Freitag, 1. Februar 1918
Eine Reise an die Ostfront, die er vor Weihnachten, also noch vor dem Waffenstillstand, zum Besuch einer rheinischen Division unternommen hat, schilderte Herr Bankdirektor Weber gestern abend in einem fesselnden Lichtbildervortrage im vollbesetzten Saale des Bonner Bürgervereins. Auf der Fahrt durch Ostpreußen konnte er sehen, daß an dem Wiederaufbau des von den Russen zerstörten Ostpreußens schon eifrig gearbeitet worden ist. Mitau und Riga machten schon äußerlich infolge ihrer Sauberkeit und Ordnung den Eindruck deutscher Städte, dieser Eindruck vertiefte sich bei einem Rundgang in ihnen und bei dem Verkehr mit den Bewohnern. Von Riga ging es zur Kampffront bis in die vorderste Stellung, wo alle Bewohner eines Unterstandes zufällig aus der Bonner Gegend waren und sich natürlich über den Besuch und die mitgebrachten Liebesgaben aus der Heimat doppelt freuten. Direktor Weber erzählte von der grimmigen Kälte, der Nässe in den Unterständen und all den anderen Leiden, die ohne Murren ertragen werden, denen gegenüber unsere kleinen täglichen Sorgen überhaupt nichts bedeuten können. Auf der Rückfahrt wurde noch Libau besucht, das ebenso wie Riga und Mitau den Wunsch hat, so eng wie möglich an Deutschland angeschlossen zu werden. Der Redner hob zum Schluß noch einmal das stille Heldentum hervor, mit dem unsere Truppen an der Front die Unbilden der Witterung und das Trommelfeuer des Feindes ertragen. Es sei deshalb unverzeihlich, daß bei uns daheim so viel geklagt, gehetzt und gar gestreikt werde. Wenn wir nur noch kurze Zeit aushalten, dann wird der Friede kommen, der uns die Sicherheiten für unsere Zukunft bringt und die Vorbedingungen für die hemmungslose Entfaltung unserer schaffenden Kräfte verbürgt. Die Zuhörer dankten mit reichem Beifall für die fesselnden Ausführungen und die schönen Lichtbilder.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Zur Nervosität disponierte Kriegsteilnehmer. In der Zeitschrift „Die Kriegsbeschädigten-Fürsorge in der Rheinprovinz“ veröffentlicht Prof. Dr. A. H. Hübner, Oberarzt der gl. Nervenklinik in Bonn, eine Darstellung über die Kriegsbeschädigtenfürsorge bei Neurotikern. Der Verfasser gibt den Fürsorgestellen Anleitungen über die Behandlung der neurotisch Erkrankten. Am Schlusse seiner Darstellung vertritt Prof Hübner gegenüber den zur Nervosität disponierten neurotisch gewordenen Kriegsteilnehmer folgenden Standpunkt: „Man muß bei den Neurotikern, ob sie eine Kriegsdienstbeschädigung erhalten haben oder nicht, doch sagen, daß ein großer Teil nachweisbar zur Nervosität disponiert war. Wenn die Betreffenden dann, wie das neuerdings der Fall sein wird, ohne eine Dienstbeschädigung erlitten zu haben, einfach weil sie auf die Einstellung oder den Dienst schon mit neurotischen Erscheinungen reagierten, der Kriegsbeschädigtenfürsorge überwiesen werden, dann wird es Aufgabe der Fürsorgestelle sein, derartige Kranke von Rentenansprüchen abzuhalten und sie entsprechend aufzuklären, denn man kann vom Staat nicht verlangen, daß er die pathologische Anlage der Betreffenden auch noch mit einer Rente belohnt. Wenn auch solche Neurotiker jetzt den Fürsorgestellen überwiesen werden können, so zeugt diese Maßnahme von außerordentlichem Wohlwollen. Sie darf aber nicht dazu führen, daß der Patient Ansprüche stellt, zu deren Erhebung er nicht berechtigt ist.“
Es wäre wertvoll, auch die Urteile anderer bedeutender Nervenärzte über diese wichtige Frage zu hören. H.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Die Brotentnahme am Samstag und Sonntag für die kommende Woche bleibt, vielfachen Wünschen der Bürgerschaft entsprechend, auf Anordnung des Lebensmittelamtes weiterhin gestattet.
Deutscher Sprachverein. In der zahlreich, auch von Feldgrauen besuchten Hauptversammlung begrüßte der zeitige Vorsitzende, Pfarrer Dr. Richter, die Anwesenden im neuen Jahre, das nach dem gewaltigen Völkerringen hoffentlich den ehrenvollen Frieden bringen werde. [...] Es wurde ein Antrag an die städtische Verwaltung gestellt, nach dem Vorgange anderer Städte im kommenden Winter die Verdeutschung zahlreicher, noch üblicher Fremdwörter beim Theaterwesen in Erwägung zu ziehen. [...] Ende Mai soll eine fünfte (letzte) Kriegstagung hier in Bonn zusammentreten. Verdeutschungstafeln und Werbeblätter wurden an 25 hiesige und auswärtige Zeitungen, Druckereien und größere Geschäfte übersandt. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 2. Februar 1918
Nachrichten des Lebensmittelamtes der Stadt Bonn.
[...]
Kartoffeln.
Die Außentemperatur ist in den letzten Tagen wieder gesunken. Dem Lagern und Befördern der Kartoffeln bei mehr als 1 Grad Kälte ist ganz besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Kartoffeln, die längere Zeit Temperaturen unter null Grad ausgesetzt sind, werden süß. Bei tieferen Temperaturen als –2Grad Celsius erfrieren die Kartoffeln. Bei solcher Kälte dürfen Kartoffeln auch nicht frei über die Straße getragen werden.
[...]
Milchversorgung.
Das städtische Lebensmittelamt hat eine größere Menge kondensierter Milch für Kinder von 6 bis 14 Jahren bereit gestellt. Diejenigen Haushaltungen, deren vorzugsberechtigte Kinder durch ihren Milchhändler nicht mehr beliefert werden können, erhalten gegen Rückgabe der Milchkarten bei der Milchversorgungsstelle des städtischen Lebensmittelamtes Bezugsscheine für kondensierte Milch. Die kondensierte Milch wird ausgegeben in der städtischen Verkaufsstelle, Franziskanerstraße 1. Die ½-Liter-Dose kostet 1,75 M. und reicht zur Herstellung von 2 bis 3 Liter Milch.
[...]
Noch weniger Petroleum.
Die Befürchtung, daß die Menge Petroleum, die auf die einzelnen Marken abgegeben werden kann, sich im Laufe der nächsten Monate noch niedriger stellen wird, hat sich bestätigt. Die Petroleumzuweisungen für den Monat Februar sind so gering, daß auf die Petroleummarken Nr. 8 und Nr. 9 für die Geschäfte über ¼ und ½ Liter Petroleum darauf nur die Hälfte der darauf bezeichneten Menge abgegeben werden kann. Die vom Lebensmittelamt wiederholt unternommenen Schritte auf Sonderzuweisungen sind bisher leider ohne Erfolg geblieben. Es kann daher nicht mehr als ¼ Liter Petroleum wöchentlich abgegeben werden. Näheres wird hierüber in den nächsten Tagen durch Bekanntmachung veröffentlicht.
Bekleidungsamt.
Eine größere Anzahl von der Reichsbekleidungsstelle überwiesenen Strümpfe sind an die einschlägigen Geschäfte zum Verkauf abgegeben worden. An die Verbraucher werden sie nur gegen Bezugsscheine zu von der Reichsbekleidungsstelle vorgeschriebenen Preisen abgegeben. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Neues Operettentheater. „Die Rose von Stambul“, Operette in drei Akten, von dem bekannten Komponisten Leo Fall, Text von Julius Brammer und Alfred Grünwald, hat bei ihrer gestrigen ersten Aufführung im Neuen Operettentheater günstigen Erfolg gehabt. Zu der einfachen, doch hübschen, unterhaltenden Handlung hat Fall eine trefflich passende Musik geschrieben, die den erfahrenen Techniker beweist, der alle Kniffe und Geheimnisse seiner Kunst beherrscht. Der Komponist verstand es außerdem, uns oft zu interessieren, und wenn er auch mal trivial im Ausdruck wird, die Situation lebhaft vors Ohr und Auge zu stellen. Wir hörten manch’ hübsche, anmutige Melodie, und in der Orchestrierung viele überraschende Tonklänge. Die Einzelgesänge und Duette sind ansprechend und gefällig und zeigen ein gesundes und starkes Empfinden. Ihren Höhepunkt hat die Musik in den Ensembles und in dem großen Duett am Schluß des zweiten Aktes. Das Hauptinteresse in der gestrigen Aufführung verdienten Fräulein Suzi Pauly und Herr Paul Denker. Ihre Darstellung der Paschas Tochter Kondia Gül und des Achmed Bey waren recht gut. Eine erfreuliche gesangliche und mimische Darstellung bot Fräulein Paula Franke in der Partie der Midilli Hamun; wie immer pikant und chic in der Darstellung war Herr Willy Spanier als Fridolin, dem heiratsbedürftigen Sohn vom alten Müller aus Hamburg. Letzteren gab Herr Benno Nora mit vielem Erfolg . Herr Direktor A. Steffter, der auf die Ausstattung großen Wert gelegt hat, bewährte sich wieder als geschmackvoller Spielleiter, der Leben und Bewegung in die Aufführung zu bringen weiß. Die musikalische Leitung des Herrn Kapellmeisters Kurt Itzel zeichnete sich durch rhythmische Präzision aus. Das Publikum gab seiner Zufriedenheit mit der Aufführung durch wiederholte lebhafte Hervorrufe, Kranz- und reiche Blumenspenden Ausdruck.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Hauswirtschaftliche Kriegshilfe macht die Hausfrauen von Bonn aufmerksam auf einen am 5. Februar 6 Uhr abends in der Lese stattfindenden Vortrag über „Das Reinigen der Wäsche“, der gewiß bei der jetzigen Seifen- und Waschmittelnot allseitigem Interesse begegnen wird.
Vom Vorgebirge schreibt man uns: An geeigneten Stellen im Garten hat man hier schon verschiedentlich in den letzten offenen Tagen Schneidsalat ausgesät. Derselbe kann die Kälte ziemlich vertragen, erfriert nicht leicht, so daß die Samen auch schon auf dem Schnee ausgesät wird. Die jetzige Aussaat ist schon im allerersten Frühjahre zeitig und wenn andere Leute noch kaum an die Aussaat denken, kann man an warmen Stellen schon Salat ernten. Da derselbe nach jedem Abschneiden wieder neu auswächst, hat man viel Freude an solch einem kleinen Beetchen Schneidsalat. Wird er später hart, so gebraucht man ihn noch immer zum Kochen von Grüngemüse, welches unserem Spinat sehr ähnlich ist.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Sonntag, 3. Februar 1918
Nachmittagsheim für Verwundete. Es dürfte den zahlreichen Freunden und Gönnern des Nachmittagsheims für Verwundete nicht unwillkommen sein, einmal wieder ein Wort über den Fortgang dieser so schönen und freundlichen Einrichtung zu hören. Es befindet sich, wie bekannt, seit vorigem Sommer, im Haus des Friesenhausvereins. Lennéstraße 65, und bietet mit seinen gemütlichen, sonnigen und wohlerwärmten Räumen, welche täglich von 1 bis 5 Uhr geöffnet sind, ein wirkliches Heim für unsere Kämpfer, die sich hier von ihren Schmerzen und schweren Kriegsgedanken in der Pflege der Heimat erholen sollen. Nach wie vor liegt die Leitung in treuester, fürsorgender Hand und wird mit Liebe und Verständnis für die Pflegebefohlenen ausgeübt. Der freundliche Blumenschmuck, die hübsche Bibliothek, die warme Tasse Kaffee mit Gebäck und zahlreiche Unterhaltungsspiele sorgen für die behagliche Stimmung und mancher Brief an die Lieben nimmt hier seine Beförderung. Nicht müde werden die Leiterinnen, stets aufs neue freundliche Ueberrraschung und Anregung durch Konzerte, Aufführung und Vorträge zu sinnen, so daß nicht genug auf diese schöne Stätte vaterländischen Sinnes hingewiesen werden kann. Möchten nach wie vor zahlreiche Besucher es sich dort wohl sein lassen und Freunde sich dort zwanglos treffen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Der Sanitätshund im Film-Schauspiel. Zum Besten der Ausbildung von Kriegsblindenhunden findet am 10. Februar in den Bonner Lichtspielen (Stern) eine Vorführung des neuen Sanitätshundfilms „Dem Lichte entgegen“, Schauspiel in drei Akten statt. Der Film enthält u. a. wunderbare Bilder aus dem Felde, es zeigt den Sanitätshund in seiner Dressur und seiner Arbeit an der Front. Die Frontbilder sind von dem Königlichen Bild- und Filmamt in Berlin aufgenommen und sind von packender und ergreifender Wirkung. Hierdurch wird jedem Bürger die Gelegenheit geboten, nicht nur ein den künstlerischen Anforderungen gerecht werdendes und in der Darstellung vollendetes, überaus wirkungsvolles Schauspiel kennen zu lernen, sondern auch durch den Besuch dieser Vorführung ein Scherflein zu dem guten Zweck, für die Kriegsblinden Führerhunde zu beschaffen, beizusteuern. Freiwillige Spenden nimmt die Bonner Sanitätshund-Meldestelle entgegen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Nach Kaisersgeburtstag. Die Wünsche, die wir unserem erhabenen Herrscher entgegenbrachten, waren zugleich Vorsätze für das neue Jahr, an dessen Schwelle sein Geburtstag steht. Sie werden am besten mit denen des hohen Geburtstagskindes übereinstimmen, wenn, wie unser Kaiser auf der einsamen Höhe seines Postens der Riesenpflichten und Verantwortungen, ein jeder von uns an seiner bescheidenen Stelle mit neu entfachtem Augustgeist unbeirrt durch ihm feindliches Gerede der Miesmacher, das zu leisten sucht, was immer in seinen Kräften steht.
Was tun? – Dem Reiche nützen! Wie? „Wer dem Reiche und sich selbst nützen will, bringt sein Gold zur Goldankaufsstelle.“ Wie lange noch sollen Arme und Finger für schimmerndes Gold und blinkenden Edelstein Platz haben, während andere Arme sich schmucklos fortgesetzt in letzter Todesabwehr für uns zum Himmel strecken? Wo die Perle, ihr Frauen, durch das „Trapez“ eures Halsschmucks anpocht, da saß bei jenen das Herz, das für euch gebrochen ist. Habt ihr nicht das Gefühl, als sei die Perle ihre Träne, die versteinerte, als sie den alten Schlag eures Herzens spürte? Wer jetzt noch Gold und Edelstein zur Schau trägt oder heimlich versteckt, von dem wollen wir weit, weit abrücken. Er hat mit uns nichts gemein. In der eisernen Kette dagegen erblicken wir den Ausweis auch für den, der selbst nicht des Königs Rock tragen kann, daß er zu einer vaterländischen Ehrengarde gehört, die Schönheit und Tugend, die Bürgertugend, nicht aber das jedem Kriegsgewinnler zugängige Abzeichen hohler Eitelkeit als Schmuck ansieht. Und dabei wißt ihr’s doch längst: „Für Gold der volle Goldwert, für Juwelen der hohe Auslandspreis!“ [...] Es wird hier jetzt eine Silberankaufsstelle eingerichtet, über die nähere Mitteilung ergeht. Mögen die bisherigen Förderer der Goldankaufsstelle solche auch der Silberankaufsstelle werden! Möge, was jener noch vorenthalten wurde, baldigst gebracht, dieser auch von denen zum Nutzen des Vaterlandes geholfen werden, die in Tat für jene nichts hatten. Das sind echte Kaisersgeburtstagsvorsätze. Und wenn der Ruf zur achten Kriegsanleihe erschallt, nicht wahr, dann seid ihr, die solche Vorsätze faßten, schon jetzt entschlossen, so deutsch und klug zu sein, nicht zu fehlen!
Felix Joseph Klein (Bonn)
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 4. Februar 1918
Der Flottenverein Jung-Deutschland veranstaltete am gestrigen Sonntag von 11.30 Uhr bis 1 Uhr in den Lichtspielen im Stern, die von der Direktion in freundlichster Weise dem Verein überlassen worden waren, eine vaterländische Filmvorführung für die Bonner Jugend. Im Mittelpunkt der Darbietungen stand der große, vom Bild- und Filmamt zusammengestellte Fil „Soll und Haben“ des Kriegsjahres 1917. Er zeigte in vorzüglich scharfen Bildern, das, was uns das Jahr 1917 nach der schnöden Ablehnung unseres Friedensangebotes vom 12. Dezember 1916 gebracht hat: die Vollendung unseres Siegeszuges durch Rumänien bis zum Sereth, die Erklärung des verschärften Ubootkrieges, dessen Wirkung durch prächtige Aufnahmen klar vor Augen geführt wurde, die Kriegserklärung Amerikas, den Rückzug zur Siegfriedstellung, die Schläge, die wir im Osten – Wiedereroberung Galiziens und der Bukowina, Einnahme von Riga, Oesel. Dagö, Moon – und im Süden – die gigantische 12. Isonzoschlacht – als Angreifer und im Westen in elastischer Verteidigung gegen ein ungeheures Aufgebot an Menschen und Material ausgeteilt haben, die Leistungen der Heimat auf den verschiedenen kriegswirtschaftlichen Gebieten und vieles andere mehr. Der vorzügliche Film fand bei den sehr zahlreichen alten und jungen Besuchern, die den großen Saal vollständig füllten, lebhaften Beifall. Besonders begeisterte auch der die Vorstellung abschließende Hindenburg-Film mit seinen ausgezeichneten Aufnahmen unseres geliebten Feldmarschalls. Während der ganzen Vorführung spielte die vom Ersatz-Bataillon des Inf.-Reg. 160 freundlichst zur Verfügung gestellte Kapelle. – Der Reinertrag dient zur Herausgabe neuer Flugschriften des Vereins als Ersatz für die während des Krieges ausfallende Zeitschrift „Jung-Deutschland zur See“. Der fast zu starke Andrang zu der Vorstellung zeigte, wie sehr gerade derartige Darbietungen bei unserer Jugend beliebt sind.; es wäre sehr zu wünschen, wenn solche Vorführungen von Filmen des königlichen Bild- und Filmamts sich recht häufig ermöglichen ließen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Fußballsport. Am Sonntag spielte Bonner Turnverein im Verbands-Meisterschaftsspiel gegen die bisher ungeschlagene Mannschaft des Siegburger Sportvereins II mit 3:1. Ebenso gewann Bonner Turnverein am vorigen Sonntag gegen Siegburger Turnverein 3:2.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Gegen die Streikbewegung erläßt die Verbandsleitung der katholischen Jugendvereinigungen Deutschlands einen Aufruf, in dem u. a. gesagt wird: Daß die Arbeiter ihr gutes Recht suchen, kann ihnen gewiß niemand verwehren; aber daß sie des Vaterlandes schwerste Stunde hierzu missbrauchen, muß jeder verurteilen. Sollten wir nämlich jetzt, wo wir militärisch so glänzend stehen wie nie zuvor, durch die Schuld der Arbeiterschaft zur Ohnmacht verurteilt, den Krieg verlieren, dann wäre die deutsche Arbeiterschaft vor aller Welt und für alle Zeit mit dem Makel behaftet, dem Vaterlande in der letzten Entscheidungsstunde den Dienst versagt zu haben. Katholische Arbeiterjugend! Verbandsmitglieder! Wir haben zu Euch das unbesiegbare Vertrauen, daß Ihr auch weiterhin mit aller Kraft und Hingabe dem Vaterlande dient, wie Ihr es bisher so tapfer und treu getan habt. Wir wissen auch, daß Ihr vor den Hetzern und Spöttern stolz und entscheiden Kehrt macht und ihren Einflüsterungen Herz und Ohr verschließt. Tut Ihr das, so braucht Ihr, wenn demnächst unsere Krieger lorbeergeschmückt heimkehren, nicht teilnahmslos beiseite zu stehen; Ihr dürft ihnen mit freudigem Stolz entgegeneilen. Denn Ihr seid ihnen treu geblieben und habt Schulter an Schulter mit ihnen gekämpft.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Dienstag, 5. Februar 1918
Wegen Ueberschreitung der Höchstpreise für Gemüse, besonders Bohnen, sollten sich gestern wieder eine Anzahl Gemüsepacker vom Vorgebirge vor der Strafkammer verantworten. Das Gericht verhandelte zunächst zwei Fälle und beschloß dann, alle Strafverfahren gegen Packer so lange auszusetzen, bis das Reichsgericht als Revisionsinstanz für die bisherigen Bonner Urteile grundsätzlich entschieden hat, ob die Packer als Täter oder nur als Gehilfen anzusehen sind und ob die Bundesratsverordnung vom 18. Januar 1917 auf die Packer anzuwenden ist.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Godesberg, 3. Febr. Der leitende Arzt des Reservelazaretts Godesberg, Geheimer Sanitätsrat Dr. Brockhaus, ist im 68. Lebensjahre gestorben. Er war einer der angesehensten Bürger Godesbergs und allen rheinischen Burschenschaftern wohlbekannt. Bei den großen Neujahrsfrühschoppen, die früher im Adler, später in der Erholung stattfaden, wurde sein dichterischer Rückblick auf das Jahr stets mit stürmischem Beifall aufgenommen. Geheimrat Brockhaus war Mitglied der rheinischen Aerztekammer, langjähriger Vorsitzender des Aerztevereins im Regierungsbezirk Köln und des Vereins der Aerzte des Landkreises Bonn.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)
Der Bonner Lazarettzug hat seine Verwundeten von der 91. Fahrt nach Mainz und Wiesbaden gebracht. […] An Liebesgaben sind ganz besonders erwünscht: Zigarren und Zigaretten, Kognak, Weiß- und Rotwein. Solche Sachen sind abzugeben Bahnhofstraße 40, woselbst Quittung erteilt wird. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Nachmittagsheim für Verwundete. Es dürfte den zahlreichen Freunden und Gönnern des Nachmittagsheims für Verwundete nicht unwillkommen sein, einmal wieder ein Wort über den Fortgang dieser so schönen und freundlichen Einrichtung zu hören. Es befindet sich, wie bekannt, seit vorigem Sommer im Hause des Friesenhausvereins, Lennéstraße 65, und bietet mit seinen gemütlichen, sonnigen und wohlerwärmten Räumen, welche täglich von 1 bis 5 Uhr geöffnet sind, ein wirkliches Heim für unsere Kämpfer, die sich hier von ihren Schmerzen und schweren Kriegsgedankten in der Pflege der Heimat erholen sollen. Nach wie vor liegt die Leitung in treuester, fürsorgender Hand und wird mit Liebe und Verständnis für die Pflegebefohlenen ausgeübt.
Der freundliche Blumenschmuck, die hübsche Bibliothek, die warme Tasse Kaffee mit Gebäck und zahlreiche Unterhaltungsspiele sorgen für die behagliche Stimmung und mancher Brief an die fernen Lieben nimmt hier seine Beförderung. Nicht müde werden die Leiterinnen stets auf neue freundliche Ueberraschung und Anregung durch Konzerte, Aufführung und Vorträge zu sinnen, so daß nicht genug auf diese schöne Stätte vaterländischen Sinnes hingewiesen werden kann. Möchten nach wie vor zahlreiche Besucher es sich dort wohl sein lassen und Freunde sich dort zwanglos treffen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 6. Februar 1918
Universität. Nach einem Ministererlaß vom 29. Januar wird auch in diesen Osterferien wieder ein Ferienkursus für Medizin studierende Kriegsteilnehmer der Universität Bonn abgehalten werden. Berechtigt zur Teilnahme sind solche Kriegsteilnehmer, die bisher ordnungsmäßig drei Semester Medizin studiert, ihr Studium nicht später als am 1. Januar 1915 begonnen und Anspruch auf Anrechnung eines Kriegssemesters auf das Medizinstudium haben. Diesen studierenden Kriegsteilnehmern kann der vom 11. Februar bis 27. April stattfindende Ferienkurs als fünftes Studiensemester angerechnet und die Zulassung zur ärztlichen Vorprüfung bereits Mitte April gewährt werden. Die Meldungen zur Teilnahme werden vom Vorsitzenden der Kommission für die ärztliche Vorprüfung, Herrn Professor Max Berworn, Bonn, Nußallee 11, entgegengenommen, der die Berechtigung zur Teilnahme prüfen wird.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Wochenmarkt war gestern nicht so gut beschickt als Ende der vorigen Woche. An Gemüse war vorwiegend Krauskohl und Rosenkohl vorhanden, Sprutengemüse, Wirsing und Weißkohl dagegen nur ganz wenig. Schwarzwurzeln, Sellerie, weiße Rüben, weiße Rettiche, Karotten und Knoblauch waren ziemlich reichlich zu haben, ferner noch Feldsalat, Breitlauch, Petersilie, Meerrettich, Kohlrabien, Chicoree usw. Spinat war nicht vorhanden, ebenfalls, außer beim städtischen Verkauf, auch keine Aepfel und Zwiebeln. Der Verkauf war im allgemeinen recht flott, besonders in Gemüse.
Auch der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte gestern bei weitem nicht so große Zufuhren wie am letzten Hauptmarkttage. […] Der Verkaurf war durchweg sehr flott und der Markt schon früh wieder geräumt.
Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte gestern wieder recht regen Zuspruch, besonders in Fischen, Aepfeln und Gemüse. Die Zufuhren waren im allgemeinen befriedigend, besonders in Gemüse, Aepfeldn und Zwiebeln. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
Der Geschäftsumfang des Lebensmittelamtes hat auch im letzten halben Jahre wiederum eine ganz erhebliche Steigerung erfahren, wie sich aus der Januar-Bilanz ergiebt. Danach sind insgesamt für Lebensmitteleinkäufe seit Kriegsbeginn rund 102 Millionen Mark verausgabt worden und davon allein rund 45 Mill. Mark im letzten halben Jahre. Der Umsatz des Lebensmittelamtes betrug im Monat Dezember 1917 rund 8 Millionen Mark, das bedeutet auf den Wochentag umgesetzt einen täglichen Geldverkehr von über 300.000 Mark. An dieser Ziffer ist am besten zu ermessen, wie ungeheuer die Ausgaben der Stadt gewachsen sind; denn ein Lebensmittelgeschäft, das zu Friedenszeiten täglich 300.000 M. umsetzte wird es im Deutschen Reiche wohl kaum gegeben haben.
In der Kartoffelversorgung ist insofern ein für die Stadt etwas günstigeres Bild aufgetreten, als die noch zu liefernden rund 60.000 Zentner Kartoffeln im wesentlichen aus den Kreisen Mayen und Coblenz-Land zugeteilt sind. Die Bevölkerung bevorzugt nun einmal die rheinische Kartoffel und dürfte mit dieser Änderung zufrieden sein. Auch haben sich die Kartoffeln bis jetzt in den Mieten gut gehalten, so daß die Versorgung bis Mitte Mai durchaus gesichert ist. Dennoch sei den Hausfrauen erneut größte Sparsamkeit im Verbrauch empfohlen und vor allen Dingen wiederholt das Strecken der Kartoffeln mit Steckrüben anheimgegeben. […]
Die Gemüselieferung ist in letzter Zeit nicht gerade reichlich, immerhin hebt sie sich doch angenehm gegen die gleiche Zeit des Vorjahres ab. Vielfach werden Klagen darüber laut, daß die Stadt die Äpfel zu teuer verkaufe. […] Demgegenüber sei festgestellt, daß die Stadt bei dem Äpfelverkauf ganz ungeheure Beträge zusetzt, die sich noch nicht ganz übersehen lassen, aber mehrere 100.000 Mark betragen. Wenn der Lebensmittelausschuß sich trotzdem zu dem großen Apfeleinkaufe entschlossen hat, so wollte er eben der Bevölkerung über die gemüsearme Zeit des Winters hinweg helfen, und daß diese Maßnahme großen Anklang gefunden, beweist am besten die rege Inanspruchnahme des Verkaufs. […]
Der Lebensmittel-Ausschuß beschäftigt sich zurzeit auch mit der Herstellung eines Einheitskuchens in den Konditoreien und dessen Abgabe gegen Brotmarken. Endgültige Beschlüsse darüber sind noch nicht gefaßt, da der Mehlausschuß zu der Angelegenheit noch gehört werden muß.
In die Bewirtschaftung des Herbstgemüses wird in diesem Jahre ein ganz schwerwiegender Eingriff gemacht werden. Alles Gemüse, was nicht durch Lieferungsverträge erfaßt ist, kommt in Zwangsbewirtschaftung. Sein Absatz darf nur durch Vermittlung der Kreisstellen erfolgen. Auf diese Weise hofft man endlich das wucherische Treiben der Gemüsebauern und den Schleichhandel auszuschalten.
Noch immer unterstützen die Hausfrauen den Schleichhandel in unerhörter Weise, trotzdem die Behörden jetzt mit aller Schärfe dagegen vorgehen. Aber was nützt alles, wenn die Hausfrauen in diesem Kampf die Behörden nicht unterstützen. Jede Hausfrau besinne sich doch endlich auf ihre vaterländische Pflicht und überlege, daß sie durch die Unterstützung des Schleichhandels alle behördlich geplanten Rationierungen zuschanden macht.
Vom 1. Februar ab sind auch Durchlaßkarten für hoffende Frauen ausgegeben worden. Sie bezwecken, daß allen hoffenden Frauen in den letzten drei Schwangerschaftsmonaten und allen stillenden Frauen bis zu zwei Monaten nach der Niederkunft das Warten in den Verkaufsstellen erleichtert, nach Möglichkeit sogar abgenommen wird. Die Geschäftsleute werden daher dringend ersucht, dieses Streben des Lebensmittelamtes zu unterstützen. Vor allen Dingen wird aber von den Einkäufern in den Geschäften erwartet, daß sie den mit Durchlaßkarten versehenen Frauen in jeder Weise entgegenkommen und die Beschleunigung ihrer Einkäufe herbeizuführen suchen.
Die Zahl der Kriegsküchenteilnehmer ist wiederum um 300 gestiegen, aber noch nicht so gewachsen, daß sich der Lebensmittel-Ausschuß entschließen konnte, die Kriegsküche an der Reuterstraße zu eröffnen. Die Einwohner des dortigen Stadtteiles müssen daher noch einige Zeit mit der Kriegsküche in Poppelsdorf vorlieb nehmen und auf die Bequemlichkeit des näheren Abholens der Speisen verzichten. […]
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Donnerstag, 7. Februar 1918
„Dem Licht entgegen“, so heißt das dreiaktige Filmschauspiel, das kommenden Sonntag, vormittags 11½ Uhr, im Lichtspielhause (Stern) zum Besten der Kriegsblindenhunde zur Vorführung gelangt Das Königliche Bild- und Filmamt in Berlin hat durch die Herstellung dieses Films eine ganz hervorragende Leistung zuwege gebracht. Im ersten Teile wird die Ausbildung der Sanitätshunde gezeigt, die mit einer Vorführung der Hunde vor dem Großherzog von Oldenburg abschließt. Das eigentliche Schauspiel beginnt in der Heimat. „Senta“, der Liebling einer wohlhabenden Familie, wird Sanitätshund. Der Zuschauer begleitet den Hund an die Westfront. Der Film zeigt, wie die Sanitätshunde und ihre Führer unter den schwierigsten Verhältnissen ihre Pflicht erfüllen. Einschlagende Granaten, Gasentwicklung und Flammenwerfer sind für sie kein Hindernis. In ergreifender Weise wird die Rettung aus höchster Lebensgefahr dem Zuschauer vor Augen geführt und ihm der Wert dieser braven Sanitätshunde zum Bewußtsein gebracht. Zum Schlusse erscheint „Senta“ als Kriegsblindenhund. Möge diese Veranstaltung, ihrem Zweck entsprechend, ein gutes Ergebnis zur Folge haben. Freiwillige Spenden werden an die Sanitätshunde-Meldestelle Bonn, Kirsch-Allee 23, erbeten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Festgenommen wurde ein Schuhmacher aus der Bürgermeisterei Vilich, weil er zwei jungen Burschen einen gestohlenen Treibriemen im Werte von 700 Mark abgekauft hatte. Die Burschen hatten den Treibriemen in Hannover von einem Kellner gekauft. Sie hatten dorthin eine Vergnügungsreise gemacht, wozu das Geld dem Vater des einen Burschen entwendet worden war.
Diebstähle. In ein Weißwarengeschäft in der Kölnstraße sind in vorvergangener Nacht Diebe durch den Raum einer ausgeschnittenen Türfüllung eingedrungen und haben für etwa 1700 M. Weißwaren sowie einen kleinen Geldbetrag entwendet. – Aus einem Hausflur in der Lessingstraße wurden vorgestern abend zwei mit Pelz besetzte Damenmäntel und ein Sealmuff im Werte von 7-800 M. entwendet. Die Haustür ist mit einem Nachschlüssel geöffnet worden. Die Einwohnerschaft möge sich gegen solche Diebstähle durch Anbringen von Sicherheitsvorrichtungen schützen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 8. Februar 1918
Der Vortrag über „das Reinigen der Wäsche im Weltkriege“, den Frau Kauth-Robertson am 5. Februar in der Lese hielt, wurde von der zahlreich erschienenen weiblichen Zuhörerschaft mit großem Interesse verfolgt, ist doch das früher so einfache Waschen jetzt infolge Seifenmangels eine große Kunst geworden. Die Vortragende wies darauf hin, wie in unserer stoffarmen Zeit eine Faserschonung geboten ist, zeigte in Lichtbildern, welche schädigende Wirkung die scharfen Seifenersatzmittel und zu vieles Kochen der Wäsche an den Geweben ausüben, empfahl bei Mangel an Regenwasser eine Enthärtung des kalkreichen Leitungswassers (mittels einer Handvoll Soda auf 100 Liter Wasser), nur 10 Minuten langes Kochen, aber oftmaliges Ausspülen der Wäsche und wies zum Schluß hin auf ein Einweichungspräparat mit Namen Burnus, das, aus tierischen Enzymen gewonnen, die Fasern schont und doch schmutzlösend wirkt. Die hauswirtschaftliche Kriegshilfe wird dies Mittel demnächst in ihrer Flickschusterei Am Hof abgeben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kirchliche Nachrichten. Zur Erflehung eines baldigen ehrenvollen Friedens ist am Sonntag, den 10. Februar und an den beiden folgenden Tagen auf Veranlassung der hiesigen Marianischen Junggesellen-Sodalität in der Münsterkirche 40stündiges Gebet. Die Gläubigen der Stadt werden zu reger Teilnahme freundlich eingeladen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Warum nicht zur Goldankaufstelle gebracht? In einer Villa wurde vor kurzem für 1500 Mark Gold und Juwelenschmuck gestohlen. Als Dieb wurde ein Schlossergeselle ermittelt, der dort gearbeitet hatte. Die Schmucksachen, die bereits weiter veräußert waren, sind dem Eigentümer wieder beschafft worden.
Vorsicht. In verschiedenen Gasthöfen haben sich Soldaten Nachtquartier gesucht und sind unter Mitnahme von Bett- und Tischwäsche verschwunden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 9. Februar 1918
Wenn wir Frieden hätten, stünden die nächsten drei Tage unter der Herrschaft des Prinzen Karneval. So werden in diesem Jahre zum vierten Male die Fastnachtstage ohne Sang und Klang vorüberziehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine größere Anzahl Austauschgefangener, sämtlich Sanitäter, traf gestern mittag hier ein und wurden mit Musik am Bahnhof abgeholt.
Vier Einbrecher sind Donnerstag abend in einem Hause der Moltkestraße auf frischer Tat ertappt und festgenommen worden. Es sind ein Monteur, zwei Arbeiter und ein Soldat. Sie waren in dasselbe Haus schon in der Nacht zum 2. Februar eingebrochen und hatten Kleidungsstücke, Wäsche usw. erbeutet.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonn: Nachrichten des Städtischen Lebensmittelamtes.
[…]
Kartenausgabestelle. Die Abmeldung der Dienstmädchen vom Lebensmittelbezuge muß auch dann geschehen, wenn an Stelle der ausgetretenen Person sofort wieder eine neue tritt. Die Meinung, die Abmeldung erübrigt sich, wenn die in der Lebensmittelkarte eingetragene Personenzahl ihre Richtigkeit behält, ist falsch. Die Umschreibung ist unbedingt notwendig, denn das fortziehende Mädchen muß eine Bescheinigung über sein Ausscheiden aus der Lebensmittelversorgung der Stadt Bonn haben, weil es sonst anderwärts nicht versorgt wird. Das eintretende Mädchen muß in der Kartenausgabestelle durch eine Bescheinigung nachweisen, daß es die Lebensmittelkarten in seinem früheren Wohnort abgegeben hat. Ueberhaupt müssen alle Veränderungen im Hausstand in der Kartenausgabestelle unverzüglich angegeben werden.
[…]
Bekleidungsamt. Die Kriegsamtsstelle ersucht alle, alte unbrauchbare Säcke, Packmaterial und Stricke zu sammeln und an die Lumpenhändler zu veräußern, welche die gesammelten Lumpen an die behördlich bestimmten Großsortieranstalten abzuliefern haben. Da diese Stoffe die für kriegswirtschaftliche Zwecke dringend benötigt werden, in vielen Häusern auf den Dachböden und in Schuppen oft sogar in großer Menge unbenutzt liegen, ist es vaterländische Pflicht, sofort eine Sichtung vorzunehmen, damit die gesammelten Vorräte baldigst dienstbar gemacht werden können. Nur der Verkauf an die Lumpenhändler führt die Stoffe den kriegswirtschaftlichen Bedürfnissen zu, da sie bei denselben beschlagnahmt sind.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf.“)
Sonntag, 10. Februar 1918
Verbotener Verkehr mit Kriegsgefangenen. In letzter Zeit häufen sich wieder die Fälle, in denen weibliche Personen sich in ungehöriger Weise an die Kriegsgefangenen herandrängen. Es erscheint daher erforderlich, auf die Verordnung des Gouvernements vom 2. November 1916 hinzuweisen, nach welcher schon jede Unterhaltung mit den Kriegsgefangenen verboten ist und die Personen, die gegen die Verordnung verstoßen, vor das Außerordentliche Kriegsgericht gestellt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Godesberg, 9. Febr. Die G. m. b. H. Gemeinnütziger Bauverein ist gestern im Sitzungssaale des Rathauses mit einem Stammkapital von 201.000 M., woran 52 Gesellschafter beteiligt sind, gegründet worden. Zweck der Gesellschaft ist, wenigerbemittelten Pesonen (nicht etwa bloß Arbeitern) gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen zu billigen Preisen zu beschaffen. Es wurde ausdrücklich betont, daß damit nicht Industrie nach Godesberg gezogen werden soll. Als Geschäftsführer wurden bestellt Fabrikant Bernh. Becker, Beigeordneter Fritzen und Kaufmann Karl Gebühr. Der Aufsichtsrat setzt sich zusammen aus Bürgermeister Zander (Vorsitzender), Dr. H. Bergmann, Joh. Dovenkam, W. Emmelius, B. Heinemann, Frau Jos. Mayer, Dr. F. H. Müller, W. H. Schmitz, Frau H. Steffenhagen-Elbers und W. Wichterich.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)
Für die Wohltätigkeitsvorstellung zum Besten unserer Kriegsblinden am heutigen Sonntag sind die Eintrittskarten bereits verkauft. Diese erfreuliche Tatsache läßt erkennen, wie groß das Interesse ist, welches aus allen Kreisen der Bürgerschaft diesem idealen Zweck entgegengebracht wird. Aus diesem Grunde findet eine Wiederholung der Wohltätigkeitsvorstellung am Mittwoch, den 13. ds. Mts., vormittags 11½ Uhr, im Lichtspielhause (Stern) statt. Möge auch diese Veranstaltung zu demselben Ergebnis führen; gilt es doch den feldgrauen Kriegsblinden ihr Dasein zu erleichtern. Freiwillige Spenden werden an die Sanitätshund-Meldestelle, Bonn, Kirsch-Allee 23 erbeten. – Es ist festgestellt worden, daß unbefugte Personen diese Gelegenheit benutzen, um Postkarten zu verkaufen. Es wird darauf hingewiesen, daß für den obigen Zweck Postkarten usw. nicht verkauft werden. Es liegt im öffentlichen Interesse, daß die Namen dieser Postkartenverkäufer der Polizei mitgeteilt werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Goldankaufstelle. Es muß als eine allgemeine vaterländische Pflicht gelten, Goldsachen und Edelsteine nicht mehr zu tragen, sondern der Reichsbank zuzuführen. Jeder sollte das auf der Straße, im Theater, im Konzert, auf der Reise usw. Trägern und Trägerinnen von Gold und Edelsteinen unablässig zu Gemüte führen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 11. Februar 1918
Der achte städtische Volksunterhaltungsabend fand Sonntag im großen Saale des Bonner Bürger-Vereins statt. Alles war bis auf den letzten Platz besetzt, ein Beweis, welchen Anklang diese Veranstaltungen gefunden haben. Im Kalender stand allerdings Fastnacht. Aber während in Friedenszeiten Terpsichore und Thalia, Tanz und heiterer Mummenschanz in diesen Stunden ihr Wesen trieben, hatten sie dieses Mal ihrer ernsteren Schwester Kalliope das Feld räumen müssen. Der Abend galt durchweg dem deutschen Volkslied, das in seiner Ursprünglichkeit und Kindlichkeit immer wieder gefällt und dessen Born unerschöpflich ist. […] Die Beifallskundgebungen, die allen Darbietungen in reichstem Maße gezollt wurden, bewiesen, welchen Anklang der Abend gefunden hatte. – Das wiederholte, störende Hinausgehen der jüngeren Zuhörer und Zuhörerinnen scheint wohl ein Zeichen der Zeit zu sein.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Strafkammer hatte man vorgestern ein sechsköpfiges Komplott von hier aus der Haft vorgeführt, nämlich den Rich., Hoff, Ko., Au., Gar. und Lin., die alle bis auf den zweiten noch erst 15 bis 17 Jahre alt sind; der siebente im Bunde, ein Kü., ist inzwischen Soldat geworden und erfährt also eine militärische Verurteilung. Die vielversprechenden Früchtchen hatten im September und Oktober ein reguläres Einbrecher- und Räuberleben hier in Bonn geführt, dabei eine sehr ausgiebige Beute gemacht und sich gute Tage gegönnt. Sie brandschatzten die Bootshäuser des städtischen Gymnasiums und der Burschenschaft Alemannia, das Sportshaus an der Kölnstraße und ein Privathaus in der Marienstraße. Was Bootshäuser und Sportbude bargen an Gerätschaften und Kleidern, war reichlich und für den Verkauf gut verwendbar. Die Beute im Hause Marienstraße erbrachte allein schon 2000 Mark. Das Gericht gewann die Ueberzeugung, daß sämtliche Beteiligte die volle Erkenntnis ihrer Handlungsweise besessen hatten und verurteilte den schon zweimal vorbestraften Rich. zu zwei Jahren, den Hoff. wegen drei schwerer Diebstähle zu 1 Jahr, den Ko. wegen einfachen Diebstahls zu 1 Monat, den Au. zu 3 Monaten, den Gar. zu 6 Monaten und den Lin. wegen Hehlerei zu 3 Wochen Gefängnis. […]
Arndt-Eiche in Eisen. Zu einer eindrucksvollen Feier gestaltete sich am Sonntag die Nagelung, welche die Jungmannen des hiesigen Kgl. Gymnasiums an der Arndt-Eiche vornahmen. Ein Streichquartett unter Führung des Primaners v. Nell leitete mit einer Variation über die Weise „Deutschland über Alles“ die Feier ein. Rudolf Herzogs wuchtiges Lied „Zu Bonn am Rhein“, das der Dichter der Bonner Arndt-Eiche gewidmet, trug der Sekundaner Bins in markiger Weise vor. Der Leiter der Jungmannen, Herr Professor Füchtjohann, dem für seine arbeitsreiche und verdienstvolle Tätigkeit vor einigen Tagen das Verdienstkreuz der Kriegshilfe verliehen wurde, wies in herzlichen und patriotischen Worten auf die Bedeutung der Nagelung und der Adlerfeder hin, die den Spruch trägt: „Halte aus im Sturmgebraus! Zur Erinnerung an die Kriegshilfe im Dienste der Stadt Bonn im Jahre 1917, die Jungmannen des Kgl. Gymnasiums“. Redner führte aus, daß die Feder gestiftet worden sei mit dem Gefühl der Dankbarkeit für das, was die gefallenen Helden dem Vaterlande und unserer Heimat geleistet, die sie vor den Schrecken der Verwüstung und Zerstörung bewahrt hätten. Die Adlerfeder solle aber auch ein Erinnerungszeichen sein an die Arbeit, welche die Jungmannen im Dienst des Vaterlandes geleistet. 7000 Arbeitstage haben die Jungmannen im Jahre 1917 geschafft und wertvolle Arbeit in gärtnerischen und landwirtschaftlichen Betrieben, sowie bei der Kartoffelversorgung der Stadt Bonn geleistet. – Nach erfolgreicher Nagelung beschloß der gemeinsame Gesang des Liedes „Deutschland über Alles“ die Feier, welcher auch Herr Direktor Genniges und ein Vertreter des geschäftsführenden Ausschusses der Arndt-Eiche beiwohnten. – Die prächtigen Räumlichkeiten des städtischen Bekleidungsamtes sind wie geschaffen für eine eindrucksvolle Nagelungsfeier; sie werden nach vorheriger Anfrage Gesellschaften und Vereinen zum Zwecke der Nagelung gerne zur Verfügung gestellt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 12. Februar 1918
Bezugsscheine auf Sommermäntel. Infolge der Knappheit an Web-, Wirk- und Strickwaren sollen die Bezugsscheinstellen nach den bestehenden Bestimmungen bei Bewilligung von Bezugsscheinen für Sommermäntel im allgemeinen Zurückhaltung üben. So ist z. B. gestattet, kränklichen und hochbejahrten Personen Bezugsscheine für Sommermäntel auszustellen, wenn durch ein ärztliches Zeugnis nachgewiesen wird, daß die Anschaffung mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand dringend notwendig ist. Ferner kann jeder, der einen bereits getragenen, aber gut erhaltenen Sommermantel oder zwei stark abgetragene Sommermäntel abliefert, einen Bezugsschein auf einen neuen Sommermantel erhalten. Die Annahmestellen sind hierzu von der Reichsbekleidungsstelle ersucht worden, bei Beurteilung der Beschaffenheit abgegebener Sommermäntel, -Jackets oder –Umhängen einen möglichst milden Maßstab anzulegen, der es ermöglicht, eine Abgabebescheinigung zumeist schon bei Abgabe nur eines Stücks zu erteilen; die Abgabe zweier zur Erlangung einer Abgabebescheinigung soll nur dann verlangt werden, wenn das abgegebene Stück auch nach erheblicher Instandsetzungsarbeit nur eine geringe Brauchbarkeit besitzen würde.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Strafkammer Bonn. Durch Verkehr mit einem französischen Gefangenen suchte die 34jährige Ehefrau Ei., deren Mann im Felde steht, ihren Drang nach Kenntnis der französischen Sprache zu stillen, so jedenfalls beteuerte die Angeklagte gestern vor Gericht. Andere Menschen glaubten jedoch, ein Verhältnis darin erblicken zu sollen, zumal sich herausstellte, daß die Lernbegierige noch nicht die geringste Unterlage in den Anfangsgründen dieser ihr fremden Sprache besaß und einen ihr vom Verehrer zugeschickten Liebesbrief von einem Gymnasiasten sich mußte übersetzen lassen. Das Schöffengericht Bonn hatte einer solchen Art Sprachübertragung durchaus kein Verständnis entgegengebracht und Madam Ei. mit zwei Wochen Gefängnis bestraft. Der von der Angeklagten in der Berufung vorgebrachten Bitte um Umwandlung der Strafform in eine Geldstrafe wurde vom Gericht unter nochmaligem scharfen Hinweis auf die große Verwerflichkeit ihrer Tat dahin stattgegeben, daß 100 Mark Geldstrafe dafür festgesetzt wurden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Gemüsekonserven-Verteilung! Das städtische Lebensmittelamt hat schon viel Gutes für die Bonner Bürger getan und so manchen Wunsch derselben berücksichtigt. Wir bitten nun, auch uns folgenden Wunsch zu erfüllen, zumal wir zu erstenmale mit einer Bitte hervortreten, weil wir bislang mit allen Einrichtungen des städt. Lebensmittelamtes zufrieden waren. Unsere Bitte ist nämlich die, in dieser gemüsearmen Zeit doch recht bald mit der Verteilung der Gemüsekonserven zu beginnen, da uns in nächster Zeit mehrere Familienfest bevorstehen. Bereits am 7. März werden hier in Bonn die ersten Kinder konfirmiert, sodann kommt gleich nach Ostern die Kommunion. Damit wäre dann allen geholfen. Sollte das städt. Lebensmittelamt so gütig sein, auf unsere Wünsche näher einzugehen, so würde es mancher Hausfrau eine große Sorge abnehmen. Mehrere Hausfrauen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Ueber den Kampf in den Lüften spricht am Sonntag, d. 17. d. M., Herr Leutnant Großmann von Inf.-Regt. Hindenburg Nr. 147 im Bonner Stadttheater. Der Vortragende führt an Hand von über 100 Lichtbildern den Kriegsdienst der Luftwaffe vor. An der Schilderung der einzelnen Luftfahrzeuge, ihre Einrichtung und Bewaffnung schließt sich eine Darstellung des Tageswerkes der Feld- und Marineflieger, ihre Aufgaben, Gefahren und Erfolge. Bei der ständig wachsenden Bedeutung des Luftkrieges dürfte der Vortrag auch bei uns besondere Anziehungskraft ausüben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 13. Februar 1918
Kein Leinen zum Verpacken. Die oft beobachtete Gepflogenheit, gutes Leinen als Packpapier für Sendungen an Gefangene zu verwenden, ist unter den heutigen Verhältnissen Verschwendung und geeignet, die Bestrebungen zur Streckung unserer Vorräte auf diesem Gebiet zu durchkreuzen. Zur Verwendung als Packmaterial genügen Papier oder Pappe vollkommen. Der vorhandene Vorrat an Webwaren muß unbedingt der Verarbeitung für Kleidung und Wäsche vorbehalten bleiben. Hoffentlich hat der Teil der Bevölkerung, der hier in Frage kommt, Einsicht genug, diesen Wink zu beherzigen.
Erhängt hat sich im hiesigen Gefängnis der Sonntag in Röttgen festgenommene Einbrecher, der vor einigen Wochen aus dem Siegburger Gefängnis ausgebrochen und seitdem in Bonn und Umgebung an verschiedenen Stellen eingebrochen war.
In den Lichtspielen im Stern werden diese Woche das vieraktige Lustspiel „Gräfin Küchenfee“ mit Henny Porten in der Hauptrolle, der vieraktige Liebesroman „Um nicht zu sterben“ und das vieraktige Frauenschicksal „Beate Gregori“ aufgeführt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Missionsfest. Am 17. März findet in den Sälen des Bonner Bürgervereins das alljährliche Missionsfest der Frauen und Jungfrauen statt. Näheres wird noch bekanntgegeben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dem Lichte entgegen. Zu der heutigen Lichtbildervorführung zum Besten der Ausbildung von Kriegsblindenführerhunden, die in den Bonner Lichtspielen am Markt durch die Meldestelle Bonn des Deutschen Vereins für Sanitätshunde veranstaltet wird, sind wiederum alle Plätze ausverkauft. Es ist dies ein hocherfreuliches Zeichen der Anteilnahme, welche die Bonner Bevölkerung der edlen Sache entgegenbringt. Auf vielfachen Wunsch wird daher die Veranstaltung am Freitag vormittag um 11½ Uhr nochmals wiederholt und dürfte auch dann mit ausverkauftem Hause zu rechnen sein, zumal entgegenkommender Weise noch ein Platz zu 0,65 Mk. eingerichtet worden ist.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 14. Februar 1918
Die Primaner im landwirtschaftlichen Hilfsdienst. Der Koblenzer Ztg. wird von zuständiger Stelle mitgeteilt: Das Provinzialschulkollegium der Rheinprovinz hält darauf, daß die im Hilfsdienst beschäftigten Schüler keine Schädigung in ihrem Fortkommen erleiden. Es hat demgemäß bestimmt, daß Wissen und Können dieser Schüler nicht nach den Leistungen derer bemessen werde, die das ganze Jahr hindurch dem Unterricht beiwohnen durften. Dies gilt für die Schulzeugnisse und die Versetzung, und zwar für alle Schüler, auch die Unterprimaner. ... Das Rheinische Provinzialschulkollegium sorgt wie bisher auch künftig dafür, daß auch die in der Landwirtschaft beschäftigten Unterprimaner durch diesen vaterländischen Hilfsdienst in keiner Beziehung geschädigt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Soldatenheim. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Litzmann sprach am Sonntag über den Dichter Wildenbruch, in dessen warmes vaterländisches Denken und Empfinden er die Zuhörer durch zahlreiche Rezitationen aus dessen Werken einführte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Kriegspatenschaft der Stadt Bonn. Fast 900 Kinder der Stadt Bonn, die der Krieg bislang ihres Vaters beraubt hat, richten an die Einwohnerschaft die herzliche Bitte, sich ihrer anzunehmen und zu helfen, sie zu tüchtigen Menschen zu erziehen. Wer die persönliche Sorge für ein Kriegswaisenkind nicht übernehmen kann, sichere ihm ein kleines Kapital zur Ausbildung und Ausstattung. Nähere Auskunft über die verschiedenen Formen der Kriegspatenschaft erteilt das städtische Waisenamt (Abtlg. Kriegswitwenwaisenfürsorge), Franziskanerstr. 8a, Torweg.
Erster Vaterländischer Vortragsabend. Anstelle des Vortrags „Der Kampf in den Lüften“, der nicht gehalten werden kann, weil die Lichtbilder beim Transport Schaden erlitten haben, hält Leutnant Großmann einen Vortrag mit Lichtbildern. „Die Schlacht bei Tannenberg und an den Masurischen Seen“. Die Veranstaltung ist im Stadttheater und beginnt um 7½ Uhr
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 15. Februar 1918
Die Heiraten der Kriegsbeschädigten. Der Ausschuß Groß-Berlin für die Kriegsbeschädigten-Ansiedlung der Kriegsbeschädigten hat die nicht uninteressante Beobachtung gemacht, daß etwa 49 v. H. der Kriegsbeschädigten, die sich ansiedeln wollen, ältere Frauen geheiratet haben. Die Befürchtung, daß viele ältere Mädchen durch den Krieg an der Erzielung des ersehnten Eheglücks gehindert werden, scheint sich nach dem Vorliegen statistischen Material kaum zu bewahrheiten. Bei den 20- bis 30jährigen überragt die Frau ihren Mann oft um 15 Jahre im Alter. Auch die älteren, schon länger verheirateten Kriegsbeschädigten haben nach der Statistik zum großen Teil das reifere Weib bevorzugt. Im übrigen wird die Eheschließung durch die Ansiedlungstätigkeit stark gefördert.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
[...] Kartoffeln.
Die Kartoffel hat bisher bei der Ernährung unserer Bevölkerung die Hauptrolle gespielt. Das ist auch weiter ihre Aufgabe. Vorräte an Trockenkartoffeln und an Stärke müssen uns unabhängig machen von den gefährlichen Ernteschwankungen. Darum ergeht an alle die Mahnung: Baut mehr Kartoffeln an! Erhöht die Erträge durch Anpflanzen bester Saatkartoffeln, durch Saatwechsel, gute Düngung und gut Pflege. Auskunft erteilt das Lebensmittelamt der Stadt Bonn, Am Hof Nr. 1, Abteilung III.
[...]
Petroleum.
Wegen der allzu geringen Zufuhr von Leuchtpetroleum kann über den Monat Februar hinaus kein Petroleum mehr zu Leuchtzwecken abgeben werden. Notlampen, das Stück zu 10 Pfg., sind noch in den städtischen Verkaufsstellen, Ecke Franziskanerstraße-Belderberg, käuflich zu erwerben.
[...]
Lebensmittelkarten.
Die Anträge auf Ersatz angeblich verloren gegangener bezw. abhanden gekommener Lebensmittelkarten nehmen in letzter Zeit wieder überhand. Aus den meisten Anträgen geht hervor, daß die Karten noch immer kleinen Kindern anvertraut werden, denen dann die Karten aus Unachtsamkeit verloren gehen oder gestohlen werden, andererseits aber, daß vielfach auch Erwachsene mit den Lebensmittelkarten in leichtsinniger Weise umgehen. Die Bürgerschaft sollte sich doch endlich klar machen, daß hierdurch die Lebensmittelversorgung in der bedenklichsten Form gefährdet wird, da die unehrlichen Finder von Lebensmittelkarten darauf mehr Lebensmittel beziehen als ihnen rechtmäßig zustehen. Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß die Lebensmittelkarten als Wertpapiere zu behandeln sind und daher sorgfältig aufbewahrt werden müssen. Kleinen Kindern sollte man aus den oben angeführten Gründen Lebensmittelkarten überhaupt nicht in die Hand geben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Nachrichten des Lebensmittelamtes der Stadt Bonn.“)
Lederdiebstahl. Von der Kriminalpolizei wurde ein Soldat festgenommen, der aus einer hiesigen Lederfabrik an drei verschiedenen Tagen je eine Rolle Leder entwendet hatte. Der Festgenommene trug unberechtigterweise das Eiserne Kreuz 1. Klasse.
Zwei junge Burschen, die auf dem hiesigen Staatsbahnhof in einem Personenwagen genächtigt hatten, wurden festgenommen und der Polizei übergeben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verkauf von Gartensämereien. Das städtische Lebensmittelamt hat noch Gemüsesämereien allen Arten und Sorten abzugeben. Da die vorhandenen Bestände bei der großen Knappheit des Samens und der großen Nachfrage schnell vergriffen sein werden, empfiehlt es sich, den Bedarf schleunigst zu decken. Nähere Auskunft wird in der Abteilung für Anbau, Saat und Dünger, Franziskanerstraße 1, 2. Geschoß, Zimmer 7 erteilt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 16. Februar 1918
Deutsche Vaterlandspartei, Ortsgruppe Bonn und Umgebung. Der Vorstand lädt die Mitglieder und Freunde der Partei zu einem am Donnerstag, 21. Febr., 8 Uhr im großen Lesesaal stattfindenden Vortrag des Fliegerleutnants Herb. Lippe, in dem dieser über seine Erlebnisse in französischer Kriegsgefangenschaft sprechen wird. Leutnant Lippe, 1915 bei Verdun abgeschossen, hat, schwer verwundet, elf Monate in französischer Gefangenschaft, ohne daß man ihm ärztliche Behandlung zu Teil werden ließ, eine Leidenszeit schlimmster Art durchgemacht. Ueberall, wo Leutnant Lippe bislang gesprochen hat, haben seine erschütternden Darstellungen auf alle Hörer den tiefsten Eindruck gemacht.
Strafkammer. Am 31. Mai v. J. waren auf dem Bahnhof Duisdorf Kartoffeln ausgegeben worden. Der Eisenbahnwagen war jedoch nicht nur für die Bürgermeisterei Duisdorf, sondern auch für die Bürgermeisterei Oedekoven bestimmt. Als nun die für Duisdorf berechnete Menge ausverkauft und der Wagen geschlossen und plombiert war, hatten gegen hundert wartende Frauen noch keine Kartoffeln erhalten. Sie drängte sich an den Eisenbahnwagen heran. Die Plombe wurde entfernt, angeblich von einem unbekannten Kinde. Die Frauen öffneten den Wagen und füllten ihre mitgebrachten Taschen und Körbe mit den Kartoffeln. Acht Frauen, die an diesem Vorfall beteiligt waren, hatten sich gestern vor der Strafkammer zu verantworten. Sie gaben die Tat zu, entschuldigten sich aber mit der großen Not, die damals bestanden habe, und daß sie alle für mehr oder weniger große Familien zu sorgen gehabt hätten. Der Staatsanwalt hielt schweren Diebstahl für vorliegend und beantragte gegen alle acht Frauen die Geringststrafe von drei Monaten, gab aber anheim, die Frauen zur Begnadigung zu empfehlen. Das Gericht nahm, den Ausführungen des Verteidigers entsprechend, Mundraub an und stellte, weil das Vergehen verjährt ist, das Verfahren ein. Der Vorsitzende hob aber hervor, daß sämtliche Angeklagten sich strafbar gemacht hätten. Nur dem Umstande, daß mehr als drei Monate ohne gerichtliche Handlung vergangen seien. Hätten sie es zu verdanken, daß sie straffrei blieben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Sommerzeit 1918. In diesem Jahr beginnt die Sommerzeit am 1. April und endet am 14. Oktober. Die Erfahrungen, die man während des Krieges mit der Sommerzeit gemacht hat, sind überwiegend gut. Ihre Vorteile, vor allem die bedeutende Lichtersparnis, sind so unzweifelhaft, daß man über einige kleine Unbequemlichkeiten, die sich hier und da gezeigt haben, gern hinwegsehen kann. Vielleicht wird aus dieser „Kriegserrungenschaft“ eine dauernde Friedenseinrichtung.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Das Abspringen von der fahrenden Elektrischen und auch das Absteigen während der Fahrt wird in der letzten Zeit immer mehr üblich. Der Grund liegt klar zu Tage: die Einziehung so vieler Haltestellen. Es ist hohe Zeit, gegen diese Unsitte einzuschreiten, bevor schwere Unfälle vorkommen. Das Ein- und Absteigen ist bekanntlich nur beim Halten erlaubt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Sonntag, 17. Februar 1918
Im Liberalen Bürgerverein wird am Donnerstag, 21. d. Mts., abends 8¼ Uhr, im Vortragssaal der städtischen Fortbildungsschule, Bornheimer Straße 9, Herr Oberstabsarzt Prof. Dr. F. A. Schmidt einen Vortrag halten über „Die Ertüchtigung der männlichen Jugend im Übergangsalter von 14 bis 19 Jahren“. Der Vortrag wird durch Lichtbilder veranschaulicht werden. Es hat kaum je eine Zeit gegeben, die uns so eindringlich das Wort „Wer die Jugend hat, hat das Vaterland“ wie die heutige in die Ohren rief, es hat andererseits seit Menschengedenken keine Zeit gegeben, die so voller Gefahren für die Jugend war, wie die unsere. Die Frage der Ertüchtigung der anwachsenden deutschen Männer ist deshalb eine deutsche Lebensfrage allererster Ordnung, die jedem Vaterlandsfreunde sehr am Herzen liegt. Aus sachverständigem Munde hierüber Belehrung, Aufklärung und Anregung zu erhalten, ist deshalb ein vielseitiger Wunsch.
Universität. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität kann bekanntlich in diesem Jahre auf ein hundertjähriges Bestehen zurückblicken. Eine Jubiläumsfeier wird jedoch, wie wir erfahren, in diesem Jahre bestimmt nicht stattfinden, sie ist vielmehr vorläufig für den Herbst 1919 in Aussicht genommen.
Die städtischen Milchkühe. Das Lebensmittelamt hat umfangreiche Maßnahmen getroffen, um die Milch für Kinder und Kranke zu sichern. Die bedeutsamste dieser Einrichtungen sind die Abmelkställe im städtischen Fuhrpark und der Gravenschen Reitbahn, wo zurzeit 100 Kühe untergebracht sind. Die hohen Kosten haben die Stadt nicht abgeschreckt, an diese Einrichtung heranzutreten. Die Anschaffung jeder Kuh erfordert 1800 bis 2000 Mark. Es sind durchweg gute Kühe, einzelne mit einer Leistungsfähigkeit bis zu 23 Liter den Tag. Der tägliche Milchertrag einer Kuh stellt sich heute durchschnittlich auf 12 Liter; es sind auch schon 13 bis 13½ Liter erzielt worden. Eine Steigerung ließe sich bei der Beschaffenheit der Kühe noch erzielen, wenn ausreichendes und gutes Futter zur Verfügung stände. [...] Das Lebensmittelamt erwarb seit Herbst 1916 bis heute 401 Milchkühe. Der größte Teil hiervon wurde an Landwirte auf Abmelkvertrag abgegeben. Die Landwirte sind verpflichtet, die Milch dieser Kühe an die von der Stadt bezeichneten Versorgungsberechtigten gegen Bezahlung abzugeben. Eine weitere Einrichtung zur Sicherung des Milchbedarfs besteht darin, daß Landwirten beim Einkauf von frischmelkenden oder hochtragenden Kühen Zuschüsse geleistet werden, die für jede Kuh 300 M. betragen. Auch in diesen Fällen wird der Landwirt verpflichtet, die Milch nur im Stadtkreise Bonn abzusetzen.
Auch unsere Feldgrauen, Verwundete und Urlauber, sollten Träger und Trägerinnen von Gold und Edelsteinen an ihre Pflicht mahnen, die Goldrüstung der Reichsbank zu stärken. Eine Mahnung aus dem Munde derer, die für uns gekämpft, gedarbt und geblutet haben, könnte sich wohl niemand entziehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Kaninchenzählung. Bei der am 1. März d. Js. auszuführenden amtlichen Viehzählung sollen auch zu erstenmal die in den Ställen gehaltenen zahmen Kaninchen mitgezählt werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die 23jährige Friseuse Josephine Kron von hier, wegen Eigentumsvergehen viermal vorbestraft, war geständig, in zwei Fällen Frauen die Handtasche gewaltsam entrissen zu haben. Das Kriegsgericht Köln verurteilte das Mädchen wegen vollendeten Straßenraubes in zwei Fällen zu vier Jahren Gefängnis, wobei nochmals mildernde Umstände angenommen wurden, sonst hätte die Angeklagte ins Zuchthaus kommen müssen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 18. Februar 1918
Im Stadttheater fand gestern abend der erste vaterländische Vortragsabend vor ausverkauftem Hause statt. [...] Dann hielt Leutnant der Reserve Großmann vom Infanterie-Regiment Nr. 147 einen Lichtbildervortrag über die Schlachten von Tannenberg und an den Masurischen Seen. Der Redner schilderte in seinen anderthalbstündigen Ausführungen die außerordentlich große Gefahr, die unserem deutschen Vaterlande zu Beginn des Krieges vom Osten her drohte, da dort den wenigstens 20 russischen Armeekorps nur drei deutsche gegenüberstanden, wie dann aber, als mit Hindenburg der rechte Führer gefunden worden war, deutsche Kraft und Ueberlegenheit und deutscher eiserner Wille zu den gewaltigen Siegen über die feindlichen Heeresmassen geführt haben. [...] Der Redner schilderte dann noch die Anstrengungen und Entbehrungen, unter denen diese entscheidenden Siege in Ostpreußen von den deutschen Truppen erkämpft worden sind, sowie das unbegrenzte Vertrauen zu Hindenburg und Ludendorff, das Pflichtgefühl und den Siegeswillen unsere Kämpfer an der Front. Er schloß: Alle Kameraden, die draußen kämpfen, in der Luft, zu Lande und im Unterseeboot, bitten die Daheimgebliebenen, die errungenen Erfolge nicht leichtfertig dem Feinde zu überlassen. Wir leben in einer großen Zeit, zeigen wir uns ihrer würdig. Die Zuhörer bekundeten mit langandauerndem Händeklatschen ihren Dank für die lebhaften, zum Teil tiefergreifenden Schilderungen und ihre Zustimmung zu den vaterländischen Mahnungen. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Deutsche Frauen und Deutschlands Zukunft. Schwer sind die Aufgaben, vor die der Krieg und der hoffentlich bald kommende Friede unsere Frauen stellt, und mit ernsten Gedanken schaut wohl ihrer manche heute in die Zukunft. Wird sich aus dem gärenden Chaos des Weltkrieges eine neue Form unseres Volkslebens herausgestalten, und wird es den Frauen gelingen, den Geist des Materialismus, der sich auch bei den Arbeitern in seiner krassesten Form offenbart, zu überwinden? Es war ein guter Gedanke des Katholischen Frauenbundes, einen der glänzendsten Redner aus unserer Geistlichkeit, den hochwürdigen Herrn Pater Dionysius Ortsiefer, Militärpfarrer und Domprediger in Köln, zu einem Vortrage über das Thema „Deutschlands Frauen und Deutschlands Zukunft“ in den Bürgerverein einzuladen. Mit ernsten, von echt vaterländischem Geiste getragenen Worten wies Pater Dionysius auf die Schäden unseres Gegenwartslebens hin, auf die Verwahrlosung der Jugend, dem Mangel an innerlich vornehmem Nationalgefühl und an Persönlichkeitsschätzung, an rechter Hochachtung für den Eigenwert unserer Mitmenschen und an echter Liebe zum Vaterlande. Hier erwächst nach seiner Meinung den deutschen Frauen eine Aufgabe für die Zukunft, die fast noch schwerer als der Krieg auf uns lasten wird. Darum begrüße er es besonders, daß der Katholische Frauenbund neben vielen anderen Frauen-Organisationen an der Arbeit ist, um mit klugen Frauenhänden für die Zukunft zu arbeiten, indem er die echte Vaterlandsliebe, den Geist eines lebendigen Christentums pflegt und indem er den Strömungen entgegentritt, die uns Frauenseelen entreißen. Denn nur dann ist die Zukunft unser, wenn es uns gelingt, innerlich neue Menschen zu schaffen. In diesem Sinne wünschte der Redner dem Katholischen Frauenbund ein rechtes Verstehen der Zeit, ein ernstes, mutiges Sorgen für die Zukunft und eine unverdrossene heldenhafte Frauenwerbearbeit, Die markige und packende Ansprache übte einen tiefen Eindruck auf die den großen Saal des Bürgervereins bis auf den letzten Platz füllende Zuhörerinnenschar aus.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
„Der Weltkrieg und unsere Kolonien“ lautet die Aufgabe eines Lichtbildervortrages von Dr. Karstedt aus Berlin, zu dem die hiesige Kolonialgesellschaft ihre Mitglieder und Freunde in die Lese einladet.
Der Verkauf alter Kleider u. s. w. in der Altkleiderstelle des Bekleidungsamtes beginnt heute.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Dienstag, 19. Februar 1918
Universität. Die Universität Bonn zählte nach der endgültigen Feststellung in dem jetzt abgelaufenen Wintersemester 1917/18 6083 immatrikulierte Studierende, 5555 Männer und 528 Frauen, von ihnen galten 4802 Studenten und 52 Studentinnen, die im Heeres-, Sanitäts- oder Hilfsdienst stehen, als beurlaubt. Die evangelisch-theologische Fakultät zählte 178 Studenten, die katholisch-theologische 543, die juristische 1182 Studenten und 11 Studentinnen, die medizinische 1349 Studenten und 127 Studentinnen, die philosophische Fakultät 2303 Studenten und 390 Studentinnen. Die Zahl der Gasthörer betrug 130 Männer und 80 Frauen, so daß insgesamt 6293 Personen zum Hören von Vorlesungen berechtigt waren. Im letzten Friedenssemester, Sommer 1914, waren 4518 Studierende (darunter 399 Frauen) eingeschrieben, die Zahl der immatrikulierten Studierenden hat also während des Krieges um 1565 zugenommen. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Schöffengericht Bonn. […] Ohne Abkehrschein hatte der Fuhrunternehmer Wilhelm Na. von hier einen Kriegshilfepflichtigen bei sich in Arbeit eingestellt auf die einfache Beteuerung und den Nachweis des Betreffenden hin, daß er militärfrei geworden sei. In Wirklichkeit hatte der Arbeiter seine Beschäftigung in der Pulverfabrik zu Troisdorf eigenmächtig aufgegeben. Na. mußte seine Fahrlässigkeit mit 60 M. büßen. – Ueber den ehemaligen Metzger und jetzigen Arbeiter Franz Ge. aus Beuel waren 400 Mark Geldstrafe und 1 Woche Gefängnis verhängt worden, weil er der Teilnahme an einer heimlichen Schlachtung bezichtigt war, die Metzger Sto. bei ihm im Stalle ausgeführt hatte. die jetzige Beweisaufnahme ergab für Ge. nur die Belastung einer Mittäterschaft. Das Gericht setzte die Geldstrafe von 400 auf 50 Mark herab, erblickte aber einen besonders erschwerenden Umstand darin, daß Ge. damals seine Stallung für die verbotene Handlung hergegeben hatte und erhöhte die Freiheitsstrafe von 1 Woche auf 2 Wochen Gefängnis. – Die beiden Frauen K. und Kl. aus Duisdorf hatten vom Grundstück der Frau B. daselbst sich einige Gebund Stroh angeeignet, dann auf Verlangen aber wieder zurückerstattet. Das Gericht stellte sich auf den Standpunkt, daß im Sinne der Heeresverwaltung der Strohwert nicht zu unterschätzen sei und daß die Landwirte gegen unberufenes Uebergreifen geschützt werden müßten. Die beiden Frauen erhielten 3 bezw. 4 Tage Gefängnis. – Ueber ein 70jähriges Mütterchen aus Grau-Rheindorf war ein Strafbefehl von 200 Mark verhängt worden, weil sie am 13. Juli ein Pfund Salatbohnen mit 1 Mark verkauft hatte. Aus der Verhandlung ergab sich, daß sie an demselben Morgen sich selber die paar Pfund Salatbohnen für à 1 Mark gekauft und dem später vorsprechenden Ei. aus Bonn auf sein inständiges Bitten hin 1 Pfund zu demselben Preis abgetreten hatte. Da sie hierdurch sich dennoch straffällig gemacht hatte, mußte sie ihre Gutmütigkeit mit der geringsten Strafe von 5 Mark büßen. – Die 58jährige Händlerin Pet. Jos. Tr. von hier war mit 100 Mark Strafe bedacht worden, weil sie am 23. Oktober auf dem Markte für rote Speisemöhren 25 Pfg. pro Pfund abverlangt hatte, deren Höchstpreis 13 Pfg. war. Den damaligen Hinweis auf die Höchstpreisüberschreitung übertönte sie mit viel Lärm. Auch in der jetzigen Gerichtsverhandlung legte sie kein lobenswertes Benehmen an den Tag, sodaß die Staatsanwaltschaft ihr ganzes Verhalten vor Gericht und auch dem Zeugen gegenüber scharf tadelte und eine Erhöhung der Strafe auf 200 Mark für angebracht hielt. Das Gericht entsprach diesem Antrage. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Herzliche Bitte. Das Generalsekretariat des Borromäus-Vereins schreibt uns: „Aus dem Felde ging uns folgende Bitte zu: „Am Chemin des Dames verlassen, drunten im tiefen Unterstand, - Sitzen drei Jonge aus Bonn am Rhein, - Beschützen treu ihr Heimatland, - Wenn der Franzmann hält was Ruh‘, - Denken wir schon immer zu, - Hätten wir doch was zu lesen, - Darum bitten wir Euch, Bonner Bürger, Groß und Klein, - Schickt uns was zu lesen ein. – Am Geschütz bei Tag und Nacht, - Wird dann Euer oft gedacht.“ – Die Spenden bitten wir mit dem Vermerk: „Für Bonner Jungen“ dem Generalsekretariat des Borromäus-Vereins, Bonn Wittelsbacher Ring 9, zu übermitteln, das für den Weiterversand sorgen wird.
In Brand gesteckt hat eine 15 Jahre alte Arbeiterin in der hiesigen Jute-Spinnerei ihren Webstuhl. Der Brand konnte durch herbeieilende Arbeiter alsbald gelöscht werden. Ueber den Grund ihrer Handlungsweise schweigt sich das Mädchen aus.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 20. Februar 1918
Universität. Wie die „Hochschulkorr.“ erfährt, wurde als Leiter des zahnärztlichen Instituts der Universität Bonn der Privatdozent der Zahnheilkunde in München Dr. med. Alfred Franz Kantorowicz berufen. […]
Das deutsche Turnen in den Schulen. Man schreibt uns: In den letzten Jahren haben wir des öfteren auf die Wertschätzung hinweisen können, die das deutsche Turnen nicht allein beim Kriegsministerium, sondern auch beim Kultusministerium genießt. Heute liegt uns abermals eine neue Ministerialverfügung vor, in der es heißt: „Wenn infolge der Kriegsverhältnisse der stundenplanmäßige Unterricht nicht voll aufrecht erhalten werden kann, ist es zu vermeiden, die Einschränkung des Unterrichts ganz oder vorwiegend auf Kosten des für die gedeihliche Entwicklung der heranwachsenden Jugend unentbehrlichen Turnunterrichts vorzunehmen.“ Es besteht kein Zweifel, daß sich die Bedeutung des deutschen Turnens namentlich während der Kriegszeit außerordentlich gehoben hat und eine Frage der Zeit bleibt es noch, daß die Direktoren der höheren Lehranstalten ausnahmslos ihren Schülerturnvereinen den vom Minister empfohlenen Beitritt zur Deutschen Turnerschaft gestatten. Angenommen darf auch werden, daß die augenblicklich noch ruhenden Schülerturnvereine ihren Turnbetrieb recht bald wieder aufnehmen. Vor allen Dingen muß davon Abstand genommen werden, den Tertianern bis hinunter zu den Quartanern den Beitritt zu den Schülerturnvereinen zu untersagen, damit die Turnfreudigkeit nicht gehemmt, sondern gefördert wird.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Arndt-Eiche in Eisen. Der Gesamtbetrag der Einnahmen der Arndt-Eiche betrug am 10. Februar 1918 103.514 Mark. Die Summe der gesammelten Goldmünzen beläuft sich bis zum selben Tag: auf 25.820 Mark. Im Eisernen Buche der Stadt Bonn, in welchem bekanntlich die der Arndt-Eiche gemachten Spenden vermerkt sind, befinden sich außer den Eintragungen von Körperschaften, Vereinen und Gesellschaften insgesamt 19329 Eintragungen von Einzelpersonen.
Wenn diese alle auch einen beredten Beweis dafür liefern, daß die Bonner Bürgerschaft für die Zwecke der Arndt-Eiche reichliche Spenden dargebracht hat, so dürfte doch die Bitte am Platze sein, daß die Bürger unserer Stadt, besonders diejenigen, die mit Glücksgütern gesegnet sind, weiterhin des edlen Zweckes der Arndt-Eiche gedenken. Wie unsere tapferen Helden auch im 4. Kriegsjahre draußen Vaterland und Heimat schützen, so dürfen wir in der Heimat nicht nachlassen, auch weiterhin den Witwen und Waisen der gefallenen Krieger tatkräftig beizustehen.
Jegliche Auskunft über die Stiftung von Adlerfedern usw. wird bereitwilligst von der Geschäftsstelle der Arndt-Eiche in Eisen erteilt, welche sich bekanntlich im Städt. Bekleidungsamte, Gangolfstraße befindet.
Der Bonner Wochenmarkt war gestern bei weitem nicht so gut beschickt als Ende der vorigen Woche. An Gemüse war nur etwas Krauskohl, Sprutengemüse, Rosenkohl, Weißkohl und Wirsing vorhanden. […]
Auch der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte viel kleinere Zufuhren als am letzten Hauptmarkttage. […] Der Verkauf war auch hier durchweg sehr flott und der Markt schon früh wieder geräumt.
Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt erfreute sich wieder eines recht regen Zuspruchs, besonders in Aepfeln und Gemüse. Auch hier waren die Zufuhren nicht so groß wie in der letzten Zeit. Fische waren gestern überhaupt nicht zu haben. […]
Warnung und Bitte. Das Lebensmittelamt schreibt uns: In letzter Zeit sind in einigen Fällen wiederum die Gemüsehöchstpreise auf dem Bonner Wochenmarkte nicht eingehalten worden. Die hohen Strafen, welche seit einigen Monaten von den Gerichten wegen der Ueberschreitung der Höchstpreise verhängt worden sind, sollen doch den Gemüsezüchtern und –Händlern eine eindringliche Mahnung sein, sich an die gesetzlichen Vorschriften zu halten. Andererseits sollten unsere Hausfrauen, mehr als früher, in allen Fällen, wo ein höherer Preis als der Höchstpreis verlangt wird, sich als Hüterinnen des Gesetzes erweisen und der Marktpolizei unverzüglich Mitteilung machen. Sie leisten damit ihren Mitbürgern einen großen Dienst. Die Marktpolizei wird, wie bisher in solchen Fällen, das Gemüse beschlagnahmen, damit es sofort an der städtischen Verkaufsstelle zu dem festgesetzten Höchstpreis abgegeben werden kann.
Strafkammer Bonn. […] Ihren leichtfertigen Versuch, eine bereits ungültig gewordene Monatswertmarke vom November nochmals in das Dezemberfeld der Monatskarte der Elektrischen einzukleben, mußte die 21jährige O. von hier als Urkundenfälschung mit der Mindeststrafe von einem Monat Gefängnis büßen. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verein zur Förderung der deutschen Schaubühne. Unter diesem Namen hat sich ein Ortsverein des großen, von deutschen Ministerien empfohlenen, Hildesheimer Verbandes zur Förderung der deutschen Theaterkultur gebildet. Nächsten Sonntag, den 24. Februar, nachmittags von 5 – 7 Uhr, will er sich im Stadttheater der Oeffentlichkeit vorstellen. Die einführende Festrede hat Herr Geheimrat Prof. Dyroff übernommen. Frau Lia Wittmann wird im Zusammenhang mit dem Thema der Festrede, die über „Schiller und Romantik“ handelt, aus Schiller und Eichendorff vortragen. Herr Kgl. Musikdirektor Heinr. Sauer führt mit unserm Bonner Männergesangverein einige stimmungsvolle Chöre vor.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 21. Februar 1918
Die Sammelstelle des örtlichen Kriegsausschusses (Stockenstraße 3) erfreut sich eines regen Zuspruches. Seit ihrer Eröffnung sind ihr schon viele Abfallstoffe, die in dunklen, staubigen Ecken und Kellern ungeahnte Ruhe genossen, zugeführt worden. Tausende Zentner vergessenen und wertvollen Krams sind jedoch noch aus der Nacht ans Licht zu fördern und der Sammelstelle zuzuführen. Sie müssen heraus! So will es das Gebot der Stunde. Keiner, der sein Vaterland liebt, darf sich der kleinen aber lohnenden Mühe entziehen, Nachschau zu halten, keiner soll die Unbequemlichkeit scheuen, die mit der Ueberbringung von Sachen zur Sammelstelle verbunden ist. Die noch nutzlos lagernden Abfallstoffe sollen umgeformt ihre Auferstehung feiern und dann zum Schutze und Wohle des Deutschen Vaterlandes wirken. Unsere Mitbürger werden daher dringend gebeten, alle entbehrlichen Abfallstoffe der Sammelstelle, Stockenstraße 3, bald zuzuführen. Es gibt Schätze sowohl im geldlichen wie auch im idealen Sinne zu heben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Universität. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität kann bekanntlich in diesem Jahre auf ein hundertjähriges Bestehen zurückblicken. Eine Jubiläumsfeier wird jedoch in diesem Jahre bestimmt nicht stattfinden, sie ist vielmehr vorläufig für den Herbst 1919 in Aussicht genommen. […]
Zum Bahnsteig. Eine Zeitungsnotiz, wonach an Sonn- und Feiertagen bis auf weiteres weder an den Schaltern noch an den Automaten Bahnsteigkarten verausgabt würden, trifft wie die Königl. Eisenbahndirektion Köln mitteilt, nicht zu. Zurzeit besteht eine Beschränkung des Zutritts zu den Bahnsteigen überhaupt nicht. Ein allgemeines Verbot des Zutritts zu den Bahnsteigen ist zu den großen Festen des Jahres nötig geworden und wird möglicherweise wiederholt werden müssen. […]
Geschlossen ist seit einiger Zeit ständig der Zugang vom alten Zoll zum Rheine, eine Maßnahme, die von fast allen Besuchern des alten Zolls als äußerst unangenehm empfunden wird und deren Zweckmäßigkeit heute, wo das Hochwasser längst vorüber ist, schwer zu begreifen ist. Es wäre daher an der Zeit, daß man die Sperrung dieses viel begangenen Zuganges zum Rheine aufhebe, um den lästigen Umweg durch die Konviktstraße den Spaziergängern zu ersparen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 22. Februar 1918
Handels- und Gewerbeverein. In der Hauptversammlung Mittwoch abend im Stern gab der Vorsitzende, Direktor Roßberg, einen kurzen Ueberblick über die geschäftliche Entwicklung in Bonn im Kriege. Man könne sie als recht befriedigend hinstellen. Bis Ende 1916 seien in Bonn rund 22 Millionen Mark Kriegsgewinnsteuer bezahlt worden. […] Die Tätigkeit des Vereins war trotz der Kriegszeit recht erfreulich. In sehr vielen Angelegenheiten hat er im Interesse seiner Mitglieder gewirkt. […] Herr Kalt bemerkte, es sei angeregt worden, die Geschäftszeit im Sommer von 8 bis 1 und von 3 bis 7 Uhr (Samstags bis 8 Uhr) festzusetzen. Der Verein möge gegebenenfalls die Anregung unterstützen. […] Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde darüber geklagt, daß man am Fernsprecher zu lange warten müsse, ehe das Amt sich melde. In einem Schreiben des Telegraphenamts werden die Mißstände u. a. auf die Belastung durch militärische Gespräche zurückgeführt. Demgegenüber wurde gesagt, die Damen ließen beim Anruf meist zu lange auf sich warten, sie achteten nicht auf Doppelverbindungen und auf den Schluß der Gespräche. Nach einer kurzen Aussprache über einige weitere Angelegenheiten schloß der Vorsitzende die Versammlung.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Soldatenheim. Nach längerer Pause hat der Ausschuß des Soldatenheims am vergangenen Sonntag wieder ein Preiskegeln für die Feldgrauen veranstaltet. Bei der anschließenden gemeinsamen Unterhaltung trug das Orchester des Jugendvereins Stiftspfarre, das Herr Musiklehrer Nolden vorzüglich leitete, einige hübsche Musikstücke vor. […] Schüler der Karlschule führten einen kleinen militärischen Einakter mit gutem Erfolg auf. Von der Theaterabteilung des kath. Gesellenvereins wurde auch diesmal ein Lustspiel mit bestem Erfolg aufgeführt.
Treibriemendiebstahl. In der Nacht zum Donnerstag wurden aus dem Waschküchenbetrieb der klinischen Anstalten an der Theaterstraße durch Einbruch 13 Treibriemen gestohlen. Die Spitzbuben waren von der Wachsbleiche aus in die Klinik eingedrungen.
Das Außerordentliche Kriegsgericht für den Bereich der Festung Köln hat durch Urteil entschieden, daß die Entwendung von Treibriemen aus Fabriken, die für Heeresinteressen arbeiten, als Landesverrat zu bestrafen ist, da der Fabrikbetrieb dadurch gefährdet und der feindlichen Macht somit Vorschub geleistet wird. Ein 38jähriger Lagerarbeiter Ernst Siegel aus Wiesdorf, der nachts in das Lagerhaus der Farbenfabriken Leverkusen eindrang und Treibriemen im Wert von 5000 Mark gestohlen hatte, wurde wegen vollendetem Landesverrats in Tateinheit mit schwerem Einbruchsdiebstahl und Versuch dazu zu neun Jahren Zuchthaus, zehnjährigem Ehrverlust und Polizeiaufsicht verurteilt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Von der Polizei. In einem Geschäft in der Münsterstraße wurden bei einem nächtlichen Einbruche für mehrere tausend Mark Kleiderstoffe entwendet. Die Diebe hatten das Schaufenster zertrümmert, um einen Eingang in den Laden zu bekommen. Die sich häufenden Einbruchdiebstähle könnten auf den Schluß führen, daß unsere Polizei nicht eifrig tätig sei. Daß dem aber nicht so ist, beweise der Umstand, daß seit Ende Dezember von der hiesigen Kriminalpolizei 68 Einbrecher und 10 Straßenräuber festgenommen worden sind.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Das Bedürfnis nach Einfamilienhäusern und nach Etagenwohnungen wächst hier von Tag zu Tag. Namentlich hat sich während der Kriegszeit ein beabsichtigter Zuzug nach Godesberg in ganz außerordentlich starkem Maße geltend gemacht, sodaß man seit längerer Zeit von einer wahren Wohnungskalamität hier sprechen kann. Bei dem Verkehrsamt Koblenzerstraße 42 hierselbst ist die Nachfrage nach verkäuflichen Gebäuden oder noch zu vermietenden Einfamilienhäusern und Wohnungen ebenfalls andauernd sehr lebhaft. Die Eigentümer bezw. Vermieter werden dieserseits um Anmeldungen ersucht. Die Eintragung in die Listen und Vorlegung der letzteren an die Interessenten erfolgt kostenfrei.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Godesberg“)
Samstag, 23. Februar 1918
Der Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens feiert in diesem Monat sein 25jähriges Bestehen. Aus kleinen Anfängen hat sich der Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, der sich seit Jahren für die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung der deutschen Juden einsetzt, zu solcher Blüte entwickelt, daß er mit den korporativ zu ihm gehörenden Gemeinschaften heute etwa 200.000 deutsche Juden vertritt. Wie in allen anderen Ortsgruppen, veranstaltet auch die hiesige am 25. Februar, abends 8¼ Uhr, im großen Saale des Bürgervereins eine Festversammlung, in welcher der Syndicus des Vereins, Rechtsanwalt Erich Böhm aus Berlin, über „Aufgaben des Zentralvereins nach dem Kriege“ sprechen wird.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Wochenmarkt war gestern schlecht beschickt. An Gemüse war nur etwas Krauskohl, Sprutengemüse, Rosenkohl, Weißkohl, Wirsing und Spinat vorhanden. Aepfel und Zwiebeln überhaupt nicht. […]
Auch der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte in fast allen Marktprodukten nur geringe Zufuhren. […] Der Verkauf war auch hier durchweg sehr flott und der Markt schon früh wieder geräumt.
Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte wieder recht regen Zuspruch, besonders in Gemüse und Aepfeln, worin verhältnismäßig große Mengen vorhanden waren. Auch in den übrigen Sachen waren gestern die Zufuhren wieder befriedigend. Fische waren dagegen nicht zu haben. Trotz der in letzter Zeit herrschenden Gemüseknappheit usw. hat der städtische Verkauf bisher den Wünschen der Bevölkerung in dieser Beziehung im allgemeinen noch entsprechen können. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Theaterbauverein. Morgen abend 6 Uhr findet im kleinen Gesellschaftszimmer der Lese (Herrenhaus) die diesjährige Mitglieder-Versammlung des Bonner Theaterbauvereins statt. Wenn die Tagesordnung auch nur die üblichen Förmlichkeiten enthält, so ist doch eine zahlreiche Teilnahme der Mitglieder erwünscht, um das Interesse am Theaterbau-Projekt rege zu erhalten. Das angesammelte Vermögen, welches in Kriegsanleihe angelegt und durch Zinsenzuwachs erheblich gestiegen ist, bietet im Verein mit den Stiftungen die Gewähr dafür, daß der Plan, ein unserer Stadt würdiges Theatergebäude zu errichten, nach dem Kriege wieder gefördert werden wird.
Fische sind heute ein sehr begehrenswertes Nahrungsmittel. Das schlimmste dabei ist leider, daß es nur beim dem Begehren bleibt und das Verzehren ausbleibt. Das Lebensmittelamt darf des heißen Dankes weitester Kreise der Einwohnerschaft versichert sein, wenn es ihm gelingt, wieder einmal soviel Fische nach Bonn zu schaffen, daß ab und zu auch jeder Haushalt einmal einen Fisch erhält, und nicht nur diejenigen begüterten Einwohner, die sich einen Gasthausbesuch leisten können, um bei dieser Gelegenheit die Erinnerung daran, wie Fische schmecken, aufzufrischen. Von einer großen Anzahl Bürger sind wir gebeten worden, den ausdrücklichen Wunsch nach Fischen kund zu tun, damit die Stellen, welche dem Bonner Lebensmittelamt die Fische überweisen, uns nicht ganz vernachlässigen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Sonntag, 24. Februar 1918
Neue Tabakersatzstoffe. Der Bundesrat hat neuerdings genehmigt, daß das Vermischen von Linden-, Ahorn-, Platanenblättern, Blättern der wilden und der Weinrebe und von Kastanienblättern als Ersatzstoffe bei der Herstellung von Tabakerzeugnissen und tabakähnlichen Waren gestattet werden darf. Die Verwendung dieser Tabakersatzstoffe ist, worauf ausdrücklich hingewiesen wird, auf Hersteller von Tabakerzeugnissen beschränkt worden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Strafkammer Bonn verurteilte drei Männer aus Godesberg, welche in der Nacht zum 3. Oktober von ihrer Arbeitsstätte, dem Gaswerk aus, dem nahegelegenen Schlachthof einen unerlaubten Besuch abstatteten und dort aus einem Eisenbahnwaggon je 50 Pfund Aepfel stahlen, zu je 2 Wochen Gefängnis. – Einer mehrfachen Brandschatzung unterzog im Monat April der 23jährige Arbeiter Weber von hier zwei Villen in der Büchelstraße zu Godesberg, die er in Gemeinschaft mit seinen aus Bonn mitgenommenen Genossen gründlich ausplünderte. An einem Sonntag im April stieg der gemeingefährliche Einbrecher sogar am hellen Tage in die zurzeit leerstehende Villa des Oberlandesgerichtsrates Lo. ein und stahl für mehrere tausend Mark an eingemachten Lebensmitteln und häuslichen Wertgegenständen. Die Beute wurde hier in Bonn veräußert. Als der Verbrecher am nächsten Tage wieder erschien, um seinen Raubzug fortzusetzen, gelang seine Festnahme. Das Gericht verhängte gestern 2 Jahre Gefängnis über ihn und ordnete seine sofortige Inhaftierung an. […]
Eine scharfe Nachprüfung der Fahrkarten findet zurzeit vielerorts in den Personenzügen statt, um der immer mehr um sich greifenden mißbräuchlichen Benutzung höherer Wagenklassen durch Reisende mit geringwertigeren Fahrkarten zu steuern.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Kleidung der Erstkommunikanten. Das Erzbischöfliche Generalvikariat ersucht die Pfarrer und Rektoren, den Kindern im Kommunion-Unterricht zu sagen und von der Kanzel den Gläubigen zu verkünden, daß für die Feier der ersten Kommunion weder besondere Kleider noch eine bestimmte Farbe der Kleider vorgeschrieben sind, sondern daß es vollkommen genügt, wenn die Kinder in ihren gewöhnlichen Sonntagskleidern zur Feier erscheinen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 25. Februar 1918
Nationalliberale Partei für den Wahlkreis Bonn-Rheinbach. […] An die Vorstandssitzung schloß sich eine lebhafte Besprechung der Frage des preußischen Wahlrechts, an der auch eine beträchtliche Anzahl nicht dem Vorstande angehörender Parteimitglieder teilnahm. Als ihr Ergebnis konnte vom Vorsitzenden zusammengefaßt werden, daß man im hiesigen Wahlkreise der Einführung des gleichen Wahlrechts im Sinne der Regierungsvorlage zustimmt, es aber für nötig hält, daß auch die Minderheiten in irgend einer Form geschützt werden. In diesem Sinne soll Professor Pflüger in der Sitzung des Provinzialvorstandes am 2. März die Stimmung der Nationalliberalen im Wahlkreise Bonn-Rheinbach kennzeichnen. Es wurde beschlossen, demnächst noch eine allgemeine Versammlung einzuberufen und deren Beschlüsse ebenfalls den zuständigen Parteiorganisationen zur Kenntnis zu bringen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Verein zur Förderung der deutschen Schaubühne. Auf allen Gebieten sozialer und wirtschaftlicher Betätigung sind Bestrebungen zur Ueberleitung in die Friedenswirtschaft am Werke. Auch die Schaubühne als das Institut von weittragendster kultureller und sozialer Bedeutung für das deutsche Volk soll nach den neuen Bedürfnissen orientiert werden. Der Hildesheimer Verband zur Förderung der deutschen Schaubühne hat sich dieser Aufgabe angenommen und findet eine lebhafte Unterstützung in den verschiedenen Ortsgruppen. Die Filiale in Bonn wurde gestern durch einen Vortrag des Herrn Geheimrats Dyroff über „Schiller und Romantik“ eingeweiht. […]
Es dürfte abzuwarten sein, wie sich die Hildesheimer Filiale in Bonn der praktischen Kunstpflege gegenüber verhalten wird.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 26. Februar 1918
Universität. Aus Anlaß der Befreiung der Stadt Dorpat, der berühmten Stätte deutscher Wissenschaft und Bildung, von den russischen Räuberhorden der Anarchisten hat unsere Universität sofort nach Bekanntwerden der Nachricht von dem Einzug unserer Truppen in der Universitätsstadt der Osteseeprovinzen geflaggt.
Verband- und Krankenerfrischungsstelle „Prinzessin Viktoria“, Lille. Aus Lille kommt die erfreuliche Nachricht, daß von der von den Bonner vaterländischen Vereinigungen betriebenen Verband- und Krankenerfrischungsstelle „Prinzessin Viktoria“ der viermillionste Heeresangehörige am letzten Sonntag verpflegt worden ist. Das gibt Zeugnis von dem fortschreitenden segensreichen Wirken dieser Einrichtung. Die Inanspruchnahme dieser Stelle war in den letzten Monaten wiederum sehr stark; durchschnittlich wurden täglich 5500 bis 6000 Heeresangehörige verpflegt. Die Bonner Kriegswohlfahrtspflege kann mit Stolz auf diese zum Besten unserer Feldgrauen geschaffenen Einrichtung schauen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Der Zentralverband deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens hielt gestern im Bonner Bürgerverein anläßlich des 25jährigen Bestehens des Vereins eine Festversammlung ab, die durch den Vortrag des Herrn Rechtsanwalts Erich Boehm aus Berlin ihr besonderes Gepräge erhielt. Er beleuchtete die wirtschaftliche und rechtliche Stellung seiner Glaubensgenossen vor dem Kriege und seit 1914 und schloß daran Betrachtungen über die Aufgaben des Zentralverbandes nach dem Kriege. Die Hauptforderung der Juden gipfelt nach wie vor in dem Streben nach sozialer und rechtlicher Gleichberechtigung, nachdem sie im Heeresdienst und im öffentlichen Leben der Kriegsjahre dieselben Pflichten getragen haben und im Verteidigungskriege für das gleiche Vaterland gefallen sind, wie die Christen. So erstreben sie auch den „Reserveoffizier“, der ihnen Indendantur-, Forstkarriere und viele andere Laufbahnen erschließen soll. Mit besonderer Lebhaftigkeit und Eindringlichkeit wies der Redner die Angriffe des Antisemitismus zurück, der die Juden zu Drückebergern und Kriegswucherern stempeln möchte, der sie in Tageszeitungen, Büchern und Zeitschriften angreift. Er warnte hierbei die eigenen Volksgenossen, sich in öffentlichen Schaustellungen, wie Filmvorführungen, Kabarett- und Theaterdarbietungen im karikierender Weise oder unnobler Weise über jüdische Eigentümlichkeiten zu ergehen. Der Ernst und die Klarheit sämtlicher Ausführungen, sowie die Ruhe, mit der gelegentlich Seitenhiebe ausgeteilt wurden, kennzeichneten den Vortrag als ein Meisterstück der Dialektik, das umso sympathischer ansprach, als es sich, von einigen Maßnahmen des Selbstverteidigungsrechts abgesehen, durchaus auf dem Boden gesunden, deutsch-nationalen Empfindens abspielte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Anhäufung von Lebensmitteln. In den Berichten über die Gerichtsverhandlungen liest man häufiger von Bestrafungen wegen Einbruchsdiebstählen, bei denen große Mengen an Lebensmitteln entwendet worden sind; so in der Sonntagsnummer des G.-Anz. über die Entwendung von eingemachten Lebensmitteln im Werte von mehreren tausend Mark aus einer leerstehenden Villa in Godesberg. Man fragt sich nun doch, wie ist das zu erklären, daß solche Vorräte an Lebensmitteln aufgestapelt sind, - in diesem Falle sogar in einer leerstehenden Villa -, wo doch allenthalben Mangel herrscht. Scheint da nicht auch Hamsterei vorzuliegen? Es dürfte sich empfehlen, wenn die Polizeibehörden, bei denen Lebensmitteldiebstähle zur Anzeige gelangen, nicht allein den Dieb suchen, sondern auch Nachforschungen nach der Herkunft so großer Lebensmittelvorräte anstellen wollten. Die Landwirte müssen sich die peinlichsten Revisionen nach Getreide, Kartoffel und anderen Erzeugnissen gefallen lassen; wäre es nicht angebracht, auch einmal bei Privaten nach Anhäufung außergewöhnlich großer Lebensmittelbestände nachsuchen zu lassen? Die Allgemeinheit hat wohl einen Anspruch darauf und es gäbe dann wohl viele Not und auch vielleicht manchen Spitzbuben weniger. Einer von Tausenden, die nicht für 100 Mark Lebensmittelvorräte haben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Straßenraub. Am Sonntag abend gegen 8 Uhr wurde in der Münsterstraße einer hiesigen Dame das silberne Handtäschchen mit etwa 80 Mark Inhalt entrissen. Der Täter, ein etwa 17jähriger Bursche, entkam in der Poststraße im Gedränge.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 27. Februar 1918
Verhalten bei Fliegerangriffen. Bei Fliegerangriffen ist es in verschiedenen Städten vorgekommen, daß die Bewohner bei ihrer Flucht in die Keller die Zimmer beleuchteten, so daß plötzlich eine Erhellung des Stadtbildes eintrat, wodurch dem angreifenden Gegner Gelegenheit gegeben wurde, sich zu orientieren und zu gezielten Bombenangriffen zu gelangen. Es wird daher erneut darauf hingewiesen, die gegebenen Vorsichtsmaßregeln unbedingt zu beachten. Diese sind: 1. Seid nicht neugierig! Verlaßt bei Fliegerangriffen Straßen und Plätze und sucht in Häusern Schutz! Laßt die Haustüren offen! Wenn ihr im Freien überrascht werdet, sucht Deckung in Gräben und Gruben, unter Bäumen und neben Mauern. 2. Verlaßt in Gebäuden die oberen Stockwerke! Der Aufenthalt in der Nähe der Fenster ist gefährlich. Sucht daher Schutz hinter Fensterpfeilern und massiven Wänden. 3. Vermeidet größere Ansammlungen in einzelnen Räumen. Stellt die Gasleitungen ab. 4. Zündet bei nächtlichen Angriffen möglichst kein Licht an! Blendet ordentlich ab! 5. Straßenbahnen halt. Fahrgäste steigt aus und sucht Häuser auf. 6. Meidet die Nähe von Bomben und Geschossen, geplatzten und nicht geplatzten, wegen Explosions- und schwerer Vergiftungsgefahr. Rührt nichts an. Macht sofort der Polizei Meldung. 7. Vermeidet das Einatmen von Explosionsgasen. Wenn dies trotzdem geschehen ist, laßt sofort einen Arzt rufen. Gebt nicht Oel, Milch oder alkoholische Getränke als Gegenmittel. Bringt die Betreffenden sofort ins Freie. Nehmt, wenn nötig, künstliche Atmung und Sauerstoffeinatmung vor. 8. Vermeidet auch nach dem Angriff alle Ansammlungen. 9. Nutzt das Telefon während und unmittelbar nach einem Fliegerangriff nur bei Brand- und Unglücksfällen sowie bei lebensgefährlichen Erkrankungen. Teilt Schäden und Unglücksfälle sofort dem nächsten Polizeirevier mit. 10. Benutzt den Feuermelder nur bei Brandfällen.
Die meisten Bonner Geschäfte haben sich auf eine Verkaufszeit von 8 bis 1 Uhr und 3 bis 7 Uhr, Samstags bis 8 Uhr sowie Sonntags von 11½ bis 12½ geeinigt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Erhöhung der Gas- und Strompreise in Bonn. Demnächst sollen die Gaspreise allgemein um 3 Pfennig erhöht werden. Der Preis für Leucht-, Heiz- und Kochgas stellt sich dann auf 20 Pfg., statt bisher auf 17 Pfg., für das Kraftgas und das Gas für technische Zwecke auf 16 Pfg. statt bisher 13 Pfg. und für Automatengas auf 22 Pfg. statt bisher 19 Pfg. für den Kubikmeter. Die Strompreise sollen für die Beleuchtung von 55 auf 60 Pfg., für andere Zwecke von 22 auf 24 Pfg. die Kilowattstunde erhöht werden. Für Großabnehmer sind Ermäßigungen vorgesehen. Am kommenden Freitag werden die Stadtverordneten über diese Erhöhungen Beschluß fassen.
Die Straßenbahnpreise sollen erhöht werden. Am kommenden Freitag werden sich die Stadtverordneten mit einer Erhöhung der Straßenbahnpreise zu beschäftigen haben. Um die vom 1. Juli ds. Js. ab zu zahlende Verkehrssteuer aufbringen zu können, soll das Straßenbahnnetz wieder in Einheitsstrecken eingeteilt werden. Erwachsene zahlen dann für eine Fahrt bis zu drei Teilstrecken 15 Pfg., für längere Fahrten 20 Pfg. Netzkarten sollen monatlich 15 M. kosten. Für Streckenfahrten wird erhoben: Bis zu drei Teilstrecken 9 M., für vier Teilstrecken 10 M., für fünf Teilstrecken 11 M. und für sechs Teilstrecken 12.50 M. monatlich.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der „Allgemeine Bonner Lehrerverein“ hat in seiner 1. Quartalsversammlung am 23. Februar im Hähnchen zur bevorstehenden Neuordnung des Schulwesens folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Der Allgemeine Bonner Lehrerverein steht nach wie vor auf dem Boden der konfessionellen Volksschule. 2. Er hält den Ausbau der Volksschule zu einer Berechtigungsanstalt unter besonderer Berücksichtigung der Begabten für zeitgemäß und notwendig. 3. Um den Aufstieg der Befähigten zu ermöglichen, ist eine Klassifizierung des Schülermaterials nach dem Gesichtspunkte der Begabung zu erstreben. Dieser Forderung trägt in Anlehnung an das „Mannheimer System“ die Einrichtung von Hilfs-, Förder- und Normalklassen, sowie die Herabsetzung der Klassenstärke Rechnung. 4. Besonders befähigten Schülern der Normalklassen ist vom 4. oder 5. Schuljahre ab Gelegenheit zur Erlernung einer Fremdsprache zu geben. 5. Besondere Klassen vermitteln den ungehemmten Uebergang von allen Stufen der Volksschule zur höheren Schule ohne Zeitverlust für den Schüler. Eine gewisse Angleichung der Lehrpläne der höheren Schulen und des Lehrplanes der Volksschule ist erforderlich. 6. Schüler der Normalklassen, die zugleich am fremdsprachlichen Unterrichte teilgenommen haben, treten nach zurückgelegtem 8. Schuljahre in die höhere Bürgerschule über, die nach zweijährigem Kursus denBerechtigungsschein für den einjährig-freiwilligen Dienst ausstellt. 7. Alle Kinder, Knaben und Mädchen, müssen die allgemeine Volksschule besuchen. 8. Der Unterricht auf allen Stufen der Volks- und Bürgerschule ist unentgeltlich.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 28. Februar 1918
Deutsche Vaterlandspartei. In fliegenden Kolonnen dringen unsere siegreichen Fahnen vorwärts im Ostland. Auf den Fluren, auf denen seit Jahrhunderten deutsche Tatkraft, deutscher Fleiß und deutsche Wissenschaft Unvergängliches geleistet haben, ziehen jetzt unsere Heere nicht als feindliche Eroberer, sondern als Befreier. So stehen diese Kriegsereignisse im Osten im Brennpunkte der vaterländischen Interessen. Es kann daher nur dankbar und freudig begrüßt werden, daß unser hochgeschätzter Mitbürger, Herr Dr. Rosenmund am kommenden Sonntag, vormittags 11 ½ Uhr im Saale des Bürgervereins einen Vortrag halten wird über „Deutschland und das Baltenland“. Die Mitglieder und Freunde der Deutschen Vaterlandspartei seien auf diese Veranstaltung aufmerksam gemacht.
Warnung an Gemüsewucherer. Die amtlichen Richtpreise für Gemüsesamen werden häufig derart überschritten, daß sich die Reichsstelle für Gemüse und Obst genötigt sieht, dagegen auf das schärfste einzuschreiten. Die Schuldigen werden unnachsichtig den Strafgerichten ausgeliefert (Höchststrafe: 1 Jahr Gefängnis nebst 1000 Mark Geldstrafe und entschädigungsloser Einziehung der Samenvorräte), die Handelsbetriebe polizeilich geschlossen sowie die Vorräte beschlagnahmt und einer amtlichen Stelle zur Veräußerung zu den Richtpreisen unmittelbar an die Verbraucher überwiesen. Diese Maßregeln sind schon mehrfach durchgeführt worden. Auf irgendwelche Nachsicht darf nicht mehr gerechnet werden. Es wird dringend vor Ueberschreitungen gewarnt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Verkaufszeit an Sonntagen. Die meisten hiesigen Geschäfte haben sich dahin geeinigt, ihre Verkaufslokale an Sonntagen von 11½ bis 2 Uhr offen zu halten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Papiergeld. Die von der Handelskammer in Bonn ausgegebenen Papiergeldscheine zu 50 Pfg., welche im Laufe der Zeit so verbraucht sind, daß sie nicht mehr als umlauffähig gelten können, werden in den Geschäften nur ungern und von der Post überhaupt nicht in Zahlung genommen. Da für die Bewohner außerhalb Bonns keine Möglichkeit besteht, die Scheine gegen neue einzutauschen, so würde es sich empfehlen, daß in den im Kreise Sieg liegenden Orten entweder die Sparkassen oder Bankgeschäfte mit dem Umtausch oben genannter Scheine betraut würden, die sie sammeln und an die Handelkammer in Bonn abliefern. Einer für viele.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Bettelnde Kinder treiben jetzt vielfach ihr Unwesen in den Straßen der Stadt. Mit Vorliebe wenden sie sich dabei bei oder nach Eintritt der Dunkelheit an bessere Leute und bitten um Fahrgeld nach einem der Vororte. Da die Kinder das Geld zu allem anderen eher verwenden als zu dem, wofür sie es vielleicht gut gebrauchen, tut man gut, ihre Bettelei nicht zu unterstützen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)