Mittwoch, 11. August 1915

     

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. August 1915Geldsammlung. Es ist noch immer, namentlich auf dem Lande viel Gold vorhanden, welches bei der Reichsbank nutzbringend aufgehoben wäre und dem Besitzer, etwa durch Umwechslung in 5prozentige Kriegsanleihe, gute Zinsen bringen könnte. Nach sachverständiger Schätzung stecken noch ganz erhebliche Goldbeträge im Lande, deren Besitzern klar gemacht werden muß, daß es wirtschaftlich und vaterländisch verkehrt ist, die Goldmünzen festzuhalten.
   Um den Sammeleifer zu fördern, gibt die Städtische Sparkasse jedem Schüler, der jetzt mindestens 50 Mark in Gold einlegt oder umwechselt, ein künstlerisch ausgestattetes Gedenkblatt folgenden Inhalts:

Konnt’ ich auch nicht Waffen tragen
Half ich doch die Feinde schlagen.
....... hat im großen Kriege ...... Mark in Gold gesammelt und an die Reichsbank abgeführt im Sommer 1915. Die Leistung de. ...... zu .......

Die Schulferien bieten vielleicht manchem Schüler Gelegenheit, sich durch weitere Goldsammlung nützlich zu machen und das schöne Gedenkblatt zu erwerben.

Der Bonner Lazarettzug hat auf seiner 14. Fahrt in Chauny 249 Verwundete geladen und nach Würzburg gebracht, wo am Sonntag ausgeladen wurde. Von Würzburg aus wurde die 15. Fahrt angetreten. In Chauny überreichte der Etappendelegierte 15 Krankenpflegern in Anerkennung ihrer Tätigkeit die Rote-Kreuz-Medaille 3. Klasse.
  
An Liebesgaben sind dringend erwünscht: Zigarren, Zigaretten, Pantoffeln, Hemden, Taschentücher. Diese Sachen sind abzugeben Bahnhofstraße 40. Weitere Geldspenden sind zu richten an die Deutsche Bank, Zweigstelle Bonn. (…)

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Die Festung Lomza gefallen. Zu den Siegesbotschaften aus dem Osten gesellte sich gestern die Nachricht, daß die Festung Lomza gefallen. Unsere Leser, die durch die rasch beliebt gewordenen Aufsätze unseres militärischen Mitarbeiters Major a. D. von Schreibershofen und unsere Artikel aus anderen militärischen Feldern über die strategische Bedeutung unserer operativen Erfolge im Osten genau unterrichtet sind, schätzten den Fall von Lomza, wodurch die letzte russische Festung am Narewaabschnitt in unsere Hände gelangt ist, unsere rückwärtigen Verbindungen gedeckt und unsere Angriffsfront südlich und östlich dieser Festung gekräftigt wurde, entsprechend ein. Flaggenschmuck zahlreicher Häuser zeigte die freudige Anteilnahme der Bürgerschaft an diesem neuen Erfolge unserer Waffen, und feierliches Glockengeläute kündete weithin das Ereignis, das von dem zielbewußten planmäßigen Fortschreiten unserer Operationen auf dem polnischen Kriegsschauplatz ein treffliches Zeugnis gibt.

Höchstpreise für Gemüse. In der heutigen Nummer unseres Blattes befindet sich die Verordnung des kommandierenden Generals des 8. Armeekorps über die Höchstpreise für Gemüse im Zentner während der Zeit vom 10. August bis 30. September. Die in der Verordnung angeführten Höchstpreise gelten für gute gesunde Ware und für das im Befehlsbereich des 8. Armeekorps angebaute Gemüse der näher bezeichneten Art. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft. Auch der Versuch ist strafbar.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 11. August 1915Theateröffnung. Zu dieser Frage möchte ich noch bemerken, daß es für Bonn in wirtschaftlicher Beziehung sehr nachteilig wäre, unseren Musentempel nicht zu öffnen. Die Mehrzahl unseres Bonner Publikums geht doch ins Theater. Wenn nun hier nicht mehr gespielt wird, fährt man eben nach Cöln. Das Geld kommt dann einer anderen Stadt zu nutze. Was man beispielsweise in Colmar so dicht an der Grenze kann, warum geht das nicht hier? Außerdem ist der Besuch des Theaters auch für unsere Jugend mehr von Vorteil wie evtl. das Kino. Oberlehrer Dr. Alb. Freund.

Theater! Warum haben wir in unserer großen und wohlhabenden Stadt Bonn ein so unerquickliches Hin und Her um die Eröffnung der Theatersaison? Die Stadt gäbe sich nicht allein ein Armutszeugnis, wenn sie die Pforte des Musentempels geschlossen halten würde, man würde ihr verübeln, daß sie auch kein Herz für das Brot so vieler Künstler, Künstlerinnen, wie für die Bediensteten der städtischen Bildungs- und Unterhaltungsstätte unberücksichtigt ließ. Selbst in dem kleinen Kolmar, welche Stadt im Bereich des Kanonendonners liegt, wird gespielt. Wir sind der Meinung, daß der Besuch des Theaters im verflossenen Kriegswinter doch kaum geringer war, als in den Friedenswintern früherer Jahre. Deshalb, hoch tut euch auf, ihr eisernen Pforten, bereichert und beglückt in diesen schweren Zeiten die Besucher durch Werke unserer Geistesheroen. Einer für viele.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

   

Der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe vereinigt in sich die meisten Bonner Frauenvereine wie den Evangelischen Frauenbund, den Altkatholischen Frauenverein, den Israelitischen Frauenverein, den Hausfrauenbund, den Abstinenten Frauenbund, den Bonner Lehrerinnenverein, die Vereine Frauenbildung-Frauenstudium und Mädchenhort und die Rheinisch-Westfälische Frauengruppe für Volksbildung, also auch solche, deren Bestrebungen in Friedenszeiten nicht auf dem Gebiete der Hauswirtschaft liegen, die aber in dieser schweren Zeit ihre Kräfte in den Dienst der Kriegshilfe gestellt haben. Nachdem der Ausschuß bisher durch Abhalten von Kochlehrkursen, durch Vorträge und Ausstellungen wirksame Arbeit geleistet hat, möchte er jetzt die Bonner Hausfrauen auf’s Eindringlichste daran mahnen, an die Haltbarmachung von Obst und Gemüse zu denken. Je mehr eingekocht wird, desto besser für die Volksernährung! Obst und Gemüse enthalten auch weit mehr Nährstoffe, als vielfach angenommen wird. Heute, wo selbst das Kleinste hohen Wert hat, vollbringt jede Frau, die Obst und Gemüse konserviert, eine patriotische Tat. Um den Hausfrauen diese Arbeit zu erleichtern, wird der Ausschuß für hauswirtschaftliche Kriegshilfe von Zeit zu Zeit im Inseratenteil erprobte Rezepte für einfaches und billiges Einmachen der gerade in Frage kommenden Früchte veröffentlichen. Außerdem sind Rezepte und Anleitungen zu guten und billigen Einmachverfahren Franziskanerstraße 9, Zimmer 24, zu haben. Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß der vom Ausschuß geplante diätische Kochlehrkurs erst nach den Ferien stattfinden kann.

Die goldenen 5-Markstücke. Bekanntlich sind bereits seit längeren Jahren die kleinen goldenen 5-Markstücke von der Reichsbank aus dem Verkehr gezogen und außer Kurs gesetzt und hatten alsdann nurmehr den Goldwert. Viele verwahrten dieselben aber in Münzenhandlungen oder als Broschen etc. auf. Jetzt wurde bestimmt, daß auch diese Stücke wieder zu vollem Wert von der Reichsbank angenommen und gegen Papiergeld eingetauscht werden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)