Montag, 9. August 1915

   

Hindenburgs Dank. Auf die Mitteilung, daß die Stadtverordneten-Versammlung beschlossen habe, die Schumannstraße zwischen Reuter- und Pützstraße und daran anschließend die neue Straße von der Pützstraße bis zur Kirche in Dottendorf „Hindenburgstraße“ zu benennen, ist vom Generalfeldmarschall von Hindenburg folgendes Schreiben eingegangen:

„Hauptquartier Ost, den 3. August 1915.
Der Stadtverordneten-Versammlung danke ich herzlich für den freundlichen Beschluß, einer Straße Ihrer Stadt meinen Namen geben zu wollen.
Ich bin unendlich erfreut über diese mir erwiesene Ehrung.
Möge nach Besiegung des gemeinsamen Feindes unter dem Schutze des goldenen Friedens Ihrer schönen alten Universitätsstadt weiteres Blühen und Gedeihen beschieden sein.
Das ist mein aufrichtiger Wunsch!
gez. von Hindenburg
Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der gesamten deutschen Streitkräfte im Osten.

Beschlagnahme von Kupfer, Messing und Reinnickel. Die für die Stadt Bonn gültigen Ausführungsbestimmungen des Oberbürgermeisters zur Verordnung des Gouvernements der Festung Köln über Beschlagnahme, Meldepflicht und Ablieferung von fertigen, gebrauchten und ungebrauchten Gegenständen aus Kupfer, Messing und Reinnickel sind im Anzeigenteil unserer gestrigen Sonntag-Nummer veröffentlicht worden. Die Verordnung selbst ist in unserer Zeitung vom 31. Juli enthalten.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Neun Söhne im Feld. Ein Leser unseres Blattes schreibt uns zu der Notiz vom letzten Samstag, daß der Kölner Fabrikant Heinrich Gülich neun Söhne bei der Fahne hat, daß Gülich noch zwei Söhne hat, die bald ebenfalls zur Fahne einberufen werden können. Gülich ist seit 1870/71 Ritter des Eisernen Kreuzes ist heute noch ebenso kriegsbegeistert wie vor 45 Jahren. Sein Wunsch ist, selbst noch einmal mitzukämpfen. Da dies jedoch nicht angeht, begnügt er sich damit, manche heiße Schlacht mit seinen ehemaligen Kameraden und Freunden am Stammtisch auszufechten.

Verwendung Kriegsbeschädigter bei den Kriegsbekleidungsämtern. Das Stellvertretende General-Kommando des 8. Armeekorps macht bekannt, daß bei den Kriegsbekleidungsämtern Invaliden-Handwerkerabteilungen gebildet werden sollen, um den kriegsbeschädigten Mannschaften Beschäftigung und dadurch ein besseres Fortkommen für sich und ihre Angehörigen zu verschaffen. Kriegsbeschädigte Mannschaften werden, sobald sie von der Truppe entlassen, also Rentenempfänger sind, Zivilhandwerker. Sie erhalten neben der Militärrente einen ihrer Leistung entsprechenden Lohn. Eine Kürzung der Militärrente ist nicht statthaft.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Die Dauer der europäischen Kriege. Ueber dieses Thema wird Herr Redakteur Carl Hauptmann heute abend in einer Versammlung des Volksvereins für die Münsterpfarre sprechen. Die Versammlung findet im Restaurant Gangolf statt und beginnt um 9 Uhr.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Kriegsunterstützung. Es ist in den zwölf Monaten dieses Krieges schon sehr viel geschrieben worden über Unterstützung der Frauen und Kinder der im Felde stehenden Männer. Ich erlaube mir nun, auf einen Punkt aufmerksam zu machen, der bis heute fast gar nicht, oder nur in sehr lässiger Weise in der Oeffentlichkeit erwähnt worden ist. Es ist dies die Unterstützung der alten Mütter, deren Söhne, resp. einzige Ernährer, im Felde stehen und die man mit einer sehr kargen Unterstützung abspeist. Haben diese alten Frauen nicht dasselbe Anrecht wie die jungen. Oder schlägt man die Leistungen derjenigen Soldaten, die nicht verheiratet sind und die die Ernährer ihrer alten Mütter sind, nicht so hoch an, wie die der verheirateten Soldaten. Es wäre an der Zeit, sich auch dieser armen alten Frauen anzunehmen. Manches Leid und manche Träne könnte gestillt werden. Man sollte in der Zeitung eine bestimmte Stelle angeben, wo sich diese Frauen Rat und Hilfe holen. Dies wäre auch ein dankbares Feld der deutschen Liebestätigkeit.
(Wir gaben den vorstehenden Zeilen Raum, weil das Gesagte in manchen kleinen Orten zutreffen kann, in den Städten, so z. B. in Bonn, ist so dafür gesorgt, daß kaum Klagen laut werden können. Die Red.)

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)