Sonntag, 29. September 1918
Auf den Vortrag des Landtagsabgeordneten Dr. Bacmeister morgen (Montag) im großen Saal der Lese sei an dieser Stelle nochmals hingewiesen. In dieser ernsten schicksalsschweren Zeit, in der innerer Zwist unsere Kraft zu lähmen droht, ist es heiligstes Gebot für die Heimat, unsere kämpfenden Brüder durch einheitlichen Siegeswillen zu unterstützen.
Lustiger Abend. Senff-Georgi, der, wie bereits wiederholt erwähnt, am morgigen Montag, abends 8 Uhr im Bürgerverein wiederum einen einzigen seiner wirklich lustigen Unterhaltungsabende gibt, gehört zu den wenigen Vortragskünstlern, denen die Frohlaune Herzensbedürfnis ist und denen von der Natur aus die reiche Gabe, durch ihre Künstlerschaft herzlichen Frohsinn zu verbreiten, geschenkt wurde. Das abwechselungsreiche, eigenartige Programm verheißt einen genussreichen Abend.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Zur Kohlenknappheit. Aus Beamtenkreisen schreibt man uns: Nach den wenig tröstlichen Mitteilungen der Stadtverwaltung steht es mit der Kohlenversorgung für diesen Winter sehr schlecht. Außer mit dem Mangel an Lebensmitteln haben wir daher im Winter auch noch mit der Einschränkung des Kohlenbedarfs zu rechnen. Ein schlecht ernährter Körper kann aber die nötige Wärme nicht entbehren, ohne dauernd Schaden zu erleiden. Es muß daher unbedingt Rat beschafft werden. Eine größere Ersparnis an Heizungs- und Beleuchtungsmaterial kann eintreten, wenn bei den Behörden, namentlich den städtischen und gerichtlichen, mit Eintritt des Winters eine ungeteilte Arbeitszeit zur Einführung gelangt. Warum man zögert, von diesem einfachen Mittel Gebrauch zu machen, ist nicht zu verstehen. Die Einstellung der Heizung in den Nachmittagsstunden, der Fortfall der Beleuchtung der vielen Treppen, Flure und Arbeitsräume von Eintritt der Dunkelheit bis zum späten Abend muß eine Ersparnis an Heizungs- und Beleuchtungsmaterial zur Folge haben. Man führe daher die ungeteilte Arbeitszeit vor dem Winter ein, das ist der Wunsch der meisten Beamten, die dann auch noch Zeit finden würden, ihre sonstigen Geschäfte zu erledigen, namentlich sich die fehlenden Lebensmittel zu beschaffen, was man jetzt hamstern nennt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Wochenkalender der Bonner Frauenvereine. Donnerstag, 6 Uhr, Hörsaal 12 der Universität, Verband Bonner Frauenvereine, 1. Vortrag: Verfassungs- und Verwaltungsfragen; Oberbürgermeister Most – Sterkrade; Freitag 10½ Uhr, Sitzung der hauswirtschaftlichen Kriegshilfe. Hausw. Kriegshilfe, Anmeldungen zu Schuhkursen werden entgegen genommen in der früheren Flickschusterei (Univers. Am Hof). Daselbst bietet die Kleiderberatung jeden Mittwoch von 9-12, 3-6 Uhr Gelegenheit, unter sachkundiger Leitung Kleider anzufertigen oder zu ändern. – Die Strumpfausbesserungsstelle ist jetzt nur noch jeden Donnerstag 9-12, 3-6 Uhr geöffnet. In der hauswirtschaftlichen Beratungsstelle (städt. Sammelstelle) sind außer kriegsgemäßen Kochrezepten und Angaben über Selbstanfertigung von Kochkisten auch neue Merkblätter über bargeldloses Zahlen zu haben. Die Chamottsteine (zum Backen in der Kochkiste) sind bei Frau Vogel Fürstenstraße zu kaufen. In der städt. Sammelstelle ist eine Annahme von gebrauchten Möbeln und sonstigem Hausrat eingerichtet worden, um minderbemittelten Brautpaaren die Gründung ihres Hausstandes zu erleichtern. Alle wohlhabenden Familien sind herzlich gebeten, aus ihren reichen Beständen beizusteuern und diese und diese zeitgemäße Einrichtung wirksam zu unterstützen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)