Sonntag, 3. November 1918
Die Eintrittspreise zum heutigen Volksunterhaltungsabend. Herr Landgerichtsrat Bücheler schreibt uns: Die in der Stadtverordnetensitzung bemängelte Erhöhung der Eintrittspreise zum nächsten Volksunterhaltungsabend ist gegen den Wunsch des Veranstalters nötig geworden aus folgendem Grunde: Herr J. Gleß hatte im Juni seine Mitwirkung in dem geplanten Schubertabend einschließlich der öffentlichen Hauptproben gegen eine bestimmte Vergütung endgültig zugesagt. Den Abend sollte das Streichquartett A-Moll einleiten, der Vortrag der Winterreise sollte folgen. Nachdem sämtliche Künstler gewonnen waren, forderte Herr Gleß plötzlich unmittelbar vor der Veröffentlichung der Vortragsfolge unter Ablehnung weiterer Absprache die doppelte Vergütung. Notgedrungen wurde deshalb von der bewährten Einrichtung der öffentlichen Hauptprobe mit ihren höheren Eintrittspreisen für diesesmal abgesehen, die Verpflichtung gegenüber den übrigen Künstlern wieder rückgängig gemacht, dagegen mußte der Eintrittspreis für den Abend selbst erhöht werden, weil sonst dessen Kosten die vorhandenen Mittel allzu übermäßig in Anspruch genommen würden. [...]
Ein Volkszeichnungstag für die 9. Kriegsanleihe findet am heutigen Sonntag in ganz Deutschland statt. Die hiesigen Banken und Sparkassen haben zur Entgegennahme von Zeichnungen ihre Geschäftslokale morgens von 11 bis 1 Uhr geöffnet.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Beschlagnahme von Cocablättern, Cocain und Pfefferminzkraut. Am 2. November 1918 ist eine Bekanntmachung betreffend Beschlagnahme und Bestandserhebung von Cocablättern und Cocain erschienen, durch welche Cocablätter (Folia Cocae), Cocain und seine Salze als Roh-, Halbfertig- und Fertigwaren beschlagnahmt werden, sofern die Vorräte eines Eigentümers nicht weniger als 500 Gramm betragen. Gleichzeitig ist eine Bekanntmachung betreffend Beschlagnahme und Bestandserhebung von Pfefferminzkraut, -tee, -blättern erschienen. Der Wortlaut der beiden Bekanntmachungen ist in der heutigen Nummer unseres Blattes abgedruckt.
Treibriemen und Uebergangswirtschaft. Vom Kriegsausschuß der deutschen Industrie wird uns geschrieben: Zahlreichen stilliegenden Betrieben sind während der letzten Jahre Treibriemen fortgenommen worden und es besteht bei diesen Betrieben vielfach die Sorge, daß bei der Rückkehr zur Friedenswirtschaft die Wiederbeschaffung der Treibriemen besondere Schwierigkeiten machen und die Aufnahme der Arbeit verzögern werde. Demgegenüber wird dem Kriegsausschuß der deutschen Industrie, der auch dieser Frage stets seine besondere Aufmerksamkeit, namentlich im Interesse der stillgelegten Betriebe, gewidmet hat, mitgeteilt, daß diese Sorge unbegründet ist. Zur raschen Versorgung der stilliegenden Betriebe werden zur gegebenen Zeit ausreichende Mengen Treibriemen bereitgestellt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Grippe scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben. Die Erkrankungen sind im Abnehmen und die Zahl der Todesfälle hat sich vermindert. Die Schließung der Schulen im Stadtbezirk bleibt indessen noch einige Tage aufrecht erhalten. Der Tag des Wiederbeginns wird in der nächsten Woche bekannt gegeben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)