Freitag, 13. Juli 1917

      

Kaffee. Für die Zeit vom 15. Juli bis 25. August wird auf die Warenmarken 152 und 153 zusammen ein halbes Pfund Kaffeemischung abgegeben. Die Geschäftsinhaber müssen die Kundenlisten dem Lebensmittelamt einreichen.

Verbot der Herstellung von Obstbranntwein. Obst, Obsterzeugnisse aller Art und Rückstände von Obst dürfen gewerbsmäßig zur Branntweinherstellung nicht verwendet werden. Ausgenommen sind solche Kirschen, die sich zum Genusse im rohen Zustande nicht eignen und herkömmlich in ihrem Erzeugungsgebiet ausschließlich zur Branntweinherstellung verwendet werden (Brennkirschen). Weintrauben gelten nicht als Obst im Sinne dieses Verbotes.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

      

Warnung vor Eisenbahndieben. In letzter Zeit wurden auf dem hiesigen Bahnhof Damen beim Ein- und Aussteigen ihrer Uhren und Geldbörsen beraubt. Die Taschendiebe drängen sich an den Abteiltüren mit Gewalt an die Reisenden heran und üben dann im allgemeinen Trubel die Diebstähle aus. Auch an den Fahrkartenschaltern benutzen die Taschendiebe das Gedränge, um ihr sauberes Handwerk auszuüben. Zu den Zügen, die nachmittags 2½ Uhr von hier nach Coblenz und Euskirchen fahren, ist der Andrang an den Fahrkartenschaltern immer derart groß, daß es den Spitzbuben leicht gemacht wird, Taschendiebstähle auszuüben. Die Schuld liegt aber in den meisten Fällen bei den Reisenden selbst, da sie erst im letzten Augenblick zu den Fahrkartenschaltern stürzen und in der Aufregung gar nicht merken, daß sie bestohlen werden. Abhülfe kann nur dann geschaffen werden, wenn sich die Reisenden dazu verstehen, ihre Fahrkarten schon vorher zu lösen; namentlich empfiehlt sich das für die Züge nach Euskirchen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 12. Juli. Im gestrigen zweiten Erziehungsabend der katholischen Gemeinde Godesberg sprach vor zahlreicher Zuhörerschaft Herr Gymnasialdirektor Giesen aus Siegburg über das Thema: „Warum die Godesberger Eltern über ihre Kinder klagen“. Redner zeichnete in fesselnden Ausführungen, wie die Familien-, Arbeits- und persönlichen Verhältnisse durch den Krieg umgeschaffen worden seien. Durch das Einstellen in die Fabrikgroßbetriebe hätten heute die Leistungen der Jugendlichen große Bedeutung erhalten. Diese erhebliche Steigerung ihrer Arbeitsbewertung und die fabelhafte Löhnung steigere bei den Jugendlichen das Selbständigkeitsgefühl und die Selbstüberhebung weit über das zukommende Maß hinaus. Die Folge davon sei das Schwinden der Einordnung und Unterordnung in die altgewohnten Familienverhältnisse und der Hang zum verhängnisvollen Ausleben. Eine richtige Wertung des Geldes gehe den jungen Arbeitern verloren und mit ruhmsüchtiger Eitelkeit würden die tollsten Preise für zweifelhafte Genüsse als etwas ganz Selbstverständliches gezahlt. Herr Kaplan Schopen schloß die an die trefflichen Ausführungen anschließende Aussprache mit dem Mahnruf an die Mütter: „Wahrt euch die Autorität bei Euren Kindern. Dies ist der Grundton und das Grundmittel aller Erziehung.“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)

    

Wer vieles bringt, wird Manchem etwas bringen. Das Wort gilt auch von dem bärtigen Landsturmmann, der als fliegender Buchhändler abkommandiert ist. Wie ist sein Affe schwer gepackt! Aber er keucht ganz gern mal unter der Last daher, von der er weiß, daß sie den Kameraden unendlich viel Freude machen wird. Sein Weg führt ihn von Graben zu Graben, oft bis in die ersten Linien, von allen Feldgrauen freudig begrüßt. Trägt er im Tornister doch den sehnlichst erwarteten Lesestoff, der unseren armen Truppen in der Kampfzone wie ein wahrer Freund in der Not erscheint. Aus allen Winkeln des Grabens schwillt es ihm entgegen: „Was bringst du uns heute? Hast du dies, hast du jenes Buch?“ Es beginnt ein Fragen, Suchen, Wählen, Tauschen, daß der Geplagte kaum weiß, wie er allen Wünschen gerecht werden soll. Aber schließlich ist jeder Soldat befriedigt und zieht sich still beglückt in eine Leseecke zurück. Unser Landsturmmann kennt allmählich den Geschmack seiner Brüder, und die Richtung ihrer geistigen Bedürfnisse in dieser schweren Zeit. Ist es nicht ein herrliches Amt, noch Glück selbst dahin zu tragen, wo Kampf und Vernichtung toben? Laßt uns alle an diesem Liebeswerk mithelfen und immer wieder bereitwillig Geld spenden zu weiterem Ankauf von Lesestoff für unser tapferes Heer.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)