Samstag, 14. Juli 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. Juli 1917Volksspende zum Ankauf von Lesestoff für Heer und Flotte. Bücher gehören zu den wertvollsten Gaben, die heimatliche Liebe unseren deutschen Brüdern im Felde jetzt noch spenden kann. Der Daheimgebliebenen Pflicht ist es, dazu beizutragen, daß der Geist unserer Truppen in langer, ermüdender Kriegsarbeit frisch bleibe. Die Vaterländischen Vereinigungen in Bonn haben es übernommen, die Sammlung von Geldbeiträgen im Stadtbezirke Bonn in die Wege zu leiten, sie werden daher in der nächsten Woche besondere Sammeltage veranstalten. Die Bonner Volksspende wird durch ihre Einnahmen Zeichnungen entgegen nehmen, ebenso nehmen die hiesigen Banken und die Stadtkasse Beiträge in Empfang.
     Mitbürger! Der Opersinn der Bürgerschaft darf nicht versagen, wenn es sich um das Wohl unserer Brüder im Felde handelt! Gebt daher reichlich!

Schleichhandel mit Süßstoff. Der Handel mit Süßstoff, auch die Weitergabe zum Einkaufspreis, ist verboten. Es wird trotzdem häufig Süßstoff angeboten. In der Regel handelt es sich um eine Zubereitung, die durch Beimengungen von kohlensaurem Natron, Gips oder dergleichen verfälscht ist und an Stelle einer 450fachen nur eine 30- bis 50fache Süßkraft aufweist. Süßstoff wird durchweg zu einem sehr hohen Preis, der den allgemeinen um ein Vielfaches übersteigt, angeboten. Vor dem Ankauf derartigen Süßstoffes kann nur dringend gewarnt werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Metalldiebe. Achtet auf die messingenen Türklinken und Türbeschläge, sowie auf Dachrinnen, Regenabflußrohre und dergl. Diese Mahnung muß jetzt ergehen, da in Bonn neuerdings Metalldiebe auftauchen, die heimliche Metallsammlungen vornehmen, ohne sich mit den Hausbesitzern in Verbindung zu setzen. An einzelnen Häusern der Innenstadt haben die Metallfreunde deutliche Spuren ihres Wirkens hinterlassen. Verschiedentlich sind sie auch in Ausübung ihres Gewerbes gestört worden. Man lasse daher keine Haustüren offen stehen und beobachte unbekannte Besucher genau auf ihre Absichten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 13. Juli. Am gestrigen dritten und letzten Erziehungsabend der kath. Gemeinde Godesbergs behandelte Lehrer Langenberg aus Köln das Thema: „Die häuslichen Erziehungsschwierigkeiten bei der schulpflichtigen Jugend, ihre Ursachen und Mittel zur Abhilfe“. Redner empfiehlt als Abwehr- und Heilmittel die Ueberwachung des Genusstriebes, die Erziehung zu Hochachtung vor fremdem Besitz, das frühe Anhalten zur Arbeit und zur treuen Pflichterfüllung, die Gewöhnung an Sparsamkeit, die Ueberwachung der Lebensführung, das machtvolle Beispiel der Eltern, das gemeinsame und einzelne Gebet, sowie die treue Unterstützung der Erziehungsarbeit von Schule und Kirche. In der allgemeinen Aussprache wies Herr Bürgermeister Zander auf die gerade in unserer Zeit sich geltend machende Verletzung des fremden Eigentums hin. Auch derjenige mache sich des Eigentumsvergehens schuldig, der über das Maß des dringlichen Bedarfs hinaus einkaufe und über Preis bezahle. Alle Kräfte müßten daran gesetzt werden, den rechten Begriff über das Eigentum in das Volk hineinzutragen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)

In dem Mittwochskonzert der Feldkapelle der 160er wurde als Nummer 4 der Vortragsfolge eine „Fantasie aus der Oper „Der Bajazzo“ von Leoncavallo verheißen. Es sei deshalb daran erinnert, daß gerade dieser Tonmeister sich zu Anfang des Krieges zu einem argen Deutschenschmäher entwickelt hat. Es hieße daher, ihm zu viel Ehre anzutun, wollte man Werke von ihm öffentlich zum Vortrage bringen. Wir werden ja schon in Cafés, Bier- und Lichtspielhäusern usw. genug mit italienischer Musik gefüttert, obwohl bessere deutsche reichlich zu Gebote steht, und verzichten deshalb bei ernsteren Veranstaltungen, wie Wohltätigkeitskonzerten, ganz besonders gern auf diese leichte Kost, auch wenn sie von einer Frontkapelle gespendet wird, die vielleicht das Hassen verlernt hat. S.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

      

Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
[...] Die Kartoffelerzeuger im Stadtkreise Bonn werden nochmals dringend aufgefordert, die geernteten Frühkartoffeln an das Kartoffellager Schlachthof, Immenburgstraße 20, oder an die nachstehenden Aufkäufer abzuliefern:
    Kartoffelgroßhandlung Vianden, Kölnstraße 7, Kartoffelhandlung Mathias Schüller, Kessenicherstraße 16, Kartoffelhandlung August Fey, Endenicherstraße 353.
    Der Schleichhandel mit Kartoffeln wird mit den härtesten Strafen entgegengetreten werden.
    Es dient zum allgemeinen Nutzen, wenn das Verbot des Kartoffelaufkaufs und Kartoffelverkaufs genauestens beachtet wird. Jeder, der es übertritt, gefährdet die gleichmäßige Versorgung der Bevölkerung, die nur alleine das wirtschaftliche Durchhalten ermöglichen kann.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)