Die Bauern haben die Meinung, die Tauben fräßen die Saat. Dies ist durchaus unrichtig. Die Tauben fressen nur da, was auf dem Felde liegt, also für den Bauern ohne weiteres verloren ist. Aber auch im entgegengesetzte Fall hat der Bauer keine Berechtigung, die Tauben abzuschießen. Er darf sie im höchsten Fall verscheuchen. Wiederholt ist durch das Kriegsministerium und das Gouvernement Köln darauf hingewiesen worden. Außerdem liegt in dem Abschießen von Militärbrieftauben Landesverrat.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Heizversorgung. Von kommenden Montag ab werden an diejenigen Haushaltungen, die eine eigene selbständige Küche führen, die Winterkohlenkarten ausgegeben. Näheres ist aus der Bekanntmachung in der heutigen Nummer ersichtlich.
Anmeldung von Schaumwein-Beständen. Auf Seite 368 ff. des Zentralblattes für das Deutsche Reich sind neue Schaumweinsteuer-Ausführungsbestimmungen und eine Schaumwein-Nachsteuerordnung veröffentlicht. Jeder – auch der geringste – Bestand an Schaumwein, der sich am 1. September außerhalb der Erzeugungsstätte oder einer Zollniederlage, also bei Wirten, Händlern, Vereinen usw. und bei Privaten befindet, ist spätestens am 7. September 1918 der Zollbehörde anzumelden. Nähere Auskunft erteilen die Bezirksämter.
Zwei junge Zigeunerweiber trieben sich in der letzten Woche in den Ortschaften des Landkreises bettelnd, wahrsagend und stehlend umher. Am Mittwoch kamen beide in ein Haus, in welchem nur die Bäuerin anwesend war. Die ältere Zigeunerin ergriff die Frau bei der Hand, um ihr daraus eine glückliche Zukunft zu prophezeien und hielt dieselbe so lange fest, bis die andere mit einem gefüllten Schoße aus dem Garten kam. Sie hatte an zwei Spalierbäumen die halbreifen Frühbirnen abgeerntet. Im Augenblick darauf waren die beiden Diebinnen verschwunden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die neue Schreibweise. Von verschiedenen Seiten war vor kurzem mitgeteilt worden, daß der Schreibunterricht in Preußen künftig auf der Grundlage eines neuen Leitfadens des Kunstmalers Ludwig Sütterlin erteilt werden solle. Halbamtlich wird hierzu geschrieben: „Richtig ist, daß seit längerer Zeit in einer Reihe von Schulen Versuche mit einer neuen Schreibweise eingeleitet worden sind. Diese Schreibweise ist aus der Zusammenarbeit Sütterlins mit anderen Fachleuten hervorgegangen und durch einen Ausschuß von Sachverständigen eingehend geprüft und gebilligt worden. Die Versuche müssen aber noch einige Jahre fortgesetzt werden, bevor über die Frage einer allgemeinen Einführung der neuen „Ausgangsschrift“ entschieden werden kann.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)