Freitag, 4. Februar 1916

    

Erinnerungsfeier. Am Montag waren die Schüler und Schülerinnen der Poppelsdorfer evangelischen Schule vor der Arndt-Eiche zur Nagelung erschienen. Nach dem Vortrag des Liedes „Mein Preußen steht so stolz und groß“ und des Gedichtes „Ich kenne nur Deutsche“ sprach der Hauptlehrer der Schule, Herr Brückersteinkuhl, über den Dank des deutschen Volkes an Kaiser, Heerführer und Heer und die rechte Vaterlandsliebe. Er gedachte der Helden, die ihre Treue zu Kaiser und Reich mit ihrem Herzblute besiegelt haben, insonderheit des in Frankreich gefallenen, treuen Lehrers und lieben Mitarbeiters, seines besten Schülers und Freundes Jakob Christmann, der mit heller Begeisterung und zuversichtlich in den Kampf für sein heißgeliebtes Vaterland hinausgezogen war. Dann ließ er den Helden noch einmal zu den Kindern reden: „Mein Wahlspruch ist: Furchtlos und treu. Als junger Soldat habe ich mir vorgenommen, immer und überall meine Pflicht bis aufs äußerste zu tun. Wir Lehrer sind nicht allein dafür da, Geschichte zu lehren, sondern auch Geschichte zu machen. Daran will ich immer denken. „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte.“ Der will auch jetzt keine – keine deutschen Knechte soll es geben, dafür will ich kämpfen, kämpfen bis zu letzten Atemzuge. Möge Deutschland nach dem Kriege schöner und stärker dastehen! Möge es wachsen, kraftvoll, zu gigantischer Stärke! Hurra, mein Deutschland!“ (Aus einem Briefe vom 16. Juni 1915.) Nach dem Kaiserhoch, dem Singen des Liedes „Hindenburg“ und dem Vortrag des Gedichtes „Zur Errichtung der Arndt-Eiche in Eisen“ fand die Nagelung statt.

Verein Frauenbildung – Frauenstudium. Am 2. Februar fand in den Vereinsräumen Riesstr. 11 die Jahresversammlung des Vereins Frauenbildung – Frauenstudium statt. Die Vorsitzende, Frau Steinmann, betonte, daß die Arbeit des Vereins in diesem Jahre weniger auf seinem eigentlichen Vereinsgebiet als in der Kriegshilfe geleistet worden sei. Der Jahresbericht brachte Einzelheiten über die verschiedenen Arbeitsgebiete, wie die Nähstube, die Berufsberatungsstelle, das Soldatenheim, die Kriegsspende u. a. Zum Kassenbericht wurde mitgeteilt, daß die Mittel des Vereins in Kriegsanleihe angelegt worden seien. Der alte Vorstand wurde wiedergewählt und Frau Hohrath als achtes Mitglied neu hinzugewählt. Dann ergriff Frau Leonore Niessen-Deiters das Wort zu ihrem Vortrag: „Deutsche Frauen als Kulturträgerinnen im Auslande. Eine Friedensaufgabe für die Frauen.“ Sie führte etwa aus: Wir müssen im Krieg die Friedensaufgaben vorbereiten. Der deutsche Soldat, der deutsche Kaufmann haben ihren Platz in der Welt erobert. Deutsches Wesen, deutsches Geistesleben hinauszutragen, wird die besondere Aufgabe unserer Frauen nach dem Kriege sein. (...)

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Städtischer Butterverkauf. Am Freitag nachmittag um 3 Uhr findet im Hofe Franziskanerstraße 8a der Verkauf der in dieser Woche eingegangenen ausländischen Butter statt. Der Preis beträgt 2,80 Mk. für das Pfund.

Falsche Gerüchte über eine bevorstehende Schweinebeschlagnahme. Man schreibt uns: nach Mitteilungen aus landwirtschaftlichen Kreisen hat das Gerücht über eine bevorstehende Beschlagnahme der Schweinebestände weitgehende Beunruhigung auf dem Lande hervorgerufen. Derartige Gerüchte sind natürlich völlig aus der Luft gegriffen und werden lediglich in der selbstsüchtigen Absicht verbreitet, um die Landwirte zu überstürztem Abstoßen ihrer Schweine zu veranlassen. Der vorzeitige Verkauf halbausgemästeter Tiere schädigt aber nicht nur den einzelnen Viehhalter, sondern er beeinflußt durch den damit verbundenen Ausfall an Fleisch und Fett auch die Volksernährung im allgemeinen sehr ungünstig. Gegen derartige Ausstreuungen muß daher mit allen Mitteln eingeschritten werden. Der Schweinemäster sollte sich dadurch nicht beirren lassen, sondern, soweit er [es] das vorhandene oder erreichbare Futter irgend gestattet, stets darauf bedacht bleiben, sein Vieh bis zur Schlachtreife aufzufüttern. Denn nur durch eine Fleischerzeugung, die unsere vorhandenen Futtervorräte in vollem Maße zur Ausnutzung bringt, kann die Fleischversorgung unserer Bevölkerung in befriedigender Weise durchgeführt werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)