Mittwoch, 2. Februar 1916
Bonner Wehrbund. Am verflossenen Samstag abend fand eine Uebung statt. Eine Abteilung hatte den Auftrag, die Kasselsruhe zu verteidigen. Bevor sie zur Ausführung des Auftrages überging, wollte sie versuchen, den Gegner durch einen Ueberfall zurückzuschlagen. Die Absicht mißlang jedoch, weil der zur Ermittlung der Anmarschwege des Gegners ausgesandte Kundschafter gefangen wurde. In der Dunkelheit – nicht zehn Schritte weit war zu sehen – erfolgte nun die Besetzung der Stellung. Dann wurden auf den verschiedenen Anmarschwegen, die für den Gegner in Betracht kamen, Posten und Feldwachen ausgestellt. Wie schwer es in der Dunkelheit für die Posten ist, ihre Pflichten zu erfüllen, lernte die Jungmannschaft bei dieser Gelegenheit. Mit Ausnahme des Gehörs sind alle Sinne ausgeschaltet; es gibt nur zu horchen und fein zwischen den verschiedenen Geräuschen, die hörbar werden, zu unterscheiden, um die Annäherung des Gegners festzustellen. Lange liegt der Haupttrupp in spannender Erwartung, auf das Eintreffen von Meldungen von der Vorpostenkette harrend. Der Gegner nimmt sich Zeit mit seinem Anmarsch, wohl um die Wachsamkeit der Verteidiger einzuschläfern und sie plötzlich zu überfallen. Endlich naht in fliegender Hast ein Vorposten mit der Nachricht, daß im Walde Schritte gehört worden sind und der Feind bald da sein wird. Da ist Eile notwendig. Schnell wird festgestellt, daß der Einbruch nur von der Westseite erfolgen kann. Nun wirbeln die Trommeln, schallen die Hörner und mit Hurra wird die westliche Seite der Stellung besetzt und der auf dieser Seite erfolgte Angriff abgeschlagen. Aber von Süden naht ein zweiter Trupp der Gegner. Die dort liegende Feldwache hat er gefangen genommen, so daß keine Meldung von seiner Annäherung eintraf. Unbemerkt wäre er eingedrungen, hätte sein zu frühzeitiges Hurra ihn nicht angekündigt. Auch ihm kann das Eindringen noch verwehrt werden. Dem dritten Trupp der Gegner, der von Norden herangezogen ist, gelingt es aber, ohne Gegenwehr in die Stellung einzudringen. Der Krieg im Frieden war zu Ende, und mit der Musik vorauf zogen die Abteilungen des Wehrbundes zurück in die Stadt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine Liebesgabensendung von 7500 Zigarren übermittelte die Zigarrenfabrik von Gebr. Korte in Bonn den hiesigen Reserve-Lazaretten.
Eine Diebesbande von vier Köpfen, drei Männer und eine Frauensperson, wurde gestern von der Kriminalpolizei verhaftet und in Untersuchungshaft eingeliefert. Sie hatten in einer Konditorei auf der Remigiusstraße einen Einbruch verübt und dort verschiedene Torten uns sonstige Gegenstände gestohlen. Bei einer Haussuchung wurden Dolche, Schmucksachen, Halsketten usw. gefunden, die aus anderen Einbrüchen, u. a. in der Bonngasse herrühren. Einer der Diebe war noch im Besitz eines Stempels eines hiesigen Metzgermeisters.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Arndt-Eiche in Eisen. Am verflossenen Sonntag erschien u. a. der Sebastianus-Schützen-Verein Bonn-Endenich an der Eiche mit der Fahne und 10 Mitgliedern zur Nagelung; die übrigen Mitglieder, 43 an der Zahl, stehen im Felde. Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Joh. Schmitz, hielt eine kernige Ansprache, welche in einem Hoch auf Kaiser und Reich schloß. In die Kaiserhymne, welche die konzertierende Militärkapelle begleitete, stimmte die tausendköpfige Zuhörerschaft auf dem Münsterplatze begeistert ein.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Die glänzenden Erfolge unserer Luftschiffe [Zeppelin-Angriffe auf englische Städte am 31. Januar] haben erfreulicherweise das Bonner Garnison-Kommando veranlaßt, dem Tage durch Glockengeläute ein festliches Gepräge zu geben. Ferner konzertierte heute Mittag von 12 bis 1 Uhr aus dem selben Anlaß die zur Zeit in Bonn weilende Infanterie-Kapelle an der Arndt-Eiche auf dem Münsterplatz. Merkwürdigerweise schien in der hiesigen Bevölkerung wenig Stimmung zu herrschen über diesen doch wirklich großartigen Erfolg.
Wie wir ferner erfahren, soll in Zukunft bei jedem bedeutenden Sieg außer dem festlichen Glockengeläute an der Arndt-Eiche Konzert stattfinden. Jenachdem die Kapelle frei ist, soll das Konzert entweder am selben Abend oder am nächsten Mittag sein. Recht vorteilhaft für unsere Bonner Kriegswohlfahrtspflege wäre es, wenn bei solchen Konzerten an der Arndt-Eiche eine Büchsen-Sammlung unter dem Publikum veranstaltet würde.
Die Kochkistenvorführung durch den Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe wird wegen des großen Andranges von nun an zweimal wöchentlich, Donnerstag und Freitag nachmittag von 4 – 6 Uhr in der Beratungsstelle am Hof stattfinden; ebenso ist es notwendig geworden, die Beratungsstunden auszudehnen; sie sind vorläufig auf Montag, Dienstag und Samstag nachmittag 4 – 6 Uhr und Dienstag, Mittwoch und Freitag vormittag 10 – 12 Uhr festgesetzt worden.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)