Montag, 12. April 1915
Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe feiert heute ihren Geburtstag. Weite Kreise der Bonner Bürgerschaft gedenken heute dankbar der hohen Frau, die alle menschenfreundliche Werke zu fördern stets bemüht ist. Den hohen und heiligen Pflichten, die der Krieg für die Deutschen im Lande bringt und denen sich unsere deutschen Frauen mit so viel edlem Wetteifer hingeben, widmet sich die Frau Prinzessin mit unermüdlicher und vorbildlicher Mühe. Wo Werke der Hilfsbereitschaft zu vollenden sind, da wirkt die Frau Prinzessin an erster Stelle. Sie ist Ehrenvorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins des Stadt- und Landkreises Bonn, dessen Hauptversammlungen sie besucht und dem sie jederzeit Rat und Hilfe zur Verfügung stellt. So gedenken an dem heutigen Tage vor allem die Frauen Bonns dankbar der Frau Prinzessin, die in den Werken der Hilfsbereitschaft an ihre Spitze getreten ist und ihnen Förderin, Anregerin und Vorbild bedeutet. Rastlos besucht die hohe Frau die Verwundeten in unseren Lazaretten, und neben den Gaben , die sie bringt, weiß sie durch persönliche Liebenswürdigkeit den Verwundeten Trost und liebevollen Zuspruch zu geben. Mit besonderer Liebe waltet sie ihres Amtes im Vereinslazarett „Glückauf“ in der Luisenstraße, in dem sie das Protektorat übernommen und zehn Betten gestiftet hat. Tagtäglich besucht sie das Vereinslazarett, das recht im eigentlichen Sinne ihr Lazarett ist, wie sie sich auch nach dem Befinden jedes einzelnen ihrer Verwundeten erkundigt und jedem Trost zu bringen bemüht ist.
So bedeutet der Geburtstag der Frau Prinzessin für die Bonner einen Tag des Gedenkens voll herzlicher Dankbarkeit. Die Frau Prinzessin selbst aber wird an diesem Tage, der sie inmitten eines Kreises selbstgewählter Pflichten, freudig erfüllter Liebeswerke sieht gewiß den ganzen Segen hilfsbereiter Taten an sich erfahren.
Der Rhein führt wieder große Wassermassen. Er ist in den letzten Tagen bedeutend gestiegen und steigt noch stündlich weiter. Der Pegelstand zeigte heute morgen eine Höhe von 4,90 Meter an.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die einberufenen Personen haben das Recht, sich bei der Krankenkasse, der sie angehört haben, freiwillig weiter zu versichern. Sie sichern sich dadurch den Anspruch auf Krankengeld für den Fall einer Erkrankung oder Verwundung, das ihren Angehörigen zugutekommt, wenn sie in einem Militärlazarett untergebracht sind. Die Angehörigen erhalten auch das Sterbegeld ausgezahlt, wenn die Versicherten im Felde fallen. Die Erklärung zur Weiterversicherung muß spätestens drei Wochen nach dem Austritt aus der Beschäftigung bei der Krankenkasse abgegeben werden. Auch die Angehörigen können diese Erklärung abgeben. Die Beiträge sind am Schluß eines jeden Monats zu zahlen. Die städtische Verwaltung der Kriegshilfe übernimmt die Zahlung der Beiträge, wenn die Eingezogenen oder ihre Angehörigen nicht bezahlen können.
Waldanemone (Anemorosa). Aus unserem Leserkreise wird uns geschrieben: Wenn nach des langen Winters trüben Tagen die neu belebende Frühlingssonne das Stadtkind dazu treibt, in Feld und Wald nach den ersten Frühlingsblumen zu suchen, dann schauen wir in mancher Kinderhand, die mit Stolz den heimatlichen Tisch zu schmücken bestrebt ist, in der jetzigen Zeit einen Anemonenstrauß. In der jetzigen Zeit und noch früher bedeckt die Waldanemone mit ihren weißen Kelchblüten in unzähligen Exemplaren im Laubwalde den Boden. Viel zu wenig bekannt ist es aber, daß es sich bei den April- und Osterblume des Waldes um eine Giftpflanze handelt, deren Blätter und Blumen Hautentzündungen hervorrufen. Die Schule hat hier die Aufgabe, jährlich zu Beginn des Frühlings durch Hinweis auf die Waldanemone mit der Aufzählung der giftigen Wald- und Feldblumen zu beginnen, die oft genug durch harmlose Kinder ungeahnte Familiensorgen bringen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)