Sonntag, 1. Oktober 1916
Bierglas- und Bierkrugdeckel aus Zinn mit einem Reingehalt von 75 v. H. und mehr sind nach einer am 1. Oktober in Kraft tretenden Bekanntmachung anzumelden und abzuliefern. Betroffen von dieser Maßnahme werden alle Arten von Bierausschänken, Brauereien, Bierverlägen, Gastwirtschaften, Kaffeehäusern und Konditoreien, auch Vereine und Gesellschaften, Kasinos und Kantinen, studentische Korporationen, Tafelrunden und dergleichen. Alle näheren Einzelheiten über die Meldepflicht, Beschlagnahme und Einziehung ergeben sich aus dem Wortlaut der Bekanntmachung und den Ausführungsbestimmungen der mit der Durchführung beauftragten Kommunalbehörden. Vorgesehen ist wieder eine freiwillige Ablieferung gegen angemessene Vergütung.
Die Petroleumkarten werden diese Woche im städtischen Lebensmittelamt ausgegeben, und zwar nur an Heimarbeiter, landwirtschaftliche Betriebe und solche Verbraucher, die keine andere Lichtquelle haben oder sich beschaffen können. Wir verweisen auf die heutigen Bekanntmachungen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Godesberg, 30. Sept. Gestern nachmittag fand im Rathaussaale unter dem Vorsitze des Herrn Bürgermeisters Zander eine Sitzung des Gemeinderats von Godesberg statt. [...] Vor Eintritt in die Tagesordnung gab der Vorsitzende Kenntnis von einem Schreiben des Kriegsernährungsamtes, das eine Erhöhung der Hundesteuer anregt, um eine Verminderung der Hunde herbeizuführen. Der Finanzausschuß habe zwar die Hundesteuer für Godesberg im Satze von 30 Mark für reichlich hoch gehalten; trotzdem sei von ihm aber betont worden, daß doch noch viele überflüssige Hunde und auch Katzen umherliefen, die der Bevölkerung die Nahrung wegnähmen. Der Vorsitzende bat, auf eine möglichste Verminderung der Hunde und Katzen hinzuwirken. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Wehrturnen. Die Vorkämpfe zu dem am 1. Oktober auf den Poller Wiesen in Köln stattfindenden Wehrturnen, die am verflossenen Sonntag auf dem städtischen Spielplatz zur Erledigung kamen, hatten das Ergebnis, daß von Bonn und Euskirchen je 5, von Rheinbach 4 Jungmannen zum Dreikampf zugelassen wurden. Auch zu den volkstümlichen Uebungsarten 100-Meter-Lauf, Hochsprung, Stabhochsprung wie zum Entfernungsschätzen und dem Stabfechten, dem Turnen am Reck und Barren stellen die genannten Städte gut ausgebildete Wettkämpfer, die aussichtsvoll in den Endkampf in Köln eintreten können. [...] Nach Erledigung aller Wettkämpfe verteilte Herr Schulrat Dr. Bardorf an die Sieger die von der Stadt Bonn gestifteten Kränze. In seiner Ansprache betonte er die Notwendigkeit und den Zweck der militärischen Vorbereitung, die der körperlichen Ertüchtigung der Jugend und damit der Stärkung unserer Wehrkraft gälte und ermahnte die Jugend zum treuen Aushalten und tüchtigen Weiterstreben. Mit einem Hoch auf das Vaterland schloß er seine begeisterte Ansprache.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 2. Oktober 1916
Zum Erntedankfest waren gestern die evangelischen Kirchen innen mit Blumen und Früchten geschmückt. In den Gesängen und Gebeten wurde des guten Ernteergebnisses gedacht und in den Predigten besonders hervorgehoben, daß wohl nie zuvor das deutsche Volk so viel Grund gehabt habe, für den reichen Bodenertrag dankbar zu sein, wie in diesem Jahre. Die gute Ernte sichere ihm auch den siegreichen Frieden.
Prangs lustige Kölner Bühne hat gestern ein einmonatiges Gastspiel im Dreikaisersaal begonnen. Die beiden gestrigen Vorstellungen, nachmittags und abends, fanden vor vollbesetztem Saale statt, wohl ein Beweis dafür, daß das Prangsche Unternehmen sich in Bonn eines guten Rufes erfreut. Aufgeführt wurde der „Kilometerfresser“, ein dreiaktiger Schwank von Kurt Kraatz, der aber noch eigens für diese Bühne umgearbeitet ist. Das ganze Stück ist natürlich nichts wie der tollste Unsinn, es erfüllt bei der Prangschen Aufführung aber aufs beste seinen Zweck, die Besucher in lustige Stimmung zu versetzen. Und einen guten Humor, wie er hier zur Geltung kommt, kann man selbst in der ernsten Kriegszeit als berechtigt, ja wünschenswert anerkennen, er macht es leichter, die Sorgen des Alltags zu überwinden. Die zahlreichen Heiterkeitsausbrüche verursacht in erster Linie die in Sprache und Gebärdenspiel vorzügliche Tünnesfigur des Herrn Th. Prang, der ebenso wie seine Partnerin, Frau v. der Osten, von früheren Gastspielen her gute alte Bekannte sind. Auch die übrigen Darsteller sind sämtlich zu loben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Opfertag für unsere blauen Jungens. Der gestrige allgemeine Opfertag für die deutsche Flotte hatte auch hier eine große Schar jugendlicher Sammler mobil gemacht. Schon in den frühen Morgenstunden durcheilten die mit Sammelbüchsen ausgerüsteten Gymnasiasten die Straßen unserer Stadt, um von Männern, Frauen und Mägdelein ein Scherflein für unsere blauen Jungens zu heischen. Den Spendern von einer Mark und mehr wurde ein Flaggenzeichen angeheftet, während kleinere Beträge mit einem herzlichen Dank entgegengenommen wurden. Der Eifer der jugendlichen Sammler wurde reichlich belohnt, sodaß auch hier in Bonn für den guten Zweck ein reicht hübsches Sümmchen aufgebracht werden dürfte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 3. Oktober 1916
Die Zeichnungsfrist für die fünfte Kriegsanleihe endet am übermorgigen Donnerstag, mittags 1 Uhr. Wer in der Lage ist, Kriegsanleihen zu zeichnen und damit dem Vaterlande die zum Kriegführen notwendigen Mittel mit zuzuführen, sei nochmals an seine vaterländische Pflicht erinnert. Unsere Brüder im Felde erwarten, daß in den letzten Tagen bei der Zeichnung der Kriegsanleihe jeder seine Pflicht tut.
Evangelischer Bund. Die 29. Provinzialversammlung des Rheinischen Hauptvereins des Evangelischen Bundes findet am 17. Oktober, vormittags 10½ Uhr, im evangelischen Gemeindehaus in Bonn statt. Vorgesehen ist eine geschlossene Abgeordneten- und Mitgliederversammlung. Es werden u. a. der 1. Vorsitzende, Pfarrer Kremers aus Bonn, den Jahresbericht erstatten, Pfarrer Wolff aus Aachen „das Interesse des Protestantismus an dem Aufstieg Deutschlands zur Weltmacht“ und Pfarrer Bergfried aus Hückeswagen „die ostdeutsche Aussiedlerhilfe“ behandeln. Am Abend vorher wird eine Vorstandssitzung im „Vater Arndt“ stattfinden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Versorgung mit Eiern. Die Reichseierstelle hat mit Genehmigung des Reichskriegsamtes angeordnet, daß vom 1. Oktober bis zum 21. Oktober an die Versorgungsberechtigten nicht mehr als zwei Eier abgegeben werden dürfen.
Prang’s Lustige Kölner Bühne, die seit dem 1. Oktober im Dreikaisersaal gastiert, übt immer noch seine alte Anziehungskraft auf das Bonner Publikum aus. Peter Prang hat den „Kilometerfresser“ von Kurt Kraatz für seine Bühne bearbeitet und zwar mit gutem Erfolg. Die Hauptsache ist und bleibt natürlich bei einer derartigen Umarbeitung, daß der „Tünnes“ turmhoch die anderen Mitspieler überragen muß. Und das ist auch bei dieser Umarbeitung der Fall. Anton Kugelberg, in der Hauptsache Pantoffelheld, im Nebenberuf Rentner und Hynotiseur, wird von Herrn Th. Prang mir derart drastischer Komik verkörpert, daß des Oefteren durch die Heiterkeitsausbrüche des Publikums die Mitspielenden unverständlich sind. Man muß den Anton Kugelberg als „blödsinniger Vater“, als Hynotiseur usw. gesehen haben, um die Lachsalven zu verstehen, die fast unausgesetzt den Saal durchdröhnen. Die übrigen Mitwirkenden haben sich gleichfalls vorzüglich eingespielt, sodaß der ganze Schank flott zur Aufführung gelangt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Opfertag für die deutsche Flotte am letzten Sonntag war hier sehr gut vorbereitet. Ueberall in der Stadt wurde Gelegenheit geboten, durch größere und kleinere Gaben die Dankbarkeit für unsere wackeren Seeleute zu bekunden, Männer und Frauen sah man in großer Zahl ihren Beitrag in die Sammelbüchsen werfen. Der Ertrag wird auch in Bonn hoffentlich ein erfreulicher sein.
Der Zwetschenhandel wieder frei. Der Gouverneur der Festung Köln hat eine Verordung erlassen, durch die die Beschlagnahme von Zwetschen und Pflaumen aufgehoben wird.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 4. Oktober 1916
Im Soldatenheim, Kölnstraße 17/19, fand letzten Sonntag ein Bunter Abend den ungeteilten Beifall der zahlreichen Besucher. In erster Linie erregten die Gesänge der Frau Seiwert allgemeine Bewunderung. Die von Herrn Rik. Dick vorgetragenen Rheinlieder wurden mit dankbarem Verständnis aufgenommen. Für Humor sorgte Herr C. Virneburg durch einige heitere Vorträge. Eine weitere angenehme Abwechselung brachten die Musikstücke des Wanderklubs „Heil“. Herr Lorenz Schröder führte die Soldaten an der Hand von 60 prachtvollen Naturaufnahmen durch die schönsten Teile des Schwarzwaldes. Den musikalischen Teil bestritt die gesamte Kapelle des 1. Ers.-Bat. des Inf.-Rgts, Nr. 160 unter der geschickten Leitung des Herrn Kraus in bester Weise.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Wink für sparsame Hausfrauen. Von einer Leserin unseres Blattes wird uns geschrieben: Vorige Woche besuchte ich einen Vortrag für Hausfrauen, in dem u. a. eine kleine Maschine zu Strecken der Butter vorgeführt wurde. Da die von der Vortragenden empfohlene Maschine ziemlich kostspielig ist, möchte ich die Hausfrauen darauf aufmerksam machen, daß man den gleichen Erfolg mit einem Maschinchen hat, das für 75 Pfg. in den meisten hiesigen Haushaltungsgeschäften zu haben ist. Man verfahre mit der zu streckenden Butter genau so, wie die Vortragende: Man gebe die Butter in kleinen Stückchen in eine Tasse o. dergl., schütte dasselbe Quantum lauwarme Milch dazu, stelle das Maschinchen in die Tasse und drehe erst langsam, dann schneller. In wenigen Minuten ist die gestreckte Butter fertig und kann je nach Bedarf direkt aus der Tasse benutzt werden. Ein Mißlingen ist ausgeschlossen.
Der erste Reif bedeckte gestern morgen draußen an tiefgelegenen Stellen Feld und Flur. An ungeschützten Stellen zeigten sich geringe Spuren von Frost.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eifelverein. Die hiesige Ortsgruppe führt ihre Mitglieder am kommenden Sonntag in das seltener besuchte interessante Vulkangebiet westlich des Laacher Sees. Die Wanderung geht von Niederzissen über den Meyrother Kopf, Tiefenstein, Gänsehals und Hochstein nach Mayen. Abfahrt 6.47 (Sonntagskarte Brohl); Rückkehr 8.13. Rucksackverpflegung.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 5. Oktober 1916
Der Bonner Wehrbund fuhr mit 129 Jungmannen und acht Führern zu den Endkämpfen im Wehrturnen, die am verflossenen Sonntag auf den Poller Wiesen in Köln-Deutz stattfanden. Morgens wurde um den Sieg im Schlagball, Fußball und Barrlauf heiß gerungen mit dem Ergebnis, daß die Mannschaft des Turn- und Spielklubs Nordstern im Schlagball siegte. Während die am Spiel beteiligten Bonner Jungmannen um die Ehre des Sieges kämpften, besuchten die Nichtbeteiligten die Kriegsfürsorge-Ausstellung. Sie trafen zur Mittagszeit auf dem Kampfplatze ein und nahmen mit den übrigen Genossen das einfache, aber gute und billige Mittagsmahl ein, das eine fahrbare Küche der Stadt Köln bot. Um 2 Uhr stellten sich die zahlreich an der Veranstaltung teilnehmenden Jungmannen zur Parade auf, die der Herr Regierungspräsident Dr. Steinmeister abnahm. Nach der Parade begannen der Dreikampf und die Einzelkämpfe, aus denen im Dreikampf Pätzold vom Turn- und Spielklub Nordstern den dritten Rang erreichte, im Turnen am Reck Peter Stuck von der Kessenicher Abteilung und Obladen vom Königlichen Gymnasium im 100-Meter-Lauf erste Sieger wurden. Im Hochsprung erhielt nach heißem, wechselvollen Kampfe Fischer vom Königlichen Gymnasium die zweite Stelle. Im Eilbotenlauf, der spannendste Kampf des Tages, kam die vom Königlichen Gymnasium gestellte Mannschaft ebenfalls an die zweite Stelle; sie hatte im Vorlauf die beste Zeit erzielt. Immerhin kann der Bonner Wehrbund mit den erzielten Ergebnissen zufrieden sein. Von den zehn für die Wettkämpfe ausgesetzten Gedenkmünzen und den vier Urkunden für die Spiele, die nach einer eindrucksvollen Ansprache Herr Regierungspräsident Dr. Steinmeister erteilte, erhielt Bonn drei Gedenkmünzen und eine Ehrenurkunde.
Als „städtische Lebensmittel“ werden nächste Woche kochfertige Suppe, Maismehl, Marmelade, Heringe und Margarine verkauft. Die Preise und die abzutrennenden Kartenabschnitte werden im Anzeigenteil bekannt gemacht.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Web-, Wirk- und Strickwaren. Trotz des Verbotes werden immer noch Rucksäcke, Aufnehmer, Staubtücher usw. ohne Bezugsschein abgegeben. Der Oberbürgermeister warnt in einer Bekanntmachung, die in der heutigen Nummer unseres Blattes abgedruckt ust, nachdrücklich vor solchen Uebertretungen.
Ueberlassung von Milchvieh an Landwirte. An die im Stadtkreis Bonn wohnenden Landwirte gibt die Stadt Bonn gegen Abschluß von Abmelkverträgen Schweizer Kühe ab. Diesbezügliche Gesuche werden im Städtischen Lebensmittelamt Am Hof 1 entgegengenommen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Volkszählung am 1. Dezember. Für die außerordentliche Volkszählung, die, wie gemeldet, am 1. Dezember d. J. stattfinden wird, sind, wie wir von unterrichteter Seite erfahren, nicht die gleichen Gesichtspunkte maßgebend wie bei den üblichen periodischen Volkszählungen. Sie finden vielmehr aus besonderem Anlasse statt und sollen Zwecken des Kriegsernährungsamtes dienen.
5prozentige Kriegsanleihe. Eine lebhafte Tätigkeit entwickelte sich während des gestrigen Tages an den Schaltern der hiesigen Zeichenstellen. Manche, die – schlecht beraten oder üblen Einflüssen folgend – ängstlich zurückstanden, sind noch in letzter Stunde zur Einsicht gekommen. Liegt doch ein voller Erfolg dieser Anleihe nicht nur im kurzsichtigen Interesse des Einzelnen, sondern das gesamte Volkswohl fordert gebieterisch, daß die ganze Bevölkerung alles einsetze, um ein glänzendes Zeichnungsresultat herbeizuführen. Noch ist es Zeit, etwa Versäumtes nachzuholen und heute Vormittag bei einer der vielen Zeichnungsstellen zu erscheinen oder seine Anmeldung schriftlich oder telegraphisch – event. durch Fernsprecher aufzugeben. Erst um 1 Uhr wird Schluß gemacht, aber die bis vor dieser Zeit zur Post gegebenen Anmeldungen werden noch berücksichtigt. Also auf zur Zeichnung! Es gilt um Alles!
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 6. Oktober 1916
Weißkohl. Das Lebensmittelamt teilt mit, daß größere Sendungen Weißkohl zur Sauerkrautbereitung eingetroffen sind Anmeldungen werden Rathausgasse 16 erbeten. Nach dem 31. Oktober werden Anmeldungen nicht mehr entgegengenommen. Die Preise für Obst und Gemüse werden im Anzeigenteil bekanntgegeben.
Bierglas- und Bierkrugdeckel aus Zinn sind, wie schon gemeldet, beschlagnahmt; sie müssen angemeldet und abgeliefert werden. Der Oberbürgermeister erläßt in einer Bekanntmachung in dieser Zeitung die für den Stadtkreis Bonn gültigen Ausführungsbestimmungen. Danach müssen die Bierglas- und Bierkrugdeckel aus Zinn bis November auf dem vorgeschriebenen Meldeschein dem Oberbürgermeister angezeigt werden. Der Uebernahmepreis beträgt 8 M. für das Kilogramm. Es können auch andere zinnernen Eß- und Trinkgefäße freiwillig abgeliefert werden, dafür wird 6 M, das Kilogramm bezahlt. Eine Sammelstelle wird bis zum 13. November Kirschallee 23 eingerichtet.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Preisbeschränkung für Schuhwaren. Eine Verordnung des Bundesrats vom 28. September 1916 führt, um ungewöhnliche Preiserhöhungen, wie sie vielfach vorgekommen sind, zu steuern, eine Preisbeschränkung für Schuhwaren ein. Die zulässige obere Preisgrenze ergibt sich aus der Zusammenrechnung der Gestehungskosten, eines angemessenen Anteils der allgemeinen Unkosten und eines angemessenen Gewinns. Die Grundsätze für die Berechnung dieser Bestandteile des Preises werden von der vom Reichskanzler ernannten Gutachterkommission für Schuhwarenpreise, Berlin, Leipzigerstraße 123a, aufgestellt. Die Preisbeschränkung erstreckt sich auf Schuhwaren, die ganz oder zum Teil aus Leder, Strick-, Web- und Wirkwaren, Filz oder filzartigen Stoffen bestehen. Sie ist insofern rückwirkend, als sie auf abgeschlossene, aber vor dem Inkrafttreten der Verordnung noch nicht erfüllte Lieferungsverträge Anwendung findet. Der Kettenhandel in Schuhwaren ist untersagt. Der Großhändler darf nur an Kleinhändler, diese dürfen nur an Verbraucher absetzen. Die Schuhwaren müssen vom Hersteller oder Importeur durch Angaben über Firma und Ort der Herstellung (oder eine dem Hersteller vom Gutachterausschuß zugewiesene Nummer), Kleinverkaufspreis und Zeitpunkt der Anbringung der Angaben gekennzeichnet werden. Dadurch, daß der Hersteller verpflichtet ist, für alle von ihm in den Verkehr gebrachten Schuhwaren den Klein- und Reichspreis nach Maßgabe der Reichssätze der Gutachterkommission festzusetzen und auszuzeichnen, wird eine gewisse Gleichmäßigkeit der Preise gewährleistet und gleichzeitig der Kleinhändler vor Schwierigkeiten bewahrt, die ihm bei selbständiger Preisfestsetzung durch die notwendige Kontrolle der Angemessenheit der Preise erwachsen würde. Die gleichmäßige Festsetzung der Preise bedeutet insofern keine grundsätzliche Abweichung von den bisherigen tatsächlichen Verhältnissen, als die hauptsächlichsten Gebrauchsstiefel auch im Frieden bereits von der Mehrzahl der Händler zu annähernd gleichen Preisen verkauft worden sind. [...]
Veranstaltungen zu besonderer Beschleunigung des Verkaufs von Schuhwaren – Ausverkäufe und Gelegenheitsverkäufe aller Art – sind verboten. Zur Vermeidung von Härten kann die Ortspolizei Ausnahmen zulassen. Ausnahmen von den Vorschriften der Verordnung kann nur der Reichskanzler gestatten; er kann auch die Preise für die Ausbesserung von Schuhwaren regeln. – Die Verordnung tritt abgesehen von den Vorschriften über die Kennzeichnung der Schuhwaren und den Strafbestimmungen sofort, die Strafbestimmungen mit dem dritten Tag der Verkündung, die Vorschriften über die Kennzeichnung am 25. Oktober 1916 in Kraft.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Herzliche Bitte! Die Vorsitzende des Poppelsdorfer Frauenvereins teilt mit: In den nächsten Tagen wird unser Bote mit der Sammelliste an die Türen unserer Mitbürger klopfen. Wir bitten recht herzlich, besonders auch die Freunde und Gönner des Vereins es uns durch freundliche Gaben wieder zu ermöglichen, Armen und Kranken zu helfen.
Altgummi-, Korken- und Papiersammlung. Die Vaterländischen Vereinigungen haben eine Altgummi-, Korken- und Papiersammlung in die Wege geleitet. Die Altgummi-Sammlung umfaßt folgende Gegenstände: Altgummi und zwar: Autobereifungsstoffe, vor allem Autoschläuche, auch Fahrradluftschläuche, schwimmende Abfälle, Patentgummi-Abfälle, wie Sauger, Operationshandschuhe und dergleichen. Ferner Abfälle ohne Stoffeinlage und Gummihandschuhe. Die Korken- und Papersammlung umfaßt alle derartigen Materialien. Die Sammelstelle (Fernsprecher 4875) ist in der Rote-Kreuz-Halle in der Quantiusstraße eingerichtet. Die Annahme findet dort täglich von 10 bis 12 Uhr vormittags und 2 bis 4 Uhr nachmittags statt, auch werden Anmeldungen zum Abholen der gesammelten Gegenstände angenommen. Schriftliche Anmeldungen sind „an die Rote-Kreuz-Halle Quantiusstraße“ zu richten. Der Erlös der Sammlungen dient dem Wohle unserer tapferen Krieger.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 7. Oktober 1916
Die beschlagnahmten kupfernen Gefäße, soweit sie für die Zubereitung von Nahrungsmitteln dienen, nicht durch gesundheitsschädliche verzinkte Stahlblech-, sondern durch emaillierte Geschirre zu ersetzen, wird amtlicherseits empfohlen. Gleichzeitig weist der Oberbürgermeister darauf hin, daß gesundheitsschädliches Kochgeschirr nach dem Nahrungsmittelgesetz nicht in den Handel gebracht werden darf.
Um das Brückengeld zu sparen, hatten zwei 16jährige Arbeiterinnen der Geschoßfabrik alte, ungültige Marken in ihre Brückekarten geklebt. Sie wurden gestern von der Strafkammer wegen schwerer Urkundenfälschung und Betrugs zu je einer Woche Gefängnis verurteilt, sollen aber zur bedingten Begnadigung empfohlen werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur Beschlagnahme von Aepfeln. Bekanntlich sind Tafeläpfel von der Beschlagnahme ausgenommen. Als Tafeläpfel gelten ausschließlich gepflückte, sortierte, in festen Gefäßen verpackte Aepfel.
Frauen im Eisenbahndienst. Die Königliche Eisenbahndirektion Köln macht im Anzeigenteil unseres heutigen Blattes bekannt, daß sie beabsichtigt, Frauen in sehr großem Maßstab einzustellen. Die Tätigkeit der Frauen soll sich nicht nur auf Arbeiten in der Bahnunterhaltung, auf den Güterböden und in den Werkstätten erstrecken, sondern auch einen großen Teil des Beamtendienstes umfassen, wie z. B. den Dienst als Personen- und Güterzugschaffner, als Weichensteller, Bahnwärter und Bahnsteigschaffner, Die Lohnverhältnisse der Frauen werden hierbei fast durchweg eine wesentliche Aufbesserung erfahren. Die erforderliche Berufskleidung wird den Frauen unentgeltlich gestellt werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städtischer Kartoffelverkauf. Bis auf Weiteres werden 8 Pfund Kartoffeln für den Kopf und die Woche verabfolgt. Der Kartoffelpreis beträgt im Kleinhandel für alle Klassen Mk. 5,50 für den Zentner. Fr die Einkellerung können Kartoffeln vorläufig noch nicht zur Verfügung gestellt werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 8. Oktober 1916
Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe konnte in diesem Kriegsjahr 42 erholungsbedürftige Schulkinder in den Ferien zur Kräftigung aufs Land schicken. Die Verwaltung der städtischen Kriegshilfe hatte gütigerweise Geldmittel zur Verfügung gestellt, daß die Kinder für den Landaufenthalt passend mit festen Schuhen, warmen Kleidern, Wäsche usw. ausgestattet werden konnten. Die evangelische Gemeinde in Berstadt in Oberhessen hatte durch ihren Pfarrer Kinder aller Bekenntnisse einladen lassen, die Herbstferien als Gäste bei ihnen zu verbringen. Damen der hauswirtschaftlichen Kriegshilfe brachten die Kinder dorthin und konnten sich davon überzeugen, wie sehr gut die Kinder aufgehoben waren. Nach zehnstündiger Eisenbahnfahrt langten wir in Berstadt an, von der Schuljugend am Bahnhof empfangen. Der Ortspfarrer, der uns schon an der letzten Umsteigestation bewillkommt hatte, verteilte nun die Kinder in die verschiedenen gastlichen Bauernhäuser, und voller Erwartung zogen sie mit ihren Ferieneltern davon. Uebermüdet, wie die Kleinen waren, gab es zunächst manches Heimwehtränchen zu stillen; doch am nächsten Morgen strahlten die Augen der Kinder wieder in frohem Glanze. Was gab es aber auch hier, im gesegneten Wetterau, alles zu sehen! Dieser Reichtum an Getreidefrucht, Obst und Gemüse! Und bei allem diesen durften die Kinder mit ernten helfen! Unsere Ferienkinder lernten nun ein richtiges Landleben kennen, sie gehen von jetzt ab nicht mehr ohne jede Kenntnis der Landwirtschaft durchs Dasein. Die große Abneigung der Industriearbeiterschaft gegen die Landarbeit ist wohl nur auf diese Unkenntnis zurückzuführen. Es ist deshalb für die Erziehung der Stadtkinder von größter Wichtigkeit, das Leben und die Tätigkeit der Bauern genau kennen zu lernen. – Die Ferien vergingen nur allzu schnell! In reiner Luft, bei gesunder, körperlicher Arbeit und durch sehr gute, kräftige Kost haben sich unsere Kinder erholt und gekräftigt, ihre Augen sind hell und ihre Wangen rund und rot geworden. Die Kleinen werden monate-, ja vielleicht jahrezehntelang an der gesundheitlichen Förderung zehren, die ihnen bei dieser Gelegenheit zuteil wurde. Der Abschied von Berstadt wurde allen recht schwer; reich beschenkt mit Lebensmitteln aller Art fuhren die Kinder wieder nach Hause. Dem Herrn Pfarre Kullman, der ihnen diesen schönen Ferienaufenthalt vermittelte und sich überhaupt aufs liebevollste der Kinder annahm, und den gütigen Gasteltern können wir nicht dankbar genug sein. Das Bewußtsein, dem Vaterlande zu dienen, indem sie zur Kräftigung der Stadtkinder beitrugen, sei ihr schönster Lohn.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Einbruch. In der Nacht zum Freitag wurde bei einem Bäcker auf der Kölnstraße eingebrochen. Das Schaufenster wurde durch einen in ein Tuch eingewickelten Pflasterstein zertrümmert und mehrere Brote entwendet. Der Täter ist entkommen.
Fußball-Wettspiel. Am Sonntag nachmittag spielt der Bonner Fußball-Verein I auf dem Sportplatz an der Richard Wagner-Straße gegen den Siegburger Turnverein I.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Warnung! Häufig vorkommende Unglücks- oder gar Todesfälle durch Flaschenmißbrauch und Flaschenverwechselung haben ihre nähere Ursache wohl darin, daß Flaschen, die nur zur Aufnahme von Wein, Bier, Spirituosen, Selterswasser und Limonade dienen sollen, mit Salmiakgeist, Benzin, Säuren, Laugen, Petroleum und allerlei stark giftigen und ekelerregenden gesundheitsschädlichen Flüssigkeiten gefüllt werden. Zur Verhütung solcher Unglücksfälle wird daher das Publikum dringend davor gewarnt, Flaschen, die nur zu Aufnahme von flüssigen Nahrungs- und Genußmitteln bestimmt sind, mit anderen Flüssigkeiten zu füllen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 9. Oktober 1916
Nachmittagsheim für Verwundete. Nachdem im Nachmittagsheim für Verwundete (Koblenzer Straße 90) kürzlich, wie schon früher, die Kapelle des hiesigen Ersatzbataillons durch ein Konzert im herbstlich leuchtenden Garten den Besuchern eine genußreiche Stunde bereitet hatte, wurde ihnen am Samstag durch Herrn Pastor Weber ein fesselnder Vortrag über den „Weltkrieg und Hindenburg“ geboten. Die erschienenen Soldaten lauschten dem Vortrag mit großer Aufmerksamkeit.
Eine Beratungsstelle für Geschlechtskranke wird die Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz, wie in vielen anderen Städten, auch in Bonn einrichten, und zwar für die Kranken aus dem Kreisen Bonn (Stadt und Land), Rheinbach, Sieg, Waldbröl, Ahrweiler, Adenau, Altenkirchen und Schleiden. Den Ratsuchenden kann die Beratungsstelle Ersatz leisten für die Reisekosten nach Bonn und zurück in der 3. Eisenbahnklasse, sowie für den nachweislich entgangenen Arbeitsverdienst.
Die Leiche einer unbekannten Frau im Alter von 20 bis 25 Jahren ist Samstag vor der Ersten Fährgasse aus dem Rhein gelandet worden. Die Tote ist 1,60 bis 1,65 Meter groß, hat rote Haare, ist mit dunkelblauem Jacke mit Perlmutterknöpfen, dunkelblauem Rock und schwarzen Schnürschuhen bekleidet. An einem Jackettknopf hing ein schwarzes Stofftäschchen, in dem sich zwei Taschentücher befanden. Ein Taschentuch ist mit M gezeichnet, während ein zweiter Buchstabe ausgeschnitten ist. Die Tote trug ferner einen Ring mit einem Eisernen Kreuz.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ausländische Butter angekauft und zu einem höheren Preise (4,20 Mk. das Pfund) abgesetzt, hatte die Ehefrau Heinrich Zons. Das Kölner Schöffengericht bestrafte sie mit 75 Mk.
Lichtspiele im „Stern“. Das Lichtspiel der Belehrung unserer Jugend dienlich zu machen, ist ein löbliches Bestreben des Kinotheaters im „Stern“. Nach längerer Pause war es unseren Jungens und Mädchen vergönnt, wieder einmal treffliche Filmbilder schauen zu dürfen. „Unter heißer Zone“ gibt Gelegenheit, das Leben auf einem neuzeitlichen Ozeandampfer und die heutigen Verkehrsmittel Nordamerikas, sowie Löwenjagden in Afrika kennen zu lernen. Manches, was unsere Kleinen durch das Lesen anschaulicher Schriften und durch den Unterricht wußten, wurde hier durch das lebende Bild vertieft. Nebenbei machten die jugendlichen Besucher Bekanntschaft mit der Elberfelder Schwebebahn und mit Naturaufnahmen farbfroher Frühlingslandschaften.
An die Arbeitgeber der Rheinprovinz richtet der Tätigkeitsausschuß für die Kriegsbeschädigtenfürsorge in der Rheinprovinz einen Aufruf, in dem es u. a. heißt: Die wichtigste Aufgabe der Kriegsbeschädigtenfürsorge, die Versorgung von Schwerbeschädigten, wird, insbesondere auch für die Zeit nach dem Kriege, nur gelingen, wenn es möglich ist, die für den körperlichen Zustand passende Arbeitsgelegenheit bereitzustellen. Hierzu bedarf es der ferneren weitgehenden Hilfe aller Arbeitgeber, und zwar kommen hier in erster Linie in Betracht die Großarbeitgeber, seien es private Betriebe, seien es öffentliche Behörden (Post, Eisenbahn, städt. Kommunalverwaltung) mit ihrer großen Arbeitsteilung und mit der Vielseitigkeit der bei ihnen vorhandenen Arbeitsmöglichkeiten. An sie ergeht deshalb die dringende Bitte zur Erstattung eines Teiles des schuldigen Dankes an unsere Vaterlandsverteidiger, aber auch zur Erhaltung aller vorhandenen Kräfte für unsere Volkswirtschaft, in Zukunft mehr noch als bisher in systematischer Weise bei der Besetzung von Arbeitsstellen an unsere Kriegsbeschädigten zu denken und zwar dadurch, daß sie in jeder Weise den Grundsatz befolgen: „Jeder Mann an den ihm zukommenden Arbeitsplatz.“
Das bedeutet im Sinne unserer Kriegsbeschädigten:
Kein Gesunder darf an einem Arbeitsplatz stehen, den ein geeigneter Schwerkriegsbeschädigter ausfüllen kann, insbesondere darf kein Mann mit zwei gesunden Händen in Zukunft für einen Arbeitsposten verwandt werden, der mit einer Hand, nötigenfalls unter Mitwirkung einer künstlichen Arbeitshand versehen werden kann.
Kein Kriegsbeschädigter darf eine Stelle erhalten, die ein zur Besetzung der Stelle geeigneter schwerer Beschädigter noch ausfüllen kann. In diesem Sinne ist ein Armamputierter schwerer beschädigt als ein Beinamputierter. Ist der Arm gänzlich verloren oder nur ein kurzer Stumpf vorhanden, so ist die Beschädigung schwerer, als wenn noch ein langer Stumpf vorhanden ist, an dem sich leicht ein Gliedersatzstück anbringen läßt. Eine Stelle, die z. B. vollständig mit dem Gebrauch nur einer Hand ohne Zuhilfenahme einer Ersatzhand versehen werden kann, muß solchen Kriegsbeschädigten vorbehalten sein, die unter allen Umständen auf den Gebrauch einer Hand angewiesen sind und wegen der Art der Amputation, oder weil die andere Hand gelähmt ist, mit einer künstlichen Arbeitshand nicht arbeiten können. Eine solche Stelle darf auch nicht einem leichter unterzubringendem Beingeschädigten mit zwei gesunden Händen übertragen werden.
Vor allem mögen die Arbeitgeber auch die innerlich erkrankten Kriegsbeschädigten nicht vergessen und Stellen mit ruhiger, nicht aufregender und nur geringe körperliche Anstrengung erfordernder Beschäftigung, zumal wenn sie in frischer Luft ausgeführt werden können, den oben erwähnten innerlich Erkrankten vorbehalten.
Mögen die Arbeitgeber sich auch durch Misserfolge im einzelnen Falle oder durch manchmal vorhandenen schlechten Willen einzelner Kriegsbeschädigter nicht entmutigen lassen, in ihrem Wohlwollen und in ihrer Unterstützung der Sache der Kriegsbeschädigten fortzufahren.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wettkämpfe rheinischer Altersturner. Der Beschluß des rheinischen Turnkreises, für die Altersturner ein Wetturnen zu veranstalten, ist, wie sich aus den inzwischen beim Kreisturnwart Schröder – Bonn eingelaufenen Meldungen ergeben hat, auf außerordentlich fruchtbaren Boden gefallen. Ueber 160 Altersturner vom Niederrhein, von der Ruhr. Lippe und Sieg, aus dem Wuppertal und aus dem Bergischen Land, vom Vorgebirge und aus dem Wurmrevier, wollen in edlem Wettstreit zeigen, was Manneskraft und deutsche Art in der Turnkunst zu leisten vermögen. Das Wetturnen besteht in einem Zwölfkampf und findet am Sonntag, den 15. Oktober, nachmittags 3 Uhr, in Düsseldorf in der Halle an der Bleichstraße statt. Um 2 Uhr treten die Kampfrichter in derselben Halle zu einer Sitzung zusammen. Am Abend erfolgt im Gasthof zum Löwen, Schadowstraße, eine gemeinsame Besprechung, Begrüßung seitens des Stadtverbandes der Düsseldorfer Turner und die Verkündung der Sieger.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 10. Oktober 1916
Die Lebensmittelversorgung in Bonn
Durch die Sicherstellung des Bedarfs an Speisefetten und die Sicherstellung des Milchbedarfs für die Bevölkerung wird nun auch an eine der schwierigsten aller kriegswirtschaftlichen Aufgaben, an die Zuteilung von Milch herangetreten. Spätestens bis zum 1. November muß die Milchkarte eingeführt werden. Im Frieden wurde ein großer Teil des Fettbedarfs durch Einfuhr von Fetten aus dem Auslande und dann vor allem durch unsere Schweine gedeckt, zu deren Mästung ausländische Gerste und andere Futterstoffe in außerordentlichem Umfange bezogen wurden. Auch die Einfuhr von Stoffen für die Margarinebereitung spielte eine große Rolle. Obgleich die deutsche Technik und Wissenschaft sich durch Nutzbarmachung aller möglichen Fettquellen mit Erfolg bemüht hat, ist es doch schwer, die entstehende Lücke auszufüllen, und so muß, obgleich inzwischen der Seifenverbrauch schon scharf eingeschränkt ist, nun auch das Milchfett herangezogen werden. Für die städtische Bevölkerung, soweit sie bisher noch einigermaßen mit Vollmilch versorgt war, bedeutet die notwendige Neuregelung eine unwillkommene Abkehr von alten Gewohnheiten; denn um weitere Butter zu beschaffen, muß der Vollmilchverbrauch wesentlich eingeschränkt werden. Die Milch entzieht sich in noch viel stärkerem Maße als alle anderen Nahrungsmittel der Regelung. An unzähligen Stellen erzeugt, muß sie dem sofortigen Gebrauch zugeführt werden, weil ihre Haltbarkeit von allergeringster Dauer ist. Eine Zuteilung an die Bevölkerung, die bei fast allen anderen Nahrungsmitteln möglich ist, läßt sich bei der Milch nur in bescheidenem Umfange durchführen, denn wegen ihres Eintagslebens sind der Möglichkeit, sie von Orten des Ueberflusses an Orte des Bedarfs zu bringen, feste Grenzen gesetzt.
Die Auffassung darüber, für welche Bevölkerungsgruppen Vollmilch zur Ernährung unentbehrlich erscheint, ist eben so geteilt, wie die Auffassung über die Milchmengen, die den einzelnen Gruppen zu gewähren sind. Die neuen Verordnungen haben zur Regelung dieser Frage einen Weg eingeschlagen, der von einer Reihe anerkannter Größen auf dem Gebiete der Wissenschaft und der Praxis für richtig gehalten ist. Es wird der Begriff der Vollmilchversorgungsberechtigten geschaffen, und zu ihnen gehören:
1. Kinder im 1. und 2. Lebensjahr, soweit sie nicht gestillt werden, mit 1 Liter,
2. stillende Frauen für jeden Säugling mit 1 Liter,
3. Kinder im 3. und 4. Lebensjahr mit ¾ Liter,
4. schwangere Frauen in den letzten 3 Monaten vor der Entbindung mit ¾ Liter,
5. Kinder im 5. und 6. Lebensjahre mit ½ Liter,
alle Mengen auf den Tag gerechnet.
Weiter wird den Kindern vom 7. bis 14. Lebensjahre ein Vorrecht auf Zuweisung von Vollmilch, soweit sie nach Deckung des Bedarfs der Vollmilchversorgungsberechtigten noch vorhanden ist, eingeräumt. Was nach Zuteilung der Milchmengen dann noch übrig bleibt, soll als Vollmilch entrahmt und die dadurch entstehende Magermilch der übrigen Bevölkerung zugeführt werden. Sämtlich Milch darf nur gegen Milchkarten verabfolgt werden. Dadurch wird der städtischen Verwaltung wieder eine sehr schwere Aufgabe zugewiesen, eine Aufgabe, die infolge ihrer Wichtigkeit äußerste Aufmerksamkeit und gewissenhafteste Arbeit erfordert. [...]
Die Bürgerschaft wird auch bei dieser neuen Regelung einsehen, daß die neuen Eingriffe in das Wirtschaftsleben notwendig sind, um unser Volk vor sicherer Not zu bewahren und es in den Stand zu setzen, in dieser harten Zeit durchzuhalten.
Nach Einführung der Zuweisung besonderer Lebensmittel an Kranke, in erster Linie von Fleisch, Fett, Butter, Milch usw., haben die Anträge auf Zusatz- und Ersatznahrungsmittel in letzter Zeit einen ungeheuren Umfang angenommen. Obgleich die städtische Verwaltung alle derartigen Anträge in ernster Weise prüft und den größten Teil auch noch dem Aerzteausschuß unterbreitet, kann unter diesen Umständen unmöglich allen Gesuchen Rechnung getragen werden. Es sei daher erneut darauf hingewiesen, daß nur in wirklich dringenden Bedarfsfällen Ersatz- oder Zusatznahrungsmittel im Interesse einer geordneten Volksernährung verschrieben werden dürfen. Es darf nicht das Wünschenswerte, sondern nur das durchaus Notwendige verordnet werden. Die Aerzte und die Bürgerschaft werden gebeten, im Interesse der ganzen Lebensmittelversorgung die städtische Verwaltung auch hierin aufs nachhaltigste zu unterstützen.
Die Kartoffelversorgung
geht infolge der mangelhaften Lieferung durch Provinzkartoffelstellen Stettin und Magdeburg noch immer nicht so, wie sie sein müßte. Die Beschaffenheit der Kartoffeln ist jetzt durchaus gut. Nur die Mengen sind nicht groß genug, daß auf den Tag und den Kopf der Bevölkerung 1 ½ Pfund abgegeben werden können. Ob dies auch später unter den obwaltenden Umständen möglich ist, erscheint zurzeit sehr fraglich. Auf alle Fälle muß in erster Linie der Bedarf für die große Allgemeinheit gesichert werden, und aus diesem Grunde wird auch vorläufig dem Antrage auf Einkellern der Kartoffeln in den Haushaltungen nicht stattgegeben. Die betreffenden Haushaltungen werden rechtzeitig davon in Kenntnis gesetzt, wenn mit dem Einkellern begonnen wird. Voraussichtlich wird dies kaum vor Ende des Monats geschehen können.
Durch die Belieferung mit ausländischem Fleisch mußten diesmal die Preise für Fleisch wiederum um 10 Pfg. erhöht werden. Es ist jedoch anzunehmen, daß diese Erhöhung nur von ganz kurzer Dauer sein wird. Dagegen ist der Bevölkerung mit dem Verkauf billiger Blutwurst zum Preise von 40 Pfg. für das Pfund weiter entgegengekommen worden. Damit nun diese Blutwurst nicht nur in die Gast-, Schank- und Speisewirtschaften wandert, ist ihre Abgabe an diese Wirtschaften überhaupt verboten worden. Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß die einzelnen Abschnitte der Reichsfleischkarte zum Bezuge einer Höchstmenge an Fleisch mit eingewachsenen Knochen von fünfundzwanzig Gramm und an Blut- und Leberwurst von 50 Gramm berechtigen.
Die Zahl der Teilnehmer an den Kriegsküchen, die nach der notwendigen Preiserhöhung gesunken war, steigt neuerdings wieder, sie beträgt diese Woche 2500. In weiten Kreisen der Bürgerschaft herrscht noch immer ein ganz unberechtigtes Vorurteil gegen die Kriegs-Massenspeisung, daraus erklärt sich wohl die verhältnismäßig geringe Benutzung dieser Einrichtung. In den ersten Wochen, als die Sache noch neu war, mag der Küchenbetrieb manchmal zu wünschen übrig gelassen haben, und mit den Klagen ist damals ja auch in der Presse nicht zurückgehalten worden; seit längerer Zeit aber sind diese Klagen vollständig verstummt. In der Kriegsküche an der Sandkaule beispielsweise hat es, wie wir aus eigener Anschauung feststellen können, seit wenigstens drei Wochen nicht ein einziges Mal ein nicht schmackhaftes oder gar ungenießbares Essen gegeben, die Speisen waren im Gegenteil alle Tage durchaus gut. Die mit den Küchen verbundenen Speiseräume haben auch bereits ihren festen Stamm regelmäßig wiederkehrender Mittagsgäste, vor allem aus den Kreisen, die man früher in den Speisewirtschaften mit mittleren Preisen finden konnte.
Die Brotversorgung
In Bonn konnte wieder etwas verbessert werden: hoffende Frauen können jetzt schon vom Beginn des fünften Schwangerschaftsmonats ab, also zwei Monate früher als bisher, die wöchentliche Zulage von einem halben Brot bekommen.
Vertreter von Zeitungen des neutralen Auslandes, die zurzeit eine Rundreise durch Deutschland unternehmen, haben Sonntag von Köln aus auch Bonn besucht. Sie kamen mit der Rheinuferbahn an und kehrten mit einem Dampfer nach Köln zurück.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Godesberg, 9. Okt. Eine Eingabe der hiesigen Bürgerschaft an das Kriegsernährungsamt in Berlin wegen regelmäßiger Zuteilung von Butter und Fett ist zurzeit in der Buchhandlung Jung zur Ansammlung von Unterschriften ausgelegt und hat folgenden Wortlaut:
„Nachdem sämtliche Bemühungen, auch von Seiten des hiesigen Bürgermeisteramtes, bei den Behörden ohne Erfolg geblieben sind, bitten wir Unterzeichneten Sie hierdurch ergebenst für die Folge endlich eine gleichmäßige wöchentliche Zuteilung von Butter und Fett für die Gemeinde Godesberg veranlassen zu wollen. Unser Ort, welcher seine Zufuhren aus der Umgegend erhalten hat und unter seinen Einwohnern eine große Anzahl älterer Leute hat, welche Fett dringend bedürfen, leidet unter dem beinahe gänzlichen Mangel an Butte rund Fett ganz außerordentlich. In den letzten 4½ Wochen konnte von der hiesigen Gemeindeverwaltung wieder keine Butter verabfolgt werden, obwohl die Produkte der Molkereien schon seit Monat August beschlagnahmt worden sind und zum Teil der Bevölkerung hätten zukommen müssen. Die Einwohner von Godesberg beanspruchen ebenfalls eine gleichmäßige wöchentliche Zuteilung eines wenn auch kleinen Quantums Butter und eine Gleichstellung mit den Städten der Rheinprovinz und wünschen keine Ausnahmestellung mehr einzunehmen. Eine sofortige Abhülfe ist dringend erforderlich, damit die bereits seit längerer Zeit vorhandenen Unzufriedenheit und hochgradige Verstimmung, welche alle Schichten der Bevölkerung erfaßt hat, keine weitere Ausdehnung erfährt.“ (Folgen die Unterschriften)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Röttgen 7. Okt. Bei der gestrigen Gemeinderatsversammlung, der auch der Landrat, Herr v. Nell, beiwohnte, wurde auf sozialem Gebiete ein gewaltiger Schritt vorwärts getan. Zunächst wurde beschlossen, eine Suppenküche für die Schulkinder ins Leben zu rufen. Wie verlautet, soll dafür ein hiesiger Saal gemietet werden, die Einrichtung der Suppenküche wird von Duisdorf geliefert. Fener soll zu Zwecken der Jugendpflege ein Jugendheim erbaut werden. Darin soll auch eine Kleinkinder-Verwahrschule Platz finden, der eine Schwester vorstehen wird, die sich zugleich der heranwachsenden weiblichen Jugend widmet, u. welche die der Schule entwachsenen Mädchen in allen Handarbeiten weiter bilden soll. Zu den entstehenden Kosten wurde ein erheblicher, staatlicher Beitrag in Aussicht gestellt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)
Mittwoch, 11. Oktober 1916
Prangs lustige Kölner Bühne im Dreikaisersaal erfreut diese Woche die Freunde eines gesunden Humors mit dem dreiaktigen Militär-Ausstattungsschwank „Der Millionenrekrut“. Der Held des Stückes, Rekrut Anton Rübstiel, dem infolge eines Irrtums eine Millionenerbschaft vorgetäuscht wird, bietet Herrn Th. Prang wieder eine recht dankbare Rolle, er weiß ihr durch Gesichtsausdruck und Haltung sowie durch seinen urwüchsigen Witz so viel Belustigendes zu geben, daß das flotte Spiel oftmals durch die Lachstürme der Zuschauer unterbrochen wird. Auch die übrigen Darsteller sind vortrefflich am Platze und lösen ihre Aufgaben sehr gut.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Gesellschaft für Literatur und Kunst hielt gestern ihre Hauptversammlung ab. Die Veranstaltungen des letzten Winters wurden in ihrem Gesamtergebnis als günstig bezeichnet. Die Mitgliederzahl ist im vergangenen Jahre auf 276 gestiegen. Die Einnahmen betrugen 4509 M., die Ausgaben 4343 M. Drei ausscheidende Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt. Für den kommenden Winter sind mehrere Vortragsabende in Aussicht genommen, und zwar soll an einem Abend die Psyche des bulgarischen Volkes, in einem zweiten Vortrag die türkische Literatur und in einem dritten die bildende Kunst Polens behandelt werden. Außerdem sind noch einige Damen als Vortragende gewonnen. Falls die Anteilnahme an den Veranstaltungen wieder so lebhaft wie bisher sein sollte, ist noch eine Vermehrung der Veranstaltungen in Aussicht genommen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wissenschaftliche Vorträge. Morgen beginnen im Bonner Bürgerverein zur althergebrachten Zeit die populärwissenschaftlichen Vorträge unter ihrem neuen Namen „wissenschaftliche Vorträge“. Diese Namensänderung war aus mehrfachen Gründen notwendig geworden und scheint sich rasch eingebürgert zu haben. Der Andrang zu den festen Plätzen war diesmal so stark, wie nie zuvor, sodaß noch einige Stuhlreihen für sie freigegeben werden mußten. Anmeldungen dazu können nur bis Donnerstag mittag berücksichtigt werden. Die Vorträge selbst nehmen mehr oder minder auf die Hoffnungen und Ziele unseres Vaterlandes Bezug und sind Gelehrten und Rednern von Ruf anvertraut. Gleich der morgige Redner, Herr Univ.-Professor Dr. Schwering, ist in beider Hinsicht gleichmäßig rühmlichst bekannt und dürfte auch mit seinem Thema „Der Vaterlandsgedanke in den Dichtungen unserer Klassiker“ Anklang finden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 12. Oktober 1916
Wegen des glänzenden Erfolges der fünften Kriegsanleihe, an dem auch sie durch Schülerzeichnungen und Werbearbeit mitgeholfen haben, fällt in den hiesigen Volksschulen heute der Unterricht aus. Die höheren Schulen haben ihren freien Tag zumeist schon gehabt.
Im Stadttheater ist vom Städtischen Elektrizitätswerk an Stelle der bisherigen Kerzenbeleuchtung eine elektrische Notbeleuchtung mit Einzelapparaturen eingerichtet worden. Hierdurch ist außer der damit herbeigeführten wesentlichen Betriebskosten-Ersparnis gegenüber der Kerzenbeleuchtung eine erhöhte Betriebs- und Feuersicherheit und gleichzeitig wegen der sehr geschmackvollen Form der neuen Apparate ein freundlicheres Aussehen der Notbeleuchtung im Theater geschaffen worden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Brennesselsammlung. Laut eines Erlasses des Ministers der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten können Schulkinder, welche zum Sammeln von Brennesseln geschickt und bereit sind, einige Tage vom Schulunterricht beurlaubt werden. Bei der Eiligkeit der Sache soll es auch gestattet sein, daß da, wo noch große Bestände von Brennesseln einzuernten sind und ganze Schulklassen unter Leitung ihrer Lehrpersonen sich freiwillig an der Sammlung beteiligen wollen, der Unterricht auf die erforderliche Zeit, jedoch höchstens auf zwei Tage ausgesetzt wird.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Militär-Reklamationen. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß im Stadtkreise Bonn alle[n] Zurückstellungs-, Urlaubs-, Versetzungs- und Entlassungsgesuche durch die Hand des zuständigen Revier-Polizei-Kommissars an den Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission zu richten sind. Reklamationen, zu deren Berücksichtigung nicht ein wirklich dringendes Bedürfnis vorliegt, sind zwecklos, verursachen nur unnötige Arbeit und unterbleiben daher am besten. Beurlaubungen aus dem Felde können nur im äußersten Notfall befürwortet werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 13. Oktober 1916
Die diesjährigen Volkshochschulkurse eröffnete Dienstag abend Privatdozent Dr. J. M. Verweyen mit dem ersten seiner Vorträge über den „deutschen Idealismus“. Wir müssen u. können die gegenwärtige Lage auch gedanklich zu bewältigen und geistig zu klären suchen. Auch unsere Krieger draußen werden von Ideen geleitet, und diese sind das Treibende ihrer Seele. So streiten in dem Weltkrieg nicht nur Waffen gegen Waffen, auch Geist und Geist, Volkscharaktere und Nationalitäten stehen sich gegenüber. [...] Der deutsche Imperialismus strebt nach einem Weltreich des Geistes, nach ehrlichem Wettbewerb, der nicht die Kleinen unterdrückt, nicht brutal zu werden braucht, um sich selbst zu behaupten. Der englische Imperialismus dagegen ist der ins Politische übersetzte Egoismus: Recht oder Unrecht, mein Land! Er suchte daher stets den mächtigsten Staat auf dem Kontinent auszurotten: Spanien, Holland, Frankreich, jetzt Deutschland. Das englische Auge ertrug nicht das „Made in Germany“, der englische Haß sah mit Neid und Mißgunst das Aufsteigen seines Rivalen, daraus folgte dann die Einkreisungspolitik. – Wie sich der Geist Frankreichs, Italiens, Rußlands und schließlich auch der deutsche Geist bei derselben Betrachtungsweise im einzelnen darstellt, sollen die folgenden Vorlesungen zeigen. H. G.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Lokal-Abteilung Bonn des Landwirtschaftlichen Vereins für Rheinpreußen hielt gestern nachmittag im Goldenen Stern eine Versammlung ab, in der Herr Professor Neubauer über Winterfütterung und Herbstbestellung sprach. Er wies auf den Mangel an Kraftfuttermitteln hin und setzte auseinander, welche Mengen an Eiweißstoffen und Kohlenhydraten den einzelnen Tieren mindestens verabreicht werden müsse. Namentlich betonte er den hohen Wert eines guten Wiesenheus, das kein Landwirt verkaufen solle. Er solle möglichst welches hinzukaufen. An Düngemitteln ständen Kalisalze nur in geringerem Prozentsatz zur Verfügung. Auch an Superphosphaten werde ein Mangel eintreten. Dagegen sei eine Zunahme des Verbrauchs an Kalkstickstoff eingetreten.
Verkauf von Butter. Bis auf weiteres werden 30 Gramm Butter pro Kopf und Woche abgegeben. Der Preis für ein Pfund Butter ist auf M. 2,75 festgesetzt; 30 Gramm kosten demnach 17 Pfennig.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schuhkarten? Die Ortsgruppe Köln des Zentral-Verbandes deutscher Schuhwarenhändler, eingetragener Verein, teilt mit, daß die Einführung von Bezugsscheinen für Schuhwaren unmittelbar bevorstehe. Bei den letzten Verhandlungen über Preisbeschränkung von Schuhwaren habe sich ergeben, daß das Angebot die Nachfrage bei weitem nicht decken könne. Um daher eine gerechte Verteilung der vorhandenen Vorräte zu gewährleisten, sei obige Maßregel geplant.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 14. Oktober 1916
Wegen übermäßiger Preisforderung hatten sich gestern der Obst- und Gemüsehändler Adolf Blatzheim und seine Frau aus Godesberg vor der Strafkammer zu verantworten. Der Ehemann Blatzheim hatte im Mai für ein Pfund Zwiebeln 1 M. verlangt und sich geweigert, ein Viertelpfund zu verkaufen, er war deswegen vom Schöffengericht zu 150 M. Geldstrafe verurteilt worden. Die Strafkammer als Berufungsinstanz sprach ihn frei, weil seine Angabe, er habe auf dem Bonner Markt selbst 90 Pfg. bezahlen müssen, durch das Zeugnis eines Marktpolizeibeamten bestätigt wurde, obwohl ein Sachverständiger erklärte, der Großhandelspreis habe damals 27 bis 30 M. für den Zentner betragen. Frau Blatzheim hatte für das Pfund Erdbeeren 30 Pfg. über den Richtpreis gefordert und war deshalb vom Schöffengericht zu 100 Mark Strafe verurteilt worden. Sie wurde von der Strafkammer freigesprochen, weil sie die Früchte vor dem Inkrafttreten des Richtpreises selbst teurer gekauft hatte. Dagegen wurde sie zu 100 M. Geldstrafe verurteilt, weil sie für ein halbes Pfund Käsequark 60 Pfg. gefordert hatte. Das Schöffengericht hatte für diesen Fall auf drei Wochen Gefängnis erkannt. In den schöffengerichtlichen Urteilen wurde gesagt, die Eheleute Blatzheim seien in Godesberg wegen ihres unkulanten Geschäftsgebarens und als Preistreiber berüchtigt.
Als „holländisches Speisefett“ war vor einigen Monaten in vielen hiesigen Geschäften Butter zu viel höheren Preisen als dem Butterhöchstpreis verkauft worden, bis die Polizei einschritt, die Butter beschlagnahmte und die Geschäftsinhaber zur Anzeige brachte. In zwei besonderen Sitzungen am 19. und am 26. Oktober wird die Strafkammer des Landgerichts gegen die Geschäftsinhaber verhandeln.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kriegsblindenhunde. Vor dem Kriege sind in einzelnen Fällen schon Hunde zum Führen Erblindeter verwendet worden. Der Deutsche Verein für Sanitätshunde, Schutzherr Se. Kgl. Hoheit Großherzog Friedrich August von Oldenburg, hat vor einiger Zeit eine besondere Abteilung eingerichtet, um Hunde auszubilden, die den Offizieren und Mannschaften, die im Kriege ihr Augenlicht verloren haben, als Führer dienen sollen. Die angestellten Versuche haben gute Resultate ergeben, sodaß nunmehr diese segensreiche Einrichtung erweitert werden kann. Vor allen Dingen gilt es dabei Erfahrungen zu sammeln, um auch die Ausbildung der Hunde zu diesem edlen Zweck zu vervollkommnen. Die Blindenhunde sollen diesen Schwergeprüften nicht allein als Führer dienen, sondern sie sollen auch im Falle der Not deren Beschützer sein. – Die hiesige Sanitätshundemeldestelle wird ebenfalls neben der Ausbildung von Führern und Sanitätshunden eine Abteilung einrichten, um Blindenhunde auszubilden. Sie sucht hierzu geeignete Personen, die freiwillig diese Ausbildung übernehmen. Anfragen und Anmeldungen sind an den Leiter der Meldestelle, Herrn Polizeikommissar Flaccus, Kirschallee 23 wohnhaft, zu richten, der auch die Anmeldung von Hunden entgegennimmt, die zur Ausbildung als Blindenhund zur Verfügung gestellt werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Unterhaltung für Verwundete. Am Dienstag nachmittag kamen einige junge Damen aus Köln hierher nach Bonn, um die Verwundeten des Johannes-Hospitals durch Musikvorträge und Gesang zu erfreuen. Die Verwundeten spendeten den Darbietungen der jungen Damen reichen Beifall. Im Interesse der Verwundeten wäre es wünschenswert, wenn auch junge Damen aus Bonn sich bereit finden würden, den Verwundeten unserer Lazarette durch Lieder oder Musikvorträge die langen Stunden zu kürzen. Die Verwundeten des Johannes-Hospitals.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Vier jugendliche Verbrecher standen heute an der Strafkammer unter der Anklage des schweren Diebstahls bezw. der Hehlerei. Drei von ihnen waren in mehrere Häuser eingebrochen und hatten Sachen von erheblichem Werte entwendet. Beim Verkaufe war ihnen der vierte behilflich. Das Gericht verurteilte zwei von ihnen zu einer Gefängnisstrafe von je einem Jahre und zwei Monaten, den dritten zu einem Jahre Gefängnis und den Hehler zu vier Monaten Gefängnis.
In eine stillstehende Fabrik war ein jugendlicher Nichtstuer eingestiegen, hatte von den Maschinen Messingteile abgetrennt und verkauft. Die Strafkammer verurteilte ihn zu einer Woche Gefängnis. Die Strafe soll bei guter Führung erlassen werden.
Eine Uhr hatte ein Dienstmädchen einem anderen Dienstmädchen, das neben ihr wohnte, entwendet, nachdem sie das Zimmer der Nachbarin mit einem falschen Schlüssel geöffnet hatte. Sie wurde von der Strafkammer wegen schweren Diebstahls zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagten wurde Strafaufschub gewährt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 15. Oktober 1916
Kartoffelversorgung. Bonner Einwohner, die auswärts Landbesitz haben, können, wie der Oberbürgermeister bekannt macht, zur Versorgung ihres Bonner Haushalts selbstgezogene Kartoffeln nach Bonn einführen.
Das Kölner Märchen-Theater bringt nächsten Mittwoch im Saale des Bonner Bürger-Vereins das Märchen-Schauspiel in vier Akten „Der Rattenfänger von Hameln“ zur Aufführung. Die muntere Kinderschar, der Bürgermeister mit seinen Ratsherren in Nöten und nicht zuletzt der Rattenfänger werden durch die bekannten Bilder recht lebhaft vor Augen geführt. Das Stück hat in Köln ein ausverkauftes Haus und durchschlagenden Erfolg erzielt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe. Aus dem Bericht über die zweijährige Tätigkeit des Ausschusses heben wir folgendes hervor: Der Marmeladenverkauf mußte leider im Sommer 1916 wegen Zuckermangels und wegen gar zu großen Andranges – die Damen konnten den Betrieb kaum mehr bewältigen – an die Stadt abgegeben werden. Die Tatsache aber, daß in dem einen Jahr seines Bestehens für mehr als 100.000 Mark Marmelade verkauft worden ist, mag beweisen, welch’ großer Beliebtheit sich der Verkauf erfreute, und welch’ dringendem Bedürfnis er entgegenkam. Mußte auch der Marmeladenverkauf leider abgegeben werden, so wurde doch der Verkauf anderer wichtiger Nahrungs- und Nähr-Ersatzmittel beibehalten und findet nach wie vor lebhaften Zuspruch.
Die fortschreitende Schwierigkeit der Selbstversorgung für Unbemittelte veranlaßte den Ausschuß schon im Mai 1916 Kinderspeisungen einzurichten. Durch die Freundlichkeit freiwilliger Spender, denen hier herzlich Dank gesagt sei, wurde er in den Stand gesetzt, in den verschiedensten Bezirken Speisungen einzurichten, so daß über 200 schwache, unterernährte Kinder ihr kräftiges Mittagessen erhalten. Der Ausschuß hofft noch immer mehr gute Herzen zu gewinnen, die monatlich für ein Kind 7 Mark bezahlen, um so immer mehr armen bedürftigen Kindern helfen zu können.
Auch der Kleider bezw. Stoffnot versuchte der Ausschuß [entgegen] zu steuern durch Gründung einer Kleiderberatungsstelle. Hier werden durch mehrere Näherinnen und ehrenamtlich tätige Damen getragene Sachen billig verändert, Rat zur Vermeidung von Stoffverschwendung und Anleitung zum selbständigen Aendern gegeben. Ferner werden auch Hüte billig verkauft und vor allem versucht, den Frauen in jeder Weise nach Kräften mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Gerade die Beratungsstellen haben sich als die rechten Orte erwiesen, den Frauen manches Wort der Beruhigung und Ermunterung zu sagen, und ihnen zu zeigen, daß sie hier Verständnis für die Schwierigkeiten ihrer Lage finden und den guten Willen, ihnen zu helfen. Die Kleiderberatungsstelle, die sich in ihrem Lokal am Martinsplatz regen Zuspruchs erfreute, ist nunmehr auch in die Räume Am Hof verlegt worden. Leider macht sich der Stoffmangel bemerkbar; es würden daher größere Zuwendungen von getragenen Kleidern mit Dank begrüßt werden.
Neben der Versorgung dieser eigenen Einrichtungen haben die Damen sich an den Kassen des städtischen Verkaufs am Markt und in der Sternstraße betätigt, auch zur Beaufsichtigung der Kriegsküchen wurden sie herangezogen und je zwei Damen des Ausschusses wurden in die Preisprüfungsstelle und die städtische Lebensmittelkommission gewählt.
Inzwischen machte der wachsende Ledermangel es nötig, auch die Linderung dieser schweren Not, unter der so unendlich Viele litten, in’s Auge zu fassen. Nach dem Vorbilde des Badischen Frauenvereins Karlsruhe wurde deshalb Am Hof 1 im Universitätsgebäude eine Flickschusterei eingerichtet, wo unter Leitung eines Schuhmachermeisters mit Hilfe von 11 Gesellen – auch drei gefangene Russen sind dabei – und einigen ehrenamtlich beschäftigten Damen Stiefel verfertigt und zu mäßigen Preisen an Minderbemittelte abgegeben werden. Außerdem sollen von gesammelten Ledersachen wie Koffer, Tornister, Taschen, Riemen usw. billige Pantoffel hergestellt werden. Daß diese Einrichtung sehr große Mittel erfordert, um wirklich der Allgemeinheit zu nützen, ist selbstverständlich. Große Lederbestände mußten angeschafft, Arbeitsmaterial gekauft, Löhne müssen gezahlt werden und dergleichen mehr. Es war daher etwas schwierig, die nötigen Mittel zu erlangen, aber mit frischem Mut gingen die Damen ans Werk. Wie nötig diese neue gemeinnützige Einrichtung des Ausschusses war, zeigte sich bald. Schnell war die Flickschusterei mit Arbeit überhäuft, nur an einem Tage der Woche kann jetzt noch Arbeit angenommen werden, dann sind die Leute für die ganze Woche beschäftigt, so stark ist der Andrang. In freundlicher Anerkennung dieser segensreichen Tätigkeit haben deshalb die Vaterländischen Vereinigungen und die Städtische Kriegshilfe der Flickschusterei finanzielle Beihilfe gewährt. Dies und das werktätige Interesse einiger Privatleute macht es möglich, das mit kleinen Mitteln begonnene Werk in größerem Maßstabe fortzusetzen, d.h. in großem Umfange Leder zu kaufen, mehr Leute einzustellen, und so den Minderbemittelten wenigstens die große Sorge um ihre und ihrer Kinder Fußbekleidung zu erleichtern. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Personenstandsaufnahme. Wie alljährlich findet am 20. ds. Mts. die Aufnahme des Personenstandes von Haus zu Haus statt. Die gewissenhafte Ausfüllung der Hauslisten A und B ist dringend geboten, unrichtiger oder unvollständige Angaben sind mit Geldstrafe bis zu 300 Mk. bedroht. Auf den Formularen sind die Anleitungen für deren Ausfüllung gegeben. Wichtig ist es, daß bei den infolge der Mobilmachung zum Heeresdienst einberufenen Personen der Truppenteil und der Zeitpunkt, wann sie einberufen wurden, angegeben wird, denn diese Angaben dienen dazu, die Außerhebungssetzung der Einkommensteuer für die Zeit der Einberufung zu bewirken. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 16. Oktober 1916
Das Bonner Pfadfinderkorps hielt gestern nachmittag auf dem Poppelsdorfer Friedhofe am Grabe des vor zwei Jahren seiner Verwundung erlegenen Leutnants v. Gottberg, seines Hauptfeldmeisters, eine Gedächtnisfeier. Pfarrer Kremers als stellvertretender Vorsitzender des Pfadfindervereins erinnerte in einer Ansprache an die Verdienste, die Leutnant v. Gottberg sich um die Pfadfindersache in Bonn erworben hat. Es wurde dann ein Kranz am Grabe niedergelegt.
Prangs lustige Kölner Bühne im Dreikaisersaal führt seit gestern abend den dreiaktigen Gesangsschwank „Wenn Männer schwindeln“ auf. Das Stück enthält sehr viel Unmöglichkeiten, so daß von einer eigentlichen Handlung bei ihm nicht die Rede sein kann. Darauf kommt es aber auch nicht an, die Besucher von Prangs Bühne wollen vor allem lustig unterhalten sein. Und das geschieht; die Darsteller lassen es an nichts fehlen, um alle die lustigen Auftritte voll zur Geltung zu bringen. Der Hauptdarsteller, Herr Th. Prang, der diesmal als Kommerzienrat Antonius Posemann auftritt, vermag schon allein mit seinem Erscheinen anhaltende Lachstürme zu entfesseln. Neben ihm ist es diesmal vor allem Herr Ormans in der Rolle des unfähigen Bewerbers um den Posten eines Fabrikdirektors, der auch die Lachlust immer von neuem anregt. Das Stück enthält zahlreiche Gesangseinlagen, die auch vielfach sehr erheiternd wirken und die einzelnen Auftritte gut abschließen. Die ganze Aufführung findet natürlich sehr viel Beifall.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Godesberg, 16. Okt. Gestern nachmittag fand im Kurparksaale die feierliche Einweihung der von Herrn Dr. Rud. Schorlemer (Sanatoriumsbesitzer in der Rheinallee) gestifteten neuen Fahne für die Jugendwehrkompagnie Godesberg statt. Den Weiheakt vollzog Bürgermeister Zander mit einer herzlichen Ansprache an die Jugendwehr, ihren bewährten Führer, Oberlehrer Endemann, und einem Dankeswort an den Spender der Fahne. Der Redner schloß mit einem Hoch auf den Kaiser. Weitere Reden hielten Oberlehrer Endemann und Schulrat Dr. Ignaz Küppers. Passende Gesänge durchflochten die schöne Feier. Den Schluß bildete ein Parademarsch vor dem Kurpark.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)
Im Hofgarten wurden in der Nacht zum Samstag vier jugendliche Personen, zwei männliche und zwei weibliche schlafend auf den Bänken gefunden. Bei ihrer Vernehmung auf der Polizeiwache benahmen sie sich so frech und widersetzlich, daß zwei von ihnen in die Arrestzelle gebracht werden mußten. Sie werden sich vor dem Kriegsgericht zu verantworten haben.
Bonner Kriegsküchen. Es wird uns geschrieben: Nach wie vor erfreuen sich unsere Kriegsküchen eines lebhaften Zuspruchs. Wenn auch die Beteiligung eine bedeutend stärkere war, so hatte dies einmal seinen Grund in der Kartoffel- und Gemüseknappheit, weshalb die Kriegsküchen sich als Helfer in der Not erwiesen, und zweitens in dem Reiz der Neuheit, der viele veranlaßte, auch einmal eine Woche Kriegsküche zu probieren. Da diese beiden Faktoren gegenwärtig nicht mehr in Betracht kommen, ist nunmehr eine feste Stammkundschaft den Kriegsküchen übrig geblieben. Mit den Eintopfgerichten konnte sich jedermann anfangs nicht recht befreunden; da wurde das Essen mal eine Woche genommen, dann wieder ausgesetzt, man versuchte es von neuem eine Woche lang und setzte auch wieder einmal aus, bis man schließlich doch gefunden hatte, daß die Eintopfgerichte recht schmackhaft und sättigend waren, und man sich wirtschaftlich gut dabei stand. Da war die Stammkundschaft besiegelt. Der Küchenbetrieb selbst funktioniert unter umsichtiger Leitung so tadellos, als bestände er schon seit Jahren und nicht erst seit einigen Monaten als eine durch den Krieg notwendig gewordene Einrichtung. Es ist zu erwarten, daß manche, die noch aus diesem oder jenem Grunde der Kriegsküche fernstehen, in nächster Zeit ebenfalls dauernde Abnehmer werden. An dieser Stelle sei gleichzeitig nochmals an die wohlhabenden Mitbürger die Bitte gerichtet, dem Beispiel einzelner hochherziger Spender zu folgen und die Kriegsküchen ebenfalls finanziell zu unterstützen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 17. Oktober 1916
Im Soldatenheim an der Kölnstraße sorgten letzten Sonntag das Orchester und der zurzeit durch Damen verstärkte Gesangschor der Junggesellen-Sodalität Bonn für den Hauptteil der Unterhaltung. Ferner wurden einzeln gesungene Lieder, humoristische Beiträge und zum Schluß ein kleines Lustspiel „Wirrwarr“ geboten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
In Prangs Lustiger Bühne wird seit Sonntag der zugkräftige Gesangsschwank „Wenn Männer schwindeln“ aufgeführt. Das Stück spielt in Köln und zwar – laut Programm – zur Karnevalszeit. Wenn man auch bei den jetzigen Aufführungen nichts von Karneval merkt, ist die Situationskomik immerhin noch derart, daß Lachsalven auf Lachsalven folgen. Alles Männliche, was auf der Bühne erscheint, schwindelt. Der Hauptschwindler ist der Kommerzienrat Anton Posemann (Tünnes), doch seine Genossen zeigen ebenfalls großes Talent im Schwindeln. So gerissen sie aber immer auch vorgehen, sie werden doch jedes Mal von ihren Frauen ertappt und entlarvt; selbst eine Selbstmord-Komödie, die die beiden Hauptschwindler in Szene setzen, wird durch die Aufmerksamkeit der Frauen zu Wasser. Mehrere hübsche Gesangseinlagen tragen mit dazu bei, daß der heitere Schwank bis zum Schluß ein fröhliches Lachen auslöst.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe hat einen Bericht über seine bisherige und gegenwärtige Tätigkeit gegeben, dem wir entnehmen: Im ersten Kriegsjahr wurde mit Kriegskochkursen, mit Kochausstellungen mit aufklärenden Vorträgen unseren Hausfrauen geraten und geholfen. Im zweiten Jahr gestaltete sich diese Hilfsmöglichkeit sehr viel schwieriger, weil mit Vorhandenem gespart werden, und statt Vorräte in Ausstellungen zu verbrauchen, Wege gesucht werden mußten, nicht Vorhandenes zu schaffen und den Minderbemittelten zu erschwinglichen Preisen zugänglich zu machen. So entstand im September 1915 der allgemein bekannte Marmeladenverkauf, zuerst im städtischen Verkauf Sternstraße, später in den Räumen der Universität. Er wurde mit der schon vorhandenen Beratungsstelle für hauswirtschaftliche Fragen verbunden. In der Beratungsstelle wurden neben freundlichem, eingehenden Rat Flugschriften über zeitgemäßes sparsames Wirtschaften verteilt. Ein ganz besonderer Verdienst hat sich die Beratungsstelle durch die Verbreitung der Kochkiste erworben. Auch die Kernsammlung für Oelgewinnung haben die Damen der Beratungsstelle übernommen. Die Tatsache, daß in einem Jahr für über 100.000 Mark Marmelade verkauft worden ist, mag beweisen, welch großer Beliebtheit sich der Verkauf erfreute, und welch dringendem Bedürfnis er entgegenkam. […].
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 18. Oktober 1916
Steuerfreiheit für Krieger. Der übermorgigen Stadtverordnetenversammlung wird ein Beschluß vorgeschlagen, „den Unteroffizieren und Mannschaften, welche mit einem Einkommen von nicht mehr als 3000 M. veranlagt sind, für das Steuerjahr 1916 die Einkommenssteuer zu erlassen.
Weihnachtsliebesgaben der Stadt Bonn. Der Regierungsbezirk Köln wird in diesem Jahre wieder einen Weihnachtszug mit Liebesgaben für die rheinischen Truppen absenden. Die hiesigen Vaterländischen Vereinigungen wollen sich an dem Unternehmen mit einem Zuschuß von 30.000 M. beteiligen, wenn die Stadt Bonn den gleichen Betrag hergibt, Den Stadtverordneten wird empfohlen, 30.000 M. zu bewilligen.
Für Weihnachtsgaben an die rund 800 einberufenen städtischen Beamten, Angestellten und Arbeiter werden von der Stadtverordnetenversammlung 6400 Mark gefordert.
Eine Kriegs-Bücherausstellung, die im Borromäushause vom 17. bis 21. Oktober veranstaltet wird, bietet hauptsächlich einen Ueberblick über die bis jetzt erschienene Kriegsliteratur. Sie zeigt in gefälliger Anordnung u. a. Erzählende Kriegsliteratur, Kriegschroniken, Kriegszeitungen und eine Reihe von Originalkriegsbildern. Der Borromäusverein hat bis jetzt rund 5¼ Millionen Bücher ins Feld, in Gefangenenlager, Lazarette und dergl. gesandt und viel Dank dafür geerntet. Zahlreiche Handschriften unserer Führer und Dankschreiben von Offizieren und Mannschaften zeugen von dem an der Front herrschenden großen Bedürfnis nach Lesestoff. Die Ausstellung steht in Zusammenhang mit der Sammelstelle des Borromäusvereins für Soldatenlektüre, dessen großer Bibliothekssaal zugleich als Geschäftsraum für Mannschaftslektüre dient. Sie ist von 10 bis 12 und von 3 bis 5 bei freiem Eintritt geöffnet.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Groß-Bonn hat für die zweite Hälfte des Oktober ein vollständig neues Programm aufgestellt. Das Hauptinteresse nehmen die orientalischen Tempeltänze der Prinzeß Riedlich in Anspruch. Die Prinzessin legt sich bei dem sogenannten Schlangentanz eine lebende Schlange um den Hals und Oberkörper und vollführt so ihre teils getragenen, teils in wildem Dahinwirbeln ausgeführten Tänze aus. Durch vornehm gehaltene orientalische Dekorationen und Ausstattungen werden die Tänze wirkungsvoll unterstützt. Das übrige Programm ist fast ausschließlich auf Humor gestimmt. Den meisten Anklang findet wohl der urkomische Sprech-Clown und Jongleur Sums, der ebenso gewandt mit seinen Händen wie mit seinem Mundwerk ist. Auch der Humorist Peltini und die Humoristin Fritzi Funke sorgen aufs beste für frohgelaunte Unterhaltung. Recht Gutes bietet auch der Gymnastiker und Hundedresseur Fritz Roselli, der auch als Matrose an einem frei hängenden Seil halsbrecherische Kunstwerke ausführt.
Wachstuche und Wachstuchtaschen sind nach einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters in der heutigen Nummer unseres Blattes ohne Bezugsschein zu haben. Dagegen dürfen Wachstuchschürzen und Wachstuchgürtel nur gegen Bezugsscheine verkauft werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Volksunterhaltungsabende. Herr Landgerichtsrat Bücheler hat der Stadt seine Bereitwilligkeit zur Veranstaltung von drei städtischen Volksunterhaltungsabenden für den Fall zu erkennen gegeben, daß die Stadt die Kosten in Höhe von 1200 Mark übernimmt. Die Finanzkommission schlägt den Stadtverordneten vor, neben kostenloser Ueberlassung des Stadttheaters 600 Mark zu bewilligen.
Für türkische Schüler soll ein Stipendium in Höhe von 1000 Mark auf drei Jahre an die hiesigen höheren Knabenschulen gewährt werden. Ferner soll fünf türkischen Schülern das Schulgeld beim Besuche dieser Anstalt erlassen werden. Die Stadtverordneten werden am Freitag über einen dahingehenden Antrag der deutsch-türkischen Vereinigung in Berlin beschließen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 19. Oktober 1916
Die Gesellschaft für Literatur und Kunst versendet mit ihrem Jahresbericht den Plan ihrer nächsten Veranstaltungen dieses Winters. In der Vortragsreihe „Aus dem Nahen Osten“ wird am 28. Oktober Professor Georg Jakob aus Kiel aus der türkischen Literatur vortragen, am 11. November Professor Dr. Otto Hoetzsch aus Berlin die kulturelle Stellung des Bulgarenvolkes und an einem noch nicht bestimmten Tage im Dezember der Bonner Kunsthistoriker Geheimrat Clemen von polnischen Bauten sprechen. Der erste und dritte Vortag werden durch Lichtbilder ergänzt werden. Am 25. November wird Frl. Annie Rosar aus München Franz Werfels „Die Troerinnen des Euripides“ vorlesen. Ferner sind noch für Dezember ein Märchen- und Legendenabend von Tilla Durieux vom Kgl. Schauspielhaus in Berlin und für den Januar ein Liederabend von Frau Hedwig Schmitz-Schweicker in Aussicht genommen. Der Vorstand hat bisher zwei Ausstellungen im Obernier-Museum vorbereitet, die 66. der Gesellschaft soll als Isselmann-Gedächtnisausstellung im Oktober-November, die 67, mit Originalzeichnungen von Adolf v. Menzel im November-Dezember stattfinden.
Zur Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs wird den Stadtverordneten vom städtischen Finanzausschuß vorgeschlagen, bei Einzahlungen auf die Postscheckkonten der Stadthauptkasse, des Einziehungsamtes und der Steuerzahlstelle auf Zahlkarte die bisherige Gebühr von 15 Pfg. nicht mehr zu erheben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
An den Bahnhöfen der Rheinuferbahn entwickelt sich gegenwärtig ein recht lebhafter Güterverkehr. Zahlreiche Waggons kommen täglich an, die mit Zuckerrüben und Kartoffeln beladen werden. Landwirte, die mit Dampfmaschinen gedroschen haben, bringen ihren Körnervorrat jetzt zur Verladung und große Mengen Stroh gehen an die Proviantämter und Magazine ab. Gleichzeitig sorgen Landleute und Bauernvereine für den gemeinsamen Bezug von Steinkohlen, Briketts, Kalk und Kunstdünger.
Neue Schnellzuglokomotiven. Auf den wichtigen Strecken werden demnächst Schwermaschinen eines ganz neuen Typs im Betrieb erscheinen. Diese von der deutschen Ingenieurkunst während des Krieges erdachten und aus deutschem Material für die Preußisch-Hessische Eisenbahn erbauten Lokomotiven, die zurzeit ihre Probefahrten ablegen, zeigen als Neuerung das Dreizylindersystem. Auf achtzehn Rädern laufen diese kolossalen Maschinen mit Tender, der außer 7000 Kilogramm Kohlen 31.000 Liter Kesselwasser mitführt. Sie sind imstande, schwere D-Züge mit einer Geschwindigkeit von 110 Kilometern in der Stunde = 1885 Metern in der Minute zu befördern, könnten daher ohne Zwischenstationen in zwei Stunden von Köln nach Frankfurt fahren. Mit der neuen Lokomotive feiert daher auch unsere Maschinenindustrie mitten im Weltkrieg wieder einen glänzenden Sieg.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Heimbeförderung gefallener Krieger. Mit der Heimbeförderung gefallener oder im Felde gestorbener Kriegsteilnehmer sind sowohl für die militärischen Dienststellen wie auch für die Eisenbahnen –namentlich in den besetzten feindlichen Gebieten – erhebliche Schwierigkeiten verbunden. Diese würden eingeschränkt werden, wenn die Leichenüberführungen nach Möglichkeit bis nach Beendigung des Krieges zurückgestellt würden. Die Bundesregierungen mit Staatsbahnbesitz haben auf militärische Anregung beschlossen, auf diejenigen Leichensendungen, die erst nach dem Kriege zur Aufnahme und Beförderung gelangen, während eines angemessenen, später festzusetzenden Zeitraums eine Frachtermäßigung von fünfzig Prozent zu gewähren.
Die Kriegsgesellschaft für Sauerkraut erinnert daran, daß die von ihr festgesetzten Höchstpreise für den Verkauf von Sauerkraut am 1. Oktober in Kraft getreten sind. Hiernach darf Sauerkraut in Ladengeschäften nur noch zu einem Preise von höchstens 16 Pfennig das Pfund verkauft werden. Ueberschreitungen dieses Preises werden mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit 10.000 Mark Geldstrafe oder einer dieser beiden Strafen geahndet.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 20. Oktober 1916
Goldankaufstelle Bonn-Stadt. Man schreibt uns: Das deutsche Volk hat seit Beginn des Krieges in erfreulichem Verständnis für die Notwendigkeit der dauernden Verstärkung des Goldschatzes der Reichsbank in unermüdlichem Eifer ohne jeden äußeren Zwang der Reichsbank direkt oder indirekt viele hunderte Millionen in Goldmünzen zugeführt. Wenn unsere Feinde die Hoffnung, uns militärisch niederzuringen, längst aufgegeben haben, wenn alle Versuche, unsere eiserne Wehr zu durchbrechen, scheitern, eine Hoffnung erfüllt sie noch immer: daß unsere wirtschaftliche Kraft erlahme und daß sie uns dann einen Frieden nach ihrem Gefallen aufzwingen können. Unsere Feinde rechnen darauf, daß der immerwährende Rückstrom von Goldmünzen zur Reichsbank endlich aufhöre und die Reichsbank dadurch vor die Notwendigkeit gestellt wird, zur Bezahlung von Lebensmitteln im Ausland ihre Goldbestände anzugreifen und allmählich aufzuzehren. Alsdann würde die deutsche Volkswirtschaft von selbst zusammenbrechen. Da müssen weitere Quellen zur Verstärkung des Goldschatzes der Reichsbank erschlossen werden. Hierzu soll uns der Ankauf von Goldschmuck im ganzen deutschen Vaterlande helfen. Es ist eine selbstverständliche Pflicht gegen unsere Helden draußen, daß wir daheim kein Opfer scheuen, um zu dem Siege mitzuhelfen. Wer es ernst meint mit unserem Volk und die Vaterlandsliebe nicht nur im Munde führt, der zögere nicht, seine Goldsachen sofort der hiesigen Goldankaufstelle zu überlassen. Bisher sind gegen bare Bezahlung des Goldwertes ungefähr 50.000 Mark abgeliefert worden. Größer und größer wird der Kreis derjenigen Mitbürger, die ihren pflichtschuldigen Besuch bei uns abstatteten. Aber es fehlt noch mancher. Sicher nicht aus Absicht, denn es gibt in Bonn wohl niemand, der sich nicht den Erfordernissen der Zeit bewußt und danach zu handeln bereit wäre. Aber aus Gleichgültigkeit ist mancher noch nicht erschienen. Ein großer Teil unserer Mitbürger weiß noch nicht, daß es hier eine Goldankaufstelle gibt, oder sie sind nicht von dem Zweck und der Wichtigkeit unterrichtet, Wie aber draußen einer den anderen anfeuert, so soll es auch zu Hause sein; deshalb ergeht an alle diejenigen, die bereits ihren Goldbesitz an de Goldankaufstelle abgegeben haben, die herzliche Bitte, alle noch fernstehenden auf die große Wichtigkeit der Goldbeschaffung hinzuweisen und zu sorgen, daß auch sie ihre Pflicht ungesäumt erfüllen.
Alles Gold dem Vaterlande!
Eine eiserne Zeit braucht keinen goldenen Schmuck!
Vorsicht bei Gesprächen. Es kann nicht nachdrücklich genug zur Vorsicht bei Gesprächen gemahnt werden. Trotz der vielfachen Hinweise in der Presse, trotz aller Anschläge werden immer noch unvorsichtige Gespräche in Eisenbahnwagen, in Gasthöfen, Wirtschaften und auf der Straße geführt. Eine ganz besondere Verantwortung nehmen die in Auslande reisenden Deutschen auf sich, da dort naturgemäß die Gefahr, daß unüberlegte Aeußerungen von feindlichen Agenten erlauscht und verwertet werden, viel größer ist als in der Heimat. In erster Linie ist Zurückhaltung bei Erörterung militärischer Dinge unbedingt zu fordern, aber auch bei Gesprächen über wirtschaftliche Angelegenheiten ist Vorsicht geboten; jedenfalls sind alle Aeußerungen zu vermeiden, welche Uebertreibungen enthalten oder zu falschen Vorstellungen führen könnten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Wegen Verkaufs von holländischem Speisefett standen gestern 27 Angeklagte aus Bonn und aus der Oberbürgermeisterei Oberkassel vor der Strafkammer. Es handelt sich meistens um Kleinhändler. U. a. befanden sich ein Großhändler aus Bonn und ein Reisender unter den Angeklagten. Sie sagten, sie hätten Speisefett gekauft und verkauft, während die Anklage dahin geht, daß sie Butter verkauft und dabei die Höchstpreise übertreten, sowie die Verordnung über die Butterkarten nicht beachtet hätten. Nach der Untersuchung des Herrn Professors Kippenberger handelt es sich um Süßrahmbutter. Die Angeklagten beriefen sich auf ein Schreiben des Beigeordneten Piehl, das am 8. Mai im General-Anzeiger veröffentlicht wurde und worin es u. a, heißt: „Bei der großen Knappheit in Butter und Speisefetten ist jedes Heranschaffen solcher Waren durch die hiesigen Gewerbetreibenden nur lebhaft zu begrüßen. Heute ist ein derartiger Einkauf nur mit großen Schwierigkeiten verbunden. Das muß der Käufer auch bedenken. Andererseits ist es vaterländische Pflicht jedes Bürgers, alle Mißstände in den Gewerbebetrieben in behördlichen Stellen zur Anzeige zu bringen.“ Einer der Verteidiger, Justizrat Dr. Schumacher II, führte aus, er verstehe nicht, wie man die Leute, die im Vertrauen auf die Erklärung des Beigeordneten Piehl Speisefett eingeführt hätten, bestrafen wolle. Heute sei es noch überall zu 6,70 Mk. pro Pfund zu haben. Nach Siegburg werde es in Wagen mit der Bezeichnung „Munition“ eingeführt. Die Strafkammer erkannte nach kurzer Beratung auf Freisprechung. Ob das, was die Angeklagten verkauft hätten, wirklich Butter oder Speisefett gewesen sei, sei gleichgültig. Sie müßten straffrei bleiben mit Rücksicht auf die Erklärung des Beigeordneten Piehl im General-Anzeiger. Am nächsten Donnerstag wird sich wiederum eine große Anzahl Verkäufer holländischen Speisefetts, darunter auch die Lieferanten von auswärts, vor der Strafkammer zu verantworten haben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Universitäts-Kriegsküche. Durch Anschlag am Schwarzen Brett macht der Rektor heute Folgendes bekannt: Die Stadt Bonn wird in den Räumen unterhalb dem Auditorium XVIII – Eingang am Hof gegenüber dem A. Schaffhausen’schen Bankverein – für die Angehörigen der Universität eine Kriegsküche einrichten, die Anfang November in Betrieb genommen werden soll. Neben der Küche wird ein Raum eingerichtet werden, in dem das Mittagessen eingenommen werden kann. Das Essgeschirr stellt die Stadt. Bis die Küche fertig gestellt ist, bitte ich die Angehörigen der Universität, sich in den schon bestehenden Kriegs-Küchen – Sandkaule, Poppelsdorf, Kessenich, Ellerstraße –anzumelden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 21. Oktober 1916
In der Stadtverordnetenversammlung berichtete Oberbürgermeister Spiritus gestern wieder über den gegenwärtigen Stand der Lebensmittelversorgung. Er drückte zum Schluß seines Berichts die Hoffnung aus, daß es mit Hilfe der städtischen Kriegsküchen, der erheblichen Vorräte in den städtischen Lagern und der zu erwartenden Zufuhren gelingen werde, in künftige bessere Zeiten hinüberzukommen. Die Stadtverordneten stimmten dann einem vom Stadtverordneten Dr. Krantz Einspruch gegen die Schädigungen der Stadt durch die Reichsstellen einstimmig zu. Die übrige Tagesordnung wurde verhältnismäßig schnell erledigt. U. a. wurde beschlossen, den zum Heeresdienst einberufenen Bürgern mit einem Einkommen bis zu 3000 Mark die Einkommenssteuer zu erlassen. Für drei Volksunterhaltungsabende wurde ein Zuschuß von 600 Mark, für die Weihnachtsliebesgaben an rheinische Truppen 30.000 M., an die einberufenen städtischen Beamten, Angestellten und Arbeiter 6400 M. bewilligt. Oberbürgermeister Spiritus teilte auf eine Anfrage des Stadtverordneten Kalt mit, er habe gegen die Stellungnahme der Kölner Handelskammer, daß Königswinter als Haltestelle der D-Züge 57 und 58 Beuel gegenüber zu bevorzugen, beim Regierungspräsidenten Einspruch erhoben.
Kartoffelverkauf. Den neuen, für das ganze Reich gültigen Bestimmungen entsprechend, werden auch in Bonn nur noch sieben Pfund Kartoffeln für den Kopf und die Woche abgegeben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur Beschlagnahme von Fischen. In der Auslegung einer Verfügung über die Beschlagnahme von Fischen walten bei manchen Händlern Irrtümer ob. Tatsächlich handelt es sich bei der Beschlagnahme aber nur außer um die bisher schon der Beschlagnahme unterworfenen , aus dem Ausland eingeführten Salzheringe, Salzfische, Klippfische, Fischrogen, um die Beschlagnahme der aus dem Ausland eingeführten Salzmakrelen, geräucherten und marinierten Fische, Kräuterheringe, Rollmöpse, Stockfische und Fischkonserven. Alle im Inland gefangenen Fische, bzw. aus frischen Fischen im Inland hergestellten Fischkonserven, können nach wie vor frei gehandelt werden, so daß der Verbraucher durch die neue Verordnung wenig berührt werden wird.
Wegen schwerer Beleidigung eines Inhabers des Eisernen Kreuzes verurteilte das Schöffengericht gestern eine Frau von hier zu 50 Mk. Geldstrafe. Sie hatte der Frau des Beleidigten vorgeworfen, ihr Mann sei ein Leichenräuber, er habe ihr aus dem Feld 880 Mark geschickt, die er einem Gefallenen abgenommen habe und er habe das Eiserne Kreuz als „Liebesgabe“ erhalten. Das Schöffengericht rechnete der Verurteilten zugute, daß die Beleidigung in einem Streit gefallen sei, der sie sehr aufgeregt habe.
Eine zweite Kinderlesehalle. Wie wir hören, beabsichtigt die Frauengruppe für Volksbildung noch eine zweite interkonfessionelle Kinderlesehalle und zwar in Poppelsdorf (alte kath. Volksschule) zu errichten. Es werden viele schöne Bilderbücher, Märchen-, Sagen und andere Unterhaltungsbücher ausgelegt. Diese gute Einrichtung dürfte bei den Schulkindern in Poppelsdorf ebensoviel Anklang finden, wie in Bonn in den vier Jahren ihres Bestehens.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonner Stadttheater. Am kommenden Dienstag geht Franz Lehars bestes Werk, die romantische Operette „Zigeunerliebe“ in Szene. Das liebenswürdige, poesievolle Werk, welches auf das sorgfältigste von Hofrat Remond und Kapellmeister Gaertner einstudiert wurde und in allen seinen Partien von 1. Mitgliedern der Kölner Oper dargestellt wird, dürfte eine willkommene Bereicherung des Opernspielplans bieten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 22. Oktober 1916
Die Kaiserin vollendet am heutigen 22. Oktober ihr 58. Lebensjahr. Die öffentlichen Gebäude tragen Fahnenschmuck.
Beschlagnahme der Tabakvorräte. Die Vorräte an unbearbeiteten und bearbeiteten Tabakblättern ausländischer Herkunft sind für die Deutsche Tabakhandelsgesellschaft von 1916 G.m.b.H. in Bremen (Auslandsgesellschaft), die Vorräte an unbearbeiteten und bearbeiteten Tabakblättern inländischer Herkunft sowie an Tabakrippen, Tabakstengeln und Tabakabfällen sind für die Deutsche Tabakhandelsgesellschaft von 1916, Abteilung Inland, in Mannheim (Inlandgesellschaft) beschlagnahmt. Im Inland geernteter Tabak ist mit der Trennung vom Boden beschlagnahmt. Tabakrippen, Tabakstengel und Tabakabfälle, die bei der Bearbeitung von Tabakblättern ausländischer Herkunft, auch von orientalischen und ihnen gleichartigen Tabakblättern, anfallen, sind mit der Trennung für die Inlandgesellschaft beschlagnahmt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Städtische Lebensmittelversorgung: Die Entschließung, die am Freitag von der Stadtverordnetenversammlung einstimmig angenommen wurde, lautet:
Die Stadtverordnetenversammlung beklagt das Geschäftsgebaren der Reichsstellen für Lebensmittelversorgung, wonach sie sich weigern, für den vollen Verlust an verdorbenen Waren aufzukommen, während die Stadt, wie jeder ordentliche Kaufmann, in derselben Lage diesen Schaden den Verbrauchern gegenüber trägt. Ebenso beklagt sie es, daß der Stadt Bonn Waren zu hohen Preisen abgegeben wurden, kurz bevor wesentlich herabgesetzte Höchstpreise festgesetzt worden sind. Die Verwaltung wird aufgefordert, nochmals in nachdrücklicher Weise bei den zuständigen Stellen vorstellig zu werden.
Hausschlachtungen. Jedermann, der sich ein Schwein gemästet hat, kann dieses Schwein für seinen Hausbedarf schlachten. Die Genehmigung zur Schlachtung eines Schweines darf demjenigen, der das Schwein in seiner eigenen Wirtschaft mindestens sechs Wochen gemästet hat, vom Kommunalverband nicht versagt werden, es sei denn , daß der Bedarf des Selbstversorgers für eine übermäßig lange Zeit gedeckt würde, sodaß mit dem Verderben eines Teils des Fleisches zu rechnen wäre. Dem Selbstversorger dürfen diejenigen Schweine, deren er zur Versorgung seiner Hausangehörigen bedarf, nicht fortgenommen werden. Es wird auch nicht von ihm verlangt, irgendeinen Teil des Schweinefleisches abzuliefern. Lediglich eine Anrechnung auf seine Fleischkarte findet statt; aber - je nach der Zahl der vom Selbstversorger auf den Kopf der von ihm zu versorgenden Personen geschlachteten Schweine – nur mit ½ bezw. drei Fünftel des tatsächlichen Gewichts, sodaß dem Selbstversorger voll oder wenigstens annähernd die doppelte Portion zukommt als der übrigen Bevölkerung. Bei der Anrechnung soll überdies dafür gesorgt werden, daß dem Selbstversorger die Möglichkeit bleibt, daneben noch frisches Fleisch auf die Fleischkarte zu bekommen. Nach allem hat der Selbstversorger vor den übrigen Verbrauchern den wesentlichen Vorteil voraus, daß ihm die Hälfte des aus der Hausschlachtung erzielten Fleisches über die allgemeine Fleischration hinaus, also sozusagen fleischkartenfrei, zur Verfügung steht.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der 5. Kursus für Leiter und Mitarbeiter von Volksbüchereien im Borromäushaus fand mit fortschreitender Tagung steigendes Interesse. Die Besucherzahl stieg von mehr als 50 in dem ersten Vortrag auf nahezu 100 am zweiten Tag, sodaß die einzelnen Redner vor einem vollbesetzten Hause sprechen konnten. Es sprachen am 2. Tag (18. Oktober) Sekretär Rumpf über „Formulare für Vereinsverwaltung und Bibliotheksdienst“, Generalsekretär Braun über „Katalog, Ausleihe und Statistik“, sowie über „Personen und Bücher“. Praktische Uebungen ergänzten auch am zweiten Tag das in den Verträgen Gesagte. Das wachsende Interesse gerade an diesen rein technischen Fragen ist ein erfreuliches Anzeichen dafür, daß die Leiter der katholischen Volksbüchereien immer mehr bestrebt sind, die von ihnen geleiteten Volksbildungsanstalten auch technisch nach modernen Grundsätzen auszubauen. Der Kursus bedeutet in Anbetracht der Verhältnisse einen vollen Erfolg.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 23. Oktober 1916
Studentisches Wohnungswesen. Wir erhalten folgende Zuschrift: Um den kriegsbeschädigt heimkehrenden Akademikern und auch den anderen Studenten und Studentinnen der hiesigen Universität die Wohnungssuche zu erleichtern, hat sich die Ortsgruppe Bonn des Verbandes für studentisches Wohnungswesen entschlossen, zu Beginn dieses Winterhalbjahres ein Verzeichnis guter Studentenwohnungen zu veröffentlichen und durch die Buchhandlungen zum Verkauf zu bringen. Die beigefügten Angaben über die Zahl und den Preis der Zimmer unterrichten den Benutzer über die von der Fülle des Angebots beeinflußten Mietpreise und kennzeichnen im allgemeinen die untere Grenze. Diese Verzeichnisse haben in Friedenszeiten stets großen Anklang gefunden, und so hofft der Verband, auch jetzt vielfachen Wünschen etwa gerecht zu werden.
Der Frost hat in den letzten Nächten die Blumengärten übel mitgenommen. Mit Ausnahme der widerstandsfähigen Herbstblumen sind die Blüten der freistehenden Pflanzen vernichtet worden. Die letzte Nacht war übrigens nicht mehr so kalt wie die vorherigen, sodaß bald wieder auf wärmeres Wetter gehofft werden kann.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der schönste Kornsalat wächst jetzt draußen in den Kleefeldern und darf von jedermann unentgeltlich gestochen werden. Am Samstag sah man von der Rheinuferbahn aus, wie Frauen und Kinder aus der Stadt und selbst beurlaubte Soldaten auf einem großen Kleeacker in der Nähe des Ellerbahnhofs fleißig am Sammeln waren. Dieser wild wachsende Feldsalat ist weit zarter und wohlschmeckender als der im Garten angebaute, zumal, wo er in den letzten Nächten gründlich durchgefroren ist und außerdem ist er sehr billig.
Fußballsport. BFB : Borussia 0:7 (0:4). Das gestrige Treffen der beiden spielstärksten hiesigen Mannschaften brachte dem BFB eine schwere Niederlage auf eigenem Platze. Borussia war in guter Form. Sie spielte aufopfernd. Namentlich der Sturm war glänzend. BFB hatte eine etwas schwächere Kriegsmannschaft. Das ziffernmäßige Resultat drückt aber nicht ganz den wirklichen Verlauf des von Anfang bis zum Ende offenen und durchweg fesselnden Spieles aus. BFB wären ein paar Tore wohl zu gönnen gewesen. In der ersten Hälfte spielte er gegen Sonne und Wind und mußte schon von den ersten Minuten an durch Ausscheiden eines Stürmers mit 10 Mann spielen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Eroberer von Lüttich, General v. Emmich, dem die Stadt Hannover jetzt ein Denkmal setzt, hat seine Jugendzeit vielfach hier in Bonn zugebracht. Er war der ständige Gast in dem früheren Gasthaus Zernack im Mauspfad und lobte seiner Zeit noch in einem an einen Bekannten gerichteten Briefe die vorzüglichen Speisen und der herrlichen Tropfen, den man bei Zernack erhielt.
Kriegsküchen. Die Ausgabe der Wochenkarten findet in den Kriegsküchen bis auf weiteres Samstags und Sonntags vormittags von 11 bis 1 Uhr statt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 24. Oktober 1916
Eine Kriegstagung rheinischer und westfälischer Sprachvereine, an der die Vertreter der bedeutenderen Sprachvereine beider Provinzen teilnahmen, fand Samstag unter der Leitung des stellv. Vorsitzenden des Bonner Sprachvereins, Pfarrer Dr. Richter, in Düsseldorf statt. [...] Der Redner hob als die beiden Hauptaufgaben der Vereine die Förderung und Pflege der deutschen Sprache, dann aber auch als die für die Kriegszeit noch wichtigere die Reinigung unserer Sprache von viel Unkraut und Fremdwörterunwesen hervor, das sich im Laufe der letzten Jahrzehnte wieder eingeschlichen habe. Wie unsere Kameraden draußen vor dem Feinde, wollen wir daheim in unseren Vereinen gegen die fremden Eindringlinge einmütig kämpfen. [...] Nach reichlicher Aussprache wurden folgende Anträge an den Hauptvorstand von der Versammlung angenommen: 1. Fachausschüsse gegen das Fremdwortunwesen möchten allen Zweigvereinen dringend empfohlen werden. [...] 4. Der Druck guter Vorträge über die Schönheit der deutschen Sprache sei zu veranstalten, ebenso billige Hefte über gutes Deutsch herauszugeben. 6. Eine Verdeutschung der sog. Adreßbücher innerlich und äußerlich möchte durch ganz Deutschland angeregt werden. [...]
Bei dem Kriegs-Jugendturnen des Sieg-Rhein-Gaues, das Sonntag in Köln-Mülheim abgehalten wurde, errang der Turnverein Nordstern aus Bonn für die Schlagballmeisterschaft im Gau den Hindenburgschild. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Bildende Kunst in Bonn. Von der Gesellschaft für Literatur und Kunst ist heute in der Ausstellungshalle des städtischen Obernier-Museums der künstlerische Nachlaß des im letzten Frühjahr verstorbenen Malers Ernst Isselmann der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht worden, insgesamt 70 Radierungen, Lithographien und Gemälde. Es ist das Lebenswerk eines Frühvollendeten, der als Dreißiger einer schleichenden Krankheit erlag, noch bevor er die volle Höhe seiner Entwicklungsmöglichkeit erreicht hatte. [...]
Verkauf von Ferngläsern und Objektiven. Das Verbot des Verkaufs von Ferngläsern und Objektiven für Photographie und Projektion ist auf den Festungsbereich Köln ausgedehnt worden. Die diesbezügliche Verordnung ist in der vorliegenden Nummer abgedruckt.
Wegen Diebstahls von Zigaretten, den sie in Kessenich verübt hatten, wurden zwei junge Leute von hier festgenommen. Ein Dritter, der die Zigaretten weiterverkauft hatte, wird sich wegen Hehlerei zu verantworten haben.
Wegen Felddiebstahls wird demnächst eine Dienstmagd aus einer Wirtschaft in der Nähe des Coblenzertores vor dem Kriegsgericht erscheinen müssen. Sie hatte in der Gronau eine Anzahl Möhren und sonstige Feldfrüchte im Einvernehmen mit ihrer Dienstherrschaft gestohlen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Beuel, 23. Okt. In der hiesigen Gemeinde sind die neuen Brotbücher mit den verschiedenen Karten den Bewohnern zugestellt, und für Fett, Butter und Fleisch Kundenlisten eingeführt worden. Etwaige Reklamationen müssen sofort eingereicht werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Beuel 23. Okt. Gestern nachmittag fand die Prüfung der freiw. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz statt. [...] Nach militärischen Uebungen unter Leitung des ersten Kolonnenführers Herrn Polizei-Kommissars Schäfer wurde die Mannschaft ohne jegliche Hilfsmittel zum Bergen der durch ein angenommenes größeres Unglück Verwundeten ausgesandt. Die Mannschaft kehrte bald mit den Geborgenen, denen sachgemäß Hilfe geleistet war, mit oder auf improvisierten Tragen zur Verbandstelle zurück. Teils waren die Verwundeten auf einem zum Transport hergerichteten Hundefuhrwerk, auf einem Schiebkarren bezw. Handkarren und sonstigen Hilfsmitteln, die sehr zweckdienlich hergerichtet waren, geborgen und zum Verbandsplatz geschafft worden. Währenddessen brachten wieder andere Sanitätsmannschaften in einem Nachen einen angeblich Ertrunkenen ans Ufer, um sofort Wiederbelebungsversuche anzustellen. Die daran auf dem Verbandsplatze, der im Holbach’schen Saale hergerichtet war, vorgenommene theoretische wie praktische Prüfung in der ersten Hilfeleistung bei Unglücksfällen zeigte, daß die Mannschaft nach jeder Richtung hin den an sie gestellten Anforderungen vollauf entsprach, sodaß der Herr Vertreter des Territorialdelegierten in seiner Schluß-Ansprache nur Worte des Lobes, gleich wie bei den früheren Prüfungen fand; die Ansprache endete mit einem Kaiserhoch, in das neben der Sanitätsmannschaft auch die erschienenen Vertreter der Gemeinde und die sonstigen Gäste begeistert einstimmten. [...] Abends fand im Vereinslokale noch eine gemütliche Zusammenkunft der Mitglieder mit ihren Familien und sonstiger Freunde der guten Sache statt, die ernste Kameradschaft und gemütlicher Geist der Kolonne zeigte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)
Donnerstag, 26. Oktober 1916
Universität. Gestern mittag fand in der Aula die erste Immatrikulation dieses Wintersemesters statt. Der Rektor, Geheimrat Ribbert, betonte in seiner Ansprache an die Studierenden die Notwendigkeit, das fröhliche Studentenleben, wie es in Friedenszeiten üblich war, jetzt zurücktreten zu lassen. Arbeit müsse das Hauptziel sein. Die Studierenden hätten jetzt während es Krieges freilich auch mehr Zeit zum Arbeiten, denn das Korporationswesen, das bei all seinem Guten doch auch viel vom Studium ablenke, falle jetzt fort und mehr oder weniger auch der sonstige gesellige Verkehr. [...]
Im Gartenbauverein, der gestern unter dem Vorsitz des Herrn Thilmann seine erste Monatsversammlung nach der Sommerpause abhielt, berichtete Herr Lehrer Hannes über die Pflanzenlieferung an Schulkinder. [...] In der vorgesehenen Aussprache über die wirtschaftliche Lage wurde die Kartoffelversorgung lebhaft erörtert. Als Ursache der nicht zu bestreitenden geringeren Kartoffelernte wurden das vielfach ungeeignete Saatgut und die ungünstige Witterung bezeichnet. Eine Einschränkung des Verbrauchs werde daher nicht zu umgehen sein. Allgemein wurde anerkannt, daß die Stadtverwaltung alles tue, um die Bürgerschaft regelmäßig zu versorgen. Vorige Woche seien leider einige Eisenbahnwagen mit erfrorenen Kartoffeln aus Pommern angekommen. Größere Kartoffellieferungen, die zum Einkellern der privaten Haushaltungen genügen würden, seien zu erwarten. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Neun große Kaninchen sind in einer der letzten Nächte von einem Grundstück an der Kölnstraße gestohlen worden. Die Diebe wurden in einer Ziegelhütte an der Kölner Chaussee aufgegriffen. Die gestohlenen Kaninchen fand man noch bei ihnen.
Freigesprochen. Der Hausvater des evangelischen Waisenhauses in Godesberg hatte sich gestern vor dem Schöffengericht zu verantworten, weil er von den Kühen des Hauses keine Butter abgeliefert hatte. Er erklärte, er habe keine Butter abliefern können, weil er keine Einrichtung zum Buttern besitze. Außerdem habe er 30 Waisenkinder in jugendlichem Alter mit Milch zu versorgen. Die Bundesratsverordnung, die in Betracht kommt, spricht von der Ablieferung von Milch, die Ausführungen des Kreisausschusses dazu von der Ablieferung von Butter. Der Angeklagte wurde freigesprochen.
Ein Bäckermeister aus Bonn hatte sich gestern vor dem Schöffengericht zu verantworten, weil der Revisor des Mehlamtes bei einer Revision im Laden des Angeklagten Brotmarken sowohl einer abgelaufenen als der erst folgenden Woche gefunden hatte. Der Angeklagte behauptete gestern vor dem Schöffengericht, die verfallenen Brotmarken seien als überflüssig abgetrennt worden. Das Schöffengericht setzte eine Geldstrafe von 50 M. gegen ihn fest.
Versuchte Erpressung. Der 45 Jahre alte Tagelöhner Josef Bo. Aus Beuel verlangte in einem Brief von seinem Arbeitgeber Bezahlung von Ueberstunden und Schweigegeld dafür, daß dieser verbotswidrig heimlich ein Schwein geschlachtet habe. Ein Freund des Arbeitgebers hat ohne dessen Auftrag dme Tagelöhner den beanspruchten Ueberstundenlohn bezahlt. Der Arbeitgeber aber bestritt zeugeneidlich sowohl die angebliche Schweineschlachtung wie auch die Verpflichtung zur Zahlung von Ueberstundenlohn. Der Tagelöhner aber wurde vom Außerordentlichen Kriegsgericht in Köln wegen versuchter Erpressung zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt.
Der Inhaber einer bekannten Wirtschaft in Bonn stand gestern vor dem Schöffengericht unter der Anklage, mehr Fleischgerichte als zulässig auf der Speisenkarte aufgeführt zu haben. Die Anzeige war von einem Kölner Wirt erstattet worden, angeblich weil die Kölner Polizei noch strenger vorgehe als die Bonner. Der Angeklagte erklärte sich für nicht schuldig. Das Schöffengericht erkannte auf seine Freisprechung, weil in Wirklichkeit nicht mehr als sechs verschiedene Fleischgerichte auf der Karte standen. Sauerbraten kalt oder warm sei als ein Gericht anzusehen und es werde niemand einfallen, zuerst eine Portion warmen Sauerbraten und dann eine Portion kalten zu essen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Butter- und Margarine-Verkauf. Der Leiter des städtischen Lebensmittelamtes macht bekannt: Es ist zu meiner Kenntnis gekommen, daß Butter und Margarine entgegen den Bestimmungen meiner Verordnungen über die Abgabe von Lebensmitteln und Waren und über den Verkehr mit Speisefetten vom 7. Juni 1916 durch die Lebensmittelgeschäfte an Verbraucher abgegeben werden, obgleich diese nicht in die Kundenliste eingetragen sind. Durch derartige Verstöße wird der Verbraucher, dessen Eintragung in die Kundenliste ordnungsmäßig erfolgt ist, geschädigt und jede ordnungsmäßige Durchführung des Verteilungsplanes vereitelt. Ich warne daher noch einmal die Inhaber dieser Lebensmittelgeschäfte nachdrücklich davor, gegen meine Verordnungen zu verstoßen. Fortan werde ich gegen alle zu meiner Kenntnis kommenden Verstöße unnachsichtig das Strafverfahren einleiten und die sofortige Schließung des betreffenden Geschäftes anordnen. Die Verbraucher werden gebeten, mir Verstöße unverzüglich bekannt zu geben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 27. Oktober 1916
Das „holländische Speisefett“, das im vergangenenFrühjahr in vielen hiesigen Geschäften verkauft worden ist, bis es als gute Butter beschlagnahmt wurde, beschäftigte gestern wieder die Strafkammer in drei Verhandlungen. In der ersten Verhandlung waren ein Lebesnmittelagent, ein Lebensmittelgeschäftsinhaber und ein Metzger angeklagt, Butter aus dem Auslande eingeführt, aber nicht der Zentraleinkaufsgesellschaft angemeldet, sowie beim Verkauf der Butter den Höchstpreis überschritten zu haben. Der Agent hatte die Butter als „Speisefett“ in Straelen gekauft. Er sagte, Anfang Mai seien riesige Mengen von „Speisefett“ in Straelen auf offener Straße unter den Augen der Behörde gehandelt worden. Er selbst konnte Zahlungsbestätigungen über Beträge von 4000 M., 5000 M. und 12.000 M. vorlegen. Da er das Fett aber auf deutschem Boden gekauft, also nicht eingeführt habe, sei er nicht verpflichtet gewesen, es der Z. E. G. anzuzeigen. Und da es sich um „Speisefett“, nicht um Butter gehandelt habe, sei der Butterhöchstpreis nicht bindend gewesen. Aehnlich rechtfertigten sich die beiden anderen Angeklagten, die in Emmerich und Kaldenkirchen gekauft hatten. Das Gericht erkannte, daß die Angeklagten nach ihren nicht widerlegten Angaben die Butter im Inlande gekauft und daher nicht die Verpflichtung gehabt hätten, sie der Z. E. G. anzumelden. Dagegen hätten sie gewußt, daß es Butter gewesen sei, und beim Verkauf den Höchstpreis überschritten. Das Urteil lautete auf 50 M. gegen den Agenten und je 20 M. Geldstrafe gegen die beiden anderen Angeklagten.
In der zweiten Verhandlung hatten sich die Inhaber bezw. Inhaberinnen von vier hiesigen Lebensmittelgeschäften zu verantworten, weil sie das „holländische Speisefett“, das nach dem Gutachten von Prof. Kippenberger in allen Fällen gute Butter war, zu einem höheren als dem Butterhöchstpreise verkauft und dabei keine Eintragung in das Brotbuch gemacht haben. Sie wurden freigesprochen, weil sie in gutem Glauben gewesen sein konnten. Aus demselben Grunde wurden in der dritten Verhandlung 20 hiesige Geschäftsinhaber ebenfalls von der Beschuldigung, den Höchstpreis überschritten und ohne Ausweis verkauft zu haben, freigesprochen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Am kommenden Sonntag, dem letzten Sonntag vor Allerheiligen, ist ein erweiterter Geschäftsverkehr auf die Dauer von 10 Stunden freigegeben. Die Ladengeschäfte dürfen am Sonntag von morgens 7 bis abends 7 Uhr – mit Ausnahme der für den Hauptgottesdienst bestimmten Vormittagsstunden von 9½ bis 11½ Uhr – für den Verkauf geöffnet werden.
Kartoffelnachlese. Zahlreiche Kinder und Frauen aus der Stadt sieht man jetzt schon früh morgens im Felde hinter dem Pfluge und der Egge hergehen, um die im Boden zurückgebliebenen Kartoffeln aufzulesen, die sie dann mittags und abends nachhause bringen. Seitens der Landwirte wird ihnen dieses gerne gestattet.
Kartoffelversorgung. Aus Beuel, 27. Okt., wird uns geschrieben: Gestern hat die Verwaltung mit der Einkellerung der Kartoffeln straßenweise begonnen. Die reichsgesetzlich geregelte Festsetzung von 1 Pfund pro Kopf und Woche bis 15. April wird indes vorläufig nur zur Hälfte abgegeben, sodaß statt 3 Zentner für die Person 1½ Zentner geliefert werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 27. Okt. Die Bürgermeisterei Godesberg, die den ganzen Sommer hindurch mit dem Erhalt von Speisefetten unzuverlässig bedacht worden war, darf sich jetzt einer regelmäßigen und geordneten Speisefettversorgung rühmen. Wenn auch die Wochenmenge von 50 Gramm für die Person nicht als sonderlich luxuriös bezeichnet werden kann, so trägt doch schon das Bewußtsein, daß auf diese Menge sicher gerechnet werden kann, eine große Beruhigung in die Bürgerschaft hinein. So kommen in regelmäßiger Reihenfolge Schmalz, Margarine und Butter bei den Gemeindeverkaufsstellen, die durch ehrenamtliche Kräfte bedient werden, zu Austeilung. Das frühere Gedränge ist vollständig in Fortfall gekommen, weil in allen Fällen für eine genügende Deckung des gesamten Bedarfs gesorgt ist.
Beuel, 27. Okt. Die Arbeiten am Neubau des Direktionsgebäude der Bröltaler Eisenbahn sind trotz Kriegswirren so tüchtig fortgeschritten, daß vor einigen Tagen das Richtfest stattfinden konnte. Schon vor 15 Jahren war die Verlegung der Direktion von Hennef nach Beuel geplant, es mußte jedoch besonderer Gründe halber davon Abstand genommen werden. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Unvorschriftsmäßig hergestellter Kuchen. Ein Bäckermeister aus Bonn, der bereits sechsmal wgen Uebertretung der Bundesratsverordnungen vorbestraft ist, stand heute morgen wiederum an der Strafkammer unter Anklage, weil er Kuchen in einer Weise hergestellt hatte, die durch eine Verordnung des Oberbürgermeisters verboten war. Er führte zu seiner Entschuldigung an, der Obermeister der Bäckerinnung habe ihm durch Fernsprecher mitgeteilt, das Backen von Obstkuchen sei wieder gestattet. Da habe er angenommen, diese Kuchen dürfe man nunmehr wieder in derselben Weise herstellen wie früher. Er habe deshalb die neue Art der Herstellung, die durch eine besondere Polizeiverordnung angeordnet worden sei, nicht gekannt und sich auch die Verordnung nicht angesehen. Das letzte Mal war der Bäckermeister mit 600 Mark Geldstrafe bestraft worden, und es war ihm vorgehalten worden, daß bei einer nochmaligen Uebertretung unweigerlich eine Gefängnisstrafe eintreten werde. Der Staatsanwalt beantragte jedoch mit Rücksicht darauf, daß es sich um eine Uebertretung handele, die vor der Straftat der letzten Verurteilung liege, nochmals eine Geldstrafe von 600 Mark. Das Gericht erkannte an, daß der Fall milde liege und ließ es bei einer Geldstrafe von 100 Mark bewenden, gab aber dem Angeklagten den guten Rat mit auf den Heimweg, Schluß zu machen, da es jetzt auch Schluß sei mit den Geldstrafen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 28. Oktober 1916
Das Palasttheater hat in dieser Woche die „Fledermaus“ aufs Programm gesetzt. Nur wenige Kleinbühnen dürften das Wagnis unternehmen, mit so geringen Mitteln diese reizendste Straußoperette aufzuführen. Dennoch ging die Vorstellung recht flott und temperamentvoll vor sich und fand ein dankbares Publikum, das der frischen Adele, die Paula Franke, und dem schwerenöterischen Gabriel von Eisenstein, den Ludwig Braun innehatte, sogar Blumengaben zollte. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zwei Kaninchen-Diebe, sowie ein Mädchen, das bei den Diebstählen Schmiere gestanden hatte, wurde gestern von der Kriminal-Polizei festgenommen und dem Gericht zugeführt. Bis jetzt konnten den Dreien mehrere Diebstähle nachgewiesen werden. Die gestohlenen Kaninchen wurden in der Wohnung des Mädchens zubereitet und verspeist. In Ermangelung von Fett begnügte man sich mit Suppenwürfeln. Unter den Festgenommenen befindet sich auch ein einbeiniger Kriegsinvalide, der trotz dieses Fehlers mit großer Geschicklichkeit über die Einfriedungen hinwegsetzte und die Diebstähle ausführte.
„Holländisches Speisefett“. Die Strafkammer hatte bekanntlich in der vorigen Woche 27 Personen, die wegen Verkaufs von holländischem Speisefett unter Anklage gestellt waren, freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hat nunmehr gegen 23 freisprechende Urteile Revision beim Reichsgericht eingelegt. Die übrigen vier sind rechtskräftig geworden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Beuel, 27. Okt. Vor einigen Nächten sind Diebe in das Lebensmittellager in der kath. Mädchenschule eingedrungen und haben Eßwaren im Werte von etwa 100 Mark entwendet.
Grau-Rheindorf, 26. Okt. Einem hiesigen Landwirte wurde gestern über Mittag die mit Weizen vollgefüllte Sämaschine, die auf dem zu bestellenden Felde zurückgelassen worden war, fast vollständig entleert. Die gestohlene Menge Saatgut wird auf etwa 50 Pfund von dem betreffenden Bauersmann angegeben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Eine schwere Strafe wegen Uebertretung der Bundesratsverordnungen verhängte die Strafkammer gegen die Frau eines Bäckermeisters aus Bonn. Die Frau ist wegen derartiger Uebertretungen bereits sechsmal vorbestraft. Bei einer Revision waren in der Bäckerei verschiedene Brote gefunden worden, die bis zu 80 Gramm zu leicht waren. Der Revisor bekundete, dies habe nur daran gelegen, weil zu wenig Teig für die Brote genommen worden sie in der Absicht zu verschleiern. Der Staatsanwalt beantragte eine Geldstrafe von 1000 Mark, da es sich hier um ein typisches Beispiel von Gewinnsucht handele. Der Verteidiger griff besonders diese Aeußerung des Staatsanwaltes und die Ansicht des als Sachverständigen vernommenen städtischen Revisors scharf an. Die Sachverständigenkenntnis des Revisors wurde von dem Verteidiger mit dem Hinweis auf die Unzufriedenheit der Bäcker mit dem Revisor entschieden in Zweifel gestellt. Das Gericht kam zu der Ansicht, daß die Angeklagte zu bestrafen sei und erkannte auf eine Geldstrafe von 500 Mark.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 29. Oktober 1916
Das Einwintern der Kartoffeln. Die Pflanzenschutzstelle an der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf schreibt uns: Die diesjährige Kartoffelernte ist im allgemeinen nicht sehr befriedigend ausgefallen, so weit nicht neues Saatgut zur Aussaat verwandt wurde. Bei der großen Wichtigkeit der Kartoffeln für die menschliche Ernährung ist es in diesem Jahre mehr denn je geboten, mit den vorhandenen Kartoffelvorräten äußerst sorgfältig umzugehen und das Verderben von Kartoffelvorräten durch Fäulnis zu vermeiden. Ueber die sachgemäße Aufbewahrung von Kartoffeln beim Landwirt und im städtischen Haushalt gibt das Flugblatt Nr. 10 der Flugblattsammlung über Pflanzenschutz „Die Einwinterung der Hackfrüchte“ Auskunft. Das Flugblatt kann zum Preise von 5 Pfg. durch die Pflanzenschutzstelle an der Kgl. Landwirtsch. Akademie in Bonn-Poppelsdorf, Nuß-Allee 7, bezogen werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Herabsetzung der Lebensmittelpreise. Es ist ohne weiteres zuzugeben, daß eine Ermäßigung der zurzeit bestehenden Preise für die Hauptnahrungsmittel gewiß durchaus wünschenswert ist. Aber es müssen unbedingt nach wie vor die Rücksichten auf die Hebung unserer Produktion voranstehen. Aus diesem Grunde stellen sich namentlich einer Herabsetzung der Schweinepreise, wie sie neuerdings angekündigt worden ist, erhebliche Bedenken entgegen. Ueberdies würde sie dem Verbraucher bei den geringen Schweinefleischmengen, die zurzeit auf den Kopf der Bevölkerung entfallen, nur eine ganz geringe und nahezu bedeutungslose Verbilligung bringen, die Arbeit usnerer Schweinemäster aber außerordentlich beunruhigen, was gerade im Interesse der verbrauchenden Bevölkerung unbedingt vermieden werden muß. In Friedenszeiten spielte das Schweinefleisch in der Volksernährung eine große Rolle, heute ist das nicht der Fall. Die Bevölkerung ist gegenwärtig mehr auf Rindfleisch angewiesen und wird dies voraussichtlich auch noch auf längere Zeit sein. Was den Preis selbst anlangt, so ist auch zu berücksichtigen, daß das Schweinefleisch in Anbetracht seines Fettreichtums bei weitem nicht so stark im Preise gestiegen ist wie andere Lebensmittel.
Wenn man eine Preisherabsetzung herbeiführen will, so sollte man mit solchen Erzeugnissen beginnen, die von der Bevölkerung in größeren Mengen verzehrt werden und bei denen daher eine Verbilligung die ärmeren Volksschichten wirklich entlasten würde. Hierfür kommen in erster Reihe Gemüse und Fische in Frage. Die Preise sowohl für See- wie Süßwasserfische haben eine ganz unerhörte Steigerung erfahren, die sehr wohl herabgemindert werden kann. Eine Ermäßigung der Gemüsepreise würde keine so schädigende Rückwirkung auf die landwirtschaftlichen Erzeuger ausüben, wie dies bei einer Herabsetzung der Schweinepreise unbedingt zu erwarten ist. [...]
Ein Eingriff in die Schweinemast, namentlich der kleinen Schweinemäster, in Form einer Preisherabsetzung müßte unweigerlich zu einem Rückgang der Produktion führen, ohne daß auf der anderen Seite den Verbrauchern irgendwie ein nennenswerter Vorteil zugewendet würde. Bei einer Herabsetzung der Gemüse- und Fischpreise sind solche nachteiligen Wirkungen nicht zu befürchten. Die außerordentliche Höhe der gegenwärtigen Preise für Gemüse und Fische ist in der Hauptsache nicht auf die Erzeugung, sondern auf den Handel, vielfach auch noch auf den Kettenhandel, zurückzuführen. Eine Verbilligung des Gemüses empfiehlt sich auch gerade jetzt schon deswegen, weil gegenwärtig viel Gemüse vorhanden ist und weil es infolge seiner geringen Haltbarkeit nicht zurückgehalten werden kann. Energische Maßnahmen wären hier ebenso am Platze wie bei den Fischen und Fischwaren.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 28. Okt. Um den überhand nehmenden Diebstählen wirksam entgegenzutreten, beabsichtigt die Gemeinde, eine Anzahl Hilfsnachtwächter einzustellen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Städtischer Kartoffelverkauf. Bis auf Weiteres können nur 6 Pfund Kartoffeln für den Kopf und die Woche verabfolgt werden. Der Kartoffelpreis beträgt im Kleinverkauf Mark 5,50 für den Zentner. Die Verbrauchsmenge wird, sobald die Zufuhr reichlicher ist, wieder erhöht.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 30. Oktober 1916
1. Symphoniekonzert von H. Sauer. Als die an sich höchst bedauerliche, aber aus gewichtigen Gründen begreifliche Auflösung unseres städtischen Orchesters erfolgte, – hoffentlich kommen wir nach den Kriegsjahren wieder zu einem leistungsfähigen Orchester! – schien es sehr zweifelhaft, ob sich auf absehbare Zeit noch Orchesteraufführungen ermöglichen lassen und die beliebt gewordenen Abende im Theater so bald wieder stattfinden sollten. Erfreulicherweise haben die Pessimisten auch hier nicht Recht behalten. Schon wiederholt hat der städtische Gesangverein ein durchaus passables Orchester aufgebracht. Und unser städtischer Kapellmeister Herr H. Sauer ist ihm hierin gefolgt. Welche Schwierigkeiten in diesen Zeiten zu überwinden sind, um von Fall zu Fall eine brauchbare Körperschaft zusammenzubringen, vermag der Fernerstehende nicht zu ermessen. Herr Sauer hat nicht nur ein sehr stattlich besetztes Orchester gebildet, er hat auch die Tradition der Symphoniekonzerte wieder aufgenommen. Für diese Bemühungen verdient er den Dank der Bonner Musikfreunde. – Der erste Abend brachte an Orchesterwerken Seb. Bachs „D-Dur-Suite“, drei Sätze aus Mozarts achtteiliger Haffnerserenade von 1776 und Beethoven C-Moll-Symphonie. [...] – Das Haus war voll besetzt. Der starke Besuch der Konzerte der letzten Wochen zeigt deutlich, welche Bedeutung die Musik für viele in diesen Zeiten gewonnen hat. Sch.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Fußballsport. Im gestrigen Meisterschaftsspiel konnte der Bonner Fußball-Verein den Bonner Ballspielklub überlegen mit 8 : 0 schlagen. Beim Seitenwechsel führte BFV mit 3 : 0.
Am letzten Samstag fand auf dem Sportplatz an der Richard Wagnerstraße ein interessantes Wettspiel zwischen den 2. Mannschaften des Spielvereins am Kgl. Gymnasium und des Schüler-Spielvereins statt. Nach wechselvollem Kampfe siegten die Königlichen mit 3 : 1 Toren.
Vorträge. Im großen Saale der Lesegesellschaft sprach vorgestern Professor Dr. Georg Jacob von der Universität Kiel im Auftrage der Gesellschaft für Literatur und Kunst über das zeitgemäße Thema der türkischen Literatur, die uns durch den Weltkrieg und durch unser Bündnis mit dem osmanischen Reiche näher getreten ist als vordem. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schließung eines Geschäfts. Der Oberbürgermeister macht bekannt, daß das Geschäft des Bäckermeisters Bernhard Teeke, Meckenheimerstraße 17, vom 2. November ab geschlossen ist.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 31. Oktober 1916
Hilfsstelle zur Ermittlung den deutschen Kriegsgefangenen. Infolge einer Anordnung der Territorial-Delegierten für die freiwillige Krankenpflege im Kriege hat die von dem Vorstand des Vereins ehemaliger 16er bei Kriegsbeginn eingerichtete „Hilfsstelle zur Ermittlung von deutschen Kriegsgefangenen“ ihre Tätigkeit eingestellt. Das Kriegsministerium hat jetzt dieser Auflösung durch folgende Mitteilung zugestimmt. „Nachdem nun auf dem Gebiete der Vermißtennachforschung und Ermittlung von deutschen Kriegsgefangenen eine andere Organisation eingetreten ist, hält es auch das Kriegsministerium – Zentral-Nachweise-Bureau – für zweckmäßig, wenn der dortige Verein seine Tätigkeit nunmehr einstellt, um eine durchaus zu vermeidende Zersplitterung auf diesem Gebiete der Nachforschung und Doppelarbeit zu vermeiden. Es wird hierbei ausdrücklich hervorgehoben, daß die Einstellung der dortigen Tätigkeit nur aus diesen Gründen gefordert wird und daß die bisherige ersprießliche Tätigkeit des Vereins auf dem Gebiete der Ermittlung von deutschen Kriegsgefangenen seitens des Kriegsministeriums - Zentrale-Nachweise-Bureaus – durchaus anerkannt wird.“
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Verwundeten des Bonner Mutterhauses vom Roten Kreuz folgten am Sonntag der Einladung des Herrn Rittergutbesitzers Dr. von Joest nach seiner prächtigen Besitzung Haus Eichholz. Die Fahrt ging mit der Rheinuferbahn bis Urfeld, von wo aus die Verwundeten, die nicht so gut zu Fuß waren, mit Wagen abgeholt wurden. Nach Besichtigung der landwirtschaftlichen Einrichtungen, des herrlichen Parkes mit seinem reichlichen Wildbestand und des fürstlich und doch so wohnlich eingerichteten Hauses erfolgte die gar nicht kriegsmäßig anmutende Bewirtung. Unter Gesang, Zitherspiel und anregenden Gesellschaftsspielen mit den Familienangehörigen und Gästen verflog die Zeit in angenehmster Weise. Als die Abschiedsstunde schlug, wurde allen das Scheiden schwer von den liebenswürdigen Wirten, die ihnen Gelegenheit geboten hatten, die fröhliche rheinische Gastfreundschaft von ihrer besten Seite kennen zu lernen.
Ueber die Kartoffelversorgung ist in der Stadt das Gerücht vielfach verbreitet, daß städtische Angestellte und Beamte bereits durch die Stadt die Kartoffeln zum Einkellern erhalten hätten. Es sei hierdurch mit aller Entschiedenheit festgestellt, daß kein einziger städtischer Angestellter oder Beamter durch das städtische Lebensmittelamt außer seinem Wochenbedarf irgendwelche Kartoffelmengen erhalten hat. Die einzige Lieferung, die Anfang Oktober erfolgt ist, geschah lediglich an einzelne Arbeiter der städtischen Gartenverwaltung in ganz geringem Umfange, jedenfalls nicht in einer den Bedarf übersteigenden Menge. Dies lag nahe, weil die Arbeiter in gewissem Maße als Selbsterzeuger der Kartoffeln zu betrachten sind. Nur die Arbeiter der städtischen Gartenverwaltung haben Kartoffeln erhalten.
Die Landwirtschaftskammer hat für ihre Beamten 14 Waggons Kartoffeln von auswärts bezogen. Dadurch ist wohl in der Stadt das Gerücht entstanden, daß die städtischen Beamten bereits Kartoffeln erhalten hätten.
Einschränkung des Personenzugverkehrs. Man schreibt uns: „Bekanntlich drängt sich der Güterverkehr auf den Eisenbahnen in den Herbstmonaten am stärksten zusammen. Während des Krieges macht die Bewältigung dieses starken Herbstverkehrs naturgemäß größere Schwierigkeiten als in Friedenszeiten, da die Eisenbahnen für Heereszwecke stark in Anspruch genommen sind und namentlich viele Lokomotiven und Personal in die besetzten Gebiete abgegeben haben. Die Eisenbahnverwaltung hat sich deshalb entschlossen, im Personenzugverkehr zugunsten des Güterverkehrs einige Einschränkungen vorzunehmen. Die Befriedigung des Güterverkehrs steht jetzt unbedingt an erster Stelle, soweit er der Versorgung der für Heereszwecke arbeitenden Gewerbebetriebe, sowie der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln dient. Das reisende Publikum wird daher in der nächsten Zeit den Ausfall einiger Züge in Kauf nehmen müssen. Wie wir hören, werden die Einschränkungen in dem Personenverkehr schon in den nächsten Tagen in Kraft treten.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Anmeldepflicht der Vorräte an Hülsenfrüchten. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß zur sofortigen Anzeige verpflichtet ist: a) Wer Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen, Linsen, gedroschen oder ungedroschen) geerntet hat. b) Wer solche in Gewahrsam hat. Die Meldebogen sind auf dem Lebensmittelamt Abteilung Preisprüfungsstelle, Rathausgasse 11/12, Zimmer Nr. 19, während den Dienststunden zu entnehmen und nach Ausfüllung bis spätestens 10. November 1916 wieder daselbst abzugeben.
Der Vorstand der Landwirtschaftskammer der Rheinprovinz erläßt folgenden Aufruf: Rheinische Landwirte. Wir sind uns der hohen Aufgabe der deutschen Landwirtschaft bewußt, in dieser schweren Kriegszeit die Ernährung unseres Volkes sicher zu stellen. Zweifellos sind wir dieser Aufgabe gewachsen, wenn jeder Landwirt bis zum äußersten seine Pflicht erfüllt.
In heldenhafte Ausdauer und Tapferkeit führen unsere Heere an allen Fronten vernichtende Schläge gegen feindliche Übermacht, und nicht einen Augenblick wankt unsere Zuversicht in den Sieg unserer Waffen. Nur dann aber werden wir der Früchte dieses Heldentums teilhaftig, nur dann wird unser Vaterland vor dem Schicksal bewahrt bleiben, sich unter ein unsagbar hartes Joch Hass- und neiderfüllter Feinde zu beugen, wenn auch wir alle uns mit gleichem Opfermute an die Seite unserer kämpfenden Brüder stellen, wenn wir im wirtschaftlichen Kampfe der Engländer teuflischen Plan zuschanden machen, durch den Hunger unsere Widerstandskraft zu brechen. Vor allem gilt es, vielen tausend Arbeitern ungeschwächte Kraft zu erhalten, die unseren Truppen Munition und Rüstung schaffen. Unser Hindenburg bedarf ihrer in täglich wachsender Menge gegenüber einem Feinde, dem die halbe Welt die Waffen zuträgt.
Gewiß dürfen wir mit Stolz hinweisen auf das, was die deutsche Landwirtschaft für die Ernährung unseres Volkes bisher geleistet hat. Aber immer größer und schwerer wird unsere Aufgabe. Da darf nicht Verzagtheit, nicht Klage und fruchtlose Kritik unsere Arbeits- und Opferfreudigkeit hemmen; da müssen alle Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten niedergerungen werden.
Nicht ängstlich darum sorgen, daß die gewohnte Wirtschafts- und Lebensweise keine Störung erleide, nicht in manchmal vielleicht berechtigtem Unmut über weitgehenden staatlichen Zwang und Eingriff in die wirtschaftliche Freiheit die volle und freudige Mitarbeit versagen, sondern alles hergeben, was ein Jeder von den Erzeugnissen seiner Wirtschaft nur eben entbehren kann.
Kartoffeln und Fett sind nächst dem Brot die wichtigsten Nahrungsmittel, deren Heranschaffung nottut. Also heraus damit! Fügen wir uns bereitwillig in die amtliche Regelung, die nun einmal für einen gerechten Ausgleich ebenso in der Heranschaffung wie in der Verteilung unentbehrlich ist. Liefern wir an die Aufkäufer, an die Sammelstellen, an die Molkereien, in dem Bewusstsein, daß es gilt, nicht dem Einzelnen, sondern der Gesamtheit zu dienen. Erhalten und steigern wir, soweit es nur die verbliebenen Kräfte und Hülfsmittel gestatten, die Erträge unserer Wirtschaft; erhalten wir vor allem unsere Viehbestände, auch wenn es Opfer kostet, zur Erzeigung von Milch und Fett. Beschränken wir den einzelnen Verbrauch auf das notwendigste Mindestmaß, um allen mitgeben zu können, die Mangel leiden, zumal in der Großstadt und im Industriegebiet.
Rheinische Landwirte! Auch uns alle ruft das Vaterland auf zum Kampfe. Wer wollte da zurückbleiben! Wir alle werden auch Anteil haben an dem Siegeslorbeer, wenn wir ebenso wie unsere Brüder draußen unverdrossen und opferfreudig unsere Pflicht erfüllen.
Verwendung von brennenden Lichtern zum Schmucke der Gräber am Allerseelentage. Das Erzbischöfliche Generalvikariat veröffentlicht folgendes: Köln den 28. Oktober 1916. Da die Gründe, die im vorigen Jahre es als sehr wünschenswert erscheinen ließen, die Verwendung von brennenden Lichtern zum Schmucke der Gräber am Allerheiligen- und Allerseelentage möglichst zu vermeiden, unverändert fortbestehen, so ersuchen wir den hochwürdigen Diözesanklerus unter Hinweis auf den Erlaß Sr. Eminenz vom 25. Oktober 1915 (Kirchlicher Anzeiger 1915, Seite 175), die Gläubigen auch in diesem Jahre zu ermahnen, von der Anwendung von Kerzen und Lichtern zur Zierung der Gräber abzusehen und vielmehr den Seelen der gefallenen Krieger und der Verstorbenen durch eifrige Teilnahme am hl. Meßopfer, andächtigen Empfang der hl. Kommunion und Gewinnung des bewilligten Ablasses zu Hülfe zu kommen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)