Freitag, 15. Oktober 1915

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Oktober 1915Beutegeschütze. Auf den Antrag der städtischen Verwaltung sind der Stadt Bonn zwei Beutegeschütze und zwar zwei belgische 9 Zentimeter-Kanonen in 9 Zentimeter-Lafetten durch das Kriegsministerium zu Schauzwecken überwiesen worden. Die Kanonen, die in einigen Tagen eintreffen dürften, sollen entweder auf dem Münsterplatz oder am Kaiser-Wilhelm-Denkmal aufgestellt werden.

Der Kreis-Krieger-Verband Bonn-Stadt hat in seiner Vertreterversammlung am 13. Oktober beschlossen, zu Ehren der in Bonn verstorbenen und auf dem Nordfriedhof beerdigten Krieger in Gemeinschaft mit dem Garnisonkommando eine Garnison-Totenfeier zu veranstalten. Die Feier, an der sich die sämtlichen Militärvereine des Kreisverbandes Bonn-Stadt mit Fahnen beteiligen, wird Sonntag, den 31. Oktober, nachmittags 2 ¾ Uhr, auf dem Nordfriedhof unter Mitwirkung des Gesangvereins „Liedertafel“ und der hiesigen Militär-Kapelle stattfinden. Auch zu den zur 500jährigen Regierungsfeier der Hohenzollern am 24. Oktober vormittags in den Kirchen aller Konfessionen stattfindenden Festgottesdiensten werden die Militärvereine des Verbandes ihre Fahnen und Standarten entsenden.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Personenstandsaufnahme. Am 20. ds. Mts. findet, wie alljährlich, die Aufnahme des Personenstandes von Haus zu Haus statt. Damit Weiterungen vermieden werden, ist die gewissenhafte Ausfüllung der Hauslisten A. und B. dringend geboten. Unrichtige oder unvollständige Angaben sind mit Strafe bis zu 300 Mark bedroht. Im übrigen sind auf den Formularen die Anleitungen zu deren Ausfüllung gegeben. Auch die infolge der Mobilmachung zum Heeresdienst einberufenen Personen sind anzugeben, namentlich ist es wichtig, daß bei diesen Personen auch der Truppenteil und wann sie einberufen wurden, vermerkt wird, denn diese Angaben dienen dazu, die Außerhebungssetzung der Einkommensteuer für die Zeit der Einberufung (§ 70,1 des Einkommensteuergesetzes) zu bewirken. Alles Nähere ist aus der amtlichen Bekanntmachung in der heutigen Nummer unseres Blattes zu ersehen.

Universität. An den Folgen einer schweren Verwundung, die er im Kampfe für das Vaterland erlitten hatte, starb in einem französischen Lazarett der Assistent am kunsthistorischen Institut der hiesigen Universität Dr. Hermann Brandt, Vizefeldwebel d. R., im 28. Lebensjahre. Dr. Brandt, Sohn des Professors der klassischen Philologie an der Heidelberger Universität Dr. Samuel Brandt, war seit April 1912 Assistent bei Geh. Rat Clemen am Bonner kunsthistorischen Institut.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Oktober 1915Beuel, 14. Okt. Die Landgemeinde Vilich-Beuel hat in Verbindung mit einigen Einwohnern und Firmen der Gemeinde in Anerkennung der unbeirrten einsichtigen Haltung der bulgarischen Regierung zu wohltätigen Kriegszwecken der Bulgaren einen Betrag von 1000 Mk. gestiftet und diesen Betrag bereits dem Herrn Regierungs-Präsidenten zu Köln mit der Bitte um Uebermittlung überreicht.

Godesberg, 13. Okt. Im hiesigen Kurparksaal werden am 6. November Soldaten vom Sanatorium Godeshöhe unter gütiger Mitwirkung von Damen der Bonner und Godesberger Gesellschaft ein Wohltätigkeitskonzert zum Besten der hilfsbedürftigen Kriegswitwen und Waisen veranstalten.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)

Vom Bonner Wochenmarkt. Zwischen 8 und 9 Uhr traf ich gestern vormittag zwei Händler auf dem Markt, die zwischen den wenigen Landleuten ihre Einkäufe besorgten. Es ist wohl selbstverständlich, daß diese Geschäftsleute die beste Ware aufkaufen und dadurch die Hausfrauen zwingen, die minderwertige mit hohen Preisen zu bezahlen. Vor einer Woche besuchte ich im Sauerland einen Wochenmarkt, dort ist es keinem Händler gestattet, vor 11 Uhr auf dem Markt einzukaufen. (Eine solche Bestimmung hat auch kurze Zeit für Bonn bestanden. Red.) Wenn die Händler es demgegenüber vorziehen, sich aufs Land zum Einkauf zu bemühen, statt die ausgesuchte Ware auf dem Markt zu kaufen, so wird wohl niemand es ihnen verargen, denn dieselben Verkäufer können dann den Markt mit gleichguter Ware versorgen und die minderwertige Ware muß billiger abgegeben werden. W. E.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

     

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 15. Oktober 1915Offizierstellvertreter Anton Steiner ist auf dem Felde der Ehre gefallen. Nur wenige Tage war es ihm vergönnt, draußen auf dem Schlachtfelde für die Freiheit unseres Vaterlandes zu kämpfen, nachdem er mehrere Monate hindurch junge Streiter im Waffendienste ausgebildet hatte. Herr Steiner war der Inhaber des bekannten Möbelgeschäftes am Münsterplatze. Bei Gelegenheit der Besprechung der inneren Einrichtung des Erweiterungsbaues am akademischen Kunstmuseum hatten wir Gelegenheit genommen, auf die hervorragende künstlerische Begabung des Verstorbenen mit besonders anerkennenden Worten hinzuweisen. Die Bestrebungen Steiners in Auswirkung künstlerischer Gedanken bei der Innenausstattung der Räume standen damals zwar nicht mehr vereinzelt da, aber sie waren noch lange nicht zu der Geltung gekommen, wie dies durch die weit später erfolgte Gründung des Deutschen Werkbundes begann. Gerade deshalb gebührt Steiner ein um so höheres Verdienst dafür, ohne die Organisation, gleichsam für sich allein stehend, mit unermüdlichem Eifer, aber auch mit seltenem Geschick und wahrhaft vorbildlich an der Kunst gewirkt zu haben und so mit zu einem Bahnbrecher auf diesem Gebiete geworden zu sein. Die mit seinen Ideen auf diesem Gebiete Vertrauten haben ihn schätzen gelernt und werden sein Andenken in ehrender Erinnerung halten. Daneben besaß Herr Steiner persönliche Eigenschaften, die ihn der Wertschätzung seiner Bekannten erfreuen ließen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)