Montag, 3. Juni 1918

 

Der Bonner Männer-Gesang-Verein veranstaltet unter Sauers Leitung demnächst ein Konzert (Volksliederabend) zugunsten der Ludendorff-Spende. Näheres wird noch bekannt gegeben.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Der Lehrgang über Wildfrucht in Bonn. Man schreibt uns: Auf Veranlassung der Reichsstelle für Gemüse und Obst fand hier ein zweiter Lehrgang über Wildfrüchte statt, der von mehreren Hundert Teilnehmern aus allen Gauen Deutschlands besucht war. Die Leitung hatte Professor Küster in Bonn.
   Oekonomierat Hartert von der Reichsstelle begrüßte zu Beginn der Veranstaltung die Anwesenden […]. Die Not der Zeit weise darauf hin, alles zunutze zu machen, was zur Ernährung von Menschen und Vieh beiträgt. Von allen überseeischen Ländern abgeschnitten, seien wir lediglich auf die inländische Produktion angewiesen, die im Laufe des Krieges naturgemäß geschwächt sei durch die Verringerung der Tierhaltung und somit des Düngers durch den Fortfall des künstlichen Düngers, vor allem des Stickstoffes, der in der Hauptsache zu Munitionszwecken gebraucht wird, sowie durch die verminderte menschliche und tierische Arbeitskraft. Um so dankbarer sie es zu begrüßen, daß uns die Natur Erzeugnisse liefere, die sie ohne jede menschliche Arbeitskraft hervorbringt. Dahin gehören die Wildgemüse und Wildfrüchte. Der Krieg wird in seiner Folge wirtschaftlich sich noch auf Jahre hinaus fühlbar machen, und die Sorge der Ernährung werde noch lange andauern. Darum bleibe nichts unbenutzt, was Mutter Natur an Nahrungsmitteln uns freiwillig spendet.
   Abteilungschef der Reichsstelle, Herr Dr. Bovenschen, berichtete sodann in längerer Rede über die Aufgaben und die Tätigkeit der Wildfruchtgenossenschaft, alsdann begann der Lehrgang, mit Vorträgen des Professors Küster, an die sich sowohl wissenschaftliche Ausflüge in die Umgebung als auch Kostproben von Speisen anschlossen, die Frau Professor Küster mit Sorgfalt hergestellt hatte. Besonders trefflich mundete eine Brühe aus wilden Orchideen und ein aus Wildäpfeln hergestelltes Kuchenbrot, das in seinem Geschmack geradezu an Makronenkuchen erinnerte.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)