Montag, 1. April 1917
Am Ostermontag erschienen in Bonn keine Zeitungen.
Dienstag, 2. April 1918
In der Gangolfstraße wurde vorige Nacht ein Trupp singender junger Leute von einem Polizeibeamten zur Ruhe verwiesen. Einer der Ruhestörer folgte der Ermahnung nicht, gab dem Beamten einen falschen Namen an, widersetzte sich der Aufforderung, zur Wache zu folgen, schlug dem Beamten den Helm vom Kopfe und zerriß ihm den Mantel. Als der Beamte zur Waffe greifen wollte, lief der Mann fort und gab auf der Flucht einen Revolverschuß auf den Beamten ab. Der Schuß ging fehl. Der Flüchtende wurde mit Hilfe eines anderen Polizeibeamten festgenommen. Er ist ein Invalide aus Bonn.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Wieder haben wir ein Kriegsostern hinter uns. Voll Zuversicht und froher Hoffnung konnten wir die Feiertage begehen. Gute und beste Nachrichten hatte Ludendorff uns von unseren Westarmeen beschert; gute hoffnungsfreudige Berichte kamen von unserer nun freien Ostfront. Die Natur meinte es gut; abgesehen von einer gelegentlichen Regenschauer, die uns der scheidende März bescherte, war das Osterwetter schön. Und da zogen denn zahllose Menschen aufatmend nach des Winters Plage, aufatmend besserer Tage gedenkend in Gottes schöne Frühlingswelt da draußen vor den Toren. So viel es der beschränkte Verkehr der Fernbahnen gestattete, waren der Wanderer viele in die Weite, in die Eifelberge, in den Westerwald gereist. Die Mehrzahl blieb in Bonns herrlicher Umgegend; ihre Ziele waren die Sieben Berge, der Kottenforst, das Vorgebirge, der Ennert und seine Umgegend, die Sieggegend. Dort hatte man in besseren Zeiten auf Ausflügen gut und preiswert gelebt. Das mußte man allerdings vergessen; denn in diesen Tagen war es anders; viel, viel anders, was Güte sowohl wie Preise des Gebotenen anging. Es ist Krieg, und nicht zu viel soll man verlangen, aber es scheint, wie bei anderen Dingen, so auch bei Wanderers Einkehr böse unberechtigte Gewinnsucht, mehr wie gut zu walten. Gabs nun nichts herz- und magenstärkendes an den bekannten Raststätten, so wußte man seinen Aerger angesichts der lieblichen Osternatur schon zu vergessen. Die Frühobstbäume blühten, Schlüsselblumen, Veilchen, Anemonen blühten; die Bäume und Sträucher schlugen aus und saftig grün lagen die Wiesen im Tal und Grund. Dazu am ersten Tage eine selten klare Luft, die weiteste Fernen greifbar vor das Auge setzte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Auszeichnung. Herr Bücherrevisor Joh. Klutmann aus Bonn erhielt die Rote Kreuzmedaille 3. Klasse. Herr Klutmann ist in aufopfernder Weise als 2. Vorsitzender des Soldatenheimes tätig, er sorgt in unermüdlicher Weise seit Kriegsbeginn für eine würdige Begleitung der hier verstorbenen auswärtigen Krieger auf ihrem letzten Gange zum Friedhof durch Mitglieder der hiesigen Kriegervereine. Zu Kriegsbeginn war er über ein halbes Jahr auf dem Bezirkskommando tätig. Die vielen Bekannten und Freunde des Herr Klutmann werden mit Freuden hören, daß auch ihm nunmehr für einen Teil seiner ehrenamtlichen Tätigkeit eine verdiente Auszeichnung verliehen wurde.
Flaumacher sind meist zu Zeiten großer militärischer Erfolge an der Arbeit, um die Ruhmestaten unserer tapferen Truppen zu verkleinern. So wird in den letzten Tagen das Gerücht verbreitet, als seien tausende unserer Truppen bei einer künstlichen Ueberschwemmung in Flandern ertrunken. Es wäre wirklich an der Zeit, wenn die Verbreiter solch unsinniger Erzählungen angezeigt würden, damit sie ihre verdiente Strafe fänden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 3. April 1918
Die Vereinigung rheinischer Hotelbesitzer, die dieser Tage in Bonn ihre Hauptversammlung abhielt, richtete an die Regierungspräsidenten das dringende Ersuchen, sofort Maßnahmen zu treffen, daß den Gaststätten eine zur Fortsetzung der Betriebe ausreichende Belieferung mit Lebensmitteln sichergestellt werde. Man war aber einstimmig der Meinung, daß die von den Kommunen bereitgestellten Mengen nicht den Einheimischen, sondern nur dem reisenden Publikum zugute kommen dürften. Im Interesse der Weiterführung der Betriebe bezw. Streckung der Vorräte wurde im allgemeine als Richtschnur aufgestellt, den Gästen in Zukunft nur eine Suppe und einen Gang zu verabreichen; dies gelte auch für Kur- und Badeorte, soweit die Art der Kranken nicht Ausnahmen bedinge. Für die Hergabe der Säle soll künftig eine angemessene Miete erhoben werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Bismarckfeier. Gestern Abend veranstaltete die Deutsche Vaterlandspartei im Festsaal der Lese-Gesellschaft eine Bismarck-Gedenkfeier, die mit dazu beitragen sollte, die Herzen frei und stark zu machen für die Pflichten der Gegenwart und die Aufgaben der Zukunft. Die Begrüßungsansprache hielt Oberlehrer Prof. Grube aus Godesberg, die Musikvorträge führte die Kapelle des Ersatz-Bataillons der 160er unter Leitung des Kapellmeisters Suchsland aus, und das weit über die Grenzen der Heimat bekannte Godesberger Soloquartett stellte seine Kunst in den Dienst des Abends.
Eine gedankenreiche und zündende Festrede hielt Professor Dr. Friedrich von der Kölner Handelshochschule. […]
Auf dem Bonner Wochenmarkt hatte sich gestern keine einzige Verkäuferin eingefunden. Der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte ebenfalls keine Zufuhren.
Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte bei weitem nicht so großen Zuspruch wie sonst. Auch hier waren verhältnismäßig nur kleine Zufuhren. Unter anderem war an Gemüse nur etwas Spinat und Weißkohl vorhanden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine Unsitte schlimmster Art hat sich in der letzten Zeit herausgebildet. An den Abenden der Sonntage herrscht ein Tumult auf den Straßen, der dem Karnevalstreiben kaum nachsteht. Schießen, Johlen und Brüllen sind an der Tagesordnung. Der Unfug zieht sich bis spät in den Nacht hinein. Es sind in der Hauptsache jugendliche Burschen und Mädchen, denen der Ernst der Zeit abgeht und die wahrscheinlich nicht gelernt haben, ihre hohen Löhne für schlimmere Zeiten zu sparen. Der an Anstand und Sitte gewohnte Einwohner steht dem wüsten Treiben machtlos gegenüber. Es häufen sich von Tag zu Tag die Stimmen, die dringende Abhülfe verlangen. Um den Feldschutz nachdrücklich auszuüben, wurden der Stadt Bonn in ausreichender Weise Militärpatrouillen zur Verfügung gestellt. Das dürfte auch hier wohl angängig sein. Die Polizeiverwaltung darf des wärmsten Dankes weitester Kreise gewiß sein, wenn sie hier unnachsichtig zu Werke geht. Kein Bürger mißgönnt es einem Feldgrauen, wenn er in gehobener Stimmung sein Liedchen singt, aber dem sonnlosen Treiben der Jugend an den Sonntagabenden muß unbedingt [entgegen] gesteuert werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 4. April 1918
Der Haushaltsplan der Stadt Bonn für das Haushaltsjahr 1918 ist im Entwurf fertiggestellt und wird nächste Woche von den Stadtverordneten beraten werden. Er liegt bis nächsten Mittwoch auf dem städtischen Finanzamt, Rathausgasse 26, Zimmer 10, zur Einsicht aller Einwohner offen. Im neuen Haushaltsplan ergibt sich ein durch Steuern aufzubringender Betrag von 4.589.600 M. gegen 3.737.100 M. im Vorjahre, also 802.500 M. mehr. Dieser Mehrbetrag kann mit den bisherigen Steuersätzen nicht aufgebracht werden, es mußte daher Steuererhöhung vorgesehen werden. Da eine Erhöhung der Realsteuern sich nicht empfiehlt, soll die Gemeindeeinkommensteuer um 10 auf 150 v. H. der staatlichen Steuersätze erhöht werden. Hierdurch wird es möglich, den Mehrbedarf, soweit er nicht durch das Mehraufkommen an direkten und indirekten Steuern gedeckt werden kann, aufzubringen.
In den einzelnen Steuern wird ausgeführt: […]
9. Biersteuer. Das Aufkommen an Biersteuer läßt ständig nach. Dieser Rückgang ist auf die den Brauereien auferlegten Einschränkungen und darauf zurückzuführen, daß vorwiegend leichtes Bier hergestellt wird, das nur mit 30 Pfg. für das Hektoliter zu besteuern ist. Die für 1918 zu erwartende Einnahme an Biersteuer kann daher nur mit 15.000 Mark angenommen werden, 20.000 Mark weniger wie im Vorjahre.
10. Lustbarkeitssteuer. Die stattfindenden Veranstaltungen werden überaus stark besucht. Während im Kalenderjahr 1913 (dem letzten vor dem Kriege) die Besucherzahl der Kinos und dergleichen Veranstaltungen rund 410.000 betrug, stieg sie im Jahre 1917 auf rund 845.000. Das Aufkommen an Lustbarkeitssteuer konnte daher mit 200.000 Mark angenommen weden, 85.000 Mark mehr wie im Vorjahre. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine „Beratungsstelle für Kriegsanleihen“ ist in den Räumen des Verkehrsamtes, Poststraße 27, eingerichtet. Sie gewährt für alle die Kriegsanleihen betreffenden Angelegenheiten unentgeltlich Auskunft und Hülfe.
Kartoffelanbau. Förster a. D. Esser- Friesdorf schreibt uns: Der Gras- bezw. Heuertrag auf der Hofgartenwiese und dem Wiesenstreifen der Poppeldorfer Allee ist ein kaum nennenswerter, weil der dort angebaute Zierrasen Grassorten aufweist, die sich für die Futterproduktion wenig eignen. An genannten Flächen fehlt es an Sonne nicht, nach tiefem Umspaten und Kalidüngung noch in diesem Jahre einen guten Kartoffelertrag zu bringen. Als Rapsfeld würde die Fläche in nächsten Jahre in der Blüte zugleich recht malerisch zwischen den herrlichen Baum-Reihen und –Gruppen wirken. Eine Erneuerung des jetzt verkommenen früheren Kunstrasens kann und muß später doch durch Umspaten geschehen. Um so praktischer und wünschenswerter erscheint daher jetzt landwirtschaftliche Produktion auf den fraglichen ziemlich großen Flächen. Gibt die Universität die Flächen zu den angegebenen Zwecken jetzt frei, dann spart sie neben dem Ertrag zugleich Geld für die spätere neue Kunstrasenanlage.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Freitag, 5. April 1918
Arndt-Eiche in Eisen. Eine hochherzige Spende hat die Firma J. J. Manns in Bonn zu ihrem goldenen Geschäftsjubiläum der Arndt-Eiche gemacht, indem sie für die Witwen und Waisen von Bonner Kriegern den Betrag von 1000 Mark überwies. Auch sonst sind die Zuwendungen für unser Kriegswahrzeichen in letzter Zeit ziemlich zufriedenstellend. Namentlich findet vielfach die Stiftung von Adlerfedern zur Erinnerung an gefallene Söhne und Angehörige statt. Jede Auskunft wird bereitwilligst von der Geschäftsstelle der Arndt-Eiche im städt. Bekleidungsamt, Gangolfstraße, erteilt.
Lehrgang über Wildfrüchte. Die Reichsstelle für Gemüse und Obst und die ihr angeschlossene Wildfrucht-Genossenschaft m. B. H. halten vom 8. bis 10. April wieder in Bonn unter Leitung des Herrn Professors Küster in Bonn einen Lehrgang über Wildfrüchte ab, in dem alle diejenigen Personen mit dem einschlägigen Stoffe vertraut gemacht werden sollen, die nach Beruf und Neigung zu Nutz und Frommen des Vaterlandes sich gedrungen fühlen, ihre Kräfte in den Dienst des Sammelns und Verwertens der Wildfrüchte zu stellen. Die Teilnahme an dem Kursus wird unentgeltlich sein.
Die hiesige Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz nahm in ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung eine Vorstandswahl vor. Sie schuf neu die Stelle eines Vorsitzenden und wählte als solchen einstimmig Herrn Rechtsanwalt Felix Joseph Klein. Nachdem der Vorstand des Provinzialvereins vom Roten Kreuz in Koblenz die Wahl bestätigt hatte, wurde der Vorsitzende in einer Mitgliederversammlung Mittwoch Abend eingeführt, die sich mit einer Reihe von für die Kolonne wichtigen Fragen zu beschäftigen hatte. Die Freiwillige Sanitätskolonne, deren Mitglieder fortgesetzt wertvolle Arbeit leisten, veranstaltet demnächst einen Verbandslehrgang für erste Hilfe, über den Näheres in den Zeitungen bekanntgegeben werden wird.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Flickstelle und Kleiderberatung. Zu den bekannten, gemeinnützigen Einrichtungen der hauswirtschaftlichen Kriegshilfe in der Stockenstraße 3 gehört seit kurzem die Flickstelle, auf deren wirtschaftliche Bedeutung sowohl für die Hausfrauen, Angestellten und Arbeiterinnen, denen es an Zeit und Garn fehlt, ihre Wäsche selber auszubessern, als auch für die notwendige Streckung der geringen Bestände an Weißzeug garnicht dringend genug hingewiesen werden kann. Die Annahme erfolgt Mittwochs und Freitags vormittags von 9 – 12 Uhr, und die Ausbesserung wird bei billiger Berechnung gut und rasch besorgt. – Auch die Kleiderberatung: Neues aus Altem, hat bei der jetzigen Notwendigkeit, den kleinsten Stoffrest zweckmäßig zu verwenden, ihre Daseinsberechtigung nicht erst zu beweisend, und es genügt daher, nochmals zu betonen, daß sie von sachverständigen Helferinnen geleitet wird und jeden Dienstag und Freitag, nachmittags von 3 – 5 Uhr, Stockenstraße 3, geöffnet ist.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Mauspfad, allbekannt als Musterstraße seit dem von echter Vaterlandsliebe und gesundem Urteil seiner Anwohner zeugenden glänzenden Ergebnis der Zeichnungen für die 7. Kriegsanleihe, hat dieses schon in den ersten Werbewochen für die 8. Kriegsanleihe ganz bedeutend überholt. Also erst recht ihr Anwohner der anderen, der großen, breiten, reichen Straßen: Von der Bank, der Sparkasse, aus Kisten und Geheimfächern her mit allem verfügbaren Geld für die Anleihe des Vaterlandes! Die bescheidenen Mauspfäder werden gewiß noch weiter voraneilen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 6. April 1918
Die Osterferien der Schulen sind bekanntlich mit Rücksicht auf die Werbetätigkeit für die achte Kriegsanleihe verkürzt worden, der Unterricht beginnt schon am 10. April. Die Aufnahmeprüfungen an den höheren Schulen finden deshalb bereits am kommenden Dienstag, 9. April, statt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Künstler-Abend zu Gunsten des Oesterreich-Ungarischen Hilfsvereins Cöln E.V. Wie im vorigen Jahre fand auch vorgestern Abend im großen Saale des Bürgervereins ein künstlerisch vorzüglich besickter Vortragsabend zu Gunsten der vom Kriege geschädigten Bundesbrüder statt. Namhafte Künstler und Künstlerinnen spendeten mit vollen Händen ihre Gaben und überschütteten die Zuhörer mit Kunstgenüssen. […]
Der Bonner Wochenmarkt war gestern schlecht beschickt. Der Kopfsalat kostete immer noch 60 Pfg. das Stück, fand aber trotz des sehr hohen Preises flotten Absatz. Es waren rote Radieschen zu 25 Pfg. das Gebund, der erste Rhabarber und das erste Schnittlauch zu 10 Pfg. das Gebündchen zu haben. Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren in fast allen Marktprodukten nur kleine Zufuhren. Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt erfreute sich wieder eines recht regen Zuspruchs, besonders in Gemüse.
Das außerordentliche Kriegsgericht […] Zwei russische Staatsangehörige, Arbeiter auf der Plittersdorfer Aue, hatten sich wegen Verlassens ihrer Arbeitsstelle und Kontraktbruchs zu verantworten. Der erste Angeklagte hatte sich nach Beendigung seines Arbeitsverhältnisses von Plittersdorf nach dem Wintermühlenhof bei Königswinter und von dort nach Deutz begeben und die zweite Angeklagte, seine Braut veranlaßt, ihren Dienst in Plittersdorf zu verlassen. Beide Angeklagten sprachen Deutsch. Der erste von ihnen wurde zu drei Monaten und einer Woche Gefängnis und die zweite zu 30 Mark Geldstrafe verurteilt. […]
Es wird grün. Plötzlich, mit Allgewalt treiben die Knospen an Baum und Strauch; ein warmer Regen, ein sonnig milder Tag wie gestern mit 22 Grad und vor unseren Augen enthüllt, breitet die Natur ihr grünes Gewand aus. Heute ist alles grün, sind die Knospen aufgesprungen, hüllten feine zarte Blättchen Gärten, Alleen und Parks in lichtes Grün. Ein außerordentlich milder Vorfrühling, der uns weder Hagelschauern noch Schneestürme und harte Frostnächte brachte, hatte schon zeitig die Vegetation stark vorgetrieben. Die ersten Frühlingstage etwas kälter, hemmten ein wenig die Entwicklung; nun aber bei solche „wächsigem“ Wetter gibt’s kein Halten mehr. Ueber Tag und Nacht ist der volle Frühling mit grünem Laub und Blumenpracht gekommen. Er ist auch in den ländlichen Fluren eingekehrt und hat dort die Winterfrucht sich schön entwickeln lassen; er hat arbeitgünstige Tage gebracht und die haben unsere Landwirte nach Kräften genützt. Selten sah das Land draußen solch vollständige Bestellung zu Anfang April, selten stand um diese Zeit in früheren Jahren draußen alles so günstig wie in diesem vierten Kriegsjahre. Das Glück, die Natur ist mit uns, auch daheim zu Lande. Bleibe es uns zur Seite, auch den Sommer über bis zum guten Herbst.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Deutscher Sprachverein. Montag, den 8. April, abends 8 Uhr, wird der Bonner Sprachverein eine Versammlung in Godesberg im Saale der Gesellschaft Erholung daselbst veranstalten, um von den vaterländischen Bestrebungen und Aufgaben des Vereins zu berichten und Teilnahme dafür zu wecken. Der Männergesangverein Harmonie wird in liebenswürdigem Entgegenkommen den Abend durch Vortrag vaterländischer Lieder umrahmen. Die bekannte Bühnenkünstlerin Frau Wittmann, deren Mann seit 3 Jahren im Felde steht, wird dichterische Gaben aus dem Schatze der deutschen Literatur spenden, und der stv. Vorsitzende Pfarrer Dr. Richter wird in kurzen Worten die bedeutsamen Beziehungen zwischen Weltkrieg und Sprachverein schildern. – Anregende Flugblätter kommen zur Verteilung; der Eintritt ist frei. Zahlreicher Besuch von Bonn und Godesberg darf um des edlen Zweckes und des geistigen Genusses willen erwartet werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Das Einigungsamt der Stadt Bonn, dessen Vorsitzenden der Beigeordnete Dr. von Gartzen und dessen stellv. Vorsitzenden die Rechtsanwälte Dr. Alex Meyer und Dr. Schneiders sind, ist ermächtigt:
1. auf Anrufen eines Mieters über die Wirksamkeit einer nach dem 1. Juni 1917 erfolgten Kündigung des Vermieters, über die Fortsetzung des gekündigten Mietverhältnisses und ihre Dauer sowie eine Erhöhung des Mietzinses im Falle der Fortsetzung zu bestimmen,
2. auf Anrufen eines Vermieters einen mit einem neuen Mieter abgeschlossenen Mietvertrag, dessen Erfüllung von einer Entscheidung Nr. 1 betroffen wird, mit rückwirkender Kraft aufzuheben.
Als Schiedsstelle für Streitigkeiten über Sammelheiz- und Warmwasserversorgungsanlagen in Mieträumen nach der Bundesratsverordnung vom 2. November 1917 ist für den Stadtbezirk Bonn durch Beschluß der Stadtverordnetne-Versammlung vom 27. November 1917 das städtische Einigungsamt für Miet- und Hypotheken-Angelegenheiten bestimmt worden.
Es wird wiederholt darauf hingewiesen, daß das neuzuerrichtende städtische Einigungsamt für Miet- und Hypothekenangelegenheiten erst am 15. ds. Mts. seine Tätigkeit aufnehmen wird. Bis zu diesem Zeitpunkte sind Mietstreitigkeiten wie bisher bei dem zuständigen Amtsgericht anzubringen.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Sonntag, 7. April 1918
Der Erbauer des neuen deutschen Riesengeschützes, Professor Dr. Friedrich Raufenberger in Essen, ist Bonner Ehrendoktor. Er hat bekanntlich auch das 42-Zentimeter-Geschütz gebaut und wurde deshalb, ebenso wie Herr Krupp von Bohlen und Halbach, am 15. November 1914 von der Bonner philosophischen Fakultät zum Doktor ehrenhalber ernannt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Bestrafte Hamsterin. Vor dem Schöffengericht hatte sich am Samstag eine hier wohnende Engländerin Kath. D. wegen Wirtschaftsvergehens zu verantworten. Sie hatte sich auf dem Bekleidungsamt einen Bezugsschein für ein Paar neue Schuhe ausstellen lassen unter der Angabe, daß sie nur ein Paar Schuhe habe. In verschiedenen Geschäften hielt sie Nachfrage nach Schuhen, jedoch ohne Erfolg. Die eigene Schwester erstattete bei der Polizei Anzeige, daß die Angeklagte noch im Besitz mehrerer Paar Schuhe sei und eine polizeiliche Durchsuchung der Wohnung ergab denn auch, daß die Angeklagte tatsächlich noch sechs Paar gute Schuhe in Besitz hatte. Das Gericht erkannte auf eine Geldstrafe von 1000 Mark. Vor Gericht hatte die Schwester ihre Aussage verweigert.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Flüchtige Kriegsgefangene. Beim Eintritt milder Witterung mehren sich erfahrungsgemäß die Fälle, daß Kriegsgefangene sich von ihren Arbeitsstellen entfernen und sich beschäftigungslos im Lande herumtreiben. Es gelingt vielen Kriegsgefangenen, weite Strecken zurückzulegen, ohne von Polizeibehörden erkannt und aufgegriffen zu werden. Es erscheint daher wünschenswert, daß die Bevölkerung mehr als bisher dazu beiträgt, flüchtige Kriegsgefangene zu ermitteln und festzunehmen. Sowohl die Kriegsgefangenen in ihrer Gefangenenkleidung als auch die Flüchtlinge, die als Zivilisten gekleidet mit Rucksack oder Paketchen behangen die Landstraße oder Nebenwege entlang ziehen, müßten von der Bevölkerung mehr wie bisher angehalten, nach ihrem Ausweis oder nach dem Woher und Wohin befragt werden. Verdächtige Personen müssen stets den militärischen Aufsichtsstellen oder der nächsten Polizeibehörde gemeldet werden. Für Wiederergreifung flüchtiger Kriegsgefangener können Anerkennungen, Urkunden und Geldbelohnungen bewilligt werden. Diesbezügliche Anträge können unter Beifügung eines ausführlichen Berichtes über die Vorgänge und einer Bestätigung der Einlieferung durch die Ortspolizei oder die Filiallagerführer bei der Königlichen Kommandantur der Kriegsgefangenenlager 8. A.-K. zu Köln gestellt werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 8. April 1918
Ein Wäschedieb, der in Gasthöfen übernachtete, um am andern Morgen mit der Bett- und Tischwäsche zu verschwinden, ist Samstag nachmittag von der hiesigen Polizei festgenommen worden. Er ist Fahnenflüchtiger. Fünf solche Diebstähle in Bonn gesteht er ein, er hat aber vorher auch schon in Aachen, Düsseldorf, M.-Gladbach und Köln gestohlen. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Vaterländische Versammlung, die gestern abend in der Lese stattfand, bildete eine große Kundgebung deutschen Opfer- und Siegeswillens. Stuhl an Stuhl füllten die Bürger Bonns die weiten Säle und lauschten den begeisterten Worten unseres Oberbürgermeisters, der nach Gruß und Dank an die Erschienenen auf die herrlichen Taten unseres Heeres einging, die unsere Heimat von Feinden freigehalten, die uns noch immer das tägliche Brot gesichert, uns die Not ferngehalten. Dem Dank an die Führer, an das Vaterland gelte es jetzt Ausdruck zu geben durch Zeichnungen von Arm und Reich auf die Kriegsanleihe. Dem Lenker der Reichsgeschichte, dem Kaiser galt des Redners begeistert aufgenommenes Hurra. Geheimrat Dr. Erythropel aus Düsseldorf gab ein Bild der Vorgeschichte, des bisherigen Verlaufes und der Weiterentwicklung des Krieges. Gern folgte man dem Redner auf den verschlungenen Wegen der überlegenen Strategie unserer Feldherren, die den Ring der Feinde im Osten gesprengt, die jetzt im Zuge wären, auch den Westen zu sprengen. Die wirtschaftliche und politische Erstickung, mit der uns unsere Gegner zwei Jahre ernstlich bedroht, sei durch usnere U-Boote in große Not bei ihnen selbst umgekehrt worden. Mit dem Durchbruch zum Siege, zu dem als politischer Sieg der volle Erfolg der jetzt aufgelegten Kriegsanleihe rechne, würden die deutschen Waffen der Welt den Frieden bringen. Reichstagsabgeordneter Dr. Pfleger sprach in längeren Ausführungen über den Werdegang, die Erfolge und Taten unserer Marine. Redner schilderte besonders den Druck unserer U-Boote auf die feindliche Kriegsführung und war der festen Ueberzeugung, daß durch ihre Tätigkeit unseren Gegnern der Atem ausgehen würde. Den belehrenden Teil der Versammlung würzten in angenehmster Weise zwei stimmungsvolle Lieder des Städt. Gesangvereins unter Prof. Grüters meisterhafter Leitung, sowie Musikvorträge der Kapelle der 160er unter Suchslands Taktstock. Unter den Klängen Deutschland, Deutschland über Alles löste sich die große Versammlung auf.
Gute Aussichten. Die großen herrlichen Erfolge an der Westfront sind nicht ohne Einfluß auf die Kriegsanleihezeichnung geblieben. Es wird allerorten flott gezeichnet. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird auch die achte Kriegsanleihe ein voller Erfolg, ein glänzender Beweis für die deutsche Wirtschaftskraft. Diese Aussichten mögen den Griesgramen und Kleingläubigen das Herz stärken, daß auch sie sich freudig zum Vaterland bekennen und früher Versäumtes bei der achten Kriegsanleihe nachholen. Wer möchte nicht dabei gewesen sein beim dem letzten großen entscheidenden Geldsieg.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 9. April 1918
Opfertag der Frauen. In wohldurchdachter Weise hat der Bund deutscher Frauenvereine in einer großzügigen Werbearbeit gerüstet. Reiche Mittel sollen beschafft werden, um den Frauen für die tausendfachen Aufgaben der Kriegsfürsorge die Hände zu stärken. Auch die Bonner Frauenvereine haben sich diesem großen Unternehmen angeschlossen. Sie planen eine Hilfstätigkeit für die Uebergangszeit vom Krieg zum Frieden. Wenn einmal die Männer zurückkehren, sollen die Frauen, die dem Vaterland in den Jahren der Not haben arbeiten helfen, nicht alsbald ihre Beschäftigung verlieren und sich von weiterem Erwerb ausgeschlossen sehen. Die Bonner Frauenvereine möchten dann Mittel zur Hand haben, um den Arbeiterinnen, wo es not tut, Unterkunft zu verschaffen und ihnen zu weiterem Fortkommen die Wege zu ebnen. Der 13. April, also der kommende Samstag, soll ihr Sammeltag werden. Und zwar ist dies ihre leitender Gedanke: jede Frau gibt als Beitrag etwa die Summe, die sie sonst an diesem Tage für sich und ihren Haushalt ausgeben würde. Was über diesen Maßstab hinausgeht, ist natürlich doppelt willkommen. Die einkommenden Beiträge sollen in der 8. Kriegsanleihe angelegt werden, denn man will nur die Zinsen für den angegebenen Zweck verwenden. Ist die Uebergangszeit zum Frieden vorüber und der Notstand behoben, dann verbleibt das Kapital für Bonner Frauen und Kinder. Nach allen Seiten ist also der Plan sorgfältig erwogen, und es bleibt nur zu hoffen, daß der Aufruf der Frauen allerwärts offene Ohren, willige Herzen und volle Hände findet. Keine Frau versäume, sich an der vaterländischen Tat zu beteiligen und auch unter ihren Bekannten für die schöne Sache zu werben.
Eine kluge Hausfrau. „Nein, Frau Müller, das verstehe ich wirklich nicht, weshalb Sie wieder Kriegsanleihe zeichnen! Der Krieg hat uns Hausfrauen doch wirklich genug Schwierigkeiten gebracht, da werde ich mich hüten , noch Geld für die Kriegsführung herzugeben.“ – „Ja, wahrhaftig, Frau Schulz, leicht hat man’s jetzt nicht als Hausfrau. Kein Gewürz, kein Reis, kein Kaffee, Kakao oder Tee, es gibt rein gar nichts mehr. Und sehen Sie, Frau Schulz, das Elend geht nach dem Krieg genau so weiter, wenn wir nicht siegen. Unsere Feinde haben sich doch schon vorgenommen, uns auch nach dem Kriege so knapp wie möglich zu halten, da könnten wir wohl schöne Preise zahlen für das bißchen, was sie uns gütigst abgeben würden. Das gäbe dann erst ein Wirtschaften! Nein, da zeichne ich lieber 8. Kriegsanleihe, damit Deutschland siegt und wir Hausfrauen unsere Kolonialwaren wieder zu erschwinglichen Preisen kaufen können!“
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Pfirsichblüte hat sich in den letzten Tagen vollständig erschlossen. Von den Nachtfrösten der letzten Woche hat sie nicht im mindesten gelitten und nimmt bei der günstigen Witterung einen ganz normalen Verlauf. Tausende von emsigen Bienen tragen aus den duftigen Baumkronen den köstlichen Honig heim und zahlreiche Naturfreunde aus Stadt und Land besuchen täglich im Blütenschmuck prangende Rheinorte, um sich an der wunderbaren Blütenpracht zu erfreuen. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Reiz des Familienlebens ist das besten Gegengift gegen den Verfall der Sitten, sagt mit Recht der Franzose Jean Jaques Rousseau, der die Gefahr erkannte, die der ganzen Familie, dem Staat droht, wenn das Familienleben in Verfall gerät. Die Hauptstärke Deutschlands liegt in dem Familienleben, das man nirgends so wiederfindet, wie bei uns. Das deutsche Familienleben ist aufgebaut auf der gegenseitigen Achtung und Hilfsbereitschaft der einzelnen Familienmitglieder. Auch im Staate darf nicht jeder Staatsangehörige nur sein eigenes Wohl im Auge haben, im Staat ist das Ganze Zweck, und der Einzelnen nur Mittel. Ein Staatswesen, in dem nicht jeder das Staatswohl, das Wohl der Allgemeinheit über das eigene stellt, muß zu Grunde gehen, wenn solche Stürme über es hinwegbrausen, wie jetzt über Deutschland. Die Zugehörigkeit zu einem Staate gewährt nicht nur Rechte, sondern fordert auch Pflichten. Es ist eine der obersten Staatsbürgerpflichten, alles zum Schutze des Staates zu tun. Die Pflicht muß jeder dadurch erfüllen, daß er dem Staat die Mittel zu seiner Verteidigung leiht, durch Zeichnung der Kriegsanleihe.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 10. April 1918
Ernährungs- und Bekleidungsfragen.
Die letzten Monate vor der Ernte, Mai, Juni, Juli, werden auch in diesem Jahre in der Ernährung der Bevölkerung die schwierigsten sein. Glücklicherweise sind wir diesmal mit Kartoffeln versorgt und werden es voraussichtlich während der letzte drei Monate des Wirtschaftjahres bleiben. Die Kartoffel wächst immer mehr als der Hauptteil unserer gesamten Ernährungswirtschaft heraus, und allen Einwohnern unserer Stadt kann nicht dringend genug jetzt bei der Feldbestellung entgegen gerufen werden: Baut auf euren Ländereien soviel wie möglich Kartoffeln an. [...]
Nicht so gut wie mit der Kartoffel sieht es mit dem Brotgetreide aus, und es ist nicht ausgeschlossen, daß bereits in der nächsten Zeit eine weitere Herabsetzung der auf den Kopf und Tag entfallenden Mehlmenge eintreten muß. Unser Lebensmittelamt hat aber auch hierin vorgesorgt insofern, als durch die zeitige Ausgabe von nur 3½ Pfund Brot wöchentlich gewisse Rücklagen erspart sind. Es ist daher mit Sicherheit zu erwarten, daß die Wochenmenge von 3½ Pfund Brot auf den Kopf auch in den letzten Monaten des Wirtschaftsjahres gegeben werden kann. [...]
Ein Zeichen dafür, daß in Bonn die Ernährung verhältnismäßig gut ist, ist die Teilnehmerzahl der Kriegsküchen, die gegen das Vorjahr geringer ist.
Fortan werden am Samstagnachmittag alle Geschäftsräume des Lebensmittelamtes geschlossen bleiben, mit Ausnahme der Kartenausgabenstelle und der Bezugsscheinausgabestelle.
Dem städtischen Bekleidungsamt sind wieder neue Aufgaben zugeteilt worden. Es hat fortan auch die Bewirtschaftung getragener Schuhwaren und von gebrauchtem Leder zu übernehmen. All diese Sachen dürfen daher nur über das städtische Bekleidungsamt erworben werden. Es ist also verboten, getragene Schuhwaren, alte Koffer, Sättel, Satteltaschen, Schulmappen, Handtaschen, Aktenmappen, Lederfutterale, Schurzfelle, Riemen aller Art usw., falls diese Gegenstände aus Leder sind, an jemand anders als wie an das städtische Bekleidungsamt, zu veräußern.
Durch die Einführung der neuen Schuhbedarfsscheine ist jedes Neuschuhwerk, dessen Sohlen mindestens im Gelenk oder in der Vorderfläche ganz aus Leder bestehen, auch wenn die Sohle mit Sohlschonern oder mit Halbsohlen aus Ersatzstoff sind, bezugsscheinpflichtig. Der neue Schuhbedarfschein ist nicht übertragbar, gilt überall im deutschen Reich, hat eine Gültigkeitsdauer von 12 Monaten, gibt aber kein Recht auf Lieferung der Ware. Bedarfscheinberechtigt ist jeder Verbraucher, der nicht mehr als ein Paar gebrauchsfähige Schuhe besitzt, worüber eine schriftliche Erklärung abzugeben ist. In einem halben Jahr ist man nur zum Bezuge von einem Paar Schuhen berechtigt. Wer jedoch zwei Paar gebrauchsfähige Schuhe abgibt, erhält einen neuen Bedarfsschein. [...]
Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß das städtische Bekleidungsamt von jedermann Schuhe zur Ausbesserung annimmt. Die Annahme findet Montags, Dienstags und Mittwochs nachmittags von 3 bis 5 Uhr statt. Es empfiehlt sich, wie bereits einmal betont, nicht zu lange mit der Ausbesserung der Schuhe zu warten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Im botanischen Garten bemerkten wir gestern zum ersten Mal die Anpflanzung eines Gewächses, das sonst mehr die Landwirte als die Botaniker beschäftigt. Ein Gartenarbeiter war auf dem großen Felde zwischen Weiher und Schloß mit dem Setzen von – Saatkartoffeln beschäftigt, allerdings nur auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zur Rheinschiffahrt. Die Schiffahrtsabteilung beim Chef des Feldeisenbahnwesens in Duisburg beabsichtigt mit Rücksicht auf den Kohlenverbrauch die Personendampffahrten auf dem Rheine in diesem Sommer ganz einzustellen. Auf das energische Vorgehen der Rheinstädte hin ist jedoch erreicht, daß die Personenfahrten mindestens in dem Umfange bestehen bleiben, wie sie der Fahrplan des vergangenen Jahres aufwies. Bei dieser Gelegenheit sei auf die Wichtigkeit dieser Verkehrsverbindung ganz kurz hingewiesen. Auf der Strecke zwischen Mannheim und Köln wurden in 4½ Monaten des vergangenen Jahres 1,4 Millionen Personen auf Rheinschiffen befördert. Hinzu kamen 54.000 Militärpersonen.
Wir deutschen Frauen nähen Deutschlands Ehrenkleid.
Siebenmal haben wir schon dazu mitgeholfen. Wir bringen es auch ein achtes Mal fertig. Frau Deutschland soll nicht in Lumpen gehen, wenn ihre Söhne draußen kämpfen, siegen, bluten, sterben.
Der 13. und 14. April ist unser heiliger Tag.
Da nehmen wir, was wir sonst für uns und unseren Haushalt ausgegeben hätten, und legen es zu einer stattlichen Gabe zusammen. Denn wenn einmal Frieden wird, wollen wir den erwerbstätigen Frauen helfen, daß sie Unterkunft finden und sich weiter ausbilden können.
Wir sammeln schnell – Alles an einem Tag! Aber wir geben langsam aus – Immer nur die Zinsen.
So reichen wir, was uns gesammelt wird, der Mutter Deutschland zum achten Kriegsgewand. Und sie gibt uns zurück, was wir in der Fürsorge ausgeben sollen: Fünf von Hundert, Jahr für Jahr.
Es gibt doppelten Segen der einmaligen Gabe: die große Summe dem Vaterland geliehen, die jährlichen Zinsen aber den Kriegsnöten gewidmet.
Sammelstellen sind: Volksspende am Markt, Oberbergamt, Konviktstraße 2, Münsterbibliothek, Kathol. Frauenbund, Martinstraße 3, Lehrerinnen-Verein, Königstraße 47, Pützstraße 24/26 (Kessenich), Klemens-Auguststraße 21. P.
Zum Empfang geöffnet 13. April, mittags 12 Uhr, bis 14. April, 1 Uhr.
Helft, Ihr Bonner Frauen! Opfert am 13. und 14. April! Denkt an den doppelten Segen!
Eine vaterländische Kundgebung fand Sonntag abend in der Lese statt, um, wie Oberbürgermeister in der Begrüßungsansprache betonte, das vaterländische Denken und Empfinden zu stärken und zu vaterländischem Tun anzuregen. Noch nie sind wir, bemerkte Oberbürgermeister Spiritus weiter, in den bald vier Kriegsjahren so stolz, so freudig und so zuversichtlich zusammengekommen wie heute. Zwar die Verluste sind schmerzlich, und jeder leidet unter dem Krieg. Aber ist das, was wir zu erdulden haben, so groß, daß wir darüber zu klagen ein Recht haben? Voll Vertrauen können wir in die Zukunft sehen, umsomehr, als auch draußen an den Fronten alles mehr wie zufriedenstellend ist. Mit Zuversicht dürfen wir hoffen, daß die Stunde nicht mehr fern ist, da die endgültige Entscheidung dieses Krieges zu unseren Gunsten auf Frankreichs Boden errungen wird. Für diese Entscheidung die Geldmittel beschaffen zu helfen, hat jetzt wieder jeder, der Reiche wie der Arme, Gelegenheit. Es zu tun ist eine Dankespflicht gegenüber unseren Helden, die uns schützen, gegenüber unseren großen Feldherren und gegenüber unserem Kaiser. Nach zwei prächtigen Liedergaben des von Professor Grüters geleiteten Städtischen Gesangvereins: „Morgengebet“ und „Deutschland“ von Mendelsohn, nahm Gymnasialdirektor Geheimrat Dr. Erythropel aus Düsseldorf das Wort zu seinem Vortrage „Vom Durchbruch und Endsieg“. Das Prinzip dieses gewaltigsten Krieges ist die Absperrung auf geistigem, wirtschaftlichem, politischem und militärischem Gebiet. Deutschland und seine Verbündeten sind von den Feinden abgesperrt worden. Die geistige und politische Absperrung sei schon längst vorbereitet und durchgesetzt. Dann folgte die wirtschaftliche Sperre. Seit dem 1. Februar 1917 haben unsere U-Boote den Durchbruch erzwungen. Zu Lande ist durch unseren Frieden mit Rußland der Sperring in breitester Ausmessung durchbrochen. In der gegenwärtigen Amiens-Schlacht brechen wir auf der bisher breitesten Front durch; denn je breiter die Bresche ist, umso sicherer ist auch der Erfolg. Amiens ist das Ziel. Wird es erreicht, so haben wir die Verbindungswege von Paris nach London dauernd und sicher unterbrochen. England und Frankreich können nicht mehr mit großen Heeresmassen zusammenwirken. Auch wir in der Heimat sollten jetzt den Durchbruch erleben, damit der deutsche Endsieg errungen wird: ergibt die achte Kriegsanleihe nicht nur eine gewaltige Gesamtsumme, sondern ist auch die Zahl der Zeichner so groß, daß sich darin der einmütige Wille des deutschen Volkes zum Endsieg bezeugt, so bedeutet dieses Ergebnis für uns einen politischen Sieg, für unsere Gegner die politische Niederlage. Der zweite Redner, Reichstagsabgeordneter Dr. Pfleger, sprach über die deutsche Marine im Weltkriege. Er berührte die zahlenmäßige Ueberlegenheit der englischen Flotte und erwähnte dann die Tätigkeit unserer Flotte während des Krieges. Die technische Leistungsfähigkeit unserer Uboote war schon zu Beginn des Krieges der der englischen überlegen, sie ist während des Krieges ganz gewaltig gesteigert worden. Hätten wir den Ubootkrieg nicht geführt, so wären wir sicher militärisch erdrückt worden, aber so rütteln wir mehr und mehr an den beiden Hauptpfeilern der englischen Weltherrschaft, dem Schiffsraum und der Handelsschiffahrt, und die Lebensmittelnöte haben in England in der letzten Zeit einen Umfang angenommen, daß das deutsche Volk einen solchen Umschwung wohl schwerlich willig hingenommen hätte. Die englischen Staatsmänner haben es auch schon längst aufgegeben, das deutsche Volk besiegen zu können, sie rechnen nur noch auf den Mißmut und die Uneinigkeit des deutschen Volkes, und sie tun alles, um Mißmut und Uneinigkeit bei uns zu schüren. Daran sollten wir stets denken. Jeder soll sich daher den Interesse unseres Vaterlandes dienstbar machen, seine Arbeitskraft und sein Geld in den Dienst des Vaterlandes stellen. Nur wenn wir einig sind, werden wir eines Friedens teilhaftig werden, der uns ein glückliches, mächtiges und freies deutsches Vaterland schafft. Die Reden sowie die Lieder des Städtischen Gesangvereins und ein Musikvortrag der Militärkapelle fanden reichlich Beifall. Die Versammlung, die den großen und den dahinter liegenden Gartensaal der Lese füllte und an der auch die Spitzen der hiesigen Behörden teilnahmen, schloß mit dem gemeinsamen Gesang: „Deutschland, Deutschland, über alles“.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 11. April 1918
Lumpen und neue Stoffabfälle. Eine neue Bekanntmachung über Beschlagnahme, Bestandserhebung und Höchstpreise von Lumpen und neuen Stoffabfällen ist am 9. April in Kraft getreten. In dieser Bekanntmachung sind die verschiedenen Bestimmungen über die Beschlagnahme, Bestandserhebung und die Höchstpreise bei Lumpen und neuen Stoffabfällen einheitlich zusammengefaßt, so daß gleichzeitig die früheren Bekanntmachungen aufgehoben worden sind. Im allgemeinen verbleibt es bei der bisherigen Regelung des Verkehrs mit beschlagnahmten Lumpen und neuen Stoffabfällen. Im einzelnen enthält die neue Bekanntmachung allerdings verschiedene Abweichungen gegen die bisherigen Anordnungen. Es ist näher bestimmt worden, was unter Lumpen und neuen Stoffabfällen zu verstehen ist. Des weiteren ist die Meldepflicht auf alle beschlagnahmten Gegenstände ausgedehnt worden, deren Vorräte mindestens 100 Kilogramm betragen. Insbesondere sei darauf hingewiesen, daß auch alle aus dem Auslande stammenden unter die Verordnung fallenden Lumpen und neuen Stoffabfälle von der Beschlagnahme betroffen sind. Die Höchstpreise sind verändert worden. Der genaue Wortlaut der neuen Bekanntmachung ist bei den Landesämtern, Bürgermeisterämtern und Polizeibehörden einzusehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Der Vaterländische Frauenverein (Stadtkreis Bonn) hielt am 9. April d. Js. seine Jahresversammlung ab. Der Verein hatte die Ehre, hierbei Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Victoria zu Schaumburg-Lippe, Prinzessin von Preußen, Ehrenvorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins, Stadtkreis Bonn, begrüßen zu können.
Im vergangenen Jahr hatte der Verein sein 50jähriges Bestehen feiern können und aus diesem Anlaß erhielt der Verein von der Kaiserin eine eigenhändig unterschriebene Ehrenurkunde. Die freiwillige Krankenpflege ist noch immer Hauptaufgabe des Vereins, der nunmehr über 259 Krankenpflegerinnen verfügt, von denen 182 die staatliche Anerkennung als Krankenpflegerin besitzen. [...] Von den Bonner Lazaretten wurden wie in den Vorjahren die Reservelazarette Collegium Albertinum, Collegium Leoninum, Altes Friedrich-Wilhelm-Stift, Beethovenhalle, Ohrenklinik, Garnisonlazarett sowie das Vereinslazarett Prinzessin Victoria ausschließlich von den Hilfsschwestern des Vereins gepflegt. Ein Teil der Schwestern war außerdem in anderen Reservelazaretten tätig. In die Etappe wurden seit Kriegsbeginn 66 Schwestern entsandt. 136 Hilfsschwestern des Vereins wurden bisher mit der Roten-Kreuz-Medaille ausgezeichnet.[...] Die Beschaffung von Heimarbeit für bedürftige Frauen durch Heeresaufträge wurde fortgesetzt, im letzten Jahre durch Vermittlung des neugeschaffenen Ortsausschusses für Heeresnäharbeiten. Wertvolle Arbeit leisteten die Vereinigungen von Damen zum Flicken von Lazarettwäsche. Die Sammlung von Weihnachtspaketen für die Front hatte trotz der schweren Zeiten einen schönen Erfolg. Für die Speisung armer Kinder überwies der Verein dem Bonner Frauenverein 500 Mark sowie 300 Mark für arme Frauen. An der Zeichnung auf die 7. Kriegsanleihe beteiligte er sich wiederum mit seinem Vereinsvermögen, sodaß die Gesamtzeichnungen des Vereins 35.000 Mark betragen. Mit warmen Werbeworten für den Nationaltag deutscher Frauen zugunsten der 8. Kriegsanleihe schloß die Vorsitzende die Versammlung.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der deutsche Kronprinz, der mit seiner Heeresgruppe gegen mächtigen feindlichen Ansturm die mittlere Front gehalten hat, spricht in seiner Kundgebung für die 8. Kriegsanleihe von der Ausdauer und dem Heldenmut der deutschen Truppen. Auch in der Aisne- und der Champagne-Schlacht haben sie voll heiliger Ueberzeugung durchgehalten, damit die Brüder im Osten und Süden große Erfolge erringen konnten. Die großen Erwartungen der Franzosen mit ihrer gewaltigen Frühjahrsoffensive scheiterten an dem Siegeswillen der deutschen Soldaten. Und wieder ist Frühling. Und im Westen entwickeln sich heiße, blutige Kämpfe, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Auch hier geht es zur Entscheidung! Helft auch Ihr daheim, nun im Westen den Frieden vorzubereiten. Gebt dem deutschen Heer die Mittel zu neuen Waffen, mit denen es Euch den Frieden erkämpfen kann! Denkt an die Mahnung des deutschen Kronprinzen: Zeichnet Kriegsanleihe!
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 12. April 1918
Die Bekleidung der Verstorbenen. Die Kriegsamtstelle Koblenz teilt mit: Immer wieder wird beobachtet, daß Verstorbene nicht nur mit fast neuer Oberkleidung, sondern auch mit gut erhaltener Unterwäsche, mit Strümpfen und mit Schuhwerk bestattet werden, So schön an sich diese Sitte ist, so fordert doch die Notwendigkeit, unsere Vorräte an Web-, Wirk- und Strickwaren mit allen Mitteln zu strecken, daß mit dieser Sitte gebrochen wird. Auf die Erhaltung jedes einzelnen brauchbaren Kleidungsstückes kommt es heute an. Nur die Berücksichtigung der Gefühle der Hinterbliebenen hat es bis heute verhindert, daß noch nicht mit einem behördlichen Verbote eingegriffen worden ist. Alle bei einer Bestattung beteiligten Amtsstellen und Personen seien darauf hingewiesen, daß dieser Wandel geschaffen werden muß. Unsere Papiergarn-Industrie ist jetzt so weit fortgeschritten, daß sie im Stande ist, durchaus würdige Bekleidung für Bestattungszwecke zu liefern. Eine bestimmte Vorschrift kann für alle Fälle erlassen werden, in denen die Bestattung aus öffentlichen Kosten oder die Bekleidung des Verstorbenen aus fremden Mitteln und Beständen erfolgt. Hier ist darauf zu dringen, daß für die Bekleidung Papierstoffe genügen. Sollte der Tod durch eine ansteckende Krankheit erfolgt sein, so wird die beim Eintritt des Todes getragene Leibwäsche mit beerdigt oder verbrannt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Ihre Königl. Hoheit Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe begeht am heutigen Tage ihren Geburtstag. Aus diesem Grunde hat das Rathaus geflaggt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
[...]
Fett.
Auf die Abschnitte Butter und Fett der Speisefettkarte kommen in der nächsten Woche voraussichtlich 60 Gramm Butter zur Verteilung.
Der Preis für ein Pfund Butter beträgt 4,15 Mk.
Kartoffeln.
Die ersten Frühkartoffeln sind in den letzten warmen Tagen im Stadtbezirke Bonn allgemein angebaut worden. Da die Frühkartoffeln in diesem Jahre im Verhältnis zum Vorjahre recht früh ausgepflanzt werden konnten, steht zu erwarten, daß bereits nach dem 20. Juni die ersten Frühkartoffeln geerntet werden.
Die Anpflanzung von Spätkartoffeln geschieht im Allgemeinen erst Anfang Mai. Wer noch keine Saatkartoffeln hat oder sein Land noch nicht für den Anbau hergerichtet hat, wolle sich daher beeilen, damit er in diesem Jahr noch recht früh in den Genuß der Ernte kommt. Bezugsscheine über Saatkartoffeln und Dünger (Kali und Thomasmehl) können im Zimmer 12 des Lebensmittelamtes in Empfang genommen werden.
Kartenausgabestelle.
Alle Veränderungen im Haushalte müssen nach den reichsbehördlichen Bestimmungen über die Abmeldung aus der Lebensmittelversorgung unverzüglich der Kartenausgabestelle des städtischen Lebensmittelamtes mitgeteilt werden.
Um die Haushaltsvorstände vor Unannehmlichkeiten zu schützen, weist das Lebensmittelamt darauf hin, daß auch Haushaltsangehörige, die zum Heeresdienst eingezogen oder in eine Krankenanstalt untergebracht werden, sofort in der Kartenausgabestelle des städtischen Lebensmittelamtes abzumelden und deren Lebensmittelkarten zurückzugeben haben.
[...]
Warnung.
In der letzten Zeit ist ein Erzeugnis unter dem Namen Bergmanns Kohlensparer „Prometheus“ mit übertriebener Anpreisung in den Handel gekommen, das nach den Gutachten öffentlicher Untersuchungsämter ein völlig wertloses Erzeugnis ist und nach Anpreisung, Inhalt und Preis in schroffem Gegensatz zu dem wirklichen Geld- und Gebrauchswert steht. Vor dem Ankauf wird daher ausdrücklich gewarnt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf. Bonn“)
Samstag, 13. April 1918
Neues Operettentheater. Mit Beginn der nächsten Woche bringt die Direktion die lustige Operette „Frühlingsluft“ zur Aufführung. Die Hauptpartien geben den beliebten Stützen des Operettentheaters Gelegenheit, sich stimmlich sowohl als auch darstellerisch hervorzutun. Die Spielleitung des Werkes liegt diesmal in den Händen des Oberspielleiters Benno Nora. Die musikalische Leitung hat Kapellmeister Kurt Itzel übernommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Einige Sonderzüge werden bei der Ueberleitung in die „Sommerzeit“ in der Nacht vom 14. zum 15. April auch auf den rheinischen Strecken gefahren, auf welchen aus dem gleichen Anlaß, ebenso wie auf den Köln-Berliner Strecken, bestimmte Fahrplanänderungen eintreten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Stadtverordnetensitzung vom 12. April. Oberbürgermeister Spiritus eröffnete die Sitzung um 4.15 Uhr. [...] Oberbürgermeister Spiritus führte u. a. aus: Es sei nicht leicht, im Kriege einen Haushalt so genau aufzustellen wie im Frieden. Das Einnahmesoll ist kein stehendes. Bei Ausbruch des Krieges habe keiner so an die wirtschaftliche Kraft des Volkes geglaubt, wie es sich herausgestellt hat. Die Einnahmeverhältnisse sind z. T. höher gewesen. Das wird natürlich nicht so bleiben. [...] Die Kriegsverhältnisse in Betracht ziehend kann man sagen, daß es uns in Bonn immerhin noch gut gegangen. Die Lebensmittelversorgung ist eine zufriedenstellende. Eine Kartoffel- und Brotknappheit wird es voraussichtlich in Bonn nicht geben. Knapp sind Milch und Fett wie überall. Auf absehbare Zeit wird die Lebensmittelversorgung eine genügende sein. Freilich sind die Lebensmittel teuer. Manchem kann die Stadt helfen, aber nicht der Allgemeinheit. In etwa wird dies berücksichtigt in der Einteilung der drei Klassen für den Lebensmittelbezug. Teuer sind alle Materialien, die die Stadt nötig hat für ihre verschiedenen Betriebe. Das wirkt auf den Etat ein. Weiter wirken ein die Löhne. Alle diese Verhältnisse werden noch nach dem Krieg eine Zeit lang anhalten und die durch den Krieg bedingten Ausgaben auf den Etat einwirken. Ein Gebot der Klugheit erfordert es, für manche Reparaturarbeiten nach dem Kriege Beiträge einzusetzen, so 50.000 Mark für Hochbau und 30.000 Mark für Tiefbau. [...]
Stadtv. Henry gedachte zunächst der Helden draußen im Felde, die es auch den Bonnern ermöglicht hätten, hier wirken zu können. Der Verwaltung müsse man danken für ihre Arbeit. Es sein nicht üblich, Namen zu nennen. Aber eines Namens müsse er auch namentlich gedenken. Herr Dr. Krantz habe schon das Lebensmittelamt genannt. Ich möchte unserem Lebensmittelamt und damit Herrn Baurat Piehl bei dieser Gelegenheit den herzlichsten Dank der gesamten Bonner Bürgerschaft aussprechen für das, was er in der Lebensmittelversorgung geleistet hat. Wenn in der Stadt eine Meinung geschlossen ist, dann ist es die: da steht der rechte Mann am rechten Fleck. [...] Im Laufe seiner Ausführungen vertrat Redner die Ansicht, daß wir von unseren Gegnern eine möglichst große Kriegsentschädigung verlangen müßten. Betont wurden dann ebenfalls eine Reihe städtischer Aufgaben. Ein allzu starkes Hervorholen der begabten Kinder zum höheren Studium sei nicht zu empfehlen, wohl aber eine starke Mittelstandsfürsorge, ein systematischer Ausbau der ehrenamtlichen Tätigkeit in der Verwaltung, u. a. m. [...]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Sonntag, 14. April 1918
Wildgemüse, Spinatklee. Die Klagen über Gemüsemangel werden nun allmählich geringer werden, da uns das Frühjahr die Möglichkeit bietet, Wildgemüse zu sammeln, insbesondere den Löwenzahn, der überall wächst, einen Salat von hervorragender Güte gibt und auch wie Spinat zubereitet, sehr wohlschmeckend ist. Außerdem sei auf den Spinatklee, die Luzerne, hingewiesen, die bereits im vollen, jungen Grün steht. Die grünen Teile der jungen Pflanzen können ganz als Spinat verwandt werden, bei den älteren verwendet man hierzu die Blätter und die jüngeren Triebe. Zu der Schmackhaftigkeit des Spinatklees kommt sein hoher Nährwert. Er besitzt 5,6 v. H. Eiweiß gegenüber 3,7 des Spinats, 0,8. v. H. Fett gegenüber 0,5 im Spinat und 6,2 v. H. sogen. stickstoffreie Extraktstoffe gegenüber 3,6. v. H. im Spinat.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Alt-Bonn und unsere Zukunft. Ein Mitarbeiter schreibt uns: In einer Sammlung von Alt-Bonn sah ich vor Jahren ein winziges Brötchen unter Glas liegen. Wie verlockend im Gegensatz zu damals jetzt schon das Wort ins Ohr klingt, ein Mundraub ist nicht zu befürchten. Uralt ist es, erzählt von der Urgroßväter Zeit, wo „Hungersnot“ bei uns war. In einer trauten alten Bonner Wirtsstube hängt an der Wand ein kleiner Schrank. Wenn ihr ihn öffnet, so seht ihr auch ein Brötchen, vielleicht nicht so klein, jedenfalls weit, weit jünger, aber das letzte seit, wie es uns scheint, schon langer Zeit. Es soll Erinnerung werden an unsere ernste Zeit, die noch nicht vorüber, Erinnerung noch für ferne Enkel. Ihnen, hoffen wir, bleiben unsere ernsten Zeiten der Entbehrung erspart, das Erinnerungsstück soll den Lehrgang eigener, unliebsamer Erfahrungen ersetzen. Sollen wirklich diese Zeiten für ganze Geschlechter nur in der Erinnerung fortleben, nicht aber im schmerzlichen Selbsterleben wiederkehren, so müssen wir jetzt dafür sorgen, daß unseren Feinden nach menschlicher Berechnung für immer die Möglichkeit so schmählichen Ueberfalls, so niederträchtiger Kriegsführung genommen ist.
Die draußen müssen kämpfen,
bis daß dem letzten Hasser das Schwert zerbrochen ist,
und bis die letzte Festung die weiße Fahne hißt,
daß dann der deutsche Kaiser: - „So wird der Frieden!“ spricht.
Das wollen wir erreichen – und anders wollen wir nicht.
(Lersch)
Wer aber an seine und seiner Enkel Zukunft denkt, der lasse seine Zeichnung zur 8. Kriegsanleihe wirksames Bekenntnis werden: Will Präsident Wilson „Gewalt bis zum äußersten“, so habe Deutschland, mag der Feind auch noch seine wehrlosen Greise, Frauen und Kinder um tägliches Brot betrügen, Kraft bis zum äußersten!
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine erfreuliche Mitteilung erhielt Herr Rentner Strack in Bonn. Für seinen Sohn, Leutnant Strack waren bereits die Exequien gehalten, da die Meldung vorlag, er sei gefallen. Nunmehr traf von dem Sohne selbst die Nachricht ein, daß er durch einen Kopfschuß verwundet sei und sich in einem deutschen Lazarett befinde.
Ein Wort zum Willen. Voller Stolz darf das deutsche Volk auf seine Helden blicken, die wie Ludendorff es verstanden haben, mit eisernem Willen das Schicksal des deutschen Volkes in die Bahnen zu zwingen, die für seine Entwicklung notwendig sind. Nie haben wir an den Worten Ludendorffs zu zweifeln brauchen, nie haben sich seine Voraussagen als unrichtig herausgestellt. Sein weitsehender Blick, sein fester Wille sind, wie auch die jüngsten Ereignisse im Osten und die unvergleichlich großen Erfolge der neuen deutschen Offensive im Westen zeigen, die sichere Gewähr dafür, daß wir Deutschen in der Heimat stets das Richtige tun, wenn wir seine Worte beherzigen. Darum wollen wir auch heute seiner Meinung Folge leisten, die uns zuruft: Du, Deutscher, wolle! Wenn der echte, rechte Wille vorhanden ist, der alle kleinlichen Zweifel niederkämpft, dann werden und können noch Tausende durch Verbesserungen ihre Zeichnungen und wieder Tausende durch neue Zeichnungen auf die Kriegsanleihe dem Vaterlande zum Frieden auch im Westen verhelfen und so den schönsten Willen bekunden, den Opferwillen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 15. April 1918
Der dritte vaterländische Vortragsabend am gestrigen Samstag im Stadttheater brachte eine Anzahl Volkslieder, die von dem Bonner Männergesangverein unter Leitung des Königl. Musikdirektors Sauer vortrefflich und wirkungsvoll vorgetragen wurden. Ferner sang der Opernsänger Karl Schröder aus Köln, von Herrn Sauer auf dem Flügel begleitet, eine Arie aus „Joseph in Ägypten“ sowie drei Lieder von Richard Strauß. Herrn Schröders prächtige Darbietungen wurden ebenso wie die des Chores von dem leider nicht vollbesetzten Haus dankbar angenommen. Der Redner des Abends, Gewerkschaftssekretär Johann Bergmann aus Köln, sprach über „Friede im Osten – Sieg im Westen“. Er zeigte die für uns günstigen militärischen, politischen und vor allem wirtschaftlichen Wirkungen des erkämpften Friedens im Osten und die Notwendigkeit, auch im Westen den Frieden zu erzwingen, da die Feinde selbst ja nur einen Gewaltfrieden wollen. Die Gewalt werde hoffentlich, wie bisher stets, für uns entschieden. Der Redner mahnte die „Heimatarmee“ an ihre Pflicht, trotz aller Sorgen und Nöte alle Kräfte anzuspannen und jetzt vor allem auch die Mittel für die siegreiche Fortsetzung des Krieges zur Verfügung zu stellen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Der Verein Deutscher Zeitungs-Verleger veröffentlicht eine Kundgebung des Kronprinzen Rupprecht von Bayern, der mit seinen tapferen Truppen unentwegt dem englischen Ansturm auf dem Schlachtfeld von Flandern standhielt. In einzelnen Schlachten wollten die Engländer die deutsche U-Bootbasis zerstören. Was die deutschen Truppen hier in mutiger Zuversicht an Entbehrungen und Anstrengungen trugen, das wird die Geschichte stets als leuchtendes Beispiel deutscher Standhaftigkeit und deutschen Siegeswillen verzeichnen. Und wiederum toben heiße Kämpfe im Schlachtfeld von Flandern, wiederum hat deutsche Ausdauer den englischen Feind siegreich geschlagen. Angesichts dieser ungeheuren Leistungen an Entsagung und Opfermut verblassen die Entbehrungen, die uns in der Heimat auferlegt sind, und wir werden immer von neuem angespornt, uns unserer Truppen würdig zu zeigen. Wie in Flandern das deutsche Feldheer die Heimat vor dem blutigen Schrecken des Krieges bewahrte und Sieg an Sieg reihte, so muß das deutsche Heimatheer in unversiegbarem Opferwillen den achten Geldsieg erringen, indem es Kriegsanleihe zeichnet.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Dienstag, 16. April 1918
Vortrag eines Ostafrikakämpfers. Es wird alle Kolonial- und Missionsfreunde interessieren, daß heute (Dienstag) abend 8 Uhr einer unserer Ostafrikakämpfer Pastor Roekl aus Ruanda, einen Vortrag halten wird über seine Kriegserlebnisse: „Der ostafrikanische Krieg, eine Kulturprobe für Deutschland als Kolonialvolk.“ Der ostafrikanische Krieg gehört zu den ruhmvollsten Ereignissen unseres Verteidigungskrieges. Seinen Verlauf aus dem Munde eines Mitkämpfers schildern zu hören, darf weitgehendste Beachtung erwarten lassen. Der Vortrag findet im Gartensaale des Hospizes, Poppelsdorfer Allee statt. Der Eintritt ist frei.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Strafkammer. Wegen gemeinschaftlicher Hehlerei wurden am Montag drei junge Burschen von hier zu je einem Jahre Gefängnis verurteilt und sofort verhaftet. Sie hatten einen Treibriemen im Wert von 600 Mark, der aus der Wesselschen Wandplattenfabrik gestohlen worden war, gemeinschaftlich erworben und weiter verkauft. […]
Eine Diebes- und Hehlerbande war von der hiesigen Kriminalpolizei ermittelt worden. Drei Angeklagte aus Bonn standen am Montag vor der Strafkammer. Ein Angeklagter hatte zugestandenermaßen Leder gestohlen und es dem zweiten Angeklagten verkauft. Der dritte hatte in umfangreichem Maße von Schülern gestohlene Gegenstände angekauft. In der Verhandlung kam auch ein Diebstahl in dem hiesigen Operettentheater zur Sprache, bei dem die Diebe 3.800 Mark erbeuteten. Der Erlös aus den Diebstählen wurde in Trinkgelagen draufgemacht. An einem Abend wurden 900 Mark Zeche gemacht, die Kellnerin erhielt ein Trinkgeld von 50 Mark. Ein Angeklagter war inzwischen zum Heere eingezogen worden, sodaß gegen ihn nicht verhandelt werden konnte. Einer der Angeklagten, der das Leder gestohlen hatte, wurde zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Der Haupttäter, ein Theatermeister, erhielt zwei Jahre Zuchthaus, dagegen wurde ein wegen Hehlerei des gestohlenen Leders Angeklagter freigesprochen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Mittwoch, 17. April 1918
Professor Fritz Ohmann †. Unsere rheinische Hochschule hat durch den Krieg wieder ein tüchtiges und allgemein beliebtes Mitglied ihres Lehrkörpers verloren: Privatdozent der Philosophie Professor Dr. Fritz Ohmann ist als Leutnant der Reserve in einem Feldartillerie-Regiment auf dem Felde der Ehre gefallen. Der Rektor, Geheimrat Marx, widmet dem Gefallenen folgenden herzlichen Nachruf: „Die Flagge halbmast auf dem Dache unserer Universität zeigt an, daß der Lehrkörper unserer Universität wiederum einen schweren und schmerzlichen Verlust erlitten hat. In der großen Schlacht im Westen fiel durch Kopfschuß Professor Dr. Fritz Ohmann, einer der hervorragendsten und beliebtesten unter den jüngeren Lehrern und ein verdienter Schriftsteller auf dem Gebiete der Geschichte und der Philosophie, ein vielversprechender lebensfrischer und geistvoller Gelehrter und ein tüchtiger Soldat zugleich, ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz. Er hat in Bonn die Doktorwürde erworben auf Grund einer geschichtlichen Darstellung der Anfänge des Postwesens in Deutschland. Ehre seinem Andenken!“
Lichtspielbühnen. Die Rückkehr des Hilfskreuzers Wolf wird diese Woche in den Lichtspielen im Stern in einem Film des Königl. Bild- und Filmamts vorgeführt. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Wochenmarkt war gestern ziemlich gut beschickt. An Gemüse war vorwiegend Spinat und Schneidgemüse vorhanden. Fremder Kopfsalat war nur vereinzelt zu haben. Rhabarber und Feldsalat dagegen reichlich. Rhabarber war stark im Preise gefallen, aber immer wurden noch 30 Pfg. für das Gebündchen verlangt und bezahlt. Hopfensalat kostete 15 Pfg. das Gebündchen. Gestern war auch der erste hiesige Kopfsalat, aber durchweg nur kleine lose Köpfchen, zu haben, ebenfalls Sauerampfer und Kettensalat. Der Verkauf war im allgemeinen flott. Der Großmarkt auf dem Stiftsplatz hatte in fast allen Markterzeugnissen bei weitem nicht so große Zufuhren wie am letzten Hauptmarkttage. Der Verkauf war auch hier recht flott und der Markt schon früh wieder geräumt. Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte lange nicht so großen Zuspruch wie sonst. Die Zufuhren waren durchweg wieder etwas besser als Ende der vorigen Woche. In Fischen ist die Zufuhr gegenwärtig sehr knapp.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Straßenbahnen der Stadt Bonn. Die Zehnfahrtenkarten zum Preise von 1,50 Mark treten mit dem 1. Mai d. J. außer Kraft. Von diesem Tage ab kostet eine Zehnfahrtenkarte 1,75 Mark. Der Einzel-Fahrpreis für Erwachsene beträgt dann für eine beliebig lange Fahrt mit zweimaliger Umsteigeberechtigung 20 Pfennig.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 18. April 1918
Der letzte Tag. Heute mittag 1 Uhr endet die Zeichnungsfrist für die achte Kriegsanleihe. Die Kreissparkasse Bonn zeichnete auf die achte Kriegsanleihe für sich und ihre Sparer acht Millionen Mark.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Anerkennung unseres städtischen Lebensmittelamtes. In unserem Berichte über die jüngste Sitzung der Stadtverordneten haben wir wegen Raummangels nur kurz vermerken können, daß Beigeordneter Piehl die verdiente Anerkennung für sein Wirken als Leiter des städtischen Lebensmittelamtes gefunden hat. Nachzutragen ist, daß nicht nur Stadtv. Henry sondern auch Dr. Krantz sich mit dem Lebensmittelamte in jener Sitzung beschäftigte. Dr. Krantz nannte die Lebensmittelversorgung eine Glanznummer der städtischen Verwaltung, und Reichstagsabgeordneter Henry sprach unter allgemeinem Beifall dem „Lebensmitteldirektor, vielleicht –diktator“, Beigeordneten Piehl, den Dank der Bürgerschaft aus für das, was er für die Lebensmittelversorgung der Stadt geleistet habe. Es sei nur eine Meinung: hier stehe der richtige Mann an der richtigen Stelle. Im Januar dieses Jahres hatte die Reichskartoffelstelle der Stadt Bonn, wie berichtet, bescheinigt, daß sie von allen besuchten Städten die besten Lagerungs- und Einkellerungsvorkehrungen getroffen habe.
Bildhauer Karl Menser hatte gestern nachmittag die Ehre, Ihre Kgl. Hoheit Frau Prinzessin zu Schaumburg-Lippe in seiner Kunstwerkstatt empfangen zu dürfen. Die hohe Frau verweilte längere Zeit und ließ sich von dem Künstler die von ihm geschaffenen Arbeiten sowie die im Entstehen befindlichen Schöpfungen eingehend erklären. Es konnte dem Künstler zur Freude gereichen, daß Ihre Kgl. Hoheit ein außerordentliches Interesse an seinem Schaffen zum Ausdruck brachte und weitere Besuche freundlichst in Aussicht stellte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Landkreis Bonn. Nachdem eine große Anzahl von Landleuten sofort nach der Ernte ihren Hafer abgeliefert hatten, wurde der Haferpreis nachträglich um 70 Mark für die Tonne erhöht. Diese Preissteigerung sollte den Landwirten, die bereits abgeliefert hatten, und die bei einzelnen weit über 1000 Mark ausmachte, jetzt nachgezahlt werden. Der Landrat hat nun angeregt, daß auf diesen Betrag seitens der Landwirte zugunsten des Kreises verzichtet werden soll. Die auf diese Weise erübrigte Summe soll zu wohltätigen Zwecken Verwendung finden. Die Verzichtleistung soll ganz freiwillig sein, und die Vertrauensleute, die die Landwirte in den einzelnen Ortschaften aufklären sollen, sind angehalten, keinerlei Druck auszuüben. Bei den meisten Familien zeigt sich das richtige Verständnis für dieses Wohltätigkeitswerk und man verzichtet dort gern auf die ihnen zustehende Summe.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 19. April 1918
Das Zeichnungsergebnis der 8. Kriegsanleihe übertrifft in Bonn die Ergebnisse aller bisherigen Anleihen. Bei der hiesigen Reichsbanknebenstelle und ihren Vermittlungsstellen sind insgesamt 30.350.000 M. angemeldet worden, das sind rund 1.300.000 M. mehr als zur 7. Anleihe. Die beiden hiesigen Sparkassen haben auch diesmal nur einen Teil ihrer Gesamtzeichnungen bei der hiesigen Reichsbank angemeldet, den andern Teil aber an andere, auswärtige Stellen weitergeleitet. Durch diese nach auswärts weitergegebenen Zeichnungen, zusammen 7½ Millionen, erhöht sich die Summe auf 37.850.000 Mark. (Die entsprechende Summe bei der 7. Anleihe betrug 36½ Millionen.) Dazu kommen dann noch die bei der hiesigen Genossenschaftsbank für Rheinpreußen zusammenlaufenden Zeichnungen, die auch nicht an die hiesige Reichsbank, sondern an die Zentralgenossenschaftskasse in Berlin weitergegeben werden. Diese Zeichnungen belaufen sich auf 13 Millionen Mark, das sind über vier Millionen Mark mehr als bei der 7. Anleihe. Danach beträgt das Gesamtergebnis für Bonn 50.850.000 Mark (bei der 7. Anleihe 45½ Millionen), das sind bald 5½ Millionen Mark mehr als bei der vorigen Kriegsanleihe.
Beim Bankhaus David sind zwei Millionen Mark Kriegsanleihe gezeichnet worden.
Die städtische Realschule hat durch die Zeichnungen und die Werbearbeit ihrer Schüler insgesamt 138.177 Mark Zeichnungen auf die 8. Kriegsanleihe zusammengebracht. […]
Reifeprüfung. Am hiesigen städtischen Realgymnasium unterzogen sich am Mittwoch drei Oberprimaner, darunter zwei Feldgraue, der Reifeprüfung. Alle drei Prüflinge bestanden.
Nähgarn. Das zugeteilte Nähgarn wird von nächsten Montag ab verkauft. Auf fünf Warenkarten Nr. 109 wird ein Wickel Garn von 200 Metern abgegeben, so daß kleinere Haushaltungen sich zweckmäßigerweise zu gemeinschaftlichem Bezuge zusammenschließen. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ergebnis der Kriegsanleihe. […] Bonner Bürger-Verein. Ein überaus glänzendes Ergebnis hatte die Werbung welche der Bonner Bürger-Verein zu Gunsten der 8. Kriegsanleihe unter seinen Mitgliedern durch Wort und Schrift und günstige Zuteilung von Wein vornahm. Die Zeichnungen ergaben die überaus hohe Summe von 1.474.500 Mark. Das Ergebnis bei der 7. Kriegsanleihe war 1.096.900 Mark.
Am vorigen Sonntag hielt der Marienverein (Kongregation für kath. Jungfrauen in häuslicher Stellung) eine Werbeversammlung für die Kriegsanleihe, in welcher Herr Dechant Böhmer die Zeichnung der 8. Kriegsanleihe warm empfahl. Die Mitglieder zeichneten 27.860 Mark. […]
Auf Veranlassung des Deutschen Bühnenvereins hat Direktor Steffter in seinem Neuen Operettentheater für die 8. Kriegsanleihe geworben. Es wurden dort von Besuchern 38.000 Mark gezeichnet. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
Fleisch. Am Samstag werden in den Metzgergeschäften Rindfleisch zu 2,20 M. Leberwurst zu 1,80 M. und Blutwurst zu 1,50 M. das Pfund verkauft. Die Erhöhung der Wurstpreise hat ihren Grund in einer Verordnung der Königl. Preuß. Provinzialfleischstelle für die Rheinprovinz vom 22. März d. J., nach der die Preise für Schlachtrinder der Klasse B erhöht worden sind. Auch die Fleischpreise werden voraussichtlich neu festgesetzt werden.
Fett. Auf die Abschnitte Butter und Fett der Speisefettkarte werden in der kommenden Woche insgesamt 70 Gramm Butter verteilt. Der Preis für ein Pfund beträgt 4,15 M.
Kartoffeln. Reichliche Kartoffelzufuhren aus Sachsen und Posen gestatten es, die Kartoffeln für 14 Tage auf einmal auszugeben. Die Kartoffeln für die Zeit vom 14. bis 28. April können daher auf einmal bei den städtischen Kartoffelverkaufsstellen in Empfang genommen werden. Die Kartoffeln verlangen bei der vorgeschrittenen Jahreszeit unbedingt eine pflegliche Behandlung. Man schäle sie am Tage vor dem Kochen und lege sie ins Wasser, damit die unreinen Bestandteile ausziehen und die Knolle wieder ihre ursprüngliche Fülle erhält. […]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Lebensmittelverkauf. Bonn“)
Samstag, 20. April 1918
Arndt-Eiche in Eisen. Die Einnahmen der Arndt-Eiche waren in den letzten Wochen zufriedenstellend. Außer der Summe von 1000 m., die die Firma J. J. Manns zu ihrem goldenen Geschäftsjubiläum spendete, gingen an größeren Beträgen ein: 500 M. von der hiesigen Baufirma H. P. Keim bei Gelegenheit ihres fünfundzwanzigjährigen Bestehens, 600 M. vom Bonner Bürger-Verein aus seinen wöchentlichen Büchsensammlungen und dem Verkauf von Arndt-Eiche-Karten bei festlichen Veranstaltungen. Der Liederabend Bidron-Bachem ergab einen Reingewinn von 662,73 M. Außerdem wurden zum Andenken an gefallene Söhne und Familienangehörige wieder mehrere Adlerfedern gestiftet.
Grabschändung. Verbrecherische Roheit im Gefolge des Krieges nimmt leider noch immer zu. Sie macht nicht einmal mehr vor Toten und Gräbern halt. Am 17. d. M. wurde auf dem Poppelsdorfer Friedhof versucht, zwei bronzene Graburnen zu stehlen. An einer wurden die Henkel losgeschraubt und weggenommen, sodann der Deckel abgehoben und der in der Urne enthaltene Aschenbehälter in ein Gebüsch geworfen. Die Urne selbst gelang es nicht, zu entfernen. Hoffentlich ist es der benachrichtigten Kriminalpolizei möglich, der oder die Urheber dieses abscheulichen Verbrechens zu ermitteln.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Frostgefahr lag in der vergangenen Nacht vor: doch blieb es hier in Bonn noch bei leichtem Reif. Ein wohltätiger Nebel, der bei Tagesgrauen sich auf die Erde legte, verhinderte ein weiteres Herabgehen der Temperatur. In höheren Lagen, die der scharfe Wind mehr fassen konnte, wird es zweifellos gefroren haben. Um 7 Uhr früh zeigte der Wärmemesser am Wetterhäuschen im Hofgarten 1½ Grad über Null.
In der Nacht zum Freitag ging das Thermometer bedeutend unter Null herab. Auf dem stehenden Wasser hatte sich eine Eisrinde gebildet und die grünen Pflanzen im Garten und auf der Flur ließen nach Sonnenaufgang erschlafft die Köpfe hängen. Ob der Frost den aufkeimenden Frühkartoffeln und der Obstbaumblüte ernstlich geschadet hat, kann erst in einigen Tagen festgestellt werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zeichnungen auf die 8. Kriegsanleihe. Im Lyzeum Drammer wurden 66.900 M. Kriegsanleihe gezeichnet. Liebfrauen-Lyzeum beträgt 688.910 M.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Sonntag, 21. April 1918
Die Schüler des Städtischen Gymnasiums und Realgymnasiums haben bei der achten Kriegsanleihe durch eigene Zeichnung und Werbung 710.365 M. aufgebracht.
Königliches Gymnasium. Die Schüler des Königlichen Gymnasiums haben durch Zeichung und Werbung 429.085 M. für die 8. Kriegsanleihe aufgebracht.
Petroleum zu Leuchtzwecken darf vom 1. Mai bis 16. September nicht abgesetzt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Fleischverteilung in Bonn hat unsere Hausfrauen am Wochenschluß bitter enttäuscht. Aus zahlreichen Zuschriften ersehen wir, daß man ausnahmsweise einmal auf unseren geschätzten Nahrungsmittel-Direktor recht ungehalten ist. Während in der vergangenen Woche noch 120 Gramm Fleisch zur Verteilung gelangten, konnten die Metzger für die kommende Woche aus der städtischerseits zugewiesenen Menge nur 30 Gramm auf den Kopf der Familien zum Verkauf bringen. Unsere Hausfrauen geben uns hierüber betrübende Schilderungen. Sie erklären uns, daß es sich überhaupt nicht mehr verlohne, das bißchen Fleisch in den Topf zu tun. Einer unserer verehelichen Leser macht uns auf einen Artikel der Frankfurter Zeitung vom 19. April aufmerksam, in welchem sich die Frankfurter darüber aufregen, daß sie demnächst nur noch 200 Gramm Fleisch bekommen sollen.
Da bei uns schon seit langem keine 200 Gramm mehr zur Verteilung gelangt sind, so ist wohl die Frage berechtigt, auf welche Umstände diese ungleiche Verteilung der Fleischmengen in den verschiedenen Städten des Vaterlandes zurückzuführen ist. Die Stadt Frankfurt a. M. scheint überhaupt zu den ganz bevorzugten Städten zu gehören ... […]
Wenn die Frankfurter Zeitung mit allem Nachdruck für eine gleichmäßige Belieferung der Städte eintritt, so können wir unserm vielerprobten Herrn Beigeordneten Piehl im Namen aller Hausfrauen und deren fleischtopffrohen Ehemänner nur die Bitte warm ans Herz legen, auch seinerseits eine kräftige Lanze für diese Forderung einzulegen.
Fußballsport. Nachdem in zahlreichen Meisterschaftsspielen die drei Gruppensieger der Kriegsspielgemeinschaft Köln-Bonn ermittelt worden sind, beginnen mit dem heutigen Sonntag die Entscheidungsspiele. Als erste Gegner treffen sich die Sieger der Gruppen I und III. Kölner Sport-Club 1899 und Siegburger Sport-Verein, auf dem Sportplatz des Bonner Fußball-Vereins an der Richard-Wagnerstraße. Beide Vereine werden in stärkster Aufstellung spielen, sodaß mit einem sehr spannungsvollen Verlauf des Kampfes zu rechnen ist.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Kartoffelverkauf. In der Woche vom 22. bis 28. April d. J. werden auf Warenkarte Nr. 47 7 Pfd. Kartoffeln in den städtischen Kartoffelverkaufsstellen verkauft.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 22. April 1918
Professor Fritz Ohmann. Am 20. d. M. erhielt der Rektor der Universität folgenden Brief, der auf dem Schlachtfeld mit Bleistift auf erbeutetem australischen Briefpapier geschrieben ist. Er hat folgenden Wortlaut: „Schlachtfeld an der Lys, 14.4.1918. An den Rector magnificus der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Euerer Magnifizenz mache ich die traurige Mitteilung, daß der Leutnant d. R. im Feldartillerie-Regiment … Ohmann, Privatdozent an der Friedrich-Wilhelms-Universität, gestern früh den Heldentod gestorben ist. Er war – als mein Ordonnanzoffizier – zur Feststellung der vorderen Linie während siegreichen Angriffsgefechts vorgeschickt. Sein Tatendrang trieb ihn zu Pferde bis in die Schützenlinie, wo ihn die feindliche Maschinengewehrkugel traf. Mit ihm hat die Division einen schweren Verlust erlitten. Er war ein Mann von reichen Gaben des Verstandes und des Herzens, ein prächtiger Soldat, tapfer, umsichtig, zäh, arbeitsfreudig und von rascher Entschlußkraft. […] Er war ein fröhlicher Kamerad, stets lustig und guter Dinge, stets Optimist, niemals Spielverderber. Wir hatten ihn alle sehr gern und werden sein Andenken treu im Herzen bewahren. […]“ Auch die Universität wird sein Andenken treu bewahren, diesen Brief hüten als wertvollen Schatz und als ein kostbares Denkmal der Zeitgeschichte. […]
Städtisches Lyzeum. Die Schülerinnen des städtischen Lyzeums und der mit ihm verbundenen Studienanstalt haben zur achten Kriegsanleihe durch eigene Zeichnungen und Werbunden 720.775 Mark aufgebracht. Als Anerkennung ihrer wertvollen vaterländischen Arbeit erhalten die Schülerinnen am morgigen Dienstag einen schulfreien Tag.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Godesberg, 21. April. Die Schülerinnen und Schüler des Evangelischen Lyzeums zu Godesberg haben auf die achte Kriegsanleihe 210.000 M. gezeichnet (gegen rund 12.000 M. auf die dritte bis sechste und 24.500 M. auf die siebente Kriegsanleihe).
(Bonner Zeitung, Rubrik „Rheinland und Nachbargebiete“)
Die Höchstpreise für Wurst hatte eine Frau von hier überschritten, indem sie Wurst, die ihr Mann aus dem Felde geschickt hatte, verkaufte. Ein gegen sie erlassener Strafbefehl wurde zurückgezogen, dagegen setzte das Schöffengericht wegen Uebertretung in drei Fällen eine Geldstrafe von 45 Mark fest.
Milch, Gerste und andere Lebensmittel hatte eine verkrüppelte Frauensperson, die von der Armenverwaltung unterstützt wird, ihrem Hund verfüttert. Wegen dieser Uebertretung hatte sie einen Strafbefehl über 30 Mk. erhalten. Ihr Einspruch hiergegen wurde am Samstag vom Schöffengericht zurückgewiesen. Der Vorsitzende riet der Verurteilten, den Hund abzuschaffen und sagte ihr, eigentlich hätten Sie ins Gefängnis gemußt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Frost der letzten Nächte hat den Obstbäumen empfindlichen Schaden zugefügt. Strichweise wird ein großer Teil der Ernte dahin sein. Zumal die Kirsch- und Pflaumenbäume, die in diesem Jahre so üppig blühen, haben arg gelitten. Die Blüten sehen vielfach braun aus. Besonders schlimm war der Regen, der am Donnerstagabend wahrscheinlich im gesamten Westen niederging. Der nächtliche Frost setzte in vielen Blüten kleine Eiskristalle an. Es ist gut, daß die Spätbirnen- und Apfelbäume in der Blüte noch weiter zurück sind. In der Eifel und andern Gegenden ist vorgestern sogar Schnee gefallen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Dienstag, 23. April 1918
Ein Vertreter des Kriegsernährungsamtes sprach gestern abend im hiesigen Kriegsausschuß für Konsumenten-Interessen über die öffentlich-rechtliche Lebensmittelversorgung und die Aussichten der Volksernährung im laufenden Wirtschaftsjahre. Er schilderte die Schwierigkeiten der Kriegsernährung, die sich aus der fehlenden Einfuhr, die vor dem Kriege jährlich 3½ Milliarden Mark Wert hatte, und dem Rückgang der einheimischen Erzeugung ergeben, so daß wir nur 80 bis 70 v. H. der im Frieden verbrauchten Waren besitzen. Dazu kommt, daß die Bedarfsgebiete sich vermehrt haben, ein großer Teil, der früher auf dem Wasserwege versorgt werden konnte, jetzt auf die Eisenbahnen angewiesen ist, daß aber die Eisenbahnen ungeheuer überlastet sind und daß die Vorratswirtschaft große Ansprüche an die Lagerung der Lebensmittel stellt. Die Erzeugnisse „restlos zu erfassen“ ist überhaupt nicht möglich, eine gleichmäßige Verteilung, die gar keine Rücksicht nimmt auf Kräfteverbrauch, Gesundheit, Lebensgewohnheit usw., wäre ungerecht. Der freie Handel könnte die Verteilung bestimmt nicht besser regeln. Ueber die Aussichten in den nächsten vier Monaten bis zur neuen Ernte sagte der Redner: Das Kriegernährungsamt hofft, die Kartoffeln in der bisherigen Menge von sieben Pfund auch bis zur neuen Ernte geben zu können, eine feste Zusage kann es aber noch nicht machen. Unsere Getreideversorgung ist mit einer ansehnlichen Menge aus Rumänien unterstützt worden, daher konnte die Brotration bisher beibehalten werden. Man hofft, sie auch weiter beibehalten zu können, es muß aber immerhin mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß in der letzten Zeit vor der neuen Ernte doch etwas weniger gegeben werden muß. Ob das geschehen muß, wird vom Ergebnis der Bestandsaufnahme am 15 Mai abhängen. Etwas mehr Nährmittel werden in der nächsten Zeit gegeben werden können. Die bisherige Fleischversorgung wird beibehalten werden können, ebenso die Versorgung mit Marmelade. Die Eierversorgung wird hinter dem Vorjahre zurückbleiben, auch der Kaffee-Ersatz muß gestreckt werden. Im allgemeinen steht es mit unserer Ernährung in diesem Jahre besser wie im vorigen; denn im vorigen Jahre mußte die Brotration gekürzt werden, wir hatten für die fehlenden Kartoffeln nur ganz ungenügenden Kohlrübenersatz. Im nächsten Wirtschaftjahr wird es dagegen bestimmt besser werden. Die schlimmste Zeit haben wir hinter uns, auch wenn der Krieg noch in das neue Wirtschaftsjahr hinein andauern sollte; denn wir sind nach unserem Frieden im Osten nicht mehr eingekreist.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Fleischversorgung in Bonn. Die Ungleichheit in der Verteilung der Fleischmengen, wie sie in letzter Zeit immer schärfer in den einzelnen Städten unseres gemeinsamen Vaterlandes zutage tritt, hat bekanntlich in der vergangenen Woche in Bonn zu der unleidlichen Tatsache geführt, daß wir mit 80 Gramm für den Kopf abgespeist werden mußten, während u. a. die lieben Frankfurter ein volles Pfund bekamen und auch weiterhin noch erhalten werden. [...] Inzwischen hören wir, daß auch in Wiesbaden und Düsseldorf noch 200 Gramm zur Verteilung gelangen, und Berlin wohl auf seinem halben Pfund bestehen wird.
Von unserer Nachbarstadt Köln erfahren wir, daß diese sich in der Fleischfrage auch weit besser steht als Bonn. Wie wir der amtlichen Bekanntmachung des Kölner Oberbürgermeisters vom 18. April entnehmen, ist der Kölner Bürgerschaft sogar für den Monat Mai bereits eine Fleischmenge von einem halben Pfund gesichert. [...]
Da von den Ortsverwaltungen der kleineren Städte gegen diese offensichtliche Benachteiligung offenbar schwer anzukämpfen ist, sucht das Bonner Lebensmittelamt zunächst auf andere Weise einen gewissen Ausgleich zu schaffen. Wie Beigeordneter Piehl heute amtlich bekannt gibt, wird „mit Rücksicht auf die geringe Fleischzuteilung in der vergangenen Woche“ am morgigen Mittwoch Speck zur Verteilung gelangen, und zwar soll jede berechtigte Person 50 (fünfzig) Gramm erhalten. Das ist zwar kein Ausgleich gegenüber der Fleischmenge, die in den genannten Großstädten zur Verteilung gelangt, man erkennt aber aus dieser Anweisung aus dem „Speckkämmerchen“, daß unsere Stadtverwaltung ehrlich bemüht ist, die an die Oeffentlichkeit tretenden berechtigten Wünsche der Bürgerschaft nach bestem Vermögen zu befriedigen.
Die Reichsfleischstelle wird es aber der Bonner Bürgerschaft nicht verargen können, wenn sie trotz dieses schmerzlindernden Speckstückchens auf ihrem Schein beharrt und für alle deutschen Städte, die gleichmäßig zum Durchhalten verpflichtet sind, auch eine gleichmäßige Verteilung der jeweiligen Fleischvorräte fordert, soweit sich dieses verkehrstechnisch und aus sonstigen sachlichen Gründen irgendwie durchführen läßt.
Rauchverbot für Jugendliche. Die Verordnung des Gouverneurs vom 27. November 1916 betreffend Jugendfürsorge tritt, soweit sie das Rauchen Jugendlicher betrifft, außer Kraft, weil an ihrer Stelle die Polizeiverordnung des Oberpräsidenten der Rheinprovinz vom 21 Februar 1918 jugendlichen Personen das Rauchen verbietet.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schulfrei. Die Volksschulen haben am heutigen Dienstag wegen des glänzenden Ergebnisses der achten Kriegsanleihe schulfrei. Das Königliche Gymnasium hatte am Samstag bereits des Kriegsanleihenergebnisses wegen den Unterricht ausfallen lassen. Die Schülerinnen des städtischen Lyzeums und der mit ihm verbundenen Studienanstalt haben zur achten Kriegsanleihe durch eigene Zeichnungen und Werbungen 720.775 Mark aufgebracht. Als Anerkennung ihrer wertvollen vaterländischen Arbeit erhalten die Schülerinnen am heutigen Dienstag einen schulfreien Tag.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 24. April 1918
„Bilder aus der Bonner Universität während des Weltkrieges“. Unter diesem Titel hat die „Hauswirtschaftliche Kriegshilfe“ (nationaler Frauendienst) im Einvernehmen mit der städtischen Behörde ein kleines Album herausgegeben, das im Text und in zehn Bildern den Anteil der Universität an der Kriegswirtschaft und Volksernährung darstellt. Bekanntlich beherbergt die Universität seit 1916 in 60 Räumen die Behörden des städtischen Lebensmittelamtes und mehrere Organisationen der Hauswirtschaftlichen Kriegshilfe. Keine Stätte ist der Bonner Bevölkerung so vertraut und wertvoll wie dieser Nordflügel der Friedrich-Wilhelms-Universität. Auch für die Studentenschaft, besonders für die Besucher des Speiseraums, dürfte es von historischem Interesse sein, ein Erinnerungsblatt zu besitzen, das ihre Alma Mater als Schutzherrin kriegswirtschaftlicher Einrichtungen festhält. So eignet sich das Album für jeden in Bonn als Gedenkzeichen für große und schwere Zeiten, sowohl als persönlicher Besitz wie als Gruß ins Feld an alle die dort kämpfenden jetzigen und ehemaligen Bonner Studenten. Der Reingewinn des Albums ist für die Bonner Kinderspeisung bestimmt, die seit zwei Jahren als eine der wichtigsten Wohlfahrtsbestrebungen der Hauswirtschaftlichen Kriegshilfe auf diese Weise eine dringend notwendige größere finanzielle Leistungsfähigkeit erreichen könnte. So steht zu erwarten, daß alle Bonner Kreise durch Ankauf des Albums, das ihnen eine liebe Erinnerung an große Zeiten sichert, die wichtige Fürsorge für die ausreichende Ernährung der armen Kinder unserer Stadt unterstützen werden. Das Album ist zum Preise von 1 M. zu haben in den Buchhandlungen und Schreibwarengeschäften, für die Studierenden außerdem beim Universitäts-Sekretariat.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Kohlenversorgung der Bonner Bürgerschaft.
Die Ortskohlenstelle macht uns folgende Angaben:
Durch die Bekanntmachung des Reichskommissars für die Kohlenverteilung vom 30. März 1918 ist eine neue Regelung der Brennstoffversorgung der Haushaltungen eingetreten. Die der Stadt Bonn zugeteilte Menge an Kohlen, Koks und Briketts ist äußerst gering. Sie reicht lediglich dazu aus, um während der Sommermonate jeder Haushaltung für den Küchenbrand drei Zentner zuzuteilen.
Eine Versorgung für den Winter ist z. Zt. ausgeschlossen. [...]
Die Beschlagnahme der Messingteile. Nachdem am 16. April eine Meldung des Wolfschen Bureaus festgestellt hatte, daß unsere Truppen große Kupfer- und Gummivorräte in Frankreich erbeutet haben, hat der Wirtschaftsbund des Deutschen Haus- und Grundbesitzes (Aktiengesellschaft in Berlin) am 19. April 1918 beim Reichswirtschaftsamt sowie bei der Kriegsmetallstelle des Kriegsministeriums die Zurücknahme der Verordnung betreffend die Beschlagnahme der Messingteile an Treppen, Fenstern, Türen usw. beantragt. Dieser Antrag dürfte aber nach einer neuerlichen Meldung dieses Bureaus nur geringe Aussichten haben, da „die gesamte Materialbeute niemals als neues Aktivum in die Rohstoff- und Geldwirtschaft der Heimat eingestellt werden kann. Sie kann die Heimat nicht von der Bereitstellung der nötigen Rohstoffe und neuer Geldmittel für die kommende Kriegsführung befreien“.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Von der Polizei. In der Nacht zum Montag drangen Diebe in ein Haus in der Doetschstraße und stahlen aus einem Lager für mehrere tausend Mark Waren. – In der Nacht zum Dienstag plünderten Spitzbuben das Selterswasserhäuschen im Hofgarten aus, zertrümmerten den Spiegel und warfen eine Anzahl Flaschen entzwei.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 25. April 1918
Unterbringung Schwerbeschädigter in militärischen Dienststellen. Die Zeitschrift „Die Kriegsbeschädigtenfürsorge in der Rheinprovinz“, herausgegeben vom Landeshauptmann der Rheinprovinz, schreibt: Das Kriegsministerium hat am 17.12.1917 folgendes verfügt: Bei der großen Zahl der schwerbeschädigten Kriegsverletzten (Einarmigen usw.), die in ihrem Berufe oder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkte nur in sehr beschränktem Maße verwendungsfähig sind, ist es grundsätzlich erforderlich, ihnen bestimmte Posten ausschließlich offen zu halten. Allen militärischen Dienststellen wird es daher unter Hinweis auf Abschnitt 3 des Runderlasses der beteiligten preußischen Fachminister vom 29. August 1916 erneut zur Pflicht gemacht, solchen Kriegsbeschädigten leichtere, nicht den Militäranwärtern vorbehaltene Posten zu übertragen und vor der Besetzung dieser den Schwerbeschädigten vorzubehaltenden Stellen mit den Hauptfürsorgestellen wegen des Nachweises geeigneter Personen in Verbindung zu treten. Hierzu bemerkt das stellvertr. Generalkommando 8. Armeekorps in Koblen7: Als leichtere, nicht den Militäranwärtern vorbehaltenen Posten kommen in Frage: a) Dauerstellungen: Schreiber, Boten, Aufseher, Arbeiter bei Artilleriedepots, Garnisonsverwaltungen, Fortifikationen, Garnisons-Bäckereien, Bekleidungsamt, Kgl. Werke Siegburg. B) Während des Krieges: Schreiber, Boten, Koch, Verwalter von Kammerbeständen bei Truppenteilen und sonstigen militärischen Dienststellen.
Pfadfinderkorps Bonn. Die 1. Feldkompagnie (Freischar) tritt am Sonntag nachmittag 2½ Uhr am Aufgang zum Venusberg statt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Eine Eingabe der Bonner Obst- und Gemüsehändler.
Man schreibt uns: Die hiesigen Obst- und Gemüsekleinhändler haben in einer gemeinsamen Zusammenkunft beschlossen, ein Gesuch an die Stadtverwaltung zu machen, in Zukunft die von der Stadt erfaßten Obst- und Gemüsemengen den Kleinhändlern zu festgesetzten Preisen zum Verkauf an die Verbraucher zu überlassen. Dadurch fiele das von unseren sowieso schon viel geplagten Hausfrauen bitter empfundene stundenlange lästige Reihestehen vor den städtischen Verkaufsstellen fort. Es könnte dann jede Frau ihren Bedarf an Obst und Gemüse im benachbarten Geschäft zu festgesetzten Preisen decken. Es würde dies sicher von allen unseren Hausfrauen freudigst begrüßt werden.
(Wir möchten dem hinzufügen, daß dieser Vorschlag vieles für sich hat. In den Fällen, wo eine Knappheit in den Verkaufsmengen vorläge, wäre es jedoch vielleicht fraglich, ob alle Kleinhändler im Verkauf ebenso unparteiisch vorgingen, wie die städtischen Verkaufsstellen. An den städtischen Verkaufsstellen wird Reich und Arm gleich bedient, bei den Händlern kommt aber immer das verschiedenartige Interesse an den einzelnen Kunden in Frage. Die Schriftl.)
Universität. Wie verlautet, hielt der Rektor der Universität, Geheimrat Marx, bei der gestrigen ersten Einschreibung der Studierenden, eine Ansprache, in der er die Studentinnen ermahnte, auch in der Wissenschaft „ihren Mann“ zu stehen. Den durch den Dienst für das Vaterland verhinderten Studierenden wolle die Universität Gelegenheit schaffen, später ihr akademisches Studium zu erleichtern. Die Universität Dorpat werde uns wohl ein Hort deutscher Kultur und im Westen werde uns wohl bald der Friede beschert werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Kohlenfrage in Bonn. Zu meinem Schrecken lese ich in Ihrem Blatte die Absichten, mit denen die Bonner Ortskohlenstelle sich für die Sommermonate trägt. Schon für den Monat April wurden nur drei Zentner Kohlen bewilligt, obwohl erfahrungsgemäß im April hier in Bonn noch geheizt werden muß und nicht jede Hausfrau in der Lage ist, ihre sämtlichen Angehörigen in der Küche unterzubringen. Wie kann eine Hausfrau, die z. B. für fünf Mägen zu kochen hat und nicht im Besitze eines Gaskochers ist – nebenbei bemerkt, ist das gar kein Unglück bei der schlechten Beschaffenheit unseres Gases – ihre Angehörigen alle anständig versorgen? Sie mag Kochkiste, Papierbeutel und andere Hilfsmittel treu benutzen, drei warme Mahlzeiten am Tage, die bei unserem Brotmangel nötig sind, kann sie nicht mit drei Zentnern im Monat zustande bringen. Und dann kommt erst die zweite wichtige Frage: Wie wird es mit der Wäsche? Die Waschmittel sind schlecht, die Wäschevorräte verringern sich in jedem Haushalt und machen deshalb öftere Veranstaltung eines „Waschfestes“ notwendig. Und gesundheitlich ist der Wechsel der Wäsche im Sommer erfahrungsgemäß noch viel wichtiger als im Winter. Das sind Feststellungen einer Hausfrau, wie sie in den meisten Familien gemacht werden können. Welche Antwort kann man darauf geben? Eine Bonner Hausfrau.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Ueberwachung und Schutz von Heeresgut! Bekanntlich befindet sich in Bonn, Vivatsgasse 6, eine polizeiliche Nach- und Abschubsüberwachungsstelle, der die Ueberwachung von Heeresgut untersteht. Hierbei werden vielfach auch andere strafbare Handlungen aufgedeckt. Es gelang einem Hilfsbeamten, einen schweren Jungen festzunehmen, der unberechtigterweise Militär-Kleider trug und mit einem vollbepackten Rucksack und einem schweren Koffer beladen war. Bei näherer Revision stellte sich heraus, daß sich in demselben eine frischgeschlachtete Ziege und drei Kaninchen befanden. Die Tat soll in der Umgebung von Bonn geschehen sein. Obwohl manches Vergehen aufgedeckt und die Heeresverwaltung hierdurch vor vielen Schäden bewahrt wird, so könnte doch dem Vaterland noch mehr gerettet und allen das Durchhalten erleichtert werden, wenn die Bevölkerung die ihnen bekannt gewordenen Beraubungen, bezw. Hehlereien von Heeresgut sofort der Nach- und Abschubsüberwachungsstelle, Vivatsgasse 6, telefonisch unter Nr. 427 oder schriftlich melden würde. Es ergeht daher an alle die Bitte, mitzuhelfen, dem Vaterlande das Durchhalten zu erleichtern.
Verwundetenfürsorge. Den Insassen des Res.-Laz. I, Abt. Nervenklinik, wurde am vergangenen Sonntag ein seltener Genuß zu Teil. Der Verein „Bonner Wandervögel“ hatte sich unter der bewährten Leitung der Herren Sonntag und Kirfel eingefunden und erfreute die zahlreich erschienenen Feldgrauen mit Musik und Gesangvorträgen. Ernste und heitere Szenen wechselten in bunter Reihe mit musikalischen Darbietungen auf Guitarre, Mandoline und Laute. Großer Beifall veranlaßte zahlreiche Zugaben und bekundete die Dankbarkeit der Zuhörer. Gewiß dürfen die „Wandervögel“ auf die Talente ihrer Mitglieder stolz sein und werden recht bald wieder die Kranken des Res.-Laz. I, Abt. Nervenklinik, mit ihren Darbietungen erfreuen.
50 Gramm K.-A.-Seife dürfen während der Monate April und Mai gegen Vorlage der Seifenkarte besonders abgegeben werden. Der Verkäufer ist verpflichtet, die Abgabe auf dem Stamme der Seifenkarte unter Angabe des Datums mit Tinte oder Farbstempel zu vermerken.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 26. April 1918
Die Kartoffeln für die nächsten vier Wochen können in der nächsten Woche auf einmal abgenommen werden. Wer sie auf einmal abnimmt, kann auf Warenmarke 54 noch weitere sieben Pfund Kartoffeln bekommen.
Sterilisierte Milch in 3/8-Liter-Flaschen wird zu 1,55 M. die Flasche wieder verkauft.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Brikettbeförderung von Brühl nach Bonn mit Fuhrwerken, wofür amtliche Anweisungen nicht erforderlich sind, hat bereits eingesetzt. Für Fuhrwerksbesitzer beginnt damit eine gute Geschäftsgelegenheit. Wir hatten bei der Veröffentlichung der hierüber handelnden Mitteilungen der Ortskohlenstelle vorgeschlagen, man möchte den Fuhrpreis amtlich begrenzen, um eine Preistreiberei unter den Verbrauchern zu verhüten. Diese Festsetzung müßte natürlich sowohl für die Fuhrwerksbesitzer des Stadtkreises Bonn, wie der Landkreise Bonn und Köln Geltung erhalten, wenn die Fuhrlohnvorschriften nicht umgangen werden sollen.
Fein in Kleidung. Wer auf der Straße seine Mitmenschen beobachtet, dem wird es auffallen, daß so viele Bürger, gleichviel ob Mann ob Frau, trotz aller Kleidernot noch so gut angezogen daherkommen. Nicht nur die Anzüge und Kleider der Damen sind in bester Verfassung, sondern auch das Schuhwerk ist meist noch elegant und läßt nichts von der jämmerlichen Lederknappheit merken, die uns demnächst alle zwingen soll, auf Holzsohlen zu laufen. Wohl ist unter diesen Gutgekleideten mancher, der seine Sachen in guter Ordnung zu halten weiß oder alte Stücke „wie neu ausgebessert“ trägt, in den meisten Fällen handelt es sich jedoch um jene Eigensüchtigen, die an sich selbst immer zuerst denken und die sich rechtzeitig versorgt haben. Wie es mit dieser „Versorgung“ getrieben worden ist, geht aus Mitteilungen hervor, die am letzten Dienstag in einer Kölner Schneiderinnenversammlung gemacht wurden. Es wurde berichtet, daß sich mancher Kriegsgewinnler zehn Anzüge machen ließ. Ein Schneidermeister führte aus, daß ihm kürzlich von einem Elternpaar elf Posten Stoffe vorgelegt wurden, um einen passenden Stoff für einen Anzug für den Sohn auszusuchen. Das sei aber kein Ausnahmefall, im Privatbesitz befänden sich große Läger Stoffe. Vor dem Bezugsscheinzwang kaufte sich eine hiesige Dame bei einer bekannten Firma von hier auf einmal nicht weniger als 15 Kostüme. Das sind die Leute, die immer noch tipp topp daherkommen, wenn andere ihre alten, verschlissenen Lumpen auftragen müssen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Universität. Bei der 1. Immatrikulation dieses Sommerhalbjahres begrüßte der Rektor, Geheimrat Marx, die erschienenen Studentinnen und Studenten mit einer Ansprache, in der er u. a. sagte: In der Friedenszeit pflegte der Rektor die Kommilitonen, im letzten Jahrzehnt auch die Kommilitoninnen zu ernster Arbeit zu ermahnen und vor Verstößen gegen die akademische Zucht zu warnen. Beides sei in dieser ernsten und großen Zeit nicht nötig. Die große Zeit spreche mit eherner Zunge, die Studierenden selbst wüßten diese Sprache dahin zu deuten, daß sie eifrig lernen müßten, um späteren Geschlechtern die Lehren der heutigen Zeit übermitteln zu können, einer Zeit von so weltgeschichtlicher Bedeutung, wie sie seit dem Verfall des Römerreiches und seit der Völkerwanderung nicht mehr dagewesen sei. Der Rektor mahnte die Studentinnen, an ihrem Teil dazu beizutragen, daß die Frau, wie jetzt überall im Wirtschafts- und Verkehrsleben, auch in der Wissenschaft jetzt „ihren Mann“ stehe. Er begrüßte vor allem die aus dem Feld zurückgekehrten Kommilitonen; sie, die unser Vaterland, vor allem unsere schöne Rheinprovinz und auch unsere Universität beschützt hätten, zu den akademischen Bürgern zu zählen, sei für Rektor und Senat eine ganz besondere Ehre.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 27. April 1918
Soldatenheim. Im großen Saale des Vereinshauses konnte am verflossenen Sonntag der Vorsitzende, Herr H. Berief, trotz des schönen Frühlingswetters, wieder eine große Anzahl Feldgrauer begrüßen, jedoch vermißte man in letzter Zeit dort sehr unsere gehfähigen Verwundeten, denen das Soldatenheim ein so lieber Aufenthalt geworden war, wie die vielen Zuschriften derselben an den Ausschuß beweisen. Wir möchten daher an dieser Stelle nicht verfehlen, die betr. Lazarett-Verwaltungen zu bitten, die Verwundeten doch auf diese schönen Veranstaltungen immer wieder aufmerksam zu machen und unseren Verwundeten den Besuch derselben zu ermöglichen. – Den Besuchern des Soldatenheims wurde alsdann in bunter Abwechslung eine Fülle guter musikalischer und gesanglicher Unterhaltung geboten, zum Schluß mit einem vorzüglich aufgeführten Singspiel „Der Taucher“.
Bonner Wehrbund. Die Jugendkompagnie tritt am Sonntag um 2½ Uhr in der Doetschstraße zu einer Geländeübung an.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Fleischversorgung Bonns.
Vom städtischen Lebensmittelamt wird uns geschrieben:
„Die Fleischversorgung in der Stadt Bonn ist in den letzten Wochen leider nicht gut gewesen. In der Woche vom 7.-13. April konnten einschließlich Wurst nur 140 Gramm und in der Woche vom 14.-20. April einschließlich Wurst sogar nur 100 Gramm ausgegeben werden.
Diese geringe Fleischzuteilung hat naturgemäß und mit Recht, eine gewisse Erregung in der Bürgerschaft hervorgerufen, da mit ihr im Haushalt kaum etwas anzufangen ist.
Das Lebensmittelamt hat es jedoch an keiner Mühe fehlen lassen, um gegen diese Verhältnisse, die durch die Provinzialfleischstelle geschaffen sind, anzugehen. Es hat auch entsprechende Beschwerden an das Landesfleischamt gerichtet, aber leider bislang vergeblich. Zunächst sei einmal Klarheit darüber gegeben, in welcher Weise die Stadt eigentlich versorgt werden müßte. Die Annahme, daß wir die gleiche Fleischmenge erhalten, wie die Stadt Köln, ist unzutreffend. Nur die Städte über 100.000 Einwohner und die vorwiegend industriellen Orte erhalten eine Wochenkopfmenge von 250 Gramm Fleisch einschließlich Wurst. Die Städte von 50-100.000 Einwohner, zu denen auch Bonn gehört, erhalten nur eine Wochenkopfmenge von 200 Gramm einschließlich Wurst.
Mit Rücksicht auf die eigenartigen Verhältnisse der Stadt Bonn, ihre hohe Krankenziffer und die nahe Grenze der Einwohner an 100.000 hat das Lebensmittelamt begründete Anträge an die maßgeblichen Stellen gerichtet, der Stadt Bonn, auch vornehmlich von dem Gesichtspunkte aus, daß hier zurzeit eine große Anzahl industrielle Schwerarbeiter, nämlich mehr als 20.000 sich befinden, die erhöhte Fleischration von 250 Gramm wöchentlich zuzuteilen. Dies wurde auch vom Herrn Regierungs-Präsidenten anerkannt und so konnte es geschehen, daß in der Zeit vom 4. bis 17. März ds. Js. das Lebensmittelamt tatsächlich in der Lage war, 250 Gramm in der Woche auszugeben.
Diese Anordnung ist durch die Provinzialfleischstelle wiederum aufgehoben worden und nun soll die Stadt Bonn nur mit 200 Gramm Fleisch einschließlich Wurst beliefert werden.
[...]
Bonn steht mit der schlechten Fleischversorgung aber nicht alleine da. Die Nachbarstädte haben ebenfalls durchweg weniger, wie ihr Belieferungssoll ist, ausgegeben. Das ist auch darauf zurückzuführen, daß wir zur Zeit im Rheinlande eine außerordentlich hohe Belegziffer von Heeresangehörigen haben. Es steht aber zu hoffen, daß viele Schwierigkeiten nur noch kurze Zeit dauern. In dieser Woche werden wieder 160 Gramm Fleisch einschließlich Wurst ausgegeben.
An sich ist die Provinzialfleischstelle natürlich verpflichtet, für die Versorgung der Bevölkerung mit 200 Gramm unbedingt Sorge zu tragen. Aber in all diesen Versorgungsproblemen sind die Widerstände mitunter stärker als der Wille. So ist es auch hier der Fall. Immerhin müßte gerade für eine Stadt wie Bonn mit ihrer hohen Krankenziffer und der derzeitigen großen Zahl seiner industriellen Bevölkerung doch besser gesorgt werden wie für die Rentnerstädte.“
Die Bürgerschaft Bonns wird dankbar dafür sein, daß uns in der kommenden Woche eine erhöhte Fleischmenge von insgesamt 160 Gramm auf den Kopf der Bevölkerung zuteil wird. Wir begrüßen das auch um deswillen, weil die Erhöhung sicher nur nach harten Bemühungen des Beigeordneten Piehl für Bonn erkämpft werden konnte. [...]
Immerhin sind wir in Bonn, gemäß den Ausführungen des Herrn Beigeordneten Piehl, bisher tatsächlich benachteiligt worden. Wir hatten Anspruch auf 200-250 Gramm, hatten aber durchweg eine weit geringere Menge zugewiesen erhalten, - auch in der Zeit, in der die Berliner Zentralstellen die Fleischversorgung als sehr rosig gekennzeichnet hatten.
[...]
Herr Beigeordneter Piehl macht zugunsten einer höheren Fleischmenge für unsere Stadt geltend, daß wir Krankenstadt sind und 20.000 Schwerarbeiter und Militär beherbergen. Wir möchten noch etwas anderes zu unseren Gunsten ins Treffen führen. Bonn ist als Universitätsstadt auch Stadt der geistigen Arbeit. Und wenn wir es als selbstverständlich betrachten, daß unsere Schwerarbeiter ausreichend mit Fleisch versorgt werden, so wollen wir doch nicht vergessen, daß auch unsere geistigen Arbeiter der Fleischnahrung nicht gut entraten können. Wer dies bezweifelt, der möge sich einmal bei unseren künftigen Physiologen erkundigen. Sie werden bekunden, daß nicht nur schwere körperliche Arbeit, sondern auch für die aufreibende geistige Tätigkeit Kraftersatz in ausreichender Fleischnahrung gefunden werden muß.
[...]
Wir möchten deshalb an unser Lebensmittelamt erneut die Bitte richten, bei den Fleischzuweisungsstellen mit aller Hartnäckigkeit dafür einzutreten, daß wir die uns vom Herrn Regierungspräsidenten zugebilligte Fleischmenge von 250 Gramm auch tatsächlich erhalten, und daß beim Wiedereintritt besserer Fleischversorgungsverhältnisse die Frage erneut geprüft wird, ob nicht – selbstverständlich stets unter besonderer Berücksichtigung unserer Industriearbeiterschaft – eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Fleischmengen in allen Städten vorgenommen werden kann.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Vermächtnis. Ein Freund und Wohltäter der Armen, der vor einiger Zeit in Bonn verstorbene Rentner Wilhelm von Monschaw hat u. a. dem Bonner Zigarren-Abschnitt-Sammel-Verein, der alljährlich an Weihnachten viele arme Kinder einkleidet, 500 Mark zu diesem Zweck testamentarisch vermacht.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Sonntag, 28. April 1918
Gasthauswäsche. Der Oberbürgermeister ermahnt in einer Bekanntmachung im Anzeigenteil dieser Zeitung die Gasthausbesitzer und die Inhaber der anderen in Betracht kommenden Betriebe, ihre überschüssige Wäsche in möglichst großem Umfange an den amtlichen Einkäufer der Reichsbekleidungsstelle, Herrn Wolfgang Müller in Berlin, abzuliefern, um damit eine spätere Enteignung der jetzt schon beschlagnahmten Wäsche überflüssig zu machen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Eine Anzeige hatte eine hiesige Ehefrau gegen die Inhaberin eines Kohlengeschäfts erstattet, weil sie ihr die Abgabe von Kohlen verweigert haben sollte. Die Inhaberin des Kohlengeschäfts war durch Strafbefehl in eine Geldstrafe von 30 Mark genommen worden. Auf ihren Widerspruch hin erkannte das Schöffengericht auf Freisprechung. Es stellte sich bei der Zeugenvernehmung heraus, daß sie die Anzeigende gar nicht kannte. Diese war mittags auf dem Lager gewesen und ein Arbeiter hatte ihr gesagt, sie solle um ½3 Uhr wiederkommen. Verweigert hatte niemand Kohlen.
Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes
Milch.
Der Monat April ist in der Kriegszeit der milchärmste Monat. Die Futtermittel der letzten Ernte sind aufgebraucht und Grünfutter gibt es noch nicht. Da heißt es denn sich einrichten und mit der verfügbaren Menge Milch haushalten. Für Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren gibt es jetzt natürlich keine Milch, und auch die Kranken, die nicht unbedingt auf Milchnahrung angewiesen sind, müssen sich bis zur Grünfutterernte gedulden. Auf Wunsch gibt die Milchabteilung des städtischen Lebensmittelamtes an die Vollmilchvorzugsberechtigten gegen Rückgabe ihrer Milchkarten Bezugsscheine für kondensierte Milch aus. Der Verkauf dieser Milch geschieht nur durch die Verkaufsstelle des städtischen Lebensmittelamtes, Franziskanerstraße 1.
Bekleidungsamt.
Nähgarn. Die Geschäfte, Verarbeiter und Anstalten, die es im Januar unterlassen haben, ihren Bedarf an Nähgarn auf dem Bekleidungsamte anzumelden, können bei der jetzigen Verteilung nicht mehr berücksichtigt werden. Anträge auf nachträgliche Zuweisung sind zwecklos, da die Verteilung beendet ist. Der Zeitpunkt der Anmeldung für das zweite Vierteljahr wird noch mitgeteilt.
Scheuklappen. Auf Anregung der Reichsstelle für Schuhversorgung werden die Fuhrhalter ersucht, die in ihrem Besitz befindlichen Scheuklappen, welche in der Regel nur eine Behinderung der Pferde darstellen, bei der Sammelstelle für Altleder, Martinstraße 18, abzugeben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Pflege und Erziehung der Kinder erfordert im Krieg eine bedeutend höhere Sorgfalt als im Frieden. Als willkommene Anleitung dazu dienen zwei Bücher, die im Verlage von M. Max Hesse, Berlin W 15 erschienen sind, nämlich: „Wie pflegst und erziehst du dein Kind?“ von Helene Stöckl und „Handbuch des guten Tones und der feinen Sitte“ von Konstanze von Franken. Von all den zahlreichen Büchern der gleichen Art sind uns keine bekannt, die so viele Vorzüge in sich vereinigen wie gerade diese. Sie sind geschmackvoll und vornehm ausgestattet, behandeln ihren Stoff mustergültig und sind äußerst billig.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Der Verschönerungsverein Godesberg beabsichtigt, wie in der Mitgliederversammlung mitgeteilt wurde, zu Ehren unserer gefallenen Helden einen Hain, vielleicht in der Nähe des Bismarckturmes, anzulegen. Bürgermeister Zander bemerkte, dieses Vorhaben sei schwerlich durchzuführen und warnte vor Ueberstürzung. Zu Ehren unserer gefallenen Helden eigne sich die alte Muffendorfer Kirche; entscheide der Verein sich für einen Hain, so möge er ihn nicht erst anlegen, sondern hierfür ein bereits bestehendes Waldidyll aussuchen. Der Verein will der Nymphe am Rhein einen anderen Platz geben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Godesberg.“)
Montag, 29. April 1918
Die 100. Fahrt des Bonner Lazarettzuges. In den nächsten Tagen führt unser Vereinslazarettzug K 1 seine hundertste Fahrt aus. Dis wird ein passender Anlaß sein, um der Besatzung des Zuges und allen Helfern den Dank für ihre Leistungen öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Der Zug wird voraussichtlich Ende dieser oder Anfang nächster Woche etwa zwischen dem 3. und 6. Mai hier eintreffen, und dann wird am Tage seiner Ankunft nachmittags 5 Uhr eine einfache, würdige Feier die Besatzung des Zuges und die leitenden Personen in der Aula der Universität vereinigen. Den Angehörigen der Besatzung ist die Galerie (gegen Einlasskarte) eingeräumt. Leider gestattet der Platzmangel nicht, die zahlreichen Spender von Beiträgen, deren Zahl 500 übersteigt, zu der Feier zu laden. Als Andenken an diese Feier wird der Rektor der Universität der Besatzung ein künstlerisch ausgestattetes Gedenkblatt überreichen, das Herr Bildhauer Menser in dankenswerter Weise entworfen und ausgeführt hat. Es sei ausdrücklich bemerkt, daß die Kosten der Veranstaltung durch besondere freiwillige Beiträge gedeckt, also gestiftete Gelder dafür nicht verwendet werden. Die Einladungen zu der Feier können voraussichtlich erst kurz vor der Ankunft des Zuges ausgegeben werden, da er ununterbrochen tätig ist und sein Eintreffen in Bonn nicht vorher mit Sicherheit vorausgesagt werden kann.
Schon seit längerer Zeit ist es nicht mehr möglich gewesen, den Verwundeten auf der Fahrt außer der einfachen Verpflegung die früher gewährten Erfrischungen und Anregungen in Form von Gebäck, Kognak, Wein, Zigarren, Zigaretten oder Tabak zu geben. Vielleicht veranlaßt die 100. Fahrt den ein oder anderen Freund des Zuges, solche Liebesgaben, wenn auch nur in geringen Mengen, zu spenden; diese können Bahnhofstraße 40 gegen Quittung abgegeben werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Schülerdienst für Kohlenzuführung.
Es wird uns im Anschluß an unsere Mitteilung über den Schülerdienst für Kohlenzuführung in Berlin geschrieben: Unter den Jungmannen der hiesigen höheren Schulen gibt es gewiß eine große Anzahl, die gern ihre Hilfe alten, kranken und schwachen Leuten bei der Kohlenzuführung zuwenden möchte, wenn ihnen die Beförderungsmittel zur Verfügung gestellt werden. Die betreffenden Personen brauchen sich nur an einen der Vertrauensmänner der Imo (Jungmannorganisation) Prof. Füchtjohann oder Prof. Dr. Sadée zu wenden. (Vielleicht läßt sich diese Einrichtung unter Hinzuziehung der obersten Klassen der Volksschulen so ausbauen, daß in allen Stadtbezirken im Bedarfsfalle ältere Schüler für diesen Dienst zur Verfügung sind. Die Schriftl.)
„Deutsche“ Frauen. Vo einem Distriktarzt wird uns berichtet: Wie schamlos sich noch immer einzelne unserer „deutschen“ Frauen benehmen, zeigt folgender Anlaß. Im Zuge 4.10 Bonn-Coblenz saß ein Transport von fünf gefangenen englischen Offizieren. Aus Platzmangel gesellten sich einige Damen aus Bonn hinzu. Bis Rolandseck war das Benehmen derselben im Verkehr mit den Herren derart würdelos, daß sie vom Zugführer ausgesetzt werden mußten, wobei die Damen sehr lebhaft protestierten und eine erklärte, ihr Vater sei auch Offizier. Jammerschade, daß man die Namen dieser Damen nicht feststellen kann, um sie an den Pranger zu stellen.
Die Spargelernte hat seit acht Tagen allenthalben ihren Anfang genommen. In geschützten und warmen Lagen kann jetzt täglich gestochen werden, wenn auch vorläufig nur in bescheidener Zahl. Nach dem in den letzten Tagen niedergegangenen milden Regen werden die vielbegehrten Stangen schon bald zahlreicher zum Vorschein kommen. Auf dem Markte findet der Spargel rasch seine willigen Abnehmer. Leute aus der Stadt, die es sich leisten können, wandern an heiteren Nachmittagen heraus ins Vorgebirge und kaufen dort den frischgestochenen Spargel für ihren Bedarf oder lassen sich im Gasthaus eine Portion Spargel mit der „Originaltunke“ servieren. Gibt es auch nicht mehr den leckeren Schinken dazu wie früher, so hat man doch mehr davon als von der stark verregneten Baumblüte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Verein Beethovenhaus veranstaltet nach fünfjähriger, durch den Krieg verursachter Unterbrechung in diesem Jahre in der Himmelfahrtswoche wieder ein Musikfest. Es sind drei Kammermusikkonzerte vorgesehen, Dienstag ein Brahms-Abend, Mittwoch ein Beethoven-Abend und eine Morgen-Aufführung am Himmelfahrtstage mit Werken von Mozart und Haydn. Als ausführende Künstler sind das Rosé-Quartett aus Wien, Frau Ilona Durigo aus Budapest und Herr R. Friede aus Köln (Gesang) sowie Professor Grüters aus Bonn (Klavier) gewonnen worden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Dienstag, 30. April 1918
Auf dem Felde der Ehre fiel der Leutnant der Reserve und Adjutant Student der Rechte Erich Wiedemann, Sohn des Bonner Universitätsprofessors Geheimrats Wiedemann.
Auswechselung von Fenstergriffen. Die Bekanntmachung vom 26. März 1918 betreffend Einrichtungsgegenstände aus Kupfer, Messing, Nickel, Aluminium, Zinn usw. verlangt den Ausbau und die Ablieferung aller Stücke, die entbehrlich oder leicht ersetzbar sind. Dabei wurden die Griffe von Baskülverschlüssen an Fenstern zunächst ausgenommen. Inzwischen hat sich jedoch die Notwendigkeit herausgestellt, auch diese Griffe in die Enteignung einzubeziehen. Sie sind deshalb den mit der Durchführung der Bekanntmachung beauftragten Behörden mit zu melden. Es empfiehlt sich, den Ausbau und die Ablieferung aller abnehmbaren Fenstergriffe nicht aufzuschieben.
Ein Bagger ist zurzeit zwischen Bonn und Beuel damit beschäftigt, die Fahrrinne des Rheines an einigen Stellen zu vertiefen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ersatzsohlen. Der Vorsitzende des Vereins selbständiger Schuhmacher, Herr Jul. Eismann, wird am Mittwoch abend in der Fortbildungsschule einen Vortrag über die zweckmäßige Verarbeitung und den Verbrauch von Ersatzsohlen halten. Der Besuch ist für Jedermann frei.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Milchversorgung in Beuel. Ich bin seit Herbst schwer lungenkrank und vollständig entkräftet. Es wurden mir vom Arzt täglich ein Liter Milch und wöchentlich drei Eier als dringende Krankenzulage verschrieben. Aber auf dem Amt wurde mir nur ½ Liter bewilligt und die Eier wurden ganz gestrichen. Aber auch das halbe Liter Milch bekomme ich nicht immer. Nach langem Stehen und Betteln gibt es sehr oft nur ein Viertel Liter, oder, wie es in letzter Zeit oft vorkommt, gar keine. H.H. Beuel.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Die Schiefertafel, die schon so lange aus den Oberklassen der Volksschulen verbannt gewesen ist, wird jetzt nach einem neuen Erlasse des Unterrichtsministers in weitgehendstem Maße wieder in den Schulen eingeführt. Sogar auf den unteren Klassen mancher Gymnasien wird sie jetzt gebraucht.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)