Romane und Autobiographisches zum Ersten Weltkrieg
Barbusse, Henri: Das Feuer. Tagebuch einer Koporalschaft (Le Feu. Journal d'une escouade). 1916. (online verfügbar)
Der Episodenroman „Le Feu. Journale d'une escouade" erschien bereits 1916 – mitten im Krieg. Sein Verfasser Henri Barbusse hatte sich, obwohl 40jährig, freiwillig gemeldet, weil er dazu beitragen wollte, den deutschen Militarismus zu besiegen. Von 1914 bis 1916 kämpfte er – mit verwundungsbedingten Unterbrechungen – an der westfranzösischen Front, bevor er während eines Lazarettaufenthalte seine Aufzeichnungen zu einem Romans verarbeitete. In 24 Kapiteln beschreibt er schonungslos, oft dialogisch und in authentischer Sprache, das Leben des einfachen Frontsoldaten: Gewaltmärsche, Schützengrabenalltag, brutale Offensiven, Kampf gegen die Kälte, die Läuse und Ratten, Gestank der Leichen und Latrinen. Und immer wieder Schlamm, der jede Bewegung erschwert. Am Anfang des Romans steht ein Einleitungskapitel, in dem die Lungenkranken eines Sanatoriums vor der Kulisse des Mont Blanc über den gerade beginnenden Krieg philosophieren. Ein Unwetter zieht auf: „Nie wieder Krieg! denken sie, Wer vermag das Unwetter zu bannen?" Mit einem Unwetter schließt der Roman auch: Im letzten Kapitel stürzen nach einem ungeheuren Wolkenbruch die Schützengräben von Freund und Feind zusammen. Die Überlebenden stimmen in einer apokalyptisch anmutenden Schlammlandschaft einen vielstimmigen Chor über den Un- und Wahnsinn des Krieges an. Antwort und Konsequenz: eine übernationale, sozialrevolutionäre Aktion. In diesem Sinne gründete Barbusse selber noch während des Krieges einen sozialistisch, antimilitaristisch und internationalistisch ausgerichteten Veteranenverband. Von seinem Roman wurden bis Kriegsende 250.000 Exemplare verkauft; er wurde bereits 1916 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet und bis heute in über 60 Sprachen übersetzt.
Flex, Walter: Wanderer zwischen beiden Welten. 1916. (online verfügbar)
Paasche, Hans: Fremdenlegionär Kirsch. Eine abenteuerliche Fahrt von Kamerun in den deutschen Schützengraben in den Kriegsjahren 1914/15. 1916. (online verfügbar)
Zwiespältig: Hans Paasche, der 1920 von Reichswehrsoldaten ermordete Pazifist, erzählt die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte von Max Kirsch, eines Deutschen, der sich aus dem von den Alliierten besetzten Kamerun auf den Weg in die Heimat macht, als Schweizer getarnt der französischen Fremdenlegion beitritt und schließlich an der Front bei Reims zu den deutschen Truppen überläuft. Eine ziemlich patriotische Geschichte, die allerdings auf die damals übliche nationalistischen Herabsetzung der Gegner verzichtet und die, wie der Autor später anmerkt, mit ihrer Kritik am französischen Militarismus gleichzeitig auch den deutschen Militarismus anprangern will.
Frank, Leonhard: Der Mensch ist gut. Novellen. 1917. (online verfügbar)
Pazifistisches Manifest: Franks Novellensammlung mit dem programmatischen Titel ist das einzige Antikriegsbuch, das ein deutscher Schriftsteller während des Krieg veröffentlicht hat - allerdings in der Schweiz, wohin der entschiedene Kriegsgegener Frank 1915 hatte emigrieren müssen. Die fünf Geschichten handeln von den Opfern des Krieges und von ihrem Leiden, von Kriegskrüppeln und von Hinterbliebenen, die aus ihrem Elend die Konsequenz ziehen und sich schließlich öffentlich für den Frieden einsetzen. Die Texte, heute etwas sperrig zu lesen, sollen während des Krieges illegal in Deuschland kursiert sein und auch Antikriegsmanifestationen ausgelöst haben.
Latzko, Andreas: Menschen im Krieg. 1917. (online verfügbar)
Abrechnung mit dem k.u.k. Militär: Latzko – ehemaliger österreichisch-ungarischer Reserveoffizier – verfasste diese sechs Novellen in der Schweiz, wo er sich von einer an der Isonzo-Front erlittenen Kriegspsychose erholen sollte. Seine Themen sind das Grauen des Stellungskrieges in den Alpen (Feuertaufe), die zynische Haltung der höheren Militärs (Der Sieger) und vor allem das – meist überaus drastisch geschilderte – Elend der körperlich oder psychisch Kriegsversehrten (Der Abmarsch, Der Kamerad, Heldentod, Heimkehr). In Latzkos Geschichten gibt es keine positiven Aspekte des Krieges wie Kameradschaft oder Tapferkeit. Offiziere werden durchweg negativ dargestellt, eine Ausnahme ist der Hauptmann in „Feuertaufe", der aber trotz seiner Skrupel seine Einheit ins Verderben führt.
Dorgelès, Roland: Die hölzernen Kreuze. (Les croix de bois). 1919
Der Journalist und Weltkriegsteilnehmer Roland Lécavalé veröffentlichte diesen Roman 1919 unter Pseudonym – zwei Jahre nach Henri Barbusse' „Le Feu". Im Gegensatz zu Barbusse verfehlte der Autor knapp den renommierten Prix Goncourt, der mit sechs zu vier Stimmen an Marcel Proust vergeben wurde. „Les croix de bois" wurde nach „Le Feu" der erfolgreichste französische Roman über den Ersten Weltkrieg.
Im Gegensatz zu Barbusse vermittelt Lécavalé keine explizite politische Botschaft. Sein Roman ist auch nicht so sorgfältig durchkomponiert wie „Le Feu". Der Autor erzählt in 17 Episoden den soldatischen Alltag einer Korporalschaft im Schützengraben und in der Etappe, aber auch die oft chaotisch verlaufenden, miserabel geplanten und äußerst verlustreichen Sturmangriffe an der südlichen Kriegsfront. Er beschreibt den unsäglichen Schrecken des Krieges, aber auch die „kleinen Freuden", wenn die – immer schlechte – Suppe gebracht wird oder ein Brief von Zuhause ankommt, das beglückende Gefühl, einen Angriff überlebt zu haben, die Hoffnung auf den „Heimatschuss", der den Soldaten aus der Hölle befreien kann, die Angst vor dem Tod und die letzten Minuten oder Stunden eines tödlich Verwundeten im Niemandsland – eine eindrucksvolle, aber mitunter schwer zu ertragende Lektüre.
Unter den Soldaten, die der Ich-Erzähler schildert, sind so unterschiedliche Charaktere wie der alte „Fronthase" Sulphart, das „Bürgersöhnchen" Demachy (das wohl autobiographische Züge trägt) mit seinen zunächst heroischen Vorstellungen vom Krieg, den ewigen „Drückeberger" Boufioux. Aber auch dem gelingt das Überleben nicht. Als einer der wenigen kehrt Sulphart schwerverletzt in das zivile Leben zurück, um zu erfahren, dass seine Frau ihn samt des Wohnungsmobiliars verlassen hat und im Nachkriegsfrankreich ohnehin niemand mehr die Heldengeschichte aus dem Schützengraben hören will.
Im letzten Kapitel erinnert sich der Ich-Erzähler an den Krieg, dessen Schrecken irgendwann vergessen sein werden; dann „filtert das menschliche Herz die Erinnerungen und bewahrt nur solche an schöne Tage. Schmerz, Hass, ewige Reue, das alles ist zu schwer, das alles sinkt zu Boden ...". (S.294) Ist das die Wahrheit, nicht zu leichtfertig der Umgang mit dem Leiden? „... es ist mir, als hätte ich aus dem Holz eurer Kreuze eine Flöte geschnitzt." Mit diesen Worten endet der Roman.
Jünger, Ernst: In Stahlgewittern. 1920. (3. Aufl. 1922 online verfügbar)
Kellermann, Bernhard: Der 9. November. 1920. (online verfügbar)
Hasek, Jaroslav: Der brave Soldat Schwejk (Osudy dobrého voyáka svejka za svetové války) 1921 – 1923 in wöchentlichen Lieferungen erschienen.
Wandt, Heinrich: Etappe Gent. 1921. (Vorabdruck ab Januar 1920 in der „Freien Presse“)
Kisch, Egon Erwin: Als Soldat im Prager Korps (seit 1929: Schreib das auf, Kisch!). 1922.
Kraus, Karl: Die letzten Tage der Menschheit. 1922 (Während des Kriegs erschienen einzelne Szenen in der „Fackel“. Vgl. dort auch Band 7, Nr. 400ff.)
Ringelnatz, Joachim: Die Woge. Marine-Kriegsgeschichten. 1922. (online verfügbar)
Zensiert: Ringelnatz' während des Krieges entstandene Kurzgeschichten über Seeleute im Krieg sind in ihrem Tenor fast immer patriotisch (gelegentlich mit einem Hauch von schwarzem Humor), zugleich aber auch von einem pessimistischen Grundton durchzogen. Dieser Pessimismus war wohl auch der Grund, warum die meisten Geschichten erst nach dem Krieg erscheinen durften. Literarisch sicher nicht das Beste von Ringelnatz, aber ein interessantes Beispiel früher deutscher „short stories".
Faulkner, William: Soldatenlohn. (Soldier’s Pay) 1923 (dt. 1958).
Der Roman handelt von einem Fliegeroffizier, der aus dem Ersten Weltkrieg in seine Heimat Georgia zurückkehrt und nicht mehr Fuß fassen kann. Er stirbt schließlich an der Folgen einer Kopfverletzung, die er sich bei einem Absturz zugezogen hatte.
Ford Maddox Ford: Parade’s End Tetralogie:
— Manche tun es nicht (Some Do Not …) 1924;
— Keine Paraden mehr (No More Parades) 1925;
— Der Mann, der aufrecht blieb (A Man Could Stand Up) 1926;
— Zapfenstreich (Last Post) 1928.
Hemingway, Ernest: Fiesta (The Sun Also Rises). 1926.
Graf, Oskar Maria: Wir sind Gefangene, 1927.
Vring, Georg von der: Soldat Suhren. 1927.
Zweig, Arnold: Der Streit um den Sergeanten Grischa. 1927.
Der russische Sergeant Grischa flieht aus einem deutschen Gefangenenlager und gibt sich, als er erneut von den Deutschen gefangen wird, als Überläufer Bjuschew aus. Das wird für ihn zum Verhängnis, denn nun verdächtigt man ihn der Spionage und verurteilt ihn zum Tode. Es nützt ihm nichts, dass er seine wahre Identität beweisen kann und dass das zuständige Kriegsgericht das Todesurteil aufhebt: Der vorgesetzte Generalquartiermeister Schieffenzahn (Ludendorff nachempfunden) ignoriert die juristische Zuständigkeit und setzt die Vollstreckung des Todesurteils durch – nach dem Motto: „Der Staat schafft Recht, der einzelne ist eine Laus." Der Krieg setzt Moral und Recht außer Kraft. Zweig thematisiert auch den Antisemitismus in der Armee, das Weltherrschaftsstreben der Deutschen und lässt einen hellsichtigen „gemeinen" Soldaten sagen: „In den Laden, aus dem wir stammen, passen wir bestimmt nicht mehr hinein."
Glaeser, Ernst: Jahrgang 1902. 1928.
[Grimm, Hans Herbert]: Schlump. Geschichten und Abenteuer aus dem Leben des unbekannten Musketiers Emil Schulz, genannt ‚Schlump’, von ihm selbst erzählt. 1928.
Wie eine ganze Reihe von fast vergessenen Romanen auch, hat der Verlag Kiepenheuer und Witsch die hundersten Jahrestag des Kriegsbeginns genutzt, um den 1928 erschienen Roman neu herauszugeben. Seine Lektüre ist unbedingt zu empfehlen. Der Protagonist Emil Schulz, dem ein Schutzmann einst am Schlafittchen packte und als „Schlump" beschimpfte, verpasste ihm so diesen Spitznamen, den er sein Leben lang nicht mehr los wird. Mit 17 Jahren zieht Schlump in den Krieg, lässt es sich als Chef in einer französischen Ortkommandantur, bevor er das Inferno des Stellungskrieges erlebt, um schließlich das Kriegsende als Mitarbeiter in einer Wechselstube in Maubeuge zu verbringen, von wo aus er sich auf einen eindrucksvoll geschilderten Rückzug begibt. Er liebt die französischen Mädchen in der Etappe, geht im Schützengraben durch die Hölle, bereichert sich durch krumme Geschäfte – und verliert am Ende wieder alles. Und das wird temporeich und bisweilen lakonisch erzählt.
Der Roman steht in der Tradition des Schelmenromans; sein „Held" stolpert förmlich durch den Krieg, den er immer stärker hasst und für eine „gräßliche (sic), gemeine Schlächterei" hält. Sein Autor Hans Herbert Grimm veröffentlichte ihn zunächst anonym. Er arbeitete nach dem Krieg als Lehrer, wollte nicht auffallen, trat nach 1933 sogar in die NSDAP ein, obwohl die Nazis seinen „Schlump" verbrannten. In der DDR erhielt er aufgrund seiner Parteizugehörigkeit Berufsverbot. 1950 beging er Selbstmord – zwei Tage nach einem Gespräch mit Vertretern der DDR-Behörden, über deren Inhalt nichts bekannt ist.
Krakauer, Siegfried: Ginster. 1928.
Renn, Ludwig: Krieg. 1928.
Ringelnatz, Joachim: Als Mariner im Krieg. 1928. (online verfügbar)
Frey, Alexander Moritz: Die Pflasterkästen. 1929.
Der Roman beschreibt das Geschehen an der Westfront aus der Perspektive des Sanitäters Funk, im zivilen Leben Schriftsteller, der zunächst als Krankenträger, dann als Schreiber, aber auch als behandelnder Sanitäter, drei Jahre lang im Einsatz war. Er schildert damit weniger die Kampfhandlungen als vielmehr das, was „von ihnen übrig bleibt": die Verletzten, die Sterbenden, die Toten. Somit reiht er sich nicht in die Serie von Romanen ein, die ebenfalls Ende der 1920er Jahre erscheinen und die man auch als eine Art von „Abenteuerroman" lesen könne. Das ist jedenfalls der Kern der Kritik, die Karl Hugo Sclutius in der „Weltbühne" vom 2. April 1929 äußerte. Autoren wie Remarque, Renn u.a. wirft er vor, dass sie mit ihren Romanen im Grunde Kriegspropaganda betrieben hätten, indem sie den Krieg als „unbürgerliche Lebensform", als großes Abenteuer beschrieben.
Hemingway, Ernest: In einem anderen Land (A Farewell to Arms). 1929.
Graves, Robert: Strich drunter! (Goodbye to All That).1929.
Als Robert Graves, ein Urenkel von Leopold von Ranke, diese seine Autobiografie verfasste, war er gerade mal 33 Jahre alt. Er beschreibt seine Kindheit, seine Schuljahre in Charterhouse, einer seinerzeit berühmten Lehranstalt, und schließlich seine Kriegserfahrungen als Offizier bei den Royal Welsh Fusiliers. Ab 1915 in Frankreich stationiert, erlebt er den Alltag des Grabenkriegs und die Schlacht von Loos, in der Giftgas eingesetzt wird. Graves wird durch das „Fronterlebnis" bis in die späten 1920er Jahre traumatisiert: Die Botschaft „Nie wieder Krieg!" schwingt im englischen Titel „Goobye to all that" stärker mit als im deutschen „Strich drunter". 1957 überarbeitete er den Text komplett und nahm ihm Schärfe und Schonungslosigkeit der Darstellung der Kriegsgreuel.
Johannsen, Ernst: Vier von der Westfront. Ihre letzten Tage an der Westfront 1918. 1929.
Johannsen, Ernst: Front-Erinnerungen eines Pferdes. 1929.
Remarque, Erich Maria: Im Westen nichts Neues. 1929.
Der Roman gehört zu der Reihe von Werken, die – rund zehn Jahre nach Kriegsende erschienen – das Fronterlebnis des einfachen Soldaten schildern und durch die rücksichtslose Darstellung der Brutalität des Kampfgeschehens Anklage gegen den Krieg erheben: Paul Bäumer wird gemeinsam mit seinen Klassenkameraden von der Schule direkt auf das Schlachtfeld geschickt. Seine anfängliche Begeisterung weicht bereits durch die Schikanen der Ausbildung durch den Kasernenhoftyrannen Himmelstoß. Die Erfahrungen an der Front – mörderische Kämpfe, Stellungskrieg, Materialschlachten, Gasangriffe, nächtliche Patrouillen – lassen die jungen Leute verrohen und daran zweifeln, ob sie je wieder den Weg zurück in das zivile Leben finden. Mit diesen Schilderungen – auch des massenhaften Sterbens – ähnelt der Roman seinen „Zeitgenossen", war aber seinerzeit der erfolgreichste, der, in 32 Sprachen übersetzt, weltweit verbreitet und bereits 1930 verfilmt wurde.
Roth, Joseph: Hotel Savoy. 1929.
Chevallier, Gabriel: Heldenangst (La Peur). 1930.
Der Autor war selbst Kriegsteilnehmer. Sein alter ego in diesem Roman ist der junge Student Jean Dartemont, der 1915 an die Front geschickt wird. Dort erlebt er die äußerste Brutalität des Krieges ebenso wie die Willkür und Borniertheit der Armeeführung; er empfindet darüber hinaus die Absurdität und Sinnlosigkeit dieses Kampfes. Und er leidet während des Heimaturlaubs unter der Haltung der Zivilisten, die in völliger Verkennung des Kriegsalltags die Fronterfahrung für etwas Großartiges und Beneidenswertes halten, während sie für den Protagonisten Kugeln, Kälte, Durchfall, Ratten, Läuse, Schikane und vor allem grenzenlose Angst bedeutet. Inhaltlich beeindruckend und stilistisch brillant!
Köppen, Edlef: Heeresbericht. 1930. (online verfügbar)
Vergessenes Meisterwerk: In seinem autobiographisch gefärbten Roman erzählt Köppen die Geschichte des Kriegsfreiwilligen Reisiger, der als Artillerist an allen Fronten – besonders an der Westfront – zum Einsatz kommt, sich zum Kriegsgegner entwickelt und schließlich am Krieg psychisch zugrunde geht. Wie in kaum einem anderem Buch werden die Schrecken des Krieges erfahrbar gemacht, so z.B. wenn Köppen die im Abwehrfeuer der Deutschen zusammengeschossene britischen Offensive an der Somme beschreibt. In den Handlungsstrang sind durchgängig zeitgenössische Originaldokumente (Reden, Militärmemoranden, Zeitungsartikel etc.) eingewoben, die die regierungsoffizielle Haltung zum Krieg wiedergeben. Aus der Diskrepanz zwischen diesen beiden Ebenen erzielt der Roman seine Wirkung: Der Leser, der naturgemäß eher die Romanhandlung als wahr und authentisch ansehen wird, soll so die Verlogenheit der Regierenden und den Wahnwitz des Krieges erkennen. Köppen starb bereits 1939 an den Spätfolgen einer Kriegsverletzung.
Plievier, Theodor: Des Kaisers Kuli. Roman der deutschen Kriegsflotte. 1930.
Renn, Ludwig: Nachkrieg. 1930.
Salomon, Ernst von: Die Geächteten. 1930.
Scharrer, Adam: Vaterlandslose Gesellen. Das erste Kriegstagebuch eines Arbeiters. 1930.
Thomas, Adrienne: Die Katrin wird Soldat. 1930.
Hirsch, Karl Jakob: Kaiserwetter. 1931.
Remarque, Erich Maria: Der Weg zurück. 1931.
Zweig, Arnold: Junge Frau von 1914. 1931.
Céline, Louis-Ferdinand: Reise ans Ende der Nacht (Voyage au bout de la nuit). 1932.
Der Roman erzählt die Lebensgeschichte des Ich-Erzählers Ferdinand Bardamu, eine bisweilen sehr zynisch geschriebene Geschichte von Scheitern, Armut, Hass, Gemeinheit und Verbrechen. Die Erfahrung des Ersten Weltkriegs ist nur eine Episode in einem Leben, das Bardamu später auch nach Afrika und Amerika verschlägt. Als mittelloser Medizinstudent meldet er sich zunächst freiwillig zum Kriegsdienst, der ihn schnell zu einem vehementen Kriegsgegner werden lässt: Krieg erscheint ihm als eine Erfindung zur Ausmerzung der lästigen Armen. Als eine Art Anti-Schwejk torkelt er gemeinsam mit seinem Freund Leon Robinson durch die Kriegsjahre, die er nicht zuletzt dank dubioser Machenschaften überlebt. „Die Bonzen ließen mich schließlich laufen", formuliert er lapidar und macht sich auf den Weg nach Afrika. Das Leitmotiv des Romans bleibt: Die Menschen hören nicht auf, sich zu quälen und zu töten – „Ein Scheißspiel, das Leben". Mit Robinson, dem er auf den Irrfahrten seines Lebens immer wieder begegnet und der am Ende stirbt, verbindet ihn die Tatsache: „Wir waren beide böse!" Und bitterböse und unerbittlich ist auch der Roman eines aufgrund seines Antisemitismus nicht unumstrittenen Autors.
Roth, Joseph: Radetzkymarsch. 1932.
Toller, Ernst: Eine Jugend in Deutschland. 1933.
Humphrey Cobb: Wege zum Ruhm (Paths of Glory). 1935.
Forester, Cecil Scott: Die „African Queen“ (The African Queen). 1935.
Wittlin, Józef: Das Salz der Erde (Sól ziemi). 1935.
Zweig, Arnold: Erziehung vor Verdun. 1935.
Du Gard, Roger Martin: Sommer 1914. (L’Été 1914). 1936 (dt. 1951).
Im 4. - 6. Band seines insgesamt siebenbändigen Familienepos analysiert der Autor auf vielen hundert Seiten – stark dialogisch geprägt - die Stimmung im Frankreich der letzten Julitage 1914 bis zum Beginn des Krieges. Der Erfolg des Romans in Frankreich und seine pazifistische Grundtendenz in einer Zeit der neuerlichen Kriegsgefahr brachten dem Autor 1937 den Literaturnobelpreis ein. In deutscher Übersetzung erschien er erst 1951.
Remarque, Erich Maria: Drei Kameraden. 1936.
Schmitz, Peter: Golgatha. 1937. Neuauflage 2014.
Der 2014 in einer Neuauflage erschienene Roman „Golgatha“ wurde 1931 unter dem Titel „Bataillon Eupen-Malmedy“ zunächst als Serie in der ostbelgischen Ausgabe von L’Invalide, dem belgischen Organ der Kriegsinvaliden, veröffentlicht. Erst 1937 fasste sein Autor Peter Schmitz (1887-1938) die Kapitel in einem Buch zusammen, das vom Eupener Paul-Kaiser-Verlag veröffentlicht wurde. Denn Eupen war die Geburtsstadt von Schmitz, der darüber hinaus nach dem Ersten Weltkrieg und dem Staatenwechsel der Region die belgische Staatsangehörigkeit bekommen hatte. In Deutschland war das Erscheinen eines pazifistischen Romans in der Zeit des Nationalsozialismus unmöglich, auch seine Verbreitung von Anfang an verboten. Nachdem die Wehrmacht am 10. Mai 1940 in Belgien einmarschiert war, sorgten die deutschen Besatzungsbehörden für seine Vernichtung. Sogar das Grab des Autors wurde vom Eupener Ehrenfriedhof entfernt.
Der Autor hatte sich 1914 freiwillig „an die Front“ gemeldet und nahm als Mitglied des 29. Reserve-Infanterie-Regiments (in dem auch Bonner Soldaten in den Krieg zogen) an den Kämpfen u.a. in der Champagne und an der Somme teil. Diese Kriegsschauplätze mit ihrem apokalyptisch anmutenden Schrecken lässt er seinen Ich-Erzähler Paul Bürger bis zu dessen Verwundung im November 1916 erleben. Insbesondere die Somme-Schlacht schildert Schmitz als „Todesmühle, in die kriegsstarke Divisionen hineinmarschieren, um als verblutete Reste ausgespieen zu werden“ (S. 257). Die Schuldigen an diesem „Golgatha der Heere“: „Alle Führer der Völker, alle Armeeführer, alle Zeitungshetzer, alle Munitionslieferanten , alle Kriegsgewinnler“ (S. 146). Die Lehre aus diesem Krieg: „Wir aber, die das Grauen des Krieges kennen, müssen zu Streitern des Friedens werden!“ (S. 278).
Die Neuauflage wird ergänzt durch ein Vorwort, in dem Philippe Beck – über Schmitz promoviert - die Entstehungsgeschichte und seinen literaturgeschichtlichen Kontext beschreibt, sowie ein umfangreiches Nachwort, in dem der Verleger Helmut Donat u.a. nachzeichnet, in welcher Weise der Börsenverein des Deutschen Buchhandels bereits seit 1919 die nationalistische, militaristische und antisemitische Literatur im Deutschland der Weimarer Republik massiv förderte, die pazifistische und linksrepublikanische Literatur dagegen boykottierte.
Zweig, Arnold: Einsetzung eines Königs. 1937.
Lusso, Emilio: Ein Jahr auf der Hochebene (Un anno sull’Altipiano). 1938.
Döblin, Alfred: November 1918. Eine deutsche Revolution. Erzählwerk in drei Teilen. 1939 – 1950.
Trumbo, Dalton: Süß und ehrenvoll/ Johnny zieht in den Krieg (Johnny got his gun). 1939.
Sinclair, Uptpon: Welt-Ende (World’s End). 1940.
Zweig, Stefan: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. 1942.(online verfügbar)
Zweigs im Exil verfasster Rückblick auf sein Leben ist weniger Autobiographie als vielmehr der Abgesang auf eine Epoche, deren Untergang mit dem Ersten Weltkrieg eingeleitet wurde. In vier der insgesamt 18 Kapitel beschäftigt sich Zweig mit der Zeit 1914-19. Zweigs Meisterschaft als sensibler Beobachter seiner Umgebung zeigt sich u.a. darin, wie er die merkwürdig zurückhaltenden Reaktionen auf die Nachricht von der Ermordung des Thronfolgers in dem niederösterreichischen Kurort Baden beschreibt, wie er die Ende Juli 1914 allmählich eskalierende Kriegsangst unter den internationalen Gästen im belgischen Seebad Oostende schildert oder wie er das – vom selbst als ambivalent erfahrene – „Augusterlebnis" in Wien darstellt. Zweig, der als ziviler Mitarbeiter des k.u.k Kriegsarchivs vom Fronteinsatz verschont blieb, ging 1917 in die Schweiz, wo er Kontakte zu Kriegsgegnern unterhielt.
Andric, Ivo: Das Fräulein (Gospodjica). 1945.
Faulkner, William: Eine Legende. (A Fable) 1954 (dt. 1955).
Kern des allegorischen Romans ist die Wiederkehr Christi in die moderne Welt. Faulkners Christus nimmt die Gestalt eines französischen Korporals an, der im Ersten Weltkrieg am Stellungskrieg teilnimmt. 1918 überredet er 12 Kameraden, darunter einen Verräter, die Teilnahme an einem in seinen Augen sinnlosen Angriff zu verweigern. Am Ende wird er zusammen mit zwei Mördern, die bei der Exekution rechts und links neben ihm stehen, erschossen. Der Roman beschreibt darüber hinaus den Kriegsalltag und zahlreiche Einzelschicksale der Kriegsteilnehmer.
Jünger, Friedrich Georg: Der erste Gang. 1954.
Zweig, Arnold: Die Feuerpause. 1954.
Zweig, Arnold: Die Zeit ist reif. 1957.
Solschenizyn, Alexander: August Vierzehn (Avgust četyrnadcatogo) 1971.
Kusniewicz, Andrzej: Lektion in einer toten Sprache (Lekcja martwego języka). 1977.
Nettelbeck, Uwe: Der Dolomitenkrieg. 1979.
Japrisot, Sébastien: Die Mimosen von Hossegor/Mathilde – Eine große Liebe (Un long dimanche de fiançailles).1981.
Dor, Milo : Der letzte Sonntag : Bericht über das Attentat von Sarajewo (seit 1988: Die Schüsse von Sarajewo). 1982.
Der Roman schildert anhand unveröffentlichter Prozessakten die Nachforschungen, die der Untersuchungsrichter Leo Pfeffer nach dem Attentat von Sarajewo durchzuführen hatte. Man erwartet von ihm, dass er möglichst schnell Beweise für die Beteiligung Serbiens liefert. Pfeffer wird indes als ein Justizbeamter geschildert, der sich der Wahrheit verpflichtet fühlt und am Ende gar nicht begreifen kann, dass sein Bemühen, die komplizierten Hintergründe des Attentats aufzudecken, überhaupt nicht ernst genommen wird. Die Ermordung des Erzherzogs und seiner Frau wird zum Anlass genommen, Serben den Krieg zu erklären, lange bevor Pfeffer seine Arbeit abgeschlossen hat.
Mihaly, Jo: Da gibt's ein Wiedersehen! Kriegstagebuch eines Mädchens 1914 - 1918. 1982.
Kadare, Ismail: Das verflixte Jahr (Viti i mbrapsht). 1985, deutsch 2005.
Barker, Pat: Regeneration Trilogie:
— Niemandsland (Regeneration) 1991;
— Das Auge in der Tür (The Eye in the Door) 1993;
— Die Straße der Geister (The Ghost Road) 1995.
Faulks, Sebastian: Gesang vom großen Feuer (Birdsong).1993.
Der Krieg wird aus der Sicht des Engländers Stephen und seiner Enkelin erzählt, die seine Spuren sucht und uns einen Eindruck vermittelt, wie in Frankreich und Großbritannien in den 1970er Jahren an den Ersten Weltkrieg erinnert wurde. Neben den Erfahrungen Stephens vor dem Ersten Weltkrieg in Amiens, bilden seine Erfahrungen in den Schlachten in Nordfrankreich den Kern des Romans. Den Stoff bilden aber weniger die Kämpfe, sondern die Gefühle der Männer, ihre Angst und Verzweiflung, ihr Hass, ihre Hoffnungen und ihre Zärtlichkeit. Man hört mit den Überlebenden der Somme-Schlacht die Erde stöhnen, angesichts zehntausender Leben, die dort vernichtet wurden.
Dugain, Marc: Die Offizierskammer (La Chambre des officiers). 1998.
1914 verabschiedet sich der Ich-Erzähler Adrien Fournier von seiner Geliebten mit einem Kuss in die Halsbeuge, um in den Krieg zu ziehen. Aber noch bevor die Front richtig eröffnet ist, wird er während eines Aufklärungsritts von einer explodierenden Granate so schwer verletzt, dass sein Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt wird. Fünf Jahre verbringt er im Pariser Hospital Val-de-Grace, eingesperrt mit zwei Leidensgenossen in der sogenannten Offizierskammer, voller Hoffnung auf neue chirurgische Techniken und verzweifelt über das verlorene Antlitz. 1919 wird er entlassen – nach 16 Operationen, die ihm nach eigener Einschätzung nicht wirklich menschliche Züge verliehen haben. Seine Geliebte Clémence erkennt ihn nicht wieder; dennoch gelingen ihm die Rückkehr in den Alltag und sogar ein bescheidenes Familienglück mit der 15 Jahre jüngeren Freundin seiner Cousine.
Byatt, Susan Antonia: Das Buch der Kinder (The Children’s Book.). 2000.
Der Roman von A. S. Byatt bildet, unterhält und fesselt über 800 Seiten. Es ist keine Erzählung über den Ersten Weltkrieg, sondern darüber, was dieser Krieg zerstörte. Die Autorin entfaltet das Panorama eines Familien- und Freundeskreises in England. Wir werden Zeugen, wie die Kinder im künstlerischen Umfeld der Art- and Craftbewegung aufwachsen. Die Eltern sind fortschrittlichen Ideen und Lebensreformen der Zeit aufgeschlossen. Als der Krieg im letzten Viertel des Buches ins Spiel kommt, zerstört er alles. Die Überlebenden bleiben ernüchtert und zutiefst verletzt zurück.
Haffner, Sebastian: Geschichte eines Deutschen. Aus dem Nachlass: 2000.
Claudel, Philippe: Die grauen Seelen (Les Âmes grises). 2003.
Barry, Sebastian: Ein langer, langer Weg (A long, long way). 2005.
Der 19jährige Ire Willie Dunne kämpft ab 1915 als Freiwilliger in der britischen Armee in Flandern. Wie viele Iren erhofft er sich als Gegenleistung nach Kriegsende die Selbstverwaltung seines Heimatlandes. Drei Jahre lang überlebt er als Infanterist der 16. Irish Division in ständiger Angst Sturmangriffe, Giftgaseinsätze, das massenhafte Sterben seiner Kameraden, die Monotonie des Schützengrabens, Kälte, Regen, Schlamm. Während eines Heimaturlaubs muss er 1916 an der Niederschlagung des Osteraufstandes irischer Nationalisten in Dublin teilnehmen. Die Situation in der Heimat – nicht alle Iren teilen die Radikalität der Nationalisten – spaltet auch die Soldaten an der Front.
Boyden, Joseph: Der lange Weg (Three Day Road). 2005.
Mortier, Erwin : Götterschlaf (Godenslaap). 2008.
Einen wunderbaren, sprachlich brillanten kleinen Roman hat der flämische Autor Mortier über eine Liebe im Ersten Weltkrieg geschrieben. Er findet poetische Sprachbilder, die den Krieg in Hörweite zur belgisch-französischen Front als existenzielle Erfahrung beschreiben. So muss der Krieg geklungen, gerochen und ausgesehen haben. Erzählt wird aus der Sicht einer pflegebedürftigen hochbetagten Frau, die sich an Episoden ihrer Kindheit und Jugend in Belgien und Nordfrankreich erinnert und ihre Liebe zu einem britischen Kriegsfotografen nachempfindet.
Barker, Pat: Tobys Zimmer (Toby’s Room). 2012.
Boyd, William: Eine große Zeit (Waiting for Sunrise). 2012.
Follet, Ken: Sturz der Titanen (Fall of Giants). 2012.
Lemaitre, Pierre: Auf Wiedersehen im Himmel. (Au revoir lá haut). 2012.
Kurz vor Kriegsende wäre der Soldat Albert Maillard beinahe von seinem Vorgesetzten Leutnant Pradelle mit Vorsatz getötet worden: Er hatte eine Beobachtung gemacht, die für Pradelle verhängnisvolle Konsequenzen hätte haben können. In letzter Sekunde rettet ihm sein Kamerad Éduard Péricourt das Leben. Dabei wird Éduard aber schwer verwundet. Albert fühlt sich ihm so sehr verpflichtet, dass er ihm nicht nur eine neue Identität verschafft, sondern im Paris der Nachkriegszeit auch für ihn sorgt, weil er sich mit seinem entstellten Gesicht nicht mehr unter die Augen seines autoritären Vaters wagt. Sowohl Pradelle als auch das Duo Albert/Éduard machen nun durch Betrug das große Geschäft - Pradelle mit der unsachgemäßen Umbettung von toten Soldaten, Albert und Éduard mit dem Angebot von Kriegsdenkmälern, die sie nie zu realisieren gedenken. Das kann natürlich am Ende gar nicht gut ausgehen.
Lemaitre gewann für diesen Roman den renommierten Prix Goncourt. Ihm ging es nicht um einen weiteren Beitrag über den Ersten Weltkrieg; vielmehr wollte er darstellen, wie es den „Helden“ nach ihrer Rückkehr in das zivile Leben erging, als sie mit der Gleichgültigkeit der Bevölkerung, der Verantwortungslosigkeit und der unzureichenden Versorgung von Seiten des französischen Staates konfrontiert wurden. Darauf reagieren die Protagonisten des Romans ihrerseits mit gehöriger Skrupellosigkeit.
Dem Roman haftet bei diesem ernsten Thema dennoch nichts von der Schwere anderer Kriegsromane an; der Ton ist eher heiter, ohne ins Lächerliche abzurutschen. Lemaitre hat sich in Frankreich als Krimiautor einen Namen gemacht, und das merkt man auch bei der Lektüre dieses Buches: Es ist einfach spannend!
Primor, Avi: Süß und ehrenvoll. 2013.
Avi Primor, der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, schildert das Schicksal zweier jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg, das des französischen Bäckersohns Louis und das des deutschen Bürgersohnes Ludwig, die sich im Oktober 1918 schließlich begegnen: Louis schießt auf Ludwig während eines Erkundungsganges, aber die letzten Worte des Sterbenden – Schma Israel - lassen in erkennen, dass er einen Juden getötet hat. Primor hält sich sehr an die historischen Fakten: die Verbrüderung von französischen und deutschen Soldaten am Weihnachtstag 1914, die sogenannte Judenzählung, der Tod im Bajonettgraben, der Selbstmord der Clara Haber, die den Beitrag ihres Mannes zum Krieg nicht mehr ertragen kann, die Schlacht um Verdun, der virulente Antisemitismus und vieles mehr wird „abgehandelt", was den Roman bisweilen akademisch erscheinen lässt. Integriert in die Handlung sind die Briefe, die Ludwig und Louis an ihre Freundinnen schreiben und in denen die persönliche Sicht der beiden Protagonisten auf das Geschehen deutlich wird.
Echenoz, Jean: 14. 2014.
Exner, Lisbeth / Kapfer, Herbert: Verborgene Chronik 1914. 2014.
Exner, Lisbeth / Kapfer, Herbert: Verborgene Chronik 1915 – 1918. 2017.
Beide Bände, herausgegeben vom Deutschen Tagebucharchiv, enthalten Auszüge aus bisher unveröffentlichten Tagebucheinträgen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und geben ein Bild von den Kämpfen und dem Alltag der Kriegsteilnehmer einerseits und den Nöten der Zivilbevölkerung an der „Heimatfront“ andererseits.
Horst Lauinger (Hg.): Über den Feldern. Der Erste Weltkrieg in großen Erzählungen der Weltliteratur. 2014.
Kopetzky, Steffen: Risiko. 2015
Der Roman thematisiert einen fernen Schauplatz des Ersten Weltkriegs und folgt auf gut 700 Seiten einer geheimen Expedition, die von Konstantinopel über Bagdad, Teheran und Isfahan nach Afghanistan führt. Der Diplomat und Orientalist Max von Oppenheim hatte diesen Plan mit dem Ziel entwickelt, die dortigen paschtunischen Stämme zum Dschihad gegen das Britische Empire zu ermutigen. Die Fakten über die sogenannte Niedermayer-Hentig-Expedition sind sorgfältig recherchiert; der Protagonist, der junge Marinefunker Sebastian Stichnote ist indes eine fiktive Figur, der auf dem Weg allerlei Abenteuer zu bestehen hat, bis er am Ende seine albanische Geliebte in London wiedertrifft. Ein durchaus spannender historischer Roman mit einem Hauch Karl May und einem Happy End!
Hein, Jacob: Die Orientmission des Leutnant Stern. 2018.
Der jüdische Leutnant Stern soll während des Ersten Weltkriegs den türkischen Sultan dazu veranlassen, den Dschihad auszurufen und alle Muslime zum Kampf gegen Briten und Franzosen zu bewegen. Um den Sultan für dieses Unterfangen zu gewinnen, sollen muslimische Kriegsgefangene nach Konstantinopel gebracht werden. Die aber müssen unbemerkt durch halb Europa geschleust werden – gemäß dem Plan des Leutnants als Zirkustruppe getarnt. Das Unternehmen gelingt, der Aufstand bleibt aus.