Dienstag, 4. Juni 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 4. Juni 1918 „Opfert für die Kriegsbeschädigten!“ Dieser eindringliche Ruf der Ludendorff-Spende ergeht in den nächsten Wochen an unser Volk. Das begreifliche Mißbehagen, das in letzter Zeit bei jedem Aufruf für neuartige Wohlfahrtspläne durch die Oeffentlichkeit ging, greift hier nicht Platz; denn es handelt sich um keinen neuen Sammelzweck. Es ist keine zweifelhafte und überflüssige Gründung, zu der wir aufgerufen werden, sondern eine allgemeine Sammlung für unsere Kriegsbeschädigten, die der Zersplitterung ein Ende macht und durch Zusammenfassung aller Spenden die Gewähr bietet, das die Gaben an die Stelle des wirklichen Bedürfnisses gelangen. Unsere Blinden, Lahmen, Hirnverletzten, Krüppeln und Kranken wird die Ludendorff-Spende Trost und Hilfe bringen.
 
Bürger Bonn’s, die ihr unversehrt von Kugel, Schwert und Granaten bliebt, gedenket Eurer Beschützer in der Ludendorff-Spende!

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Warum die Ware auf dem Wochenmarkt versteckt wird. Ein Kleinhändler schreibt uns: Herr Wachtmeister Schumacher hat selbst zugegeben, daß ein Erzeuger, welcher mit einer Ladung Rhabarber auf dem hiesigen Wochenmarkt erschien, denselben für 21 Mark den Zentner an die Kleinhändler verkaufte. Ein Händler, welcher ihn für 21 Mark kauft, kann das Pfund nicht für 0,22 Mark auswiegen, ist also gezwungen, einen höheren Preis als den festgesetzten Höchstpreis zu erzielen. Es muß vor allen Dingen von Herrn Schumacher darauf geachtet werden, daß die Kleinhändler ihre Ware von den Erzeugern auch zu Erzeugerpreisen bekommen, dann kann der Kleinhändler auch zu den festgesetzten Höchstpreisen verkaufen und das Verstecken der Ware hört dann von selbst auf.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Zur Kartoffelfrage. Unsere Stadt wird in der letzten Zeit ausreichend mit Kartoffeln versorgt. Doch befinden sich in großer Menge solche darunter, die durch die lange Lagerung schwarz geworden und zum Genuß so nicht gebraucht werden können. Da man diese Kartoffeln der Stadtverwaltung nicht gerne zurückgeben möchte, aber doch zur menschlichen Ernährung zur Verwendung gelangen könnten (diese Kartoffeln haben doch auch Geld gekostet), wird hiermit die höfliche Bitte ausgesprochen, wieder einmal ein kleines Quantum Rüböl (jedoch ohne Anrechnung auf Butter- und Fettkarte) an die Bevölkerung auszuteilen. Man könnte dann durch diese Art die Kartoffel als Brotersatz verwenden. Die Verwaltung kann des lebhaften Dankes der Bürgerschaft gewiß sein. Eine sparsame Hausfrau für Viele.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Die vaterländische Filmvorführung des Flottenvereins Jungdeutschland am vergangenen Sonntag brachte wiederum ein auserlesenes Programm. Mit U. 35 fuhren die Zuschauer im Bilde durch das weite Mittelmeer und vor Augen versanken dann ein gutes Dutzend feindlicher Schiffe durch Torpedo, Granate oder Sprengung, bis der schneidige Kommandant und Ritter des Pour le merite Kapitänleutnant von Armauld wieder stolz im verbündeten Kriegshafen einlief. Nach einer wohlgelungenen Bilderreihe, die den Empfang der Besatzung von S. M. S. Wolf darstellte, sah man die verschiedensten Bilder aus der großen Vorwärtsbewegung der Kaiserschlacht im Westen. Wenn den Zuschauern unsere sieggekrönten unvergleichlichen Feldgrauen im Bilde begegneten, erhob sich brausender Beifall. Eine hochinteressante Zugabe bot dann ein Seefliegerfilm, der den Aufstieg einer Seefliegerabteilung, die Kaperung eines Dampfers auf hoher See, einen spannenden Luftkampf, in dem ein Engländer abstürzte, und die Heimkehr darstellte, alles aus einem mitfliegenden Flugzeug aufgenommen. Das dichtgefüllte Haus spendete reichen Beifall und zeigte so erneut, welcher Beliebtheit sich die nunmehr regelmäßig gewordenen Veranstaltungen des Vereins erfreuen, die Dank den Entgegenkommen der Bonner Lichtspiele der Jugend zu kleinen Preisen wertvolle Eindrücke darbieten. Das Programm wird am 4. und 5. Juni in Godesberg wiederholt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)