Mittwoch, 15. Mai 1918

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Mai 1918Zur Entlastung der Eisenbahnen während der Pfingstfeiertage wird der Ortsverkehr wieder, wie im Vorjahre, dahin eingeschränkt, daß von Samstag nachmittag 5 Uhr ab bis zum Abend des zweiten Feiertages nach Orten, die mit einer elektrischen Bahn erreicht werden können, keine Fahrkarten ausgegeben werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Auf dem Bonner Wochenmarkt war gestern unter anderem auch der erste neue Wirsing zu haben. In Schneidgemüse, Spinat und in hiesigem Kopfsalat war das Angebot weit größer als die Nachfrage, sodaß am Schlusse des Marktes ein größerer Ueberstand an Ware vorhanden war. Beim Kopfsalat ist dies wohl zum großen Teil auf die immer noch verhältnismäßig hohen Preise zurückzuführen. Für kleine lose Köpfchen wurden zum Beispiel durchweg 25 und 30 Pfennig für das Stück verlangt, für etwas größere Mistbeetköpfe sogar 50 Pfennig für das Stück. Trotz der enorm großen Rhabarber-Kulturen in Mondorf usw. ist auf dem ganzen Markt kaum Rhabarber zu finden. Allem Anschein gemäß ist hieran der festgesetzte Höchstpreis schuld, denn vordem kam er noch in großen Mengen auf den Markt. […]
   Hiesiger und Mainzer Spargel war so reichlich vorhanden, daß die Nachfrage im allgemeinen mal ausnahmsweise befriedigt werden konnte.
   Blumen aller Art kommen in letzter Zeit in sehr großen Mengen auf den Markt, sind aber der unverhältnismäßig hohen Preise wegen kaum zu kaufen. So werden zum Beispiel für eine einfache Schnittblume 15 Pfg. und mehr verlangt, sodaß ein einigermaßen anständiges Sträußchen immerhin den ansehnlichen Preis von 2 bis 3 Mark und mehr repräsentieren würde. Hauptsächlich im Interesse unserer verwundeten Soldaten, die doch bekanntlich viel mit Blumen beschenkt werden, wäre es sehr angebracht, Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Mai 1918wenn die Blumenverkäufer ihre Preise in etwas bescheidenerem Rahmen hielten, damit es auch dem Unbemittelten möglich wird, unseren verwundeten Kriegern einmal eine kleine Anerkennung zuteil werden zu lassen. Am städtischen Verkauf auf dem Wochenmarkt stand gestern ebenfalls der Spargel im Vordergrund. Auch hier konnte das Angebot die Nachfrage im allgemeinen befriedigen.

Regatta. Vergangenen Sonntag fand auf dem Rhein an der Gronau eine Regatta der mittelrheinischen Schülerrudervereine statt. Von Koblenz, Köln und Godesberg waren die jungen Ruderer auf den Ruf des Vorortes, des Rudervereins am Kgl. Gymnasium in Bonn, herbeigeströmt, um auf dem Wasser ihre Kräfte zu messen. Sieben spannende Rennen folgten aufeinander vom Einer bis zum Ausleger-Vierer. Am siegreichsten focht Godesberg; den Preis für den 1. Vierer, gestiftet von Ihrer Königl. Hoheit Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe, errang Koblenz, und Dollenvierer siegte Kgl. Gymnasium Bonn. Der rege Beifall der zahlreichen Zuschauerschar war ein deutlicher Beweis des Interesses, das die rheinische Bevölkerung den Ruderern, unserer Zukunft zur See, erweist, eine Anerkennung der Leistungen der einzelnen Vereine. Mit Recht schloß Herr Dr. Scheuer die Preisverteilung mit den Worten: „Lieb‘ Vaterland magst ruhig sein, solange dir ein solcher Nachwuchs erblüht.“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)