Mittwoch, 16. Januar 1918
Oel statt Butter. Diese Woche wird keine Butter abgegeben. Es gibt auf die Butter- und Fettmarke zusammen 70 Gramm Oel.
Schwerer Raub. Zwei ausländische Arbeiter wurden am Montag abend unter dem Vorwande, sie könnten ein Kleidungsstück kaufen, von einem Mädchen an den Rhein gelockt. In der Nähe des Männerasyls überfielen vier Männer die beiden Ausländer, schlugen sie nieder, verstopften ihnen den Mund und mißhandelten sie so lange, bis sie regungslos dalagen. Dann untersuchten sie die Kleidung der Ueberfallenen und raubten ihnen 200 Mark, während sie das in das Hemd eingenähte Geld nicht fanden. – Die vier Räuber, zwei Fahnenflüchtige und zwei Kriegsbeschädigte, ferner das Mädchen, das die Ueberfallenen geführt hatte, und noch ein zweites Mädchen, wurden gestern von der Kriminalpolizei ermittelt und festgenommen.
Aus dem städtischen Lebensmittelamt.
Zu der Schweineschlachtung sei darauf hingewiesen, daß der Endtermin für die Genehmigung von Hausschlachtungen vom 15. Januar auf den 31. Januar hinausgeschoben worden ist. Nach dem 31. Januar dürfen Hausschlachtungen unter keinen Umständen mehr genehmigt werden. Die Schweinehalter tun daher gut, in den nächsten beiden Wochen ihre Schweine, auch wenn sie die sog. Schlachtreife noch nicht erlangt haben, abzuschlachten oder sie dem Kommunalverband Stadtkreis Bonn zur Verfügung zu stellen. Näheres teilt hierüber die Abteilung 2 des Lebensmittelamtes mit.
Brot.
Vom 4. Februar ab fallen die bisher als Brotersatz gegebenen Kartoffeln, 1 ½ Pfund wöchentlich, weg. Das Brot soll dann mit Kartoffelzubereitungen gestreckt werden. Auf den Kopf der Bevölkerung und den Tag werden von der Reichsgetreidestelle 200 Gramm Mehl und 20 Gramm Kartoffelzubereitungen zur Verfügung gestellt, das entspricht einer Wochenmenge von vier Pfund Brot. [...]
In der letzten Zeit mehren sich die Eingaben, aus denen hervorgeht, daß einzelne Familien ihre eingekellerten Kartoffelnvorzeitig aufgezehrt haben. Derartigen Anträgen um erneute Kartoffelzuteilung kann unter keinen Umständen Folge gegeben werden; denn dadurch würden die anderen Bürger benachteiligt werden. Als Ersatz für zu früh verbrauchte Kartoffeln werden nur Steckrüben ausgegeben. Die Hausfrauen seien wiederholt gewarnt; denn bis zu 23.Februar, dem Zeitpunkt bis zu dem die eingekellerten Kartoffeln reichen müssen, ist noch eine lange Zeit. [...]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Kostenfreie Benutzung des Stadttheaters. Kapellmeister Sauer beantragt den Erlaß der Kosten für Heizung, Beleuchtung und Feuerwehr für die von ihm im Stadttheater veranstalteten sieben Symphoniekonzerte. Der Finanzausschuß befürwortet den Antrag und die Deckung der Kosten aus unvorhergesehenen Ausgaben des Haupthaushaltsplanes.
Ein Ei zum Preise von 42 Pfg. wird in dieser Woche abgegeben.
11 Grad Wärme brachte uns der gestrige Tag; gewiß eine ungewöhnliche Erscheinung im „Hartmond“. Frischfröhlicher Frost um diese Zeit ist ja schöner und gesunder, bei der jetzigen Kohlenknappheit aber sind solch warme Tage nur zu begrüßen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Für die Benagelung der Schuhe der Schulkinder wird von den Stadtverordneten ein Kredit von 10.000 Mark gefordert.
Die Metropol-Theater-Lichtspiele bezeichnen ihren neuen Film: „Weib gegen Weib“ als das Tagesgespräch Bonns, als eine künstlerische Schöpfung von märchenhafter Pracht und Schönheit. Außerdem bringen sie den ersten großen Film ihrer Hanny-Weisse-Serie, mit der Darstellerin in ihrem neuesten Filmwerk: „Der Versicherungskobold“ Lustspiel voll sprühenden Humors in 3 Akten von Paula Klär, sowie die Neuheit Grete Weixler in dem neuesten Schlager: „Der Kinokönig“, Lustspiel in 2 Akten, ferner Naturaufnahmen und Kriegsberichte.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)