Dienstag, 21. Mai 1918

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. Mai 1918Das Pfingstfest hat die Wetterwünsche der erholungs- und ausflugsbedürftigen Städter auf das beste erfüllt. Am hellen Tage lachte die Maiensonne in voller Pracht. Das herrliche Wetter lockte denn auch trotz Beförderungs- und anderen Kriegsschwierigkeiten die Massen der städtischen Bevölkerung ins Freie, um in Flur und Wald die Frühlingswunder der Natur zu genießen und sich an ihnen für die Anstrengungen des Alltags neu zu kräftigen. Die Staatsbahn hatte sich durch einschränkende Bestimmungen einen großen Teil des Ausflugsverkehrs ferngehalten, dennoch waren die Züge fast sämtlich überfüllt. Ganz besonders aber waren die elektrischen Bahnen und die Schiffe in Anspruch genommen. Die Rheinuferbahn hat wohl nie so starken Verkehr zu bewältigen gehabt, wie an diesen beiden Pfingsttagen, unsere Siebengebirgsbahn war in den Stunden des stärksten Andranges ganz beängstigend vollgepfropft mit Menschen, und auch die Godesberger Bahn hatte Mühe, den Andrang zu bewältigen. Für die Schiffe der Köln-Düsseldorfer Dampfschiffahrt wurden an den beiden Feiertagen allein 15.000 Fahrscheine ausgegeben, eine Zahl, die bisher an keinem Pfingstfest erreicht worden ist. Auch die Niederländer Dampfer wurden stark benutzt.

Korkholz und Korkabfälle. Am 18. Mai ist eine Nachtragsbekanntmachung zu der Bekanntmachung vom 25. September 1917 über die Beschlagnahme und Bestandserhebung von Korkholz, Korkabfällen und daraus hergestellten Halb- und Fertigerzeugnissen erschienen. Gleichzeitig ist auch eine Nachtragsbekanntmachung zu der Bekanntmachung vom 25. September 1917 über Höchstpreise für Korkabfälle und Korkerzeugnisse erschienen, durch die die Höchstpreise für eine größere Anzahl von Korkabfällen und Korkerzeugnissen erhöht worden sind.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. Mai 1918Kriegspfingsten am Rhein. [...] Daß wir ein Kriegspfingsten gefeiert haben, das wurde uns recht deutlich dadurch kund, daß wir am Pfingstsamstag einen schweren Fliegerangriff auf unsere Nachbarstadt Köln erlebten, der leider zahlreiche Opfer gefordert hat, und der Pfingstsonntag uns in Bonn um 10 Uhr vormittags, als die Stadt bereits von Fremden und Einheimischen stark bevölkert war, einen Fliegeralarm bescherte, der eine halbe Stunde lang andauerte und zeitweilig die Pfingstfreude erheblich beeinträchtigte. Glücklicherweise sind jedoch keine feindlichen Flieger über Bonn erschienen. Daß ein Teil der Bürgerschaft die Vorschriften, die für den Fall eines Fliegersangriffes ergangen sind, nicht beachtete und über die Frage, ob die Kirchenbesucher bei Fliegeralarm in der Kirche verbleiben oder die Kirche verlassen sollen, offenbar noch Unklarheit herrscht, sei nebenbei notiert. Verlohnen dürfte es sich, nach dem Vorbild von Koblenz in den einzelnen Straßen an solchen Häusern, die festgebaute Keller haben, Schilder anzubringen, durch welche die Vorübergehenden auf die Unterkunftsmöglichkeit in solchen Kellern im Falle von Fliegergefahr aufmerksam gemacht werden. [...]

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Bonner Volksspende. Die Bonner Volksspende erzielte bis zum 1. Mai d. J. ein Gesamtergebnis von rund 500.000 Mk. Das ist gewiß eine ansehnliche Summe, und die Bonner Bürgerschaft kann mit Recht stolz sein auf die von ihr bisher bewiesene Opferfreudigkeit. Arm und reich, jung und alt haben dadurch beigetragen, der Bonner Kriegswohlfahrtspflege die von ihr so dringend benötigten Mittel zuzuführen.
  
Die aus den Sammlungen der Volksspende zu leistenden Aufgaben der Bonner Kriegswohlfahrtspflege sind aber auch vielseitig und bedürfen daher großer Mittel.
  Da ist zunächst zu nennen die Verband- und Krankenerfrischungsstelle „Prinzessin Viktoria“ in Lille, die mit ihrer überaus segensreichen Tätigkeit bis jetzt schon über 4½ Millionen Soldaten verpflegt und mit Liebensgaben aller Art bedacht hat. Ihr Wirken hat sich bei den letzten großen Angriffen gegen die englische Front bei Arras, Cambrai und St. Quentin wieder hervorragend bewährt, was von militärischer Seite wiederholt rühmend anerkannt wurde. So wurden z. B. an einzelnen Tagen rund 20.000 Soldaten verpflegt. In der Zeit vom 21. März bis einschließlich 29 April d. J. wurden zusammen 172.000 Soldaten verpflegt.
   Dann kommt das Vereinslazarett „Prinzessin Viktoria“ in der Luisenstraße, die Beschäftigung arbeitsloser Frauen in den von den Vaterländischen Vereinigungen unterstützten Arbeitsstätten, die Liebesgaben für die Truppen zu Weihnachten und bei anderen Gelegenheiten, die gesellschaftliche Unterhaltung der Verwundeten in den hiesigen Lazaretten, die Ausrüstung und Unterstützung der Beförderungs-Einrichtungen bei der Ankunft der Verwundeten, die Weihnachtsbescherung der Verwundeten, die Weihnachtsbescherung der bedürften Angehörigen und Kinder unserer braven Truppen, Beihilfen für Lazarettzüge, die Beihilfen für die Kriegsbeschädigtenfürsorge, die Unterstützung der Gefangenen in Feindesland und die Ausbildung und Weiterbildung der Schwestern.
   Außer den genannten Ausgaben muß die Volksspende noch eine neue übernehmen. Es gilt die größte Not unserer aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Brüder zu lindern. Auch hierbei soll die Volksspende helfend eingreifen.
   Daß diese Einrichtungen große Summen erfordern, ist selbstverständlich. Mit den ständig wachsenden Pflichten wachsen aber auch die Ausgaben. Im Westen holt unser Hindenburg mit seinen Feldgrauen zum letzten Schlage aus. Große Siege sind bereits errungen, aber schwere Kämpfe stehen noch bevor, sodaß die Ansprüche an unser tapferes Heer und unsere Flotte noch größer werden. Wir daheim wollen uns unserer Helden würdig und dankbar zeigen. [...]
  
Die Bonner Volksspende muß aber weiter wirken und sammeln, denn noch tobt ein gewaltiger Entscheidungskampf. Sie wendet sich daher an ihre sämtlichen Mitglieder mit der dringenden und herzlichen Bitte, sie auch fernerhin nach Kräften zu unterstützen, bis der furchtbare Krieg ein Ende gefunden hat. [...]
  
Jeder gebe nach seinen Kräften und werde jeder Mitglied der Bonner Volksspende.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)