Mittwoch, 16. Dezember 1914
Bonner Wehrbund. Die größere Geländeübung, die der Wehrbund am vergangenen Sonntag unternahm, gestaltete sich außerordentlich interessant und lehrreich für alle Teilnehmer, abgesehen davon, daß sie eine erhebliche Uebung in der Ableistung verhältnismäßig großer Marschanforderungen an die Wehrbündler stellte. Die zahlreichen inzwischen zur Fahne eingezogenen früheren Mitglieder des Wehrbundes schreiben daher auch immer an ihre früheren Kameraden: „Geht nur fleißig mit dem Wehrbund, man merkt erst jetzt, wie viel er einem wert gewesen ist!“ Bei der Uebung am Sonntag, an der auch die Pfadfinder teilnahmen, war die Mannschaft in eine rote und eine blaue Partei eingeteilt. Die rote Partei sollte von Pützchen aus zum Entsatz einer eingeschlossenen Feldstellung auf dem Nonnenstromberg anmarschieren, die blaue Partei sollte von Oberkassel aus der roten Partei den Weg verlegen. Um 10 Uhr morgens rückten von der Doetschstraße aus die beiden Parteien nach Pützchen und Oberkassel ab, um von dort aus ihre selbständigen Bewegungen anzutreten. [Es folgt eine ausführliche Beschreibung der „Übung“.] Um 2 Uhr versammelten sich bereits beide Parteien auf dem Gipfel des Nonnenstrombergs, wo auf 5 Uhr die Kritik angesagt war. (...) In geschlossenem Marsch ging es über Dollendorf, Oberkassel und Beuel zurück nach Bonn, wo um 7 Uhr die Kolonnen auf dem Kaiserplatz sich auflösten. Die Teilnahme der beiden Abteilungen des Wehrbundes, die vom Städtischen und vom Königlichen Gymnasium gestellt werden, wurde schmerzlich vermißt.
Die Dauerkarten für die Rheinbrücke für das Jahr 1915 werden vom 29. d. M. an im Werftamt, Rheinwerft Nr. 27, und im Kassenzimmer der Betriebsdirektion der Straßenbahnen, Kölnstraße Nr. 80, ausgestellt. Wer bereits für 1914 eine Dauerkarte hat, muß diese abgeben, andernfalls ist eine Bescheinigung des Arbeitgebers usw. als Ausweis mitzubringen.
Der Bonner Spiel- und Sport-Verein spielte am Sonntag gegen die 2. Mannschaft des Bonner Fußballvereins und verlor das Spiel mit 5 : 4 Toren.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Weihnachtsferien beginnen an allen Schulen, sowohl den Volksschulen als auch den höheren Schulen, am 22. Dezember nachmittags. Der Unterricht fängt am 8. Januar morgens wieder an.
Ein leichtes Gewitter mit wenigen elektrischen Entladungen zog gestern abend von wolkenbruchartigen Regen begleitet über unsere Gegend.
Bonner Wehrbund. Wir haben folgende Zuschrift erhalten:
„Sehr geehrte Redaktion! In Ihrer heutigen Ausgabe bringen Sie im lokalen Teil eine Mitteilung, wonach unser Fernbleiben von der Felddienstübung am letzte Sonntag „schmerzlich vermißt“ worden ist. Schon am Dienstag, den 8. ds. Mts., habe ich bei Gelegenheit einer Beratung, an der die Führer des Wehrbundes teilnahmen, mitgeteilt, daß die 8. Abteilung des Wehrbundes nicht teilnehmen werde, da ihre Mitglieder – ganz überwiegend katholische Schüler des Königlichen Gymnasiums – an diesem Tage gemeinsame Kommunion hätten. Um zu verhüten, daß in Zukunft das Fernbleiben unserer Abteilung „schmerzhaft vermißt“ wird, gestatte ich mir darauf hinzuweisen, daß Uebungen, die sich im Winter von morgens 9½ bis abends 7 Uhr ausdehnen, für sechzehnjährige Schüler eine ernste Gefährdung der Gesundheit bedeuten, für die der Unterzeichnete die Verantwortung ablehnen muß.
Bonn, den 15. Dezember 1914.
Kentenich, Oberlehrer, Führer der 8. Abteilung des Wehrbundes.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
O-Andacht. Zur würdigen Vorbereitung auf das heilige Weihnachtsfest findet auch in diesem Jahr seitens der hiesigen Mar. Junggesellen-Solidarität vom 17. bis 23 Dezember in der Münsterkirche in althergebrachter Weise die sogenannte O-Andacht statt. In furchtbar ernster Zeit bereiten wir uns dieses Jahr auf das hochheilige Weihnachtsfest vor. Ein Krieg, so schrecklich und blutig, wie ihn die Welt noch nicht gesehen, ist über unser Vaterland, über Europa hereingebrochen und erfüllt Länder und Meere mit seinem Schrecken. Mit Rücksicht hierauf werden die Predigten in der O-Andacht gehalten über das Thema: „Die Lehren des Weltkrieges.“ Wie in früheren Jahren, so werden auch in diesem Jahre die Predigten von einem Ordenspriester, dem hochw. Herrn P. Hardy Schligen gehalten. Die Andacht beginnt an den Wochentagen abends um 8½ Uhr, am Sonntag um 6 Uhr. Die Gläubigen der ganzen Stadt sind zur Teilnahme an dieser zeitgemäßen Andacht eingeladen.
Als Weihnachtsvorstellung für kleine Leute bringt das Stadttheater am Samstag Nachmittag zum ersten Male: Max und Moritz, die lustige Bubenkomödie, zur Aufführung. Der Inhalt ist aus Busch’s gleichnamigen Gedicht bekannt, welches durch Leopold Günther für die Bühne bearbeitet wurde. In sieben lustigen abwechslungsreichen Bildern kommen die bösen Streiche, die Strafe und Besserung des Bubenpaares Max und Moritz zur Darstellung. Die Aufführung ist durch Herrn Spielleiter Ferchland sorgfältig vorbereitet. In den Hauptrollen sind die Damen Hilbrecht, Larina, Weinert, Westerland und die Herren Alex, Birgel, Heinemann, Sascha und Schaefer beschäftig.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)