Mittwoch, 1. März 1916
Butter und Margarine. Wie der Oberbürgermeister im Anzeigenteil dieser Zeitung bekannt gibt, berechtigen die Butterkarten in dieser Woche wieder zum Bezuge von einem Fünftel Pfund Butter oder Margarine für jede zum Hausstand gehörende Person.
Höchstpreise für Gerbstoffe. Mit dem heutigen 1. März tritt eine Bekanntmachung in Kraft, durch die Höchstpreise für Eichenrinde, Fichtenrinde und zur Gerbstoffgewinnung geeignetes Kastanienholz festgesetzt werden. Die Verkaufspreise für den Zentner Rinde sind je nach der Güte abgestuft.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Freigabe von Leder für den Zivilbedarf. Dem Schuhmachergewerbe ist eine ernste Sorge genommen, die Sorge um Beschaffung von Material. Infolge der langen Dauer des Krieges haben die Großhändler und die Gerbereien den Schuhmachern kein Leder mehr liefern können, insbesondere, nachdem die verfügbaren Bestände von der Militärbehörde beschlagnahmt worden waren. Dieser Uebelstand hatte die Beteiligten veranlaßt, sich mit einer Eingabe an das Kriegsministerium zu wenden. Es wurde gebeten, so schnell als möglich dahin zu wirken, daß durch die Freigabe von gutem und brauchbaren Leder das Schuhmacherhandwerk vor dem vollständigen Verfall bewahrt bleibe. Ferner möge durch Ueberweisung von Rohhäuten und von Lohe den Gerbern Gelegenheit geboten werden, in größerem Umfange als bisher die Lederherstellung vorzunehmen. Auf diese Eingabe hat jetzt der Kriegsminister durch die Rohstoffabteilung seines Ministeriums antworten lassen, daß er die Berechtigung dieser Eingabe anerkenne. Leider müßten die schweren Sohlleder nach wie vor in erster Reihe für den Bedarf der Heeres- und Marineverwaltung bereitgehalten werden. Es werde den Schuhmachern aber künftig unbenommen sein, Rohleder von geringerer Dicke als Ersatz zu verwenden. Dieser sei reichlich vorhanden, und die Kriegsrohstoffabteilung sei bereit, den Organisationen des Schuhmachergewerbes jede gewünschte Menge sofort zur Verfügung zu stellen. Damit wird dem gesamten Schuhmachergewerbe ein überaus wichtiger Dienst erwiesen werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Das Soldatenheim im Gesellenhause sah am letzten Sonntag Schreibzimmer, Lesesaal und Kegelbahn in fleißiger Benutzung. An eine Anzahl von Soldaten wurden Bücher ausgeliehen. Gegen 4 Uhr ließen die angekündigten Darbietungen der Junggesellen-Sodalität soviele Soldaten zusammenkommen, daß kein Plätzchen im großen Vereinssaal frei blieb. Leiter der Veranstaltungen war diesmal Herr Volksschullehrer a. D. Rech. Als dessen Begrüßungsansprache der deutschen Helden von Douaumont gedachte, löste dies Jubel aus. Nach einer herzlichen Ansprache des Sodalitätspräses, Herrn Kaplans Leuken, wickelte sich der reiche Tagesplan in schönem Flusse ab. (...) Der 4. Soldatennachmittag ließ noch zwei Mal in seinem Verlauf vaterländische Begeisterung aufflammen: bei der Bekanntgabe des Falles von Durazzo und der Erstürmung der Befestigungen von Hardaumont. Die Schlußrede des Versammlungsleiters gab der Freude Ausdruck über die gedeihliche Entwicklung des Soldatenheims; sie anerkannte die sehr gute Haltung der anwesenden Soldaten und lieh der Hoffnung Ausdruck, daß sich um die bereits gewonnene Kerngruppe von Soldaten immer weitere Kreise der Kameraden anschließen möchten!
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mehlem, 28. Febr. Mit Beginn des neuen Schuljahres soll hierselbst eine Pflichtfortbildungsschule für alle Arbeiter, ausgenommen landwirtschaftliche Arbeiter, ins Leben treten. Die Leitung der Schule wird Herr Hauptlehrer Ellen übernehmen. Vorläufig sollen wöchentlich vier Stunden Unterricht erteilt werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)
Donnerstag, 2. März 1916
Arndt-Eiche in Eisen. Wie mitgeteilt wird, soll die Kapelle des Ersatz-Bataillons des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 53 aus Köln vom heutigen Donnerstag ab jeden Donnerstag, nachmittags um 4 Uhr an der Arndt-Eiche bei günstiger Witterung konzertieren. Diese Konzerte sind vorläufig für den Monat März vorgesehen, die Arndt-Eiche hat durch sie keine Kosten.
Die Goldsammlung der Arndt-Eiche weist bereits eine Umtauschsumme von über 6000 Mark auf. Bekanntlich erhält derjenige, der Gold im Mindestbetrage von 10 Mark eintauscht und dabei einen Nagel im Werte von mindestens 1 M. stiftet, zur Erinnerung ein Abzeichen; es wird nunmehr wahlweise außer der Vorstecknadel mit den Eichenblättern auch eine Brosche in Bronze gegeben. An Ansichtskarten sind bereits über 7000 Stück verkauft worden. Die Gesamteinnahme der Eiche belief sich bis zu Beginn der Woche auf 46.000 Mark.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Schließung des Geschäftes. Die Schließung des Geschäfts der Witwe Joh. Weber, Acherstr., Inhaberin einer Bäckerei, ist von Freitag den 3. März d. J. ab bis auf weiteres angeordnet worden, weil sie sich in der Befolgung der Bundesratsverordnung vom 28. Juli 1915 als unzuverlässig erwiesen hat.
Eine Ortsgruppe des Hilfsbundes deutscher Frauen und Mädchen für das Kriegsinvaliden-Heim Heldendank e. V. hat sich infolge eines Vortrages der Schriftstellerin Käthe Papke über die „Dankespflicht der deutschen Frauen unseren Helden gegenüber“ hier gebildet. Das erste Haus Heldendank ist bereits im vorigen Jahre in Bad Sachsa erworben und seiner Bestimmung übergeben worden. Frau Pfarrer Lammers, Marienstraße 10, hat die Leitung der neuen Ortsgruppe übernommen und gibt nähere Auskunft.
Vom nahenden Frühling. Nun singen schon die Märzmöllen (Amseln), bauen ihr Nest und brüten. Wetterungunst hat ihre Kraft verloren. Weiter geht es mit Riesenschritten auf dem Wege zum Frühlingsparadies. Das Maßliebchen auf der Wiese dreht seinen Kopf zur Sonne, längst blüht kalendergemäß der Seidelbast. Freudestrahlend greift die zarte Kinderhand nach dem ersten Märzveilchen am sonnigen Wegrand, Kriegsmütter mit erfrischendem Blumenduft zu trösten. Wie dankbar ist die Frauenwelt für diese herrlichen Gaben der Natur! Die ersten Frühlingsblumen sollen auch ihren Duft zum Schatz ins Feld tragen. Es sind die reinsten Liebeszeichen. Sie machen das Herz froh, erinnern an treues Gedenken, fortschreitende Kultur, ungestörtes Blühen und Gedeihen auf heimatlicher Scholle. Frühlingszeichen von deutschem Boden wollen wir unsern Helden in das wüste Kriegsland tragen, – Heimatstöne, Friedensblumen!
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schriftlicher Verkehr mit dem Auslande. Der Gouverneur der Festung Köln hat durch Verordnung vom 25. Februar 1916 das Uebersenden und Ueberbringen schriftlicher und gedruckter Mitteilungen jeglicher Art in das Ausland und aus dem Auslande nach Deutschland auf anderem Wege als durch die Post verboten; desgleichen das Mitführen von Schriftstücken, Drucksachen und Zeichnungen jeglicher Art über die Grenze nach dem Auslande und aus dem Auslande nach Deutschland. Das Nähere ist aus der öffentlich angeschlagenen Verordnung zu ersehen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 3. März 1916
Die Butterkarte. Man schreibt uns: Welche Hoffnungen wurden auf das Erscheinen der Butterkarte gesetzt, und wie mancher ist enttäuscht darüber. „Ich mache mir gar nichts aus Butter, wenn eben keine Butter da ist, dann ißt man etwas anderes. Ich kann mich nur ärgern, daß ich gerade keine Butter haben soll, während Müllers und Schulzes sie fingerdick aufs Brot streichen.“ Diese und ähnliche Aeußerungen kann man täglich – nicht nur in Bonn – hören. Mit Einführung der Butterkarte glaubte man diesen ungerechten Zustand aus der Welt geschafft. Nun ist sie da, die Heißersehnte. 64.000 Personen sind bisher mit ihr beglückt worden. Mit wenigen Ausnahmen wollen alle 64.000 nun auch ihr ein Fünftel Pfund Butter haben, und alle am Mittwoch, am liebsten schon vormittags. Sie vergessen aber dabei, daß es ein Fünftel Pfund Butter oder Margarine gibt, und wenn die ersten 32.000 ihr ein Fünftel Pfund Butter erhalten haben, die übrigen 32.000 sich mit Margarine begnügen müssen; denn die zur Verteilung gelangenden Mengen sind zurzeit fast gleich. Aber auch die Freude der 32.000, welche mit Butter beglückt werden, ist nicht immer ungetrübt. Mancher hat am Mittwoch und Donnerstag vergeblich gewartet und die ersehnte Butter erst am Freitag oder gar erst Sonntag morgen erhalten. Man bedenkt eben nicht, daß am Mittwoch morgen nur diejenige Buttermenge verkauft werden kann, die in Händen der Verkäufer ist. Das ist einmal die durch Vermittlung der Stadt von der Zentraleinkaufsgesellschaft gelieferte Auslandsbutter, sodann die von der Zentraleinkaufsgesellschaft aus großen Molkereien in Anspruch genommene Inlandsbutter und schließlich diejenige Butter und Margarine, welche die Lebensmittelgeschäfte von Sonntag bis Mittwoch morgen unmittelbar erhalten haben. Die in der zweiten Wochenhälfte eingehende Butter (Margarine) kann natürlich nicht schon am Mittwoch verkauft werden.
Die Berechnung der auf jeden einzelnen kommende[n] Wochenmenge an Butter oder Margarine beruht auf vorsichtiger Schätzung der im Laufe der ganzen Woche zur Verfügung stehenden Butter und Margarine. Diese Mengen sind aber großen Schwankungen unterworfen. Zahlreiche Geschäfte bekommen nur einmal wöchentlich oder nur alle 14 Tage ihre Sendungen, andere täglich oder doch häufiger. Alle Sendungen sind aber jetzt unregelmäßig nicht nur in ihrer Zahl, sondern auch bezüglich der Menge.
Eine schematische Einsteilung der Stadt in Butterbezirke nach Zahl der Bezugsberechtigten, nach Brotbuchbezirken, nach dem Alphabet, Verkauf an verschiedenen Wochentagen für bestimmte Gruppen, eine stärkere Inanspruchnahme von Geschäften beim Butter- und Margarineverkauf in den Vororten und wie die gutgemeinten Vorschläge alle heißen mögen, sind daher fromme Wünsche, welche die technischen Schwierigkeiten bei der Verteilung verschieben, doch nicht ausräumen. Wenn man mit so vielen unsicheren Größen rechnen muß, kann nicht jeder auf pünktliche und zufriedenstellende Versorgung mit Butter und Margarine rechnen. Aber ebensoschnell wie man sich an die Beschränkungen des Brot- und Mehlbedarfs gewöhnt hat, wird man sich mit der Butter- oder Margarinekarte abfinden.
Als eine wesentliche Erleichterung bei der Abfertigung der Käufer hat sich in dieser Woche die Annahme der Butterkarten am Tage vorher gezeigt. Natürlich darf jedes Geschäft nicht mehr Butterkarten annehmen als es tatsächlich Butter oder Margarine angeben kann. Die Käufer dürfen niemals mehr verlangen, als ihnen zusteht, da der Geschäftsinhaber sich streng an die Vorschriften halten muß und Käufer und Verkäufer sich bei jeder Umgehung der Bestimmungen hohen Strafen aussetzen. Jedes Geschäft muß auf Verlangen die ganze Menge Butter oder Margarine, welche dem einzelnen zusteht, diesem verabfolgen. Wenn der betreffende Geschäftsstempel im Wochenfeld der Butterkarte eingedrückt, hört jeder weitere Bezug in anderen Geschäften auf.
Mit etwas Geduld und gutem Willen wird bald jeder mit der Butterkarte zufrieden sein. Die vielgeschmähte amtliche Verteilungsstelle tut jedenfalls ihr Bestes zur Behebung der noch bestehenden Schwierigkeiten.
Im Landkreise Bonn wird durch eine Verordnung des Landrats der Kartoffelverkauf aus einer Bürgermeisterei in eine andere von der Zustimmung des Bürgermeisters abhängig gemacht. Zum Verkauf von Kartoffeln nach außerhalb des Kreises ist außerdem noch die besondere Genehmigung des Landrats erforderlich.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Metropol-Theater. Für unsere Kriegsverletzten und ihre Angehörigen ist ein Film besonders bemerkenswert, der gegenwärtig im Metropol-Theater gezeigt wird. Es handelt sich darum, unsern Kriegsbeschädigten eine praktische Vorstellung davon zu geben, wie sie mit Hülfe künstlicher Gliedmaßen wieder in die Lage kommen, entweder ihrem bisherigen Berufe nachgehen zu können oder einem neu erlernten Berufe obzuliegen. Der Film zeigt eine Reihe von Aufnahmen aus handwerklichen Werkstätten, von der Betätigung in Feld und Garten und die praktische Ausbildung zu künstlerischen Berufen. Die Filmaufnahmen lassen nicht nur erkennen, daß die kriegsbeschädigten Arbeitskräfte durch die Hilfe künstlicher Gliedmaßen voll und ganz den Platz ausfüllen, an den sie beruflich gestellt worden sind, sondern daß sie auch wieder volle Lebensfreude erlangt haben und erneut frohgemute Menschen geworden sind. Das Kino erfüllt mit der Vorführung dieses Films eine trostreiche Aufgabe.
Metall-Ablieferung. Wie der Oberbürgermeister in der heutigen Nummer unseres Blattes bekannt macht, läuft die Frist für die Ablieferung der Gegenstände aus Kupfer, Messing und Reinnickel am 31. März d. J. ab. Wer bis zu diesem Tage die Gegenstände nicht abgeliefert hat, macht sich strafbar. Die Sammelstelle im städtischen Schlachthof ist zur Ablieferung geöffnet am Freitag, vormittags von 9 – 12 und nachmittags von 3 – 6 Uhr.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zur vierten Kriegsanleihe. Das Erzbischöfliche Generalvikariat macht bekannt: „Die vom Deutschen Reichstage beschlossene vierte Kriegsanleihe wird demnächst zur Ausgabe gelangen. Wir ersuchen daher die Kirchenvorstände der Erzdiözese, die etwa noch bereitstehenden Kirchengelder im vaterländischen Interesse für diese Kriegsanleihe zur Verfügung zu stellen. Nach erfolgter Zeichnung wolle man uns baldgefälligst unter Angabe der Höhe der gezeichneten Summe und des Fonds, zu welchem sie gehört, Mitteilung machen. Die vorherige Einholung der Genehmigung ist nicht erforderlich. Gleichzeitig ersuchen wir die hochwürdige Geistlichkeit, wie bisher, ihren Einfluß unter den Pfarrkindern und in bekannten Kreisen geltend zu machen, damit die bereitstehenden Mittel für die zur Verteidigung des Vaterlandes notwendige Kriegsanleihe gezeichnet werden. Namentlich wird eine eifrige Werbetätigkeit der Geistlichkeit für diese Kriegsanleihe auf dem Lande und in den kleineren Städten dringend gewünscht. Wer an dieser Kriegsanleihe sich beteiligt, erweist nicht bloß dem Vaterlande einen Dienst, sondern benutzt auch sein Geld zu einer vorteilhaften Kapitalanlage.“
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 4. März 1916
Mit Oel-Ersatzmitteln wird in dieser Zeit der Fettknappheit viel Schwindel getrieben, und fast täglich berichten die Zeitungen aus den verschiedensten Städten über Bestrafungen solcher Lebensmittelfälscher. Auch das Kölner städtische Nachrichtenamt warnt jetzt vor den wertlosen Fälschungen, die als Salatöl-Ersatz, Salatwürze und dergleichen in den Handel gebracht werden; sie bestehen fast ausschließlich aus Wasser und verderben in kurzer Zeit vollständig. Die Fälschungen sind in großen Mengen im Verkehr und finden leider auch zahlreiche Käufer. Bei der Kölner städtischen Polizei gingen an einem einzigen Tage über 50 Anzeigen von Personen ein, die sich durch den Kauf benachteiligt glauben, auch ist ein ganzer Eisenbahnwaggon voll beschlagnahmt worden. Der Herstellungswert einer Flasche, für die im Kleinverkauf bis zu drei Mark verlangt wird, beträgt in diesem Falle nach sachverständigem Gutachten ohne Glas nur 19 Pfg.
Sieben Werkzeugmacher und Arbeiter des Feuerwerkslaboratoriums in Siegburg hatten sich gestern wegen Diebstahls vor der Strafkammer zu verantworten. Die Angeklagten, die aus Siegburg und Umgebung, einer auch aus Bonn stammen, hatten Werkzeuge, Metall, Isolierdrähte, Gummi, Tücher in größeren Mengen aus dem Laboratorium mit nach Hause genommen, so daß die Haussuchung bei dem Hauptangeklagten, der in Siegburg-Mülldorf wohnt, gestohlene Gegenstände im Gesamtwerte von annähernd 3000 M. zutage förderte. Bei den übrigen Angeklagten war der Wert das bei Haussuchungen vorgefundenen Diebesgutes sehr viel geringer. Das Gericht hielt alle sieben Angeklagten des Diebstahls für schuldig und zog bei der Strafzumessung in Betracht, daß die Angeklagten sich eines Vertrauensbruchs schuldig gemacht, daß sie einen sehr guten Lohn hatten und daß die gestohlenen Sachen für das Vaterland ganz besonders wertvoll waren. Der Hauptangeklagte erhielt ein Jahr Gefängnis, von den übrigen Angeklagten wurden verurteilt einer zu drei Monaten, einer zu zwei Monaten, drei zu je einem Monat und einer zu zwei Wochen Gefängnis.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Wochemarkt war gestern verhältnismäßig gut beschickt. Der Verkauf war flott. (...) Der Großmarkt auf dem Stiftsplatze war gestern sehr gut beschickt. Besonders Spinat, Krauskohl und Rosenkohl war in großen Mengen vorhanden. (...) Da viele auswärtige und hiesige Händler anwesend waren und die vorhandenen Waren flott aufkauften, war der Markt schon um 8 Uhr fast vollständig geräumt. Der städtische Verkauf war gestern wieder ausnahmsweise flott. Besonders viel verlangt wurden Kartoffeln, Konserven und Zwiebeln. Trotzdem an eine Familie nicht mehr als eine Büchse Konserven täglich und nur gegen Brotbuch abgegeben wird, war der große Vorrat um 10 Uhr schon vollständig ausverkauft, so daß viele Käufer nicht mehr befriedigt werden konnten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Soldatenheim im Gesellenhause. Auf Grund des für die Zeit vom 2. – 8. März geltenden Versammlungsverbotes des stellvertretenden Generalkommandos finden morgen (Sonntag) im großen Vereinssaal keinerlei Versammlungen statt. Schreibzimmer und Lesesaal sind wie an früheren Sonntagen von 2 Uhr nachmittags an geöffnet.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 5. März 1916
Die Aktien-Gesellschaft Grand Hotel Royal hat gestern ihre Hauptversammlung abgehalten, in der sieben Aktionäre 688 Aktien mit 1108 Stimmen (die Stadt Bonn hat für ihre 210 Aktien dreifaches Stimmrecht) vertraten. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Beigeordneter Bottler, erstattete den Geschäftsbericht und erläuterte den Abschluß für das abgelaufene Geschäftsjahr 1915. Der Abschluß für 1915 sei nicht nur günstiger als der des Jahres 1914, sondern auch als der des letzten Friedensjahres 1913 (in beiden Jahren hat das Unternehmen keine Dividende gegeben). Es könne nach angemessenen reichlichen Abschreibungen und einem ebenfalls angemessenen Gewinnvortrag eine Dividende von 2 vom Hundert verteilt werden. (...) Der Fremdenbesuch im Gasthof betrug 1915 rund 15.000, 1914 14.000, 1913 17.000 Personen. Das Café ist auch während des Krieges gut gegangen, die Einnahmen überschritten sogar um einige Tausend Mark die des Vorjahres. (...)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Mästung von Schweinen. Die Landwirte des Kreises werden erneut zur Beteiligung an der Mästung von Schweinen für die Allgemeinheit aufgefordert. Zu diesem Zweck wird bekanntlich Mastfutter bereitgestellt. Anmeldungen sind bei den Bürgermeisterämtern anzubringen. Um den kleineren Haushaltungen die Einstellung eines Mastschweines zu erleichtern, beabsichtigt der Kreis-Kommunalverband, Ferkel anzukaufen und zum Selbstkostenpreis abzugeben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Entrahmen der Milch verboten. Durch eine Bekanntmachung des Herrn Kommandierenden Generals vom 19. Februar 1916 wird das Entrahmen oder Verbuttern von Milch verboten. Diese Bekanntmachung, deren vollständiger Inhalt an den öffentlichen Anschlagstellen und in den amtlichen Kreisblättern einzusehen ist, hat auch für den Befehlsbereich der Festung Köln Gültigkeit.
40stündiges Gebet. In der Münsterkirche findet am Sonntag den 5. März und an den beiden folgenden Tagen 40stündiges Gebet statt zur Erflehung eines baldigen ehrenvollen Friedens. Die Aussetzung des hochw. Gutes ist Sonntag morgens 5 ½ Uhr, Montag und Dienstag 6 Uhr; die letzte hl. Messe ist an diesen Tagen um 11 Uhr. Dienstag Abend ist nach der Complet (gegen 7 Uhr) feierlicher Umgang mit dem Allerheiligsten. Die Ordnung der Betstunden ist an den Kirchtüren angeschlagen. Die Gläubigen der ganzen Stadt sind zu reger Teilnahme freundlichst eingeladen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 6. März 1916
Kriegsanleihe-Zeichnungen bei der Post. Die Post ist als Vermittlungsstelle für die Zeichnungen auf die vierte Kriegsanleihe wiederum tätig. Wer sich also dieses bequemen Weges bedienen will, dem steht jeder Postschalter zur Verfügung. Wie bei der dritten Anleihe, ist auch diesmal der gesamte Verkehrsapparat der Post (also nicht nur an solchen Orten, die keine öffentliche Sparkasse haben) in den Dienst der Kriegsanleihe gestellt. Nur zwei Umstände sind zu beachten: 1. daß die Post nur Zeichnungen auf die 5% Reichsanleihe (nicht auch solche auf die 4 ½ % Reichsschatzanweisungen) entgegennimmt, 2. daß die gezeichneten Beträge spätestens am 18. April voll bezahlt sein müssen. Sie können schon am 31. März bezahlt werden. Andere Einschränkungen bestehen nicht. Wer bei der Post zeichnen will, kann sich an jedem beliebigen Schalter einen Postzeichnungsschein geben lassen. In den Landbestellbezirken und in Orten bis zu 20.000 Einwohnern wird allen Personen, die als Zeichner in Frage kommen, der Zeichnungsschein ins Haus gebracht. Ueber die Zeichnungsbedingungen geben die in den Zeitungen veröffentlichten Prospekte und ein besonderes Merkblatt, das an jedem Schalter zu haben ist und in kleineren Orten auch ins Haus gebracht wird, Aufschluß. Es ist gar nicht möglich, daß über irgend eine Frage Unklarheit bestehen kann; denn die Presse sorgt fortlaufend für Besprechung aller wichtigen Einzelheiten, und wer ernsthaft daran denkt, sich an der Zeichnung zu beteiligen, der nimmt sich wohl die kleine Mühe, sich über alle Voraussetzungen zu unterrichten. Schwierigkeiten irgendwelcher Art gibt es [n]ich[t]. Die Postzeichnungsscheine, die einen Vordruck enthalten, werden ausgefüllt: Betrag der Zeichnung, Name, Stand, Wohnort und Wohnung des Zeichners. Dann werden sie entweder am Schalter abgegeben oder in einem unfrankierten Umschlag mit der Aufschrift „An die Post“ in den Briefkasten gesteckt. Durch die Post erhält dann der Zeichner eine Zahlungsaufforderung mit einer Zahlkarte zugestellt, die der Zeichner selbst auszufüllen hat. Mit dieser Karte begibt er sich zu der Postanstalt, bei der die Zeichnung erfolgt ist, und zahlt dort den zu leistenden Betrag ein. Auf dem Lande kann die Einzahlung durch Vermittlung des Briefträgers erfolgen, bei dem die gewünschte Auskunft über das einzuschlagende Verfahren einzuholen ist. Die Einzahlungen haben, wie schon gesagt, bis spätestens zum 18. April zu erfolgen. Die Post nimmt auch Anmeldungen auf Schuldbucheintragungen entgegen. Alles Notwendige erfährt der Zeichner am Schalter. Die Wahl des Reichsschuldbuches verursacht keine besondere Mühe, bietet aber außerordentlich große Vorteile: Kostenlose, sichere Unterbringung des Anleihebesitzes, Befreiung von aller Sorge um Verwahrung und Verwaltung, regelmäßige Zusendung der Zinsen durch die Post oder fortlaufende kostenlose Ueberweisung derselben an die Bank, Sparkasse oder Genossenschaft des Gläubigers.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Unsere städtischen Rheinbadeanstalten treffen morgen aus dem Oberwinterer Hafen hier wieder ein.
Im Hausgarten beginnt jetzt reges Leben. Bei den ersten Saaten will keiner der letzte sein. Die ältesten Männer verlassen den warmen Ofen, Frauen- und Kinderarbeit eine sachkundige Grundlage zu geben. Mit den Leuten, die sich die Spatenarbeit im Garten und der Düngung schämten, hat der Krieg gründlich aufgeräumt. Heute trägt jeder mit Stolz und Selbstbewußtsein den Spaten in den Garten. Jeder will mitarbeiten an dem großen Werk des Durchhaltens. Und wie rasch haben die Frauen, welche früher nur mit dem Strickstrumpf in der Hand, im Garten und Feld das Wachsen und Gedeihen bewunderten, die schönen Gartenkünste des Säens und Pflanzens ihren Nachbarinnen abgesehen, halbwachsene Burschen angeler[n]t, freudig die schwere Grabarbeit zu verrichten! Aber auch unzählige Frauen regieren den Spaten mit Geschick und Kraft, führen und wenden selbstbewußt den Pflug und ersetzen förmlich die leitende Kraft, des zum Kriege hinausgegangenen Ehemannes oder Bruders, bei fast allen landwirtschaftlichen Arbeiten! Ein Blick in die Gärten und Felder zeigt uns, daß die Leute sich gewaltig täuschen, welche an eine Erschlaffung unserer produktiven Kräfte glauben möchten. Im Gegenteil, wohin wir uns wenden: Gestähltere Kraft, mehr Fleiß, mehr Ausdauer, unbegrenztes Vertrauen auf die schwere Kriegsarbeit derjenigen, welche berufen sind, die heimatliche Bodenkultur mit eisernem Willen zu schützen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 6. März. Zum Besten unserer Kriegshilfe und zum Fonds des Eisernen Kreuzes veranstaltete die katholische Jungfrauenkongregation von Altgodesberg am verflossenen Donnerstag und gestern abend im Saale der Tonhalle patriotische Volksabende mit Bühnenspielen und Gesängen, die beidemale hinsichtlich des Gebotenen und reichen Besuchszahl einen vollen Erfolg hatten. – Die beiden Vortragsabende, welche der Flottenverein und der Frauenbund der deutschen Kolonialgesellschaft am vergangenen Samstag und Sonntag in der Aula des Pädagogiums abhalten ließen, erbrachten die stattliche Reineinnahme von 400 M., die zu patriotischen Unterstützungen beider Vereine verwandt werden soll.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Dienstag, 7. März 1916
Arndt-Eiche in Eisen. Am Mittwoch, 1. März, vollzog die hiesige Loge die Kriegsnagelung unserer Arndt-Eiche in Eisen. Auf die zahlreich erschienenen Mitglieder hielt der Vorsitzende, Dr. Krantz, eine von vaterländischer Begeisterung getragene Ansprache, in der er u. a. folgendes ausführte: Seitdem unsere Loge Friedrich Wilhelm zum Eisernen Kreuz vor nunmehr 59 Jahren hier in Arbeit gesetzt worden ist, war sie allzeit bemüht, zu sein eine Pflanzstätte deutscher Freimaurertugend. Durch Arbeit an uns selbst, durch Veredlung und opferbereite Tat zur Erhöhung der Wohlfahrt unserer Mitmenschen beizutragen, war stets unser leitender Gedanke. Als treue Bürger haben wir Vaterlandsliebe und Königstreue gepflegt, und als Christen haben wir der reinen Lehre Christie nachzuleben versucht. Dankbar haben wir die Erinnerung an den erhabenen König bewahrt, dessen Schutz unsere Loge als Feldloge die Entstehung und ihren Namen verdankt: „Friedrich Wilhelm zum Eisernen Kreuz“. „Suum cuique“ lautete der Leitspruch, den diese Feldloge damals erhielt. Jedem das Seine an Arbeit und Pflichterfüllung, jedem das Seine aber auch an Gotteserkenntnis und Menschenliebe, jedem das Seine schließlich an Schönheit und Freude des Lebens. Hier an der Arndt-Eiche in Eisen wollen wir das alte Ehrenzeichen unserer Loge, das Eiserne Kreuz, zur bleibenden Erinnerung befestigen und damit Anteil gewinnen an diesem Bonner Wahrzeichen bürgerlicher Opferfreudigkeit.
Im Deutschen Sprachverein fand gestern abend der vierte Vortrag dieses Winters statt. Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Pfarrer Dr. Richter, begrüßte die zahlreich Erschienenen. Darunter viele feldgraue Kameraden, und wies auf die jüngsten Siege im Westen sowie auf die großen Bewegungen, Siege und Aussichten im Osten hin, wobei der bemerkte, dass unser Volk auch nach dem Kriege im Orient große Friedensaufgaben zu erfüllen habe. Der Redner des Abends, Herr Rabbiner Dr. Cohn, schilderte darauf in begeisterten Worten die Wirksamkeit der alten Propheten, der Heldensänger des Volkes vor 2500 Jahren. Eingeklemmt zwischen den damals großen Weltreichen Aegypten, Assur und Babylon in dem kleinen Kanaan, schauten die großen Prophetengestalten ohne Furcht vor Volk und Fürsten mutig in den Kampf hinein, wo oft Israel das Zünglein an der Waage bildete. Mutig verkündeten sie Volk und König, dann auch den großen Weltreichen Gottesgericht und Untergang. Jesaja und Jeremia stehen wie Helden in jener gefahrvollen Zeit. Ergreifend sind Hesekiels Untergangs-Orakel auf Phönizien, das Albion des Altertums, und seine Parallele zur gewaltigen Gegenwart. Aber die Hauptaufgabe der kriegerischen Prophetik war innerlicher, sittlich-religiöser Art, sie drängte auf Verinnerlichung, Vertiefung und Buße und bildet wieder eine Parallele zu unserer großen Gegenwart und dem deutschen Heldenkampf unserer Tage. So verbinden Persönlichkeitsideal und Rückkehr zum Gottesglauben uralte und gegenwärtige „biblische“ Zeit.
Den beredten und herzbewegenden Worten des Redners folgte warmer Beifall, dem der Vorsitzende noch besonderen Ausdruck verlieh. Es wurde noch mitgeteilt, daß in vier Wochen der letzte Vortrag in diesem Winter gehalten werde, daß am 9. März der Sprachverein sich an der Nagelung der Arndt-Eiche mit einem Eichenblatt beteiligen werde und daß für Mai ein Werbevortrag in Godesberg in Aussicht genommen sei.
Nagelung einer Tischfahne. Die Stammtisch-Gesellschaft des Vereins für National-Stenographie im Wirtshaus Ruland beschloß, den Sockel ihrer Tischfahne zu benageln. Genagelt werden Silber-Nägel zu 10 Pfg., Gold-Nägel zu 50 Pfg. und kleine Plaketten mit stenographischer Inschrift zu 3 und 5 M. Die erste Nagelung am vergangenen Sonntag brachte bereits einen ansehnlichen Betrag. Die Einnahme wird der Arndt-Eiche überreicht werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Märzwanderung des Eifelvereins. Winterlich scharfer Wind blies am Sonntag den Bonner Eifelfreunden um die Ohren, als sie von Ahrweiler-Bachem aus auf der schönen Gebirgsstraße die Höhen von Ramersbach erstiegen. Dort lag Schnee. Durch das Heidegebiet am Addert, durch stille freundliche Täler, wo wieder der Frühling grüßte, durch tiefen Forst, der in prächtigem Rauhreif prangte, ging es zum Fuchskopf, wo im Windschutze des Buchenwald Mittagsrast gehalten wurde. Leise schob sich dann das Vulkangebiet des Brohltales heran, als der Weg zum Roddermaar führte. Das Maar ist ja nun verschwunden, aber noch immer liegt hier in weltverlassener Einsamkeit ein seltsam wildromantisches Fleckchen Erde. Ein Moorbruch ist jetzt des Maares Boden. Dann wird der Krater des Bausenberges erstiegen, fünf Kilometer lang auf seinem Lavastrom gen Gönnersdorf gewandert. Hier liegt der Kopf des Lavaflusses; wild und zerrissen starren die riesigen Lavablöcke aus magerer Vegetation; ein Steinbruch lässt ins Herz der einst feurigen Glut schauen.
In Gönnersdorf gabs kriegsmäßig, doch gut und billig Kaffee. Mit dem Abend wurde dann wurde dann durch das idyllisch stille Vinxtal bei Tal Rheineck der Rhein erreicht.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ueber frühzeitige Schulentlassung wird aus dem Landkreise Bonn geschrieben: Wie man hört, hat die Regierung gestattet, daß die Kinder, die im letzten Schuljahre sind, vom 1. März ab schon aus der Schule entlassen werden können, damit sie ihren Eltern bei den jetzt notwendigen Arbeiten im Garten und Feld helfen können. Schon in den ersten Tagen des März sind demgemäß auch die Schulkinder in einigen Gegenden des Kreises entlassen worden. Warum geschiehts dann nicht überall? Ueberall ist doch Arbeitermangel, überall muß jedes Fleckchen Erde bepflanzt werden, um den Aushungerungsplan unserer Feinde zu durchkreuzen. Darum lasse man auch überall die Jugend mithelfen, die Felder zu bebauen und dadurch den Krieg zu gewinnen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 8. März 1916
Abänderung der Lustbarkeitssteuerordnung. Die städtische Finanzkommission empfiehlt den Stadtverordneten, die bisherige Lustbarkeitssteuerordnung der Stadtgemeinde Bonn abzuändern. Der Entwurf der neuen Lustbarkeitssteuerordnung sieht vor: Die Kartensteuer beträgt bei einem Eintrittsgeld von bis zu 50 Pfennig 5 Pfennig, bei höherem Eintrittsgeld für jede weitere angefangene halbe Mark 5 Pfennig. Die Kartensteuer beträgt das Doppelte dieses Satzes bei Gesangs- und deklamatorischen Vorträgen ohne höhere künstlerische Bedeutung, Tingeltangel, Spezialitäten- oder Varietäten-Vorstellungen, platt deutschen Volksbühnen, Karnevalssitzungen, Maskenbällen, Kostümfesten, Schaustellungen, Zirkus- und ähnlichen Vorstellungen, Vorstellung von Billardspielern, Bauchrednern, Ballett- und Seiltänzern, Hynotiseuren, Zauberkünstlern, Marionettentheatern und dergleichen. Die Kartensteuer beträgt das Dreifache des Satzes von 5 Pfennig auf je 50 Pfennig Eintrittsgeld bei Vorführung von Wechsel-Lichtbildern (Kinematographen, Tonbild-Theatern). Für die dauernde Aufstellung eines Apparates in Gast- und Schenkwirtschaften, bei dem gegen Entgelt für den durch die Geschicklichkeit des Benutzers herbeigeführten Erfolg ein bestimmter Gewinn zugesichert wird, sind jährlich 50 M. Steuern zu entrichten. Steuerfrei sind auch weiterhin Veranstaltungen, die ausschließlich wissenschaftlichen oder Unterrichtszwecken dienen, sowie solche, die ausschließlich vor Schülern oder für Schüler der hiesigen Unterrichtsanstalten dargeboten werden, wenn das Eintrittsgeld 1,50 Mark nicht übersteigt, ferner nationale Gedenkfeiern und Veranstaltungen der im Stadtausschuß für Jugendpflege vertretenen Vereine, wenn nur den Vereinsmitgliedern der Zutritt gestattet ist. Die Steuer wird erhoben in Form der Kartensteuer bei allen Darbietungen und Vorführungen, zu denen der Zutritt von einer Bezahlung in irgendeiner Form abhängig gemacht wird, im übrigen in Pauschalsätzen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Populär-wissenschaftliche Vorträge. Morgen abend findet der letzte Vortrag statt. Da der ursprünglich hierfür in Aussicht genommene Redner inzwischen einberufen wurde, spricht Herr Generalssekretär Geiser aus Berlin über die Ukraine (mit Lichtbildern), d. h. Südrußland. In der Ukraine lebt ein dem großrussischen Volke fremdes und zum Teil abgeneigtes Volk, das erst vor 150 Jahren seine Selbständigkeit verlor. Auf seinem Gebiete findet sich u. a. die Kornkammer Rußlands und sein Hauptkostenbergwerk. Schon aus diesen Angaben läßt sich die Bedeutung der die Abtrennung von Rußland erstrebenden ukrainischen Bewegung ermessen. Ihre Möglichkeit, Land und Leute, ihre Geschichte usw. wird Gegenstand des Vortrags sein.
Metropol-Theater. Ein großes Kriminal-Schauspiel fesselt in den letzten Tagen die Besucher des Metropol-Theaters. „Das Rätsel von Sensenheim“, wie das neue Filmwerk genannt ist, gibt in spannenden Bildern den Gehalte eines Kriminalromans von G. Werner wieder.
Butterverkauf. Auch in dieser Woche wird an jede bezugsberechtigte Person ein Fünftel Butter oder Margarine abgegeben. Wie der Oberbürgermeister in der heutigen Nummer unseres Blattes bekannt macht, steht in der Zeit von Mittwoch bis Sonntag eine genügende Menge von Butter oder Margarine in den Lebensmittelgeschäften zur Verfügung. Da die Vorräte aber nicht alle an einem Tag eingehen, ist es nicht möglich, daß am Mittwoch oder am Donnerstag bereits jedem die ihm zukommende Menge verabfolgt werden kann. Bei richtiger Handhabung der Bestimmungen kann jedoch jeder seine Butter oder Margarine erhalten. Es empfiehlt sich, beim Buttereinkauf mit Ruhe und Takt aufzutreten. Der Verkauf wird sich dann zur Zufriedenheit aller Käufer abwickeln.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Musterung der Militärpflichtigen. Für den Stadtkreis Bonn findet die Musterung von Militärpflichtigen des Geburtsjahrganges 1896 und der älteren Jahrgänge am 15., 16. und 17 März im Dreikaisersaal statt. Es müssen auch diejenigen Militärpflichtigen erscheinen, die bei ihrer letzten Musterung die Entscheidung „garnisonsdienstfähig“ oder „arbeitsverwendungsfähig“ oder „Arbeiter“ erhalten halben, von denen des Geburtsjahrganges 1896 auch diejenigen, die bisher als „dauernd untauglich“ galten. (Siehe Anzeige)
Zehn fette Schweine kaufte die Stadt von der Firma Sahne-Schmitz. Die Tiere hatten ein Durchschnittsgewicht von 3 Zentnern.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Kriegsspeisekarte
Montags kocht man ohne Fett,
Dienstags ohne Fleisch ganz nett,
Mittwochs darf man alles essen,
Donnerstags nur das Fett vergessen,
Freitags gibt’s kein Fleischgericht,
Schweinefleisch am Samstag nicht,
Sonntags endlich hat man Ruh’,
Denn da sind die Läden zu.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Donnerstag, 9. März 1916
Neue Kriegslasten der Zeitungen. Die deutschen Zeitungen haben seit Kriegsbeginn schwer zu kämpfen. Denn ihnen fließt nicht nur die wesentliche Einnahmequelle. Die ihnen aus dem Anzeigenwesen sonst zuwuchs, ganz wesentlich dürftiger als in Friedenszeiten, ihnen hat auch der Krieg neue schwere Lasten für den Ausbau ihrer Berichterstattung aufgebürdet. Unter diesen doppelten Einwirkungen haben schon viele Zeitungen sehr gelitten und viele Hunderte mußten ihr Erscheinen einstellen. Ein ganz besonders schwerer Schlag droht nun der Presse. Der Verband Deutscher Druckpapierfabriken hat nämlich eine 40prozentige Preissteigerung für Zeitungspapier beschlossen, die mit den gestiegenen Kosten für Zellulose, Holzschliff und Arbeitslöhne begründet wird. Waren schon vorher die Materialien und Unkosten im Zeitungsbetriebe, bedingt durch den Krieg, wesentlich gestiegen, so bedeutet die neue Belastung in Verbindung mit dem dazwischen eingetretenen weiteren Rückgang der Anzeigen eine Betriebsverteuerung, der viele Zeitungsverleger nicht gewachsen sein können. Die Zahl der Zeitungsunternehmungen wird daher abermals zurückgehen müssen, und diejenigen Blätter, deren Kraft stark genug ist, auch gegenüber den neuen Belastungen durchzuhalten, sehen sich vor die Notwendigkeit gestellt, in anderen Form wenigstens einen Teil der Unkosten zu verringern. Vor allem werden sie gezwungen sein, den gewohnten Umfang soweit einzuschränken, als sich dies mit den Interessen eines gediegenen Nachrichtendienstes vereinbaren läßt. Wenn dabei dem Lesebedürfnis der Bezieher für die Folge nicht mehr ganz in der altgewohnten Weise Genüge geleistet werden kann, so dürfte diese Kriegsmaßnahme der Zeitungen, gleich allen anderen durch den Krieg bedingten Einschränkungen und Aenderungen in unseren Lebensgewohnheiten, volles Verständnis der Zeitungsleser finden.
Der Verein Rheinischer Zeitungsverleger hat auch in einer aus allen Bezirken stark besuchten Versammlung in Köln die gegenwärtige Notlage des Zeitungsbetriebes eingehend erörtert und eine Reihe von Abhilfevorschlägen beraten und empfohlen.
Bonner Wehrbund. Eine Abteilung hat die beiden Orte Buschdorf und Hersel besetzt und markierte den Feind, der Bonn bedrohte, Die verteidigende Abteilung, die in Rheindorf lag, erhielt den Auftrag, Buschdorf oder Hersel zu nehmen. Zunächst wurde zur Erkundung der beiderseitigen Stellungen und zur Uebung der Mannschaften von beiden Parteien Patrouillendienst geübt. Diese Erkundung brachte der angreifenden Partei die Gewißheit, daß im offenen Angriff keiner der beiden Orte zu nehmen sei. Es wurde deshalb beschlossen, eine Umgehung auszuführen und von der entgegengesetzten Seite aus Buschdorf anzugreifen. Die ausgestellten Posten bleiben stehen zur Irreführung des Gegners, den außerdem eine kleine Abteilung, die an der Umgehung nicht teilnahm, beunruhigen sollte. Als die Abteilung Buschdorf erreichte, fand sie es vom Gegner verlassen, der seine Mannschaft nach Hersel zurückgezogen hatte. – In Hersel wurden alle Abteilungen vereinigt und gemeinsam wurde zur Stadt zurückmarschiert.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das neue Wertpapier. Müller: „In wat for een Papier legt man jetzt sein Jeld am vorteilhaftesten an?“ – Schultze: „In unbedrucktes Zeitungspapier, der steigt um 40 v. H.“
Beschlagnahme von Heu und Stroh. In der Zeit vom 12. – 15. März findet eine Erhebung über die Vorräte an Heu und Stroh statt. Alles Nähere ist aus den Bekanntmachungen ersichtlich, die in der heutigen Nummer unseres Blattes abgedruckt sind
Festgenommen wurde von der hiesigen Kriminalpolizei ein junger Mensch im Alter von 22 Jahren, der verschiedenen Personen Möbel verkauft hatte, die sich angeblich auf der Eisenbahn befinden sollten. Die Käufer waren so unvorsichtig, dem jungen Mann größere Beträge als Vorschuß zu bezahlen. Hinterher stellte sich heraus, daß sie einem Schwindler zum Opfer gefallen waren. Auf der Eisenbahn befanden sich keine Möbel.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Bonner Lazarettzug steht augenblicklich wieder am Trajekt. Er hat u. a. nach Bonn 260 Verwundete gebracht.
Die vereinigten Heyermann’schen Bildungsanstalten, Lyzeum, Seminar und Mittelschule werden am Freitag Morgen 11 Uhr bei günstiger Witterung die Nagelung der Arndt-Eiche vornehmen. Bei dem Festakte wird der Chor der oberen Klassen unter Leitung des Kgl. Musikdirektor Kratemp folgende Chöre zum Vortrag bringen: 1. (Möring) Deutschland ist mein Vaterland; 2. (Schumann) Der deutsche Rhein; 3. (Dr. Reusing) Deutschland und Oesterreich; 4. (Linke) Wir müssen siegen; 5. (Kreutzer) Waffentanz; 6. (Romberg) Holder Friede.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 10. März 1916
An der Arndt-Eiche nagelte gestern mittag der hiesige Deutsche Sprachverein ein eisernes Eichenblatt. Mit kurzen Worten erinnerte der stellvertretende Vorsitzende, Pfarrer Dr. Richter, an den gestrigen Todestag Kaiser Wilhelms I., des Gründers des Deutschen Reiches. Das große Werk Wilhelms I. setzten sein kaiserlicher Enkel und sein Volk in 25jähriger Friedenszeit dankbar und treu fort. Seit 1 ½ Jahren gilt es, in heißem, blutigen Ringen mit einer feindlichen Welt die erworbenen Güter zu schützen. Die tapferen Enkel sind der Heldenväter von 1813 und 1870/71 wert. In bescheidener Art wolle der Deutsche Sprachverein nicht mit dem Schwert, aber mit Wort und Feder das Kleinod der Muttersprache schützen und wacker gegen die fremden Schmarotzer und die Fremdwortseuche kämpfen. Eingedenk des alten Arndt, des Heldensängers aus großer schwerer Zeit, des Hüters vom deutschen Wort und deutschen Lied, gelobe der Bonner Sprachverein Treue und Liebe zum deutschen Vaterland, Schutz und Ehrung der deutschen Muttersprache. Der Redner schloß mit einem Hoch auf Kaiser und Reich.
Park-Stillstuben. Als ein Mittel im Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit wird neuerdings von der Deutschen Gesellschaft für Mutter- und Kinderrecht die Einrichtung sogenannter Parkstillstuben angeregt. In einer Eingabe an die Magistrate und Stadtverordnetenversammlungen der Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern weist der Bund auf die nationale Notwendigkeit hin, den Müttern die Möglichkeit zu geben, ihren Säugling hinaus in die frische Luft zu bringen und ihm draußen die Mutterbrust zu reichen. Die Städte werden aufgefordert, in ihren Parkanlagen Stillstuben zu errichten, damit die Mütter nicht gezwungen sind, zur Stillung des Kindes mehrmals am Tage in der Hitze den Weg von und nach Hause zu machen. Die Ermüdung beeinflußt nicht nur die Ergiebigkeit der Mutterbrust, sondern meist unterbleibt auch die volle Ausnutzung der freien Zeit in frischer Luft, da die Frauen gezwungen sind, auch ihre anderen unbeaufsichtigten Kleinen mit nach Hause zu nehmen. Die Stillstuben selbst sind in der denkbar einfachsten Weise gedacht; es genügt ein gut ventilierbarer Holzbau mit verschließbaren Türen, hochgelegenen Fenstern und wenigen Einrichtungsstücken. Bei dem regen Interesse, das die Gemeinden jetzt in der Kriegszeit noch mehr als im Frieden den Bestrebungen zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit entgegenbringen, ist anzunehmen, daß sie diesen neuen Plan fördern werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Innungs-Ausschuß und die an der Nagelung der Arndt-Eiche in Eisen beteiligten Bonner Handwerker beschlossen in der Sitzung vom Dienstag, 7. d. M., die Nagelung am Sonntag, 19. März (St. Josephstag) nachmittags ½ 6 in feierlicher Weise vorzunehmen. Vom Hofgarten (Auguststraße) aus soll mit Musik unter Vorantragen der Fahnen nach dem Münsterplatz gezogen werden. Der M. G. V. „Apollo“ wird die Feier durch einige Lieder verschönen.
Die Sammlung für den hochedlen Zweck bezeugt in schöner Weise den Opfersinn der Bonner Handwerker. In kurzer Zeit ist die Summe von 2000 Mk. durch freiwillige Spenden aufgebracht worden, wodurch allen Beteiligten durch ein herzliches „Vergelts Gott“ gedankt sei.
Nachmittagsheim für Verwundete. Am 15. Februar war ein halbes Jahr verflossen, seit das Nachmittagsheim für Verwundete, Koblenzerstraße 90, von den vereinigten Bonner Frauenvereine eröffnet wurde. Es hat sich die ganze Zeit seines Bestehens regen Besuches erfreut, so daß die Zahl derer, die bisher dort verkehrten, sich auf über 14.000 beläuft. Außer den Schreib- und Lesegelegenheiten, es werden auch Bücher ausgeliehen, mannigfaltigen Gesellschaftsspielen, gemütlichen Plaudereckchen, wo viele Vaterlandsverteidiger Kaffee trinken und rauchen können, wurde ihnen noch manche besondere Unterhaltung geboten. So gab, als es die Witterung noch erlaubte, die Landsturm-Kapelle im Garten mehrere Male ein Konzert, Orchester und Chöre aus Schulen und aus Kinderhorten, sowie von Damen, erfreuten die Verwundeten; die Kindersymphonie wurde aufgeführt, die heiligen drei Könige erschienen singend mit ihrem Stern. Außer diesen größeren musikalischen Darbietungen unterhielten an mehr als 30 Nachmittagen Einzelpersonen die Besucher des Heims durch Klavier- und Geigenspiel, durch Laute und Gesang. Humoristische Vorträge in Wort und Lied, wo mancher seine Mundart hören konnte, waren stets willkommen, und großen Beifall riefen die Theater-Aufführungen hervor. Da gab es u. a. das mobile gemachte Mädchen, die Gouvernante, Sylvesterabend, die Jagd auf Fremdwörter und ein Weihnachts-Schattenspiel. Belehrendes fehlte auch nicht. So wurden an Vorträgen gehalten: „Was will Deutschland in der Türkei?“, „Die Frauen der Hohenzollern“, „Wie ist die Verfassung des Deutschen Reiches entstanden?“, „Woher stammt der 29. Februar?“, und auch ihnen brachten unsere Verwundeten Interesse entgegen, was manche Fragen bewiesen.
Es braucht wohl kaum erwähnt zu werden, daß besondere Tage besonders festlich begangen wurden, so Nikolaus und Weihnachten, Kaiserin- und Kaisers-Geburtstag – Im kommenden Frühjahr wird ein Hauptreiz des von den Besitzern so gütig zur Verfügung gestellten Heims, der große Garten mit seinen Ruheplätzen, mit Gelegenheit zu Kugel- und Kegelspiel, gewiß eine neue Anziehung bilden und ein wenig dazu beitragen, einer Anzahl unserer Verwundeten in Bonn zur Genesung zu verhelfen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Frage einer auskömmlichen und guten Ernährung ist heute von großer Bedeutung. Es ist nicht so leicht Hausfrau zu sein in einer Zeit, da die Nahrungsmittel im Preise gestiegen sind und da manches, was früher recht häufig auf den Tisch kam, kaum mehr zu haben ist. Der Krieg hat uns Hausfrauen nachdenken gelehrt. Wir können heute nicht mehr gewohnheitsmäßig und gedankenlos kochen, was unsere Mütter und Großmütter gekocht haben. Immer heißt es fragen: Ist der Magen auch damit zufrieden, so daß die Gesundheit nicht Schaden leidet? Werfe ich auch mein gutes Geld nicht weg für Nahrungsmittel, die viel zu wenig Nährwert haben und darum zu teuer sind? Um diese Fragen mit den Hausfrauen zu besprechen, hat der Katholische Frauenbund bereits eine stark besuchte Versammlung für die Stifts- und Remigiuspfarre abgehalten. Jetzt sind wieder zwei Versammlungen vorgesehen, am Sonntag, den 12. März in Poppelsdorf, Klemens-Auguststraße 51a, die andere Mittwoch, den 15. März für die Marien- und Münsterpfarre im Kapitelsaal der Marienpfarre. Beide Versammlungen finden abends 8 ¼ Uhr statt, um es allen Frauen zu ermöglichen, daran teilzunehmen. Das Thema für beide Abende heißt: „Fingerzeige für die fleisch- und fettarme Küche“. Nach den Vorträgen soll Gelegenheit gegeben werden, durch gegenseitige Aussprache eigene Erfahrungen auszutauschen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 11. März 1916
Keine Osterliebesgaben für die Truppen! Die Heeresverwaltung macht darauf aufmerksam, daß bei voller Anerkennung der Opferfreudigkeit der Bevölkerung besondere Liebesgabensendungen zum bevorstehenden Osterfeste nicht zugelassen werden können. Sie würden eine außerordentliche Belastung der Verkehrsmittel bilden, die unbedingt vermieden werden muß. Aber auch wegen der zurzeit gebotenen Sparsamkeit wäre es unwirtschaftlich, zum Fest leicht verderbliche Dinge wie Eier, Wurstwaren usw. zu verschicken.
Im Kino-Varieté Palast-Theater bestreitet den Varieté-Teil immer noch Goßmanns lustige Bühne. Zurzeit findet die Posse „Tünnes vor Verdun“ den Beifall der zahlreichen Besucher. Der Kino-Teil enthält als Hauptfilm den Detektiv-Roman „Die große Gefahr“.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Sicherung unseres Brotgetreides. Von beachtenswerter Seite wird gemeldet: Wie bestimmt mitgeteilt werden kann, ist der Bedarf an Brotgetreide bis zur neuen Ernte vollständig gedeckt. Die zunächst auf etwas 200.000 Tonnen veranschlagte Reserve ist sogar auf das Doppelte, etwa 400.000 Tonnen, gestiegen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Bonner Lazarettzug ist von seiner 28. Fahrt zurückgekehrt und hat seine Verwundeten in Euskirchen und Bonn ausgeladen. Zur Zeit steht er abfahrtbereit in Bonn-Trajekt. An Liebensgaben sind wie immer erwünscht: Zigarren, Zigaretten, Rotwein, Kognak, wollene Decken, Pantoffeln, besonders aber Kissenbezüge, Größe 50 zu 60. Alles ist abzugeben Bahnhofstr. 40. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 12. März 1916
Arndt-Eiche in Eisen. Auch in der verflossenen Woche war der Erfolg der Kriegsnagelung befriedigend. Außer der regelmäßig stattfindenden Nagelung durch die Volksschulen, die sich bereits deutlich am Stamm der Eiche zeigt, haben verschiedene Körperschaften zum Teil erhebliche Beträge für den Zweck unseres Kriegsmales gespendet. So waren am vergangenen Sonntag die freiwillige Sanitätskolonne und der Verein ehemaliger Hohenzollernscher Füsiliere Nr. 40 und im Laufe der Woche die Beamten und Angestellten der Ortskrankenkasse, sowie Militär- und Zivilkranke des Reserve-Lazaretts II (Hertzsche Anstalt) an der Arnd-Eiche erschienen. Ferner nagelten der Allgemeine Deutsche Sprachverein, Ortsgruppe Bonn, der Verein Alt-Bonn, der Bonner Wanderbund und der Bonner Bürgerverein die von ihnen gestifteten Adlerflügel bzw. Eichenblätter.
Am heutigen Sonntag wird die freiwillige Feuerwehr nageln und am nächsten Sonntag wird das Bonner Handwerk die Nagelung des von ihm gestifteten Adler-Brustschildes in feierlicher Weise vornehmen.[...]
Es wird angeregt, daß bei Siegen oder größeren Ruhmestaten unserer bewaffneten Macht, wie beispielsweise bei der glücklichen Heimkehr unserer Möve, man der Freude dadurch Ausdruck verleiht, daß man zu Ehren der Helden und zum Besten der Hinterbliebenen gefallender Kameraden einen Nagel in die Arndt-Eiche schlägt; man gibt dann seiner Freude über den errungenen Erfolg nicht nur mit dem Munde, sondern auch durch eine vaterländische Tat Ausdruck
Ueber Syrien und den Weltkrieg hält am morgigen Montag Herr Professor Meinhold einen Vortrag. Der Vortrag, zu dem der Verein für evangelische Freiheit einladet, findet im Saale des evangelischen Gemeindehauses statt und beginnt um 8½ Uhr.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Lebensmittelversorgung unserer Bevölkerung fordert:
„Bepflanzt alle brach und ungenutzt liegenden Grundstücke, oder überlaßt sie unentgeltlich zur Bepflanzung an Minderbegüterte oder stellt sie der Stadt Bonn zu diesem Zwecke zur Verfügung.“
Zur Kartoffelversorgung. Die Bonner Hausfrauen werden gebeten, sich durch die augenblickliche Beschränkung der Kartoffelabgabe nicht beunruhigen zu lassen. Die Stadt hat Kartoffeln in so ausreichenden Mengen angekauft, daß allen Ansprüchen genügt werden kann. Nur konnten die Kartoffeln des Frostes wegen noch nicht befördert werden. Diejenigen aber, die genügend Kartoffelvorräte haben, werden auf das Dringendste gebeten, von weiteren Ankäufen abzusehen, weil sie dadurch ihre Mitbürger, die keine Vorräte haben, schädigen. Wenn die Witterung sich derart gebessert hat, daß die Kartoffeln befördert werden können, wird die Stadt alle Bedürfnisse vollauf befriedigen können.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Vorsicht. Heute früh wurde einem Kinde an der Marmeladenverkaufsstelle die Geldbörse mit Inhalt entwendet. Die Eltern mögen ihre Kinder zur Vorsicht mahnen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 13. März 1916
Rheinischer Landfrauentag. Zum rheinischen Landfrauentag, der gestern nachmittag begann, haben sich außerordentlich viele Landfrauen aus allen Teilen der Rheinprovinz in Bonn eingefunden. Auch viele Stadtfrauen nehmen an der Veranstaltung teil, so daß bei der gestrigen Eröffnungssitzung der große Saal der Lese bis auf den letzten Platz besetzt war. [...] Als erste Vortragende sprach dann Freiin Marie v. Mirbach (Schloß Harff im Kreise Bergheim) über die Landfrau, ihre Bedeutung und ihre Aufgaben. Die Rednerin bedachte mit Worten wärmster Anerkennung die großen und oft schwierigen Leistungen, die die Landfrau im Kriege bewältigt hat. Sie hob den tapferen Opfersinn und die unermüdliche Hilfsbereitschaft der Landfrauen der Frauen von den ersten Mobilmachungstage bis jetzt hervor. Bei den eigentlichen landwirtschaftlichen Leistungen habe sich die Landfrau in der Erntezeit und bei den immer neuen Pflichten auf das beste bewährt, sie habe immer durchgehalten. Die wirtschaftlichen Aufgaben, die sich im zweiten Kriegsjahre noch steigerten, das Gebot, auch nicht das Geringste verkommen zu lassen, hätten bei den Landfrauen das größte Verständnis gefunden, und seien auf das bester erfüllt worden. Der Einfluß, den die gebildete Frau auf dem Land ausüben könne, sei von ganz besonderem Wert. Die gebildete Frau auf dem Lande könne sich aber noch weiter bewähren. Die Säuglings- und Wöchnerinnenpflege, die Beaufsichtigung der Kinder, die Begründung von Winterschulen für Frauen, die Einrichtung und Leitung von Kriegsschreibstuben seien Aufgaben, bei denen sich die gebildete Frau auf dem Lande führend, beratend und organisierend betätigen könne. Die Rednerin schloß: „ In der Hand der deutschen Landfrau liegt heute die Hoffnung des Vaterlandes auf den entgültigen und glorreichen Sieg.“ [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Was wird meine Zigarre kosten? Nach Ansicht maßgebender Kreise, so schreibt die Voss. Ztg, dürfte sich durch die erhöhten Tabakabgaben die Zigarre ungefähr so verteuern, das jede Zigarre im Durchschnitt in die nächste Verkaufspreisklasse hinaufrückt. Z. B. wird in Zukunft eine 5-Pfennig-Zigarre 7½ Pfennig kosten, während 7 – 8-Pfennig-Zigarren mindestens in die 10-Pfennig-Preisklasse hinaufrücken werden. Für eine 10-Pfennig-Zigarre wird man mindestens 12 Pfennig anlegen müssen usw. Man muß mit der Möglichkeit rechnen, daß eine „rauchbare“ Zigarre zum Preise von 6 – 8 Pfennig gänzlich vom Markt verschwinden wird. Jedenfalls dürfte ihre Herstellung aus überseeischen Tabaken kaum möglich sein. Unsere Tabakerzeugnis im Inland wird aber wohl kaum jemals für die Herstellung aller 6 – 8 Pfg.-Zigarren ausreichen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Siegburg 8. März. Am Sonntag den 5. ds Ms. nagelte bei einer Feier der hiesige St. Anno Kirchenchor eine „eiserne Lyra“. Die Nagelung, zum Besten der Hinterbliebenen gefallener Siegburger Krieger, ergab 110 Mk., die zusammen mit früher genagelten 70 Mk., Summa 180 Mk., für diesen Zweck eingezahlt werden konnten. Die Nagelung wird fortgesetzt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 14. März 1916
Bonner Bücher- und Lesehalle. Der große folgenschwere Weltkrieg ist auch im vergangenen Jahre 1915 auf die Bücher- und Lesehalle nicht ohne Einfluß geblieben. Immerhin sind Bücherausleihe und Besuch des Lesezimmers sehr erfreulich zu nennen. Der Besuch des Lesezimmers belief sich auf 33.741 Personen, nämlich 31.130 männliche und 2611 weibliche. Der Besuch ist im Vergleich zum Jahre 1914 um 4835 Personen gestiegen. Es war ein starker Zuspruch von weiblichen Lesern zu verzeichnen. Ausgeliehen wurden 70.786 Bände. Auf Unterhaltungsliteratur entfielen hiervon 65.765 Bände, auf belehrende Literatur 5021 Bände. Diese ausgeliehenen 70.786 Bände wurden von 3014 ständigen Lesern der Bücherhalle entnommen. Sie gruppieren sich aus 395 Arbeitern, 84 Beamten, 379 Gewerbetreibenden, 141 Militärpersonen, 62 Rentnern, 131 Studierenden, 152 Schülern und 1670 weiblichen Personen. Auffallend ist besonders die rege Benutzung der Bibliothek seitens der Militärpersonen. Während diese Benutzungsziffer in Friedenszeiten durchschnittlich nur 20 betrug, ist sie jetzt im Kriege auf 141 gestiegen! Gewiß ein erfreuliches Zeichen und ein Beweis, daß die Bonner Bücher- und Lesehalle bei unseren Feldgrauen als Erholungs- und Bildungsstätte gern aufgesucht wird. (...)
Das Bonner Handwerk wird, wie schon kurz berichtet, nächsten Sonntag in feierlicher Weise eins der vier großen Ehrenschilde an der Arndt-Eiche benageln. Die Innungen und übrigen Handwerkervereinigungen werden sich um 5 Uhr nachmittags im Hofgarten versammeln und dann mit Fahnen und Bannern unter Vorantritt einer Musikkapelle zur Arndt-Eiche marschieren.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Lebensmittelversorgung der Bonner Bürgerschaft war Gegenstand einer eingehenden Besprechung der Stadtverordneten, die am Freitag abend im Anschluß an die öffentliche Sitzung stattfand. Das greifbare Ergebnis dieser Verhandlungen war die Bildung eines besonderen Lebensmittelausschusses, der aus Männern des praktischen Erwerbslebens zusammengesetzt ist. Bereits am Samstag trat dieser Ausschuß zu seiner ersten Beratung zusammen. Er nahm seine Tätigkeit, die das Wirken unseres Beigeordneten Dr. v. Gartzen und essen Beamtenstabes ergänzt, mit der Verlegung der unzulänglichen städtischen Verkaufsstelle an der Sternstraße auf, die, wie bereits berichtet, auf dem Gelände der Feuerwehrkaserne an der Maxstraße weit praktischer organisiert wird. Die Raumverhältnisse auf dem Gelände an der Maxstraße gestatten einen Verkauf in größerem Umfang und einen Durchgangsverkehr der Käufer, die an der großen Torfahrt der Maxstraße eintreten und an der Weiherstraße das Verkaufsgelände verlassen. Eine Stauung der Käufer ist dadurch in weitgehendem Grade behoben. Nicht nur der Kartoffel- und Gemüseverkauf in der Maxstraße, sondern auch die Speckverkaufsstelle in der Rathausgasse findet nur noch – letzterer von morgen ab – auf dem geräumigen Hofe der Feuerwehrkaserne statt. Die Kartenausgabe für den Speckverkauf findet jetzt ebenfalls dort statt und zwar heute nachmittag 3 Uhr zum erstenmal. Große Hoffnungen setzt die Städtische Verwaltung auf die Einführung einer Kartoffelkarte für den städtischen Kartoffelverkauf, die es ermöglichen soll, aufgrund der Kartoffelbestandaufnahme vom 24. Februar, bei der jeder seinen Kartoffelbestand angegeben hat, die städtischen Kartoffeln ausschließlich solchen Bürgern zuzuwenden, die selbst keine Kartoffeln lagern haben. Da die Zahl derer, die Kartoffeln für längere Zeit besitzen, erheblich größer ist, als allgemein angenommen wird, erwartete man die Beseitigung des bisherigen starken Andranges an den städtischen Verkaufsstellen und die Vermeidung des großen Unfugs, daß Leute, die bis zum August und weiter hinaus mit Kartoffeln versorgt sind, außerdem noch den städtischen Verkauf in Anspruch nehmen. An den städtischen Verkaufsstellen wird vorläufig niemand mehr wie ein Pfund für den Tag und die Person seines Haushaltes erhalten. Natürlich bleibt es jedem unbenommen, sich anderwärts Kartoffeln zu beschaffen. Auch die öffentlichen Anstalten erhalten vorläufig nicht mehr wie ein Pfund auf den Tag für jeden Insassen aus den städtischen Vorräten. Es hat jedoch den Anschein, daß diese Begrenzung erweitert werden wird.
Neben dem Verkauf von Speck wird die Stadt jetzt auch gepökeltes Rindfleisch zum Verkauf bringen. Eine große Menge Salzheringe ist ebenfalls eingetroffen und gelangt in besonders bezeichneten Fischgeschäften zu mäßigen Preisen in den nächsten Tagen zum Verkauf. Ferner hat die Stadt sich eine größere Menge Käse gesichert. Der städtische Schmalzverkauf findet weiterhin vor- und nachmittags Rathausgasse 27 statt. Der städtische Eierverkauf wird auch in dieser Woche fortgesetzt. Ebenso werden frische und Büchsengemüse auf dem Markte vormittags weiterverkauft. Damit die Abfertigung der Käufer schneller erfolgen kann, ist die Verkaufsstelle auf dem Markt erweitert worden.
Der Lebensmittelausschuß wird dauernd mit der Stadtverwaltung zusammen den Lebensmittelmarkt verfolgen und alle Einrichtungen treffen, die eine geordnete Versorgung aller Kreise sichern.
Gestern vormittag fand ferner eine eingehende Besprechung zwischen den Vertretern der Garnisonbehörde, der Stadtverwaltung und der Bonner Presse statt, in der Beigeordneter v. Gartzen eine eingehende Darstellung der städtischerseits erfolgten organisatorischen Maßnahmen in der Lebensmittelfrage gab. Aufgrund des vorgetragenen sachlichen Materials mußte man die Ueberzeugung gewinnen, daß die städtische Verwaltung mit außerordentlicher Umsicht im Interesse der Lebensmittelversorgung der Bonner Bürgerschaft gearbeitet hat. Mißstände, die hervorgetreten sind, ergaben sich teils aus den allgemeinen Kriegsverhältnissen, teils aus Mängeln, die die Zentralisierung in der staatlichen Organisation der Lebensmittelversorgung im Gefolge haben.
In welchem Maß die Stadtverwaltung eingreift, möge u. a. die Angabe zeigen, daß 8000 Bonner Familien alle Lebensmittel zu einem sehr mäßigen Preise von der städtischen Armenverwaltung erhalten, und daß ferner die Milchversorgung der Säuglinge, Wöchnerinnen und Kranken in weitreichendem Maße gewährleistet ist.
An der Arndt-Eiche fand am Donnerstag eine Schulfeier der Schüler und Schülerinnen der Kessenicher evangelischen Schule statt. Nach verschiedenen Liedern und Vorträgen hielt Herr Lehrer Heimann eine Ansprache, die mit dem Gelöbnis schloß: „Im Leben und im Sterben getreu bis in den Tod.“ Hierauf wurden wiederum mehrere Gedichte vorgetragen und die Kinder fügten mit großem Eifer ihren Nagel dem Eichstamme ein.
Städtischer Fleischverkauf. Während bekanntlich der Verkauf von Schweinefleisch von morgen ab auf dem Hof der Feuerwache in der Maxstraße stattfindet, bleibt der Schmalzverkauf wie bisher im Hause Rathausgasse 27. Die Kartenausgabe zum morgigen Speckverkauf findet bereits heute nachmittag 3 Uhr in der Feuerwache statt.
Das Graubrot wird wahrscheinlich demnächst in Bonn wieder verschwinden und durch das sog. Feinbrot ersetzt werden. Die Bonner Bäcker habne jetzt wieder die Möglichkeit, Feinbrot zu backen.
Militärische Vorbereitung der Jugend. Die erzielten guten Ergebnisse der Vorbildung haben dem Kriegsministerium Anlaß gegeben zu verfügen, daß in Zukunft Jungmannen, die bei der Musterung eine Bescheinigung über regelmäßige und erfolgreiche Teilnahme an der Vorbereitung vorweisen konnten, Wünsche auf Einstellung in einen Truppenteil der Waffe äußern dürfen, für die sie ausgehoben sind. Wenn auch kein unbedingter Anspruch auf Berücksichtigung des Wunsches besteht, so ist doch seine Erfüllung zu erwarten, wenn die Verhältnisse es erlauben. Diese entgegenkommenden Zugeständnisse der Heeresverwaltung bedeuten eine Anerkennung der vaterländischen Hingabe der jungen Leute, die an der militärischen Vorbereitung teilnehmen. Es sollte dies den jungen Männern, die bei der Musterung für tauglich befunden werden, aber noch nicht Mitglied einer Abteilung des Wehrbundes sind, zum Eintritt in eine solche Veranlassung geben. Und auch die jungen Leute sollten dies tun, die wegen körperlicher Fehler zurückgestellt werden. Durch den Betrieb der Leibesübungen wird der Körper ohne Zweifel kräftiger werden, sodaß sie in die Lage kommen, sich dem vaterländischen Dienst zu weihen. Nach den Anordnungen des Kriegsministeriums soll die militärische Vorbereitung keineswegs im Drill, Einexerzieren und in Soldatenspielerei bestehen. Zur Stählung und Kräftigung des Körpers sollen Leibesübungen aller Art betrieben werden wie Turnen, Turnspiele, Werfen, Schleudern, Stoßen, Ueberwinden natürlicher Hindernisse, Marschübungen, Ordnungsübungen, Ausbildung im Gehen, Hören, in der Kenntnis des Geländes und der Fähigkeit es auszunutzen. Alle diese Uebungen kommen dem jungen Manne unmittelbar für seine Person zugute und bilden ihn unmittelbar für den Heeresdienst vor, dem sich mit Hingabe zu widmen in der heutigen Zeit für jeden wirklich vaterländisch gesinnten deutschen Jüngling eine unabweisbare Ehrenpflicht ist.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Reifeprüfung. Am Städtischen Gymnasium und Realgymnasium wurde am Samstag die Reifeprüfung beendet. Von den Prüflingen war ein Oberprimaner des Gymnasiums von der mündlichen Prüfung befreit worden, die übrigen, vier Oberprimaner des Gymnasiums, zwei des Realgymnasiums und zwei außerhalb der Anstalt Stehende, bestanden sämtlich die mündliche Prüfung. – Am Königlichen Gymnasium ist die Reifeprüfung diesmal schon im Januar abgehalten worden. Alle sechs Oberprimaner haben dabei bestanden.
Westdeutsche Jute-Spinnerei und Weberei, Aktiengesellschaft in Beuel. In dem Bericht für das Geschäftsjahr 1915 bemerkt die Direktion: Wir konnten lediglich durch Beutestoffe und zugekaufte Ersatzgarne einen beschränkten Betrieb in Spinnerei und Weberei aufrechterhalten, der uns in den Stand setzte, verschiedene Aufträge der Heeresverwaltung zur Ausführung zu bringen. Das gute Gewinnergebnis, das wir ausweisen, ist in der Hauptsache auf die günstige Verwertung unserer Waren- und Materialbestände zurückzuführen. (...)
Zur Zeichnung auf die Kriegsanleihe. Um denjenigen, welchen es im Laufe der Woche an Zeit fehlt, Gelegenheit zu geben, dennoch ihre Zeichnungspflicht zu erfüllen, nehmen die Bonner Sparkassen (Städtische und Kreissparkasse) auch Sonntags und zwar von 11½ bis 1 Uhr Zeichnungen entgegen und stehen mit Auskunftserteilung in Angelegenheiten der Kriegsanleihe auch in diesen Stunden zur Verfügung. Es ist übrigens ratsam, die beabsichtigten Zeichnungen nicht bis zu den letzten Tagen zu verschieben, da der Andrang die prompte Abwicklung sonst erschwert.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 15. März 1916
Butterverkauf. Die Butterkarte berechtigt auch in dieser Woche wieder zum Bezuge von einem Fünftel Pfund Butter oder Margarine für jede Person des Haustandes.
Die Höchstpreise für Schweinefleisch werden durch eine Bekanntmachung des Oberbürgermeisters im Anzeigenteil dieser Zeitung wieder aufgehoben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zeichnung der 4. Kriegsanleihe. Von den Kassen der in der Steingut-Fabrik von Franz Ant. Mehlem für ihre Arbeiter und Beamten eingerichteten Wohlfahrtseinrichtungen sind zur 3. Kriegsanleihe 50.000 Mark und zur 4. Kriegsanleihe 12.500 Mark gezeichnet worden.
Städtischer Nahrungsmittelverkauf. Am heutigen Mittwoch, 15. März, treten die neuen Höchstpreise für den Kartoffel-Kleinhandel in Kraft. Die Preisprüfungsstelle hat den Höchstpreis auf 7 Pfennig für das Pfund im Kleinhandel festgesetzt. Am Mittwoch vormittag wird noch zum alten Preise verkauft. Von nachmittags 3 Uhr ab findet der Verkauf in allen städtischen Verkaufsstellen nur noch zu dem erhöhten Preis von 7 Pfennig das Pfund statt.
Der Unterstützungs-Ausschuß hat zum Ausgleich des Preisaufschlages für alle Unterstützungsempfänger (Kriegerfamilien und Empfänger von Armenwochenspenden) einen Kartoffelzuschuß von 1 Mark wöchentlich ohne Rücksicht auf die Kopfzahl der Familien bis auf weiteres bewilligt.
Die neu eingerichtete Kartoffel-Verkaufsstelle auf dem geräumigen Gelände der Feuerwehrkaserne an der Maxstraße bewährt sich bestens; der Verkauf vollzieht sich in ruhigster und schnellster Weise. Auch an den übrigen Kartoffelverkaufsstellen, auf dem Markt, in der Rathausgasse, in Poppelsdorf und in Kessenich hat der Andrang nachgelassen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Kartoffelkarten. Der Andrang zu den Verkaufsstellen war ein besonders großer in den letzten Tagen, weil die irrige Meinung aufgekommen war, daß die städtischen Kartoffelvorräte bald alle geräumt seien. In der Hauptsache war aber der Grund des starken Andranges die am 15. in Aussicht stehende Erhöhung der Kartoffelpreise. Wie bekannt, werden sowohl die Großhandels-, wie die Kleinverkaufspreise am 15. März erhöht. Die Erhöhung hat einmal die Kartoffelerzeuger veranlaßt, sehr zurückhaltend mit dem Verkauf ihrer Vorräte zu sein. Andererseits stürmten viele Hausfrauen die städtischen Kartoffelverkaufsstellen, um sich noch recht viele von den billigen Kartoffeln einzulegen. Daß hierunter eine große Anzahl solcher Hausfrauen waren, die nicht nur mehrere Tage hintereinander, sondern unter Benutzung verschiedener Brotbücher oft an demselben Tage und sogar in derselben Verkaufsstelle mehreremale Kartoffeln in Mengen von 10 und 20 Pfund sich geholt haben, ist einwandfrei festgestellt worden. Besonders verwerflich ist das Verhalten derjenigen, die sich noch Kartoffeln dauernd hinzu kauften, obwohl sie zentnerweise Kartoffeln zu Hause hatten. Durch dieses törichte Verhalten sind am Freitag und Samstag 2800 Zentner Kartoffeln an den städtischen Kleinverkaufsstellen verkauft worden. Es sind dies 14 Eisenbahnwaggons und das hat noch nicht genügt, um alle zu befriedigen. Bisher wurden täglich nur 2 – 300 Zentner im Kleinverkauf abgegeben, eine Menge, die vollständig ausreichend ist, um alle diejenigen mit Kartoffeln zu versehen, die tatsächlich keine solchen besitzen.
Um diesen Unfug für die Folge zu beseitigen, wird eine Kontrolle eingeführt werden, die es ermöglicht, daß nur diejenigen Kartoffeln erhalten, die tatsächlich keine zu Hause haben. Aehnlich wie die Butterkarte wird eine Kartoffelkarte eingeführt. Sie ermöglicht es, auf Grund der Bestandsaufnahme vom 24. Februar, bei der jeder seinen Kartoffelbestand angegeben hat, die städtischen Kartoffelvorräte ausschließlich denjenigen Bürgern zuzuführen, welche keine Kartoffeln haben. Hierdurch wird der große Andrang an allen Verkaufsstellen ohne weiteres beseitigt werden, denn die Zahl derer, die noch Kartoffeln für längere Zeit besitzen, ist eine erheblich größere, als allgemein angenommen wird. Bereits von Montag, den 13. ab erhält niemand mehr wie 1 Pfund für den Tag für jede Person des Haushaltes an den städtischen Verkaufsstellen. Es bleibt jedem natürlich unbenommen, sich anderwärts Kartoffeln zu beschaffen, soviel er will. Alle öffentlichen Anstalten erhalten auch nicht mehr wie 1 Pfund auf den Tag für jeden Insassen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 16. März 1916
Vorübergehende Einstellung des Privatpaketverkehrs nach dem Felde. Der Postpaketversand nimmt erfahrungsgemäß vor dem Osterfeste stets einen größeren Umfang an. Zur Aufrechterhaltung eines geordneten Verkehrs ist es notwendig, die Annahme der Privatpakete nach dem Felde vorübergehend und zwar in der Zeit vom 12. bis 23. April des Jahres einzustellen. Die Annahme und Beförderung der Feldpostpäckchen erleidet keine Beschränkung.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kriegsausschuß für Konsumenten-Interessen. Man schreibt uns: (...) [Es] wurden im Laufe der langen und lebhaften Aussprache folgende Wünsche und Forderungen erhoben: 1. Die Kartoffelration für erwachsene Arbeiter müßte für jeden Tag 2 bis 2½ Pfund betragen und für jedes Familienmitglied mindestens 1½ Pfund. – (...) 3. Eine Milchversorgungsstelle für Kranke, Wöchnerinnen und Kinder ist dringendstes Bedürfnis. – 4. Eine oder mehrere fahrbare Volksküchen müßten eingerichtet werden. – 5. Als Brot sollte in Zukunft nur noch Fein- und Schwarzbrot gebacken werden, aber kein Graubrot. – 6. Das Kuchenbacken müßte endgültig verboten werden. – 7. Der Fettverkauf müßte an mehreren Stellen geschehen. – 8. Statt Hafermehl, das nicht mehr hergestellt wird, müßten Reismehl und Haferflocken verwandt werden. – 9. Es müßten Mittel und Wege gefunden werden zu verhindern, daß nicht mehr so viel Gemüse aus dem Vorgebirge nach Köln, Düsseldorf, Bielefeld, Hamburg und Berlin geht, während wir hier teilweise Mangel leiden.
Wegen Vergehens gegen das Höchstpreisgesetz hatte sich vor dem Landgericht Bonn am 10. September v. J. der Ackerer Johann He. Zu verantworten, er ist jedoch freigesprochen worden. Der Bürgermeister von Eitorf hatte auf Grund des Höchstpreisgesetzes als wirtschaftliche Maßnahme eine Verfügung dahin erlassen, daß ein jeder seine Mehl- und Getreidevorräte bis auf eine bestimmte für den Selbstverbrauch bestimmte Menge abzuliefern habe. Dieser Verfügung zuwider soll der Angeklagte eine gewisse Menge Roggen nicht abgeliefert haben. Das Gericht hat jedoch den Angeklagten freigesprochen, da die Verfügung um deswillen rechtsungültig war, als zum Erlaß derselben nicht der Bürgermeister, sondern der Landrat zuständig gewesen wäre. Die Revision der Staatsanwaltschaft, die diese Auffassung als rechtsirrig bezeichnete und meinte, daß der Angeklagte zu Unrecht freigesprochen worden sei, wurde am Dienstag vom Reichsgericht als unbegründet verworfen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Aus dem Siebengebirge. Hier konnte man auf den Höhen am verflossenen Freitag, als die Schlacht bei Verdun mit besonderer Heftigkeit tobte, deutlich den Kanonendonner hören. Eine Verwechslung mit den Sprengungen in den Steinbrüchen ist ausgeschlossen, da man die Detonationen hauptsächlich abends zwischen 8 und 11 Uhr deutlich vernahm; wo in den Steinbrüchen nicht gearbeitet wird.
Die Synagogengemeinde Bonn zeichnete auf die 4. deutsche Kriegsanleihe 45.000 Mark.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 17. März 1916
Deutscher Arndtbund. Die auf gestern einberufene Mitgliederversammlung konnte nicht stattfinden, weil die in den Satzungen vorgesehene Anzahl von Mitgliedern nicht erschienen war. Es wird nun eine neue Versammlung einberufen, die ohne Rücksicht auf die Zahl der erscheinenden Mitglieder beschlußfähig sein wird.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Rhein. Arbeitsnachweisverband, E.V., Köln. Ueber die Bewegung auf dem rhein. Arbeitsmarkt im Monat Febr. wird uns berichtet: Die Zahl der bei den öffentlichen Arbeitsnachweisen gemeldeten männlichen Arbeitssuchenden betrug im Berichtsmonat 12.029 gegen 11.808 im Vormonat, die Zahl der offenen Stellen betrug 15.775 gegen 16.162 im Vormonat. Auf 100 offene Stellen kamen also 76 Arbeitssuchende (im Vormonat 73). Die Zahl der Vermittlungen betrug 6819 gegen 6939 im Vormonat. Die Betriebszahlen der Arbeitsnachweise in der landwirtschaftlichen Vermittlung nahmen im Berichtsmonat zu. Stärkere Nachfrage war stellenweise nach Gärtnern zu verzeichnen. Die Arbeitsmarktlage in der Metallindustrie ist im wesentlichen unverändert geblieben. Die Lage der Textilindustrie hat sich im Februar weiter verschlechtert. Infolge der öffentlichen Hilfsmaßnahmen tritt jedoch die Arbeitslosigkeit nicht so sehr in die Erscheinung. In der Papierindustrie machte sich ein erheblicher Mangel an Facharbeitern bemerkbar. In der Holzindustrie nahm die Zahl der offenen Stellen zu, während die der Bewerber sank. Die Nachfrage nach Bauarbeitern ging etwas zurück, blieb aber zum größten Teil noch ungedeckt. Die ungünstige Lage der für leichte Arbeiten verfügbaren Stellensuchenden im Handelsgewerbe hat sich nicht geändert. Eine größere Anzahl von Gastwirts-Gehilfen und Gehilfinnen ist dauernd bei den Arbeitsnachweisen als suchend vorgemerkt. Kräftige Fabrikarbeiter sind sehr gesucht. Auf dem weiblichen Arbeitsmarkt betrug die Zahl der Arbeitssuchenden 12.156 gegen 12.602 im Vormonat, die der offenen Stellen 9055 gegen 10.465 im Vormonat. Auf 100 offene Stellen kamen 134 Arbeitssuchende (im Vormonat 120). Die Zahl der Vermittlungen, die im Vormonat 8046 betrug, belief sich im Februar auf 6891.
Zwei junge Burschen aus Bonn sind in Köln festgenommen worden, von denen der eine seinen Eltern einen größern Geldbetrag gestohlen hatte. Als sie hier in Damengesellschaft größere Ausgaben machten, wurden die Abenteurer entlarvt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Den Postbeamten soll auch in diesem Sommer ein Erholungsurlaub gewährt werden, und zwar [sollen] erhalten Beamte über 45 Jahre 14 Tage, Beamte unter 45 10 Tage. Beamtinnen über 40 Jahre 14 Tage, unter 40 Jahre 10 Tage, und solche, welche noch nicht 2 Jahre Gehilfin sind, 7 Tage. Unterbeamten über 45 Jahre sollen 7 Tage, alle übrigen 5 Tage erhalten. Nichtangestellte männliche Beamte erhalten 5 Tage.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 18. März 1916
Die Zeichnungsfrist für die vierte Kriegsanleihe läuft am nächsten Mittwoch um 1 Uhr mittags ab. Wer sich bisher noch nicht an dem vaterländischen Werk, sein Geld (für ihn selbst zudem recht nutzbringend) dem Reiche für die weitere Kriegsführung zur Verfügung zu stellen, beteiligt hat, hat also dafür nur noch wenige Tage Zeit. Um Leuten, die werktags keine Zeit haben, zur Sparkasse zu gehen, Gelegenheit zu geben, dennoch ihre vaterländische Pflicht zu erfüllen, nehmen die Städtische Sparkasse und die Kreissparkasse auch am morgigen Sonntag von 11 bis 1 Uhr Zeichnungen entgegen, beide Kassen geben auch während dieser Sonntagsstunden jede mit der Kriegsanleihe zusammenhängende Auskunft. Das Zeichnen auf die Kriegsanleihe nimmt übrigens nur wenige Minuten in Anspruch.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
An einem fleischlosen Tage hatte eine Frau aus Friesdorf in einem Metzgerladen für 60 Pfg. Wurst gekauft und hatte sich dieserhalb zu verantworten. Sie behauptete, sie habe die Wurst gebraucht, um ihrer Tochter, die in Siegburg auf der Geschoßfabrik arbeite und sich Abendessen mitnehme, solches zurecht zu machen. Donnerstags habe sie noch kein Geld gehabt. Daher habe sie die Wurst nicht früher holen können. Ihre Familie bestehe aus drei Personen. Die Tochter verdiene etwa 20 Mark wöchentlich. Der Staatsanwalt beantragte 25 Mark Geldstrafe. Die Verordnung müsse streng durchgeführt werden, weil es sonst nicht möglich sei, im Kampfe durchzuhalten. Das Schöffengericht hielt eine Geldstrafe von 5 Mk. für eine ausreichende Sühne. Der beteiligte Metzgermeister ist bereits durch Strafbefehl mit Strafe belegt worden.
Ein Fahrrad hatten zwei junge Burschen, von denen der eine sich in der Erziehungsanstalt zu Steinfeld befindet, an der Ecke der Hatschiergasse und Sandkaule gestohlen. Sie waren damit nach Köln gefahren und hatte es für 2,50 Mark verkauft. Der eine der Täter ist bereits vor einiger Zeit abgeurteilt worden, der zweite, der sich in Steinfeld befindet, wurde unter Einrechnung zweier früher gegen ihn erkannter Gefängnisstrafen vom Schöffengericht zu einer Gesamtstrafe von zwei Wochen verurteilt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Beuel, 17. März. Eine aus den verschiedensten Schichten der Bevölkerung besuchte Versammlung im kath. Vereinshause beschäftigte sich am Donnerstag abend mit der Förderung der 4. Kriegsanleihe, worüber sich der Vorsitzende, Herr Oberbahnassistent Simons, in einem längeren Vortrage verbreitete. Es wurden 7000 Mark eingezeichnet. Am Sonntag abend findet eine große Volksversammlung im katholischen Vereinshause statt, um die Agitation auch in die breiten Massen hineinzutragen. Ein Ausschuß ist mit den Vorarbeiten betraut worden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Volksbank in Bonn. Dienstag den 14. März fand im Kronprinzenhof die 15. ordentliche Generalversammlung der Volksbank e. G. m. b. H. in Bonn statt, welche, wenn man berücksichtigt, daß etwa der vierte Teil sämtlicher Mitglieder zum Heere einberufen ist, recht gut besucht war. Dem Geschäftsbericht entnehmen wir, daß der gesamte Umsatz von M. 8,104888,03 im Jahre 1914 auf M. 12,279127,18 im Berichtsjahre gestiegen ist. Diese Steigerung wird in der Hauptsache darauf zurückgeführt, daß sich viele Mitglieder durch die finanzielle Unterstützung der Volksbank an Heereslieferungen beteiligten konnten. (...)
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 19. März 1916
Kartoffelkarten. Am morgigen Montag wurden für alle diejenigen, die bei der Bestandsaufnahme am 24. Februar keine Bestände an Kartoffeln mehr hatten oder deren Vorrat nur bis 1. April ausreicht, Kartoffelkarten ausgegeben, die den Inhaber berechtigen, für jede Person seines Hausstandes täglich ein Pfund Kartoffeln bei den städtischen Verkaufsstellen zu entnehmen. Die Zustellung der Kartoffelkarten erfolgt in der gleichen Weise wie die der Butterkarten durch Schüler. An die Bürgerschaft wird die Bitte gerichtet, die Schüler nach Möglichkeit zu unterstützen. Diejenigen, die beider Bestandsaufnahme Vorräte angegeben haben, die über den 1. April hinausreichen, werden in den nächsten Tagen eine besondere Mitteilung erhalten, wann und wo sie ihre Kartoffelkarten in Empfang nehmen können.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Haushaltsplan der Stadt Bonn sieht eine Erhöhung der Gemeinde-Einkommensteuer, und zwar einen Zuschlag von 140 Prozent statt bisher 130 Prozent vor. Dagegen ist eine Erhöhung der Realsteuern nicht vorgesehen. Die Lustbarkeitssteuer ist mit einem um 35.000 Mark höheren Zuschlag eingesetzt. Die allgemeine Verwaltung erfordert einen Mehrzuschuß von 21.000 Mark, die Polizeiverwaltung eine Mehrausgabe von 12.000 Mark, das Schuldenwesen eine Mehrausgabe von 96.100 Mk., das Gymnasium und Realgymnasium einen Mehrzuschuß von 20.480 Mark, hauptsächlich hervorgerufen durch Wenigereinnahmen an Schulgeld von 10.000 Mark. Das Viktoriabad erfordert einen Mehrzuschuß von 23.200 Mark, der Fuhrpark einen Mehrzuschuß von 27.200 Mark, der Sportplatz Reuterstraße einen Mehrzuschuß von 11.400 Mark, die Armenverwaltung eine Mehrausgabe von 32.140 Mark. Insgesamt ist ein Mehrzuschuß von 230.545 Mark vorgesehen, dem ein Weniger-Zuschuß von 276.545 Mark gegenübersteht, so daß 46.000 Mark an Steuern insgesamt weniger aufzubringen sind.
Bei dem infolge des Krieges mit Sicherheit zu erwartenden erheblichen Rückgang der Staats-Einkommensteuer ist von einem geringeren Prinzipal-Soll auszugehen. Dies bedingt die Erhöhung des Zuschlages von 130 auf 140 Prozent. Die Betriebs-Ueberschüsse des Gaswerks sind mit 335.000 Mark, also um 50.000 Mark höher eingesetzt als im Vorjahre. Ebenso ist bei der Straßenbahn 100.000 Mark an Betriebs-Ueberschuß eingestellt. An Provinzial-Umlage sind 20.000 Mark weniger eingesetzt. Der Zuschuß an die städtischen Straßenbahnen mit 100.000 Mark fällt fort. Ebenso ermäßigt sich der Zuschuß an die rechtsrheinischen Bahnen um rund 13.300 Mark. Dagegen sind an Mitteln für die Lehrlingsfürsorge 8000 Mark mehr eingesetzt.
Arndt-Eiche in Eisen. In der vergangenen Woche stieg die Gesamteinnahme auf rund 31.500 Mark. Es nahmen u. a. die Kriegsnagelung vor: die Engelhardtsche Vorschule, der Remigius-Gesang-Verein, die 4. Kompagnie des 1. Ersatz-Batl. Inf.- Regt. 160 und die Heyermannschen Lehranstalten.
Auch viele Fremden, die auf der Durchreise Bonn besuchen, nageln: so waren in den letzten Wochen u. a. Fremde aus Holland, Schweden, Polen und aus Konstantinopel erschienen.
Wiederholt hört man von Herrschaften, die an der Arndt-Eiche nageln, daß sie fast sämtliche Kriegswahrzeichen in Deutschland besucht, aber keines gefunden hätten, das so geschmackvoll und künstlerisch ausgeführt sei, wie die Arndt-Eiche in Eisen in Bonn.
Heute Sonntag Nachmittag, 5½ Uhr , findet die feierliche Nagelung des von dem Bonner Handwerk gestifteten Adlerbrustschildes statt. Hierdurch erhält die Arndt-Eiche eine weitere hervorragende Zier, die sich würdig dem Schilde der Universität zur Seite stellt.
Der Umtausch von Goldmünzen hat in ungefähr sechs Wochen eine Summe von über 8000 Mark ergeben. Möge man doch im Interesse der guten Sache nicht in dem Aufsuchen der Goldfüchslein erlahmen, und sie zum Vater Arndt bringen; es ist wirklich eine vaterländische Pflicht und in Bonn sind noch recht viele Goldmünzen!
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonner Turnverein. Zur 4. Kriegsanleihe zeichnete der Bonner Turnverein M. 1000,- (auf die früheren Kriegsanleihen M. 4000,-). Der Verein vermochte dies, obschon er fortlaufend Sendungen an seine vielen im Felde stehenden Mitglieder veranlaßt. Die Mittel hierzu wurden durch freiwillige Spenden, insbesondere durch die Nagelung eines eisernen Kreuzes im Vereinszimmer (Gasthaus „Vater Arndt“) aufgebracht. Zu Weihnachten bereitete der Verein allen Kindern von Mitgliedern, die draußen beim kämpfenden Heere sind, eine Weihnachtsfreude durch ein hübsches Geschenk. – – Es sei noch bemerkt, daß von den gegen 300 betragenen Mitgliedern des Turnvereins 180 Turner zum Heeresdienst eingezogen sind. Gefallen sind bisher 10 unserer Turner: 13 erhielten das Eiserne Kreuz, 3 andere Auszeichnungen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 20. März 1916
Nagelung der Arndt-Eiche durch das Bonner Handwerk. Das Bonner Handwerk erschien gestern nachmittag 5½ Uhr im feierlichen Zuge mit den Bannern der einzelnen Innungen am Bonner Kriegsmale, der Ardt-Eiche in Eisen, um eine durch freiwillige Beiträge zusammengebrachte Spende von 2000 Mark für die Hinterbliebenen gefallener Bonner Krieger zu überreichen und eines der vier Brustschilder an der Eiche zu benageln. Nachdem sich die Innungen und Vereine aufgestellt hatten, sang zunächst der Bonner Männergesangverein Apollo unter der Leitung seines Dirigenten, Herrn Bornheim, mit guter Wirkung Arndts „Deutscher Glaube, deutscher Gott“ und „An das Vaterland“ von Kreutzer. Alsdann nahm der Vorsitzende des Innungsausschusses, Herr Obermeister Dalchow, das Wort zu einer Ansprache. Er wies hin auf die treue Kameradschaft unter den Bonner Handwerkern, die es ihnen ermöglicht habe, eine solche verhältnismäßig hohe Summe aufzubringen. Das Bonner Handwerk habe das aus echter Vaterlandsliebe getan. Deutschland müsse zweimal siegen, auf dem Felde der Ehre und am heimischen Herd. Ein jeder Nagel, der in die Arndt-Eiche geschlagen werde, möchte die Not lindern und die Tränen trocknen, zugleich aber ein Nagel zu dem Sarge unserer Feinde werden, die uns so freventlich in unserer friedlichen Arbeit gestört hätten. Das deutsche Handwerk sei stets eine treue Stütze für Thron und Altar gewesen und, das gelobe er im Namen aller, werde es immer bleiben. Herr Dalchow schloß mit einem Kaiserhoch. Oberbürgermeister Spriritus übernahm die Spende der Handwerker und dankte im Namen der Bonner Vaterländischen Vereinigungen. Die Spende bekunde, daß auch das Bonner Handwerk Anteil nehme an den Aufgaben, die die Bonner Kriegshilfe sich gestellt habe: zu sorgen für diejenigen, die in dieser schweren Zeit des Krieges Not leiden. Das Bonner Handwerk habe freilich schwere Zeiten durchzumachen; denn viele Meister ständen unter den Fahnen, die Handwerkerfrauen müßten unter den schwierigsten Verhältnissen die Geschäfte weiter führen, vielfach fehle es an Rohstoffen oder an Aufträgen. Um so anerkennenswerter sei es, daß die Bonner Handwerker trotzdem noch für diejenigen sorgten, die noch härter als sie vom Schicksal betroffen seien. Das sei ein Ruhmesblatt in der Geschichte des Bonner Handwerks. Unser deutsches, unser rheinisches Handwerk wurzelt in heimatlicher Erde, unser Handwerk, auch das in unserer Stadt Bonn, ist aufgebaut auf eigener Kraft, seine Ecksteine sind Gottesfurcht und Vaterlandsliebe. Auf diesen Säulen weiter bauend, werden unsere Handwerker standhalten, wie draußen an der Front, so auch in der Heimat, fes t und unverzagt, treu der Heimat und treu dem Vaterlande, bis zum guten Ende. Und wenn dereinst unsere siegreichen Krieger wieder in ihre Vaterstadt zurückkehren, dann möge dem Bonner Handwerk eine neue, glückliche Zeit beschieden sein. Dann möge den Bonner Innungen und allen Bonner Handwerkern der Lohn und der Dank für das zufließen, was sie in großer ernster Zeit in Vaterlandsliebe und Opferfreudigkeit getan haben, dann möge dem Handwerk in langen Friedensjahren eine glückliche Zukunft beschieden sein.
Das Ehrenschild des Bonner Handwerks trägt die Figur der Bonna, die das durch Zeichen angedeutete Handwerk beschützt. Auf einem von einer Schulter zur andern laufenden Band steht der alte Gruß „Gott schütze das ehrsame Handwerk“. Unter der Figur steht „Das Bonner Handwerk, 19. März 1916“. Am Rande des Schildes schlugen der Vorsitzende der Handwerkskammer Köln sowie die Vertreter von 29 Bonner Handwerkszweigen je einen Nagel mit dem Namen ihres Handwerks ein. Alsdann marschierten die Handwerker in geschlossenem Zuge nach dem Hähnchen zu einem kurzen geselligen Beisammensein, an dem auch Oberbürgermeister Spiritus und der Stifter des Kriegsmales, Kommerzienrat Soennecken, teilnahmen. Kommerzienrat Soennecken pries dabei in einer Ansprache den Wert der deutschen Qualitätsarbeit.
Die öffentliche Uhr auf dem Verkaufshäuschen an der Brückenstraße erfüllt wieder seit drei Tagen ihren Zweck nicht. Sie ist Freitag nachmittag stehen geblieben und seitdem noch nicht wieder in Ordnung gebracht worden.
Königliches Gymnasium. Das Ergebnis der durch das Königliche Gymnasium veranstalteten Werbearbeit für die vierte Kriegsanleihe sind Zeichnungen im Betrage von 167.400 M.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das außerordentliche Kriegsgericht (...) – Ein russisch-polnischer Arbeiter war im vorigen Jahr nach Berkum gekommen und hatte dort auf einem Hof, auf dem er auch schon früher beschäftigt war, Arbeit gefunden. Weder er selbst, noch sein Dienstherr meldeten ihn bei der Polizei an. Als der Russe später nach Bonn kam, um hier in Arbeit zu treten, kam die Angelegenheit zur Kenntnis der Polizei und zur Anzeige. Der Russe wurde gestern zu 20 Mk., sein Arbeitgeber zu 10 Mk. Geldstrafe verurteilt. – Ein Holländer, der in Oberkassel längere Zeit als Geschäftsführer tätig ist, hatte eine Reise nach Holland unternehmen wollen, ohne sich polizeilich abzumelden. Er war nur im Besitz eines Passes und wurde an der Grenze angehalten. Er behauptete gestern vor dem außerordentlichen Kriegsgericht, er habe seinen Konsul in Köln ausdrücklich gefragt, ob er außer der Beglaubigung seines Passes noch etwas weiteres zu besorgen habe. Das sei verneint worden. Wegen Uebertretung der Polizeiverordnung wurde er zu 5 Mk. Geldstrafe verurteilt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 20. März. Ueber die vierte Kriegsanleihe sprach am Freitag abend in der Tonhalle Herr Kaplan Schopen. Herr Professor Wendelstatt dankte ihm für seine von gutem Erfolg gekrönte Werbearbeit. Frau von Essen gab bekannt, daß vom Hausfrauenverein innerhalb vier Tagen 18.000 Mark Kriegsanleihe gesichert worden seien und wohl noch weitere 7000 Mark zu erwarten wären. Die Volksschulen Alt-Godesbergs haben 12.870 Mark auf die Kriegsanleihe anlegen lassen. Namens der Bürgermeisterei Godesberg dankte Herr Bürgermeister Zander ebenfalls dem Vortragenden für sein rastloses Wirken im Dienste der vaterländischen Aufgabe.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Dienstag, 21. März 1916
Klagen über Brotmangel sind in letzter Zeit laut geworden. Es wird erneut darauf hingewiesen, daß sich Franziskanerstraße 8a eine städtische Brotabgabestelle befindet, in welcher vormittags von 9 bis 12 und nachmittags von 3 bis 6 Uhr Brot verkauft wird. Neuerdings ist angeordnet worden, daß auch sonntags von 11½ bis 1 Uhr Brot abgegeben wird.
Sanitätshundmeldestelle. Dem Sanitätshundeführer Unteroffizier Petry, Kulturtechniker aus Bonn, wurde das Friedrich-August-Kreuz zweiter Klasse verliehen. Der Führer Robert Flaccus, Stadtlandmesser aus Bonn, ist zum Gefreiten ernannt worden.
Das Offiziers-Seitengewehr. Wie das Armeeverordnungsblatt mitteilt, wird der Degen (Säbel, Palasch) künftig von den Offizieren, Sanitätsoffizieren, Veterinäroffizieren und Beamten der Heeresverwaltung außerhalb des feldgrauen Mantels getragen werden. Hierzu wird je nach der Körperform entweder oben im hinteren Teil der linken Tasche des Mantels ein wagerechter oder hinter der Tasche ein senkrechter, etwa 8 Zentimeter langer Schlitz angebracht, der das Durchziehen des Koppeltrageriemens ermöglicht. Diese Bestimmung findet auf ehemalige Unteroffiziere mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform und die mit einem kurzen Seitengewehr ausgestatteten Unterbeamten sinngemäß Anwendung.
Der Frühling, der sich schon seit einer Reihe von Tagen in wohltuender Weise bemerkbar macht, hat gestern auch kalendermäßig seinen Einzug gehalten.
Der erste Frühlingstag brachte am Abend ein Gewitter mit starken Entladungen und durchdringendem Regen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Masuren und die Schlacht bei Tannenberg. Ein Ostpreuße sprach gestern abend für sein Heimatland. Liebliche Bilder warf er in Fülle auf die Leinwand, eines schöner und freundlicher wie das andere und begeisterte Worte machten die Bilder wahr. Ja, Masuren ist ein einzigartiges, ein schönes Stückchen Erde, das verstand gestern abend Maler Haß wahr zu machen. Das Land liegt da in unberührter Schönheit, ein Land der Seen, ein Land der Wälder, ein Land der reinsten Gothik, in seinen stattlichen Kirchen, seinen monumentalen Burgen und Schlössern. Reich an Geschichte, reich an Naturschönheiten ist Masuren. Besonders der östliche Teil. Sand bedeckt das westliche Masuren, öde, heideartiger wird die Natur, Sümpfe legen sich neben die Seen, um sie; sie werden zu Bruch und Moor, wo das Wort galt und gilt: „Geh nicht über eine Wiese.“ Menschen versinken hier auf Nimmerwiedersehen. Hier schlug Hindenburg in den letzten Tagen des August 1914 die Russen in der Schlacht bei Tannenberg. Und hier wurde der ostpreußische Maler zum gewaltigen Schlachtenschilderer.
Die russische Narew-Armee kam aus Posen und bedrohte Königsberg. Bei Wehlau im Osten standen sie 40 Kilometer vor der alten Königsstadt; im Süden zerstörten sie 12 Kilometer vor der Stadt noch Dörfer. Königsberg war auf das äußerste bedroht. Da zog der Feldmarschall in Nordwest einen Riegel durch Landwehr-Truppen. Gewaltige Märsche führten Truppen über Allenstein nach Osten und Südosten in die Flanke der Russen. Der Süd- und Südwestflügel aber wurden von Truppen gebildet, die 200 Kilom. weit aus der Gegend von Wehlau kamen. 125 Züge wurden in Zehnminutenfolge mit 60 Kilometer Geschwindigkeit, jeder Zug belastet mit 55 Wagen, in einem Tage und einer Nacht herangebracht. Diese Truppen schlossen im Süden die Zange und die Russen waren eingekesselt. Tausende kamen in den Sümpfen um; schrecklich waren die Angstrufe der langsam und rettungslos im Moor absinkenden Russen. Der geniale Heerführer hatte im Bunde mit den Sümpfen die Feinde geschlagen. Einige Wochen später vernichtete er sie gänzlich in der Schlacht an den masurischen Seen und warf die aus Ostpreußen.
Das Bonner Pfadfinder-Korps konnte am Sonntag nach Jahresfrist seinen Gau- und stellevertretenden Landesfeldmeister, Herrn Oberstabsarzt Dr. Brunzlow, der zur Zeit seinen Urlaub hier verbringt, in seiner Mitte begrüßen. Es fand ein Geländespiel in der Gegend von Geislar statt, das sehr gut verlief. In Vilich wurde ein Unterführer der Radfahrer von einem jungen Menschen mit einem Stein dermaßen an den Hinterkopf geworfen, daß er fast besinnungslos vom Rade stürzte. Der Oberfeldmeister stellte den Täter und die Zeugen fest und meldete die Angelegenheit der Polizei.
Die Gemeinnützige Schreibstube für stellenlose Kaufleute ist durch den Krieg gleichfalls in Mitleidenschaft gezogen worden. Sie kann Stellenlose künftig nur beschäftigen, wenn Kaufleute und Private sich ihrer auch bedienen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Sicherheit der deutschen Kriegsanleihen. Aengstlichen Gemütern kann man nicht oft genug erklären, daß in die unbedingte Sicherheit des in Kriegsanleihe angelegten Geldes nicht der kleinste Zweifel zu setzen ist. Aber wie es immer noch Leute gibt, die sich keinen rechten Begriff von der Bedeutung unserer militärischen Erfolge machen können, so werden auch die anderen nicht alle, die immer wieder wissen wollen, ob es denn tatsächlich ganz unmöglich ist, daß den Reichsanleihen etwas passieren kann. Ja, es ist tatsächlich ganz unmöglich. Und die Sicherheit ist um so größer, je bestimmter der Wille zum Sieg ausgedrückt wird. Daraus kann man ersehen, wie wichtig es ist, daß das Volk in seiner finanziellen Abwehr nicht erlahmt. Je bereitwilliger die Kriegskosten aufgebracht werden, desto sicherer ist der Sieg und die Zukunft des deutschen Vermögens. Mit Hilfe der ersten drei Kriegsanleihen hat sich das deutsche Volk die Gewißheit erkämpft, daß es nicht mehr besiegt werden kann. Nun muß als weiterer Kampfpreis der endgültige Sieg über den Feind errungen werden. Das ist ein Ziel, welches die Kosten lohnt, und zur Erreichung dieses Zieles trägt jeder Zeichner der vierten Kriegsanleihe das Seine bei. Man darf also sagen, daß die Sicherheit der deutschen Kriegsanleihen mit der Bereitschaft des Volkes zur Erfüllung der Zahlpflicht wächst. Sie ist ferner in dem Reichtum Deutschlands begründet. Der Wert des deutschen Volksvermögens ist auf 350.000 Millionen Mark berechnet worden; und das jährliche Gesamteinkommen beträgt etwa 40.000 Millionen. Die drei ersten Kriegsanleihen machen also mit ihren 25.000 Millionen erst den vierzehnten Teil des Volksvermögens, und der jährliche Zinsaufwand von 1250 Millionen macht erst den zweiunddreißigsten Teil des Gesamteinkommens aus. Ohne Zweifel stellt der Krieg Geldansprüche von einer Größe, wie sie nie zuvor erlebt wurde; aber er hat zugleich den Beweis erbracht, daß das Deutsche Reich imstande ist, diese außergewöhnlichen Bedingungen zu erfüllen. Es sind Opfer, die sich bezahlt machen; denn das deutsche Wirtschaftsleben besitzt, wie aus der Rentabilität des gewerblichen Kapitals zu ersehen ist, die Fähigkeit, aus jeder Lebensbedingung Kapital zu schlagen. Das Deutsche Reich aber wird die Zinsen seiner Anleihen auch unter den ungünstigsten Bedingungen zahlen. Diese Verpflichtung ist das erste Gebot, das beachtet werden muß, da von seiner Wahrung die Möglichkeit abhängt, an der Weltwirtschaft teilzunehmen. Und kein vernünftiger Mensch zweifelt wohl daran, daß Deutschland nach dem Kriege seine Stellung im Welthandel und Weltverkehr wieder einnehmen wird. Es gibt Dinge, die undenkbar sind; und dazu gehört die Vorstellung, daß eine Schuldverschreibung des Deutschen Reiches je in Not geraten könnte. Das Deutsche Reich ist in der Aufbringung des Geldes für die Kriegsführung nicht vom Ausland abhängig. Seine Anleihen werden zwar im neutralen Ausland gerne gekauft, weil sie eine hervorragend gute und hoch rentierende Kapitalanlage sind; die Beteiligung des Auslandes ist aber durchaus nicht nötig. Sie ist eine Zugabe, die man gern mitnimmt, auf die die Reichsfinanzverwaltung jedoch ebenso gut verzichten könnte. Wenn die Neutralen deutsche Reichsschuldverschreibungen kaufen, so tun sie dies lediglich um ihres eigenen Vorteils willen. Natürlich suchen sie dabei auch die für sie günstige Lage des Marktkurses auszunutzen. Daß die gegenwärtige Gestaltung der Geldkurse auf Zufallsursachen beruht und nicht das Mindeste mit der Frage der Sicherheit der deutschen Reichsanleihe zu tun hat, ist feststehend und bekannt. Man lasse sich deshalb nicht durch die absichtliche Entstellung des wahren Sachverhalts, wie sie von den Feinden geübt wird, um die deutschen Finanzkraft in Mißkredit zu bringen, in die Irre treiben. Die wirksamste Verteidigung der Reichsmark gegen die Lügen der Feinde wird ein möglichst großer Erfolg der vierten Kriegsanleihe bilden. Denke jeder daran, daß er den Engländern und Franzosen auf ihre Verleumdung der deutschen Geldbereitschaft die gebührende Antwort erteilen kann, indem er einen recht hohen Beitrag Kriegsanleihe zeichnet.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 22. März 1916
Der letzte Zeichnungstag. Die Zeichnungsfrist für die vierte Kriegsanleihe endet heute mittag 1 Uhr. Die Beteiligung an der Kriegsanleihe mit allen verfügbaren Geldmitteln ist für jeden Deutschen eine Ehrenpflicht; denn das Geld soll die Fortführung des Krieges bis zum siegreichen Ende ermöglichen. Wer noch nicht auf die vierte Kriegsanleihe gezeichnet hat der hole das bisher Versäumte unbedingt heute vormittag nach!
Konzert in der Augenklinik. Für die Verwundeten der Augenklinik (Korps-Augenstation) wurde letzten Freitag im Hörsaal der Klinik ein Konzert veranstaltet, an dem mitwirkten Kammersängerin Frau Berta Grimm-Mittelmann aus Köln, Opernsänger Franz Lindlar aus Köln, Frl. Zili Bachem aus Bonn (Klavier) und Herr Ludwig Prinz aus Köln (Gedichtvorträge). Das Programm war reichhaltig und abwechslungsreich. Die wohlgelungene Veranstaltung, an der auch Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe, Generalleutnant Exzellenz v. Boetticher und die Aerzte des Reservelazaretts teilnahmen, erfüllte ihren Zweck, die Verwundeten einige Zeit ihre Schmerzen vergessen zu lassen und ihnen die Anteilnahme der Zurückgebliebenen darzutun, in bester Weise.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur herrschenden Seifenknappheit. Mit den geringen Vorräten an vorhandenen Seifen sollte in den Haushalten auf das sparsamste gewirtschaftet werden, noch immer wird bei der Wäsche in unverantwortlicher Weise Seife vergeudet, in vielen Fällen wird hochwertige Kernseife oder Schmierseife verwendet, wo der angestrebte Zweck ebenso gut durch Verwendung billigen Waschpulvers erreicht werden kann. Vor allem aber sollte gegenwärtig davon abgesehen werden, Seifen oder Seifenpulver zum Reinigen von Geschirr oder zu Scheuerzwecken zu verwenden. Für diese Zwecke sollte ausschließlich eine warme Sodalösung benutzt werden, die dieselben Dienste leistet, wie die wertvolle Seife.
Der erste Strohhut. Wie das Mädchen aus der Fremde tauchte gestern plötzlich hier der erste „männliche Strohhut“ auf. Stolz schritt der Inhaber um die Mittagsstunde mit seiner Butterblume“ über den Kaiserplatz, unbekümmert um die vielen fragenden und neugierigen Blicke, die ihm folgten. Sogar unsere Damenwelt, die von jeher das Recht für sich in Anspruch nimmt, als erste mit dieser sommerlichen Behauptung auf dem Plan zu erscheinen, schaute dem Bahnbrecher belustigt nach. Hoffentlich zwingt das Wetter des eben erst erwachenden Frühlings den Strohträger nicht, bald wieder zum wärmenden Filzdeckel zu greifen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Westerwald-Klub führte am Sonntag bei herrlichem Frühlingswetter seine Mitglieder durch den unteren Hunsrück von Coblenz aus nach der Mosel. Durch die prächtigen Coblenzer Rheinanlagen gings an Bad Laubach vorbei durch den herrlichen wohlgepflegten Coblenzer Wald auf den Rittersturz. Daselbst bot sich den Wanderern ein geradezu überwältigender Blick auf die grünen Fluten des Rheins zwischen rebenbewachsenen Bergen auf und abwärts, die Mündung der Lahn, Braubach und Marksburg. Durch prächtigen Hochwald führte die Wanderung auf den Kühkopf, woselbst der Rundblick denjenigen des Rittersturzes noch übertrifft. Man überschaut ein prächtiges Stück rheinischen Landes, das Neuwieder Becken, die östlichen Ausläufer der Eifel, die Gebirgszüge des Westerwaldes und Hunsrück, sowie die Silberfäden des Rheins und der Mosel. Nach kurzer Rast führte ein reizender Weg durch den prächtigen Hochwald an der ehernen Hand vorbei nach dem Remstecker Forsthaus zur Kaffeepause. Alsdann wurde das Falkental und Condertal mit einer Fülle von wildromantischen Schönheiten mit Hochgebirgscharakter zur Mosel durchwandert, um den vorgesehenen Endpunkt nach Winningen. Das herrliche Wetter und die unvergleichliche Moselstimmung gönnten dem Wanderer aber noch keine Ruhe. Die Wanderung wurde am Ufer der Mosel entlang bis Güls fortgesetzt. Dem Naturfreund wurde hier ein schönes Fleckchen Erde unseres engeren rheinischen Vaterlandes zur bleibenden Erinnerung vor Augen geführt.
Kriegsanleihe und Kriegsdauer. Wahrscheinlich durch Auslandsagenten veranlaßt, sollen in Land und Stadt Gerüchte im Umlauf sein, daß Zeichnungen auf die Kriegsanleihe den Krieg verlängern würden. Das Gegenteil ist wahr! Je allgemeiner und ausgiebiger für diese Anleihe Beiträge gezeichnet werden, umso kräftiger wird unseren Gegner zu Bewusstsein gebracht, daß die Macht und Entschlossenheit des deutschen Volkes, den Sieg zu erringen, auch im Wirtschaftskampfe unüberwindlich ist. Nur dadurch können unsere Feinde überzeugt werden, daß eine Fortführung des Krieges für sie aussichtslos ist.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 23. März 1916
Zuckerkarten sind die neuste Erscheinung auf dem Gebiet der deutschen Lebensmittelversorgung. Wie das Berl. Tagebl. meldet, hat der Rat der Stadt Leipzig angesichts des neuerdings eingerissenen Zuckerhamsterns beschlossen, Zuckerkarten einzuführen. Zucker darf nur noch gegen Karten verkauft werden.
Heeresverwaltung und Damenmode. Der überaus große Stoffverbrauch, den die neue Mode der weiten Damenkleider bedingt, hat die Heeresverwaltung veranlaßt, in Beratungen über Maßnahmen einzutreten, die zur Verringerung des Verbrauchs von Stoffen bei den künftigen Mode-Erzeugnissen getroffen werden können. Die Kriegs-Rohstoff-Abteilung hat demgemäß zunächst eine Versammlung von Beteiligten zusammengerufen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Fortlaufende Nummern auf den Butterkarten. Aus Godesberg schreibt man uns: Die Gemeinde hat jetzt bei der amtlichen Butterverteilung durch eine neue Maßregel das unhaltbare Gedränge glatt beseitigt. Die Inhaber der Butterkarten haben laufende Nummern erhalten.
Kriegsanleihe in Bonn. Wie wir vernehmen, sind außer den bereits gestern gemeldeten 12.000.000 Mark bei den anderen hiesigen Zeichnungsstellen noch 21.000.000 Mark Kriegsanleihe gezeichnet worden, so daß das Gesamtergebnis in der hiesigen Stadt 33.000.000 Mark beträgt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Einheitliche Regelung der Feier besonderer militärischer Ereignisse. Im Kirchl. Anz. wird nachstehender Erlaß des Herrn Kultusministers vom 8. März d. J. zur Beachtung bekannt gegeben: Seine Majestät der Kaiser und König haben zwecks einheitlicher Regelung der Feier besonderer militärischer Ereignisse befohlen, daß auf ein im Einzelfalle von dem Herrn Kriegsminister an die stellvertretenden Generalkommandos zu erlassendes Telegramm die öffentlichen Gebäude zu beflaggen sind und Salut zu schießen. Es erscheint erwünscht, daß diese Einheitlichkeit sich auch auf die kirchliche Anteilnahme an solche Feiern erstreckt, und daher das schon bisher übliche Siegesgeläut allemal dann, aber auch nur dann, wenn eine Mitteilung der vorbezeichneten Art ergangen ist, veranstaltet werde.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 24. März 1916
Ueber die deutsche Sprachbewegung im Weltkriege wird im hiesigen Sprachverein der Vorsitzende des Gesamtvorstandes des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, Wirkl. Geh. Oberkonsistorialrat Dr. Sarrazin aus Berlin, nächsten Montag einen Vortrag halten.
Der Bonner Wehrbund vermied am verflossenen Sonntag bei seinem Marsch zum Exerzierplatz auf dem Venusberg die gebahnten Wege und kletterte ohne Weg und Steg in ausgeschwärmten Schützenlinien zur Höhe hinan. Oben angelangt, traf die Meldung ein, daß eine versprengte feindliche Anteilung sich im Walde verborgen aufhalte. Von allen Seiten wurde die Waldparzelle, in der der Gegner sich aufhalten sollte, umstellt und nach längerem Suchen durch ausgeschickte Patrouillen das gut ausgesuchte Versteck gefunden. Beim Rückmarsch in das Tal wurde derselbe Weg gewählt wie beim Aufstieg.
Abschießen von feldernden Tauben. Um weiteren Schaden durch feldernde Tauben nach Möglichkeit vorzubeugen, hat der Gouverneur der Festung Köln gestattet, daß bis auf weiteres die Tauben auf den Saatfeldern abgeschossen werden dürfen. Zum Abschießen im Bezirk der Stadt Bonn sind die Jagdberechtigten und solche Personen berechtigt, die vom Oberbürgermeister damit beauftragt werden. Zur Schonung von Brieftauben darf grundsätzlich nur auf einzelne Tauben geschossen werden, die in Schwärmen die Saatfelder aufsuchen und von denen angenommen werden kann, daß sie auf benachbarte Gehöfte gehören. Sollten trotzdem unter den abgeschossenen Tauben solche sein, die als Brieftauben kenntlich sind, so sind diese an die Nachrichten-Abteilung des Gouvernements, Aposteln-Kloster 9 I. in Köln abzuliefern.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine Einschränkung der Speisekarte soll angeblich bevorstehen. Wie aus Dresden gemeldet wird, werde eine Einschränkung für alle deutschen Gastwirtschaften usw. geplant. Es sollen danach künftig an fleischfreien Tagen nur noch zwei Fleischspeisen täglich verabreicht werden dürfen. Nähere Mitteilungen sind noch nicht bekannt.
Obstbaumblüte. Man schreibt uns vom Vorgebirge: Wie sich jetzt feststellen läßt, haben in den beiden Frostnächten zu Beginn des Monats die damals bereits geöffneten Blüten der Frühaprikosen stark gelitten. In einzelnen Baumkronen sind sie vollends vernichtet und fallen so stark ab, daß wohl keine einzige dem Baum erhalten bleiben wird. Die Pfirsiche und alle übrigen Obstsorten sind weniger empfindlich, und da auch ihre Blüten noch nicht so weit fortgeschritten waren, sind sie fast ganz ohne Schaden davon gekommen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Briefe an Kriegsgefangene. Die in neutralen überseeischen Ländern festgehaltenen Angehörigen unserer Flotte gelten als Kriegsgefangene. Postverkehr ist nur in denselben Formen zulässig wie mit Kriegsgefangenen, also nicht wie in Friedenszeiten über das Marinepostbureau in Berlin C 2 zu leiten. Sendungen, die aus Versehen dem Marinepostbureau zugehen, werden von diesen nachträglich als „Kriegsgefangenensendungen“ bezeichnet und so weitergeleitet.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 25. März 1916
Inanspruchnahme der Privatwohltätigkeit durch Kriegsbeschädigte. Man schreibt uns: Kein Kriegsbeschädigter hat es nötig zu betteln, keiner braucht auch in versteckter Form die Wohltätigkeit in Anspruch zu nehmen durch Hausieren mit Schreibmaterialien, durch Verkauf von Ansichtspostkarten, durch Orgeldrehen oder Lumpensammeln. Der Anblick des orgeldrehenden, mit den militärischen Ehrenzeichen geschmückten Invaliden muß uns nach diesem Kriege unbedingt erspart bleiben. Dieses Ziel soll durch Gewährung der staatlichen Rente und durch die Kriegsbeschädigtenfürsorge, wie sie von den Provinzialverbänden n die Hand genommen worden ist, mit Unterstützung freiwilliger Spenden zugunsten der Kriegsbeschädigten erreicht werden. In den wenigen Fällen, in denen es trotz guten Willens des Beschädigten nicht möglich ist, ihn wieder erwerbsfähig zu machen, stehen zahlreiche Wege offen, um ihm die notwendige finanzielle Unterstützung zu verschaffen. Auch die öffentliche Armenpflege braucht in solchen Fällen, abgesehen von plötzlich eintretenden Notständen, nicht in Anspruch genommen zu werden, wofern die Notlage des Beschädigten auf die im Krieg erlittene Verletzung oder Erkrankung zurückzuführen ist. Zweifellos sind bei weitem die meisten unserer Invaliden überglücklich, wenn sie durch Arbeit ihr Brot verdienen können, und sie denken nicht daran, die Wohltätigkeit in offener oder versteckter Form in Anspruch zu nehmen. Umso mehr muß aber einzelnen bedauerlichen Ausnahmen entgegengetreten werden, die glauben, auf billige oder bequemere Weise ihren Unterhalt verdienen zu können. Hier kann nur helfen rücksichtslose Versagung der Unterstützung, Verweisung an die örtlichen Fürsorgestellen für Kriegsbeschädigte und nötigenfalls polizeiliche Hilfe.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein Gruß aus hoher Luft. Von dem Luftschiffgeschwader, das dieser Tage über Bonn flog, wurde beim Passieren der Koblenzerstraße ein Blumenstrauß abgeworfen, der im Hof des Königlichen Gymnasiums niederfiel. Wie aus dem Begleitschreiben hervorging, war das Blumengebinde für Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe bestimmt, der denn auch der duftende Gruß kurz darauf überreicht wurde.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Privatangestellte und Krieg. Man betrachte das augenblicklich herrschende gesamte Wirtschaftsleben und man wird finden, daß der weitaus größte Teil aller Industrie- und Handelsbetriebe im direkten oder indirekten Interesse des großen Krieges arbeitet. Soweit die Industriebetriebe in Frage kommen, ging mit der vermehrten Arbeitsleistung des Einzelnen und mit dem gesteigerten Gewinn der Betriebe auch eine Erhöhung der Arbeitslöhne vor sich. Anders sieht es jedoch bei der großen Masse der Privatangestellten aus. Während ihre Pflichten den gesetzlichen Kassen usw. gegenüber die alten geblieben sind, die Pflichten dem Prinzipal bezw. seinem Geschäfte gegenüber sich größtenteils erweitert haben und – besonders bei Verheirateten mit mehreren Kindern – die Pflichten des Krieges gegen Familie, Kirche und Vaterland sich vervielfachen, sind beim größten Teil der Privatangestellten die Gehälter die gleichen geblieben wie vor dem Kriege. Man braucht nicht erst auf die Teuerung hinzuweisen, um sich zu überzeugen, daß es unmöglich ist, eine Familie nicht nur annähernd mit denselben Mittel zu ernähren, die man vor dem Kriege hierzu nötig hatte. Und aus allen volkswirtschaftlichen Entschließungen der Regierungen und unseres Generalkommandos liest man das gute Bestreben heraus, zu helfen, soweit es die schwere Zeit zuläßt. Jetzt aber liegt es vor allen Dingen an denjenigen Geschäftsinhabern, die durch den Krieg besonders verdienen, ihren Privatangestellten durch die Gewährung von Teuerungszulagen über die schwere Zeit hinwegzuhelfen. Dies ist eine moralische Pflicht.
Erhöhung der Preise für Säuglingsmilch. Infolge der weiteren Steigerung des Milchpreises und der Betriebskosten der Anstalt wird der Preis für die Säuglingsmilch vom 1. April an erhöht, und zwar für die volle Tagesration des Kindes von 45 auf 50 Pfennig, für Minderbemittelte (Einkommen bis 2000 Mk.) von 30 auf 35 Pfennig.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 26. März 1916
Die nationalliberale Frauengruppe hielt vorgestern abend eine sehr gut besuchte Mitglieder-Versammlung ab, in der Frau Krukenberg aus Kreuznach etwa folgendes ausführte: In den letzten Monaten machte sich ein gewisser Gegensatz zu der gehobenen, einheitlichen Stimmung von früher bemerkbar. Es sei das ganz natürlich und ergebe sich aus den im Kriege immer mehr veränderten Verhältnissen, aber ohne etwas beschönigen zu wollen, könne man doch feststellen, daß unser Volk noch immer die gleiche Siegeszuversicht und den gleichen Willen zum Durchhalten hat, wie zu Beginn des Krieges. Bei der Lebensmittelversorgung ruhe die Riesenlast der Arbeit auf den wenigen Männern, die zu Hause geblieben seien. Leider fänden diese Männer häufig genug nicht die genügende Unterstützung bei der Allgemeinheit, da es an dem richtigen Brotkartengeist noch immer fehle und jeder gern seine eigenen Wege gehe. In Kreuznach sei es gelungen, die Lebensmittelversorgung mit großem Erfolg in die Hände der Frauen zu legen. Fett- und Butterverteilung sei dort durch die Frauen so geregelt, daß jeder sein Teil bekomme, und dadurch, daß die Einrichtung gerecht und zu verlässig arbeite, sei die Stimmung der Bevölkerung in ruhigere Bahnen gelenkt worden. Man habe dadurch auch erreicht, was beim Verteilen durch Geschäfte nicht möglich sei: Fühlung mit den Frauen zu nehmen und durch die Einwirkung von Mensch zu Mensch die gute Stimmung wachzuhalten. Auch bei der Zusammenarbeit von Stadt und Land könne die Frau ausgleichend wirken. Die Stadtfrauen müßten wieder Landarbeit lernen, je mehr sie selbst arbeiten, desto mehr Vertrauen bringe ihnen der Bauer entgegen. Frau Krukenberg kam sodann auf die Wohnungsfrage zu sprechen, die für die zurückkehrenden Krieger in würdiger Weise gelöst werden müsse. Es müßten Kriegerheimstätten gegründet, das Wohnungswesen müsse überhaupt ausgebaut werden. Es sei Pflicht der nationalliberalen Frauen, auf alle diese Fragen hinzuweisen und zu verlangen, daß besonders bei der Lebensmittelversorgung Frauen eingestellt werden, da gerade auf diesem Gebiete die Frau doch sachverständiger sei als der Mann. [...]
Tödlicher Unglücksfall. Ein Soldat stürzte gestern vormittag gegen 11 Uhr vom Dache des Städtischen Gymnasiums in den Schulhof. Er war sofort tot.
Den jüdischen Mitbürgern gibt der Oberbürgermeister Gelegenheit, in der Zeit vom 1. bis 25. April jüdisches Osterbrot zu beziehen. Wir verweisen auf die Bekanntmachung in dieser Zeitung.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Arndt-Eiche in Eisen. Der Verkehr an der Arndt-Eiche war in der verflossenen Woche nicht so rege wie in den Wochen zuvor. Immerhin stieg, besonders infolge größerer Zuwendungen, darunter der des Bonner Handwerks, die Gesamteinnahme auf 54.600 Mark.
Von Korporationen erschienen zur Nagelung ferner der Eifelverein, Ortsgruppe Bonn und der A. H. Verband des Coburger L. C. in Bonn.
Heute, Sonntag, nachmittags 4½ wird der M.-G.-B. Freundschaftsbund die feierliche Nagelung vornehmen.
Der Betrag des eingetauschten Goldes ist auf 9400 Mark gestiegen.
Ueber die Kriegsgefangenenlager in England wird am Dienstag Herr Pastor Rosenkranz in der Aula des städtischen Gymnasiums einen Vortrag halten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine Erhöhung der Gaspreise ist geplant. Der Preis für Leucht-, Koch- und Heizgas soll auf 14 Pfg. das Kubikmeter erhöht werden, für Kraftgas und Gas zu technischen Zwecken soll auf 10 Pfg. bestehen bleiben, für technische Zwecke nur dann, wenn der monatliche Verbrauch mindestens 100 Kubikmeter beträgt. Kraftgas für Gasmotoren, die elektrisches Licht erzeugen, kostet 14 Pfg.
Die Hundesteuer soll in der Weise erhöht werden, daß sie beträgt für einen Hund 40 Mark, für jeden weiteren Hund 60 Mark.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 27. März 1916
Ausstellung von Kindergärtnerinnen-Arbeiten im Lyzeum Klostermann. In der Aula der Klostermannschen Anstalt waren am Samstag die Arbeiten ausgestellt, die von den geprüften Kindergärtnerinnen während ihrer Ausbildungszeit angefertigt wurden. Wer Sinn für die Zierlichkeit weiblicher Handarbeiten, für die Anmut und die Liebenswürdigkeiten weiblicher Phantasie hat, der mußte an diesen Arbeiten seine helle Freude haben. Vor allem aber, und das ist das Wichtigste und Entscheidende, bewiesen alle Arbeitend er Ausstellung, mit welcher Liebe, mit welchem großen Verständnis die jungen Damen sich in die Vorstellungswelt des Kindes eingefühlt haben. Die Kindergärtnerinnen, die diese Arbeiten mit so viel Geschicklichkeit und oft zärtlicher Liebe ersonnen und angefertigt haben, werden dem Namen ihres schönen Berufes Ehre machen. Werden wirkliche Kindergärtnerinnen sein und die vielen jungen Menschenpflanzen, die man ihrer Obhut anvertraut, zum Guten leiten. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Bergwerks- und Hüttenverein besteht nach dem Bericht des Aufsichtsrates augenblicklich 60 Jahre. Der Betrieb mußte im vergangenen Jahr dem verminderten Absatz angepaßt werden. An Betriebsschwierigkeiten und Unterbrechungen habe es nicht gefehlt. Der Betrieb in den Kalksteinbrüchen und Tongruben war nicht nur dem verminderten Bedarf angepaßt, sondern litt ebenfalls unter Arbeitermangel. Der Betrieb ruhte nicht nur in den älteren Anlagen, sondern auch die Drehöfen waren nur teilweise beschäftigt. Seit Kriegsausbruch wurde 161 Werksangehörige zum Heeresdienst einberufen. Fünf davon starben den Heldentod, fünf erhielten das Eiserne Kreuz 2. Klasse, ein Prokurist außerdem den Badischen Hausorden vom Zähringer Löwen. Für Kriegsunterstützungen an die Angehörigen der im Felde stehenden Arbeiter wurden 27.926 Mk. verwendet. Der Bericht besagt, daß das abgelaufene Geschäftsjahr unter der Einwirkung der durch den Krieg herbeigeführten außerordentlichen Verhältnisse stand. Es wird dann Beschwerde geführt über die Tätigkeit des Rheinisch-Westfälischen Zementverbandes zu Bochum. Die Opfer, welche das Werk im allgemeinen Interesse dem heutigen Bochumer Verbande bringe, könne es einem neuen gegenüber auch nicht noch weiter vergrößern. Die Jahresabgaben an den Verband seien nicht weit entfernt von einem Drittel des Reingewinnes. [...] Die Hauptversammlung findet am 8. April in Bonn statt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 28. März 1916
Goldsammlung. Die hiesigen Vaterländischen Vereinigungen haben eine Goldsammelstelle in der hiesigen Diskonto-Gesellschaft am Münsterplatz eingerichtet. Sie wechseln dort Goldmünzen um und kaufen alle Goldsachen zum Goldwert an. Wir verweisen auf den Aufruf in dieser Zeitung.
Den Hofgarten mit Kartoffeln zu bebauen, ist in letzter Zeit in mehreren Zuschriften an uns angeregt worden. Diesen Anregungen gegenüber seien die Hauptgründe mitgeteilt, mit denen die städtische Gartenverwaltung ihren ablehnenden Standpunkt rechtfertigt. Die Hofgartenwiese enthält so viel altes Mauerwerk und Schutt, daß sie nicht umgepflügt werden kann, sondern umgegraben werden müßte. Für diese Arbeit fehlt es der Gartenverwaltung an den genügenden Arbeitskräften. Es könnte aber auch nur ein Teil der Hofgartenwiese für den Anbau in Frage kommen und ringsum müßte ein zirka 50 Meter breiter Streifen frei bleiben, denn auf diese Entfernung etwa würden die weitreichenden Wurzeln der alten Bäume des Hofgartens den Kartoffeln die Nahrung entziehen. Auch der Kartoffelbau auf dem mittleren Teil der Hofgartenwiese würde in den ersten Jahren nicht ertragsfähig genug sein, daß sich der Anbau verlohnte.
Bonner Lichtspiele. Der neue Spielplan bringt an größeren Filmen das vieraktige Schauspiel „Der Liebestod“ mit der bulgarischen Hofschauspielerin Lona Bartelana in der Hauptrolle, das vieraktige Drama „Der Spieler“ und das dreiaktige Lustspiel „Der Onkel aus Amerika“.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Allgemeiner Deutscher Sprachverein. In großen Hörsaale der Universität sprach gestern der Vorsitzende des Gesamtvorstandes des Allg. Deutschen Sprachvereins, Wirkl. Geheimer Oberbaurat DR. Sarrazin aus Berlin über die deutsche Sprachbewegung im Weltkriege, indem er die dreißigjährige Arbeit des Vereins schilderte und einige der von ihm herausgegebenen Verdeutschungshefte vorlegte, von denen namentlich das für das gesamte Webefach, für den Deutschen Bühnenverein, für die Versicherungswissenschaft, für das Weinfach, das Buchdruck- und Tabakgewerbe, den Feinkosthandel große, ungeteilte Anerkennung gefunden haben. Eine Folge des Krieges ist die verständnisvolle und wirksame Fürsorge, die jetzt unserer Behörden der Pflege der deutschen Sprache widmen, allen voran die Oberste Heeresleitung mit ihren Kriegsberichten. Da sich der Sprachverein, der jetzt etwa 40.000 Mitglieder zählt, eines großen Stabes von Sachverständigen erster Ordnung erfreut, um den jeder andere Verein ihn beneiden könnte, - die angesehensten Germanisten an 26 deutschen und österreichischen Universitäten gehören ihnen an – so hat seine Pflege unserer Muttersprache, sein Kampf um ihre Schönheit und Reinheit, allen kleinlichen Anfeindungen und allem Unverstand zu Trotz weiter erfreuliche Erfolge aufzuweisen, die ihn zu den schönsten Hoffnungen für die Zukunft berechtigen.
Der Vorsitzende des Bonner Zweigvereins, Pastor Dr. Richter, begrüßte den Redner und die Versammlung, der vor Beginn und nach Schluß des mit großem Beifall aufgenommenen Vortrags vaterländische Chorgesänge und die Wiedergabe von Felix Dahn’s Gedicht „An unsere Sprache“ geboten wurden.
Ein französischer Flieger, der von einem Bonner Jungen am 22. ds. Mts. in Frankreich, ganz in der Nähe der Front, gefangen genommen wurde, traf gestern abend mit der Post in unserer Redaktion ein. Die lange Reise hatte den Ausländer arg mitgenommen, denn als man die Streichholzschachtel öffnete, lag er bewußtlos auf dem Rücken und gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Durch Anhauchen kam der Maikäfer, denn um einen solchen handelte es sich, bald wieder zu sich und krabbelte lustig auf dem Redaktionstisch umher. Für sein weiteres Fortkommen wird Sorge getragen.
Für Jutestoffe, die uns augenblicklich fehlen, haben wir einen vollwertigen Ersatz an Papierfabrikaten. Es werden wesentlich aus Papier hergestellt: Stoffe jeder Art, Seile, Stricke und Bindfaden. Die mit diesen Erzeugnissen seit Jahren gemachten Erfahrungen können als gut bezeichnet werden. Es sei besonders betont, daß wir uns bezüglich der Jute vom Ausland völlig unabhängig gemacht haben und daß diese Unabhängigkeit auch nach Friedensschluß ihre Wirkung zeitigen wird.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städtisches Einkaufsamt. Durch die Verbindung der Nahrungsmittelversorgung der Bürgerschaft mit der städtischen Armenverwaltung und die stets umfangreicher werdenden Arbeiten gerade dieser beiden augenblicklich sehr wichtigen städtischen Verwaltungszweige sind in letzter Zeit Schwierigkeiten hervorgetreten, die es zweckmäßig erscheinen lassen, beide Abteilungen zu trennen. Es wurde daher ein besonderes städtisches Einkaufsamt geschaffen, dessen Leitung Herr Beigeordneter Piehl übernommen hat. In Gemeinschaft mit der neugewählten Arbeitskommission und der Preisprüfungsstelle wird das Einkaufsamt die Arbeiten der Lebensmittelversorgung übernehmen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 29. März 1916
Mit den geplanten neuen Reichssteuern, der Erhöhung der Tabakabgaben, dem Quittungsstempel, der Reichsabgabe zu den Postgebühren und dem Frachturkundenstempel für Stückgüter, hat sich die Bonner Handelskammer in ihrer letzten Sitzung beschäftigt. Das Ergebnis der eingehenden Erörterung ist dahingehend zusammenzufassen, die Kammer bedauere es lebhaft, daß wieder zu Steuern gegriffen werden soll, die nicht gleichmäßig die ganze Bevölkerung treffen, sondern vorwiegend von Handel und Gewerbe aufzubringen sind. Es müßte eine derartige Belastung das Gefühl einer unbilligen Behandlung wachrufen. Angesichts der Lage aber, die durch en Krieg hervorgerufen worden ist, und der Notwendigkeit der Aufbringung neuer Mittel will die Kammer davon Abstand nehmen, sich – mit Ausnahme der Quittungssteuer – gegen die übrigen in Vorschlag gebrachten Steuern auszusprechen, in der bestimmten Erwartung allerdings, daß die vorgeschlagenen Steuern nur während des Krieges erhoben werden und daß nach dessen Beendigung von neuem darüber eingehende Erörterungen angestellt werden, auf welche Weise die Mittel zu Deckung eines etwaigen Fehlbetrages im Haushalt aufgebracht werden sollen. Mit der Einführung der Quittungssteuer aber vermag sich die Kammer auch jetzt nicht einverstanden zu erklären, weniger wegen der Belastung an sich, als vielmehr wegen der damit für Handel und Verkehr verbundenen Belästigungen und der Vermehrung der Abfertigungsarbeit. Die Steuer würde sowohl den allgemeinen Warenhandel, aber besonders auch den Kleinhandel in erheblichem Maße treffen und diesen bezüglich einer etwaigen Abwälzung auf das kaufenden Publikum große Schwierigkeiten bereiten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein Studentinnenheim in vornehmer Lage und in unmittelbarer Nähe der Universität, wird, wie im Auftrage des Kuratoriums die Ferienvertretung des Katholischen Studentinnen-Vereins Hrotsvit mitteilt, am 1. Mai seine Tore den jungen Damen, die in Bonn studieren, zu ständigem Aufenthalt öffnen. Sehr geräumige, gediegen eingerichtete Zimmer dienen zur Aufnahme einer kleinen Anzahl junger Damen. Die Leitung der Küche liegt in bewährten Händen. Auch solche, die nicht im Hause wohnen, können dort vorzüglichen Mittag- und Abendtisch finden. Ein Gesellschaftszimmer bietet Gelegenheit zur Unterhaltung und auch die geistige Nahrung wird zu ihrem Recht kommen durch eine kleine Bibliothek und zahlreiche ausliegende Zeitungen und Zeitschriften. Ein großer schattiger Park schließt sich dem neuen Heim an, das zu Mittelpunkt des geistigen Interesses der katholischen Studentinnen werden soll.
In den Feldern und Wiesen entwickelt die Frühlingsnatur jetzt eine wunderbare Kraft. Kornfelder und geschützt gelegene Wiesen lassen nach den Regentagen frisches saftiges Grün erkennen. Das Feld zeigt sich in diesem Jahre in seltener Ordnung. In der Nähe der Städte sind die Brachflächen in Kulturland umgewandelt. An den bekannten Nachlässigen jeder Gemeinde hat das gute Beispiel der Fleißigen und die Teuerung kräftig gerüttelt. Die Gemeinden haben überall zur Selbstbebauung der Ackerflächen zugegriffen, wo es an Arbeitskräften fehlte. Unsere landwirtschaftliche Bestellung zeigt vielerorts ein erfreuliches, vielversprechendes Bild. Die für die Landwirtschaft so wichtige reichliche Feuchtigkeit des Frühlings gibt auch dem Walde einen sicheren Naturschutz gegen Waldbrände.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zum Anbau von Gemüse. Auf die von der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz herausgegebene Gemüsesondernummer der Rhein. Monatsschrift für Obst-, Garten- und Gemüsebau wird hiermit aufmerksam gemacht. Der Inhalt dieser Nummer zeigt dem Gartenbesitzer, dem Landwirt, sowie dem berufsmäßigen Gemüsezüchter den Weg zu einem vermehrten und dabei sachgemäßen Gemüsebau, zumal in den nächsten Monaten Gemüse eines der wichtigsten Nahrungsmittel bilden wird. Hefte stehen zum Preis von 15 Mark für 100 Stück bei der Landwirtschaftskammer zur Verfügung.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 30. März 1916
Bismarck-Feier. Vaterländische Vereine wollen auch in diesem Jahre den 1. April nicht vorübergehen lassen, ohne ihn als Bismarck-Gedenktag hervorzuheben. Am Abend wird in dem Festsaale der Lese- und Erholungs-Gesellschaft eine Versammlung stattfinden, bei der sich eine anregende und reiche Festordnung abwickeln wird. Vorträge eines Gesangvereins feldgrauer Helden aus Godesberg unter Leitung von Musikdirektor Werth, der Kapelle des Landsturmbataillons unter Kapellmeister John und gemeinschaftliche Lieder werden den Rahmen abgeben zu Ansprachen und einer Festrede, welche der als vorzüglicher Redner bekannte Frhr. v. Vietinghoff-Scheel aus Mainz zum Gedächtnis unseres unvergeßlichen Altreichskanzlers, des Fürsten Otto von Bismarck, halten wird. Voraussichtlich dürfte es angezeigt sein, sich an dem Abend recht pünktlich, gegen 8½ Uhr, einen Platz zu sichern.
Das Garnisonskommando macht bekannt: Den Besitzern von Schankwirtschaften wird hiermit verboten, genesenden Militärpersonen (in Lazarettbehandlung befindliche Soldaten) alkoholhaltige Getränke zu verabfolgen. Ebenso werden alle Zivilpersonen dringend ersucht, genesenden Militärpersonen alkoholhaltige Getränke nicht zu verabreichen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Maßhaltung bei Gelegenheit der Feier der ersten Kinderkommunion. Das erzbischöfliche Generalvikariat in Köln ersucht im Kirchlichen Anzeiger die Geistlichkeit, in Verein mit den Lehrpersonen nachdrücklich darauf hinzuwirken, daß in Anbetracht der harten Kriegszeit bei der Erstkommunion aller überflüssiger Aufwand für Kleidung, Schmuckgegenstände, sowie in Bezug auch auf die häusliche Feier vermieden werden soll. Es wird ferner dringend empfohlen, daß, falls nicht etwa von dem herkömmlichen Gebrauch von Kerzen für dieses Jahr ausnahmsweise abgesehen wird, wenigstens aller kostspielige Schmuck der Kerzen fortfallen möge und zur Vermeidung des Unterschiedes zwischen Arm und Reich alle Kommunionkinder eine einfache Kerze von gleichem Gewicht erhalten sollen.
Stadthalle. Nach Auflösung des städtischen Orchesters werden die hiesigen Militär-Kapellen in der Stadthalle konzertieren.
Vom Brückenmännchen. „Hast du schon gehört, Pitter, sie schlagen den Beueler Brückenpfeiler halb herunter.“ – „Ei, warum dat dann?“ – „Et Brückemännche will Soldat werden!“ –
Die erste Schwalbe wurde gestern am Rhein in der Nähe des Alten Zoll beobachtet.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Freitag, 31. März 1916
Zur Stoffbeschlagnahme. Wie von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, versuchen Händler, Kleider und andere Stoffe aufzukaufen, die nicht unter die Beschlagnahme fallen. Vielfach bieten sie Kleinhändlern hohe Preise, um dadurch die Waren an sich zu bringen. Daher wird noch mal ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der Kleinhändler die freigegebenen Vorräte nur unmittelbar an die Verbraucher in Mengen unter einem halben Stück bzw. einem halben Dutzend veräußern darf, und zwar nur zu einem Verkaufspreise, der den zuletzt vor dem 1. Februar erzielten Preis nicht übersteigt. Kleinhändler, die entgegen diesen Vorschriften Waren an aufkaufende Händler abgeben, haben die sofortige Enteignung und Beschlagnahme der freien Warenvorräte zu gewärtigen, sie laufen auch Gefahr, aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen bestraft zu werden. Andererseits müssen es die Kleinhändler als ihre Pflicht betrachten, beim Auftauchen derartiger Aufkäufer die zuständige Polizeibehörde unverzüglich davon zu benachrichtigen.
Das Städtische Orchester gibt nächsten Sonntag, nachmittags 4 Uhr, noch ein Abschiedskonzert in der Stadthalle, dessen Ertrag den Mitgliedern des Orchesters, auch den im Felde stehenden, zugute kommen soll.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Provinzialverband der Schuhhändler von Rheinland und Westfalen hat in seiner letzten Hauptversammlung folgenden Beschluß gefaßt: Der Verband will denjenigen Mitgliedern, die im Felde stehen und deren Existenz erschwert oder teilweise vernichtet ist, zur Wiederaufrichtung der Existenz verhelfen und größere Kapitalien bereitstellen. Schon in der ersten Sitzung wurden zu diesem Zwecke 5000 Mk. gezeichnet, und man erhofft noch namhafte Beträge, so daß man wirklich etwas Ersprießliches zu leisten imstande ist.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Katzensteuer. Sie haben im Donnerstags-Blatt gemeldet, daß die Finanzkommission der Godesberger Gemeindeverordneten die beantragte Katzensteuer abgelehnt hat mit der Begründung: „Man dürfe den Frauen ihre liebsten Gespielen nicht ohne Not besteuern.“ – Ist denn die Frauenwelt Godesbergs so gelangweilt, daß sie in dieser schweren Zeit nichts besseres zu tun hat, als mit Katzen zu spielen? Kann sie sich statt dessen nicht eigener oder fremder Kinder annehmen und diesen die Milch zukommen lassen, welche die Katzen naschen? Kann sie nicht - falls alle anderen Fähigkeiten mangeln – mit Puppen spielen? Hat sie denn gar kein Mitleid mit unseren lieblichen, so überaus nützlichen Singvögeln, die massenhaft von Katzen ermordet werden? Dann könnte die Godesberger Frauenwelt uns wahrhaftig leid tun! – Aber wir schätzen sie nicht so niedrig ein. Daß jedoch Männer die Anlehnung der Steuer so begründen, macht wirklich keinen erhebenden Eindruck. Man pflegt doch sonst Rat und Gutachten von Sachverständigen zu hören über strittige Fragen. Warum achtet man nicht auf das Urteil des Herrn Förster Esser, der sicher befähigt und berufen ist, eine entscheidende Ansicht zu äußern?
Honnef, 31. März. Prof. Dr. W.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Vortrag über Kriegsgefangenenlager. Auf Veranlassung der städtischen Zentralstelle für Auskunftserteilung, Abteilung Ermittlung von Kriegsgefangenen und Vermißten hielt gestern abend in der Aula des städtischen Gymnasiums Herr Pfarrer Lic. Rosenkranz einen Vortrag über die Kriegsgefangenenlager, die er als Pfarrer der Deutschen Kirche in Liverpool von Dezember 1914 bis Ende Juni 1915 besucht hatte. Er schilderte die Art, wie unsere Landsleute dort untergebracht sind, und die Eindrücke, die er von der Behandlungsweise der englischen Behörden empfangen. Namentlich gab er Aufschluß über die Mittel und Wege, unsere Kriegsgefangenen in England zu beschäftigen; teils mit Handarbeiten, teils mit Unterrichtsstunden, und erzählte von geselligen und gottesdienstlichen Veranstaltungen, die er drüben in den Gefangenenlagern miterlebt hatte. – An den Vortrag schloß sich eine kurze Besprechung, in der besonders aus den Kreisen der Angehörigen unserer gefangenen Landsleute Fragen an den Vortragenden gestellt wurden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)