Freitag, 2. Februar 1917
Soldatenheim. An der Kaisergeburtstagsfeier im Soldatenheim am letzten Sonntag nahmen auch eine Anzahl Ehrengäste teil. Das Kaiserhoch brachte Generalleutnant Exzellenz v. Boetticher aus. Die Festrede hielt Herr Klutmann. Außerdem sprach noch Geheimrat Rochoss über Hindenburg. Von den gebotenen Unterhaltungen sind die Chorlieder des Bonner Männergesangvereins und ein flottgespielter Schwank zu nennen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Groß-Bonn. Die Leitung von Groß-Bonn, die immer bemüht ist, den Besuchern durch Verpflichtung von bewährten Kräften etwas Gutes zu bieten, hat auch für die erste Hälfte des Februar wieder eine Reihe von vorzüglichen Künstlern verpflichtet. Mit einigen, dem Ernst der Zeit angepaßten Liedern und Rezitationen eröffnet die Vortragskünstlerin Lola Loris die Vortragsfolge, dann zeigen die drei Merau, ein Herr und zwei Damen, akrobatische Sportspiele, die von großer Kraft und Geschicklichkeit zeugen. Den meisten Beifall können aber die beiden lustigen Dachauer Lauter und Priem einheimsen, die singen und jodeln und sogar mit einem echten Schuhplattler aufwarten. Tänzerinnen und ein Spaßmacher (früher Clown genannt) mit dressierten Hunden füllen das übrige Programm aus.
Kriegspatenversicherung. Wir teilten unlängst mit, daß der Ausschuß für die Kriegshilfe der Stadt Bonn es abgelehnt habe, diese Versicherungsart durch Versicherungsgesellschaften zu fördern, da der Zweck der Kriegspatenversicherung, der auf Ersparnis im Interesse der Kriegswaisen ausgerichtet ist, auf weit wirtschaftlichere Art erreicht werden könne durch unmittelbare Einlagen, seien es einmalige größere oder regelmäßige kleinere bei einer Sparkasse.
Die Städtische Sparkasse hat sich denn auch bereit erklärt, den Inhabern von Kriegspatenbüchern einen Ausnahmezinsfuß von 5 Prozent zu bewilligen. Die Rückzahlungen dürfen indes nicht vor Ablauf von 10 Jahren seit der ersten Einzahlung und nur mit Genehmigung des Waisenamtes der Stadt Bonn erfolgen.
Auf diese Weise wird ein Ausbildungskapital gewonnen, das es manchem Jugendlichen ermöglicht, eine Lehre durchzumachen, anstatt sich dem ungelernten Arbeiterstand zuzuwenden. Andererseits ist die unbedingt erforderliche Kontrolle über die richtige Verwendung des Sparguthabens gegeben durch das Waisenamt. Ohne seine Kontrolle würde das in guter Absicht gegebene Ausbildungskapital oft unnütz oder von Angehörigen zu eigennützigen Zwecken verwendet werden.
Zieht ein Jugendlicher, der mit dem Kriegspatenbuch bedacht ist, von Bonn fort, so erfolgt die Ueberweisung an die zuständige Gemeindebehörde.
Wer also gewillt ist, durch Uebernahme der Fürsorge für eine Kriegerwaise einen Teil der Dankesschuld gegen unserer Krieger, die ihr Leben für das Vaterland gelassen haben, abzutragen, dem bietet sich hier Gelegenheit. Wer schuldlose, arme Opfer des Krieges, denen der treusorgende Vater, vielleicht auch die lebende Mutter genommen, ist, betreuen will übernehme eine solche Patenstelle.
Nähere Auskunft erteilt jederzeit bereitwillig die „Kriegerwitwen- und Waisenfürsorge der Stadt Bonn, Franziskanerstraße 9, Erdgeschoß.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städtische Kriegshinterbliebenenfürsorge. Für die bisher von der „Städt. Zentralstelle für Auskunftserteilung und Hilfe jeder Art“ bearbeitete Hinterbliebenenfürsorge ist eine besondere Abteilung „Kriegerwitwen- und Waisenfürsorge Bonn (Stadt)“ Franziskanerstraße 9, Erdgeschoß, eingerichtet worden. Diese hat über alle bedürftigen Kriegshinterbliebenen in der Stadt Bonn Kartenblätter angelegt, welche einen genauen Einblick ihrer Verhältnisse geben, damit unter Berücksichtigung der sozialen Lage der Familie vor dem Krieg wohlwollend beurteilt werden kann, in welcher Weise die Hinterbliebenenfürsorge in der erfolgreichsten Weise eingesetzt werden kann.
Die Bemessung der Renten für Witwen und Waisen, die Bereitstellung reichlicher Mittel von privater Seite ist ohne Zweifel von großer Bedeutung bei der Hinterbliebenenfürsorge. Denn auch hier bedarf es, wie auf allen Fürsorgegebieten einer persönlichen Arbeit, die erst die geldlichen Zuwendungen zu einer wirklichen Hilfe zu gestalten vermag.
Den Witwen fehlt in erster Linie nicht nur der Ernährer, sondern der persönliche Halt, der starke Schutz für die Erziehung der Kinder.
Sie bedürfen einer kundigen Beratung, wie sie ihr ganzes Leben und die Erziehung ihrer Kinder einrichten sollen. Sie müssen, soweit sie sich nicht selbst helfen können, mit den vorhandenen Hilfseinrichtungen bekannt gemacht werden. Nicht weniger ist es notwendig, daß die gesammelten Gelder in geeigneter Form denen zur Verfügung gestellt werden, die durch Erfahrung und Kenntnisse berufen sind, jene unerlässliche persönliche Arbeit zu leisten.
Die Kriegerwitwen- und Waisenfürsorge Bonn (Stadt), welche so ausgestaltet wird, daß sie den vollen Ueberblick über alle bedürftigen Kriegshinterbliebenen in der Stadt erlangt, ist die berufene Auskunfts- und Beratungsstelle für alle amtlichen und privaten Fürsorgebestrebungen für Kriegshinterbliebene.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)