Mittwoch, 1. Mai 1918
Ernährung und Bekleidung
Der Verkehr des Lebensmittelamtes hat im letzten Vierteljahre weiter erheblich zugenommen. Bis zum 1. April d. J. sind für die Lebensmittelversorgung der Stadt Bonn insgesamt 123.628.00 M. über Ausgabe verbucht worden und davon allein im Monat März 1918 11.552.000 M. Der gesamte Geldumsatz hat rund 107 Millionen Mark betragen, davon allein im Monat März d. J. 8½ Millionen Mark.
Die Lebensmittelversorgung an sich wickelt sich in diesem Jahre zweifellos besser wie im vergangenen Jahre ab. Der beste Maßstab hierfür ist die Teilnehmerzahl in den Kriegsküchen, die gegen das Vorjahr nachgelassen hat. Aus diesem Grunde ist die neue, mit allen verbesserten Einrichtungen ausgestattete Kriegsküche in der Reuterstraße vorläufig auch noch nicht in Betrieb genommen, sondern auch weiterhin für schwierigere Fälle zur Verfügung gehalten.
Die Kartoffelversorgung ist in der Stadt Bonn nach wie vor gesichert. Den Haushaltungsvorständen kann nicht dringend genug angeraten werden, die zurzeit auf vier Wochen zur Verfügung gestellte Kartoffelmenge sofort abzunehmen, damit sie sich auf Warenkarte Nr. 54 die über die Wochenverteilung hinausgehende Einlagerungsmenge von sieben Pfund sichern. Die Abnahme liegt nicht nur im Vorteile der Haushaltungsvorstände selbst, sondern erleichtert auch dem Lebensmittelamt die Einlagerung für die nächste Zeit und damit eine gesicherte Versorgung in den Monaten Juni und Juli. […]
Nicht so gut wie die Kartoffelversorgung läuft zurzeit die Fleisch- und Milchversorgung. Infolge der Futtermittelknappheit ist das angelieferte Vieh in dieser Zeit, kurz bevor es den Weidegang antreten kann, besonders schlecht in der Schlachtausbeute. Das letzte durchschnittliche Schlachtgewicht betrug nur rund 130 Kilogramm für das Stück. Das ist ein Gewicht, welches man zu Friedenszeit nie als Schlachtgewicht bezeichnet und lediglich in Notfällen auf der Freibank verbraucht hätte. Infolge dieser schlechten Zufuhr konnte die Fleischmenge nicht in der wirklichen Höhe von 200 Gramm ausgegeben werden. Es steht jedoch zu erwarten, daß sich dieser Zustand bald bessern wird. Entsprechende Schritte bei der Provinzialfleischstelle und dem Landesfleischamt sind getan. Auch die Stadt Köln ist nicht in der Lage, ihre volle Fleischration verteilen zu können, und wird dazu übergehen, die wöchentliche Brotmenge, die jetzt 3½ Pfund beträgt, vom 5. Mai ab auf vier Pfund zu erhöhen. Infolgedessen sind seitens des Lebensmittelamtes über die Erhöhung der Brotration in Bonn auch Verhandlungen mit dem Herrn Regierungs-Präsidenten eingeleitet und es steht zu erwarten, daß auch in der Stadt Bonn die Brotmenge vom 5. Mai ab auf vier Pfund wöchentlich erhöht wird. Durch diese Erhöhung werden mittelbar natürlich auch die ganzen Zulagen für Schwerstarbeiter, Schwerarbeiter, hoffenden und stillenden Frauen ebenfalls erhöht. Gerade die Erhöhung der Brotmenge wird in der Bürgerschaft freudig begrüßt werden.
Die Milchversorgung ist ebenfalls infolge der Futtermittelknappheit und weil die Stadt Bonn hauptsächlich aus Abmelkwirtschaften ihre Milch empfängt, recht knapp geworden. Sie hat im Monat März 1918 nur rund 8900 Liter täglich betragen. Die Versorgung von Kinder und Kranken mußte daher in letzter Zeit stark eingeschränkt werden und wenn die städtische Abmelkwirtschaft mit ihren eigenen 100 Stück Milchkühen unsere Milchversorgung nicht so gut unterstützte, würde sie noch mehr gelitten haben. Aber mit den zunehmenden Grünfutteranfuhren in der Jetztzeit wird sich auch diese Versorgung schnell bessern, und es steht auch hier zu erwarten, daß die Belieferung der Kinder bald eine bessere werden wird. […]
Das städtische Bekleidungsamt wird in wenigen Tagen an die Bürger herantreten, um von abgabefähigen Personen die Ablieferung mindestens eines Anzuges zu fordern. Diese Abgabe wird notwendig, um die Arbeiter in den kriegswichtigen Betrieben, der Landwirtschaft und der Eisenbahnverwaltung mit Oberkleidung zu versorgen. Es handelt sich um die Beseitigung eines dringenden Notstandes. Die Ablieferung soll zunächst freiwillig erfolgen. Die abgelieferten Sachen werden gut bezahlt, und zwar erhält derjenige, der die Anzüge innerhalb drei Wochen nach Veröffentlichung der Bekanntmachung abliefert, 10 v. H. Zuschlag zum Schätzungspreise. Sollte der Aufruf zur freiwilligen Abgabe keinen entsprechenden Erfolg haben, so muß zwangsweise vorgegangen werden. Es wird dann bei den männlichen Personen eine Bestandsaufnahme verlangt und eine Nachprüfung der Bestände vorgenommen werden. Zur Vermeidung der damit verbundenen Unbequemlichkeiten empfiehlt es sich sehr, dem Aufruf zur Ablieferung freiwillig Folge zu leisten. Es sei darauf hingewiesen, daß für den abgelieferten Anzug an sich kein neuer Bezugsschein ausgestellt wird.
Weiteres Kriegsnotgeld. Die Stadt Bonn will gemeinsam mit den Kreisen Bonn-Land und Sieg weiteres Kriegsnotgeld herausgeben, und zwar für 50.000 M. 50-Pfg.- und für 25.000 M. 25.-Pfg.-Scheine.
Vortrag. 2½ Stunden lang einen dicht gedrängten großen Saal in voller Aufmerksamkeit zu halten, ist eine Leistung, die dem bayrischen Leutnant Kaul Montag abend gelang. Der frische, ganz frei und anschaulich sprechende Redner führte aus eigener dreijähriger Erfahrung die Zuhörer in die Kämpfe und Schrecken, in die gewaltigen Erlebnisse des Weltkrieges. Er schilderte in erschütternden Zügen die Verheerungen an der ganzen Westfront vom Meer bis zu den Alpen, vor denen uns der Heldenmut und das Blut unserer Kameraden bewahrt haben; er führte in das gefährliche und aufreibende Leben und Dulden im Labyrinth der Schützengräben; er erklärte anschaulich die große Zahl neuer gewaltiger Waffen und Kampfarten, die neuen Riesengeschütze, das Trommelfeuer, die Hand- und Sprenggranaten, das verheerende Maschinengewehrfeuer, die gefährlichen und unheimlichen Wirkungen der Vergasung und ihre Bekämpfung und auch die barbarischen Dumdumgeschosse, mit denen unsere Feinde stets vorgegangen sind. Einzelszenen und Bilder aus dem Kampfe im Drahtverhau, aus den zerstörten und verschwundenen Städten und Dörfern, von der weggeführten und flüchtenden Zivilbevölkerung begleiteten das Wort. […] Zum Schluß ermahnte der Redner ernst die Ungeduldigen, die Miesmacher, die Verzagten zur Geduld, zum festen Vertrauen, zum treuen Zusammenstehen. Unsere großen Helden, unser Hindenburg und seine Getreuen, werden alles zum guten Ende, zum vollen Siege und deutschen Frieden hinausführen. Reicher Dank lohnte den jugendlichen Redner für seine genußvolle, inhaltreiche, herzstärkende vaterländische Gabe.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Kinderspeisung der Hauswirtschaftlichen Kriegshilfe (Nationaler Frauendienst) feiert heute ihr zweijähriges Bestehen. Das schöne Unternehmen hat in dieser Zeit Hunderten von armen, schlechternährten Kindern die Gesundheit wiedergegeben und den Schulbesuch ermöglicht. Die Speisung begann vor zwei Jahren mit 40 Kindern in dem damaligen Speisehaus an der Bachstraße; sie umfaßt heute 250 Kinder in 5 Speisestellen: Fortbildungsschule, Remigiusschule, Stiftsschule, Poppelsdorf und Kessenich. Sämtliche Kinder erhalten Kriegsküche; die Kinder aus der Altstadt noch Suppe aus der Suppenküche und Brot. Die bedürftigen Kinder werden vom Lehrer und vom Schularzt ausgewählt und erhalten durchschnittlich das Essen für drei Monate. Die Unkosten sind bei dem Mangel an Lebensmitteln groß, aber immer noch ist es gelungen, das schöne Werk fortzuführen. Die treuen Helfer sehen auch weiter vertrauensvoll in die Zukunft und hoffen auch fernerhin auf die tatkräftige Unterstützung der Bürgerschaft. Das kleine Album der „Kriegseinrichtungen der Universität“, das für 1 M. im Buchhandel erhältlich ist, soll mit dazu beitragen, die Zukunft der Kinderspeisung zu sichern. Möchten viel Freunde sich finden, welche einmal der Kinderspeisung einen Besuch abstatten und der Dankbarkeit für das von Kriegsnot verschonte Vaterland durch eine Spende für das Aufblühen unserer Kleinen Ausdruck verleihen.
Mehr Rücksicht auf die schwerverletzten Kriegsbeschädigten. Der starke Andrang zu den Verkehrsmitteln bringt es leider mit sich, daß den in ihren Bewegungen behinderten und den sichtlich schwerverletzten Kriegsbeschädigten nicht immer die wünschenswerte Rücksicht zu teil wird. Namentlich jüngere Leute und Kinder sollten es sich zur Ehrenpflicht machen, einem Kriegsverletzten auf den Straßenbahnen, in den Eisenbahnzügen usw. ihren Platz einzuräumen. Ebenso ist es Pflicht der Leiter der öffentlichen Verkehrseinrichtungen, ihre Angestellten zu möglichster Rücksichtnahme auf hilfsbedürftige Kriegsbeschädigte anzuhalten.
Eine Richthofenstraße in Bonn. Stadtv. Kalt beantragt, die Stadtverordneten möchten zum Andenken an den gefallenen großen Fliegerhelden Rittmeister Frhrn. von Richthofen eine Straße nach dessen Namen benennen. Vielleicht entschließt man sich dann auch zu einer Boelckestraße, denn Boelcke war bekanntlich der große Lehrmeister Richthofens.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Donnerstag, 2. Mai 1918
Die Wissenschaftliche Volksbibliothek, eine Gründung der Bonner sozialen Wohlfahrts-Vereinigung, wurde im abgelaufenen Jahre bei weitem nicht in dem Maße in Anspruch genommen, wie dies im Hinblick auf ihren reichen und vielseitigen Bücherbestand gerechtfertigt wäre. Die Ausleihungen, welche bekanntlich in dem Malwarengeschäft von Josef Schröder, Sürst 8, unentgeltlich erfolgen, umfaßten 424 Bücher, von denen Geschichte (79), Philosophie (58), Naturwissenschaft (56), Kunstgeschichte (31), Gesundheitswesen (30) am meisten begehrt wurden. Es hat den Anschein, daß die Bibliothek, die eine große Anzahl höchst wertvoller und zumeist gemeinverständlicher Werke aus allen Wissenszweigen enthält, bei der Bonner Bürgerschaft zu wenig bekannt ist, weshalb wir auf die dankenswerte Einrichtung die Aufmerksamkeit weitester Kreise hiermit lenken möchten.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Zur Freigabe von getragenen Anzügen. Die durch die Presse verbreitete Nachricht, daß die Reichsbekleidungsstelle die Sammlung von 1 Million getragener Anzüge für Arbeiter in kriegswichtigen Betrieben auf unbestimmte Zeit verschoben habe, entspricht nicht den Tatsachen. Die Kommunalverbände sind verpflichtet, die ihnen auferlegten Mengen von getragenen Anzügen unverzüglich zu beschaffen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 1. Mai. Am gestrigen Abend wurde wie immer auf der Godesburg eine Maifeier veranstaltet. Von den Gesangvereinen hatte sich der M.-G.-V. „Cäcilia“ eingefunden. Er trug einige Chöre vor. Die zahlreich erschienenen Gäste blieben im gemütlichen Burglokal noch längere Zeit zusammen. Die große Fröhlichkeit vergangener Friedenszeiten, als die Studenten mitwirkten und froher Zechersang erklang, mußte man vermissen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Die Aufführung der Schöpfung im letzten Volksunterhaltungsabend erfreute sich so regen Zuspruchs, daß eine Wiederholung mit teilweise anderer Besetzung am nächsten Samstag, 8 Uhr, im Bürgerverein stattfindet. […] Zu der bevorstehenden Aufführung werden auch einige numerierte Plätze ausgegeben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 3. Mai 1918
Die Bonner Sanitätshund-Meldestelle, die seit Ausbruch des Krieges ununterbrochen Sanitätshunde für die Heeresverwaltung ausbildet, ist unter der Leitung des Herrn Polizeikommissars Flaccus eine vollständig militärische Einrichtung geworden. Zur Ausbildung als Sanitätshundführer werden ihr von den einzelnen Generalkommandos nur noch Soldaten überwiesen. Bis jetzt waren der Bonner Meldestelle 250 Führer zur Ausbildung zugeteilt, und über 300 Hunde sind zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt worden. Gestern sind wieder fünf Führer mit ausgebildeten Sanitätshunden von hier abgegangen. An der erfolgreichen Tätigkeit der Sanitätshunde im Felde beim Auffinden verwundeter Soldaten haben auch die Sanitätshunde und Führer der Bonner Meldestelle hervorragenden Anteil. Neben der Ausbildung von Sanitätshunden besteht bei der Meldestelle seit längerer Zeit eine besondere Blindenhund-Abteilung. Die Ausbildung von Blindenhunden wird nunmehr ganz besonders gefördert. Gestern traf der erste größere Hundetransport aus Lüttich ein. Diese Hunde, nur Hündinnen, wurden zu diesem Zweck von der Heeresverwaltung überwiesen. Vor einigen Tagen sind die ersten Kriegsblinden, die der Bonner Meldestelle zur Ausbildung überwiesen worden waren, mit ihren ausgebildeten Hunden in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Hunde werden den Kriegsblinden unentgeltlich überlassen. Wer Gelegenheit hatte, das sichere Führen der Blindenhunde in den Bonner Straßen zu beobachten, der wird dieser segensreichen Tätigkeit der Bonner Meldestelle ein ganz besonderes Interesse entgegen bringen; gilt es doch den Kriegsblinden ihre Bewegungsfreiheit möglichst wiederzugeben und sie von der Abhängigkeit ihrer Mitmenschen frei zu machen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Vergnügungsfahrten auf dem Rhein. Die Köln-Düsseldorfer Rheindampfschiffahrt-Gesellschaft gibt ihren Sommerfahrplan bekannt, wonach in den nächsten Tagen die Fahrten bergwärts und talwärts wieder aufgenommen werden. Die ersten Frühschiffe sind für Personen-Güterfahrten bestimmt, die nicht regelmäßig benutzt werden können. Je ein Schnelldampfer verkehrt berg- und talwärts. 9.05 Uhr morgens bis Mainz, und 6.00 Uhr nachmittags bis Köln. Einzelheiten über die übrigen Fahrten wolle man aus dem Fahrplan ersehen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Antrag des Stadtv. Kalt, zum Andenken an den gefallenen großen Fliegerhelden Rittmeister Frhrn. v. Richthofen eine Straße nach dessen Namen zu benennen, ist grundsätzlich zu begrüßen. Es fragt sich indes, ob nicht, nachdem unser Hindenburg von unserer Stadt durch die Umbenennung eines weiten Straßenzuges nach ihm gefeiert worden ist, jedenfalls auch eine gleiche Ehrung des Helden geboten erscheint, dessen Name mit dem seinigen stets in einem Atemzug genannt wird. Wie wäre es, wenn entweder Mülheimerplatz oder Mülheimerstraße, so häufig miteinander verwechselt, als Ludendorffplatz umgetauft würde? Dadurch wäre der große Feldherr im Mittelpunkt der Stadt, der unser zukünftiges Theater erhalten soll, geehrt. Civis.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Samstag, 4. Mai 1918
Stadtverordneten-Sitzung.
[...]
Ehrung des Rittmeisters Freiherrn von Richthofen. Stadtv. Kalt hat beantragt, zur Ehrung des gefallenen großen Fliegerhelden Freiherrn v. Richthofen eine Straße nach dessen Namen zu benennen. Er begründet seinen Antrag und schlägt vor, die Auswahl der Straße dem Bauausschuß zu überlassen.
Stadtv. Dr. Krantz hält es für richtiger, die Ehrung dieses wie auch anderer Helden des großen Krieges, z. B. Boelckes, Weddigens, vor allem auch Ludendorffs, bis nach dem Kriege zu verschieben, dann werde man eine geschichtliche Grundlage dafür haben.
Stadtv. Kalt: Es solle ein gefallener Held geehrt werden. Die Ueberlebenden könnten später trotzdem noch geehrt werden.
Oberbürgermeister Spiritus empfiehlt, dem Antrag Kalt grundsätzlich zuzustimmen. Die Versammlung gebe dadurch ihrer Ueberzeugung Ausdruck, daß der Tod des Freiherrn v. Richthofen ein unersetzlicher Verlust für unser Vaterland ist. Der Antrag möge dem Bauausschuß überwiesen werden.
Stadtv. Dr. Krantz ist damit einverstanden. Er habe nur daran erinnern wollen, daß auch andere um das Vaterland verdiente Männer geehrt werden müßten.
Der Antrag wird einstimmig dem Bauausschuß überwiesen. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Der Bonner Wochenmarkt war gestern gut beschickt, hauptsächlich mit Spinat und Schneidgemüse. Hiesiger Spargel kommt gegenwärtig noch wenig auf den Markt. Mainzer dagegen reichlicher. Hiesiger und fremder Kopfsalat kostet immer noch 35 bis 45 Pfg. das Stück. Rhabarber war nur ganz vereinzelt zu haben, rote Radieschen aber in großen Mengen. In letzter Zeit kommen auch wieder Erdkohlrabien auf den Markt, finden aber nicht den gewünschten Absatz. Gestern waren auch die ersten frischen Gurken zu haben und wurden trotz des hohen Preises gern gekauft. Im allgemeinen war der Verkauf flott. Auch auf dem Großmarkt auf dem Stiftsplatz waren in fast allen Markterzeugnissen ziemlich große Zufuhren, besonders in Spinat und Schneidgemüse. Auch hier war der Verkauf durchweg flott. Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkt hatte wieder recht regen Zuspruch, besonders in Spargel und Spinat. Nur Schneidgemüse wurde nicht so viel verlangt. Unter anderem war auch Rhabarber zu haben. Die Zufuhren waren im allgemeinen nicht so groß wie sonst.
Vergiftung durch Rhabarber-Gemüse. Man schreibt uns aus Düsseldorf, 2. Mai: Nach dem Genusse von Rhabarber-Blättern, die wie Spinat zubereitet worden waren, erkrankte eine hiesige aus neun Köpfen bestehende Familie an Vergiftungserscheinungen; ein Kind ist bereits gestorben. Nach dem ärztlichen Gutachten liegt Vergiftung durch den Genuß der Rhabarber-Blätter, wie sie jetzt – auch eine bedauerliche Kriegserscheinung – mit dem Rhabarber verkauft werden, vor. Inzwischen hat die Bezirksstelle für Gemüse und Obst den Verkauf von Rhabarber mitsamt den Blättern auf das strengste untersagt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Sonntag, 5. Mai 1918
Wochenkalender der Bonner Frauenvereine.
[…]
Die Flickstelle (Stockenstraße 3) nimmt jeden Mittwoch und Freitag von 9 bis 12 Uhr Flickwäsche zum Ausbessern an.
Die Kleiderberatung (Stockenstraße 3) ist jeden Dienstag und Freitag nachmittag von 3 bis 5 Uhr geöffnet.
In der hauswirtschaftlichen Beratungsstelle sind zu haben Flugschriften über Wildgemüse und Gemüsebau, Rezepte zur Säuglingsernährung im Krieg und außerdem das zum Besten der Bonner Kinderspeisung herausgegebene Album zu 1 M.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Vom Barfußgehen. Aus unserem Leserkreis wird uns geschrieben: Beginnt im Frühjahre die Sonne den Erdboden zu erwärmen, dann läuft in dem gelobten Bayernlande die gesamte Landjugend bis zum späten Herbst hinein barfuß. Auch die Schuljugend der Umgebung Bonns hat in großer Zahl seit einigen Tagen mit Mut und Entschlossenheit das Schuhzeug abgelegt. So bringt der Krieg nicht nur Unglück, sondern auch Segen. Denn freudig laufen die Kinder barfuß; und neben der Ersparnis an Strümpfen und Schuhen, hat das Barfußgehen den großen Vorzug der körperlichen Abhärtung. Das hat die Erfahrung längst bestätigt. Das Barfußgehen darf daher nicht das Kennzeichen der ärmeren Bevölkerung bleiben. Im Gegenteil sollten die Wohlhabenderen heute bei ihren Kindern nach dieser Richtung hin aus den verschiedensten Gründen (die hier nicht breitzutreten sind) mit gutem Beispiel vorangehen. Zaghafte Mütter, die glauben, ihre Kinder seien zu vornehm zu sein oder zu zarter Natur, barfuß zu laufen, sollten wenigstens stundenweise den Versuch machen, ihre Kleinen von den lästigen, die Füße oft in unbarmherziger Weise zusammenpressenden Schuhen zu befreien. Staat ist mit dem heutigen Schuhwerk doch kaum zu machen. Zeitige systematische Fußabhärtung empfindet besonders der Soldat bei Dauermärschen als größte Wohltat.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Im Städt. Museum Villa Obernier findet z. Zt. eine Ausstellung Bonner Künstler (Plastiken, Gemälde, Graphik, Kunstgewerbe) statt. Der Eintritt ist frei.
Ludendorff-Spende. Wie wir vernehmen, wird unter dem Vorsitze des Herrn Oberbürgermeisters ein Ortsausschuß der „Ludendorff-Spende f. Kriegsbeschädigte“ für den Stadtkreis Bonn gebildet. Es handelt sich um eine Geldsammlung größeren Umfanges für die Zwecke der Kriegsbeschädigtenfürsorge. Der Ausschuß wird demnächst mit einem Aufruf an die Oeffentlichkeit treten, aus dem alles Nähere, auch über die Geldannahmestellen, enthalten sein wird.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 6. Mai 1918
Leichenüberführungen aus den besetzten bezw. gesperrten Gebieten sämtlicher Kriegsschauplätze können infolge der überaus starken Inanspruchnahme aller deutschen und österreichisch-ungarischen Eisenbahnen für militärische und wirtschaftliche Zwecke und der zurzeit bestehenden militärischen Verhältnisse vorläufig nicht mehr zugelassen werden. Den Angehörigen der auf dem Felde der Ehre Gefallenen wird nochmals empfohlen, die Heimbeförderung ihrer gefallenen Helden bis nach dem allgemeinen Friedensschluß aufzuschieben. Es wird erneut darauf hingewiesen, daß beabsichtigt ist, für spätere Ueberführungen auf allen Eisenbahnen 50 v. H. Preisermäßigung eintreten zu lassen. Gesuche, die eine Ueberführung bezwecken, müssen abgelehnt werden, da Ausnahmen nicht zugelassen werden können. Auch das Kriegsministerium muß derartigen Gesuchen die Genehmigung versagen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Unsere künftige Fleischversorgung. Man schreibt uns: Bei den Erörterungen über die Ernährungsfragen im Abgeordnetenhaus hat der Staatskommissar für Volksernährung darauf hingewiesen, daß infolge der Futternot unser Viehbestand kaum noch den Anforderungen der Fleischversorgung im jetzigen Umfang gewachsen sei. Allerdings hätten wir aus den besetzten Gebieten Vieh erhalten. Nach diesen Erklärungen wird man damit zu rechnen haben, daß voraussichtlich im Beginn des nächsten Erntejahres eine Herabsetzung der Fleischration zu erwarten ist. Gegenwärtig kann eine Verminderung der Fleischration nicht in Betracht kommen, da ein Ersatz durch Erhöhung der Brotration infolge der ungünstigen vorjährigen Getreideernte nicht möglich ist. Wir werden zufrieden sein müssen, wenn die Einfuhr aus der Ukraine uns die Beibehaltung der gegenwärtigen Brotration gestattet. Die Schlachtungen werden also bis zum August in dem bisherigen Umfang fortgesetzt werden müssen. […] Ob im letzten Vierteljahr dieses Jahres etwa erhöhte Abschlachtung nötig werde, wird vom Ausfall der Futterernte abhängen. Die Witterung in den letzten Wochen berechtigt zu der Hoffnung auf eine günstige Ernte sowohl an Brotgetreide wie an Futtermitteln. Selbstverständlich hängt aber der Ernteausfall noch von der weiteren, einstweilen nicht übersehbaren Entwicklung der Witterung ab.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verbot der Brennessel-Verfütterung. Laut Verfügung des Kriegsministeriums vom 2. Oktober 1917 dürfen Brennesseln weder verfüttert noch als Gemüse verwendet werden. Sobald die Brennesseln abgeerntet sind, unterliegen sie der Meldepflicht an das Webstoffmeldeamt der Kriegsrohstoff-Abteilung des Kgl. Preußischen Kriegsministeriums, Berlin S. W. 48, Berl. Hedemannstr. 10 unter der Aufschrift „Nesselbeschlagnahme.“ Zuwiderhandlungen werden nach § 6 der Bekanntmachung über die Sicherstellung von Kriegsbedarf vom 26. April 1917 mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu 10.000 Mark bestraft, sofern nicht nach allgemeinen Strafgesetzen höhere Strafen verwirkt sind. […]
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Dienstag, 7. Mai 1918
Hofprädikat. Dem Hofbüchsenmacher Philipp Reeb (Münsterplatz neben der Post) wurde am gestrigen Geburtstage des Deutschen Kronprinzen der Titel „Hofbüchsenmacher Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen“ verliehen. Herr Philipp Reeb ist bereits Hofbüchsenmacher mehrerer Höfe.
Das Pfadfinderkorps Bonn hielt am letzten Sonntag mit der rot-weiß-goldenen Jugendkompagnie des Pädagogium Godesberg zwischen Pech und Godesberg ein großes Geländespiel ab. Schon um 10½ Uhr rückte das Korps in Stärke von etwa 100 Mann durch den Kottenforst nach Pech, wo es dank dem Entgegenkommen der Behörden verpflegt wurde. Nach kurzer Rast nahmen die 3. und die 4. Kompagnie eine Vorpostenstellung am Sonnenberg ein. Ein Signalkorps und Stafetten hielten das Hauptquartier, das die Höhen von Pech besetzt hielt, dauernd auf dem Laufenden. Etwa gegen 3 Uhr wurde der Feind in Stärke von 200 Mann gemeldet, der in vorzüglich geleitetem Anmarsch heranrückte. Nach kurzem Gefecht zogen sich die Bonner Vortruppen auf die Hauptstellung zurück und bildeten hier ausgeschwärmt eine dichte Verteidigungslinie des Ortes Pech, die den hart auf dem Fuße folgenden Feind wirksam zurückwies. Das Geländespiel wurde hier nach gegenseitiger Vereinbarung infolge der vorgerückten Zeit abgebrochen. Mit klingendem Spiel marschierten beide Abteilungen bis nach Godesberg, wo die Gegner in Freundschaft und Eintracht schieden. Dieses Spiel übertraf das vor 14 Tagen mit den Korps Köln und Siegburg geführte an ereignisvollen und lehrreichen Zwischenfällen ganz bedeutend.
Preiswerte und zweckmäßige Holzsandalen. Die Reichstelle für Schuhversorgung schreibt uns: Die warmen Tage des Sommers werden weitere Kreise veranlassen, neben anderem Kriegsschuhwerk besonders auch zu Holzsandalen zu greifen. Leider wurden bislang noch viele Arten von Sandalen in den Verkehr gebracht, die höchst unzweckmäßig und zum Teil auch übermäßig teuer waren. Um das Publikum vor derartigem Schuhwerk zu schützen, die Verarbeitung preiswerter, der Gesundheit zuträglicher Holzsandalen zu fördern und einer Verschwendung wertvoller Rohstoffe vorzubeugen, hat jetzt die Reichsstelle für Schuhversorgung ihre bereits angekündigte Bekanntmachung erlassen, die den Verkehr mit allen Holzschuhen und Holzsandalen regelt, ausgenommen jenes Schuhwerk, das schon den Anordnungen des Ueberwachungsausschusses der Schuhindustrie unterworfen ist, und die sogenannten Klumpen, bezüglich deren besondere Bestimmungen vorbehalten sind. Danach dürfen vom 5. Mai d. J. an nur solche Holzschuhe und Holzsandalen vom Hersteller vertrieben werden, deren Muster zuvor von der Reichsstelle für Schuhversorgung genehmigt sind; der Verkauf darf nur stattfinden zu Preisen, die von der Reichsstelle für Schuhversorgung festgesetzt sind und die den Schuhen oder Stiefeln aufgestempelt werden müssen. [...] Holzschuhe und Holzsandalen, die aus dem Ausland eingeführt werden, sind ebenso wie inländische Erzeugnisse der Genehmigung und Preisfestsetzung durch die Reichsstelle für Schuhversorgung unterworfen. Nach Durchführung dieser Neuregelung wird die Bevölkerung mit größerem Vertrauen als bisher Holzschuhe und Holzsandalen kaufen können.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Briefverkehr mit dem Auslande. Eine Bestimmung, die nicht allgemein bekannt ist und der daher vielfach nicht Rechnung getragen wird, betrifft die Versendung von Briefen nach dem Auslande. Diese sind offen aufzuliefern und müssen deutlich geschrieben sein. Sie dürfen nur mäßigen Umfang haben. Die Verwendung gefütterter Umschläge ist unstatthaft. Briefe, welche diesen Anforderungen nicht entsprechen, können von der Beförderung ausgeschlossen werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die 100. Fahrt des Vereinslazarettzuges K 1 in Bonn.
wurde am Sonntag mittag im Festsaal der Universität durch eine schlichte Feier begangen. Zu ihr hatten sich die Besatzung des Zuges, die Spitzen der Behörden sowie zahlreiche Ehrengäste eingefunden. Nach einem Musikvortrag der Bonner Militärkapelle richtete der Rektor der Universität, Geheimrat Marx, als Vorsitzender des Stiftungsausschusses eine Ansprache an die Festversammlung. Zunächst teilte er mit daß Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Viktoria zu Preußen zu ihrem lebhaften Bedauern verhindert sei, an der Feier teilzunehmen, da sie zu der Trauerfeier nach Bückeburg reisen mußte; dann führte er aus: Die große Zahl der Ehrengäste, die Vertreter hoher und höchster Behörden, die Einräumung der Plätze des Lehrkörpers an die Besatzung, der reiche Pflanzen- und Blumenschmuck, alles sei ein äußeres Zeichen für die tief dankbare Gesinnung, die man für die Besatzung hege. Es folgte ein kurzer Ueberblick über die Geschichte des Lazarettzuges. Insgesamt hat K 1 24.878 Verwundete, darunter sechs verwundete Krankenschwestern, zur Heimat befördert. Offiziere waren es 676 deutsche und 15 feindliche; über 500 feindliche Mannschaften. Bei der 100. Fahrt wurden 10 Offiziere und 305 Mann befördert. Tausende von verwundeten Kriegern haben oft in Zuschriften in herzerfreuender Weise ihrer Dankbarkeit und treuen Gedenkens Ausdruck gegeben. Ueber 25.000 Briefe und Postkarten hat der Geschäftsführer der Besatzung zustellen können. Die anfängliche Opferfreudigkeit sei trotz der großen Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Besatzung erhalten geblieben. Ihr einträgliches Zusammenleben habe die Erledigung der Aufgaben bestens gefördert. Das eigene Gewissen sei wohl die sicherste Anerkennung treuerfüllter Pflicht. Als äußeres Zeichen seiner Wertschätzung, seiner Anerkennung und seines Glückwunsches werde der Stiftungsausschuß den einzelnen Mitgliedern der Besatzung ein Gedenkblatt überreichen, eine überaus kunstvolle Schöpfung des Bonner Künstlers Karl Menser, der Liebe und Glaube hineingelegt habe. Das Gedenkblatt trägt folgende Worte: „Zur Festfeier der 100. Ausfahrt des Vereinslazarettzuges K 1 Bonn unter Geleit besterprobter Führer und besterprobter Gefolgschaft widmet dieses Blatt als Wahrzeichen und Urkunde warmer Anerkennung und aufrichtiges Dankes für hilfsbereiten Dienst bei Tag und bei Nacht, für segensreiches Wirken am Festtag und am Alltag, für mutige Pflichterfüllung in guten wie in bösen Tagen der Besatzung zum bleibenden Gedächtnis an getane Arbeit für König und Vaterland in großer und schwerer Zeit der Stiftungsausschuß.
Gegeben am Tage des Falles von Armentieres im vierten Jahre des großen Krieges in der Königlich preußischen rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Der Rektor der Universität Marx.“
Oberbürgermeister Spiritus betonte in einer Ansprache die dankbare Gesinnung vieler Tausender, die im Lazarettzug liebevolle Pflege gefunden haben, und zeigte, wie gerade durch die Lazarettzüge eine höchst ideale Verbindung zwischen Heer und Heimat hergestellt werde. Durch den Bonner Lazarettzug werde der Name unserer Stadt stets mit hinausgetragen zur Front und in zahlreiche Städte der Heimat. Die Bonner Bürgerschaft gedenke mit berechtigtem Stolze an das, was durch den Lazarettzug geschaffen worden sei. In treuer Fürsorge für unsere verwundeten Krieger seien Volk und Fürst verbunden. Mit diesem Gedanken leitete Redner zu einem begeisterten Kaiserhoch über. Den Schluß der Feier bildete ein Musikvortrag der Militärkapelle.
Zur Gasversorgung in Bonn. Unsere Leser werden sich wahrscheinlich gestern gefragt haben, warum unsere Montag-Ausgabe so wenig neuere Nachrichten enthielt. Schuld daran ist lediglich die schlechte Beschaffenheit unseres Gases! Der Gasdruck ist oft so gering, daß von unseren fünf Setzmaschinen nur zwei oder drei in Betrieb genommen werden können. Bei dieser Gelegenheit sei uns gestattet, auch im Namen der Allgemeinheit auf die Uebelstände in der Gasversorgung hinzuweisen. Das Gas ist minderwertig, und man braucht entschieden mehr Gas wie früher, um den gleichen Zweck zu erreichen. Nun soll aber gespart werden. Geschieht dies nicht, kommt der Strafpreis. Den Kochherd aber kann kein Mensch mit monatlich drei Zentners Brikett oder noch weniger Kohlen stochen. Zudem ist unsere Einwohnerschaft jetzt ganz allein auf warme Nahrung angewiesen, da die schönen Zeiten der kalten Küche leider vorüber sind. Die Herren, welche den Strafpreis geschaffen haben, mögen sich doch einmal der lohnenden Mühe unterziehen und der Bevölkerung sagen, wie sie das machen soll. Der Strafpreis wird sonst, zumal im Sommer, zu bösen Unzuträglichkeiten führen. Ist denn keine Stelle da, welche auf das Unhaltbare dieser Zustände an maßgeblicher Stelle hinweisen kann. Jede Verordnung muß doch vernünftiger Weise auch durchgeführt werden können; andernfalls muß der ausführende Teil darauf hinweisen, damit sie geändert wird. Dringende Abhülfe tut hier not.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 8. Mai 1918
Ernährung und Bekleidung.
In der Woche vor Pfingsten werden wieder einige Zusatzlebensmittel ausgegeben werden, darunter erneut auch sieben Pfund Kartoffeln auf Warenkarte. Näheres über die Zuweisung wird noch bekannt gemacht. Dabei sei darauf hingewiesen, daß die seitens der Landesstellen überwiesenen Nährmittel in den letzten Wochen vor der neuen Ernte außerordentlich knapp bemessen sind. Vor allem fehlt es an Grieß, Graupen und Haferzubereitungen, alles Sachen, nach denen die Hausfrau zurzeit besonders verlangt. Aber die Verhältnisse liegen nun einmal so, daß wir zurzeit nicht in der Lage sind, die heimische Bevölkerung mit diesen Sachen in ausreichender Menge zu versorgen, sondern in erster Linie an unsere Heeresangehörigen denken müssen.
[...]
In letzter Zeit mehren sich die Anträge, durch die auf Grund von Krankheitsbescheinigungen Zusatznahrungsmittel gefordert werden, in ganz bedenklichem Umfange. Das Lebensmittelamt ist einfach nicht in der Lage, all diese Anträge zu erfüllen, sondern es muß in erster Linie darauf bedacht sein, die Schwerkranken und die Säuglinge mit den ihnen notwendigerweise zustehenden Nahrungsmitteln zu versorgen. Da nun jeder Leichtkranke die Versorgung der beiden Gruppen vermindern würde, hat der Lebensmittelausschuß beschlossen, durch einen besonderen Aerzteausschuß bei gegebenen Fällen eine Nachuntersuchung des Kranken dahin vornehmen zu lassen, ob er auch der Zusatznahrungsmittel bedarf. [...]
Die schon lange geplante Verabreichung einer kräftigen Morgensuppe an sämtliche Volksschüler wird nun voraussichtlich mit Beginn des Herbstes durchgeführt werden. Es ist beabsichtigt, den Kindern jeden Morgen ein halbes Liter kräftige Suppe zu verabreichen. Die Kinder haben hierfür für die Woche, d. h. für sechsmalige Verabfolgung, 30 Pfg. zu zahlen. Die Kosten für die Unbemittelten werden auf Veranlassung der Schulleiter durch die Armenverwaltung gedeckt werden. Die Stadtverordnetenversammlung wird sich mit dieser beabsichtigten Maßnahme voraussichtlich bereits in ihrer nächsten Sitzung beschäftigen.
Der Mangel an Leder macht sich beim Schuhwerk immer mehr bemerkbar. Infolgedessen sind die zuständigen Behörden dazu übergegangen, Schuhe mit Ersatzsohlen aus Holz herzustellen. [...] Es wird [...] nur sehr wenigen Personen möglich sein, Schuhe mit Ledersohlen zu einigermaßen normalen Preisen (ohne Schleichhandel) zu bekommen. Die sogenannten Kriegsschuhe (mit Holzsohlen) sind in genügender Menge vorhanden und können ohne Bedarfsschein abgegeben werden. Die Bevölkerung möge sich doch dazu verstehen, zur Streckung der geringen Ledervorräte schon jetzt Schuhe mit Holzsohlen zu tragen. Eine sehr bequeme Sandale mit biegsamer Doppelholzsohle wird das Bekleidungsamt in nächster Zeit herstellen und die Geschäfte zum Verkauf bringen.
Sammel- und Helferdienst. Sämtliche Volks- und höheren Schulen haben sich löblicherweise in den Sammel- und Helferdienst des örtlichen Kriegsausschusses der Stadt Bonn zum Besten des wirtschaftlichen Durchhaltens gestellt. Schüler sind beauftragt, Abfallstoffe jeder Art einzusammeln und an die Sammelstelle Stockenstraße 3 abzugeben. Sie sind mit Ausweisen in Form von Sammelbüchern ausgerüstet. Sammelbücher sind bisher rund 1600 Stück an Schüler ausgestellt worden. Entsprechend dem Werte der abgelieferten Sachen wird den Schülern in den Sammelbüchern durch Entwertung der Wertfelder die Vergütung gebucht und später zum Teil in bar und in Form von Lebensmitteln ausgezahlt. Auf je 10 M. Sammelwerte werden von der Sammelstelle auf Wunsch Gutscheine für Lebensmittel bis zum Werte von 2 Mark gewährt. Als Lebensmittel kommen wahlweise in Betracht: Brot, Mehl, Graupen, Marmelade und Malzkaffee. Sofern auf die Auszahlung des Wertbetrages verzichtet wird, so wird dieser einem besonderen noch zu bestimmenden Schulfonds zugeführt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Keine Ueberführung gefallener Helden. Infolge der überaus starken Inanspruchnahme aller deutschen und österreichisch-ungarischen Eisenbahnen für militärische und wirtschaftliche Zwecke und der z. Zt. bestehenden militärischen Verhältnisse können Leichenüberführungen aus den besetzten bezw. gesperrten Gebieten sämtlicher Kriegsschauplätze vorläufig nicht mehr zugelassen werden. Den Angehörigen der auf dem Felde der Ehre Gefallenen wird nochmals empfohlen, die Heimbeförderung ihrer gefallenen Helden bis nach dem allgemeinen Friedensschlusse aufzuschieben. Es wird erneut darauf hingewiesen, daß beabsichtigt ist, für spätere Ueberführungen auf allen Eisenbahnen 50 Prozent Preisermäßigung eintreten zu lassen, Gesuche, die eine Ueberführung bezwecken, müssen abgelehnt werden, da Ausnahmen nicht zugelassen werden können. Auch das Kriegsministerium muß derartigen Gesuchen die Genehmigung versagen.
Schutz gegen – Holzsandalen erbeten! Unter dem Stichwort „Bezugsscheinfrei!“ schreibt eine Mutter: Ich bedurfte für mein vierzehnjähriges Töchterchen einer Fußbekleidung. Ein Bezugsschein war nicht zu haben, also mußte es etwas „bezugsscheinfreies“ sein. Ich bekam Sandalen empfohlen: Holzsohle, durch ein Gelenk geteilt, eine Lederkappe um die Ferse, etwas Bandwerk zum Halten. Wert bei kriegsmäßiger Berechnung von Material und Arbeit 3,50 Mark, Preis 7,75 Mark! Der Kaufmann erklärte, er bekomme die Ware mit aufgestempelten Preis und könne daran nichts ändern. Jedenfalls wirkte bei mir die Verwunderung über diese neue Verkaufsmanier des mir als solide bekannten Geschäftsmannes so stark, daß ich nicht merkte, daß meine Kleine in den Besitz von zwei verschiedenen Sandalen kam: eine Kappe kantig, eine rund abgeschnitten. Der versuchte Umtausch gelang nicht: erstens waren die Sandalen eine Stunde getragen, und zweitens – sie waren so von der Fabrik gekommen. Nach 24 Stunden war uns das gleichgültig geworden, denn inzwischen war das Riemenzeug – Papierkordel – an verschiedenen Stellen völlig entzwei gerissen und wir mußten uns die Sache mit Litze usw. kunstvoll ausbessern. Man hat ja im Kriege schon mancherlei als unabwendbar ansehen gelernt. Aber ich meine doch, unsere verbundenen Schuhgeschäfte müßten in der Lage sein, sich und uns gegen solche Preise bei solcher Ware schützen zu können.
Zerstörungswut. In den Anlagen am Ausgang der Konviktstraße wurde eine Ruhebank aus dem Boden gerissen und die Rücklehne stark beschädigt. Eine in der Nähe stehende schwere gußeiserne Vase wurde von dem gemauerten Sockel heruntergeworfen. Als Täter kommen Burschen in Frage, die in den Anlagen nächtigen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Pfingstferien können, von den Landräten durch eine neue Verfügung der Königlichen Regierung dazu ermächtigt, auf die beiden Feiertage beschränkt und die dadurch gewonnenen Tage als besondere Ferien für die Hilfe bei landwirtschaftlichen Arbeiten, zu denen die Heranziehung der Schulkinder möglich und notwendig ist, festgesetzt werden.[...] Schulurlaub zur Hilfe bei landwirtschaftlichen Arbeiten ist, wie in den vorhergehenden Fällen, in weitestgehender Weise zu erteilen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 9. Mai 1918
Wegen des Feiertags Christi Himmelfahrt erscheint an diesem Tag nur die Bonner Zeitung.
Fliegergefahr!
Bei den letzten Fliegerangriffen auf deutsche Städte sind wiederum eine Anzahl friedlicher Einwohner, vor allem Frauen und Kinder, getötet und verletzt worden. Diese schmerzlichen Verluste sind umso bedauerlicher, als sie bei richtigem Verhalten fast durchweg hätten vermieden werden können. Fast alle Getöteten und Verletzten wurden nämlich auf offener Straße oder an Fenstern und Türen ihrer Wohnungen von Splittern der Bomben getroffen.
Unsere Einwohner sind durch Wort und Bild eingehen darüber unterrichtet, wie sie sich im Falle eines Fliegerangriffs zu verhalten haben. Die Zweckmäßigkeit der hierfür gegebenen Vorschriften hat sich besonders bei zahlreichen Angriffen auf das von den feindlichen Fliegern am meisten heimgesuchte lothringische Industriegebiet gezeigt. Dank der sorgfältigen Befolgung dieser Vorschriften sind die Einwohner dieses Gebiets bei den meisten Angriffen von Verlusten völlig verschont geblieben. Das Gleiche ist in allen bedrohten Gebieten zu erreichen. Jeder Mann und jede Frau überlege in ruhiger Stunde, wie er und die Seinen sich auf Grund der Vorschriften im Falle eines Fliegerangriffs zu verhalten haben. Jeder einzelne zu Hause muß die Stelle kennen, an die er sich bei einem Angriff zu begeben hat. Kommt ein Angriff, so sucht er sie mit möglichster Eile, aber ohne sinnlose Ueberstürzung auf. Befindet er sich auf der Straße, so tritt er in das nächste Haus und sucht dort Deckung. Ist er auf freiem Feld, so wirft er sich in der nächsten Vertiefung hin. Keiner lasse sich durch den Wunsch, etwas zu sehen, dazu verleiten, seine Deckung zu verlassen, ans Fenster zu treten, durch die Türspalte zu schauen, oder gar aus dem Haus heraus auf die Straße zu gehen. Neugier ist Tod! Bei jeden Angriff werden die meisten Menschen auf der Straße oder in der Nähe der Fenster getroffen. Der Franzose Maurice Barrès empfahl in edeler
Menschenfreundlichkeit nach dem Angriff auf Mannheim am Heiligen Abend 1917 ausdrücklich, derartige Angriffe bei Tage auszuführen, weil dann die Straßen belebt seien und den Bomben mehr Menschen zum Opfer fallen würden. Wer bei Fliegerangriffen ans Fenster tritt oder auf die Straße geht, spielt also unseren Gegnern in die Hände. Stattdessen sollte jeder durch verständiges Benehmen dazu beitragen, den ruchlosen Krieg unserer Feinde gegen Leben und Stimmung der Bevölkerung zuschanden zu machen. Je mehr sich die Bewohner durch richtiges Verhalten vor Verlusten bewahren und damit von der Zweckmäßigkeit der behördlichen Anweisungen überzeugen, desto gelassener werden sie derartige Angriffe als unabwendbare, aber verfehlte Kriegsmittel unserer Gegner hinnehmen.
Verwundete - -
Von Felix Joseph Klein
Der Bonner Frühling ist noch der alte. Das Grün, die Sonne, der Mai fragen nicht danach, ob sich ihr helles Lachen in heitere oder ernste Gesichter widerspiegelt.
Lang, lang ists her – da zeigte ein Konzertgarten am Eingang der Poppelsdorfer Allee ein fröhliches Bazartreiben. Sie sangen und tanzten für die Wohltätigkeit. Auch in unseren Tagen wird hier wohlgetan. Aber wo das Rote Kreuz von einfacher Baracke leuchtet, da gibt’s kein Singen und kein Tanzen. Durch den Spalt, der von der Allee Einblick gestattet, sieht man nur stille Arbeit, wenn der Lazarettzug Halt gemacht hat. An der Tragbahre hat kein Tanzmeister etwas verloren.
Der Bonner Lazarettzug K 1 hat seine 100. Fahrt hinter sich. Heuer hätte sich in unseren ehrwürdigen Promenaden wieder einmal manch bunte Mütze auf greisem Haupt unter unseren jungen Studentenscharen gezeigt, wie es 1868 gewesen, so sollte es 1918 doppelt sein – ein glanzvolles Fest zur Zentenarfeier der Alma mater. Nun in der Aula eine stille Feier für die – Lazarettzugbesatzung. Eine Alma mater kann nicht laute Feste begehen, wo sie den Tod so vieler ihrer Besten beklagt. Auf der Gedenktafel von 1870/71 neun Namen, auf der von 1914 bis 1918 – hunderte! So der Universitätsrektor.
Eine symbolische Bedeutung hat, so meint das Oberhaupt unserer Stadt, der Lazarettzug: Er verbindet Heer und Heimat. Allerdings – ernste Grüße, ernste Mahnung sendet aus das Heer durch seine Fahrgäste. Manch einer, der Bonn in frohen Tagen gesehen oder sehen wollte, genießt nur mit mildem Blick seine Frühjahrspracht - - von der Tragbahre.
Sie wird zur Kanzel, von der gewaltige Predigt kommt. Bloß neugierige Gaffer hören sie natürlich nicht. Habt ihr sie schon vernommen? Haben sich eure Hände genügend aufgetan oder öffnete sich nur euer Mund zum rasch gesprochenen Wort „Verwundete“? Sagt „Unsere Verwundeten in der Heimat“ und – handelt danach.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Freitag, 10. Mai 1918
Im Soldatenheim wurden letzten Sonntag wieder sehr zahlreich erschienene Besucher durch mehrere Chöre des Männergesangvereins Liederkranz sowie Darbietungen verschiedenster Art einzelner Damen und Herren, zum Schluß durch einen von Herrn Weißkirchen eingeübten Winzerreigen erfreut. – Der Ausschuß bittet Mitbürger und Mitbürgerinnen, die in der Lage sind, den Besuchern des Soldatenheims oder den Insassen der hiesigen Lazarette (wöchentlich zweimal veranstaltet der Soldaten-Ausschuß Unterhaltungen in Lazaretten) etwas Gutes zu bieten, sich bei Herrn L. Schröder, Sürst, anzumelden.
Mit Steinen ist Mittwoch nachmittag in der Nähe der Sonneckenschen Fabrik auf einen fahrenden Personenzug geworfen und eine Fensterscheibe eines Abteils zweiter Klasse zertrümmert worden. Als Täter kommen acht- bis zehnjährige Jungen in Betracht. Wer nähere Mitteilungen machen kann, wolle sich damit an die Polizei wenden.
Um ihr Speck und ähnliche Kostbarkeiten zu bringen, gab Mittwoch eine hiesige leichtgläubige Frau zwei Soldaten 240 M. Die beiden Schwindler im Soldatenrock brachten natürlich weder Speck noch das Geld zurück. Einer konnte ermittelt und festgenommen werden, das Geld aber hat gerade der andere.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
An eine Mutter, wie sie nicht sein soll. Am Christi Himmelfahrtstag kam ich um 11½ Uhr morgens von einem Spaziergang vom Venusberg. Auf dem Bonnertalweg begegneten mir zwei Damen, von welchen die eine zur anderen mit Hinweis auf die völlig neuen Holzsandalen meines 14jährigen Töchterchens sagte: „Pfui, wie fies, die würde ich meinem Kinde nicht einmal wochentags anziehen.“ Ich möchte dieser deutschen Mutter ins Album schreiben, daß man besser Holz an den Füßen, als Stroh im Hirn hat. X
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)
Die Kriegsamtstelle Koblenz weist darauf hin, daß nach einer Verfügung des Kriegsministeriums vom 3. Mai 1918 bei dem fortdauernden großen Wagenmangel auch an den beiden Pfingsttagen die angedienten Eisenbahnwagen pünktlich be- und entladen und alle Stockungen im Verkehr vermieden werden müssen.
Die Rheinbadeanstalten sind vom Samstag ab zur Benutzung geöffnet.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 11. Mai 1918
Gefährliche Spielerei. Es mehren sich die Fälle, daß Kinder oft tödlich verletzt werden, weil sie sich an Kraftwagen oder deren Anhänger zum Mitfahren anhängen. Zur Verringerung dieser bedauerlichen Unfälle ist es dringend erwünscht, daß die Eltern ihren Kindern das Anhängen an Kraftwagen auf das strengste untersagen.
Kanin-, Hasen- und Katzenfelle werden für wichtige Heereszwecke dringend gebraucht. Sie sind deshalb beschlagnahmt und müssen an die bestehenden Sammelstellen abgeliefert werden. Von dort gelangen sie auf dem Wege über die zugelassenen Großhändler in die Hände der Kriegs-Fell-Aktiengesellschaft. Diese ist die Sammelzentrale der Heeresverwaltung und stellt nicht, wie häufig irrtümlich angenommen wird, ein privates Erwerbsunternehmen dar. Alle etwa erzielten Gewinne fließen vielmehr dem Staate, also der Allgemeinheit zu. Die Schaffung der Kriegs-Fell-Aktiengesellschaft erfolgte durch die Kriegs-Rohstoff-Abteilung des Kgl. Preußischen Kriegsministeriums, die auch über die Weiterverwendung der eingelieferten Felle entscheidet. Nach den neusten Verfügungen dürfen die Mitglieder und Nichtmitglieder von Kaninchen-Zucht-Vereinen ihre Gefälle bei jeder zugelassenen Sammelstelle abliefern, eine direkte Anlieferung an die Kriegs-Fell-Aktiengesellschaft ist jedoch unzulässig. Derartige Sammelstellen befinden sich in Bonn, Stockestrasse 3 und bei Herrn Julius Marx, Althändler, Theaterstraße 4.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Wer ist Schuld an der verringerten Fleischmenge? Unter der Spitzmarke „Die Fleischversorgung“ läßt sich die Köln. Ztg. unterm 10. Mai aus Berlin drohen:
„Vom Kriegsernährungsamt wird darauf aufmerksam gemacht, daß die in einigen Bundesstaaten und Großstädten vorgenommene Herabsetzung der Fleischration nicht von dem Amt verfügt worden sei, sondern daß das rein kommunale Maßnahmen seien, die höchstwahrscheinlich auf den schlechten Zustand des Viehs beim Uebergang vom Stall zur Weidefütterung zurückzuführen seien. Man will das Vieh schonen, damit es Fleisch ansetzt, und auch für die Zukunft die Milchversorgung nicht gefährden. Das Kriegsernährungsamt rechnet nach wie vor mit einer Quote von 250 Gramm pro Kopf.“
Das ist ja erfreulich, daß das Kriegsernährungsamt nach wie vor mit einer Quote von „250 Gramm pro Kopf“ rechnet. Aber davon allein kommt nichts ins Töpfchen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die „Deutsche Reichszeitung“ wird vom kommenden Montag ab wieder am Nachmittag erscheinen. Die schlechte Beschaffenheit des Gases bietet bei der Herstellung der Zeitung in den Frühstunden ein zu großes Hindernis. Mit dem Druck der Zeitung wird nachmittags um 4 Uhr begonnen. Die Montags-Ausgabe wird in der Stadt Bonn und ihrer Umgebung morgens ausgetragen.
Die Kriegs-Luftflotten-Ausstellung im Riehlerhaus zu Köln ist morgen Sonntag wie auch sonst jeden Tag von morgens 8 bis abends 9 ununterbrochen geöffnet. Von 2 Uhr nachmittags ab findet großes Militärkonzert statt. Fortwährend sind Führungen und Vorträge durch die Ausstellung, die in ihrer reichhaltigen Zusammensetzung ein übersichtliches Bild über den Stand unserer Kriegsfliegerei gibt. Ein Geschwader unserer Kampfflugzeuge wird bei Flugwetter über dem Ausstellungsplatze seine Künste zeigen Am Bomben-Zielturm kann jedermann seine Geschicklichkeit im Treffen mit Fliegerbomben zeigen. Das Original-Sehrohr eines unserer Uboote sucht mit seinen Gläsern das ganze umliegende Gelände ab. So wird also der zweite Sonntag der Ausstellung seine Anziehungskraft auf die Bevölkerung nicht verfehlen. Es wird besonders darauf aufmerksam gemacht, daß auch am Sonntag vormittag die Führungen und Vorträge stattfinden und zwar findet der Hauptvortrag um 11 Uhr statt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Sonntag, 12. Mai 1918
Ausstellung von Wildgemüse. Eine Ausstellung zahlreicher Wildgemüsesorten wird Montag, 18. Mai, von Universitätsprofessor Dr. E. Küster im Hörsaal 18 der Universität veranstaltet werden. Der Zweck des Unternehmens ist, alle Bürger unserer Stadt, die über Wildgemüse belehrt sein wollen, mit den wichtigsten Formen dieses billigsten aller Lebensmittel bekannt zu werden. Die Ausstellung ist von 3 Uhr bis 6 Uhr zugänglich. Herr Professor Küster wird um 3½ Uhr, 4½ Uhr und 5½ Uhr Erklärungen geben. Bei der großen Bedeutung, die die Wildgemüse gerade in der jetzigen Jahreszeit beanspruchen, darf auf starken Besuch der Ausstellung gerechnet werden. Während der Vorträge des Professors Küster bleiben die Türen des Hörsaales geschlossen; wer den Erklärungen beiwohnen will, wird daher gut tun, sich recht pünktlich einzufinden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Das Aussetzen der Kartoffeln ist in der letzten Woche zum Abschluß gebracht worden. Es gilt als Regeln, daß die letzten Spätkartoffeln bis Mitte Mai in der Erde sein sollen. In diesem Jahre hat man tunlichst alle Sorten mit weißem Fleisch von der Pflanzung ausgeschlossen. Sie bringen zwar angenehme Erträge, halten sich aber schlecht und färben sich im Winter schwarz. Auch lassen Ansehen und Geschmack bei ihnen viel zu wünschen übrig. Die herrliche Witterung und der jüngst niedergegangene Regen haben das Wachstum der Frühkartoffeln stark befördert. Sie sind gesund und stehen lückenlos und haben sich stellenweise schon fußhoch entwickelt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zur Förderung der Kaninchenzucht beabsichtigt die Kriegs-Fell-Aktiengesellschaft einen ansehnlichen Betrag bereit zu stellen. Als erste Maßnahme ist die Verteilung von Zuchttieren an Kriegsbeschädigte in Aussicht genommen. Die hierzu erforderlichen Mittel sind bereits bewilligt worden, sodaß die Verteilung, die mit Hilfe der Landwirtschaftskammern durchgeführt werden soll, in kürzester Zeit beginnen kann. Ueber die weiteren Maßnahmen, für die ein außerordentlich hoher Betrag in Aussicht genommen ist, schweben zur Zeit noch Verhandlungen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Schweinewucher! Es ist kaum zu glauben, daß die kleinen 6 Wochen alten Schweine in den letzten Monaten von 45 auf 150 Mark im Preise gestiegen sind. Weil die fortwährenden Bestände von den Händlern angezeigt werden, so ist es eine erwiesene Tatsache, daß genügend kleine Ferkel vorhanden sind. Warum nun ein solcher Wucher? Wäre es nicht von unendlich großem Nutzen für die Allgemeinheit, wen für jede Woche 10 Mark Futtergeld und Zucht gerechnet wird. Bei einem Preise von 60 Mark wird auch der kleine Mann zugreifen, aber nicht für 150 bis 180 Mark. Hier heißt es, mit dem eisernen Besen fegen oder aber die Gemeinden sollen die Schweinchen in Altenessen bei Essen für viel weniger selbst kaufen, wo bisher die Händler aus der Umgebung ihren Bedarf deckten. Die Preissteigerung soll aber dieserhalb verhindert, nicht gefördert werden und die Kommissäre dürften nicht zu jedem Preis kaufen, nur um ihre Provision zu verdienen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Montag, 13. Mai 1918
Eine berechtigte Forderung der deutschen Aerzte. Unter dieser Ueberschrift heißt es in Nr. 129 der Bonner Zeitung: „Bei dieser Sachlage ist es nicht zu verstehen, warum man den Aerzten die Anerkennung als Schwerarbeiter versagt, während man sie in Gemeindepflege tätigen Diakonissinnen und Gewerbeaufsichtsbeamten zugesteht.“ Hierzu gestatte ich mir zu bemerken, daß die Gewerbeaufsichtsbeamten im hiesigen Bezirke keine Schwerarbeiterzulage erhalten und auch solche niemals verlangt haben. Im übrigen stimme ich dem Einsender bei, daß die physische Anstrengung bei geistiger Arbeit vielfach unterschätzt wird, und wünsche der Aerzten im Interesse der Bevölkerung und der Aerzte selbst viel Erfolg bei ihren Bestrebungen. Gewerberat Matthiolius.
Schützt Saat und Ernte 1918. Wer bei der Landung eines Flugzeuges auf oder in der Nähe von bestellten Feldern durch deren Betreten Flurschaden verursacht, gefährdet die für die Volksernährung erforderliche Bereitstellung von Brotgetreide und schädigt damit das Vaterland. Die Namen der Betreffenden sind von den Besitzern der Felder oder von ihren Vertretern sowie von dem Wach- und Absperrkommando festzustellen und zwecks Schadenersatzes oder Bestrafung zu melden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Zur Fleischversorgung. Von unterrichteter Seite wird uns geschrieben: Das Kriegsernährungsamt steht, wie wir erfahren, den neuen Maßnahmen, die eine Verkürzung der wöchentlichen Fleischmenge bezwecken, fern und wünscht keine weitere Minderung unter 250 Gramm die Woche. Aber einzelne Bundesstaaten haben selbstständig bestimmte Verfügungen getroffen, die auf eine zeitweilige Kürzung der Fleischmenge hinauslaufen. Sie taten dies in der Erwägung, daß durch diese Maßnahmen in kurzer Zeit der Bevölkerung besseres Fleisch als jetzt, wo das Grünfutter erst seit kurzer Zeit wieder zur Verfügung steht, dargeboten werden könne, andererseits sprach auch die Frage der Milchversorgung mit. Binnen kurzem sollen diese Verfügungen der Bevölkerung gerade zustatten kommen. Es ist keine Rede davon, daß, wie Gerüchte behaupten, auch Pferdefleisch zur Volksernährung in Rahmen der bisherigen Fleischversorgung herangezogen werden soll. (In Bonn gelangten für diese Woche 125 Gramm auf den Kopf zur Verteilung.)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verkehrte Papierersparnis. Im Interesse der Papierersparnis wird jetzt vielfach eine derartig enge Zeileneinstellung der Schreibmaschinenschrift gewählt, daß das Lesen der Schriftstücke mit einer erheblichen Anstrengung für das Auge verbunden ist. Der Reichskanzler wendet sich in einem Erlasse dagegen. In seinen Ausführungen heißt es: So sehr ich alle Bestrebungen zur Ersparnis von Papier unterstütze, dürfen diese doch nicht so weit gehen, daß sie die Dienstgeschäfte erschweren. Der in dem Runderlaß des Herrn Stellvertreter des Reichskanzlers vom 22. Oktober 1917 gegebenen Anregung, die mit Maschinenschrift anzufertigenden Schreiben unter Anwendung der einmaligen Schaltung zu schreiben, wird daher nur insoweit Folge gegeben werden können, als durch die sogenannte einzeilige Schrift nicht eine Schädigung der Sehkraft des Lesers zu befürchten ist.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Dienstag, 14. Mai 1918
Bonner Frauenverein. Am Samstag fand die Hauptversammlung des Bonner Frauenvereins unter dem Vorsitze der Frau Justizrat Conzen statt. Die Vorsitzende berichtete, daß trotz der immer wachsenden Schwierigkeiten der Verein in gewohnter Weise gewirkt hat. Die meisten der Mitglieder haben sich außerdem noch in vaterländischem Sinn betätigt in der Pflege in Lazaretten und an der Bahn, in Soldatenheimen, in den Kriegsküchen, Flickstuben und wo Hilfe not tat. Der Verein selbst hat seit dem 1. Oktober 1917 eine Flicktag in jeder Woche zur Herstellung der Verwundetenwäsche eingerichtet, um die Bestände möglichst zu erhalten. Es wurden auch im vergangenen Winter durchschnittlich 80 Kinder täglich gespeist, wozu der Vaterländische Frauenverein einen Zuschuß von 500 Mark zusteuerte, desgleichen gab er 300 Mark für Brand für besonders bedürftige Familien. Eine Anzahl älterer Frauen wurde mit Strickarbeit für Militärlieferungen beschäftigt und ihnen dadurch ein Nebenverdienst von 1253 Mark verschafft. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Verwundetenfürsorge. Am vergangenen Sonntag erfreute ein Doppelquartett des Bonner Liederkranz die Verwundeten des Marienhospitals auf dem Venusberg durch den Vortrag stimmungsvoller Volkslieder. Ueber zwei Stunden lang blieben die Sänger im Hospital, um den Verwundeten durch ernste und heitere Lieder die Zeit zu verkürzen. Stürmischer Dank wurde den Sängern zuteil.
Die diesjährigen Pfingstferien sind für die ländlichen Volksschulen entsprechend verlängert worden, wo das Bedürfnis vorliegt, die ältern Schüler und Schülerinnen zum Vereinzeln der Zuckerrüben, zum Jäten und andern leichten Garten und Feldarbeiten zu verwenden. Die Lehrpersonen sind außerdem ermächtigt, darüber hinaus, den Kindern der letzten Schuljahre zur Leistung von landwirtschaftlichen Arbeiten auf den Antrag der Eltern bereitwilligst Urlaub zu erteilen. […]
24 Arten von Wildgemüse waren gestern nachmittag im studentischen Speisesaale der Universitäts-Kriegsküche zur Schau gestellt. Univ.-Prof. Dr. Küster besprach die Pflanzen kurz. „Sie wachsen überall, sogar in den Straßen der Stadt, allerdings nicht in der Remigiusstraße. Diese Mengen hat meine Gehilfin in kurzer Zeit in der Nußallee und deren Umgebung gesammelt. Das ist der große Vorteil, diese Pflanzen sind leicht erreichbar, weil sie überall wachsen und sie kosten nichts. Heute war wieder auf dem Markte wenig Gemüse und wenn welches da ist, so ist es teuer.“ […]
Also Gemüse überall, wo man hintritt, auf Wiesen, in Hecken, an Bäumen, auf Wegen, Schutthalden, Oedland, in der Stadt. Man muß es kennen zuzubereiten. Weicher Geschmack wird durch herberen verbessert, gekräftigt; alles gibt uns die Natur in reicher Fülle an die Hand, wie Prof. Dr. Küster gestern verständlich und klar zeigte. Rasch ist die Kenntnis dieser Gemüsepflanzen zu eigen gemacht, wo Interesse vorliegt. Im vierten Kriegsjahr scheint das noch nicht groß genug, um viel mehr als drei Dutzend Damen und Herren der praktischen Vorführung und Besprechung durch einen anerkannten Fachgelehrten und erprobten Praktiker zuzuführen.
Ein stadtbekannter Bummler hatte gegen ein schöffengerichtliches Urteil Berufung eingelegt, daß ihn wegen Bettelns zu 4 Wochen Haft und zur Ueberweisung nach Brauweiler auf sechs Monate verurteilt hatte. Er will nicht in das hiesige Männerasyl aufgenommen werden und ernährt sich vom Betteln. Dabei geht es ihm gar nicht schlecht, er ißt täglich mehreremale zu Mittag und bettelt alle Leute auf der Straße an. Bei seiner Festnahme war er im Besitz mehrerer Hundermarkscheine. Seine Berufung wurde von der Strafkammer verworfen.
Mehr Schutz unsern Rheinanlagen. Unsere prächtigen Rheinanlagen werden wieder einmal von zerstörungslustigen Knaben arg verwüstet. Ganze Aeste werden von den blühenden Bäumen abgerissen und dann achtlos weggeworfen. Namentlich hat die Schmuckanlage oberhalb der Köln-Düsseldorfer Landebrücke unter der Zerstörungswut der Knaben zu leiden. Dieser Teil der Anlagen wird ohne Weiteres als Spielplatz benutzt und niemand ist da, der den Kindern dies verbietet. Gestern abend saß ein Knabe auf einem Baum und warf den unten stehenden Spielkameraden Aeste herunter. Durch das Dazwischentreten eines Herrn wurde dem Treiben schließlich Einhalt getan. Hauptsächlich sind es Knaben der Remigiusschule und der Stiftsschule, die dort ihr Unwesen treiben. Die Lehrerschaft könnte hier Wandel schaffen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 13. Mai. Zum Besten des neuen Kriegswaisenhauses fand gestern abend im überfüllten Kurparksaale eine Kinderaufführung statt. Es wurden einige Tanz- und Theaterstücke vorgeführt, die von den Kleinen eingeübt waren und reichen Beifall der Anwesenden fanden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Teure Blumen! Am Donnerstag bei meinem Spaziergang traf ich zwei kleine Mädchen, welche aus einem Korbe kleine Maiglöckchensträußchen zum Kauf anboten. Weil die Kinder schön weiß angezogen waren, dachte ich an verschämte Not und wollte kaufen; aber ganz keck verlangte man mir für die kleinen Sträußchen pro Stück 50 Pfg. ab. Das war mir doch zu arg, aber es wurde auf dem Preise bestanden, jedenfalls weil Aufsicht in Nähe war. Entrüstet ob solchen Verlangens erzählte ich es bei Bekannten, um zu hören, daß die Mädchen auch dort zu 50 Pfg. angeboten hätten. Sonntag morgen ging ich zur Kasselsruhe und schon in einer Stunde hatte ich einen Strauß der Maiglöckchen, die ich in einer Hand nicht mehr lassen konnte, soviel waren dort. Also haben die kleinen Mädchen resp. ihre Angehörigen auch fast keine Arbeit mit dem Einsammeln gehabt und dafür dieser unverschämte Preis. Zu Hause erzählte man mir, daß auf dem Markt für jede Blume Flieder (Nägelchen) 10 Pfg. verlangt wurden, und die Verkäufer auch erhielten. Da hat die Universität so wunderbaren Flieder im Hofgarten stehen, welcher Jahr um Jahr nicht abgeschnitten wird. Wenn man den nun zum Besten des Roten Kreuzes oder sonst einer vaterländischen Sammlung mit 10 Pfg. die Blume verkaufe, eine überraschend große Summe würde bei der Kauflust des Publikums herauskommen, welche so verloren geht. Ein Blumenfreund in Nöten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Mittwoch, 15. Mai 1918
Zur Entlastung der Eisenbahnen während der Pfingstfeiertage wird der Ortsverkehr wieder, wie im Vorjahre, dahin eingeschränkt, daß von Samstag nachmittag 5 Uhr ab bis zum Abend des zweiten Feiertages nach Orten, die mit einer elektrischen Bahn erreicht werden können, keine Fahrkarten ausgegeben werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Auf dem Bonner Wochenmarkt war gestern unter anderem auch der erste neue Wirsing zu haben. In Schneidgemüse, Spinat und in hiesigem Kopfsalat war das Angebot weit größer als die Nachfrage, sodaß am Schlusse des Marktes ein größerer Ueberstand an Ware vorhanden war. Beim Kopfsalat ist dies wohl zum großen Teil auf die immer noch verhältnismäßig hohen Preise zurückzuführen. Für kleine lose Köpfchen wurden zum Beispiel durchweg 25 und 30 Pfennig für das Stück verlangt, für etwas größere Mistbeetköpfe sogar 50 Pfennig für das Stück. Trotz der enorm großen Rhabarber-Kulturen in Mondorf usw. ist auf dem ganzen Markt kaum Rhabarber zu finden. Allem Anschein gemäß ist hieran der festgesetzte Höchstpreis schuld, denn vordem kam er noch in großen Mengen auf den Markt. […]
Hiesiger und Mainzer Spargel war so reichlich vorhanden, daß die Nachfrage im allgemeinen mal ausnahmsweise befriedigt werden konnte.
Blumen aller Art kommen in letzter Zeit in sehr großen Mengen auf den Markt, sind aber der unverhältnismäßig hohen Preise wegen kaum zu kaufen. So werden zum Beispiel für eine einfache Schnittblume 15 Pfg. und mehr verlangt, sodaß ein einigermaßen anständiges Sträußchen immerhin den ansehnlichen Preis von 2 bis 3 Mark und mehr repräsentieren würde. Hauptsächlich im Interesse unserer verwundeten Soldaten, die doch bekanntlich viel mit Blumen beschenkt werden, wäre es sehr angebracht, wenn die Blumenverkäufer ihre Preise in etwas bescheidenerem Rahmen hielten, damit es auch dem Unbemittelten möglich wird, unseren verwundeten Kriegern einmal eine kleine Anerkennung zuteil werden zu lassen. Am städtischen Verkauf auf dem Wochenmarkt stand gestern ebenfalls der Spargel im Vordergrund. Auch hier konnte das Angebot die Nachfrage im allgemeinen befriedigen.
Regatta. Vergangenen Sonntag fand auf dem Rhein an der Gronau eine Regatta der mittelrheinischen Schülerrudervereine statt. Von Koblenz, Köln und Godesberg waren die jungen Ruderer auf den Ruf des Vorortes, des Rudervereins am Kgl. Gymnasium in Bonn, herbeigeströmt, um auf dem Wasser ihre Kräfte zu messen. Sieben spannende Rennen folgten aufeinander vom Einer bis zum Ausleger-Vierer. Am siegreichsten focht Godesberg; den Preis für den 1. Vierer, gestiftet von Ihrer Königl. Hoheit Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe, errang Koblenz, und Dollenvierer siegte Kgl. Gymnasium Bonn. Der rege Beifall der zahlreichen Zuschauerschar war ein deutlicher Beweis des Interesses, das die rheinische Bevölkerung den Ruderern, unserer Zukunft zur See, erweist, eine Anerkennung der Leistungen der einzelnen Vereine. Mit Recht schloß Herr Dr. Scheuer die Preisverteilung mit den Worten: „Lieb‘ Vaterland magst ruhig sein, solange dir ein solcher Nachwuchs erblüht.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Donnerstag, 16. Mai 1918
Bonner Lazarettzug. Fürst Adolf zu Schaumburg-Lippe hat dem Dr. med. Emil Tremmel, leitendem Arzt auf dem Vereinslazarettzug K. 1, aus Heidelberg, dem Kaufmann Arthur Miebach, Rechnungsführer auf dem Vereinslazarettzug K. 1, aus Honnef, dem Gerichtsreferendar Wilhelm Warler, Zugführer auf dem Vereinslazarettzug K. 1, aus Bonn, den Hauptlehrer Eduard Stumpf, Zugführer-Stellvertreter auf dem Vereinslazarettzug K. 1, aus Dieringhausen, seine Militär-Verdienstmedaille mit dem roten Kreuz verliehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Erdbeerpreise. In einer heutigen Bekanntmachung über die Richtpreise für Obst bei Abgabe durch die Erzeuger sind die Preise für Erdbeeren 1. Wahl auf 70 Pfg., für Walderdbeeren und Monatserdbeeren auf M. 1.20 das Pfund festgesetzt. Zu diesen Preisen sind die Erdbeeren erfahrungsgemäß nicht zu haben. Daß aber heute für Erdbeeren im Kleinhandel 20 bis 25 Mark das Pfund verlangt und auch bezahlt werden, ist jedenfalls starker Tobak.
Im Weinrausch. Ein 22jähriger Kaufmann von hier, der im Feldzug den linken Arm verloren und 8 Monate in russischer Gefangenschaft geschmachtet hat, hatte am Abend des Ostermontags nach einer Weinkneiperei auf dem Heimweg gelärmt und sich dem Polizeibeamten gegenüber nicht ausweisen können, da er keine Militärpapiere bei sich hatte. Seiner Abführung setzte der Kaufmann Widerstand entgegen und gab einen Revolverschuß ab. Das Kriegsgericht in Köln verurteilte ihn wegen Widerstandsleistung und verbotenen Waffentragens zu 3 Monaten Gefängnis, wobei die für das Vaterland getragenen Leiden strafmildernd berücksichtigt wurden.
Rückführung Gefallener. Wider Erwarten wird es sich erfreulicherweise ermöglichen lassen, den Wünschen der Angehörigen unsrer gefallenen Helden zu entsprechen und die Rückführung Gefallener vom westlichen Kriegsschauplatz, soweit es die Betriebslage und die Kampfverhältnisse zulassen, widerruflich bis 31. Mai 1918 zu gestatten. Etwaige Rückführungsanträge mit den erforderlichen Angaben sind deshalb schnellstens bei dem stellvertretenden Generalkommando einzureichen. Im allgemeinen werden allerdings Rückführungen aus den vordern Kampfgebieten leider nicht möglich sein. Ueberführungen aus dem Osten, Oesterreich-Ungarn und dem Balkan können nach wie vor nicht gestattet werden.
Städtischer Verkauf. Zu Freud und Dank vieler Bonner Hausfrauen ließ die Stadtverwaltung gestern in großen Mengen frischen Rhabarber das Pfund zu 22 Pfg. zum Verkauf bringen. Da von den Produzenten und Händlern Rhabarber im freien Verkehr nicht zum Höchstpreis abgegeben wird, war der Andrang zum städtischen Verkauf natürlich sehr stark und der Verkauf des städtischen Rhabarbers wickelte sich sehr flott ab. Eine öftere Wiederholung dieses Rezepts im Falle des Versagens des „freien Handels“ wäre erwünscht.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Obstblüte ist beendet. War der Verlauf derselben anfänglich nicht gerade ein günstiges zu nennen, da Regen und Nachtfröste in dieser Zeit als recht ungebetene Gäste sich einstellten, so war der Schluß der Blütenperiode ein solcher, wie man sich ihn nicht besser wünschen konnte, wo hellster Sonnenschein mit sommerlicher Wärme, die auch des Nachts nicht viel sank, bis zuletzt anhielt. Mit einiger Sorge ging daher der Obstzüchter an die frühen und mittleren Obstsorten heran, wo jetzt die Fruchtansätze unverkennbar wahrzunehmen sind. Man hat aber zu schwarz gesehen. Die Befruchtung ist in größerem Maße vor sich gegangen, wie man erwartet hatte. Die Aprikosen haben gut angesetzt, Pfirsiche dagegen scheinen mehr vom Froste gelitten zu haben. Hier ist der Fruchtansatz gering. Kirschen scheinen durchweg eine mittlere Ernte zu liefern, an einigen Standorten ist der Ansatz allerdings geringer. Birnen sind im Verhältnis zu den wenigen Blüten auch ziemlich vorhanden. Am günstigsten scheint aber die Beerenernte zu werden. Stachelbeeren und Johannisbeeren hängen mit wenigen Ausnahmen sehr voll. Pflaumen werden je nach Sorte und Standorte eine geringe bis gute Mittelernte ergeben. Nordkirschen sind sehr gut behangen. Bei den Aepfeln ist der Fruchtansatz noch nicht mit Gewißheit erkennbar, es ist aber bei dem günstigen Verlaufe der Blütezeit und dem kolossalen Blütenreichtum ein recht günstiges Resultat zu erhoffen. Die Erdbeeren blühen augenblicklich reichlich und lassen auf ein reiches Erdbeerjahr schließen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 17. Mai 1918
Arndt-Eiche in Eisen. Am vergangenen Sonntag nagelte der Naturheil-Verein Bonn eine Adlerfeder. Der Verein hatte gleich bei Ausbruch des Krieges und auch später größere Aufwendungen für unsere Krieger gemacht und ihnen vielfach Sendungen, Kleidungsstücke und Lebensmittel zugewandt. Da dies zurzeit mit Schwierigkeiten verknüpft ist, glaubte der Verein seinem vaterländischen Empfinden dadurch Ausdruck zu verleihen, daß er einen größeren Betrag für die Witwen und Waisen von Bonner Kriegern stiftete und eine Adlerfeder an der Arndt-Eiche nagelte. Bei der Feder hielt der erste Vorsitzende des Vereins, Herr Josef Vögeli, eine der Bedeutung der Nagelung entsprechende Ansprache.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kürzung der Brotration. Das Kriegsernährungsamt teilt amtlich mit: Die Entwicklung der Getreidezufuhren aus der Ukraine gestattet es leider nicht, unsere Brotgetreideversorgung in den letzten Monaten des Erntejahres auf diese unsicheren, im voraus nicht genau zu übersehenden Einkünfte zu gründen. Wir sind daher, wenn wir sicher gehen wollen, für den Rest des Wirtschaftsjahres in der Hauptsache auf die Deckung aus deutschem Inlandsvorrat angewiesen. Die zur Verfügung stehenden knappen Vorräte machen eine Einschränkung des Verbrauchs notwendig. Demgemäß hat das Kuratorium der Reichsgetreidestelle in seiner Sitzung am 11. d. M. unter Zustimmung des Direktoriums mit Wirkung vom 16. Juni d. J. an folgendes beschlossen: Die tägliche Mehlmenge wird für die Versorgungsberechtigten von 200 auf 160 Gramm herabgesetzt. […] Die Wiederherstellung der alten Ration wird erfolgen, sobald genügend Zufuhren aus der Ukraine in den Händen der Reichsgetreidestelle sind, spätestens aber, wenn der Frühdrusch aus der heimischen Ernte 1918 die Bestände der Reichsgetreidestelle aufgefüllt hat. Für den Ausfall an Mehl wie im vergangenen Jahre Ersatz in Fleisch zu geben, ist diesmal ausgeschlossen. Nach der starken Verringerung unserer Schweinebestände bewirkt die jetzige Fleischration bereits einen derart erheblichen Eingriff in unsern Rindviehstapel, daß eine weitere Inanspruchnahme die Milch- und Fettversorgung aufs schwerste gefährden würde. Ein Ersatz wird jedoch durch reichlichere Ausgabe von Zucker gewährt werden, ebenso wird die Verteilung von Nährmitteln in den Wochen der Brotkürzung eine Verstärkung erfahren.
Wildgemüse-Ausstellung. Herr Prof. Küster schreibt uns: „Ihre Mitteilungen über meine Wildgemüsedemonstration sind mehrfach mißverstanden worden und werfen auf das Interesse unserer Mitbürger ein unverdient ungünstiges Licht. Meine Veranstaltungen waren im ganzen von mehr als 150 Personen besucht, so daß ich drei Mal meine Erklärungen vorzutragen hatte.“ (Unser Vertreter war von 3 – 4½ Uhr in der Ausstellung zugegen und hat seine Feststellungen in gewissenhafter und der Sache wohlwollender Weise gemacht. Der stärkere Besuch hat sich wahrscheinlich nach dieser Zeit noch eingestellt. Zur Sache selbst möchten wir noch bemerken, daß wir bei den trefflichen Darlegungen des Herrn Prof. Küster Angaben darüber vermißten, wieviel Zeit eine Hausfrau aufwenden muß, um für eine vielleicht fünfköpfige Famiilie die nötige Menge Wildgemüse für eine Mahlzeit zusammenzutragen.)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ein Lebensmitteldezernent angeklagt und freigesprochen. Die Strafkammer in Bonn hatte am Mittwoch den beachtenswerten Fall zu entscheiden, ob ein Bürgermeister, der für die Stadtgemeinde, um überhaupt Gemüse zu erhalten, die Höchstpreise überschreitet, sich strafbar macht. Sie sprach den Nahrungsmittel-Dezernenten von Rheydt frei, indem sie sich den Ausführungen der Verteidigung anschloß, daß der betreffende Beigeordnete alle Mittel erschöpft hatte, um dem Notstand des Gemüsemangels zu begegnen; um Unruhen zu verhüten, habe er dann aus zwingender Notlage zu jedem Preise Gemüse am Vorgebirge eingekauft. Das Gericht führte aus, es liege hier ein Pflichten-Widerstreit vor, und wenn aus dieser Erwägung heraus der Leiter einer Kommunalbehörde so handele, so handele er pflichtmäßig und nicht rechtswidrig. Daher sei der Angeklagte aus subjektiven Gründen freizusprechen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 18. Mai 1918
Für die Ludendorff-Spende wird im ganzen Deutschen Reiche vom 1. bis 7. Juni eine Opferwoche mit Straßensammlungen am 1. und 2. Juni abgehalten werden.
An den beiden Pfingsttagen hält die überwiegende Mehrheit der Bonner Verkaufsgeschäfte vollständig geschlossen.
Die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Bonn veranstaltet in der Halle an der Quantiusstraße einen Lehrgang zur Ausbildung in erster Hilfeleistung und als Krankenträger, und zwar vom Ende dieses Monats ab vier Wochen hindurch jeden Dienstag- und Freitagabend. […] Anmeldungen sind schriftlich an den Vorsitzenden, Rechtsanwalt Felix Joseph Klein (Mülheimerstr. 3), zu richten oder am Eröffnungsabend anzubringen und erfolgen hoffentlich recht zahlreich.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Vaterländische Vereinigung deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegsteilnehmer (Sitz Bonn). Unter reger Beteiligung fand gestern Abend im Gasthof „Preußischer Hof“ die Gründungsversammlung der „Vaterländischen Vereinigung deutscher Kriegsbeschädigten und Kriegsteilnehmer (Sitz Bonn)“ statt. Die Vereinigung bezweckt die berechtigten Forderungen der Kriegsbeschädigten zu wahren und unter ständigem praktischen Zusammenarbeiten mit Staats- und Kommunalbehörden die Lage der Kriegsbeschädigten zu bessern. Da weite Kreise den Bestrebungen der Vereinigung reges Interesse entgegenbringen, ist zu erwarten, daß sie große Zukunft haben wird.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ein, wenn auch geringer Trost. Die Direktion des städtischen Gaswerks schreibt uns: In letzter Zeit sind von verschiedenen Seiten Klagen laut geworden, daß bei der im Verhältnis zu früher geringeren Heizkraft des Gases mit der zugebilligten Gasmenge nicht auszukommen sei, und daß infolgedessen das für Mehrverbrauch erhobene Aufgeld als besonders drückend empfunden würde. Die gegen früher verminderte Heizkraft des Gases ist eine überall auftretende Erscheinung, die sich leider während des Krieges nicht beseitigen lassen wird, weil die Beschaffenheit der gelieferten Kohlen minderwertig ist. Die geringere Heizkraft des Gases ist bei der Festsetzung des zulässigen Gasverbrauches entsprechend den damaligen Verhältnissen auch bereits berücksichtigt worden. Die Stadtverwaltung ist aber neuerdings wegen Erhöhung des zulässigen Gasverbrauches beim zuständigen Reichskommissar in Berlin vorstellig geworden, und es ist zu hoffen, daß eine kleine Erleichterung eintreten wird, wenn auch mit Rücksicht auf die weiter bestehenden Schwierigkeiten der Kohlenversorgung keine allzu hohen Erwartungen auf wesentliche Aenderung der jetzigen Verhältnisse gesetzt werden dürfen.
Die Herabsetzung der Brotration von 200 Gr. auf 160 Gramm, die, wie an anderer Stelle dieser Nummer gemeldet wird, von dem Kriegsernährungsamt beschlossen worden ist, wird voraussichtlich auf unsere Brotversorgung in Bonn keinen Einfluß ausüben. Die weise Vorsorge unseres Lebensmittelamtes hat für die nötigen Rücklagen gesorgt, die, wie wir vor einem halben Jahre mitteilten, für den jetzt eintretenden Fall begonnen wurden. Wir werden also weiter 4 Pfund Brot die Woche erhalten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Sonntag, 19. Mai 1918
Fliegerangriff auf Köln. Gestern vormittag kurz nach 10 Uhr wurde die Stadt Köln von mehreren feindlichen Fliegern angegriffen. Die Flugabwehr trat in Tätigkeit. Die abgeworfenen Bomben richteten unerheblichen Gebäudeschaden an. Leider sind einige Opfer unter der Bevölkerung zu beklagen.
Ferner wird amtlich aus Köln gemeldet: Die feindlichen Flieger, die in einer Stärke von sechs Flugzeugen 23 Bomben auf Köln abwarfen, hatten es, wie schon aus der Oertlichkeit der Einschlagstellen der Bomben ersichtlich, die fast sämtlich auf die verkehrsreichsten Stellen der inneren Stadt fielen, lediglich auf die Bevölkerung abgesehen. […] Die beklagenswerte hohe Zahl der Menschenopfer von 25 Toten und 47 Verletzten ist darauf zurückzuführen, daß trotz rechtzeitiger Alarmierung der Stadt durch die verantwortlichen Dienststellen die so oft wiederholten Bestimmungen über das Verhalten bei Fliegerangriffen vielfach so gut wie unbeachtet blieben. Es sei nochmals nachdrücklich auf die Notwendigkeit strikter Befolgung dieser Bestimmungen hingewiesen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Kriegspfingsten am Rhein. Die gesegneten Fluren unserer rheinischen Heimat atmen echten Pfingstgeist. Die Fruchtansätze in den reichen Obstkulturen des Vorgebirges und Bonn aufwärts zeigen sich ebenso verheißungsvoll wie das der Mutter Erde entsprießende Korn, das uns nach seinem herrlichen Stande eine frühe und gute Ernte verspricht. Dankbarer denn je müssen wir uns im Herzen fühlen, wenn wir jetzt um Pfingsten hinauswandern und das Auge die friedliche Entwicklung auf Aeckern, Wiesen und in den Gärten in sich aufnehmen kann. Dieses wunderbare farbenwarme Bild der rheinischen Landschaft würde das Auge nicht erquicken und die Sinne nicht mit frohen Hoffnungen auf die Zeit der Erfüllung eines erntegesegneten Herbstes beglücken können, wenn nicht der unerschütterliche starke Wille und der geniale Geist unserer siegessicheren Feldherren in Gemeinschaft mit unsern todesmutigen Heeren uns die Feinde jenseits der Grenzen unserer geliebten Heimat gehalten hätte. […]
Wenn wir unsern alten Hofgarten mit seinen in vollem Kerzenschmuck prangenden Kastanienbäumen und den riesigen Platanen durchwandern und uns dieser altehrwürdigen Naturdenkmäler freuen, die uns aus längst entschwundener kurfürstlicher Zeit überkommen sind, so sind es die ordengeschmückten Verwundeten aus dem Felde, die dort Erholung suchen, welche uns den Ernst des Schlachtenringens näher rücken, und wenn wir hinaufwandern zum Venusberg, zum Hohenzollernwald, der jetzt von manch wanderfroher Gruppe mit Singsang und Saitenzupfen auf der buntbebänderten Laute durchkreuzt wird, begegnen uns gar häufig militärische Kolonnen junger Vaterlandsverteidiger, die vom Uebungsplatz kommen und mit Gesang kecker, frischer Soldatenlieder oder mit klingendem Spiel von Trommeln und Pfeifen den Berg hinabmarschieren. Nähert man sich dem Plateau, so tönen militärische Signale ans Ohr, um auch so dem stillen Wanderer kund zu tun, daß auch da oben in den lenzesfrohen Waldungen Mars die Stunde regiert.
Und suchen wir in der wanderfrohen Pfingstzeit unsere alten schönen Rheinorte auf, so werden wir auch in der Verpflegungsfrage daran erinnert, daß wir ein Kriegspfingsten feiern. Zwar wird unsern Wirten von solchen, die es wissen wollen, nachgesagt, daß sie schon lange vor dem Feste ihre Fleischtöpfe heimlich reich gefüllt hätten, daß sie ihre „Beziehungen“ – auch Wirte sollen solche haben – benutzt hätten, um ihren Gästen eine möglichst gute Tafel bieten zu können. Sicher ist hierbei manchmal trotz unserer trefflichen Verordnungen der Höchstpreis überschritten worden und die Zahlen auf den Speisekarten werden es den Pfingstausflüglern zu wissen tun, daß man sich zu einer Kriegspfingstfahrt nicht nur Fleischmarken, sondern auch Reichsmarken in achtbarer Menge einstecken muß.
Die Vorsichtigen und Sparsamen werden jedenfalls gut tun, sich für ihre Wanderfahrten auf Rucksackverpflegung einzurichten, zumal sie auch dann hier und da die Möglichkeit haben – nicht mit ganz leerem Rucksack wieder heimzukehren. Da unsere Staatseisenbahn im Nahverkehr da, wo elektrische Bahnen verkehren, zum Pfingstfest keine Fahrkarten ausgibt, werden wir voraussichtlich auf unsern links- und rechtsrheinischen Straßenbahnen wie auch auf den Rheindampfern, an den Festtagen einen ungewöhnlich großen Personenverkehr zu erwarten haben.
Mögen alle die, die zum Feste unsere im Lenzesschmuck prangende Gartenstadt und ihre reizvollen Umgebung aufsuchen, Freude und Erholung finden, um erneute Spannkraft und innere Festigkeit für die Bürden zu gewinnen, die der Krieg in seinen vielfältigen Folgewirkungen uns allen bis zum siegreichen Ende noch auferlegen wird.
Die Kohlenversorgung der Bonner Bürgerschaft.
Die Ortskohlenstelle macht uns folgende Angaben:
Brikettbezug im Landabsatz.
Von der Möglichkeit Briketts im Landabsatz, d. i. durch Fuhren von den Brikettwerken zu beziehen, wird in letzter Zeit vermehrter Gebrauch gemacht. Es ist das dringend erwünscht und wiederholt sei die Bürgerschaft darauf hingewiesen, weitgehendst ihren Bedarf an Briketts für den Winter jetzt schon im Wege des Landabsatzes einzudecken. Außer hiesigen Fuhrwerksbesitzern haben sich auch zahlreiche auswärtige zur Heranschaffung von Briketts mittels Fuhren angeboten. Die Ortskohlenstelle ist auf Wunsch bereit, Fuhrwerkbesitzer nachzuweisen. […]
Holzversorgung.
Die Ortskohlenstelle beabsichtigt, um der für den nächsten Winter im Falle der Fortdauer des Krieges drohenden Brennstoffnot [entgegen] zu steuern, Brennholz zu beschaffen. Damit ein Bild gewonnen werden kann, in welchem Umfange Holz zu beschaffen ist, erläßt die Ortskohlenstelle in der heutigen Nummer die Aufforderung zur Bestellung.
Nur derjenige kann darauf rechnen, durch Vermittlung der Stadt Holz zu erhalten, der rechtzeitig die Bestellung abgegeben hat. Der Preis des durch Vermittlung der Stadt zu beziehenden Holzes wird dem ungefähren Selbstkostenpreis entsprechen. Die Lieferung wird möglichst im Laufe des Sommers erfolgen. […]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Eine Vaterländische Vereinigung der deutschen Kriegsbeschädigten und Kriegsteilnehmer für Bonn und Umgegend wurde gestern abend in einer Versammlung im Preußischen Hofe gegründet. Zwei anwesende Kriegsbeschädigten sprachen über dne Zweck der neuen Gründung und hielten ihm denjenigen des Reichsbundes deutscher Kriegsbeschädigten entgegen. […] Die Vereinigung bezweckt, die Liebe und Treue zu Kaiser und Reich bei seinen Mitgliedern zu pflegen, zu betätigen und zu stärken, sowie die Anhänglichkeit an Kriegs- und Soldatenzeit im Sinne soldatischer Treue und nationaler Gesinnung aufrecht zu erhalten, ferner unter ständigem, praktischem Zusammenarbeiten mit staatlichen und kommunalen Behörden die materielle Sicherstellung des Kriegsbeschädigten im späteren Leben zu erreichen, den Kriegsbeschädigten zu helfen, durch materielle Unterstützung, Anträge an staatliche und Gemeindebehörden, Arbeitgeber, Anteilnahme an der öffentlichen Fürsorge für die Hinterbliebenen durch Ratschläge usw., die Feier vaterländischer Gedenktage, gestorbene Mitglieder mit militärischen Gebräuchen zur Gruft zu begleiten, die Gewährung von Beihilfen zu Beerdigungskosten […]
Spargelernte. Aus Alfter wird uns geschrieben: „Die letzten heißen Tage sind sehr von Vorteil für die Spargelernte gewesen. […] Mit dem Ergebnis der diesjährigen Spargelernte kann man wohl zufrieden sein.“ (Auf dem Bonner Wochenmarkte konnte man in diesem Jahre von der guten Alfterer Spargelernte bis jetzt nichts bemerken. Die Red.)
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 20. Mai 1918
Am Pfingstmontag erschienen in Bonn keine Zeitungen.
Dienstag, 21. Mai 1918
Das Pfingstfest hat die Wetterwünsche der erholungs- und ausflugsbedürftigen Städter auf das beste erfüllt. Am hellen Tage lachte die Maiensonne in voller Pracht. Das herrliche Wetter lockte denn auch trotz Beförderungs- und anderen Kriegsschwierigkeiten die Massen der städtischen Bevölkerung ins Freie, um in Flur und Wald die Frühlingswunder der Natur zu genießen und sich an ihnen für die Anstrengungen des Alltags neu zu kräftigen. Die Staatsbahn hatte sich durch einschränkende Bestimmungen einen großen Teil des Ausflugsverkehrs ferngehalten, dennoch waren die Züge fast sämtlich überfüllt. Ganz besonders aber waren die elektrischen Bahnen und die Schiffe in Anspruch genommen. Die Rheinuferbahn hat wohl nie so starken Verkehr zu bewältigen gehabt, wie an diesen beiden Pfingsttagen, unsere Siebengebirgsbahn war in den Stunden des stärksten Andranges ganz beängstigend vollgepfropft mit Menschen, und auch die Godesberger Bahn hatte Mühe, den Andrang zu bewältigen. Für die Schiffe der Köln-Düsseldorfer Dampfschiffahrt wurden an den beiden Feiertagen allein 15.000 Fahrscheine ausgegeben, eine Zahl, die bisher an keinem Pfingstfest erreicht worden ist. Auch die Niederländer Dampfer wurden stark benutzt.
Korkholz und Korkabfälle. Am 18. Mai ist eine Nachtragsbekanntmachung zu der Bekanntmachung vom 25. September 1917 über die Beschlagnahme und Bestandserhebung von Korkholz, Korkabfällen und daraus hergestellten Halb- und Fertigerzeugnissen erschienen. Gleichzeitig ist auch eine Nachtragsbekanntmachung zu der Bekanntmachung vom 25. September 1917 über Höchstpreise für Korkabfälle und Korkerzeugnisse erschienen, durch die die Höchstpreise für eine größere Anzahl von Korkabfällen und Korkerzeugnissen erhöht worden sind.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Kriegspfingsten am Rhein. [...] Daß wir ein Kriegspfingsten gefeiert haben, das wurde uns recht deutlich dadurch kund, daß wir am Pfingstsamstag einen schweren Fliegerangriff auf unsere Nachbarstadt Köln erlebten, der leider zahlreiche Opfer gefordert hat, und der Pfingstsonntag uns in Bonn um 10 Uhr vormittags, als die Stadt bereits von Fremden und Einheimischen stark bevölkert war, einen Fliegeralarm bescherte, der eine halbe Stunde lang andauerte und zeitweilig die Pfingstfreude erheblich beeinträchtigte. Glücklicherweise sind jedoch keine feindlichen Flieger über Bonn erschienen. Daß ein Teil der Bürgerschaft die Vorschriften, die für den Fall eines Fliegersangriffes ergangen sind, nicht beachtete und über die Frage, ob die Kirchenbesucher bei Fliegeralarm in der Kirche verbleiben oder die Kirche verlassen sollen, offenbar noch Unklarheit herrscht, sei nebenbei notiert. Verlohnen dürfte es sich, nach dem Vorbild von Koblenz in den einzelnen Straßen an solchen Häusern, die festgebaute Keller haben, Schilder anzubringen, durch welche die Vorübergehenden auf die Unterkunftsmöglichkeit in solchen Kellern im Falle von Fliegergefahr aufmerksam gemacht werden. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonner Volksspende. Die Bonner Volksspende erzielte bis zum 1. Mai d. J. ein Gesamtergebnis von rund 500.000 Mk. Das ist gewiß eine ansehnliche Summe, und die Bonner Bürgerschaft kann mit Recht stolz sein auf die von ihr bisher bewiesene Opferfreudigkeit. Arm und reich, jung und alt haben dadurch beigetragen, der Bonner Kriegswohlfahrtspflege die von ihr so dringend benötigten Mittel zuzuführen.
Die aus den Sammlungen der Volksspende zu leistenden Aufgaben der Bonner Kriegswohlfahrtspflege sind aber auch vielseitig und bedürfen daher großer Mittel.
Da ist zunächst zu nennen die Verband- und Krankenerfrischungsstelle „Prinzessin Viktoria“ in Lille, die mit ihrer überaus segensreichen Tätigkeit bis jetzt schon über 4½ Millionen Soldaten verpflegt und mit Liebensgaben aller Art bedacht hat. Ihr Wirken hat sich bei den letzten großen Angriffen gegen die englische Front bei Arras, Cambrai und St. Quentin wieder hervorragend bewährt, was von militärischer Seite wiederholt rühmend anerkannt wurde. So wurden z. B. an einzelnen Tagen rund 20.000 Soldaten verpflegt. In der Zeit vom 21. März bis einschließlich 29 April d. J. wurden zusammen 172.000 Soldaten verpflegt.
Dann kommt das Vereinslazarett „Prinzessin Viktoria“ in der Luisenstraße, die Beschäftigung arbeitsloser Frauen in den von den Vaterländischen Vereinigungen unterstützten Arbeitsstätten, die Liebesgaben für die Truppen zu Weihnachten und bei anderen Gelegenheiten, die gesellschaftliche Unterhaltung der Verwundeten in den hiesigen Lazaretten, die Ausrüstung und Unterstützung der Beförderungs-Einrichtungen bei der Ankunft der Verwundeten, die Weihnachtsbescherung der Verwundeten, die Weihnachtsbescherung der bedürften Angehörigen und Kinder unserer braven Truppen, Beihilfen für Lazarettzüge, die Beihilfen für die Kriegsbeschädigtenfürsorge, die Unterstützung der Gefangenen in Feindesland und die Ausbildung und Weiterbildung der Schwestern.
Außer den genannten Ausgaben muß die Volksspende noch eine neue übernehmen. Es gilt die größte Not unserer aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Brüder zu lindern. Auch hierbei soll die Volksspende helfend eingreifen.
Daß diese Einrichtungen große Summen erfordern, ist selbstverständlich. Mit den ständig wachsenden Pflichten wachsen aber auch die Ausgaben. Im Westen holt unser Hindenburg mit seinen Feldgrauen zum letzten Schlage aus. Große Siege sind bereits errungen, aber schwere Kämpfe stehen noch bevor, sodaß die Ansprüche an unser tapferes Heer und unsere Flotte noch größer werden. Wir daheim wollen uns unserer Helden würdig und dankbar zeigen. [...]
Die Bonner Volksspende muß aber weiter wirken und sammeln, denn noch tobt ein gewaltiger Entscheidungskampf. Sie wendet sich daher an ihre sämtlichen Mitglieder mit der dringenden und herzlichen Bitte, sie auch fernerhin nach Kräften zu unterstützen, bis der furchtbare Krieg ein Ende gefunden hat. [...]
Jeder gebe nach seinen Kräften und werde jeder Mitglied der Bonner Volksspende.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Mittwoch, 22. Mai 1918
70 Gramm Butter werden diese Woche für jeden Einwohner abgegeben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
160er in Gefangenschaft. Aus unserem Leserkreise wurde uns eine photographische Aufnahme von gefangenen Deutschen aus der französischen Zeitschrift „L’Illustration“ zur Verfügung gestellt. Es sind auf diesem Bilde Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Infanterie-Regimenter 160 und 84 abgebildet. Durch diese Photographie konnte eine hiesige Familie einwandfrei ihren Sohn, einen Offizier des Infanterie-Regiments 160, als unverwundet erkennen, von dem sonst jede Nachricht fehlte. Das Bild trägt die Aufschrift: „Gruppe von Gefangenen, die am 18. April 1918 im Gehölz von Sénécat an der Front Montdidier – Amiens festgenommen wurden.“
Die Bildaufnahme ist einige Zeit im Schaufenster unseres Blattes ausgestellt. Vielleicht daß noch andere Bonner Familien Angehörige auf der Abbildung erkennen.
Zuteilung von Schuhwerk. In der heutigen Nummer unseres Blattes sind zwei Bekanntmachungen über Sonderzuteilung von neuem Berufsschuhwerk und die Zuteilung von neuem Schuhwerk für die Behörden, öffentlichen Anstalten usw. abgedruckt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Stadtverordneten-Vereinigung der Rheinischen Zentrumspartei hielt heute im Bonner Bürger-Verein eine Tagung ab. Herr Reichstagsabgeordneter Henry – Bonn begrüßte die Teilnehmer und als Vertreter der Stadt Bonn Herrn Beigeordneten Baurat Piehl, der die Grüße der Stadtverwaltung übermittelte, und dann einen Vortrag hielt über die Lebensmittelversorgung der Stadt Bonn. Er zeigte, wie in Bonn der Einkauf, die Bewirtschaftung, die Verteilung und der Verkauf der Lebensmittel organisiert sind. Von den sehr lehrreichen Ausführungen dürfte vielleicht das folgende statistische Material unsere Leser interessieren: Das Lebensmittelamt zählt 19 selbständige Abteilungen. Der Umsatz des letzten Jahres betrug 100 Millionen Mark, im Monat April allein 10 Millionen Mark. In der Lebensmittelklasse A sind zwei Sechstel der Einwohner, B drei Sechstel, C ein Sechstel. Hausstände sind 27.500 zu versorgen. Kartoffeln waren 100.000 Zentner eingemietet, 35.000 Zentner eingekellert. Die Stadt hat sich die Milchlieferung von 530 Kühen gesichert. Zum Schlusse behandelte Baurat Piehl Fragen der Lebensmittelversorgung für die Zeit der Uebergangswirtschaft. Die Ausführungen wurden, besonders von den auswärtigen Teilnehmern, mit größter Aufmerksamkeit entgegengenommen. Reichstagsabgeordneter Henry dankte dem Vortragenden und führte aus, ebenso großzügig und sachlich wie die Ausführungen des Herrn Baurat sei auch die Lebensmittelversorgung der Stadt Bonn durchgeführt. Das sei in erster Linie das Verdienst des Herrn Baurat Piehl, dem er dafür herzlichen Dank ausspreche. An den Vortrag schloß sich eine Besichtigung des Lebensmittelamtes, des Bekleidungsamtes, der Kriegsküche der Universität, der Kartoffellager und anderer Einrichtungen der Stadt Bonn an. Heute nachmittag findet eine geschlossene Versammlung statt.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Donnerstag, 23. Mai 1918
Fliegeralarm. Gestern vormittag kurz nach 10 Uhr wurde, wie in Köln, auch in Bonn wieder alarmiert, weil nach den vorliegenden Meldungen feindliche Flieger sich Köln genähert hatten. Ein Angriff erfolgte nicht. Auch Köln ist nicht angegriffen worden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Erneuter Fliegeralarm in Bonn.
Gestern vormittag ertönten kurz nach 10 Uhr abermals die Sirenen und militärischen Warnsignalen, um der Bürgerschaft Bonns anzukündigen, daß Luftgefahr bestehe. Ebenso wurde in Beuel, Troisdorf und auch in Köln die Bürgerschaft durch Warnsignale von der bestehenden Luftgefahr verständigt. Man konnte, soweit wir dies festzustellen vermochten, wahrnehmen, daß heute die Warnsignale innerhalb der Bürgerschaft mehr Beachtung fanden, als am Pfingstsonntag. Auf dem Markt hatten sich die Verkäuferinnen in die benachbarten Häuser geflüchtet und viele Bürger suchten die Keller auf, die immer als der beste Schutz vor Fliegerbomben zu betrachten sind. Auch wurde die Vorschrift mehr beachtet, bei Eintritt von Luftgefahr alle Fenster zu öffnen, damit nicht infolge Lufterschütterung Scheiben zerspringen und die Bewohner verletzen. Am Rhein wurde die Vorschrift, Deckung zu suchen, weniger beachtet. In den städtischen Badeanstalten wurde lustig weitergeschwommen und auf den Bänken der städtischen Anlagen am Rhein blieb mancher unbekümmert sitzen. Ebenso war, wie man uns berichtet, in verschiedenen Straßen der Stadt während der Warnsignale, die bis ½12 Uhr andauerten, noch ein bemerkenswerter Verkehr von Fußgängern und auch Wagen zu beobachten.
Angriffe auf Köln und Bonn fanden gestern nicht statt.
Bomben-Sondervorträge in der Kriegs-Luftflotten-Ausstellung Köln – Riehlerhaus. Einem von vielen Seiten geäußerten Wunsche entsprechend werden in den täglich stattfindenden Demonstrationsvorträgen wertvolle Verhaltensmaßregeln für die Bevölkerung bei Bombenangriffen feindlicher Geschwader gegeben.
Die Beerdigung der Kölner Opfer.
Gestern vormittag wurden die Opfer des Fliegerangriffs in Köln in zwanzig Särgen in einem gemeinsamen Grab auf dem Südfriedhof beerdigt. Ein Kranz aus Tannengrün und frischen Blumen, dessen Schleifen die Inschrift trugen: „Auch Ihr starbt für das Vaterland. Die trauernde Stadt Köln.“ wurde an der Riesengruft niedergelegt. Die Trauerfeier wurde durch Fliegeralarm gestört. Nachdem die Luftgefahr vorüber war, erfolgten Ansprachen der Geistlichen und Oberbürgermeister Adenauer hielt eine ergreifende Ansprache an die Angehörigen der Feindesopfer, um die die ganze Stadt Köln wie eine große Familie trauere. Der Redner gedachte hierbei der herzlichen Anteilnahme des Kaisers, der durch seinen Geheimen Kabinettsrat seiner Trauer telegraphisch Ausdruck geben ließ und den Verwundeten baldige Genesung wünschte. Wie der Kaiser, fühle Kölns ganze Bürgerschaft. Der Eindruck der Trauerfeier war für alle Teilnehmer tief ergreifend.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Vom Lande schreibt man uns: Die heißen Tage haben den Roggen rasch zum Blühen gebracht. Ueberall hängen die langen Staubgefäße aus den vollkommen ausgebildeten und prächtigen Aehren heraus und in einigen Tagen gibt es dort ein Stäuben, das bei der gegenwärtigen Witterung zur besten Befruchtung der Aehren dienen wird. Der Roggen ist auch im Halme mächtig gewachsen und hat bereits eine Höhe von 1,80 bis 2.00 Meter erreicht. Die Landleute rechnen mit einem Beginn der diesjährigen Getreideernte in den ersten Tagen des Monats Juli.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Freitag, 24. Mai 1918
Bischof Dr. Moog erläßt zur Ludendorff-Opferwoche vom 1. bis 7. Juni eine Bekanntmachung an die Geistlichen, wonach am 26. Mai und am 2. Juni von den Kanzeln eindringlich auf dieses große, vaterländische Werk hingewiesen werden soll. Es heißt darin, daß das Begrüßenswerteste an der von der Ludendorff-Spende gesetzten Aufgabe die beabsichtigte Zusammenfassung aller bisher in der Kriegsbeschädigtenfürsorge zerstreuten und zersplitterten Kräfte sei. Darin liege zugleich eine durchaus sichere Gewähr der zielgemäßen Verwendung der gesammelten Gaben. Es bedürfe nur der Nennung des Namens Ludendorff, um jeden Deutschen aufzumuntern, je nach Vermögen freudig seine Gabe auf den Altar des Vaterlandes zu legen.
Neues Operettentheater. Die dem Deutschen Bühnenverein angehörenden Mitgliedern, zu denen auch die Direktion Adalbert Steffter gehört, haben sich geeinigt, am 31. Mai und 1. Juni anläßlich der Ludendorff-Spende Festvorstellungen zu geben. Auch im Neuen Operettentheater wird die Werbetätigkeit mit allen Mitteln gefördert werden, um an diesen Tagen dem General v. Ludendorff, der die Bedeutung der Bühnen als Stimmungsträger des deutschen Volkes in diesem Kriege erkannte, den Dank abzustatten.
Zum Schutze unserer Anlagen fordert der Oberbürgermeister die Bürgerschaft auf. In erster Linie sollen Zerstörungen, namentlich durch Jugendliche, verhütet, sonst die Uebeltäter der städtischen Verwaltung mitgeteilt werden, damit sie bestraft und zum Schadensersatz herangezogen werden können.
Die Messingschilder an den Postbriefkästen werden nun auch zu unserem Metallkriegsschatz abwandern. Bis zu ihrem endgültigen Verschwinden werden allerdings noch einige Monate vergehen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Hyazinthen-Kaffee. Wie die „Chemiker-Zeitung für Holland“ meldet, schmeckt der aus Hyazinthenknollen bereitete Kaffee dem echten sehr ähnlich. In Hoogezand trafen zahlreiche Waggonladungen davon ein, die nach Verarbeitung in den Drogerien gemahlen werden und sodann als Kaffee-Ersatz Verwendung finden sollen.
Kartoffeln mit schwarzen Stellen. Zurzeit zeigen die Kartoffeln vielfach schwarze Stellen. Dieser Fehler verliert sich bei der Zubereitung fast vollständig, wenn man die Kartoffeln am Tage vorher schält, sorgfältig wäscht, in kaltes Wasser stellt und dieses mehrfach wechselt. Am anderen Tage setzt man sie mit frischem Wasser auf und kocht sie wie gewöhnlich. Außerdem wird empfohlen, die Kartoffeln nach vorstehender Anweisung zum Kochen zu bringen, das Wasser abzuschütten und in frischem kochenden Wasser gar zu kochen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bei Fliegergefahr ist zu empfehlen, den Hauptgaskranen im Keller, am Gasmesser, zu schließen, ebenso im Hause selbst. Es empfiehlt sic, jetzt die Kranen zu untersuchen, ob dieselben sich auch drehen lassen, denn oft sind die Kranen eingerostet und trotz aller Anstrengung und Schmieren mit Oel nicht zu bewegen.
Jetzt ist es Zeit! Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß gerade jetzt die Flugzeit des Kohlweißlings eingesetzt hat. Zu Millionen legen diese weißen und gelben Schmetterlinge die Eier. Wer seinen Garten und Feldgewächse lieb hat, der sollte sich jetzt daran machen, diese Schädlinge zu fangen. Besonders wäre das Sache der Jugend, allein man muß sie dafür auch aneifern. Darum Behörden, setzt Prämien aus! Der Nahrungsmittelversorgung wird dadurch guter Dienst getan.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Samstag, 25. Mai 1918
Fliegeralarm während der Gottesdienste. Kardinal von Hartmann hat für die Stadt Köln angeordnet, daß während der Gottesdienste sämtliche Kirchentüren offen bleiben sollen. Wird während eines Gottesdienstes alarmiert, so soll der Geistliche von der Kanzel aus die Gläubigen möglichst beruhigen und auffordern, ohne Gedränge die Kirche zu verlassen, um in den benachbarten Häusern Schutz zu suchen, oder sich in die sicheren Plätze der Kirche selbst (Krypten, Turmhallen) zu begeben. Der Kardinal hat den Papst gebeten, sich bei unseren Feinden dahin zu verwenden, daß die Fronleichnamsprozession nicht durch Fliegerangriffe gestört wird.
In Bonn fällt in diesem Jahre die Fronleichnamsprozession aus, ebenso die für nächsten Sonntag anberaumte Prozession nach dem Kreuzberge.
Eine Wohnungszählung findet im Stadtkreise Bonn am Fronleichnamstage statt. Die Zählung erstreckt sich auf sämtliche bewohnte und leerstehende Wohnungen. Sie erfolgt durch Hauslisten. Die Hauslisten werden in den nächsten Tagen durch die Zähler zugestellt. Sie sind unter Beachtung der auf der Rückseite befindlichen Anleitung erschöpfend auszufüllen und von Freitag, 31. Mai, ab zum Abholen bereitzuhalten. Wo über die Ausfüllung Zweifel bestehen, sind die Zähler zur Auskunft bereit. Auch im Wohnungszählbureau Am Hof 1 (Eingang gegenüber der Buchhandlung Röhrscheid) wird Auskunft gegeben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Die Ausfuhr von Heu aus dem Landkreise Bonn ist bis auf weiteres verboten.
Zwei russische Arbeiter hatten sich wegen Diebstahls vor dem Schöffengericht zu verantworten. Beide verstanden Deutsch. In ihrem Besitze waren Treibriemenstücke, bei dem einen auch Lederriemen und eine Militärpacktasche gefunden worden. Beide waren geständig und wurden wegen Diebstahls, der eine zu zwei Monaten und einer Woche Gefängnis, die durch die Untersuchungshaft für verbüßt erklärt wurden, der andere zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, wovon drei Wochen durch die Untersuchungshaft verbüßt erklärt wurden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Deutsche Bauernansiedlungen und Kriegerheimstätten im Baltenlande! Eine der wichtigsten für unser zukünftiges Volksleben und unsere Volksernährung geradezu ausschlaggebenden Fragen ist die der inneren Kolonisation. Tausende und Abertausende unserer braven Brüder im Felde, noch mehr aber unserer im Feindesland für das Deutschtum kämpfenden Volksgenossen, harren auf Ansiedlung auf eigener Scholle bei Schluß des Krieges. Es sei daher auch an dieser Stelle nachdrücklich auf den am Dienstag abend 8 Uhr stattfindenden Vortrag des Herrn Pfarrer Strauß im Bonner Bürgerverein hingewiesen. Der Eintritt zu diesem Vortragsabend ist frei!
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Sonntag, 26. Mai 1918
Die bürgerliche Kriegsbeschädigten-Fürsorge
soll in der Ludendorff-Spende ihre Verwirklichung finden. Ihr gilt ein Aufruf in der heutigen Nummer unserer Zeitung, der von einem Ausschuß aus Damen und Herren aller Kreise unserer Bevölkerung an alle Bürger und Bürgerinnen Bonns ergeht.
Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist jetzt und später die Fürsorge für diejenigen Kriegsteilnehmer, die im Kampfe für das Vaterland und durch Verwundung oder Erkrankung Einbußen in ihrer Erwerbsfähigkeit erlitten haben. Aus ihren Berufsleben herausgerissen und durch Leiden und Verstümmelung gehemmt, finden sie aus eigener Kraft häufig nicht den Weg in das Erwerbsleben zurück. Nach bestem menschlichen Können wird die Heeresverwaltung den Verwundeten und Kranken, die fürs Vaterland gestritten und gelitten haben, eine Rente gewähren. Aber diese wird für sich allein selten dem Kriegsbeschädigten und seiner Familie ein sorgenfreies Leben ermöglichen.
Die Kriegsbeschädigten wieder tunlichst in ihre frühere Berufsarbeit oder in eine neue passende Betätigung einzugliedern, wird die große Aufgabe der Kriegsbeschädigten-Fürsorge noch lange bleiben. [...]
Bonn müßte nicht Bonn sein, wenn es nicht opferfreudig seinen blutenden Söhnen gäbe, was ihre Wunden von uns fordern. Es mag oft an unsere Tür in diesen schweren Jahren der Sammler angeklopft haben, niemals sind wir zu einer edleren Sache, niemals zur Erfüllung einer heiligeren Pflicht aufgerufen worden, als jetzt, da es gilt, Dank zu zollen unseren Blinden und Krüppeln, unseren Kranken und Siechen, die hinausgezogen jung und frisch und froh und tapfer, uns zu schützen vor Elend und Not, Obdachlosigkeit und Armut. Die Ludendorff-Spende soll ihnen sagen, wie tief wir ihnen danken, wie groß unsere Liebe zur heimatlichen Scholle ist, die wir ihnen zum glücklichen Hafen bereiten wollen.
Dieser Dank ist Ehrensache eines jeden Deutschen, und Bonn wird sich auch hier würdig allen anderen Städten an die Seite zu stellen wissen!
In den Rhein fiel gestern nachmittag beim Schänzchen ein siebenjähriger Jungen, der sich, wie es doch jetzt viele Kinder tun, mit entblößten Beinen im Wasser vergnügt hatte. Ein in der Nähe wohnender Herr sprang in den Fluß und holte schwimmend das schon bewusstlose Kind heraus. Mit einiger Mühe konnte der Junge dem Leben wiedergegeben werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Abgabe von Männer-Anzügen. Die steigenden Anforderungen für den Bedarf der Arbeiter in der Landwirtschaft und Rüstungsindustrie sowie in sonstigen kriegswichtigen Betrieben an Arbeitskleidung haben die Reichsbekleidungsstelle vor die Aufgabe gestellt, in kurzer Zeit drei Millionen Männer-Anzüge zu beschaffen. Ein Teil dieses Bedarfs ist beschafft.
Es fehlt indes noch rund eine Million Anzüge, die nur in der Weise aufgebracht werden können, daß sie aus den Beständen an Altkleidern der Bevölkerung entnommen würden.
Dementsprechend ergeht nun auch seitens der Stadt Bonn in besondere Bekanntmachung die Aufforderung an die Bürgerschaft zur Abgabe von Oberbekleidung. Von dem vaterländischen Sinn der Bonner Bürgerschaft darf erwartet werden, daß die von dem Kommunalverband der Stadt Bonn aufzubringende Zahl der Kleidungsstücke durch die eingeleitete Sammlung freiwillig aufgebracht und so eine spätere zwangsweise Einforderung vermieden wird.
Ein Vogelnest im Schulzimmer. Ein Mitarbeiter berichtet uns: Ein Paar Rotschwänzchen hatte in den Schulsaal eines kleinen Ortes im Landkreise sein Nest gebaut auf dem Kranze, mit welchem die Kinder das Kaiserbild geschmückt hatten. An der Lücke einer zerbrochenen Fensterscheibe flogen die zutraulichen Vögel emsig ein und aus und ließen sich beim Nestbau und beim Ausbrüten der Eier durch die Anwesenheit der Kinder nicht stören. Jetzt sind fünf junge Vögelchen in dem Neste, denen die Alten rastlos Futter zutragen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz – Bonn veranstaltet an der Halle an der Quantiusstraße einen Lehrgang zur Ausbildung von Erster Hülfeleistung und als Krankenträger. Er beginnt Dienstag den 28. d. M., abends 8 Uhr, und wird während vier Wochen jeden Dienstag und Freitag Abend in praktischer Ausbildung von 8 – 9 Uhr und in theoretischer Ausbildung durch den Kolonnenarzt von 9 – 10 Uhr bestehen. Aktive Mitglieder sind zur Teilnahme verpflichtet. Nichtmitglieder zahlen im Voraus Mk. 3.-. Anmeldungen von Herren schriftlich an den Vorsitzenden Rechtsanwalt Felix Joseph Klein (Mühlheimer Straße 3) oder mündlich am Eröffnungsabend.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Montag, 27. Mai 1918
Blumen für unsere Verwundeten. Die schöne Blütenzeit der Rosen ist angebrochen, und die Freude daran ist wohl allgemein bei den Einwohnern und Gästen unserer gepriesenen Gartenstadt. Aber wer denkt dabei der unfreiwilligen Gäste, der vielen Verwundeten, denen diese Freude fast ganz versagt ist, so lange sie an ihr Lager gefesselt sind! Besonders die Schwerverwundeten sind so dankbar und empfänglich für Blumenspenden. Da wäre es in diesen Sammel- und Opferzeiten ein kleines, aber lohnenden „Opfer“, unsere tapferen Helden recht ausgiebig mit Rosen und anderen Blumen zu erfreuen.
Trauer ohne Trauerkleidung. Einen vorbildlichen Aufrufe hat der Ständige Ausschuß der freiwilligen Hilfsausschüsse im Fürstentum Lippe erlassen. Der Ausschuß bittet, dahin zu wirken, daß die weibliche Bevölkerung aller Stände vom Tragen von Trauerkleidung während des Krieges absieht, und nur, wie bei den Männern üblich, durch Anlegen von Trauerflor der Trauer äußerlich Ausdruck gibt. Diese Aufforderung verdient, in weitesten Kreisen unseres Volkes beherzigt zu werden. Die Trauer ist eine Angelegenheit des Herzens, die mit Aeußerlichkeiten nichts zu tun hat. Will aber jemand Schmerz über das Dahinscheiden eines Anverwandten äußerlich zum Ausdruck bringen, so erfüllt ein Trauerflor diesen Zweck genauso wie ein schwarzes Kleid, denn die wirtschaftlichen Verhältnisse der Gegenwart zwingen uns, in bezug auf Kleidung die alleräußerste Beschränkung aufzuerlegen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Warnung vor Wohnungskündigungen. Der Kölner Stadtanz. bemerkt in seiner Nummer 215: Bei den zurzeit herrschenden ungünstigen Wohnverhältnissen werden Mieter wie Vermieter in ihrem eigenen Interesse vor Kündigung von Mietwohnungen, von außerordentlichen, nicht zu umgehenden Notfällen abgesehen, amtlich dringend gewarnt. Die Beschaffung einer anderen Wohnung ist heute schwierig, wenn nicht unmöglich. Auch droht leicht die Gefahr, daß die neugemietete Wohnung am Räumungstage nicht zur Verfügung gestellt werden kann. Das Mieteinigungsamt kann nach den Bestimmungen der Mieterschutzverordnung vom 26. Juli 1917 auf Anrufen eines gekündigten Mieters die ihm zugegangene Kündigung für wirkungslos erklären, wodurch dem gekündigten Mieter das Recht gegeben wird, in der Wohnung zu verbleiben. Hat nun der neue Mieter die bisherige Wohnung bereits aufgegeben, so kann er in die neugemietete Wohnung nicht einziehen und kommt in die Gefahr, wohnungslos zu werden. Vermieter sowohl wie Mieter geraten dadurch in eine schwierige Lage, da die Beschlüsse des Mieteinigungsamtes unanfechtbar sind und der Nachprüfung durch die Gerichte nicht unterliegen. Im eigensten Interesse der Beteiligten wird daher dringend vor nicht unbedingt nötiger und unvermeidbarer Kündigung von Mieträumen oder Erhebung von Räumungsklagen gewarnt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zur Beschlagnahme der Türklinken hat, wie der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein mitteilt, die Kriegsrohstoffabteilung des Kriegsministeriums auf eine Eingabe des Zentralverbandes der Haus- und Grundbesitzervereine Deutschlands wegen Verhinderung des Wuchers bei dem Verkauf von Türklinken geantwortet, daß die Metall-Ersatzstelle in der Lage ist, Ersatz für sämtliche enteignete Türdrücker in brauchbarer Form zu beschaffen. Es könne daher nur dringend geraten werden, daß die Hausbesitzer sich von der Industrie, welche die gegenwärtige Lage auszunutzen versucht, nicht übervorteilen zu lassen, sondern die behördliche Beschaffung des Ersatzes abwarten.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)
Dienstag, 28. Mai 1918
Universität. An der hiesigen Universität sind im laufenden Sommerhalbjahr 6453 Studierende eingeschrieben, darunter 597 Frauen (gegen 5487, darunter 524 Frauen, im Sommerhalbjahr 1917). 5026 Studierende befinden sich im Heeres-, Sanitäts- oder vaterländischen Hilfsdienst. Gefallen sind, soweit bekannt geworden ist, bisher 8 Dozenten, 9 Assistenten und 526 Studierende.
Kardinal von Hartmann hat für die Erzdiözese Köln angeordnet: Wegen der drohenden Fliegergefahr sehe ich mich zu meinem schmerzlichen Bedauern genötigt, anzuordnen, daß innerhalb der Erzdiözese, sowohl in den größeren Städten, wie an den Orten mit größern industriellen Werken, soweit für sie die Vorschrift der völligen Verdunkelung besteht, bis auf weiteres alle Prozessionen, sowohl innerhalb wie außerhalb der Gotteshäuser, zu unterbleiben haben.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Eine Straßenbahn-Abonnementskarte hatte ein jugendlicher Arbeiter aus Beuel gefälscht und zu Fahrten auf der elektrischen Bahn benutzt. Er wurde am Montag von der Strafkammer mit Rücksicht auf seine Jugend zu einer Gefängnisstrafe von acht Tagen verurteilt.
Unfall. Auf dem Adolfsplatz fiel am Sonntag abend ein junger Mann aus einer Schiffsschaukel und verletzte sich so schwer am Kopf, daß er von Feuerwehrleuten zur Klinik gebracht werden mußte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Müllabfuhr wird in Bonn ganz überflüssiger Weise, mit Ausnahme von Mittwochs, täglich besorgt. In großen Städten genügt eine wöchentlich dreimalige Abfuhr vollständig, was hier auch der Fall sein wird. Die Stadt müßte in Bezirke eingeteilt werden. In einem Teil wird Montag, Mittwoch und Freitag, in dem anderen Teil Dienstag, Donnerstag und Samstag abgeholt, und zwar vor 9 Uhr morgens, wie das auch überall Gebrauch ist, damit die Bürgerschaft nicht mehr mit Staub belästigt wird. Durch Einführung dieser Ordnung würde mit einem Schlage erreicht: 1. Die Müllabfuhrgebühren ermäßigen sich um die Hälfte der jetzigen sehr hohen Sätze. 2. Die Hälfte der Gespanne usw. wird frei und könnte 3. Für Brikettfuhren von Brühl jetzt willkommene Verwendung finden. Dadurch würde dann 4. den unverschämten Forderungen der hiesigen und anderen Fuhrleute ein dauerndes Gegengewicht zum Besten der Bürgerschaft geboten. Eile tut Not. Später könnten die überflüssigen Gespanne abgeschafft werden. M.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Mittwoch, 29. Mai 1918
Ernährung und Bekleidung.
Von heute ab wird sämtliches Frühgemüse in den Kreisen Köln-Stadt, Bonn-Stadt und Bonn-Land […] in Zwangswirtschaft genommen. Ausgenommen von dieser Maßnahme sind nur Spinat und Salat. […]
Bei der Beförderung von Frühgemüse aller Art muß daher in den von der Absatzbeschränkung betroffenen Gebiete ein Beförderungsschein verwandt werden. […] Im Stadtkreise Bonn erfolgt die Ausstellung der Beförderungsscheine durch das Lebensmittelamt, Abteilung XII. Die Gemüsebauern werden hiermit nochmals auf die schwere Strafe hingewiesen, der sie sich aussetzen, wenn sie das Gemüse ohne Beförderungsschein fortbringen. Neben dieser Strafe findet jedesmal auch die Beschlagnahme statt. Von der Absatzbeschränkung bleibt unberührt der Absatz in Kleinhandelsniederlassungen und auf öffentlichen Märkten. Für den Verkehr zu benachbarten öffentlichen Märkten und Kleinhandelsniederlassungen wird die Beförderungsgenehmigung nach Bedarf widerruflich für unbestimmte Zeit und für unbestimmte Mengen durch das Lebensmittelamt erteilt. Nach dieser neuen Regelung müßte demnach der Marktverkehr in Bonn durch die Gemüsebauern aus dem Stadtkreise und auch aus den anliegenden Orten des Landkreises aufs beste beschickt werden, und es steht zu erwarten, daß endlich einmal wieder Verhältnisse geschaffen werden, wie sie vor dem Kriege üblich waren. Das Lebensmittelamt wird die Durchführung der Verordnung in rücksichtslosester Weise verfolgen, um endlich einmal die unhaltbaren Zustände im Gemüsewucher zu beseitigen. Im übrigen ist die Gemüseernte in diesem Jahre gut, und es steht zu erwarten, daß wir nicht wieder so große Schwierigkeiten wie im vergangenen Jahre durchzumachen brauchen.
Um den Mißständen, die sich im vergangenen Jahre bei dem frühzeitigen Herausmachen von Frühkartoffeln ergaben, entgegenzutreten, wird in diesem Jahre voraussichtlich durch den kommandierenden General und den Gouverneur ein Ausmacheverbot erlassen werden. Auch wird voraussichtlich vor dem 1. Juli noch ein Höchstpreis für Frühkartoffeln festgelegt werden. Im übrigen ist das Lebensmittelamt mit alten Kartoffeln noch gut versehen, so daß auch in diesem Jahre die schnelle Ernte der Frühkartoffeln nicht so herbeigesehnt wird, wie es im vergangenen Jahre der Fall war. […]
Die Abgabe von Herrenanzügen geht zunächst noch recht spärlich vor sich. Es kann jedoch jedem besseren Haushalt nur dringend empfohlen werden, baldmöglichst wenigstens einen Herrenanzug gegen Abgabebescheinigung in der Altkleiderstelle abzuliefern. Das städtische Bekleidungsamt legt gar keinen Wert darauf, daß diese Abgabe unentgeltlich erfolgt. Im Gegenteil, es ist Anordnung getroffen, daß die Preise für die Abgabe alter Sachen durchaus angemessen sind und weit über das Maß hinausgehen, was man zu Friedenszeiten zahlte. Wer jedoch glaubt, auf die unentgeltliche Abgabe seines Anzuges Wert legen zu müssen, der lasse sich bei der Altkleiderstelle den Betrag auszahlen und liefere ihn bei der Arndt-Eiche wieder ab. Dann tut er für die Witwen und Waisen von Bonner Kriegern das beste Werk. […]
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Aenderungen im Signaldienst bei Luftgefahr. Die Einrichtungen für den Signaldienst bei Luftgefahr sollen hier in Bonn in einigen Punkten verändert und verbessert werden. Eine unmittelbare Fernleitung von der Flakgruppe in Troisdorf nach dem Polizeiamt soll den Nachrichtendienst beschleunigen. An Stelle des Kirchengeläutes, der Dampfpfeifen und der Hornistensignale werden Signalbomben verwandt werden, und durch eine weitere dritte Sirene soll die Warnung lauter gestaltet werden. Die drei Sirenen werden dann voraussichtlich auf der Elisabethkirche, auf der Stiftskirche und auf der Marienkirche Aufstellung finden, die Signalbomben werden von den Kasernen in der Ermekeilstraße und in der Rheindorfer Straße von der Polizeiwache abgeschossen werden. Diese Einrichtungen kosten rund 10.000 Mark. Es soll angestrebt werden, alle Aufwendungen für den Signaldienst bei Fliegergefahr vom Reich oder Staat ersetzt zu erhalten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Schließung zweier Mühlen. Auf Grund der Reichsgetreideordnung für die Ernte 1917 ist die Schließung der Mühlen von Peter Land Bonn, Am Burggraben 38, und Salm und Hupperich, Bonn, Bonner Straße 18 vom 1. Juni 1918 bis auf weiteres angeordnet worden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“
Donnerstag, 30. Mai 1918
Wegen des katholischen Feiertages Fronleichnam erschien an diesem Tag nur die Bonner Zeitung.
Fliegeralarm. Gestern vormittag 11½ Uhr wurde der Festungsbezirk Köln alarmiert, weil die Annäherung feindlicher Flieger gemeldet worden war. Ein Angriff ist nicht erfolgt.
Ueber deutsche Bauernansiedlungen und Kriegerheimstätte im Baltenlande sprach Dienstag abend Pfarrer Strauß in der Deutschen Vaterlandspartei. […] Im Baltenlande – auch Livland, Estland und Litauen kommen für die Ansiedlung in Betracht – ist Boden genug vorhanden, um mehrere Millionen deutscher Bauern ausreichend damit versehen zu können. […] So will das Baltenland seinen deutschen Befreiern seinen Dank abstatten. Etwas Großes bereitet sich vor: die Schaffung eines neuen deutschen Volksstammes, ein Werk also, das unser aller Teilnahme und Hilfe verdient. – Der Vortrag fand größte Aufmerksamkeit und am Schluß lebhaften Beifall. Der Vorsitzende, Geheimrat Litzmann, gedachte zu Beginn der Versammlung unserer im Westen kämpfenden Brüder, Söhne und Freunde mit den herzlichsten Wünschen und teilte zum Schluß mit, daß Großadmiral v. Tirpitz für den kommenden Herbst einen Vortrag in Bonn zugesagt habe.
16 Bauern vom Vorgebirge, die sich im vorigen Jahre beim Verkauf von grünen Bohnen, Johannisbeeren usw. mit den Höchstpreisen nicht begnügen konnten, wurden gestern von der hiesigen Strafkammer zu Geldstrafen von 150 bis 1240 Mark bestraft. Zwei andere wurden freigesprochen, mehrere weitere Fälle vertagt.
Bei dem Fliegeralarm wurde die Sitzung der Strafkammer sofort unterbrochen. Richter, Angeklagte, Zeugen und Zuhörer begaben sich in den bombensicheren Keller des Gerichtsgebäudes.
Das private Seifensieden ist schon seit längerer Zeit verboten. Die Behörden haben Veranlassung, das Verbot aufs neue in Erinnerung zu bringen. Fette und Oele, die im Haushalte nicht mehr zu verwenden sind, können auf dem Schlachthofe abgeliefert werden, sie werden von dort aus der zweckmäßigen Verwertung zugeführt.
Der Verkauf getragener Kleider im städtischen Bekleidungsamt wird nächsten Montag wieder eröffnet. In Betracht kommen nur Inhaber des Lebensmittelkarten A.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Freitag, 31. Mai 1918
Zur Theaterfrage! Am Freitag sollen die Stadtverordneten wieder ihre Zusage zu dem Theatervertrag mit Köln geben. Wir hoffen bestimmt, daß die Herren vor der Entschließung das Für und Wider genau prüfen. Weshalb spielt in Bonn jetzt nur ein Operettentheater? Gerade in dieser Kriegszeit, in der das Theater als Bildungsstätte auf das Volk wirken sollte und müßte. Alle andern Stadttheater spielen mit künstlerischem und finanziellem Erfolg. Und daß das Stadttheater in Bonn ein Bedürfnis ist, beweist der Sturm auf die Kasse; es war immer bald ausverkauft, zumal fast alle guten Plätze gepachtet waren – nur die letzte Reihe vom ersten Sperrsitz blieb frei. Es sollte aber allen Gelegenheit gegeben werden, gute Unterhaltung und Erbauung im Theater zu finden; denn ein Stadttheater muß Gemeingut sein, was es aber unter den Köln-Bonner Verhältnissen nicht ist und nicht sein kann. Die wenigen Vorstellungen für Rüstungsarbeiter usw. genügen nicht. Darum sollte bei den Entschließungen auch Rücksicht auf die Arbeiter genommen werden, die doch als Steuerzahler auch Teil haben an der Finanzierung des Theaters. Der Arbeiter kann unter den gegebenen Umständen die Vorstellungen, die schon um 6½ Uhr oder spätestens 7 Uhr beginnen, gar nicht besuchen, die lange Arbeitszeit hindert ihn daran. Warum kann nun Bonn, da doch die Stadt – wie aus den Ausführungen des Theaterausschusses hervorgeht, - das Theater finanziell sicher stellt, kein eigenes Theater haben? Wäre es nicht gut, wenn der Theaterkulturverband sich einmal mit der Bonner Theaterfrage beschäftigte? Ein an der Theaterfrage interessierter Arbeiter im Auftrage vieler.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Eingesandt“)
Das Fronleichnamsfest ist in Bonn still verlaufen. Die Fliegergefahr ließ es rätlich erscheinen, auch hier den Umzug zu unterlassen. Die Gottesdienste waren stark besucht. Ueber die Feier in Köln berichtet die Kölner Volksztg. aus Köln, 30. Mai: Das Fronleichnamsfest wurde gestern abend und in der Frühe des heutigen Vormittags durch feierliches Glockengeläute eingeleitet; allerdings war das Feiergeläute nicht mehr von der Wucht und Kraft der vergangenen Jahre, da manche Kirchen infolge des Krieges ihre Glocken und dazu die schönsten und volltönendsten hergeben mußten. Auch die Fronleichnamsprozession, die sonst zu Ehren des eucharistischen Heilandes durch die Städte und Dörfer, durch Feld und Flur zieht, mußte in unserer Stadt und den Vororten unterbleiben. Statt dessen fand in den Kirchen feierlicher Gottesdienst statt, und in der hohen Domkirche hielt um 9.30 Uhr Kardinal und Erzbischoff von Hartmann ein feierliches Pontifikalamt unter Assistenz der Domkapitulare Blank, Düsterwald und Steffens. Im Chor wohnten demselben die Weihbischöfe Müller und Lausberg, die Domkapitulare und der Domklerus, sowie die Professoren und Alumnen des Priesterseminars bei, während Chorumgang, Mittelschiff usw. Tausende von Andächtigen sah. Unter des Domkapellmeisters Prof. Joh. Schultes Leitung sang der Domchor die Messe Panis angeliens von dem verstorbenen Domkapellmeister Koenen und die Hymne Vincenti Berbo von Prof. Schulte.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Schulspeisung durch Gewährung von ½ Liter guter kräftiger Morgensuppe an jedes Kind soll nach den Herbstferien eingeführt werden. Der Preis beträgt wöchentlich 39 Pfg., die für Unbemittelte durch die Armenverwaltung bezahlt werden. Die erstmaligen Kosten betragen 20.000 Mk., die monatlichen Kosten 10.000 Mk.
Der Theatervertrag zwischen Bonn und Cöln soll auch für die Spielzeit 1918/19 erneuert werden. Die Vereinigten Cölner Stadt-Theater geben wöchentlich zwei Schauspielvorstellungen und nach Wahl der Stadt Bonn eine Anzahl Opernvorstellungen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)