Dienstag, 17. Juli 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. Juli 1917In Groß-Bonn tritt jetzt ein „denkender Hund“ auf, der ähnlich wie der Affe Consul das Publikum durch seine Intelligenz in Erstaunen setzt. Petermann, ein rauhhaariger Pinscher, exerziert, klopft Griffe, zieht nach des Tages Lasten ein Nachthemd an und legt sich, nachdem er das Licht ausgelöscht hat, behaglich ins Bett. Der gelehrige Pinscher und seine Dresseurin, Frl. Gerti Paris, ernten nach jeder Vorführung stürmischen Beifall. Auch das übrige Programm weist verschiedene gute Nummern auf: z. B. die nie versagende Fangkünstlerin Käthe Pohl, die u. a. mit acht Billardballen nach dem Takte der Musik ein Trommelfell bearbeitet. Ein urgelungenes Haus ist Stollson, der Geheimnisvolle. Auf offener Bühne wechselt er unbemerkt jeden Augenblick seine Weste und seine Handschuhe. Hüte fliegen ihm vom Kopf und kommt wieder zurück, und zum Schluß verwandelt sich der Laden, aus dem er alle seine Sachen bezieht, in einen Omnibus. Das Kunstgesang-Quartett Hoffmann erfreut mit ernsten und heiteren Liedern. Nach einem humorvollen Lied vom A=po=the=ker mußten sich die Sänger zu einer Zugabe verstehen. Für den Humor sorgt auch der hier bestens bekannte Gesangs- und Tanzhumorist Jacob Bronn, der mit neuen Vorträgen aufwartet. Willy Mendens Hausorchester sorgt aufs beste für musikalische Unterhaltung.

Polizeibericht.
[…] Ein russischer Gefangener, der sich unerlaubterweise von seiner Arbeitsstelle in Alfter entfernt hatte wurde gestern in Dransdorf von einem Feldhüter verhaftet.
   Zwei belgische Arbeiter, die seit längerer Zeit aus einem hiesigen Bäckerladen fortgesetzt Lebensmittel gestohlen hatten wurden gestern auf frischer Tat ertappt und von der Polizei dingfest gemacht.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 16. Juli. Auf frischer Tat abgefaßt wurden in verflossener Nacht drei belgische Arbeiter beim Obstdiebstahl in der Friesdorfer Gemarkung durch den Feldhüter Fuchs. Bereits 40 Pfund Kirschen und Johannisbeeren hatten die Diebe geräubert, als ihre Festnahme erfolgte.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

      

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 17. Juli 1917Kevelaerprozession. Wie aus der Anzeige in diesem Blatte ersichtlich, muß in diesem Jahre die Bahnprozession nach Kevelaer ausfallen. Die Fußprozession wird jedoch in gewohnter Weise am 15. August ausziehen. […]

Ertrunken ist beim Baden im Rhein gestern in der Nähe von Grau-Rheindorf ein auf Erholungsurlaub hier weilender Soldat. Da der Ertrunkene, der aus Hamburg stammt, ein guter Schwimmer war, nimmt man an, daß er durch einen Schlaganfall den Tod gefunden hat.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Godesberg: Ueber die 2. Erziehungswoche geht uns noch folgender Rückblick zu: Donnerstag abend fand die diesjährige Erziehungswoche ihren Abschluß. Im Unterschiede von der vorjährigen nahm sie nur 3 Tage in Anspruch, weil die Bevölkerung mit Arbeit überlastet ist. Trotzdem war der Besuch an allen Abenden wenigstens ebenso stark, wie voriges Jahr, ein Beweis, wie hoch die Bevölkerung aller Gesellschaftsklassen diese Einrichtung einschätzt. Sämtliche Redner waren auswärtige Kräfte und sehr glücklich gewählt: ein Geistlicher, Herr Diözesanpräses Dr. Giesen aus Siegburg und ein Volksschullehrer, Herr W. Lanzenberg aus Köln. Durch sämtliche Themata zog sich diesmal wie ein roter Faden die akute Frage um das „Mein und Dein“, die gerade jetzt überall im Vordergrund steht. Hat doch der Krieg die Gewissen bezüglich dieser Frage leider zu sehr eingeschläfert, bezw. betäubt. Die Diskussion war jedesmal kurz aber sehr anregend. Eine Neueinrichtung war der Fragekasten, in welchem die Besucher Fragen über Erziehungsschwierigkeiten niederlegen konnten, welche am Schlusse der Tagung ihre Lösung fanden. Statt der lebenden Bilder am Anfang war diesmal von Herren Kinobesitzer Radermacher hierselbst ein Kriegsfilm vorgeführt, der nach der ernsten Belehrung für angemessene Unterhaltung Sorge trug, indem er manche edle ideale Seite des Familienlebens zur Anschauung brachte. Auch wurden in diesem Jahre mehr kleine pädagogische Schriften in die Bevölkerung hineingeleitet, wie letztes Jahr. Besonders erfreulich war es, daß viele viele auswärtige Gäste und die leitenden Persönlichkeiten unserer Gemeinde an der Spitze Herr Bürgermeister Zander, der ganzen Veranstaltung ein so lebhaftes Interesse entgegenbrachten. Die Nutzanwendung der Tagung soll auch diesmal gedruckt und jeder Familie zugestellt werden. Wir schließen uns von ganzem Herzen dem Wunsche an, welchen der Leiter der Erziehungsabende, Herr Dechant Dr. Winter am Schlusse zum Ausdruck brachte: „Mögen die verflossenen Abende heilige Liebe zu den unsterblichen Kinderseelen in unseren Herzen entzünden und von Gottes reichstem Segen begleitet sein“.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)