Freitag, 3. Juli 1914

 

Ein eigenartiges Feuerwerk bot sich gestern abend den Besuchern des Rheines, insesondere der Gronau dar. Auf der Festwiese ragten dunkle – anscheinend wahllos aufgestellte – Gerüstbauten empor, die in den Umrißlinien Dächer, Türme, Bastionen, Häuser erkennen ließen. Als die Dunkelheit kam, flammte plötzlich ein Flämmchen an einer Hausreihe auf. Das Flämmchen kroch hurtig weiter, fand reiche Nahrung, und nicht lange, so zuckten und züngelten rote und weiße Flammen an allen Ecken und Gassen „Moskaus" auf. „Der Brand von Moskau 1812" wurde im Feuerwerk dargestellt. Mit einigem Aufwand von Phantasie vermochte sich das staunende Publikum diesen schauerlichsten aller Riesenbrände vorzustellen. Es prasselte und knatterte, und Rauch und Flammen stiegen aus sinkenden Trümmern in den Nachthimmel, der, um das Schauspiel noch effektvoller zu machen. Seinen dunkelsten Samtmantel umgeworfen hatte. Dazwischen stiegen Raketen auf, und rotes und grünes Licht beleuchtete das in Asche zerfallene „Moskau", überragt von den dunklen Konturen unserer heimischen sieben Berge.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

 

„Hitzefrei“. Zum ersten Male in diesem Sommer mußte heute nachmittag der Unterricht in den städtischen Volksschulen der Hitze wegen ausfallen.

Die Juli-Hitze und ihre Folgen. Das Thermometer ist im Laufe des heutigen Mittags bis auf 38 Grad in der Sonne und 28 im Schatten gestiegen. Aus allen Gegenden wird von Hitzschlägen und von Todesfällen beim Baden in offenen Gewässern berichtet. Auch in England und Frankreich herrscht seit mehreren tagen eine Hitzewelle, die an die Hitze des Sommers 1911 erinnert.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Vorabendausgabe, Rubrik „Bonner Nachrichten“)