Sonntag, 4. Februar 1917

     

Die Schulen wegen Kohlemangels geschlossen. Wie uns Herr Schulrat von Baedorf mitteilt, bleiben sämtliche Volksschulen, die städtischen höheren Schulen und die Fortbildungsschule diese ganze Woche wegen Kohlemangels geschlossen.

Wie macht man Steckrüben durch Darren haltbar? Um auf viele Monate hinaus Steckrüben haltbar zu machen, genügt es, den Rüben den Wassergehalt zu entziehen. Das ist auf verschiedene Weise leicht und für jedermann möglich. Die Rüben sind zu putzen, zu schälen und in ziemlich kleine Scheiben zu schneiden. Diese Scheiben lege man zum Trocknen auf Hürden und diese sind auf den Ofen, den Herd oder die Zentralheizvorrichtung zu stellen. So ist es ohne besondere Ausgaben möglich, nebenher das Trocknen zu besorgen.
   Die Hürden kann jeder sich selbst sehr leicht, z. B. aus alten Kisten, in die ein Rahmen mit einer alten Gardine oder sonstigen alten, durchlässigen Zeug oder durchlochten Brettern oder Draht eingespannt wird. Es kommt nur darauf an, daß die Hitze an die zu trocknenden Steckrüben gelangt.
   Außerdem ist das Trocknen auch möglich, indem man die in Scheiben geschnittenen Steckrüben auf Fäden in der Art einer Wäscheleine in erwärmten Räumen aufspannt. Es ist darauf zu achten, daß die Scheiben wirklich genügend ausgetrocknet werden, denn je trocknet, desto haltbarer sind sie. Die getrockneten Scheiben oder Schnitzel müssen knusperig hart sein. Man rechnet, daß aus 100 Pfund Roh-Steckrüben, wenn sie sachgemäß gedorrt sind, etwa 9 bis 10 Pfund Trockenware hergestellt wird, weil etwa 90 v. H. Wasser verdunsten sollen. In Wirklichkeit geht natürlich durch das Trocknen nichts an Wert verloren, denn den vollen Wasserverlust nimmt später das Trockengut, das vor dem Kochen einzuweichen ist, innerhalb kurzer Zeit sofort wieder auf. Auch geht bei richtigem Trocknen der Rüben an Geschmack und Gehalt nichts verloren. Die getrockneten Rüben müssen in trocknen Räumen, und zwar am besten in aufgehängten Beuteln aus luftdurchlässigem Stoff, aufbewahrt werden.
    Saure Steckrüben einzulegen. Die Steckrübe wird in Scheiben geschnitten, abgeschält und fein geschnitzelt. Dann lege man die Schnitzel in ein sauberes Faß oder einen Steintopf, mischt Salz darunter und stampft oder drückt sie so fest wie möglich. Bei Fässern benutzt man hierfür eine hölzerne Keule. Man kann nach Gefallen auch Pfefferkörner, Wacholderbeeren oder Kümmel zwischen streuen. Auf die Füllung legt man oben ein seidenes Tuch und darüber einen anschließenden Holzdeckel, den man am besten mit einem Stein beschwert. Zunächst stelle man das Gefäß in einem warmen Raume auf, bis die Masse stark in Gärung übergegangen ist. Hinterher muß es in einem luftigen und kühlen Raume aufgestellt werden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Kein Achtuhr-Ladenschluß für den Handel mit Tabakerzeugnissen. Man schreibt uns: Der Verein aller Tabakinteressenten hatte an den Minister für Handel und Gewerbe eine Eingabe gerichtet, in der darum gebeten wurde, auch den Tabakhändlern ebenso wie den Lebensmittelhändlern zu gestatten, ihre Geschäfte bis 8 Uhr abends offen zu halten. Die Eingabe wies darauf hin, daß bisher in allen Verordnungen, bei denen es um eine Beschränkung der Verkaufszeit handelte, der Zigarrenhandel den Lebensmittelgeschäften gleichgestellt wäre. Da erfahrungsgemäß der Umsatz in den Geschäften des Tabakhandel in der Stunde zwischen 7 und 8 Uhr abends den größten Umfang des ganzen Tages erreicht, würden zahllose mittlere und kleinere Existenzen durch den Siebenuhr-Ladenschluß eine schwere Schädigung erleiden. Auf die Eingabe ist seitens des Ministers ein ablehnender Bescheid erteilt, da Zigarrengeschäfte nicht zu den Verkaufsstellen gehörten, in denen im Sinne der Bekanntmachung über die Ersparnis von Brennstoffen und Beleuchtungsmitteln der Verkauf von Lebensmitteln betrieben wird.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Victoriabad. Wie es heißt, soll das Victoriabad wegen Einschränkung des Kohleverbrauchs geschlossen werden. Auch Köln hat vor einiger Zeit das Hohenstaufenbad aus demselben Grund geschlossen, jedoch hat man die Badeanstalten in der Fleischmengergasse offen gehalten, um den weniger bemittelten Bürgern nicht die Wohltat eines Bades zu nehmen. Da wir hier in Bonn nur über eine Badeanstalt verfügen, wäre zu erwägen, wenigstens die Brausebäder und eventuell auch die Wannenbäder in der Folge offen zu halten, um namentlich der Arbeiterbevölkerung die Wohltat eines Reinigungsbades nicht zu nehmen. Die Schließung der großen Schwimmhallen, die naturgemäß in der jetzigen Zeit weniger Besucher aufzuweisen haben, würde schon eine erhebliche Kohleersparnis bedeuten. Ein Badegast.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

      

„Auf dem Römerplatz“. Dieser Ausdruck gilt jedem Bonner Bürger als öffentliche Brandmarkung als schlechter Zahler und aus diesem Grunde hat unser humanes Zeitalter die Zwangsverkäufe für Möbel in den letzten Jahren in die Pfandkammer verlegt. – Umso mehr Aufsehen erregte ein heute um die Mittagszeit auf dem belebten Römerplatz [heute: Remigiusplatz] abgehaltener Zwangsverkauf durch städtische Vollziehungsbeamte. Der Stadtverwaltung dürfte das Volksgefühl doch wohl noch bekannt sein und sie hätte allen Grund, in dieser schweren Zeit ihre Zwangsmaßnahmen zur Beitreibung von Steuern nicht öffentlich zur Schau zu stellen. – Das zahlreich erschienene Publikum gab denn auch bei dieser Gelegenheit seinem Gefühl in für die Stadt wenig schmeichelhafter Weise zum Ausdruck.
  
Hoffentlich tragen diese Zeiten dazu bei, daß solche häßlichen mittelalterlichen Zustände in unserer schönen Stadt endgültig verschwinden. J. S.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)