Bonn 1914-1918
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    • Belletristik
  • Textbeiträge
    • Das erste Kriegsjahr
    • Liebesgabenfahrten 1914
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      • -- Dokumente
    • Der Kriegswinter 1916/17
    • Die letzten Monate
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Sonntag, 11. April 1915  

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 11. April 1915Städtische Sparkasse. Nach dem Vorgang anderer Sparkassen und aller hiesigen Bankfilialen wird die Städt. Sparkasse, da die Zahl ihrer Angestellten sich namentlich durch Einberufungen fortwährend verringert, ihre Schalter bis auf weiteres nachmittags schließen. Vormittags sind sie aber schon von 8½ Uhr ab für den Verkehr geöffnet; es wird dem Publikum empfohlen, die Frühstunden auszunutzen.

In den Viktoria-Lichtspielen (Gangolfstraße) werden zwei große Dramen: Die Nilbraut und Versiegelte Lippen und eine dreiaktige Kinoposse, Wer ist Zwiebelbaum? im Film vorgeführt.

  (Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. April 1915Ein Bäcker in Godesberg hat verbotswidrig Weißbrot gebacken und als Zwiebackverkauft, trotzdem es nicht geröstet war. Er wurde vom Schöffengericht gestern zu 40 Mk. Geldstrafe verurteilt.

Schülerversetzungen. Man schreibt uns: Infolge der Kriegsverhältnisse sind sowohl an den höheren Schulen, wie auch an den Volks- und Mittelschulen Störungen mancherlei Art unvermeidlich gewesen, wie sie durch das Fehlen von Lehrkräften, durch Vertretungen und Verschiebungen im Unterrichte, durch häufigen Lehrerwechsel und Ausfall von Stunden bedingt wurden. Auch sind Lehrer und Lehrerinnen wie auch die Kinder durch die überwältigenden Eindrücke der großen Zeit, die wir durchleben, vielfach auch durch großes Unglück in den Familien in der regelmäßigen Arbeitsleistung beeinträchtigt worden. Daher haben die Lehrziele auch vielfach nicht in der Weise erreicht werden können, wie es unter normalen Verhältnissen gefordert werden müßte. Nun hat der Unterrichtsminister unterm 29. Januar und neuerdings am 1. März ds. Js. In dankenswerter Anzeige im General-Anzeiger vom 11. April 1915Weise die ihm unterstellten Aussichtsorgane angewiesen, daß bei den Versetzungen der Schüler an allen öffentlichen Unterrichtsanstalten auf die oben genannten Hemmungen gebührend Rücksicht genommen werde, besonders wo es sich um Schüler und Schülerinnen handelt, die sonst den Anforderungen der Schule entsprochen haben. Insbesondere soll dabei der Gesichtspunkt maßgebend sein, ob der zu versetzende Schüler oder die Schülerin imstande sein wird, mit Erfolg an dem Unterricht der von ihnen zu besuchenden nächst höheren Klasse teilzunehmen. Durch diese Bestimmung ist sowohl der Schule wie auch dem Elternhaus eine große Sorge abgenommen.

Wald- und Blumenschutz im Frühlinge. Man schreibt uns. Allgemach beginnt Wald und Flur den Winterschlaf abzuschütteln, und die sehnsüchtig erwarteten Boten des Vorfrühlings: Amselschlag, Birkengrün und Anemonenduft haben bereits ihre Karte abgegeben. Wie nun der Einzug des Lenzes in unseren herrlichen Kaiser Wilhelm-Park auf dem Venusberge und in den musterhaft gepflegten städtischen Anlagen unserer Gartenstadt am frühesten aber auch am eindrucksvollsten in die Erscheinung tritt, so erscheint es, wie alljährlich, so auch heute Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 11. April 1915wieder dringend geboten, Wald und Anlagen dem Schutze des Publikums zu empfehlen, weil Baum- und Blumenfrevel von Erwachsenen, wie auch besonders von der Jugend leider immer noch zu häufig begangen werden. Mag immerhin die Jugend sich in ihrer Weise an den Kätzchen der Weiden, Birken und Haselnüsse erfreuen, auch einige Zweige sich aneignen, sich auch einen Strauß Anemonen und Schlüsselblumen zusammenstellen – wir haben nichts dagegen. – Aber in roher Weise ganze Aeste abreißen, die dann doch bald zum größten Teile meist wieder fortgeworfen werden, oder aus öffentlichen Pflanzenanlagen und den mit viel Mühe angelegten Vorgärten die eben erblühten Blumen schonungslos zum Schmerze des Eigentümers abreißen und davonlaufen – das muß das Herz jedes Naturfreundes mit Trauer und Schmerz erfüllen. Möge es durch das Zusammenwirken von Elternhaus und Schule darin doch endlich besser werden. Hier kann die erziehende Tätigkeit der Schule gar vieles tun. Wenn die Jugend im Unterricht den kunstvoll gegliederten Bau der Pflanze erkannt und sie auf den Segen der Baumpflanzungen im Haushalte der Natur und ihre Bedeutung für die Kultur hingewiesen wird, wenn sie auf die Schönheit der Blumenwelt aufmerksam gemacht und dabei ihr Herz für das Schöne geöffnet und das Gemüt mit Abscheu vor allem Gemeinen und Rohen erfüllt wird, dann kann auch ein günstiger Erfolg für ihr Verhalten draußen den Gebilden der Natur gegenüber sicher erwartet werden. Sollte aber nichtsdestoweniger hier und dort von Erwachsenen und Kindern Baum- und Blumenfrevel verübt werden, dann möge man mit allen Mitteln der Schulzucht oder der öffentlichen Aufsicht rücksichtslos einschreiten.

 (Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 11. April 1915Kinder verstorbener Kriegsteilnehmer. Das vermittelnde Bureau der Rheinisch-Westfälischen Jugendgerichtshilfe zu Lennep sucht, um sie in guten Familien zur unentgeltlichen Pflege unterzubringen: Kinder verstorbener Kriegsteilnehmer.
  
Vormünder, Verwandte, Armenbehörden werden aufgefordert, sich wegen Uebergabe solcher Waisen an das Jugendschutzbureau schriftlich zu wenden. Eine etwaige an einem Orte versammelte größere Zahl von Kindern wird Herr Amtsgerichtsrat Landsberg selbst abholen und zu den Pflegeeltern geleiten. Das Bekenntnis und das Alter der Kinder ist bei der Anmeldung sofort anzugeben. Pflegestellen sind bereits ausreichend vorhanden.

Die Studierenden der kath. Theologie müssen, da das Kollegium Albertinum wie das Kollegium Leoninum bis auf weiteres Lazarettzwecken dienen, sich vorläufig in der Stadt Bonn Unterkommen verschaffen. Die Vorlesungen beginnen am 23. April, daher sollen alle Theologiestudierenden am 22. April sich in Bonn einfinden und bis spätestens nachmittags 6 Uhr bei dem betreffenden Herrn Direktor persönlich sich melden. Die schriftliche Anmeldung beim Erzbischöflichen Generalvikariat muß bis zu 15. April erfolgen.

Zur Warnung. 55 Bäcker und Mehlhändler wurden gestern vom Bonner Schöffengericht, weil sie die Vorschriften über den Verkauf und den Verbrauch von Mehl nicht befolgt hatten, zu Geldstrafen von je 40 Mark verurteilt. Ihre Entschuldigung, sie hätten die Bestimmungen nicht genau gekannt, erkannte das Gericht nicht an. Denn Unkenntnis des Gesetzes schützt nicht vor Strafe.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Montag, 12. April 1915  

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 12. April 1915Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe feiert heute ihren Geburtstag. Weite Kreise der Bonner Bürgerschaft gedenken heute dankbar der hohen Frau, die alle menschenfreundliche Werke zu fördern stets bemüht ist. Den hohen und heiligen Pflichten, die der Krieg für die Deutschen im Lande bringt und denen sich unsere deutschen Frauen mit so viel edlem Wetteifer hingeben, widmet sich die Frau Prinzessin mit unermüdlicher und vorbildlicher Mühe. Wo Werke der Hilfsbereitschaft zu vollenden sind, da wirkt die Frau Prinzessin an erster Stelle. Sie ist Ehrenvorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins des Stadt- und Landkreises Bonn, dessen Hauptversammlungen sie besucht und dem sie jederzeit Rat und Hilfe zur Verfügung stellt. So gedenken an dem heutigen Tage vor allem die Frauen Bonns dankbar der Frau Prinzessin, die in den Werken der Hilfsbereitschaft an ihre Spitze getreten ist und ihnen Förderin, Anregerin und Vorbild bedeutet. Rastlos besucht die hohe Frau die Verwundeten in unseren Anzeige im General-Anzeiger vom 12. April 1915Lazaretten, und neben den Gaben , die sie bringt, weiß sie durch persönliche Liebenswürdigkeit den Verwundeten Trost und liebevollen Zuspruch zu geben. Mit besonderer Liebe waltet sie ihres Amtes im Vereinslazarett „Glückauf“ in der Luisenstraße, in dem sie das Protektorat übernommen und zehn Betten gestiftet hat. Tagtäglich besucht sie das Vereinslazarett, das recht im eigentlichen Sinne ihr Lazarett ist, wie sie sich auch nach dem Befinden jedes einzelnen ihrer Verwundeten erkundigt und jedem Trost zu bringen bemüht ist.
   So bedeutet der Geburtstag der Frau Prinzessin für die Bonner einen Tag des Gedenkens voll herzlicher Dankbarkeit. Die Frau Prinzessin selbst aber wird an diesem Tage, der sie inmitten eines Kreises selbstgewählter Pflichten, freudig erfüllter Liebeswerke sieht gewiß den ganzen Segen hilfsbereiter Taten an sich erfahren.

Der Rhein führt wieder große Wassermassen. Er ist in den letzten Tagen bedeutend gestiegen und steigt noch stündlich weiter. Der Pegelstand zeigte heute morgen eine Höhe von 4,90 Meter an.

 (Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 12. April 1915Die einberufenen Personen haben das Recht, sich bei der Krankenkasse, der sie angehört haben, freiwillig weiter zu versichern. Sie sichern sich dadurch den Anspruch auf Krankengeld für den Fall einer Erkrankung oder Verwundung, das ihren Angehörigen zugutekommt, wenn sie in einem Militärlazarett untergebracht sind. Die Angehörigen erhalten auch das Sterbegeld ausgezahlt, wenn die Versicherten im Felde fallen. Die Erklärung zur Weiterversicherung muß spätestens drei Wochen nach dem Austritt aus der Beschäftigung bei der Krankenkasse abgegeben werden. Auch die Angehörigen können diese Erklärung abgeben. Die Beiträge sind am Schluß eines jeden Monats zu zahlen. Die städtische Verwaltung der Kriegshilfe übernimmt die Zahlung der Beiträge, wenn die Eingezogenen oder ihre Angehörigen nicht bezahlen können.

Waldanemone (Anemorosa). Aus unserem Leserkreise wird uns geschrieben: Wenn nach des langen Winters trüben Tagen die neu belebende Frühlingssonne das Stadtkind dazu treibt, in Feld und Wald nach den ersten Frühlingsblumen zu suchen, dann schauen wir in mancher Kinderhand, die mit Stolz den heimatlichen Tisch zu schmücken bestrebt ist, in der jetzigen Zeit einen Anemonenstrauß. In der jetzigen Zeit und noch früher bedeckt die Waldanemone mit ihren weißen Kelchblüten in unzähligen Exemplaren im Laubwalde den Boden. Viel zu wenig bekannt ist es aber, daß es sich bei den April- und Osterblume des Waldes um eine Giftpflanze handelt, deren Blätter und Blumen Hautentzündungen hervorrufen. Die Schule hat hier die Aufgabe, jährlich zu Beginn des Frühlings durch Hinweis auf die Waldanemone mit der Aufzählung der giftigen Wald- und Feldblumen zu beginnen, die oft genug durch harmlose Kinder ungeahnte Familiensorgen bringen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Dienstag, 13. April 1915  

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. April 1915Im Metropoltheater werden in dieser Woche zwei große Dramen im Film vorgeführt: „Kulissenzauber“ mit Alexander Moissi vom Deutschen Theater in Berlin in der Hauptrolle und „Ein Kind der Straße“; außerdem das köstliche Lustspiel „Der Hut meiner Frau“.

Die Köln-Düsseldorfer Dampfschiffahrts-Gesellschaft teilt mit, daß zu Anfang Mai d. J. die noch erforderliche Anzahl von Schiffen in Dienst gestellt werden, um von diesem Zeitpunkt an, einen, den bestehenden Verhältnissen und dem Reisebedürfnis während der Kriegszeit entsprechenden beschränkten Sommer-Fahrplan für den Personenverkehr auf der Hauptstrecke zwischen Köln und Mainz in Kraft zu setzen. In diesem Fahrplane ist auch die Ausführung je täglich einer Schnellfahrt zwischen Köln und Mainz und umgekehrt für den durchgehenden Verkehr vorgesehen. Daneben werden die zusammengesetzten Fahrten Mannheim-Rotterdam und umgekehrt beibehalten.

 (Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 13. April 1915Das Buschwindröschen nicht giftig. Man schreibt uns: Im Beiblatt (S. 6) von Nr. 8964 vom 12 April 1915 bringen Sie eine Notiz (Zuschrift aus dem Leserkreise) über das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), die einen Irrtum enthält, wohl aufgrund einer Verwechselung. Dem Botaniker ist nichts bekannt davon, daß das niedliche Buschwindröschen giftig ist. Giftig ist nur die hierzulande kaum vorkommende Kuhschelle, Pulsastilla vulgaris, die vom alten Linné Anemone Pulsastilla benannt worden ist, und die in anderen Gegenden Deutschlands den Namen Osterblume führt. Die ist haarig, und es mag sein, daß die Berührung dieses pelzhaarigen Pflänzchens für zarte Haut bereits eine Entzündung bedeutet. Bei der völlig platten Beschaffenheit der Laub- und Blütenblätter des Anzeige im General-Anzeiger vom 13. April 1915Buschwindröschens ist das aber völlig ausgeschlossen. Vielleicht bezweckte der Einsender der Notiz aber auch nur, die Kinder von den Frühlingsboten, die in diesem Jahre ziemlich unter der andauern ungünstigen Witterung gelitten haben, wegzugrausen. Schade ist es aber, wenn diese Irrtümer verbreitet werden. Der Verfasser der Notiz wird allerdings bei den Kindern wohl nur schallendes Gelächter hervorrufen. Dazu ist der naturgeschichtliche Unterricht in den Schulen heute zu gut, um ihnen ungestrafte Bären aufbinden zu dürfen.
  
Vielleicht berichtigen Sie deshalb gelegentlich Ihre Buschwindröschen-Notiz, sonst läßt sich doch vielleicht einer abhalten aus Angst, seine „zarte“ Haut zu schädigen, in diesem sonst nicht gerade freundlichen Frühling Lenzhoffnung in sein Heim zu tragen.
Alexandrine Haenicke, cand. rer. nat.
(Die betr. Notiz hatte uns Herr Förster a. D. Esser – Friesdorf eingesandt. Red.)

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 13. April 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 13. April 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 13. April 1915Freiwilligen-Einstellung. Bei der 3. Matrosen-Artillerie-Abteilung werden Anfang Mai Freiwillige eingestellt. Es kommen nur kräftig gebaute Leute von 17 bis 19 Jahren in Frage, die noch keine Entscheidung über ihr Militärverhältnis erhalten haben und sich noch nicht zur Rekruten-Sammelstelle anmelden mußten. Mindestmaß 1,64 Meter. Gesuche mit ausführlichem Lebenslauf und der Einwilligungserklärung des gesetzlichen Vertreters sind sofort an das Kommando der 3. Matrosen-Artillerie-Abteilung in Lehe a. d. Weser zu richten. Die ärztliche Untersuchung wird alsdann vom zuständigen Bezirkskommando veranlaßt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 13. April 1915Sacharin statt Zucker. Unlängst ist die Anregung gegeben worden, Sacharin freizugeben, um die Zuckerproduktion einzuschränken und die infolgedessen freiwerdenden Rübenfelder für den Getreideanbau nutzbar zu machen. Dem ist zunächst entgegenzuhalten, daß Sacharin keineswegs geeignet ist, den Zucker zu ersetzen. Der Wert des letzteren liegt nicht lediglich in seiner Süßkraft, sondern vor allem in seinem hohen Nährwert. Nun steht ja so viel Zucker zur Verfügung, daß die weitere Produktion unbeschadet eingeschränkt werden könnte. Wenn dann die freiwerdenden Zuckerrübenfelder mit ihrem vorzüglichen Weizenboden für Weizenanbau zeitweilig verwendet werden, so wäre das nur zu begrüßen. Richtig ist zwar, daß an einzelnen Stellen der Zucker neuerdings im Preise gestiegen ist – bis 10 Prozent und darüber. Der Grund liegt aber nur in vorübergehenden äußeren Umständen, wie Mangel an Transportkräften und Transportmitteln. Viel trägt zur Preissteigerung dann auch noch bei, daß einzelne Hausfrauen sich in geradezu unvernünftiger Weise mit Zucker versorgen. Säcke und zentnerweise ist dies an einzelnen Stellen geschehen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Mittwoch, 14. April 1915  

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. April 1915Vereinslazarettzug K. 1 Bonn. Für den Bonner Lazarettzug kam heute von einer treuen Deutsch-Amerikanerin und guten Rheinländerin Frau Heinrich Fleer aus Philadelphia die Gabe von 100 Mark. Hoffentlich findet das Beispiel Nachahmung, denn jede Fahrt des Lazarettzuges bringt neue beträchtliche Kosten.

Zum Besten des Bismarck-National-Denkmals findet am 16., 17. und 18. April ein großes patriotisches Festspiel statt. Es kommt ein Film in 5 Akten: „Bismarck“ zur Vorführung mit dem Hofschauspieler Franz Ludwig als Hauptdarsteller. Als Einlage wird „Letzte Ausfahrt U 29, Kapitän Weddigen und seine Heldenmannschaft“ gezeigt. Dis Musik wird vom Städtischen Orchester gestellt.

  (Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. April 1915Unverständliche Parteinahme. Ein Leser schreibt uns: Gestern morgen warf ein Knabe Am Hof mit einem Stein nach einem Automobil, das eine Rote Kreuz-Fahne trug. Der Fahrer stoppte sofort das Fahrzeug, und eine Dame, die neben ihm saß, sprang heraus und lief dem Jungen nach. Die Zeugen des Vorfalles nahmen sofort Partei für den Knaben, ein Pflasterarbeiter drohte sogar mit Prügel, wenn dem Jungen etwas geschehe. Das Fahrzeug fuhr bis zum Markt, um polizeiliche Hilfe herbeizuholen. Da jedoch kein Beamter sichtbar war, fuhren die Fremden durch die Brüdergasse nach der Rheinbrücke weiter. Es ist unverständlich, daß Erwachsene die Partei eines Knaben annehmen, dem von Rechts wegen eine gehörige Tracht Prügel zugestanden hätte.

Ein internationales Gefecht. Aus Frankreich sendet uns ein Wehrmann eine Feldpostkarte, in der es u. a. heißt: Wir deutschen Artilleristen schissen aus belgischen Geschützen mit französischen Geschossen auf englische Feinde.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. April 1915Kinder in Uniformen. Man beobachtet auch in den Straßen Bonns das Tragen vollständiger militärischer Uniformen – sogar Offiziersuniformen und Orden durch größere und kleinere Knaben. So sah ich dieser Tage auf offener Straße einen lang aufgeschossenen Knaben, der die Uniform eines Off.-Stellv. mit Degen und gelbbetressten Achselstücken sowie im Knopfloch des Mantels das schwarz-weiße Band des E. Kr. 2. Klasse trug. Er entpuppte sich als Obertertianer, einziger Sohn wohlhabender Eltern. Ich bemerkte sogar Soldaten, vielfach kampferprobte Verwundete, die dem 15jährigen Bengel die vorgeschriebene militärische Ehrenbezeugung erwiesen. – Solche Kleidung entspricht nicht dem Ernste der Zeit und ist als grober Unfug zu verwerfen.
   Zu tadeln sind die Eltern, die ihren Sprösslingen für gutes Geld teure Uniformen kaufen. So schätzte ich den Wert der Uniform des Jungen auf mindestens 180-200 Mk. Der reiche Ppa besitzt weder Vernunft noch Patriotismus. Man überweise solch hohe Beträge dem Roten Kreuz, daß sie unseren Feldgrauen im Schützengraben zugute kommen!
   Ferner sind unter Umständen die Eltern der Uniformtragenden strafbar aufgrund des § 360, Ziffer 8 des St. G. B. (Unbefugtes Tragen von Uniformen und Abzeichen) Ein Offizier

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 14. April 1915

Ein Geschenk an das Obernier-Museum. Eine Mitbürgerin, die ihren Namen nicht genannt haben möchte, hat dem städtischen Museum „Villa Obernier“ das Bild von Hans Thoma „Bachlandschaft mit Anglern“ geschenkt.

Anzeige im General-Anzeiger vom 14. April 1915Beim Spiel ums Leben gekommen. In einer Sandgrube oberhalb des großen Spielplatzes an der Kölnstraße wollten mehrere Knaben im Alter von 8-10 Jahren Schützengräben und Unterstände bauen. Sie hatten schon ein etwa 1,50 Meter tiefes Loch gegraben, als die Sandwände der Grube einstürzten und zwei Knaben begruben. Auf die Hilferufe eines anderen Spielkameraden eilte ein städtischer Arbeiter herbei, der die beiden Verschütteten aus den eingestürzten Sandmassen herausholte. Der ältere von ihnen, ein 10jähriger Junge, hatte einige Verletzungen erlitten, lebte aber noch, der zweite, das 8jährige Söhnchen eines Klempners, war unter dem Sand inzwischen schon erstickt und konnte nur als Leiche geborgen werden.

Ein angeblicher Sohn des King Bell von Kamerun hatte sich vor mehreren Jahren in einem Kölner Vergnügungsunternehmen als Student der Universität Bonn ausgegeben und einen Gast zu betrügen versucht, indem er ihm eine unechte Vorstecknadel gegen ein Darlehen von 10 Mark übergab. Der Betreffende merkte jedoch sofort, daß die Vorstecknadel unecht war und verlangte seine 10 Mark zurück. Da leugnete der Abkömmling des schwarzen Königs überhaupt etwas empfangen zu haben, und schließlich wurde bemerkt, daß er das ergaunerte Zehnmarkstück weggeworfen hatte. Jetzt hatte er sich vor der Kölner Strafkammer zu verantworten, die ihn mit Rücksicht darauf, daß etr schon eine ganze Reihe ähnlicher Streiche verübt hatte, zu neun Monaten Gefängnis verurteilte. Der angebliche schwarze Königssohn ist ein Diener namens Hans Bell aus Duala in Kamerun.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Donnerstag, 15. April 1915  

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. April 1915Der Ausschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten (Geschäftsstelle Berlin, Reichstagsgebäude) teilt uns mit, daß immer mehr Ansprüche an ihn gestellt werden. Der Gesamtausschuß hat nach der Befriedigung aller Stellen in der Heimat jetzt sein Augenmerk darauf gerichtet, die Versorgung der Truppen im Felde fort- und durchzuführen. Gibt es doch kein besseres Mittel, um die Nerven, die in diesem Kriege in allererster Linie angegriffen, ja abgenutzt werden, zu beruhigen und zu erhalten und zugleich unsere wackeren Kriegern, die Leben und Gesundheit für uns in die Schanze schlagen, reichen Gewinn für Leib und Seele, Herz und Verstand mitzugeben, als die Darreichung guter Bücher, an denen sie sich erquicken und erbauen, aus denen sie aber auch lernen und sich weiterbilden können. Noch fehlen aber die Mittel, um die in Betracht kommenden Bücher zu den bereits in Aussicht gestellten Vorzugspreisen vom Buchhandel abzukaufen. So bittet denn der Gesamtausschuß zurr Verteilung von Lesestoff (Geschäftsstelle Berlin, Reichstagsgebäude) recht herzlich und dringend um Ueberlassung recht vieler und recht reichlicher Spenden zur Durchführung dieser seiner so bedeutsamen Liebes- und Kulturarbeit.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Die ersten Schwalben sind da. Gestern und vorgestern konnten vereinzelte über den Feldern und Gärten unserer Umgegend beobachtet werden. In früheren Jahren sah man schon Ende März lockere Flüge, besonders über den Flüssen und Bachniederungen unserer Heimat. Mitte April waren dann auch meist die Hauptschwärme da. Das trifft nach allgemeinen Beobachtungen für dieses Jahr nicht zu. Die Rückkehr der Schwalben hat sich dieses Jahr zweifellos verspätet.

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. April 1915Die letzten Nebelkrähen haben uns verlassen. Noch in der vorigen Woche konnte man vereinzelte dieser Graukrähen in den Feldern am Rhein abwärts beobachten, wie sie noch scheinbar ungerührt vom Hauch des Frühlings ihrer Nahrung nachgingen. Auch sie hat jetzt der Heimattrieb in ihre Lande östlich der Elbe und nach dem Norden geführt – zum Nestbau und Familienleben.

Aerztliche Atteste bei kranken Schulkindern. Man schreibt uns: Da in diesen Tagen ein neues Schuljahr seinen Anfang nimmt, so entstehen auch gar leicht wieder die bekannten Zweifel oder Meinungsverschiedenheiten über die Rechtsfrage ärztlicher Zeugnisse kranker Schulkinder gegenüber. In Beantwortung dieser Frage ist festgestellt, daß über die Zulässigkeit ärztlicher Atteste für längere oder kürzere Zeit andauernde Befreiung der Schulkinder vom Unterrichte bezw. über die Entschuldigung stattgehabter Schulversäumnisse die lokale Schulbehörde, also Schuldeputation oder Schulvorstand zu befinden hat. Ebenso erfolgt die Zurückstellung von Schulkindern vom Schulbesuche infolge von Schwächen und Gebrechen gleichfalls durch den Schulvorstand, nicht etwa durch den Arzt, da ersterer die gesetzliche Behörde, letzterer nur eine Privatperson darstellt. Der Arzt, in der Regel der Hausarzt, stellt aufgrund seiner Untersuchung das Zeugnis der Unfähigkeit des Kindes aus, aber nur die Lokalschulbehörde kann die rechtliche Entbindung oder einstweilige Zurückstellung des Kindes vom Schulbesuche ausstellen. Selbst da, wo ein besonderer Schularzt amtiert, wie dies in größeren Städten fast regelmäßig der Fall ist, bleibt auch für die rechtliche Wirkung seiner Verordnung die Schulbehörde zuständig, wenn auch beide, wie es gewöhnlich der Fall ist, Hand in Hand gehen.

Sanitätshunde. Nachdem schon viele Sanitätshundeführer mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet worden sind, hat nun auch ein Bonner Führer, Herr Hotelbesitzer Theodor Lauer aus Königswinter diese Auszeichnung erhalten. Aus dem Bericht über die Leistungen der Bonner Führer und Hunde bei seiner Sanitätskompagnie kann folgendes mitgeteilt werden.
  
Im heftigsten feindlichen Feuer suchten wir das Sturmgebiet ......... ab. „Coro“ rettete zwei Schwerverwundeten das Leben. Dieselben lagen schon 18 Stunden abseits und wären wohl nicht oder zu spät gefunden worden. Es war eine besondere Freude, daß ein „Bonner Hund“ sich so auszeichnete, denn die Rivalität ist ziemlich scharf. Lobend muß anerkannt werden, daß die „Bonner“ in Bezug auf Achtung und Ansehen an erster Stelle stehen.
   Auch von anderen Sanitätskompagnien sind solche lobenden Anerkennungen bei der hiesigen Meldestelle eingegangen, die den Führern, aber auch der Leitung das beste Zeugnis ausstellen.
   Leider sind die meisten Bonner Führer infolge des Stellungskrieges noch zur Untätigkeit gezwungen, aber auch diese hoffen, ihre langersehnte Tätigkeit noch zu finden.

 (Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Kinder in Uniform. Ich befinde mich auf einem Erholungsurlaub in meiner Heimat Bonn, nachdem ich acht Monate direkt im Felde gestanden habe. Am ersten Tage meines Hierseins fiel mir sofort auf, daß sehr viele Kinder in Uniform, sogar solche mit Offizierachselstücken, herumlaufen. Als altgedienter Mann ist es ganz selbstverständlich, daß jeder Vorgesetzte gegrüßt werden muß. Aber wie beschämend ist es für einen alten Soldaten, wenn er z. B. einem solchen verkleideten Offizier plötzlich seine gewohnte stramme Ehrenbezeugung erweist und hinterher ausgelacht wird.
   So trete ich denn in ein Lokal und erblicke einen jungen Offizier. Ich war in einer peinlichen Verlegenheit, denn diesmal war es wirklich ein Offizier. Es wäre wirklich Zeit, daß diese Unsitte verboten würde. Unteroffizier M.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. April 1915Zwei Bitten! Eine Militär-Radfahrer-Abteilung auf dem westlichen Kriegsschauplatz, die ausschließlich aus rheinischen Soldaten besteht, bittet uns, bei unseren Lesern anzufragen, wer ihnen zur Verkürzung ihrer Mußestunden im Felde eine Geige und einige Niten geschenkweise überlassen würde. Sendungen werden an den Radfahrer Paul Serwotka, Radfahrer-Abteilung der 51. Reserve-Division, 26. Reserve-Armeekorps, erbeten.
  
Ein alter Landsturmmann bringt seine Bitte um Schutz gegen „himmlische Nässe“ in folgenden Vers: Hören Sie bitte mal bei Ihren verehrten Abonnenten, - Ob sich vielleicht der eine oder andere fände, - Der noch hätte in seinem Kleiderschränklein – Ein abgelegtes wasserdichtes Gummimäntelein.
   Wer den Wunsch des alten Soldaten erfüllen kann, wende sich an die Unteroffiziere des Wachtkommandos Lucherberg bei Düren.

Wenn man das Geld vertrinken wollte. Ein Bayer hat in der Liller Kriegszeitung ausgerechnet, daß der Betrag der Kriegsanleihe in Bier umgesetzt, das Glas zu 20 Pfg. gerechnet, 45.300.000.000 Glas Bier geben würde. Wenn ein Mann in einer Viertelstunde ein Glas Bier trinkt, müßte eine kriegsstarke Kompagnie (250 Mann) 5171 Jahre und 85 Tage trinken, um dieses Biermeer zu vertilgen. Als er diese Zahl vor sich sah, sagte er: Da mach’ ich erst gar nicht mit.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Freitag, 16. April 1915  

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 16. April 1915Ausstellung von Arbeiten aus den Lazaretten. Im Sitzungssaal des Rathauses ist eine Ausstellung von bunt zusammengewürfelten Gegenständen aufgebaut. Sehr hübsch geflochtene Körbchen, Flechtarbeiten aus Tuchstreifen, Klebearbeiten aus buntem Papier, Laubsägearbeiten, eine Reihe von Kerbschnitzereien, Zierdeckchen in Rahmenarbeit, eine Anzahl von Zeichnungen und Aquarellmalereien u. a. Man würde auf den ersten Blick das Ganze für eine Sammelausstellung sogenannter Liebhaberkünste halten. Und darum handelt’s sich auch. Nur sind alle diese Gegenstände unter ganz anderen Umständen entstanden. Es sind nämlich Arbeiten, die unsere Verwundeten in den Lazaretten angefertigt haben, um in der Zeit ihrer Genesung ein wenig unterhaltende und zerstreuende Beschäftigung zu finden. So erhalten diese Gegenstände einer Liebhaberkunst, über die man sonst wohl gern von oben herabblickt, etwas seltsam rührendes. Mitten herausgerissen aus dem Gewühl und den Gefahren eines furchtbaren Kampfes, geben sich unsere Verwundeten in der Ruhe der Lazarettpflege der friedlichsten, häuslichsten Beschäftigung hin, die man sich denken kann. Kleben, schnitzen, zeichnen, malen, flechten, stanzen, basteln an allerhand herum und haben ihre Freude daran, wenn etwas hübsches, brauchbares unter ihren Händen entsteht. Man kann es den einzelnen Gegenständen direkt ansehen, mit wie viel Liebe daran gearbeitet wurde, und wie dankbar und willig die verwundeten Schüler den Unterweisungen der Pflegerinnen folgen. All diese Gegenstände, auch die einfachsten, kindlichsten, sind mit einem deutlichen Fleiß und einer peinlichen Genauigkeit gearbeitet. Viele von ihnen verraten eine geschickte Hand, manche erfreuen durch eigene Phantasie und einen nicht alltäglichen Geschmack und an einzelnen Arbeiten kündigt sich sogar eine beachtenswerte, vielversprechende Begabung an, die wohl wert wäre, weiter gepflegt zu werden. Wie wohltuend diese Art Beschäftigung auf die ganze Stimmung der Genesenden wirkt, weiß jeder Arzt. Man muß daher den Damen, welche die Verwundeten in diesen Beschäftigungen unterweisen, herzlichen Dank sagen. Und da auch hier die Tat die beste Art des Dankes ist, so bedarf es wohl nur einer kleinen Anregung, um diesen schönen Bestrebungen weitere Förderung zu verschaffen. Das kann am besten geschehen durch die Stiftung von geeignetem Material für weitere Arbeiten. (...) Die Sammelstelle für alle Gaben, die hoffentlich reichlich eingehen, ist bei Frl. Kley, Colmantstraße 33. Die Ausstellung der Arbeiten ist morgen und am Samstag zu sehen in dem bisherigen Parfümeriegeschäft von Niederstein in der Fürstenstraße.

  (Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachr ichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. April 1915Familienzuwachs und Brotbuch. Strammen Schrittes trat dieser Tage der siebenjährige Sohn eines Landwirts mit dem roten Brotbuch in der Hand in die Amtsstube eines nahegelegenen Landbürgermeisteramtes. Auf die Frage des Beamten nach seinem Begehr erwiderte der Knirps: „Ich habe einen schönen Gruß von meinem Vater und Herr Bürgermeister soll uns noch ein Brot für die Woche zuschreiben.“ Als er nach einer Begründung für sein Verlangen gefragt wurde, legte er den rechten Zeigefinger an die Nase und sagte stolz: „Ja, wissen Sie, Herr Bürgermeister, wir haben diese Nacht ein Kind bekommen.“ Seine Bitte wurde gewährt.

 (Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Der große Bismarck-Film von Richard Schott wird heute abend 8½ zum ersten Male im Bürgerverein vorgeführt. Das städtische Orchester hat die musikalische Begleitung übernommen. Morgen und am Sonntag finden Wiederholungen statt. Wir machen noch einmal auf diesen von der Kritik und von Gelehrten und Künstlern einstimmig gelobten Film aufmerksam.

 (Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Schmutzige Unsitten
Vielfach findet man die Unsitte, daß die Verkäufer die zum Einwickeln von Waren bestimmten Tüten mit dem Munde aufblasen. Es ist von mehreren Behörden nachträglich darauf aufmerksam gemacht worden, daß darin eine Gefahr für das einkaufende Publikum liegt, weil auf diese Weise ansteckende Krankheiten sehr wohl übertragen werden können. – Ebenso gefahrbringend ist das Anfeuchten des Fingers mit dem Munde. Das Berühren der Nahrungsmittel, vor allem der Back- und Fleischwaren durch das kaufende Publikum, muß im Interesse der öffentlichen Gesundheit unterbleiben!

 (Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)

Samstag, 17. April 1915  

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. April 1915Oberbürgermeister Spiritus, dessen Amtszeit am 17. Juli ds. Js. abläuft, ist in der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten auf Lebenszeit wiedergewählt worden. Ein Sohn der Stadt Köln, wurde Herr Oberbürgermeister Spiritus im Jahre 1891 aus seiner Vaterstadt, wo er das Amt eines Beigeordneten bekleidete, zur Leitung der Stadt Bonn berufen. Während seiner Amtszeit sind die Aufgaben, die den modernen Städten zugewiesen sind, außerordentlich gewachsen. An der Spitze der städtischen Verwaltung hat der Oberbürgermeister für unsere Stadt fruchtbringend und neugestaltend gewirkt. Bonn hat in diesen vergangenen Jahrzehnten das schlichte Kleid der kleinen Mittelstadt abgestreift und schickt sich an, demnächst in die Reihe der deutschen Großstädte einzutreten. Für die Wandlung galt es auf dem Gebiete der Kommunalpolitik großes vorzubereiten. Wir können hier nur an einige wenige Marksteine dieses Entwicklungsganges erinnern, an die Eingemeindungen (1904) und an die städtische Verkehrspolitik, die uns den Bau der elektrischen Vorortbahnen und den Bau der Rheinbrücke (1898) brachte. Der Entwicklung der Stadt folgte der Ausbau der Straßen. Im Anschluß an den Bau der Rheinbrücke wurden die herrlichen Rheinpromenaden angelegt. Die, man kann wohl sagen, berühmt gewordenen gärtnerischen Anlagen in der Stadt gaben ihr das freundliche Bild einer Gartenstadt. Um nur eins hervorzuheben, welche köstliche Stätte ist aus dem einst so verwahrlosten Baumschulwäldchen geworden. Für die Errichtung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals war der Herr Oberbürgermeister Spiritus als Vorsitzender des Denkmalausschusses tätig. Der Herr Oberbürgermeister hat sich in der langen Zeit seiner Amtsführung durch sein verbindliches und liebenswürdiges Wesen die Zuneigung unserer Bürgerschaft erworben. Er versteht es auch vorzüglich, die gerade in einer Stadt wie Bonn nicht leichten repräsentativen Pflichten wahrzunehmen und das gute Einvernehmen der städtischen Verwaltung mit den anderen in Bonn ansässigen Behörden, so mit den militärischen und vor allem mit den Universitätsbehörden zu pflegen und zu fördern.
   Die Wiederwahl des Herr Oberbürgermeisters fällt in eine schicksalsschwere Zeit, aber wir hoffen alle zuversichtlich, daß diese Zeit eine neue Herrlichkeit für unser geliebtes deutsches Vaterland heraufführen wird. Möge es unserem Oberbürgermeister vergönnt sein, in dieser neuen Zeit Deutschlands, von der wir alle soviel erwarten und erhoffen, noch viele Jahre zum Segen unserer Stadt zu wirken und sie auch weiterhin voranzuführen unter den ersten Städten des Rheinlandes.
   Oberbürgermeister Spiritus wurde am 24. Februar 1854 in Köln geboren. 1891 erfolgte seine Wahl zum Oberbürgermeister von Bonn. 1892 wurde er zum Mitglied des preußischen Herrenhauses auf Lebenszeit berufen. Im Provinziallandtag der Rheinprovinz ist Oberbürgermeister Spiritus Vorsitzender. Dem Verschönerungsverein für das Siebengebirge, dessen langjähriger Vorsitzender er war, gehört Oberbürgermeister Spiritus als Ehrenvorsitzender an.

Gummi-Sammlung. Wir machen unsere Leser auf den Aufruf im heutigen Anzeigenteil aufmerksam. Am Donnerstag den 22. April werden der Freiwillige Hilfsausschuß und das Pfadfinderkorps eine Haussammlung von alten Gummi-Reifen, Gummischuhen und Resten abhalten. Es wird gebeten, auch die kleinsten Reste zu sammeln und reichlich zum Wohle des Vaterlandes zu spenden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachr ichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. April 1915In der Bonner Sozialen Wohlfahrts-Vereinigung hielt gestern abend Herr Fortbildungsschuldirektor Vins einen überaus beachtenswerten Vortrag über die Frage: Was ist in Bonn zur Unterweisung und Beschäftigung Verwundeter schon geschehen und was kann noch geschehen? Ausgehend von dem Grundsatz, daß die Verwundeten immer Beschäftigung haben müßten, um sie aus der Gefahr der Untätigkeit herauszubringen, erwähnte Redner, was zur Unterhaltung und Belehrung der Verwundeten hier bisher geschehen sei. 114 Soldaten kämen regelmäßig zu den in der Fortbildungsschule eingerichteten fünf Kursen. Alle Arbeiten, die die Verwundeten herstellten, müßten zweckmäßig sein. In jedem Lazarett solle ein Arbeitsraum geschaffen werden. Redner verwies auf die von Verwundeten hergestellten Sachen, die z. Zt. In der Fürstenstraße ausgestellt sind. Was die Ausbildung der Verstümmelten angehe, so solle möglichst jeder bei seinem Beruf bleiben, oder, wenn eben angängig, zu einem Spezialarbeiter ausgebildet werden. Es sei ein Kursus für linkshändiges Schreiben eingerichtet worden, der schon sehr gute Ergebnisse zeige. Ferner beständen allgemeine Kurse ähnlich den Meisterkursen, Kurse für Kaufleute, ein Kursus für freihändiges Zeichnen und Malen, einer für Fachzeichnen, auch für Modellieren. Dazu sollten noch Vorträge kommen. Es komme darauf an, den Verwundeten wieder Freude an der Arbeit beizubringen, ihnen Energie einzuflößen. Die ganze Sache sei jetzt von einem Ausschuß organisiert worden. An den Vortrag schloß sich eine längere Diskussion, in der die meisten Redner und Rednerinnen den Vortragenden beistimmten.

Bismarck-Film. Das reisende „große patriotische Festspiel zum Besten des Bismarck-National-Denkmals“ hatte gestern abend im Bonner Bürgerverein so etwas wie öffentliche Generalprobe für seine drei hiesigen Gastspieltage. Es sollte zwar schon eine ganz normale Aufführung sein, aber weil erstens die Orchesterbeleuchtung versagte (derzufolge die Einlagen hastdunichtgesehen heruntergeschnurrt wurden, um die verpaßte Zeit einzuholen), und später ein Bismarck-Akt die Neigung zeigte, sich kopfstehend im Lichtbild zu produzieren (also der Operateur an der Maschine den Akt umwalzen oder anders einstellen mußte), wurde eine Generalprobe aus dem Abend. Sie ergab Bismarcks Leben: seine Kinder- und Jungmannsjahre (darunter burschikose Szenen aus der Göttinger Studentenzeit), dann seine Landjunkerzeit, folgend die staatsmännische Wirkung und endlich die ungewollten Ausruhjahre und Altern in Friedrichsruh. Doch liegt der Wert des Films nicht in der Szenenfolge, sondern in der Darstellung Bismarcks durch den Hofschauspieler Ludwig. Wie Bismarck in der Vorstellung der Nachwelt auf Grund bekannter Bildnisse lebt, wird er von Ludwig nachgeschaffen. Schauspielerisch am wertvollsten war dabei das große Auge mit dem kühlprüfenden Blick und der nachdenklichen Lidfalte darüber. Das ohne Theatralik zu geben, muß geschätzt werden, wie denn auch die sich ändernde Gesichtsmaske durch alle Lebensalter hindurch. – Unterm Lichtbilde spielte das Städtische Orchester die für diesen Film komponierte Musik von Prof. Hummel.

Die Folgen einer Bierreise. Das Landgericht Bonn hat am 30. Januar d. J. den Friseur Math. Tr. Und die Mitangeklagten Joh. Und P. wegen gefährlicher Körperverletzung, Beleidigung und groben Unfugs verurteilt, und zwar Tr. zu einer Gesamtstrafe von 1 Jahr Gefängnis und 6 Wochen Haft. Am 28. November v. J. saßen die drei Angeklagten abends in einer Gastwirtschaft und gingen von hier aus in eine Weinstube, wo sie eine Zeche von 4,20 Mk. machten. Wegen des Bezahlens kam es zwischen ihnen und dem Wirt zum Streit. Als zwei Italiener dem Wirte zu Hilfe kamen, entstand eine Schlägerei, bei der der eine Italiener von J. und P. mit Aschbechern auf den Kopf geschlagen wurde, so daß er eine klaffende Wunde erhielt. Von diesem Lokal aus gingen die Angeklagten in früher Morgenstunde in ein Café, wo ein Dienstmädchen gerade mit Aufräumen beschäftigt war. Als sie nichts zu trinken bekamen, skandalierten sie, zerschlugen zwei Vasen und vergriffen sich tätlich an dem Mädchen. Auf der Straße belästigten sie alsdann ein Milchmädchen, warfen ihm einige Kannen um und Tr. Versetzte ihm sogar einen Fußtritt. Gegen das Urteil hatte nur der Angeklagte Tr. Revision eingelegt mit der Begründung, die Feststellungen dafür, daß er sich dem Italiener gegenüber einer gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht habe, reichten nicht aus, um seine Verurteilung zu rechtfertigen. Ebenso sei in dem zweiten Falle nicht erwiesen, daß er geschlagen. Das Reichsgericht hielt die Revision in diesen beiden Fällen für begründet; es hob deshalb heute das Urteil in diesen beiden Punkten, sowie hinsichtlich der Gesamtstrafe auf und verwies die Sache insoweit an die Vorinstanz zurück. Im übrigen verwarf es die Revision als unbegründet.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. April 1915Die Baumblüte. Bleibt es jetzt noch einige Tage so sonnig und warm wie gestern, dann werden wir etwa Ende der nächsten Woche im Vorgebirge, in den Ortschaften um Godesberg und im “Ländchen“ tausende Obstbäume im rosig-weißen Blütenmeer schimmern sehen. An den bevorzugten Orten der Baumblüte trifft man bereits Vorbereitungen für den Besuch der Großstädter, und die Restaurants und Kaffeehauswirtschaften werden hoffentlich auch in diesem ernsten Kriegsjahr nicht ganz leer ausgehen. Sicherlich werden auch Eisenbahn und Rhein-Dampfschiff-Gesellschaften Vorkehrungen treffen. Wahrscheinlich werden wir in diesem Jahr eine ganz besonders schöne Baumblüte bekommen.

Sanitätshunde. Dem Herrn Amtsrichter Mundorf aus Bonn, der als Führer eines Sanitätshundes im Felde steht, ist das Friedrich August-Kreuz 2. Klasse verliehen und er ist gleichzeitig zum Gefreiten befördert worden. Von dem Rittmeister seiner Sanitätskompagnie ist nachstehendes Zeugnis über die Bonner Führer bei der hiesigen Meldestelle hier eingegangen:
   „Der Ersatz der Hundeführer der Meldestelle Bonn ist, wie ich dieser Meldestelle zu meiner Freude schon mitteilen konnte, besonders gut. Die Führer sind intelligent und in der Erfüllung ihrer Obliegenheiten peinlich genau. Insbesondere lassen sie es sich am Herzen liegen, ihre Hunde auf der Höhe der vorzüglichen Dressur zu erhalten. Drei der Führer gehören den gebildeten Ständen an und ich konnte sie von dem für die Führer von mir eingeführten Unterrichte in der französischen Sprache und im Kartenlesen befreien.“

Höchstpreise und Provisionen. Nach dem Gesetze über die Höchstpreise vom 4. August 1914 ist derjenige mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu 10000 Mark zu bestrafen, der die festgesetzten Höchstpreise überschreitet, und der einen anderen zum Abschluß eines solchen Vertrages auffordert oder sich zu einem solchen Vertrage erbietet. Wie bekannt geworden ist, werden öfters die Bestimmungen des Gesetzes dadurch zu umgehen versucht, daß neben dem eigentlichen Preise noch eine „Provision“ verlangt wird. Dieses Verfahren ist ebenso strafbar und zieht gerichtliche Verfolgung nach sich.

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. April 1915Abschuß von feldernden Tauben. An die Landwirte ergeht die Mahnung, die gebotene Gelegenheit, in der Zeit vom 15. bis 24. ds. Mts. die Feldtauben abzuschießen oder einzufangen, nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen. In dieser Zeit ist bekanntlich eine Brieftaubensperre für alle Militärbrieftauben und die dem Militär zur Verfügung gestellten Tauben verhängt, damit die Feldflüchter, welche den Saatfeldern so großen Schaden zufügen, beseitigt werden könnnen. Es sind dies meist Tauben, die in Dörfern gehalten werden und fast ausschließlich von dem leben, was ihnen die Aecker bieten, Bei derselben Gelegenheit sei auch darauf hingewiesen, daß es geboten erscheint, dem Spatzenvolk mehr Aufmerksamkeit zuzuwenden, das bei der Aussaat und vor der Ernte, beim Reifen des Getreides sowie beim Einbringen desselben der Landwirtschaft großen Schaden zufügt.

Hebt alle Gummireste auf, besonders alte Fahrrad-Gummireifen, Schläuche, Gummischuhe, überhaupt alles, was aus Gummi hergestellt ist. Am Donnerstag 22. April werden die bewährten Hilfskräfte des freiwilligen Hilfsausschusses für Truppen, und das Pfadfinderkorps von Haus zu Haus gehen und das Gesammelte abholen; auch werden Schulkinder in ihren elterlichen Wohnungen sammeln. Wir hoffen, daß die Bürgerschaft Bonns, wie das auch an anderen Orten geschehen ist, sie reichlich mit Gaben bedenken wird.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 17. April 1915Oberbürgermeister Spiritus ist in der gestrigen Stadtverordnetenversammlung mit 25 von 27 abgegebenen Stimmen wieder gewählt worden. Alsdann entschied sich die große Mehrheit durch Handaufheben für seine Wahl auf Lebenszeit. Der größte Teil der Zentrumsfraktion hat also sein anfängliches Widerstreben oder Zaudern aufgegeben und hat sich im entscheidenden Augenblick mutig der Mehrheit angeschlossen, was hinterher leicht mit dem „Burgfrieden“ erklärt und begründet werden kann.

Sein Silberjubiläum konnte der Geschäftsführer der Deutschen Reichszeitung Johannes Tinner am 14. ds. Mts. begehen. Mit seltenem Arbeitseifer hat Herr Tinner sich dem Hauptmann´schen Unternehmen gewidmet, von der Pike auf hat er alle Stadien der Buchdruckerkunst durchgemacht und sich die Wertschätzung seines Chefs, sowie Achtung und Beliebtheit bei den zahlreichen Angestellten erworben. Bei einer kleinen, der heutigen Zeit angepaßten Feier, wurde der vielen Verdienste Tinners gedacht. Eine geschmackvoll ausgeführte Glückwunschadresse seitens der Angestellten und eine wertvolle Uhr als Geschenk des Chefs der Firma wurden dem Jubilar neben zahlreichen Blumenspenden überreicht.

(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)

Sonntag, 18. April 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. April 1915Allgemeiner Deutscher Sprachverein. Man schreibt uns: Dienstag, den 20. April, abends ½7 Uhr wird im Saale der Lese- und Erholungs-Gesellschaft, der bekannte Herausgeber der Sprachecken, Herr Prof. Dr. Tesch aus Köln, einen Vortrag über die Bekämpfung des Fremdwörter-Unwesens im Auftrage des hiesigen Zweigvereins des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins halten. Dieser Verein sieht bekanntlich seine Hauptaufgabe in der Pflege unserer Muttersprache und in der Reinigung derselben von den entbehrlichen Fremdwörtern. Die Ausländerei ist ja bekanntlich seit Jahrhunderten eine Krankheit unseres Volkslebens, besonders in Schrift und Sprache, Tracht und Mode. Der gewaltige Völkerkampf, in dem wir seit acht Monaten stehen, mahnt unser Volk lauter als je, sich des Reichtums unserer Sprache bewußt zu werden, um den Kampf gegen die fremden Schmarotzer in allen Berufsarten, im Geschäftsverkehr und Umgang entschiedener zu führen. Auch der bevorstehende Vortrag soll dazu dienen und helfen. Der Deutsche Sprachverein hofft daher, daß der Vortrag – Eintritt ist frei für jedermann – recht zahlreich besucht werde, um das deutsche Ehrgefühl und die Liebe zu unserer herrlichen Muttersprache zu wecken und zu stärken.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachr ichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. April 1915Die Strafkammer verurteilte gestern morgen einen Ackerer von hier, der bei der Bestandsaufnahme des Getreides eine Menge Weizen nicht angegeben hatte, zu 100 Mk. Geldstrafe. – Ein Bäcker aus Pützchen, der mehr Getreide verbacken hatte als ihm zugestanden war, wurde mit 50 Mk. bestraft. – Ein Kartoffelhändler aus Bonn, der das Geschäft erst nach dem Kriege begonnen hatte, wurde, weil er Kartoffeln in Mengen von mehr als 20 Zentner zu höheren Preisen als gestattet war, verkauft hatte, zu 50 Mk. Geldstrafe verurteilt.

Schweineschlachtungen und Schweinezucht. Man schreibt uns vom Rhein: Die Durchführung der bundesrätlichen Verordnung über die Sicherstellung von Fleischvorräten haben es mit sich gebracht, daß der deutsche Schweinebestand von 25 Millionen Stück zu Anfang Dezember bis Mitte März um ungefähr 8 Millionen Stück zurückgegangen ist und aller Voraussicht nach wird sich bei der jetzt stattfindenden Zählung eine weitere Verringerung um etwa 8 Millionen Stück ergeben. Bei diesen Abschlachtungen handelt es sich nur zu einem kleinen Teile um schlachtreife, in der weit überwiegenden Mehrzahl um halbreife oder unreife Tiere. Die Preise für Schweine sind in den letzten Tagen auf eine geradezu unglaubliche Höhe gestiegen: auf dem Berliner Viehmarkt wurden für vollreife Tiere schon 124 bis 131 Mark für den Zentner Schlachtgewicht bezahlt gegen 57 Mark für die gleiche Sorte Schweine im Jahre 1914. Angesichts derartiger Preise liegt aber die Gefahr vor, daß auch eine sehr große Anzahl brauchbarer Zuchtschweine auf den Markt gebracht und dadurch die deutsche Schweinezucht auf Jahre hinaus empfindlich geschädigt wird. Aus den Kreisen des Fleischergewerbes sind deshalb Eingaben an die maßgebenden Behörden gerichtet worden, in denen als Abhilfmittel um die Zuverfügungstellung der Waldungen zur Waldweidewirtschaft für Schweine ersucht wird. Die Forstverwaltungen mehrerer deutschen Staaten haben die Staatswaldungen bereits gegen eine mäßige Gebühr für den Eintrieb und die Weide von Schweinen zur Verfügung gestellt; von den Gemeindeverwaltungen wird dasselbe erhofft.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. April 1915

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 18. April 1915

Nochmals das Buschwindröschen. Auf die Sprechsaalartikel in Nr. 8965 habe ich folgendes zu erwidern: „Giftig“, so daß man Kinder vor dem Abpflücken warnen muß, nennt man im praktischen Sprachgebrauch Pflanzen, die so große Mengen eines Giftes enthalten, daß das Kauen und Verschlucken einiger Blätter oder sonstiger Teile derselben Schwindel, Erbrechen etc. oder selbst Starrkrampf und Tod herbeiführt. Aber Pflanzen, die schlimmstenfalls die Haut röten, einen unangenehmen brennenden Geschmack haben, der sie übrigens schon ganz von selbst vor Massenkonsum bewahrt, als Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 18. April 1915Giftpflanzen hinzustellen, nur weil man irgendwo etwas sehr Unsicheres, Unglaubwürdiges schwarz auf weiß ausgegraben hat, ist gänzlich unberechtigt. Ich habe mir eine dicke Lage gewaltsam zerquetschter Anemonenblätter stundenlang auf die Hand gebunden, ohne eine Spur von Blasenziehen zu konstatieren. Auch zerkaut und runtergeschluckt haben sie mir nichts getan. Freilich, eine ganze Handvoll, das muß ich schon Ochsen überlassen aus dem obenerwähnten Grunde und wie Delitzsch das auch mir annimmt. Erdbeeren und Gurken gelten auch nicht als giftig, weil manche Menschen Nesselfieber davon bekommen. Daß nicht alle Ranunkeln giftig sind, geht schon daraus hervor, daß z.B. das Leberblümchen auch nicht im leisesten Giftverdacht steht. Der Satz im Bonner Lehrbuch muß in diesem Falle wohl auch anders verstanden werden. Der alte Praktikus, Prof. Wünsche, erwähnt deshalb auch nichts von einer Giftigkeit der Anemonen in seinen „Pflanzen Deutschlands“. A. H.
  
(Wir betrachten die Frage damit für uns als erledigt. Weitere Ausführungen hierüber wolle man evtl. in der botanischen Fachpresse machen. Red.)

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 18. April 1915Wehrbund Bonn-Süd. Am Freitag abend unternahm die Gruppe Kessenich des Bonner Wehrbundes statt des üblichen Turnens eine kleine Geländeübung. Sie marschierte um 9 Uhr von der Turnhalle, Pützstraße, mit Sicherungen ab. Die Spitze, welche mit einem Führer vorausmarschiert war, meldete schon bald, daß sie angegriffen worden sei. Sie wäre genötigt vorzugehen, Verstärkung solle aber sofort folgen. Der Befehl wurde von den einzelnen Verbindungsleuten dem Haupttrupp gemeldet. Dieser kam dann im Laufschritt an und stellte sich sofort in Schützenlinie auf. Nachdem der Führer der Gruppe Kessenich, Herr Büttinghausen den Mitgliedern die notwendigen Erklärungen gegeben hatte, zog die Gruppe unter Gesang wieder nach Hause. – Am Sonntag versammeln sich sämtliche Gruppen von Bonn um 3 Uhr an der Karlschule, um gemeinsam zum Tannenbusch zu ziehn, woselbst Schützengräben ausgeworfen werden. Anmeldungen für die Gruppe Kessenich werden Dienstags und Freitags abends von 9-10 Uhr in der Turnhalle der Südschule, Pützstraße, angenommen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Montag, 19. April 1915

  

Sonnig und klar war gestern der Sonntag, weitsichtig die Luft. Doch wehte ein herber Ostwind, der im Schatten und da, wo er frei heran strich, frösteln machte. In den beiden letzten Nächten deckte Reif die Erde und die Wärme sank bedenklich auf den Gefrierpunkt zu. Immerhin zeigte das Thermometer in der vergangenen Nacht noch drei Grad über Null an. – Während die Bäume und Sträucher, besonders die Kastanien, schon stellenweise im Laub stehen – die Poppelsdorfer Allee zeigt schon ein grünes Laubdach – ist die Blüte der Obstbäume noch nirgendwo so recht zum Durchbruch gekommen. Hier und da schimmert wohl das Violett eines Pfirsich- oder das Weiß eines Frühpflaumenbaumes, aber allgemein ist die Hauptblüte noch nicht. Das hängt auch den kalten Ostwinden zusammen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 19. April 1915Godesberg, 19. April. Am Samstag abend fand im Saale der Wirtschaft Schäfer eine Versammlung der Anwohner des nordwestlichen Teiles von Godesberg statt, um über die Mittel und Wege zu beraten, damit hier an der Wurzerstraße (Unterführung Bonnerstraße) eine Haltestelle der elektrischen Straßenbahn Bonn-Godesberg-Mehlem errichtet werde. Der nordwestliche Ortsbezirk Godesberg ist dicht bevölkert und enthält die sämtlichen in Godesberg bestehenden industriellen Anlagen, wie Schlachthof, Güterbahnhof, Gas- und Elektrizitätswerk, die Fabriken des Schillerwerks, die Fabrik chemischer Produkte von Kleutgen und Meier, die Godesberger Bade-Apparate –Fabrik und die Fabrik Emag für physikalische Meßapparate. In all diesen Industriewerken sind viele auswärtige Arbeiter beschäftigt, die genötigt sind, die elektrische Straßenbahn von Bonn her sowie auch aus der Richtung von Mehlem tagsüber mehrmals zu benutzen. Für sie bedeutet diese neue Haltestelle der Wurzerstraße eine große Weg-Ersparnis, ebenso entspricht diese Haltestelle dem berechtigten Bedürfnisse aller Anwohner der Nordstraße, Stiftstraße, Wörthstraße, Weißenburgerstraße, Elsässerstraße, Pionierstraße, sowie größtenteils der Friesdorfer- und Bonnerstraße, deren Einwohnerzahl auf 1500 bis 2000 zu schätzen ist. Ueberdies wird diesen in der Erreichung der seitherigen Haltestelle an der Jungbluth’schen Wirtschaft oft auch mancherlei Schwierigkeit geboten durch die Sperrung des Straßenübergangs in der Plittersdorferstraße vonseiten der Staatseisenbahn. Durch das Fehlen einer eigenen Wartehalle sind bekanntlich dort auch recht viele Ueberstände, die oft zu Unzuträglichkeiten geführt haben. Mit dieser Neueinrichtung einer Haltestelle an der Wurzerstraße würde die Haltestelle Godesberg I mit einem Schlage wesentlich entlastet. – Aus der Versammlung wurde eine Kommission von drei Mitgliedern (Druecke, Mangels und Gantenberg) gewählt und mit den Weiterarbeiten betraut. Es sollen Massenunterschriften gesammelt und mit diesen an den Verkehrsverein zur weiteren Veranlassung herangetreten werden, zugleich werden auch die Leitungen der industriellen Werke diesbezügliche Anträge einbringen. Man hofft allgemein, daß die Durchführung des zweifellos berechtigten Verlangens von unserem Herrn Bürgermeister Zander an zuständiger Stelle erlangt werden wird.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)

     

Das Siebengebirge und die anderen Ausflugsorte der Umgegend waren an dem gestrigen prachtvollen Frühlingssonntag sehr besucht. Die Bahnen konnten den Verkehr nur schwer bewältigen. Die elektrische Siebengebirgsbahn fuhr am Abend mit überfüllten Zügen nach Bonn zurück und konnte die Vielen, die an den Haltestellen Römlinghoven, Oberkassel warteten, nicht mehr befördern.

Pietätlosigkeit. In letzter Zeit ist es des öfteren vorgekommen, daß Agenten von auswärts in Familien vorsprachen, sobald die Nachricht vom Tode eines im Felde Gefallenen eingetroffen ist. Sie erweisen sich dann ungemein lästig und bieten sich an, die Photographie des Verstorbenen für billiges Geld zu vergrößern. Es ist bekannt, wie „billig“ meist später Verpackung usw. berechnet wird. Man weise deshalb derartigen Leuten höflich, aber energisch die Tür. Will man eine Vergrößerung des Bildes eines uns teuren Toten anfertigen lassen, dann gibt es leistungsfähige Geschäfte genug am Platze.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Dienstag, 20. April 1915

   

Gegen den Verkehr mit Kriegsgefangenen. Der Kommandierende General des 8. Armeekorps hat folgende Bekanntmachung erlassen: „Es ist verboten, mit Kriegsgefangenen in Verbindung zu treten, von ihnen Geld oder andere Gegenstände anzunehmen, für sie Besorgungen irgendwelcher Art zu machen oder ihnen irgendwelche Gegenstände auszuhändigen. Wer dieses Verbot übertritt oder zu solcher Uebertretung auffordert oder anreizt, wird, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft.“

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten")  

 

Anzeige im General-Anzeiger vom 20. April 1915Kuckuck, Kuckuck, klingt es seit einigen Tagen durch unsere Wälder. Der Kuckuck, der Künder des Waldfrühlings, ist wieder da. Noch schallt der Ruf schüchtern, wie zur Probe, durch den noch laublosen Wald, aber bald wird er voller, sehnender klingen. Und dann werden auch die Buchen und späterhin die Birken und Eichen sich entsinnen, daß es an der Zeit ist, sich in grünen Laubschmuck zu hüllen; denn der Frühling ist bestimmt da: der Kuckuck ruft.

Der Neubau des Johanniter-Krankenhauses Friedrich Wilhelm-Stift. Im Süden von der Stadt, östlich von der Haltestelle Dottendorf, ist auf der hohen Niederterrasse des alten Rheinbettes zwischen Sträßchen’s Weg und dem Mittelwege in den letzten Monaten die interessante Gebäudegruppe für das neue Stift aus der Erde gewachsen. Bis auf die Inneneinrichtung ist das Krankenhaus fertig. Es besteht aus sechs Gebäuden, die teilweise miteinander verbunden sind. Das Hauptgebäude richtet seine Front nach Süden, der Sonne und der herrlichen Aussicht zu. Es ist dreifach gegliedert. (...)
   Da die Anstalt an unausgebauten Feldwegen errichtet wurde, hat man die Zugangswege von der Koblenzerstraße aus breit ausgebaut, mit Straßenrinnen und plattenbelegten Bürgersteigen versehen. Die endgültige innere Fertigstellung wird durch den Krieg wohl etwas hinausgeschoben werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

Das Brot wird billiger! Die Bonner Bäcker-Innung beschloß im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung vom 19. April ab den Preis des Schwarzbrotes von 75 Pfg. auf 70 Pfg., den des Feinbrotes von 95 Pfg. auf 85 Pfg., des Zwiebacks von 90 Pfg. auf 80 Pfg. herabzusetzen.

Zu irreführender Stimmungsmache benutzen unsere Gegner vielfach Privatbriefe, die sie bei Gefangenen oder gefallenen deutschen Soldaten auffinden. Sie reißen dabei einzelne Sätze aus dem Zusammenhang heraus, um durch ihre, oft noch absichtlich übertriebene Wiedergabe, die Verhältnisse in Deutschland, insbesondere die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung in möglichst ungünstiges Licht zu stellen. Die Bevölkerung des feindlichen Landes, vor allem das feindliche Heer soll damit Hoffung und neue Zuversicht auf die baldige Unterwerfung Deutschlands erhalten. Es ist daher strenge Pflicht eines jeden Deutschen, sich in Feldpostbriefen aller solcher Aeußerungen zu enthalten, die der Gegner für seine (…) Zwecke ausbeuten kann.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten")

Mittwoch, 21. April 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 21. April 1915Der Bonner Wehrbund zog am verflossenen Sonntag zum Tannenbusch, um dort seinen Mitgliedern Gelegenheit zu geben, sich im Auswerfen eines Schützengrabens zu üben. Nachdem der Leiter der Uebung, Herr Geheimrat Brinkmann, in einem Vortrag Mitteilung über die verschiedenen Formen der Schützengräben und ihre Anlage gemacht hatte, wurde unter seiner kundigen Leitung zur praktischen Arbeit übergegangen. Es handelte sich um den Bau eines Schützengrabens von 32 Meter Länge. Mit löblichem Eifer und mit einem Geschick, als ob es sich um eine langgeübte Tätigkeit handele, wurde von der ersten Arbeitskolonne frisch mit dem Spaten an die Arbeit gegangen. Nach je 5 Minuten Tätigkeit wechselten die Kolonnen und bald war ein Graben für kniende Schützen hergestellt, der alsdann in der Fortsetzung der Arbeit in einen solchen für stehende Schützen vertieft wurde. Zahlreiche Zuschauer sahen der Arbeit der wackeren Jugend zu, die das Streben hat, sich zu tüchtigen Verteidigern des Vaterlandes auszubilden. Um den Zuschauern das bild eines Kampfes um den Schützengraben – in unblutiger Form natürlich – zu geben, wurde ein Sturm auf den Schützengraben unternommen. Nach Beseitigung des Schützengrabens wurde eine Besichtigung der vom Militär in vortrefflicher Weise angelegten Schützengräben, Unterstände, Wolfsgruben und Drahtverhauen vorgenommen und Sang zur Stadt zurückmarschiert. Die Führerschaft des Wehrbundes ist eifrig bestrebt, die von ihr übernommene Tätigkeit im Dienste des Vaterlandes getreu nach den vom Kriegsministerium erlassenen Richtlinien durchzuführen. So erfolglos ist diese Tätigkeit nicht; denn viele Briefe von ehemaligen Mitgliedern des Wehrbundes melden, daß sie nicht nur militärische Fertigkeiten und körperliche Rüstigkeit ihrer Angehörigkeit zum Wehrbund zu verdanken haben, sondern auch manche Erleichterung im anstrengenden Dienst.

Ueber den Fremdwörterkrieg sprach gestern Herr Oberlehrer Professor Dr. Tesche im Zweigverein Bonn des Allgem. Deutschen Sprachvereins. Redner führte in seinem fesselnden Vortrage aus, daß der Weltkrieg auch das Gute habe, daß er aufräumt mit den vielen unnützen Fremdwörtern. Es ist eine Pflicht der vaterländischen Gesinnung, sich an der Sprachreinigung zu beteiligen. Die Bestrebungen des Sprachvereins gingen nicht soweit wie die Absichten der sogenannten Puristen. Fremdwörter sind in die deutsche Sprache gekommen mit den Römern. Da haben die Deutschen sich aber noch die fremden Ausdrücke mundgerecht gemacht, wie es die Soldaten im heutigen Krieg noch tun. Zur Zeit des höfischen Gesanges herrschte der französische Einfluß vor, und im Zeitalter des Humanismus kam ein ganzer Strom lateinischer Wörter in die deutsche Sprache. Unter Ludwig XIV. gehörte es zur Bildung, französisches Wesen anzunehmen. Aus der Zeit stammen auch die vielen Fremdwörter, die wir heute in den verschiedensten Berufen haben, im Heer, in der Diplomatensprache, in der Kunst, in der Buchdruckerkunst, in der Kaufmannssprache. Es ist den Deutschen ja eigentümlich, mit Vorliebe fremdes Wesen in sich aufzunehmen. Doch haben immer wieder Männer gegen das Fremdwörterunwesen geeifert: Opitz, Logau, Lessing, Fichte, die Anzeigen im General-Anzeiger vom 21. April 1915Romantiker, Gebr. Grimm. Durch das Fremdwort wird häufig die Klarheit und Wahrheit verwischt durch falsche Anwendung, ferner daß dem Volke die eigentliche Bedeutung des Wortes unbekannt ist: Stadion, Olympiade, Psyche. Das Fremdwort soll viel schöner sein, sagen die Freunde des Fremdwortes. Dies ist nicht richtig, denn es stellt das erste Grundgesetz unserer Sprache, das Betonungsgesetz auf den Kopf, dadurch, daß es die letzte Silbe betont, wie bei den Wörtern mit der Endsilbe „tät“. Auch die Zwitterwörter halb deutsch, halb fremd, sind vom Uebel. Das Fremdwort drückt den Begriff auch nicht klarer aus als das deutsche. Dann hindert es auch die allgemeine Verständlichkeit durch seine Vieldeutigkeit: Karton, Regal, Komposition usw. Durch diese Vieldeutigkeit leistet das Fremdwort auch der Denkträgheit Vorschub. Es ist auch nicht kürzer als der deutsche Ausdruck, kein unentbehrliches Verkehrsmittel und vor allem kein internationales Bindemittel, denn es hat uns nicht vor diesem Kriege schützen können. Im Gegenteil bringt uns die häufig falsche Anwendung nur Spott und Hohn ein.
   Wie kann das Fremdwort beseitigt werden? Nicht durch Uebersetzung allein, denn in den meisten Fällen kann nur der Sinn wiedergegeben werden. Aus dem so reichen Wortschatz der deutschen Sprache muß ein Wortvorrat geschaffen werden. Da sind vor allem die Mundarten, die Fachsprachen, die reiche Quellen bieten. Alte, früher gebrauchte Worte müssen wieder eingeführt werden, wie es geschehen ist mit Hort, Heim. Durch Neubildung kann zur Bereicherung beigetragen werden, wie die Bildungen mit den Endsilben ling, schaft, heit, keit, ei, sam, haft usw.
   Manches ist schon in der Sprachreinigung geleistet worden, aber jetzt erst ist die rechte Gelegenheit, daß es ernst werden kann damit, jetzt da von unten heraus, da das Volk die Sprachreinigung verlangt. Liebe und Verständnis für unsere deutsche Muttersprache muß immer mehr wachsen; dadurch wird auch das deutsche Volksbewußtsein gestärkt. Der Allgemeine Deutsche Sprachverein mit seinen Sprachberatungsstellen ist der rechte Ort, wo man Rat, Belehrung und Anregung erhält, um zum Ziele zu gelangen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten")

   

Das erste frische Grünfutter wurde in geschützten Lagen in den letzten Tagen bereits geschnitten. Futtergerste und Futterroggen sind 30 bis 35 Zentimeter hoch geworden und stehen recht dicht. Sie bilden für Rindvieh und Ziegen ein begehrtes und milchtreibendes Grünfutter, welches jedoch nicht lange anhält, da die Felder für andere Bestellungen rasch freigemacht werden müssen.

Wegen Uebertretung der Bäckereiverordnung hatten sich gestern wieder 28 Bäcker und Mehlhändler aus Bonn und Umgegend vor dem Schöffengericht zu verantworten. Die meisten hatten die alle 10 Tage einzureichende Bestandanzeige nicht gemacht. Ein Bäcker hatte Brot, das bekanntlich 24 Stunden alt sein muß, schon vorher verkauft. Er wurde mit einer Geldstrafe von 60 Mark belegt. Die übrigen kamen meistens mit einer Geldstrafe von 30 – 40 Mark davon. Mehrere Frauen, deren Männer im Felde stehen, wurden unter Berücksichtigung dieses Umstandes zu Geldstrafen von 10 Mark verurteilt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 20. April. Der Milchpreis ist jetzt hier trotz der sehr günstigen Futteraussichten sogar auf 26 Pfennig pro Liter gestiegen. Bei Beginn des Krieges stand der Preis auf 20 Pfennig.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)

Friesdorf. Die offene kleine Glashalle an der Haltestelle Friesdorf bietet keinen genügenden Schutz gegen Straßenstaub und kalte Winde, und die Arbeiter der Fabriken an der Friesdorferstraße, dem Schlachthause und dem Güterbahnhofe haben auch Anspruch auf eine Bedarfhaltestelle an der Wurzerstraße. Der Wunsch möge an zuständiger Stelle berücksichtigt werden. Ein Freund der Arbeiter.

Teure Briketts. Daß jetzt viele Lebensmittel und Gebrauchsartikel teurer sind als in Friedenszeiten, ist bekannt, daß aber in anderen Bezirken viele Sachen billiger sind als hier, dazu liegt doch meines Erachtens kein Grund vor. So z.B. die Briketts. Hier in Bonn verlangt man augenblicklich für den Zentner 95 Pfg. und sogar 1,00 Mark. In Köln wird der Zentner Briketts für 80 Pfg. frei ins Haus geliefert. Man sollte doch sagen, daß das, was die Kölner Händler können, auch den Bonnern möglich sein muß. An höherer Fracht kann dieser Mehrpreis doch nicht liegen, denn die Entfernung der Braunkohlewerke ist von Bonn fast gerade so weit, wie auch von Köln. J.B.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

Die Viktoria-Lichtspiele haben bis heute 12.450 Mark Goldgeld gesammelt und gegen Papiergeld bei der Reichsbank und anderen Bankinstituten eingetauscht. Jeder Besucher, der mit einem Goldstück bezahlte, erhielt einen Platz frei, gleichwohl manches Programm mit ganz erheblichen Kosten bezahlt worden ist, und besonders an Sonntagen durch die Fortgabe solcher Freiplätze mancher Platz durch zahlende Besucher nicht besetzt werden konnte.

Schenkt leere Obsteimer, Steinkruken und Gläser! Man schreibt uns:
   An die Hausfrauen Bonns ergeht hiermit die Bitte, durch Schenkung obiger Artikel es zu ermöglichen, daß neue Marmelade eingekocht werden kann, die dem bald fühlbar werdenden Mangel an Apfel- und Pflaumenkraut abhelfen soll. Es ist dies eine aus Apfelsinen und Möhren hergestellte Marmelade, welche in Köln sich eines großen Absatzes erfreut und zum niedrigen Preis von 0,45 Mk. bezogen werden kann. Der Vorstand „der hauswirtschaftlichen Kriegshilfe“ will daher diesen Versuch machen und bittet die Hausfrauen um ihre tatkräftige Unterstützung, zunächst in der Mobilmachung von Eimern, Kruken und Gläsern, sodann um den nötigen Absatz.
   Die leeren Behälter sind an das Volksheim (Thomastraße 1) abzuliefern, wo auch der Verkauf stattfindet.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten")

 

Donnerstag, 22. April 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. April 1915Universität. Gestern fand in der Aula der Universität die erste Immatrikulation in diesem Semester statt. Der Rektor, Herr Geheimrat Landsberg, hielt eine Ansprache an die neu immatrikulierten Studenten – es waren 58, darunter 16 Damen –, in der er ausführte: Kommilitonen! Wir treten in das zweite Kriegssemester ein. Eine schwere Zeit haben wir hinter uns. Eine schwere Zeit, das kann man wohl annehmen, liegt noch vor uns. Auch in diesen Räumen macht es sich geltend durch die geringe Anzahl derjenigen, die heute immatrikulationslustig und –bedürftig vor uns stehen. Wir beklagen diese geringe Anzahl nicht, wir sind stolz darauf. Denn wir wissen, das kommt daher, daß, wer auch nur irgendwie vermochte dem Vaterlande zu dienen, sie es mit der Waffe in der Hand, sei es anderswie, sich dem Dienste gestellt hat. Vor mir sehe nur ganz junge, aufstrebende Männer, die eben frisch von den Schulen zu uns kommen und noch nicht in der Lage sind, dem Vaterlande mit ihrem schwachen Arme zu dienen. Auch die Schar der Damen hat sich gelichtet, da viele sich dem Samariterdienste gewidmet haben. Indem ich die Erschienenen herzlich begrüße, habe ich auch ein Wort des Trostes Ihnen zu sagen. Sie dienen noch nicht dem Vaterlande, sei es, daß Sie sich hier noch stärken wollen, sei es, daß es manchen von Ihnen versagt ist. Lassen Sie den Mut nicht sinken bei dem Gedanken, daß Sie augenblicklich zu wenig tun für das Vaterland. Das Vaterland braucht auch ihre Kraft. Auch hinter der Front kann jeder mitstreben, mitarbeiten zur Erreichung des großen Zieles, durch Zuversicht und Aufrechterhaltung eines kräftigen vaterländischen Lebens. Viele, die noch irgendwelche Aussicht haben, mit ihrer Armeskraft am Siege mitwirken zu können, die mögen daran denken, daß ihnen hier Gelegenheit geboten ist, ihren Arm zu stählen, die körperlichen Kräfte zu heben. Hier in Bonn sind viele Uebungen des Wehrbundes. Ich kann Ihnen diese Uebungen nur dringend ans Herz legen, um sich körperlich vorzubereiten. Im übrigen ist natürlich auch die geistige Vorbereitung auf den künftigen Beruf gerade jetzt von größter Bedeutung. In trauriger Weise sind gerade die tüchtigsten und eifrigsten Männer durch die Würgerhand des Kriegstodes dahingerissen worden. Es handelt sich darum, diese Lücken auszufüllen, mit innerlicher Kraft und Tüchtigkeit ausfüllen. Die Grundlage dazu legen Sie im akademischen Studium. (...)

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten")

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 22. April 1915Ein Fahrraddieb wurde gestern in der Person eines 18jährigen Anstreichergehülfen aus Köln hier aufgegriffen. Es sind seit Oktober v. Jahres ungefähr 100 Fahrräder hier gestohlen worden, besonders an der Sparkasse fielen dem Fahrraddieb viele Räder in die Hände. Es wurde bereits festgestellt, daß der Dieb unter seinem eigenen Namen auf dem hiesigen Staatsbahnhof 3 Fahrräder und am Ellerbahnhof 10 Fahrräder zur Beförderung ausgeliefert hatte. Sehr häufig ist er am Ellerbahnhof vorgefahren, hat dort ein Rad zur Beförderung ausgeliefert und ist mit dem zweiten weiter gefahren. Der Dieb war fein gekleidet und trug vier Ringe an einer Hand. Er gab einen Diebstahl sofort zu. Die anderen bestritt er.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn")

Eßt Fische! Von Hausfrauen-Organisationen wird in jüngster Zeit angeregt, die Hausfrauen möchten häufiger Fischspeisen auf den Tisch bringen. Es geschieht dies mit dem Hinweis darauf, daß Fische außerordentlich Anzeige im General-Anzeiger vom 22. April 1915nahrhaft seien und den Vorzug der großen Preiswürdigkeit gegenüber dem Fleisch hätten. Es scheint, daß die Hausfrauen-Organisationen, die sich die Kriegshilfe im Haushalt zur Aufgabe gestellt haben, praktisch mit den Angelegenheiten, die sie verfechten, recht wenig beschäftigen. Man werfe einmal einen Blick in den Anzeigenteil der Zeitungen. Wenn man da liest, daß beispielsweise ein Pfund gewalzter Stockfisch 1,80 Mk. kostet und Forellen mit Fantasiepreisen zu zahlen sind, dann versteht man nicht, wie man der Hausfrau des kleinen Mannes empfehlen kann, Fische zu kochen. Aehnlich ist es auch mit der Marmelade, die aus Apfelsinen und Möhren hergestellt werden soll. Eine Apfelsine kostet heute mindestens 8 Pfg. Bei dieser Marmelade kann daher von einem Volksnahrungsmittel nicht die Rede sein, sofern die Wohlfahrtsdamen nicht in die eigene Tasche greifen wollen, um eine billige Marmelade zum Verkauf bringen zu können. Um die ärmere Bevölkerung vor Enttäuschungen zu bewahren, empfiehlt es sich, daß unsere Wohlfahrtsdamen sich vor der öffentlichen Raterteilung über das, was das Volk essen soll oder nicht, genau unterrichten, insbesondere über die Preise, die zu zahlen sind, damit ihre an sich lobwürdige Arbeit im Dienste des Volkswohls auch die rechten Früchte zeitigt. Eine Hausfrau, die für einen guten Rat dankbar ist.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal")

 

Keine Kartoffeln ohne Heringe. Einen guten Gedanken, der nachgeahmt zu werden verdient, hat de Magistrat von Neukölln gehabt. Die hohen Fleischpreise haben ihn veranlaßt, dafür Sorge zu tragen, daß die Bevölkerung den Fleischgenuß etwas einschränkt und dafür mehr Heringe genießt. Die Magistratsmitglieder haben deshalb beschlossen, bei den städtischen Kartoffelverkaufsstellen nur dann Kartoffeln abgeben zu lassen, wenn gleichzeitig wenigstens drei Heringe gekauft werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten")

Freitag, 23. April 1915

  

Stadtverordneten-Ersatzwahl. Am Mittwoch fand die Ersatzwahl für den verstorbenen Stadtverordneten Wessel statt. Es wurde in der 1. Wählerklasse für die Vororte Herr Direktor Roßberg mit 8 Stimmen gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt.

Notprüfungen für die oberen Klassen der höheren Schulen sollen auch in diesem Jahre stattfinden, frühestens am 1. Juli. Den Obersekundanern und Unterprimanern wird die Reife für die nächst höhere Klasse zugesprochen, wenn sie nachweisen, daß sie als Kriegsfreiwillige im Heer oder in der Marine eingetreten sind. Dasselbe geschieht bei denen, die sich für das Rote Kreuz und das Etappengebiet verpflichten. Für die Schüler der Obersekunda und Unterprima kann von einer Prüfung abgesehen werden und der Lehrkörper über die Reife entscheiden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten")

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. April 1915Die Gummisammlung, die gestern auf Veranlassung verschiedener Wohlfahrtsvereinigungen auch hier in Bonn abgehalten wurde, hatte ein gutes Ergebnis. Unsere jugendlichen Sammlerinnen, Pfadfinder und Schüler haben ja schon Erfahrung mit „Fechten“ von der großen Wollsammlung her. Mit geschmückten Karren gings denn auch gestern von Haus zu Haus und schon gegen Mittag sah man Handwagen, die hoch mit Fahrradgummireifen, Schläuchen und alten Gummischuhen beladen waren. Gar mancher Familienvater wird im Herbste vergebens nach seinen Gummischuhen suchen, die noch gut zu gebrauchen waren, wenn sie nur ein wenig geflickt worden wären. Auch mancher Radfahrschlauch, der von dem sparsamen Hausvater als Flickmaterial benutzt wurde, ist verschwunden. Man konnte doch nicht gut die Sammlerinnen mit leeren Händen wegschicken. Und Recht hatten die Hausfrauen. Kommt Zeit, kommt Rat. Die Hauptsache ist augenblicklich, daß so viel wie möglich zum Wohle unserer Krieger gesammelt wird.

Eine Flaschenpost wurde gestern nachmittag hier im Rhein aufgefischt. Sie enthielt ein gelbweißes Fähnchen und einen Zettel, auf dem die Verwundeten des Res.-Lazaretts zu Rolandseck „Station Anker“ die besten Grüße übermitteln. Die Flaschenpost hatte die Reise nach Bonn in wenigen Stunden zurückgelegt, denn die Flasche war erst gestern vormittag ½ 11 Uhr dem Rhein übergeben worden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Godesberg, 22. April. Laut Beschluß des Kur- und Finanzausschusses soll für die Dauer des Krieges von der Erhebung einer Kurtaxe abgesehen werden. Das Lesezimmer im Kurparksaal bleibt geschlossen. Kurkonzerte sollen bei dem Ernst der Zeit nicht veranstaltet werden. Für die Benutzung des Stahlwassers zum Trinken werden Monatskarten für 2 Mark ausgegeben.

Godesberg-Muffendorf, 22. April. Unsere ganze Muffendorfer Gemarkung steht gegenwärtig wiederum in dem weithin bekannten Zauberkleide der karminroten Pfirsichblüte, wie es in einem derart ausgedehnten Maßstabe selten anderswo noch anzutreffen ist. Der Besuch von auswärts war auch im Laufe dieser Woche schon recht beträchtlich und wird zweifellos am nächsten Sonntag seinen Höhepunkt erreichen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 23. April 1915Gegen Kurpfuscherei und Reklamesucht. Das stellvertretende Generalkommando des 7. Armeekorps gibt folgendes bekannt: Auf Grund des § 9b des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 wird hiermit angeordnet: 1. Anzeigen, in denen die Heilung irgendwelcher Krankheiten von nicht approbierten Aerzten angekündigt wird, werden verboten. 2. Das Heer oder die Kriegslage in Wort oder Bild für private Reklamezwecke auszunutzen, wird verboten.

Schwindler in Krankenpflegerkleidung. Vor einigen Tagen erschien bei einer Dame in der Simrockstraße ein angeblicher freiwilliger Krankenpfleger aus Kreuznach und gab an, ein Neffe der Dame aus Kreuznach, der als Unteroffizier im Felde steht, sei schwer verwundet in einem Lazarett in Frankreich eingeliefert worden und habe ihn gebeten, der Dame in Bonn Mitteilung von seiner Verwundung zu machen. Der Krankenpfleger erklärte sich bereit dafür zu sorgen, daß der Neffe nach Bonn in ein Lazarett komme. Er komme in einigen Tagen wieder zu demselben Lazarett und da er den Leitenden Arzt gut kenne, sei es ihm leicht, für die Ueberführung nach Bonn zu sorgen. Der Krankenpfleger erhielt dann von der Dame Geld und Sachen für den Neffen, sowie Verpflegung und Quartier. Aus Briefen des angeblich verwundeten Unteroffiziers ist nunmehr festgestellt worden, daß die ganze Sache auf Schwindel beruht und es dem „Krankenpfleger“ nur darauf ankam, die Dame um Geld und Sachen zu betrügen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten")

Samstag, 24. April 1915

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 24. April 1915Der Krieg und die Mode. Ueber dieses Thema sprach in einer vom Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe veranstalteten Versammlung Frau Stryowski-Baedeker aus Essen. Die Vortragende übersieht keineswegs die Schwierigkeiten, die bei der Schaffungeiner deutschen Mode zu überwinden sind. Aber es besteht nun, mehr als jemals, die Notwendigkeit und die Pflicht, eine deutsche Mode zu schaffen. Versuche, uns von der Herrschaft der Pariser Mode und der oft so tollen Einfälle der Pariser Modeschneider zu befreien, hat es ja immer schon gegeben. Jetzt aber beginnt es ernst zu werden. Jetzt soll aus diesen immerhin vereinzelten Bestrebungen nach einer Frauenkleidung der deutschen Körperkultur und des geläuterten Geschmackes eine Bewegung aller deutschen Frauen werden, die den ernsten Willen haben, eine selbständige deutsche Mode zu schaffen. Dabei soll sich diese Mode nicht ängstlich gegen alle Einflüsse von außen abschließen. Diese Mode wird trotzdem deutsch und selbständig sein, wenn sie von dem Grundsatz geleitet wird: eine Kleidung zu schaffen, die dem Körper und dem Empfindungsleben der deutschen Frau angepasst ist. Wenn die deutschen Frauen so lange wahllos nachgeahmt haben, was man in Paris für schön, für schick, für geschmackvoll hielt, so müssen sie jetzt vor allem eines lernen: selbst urteilen, selbst wählen, selbst wissen, was in der Kleidung für ire Eigenart, ihren Körper und ihren Charakter paßt. Hierbei soll die deutsche Frau bedenken, daß es in Deutschland immer die Sitte und der Stolz der Frau war, die gesunde und kräftige Gefährtin des Mannes zu sein. Das soll sich auch in der Art ausdrücken, wie sich die deutsche Frau kleidet. Die ehrliche deutsche Sitte soll in der Mode wieder zum Ausdruck kommen. Als Mittel, wie eine deutsche Mode nach diesen Leitsätzen zu schaffen sei, empfiehlt die Vortragende vor allem die Bildung des persönlichen Geschmackes. Jede, auch die geringste Frau muß „soweit vorgebildet“ sein, daß sie bei der Wahl ihrer Kleidung weiß, was zu ihr paßt. Sie muß wissen, was sie will und was sie kleidet. Und qualitativ wird der Schnitt der beste sein, der die Eigenart einer Frau am besten auszudrücken vermag. Da die Schaffung einer deutschen selbständigen Mode auch ihre sehr große wirtschaftliche Bedeutung hat, so soll die deutsche Frau in Zukunft alle Modeerzeugnisse fremder Länder zurückweisen, um die Riesensummen, die bisher für Modearbeiten ins Ausland gingen, der deutschen Volkswirtschaft zu erhalten. Weiter empfiehlt die Vortragende die Einrichtung und Förderung von Nähschulen, Unterricht in Materialkenntnis und gediegene Fachschulen für Schneiderinnen und Näherinnen. An den Vortrag schloß sich eine Aussprache, worauf in einem Schlusswort Frau Stryowski-Baedeker noch einmal ihren Standpunkt betonte, der im allgemeinen die längst bekannten, schon oft erörterten Grundsätze der Reformtracht und des „Eigenkleides“ vertritt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Bonner Landwehrmänner im Osten

Tief verschleiert, einsam stille
Liegt das Tal, das Bächlein rauscht;
Während dort am Uferrande
Landwehrmann auf Posten lauscht.

Denn der Krieg, der grausam strenge,
Rief ihn hier an diesen Ort,
Riß ihn von der Liebsten Seite.
Riß ihn aus der Heimat fort.

Treulich folgte er dem Rufe
Seines hohen Landesherrn.
Um zu kämpfen und zu bluten
Für des Vaterlandes Stern.

Jetzo steht auf seinem Posten
Hier der wackere Landwehrmann;
Und im fernen weiten Osten
Fängt der Tag zu grauen an.

Nacht entschwindet, lieblich helle
Liegt das Tal im Sonnenglanz;
Schönes Bild, das Bild vom Siege
Nach des finstern Krieges Tanz.

Landwehrmann wischt eine Träne
Leise ab, mit stummer Hand;
Ob er sie wird wiedersehen
Die ihm lieb im Heimatland?

Verfasser zeichnen:
Hans Fischer aus Bonn,
Heinr. Gollman aus Bonn;
Jean Busch aus Bonn
Jean Bachem aus Walberberg bei Brühl

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

In die Baumblüte läßt die Vorgebirgsbahn jetzt Sonderzüge fahren. Der Fahrplan wird im Inseratenteil der nächsten Nummer veröffentlicht.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Sonntag, 25. April 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. April 1915Liebesgaben für die Besatzungen der U-Boote. Die hiesige Agentur der Hamburg-Amerika-Linie, Ernst Wolter am Kaiser-Wilhelm-Denkmal, gibt in ihrem Schaufenster einen Aufruf für Liebesgaben für die Besatzungen unserer U-Boote bekannt. Besonders erwünscht sind Apfelsinen, frische Äpfel, Datteln, Feigen, Mandeln, Nüsse. Schokolade, Keks, Zwieback. Die Sendungen werden erbeten an Hamburg-Amerika-Linie, Seebäderdienst, St. Pauli, Landungsbrücken, Hamburg, bis zum 30. April.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Gegen die Spatzenplage. Mehr als in sonstigen Zeiten gilt es in diesem Jahre die Ernte auch gegen den Saatenräuber aus der Vogelwelt zu schützen. Zu diesen gehört in erster Linie der Sperling. Um die Spatzenplage planmäßig und erfolgreich zu bekämpfen, haben bereits eine Menge rheinischer Gemeinden Fangprämien ausgesetzt. Viele Bewohner betreiben die Vertreibung des Spatzenvolkes geschäftsmäßig, und es kann dabei ein hübsches Sümmchen verdient werden, denn es gibt pro Spatzenkopf 5 Pfg.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Bäcker und Mehlhändler sind gestern vom Bonner Schöffengericht wegen Uebertretung der Verordnungen über den Mehlverkehr zu Geldstrafen von 30 bis 60 Mark verurteilt worden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 25. April 1915

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 25. April 1915

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

Montag, 26. April 1915

  

Ein ernstes Mahnwort an die Eltern richtet der Direktor des hiesigen Städt. Gymnasiums, Herr Dr. Riepmann, am Schluß des letzten Jahresberichtes der Schule, ein Wort, das in weiten Kreisen gehört und beachtet zu werden verdient: „Der Krieg, den unser Volk um sein staatliches Dasein führt, zeigt deutlich und eindringlich, wie viel darauf ankommt, daß neben dem Geist auch der Körper geübt und gestählt wird, damit in der Stunde der Gefahr eine wehrkräftige Jugend zum Schutze gegen den Feind bereit steht. Mit Recht ist früher der Schule vorgeworfen worden, daß sie über die erste Aufgabe die zweite vernachlässige. Heute trifft die Schule dieser Vorwurf nicht mehr, aber er trifft viele, sehr viele Eltern und Schüler. Mit nichts sind Eltern und Schüler so schnell bei der Hand, als Befreiung von den obligatorischen Turn- und Spielstunden, Wanderungen und dergl. nachzusuchen; die Spielplätze, die die Schule zur Verfügung stellt, bleiben leer; die Schülervereine, die zur Pflege der Leibesübungen entstanden Anzeigen im General-Anzeiger vom 26. April 1915oder geschaffen sind, haben verhältnismäßig wenig Mitglieder. Die gewöhnliche Ausrede, daß es an der Zeit fehle, ist unrichtig und wird schon durch die Schüler, die beide Aufgaben befriedigend lösen, widerlegt. Nicht Mangel an Zeit ist schuld, sondern Lässigkeit, Verkennung der Bedeutung der leiblichen Ausbildung und mangelhafte oder unzweckmäßige Ausnützung der Zeit. Grundfalsch ist es, den Schüler, der am Morgen fünf oder sechs Unterrichtsstunden gehabt hat, gleich nach dem Mittagessen an die Schularbeiten zu setzen und ihn etwa in den Abendstunden einen Bummel durch die Remigiusstraße machen zu lassen. Die Nachmittagsstunden bis fünf Uhr sollen der Erholung und körperlichen Ausbildung gewidmet sein, nicht greisenhaften Spaziergängen im Hofgarten oder Baumschuler Wäldchen, sondern frischem Spiel und fröhlichem Streifen durch Wald und Flur. Dann können und werden die Jungen mit viel mehr Frische, mit größerem Erfolg und viel kürzerer Zeit ihre häuslichen Aufgaben erledigen, die so bemessen sind, daß sie der Durchschnittsschüler in 2 – 2 ½ Stunden bewältigen kann. Dazu hilft auch der Zwang, daß die Arbeit in bestimmter Zeit erledigt sein muß. Das lange dumpfe Hocken und Brüten über den Schulaufgaben taugt gar nichts.
   Wenn aber ein Schüler seine Hausaufgaben in der Zeit von 5 – 8 wirklich nicht mit Erfolg erledigen kann, so ist das ein Zeichen, daß er für die Klasse nicht reif ist und dann ist es pädagogische und didaktisch richtiger, ihn sie wiederholen zu lassen, anstatt auf Kosten des Körpers eine künstliche geistige Reife zu erzwingen. Nicht darauf kommt es an, ob unsere Abiturienten 19 oder 20 Jahre alt sind, sondern daß sie die Russen und Franzosen und Engländer schlagen können und sonst im Leben ihren Mann stehen. Das werden sie können, wenn sie etwas Tüchtiges gelernt haben und geistig und körperlich gesund und leistungsfähig sind.“

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Das Wasser des Rheines ist in der vergangenen Woche anhaltend zurückgegangen, wodurch die störenden Einwirkungen des jüngsten Hochwassers für die Schiffahrt beseitigt sind. Der gegenwärtige gute Wasserstand gestattet den großen Fahrzeugen volle Ladung, und so dürfte der in stärkerer Entwicklung begriffene Versand von Kohlen rheinaufwärts sich noch günstiger gestalten. Am hiesigen Pegel wurden heute früh 3.10 Meter Wasser gemessen.

Für Frauen aller Kreise beginnen am Dienstag abend im Saale der Fortbildungsschule drei Vorträge über die Frage. „Welche Rechtskenntnisse für Krieg und Frieden sind unseren Frauen am nötigsten?“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. April 1915Die Baumblüte am Vorgebirge und in den kleinen idyllischen Orten um Godesberg zeigte sich bei dem gestrigen prachtvollen Frühlingssontagswetter zum ersten Mal in diesem Lenz in ihrer ganzen Farbenfröhlichkeit. Freilich haben sich die Millionen Knospen noch nicht alle geöffnet, aber aus den Gärten leuchtet doch schon die köstliche rosafarbene, weiße und grüne Frühjahrsherrlichkeit. Die bekanntesten Orte der Baumblüte wurden gestern ziemlich stark besucht. Die Bahnen waren oft überfüllt.

Der Krieg und das Studium der Landwirtschaft. Der Krieg hat die Bedeutung einer blühenden Landwirtschaft von neuem eindringlich gezeigt; in dem gleichen Maße wird es wichtig, den Landwirten eine nach allen Seiten vertiefte wissenschaftliche Ausbildung zu ermöglichen. Diese ist notwendig, sowohl für jene, die in eigener Sache bebauen wie für die immer zahlreicher verlangten Verwalter und Betriebsleiter größerer Güter und endlich für die Landwirtschaftslehrer. Die landwirtschaftliche Akademie Bonn-Poppelsdorf, die ihren Lehrplan in den letzten Jahren umfangreich ausgebaut hat, ist für den Westen die Stätte der Belehrung. Sie eröffnet das Sommersemester am 3. Mai. Lehrpläne und Auskünfte sind unentgeltlich durch das Sekretariat der Akademie, Bonn-Poppelsdorf, Meckenheimer Allee 104 zu erhalten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Dienstag, 27. April 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 27. April 1915Die Bonner Liedertafel hat es sich seit Kriegsbeginn zur Aufgabe gestellt, die in den hiesigen Lazaretten untergebrachten verwundeten Krieger durch Chor- und sonstige Vorträge zu unterhalten und aufzuheitern. Obschon jetzt weit über 100 Sänger des Vereins unter der Fahne stehen, verfügt er noch über ein ganz vorzüglich geschultes Stimmenmaterial und die Auswahl der Darbietungen ist so vortrefflich und abwechselungsreich, daß es für die Verwundeten jedes Mal einen Festtag bedeutet, wenn unsere Liedertäfler erscheinen. Am verflossenen Sonntag konnte der Verein bereits auf die zweiundvierzigste derartige Veranstaltung zurückblicken, die diesesmal ausnahmsweise wieder unter der Direktion des ebenfalls zur Fahne einberufenen Dirigenten Herrn Musikdirektors Werth stand. Die verwundeten Krieger füllten den weiten Saal des als Lazarett eingerichteten Collegiums Albertinum bis zum letzten Eckchen und lauschten andächtig und erfreut den Darbietungen des Chores, unter denen die innigen Volkslieder wohl den größten Eindruck hervorriefen, während der frischgesungene Straußsche Walzer „An der schönen blauen Anzeige im General-Anzeiger vom 27. April 1915Donau“ allgemein eine heitere Stimmung weckte. Außer solistischen Darbietungen wurden als angenehme Abwechslung, gleich vortrefflich wie die Liedervorträge, prächtige Lichtbilder aus den Alpen vorgeführt. So verlief diese Veranstaltung gleich den vielen vorhergegangenen sehr eindrucksvoll und lang anhaltender Beifall der dankbaren Zuhörer belohnte die Sängerschar, denen es in späteren Zeiten eine schöne Erinnerung an die jetzige große Zeit bleiben möge, auch für ihren Teil mitgeholfen zu haben, die Wunden des Krieges zu lindern.

Im Metropoltheater wird von heute an das dreiaktige Schauspiel „Ohne Vaterland“ mit der berühmten Tänzerin Rita Sachetto in der Hauptrolle im Film gezeigt; dann eingroßes Kriminaldrama aus der Hochfinanz „Bosko der Abenteurer“. Außerdem enthält der Spielplan noch die Kriegsberichte in Bildern und ein Lustspiel „Die vierte Dame“.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten")

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 27. April 1915Der städtische Kartoffelverkauf hatte sich in den letzten Tagen eines großen Zuspruchs zu erfreuen. Außer an dem Lager Ecke Thoma- und Bachstraße werden in dieser Woche auch in den Kellerräumen des städt. Gymnasiums an der Brückenstraße Kartoffeln verkauft. Gestern wurden an den beiden Stellen insgesamt etwa 160 Zentner abgegeben und zwar in Mengen von 50 Pfund. Große Familien mit sieben oder mehr Personen erhalten einen ganzen Zentner. In der kommenden Woche wird noch eine dritte Verkaufsstelle eröffnet und zwar in der Heerstraßenschule.

Der Bonner Beethoven-Chor veranstaltete am Sonntag nachmittag im Römersaal in Grau-Rheindorf ein Konzert zum Besten der Fortsetzung der Kriegsversicherung der aus dem Dorf eingezogenen Krieger. Das gut besuchte Konzert wurde mit einem Hoch auf Kaiser und Reich eröffnet. Die vorgetragenen Chöre ernteten besonderen Beifall. Als Sopransolistin trug Frl. M. Römer sehr zur Verschönerung des Nachmittags bei. Ebenso gefiel die Dame im Duett mit ihrem Bruder. Der Dirigent Herr Kölzer erntete mit seinen humoristischen Einlagen großen Beifall. Herr Pfarrer Peters, der mit seinem Vikar erschienen war, dankte im Namen der ganzen Gemeinde für das Liebeswerk zu Gunsten der Rheindorfer Krieger.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 27. April 1915Falsche Friedensprophezeiungen. Man schreibt uns:
Am 14. Dezember vorigen Jahres veröffentlichte eine hiesige Zeitung folgenden Artikel:
   „In allem Ernste veröffentlicht der „Figaro“ die Voraussage eines italienischen Grafen namens Ugo Baschieri, der wissen will, daß der Friede am 27. April kommenden Jahres geschlossen werden wird. Um zu beweisen, daß Baschieri bedeutende Ereignisse vorhersagen kann, erinnert das Boulevardblatt daran, daß dieser seinerzeit das Erdbeben von Santiago de Chile voraussagte, das sich dann tatsächlich an dem angegebenen Tage und zwar zur angegebenen Stunde abspielte.“
   Heute ist der 27. April. Aber der Friede ist noch nicht in Aussicht. Deutlicher als an diesem Beispiel des „berühmten“ Baschieri läßt sich der Wert, oder besser gesagt, der Unfug der Friedensprophezeiungen nicht an den Pranger stellen.

Eine Kriegsgedächtnis-Sammlung aus der Kriegszeit, die an die vorhandenen Kriegsammlungen von 1813/15 und 1870/71 im Arndt-Museum in Godesberg/Friesdorf angegliedert werden soll, beabsichtigt ein Ausschuß von Schriftstellern, Dichtern und Gelehrten zu gründen. Die Sammlung wird alle erdenklichen Erinnerungen an diesen Krieg umfassen: Kriegs-Zeitungen, -Zeitschriften, -Lieder, -Bekanntmachungen, -Depeschen, -Flugschriften, -Karten, -Bilder, –Aufzeichnungen. Männer wie Fritz Bley, Defregger, Gustav Falk, Humperdinck, (...), Richard von Kralik, Johannes Trojan und andere unterzeichnen den uns vorliegenden Aufruf. Alle Einsendungen werden an das Museum erbeten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten")

Mittwoch, 28. April 1915

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 28. April 1915Wehrbund. Wir machen auf den Aufruf im heutigen Anzeigenteile aufmerksam, der die Jünglinge und Männer, die ihrer Einberufung entgegensehen, zur Teilnahme an den Uebungen des Wehrbundes auffordert. Es ist für alle diese eine vaterländische Pflicht, an den Uebungen teilzunehmen und sich dadurch vorzubereiten auf den Militärdienst.

Der Verband „Deutsche Arbeit“ der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die unberechtigte Fremdtümelei im Warenverkehr zu bekämpfen, hat unter dem Vorsitz des Staatsministers z. D. Dr. von Richter in Berlin eine Sitzung des geschäftsführenden Ausschusses abgehalten. Es wurde hervorgehoben, daß seit der letzten Sitzung zahlreiche wirtschaftliche Verbände und Einzelfirmen dem Verbande „Deutsche Arbeit“ sich angeschlossen haben. Es war bei der Ausdehnung notwendig, besondere Fachausschüsse zu bilden, die die auftretenden Fragen zu prüfen und vorzubereiten haben. Es wurde auch beschlossen, zu dem Deutschen Werkbund, zu dem Allgemeinen Deutschen Sprachverein und ähnlichen Vereinigungen in ein förmliches Gegenseitigkeitsverhältnis einzutreten, damit ein förderndes Zusammenarbeiten gesichert ist. Mit der Vorbereitung zur Ausstellung „Deutsche Waren unter fremder Flagge“ hat sich der Ausschuß eingehend beschäftigt. Eine Neueinrichtung „Deutsche Wochen“, während denen die Käufer nur Waren deutschen Ursprungs verlangen sollen, ist in Aussicht genommen, ebenso die Schaffung einer Marke „Deutsche Arbeit“. Ferner soll im Verein mit anderen Zentralverbänden eine Sammelstelle über die Behandlung deutscher Firmen im Auslande geschaffen werden, um geeignete Grundlagen für die Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen zu gewinnen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten")

  

Anzeigen im General-Anzeiger vom 28. April 1915Ein Messerheld. Auf der Bahnhofstraße wurde in der vergangenen Nacht ein hier wohnender Arbeiter namens Mahlberg von einem anderen Mann, mit dem er in Wortwechsel geraten war, durch Messerstiche so erheblich verletzt, daß seine Aufnahme in eine Klinik veranlaßt werden mußte. Der Täter wurde durch die Bahnwache festgenommen.

Ersetzt fremdländische Schilder, Aufschriften usw. Die noch vielfach vorhandenen fremdländischen, insbesondere französische und englische Inschriften, Aufschriften und Anschläge in öffentlichen Straßen, auf öffentlichen Plätzen, sowie an sonstigen für den geschäftlichen Verkehr bestimmten oder öffentlich zugänglichen Stellen, insbesondere auch in und an Verkaufsläden, Gasthäusern und Geschäftsräumen erregen in der jetzigen Kriegszeit in weiten Kreisen der Bevölkerung berechtigten Anstoß. Ebenso wird auch vielfach für den äußeren Aufdruck auf Geschäftspapieren, Rechnungsformularen, auf Waren und Warenproben eine ausländische Bezeichnung oder eine fremde Sprache gewählt. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Waren, die für die Ausfuhr in das Ausland bestimmt sind, mit einer fremdsprachigen Aufschrift versehen werden. Aber im übrigen muß es als ein unabweisbares Gebot gelten, daß nur deutsche Bezeichnungen angewandt werden. Von mehreren Generalkommandos ist bereits im Wege der mit Strafandrohung versehenen Verordnung gegen die Missstände vorgegangen worden. Auch für den VIII. Korpsbezirk ist eine gleiche Verordnung zu erwarten, wenn wider Erwarten die bereits mehrmals gegebenen Anregungen zur Beseitigung der Missstände keinen durchgreifenden Erfolg haben werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Venusberg. Bonn hat an seinem schönen Venusberg und Kaiser-Wilhelms-Park einen Erholungsort, um den uns viele deutsche Städte beneiden. Leider ist aber durch die große Schnaken-Plage, die von Jahr zu Jahr schlimmer wurde, der Aufenthalt und das Sitzen im Waldein den heißen Sommermonaten fast zur Unmöglichkeit geworden. Wäre es nicht möglich, dem entgegen zu treten, wenn man z. B. jetzt schon die vielen großen und kleinen Pützen desinfizierte oder abgrüb und die Mückenschwärme beizeiten tötete? Da in diesem Jahr, wie es scheint, die Straßen der Stadt nicht gesprengt werden können, wäre es für jung und alt und nicht zum wenigsten für die vielen Invaliden eine doppelt große Wohltat, im Walde ein angenehmes, schattiges Plätzchen zu finden, wo man ruhen könnte. Ein fleißiger Spaziergänger.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

 

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 28. April 1915Gehaltserhöhungen in Betrieben, die für Heereslieferungen arbeiten. Der letzten Sitzung der Bonner Handelskammer lag ein Ersuchen des stellvertretenden Generalkommandos zu Koblenz um eine gutachtliche Aeußerung zu einer Eingabe des Bundes der technisch-industriellen Beamten betr. Gehalterhöhungen in Betrieben, die für Heereslieferungen arbeiten, vor. Der Vorsitzende bemerkt dazu, daß man gegen die verlangte militärbehördliche Anordnung von Kriegs-Teuerungszulagen für die Privatangestellten in den mit Heereslieferungen bedachten Betrieben grundsätzlich Einspruch erheben müsse. Die Entlohnung der Angestellten sei dem Ermessen der Betriebsinhaber oder der Direktoren der Werke zu überlassen, weil sie alleine in der Lage seien, ein Urteil über die Leistungen jedes einzelnen Angestellten zu fällen und danach die Höhe des Gehaltes zu bemessen. Gerade in der gegenwärtigen Zeit habe es sich gezeigt, wie die Unternehmer freiwillig große Opfer auf sich genommen haben, um ihre Angestellten vor Stellenlosigkeit zu schützen, und es sei zu erwarten, daß sie auch fernerhin ihrer Pflicht sich bewußt seien, wenn es gilt, Not zu lindern, wo solche sich zeigt. Auch werden sie schon aus eigenem Interesse denjenigen Angestellten Zulagen bewilligen, die sich durch ihre Tätigkeit um das Unternehmen verdient machen. Schematisch derartige Zusagen anzuordnen, errege Unzufriedenheit, weil darin eine Unbilligkeit gegenüber dem tüchtigeren Angestellten liegt. Die Kammer stimmte diesen Aeußerungen zu und beschloß in diesem Sinne das gewünschte Gutachten abzugeben.

Die Verdaulichkeit des K-Brotes. Die „Korrespondenz des Bundes Deutscher Frauenvereine“ schreibt: Für diejenigen, die einen empfindlichen Magen haben und das K-Brot nicht gut vertragen können, gebe wir den Ratschlag, nicht zu dick geschnittene Scheiben des Brotes kurz vor der Mahlzeit hellgelb zu rösten. Das Brot wird dann leichter verdaulich.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten")

Donnerstag, 29. April 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 29. April 1915Die Rekruten. Das Bezirkskommando I Düsseldorf teilt folgendes mit: Aus Anordnung des Kriegsministeriums werden vom 1. Mai 1915 an nach Bedarf die Rekruten, die in den Jahren 1914 und 1915 ausgehoben worden sind, einberufen werden. Firmen usw., die Rekruten beschäftigen, wird anheimgegeben, diese Leute verfügbar zu machen und sich schon jetzt Ersatz zu beschaffen, Mit einer Zurückstellung der Rekruten ist nicht mehr zu rechnen. Zurückstellungsanträge können von jetzt an nicht mehr genehmigt werden.

Bonner Wehrbund. Die Mannen des Wehrbundes zogen am verflossenen Sonntag wieder zum Tannenbusch, um sich wiederum im Auswerfen von Schützengräben zu üben. Dieses Mal ging die Arbeit flotter und gründlicher von statten. Aber nicht nur in der Gründlichkeit der Arbeit war erfreulicherweise ein bemerkenswerter Fortschritt festzustellen, auch in der Form und Anlage des Grabens, der in Schlangelinie ausgeworfen, den neuzeitlichen Anforderungen entsprach, zeigte sich das Bestreben der Leitung, die Jungmannschaft gut auszubilden. Als die Arbeit getan, ordneten sich die Teilnehmer und bildeten Schützenlinien. Hinlegen! ertönte der Befehl und mit Kriechen näherte sich die Schützenkette dem Graben, um ihn schließlich mit lautem Hurra im Sturm zu nehmen. Nach dieser Uebung wurde das Werfen von Handgranaten vorgenommen und die vier besten Werfer durften schließlich mit Knallkapseln ihre Geschicklichkeit beweisen. Eine Anzeige im General-Anzeiger vom 29. April 1915große Zuschauermenge wohnte der Uebung bei. So erfreulich das Interesse an den Uebungen ist, weit erfreulicher würde es sein, wenn die Eltern, die Söhne im Alter von 16 – 19 Jahren besitzen, sie zu den Uebungen senden würden. Dieses Interesse der an dem im Dienste des Vaterlandes stehenden Tätigkeit des Wehrbundes würde der Sache besser dienen. Es darf nicht vergessen werden, daß die vom Kriegsminister angeordnete militärische Vorbereitung der Jugend dazu dienen soll, die eigentliche militärische Ausbildung abzukürzen und schneller zu vollenden. Wer will bestreiten, daß dies in der gegenwärtigen Lage nicht notwendig ist! Die jungen Leute, die nicht vorbereitet in das Heer eintreten, erschweren und verlangsamen den Gang der Ausbildung und verhindern so die volle Ausbildung der vom Kriegsminister angeordneten Einrichtung. – Die Leitung des Wehrbundes beabsichtigt mit Eintritt der Badezeit, die Erteilung von Schwimmunterricht zu unternehmen, um auch in dieser Hinsicht vielfach geäußerten Wünschen zu genügen.

Die Anmeldung der Wohnung muß jetzt nach einer Verordnung des Militär-Polizeimeisters für den Festungsbereich Köln, wozu auch Bonn gehört, spätestens 12 Stunden nach Beziehen der Wohnung bei dem Polizeirevier persönlich geschehen. Meldepflichtig sind alle Personen (In- und Ausländer), gleichviel ob sie in Gasthäusernoder in Pensionen, Herbergen, möblierten oder unmöblierten Wohnungen oder Zimmernoder als Logiergäste in Privathäusern dauernd oder vorübergehen (auch besuchsweise) Wohnung nehmen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten")

   

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 29. April 1915Sanitätshunde im Felde. Her Polizeikommissar Flaccus von hier wurde die Ehre zuteil, am verflossenen Samstag im Kurhaus zu Bad Kissingen in Anwesenheit des Großherzogs Friedrich August von Oldenburg und der Prinzessin Eitel Friedrich von Preußen über „Das Wirken deutscher Sanitätshunde im Felde“ zusprechen. Nach Beendigung des Vortrages, der von den zahlreichen Zuhörern mit großem Beifall aufgenommen wurde, ließ der Großherzog Herrn Polizeikommissar Flaccus zu sich bitten und sprach seine Befriedigung aus über diese klaren und interessanten Ausführungen. Der Großherzog von Oldenburg ist bekanntlich der Schutzherr des Vereins für Sanitätshunde. Auch Prinzessin Eitel Friedrich sprach sich anerkennend über das Gehörte aus.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Mitten im Frühling. Draußen am Kreuzberg blühen die Kirschen und ringsum leuchtet es rosarot aus den Gärten. Das sind wieder die prachtvollen Frühlingstage mit der Fülle des Lichts und dem Zauber ihrer Wonnen, diese merkwürdig-durchstrahlten Tage, wo die Brust wie von einem Druck befreit, sich weitend hebt, wo wir am liebsten mit aufgeknöpftem Ueberzieher, den Hut in de Hand, stundenlang dahinschlendern, gedankenlos. Auf dem Weg, der an Friedrichsruh vorbei zur Casselsruh führt, wird es jetzt den ganzen langen Tag nicht leer von Menschen. Und ist oft ein Singen in der Luft, ein Singen von jungen, lebensdurstigen Menschen und jubelnden Vögeln, daß man einen Augenblick den Krieg und die Sorgen vergißt und ganz untertauchen möchte in die Herrlichkeiten der großen Schöpfung unseres Gottes.
Anzeigen in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 29. April 1915   Eines aber ist der Aufmerksamkeit nicht entgangen. Unsere schönste Frühlingssängerin, die Nachtigall, ist nicht mehr so zahlreich zu uns gekommen, wie sonst, Wie sie oft bis zum Morgengrauen im Chorus ihre wundersamen Liebesliedchen sang, läßt sie jetzt nur vereinzelt ihre unendlich süßen, schmelzenden Weisen erklingen. Die alten Bauern sagen, das sei eine Folge des Böllerns drunten in Frankreich, in den Ardennen und Vogesen; das habe die Tierchen bei ihrer Rückkehr aus den warmen Ländern in andere Gegenden verscheucht: Möglich, ja sogar wahrscheinlich.
   Auch in Muffendorf, Lannesdorf, Friesdorf, im „Ländchen“ und am Vorgebirge steht jetzt die Baumblüte in voller Pracht. Wie große Blumensträuße schimmern die Bäume und von ferne sieht die Landschaft wie mit Schnee bedeckt aus.
   Oben in der Birke pfeift der Star sein Abendlied. Am Zaune lehnt ein junger Bursche und schaut mit großen Augen in die Ferne; bald ruft auch ihn der Kaiser. Er sieht im Geiste Bilder von heißen Gefechten und Sturmangriffen, donnernde Kanonen, blinkende Bajonette, Schlachtfelder und sterbende, jung, deutsche Männer. Und um ihn leuchtet und strahlt und jubelt der Frühling.

Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe stattete dem Mutterhaus vom Roten Kreuz einen Besuch ab und erfreute die Verwundeten durch ihre warme Teilnahme und das Verteilen von Liebengaben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten")

Freitag, 30. April 1915

  

Leihpferde für die Feldbestellung. Das Kriegsministerium hat an sämtliche Generalkommandos die Verfügung erlassen, Anträge von Landwirten, um leihweise Ueberlassung von Dienstpferden für die Feldbestellung entsprochen werden sollen, wenn daraus keine Schwierigkeiten für die Gestellung des Pferdeersatzes für die Feldtruppen und für die Ausbildung bei den Ersatztruppen erwachsen. Unter derselben Voraussetzung können auch die zur Führung der Gespanne erforderlichen Mannschaften für die Feldbestellung beurlaubt werden. Die Landwirte müssen sich verpflichten, Pferde und Mannschaften kostenfrei zu verpflegen und unterzubringen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten")

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 30. April 1915Zur Rettung der Heilsarmee. Herr E. Litty, Offizier der Heilsarmee in Bonn, schreibt uns: „Es werden in letztere Zeit so viele Nachrichten verbreitet, daß die Heilsarmee Beziehungen zum Ausland unterhält, resp. das Geld, welches in Deutschland gesammelt wird, für englische Zwecke verwendet. Dieses ist eine Verleumdung. Im Gegensatz zu diesen falschen Behauptungen können wir versichern, daß jetzt (!) die Heilsarmee in Deutschland ganz selbständig ist und es auch nach dem Kriege bleiben wird. – Gleich nach Beginn des Krieges wurde wohl die Heilsarmee in eine schwierige Lage versetzt; doch trotz der großen Bedürfnisse war sie bis jetzt imstande, in unserem Vaterlande durch Kriegsspeisungen und Kinderhorte Hilfe und Trost darzureichen. Auch war es ihr vergönnt, durch eine besondere Hilfsaktion für Ostpreußen Tausenden von Flüchtlingen Unterkunft und Unterhalt zu gewähren, was sowohl von den Behörden als auch vom Volk dankbar anerkannt wurde. Bis an die Front erstreckt sich die Tätigkeit der Heilsarmee, wo sie für Ernährung, Bequemlichkeit und Reinlichkeit unserer Truppen sorgt. – Es wir auch mitgeteilt, daß sich am Hauptquartier in Berlin seit Kriegsbeginn ein Regierungsvertreter befindet.“ – Die besondere Beachtung dieser Zuschrift verdient wohl die Bemerkung, daß die Heilsarmee jetzt ganz selbständig in Deutschland ist. Wie lange dies schon der Fall ist, bedarf eigentlich noch der näheren Angabe. Red.)

Anzeige im General-Anzeiger vom 30. April 1915Ein kleines Schulmädchen von der verlängerten Schumannstraße hat an einen Bonner Soldaten verschiedene Male Liebesgaben ins Feld geschickt, worauf jetzt folgende Antwort angekommen ist

Im Schützengraben fern an der Iser Strand
Wo wir kämpfen fürs deutsche Vaterland,
Habe ich oft bei Tag und Nacht
An meine kleine Freundin gedacht –
Trotz Kanonendonner und Sturmesbrausen –
Als Granaten und Schrapnells vorübersausen.
Ich dachte hin, ich dachte her,
Wie das alles möglich wär’.
Daß ich so schöne Liebesgaben
Von Dir, Kleine, empfangen habe.
Deinen Namen hast du mir zwar genannt,
Doch sonst sind wir gänzlich unbekannt;
Jetzt schickst Du mir Dein liebes, kleines Bild,
Das mich anschaut so traut und mild.
Herzinnigen Dank spend’ ich Dir –
Und der liebe Gott lohne dich dafür
Was Du einem armen deutschen Krieger hast getan;
An Gottes Thron wird Dir’s geschrieben an.
Mag er Dich schützen vor Kummer, Sorgen und Not
Wie auch die Fahne schwarz-weiß-rot.
Bleibe brav, Deinen Eltern gut
Und bete zu Gott für deutschen Mut
Drum nochmals Gruß, Kuß und Hand:
Mit Gott für König und Vaterland.

Zur Erinnerung an meine kleine Freundin Elisabeth Hensler gewidmet vom Gefreiten Hermann Busch, Bonn.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 30. April 1915Wandertag des rheinischen Turmkreises. Von jeher wird der Tag von Christi Himmelfahrt von den der Deutschen Turnerschaft angegliederten Vereinen als allgemeiner Wandertag genutzt. Dienten die vorjährigen Turnfahrten dem Vorsitzenden der Deutschen Turnerschaft, Geheimrat Dr. Goetz, zu Ehren, so gelten sie jetzt den Zwecken der Wohltätigkeit. Auf allen Turnfahrten, die am 18. Mai unternommen werden, ist eine Geldsammlung zum Besten der infolge Verwundung ihres Augenlichts beraubten Krieger zu veranstalten. Das Ergebnis dieser Sammlungen ist an den Kreis-Kassenwart, Buchdruckereibesitzer Rud. Gippers – Krefeld, abzuführen. Jedem Verein bleibt es unbenommen, die Turnfahrt selbst nach Zeit und Ziel festzusetzen, sie muß aber ohne Einkehr durchgeführt werden.

Rheinbadeanstalten. Die städtische Rheinbadeanstalt ist von morgen ab zur Benutzung für warme Wannenbäder geöffnet.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten")

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