Samstag, 1. April 1916
Auf der Bismarcksäule wird heute abend zum Geburtstage Bismarcks das übliche Festfeuer angezündet werden.
Backverbot für Kuchen, Röggelchen und Zwieback. Die Mehl- und Brotversorgung sowie die Backwarenbereitung im Stadtkreise Bonn werden durch zwei in dieser Zeitung veröffentlichte Verordnungen des Oberbürgermeisters neu geregelt. Es dürfen nur noch Schwarzbrot, Feinbrot und Grahambrot gebacken werden, ausdrücklich verboten ist das Backen von Röggelchen (Weißbrot), Graubrot, Zwieback, Kuchen, Spekulatius, Waffeln, Printen und Honigkuchen. Den Bäckereien ist auch das Verkaufen von Kuchen verboten. Die Konditoren bedürfen zum Kuchenbacken der schriftlichen Erlaubnis des Oberbürgermeisters. Die neuen Verordnungen treten am 5. April in Kraft.
Höchstpreise für Blei. Eine unerwartete und unbegründete Preissteigerung für Blei hat dazu geführt, daß auch für dieses Metall, sowohl rein als auch in Verbindung und Erzeugungsvorstufen aller Art, Höchstpreise mit Wirkung vom 1. April ab festgesetzt werden. Die wiederholten Verstöße gegen die bisherigen Höchstpreisbestimmungen haben Anlaß gegeben, die für Höchstpreisüberschreitungen angedrohten Strafen besonders nachdrücklich zu betonen. Neben Geldstrafe und Gefängnisstrafe kann auch auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Bei einer Zurückhaltung von Vorräten mit der Absicht der Preistreiberei ist die sofortige Enteignung zu gewärtigen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das Trommelfeuer an der Westfront auf dem Venusberg, in Godesberg usw. hörbar. Gestern wurde uns gemeldet, daß das Trommelfeuer auf dem Venusberg hörbar sei. Aus Godesberg geht uns ferner folgende Notiz zu: Es dürfte wohl interessieren, daß heute, am 31. März, von 4 bis gegen 7½ Uhr, schwerstes Trommelfeuer von der Westfront hier in Godesberg hörbar war. Im dumpfen Dröhnen war doch jeder Schuß deutlich wahrnehmbar – und zählte ich etwa 45 pro Minute. Zeitweilig in zwei Sekunden drei Schläge. Zwischendurch hörte man bedeutend lauter die schweren Mörser-Schläge.
Sogar aus Geislar wird uns mitgeteilt, daß auch dort in den letzten Tagen das Donnern der Geschütze an der Westfront in wechselnder Stärke deutlich wahrnehmbar gewesen sei.
Zu dem Bismarck-Gedächtnistag, an dem heute abend der Alldeutsche Verband, der Deutsche Sprachverein, der Bonner M.-G.-V. Concordia, der Bonner Turnverein, der Bürger-Verein Eintracht, der Deutsche Flottenverein, die Deutsche Kolonialgesellschaft, der Verein für Evangelische Freiheit und der Westerwaldklub teilnehmen, haben deren Mitglieder freien Eintritt.
Sparet mit Eiern! Es ist dringend vaterländische Pflicht, während der Kriegszeit auf den Verbrauch von Eiern zum Osterfeste zu verzichten und auch sonst nach Kräften an Eiern zu sparen. Die Eiervorräte sind nicht groß und müssen daher vor allem zur Versorgung der Lazarette, Krankenhäuser und Heeresverwaltung und als Fleischersatz für minder Bemittelte dienen. Diese Maßnahme, deren Beachtung von dem vaterländischen Sinne aller Beteiligten mit Sicherheit erwartet werden darf, sei namentlich auch der ländlichen Bevölkerung, die selbst Hühner hält, ans Herz gelegt.
Ein falsches Gerücht. Ein Verbot des Tragens weißer Stoffe soll angeblich von den Behörden geplant sein, um „Seife zu sparen“. Dieses merkwürdige Gerücht ist in weiten Kreisen verbreitet. Nach Erkundigung, die der „Konfektionär“ an bestunterrichteter Stelle eingezogen hat, handelt es sich um ein völlig haltloses Gerede, das jeder Begründung entbehrt. Wenn die Behörde den Seifenverbrauch einschränken will, hat sie hierfür ganz andere und wirksame Mittel!
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Einen Aufruf zur Papiersammlung erlassen die Vaterländischen Vereinigungen: Auch in den Papierabfällen steckt in heutiger schwerer Kriegszeit ein großer Wert! So ist daher unabweisbare Pflicht jedes Haushalts, ebenso wie die Küchenabfälle auch Papier und Papierabfälle aller Art zu sammeln. Die Vaterländischen Vereinigungen Bonn sind bereit, das gesammelte Papier in den Wohnungen abholen zu lassen und bitten um kurze Nachricht durch Fernsprecher oder Postkarte nach ihrer Sammelstelle in der Rheinisch-Westfälischen Disconto-Gesellschaft, Münsterplatz 1-3.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 2. April 1916
Arndt-Eiche in Eisen. In der verflossenen Woche wurden wieder manche Nägel, Adlerfedern und andere Zierrate für die Eiche gestiftet, so von der Skatgesellschaft B.B.F., den Augustinerinnen aus dem Albertinum und der 2. Kompagnie des 1. Landsturm-Bataillons Bonn. Zur Nagelung erschienen alsdann der Poppelsdorfer Kinderhort und der Kessenicher Kindergarten, am gestrigen Geburtstage Bismarcks das Drammersche Lyzeum, der Bismarcktisch der Lese- und Erholungsgesellschaft und der Liberale Bürgerverein in Bonn.
Heute, Sonntag, werden um 10½ das Pfandfinderkorps und nachmittags 5½ Uhr das Bonner Stadtsoldatenkorps zur Nagelung erscheinen.
Die Gesamteinnahme beträgt bisher rund 56.800 Mark. Der Betrag des eingetauschten Goldes beläuft sich auf ungefähr 10.000 Mark.
Wegen des edlen Zweckes unserer Arndt-Eiche werden unsere Mitbürger, die noch nicht für die Eiche gespendet haben, gebeten, ihr doch baldigst eine Gabe zuzuwenden.
Im Metropoltheater beginnt morgen, Montag, die Aufführung des neuen Riesenfilms „Nero“. Die in acht Akten eingeteilte Handlung dieses Werkes ist nach den Aufzeichnungen des römischen Philosophen und Geschichtsschreibers Sueton zusammengestellt. Die Aufführung wird von Chorgesängen des Kölner Solistenquartetts begleitet.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Brennt niemals wieder Petroleum! Der Krieg hat eine tief einschneidende Wirkung, aber dieses Mal in einem erfreulichen Sinne, gehabt auf die Verdrängung des Petroleums. Weil von Amerika keines mehr hereinkommt, hat die Gasbeleuchtung einen außerordentlichen Aufschwung genommen, noch weit stärker, als das noch zu Friedenszeiten der Fall war Aber nicht nur während der Kriegszeit, sondern auch späterhin wird es dauernd von größter Wichtigkeit sein, die Petroleumverwendung zu vermeiden; denn es sind lange Zeit hindurch früher jährlich bis zu 120 Millionen Mark für Petroleum an Amerika von deutscher Seite bezahlt worden. Unzweifelhaft wird nach Friedensschluß die Notwendigkeit vorliegen, eine Reihe von Stoffen, z. B. Baumwolle, aus dem Auslande in größeren Mengen alsbald zu beziehen. Jedermanns Pflicht ist es aber, an seinem Teil darauf hinzuwirken, daß der Geldabfluß an das Ausland für Einkauf nicht größer wird, als unbedingt notwendig ist, sondern daß wir unser Geld für uns behalten, dessen wir für vieles, das nach dem Krieg neu aufgebaut und neu geschaffen werden muß, dringend bedürfen. Also deshalb: niemals wieder Geld für Petroleum an Amerika!
Ausfuhr von Fett, Speck und Eiern. Wie der Vorsitzende des Kreis-Ausschusses in der heutigen Nummer unseres Blattes mitteilt, bedarf die Ausfuhr von Fett und Speck aus dem Landkreis Bonn von heute ab der Genehmigung des zuständigen Bürgermeisters. Der Bürgermeister kann die Ablieferung der Waren für die Volksernährung gegen Entrichtung des Höchst- oder eines dem Wert der Ware entsprechenden geringeren Preises verlangen. Die Ausfuhr von Eiern aus dem Kreise ist verboten.
Grober Unfug. Eine Dame von hier stellt uns eine der bekannten „Kettenkarten“ zur Verfügung, die ihr dieser Tage durch die Post zuging. Außer einem Spruch, der sich auf den gegenwärtigen Krieg bezieht, enthält die Karte die Aufforderung, den Inhalt ohne Unterschrift neun Tage lang jeden Tag einem anderen zu senden. Jeder, der diesen Spruch weitergibt, soll am neunten Tag eine große Freude erleben, der aber dies unterlässt, kein Glück mehr haben. Obwohl die Behörde immer wieder vor der Weiterverbreitung dieser Karten warnt, gibt es doch noch ängstliche Gemüter, die den Unfug aus Furcht vorn dem angedrohten Unglück durch Abschreiben des Spruches fördern. Leider ist es bislang nicht gelungen, der Urheber habhaft zu werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Soldatenheim im Gesellenhause, Kölnstraße. Der reichhaltige Tagesplan für den morgigen Sonntag sieht u. a. vor: einen Vortrag des Herrn cand. jur. Kleinsorg über die Bilanz des Weltkrieges (1. Fortsetzung), das Duett „Eine musikalische Ehe“, Zauberkunststücke des Herrn Joh. Plötz und die Deklamation „Max und Moritz“ (mit Lichtbildern) von Herrn Schröder. Mögen recht viele Soldaten jedweden Bekenntnisses an den Veranstaltungen teilnehmen. – Lesesaal, Bücherausleihstelle und Schreibzimmer sind von 2 Uhr an geöffnet.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 3. April 1916
Bismarck-Gedenkfeier.
Nachdem im vorigen Jahre Bismarcks 100. Geburtstag wie im ganzen Deutschen Reiche, so auch im bismarcktreuen Bonn in großen und denkwürdigen Kundgebungen gefeiert worden war, vereinigte sich heuer wieder eine Anzahl von Vereinen, um den Bismarck-Gedenktag würdig zu begehen. Wohl aus der Erwägung heraus, daß gerade unsere Gegenwart mit ihren großen und schweren vaterländischen Aufgaben immer und immer wieder auf die starke Persönlichkeit Bismarcks hingewiesen werden müsse, hatten sich der Alldeutsche Verband, der Sprachverein, der Flottenverein, die Kolonialgesellschaft und ihr Frauenbund sowie der Liberale Bürgerverein und andere Vereinigungen im Festsaal der Lese zu einer Bismarckfeier zusammengefunden. Ein Musikvortrag der von Herrn Kapellmeister John geleiteten Bonner Landsturmkapelle eröffnete wirkungsvoll die Feier. Darauf begrüßte Herr Dr. Günther, der Vorsitzende der Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes, die stattliche Versammlung. Er betonte, es entspreche dem deutschen Empfinden, daß der Geburtstag Bismarcks festlich begangen und damit vom Alltag des Lebens getrennt werde, und zählte dann die hervorragendsten Eigenschaften Bismarcks auf, an dem sich das deutsche Volk in allen Zeiten aufrichten könne. Jeder Deutsche ehre sich selbst am meisten dadurch daß er seinen Bismarck in Ehren halte. Unter Musikdirektor Joseph Werths vorzüglicher Leitung sang ein Soldatenchor aus Godesberg das Lied „Heil Kaiser Dir“, in dem vor allem das in jeder Strophe wiederkehrende „Wir Deutsche fürchten Gott und stehn für unsern Kaiser“ von starker Wirkung war. Turninspektor Schröder knüpfte in seinem Kaiserspruch an den vor 50 Jahren geschlossenen Frieden von Nicolsburg an, der, ein Meisterstück Bismarckscher Staatskunst, auch die Grundlage für unser enges Bündnis mit Oesterreich-Ungarn im gegenwärtigen Riesenkampfe sei. In diesem Kampfe sei das deutsche Volksbewußtsein neu gestärkt worden. Das deutsche Volk wolle sich wehren, in Zukunft noch mehr als bisher, bis zum endgültigen Siege über alle seine Feinde. Dem tapferen und siegreichen Führer unserer Heere, dem Kaiser, gehöre mehr wie je die Liebe des deutschen Volkes, das besonders am Bismarcktage sein Treuegelöbnis zu Kaiser und Reich freudig aufs neue bekunde. Dem von dem Redner ausgebrachten und von der Versammlung begeistert aufgenommenen Hurra auf den Kaiser folgten das gemeinsam gesungene „Heil dir im Siegerkranz“, zwei von dem Soldatenchor sehr schön vorgetragene Lieder u. das gemeinsame Lied „Stolzer Rhein, nun trag zum Meere“. Dann nahm der Hauptredner des Abends, Freiherr v. Vietinghoff-Scheel aus Mainz, Hauptgeschäftsführer des Alldeutschen Verbandes, das Wort. Der Redner betonte in seinen häufig von Beifallskundgebungen unterbrochenen Ausführungen vor allem Bismarcks gewaltige Willensstärke, mit der er Tausende und Abertausende mit sich fortzureißen und bei der Durchführung seines großen Werkes alle Hindernisse und Widerstände zu überwinden vermocht habe. Die größten Hindernisse und Widerstände habe Bismarck nicht bei seinen offenen Gegnern zu überwinden gehabt, sondern bei der Menge der Schwachwilligen, die ihm wie eine zähe, dickliche Masse entgegenwirkten und die u.a. auch gegenseine wirksame Beschießung von Paris gewesen wären. Trotz aller Widerstände habe Bismarck ruhig sterben können in dem Bewußtsein, daß er seinen starken Willen dem deutschen Volke überliefert habe als das köstlichste Erbgut, das je ein Mann seinem Volke zu überliefern vermochte. Bei allen großen Geschehnissen, besonders im politischen Leben, gebe es zwei Hauptgruppen, die der Willenstarken, die ihr hochgestecktes Ziel unverrückt im Auge haben, und die Schar der Willensschwachen, die immer und immer wieder zur Vorsicht mahnen. Dieser Widerstreit zwischen Willensstarken und Schwächlingen habe auch jetzt noch nicht aufgehört. Das deutsche Volk möge in seiner gegenwärtigen größten Schicksalsstunde, die je ein Volk zu durchleben hatte, den starken Bismarckschen Willen in sich festigen, dann dürfe es hoffen, daß die Schwächlinge einmal hinweggefegt werden und ihm eine große Zukunft erblühe. In dieser Hoffnung solle zum Gedächtnis des großen Kanzlers das von ihm am meisten geliebte Lied das deutsche Land durchbrausen, das Lied, mit dem sich ganz Deutschland in diesem großen Kampfe zusammengefunden und unter dem Deutschland alle Opfer gebracht habe: Deutschland, Deutschland über alles. Die Versammlung sang stehend die drei Strophen von Deutschland über alles und spendete dem Redner dann einmütig begeisterten Beifall. Zum Schluß der Feier erfreute der Soldatenchor die Versammlung noch mit einigen Liedern, von denen besonders das bekannte „Stilleben“ wohlverdiente Anerkennung fand.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ausstellung von Verwundeten-Arbeiten. In den Tagen von Mittwoch bis Freitag dieser Woche findet wieder eine Ausstellung mit Verkauf von Arbeiten aus den hiesigen Lazaretten statt. Den früheren Ausstellungen wurde von der Bürgerschaft allseitiges Interesse entgegengebracht, zumal unter den Arbeiten sich recht gute Stücke befanden. Da der Erlös im Interesse der Verwundeten verwandt wird, kann der Besuch der Ausstellung und der Ankauf der Arbeiten nur empfohlen werden.
Das prächtige Frühlingswetter des gestrigen Lätaresonntags hatte schon in früher Morgenstunde Jung und Alt in Gottes freie Natur gelockt. Alle Verkehrsmittel, die in die Umgebung führen, waren mit Ausflüglern dicht besetzt. Vielfach hatten die Gasthäuser der Umgegend für den zu erwartenden starken Verkehr ihre Gartenlokale hergerichtet, Allenthalben konnte man dann auch die Ausflügler im Freien sitzend beobachten; kein Wunder, denn das Thermometer zeigte in den frühen Nachmittagsstunden bereits eine Höhe von 22½ Grad Wärme. Sehr stark war der Besuch auf diesseitigen Höhen, um das Geschützfeuer vom westlichen Kriegsschauplatz zu hören. Auch sie sind nach ihrer Versicherung auf ihre Rechnung gekommen, da der dumpfe Schall der Geschütze bei der klaren Luft deutlich vernehmbar war.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Installationskursus. In der Königlichen Maschinenbauschule zu Köln beginnt am 5. April d. J. ein zweiter Installationskursus für kriegsbeschädigte Gas-, Wasser- und Elektro-Installateure, die durch ihre Beschädigung an der praktischen Ausübung des Gewerbes nicht behindert sind. Die Kursusdauer wird voraussichtlich 4 – 8 Wochen umfassen. Die Anmeldungen müssen an den Ausschuß für Kriegsbeschädigten-Fürsorge der Stadt Bonn, Hundsgasse 10, alsbald gerichtet werden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 4. April 1916
Provinzialmuseum. Der Besuch des Provinzialmuseums war in dem soeben abgelaufenen Verwaltungsjahr trotz des Krieges sehr rege; er bezifferte sich im ganzen auf rund 5200 Personen. Erfreulicherweise machten die Soldaten der hiesigen Garnison und die Verwundeten der hiesigen Lazarette von der ihnen gewährten Vergünstigung des freien Eintritts auch in den sonst nicht unentgeltlichen Besuchsstunden starken Gebrauch. Für die Benutzer des illustrierten Museums-Führers, der jetzt in zwei Bänden vorliegt, ist eine sehr bequeme Einrichtung im Museum getroffen worden: in sämtlichen Schränken und an den wichtigsten Denkmälern und Denkmälergruppen sind Schildchen mit einem Hinweis auf die Seitenzahl des Führers angebracht, so daß langes Suchen, welches sonst so oft die Benutzung der gedruckten Führer in den Museen erschwert, überflüssig ist.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Schiefertafel kommt wieder zu Ehren. Um der Papierverschwendung in den Schülerheften vorzubeugen, hat der Unterrichtsminister v. Trott zu Solz unter dem 18. März eine Verfügung erlassen, die einem alten Uebelstande, unter dem kinderreiche Familien oft gelitten haben den Garaus macht. In der Verfügung heißt es: „Es ist vor allem darauf zu halten, daß die Schüler und Schülerinnen nur soviel Hefte führen, als für den Unterrichtszweck unumgänglich notwendig ist, und daß sie ferner die Hefte voll ausnutzen, also bei den schriftlichen Darstellungen jede Raumverschwendung vermeiden und die Hefte auch regelmäßig aufbrauchen. Die Forderung, daß die Hefte noch mit besonderen Umschlägen zu versehen sind, ist schon in gewöhnlichen Verhältnissen nicht durchweg berechtigt, kann aber jedenfalls während des Krieges nicht beibehalten werden. In geeigneten Klassen und Fächern ist statt der Hefte in möglichst weitem Umfange die Schiefertafel zu benutzen.“
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Automaten-Dieb. Vor einigen Tagen wurde einem Soldaten auf der Straße Automaten-Schokolade und Bonbons zum Kaufen angeboten. Der Soldat schöpfte Verdacht, weil der Preis 4 Stück zu 25 Pfg. zu niedrig war, daß der Junge auf unehrliche Weise in den Besitz derselben gekommen sei. Am folgenden Tage bemerkte der Soldat den Jungen, wie er sich an einem Automaten auf der Bornheimerstr. zu schaffen machte. Zur Rede gestellt, lief der Junge nach der Franzstr. zu eiligst davon. Auf Ersuchen des Soldaten stellte die Automaten-Besitzerin (eine Wirtin) durch Nachsehen fest, daß der Automat durch Nachschlüssel geöffnet und eines großen Teiles des Inhalts beraubt worden war. Jetzt hatte die Wirtin auch eine Erklärung dafür, warum in letzter Zeit so häufig die oberen Behälter leer wurden, und trotzdem kein Geld in der Automatenkasse war. Allein in der letzten Woche war für 10,80 Mk. gestohlen worden. Es wäre zu wünschen, daß der jugendliche Dieb, der trotz des warmen Wetters ein langes Capes trug, ermittelt würde, damit andere vor Schaden bewahrt bleiben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 5. April 1916
Butterverkauf. Die Butterkarte berechtigt in dieser Woche wieder zum Bezuge von einem Fünftel Pfund Butter oder Margarine für jede Person. Die Höchstpreise betragen für ausländische Butter 3 M., für inländische Süßrahmbutter 2,55 M., Landbutter 2,35 M., Abfallbutter 1,95 und Margarine 2 M. das Pfund.
Ein Schlachtverbot für Schweine unter 180 Pfund Lebendgewicht, zur Zucht geeignetes Rindvieh und Milchkühe veröffentlicht der Oberbürgermeister im Anzeigenteil dieser Zeitung. In derselben Bekanntmachung wird die Ausfuhr von Nutzrindern aus dem Stadtbezirk verboten und die Ueberwachung der privaten Schlachtungen angeordnet.
Frauenkleidung eine Verantwortung. In Hilfsarbeit und Wirtschaftskampf erfüllt die deutsche Frau ihre Kriegspflicht. Auch in ihrer persönlichen Lebenshaltung sollte sie Vaterlandstreue beweisen. Nicht nur in der einfachen kriegswirtschaftlichen Haushaltsführung, sondern auch in ihrer Kleidung kann sie zeigen, daß sie zum Durchhalten helfen will. Es ist ihre vaterländische Pflicht, sich nach den vorhandenen Vorräten an Web-, Wirk- und Strickwaren zu richten und nicht unbedacht eine fremde Mode mitzumachen, die viel von dem verbraucht, was jetzt knapp ist. Nicht unschöne enge Röcke, die die Formen stark hervortreten lassen, nicht weite, faltige Röcke, die zur Zeit der Knappheit unnötig viel Stoff verlangen, nein, einfacher, schlichter Schnitt zeichnet die Kleidung einer wahrhaft deutschen Frau aus. Sie muß ihre Kleidung mit Ueberlegung wählen und zusammenstellen. (Ev. F.)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine Aufforderung Ihrer Zeitung, alle brach oder ungenützt liegenden Grundstücke zu bepflanzen, oder sie unentgeltlich zur Bepflanzung an Minderbegüterte zu überlassen oder sie der Stadt Bonn zu diesem Zwecke zur Verfügung zu stellen, ist recht dankenswert. Sollte nicht eine Bepflanzung des noch unbebauten Teiles des der Stadt Bonn gehörigen sog. Kasernengeländes zwischen Friedrichsplatz und Mülheimer Straße bezw. Mülheimer Platz möglich sein? Wenn ja, so säume man auch hier nicht länger. Die brachliegenden Grundstücke mitten in der Stadt können bei einer Bepflanzung für das Auge nur gewinnen. Civis.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Eingesandt“)
Tapfere Wehrbündler. Man schreibt uns aus Oberkassel, 4. April. Einen guten Fang machten zwei hiesige Wehrbündler, die, von einer Uebung zurückkehrend, nachts auf der Straße drei Personen begegneten, die ihnen durch scheues Benehmen auffielen. Bei genauerem Zusehen ergab sich, daß es sich um französische Gefangene handelte. Kurz entschlossen nahmen die jungen Leute in Wehrbunduniform die Franzosen fest, die in der Annahme, Soldaten vor sich zu haben, keinen weiteren Widerstand zu leisten wagten. Während ein Franzose sein Heil in der Flucht suchte, gelang es, die beiden anderen zur Wache des hiesigen Gefangenenlagers zu bringen, wo sie sich sehr darüber wunderten, daß die beiden jungen Leute, die ihre Festnahme allein bewerkstelligt hatten, „nix Soldat“ waren. Die französischen Soldaten, die von Darmstadt kommend schon seit elf Tagen unterwegs waren, wurden am anderen Morgen nach dem Gefangenenlager Wahn abtransportiert.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städt. Milch-Anstalt. Aus Betriebsrücksichten wird die Säuglingsmilch von Mittwoch den 12. April ab den Abnehmern nicht mehr in die Wohnung zugestellt. Von diesem Tage ab erfolgt die Abgabe der Milch ausschließlich in Schulen durch die Schuldiener und zwar gegen Vorzeigung einer Ausweiskarte. Die Ausweiskarten werden ausgestellt auf mündlichen Antrag im städtischen Gesundheitsamte Franziskanerstraße 9, 1. Stock, Zimmer Nr. 14, am Mittwoch den 5., Donnerstag den 6. und Freitag den 7. April, vormittags von 9 bis 12 und nachmittags von 4 bis 6 Uhr. Auch werden bis auf weiteres Anmeldungen zum Bezuge der Säuglingsmilch nur mündlich im städt. Gesundheitsamt unter Vorlage des Familienstammbuches entgegengenommen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 6. April 1916
Der Bonner Lazarettzug ist von seiner 80. Fahrt zurückgekehrt und hat seine Verwundeten in Bamberg ausgeladen. An Liebesgaben sind wie immer erwünscht: Zigarren, Zigaretten, Rotwein, Kognak, Pantoffeln, Marmelade in Blecheimern, besonders aber Kopfkissenbezüge, Größe 50 zu 60. Dies alles ist abzugeben Bahnhofstraße 40. (...)
Bonner Wehrbund. Eine Abteilung des Bonner Wehrbundes hatte die Höhen auf dem Venusberg bei Kessenich, Dottendorf und Friesdorf besetzt. Gegen diese Stellungen rückten vom Rhein her drei gegnerische Gruppen an. Der Führer dieser Gruppen beschloß, die Stellungen von der Flanke anzugreifen. Mit überlegenen Kräften stürmte er die Friesdorfer Höhe und warf die dort stehenden Verteidiger zurück auf die Mitte des Kampfplatzes, die Dottendorfer Höhe. Ausgesandte Verstärkungen verliefen sich und trafen daher nicht rechtzeiitg ein, um die Friesdorfer Stellung zu halten. Nach erfolgter Erstürmung der Friesdorfer Höhe konnte die Dottendorfer Stellung, die nun von zwei Seiten angegriffen wurde, auch nicht mehr gehalten werden. Erfolgreicher waren die Verteidiger der Kessenicher Stellung, die ihren Platz siegreich behaupten konnten, da sie von schwächeren Kräften angegriffen wurden. – An den beiden Ostertagen soll eine Wanderung in den Westerwald unternommen werden, die hoffentlich eine gute Beteiligung finden wird.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Hamsterfieber. Das Einhamstern ist einer der dunkelsten Punkte unseres Wirtschaftslebens im Kriege. Der Umfang, in dem es geübt wurde und geübt wird, wirft ein bedenkliches Licht auf die geringe soziale Reife und den Mangel an Pflichtgefühl der Gesamtheit gegenüber – wenn man diesen Mangel nicht als Entschuldigung für den Hamsterer ansehen will, denn für gewöhnlich kommt dem Hamsterer gar nicht zum Bewußtsein, daß sein Tun seine Nebenmenschen schwer schädigt und zur Gefahr für die Gesamtheit werden kann. Möglicherweise bildet sich der Hamsterer auf seine Schläue und Vorsicht noch etwas ein und denkt nicht daran, daß diese Vorsicht eine kurzsichtige Gesinnungslosigkeit ist. So erheiternd und ungefährlich der Hamster von Kochsalz z. B. ist, so traurig ist es, wenn das Eindeckungsfieber übergreift auf knapp gewordene, lebensnotwendige Erzeugnisse, umsomehr, als es Neigung hat, immer als Massenerscheinung aufzutreten. Hier gilt es für jeden, Selbsterziehung genug zu besitzen, vom Hamstern abzusehen und es möglichst zu verhüten; das ist gemeinsames Interesse von uns allen. Wie fühlbar wären unsere Versorgungsnöte in den Großstädten erleichtert, wenn alle soziales Empfinden genug besäßen, nicht sinnlos aufzukaufen, was für sie erreichbar ist! Wie viele Unruhe erregende und erschwerende behördliche Eingriffe in Handel und Verkehr könnten unterbleiben, wenn der Hamsterer nicht die Vorräte aus dem Marktangebot herausrisse und für sich aufstapelte! Wenn man vornehme Rücksichtnahme auf andere sonst für eine elementare Pflicht des gesellschaftlichen Zusammenlebens hält, so sollte man doch auch in diesem Punkte Erziehung genug besitzen, nicht für sich mit Beschlag zu legen, was anderen aus unserer großen Volksgemeinschaft, die vom Krieg und von Nahrungsnöten vielleicht schwer getroffen sind, zusteht. Es ist keine Entschuldigung, daß man diese Gehamsterte bezahlt – es bleibt trotzdem ein Raub am Gut des Nächsten, denn von unseren Vorräten müssen wir alle leben und wer mehr nimmt, als ihm zusteht, begeht eine verächtliche Handlung. In vielen Geschäften hängen Aufschriften „Das Gold gehört in die Reichsbank!“ Mindestens ebenso nötig wäre überall eine Aufschrift, die die Käufer auf die Gefahren des Hamsterns hinweist unter der Überschrift: „Wer hamstert, versündigt sich am Vaterland!“
Einbruchdiebstähle. In letzter Zeit sind hier verschiedene Einbruchdiebstähle verübt worden. In einem Uhrengeschäft an der Poststraße wurden nachts durch Diebe eine Anzahl wertvoller Taschenuhren gestohlen. In eine Speisewirtschaft an der Martinstraße, die wegen Einberufung des Inhabers seit längerer Zeit geschlossen ist, drangen gestern am hellichten Tage zwei junge Burschen ein, öffneten mit einem Dietrich die Haustür und die Tür zum Gastzimmer und stöberten in den dort lagernden Vorräten an Mineralwasser und anderen Getränken herum. Vor dem Weggehen verunreinigten sie aus Aerger darüber, daß sie nichts Mitnehmenswertes vorfanden, das Gastzimmer in gemeinster Weise. Von Nachbarn wurde die Polizei herbeigerufen, die das Haus abschließen ließ.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonner Volksspende.
200.000 Mark ist das bisherige Ergebnis der Bonner Volksspende. Mit Stolz kann die Bonner Bürgerschaft auf ihre damit bewiesene Opferfreudigkeit zurückblicken. Arm und reich, jung und alt haben fest zusammengestanden, da es galt, der Bonner Kriegswohlfahrtspflege die von ihr so dringend benötigten Mittel zuzuführen, und das Ergebnis der noch nicht einmal 8 Monate währenden Sammlungen in Höhe von 200.000 Mark ist ein durchaus befriedigendes. Die Aufgaben, die der Bonner Kriegswohlfahrtspflege obliegen, gebrauchen jedoch auch Geld und abermals Geld. Da ist zunächst die Verbands- und Krankenerfrischungsstelle „Prinzessin Victoria“ in Lille, die in ihrer segensreichen Tätigkeit schon über 1½ Million Portionen an die zur und von der Front kommenden braven Truppen verabfolgt und manchen Vaterlandsverteidiger mit Liebesgaben aller Art ausgestattet hat. Ihr Wirken bewährt sich ganz besonders bei allen großen Offensiven auf den um Lille herumliegenden kritischen Zipfeln unserer Westfront. Ferner wurden für die Verpflegung und Erfrischung der durchfahrenden Truppen, die beim Beginn des Feldzuges einsetzen mußte, 40.000 Mark aufgewandt. Das Vereinslazarett „Prinzessin Victoria“ in seinem Heim Luisenstraße Nr. 6 erfordert fortlaufende Ausgaben, die sich schon auf über 42.000 Mark belaufen. Für die Beschäftigung arbeitsloser Frauen in den Arbeitsstätten der Vaterländischen Vereinigungen und die Anfertigung von Lazarettwäsche und Wollsachen sind weit mehr als 35.000 Mark ausgegeben. Die Sendungen an die Truppen ins Feld zu Weihnachten und bei anderen Gelegenheiten, namentlich die Lieferung von Wollsachen, Zigarren, Schokolade, Konserven, Kerzen usw. haben neben den vielen Liebesgaben von großem Wert, die für diese Zwecke kostenlos zur Verfügung gestellt waren, schon über 80.000 Mark erfordert. Ferner wurden für die Unterhaltung der Verwundeten in den hiesigen Lazaretten, die Ausrüstung der Beförderungs-Einrichtungen für die Ankunft der Verwundeten, die Gefangenenfürsorge, die Weihnachtsbescherung der Verwundeten, die Weihnachtsbescherung der Angehörigen und Kinder unserer braven Truppen über 20.000 Mark aufgewandt. Die Beihilfe für Säuglingsheime, Lazarettzüge, Kriegsbeschädigte in Elsaß-Lothringen, Soldaten-Nachtmittagsheime usw. haben über 30.000 Mark erfordert. Und so geht es weiter! Es sind alles Einrichtungen, die sich glänzend bewähren und die unseren Truppen und unsern Verwundeten manche Erleichterung und manche frohe Stunde bringen, die aber andererseits fortlaufend den Aufwand erheblicher Mittel bedingen. Je länger der Kampf dauert, um so härter werden die Ansprüche an unser braves Heer und unsere Flotte und um so freudiger empfinden diese jedes Gedenken aus der Heimat, das ihnen unser Streben beweisen soll, ihre schwere Zeit, wenn es auch nur mit einem Schärflein ist, zu erleichtern. Mitbürger! Denkt daher auch weiter an Eure Pflicht dem Vaterlande gegenüber. Werdet nicht müde im Geben. Offene Hand und warmes Herz ist das, was Euch zur Pflicht hinter der Front gereicht. Werbt daher weiter für die Kriegswohlfahrtspflege und ihre Einrichtungen in der Stadt Bonn. (...)
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 7. April 1916
Die Konfirmationen in der evangelischen Gemeinde Bonn finden an den beiden nächsten Sonntagen, 9. und 16. April, statt. Am übermorgigen Sonntag werden in der Kirche am Kaiserplatz durch Herrn Pfarrer Lorenz 65 Kinder aus dem 4. Pfarrbezirk, 33 Knaben und 32 Mädchen, eingesegnet, ferner in der Schloßkirche durch Herrn Pfarrer Strauß 56 Kinder des 5. Pfarrbezirks, 34 Knaben und 22 Mädchen. Für die anderen drei Pfarrbezirke finden die Konfirmationen am Palmsonntag statt.
Die Osterferien der Schulen beginnen am heutigen Freitag nach dem Vormittagsunterricht. Sie dauern bis Dienstag nach Ostern, am Mittwoch nach Ostern, 26. April, beginnt der Unterricht wieder.
Eine Eingabe gegen die neue Frauenmode haben die Kölner Nationale Frauengemeinschaft und 85 ihr angeschlossene Frauenvereine an den Gouverneur der Festung Köln gerichtet. Der Gouverneur wird um ein Verbot gebeten, das sich insbesondere auf die kurzen, weiten Röcke, die hohen Stiefel, die hohen Absätze und die Reifröcke bezieht. In der Eingabe wird es als ein vollständigen Mangel an vaterländischer Gesinnung und als eine Schmach für die deutschen Frauen bezeichnet, daß viele in einer Kleidung einhergehen, die durch ihre auffallende leichtfertige Art der ernsten Stimmung Hohn spricht, die unser Volk beherrscht in einer Zeit, wo vielfache Not und schweres persönliches Leid des einzelnen das Mitempfinden aller wachrufen sollte. Mehr als je zuvor wirke der übermäßige Kleiderluxus, die herausfordernde Wichtigkeit, d ie der einzelne sich dadurch beizulegen sucht, verletzend auf diejenigen, die in Not geraten sind. Es sei zudem im höchsten Maße unwürdig, daß die deutsche Frau eine Mode befolgt, die teilweise aus dem feindlichen Ausland stammt. Die neue Mode verstoße außerdem gegen das Gebot der Sparsamkeit, sie verschwende Kleiderstoffe, Leder und mittelbar Seife.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die deutsche Sommerzeit. Der Bundesrat hat gestern beschlossen, daß in der Zeit vom 1. Mai bis zum 30. September 1916 an Stelle der mitteleuropäischen Zeit, die in Deutschland durch das Reichsgesetz vom 12. März 1893 eingeführt ist, als gesetzliche Zeit die mittlere Sonnenzeit des 30. Längengrades östlich von Greenwich gelten soll. Das bedeutet, daß die Uhren für diese Zeitspanne um eine Stunde vorzustellen sind. Demgemäß wird der 1. Mai 1916 bereits am 30. April 1916 nachmittags 11 Uhr beginnen, der 30. September 1916 aber um eine Stunde verlängert werden, damit am 1. Oktober 1916 die mitteleuropäische Zeit wieder in Kraft treten kann. (WTB)
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ausstellung von Arbeiten Verwundeter. Im Geschäft Martinsplatz 6 stellen die Verwundeten der Bonner und Beueler Lazarette wieder die Arbeiten aus, die sie in den Mußestunden ihrer Genesungszeit angefertigt haben. Auch diesmal ist man wieder wie bei den früheren Ausstellungen erstaunt über den liebevollen Fleiß, die unermüdliche Geduld und die große Geschicklichkeit mit denen die Arbeiten angefertigt worden sind. Die Holzschnitzerarbeiten, mit denen fast alle Lazarette vertreten sind, nehmen den breitesten Raum ein. Nicht nur nützliche, sondern auch prächtige Schmuckstücke sind darunter ausgestellt. Die in Einlegearbeit ausgeführten Bilder sind in schöner und geschmackvoller Ausführung selbst aus der Augenklinik hervorgegangen. Die vielen Zeichnungen, Schattenrisse und einige Oelmalereien verraten eine große Sorgfalt. Mehrere geknüpfte Teppiche sowie eine Anzahl Stücke der Rohr- und Bastflechterei zeigen eine große Kunstfertigkeit. Sehr sauber gehalten sind die Bucheinbände, die auch dem neuzeitlichen Geschmack entsprechen. Der Besucher der Ausstellung entdeckt auf allen Tischen die mannigfachen Sachen, die das Auge erfreuen und ihren Zweck zu erfüllen geeignet sind. Sowohl den ausstellenden Verwundeten wie auch den Damen, die sich um den Zeitvertreib unserer Lazarettbewohner so große Mühe geben, darf man daher einen guten, auch geldlichen Erfolg der Ausstellung wünschen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 8. April 1916
Ein starker Zustrom von Frauen und Mädchen zum kaufmännischen Unterricht macht sich allenthalben bemerkbar. Um einem übermäßigen Anwachsen weiblicher Anwärter auf kaufmännische Stellungen zu steuern und zur Vermeidung unerfüllbarer Hoffnungen und zweckloser Geldausgaben hat der Handelsminister an die Regierungspräsidenten einen wichtigen Erlaß gerichtet, der im wesentlichen auf folgendes hinweist: Weibliche Personen haben sich infolge des Krieges in so großer Zahl der Beschäftigung in kaufmännischen Betrieben zugewandt, daß ein großer Teil von ihnen nach Friedensschluß auf dauernde Beschäftigung nicht wird rechnen können. Offenbar strömt eine große und das dauernde Bedürfnis weit übersteigende Zahl von Frauen und Mädchen den kaufmännischen Unterrichtsanstalten zu und legt sich dort zum Teil erhebliche geldliche Opfer auf. Ernste Bedenken bestehen namentlich in bezug auf die Teilnahme an sogenannten Schnellkursen privater Handelsschulen, die eine gründliche Ausbildung nicht vermitteln können, so daß vielfach das Schulgeld gänzlich fruchtlos aufgewendet wird und schwere Enttäuschungen schließlich unausbleiblich sind. – Wir weisen alle Eltern, deren Töchter vor der Berufswahl stehen, auf diese Mahnungen des Ministers hin.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Wegen Vergehens gegen die Verordnung über den Brotverkauf hatten sich ein Faßbinder aus Kessenich und seine Schwiegertochter gestern vor der Strafkammer zu verantworten. Ein Kind der zweiten Angeklagten war gestorben, jedoch war es nicht beim Mehlamt abgemeldet worden. Der Familie hatten sechs Brote zugestanden, die sie nach dem Tode des Kindes auch weiter entnahm. Auch das neue Brotbuch war irrtümlicherweise auf 6 Brote ausgefertigt worden und die Angeklagten unterließen es, seine Abänderung zu beantragen. Die Strafkammer verurteilte den ersten Angeklagten zu 50 Mark und die zweite Angeklagte zu 20 Mark Geldstrafe.
Städtischer Käseverkauf. In den städtischen Lebensmittel-Verkaufsstellen Maxstraße und Rathausgasse wird von jetzt ab Holländer Käse zum Preise von 2,20 Mk. für das Pfund verkauft. Der Verkauf geschieht nur in Mengen von ½ und 1 Pfund und zwar unter Vorlage des Brotbuches.
Erhöhung der Kartoffelmenge. Bekanntlich wurden bisher an jede Person täglich 1 Pfund Kartoffeln abgegeben, sodaß die Verbrauchsmenge wöchentlich 7 Pfund pro Kopf betrug. Von heute ab tritt eine Erhöhung der täglichen Verbrauchsmenge ein, und zwar werden nunmehr wöchentlich 10 Pfund an jede einzelne Person abgegeben. An diejenigen Haushaltungen, die keine Vorräte mehr haben, werden Kartoffeln wieder zentnerweise abgegeben und außerdem kann vom 10. ds. Mts. ab der ganze Bedarf bis zum 15. Juni entnommen werden. Gegen Zahlung des Kaufpreises von 7 Mark für den Zentner können Gutscheine beim städtischen Mehlamt gelöst werden. Bei Zustellung der Kartoffeln wird eine Gebühr von 25 Pfg. für den Zentner erhoben.
Der Bonner Wochenmarkt war gestern verhältnismäßig gut beschickt und auch der Verkauf war im allgemeinen befriedigend. (...) Der städtische Verkauf auf dem Wochenmarkte hat seit Eröffnung der neuen Verkaufsstelle auf der Maxstraße stark nachgelassen. Auch gestern war er wieder auffallend flau. Verkauft wurden: Kartoffeln, Möhren, Karotten, Erdkohlrabien und Zwiebeln.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städtische Lebensmittelversorgung. Gegenwärtig verkauft die Stadt Bonn an ihrer Verkaufsstelle in der Maxstraße wieder frische Eier und zwar zu 13 Pfg. das Stück. Der Verkauf wickelt sich mit Rücksicht auf den großen Andrang gut ab. Es sei aber wiederholt dringend darauf hingewiesen, daß die Käufer sich doch an die Anordnungen der ehrenamtlich tätigen Herren halten wollen, da andernfalls Verzögerungen unvermeidlich sind. (...)
Gegen die Bundesratsverordnungen hatte die Inhaberin einer Bäckerei und Kaffeewirtschaft in Bonn sowie ihre Gehülfin in der Weise gefehlt, daß sie Brot und Röggelchen in großen Mengen ohne Brotbuch abgaben. Die Strafkammer verurteilte die Frau zu 200 Mk., die Gehülfin zu 50 Mk. Geldstrafe. Die Bäckerei ist bereits vor einiger Zeit behördlich geschlossen worden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 9. April 1916
Städtischer Eierverkauf. Die Stadtverwaltung verkauft frische ungarische Eier zu 13 Pfg. das Stück. Es werden auf ein Brotbuch täglich nicht mehr als fünf Stück abgegeben.
Keine Ostereier. Der auch im Befehlsbereich der Festung herrschende Volksgebrauch, zum Osterfeste Eier zu färben und Schokolade- und Zuckereier herzustellen, führt zu einem größeren Verbrauch von Eiern, Zucker und Schokolade, als in diesem Jahre mit Rücksicht auf die Knappheit an Lebensmitteln und die ohnehin gedrückte Lage mancher Teile der Bevölkerung angemessen erscheint. Der Gouverneur der Festung Köln rechnet darauf, daß die Bevölkerung soviel Einsicht und Selbstzucht beweisen wird, um auch ohne behördliche Maßnahmen sich die in diesem Jahre gebotene Einschränkung aufzuerlegen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Kaffee- und Tee-Verordnungen.
Fünf Bekanntmachungen des Bundesrats.
Die Verordnungen des Bundesrats, die den Verkehr mit Kaffee, Tee und Zichorienwurzeln regeln, liegen heute vor.
Die erste Bekanntmachung bezieht sich auf die Einfuhr von Kaffee aus dem Auslande. Danach ist derjenige, der Kaffee aus dem Auslande einführt, verpflichtet, den Eingang dem Kriegsausschuß für Kaffee, Tee und deren Ersatzmittel G. m. b. H. anzuzeigen. Der eingeführte Kaffee ist an den Kriegsausschuß zu liefern. Dieser erklärt sich nach Empfang der Anzeige, ob er den Kaffee übernehmen will, und setzt in diesem Falle den Uebernahmepreis fest. Erfolgt die Lieferung nicht freiwillig, so kann das Eigentum auf Antrag der bezeichneten Gesellschaft enteignet werden. (...)
Die zweite Bekanntmachung bestimmt, daß derjenige, der Rohkaffee, auch in Mischungen mit andern Erzeugnissen, am 8. April in Gewahrsam hat, verpflichtet ist, die vorhandenen Mengen dem Kriegsausschuß für Kaffee, Tee und deren Ersatzmittel bis zum 13. April anzuzeigen. (...) Die Besitzer von Rohkaffee haben diesen dem Kriegsausschuß auf Verlangen zu überlassen. Dieser setzt den Uebernahmepreis endgültig fest. Falls die Ueberlassung nicht freiwillig erfolgt, kann der Kaffee enteignet werden.
Die dritte Bekanntmachung regelt die Einfuhr von Tee aus dem Auslande. Danach ist ebenso wie bei Kaffee derjenige, der Tee aus dem Auslande einführt, verpflichtet, diese dem Kriegsausschuß anzuzeigen. Falls dieser die angezeigte Menge übernehmen will, setzt er einen bestimmten Uebernahmepreis hierfür fest. (...)
Nach der vierten Bekanntmachung ist derjenige, der Tee am 8. April besitzt, verpflichtet, die Menge beim Kriegsausschuß bis zum 13. April anzuzeigen. (...) Tee darf in Zukunft nur noch durch den Kriegsausschuß abgesetzt werden. Die Besitzer von Tee haben diesen auf Verlangen dem Kriegsausschuß zu überlassen und erhalten von diesem einen bestimmten Uebernahmepreis ausgezahlt. Erfolgt die Ueberlassung nicht freiwillig, so kann der Tee auf Antrag des Kriegs-Ausschusses enteignet werden. (...)
Eine fünfte Bekanntmachung regelt den Verkehr mit Zichorienwurzeln. Danach ist derjenige, der Zichorienwurzeln am 8. April besitzt, verpflichtet, diese dem Kriegsausschuß bis zum 13. April anzuzeigen. Gedörrte Zichorienwurzeln dürfen nur noch durch den Kriegsausschuß abgesetzt werden. Wer solche besitzt, hat sie dem Kriegsausschuß auf Verlangen zu überlassen, der in diesem Falle für die von ihm abgenommenen Zichorienwurzeln einen angemessenen Uebernahmepreis zu zahlen hat. Dieser Preis darf für 100 Kilogramm 32 Mark nicht überschreiten. Erfolgt die Ueberlassung nicht freiwillig, so kann das Eigentum auf Antrag des Kriegsausschusses enteignet werden. (...)
Alle fünf Verordnungen enthalten für den Fall von Zuwiderhandlungen strenge Strafbestimmungen. Die Verordnungen treten sofort in Kraft.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Aus Anlaß der Baumblüte am Vorgebirge, die wie immer recht viele Besucher in die Blütenfelder führen wird, verkehren auf der Vorgebirgsbahn eine Reihe von Sonderzügen. (Siehe Anzeige.)
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 10. April 1916
Die deutsche Sommerzeit. Als Zweck der am 1. Mai beginnenden deutschen Sommerzeit wird von amtlicher Seit die bessere Ausnutzung des Tageslichts und die gerade im Kriege erwünschte Ersparnis an Rohstoffen und Erzeugnissen für Beleuchtungszwecke bezeichnet. Da sich die geschäftlichen sowohl wie die privaten Lebensgewohnheiten der Bevölkerung nicht nach dem wechselnden Eintritt des Sonnenauf- und –untergangs richten, sondern ganz überwiegend an feste Tagesstunden gebunden sind, läßt sich jenes Ersparungsziel nur durch die Umstelllung der Uhr in der vollkommensten und allgemein wirksamsten Weise erreichen. Insbesondere wird sich der städtische Verkehr weniger lange in den dunklen Abendstunden abspielen. Die Schwierigkeiten, die sich aus der Zeitverschiebung für das internationale Verkehrswesen ergeben, haben – zumal während des Krieges – keine entscheidende Bedeutung; vielleicht darf man auch hoffen, daß verbündete und neutrale Staaten sich zu gleichem Vorgehen entschließen.
Die Baumblüte in der schönen Umgebung Bonns übt auch in diesem Frühling ihre alte Anziehungskraft auf die Städter aus. Da am gestrigen Sonntag auch warmer Sonnenschein herunterstrahlte und ins Freie lockte, hatten die Bonner Vorortbahnen nach Godesberg und Königswinter, vor allem aber das sonst vielfach geschmähte alte Vorgebirgsbähnchen einen für die jetzige Kriegszeit recht starken Verkehr aufzuweisen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die beginnende Blütenzeit hat gestern dem Vorgebirge und unserer weiteren rheinischen Landschaft zahlreiche Besucher gebracht. Auf allen Wegen und den so idyllischen Pfaden zogen endlose Menschenketten durch die Hänge und Täler. Was nun die Baumblüte anbetrifft, so gab es da einige Enttäuschung. Noch ist nicht die Zeit der allgemeinen Blüte, wo das ganze Gehänge des Vorgebirges, wo alle Dörfchen mit einem einzigen duftigen Blütenmantel bekleidet sind. Das Frühobst bestreitet einstweilen noch allein alles Blühen; in acht Tagen vielleicht ist die große Blütezeit vollständig da, vorausgesetzt, daß warme Witterung einsetzt. Was die Blütenknospen an Zurückhaltung leisten können, haben wir gerade diese Jahr erfahren. Unter dem Einflusse des milden Winters, eines fast warmen Januar sprang damals alles Obst in die Knospen. Ein kälterer Nachwinter und rauher Vorfrühling verzögerte dann zum Glück das Aufbrechen der Blüten monatelang bis in diese Tage, und jetzt noch will es nicht vorangehen. Die Aussichten für eine schöne Blütezeit und damit auch für ein gutes Obstjahr sind mit Blütenknospen geradezu übersät. Wenn die zahlreichen Wanderer, zur jetzigen Kriegszeit meist Wanderinnen, gestern auch nicht ganz auf ihre Kosten kamen, so haben doch alle gewiß einen guten Vorgeschmack bekommen, wie es in acht Tagen sein kann.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Dienstag, 11. April 1916
Ein Ostergruß der Bonner Universität an ihre Studenten im Felde.
Die Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität zu Bonn hat einen Ostergruß an ihre Angehörigen im Felde herausgegeben. Das 94 Großoktavseiten starke Heft trägt auf dem Titelblatt das Siegel der Universität und ist ferner mit einer Anzahl Bonner Ansichten geschmückt. (...)
Unter der Ueberschrift „Aus dem Leben der Universität“ werden dann all die Ereignisse und Veränderungen aufgeführt, die seit dem Beginn des Krieges und durch den Krieg bei der Universität zu verzeichnen sind. U. a. wird gesagt, daß der Bonner Lazarettzug K. 1, der von Herrn Professor Pflüger tatkräftig geführt wird und dessen Pflegepersonal sich bisher fast ausschließlich aus akademischen Kreisen zusammenstetzte, bis Ende März 80 Fahrten zurückgelegt und über 7000 verwundete und erkrankte Krieger in die Heimat zurückgebracht hat. Bis zum Schluß des letzten Semesters, 1915/16, waren von den 4061 immatrikulierten reichsdeutschen Studierenden 3316 = 82 v. H. im Heeresdienst, außerdem sind im Verlaufe der 20 Kriegsmonate über 100 Dozenten und Assistenten und über 25 Beamte der Universität sowie über 20 Dozenten und Assistenten und über 10 Beamte der landwirtschaftlichen Akademie Bonn-Poppelsdorf in den Heeres- oder Sanitätsdienst eingegliedert worden. So konnten im letzten Semester nur noch 802 Männer und 440 Frauen Vorlesungen und Uebungen belegen, wozu noch etwa 140 Gasthörer kamen.
Auf dem Felde der Ehre sind bisher 257 Studenten gefallen, und zwar 14 evangelische und 29 katholische Theologen, 43 Juristen, 37 Mediziner und 134 Angehörige der philosophischen Fakultät. Unter den gefallenen Angehörigen der philosophischen Fakultät befinden sich 34 Studierende der landwirtschaftlichen Akademie. Aus dem Lehrkörper sind vier Dozenten und sieben Assistenten für das Vaterland gestorben. (...)
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Auch eine Blumenfreundin. Man schreibt uns: Gestern morgen gegen 6 Uhr beobachtete ich im Hofgarten eine gut gekleidete Frau, die aus dem Blumenbeet vor dem Simrock-Denkmal Pflanzen samt den Wurzeln auszog und in eine mitgebrachte Tasche legte. Bei meinem Erscheinen entfernte sich die Frau eiligst nach der Coblenzerstraße zu. Als ich heute morgen um dieselbe Zeit jene Stelle passierte, war die Frau wiederum damit beschäftigt, Blumen aus dem Erdboden auszuheben. Ich rief ihr zu, daß ich sie zur Anzeige bringen würde, worauf sie sich wieder schleunigst nach der Coblenzerstraße zu entfernte. Die Frau, die mit hellem Mantel und Hut bekleidet war, sah ganz danach aus, daß sie in der Lage ist, ihre Liebhaberei für Blumen auf ehrliche Weise zu befriedigen. Leider erlaubte meine Zeit es nicht, der „Blumenfreundin“ nachzugehen und ihren Namen feststellen zu lassen. Vielleicht läßt unsere städtische Gartenverwaltung durch einen ihrer Angestellten am frühen Morgen einen Rundgang durch die Anlagen machen, um derartigen Spitzbübereien ein Ende zu bereiten.
Unfall. Um dem Konzert, das gestern nachmittag an der Arndt-Eiche veranstaltet wurde, besser lauschen zu können, kletterten eine Anzahl Knaben auf die umstehenden Bäume. Plötzlich fiel ein Junge aus beträchtlicher Höhe zur Erde, wo er bewußtlos liegen blieb. Ein Militärarzt nahm sich des Knaben an und ließ ihn nach der elterlichen Wohnung bringen. Anscheinend hatte der Junge innerliche Verletzungen davongetragen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Butterversorgung in Bonn wird demnächst eine andere Regelung erfahren. Die Zahl der Butterkarteninhaber wird in 4 Abteilungen eingeteilt. Die erste Abteilung hat das Anrecht, Mittwochs Butter zu kaufen, die zweite Donnerstag, die dritte Freitags, die vierte Samstags. In der darauffolgenden Woche schiebt jede Abteilung einen Tag vor und die erste Abteilung tritt an die vierte Stelle. Das wiederholt sich, bis nach vier Wochen die erste Abteilung wieder Mittwochs ihre Butter beziehen kann. – Wie wir ferner von unterrichteter Seite erfahren, besteht nicht die Absicht, in Bonn Fleischkarten einzuführen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 12. April 1916
Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe feiert am heutigen 12. April ihren Geburtstag. Die hohe Frau hat immer an allen gemeinnützigen und wohltätigen Bestrebungen unserer Stadt lebhaften Anteil genommen und sich seit dem Beginn des Krieges mit unermüdlicher und vorbildlicher Liebe den mancherlei wichtigen Aufgaben gewidmet, die der Krieg auch den deutschen Frauen gebracht hat. Sie hat sich vor allem der Verwundeten angenommen und ihre Genesung durch herzlichen Zuspruch gefördert. So gedenken heute weiteste Kreise in Bonn der Frau Prinzessin mit innigster Dankbarkeit.
Seine Durchlaucht Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe ist gestern vormittag von der Westfront hier eingetroffen. Er wird einige Tage in Bonn verweilen und dann zur Front zurückkehren.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein erweiterter Geschäftsverkehr bis zur Dauer von zehn Stunden ist am nächsten Sonntag – Palmsonntag – gestattet. Die Verkaufsstellen dürfen bis abends 7 Uhr mit Ausnahme der für den Hauptgottesdienst bestimmten Vormittagsstunden von 9½ bis 11½ Uhr, geöffnet bleiben.
Der neue Lehrgang für kriegsbeschädigte Landwirte in Bonn beginnt nicht, wie vorgesehen war, am 15. April, sondern der Anfang ist wegen der Osterfeiertage auf den 1. Mai verschoben.
Hochherzige Handlung des Bonner Konzertvereins. Durch die Auflösung des Städt. Orchesters wurden die Familien einer großen Anzahl zu den Fahnen einberufener Orchestermitglieder der als Beihülfe gewährten Hälfte des bisherigen Gehaltes verlustig. Gemäß den Satzungen des Vereins wollte der Vorstand diesen Familien eine Unterstützung zuteil werden lassen. Er hat deshalb den Beschluß gefaßt, jetzt noch den Beitrag für das Arbeitsjahr 1915/16 einzuziehen, nachdem er bislang davon Abstand genommen hatte.
Der laut Vertrag an den städtischen Gesangverein abzuführende Beitrag wurde aus noch vorhandenen Mitteln gedeckt und so den Mitgliedern des Konzertvereins der Besuch der Generalproben des städtischen Gesangvereins weiterhin ermöglicht. Der größte Teil der Vereinsmitglieder hat bereits Zahlung geleistet, vielfach unter Beifügung von besondern, zum Teil hohen Zuwendungen. Die restierenden Beiträge gelangen noch zur Einziehung; schon jetzt konnte aber eine namhafte Summe unter Mitwirkung des Orchester-Vorstandes verteilt werden. Die diesjährigen Eingänge werden in voller Höhe dem erwähnten guten Zweck zugewendet.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Godesberg, 11. April. Gestern hielt der Schulverein des hiesigen Collegiums Hubertinum seine Jahresversammlung ab. Herr Dechant Dr. Winter war in der glücklichen Lage, die frohe Botschaft zu bringen, daß der langerstrebte Ausbau der Anstalt zu einem Progymnasium nunmehr bevorstehe, indem Seine Eminenz Herr Kardinal-Erzbischof von Köln seine hohe Mitwirkung zugesagt habe. Bisher war Eigentümer und Konzessionsinhaber des Hubertinums Herr Dechant Dr. Winter. Nunmehr sollen Träger der Anstalt die sechs katholischen Pfarrgemeinden Godesbergs und der Erzbischöfliche Stuhl zu Köln werden, welche einen eingetragenen Verein bilden. Sobald es die Kriegsverhältnisse gestatten, soll mit dem Erweiterungsbau begonnen und die Untersekunda angegliedert werden. Die Versammlung nahm diese Ausführungen mit der größten Befriedigung auf und beschloß, den Schulverein nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern noch weiter auszubauen. Seine Aufgabe soll es sein, für diennötige Ausstattung der Anstalt Sorge zu tragen, insbesondere für die Lehrer- und Schülerbibliothek, die Naturaliensammlung, die physikalische Sammlung, den künstlerischen Wandschmuck, sowie auch Freistellen und Unterstützung bedürftiger und würdiger Schüler.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und Fern.“)
Der städtische Eierverkauf findet am Mittwoch nicht statt, da an demselben Tage Speck verkauft wird. Eier werden wieder am Donnerstag vormittag abgegeben.
Städtischer Butterverkauf. Die Butter-(Margarine-)Karte berechtigt in dieser Woche wiederum zum Bezuge von ein Fünftel Pfund Butter. Der Preis für Auslandsbutter beträgt 3 Mark. Die Geschäfte, in denen Butter zu haben ist, werden im Anzeigenteil dieser Nummer bekannt gegeben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 13. April 1916
Die 1. Kompagnie des Bonner Landsturm-Bataillons VIII/6 nagelte Montag nachmittag einen Adler in der Krone unserer Arndt-Eiche Die Kompagnie hatte zu diesem zweck 500 Mark aufgebracht. Die Feier wurde von der Musikabteilung des Bataillons (Musikleiter Unteroffiziert John) mit Meyerbeers Fackeltanz eröffnet. Darauf hielt der Kompagnieführer, Herr Hauptmann Gottschalk, eine Ansprache, in der er die Verdienste unserer Krieger im Felde hervorhob und darauf hinwies, es sei Pflicht eines jeden Daheimgebliebenen, den Feldgrauen an der Front ihre Sorgen abzunehmen, vor allem auch für die Hinterbliebenen der gefallenen Krieger einzutreten. Die Arndt-Eiche sei von Herrn Kommerzienrat Soennecken zu diesem Zweck gestiftet worden, und die Kompagnie sei stolz darauf, sich mit einer für ihren geringen Mannschaftsbestand hohen Summer an dem wohltätigen Werke beteiligen zu können. Die Ansprache klang in ein begeistert aufgenommenes Kaiserhoch aus, dem das gemeinsam gesungene Heil dir im Siegerkranz folgte. Den ersten Nagel schlug dann der Landsturmmann Mathias Langen als Vertreter der Mannschaften der Kompagnie ein, den zweiten Unteroffizier John für die Musikabteilung, die sich in hervorragender Weise an der Sammlung beteiligt hatte, den dritten Feldwebel Steinfeld für die Unteroffiziere, den vierten Feldwebelleutnant Schlipphacke für die Offiziere der Kompagnie, dann nagelte Hauptmann Gottschalk für die ganze Kompagnie. Nach dem gemeinsam gesungenen Liede Deutschland über alles beschloß die Musik mit einigen Stücken die Feier.
Nach der Nagelung wurde vom Photographen Plesser eine Aufnahme für das Reichskriegsmuseum in Berlin gemacht.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Aus einer Kühlzelle im hiesigen Schlachthofe wurde in der vorigen Woche mit Nachschlüsseln ein ganzes Ochsenviertel im Gewicht von mehr als 200 Pfund gestohlen. Der Kriminalpolizei gelang es, den Dieb zu ermitteln, der seine Schuld jetzt auch eingestanden hat.
Als Kriegsbeschädigter hatte ein junger Mann sich in einem Hause der Alexanderstraße eingemietet. Er gab an, er beziehe eine hohe Militärpension und habe eine gute Stellung bei einem hiesigen kaufmännischen Bureau. Er vergaß aber die Miete zu zahlen und als die Vermieterin sich eingehender nach ihm erkundigte, stellte sich heraus, daß der angebliche Kriegsbeschädigte erst vor kurzem nach Verbüßung einer längeren Gefängnisstrafe von Siegburg entlassen worden war. Er wurde in Haft genommen.
Sonnenblumen. In den Volksschulen des hiesigen Landkreises sollen nach Ablauf der Osterferien an die Schüler und Schülerinnen aller Klassen Sonnenblumenkerne unentgeltlich verteilt werden, damit dieselben zum Zwecke der Oelgewinnung während des Krieges von den Kindern selbst oder deren Angehörigen an geeigneter Stelle ausgesät und die Setzlinge später in den Hausgärten, auf den Höfen, Wegabsplissen und Böschungen wie an allen sonst entbehrlichen und passenden Plätzen angepflanzt werden sollen. Vor Beginn der Ferien wurde durch die Lehrpersonen der gewünschte Samenbedarf durch Nachfrage bei den Kindern festgestellt. Auch wurden über Anbau und Pflege der Sonnenblumen die erforderlichen Belehrungen gegeben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Vandalismus. Vorgestern abend gegen 11 Uhr wurden in der Brüdergasse zwei Schaufenster gewaltsam mit Steinwürfen entzwei geworfen. Man glaubt, den Tätern auf der Spur zu sein.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Eine Schafherde passierte vor einigen Tagen das Rheinwerft, wahrscheinlich um zur Weide geführt zu werden. Unter den ruhig dem Hirten folgenden Tieren fielen deren zwei jedem Vorübergehenden auf, weil sie nur mühsam und sichtlich unter größten Schmerzen der Herde zu folgen vermochten. Die Tiere waren beinkrank, – dem einen derselben war handgroß das Fell weg und sah der bloße Beinknochen vor – so daß sie bei jedesmaligem Auftreten auf den kranken Fuß heftig den Kopf zurückschlugen. Zuweilen blieben sie einen Augenblick rastend stehen, als wollten sie kundgeben, es geht nicht mehr. Aber vor dem Stoßen des die Herde bewachenden Hundes, der offenbar ebensowenig Verständnis für die stumme Qual seiner Schutzbefohlenen hatte, wie der Schäfer selbst, humpelten sie jedesmal wieder ein Stück weiter. Dem Besitzer der Tiere erwächst jedenfalls kein Nutzen daraus, wenn solche kranken Tiere ungepflegt bleiben, abgesehen davon, daß es als eine unbegreifliche Roheit zu bezeichnen ist, die Tiere größere Wegstrecken unter den heftigsten Schmerzen zurücklegen zu lassen. Warum konnten sie nicht ruhig im Stalle bleiben? Es war am Platze, den Schäfer zur Anzeige zu bringen, was auch geschehen wäre, wenn Schreiber dss. Hierzu Zeit und Gelegenheit gehabt hätte. Mehr Schutz der Tierwelt, die sich nicht aussprechen noch wehren kann gegen gefühllose Behandlung derer, in deren Gewalt sie gegeben sind. Ein Menschen- aber auch Tierfreund!
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)
Freitag, 14. April 1916
Nachprüfung und Numerierung der Brotbücher – Verbesserung des Butterverkaufs – billigere Lebensmittelpreise für Wenigerbemittelte.
Wie aus einer Bekanntmachung des Oberbürgermeisters, die morgen in unserer Zeitung veröffentlicht wird, hervorgeht, findet in der Zeit von Sonntag, 16., bis Samstag, 22. April, im Mehlamt eine Nachprüfung der sämtlichen Brotbücher statt. Bei dieser Prüfung werden die Brotbücher mit einem Nummerstempel versehen. Vom 23. April ab haben nur noch die mit dem Nummerstempel versehenen Brotbücher Gültigkeit. Alle anderen Brotbücher sind ungültig. In der Bekanntmachung wird jedem Straffreiheit zugesichert, der während der Prüfungszeit bisher unterlassene Veränderungen der im Brotbuch angegebenen Personenzahl, sei es durch Sterbefälle, Einberufungen zum Heeresdienst oder Verzug von Bonn, zur Richtigstellung der Brotbücher angibt. Nach dem 22. April wird jedoch gegen alle diejenigen, die die Angaben zur Richtigstellung unterlassen, das Strafverfahren eingeleitet werden.
Diese Nachprüfung der Brotbücher verfolgt verschiedene Zwecke. Sie dient einmal zur Durchführung einer regelrechten Brotversorgung für alle. Es soll damit erreicht werden, daß jeder das ihm zustehende Brot auch erhält, daß aber andererseits auch keiner mehr Brot bekommt, wie ihm wirklich zusteht.
Die Numerierung der Brotbücher soll ferner dazu dienen, das unliebsame Gedränge beim Butterkauf zu vermeiden. Wegen der Butterverteilung sind von allen Seiten viele Vorschläge gemacht worden, die sich jedoch ohne genaue Kenntnis des ganzen geschäftlichen Verkehrs mit der Butter und Margarine nicht verwerten lassen. Eine Regelung soll in der Weise eingerichtet werden, daß die Brotbücher abwechselnd mit den Nummern 1 bis 4 versehen werden. Ist dieses Verfahren durchgeführt, so wird bestimmt werden, daß alle Inhaber der Brotbücher, die die Nr. 1 tragen, in der ersten Woche Mittwochs, die Inhaber der Brotbücher Nr. 2 Donnerstags, die mit Nr. 3 Freitags und zuletzt die mit Nr. 4 versehenen Brotbücher Samstags ihre Butter oder Margarine einkaufen können. In der darauffolgenden Woche wird Mittwochs nur an Brotbücher Nr. 2, Donnerstags Nr. 3, Freitags Nr. 4, Samstags Nr. 1 und in der dritten Woche anfangend Mittwochs mit Nr. 3, Donnerstags mit Nr. 4, Freitags mit Nr. 1 und Samstags mit Nr. 2 usw. in jeder Woche Butter verkauft werden.
Das bisher geduldete Verfahren, daß die Brotbücher vorher den Buttergeschäften übergeben werden dürfen, fällt damit natürlich fort. Auf diese Weise hofft man eine gerechte Verteilung der Butter und Margarine durchzuführen und auch den bisherigen Andrang vor den Buttergeschäften zu vermeiden. Auch bei anderen städtischen Verkäufen von Fleisch, Eiern oder sonstigen Lebensmitteln, wird sich dadurch mit Leichtigkeit unnötiger Andrang vermeiden lassen und doch dafür gesorgt werden können, daß jeder befriedigt wird.
Die Bekanntmachung sieht auch noch eine weitere Einrichtung vor. Sie will die Einrichtung treffen, daß an Hausstände, deren Jahreseinkommen nicht mehr wie 3000 Mark beträgt, die in städtischen Verkaufsstellen zum Verkauf gelangenden Lebensmittel zu einem billigeren Preise abgegeben werden., als wie an Hausstände, die ein Einkommen von mehr wie 3000 Mark haben. Wer sich diese Wohltat sichern will, nehme seinen Steuerzettel oder sonst einen Nachweis mit, z. B. eine Bescheinigung des Arbeitgebers, aus dem sein Einkommen hervorgeht, und stelle bei der Prüfung der Brotbücher gleichzeitig den Antrag, daß ein Vermerk ins Brotbuch eingetragen wird. Man will hierdurch der ärmeren Bevölkerung in der teuren Zeit entgegenkommen, da es den Bessergestellten doch immerhin noch möglich ist, die Lebensmittel, deren sie bedürfen, in den einschlägigen Geschäften, die unter der Last des Kriegs auch schwer zu leiden haben, einzukaufen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Für treugeleistete Dienste. Die Kaiserin hat dem Fräulein Maria Münchhalfen, Köchin bei Familie August Hirsch, Venusbergweg 46, die Bronzene Denkmünze für treugeleistete 30jährige Dienste verliehen.
Schließung zweier Brotverkaufsstellen. Der Oberbürgermeister hat die Schließung der Brotverkaufsstellen der Ehefrau Karl Faßbender, Bornheimerstraße 29 und der Witwe M. Setzer, Lisztstraße 1, vom 17. d. M. ab wegen Nichtbefolgung der bezüglichen Bundesratsverordnung angeordnet.
Städtischer Verkauf von eingemachten Bohnen. In der Verkaufsstelle an der Maxstraße werden jetzt auch Salzschneidebohnen und Salzbrechbohnen für 55 Pfg. das Pfund verkauft. An einen Hausstand werden höchstens 3 Pfund abgegeben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Gegen die heutige Frauenmode.
Von der Bonner Hauswirtschaftlichen Kriegshilfe erhalten wir eine Zuschrift, in der sie mit Genugtuung und lebhafter innerer Zustimmung die von der Kölner Nationalen Frauen-Gemeinschaft an den dortigen Gouverneur gerichteten Eingabe gegen die heutige Frauenmode begrüßt und dazu noch weiter ausführt:
„Auch hier in Bonn herrscht in gewissen Kreisen eine ebenso erstaunliche wie betrübliche Gleichgültigkeit in der Mode gegen die ernste vaterländische Lage. Es ist geboten, daß sie nicht die Oberhand bekommt. Alle Deutschen Frauen, welche wert sein wollen, diese große Zeit mit zu tragen, müssen ihre Kleidung so würdig und sparsam einrichten, wie es geboten ist. Aber auch die Männer sollten diese Bestrebung unterstützen und nicht, wie es zuweilen vorkommt, den Schwung der neuen Mode und ihre Trägerinnen preisen. So berechtigt eine anziehende hübsche Kleidung ist, so wenig paßt in unsere Tage ein auffallendes, verschwenderisches Gebaren, wie es der weite Rock und der hohe Stiefel darstellt. Die deutschen Frauen von Kopf und Herz müssen einig sein in dem Bestreben: „Deutsch unsere Sitte und Kleidung, los von Paris.“
Kanonendonner. In den letzten Tagen dringen trotz widrigen Windes die mächtigen Schläge der um Verdun stehenden Geschütze an unsere Ohren. Wohl die meisten denken gar nicht daran, daß das Geschütz, von dem der Schall zu uns herübergetragen wird, eine ganze Weile vorher abgefeuert worden ist. Bekanntlich beträgt die Geschwindigkeit des Schalles 330 Meter, das heißt, wird in 330 Meter Entfernung ein Schuß abgefeuert, so hört man denselben erst nach 1 Sekunde; aus 1 km. Entfernung demnach in 3 Sekunden. Von hier bis Verdun sind jedoch rund 200 km. Der Schall braucht also 200 x 3 Sekunden = 600 Sekunden oder 10 Minuten. Ein jeder Schuß, den man hört, ist also 10 Minuten vorher abgeschossen worden.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 15. April 1916
Städtischer Kartoffelverkauf. Die Stadtverwaltung hat zwei neue Kartoffel-Kleinverkaufsstellen eingerichtet, in Endenich im Hause Endenicher Straße 312 und in Grau-Rheindorf im Hause Herpenstraße 2.
Goldankaufsstelle Bonn. Es ist in Aussicht genommen, den Veräußerern goldener Uhrketten als Gedenkstücke an die große Zeit eine Uhrkette aus Eisen gegen Erstattung der Selbstkosten zur Verfügung zu stellen. Die Ausgabe der Ketten wird voraussichtlich schon bald erfolgen. Ferner ist bei der zuständigen Stelle angeregt worden, daß auch eiserne Armbänder unter den gleichen Verhältnissen abgegeben werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Wo bleiben die Saatkartoffeln? Aus landwirtschaftlichen Kreisen der Umgegend wird uns geschrieben: Viele Landwirte sind augenblicklich in Aufregung, weil die bestellten Saatkartoffeln ausbleiben. Die Bauernvereine haben für ihre Mitglieder in Thüringen und Ostpreußen die gemeinsamen Bestellungen gemacht, für einzelne Privatleute haben die Händler, für andere die Ortsbehörde die Vermittelung übernommen, bisher aber scheint die Lieferung überall auf Schwierigkeiten zu stoßen, da größere Mengen Saatgut noch von keiner Stelle geliefert wurden. Da die Zeit drängt, wird bei weiterer Verzögerung mancher Landmann gezwungen sein, seine eigenen Kartoffeln als Saatgut zu benutzen, wodurch aber nach dem Urteil Sachverständiger die Ernte wesentlich in Frage gestellt würde.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Der Ertrag der Stiftung „Henriette Frank-Preis“ aus dem Jahre 1915 ist zu vergeben. Die Empfängerin muß Handarbeiterin (Näherin, Hutmacherin usw.) sein, einen guten Lebenswandel führen und für ihre Familie Opfer gebracht haben. Sie muß in Bonn geboren und ortsangehörig, oder im Falle sie nicht in Bonn geboren ist, mindestens 5 Jahre in Bonn wohnhaft sein. Sie darf ferner nicht verheiratet, nicht jünger als 18 Jahre und nicht älter als 45 Jahre sein. Bewerbungen nebst Zeugnissen und Lebenslauf sind bis zum 30. April ds. Js. beim Oberbürgermeister einzureichen.
Arndt-Eiche in Eisen. Von der Nagelung der Arndt-Eiche durch die Landsturm-Kompagnie am vorigen Montag hat auch Photograph Hänekopp, Weiherstr. 1, eine Aufnahme gemacht und verkauft Postkarten-Bilder davon.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Der Lebensmittelwucher, der schon tiefen Mißmut aufgewühlt, scheint sich, wie uns mitgeteilt wird, wieder irgendwie betätigen zu wollen. Schon jetzt suchen Händler sich den Aufwuchs der Felder in nächster und weiterer Umgebung zu sichern, bieten und zahlen unverhältnismäßig hohe Preise für Gemüse aller Art, die dadurch den Markt entzogen werden; die Folgen werden natürlich wieder unerschwinglich hohe Preise für jegliche Feldfrucht sein, die doch helfen soll, die schwere Zeit des Krieges zu überwinden. Die Behörden und Verbrauchergemeinschaften machen wir schon jetzt auf dieses Treiben aufmerksam, dem zeitig Einhalt geboten werden muß, wollen wir nicht wieder, wie im Vorjahre, vor vollendeten Tatsachen gestellt werden. Können diese Ankäufe nicht rückgängig gemacht werden? Haben wir keine Aufsichtsbehörde, die hier eingreifen kann? Dem „Ausschuß für Konsumenteninteressen“ entsteht hier eine Aufgabe, die zu lösen sich lohnt. Die Beunruhigung, die schon jetzt durch diese Ankäufe in weite Kreise der Bevölkerung hineingetragen wird, kann nur durch ein tatkräftiges Eingreifen von irgendeiner Seite gestillt werden. Es würde uns freuen, hörten wir bald, ob und was in dieser uns alle interessierenden Angelegenheit bereits unternommen worden ist.
(Volksmund, Rubrik „Bonner Angelegenheiten“)
Sonntag, 16. April 1916
Arndt-Eiche in Eisen. In der verflossenen Woche stiegen die Einnahmen auf 60.000 Mark. Die Summe des eingetauschten Goldes beträgt nunmehr 12.600 M.
Außer der 1. Kompagnie des 1. Landsturm-Bataillons Bonn, über deren feierliche Kriegsnagelung wir berichtet haben, hat in der vorigen Woche auch die 4. Kampagnie des Landsturm-Bataillons in Euskirchen genagelt. Am heutigen Sonntag wird die Sebastianus-Schützen-Gesellschaft aus Grau-Rheindorf zur Nagelung erscheinen.
Letzthin hat wieder eine ungenannte Wohltäterin 100 M. gestiftet, um den Kindern des katholischen Waisenhauses die Nagelung zu ermöglichen. Da mit Anfang des Schuljahres die neu aufgenommenen Schulkinder auch zur Nagelung erscheinen sollen, um den Eichenstamm selbst, der fast zu neun Zehnteln benagelt ist, fertig zu nageln, so sind Gaben für unbemittelte Schulkinder nochmals erwünscht, sie werden auf dem Büro der Arndt-Eiche oder von Herrn Schulrat Dr. Baedorf gern entgegen genommen. Im übrigen ist der Verkehr an der Eiche stiller geworden, es wird daher die Stiftung von Wappenzieraten, Adlerfedern und Nägeln der Bonner Bürgerschaft nochmals warm empfohlen.
Wie bereits früher zum Ausdruck gebracht worden ist, bietet die Arndt-Eiche in trefflicher Weise die Möglichkeit, für die Witwen und Waisen unserer Bonner Krieger Mittel zu spenden und gleichzeitig die Namen des Stifters oder seiner Familienangehörigen an dem schönen Kriegsmal der Stadt Bonn zu verewigen. Viele alteingesessene u. manche nach Bonn zugezogenen Familien haben ihren Bürgersinn und ihr vaterländisches Empfinden an der Arndt-Eiche betätigt, für weitere Wohltäter bietet die Arndt-Eiche noch reichliche Gelegenheit. Von 1000 M. abwärts bis zu 1 M. kann man verschiedene Arten von Wappen, Federn, Nägeln und Platten erwerben. Möge das Wohlwollen für unsere Arndt-Eiche nicht erlahmen und ihr in den nächsten Wochen und Monaten wieder ein regerer Besuch zu teil werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Von unsren rheinischen Jungens treffen fast täglich vom östlichen und westlichen Kriegsschauplatz Kartengrüße, Photographien, Grüße auf Baumrinden usw. in unserer Redaktion ein. Sie alle geben kund, daß unsere Feldgrauen noch guten Mutes sind und auf ein baldiges Wiedersehen am schönen Rhein hoffen. Ab und zu bringt die Post auch ein geheimnisvolles Kästchen, das sich bei näherem Zusehen als „Käfig“ für irgendein Lebewesen entpuppt, das von einem Feldgrauen im Schützengraben aufgegriffen wurde. Mehrere Luftlöcher in den Versandschachteln lassen mit Sicherheit darauf schließen, daß wieder irgend ein „Flieger“ abgefangen wurde. Auch gestern abend traf wieder eine solche Sendung bei uns ein. Ein Herseler Junge (R.) schickte uns nebst einem schönen Gruß „an ganz Hersel“ einen Maikäfer, den er im Priesterwald direkt hinter der Front gefangen hatte. In einem Begleitschreiben sprach er den Wunsch aus, daß der „verfrühre Flieger“ gesund und munter in der Heimat eintreffen möge. Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen und wir hoffen, daß auch bald der Absender und mit ihm alle rheinischen Jungens ebenso gesund und fidel hier in der Heimat ankommen möchten.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Städtischer Kartoffel-Verkauf. Es können von jetzt ab auch Kartoffeln von Hausständen wieder zentnerweise und zwar der ganze Bedarf bis 15. Juni 1916 entnommen werden. Es empfiehlt sich dringend, dies zu tun, damit dieser Bedarf in den einzelnen Haushaltungen gesichert wird. Gutscheine für den zentnerweisen Verkauf sind im städtischen Mehlamt gegen Zahlung des Kaufpreises für die Kartoffeln (Mark 7,- für den Zentner) zu lösen. Die Zustellung der gekauften Kartoffeln in den Keller geschieht gegen Zahlung einer Gebühr von 25 Pfg. für den Zentner an die seitens der Stadt beauftragten Händler.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 17. April 1916
Am Karfreitag dürfen öffentliche theatralische Vorstellungen, Vorstellungen in den Kinematographentheatern, Schaustellungen und sonstige öffentliche Lustbarkeiten mit Ausnahme der Aufführung ernster Musikstücke nicht stattfinden.
Ein Mysterienspiel. Im Bonner Bürgerverein fand gestern abend die erste Aufführung des Mysterienspieles „Das Heil der Welt“ von Erich Eckert statt. Erich Eckert, der als Dramaturg und Spielleiter in Mainz tätig war, hat das in manchem Sinn dankenswerte Bestreben, die alten, von naiver Gläubigkeit erfüllten Mysterienspiele des Mittelalters zu erneuern. So hat er sein Werk „Das Heil der Welt“ ein Mysterienspiel in 4 Aufzügen, einem Vor-, Zwischen- und Nachspiel mit Benutzung mittelalterlicher Quellen geschaffen. Eckerts Mysterienspiel behandelt das alte Motiv: Kampf zwischen der heiligen Kirche und Frau Welt und Sieg der Kirche. (...) Die Aufführung, an der Damen und Herren der Bürgerschaft mitwirkten, war sorgfältig vorbereitet. Es wurde mit der den meisten Liebhaberaufführungen eigenen Hingebung gespielt. Der Spielleiter, Herr Eckert, sollte aber seinen Darstellern mehr Einfachheit einprägen und das gewaltige Rudern mit den Armen abgewöhnen. Oberster Grundsatz aller Dilettantenaufführungen sei Schlichtheit und möglichst ungezwungene Natur. Und falsches Pathos und mißverstandene Nachahmungen des Theaters sind nirgends weniger am Platze, wie gerade in einem Mysterienspiel. Der Darsteller des Mönches fiel durch die Inbrunst und innere Kraft des Ausdrucks auf. Es war die rechte Art, im Namen der Kirche zu sprechen. Die Chorlieder und Musikeinlagen wurden von Herrn Musikdirektor Veith sehr ansprechend geleitet. Die Aufführung war völlig ausverkauft. Heute abend findet eine Aufführung des Mysterienspiels „Das Heil der Welt“ für die Verwundeten der hiesigen Lazarette statt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Gegen die Umgehung der „Sommerzeit“. Die Einführung der Sommerzeit will offenbar manchem nicht als durchaus lobenswerte Neuerung erscheinen, obgleich man meinen sollte, daß die Vorteile jedem einleuchten müssen. Um nun eine Umgehung der Maßregel zu verhindern, hat der Reichskanzler in einem Erlasse, der Anweisung über das Umstellen der Uhren in den öffentlichen Gebäuden (Kirchen, Schulen, Rathäuser, Gerichtsgebäude, Verkehrsanstalten usw.) gibt, ausdrücklich bemerkt, daß „jedem etwaigen Versuche, die Wirkung der Neuerung durch Verlegung der Geschäftszeit, der Polizeistunde und dgl. Abzuschwächen oder aufzuheben, mit allem Nachdruck entgegengetreten“ werden solle.
Auf Grund gefahren. Ein großer Schleppkahn der Rheinschiffahrts-Gesellschaft Duisburg-Ruhrort fuhr gestern früh oberhalb der Stadthalle auf eine Sandbank und legte sich längsseits gegen den Strom. Da das Wasser des Rheines anhaltend steigt, dürfte es bald gelingen, den Schleppkahn wieder freizumachen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die hiesigen Friseure stehen sich genötigt, wegen der Teurung in Seifen usw. Bedarfsartikeln ihre Preise in angemessener Weise zu erhöhen.
Zirkus Hagenbeck kommt zu Ostern nach Bonn.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Dienstag, 18. April 1916
Arndt-Eiche in Eisen. Sonntag nachmittag fand an der Arndt-Eiche die Kriegsnagelung des Lazaretts Prinzessin Viktoria statt. Außer 14 Verwundeten, den Schwestern mit Frau Geheimrat Rieder an der Spitze und dem leitenden Arzte war Ihre Königliche Hoheit Frau Prinzessin Viktoria zu Schaumburg-Lippe erschienen. Es wurde ein Adlerflügel mit der Aufschrift „Glückauf-Lazarett Prinzessin Viktoria, Bonn 1916“ genagelt und alsdann eine Aufnahme durch Hrn. Photograph Plesser gemacht.
Außerdem erschienen Sonntag der Vorstand der St. Sebastianus-Schützengesellschaft Bonn-Rheindorf und die hiesigen landsmännischen Vereinigungen, die Sachsen-Thüringer-Vereinigung, der Schlesier-Verein, der Hessen-Verein, die Bodensee-Vereinigung, der Bayern-Verein. Die einzelnen Vereine nagelten je eine Sockelplatte und bezahlten den Betrag mit Goldmünzen. Um die Durchführung dieser vaterländischen Veranstaltung hatte sich Herr Oskar Menzel verdient gemacht, der auch bei der Nagelung eine vortreffliche und zeitgemäße Ansprache hielt. Es ist erfreulich, daß auch diese landsmännischen Vereinigungen, deren Mitglieder aus anderen deutschen Staaten stammen und im Laufe der Jahre in Bonn zugezogen sind, auf diese Weise die Bonner Wohlfahrtspflege unterstützen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Bevölkerungsbewegung im Stadtbezirk Bonn. (...) Im einzelnen stellte sich das Jahresergebnis im Etatsjahr 1914-15 wie folgt: Am 31. März 1915 betrug die Bevölkerungszahl 95.582. Der Zuzug betrug in der Zeit vom 1. April 1914 bis 31. März 1915 16.011 Personen, der Wegzug 15.179, der Mehrzugang mithin 832 Personen. Ehen wurden 627 geschlossen; die Zahl der Geburten betrug 2160. Es starben 1278 Personen. Am 31. März 1916 betrug die Bevölkerungszahl 95.848 Personen. Der Zuzug betrug im abgelaufenen Etatsjahr 14.350, der Wegzug 11.919 Personen. Mithin ein Mehrzugang von 2431 Personen. Eheschließungen wurden 467 vorgenommen. Die Zahl der Geburten betrug 1663, der Sterbefälle 1828. Im Ganzen betrug die Bevölkerungszunahme in den Monaten Januar, Februar und März 1916 266 Personen oder 0,28 Prozent der Anfangsbevölkerung.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Verbot des Wahrsagens. Durch eine Bekanntmachung des Herrn Gouverneurs der Festung Köln werden das gewerbsmäßige Wahrsagen und jedes Wahrsagen gegen Entgelt, jede gewerbsmäßige oder entgeltliche Tätigkeit zum Zwecke der Wahrsagerei, insbesondere die sogenannte Phrenologie und ferner alle öffentlichen Anpreisungen einer auf Wahrsagerei gerichteten Tätigkeit, verboten. Der vollständige Inhalt der Bekanntmachung ist an den öffentlichen Anschlagstellen und in den amtlichen Zeitungen einzusehen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 19. April 1916
Butter-Verkauf. Die Menge der in dieser Woche zu beziehenden Butter- und Margarinemenge beträgt wieder ein Fünftel Pfund auf die Person. Auch die Preise sind unverändert. Der Butterverkauf wird auch in dieser Woche noch nicht nach den Nummern der Brotbücher geregelt, diese Aenderung wird erst nächste Woche durchgeführt und vorher noch besonders bekannt gemacht werden.
Der Bonner Wehrbund unternahm am verflossenen Sonntag einen Marsch in die Baumblüte des Vorgebirges. Ihre Glanztage waren freilich vorbei, doch immerhin war sie noch sehenswert wenn auch ihr Gewand nicht mehr blendend weiß war. Im strammen Schritt wurde in der Zeit von drei Stunden über Endenich, Lessenich, Oedekoven, Gielsdorf, Alfter und Dransdorf nach Bonn zurückmarschiert. Trotz der verhältnismäßig kurzen Marschzeit fanden die strammen Jungmannen noch reichlich Zeit von den schönsten Punkten aus zu herrlichen Bildern auf das zu ihren Füßen liegende gesegnete Fleckchen Erde, das zur Erntezeit reiche Frucht verheißt, und weit über den Rhein hinweg bis zu den Höhen des Bergischen Landes und unseren sieben Bergen mit ihren schönen Linien.
An den beiden Ostertagen wird ein Marsch in den Westerwald unternommen, der von Altenkirchen ausgeht, die schönsten Punkte des Bonner Weges berührt und in Siershahn endigt. Für Kirchgang wird Sorge getragen.
Die Hagenbeckschau, das bekannte und berühmte Hamburger Unternehmen Hagenbecks, beginnt am kommenden Samstag hier, am Adolfsplatz eine Reihe von Vorstellungen. Die Hagenbeckschau weist einen reichen und kostbaren Tierbestand auf: Löwen, Tiger, Elefanten, Eisbären, braunen Bären, Lamas, Zebras, Dromedare, Kamele u. a. Auch finden in der Hagenbeckschau Vorführungen ausgezeichneter Artisten, Akrobaten, Seiltänzer, Fangkünstler usw. statt. Da die Hagenbeckschau schon vor einigen Jahren einmal Vorstellungen in Bonn gegeben hat, ist sie den Bonnern nicht mehr fremd und steht mit ihren Leistungen noch in bester Erinnerung.
Hagenbeck hat, wie an anderen Plätzen, auch hier in Bonn die dankenswerte Einrichtung getroffen, daß an Wochentagen bei der Einwechslung von Goldgeld an der Kasse Freikarten ausgegeben werden, und zwar bei Einwechslung eines Zwanzigmarkstückes eine Freikarte für den ersten Platz, bei der Einwechslung eine Zehnmarkstückes eine Freikarte für den zweiten Platz. Hagenbeck hat es auf diese Weise erreicht, im letzten Monat über 6000 Mark in Gold an die Reichsbank abliefern zu können.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Das anhaltende Regenwetter will unseren Landsleuten schlecht behagen. Alle Arbeiten im Garten und Feld werden aufgehalten, besonders da, wo schwerer Boden vorherrscht. Die Hafersaat ist noch lange nicht beendet, Frühkartoffeln können nicht in die Erde gebracht werden, und die vorbereitenden Arbeiten für die Spätkartoffeln verzögern sich sehr. Dagegen sind die Hoffnungen auf ein gutes Obstjahr durch die nasse Witterung bis jetzt noch nicht beeinträchtigt. Das Wintergemüse hat sich vortrefflich entwickelt und wird teilweise als Schneidgemüse schon zu Markt gebracht; auch die Wintersaaten haben ein gesundes Aussehen und gehen recht kräftig ins Frühjahr hinein.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 20. April 1916
Bestandsaufnahmen von Zucker und von Kartoffeln finden am Mittwoch nächster Woche, 26. April, statt. Anzeigepflichtig sind bei der Zuckerbestandsaufnahme auch Familienhaushaltungen, wenn sie mehr als 20 Pfund besitzen. Auch bei der Kartoffelbestandsaufnahme müssen diesmal schon Mengen von 20 Pfund angegeben werden. Wir verweisen auf die beiden Bekanntmachungen im Anzeigenteil dieser Zeitung.
Verwendung der Küchenabfälle. Man schreibt uns: Nach wie vor ist es vaterländische Pflicht aller Hausfrauen, bei der herrschenden Futterknappheit die als Schweinefutter geeigneten Küchenabfälle (Fleisch, Fisch, Brot, Gemüse, Kartoffelschalen usw.) besonders zu sammeln und zu verwenden oder zum Abholen durch die mit schriftlichem Ausweis der Stadt versehenen Unternehmer bereit zu halten. Soweit diese Abfälle bisher noch nicht in geeigneter Weise verwendet worden sind, wird gebeten, dem Tiefbauamt, Rathaus, Mitteilung zu machen (etwaigenfalls auch durch Fernsprecher). Dieses wird die Abholung durch betreffenden Unternehmer alsdann veranlassen.
Sollte das Abholen de Abfälle nicht regelmäßig geschehen oder zu Klagen Veranlassung geben, so wird gebeten, dem Tiefbauamt Mitteilung zu machen. Für Abhilfe wird dann schon gesorgt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Stadthalle. Nachdem das städtische Orchester vorerst aufgelöst ist, konzertieren im Saale der Stadthalle jetzt regelmäßig Militärkapellen.
Die Köln-Düsseldorfer Rhein-Dampfschiffahrt nimmt am Ostersonntag ihre Personenfahrten in beschränktem Umfang auf. Morgens 8 Uhr fährt von hier rheinaufwärts ein Personen-Güterschiff, das an sämtlichen Stationen anhält und gegen 11.45 Uhr in Andernach eintrifft. Um 12.05 Uhr mittags und 2.35 Uhr nachmittags fahren Personendampfer rheinaufwärts; das letztere nur bis Linz. Rheinabwärts fahren ebenfalls drei Dampfer, und zwar um 9.20 Uhr morgens, 6.30 Uhr und 7.15 Uhr abends. Diese Boote halten in Wesseling, Porz, Marienburg und Köln. Während das Schiff 9.20 Uhr morgens bis Holland durchfährt, fahren die beiden Nachmittagsschiffe nur bis Köln. Dieser Fahrplan hat bis zum 19. Mai Gültigkeit; von da ab tritt der volle Sommerfahrplan in Kraft. Hoffentlich bringen uns die Ostertage trockene und warme Witterung, damit den Ausflüglern nach langer Winterzeit wieder einmal Gelegenheit gegeben wird, eine fröhliche Rheinfahrt zu unternehmen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Vereinfachung der Wirtschaftskost. Für den Stadtkreis Bonn ist eine weitere Vereinfachung der Wirtshauskost angeordnet worden. Danach wird es verboten, in Gastwirtschaften, Schank- und Speisewirtschaften und Erfrischungsräumen, in Fremdenheimen (Pensionaten) und Speiseanstalten (Kasinos und Kantinen) bei Mittagessen u. Abendessen mehr als einen Fleischgang zu verabreichen. Ferner darf die bis 12 Uhr mittags aufzulegende Frühstückskarte nicht mehr als zwei warme Fleischgerichte aufweisen. Auf der Tages- und Abendkarte dürfen nicht mehr wie 6 Fleischgerichte einschließlich Wild und Geflügel enthalten sein. An Stelle des gebratenen Fleisches ist soweit wie möglich gekochtes Fleisch darzubieten. Der Kartoffelverbrauch ist auf das Mindestmaß zu beschränken.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 21. April 1916
Die Banken – ausgenommen die Reichsbank – bleiben am morgigen Karsamstag geschlossen.
Die Hagenbeckschau ist bereits in Bonn eingetroffen. Auf dem Adolfsplatz entwickelt sich bei dem Aufbau der Zirkusräumlichkeiten und der großen Stallungen ein sehr lebendiges, buntes Tun und Treiben. Bei den Arbeiten helfen auch Hagenbecks Arbeitselefanten, die durch ihre Riesenkräfte und ihre vortreffliche Abrichtung beim Ausladen der schweren Wagen und überall, wo es gilt, große Lasten fortzubewegen, die besten Dienste leisten. Bekanntlich stelle Hagenbeck der Militärbehörde Elefanten zur Verfügung, welche an der Front unseren tapferen Kriegern durch Schleppen und Tragen von Baumstämmen, Steinmassen und dergleichen schweren Lasten mehr zum Bauen und Einrichtung der Unterstände von größtem Nutzen sind. Um dem Publikum einen Begriff von den Arbeiten dieser Hagenbeckschen Elefanten an der Westfront zu geben, werden in jeder Vorstellung ähnliche Arbeiten vorgeführt. Weiter kommen sämtliche andere Dressurnummern zur Vorführung. Dabei wird der bekannte Tierbändiger Feldmann, ein Schüler Hagenbecks, seine Tigergruppe vorführen. Löwen, Eisbären, braune Bären, Dromedare, Kamele, Menschenaffen und andere Seltenheiten des Tierparkes sowie alle Artistennummern bilden ferner das reiche Programm jeder Vorstellung. Auf die Einrichtung, daß bei der Umwechslung von Goldgeld an der Kasse Freiplätze und zwar für 20 M. eine Freikarte für den ersten, für 10 M. eine für den zweiten Platz gegeben werden, sei nochmals hingewiesen. Hagenbeck lieferte auf diese Weise im letzten Monat 6000 Mark an die Reichsbank an. Die Eröffnung der Hagenbeckschau findet am morgigen Samstag statt. Die Nachmittagsvorstellung beginnt um 4 Uhr, die Abendvorstellung um 8¼ Uhr. Samstag, Sonntag und Montag finden ebenfalls je zwei Vorstellungen statt, um 4 und 8 ¼ Uhr, sowie täglich um 8¼ Uhr Abendvorstellung. Täglich morgens ab 10 Uhr ist Stallbesichtigung und finden alsdann interessante Proben sowie Fütterung sämtlicher Raubtiere statt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Glückliches Kleve! Der Bürgermeister der Stadt Kleve am Niederrhein hat folgende Preise für den Verkauf von frischem Schweinefleisch festgesetzt: Schinken 1,80 Mk., fetter Speck 2 Mk., magerer Speck 1,60 Mk., Kotelette (Karbonade) 2 Mk., Schulter mit Schwarte 1,80 Mk., Kopf 80 Pfg., Schnauze und Ohren 80 Pfg., Eisbein 1,20 Mk. und Pfoten 50 Pfg. das Pfund. Der Verkauf darf seitens der Metzgermeister nur in Mengen bis zu drei Pfund an Eingesessene der Stadt Kleve erfolgen gegen Vorzeigung der Brotkarte, in die ein entsprechender Vermerk eingetragen wird.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Ein hiesiger Wirt, dessen Frau und Tochter hatten sich gestern an der Strafkammer zu verantworten, weil sie in unerlaubter Weise Branntwein verabfolgt hatten. Der Staatsanwalt beantragte gegen den Wirt 500 Mark, gegen die Frau 200 Mark, gegen die Tochter 20 Mark. Das Gericht erkannte auf Geldstrafen von 200, bezw. 50, bezw. 20 Mark.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 22. April 1916
Einfache Ostern. Das Osterfest muß diesmal besonders einfach begangen werden. Die für die Kinder üblichen Leckereien sind zu vermeiden, da durch sie nur notwendige Nahrungsstoffe vergeudet werden. Die Knappheit an Zucker verlangt dieses Verhalten. Schokolade und Kakao, die hierbei sonst Verwendung finden und vergeudet werden, sind notwendige Nahrungsmittel, derer wir dringend bedürfen. Und so muß uns das Osterfest, seinem Charakter entsprechend, bereit finden zur Einkehr und zur Anerkennung gegenüber denjenigen, die sich für das Vaterland geopfert haben. Sie haben die Feinde im Felde geschlagen, wir wollen durch einfachen Lebenswandel, Enthaltsamkeit und Einschränkung den Sieg endgültig erringen helfen. Gilt es doch dem Wohl des Vaterlandes und damit uns selbst, die wir vor den Kriegsschrecken verschont geblieben sind.
Unhöflichkeit beim Verkauf von Lebensmitteln. Eine Anzahl von Zuschriften von Hausfrauen beklagen es, und die eigene Erfahrung bestätigt es, daß beim Einkauf von Lebensmitteln meist eine übliche Zugabe mit eingesteckt werden muß: die zunehmende Unhöflichkeit der Verkäufer. Nicht nur die „Butterfräuleins“ fühlen sich, sondern beinahe jeder, der mit dem Verkauf von Lebensmitteln zu tun hat. Und dieses „Sich-fühlen“ nimmt mitunter Formen an, die von Ungezogenheit nicht mehr zu unterscheiden sind, besonders gegen solche, die keine „guten Kunden“ sind. Zu machen ist da nicht viel, denn man ist auf die Gunst der Verkäufer angewiesen. [...]
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Web-, Wirk- und Strickwaren. Durch eine Bekanntmachung des Herrn Gouverneurs der Festung Köln vom 15. d. M., deren vollständiger Inhalt an den öffentlichen Anschlagstellen und in den amtlichen Kreisblättern einzusehen ist, wird die Bekanntmachung vom 1. Februar 1916, betreffend Preisbeschränkungen im Handel mit Web-, Wirk- und Strickwaren, aufgehoben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 23. April 1916
Die Hagenbeck-Schau hat gestern die Reihe ihrer Bonner Vorführungen mit zwei ihrer Vorstellungen begonnen. Der gute Ruf, den das mit dem berühmten Tierpark in Stellingen bei Hamburg verwandte Unternehmen besitzt, übt, wie vor Jahren schon einmal, auch dieses Mal wieder trotz des Krieges in Bonn seine große Anziehungskraft aus, und schon bei der ersten Vorstellung gestern nachmittag war das große Zelt fast bis auf den letzten Platz besetzt. Die gebotenen Leistungen entsprechen den Erwartungen, die man mit dem Namen Hagenbeck verbinden kann, und befriedigen die Besucher in hohem Maße. Die erste Nummer, Vorführung einer Gruppe verschiedener Bären, konnte gestern nachmittag allerdings nicht durchgeführt werden. Eines der wilden Tiere zeigte sich sehr störrisch und biß den Bändiger, Herrn Elskamp, in Arm und Bein, so daß diese Vorführung vorzeitig abgebrochen werden mußte. Im übrigen konnte der Spielplan ohne weiteren Zwischenfall durchgeführt werden. Herr Bauer führte zunächst einen Elefanten, ein Pony und einen Pudel und dann sechs allerliebste Zwergpferdchen vor und ließ die Tiere manche Probe ihrer Gelehrigkeit ablegen. Es wurden dann acht große Tiger in die stark umgitterte Manege getrieben, wo die grimmig fauchenden und mit den Tatzen schlagenden Bestien von Herrn Feldmann gezwungen wurden, Pyramiden zu bilden, Sprünge vorzuführen usw. Frl. Schaffeur zeigte sich als glänzende Drahtseilkünstlerin; vor allem ihr Kopfsprung auf dem Seil ist bewundernswert. Von den riesigen sieben Löwen, die Herr Christensen meistert, sind die meisten recht grimmige Tiere, die häufig genug mit Peitsche und Knüppel zum Gehorsam gezwungen werden müssen und dabei in recht beängstigender Weise Miene machen, auf ihren Meister loszugehen. Ein komischer Fangkünstler, der sehr viel Scherben macht, und der wie ein Mensch essende, trinkende, schlafende und radfahrende Affe Charly macht vor allem der Jugend sehr viel Spaß. Als außerordentlich geschickte und kräftige Turnkünstler erweisen sich die vier Damen und der Herr der Orgeritas-Truppe. Ferner werden Kamele und Maulesel sowie eine Gruppe von Elefanten vorgeführt. Die Elefanten zeigen dabei auch, in welcher Weise ihre von Hagenbeck der Heeresverwaltung zur Verfügung gestellten Artgenossen hinter der Front zu arbeiten verstehen; sie schleifen und tragen allein oder zu zweien schwere Baumstämme, sie heben Lasten von vielen Zentnern, ohne daß man ihnen die geringste Anstrengung anmerkt. Den Schluß bildete eine Massenvorführung von zwei Dutzend Eisbären, die sich dabei als verhältnismäßig gutmütige Tiere geben und sich von einer einzigen Dame, Frl. Bébé, beherrschen lassen. Alles in allem: die Hagenbeck-Schau bietet in abwechselungsreicher Fülle Vorzügliches, so daß der Besuch des Unternehmens nur empfohlen werden kann.
Ueber 1600 Mark Goldgeld sind gestern nachmittag an der Kasse der Hagenbeck-Schau umgewechselt worden, weil das Unternehmen für jedes Goldstück einen Freiplatz gewährt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Fußballsport. Heute findet auf dem Sportplatze der Richard-Wagnerstraße nach langer Zeit wieder ein Wettspiel zwischen zwei Ligamannschaften statt. Die spielstarke und schnelle Mannschaft des Kölner Turnvereins von 1843 wird dem Bonner Fußballverein eine sehr harte Nuß zu knacken geben.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Sicherung der Bierlieferung an die Feldtruppen. Wie die Biereinkaufszentrale der Heeresverwaltung mitteilt, hat sich die stellvertretende Intendantur des 3. Armeekorps veranlaßt gesehen, 98 Brauereien die weitere Zuweisung der Gerste durch die Gersteverwertungsgesellschaft bis auf weiteres zu sperren, weil diese Brauereien ihren Verpflichtungen zur Lieferung ausreichender Mengen Bieres für die Versorgung des Feldheeres nicht im gewünschten Maße nachgekommen sind. Im übrigen erkennt die Heeresverwaltung an, daß die überwiegende Mehrzahl der deutschen Brauereien ihrer Verpflichtung, in erster Linie für unsere kämpfenden Truppen zu sorgen, nach Möglichkeit nachgekommen ist. Erneut sind die Brauereien darauf hingewiesen worden, daß es unbedingt geboten erscheint, unter Zurücksetzung privater Interessen unter allen Umständen die für die Feldtruppen erforderlichen Biermengen bereitzustellen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Montag, 24. April 1916
Am zweiten Osterfeiertag erschienen in Bonn keine Zeitungen.
Dienstag, 25. April 1916
Der Ostergruß der Bonner Universität an ihre Studenten, den wir schon ausführlich besprochen haben, ist im Selbstverlag der Universität erschienen, die Universitätsdruckerei Carl Georgi hat den Kommissionsverlag übernommen. Der Ostergruß kann von jeder Buchhandlung für den Preis von 1,50 M. bezogen werden. Besonders sei hier darauf hingewiesen, daß die Universität die Schrift als Geschenk allen ihren Angehörigen ins Feld sendet, deren Anschriften ihr bekannt sind oder bekannt werden. Daher ist es dringend erwünscht, daß dem Universität-Sekretariat möglichst viele Anschriften von im Felde stehenden immatrikulierten Bonner Studenten durch diese oder durch deren Angehörige in geschlossenem Briefumschlag übermittelt werden.
Der Bayern-Verein für Bonn und Umgebung hat sämtlichen in Bonn liegenden verwundeten Bayern als Ostergruß eine blauweiße Düte mit Zigarren, Zigaretten und Tintenstift durch die Damen des Vereins überreichen lassen.
Vom Dampfer Rheingold fiel gestern abend nach der Ankunft des Schiffes in Köln die Frau des Schiffswirtes in den Rhein. Sie ertrank.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ueberführung von Leichen Gefallener vom Kriegsschauplatz in die Heimat. Das Stellv. Generalkommando des 18. Armeekorps teilt mit: Nach einer Verfügung des Königlichen Kriegsministeriums können Ausgrabungen von Leichen zur Rückführung in die Heimat für die Monate Mai, Juni, Juli; August und September nicht gestattet werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die beiden Osterfeiertage, vor allem der zweite, brachten uns herrliches Frühlingswetter, so daß jeder, dem es die Zeit erlaubte, einmal wieder mit Freuden zum Wanderstabe griff, um sich draußen in der wieder erwachenden Natur zu erholen und zu kräftigen. Der Verkehr war daher entsprechend stark, besonders in den Ausflugsorten der Umgebung und am Vorgebirge mit seinem herrlichen Blütenschmuck. Auch die Rheindampfer, die an den Tagen zum ersten Male wieder regelmäßige Fahrten unternahmen, hatten sich eines regen Zuspruches zu erfreuen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Mittwoch, 26. April 1916
Die Schwalben sind wieder da. In den letzten warmen Frühlingstagen konnte man die schlanken Tierchen in größeren Mengen durch die Luft und an den Hauswänden und Mauern entlang fliegen sehen.
Die Anmeldung von Kaffee- und Teevorräten. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß daß die gesetzliche Pflicht zur Anmeldung aller Kaffee- und Teevorräte in zahlreichen Fällen nicht erfüllt worden ist, obgleich die Unterlassung der Anmeldung mit strenger Strafe bedroht ist. Der Kriegsausschuß für Kaffee, Tee und deren Ersatzmittel erinnert deshalb wiederholt an diese allen Beteiligten obliegende Pflicht. Anmeldepflichtig sind: bei Kaffee Mengen von 10 Kilogramm und mehr; bei Tee Mengen von fünf Kilogramm und mehr. Bei Tee bestehen noch Zweifel darüber, ob die in Paketen befindliche Ware ebenfalls der Anmeldungspflicht unterliegt. Dies ist der Fall: alle Teemengen über 5 Kilogramm sind anmeldepflichtig, auch wenn sie schon verpackt sind. Es ist ferner vorgeschrieben, daß, wer Kaffee oder Tee in Gewahrsam hat, verpflichtet ist, die vorhandenen Mengen getrennt nach Art und Eigentümer unter Bezeichnung der Eigentümer und des Lagerungsortes anzuzeigen. Der Ausdruck „Gewahrsam“ wird vielfach nicht richtig verstanden. Mit diesem Wort soll ausgedrückt werden, daß derjenige, der Kaffee oder Tee aufbewahrt, im Hause hat, sei es im Haushalt oder in Verkaufsgeschäften, Lagerhäusern ohne Unterschied, ob Ware ihm oder einem anderen gehört, verpflichtet ist, die Ware anzuzeigen.
Das Metropol-Theater kündigt als Hauptfilm dieser Woche den „Lautenmacher von Mittenwald“ an, ein Drama aus den bayrischen Bergen in einem Vorspiel und fünf Akten nach dem Roman „Der Bubenrichter von Mittenwald“ mit Maximilian Schmidt. Die Darsteller sind Münchener Hofschauspieler. Ferner werden das dreiaktige Gesellschaftsdrama „Die Söhne des Grafen Steinfels“, mehrer Lustspiele und die üblichen Kriegsberichte aufgeführt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Abänderung im Butter- und Margarine-Verkauf. Bekanntlich tritt in dieser Woche eine Neuregelung im Verkauf von Butter und Margarine für den Stadtkreis Bonn ein. Wie bisher darf Montags und Dienstags weder Butter noch Margarine verkauft werden. In jeder Woche wird amtlich bekannt gemacht, wie viel Gramm Butter oder Margarine auf jede Person entfällt und in welcher Reihenfolge die Abgabe von Butter und Margarine erfolgt. Heute, Mittwoch, wird Butter oder Margarine an Nummer 1, am Donnerstag an Nummer 2, am Freitag an Nummer 3, am Samstag an Nummer 4 abgegeben. Die betreffende Nummer ist aus dem Brotbuch ersichtlich. Auch in dieser Woche wird wiederum ein Fünftel Pfund Butter oder Margarine an jede bezugsberechtigte Person verabfolgt. Der Preis der Auslandsbutter ist auf 3,10 M. für das Pfund festgelegt worden. Die Lebensmittelgeschäfte dürfen fortan vor dem festgesetzten Verkaufstage keine Brotbücher mehr annehmen, um dadurch ihrer Kundschaft Butter zu sichern. Zuwiderhandlungen werden schwer bestraft, außerdem kann auch auf Schließung der Geschäfte erkannt werden.
Bonner Fußball-Verein – Kölner Turnverein 5:0. Am Ostersonntag traten sich auf dem Platz an der Richard-Wagnerstraße die Kriegsliga-Mannschaften der beiden Vereine gegenüber. Wie das Resultat zeigt, feierte der B. F.-V. einen überlegenen Sieg. Schon in der ersten Halbzeit konnte er drei Tore für sich buchen, von denen das erste Tor ein blendender Schuß des vorzüglichen Linksaußenstürmers Erdmann war. Benzinger, der Halblinke des B. F.-V. zeigte durch einen prächtigen Schuß, der das zweite Tor einbrachte, daß er gute Klasse war. Bis zur Pause wurde dann noch durch den Mittelstürmer Fuchs ein weiteres Tor gesetzt. Trotz der drei Tore ließ sich die Kölner Mannschaft keineswegs einschüchtern, sondern sie hielt stets das Spiel offen, jedoch zeigte die Kölner Stürmerreihe zu wenig Durchschlagskraft vor dem Tore, um einen Erfolg zu erringen. Noch zweimal nach der Halbzeit mußte der Kölner Torwart den Ball aus seinem Tor holen, vielleicht wäre es auch noch mehr geworden, wenn nicht die Kölner Verteidigung so aufopferungsvoll gespielt hätte, sie bewahrte die Mannschaft vor einer höheren Niederlage; sonst hat die Mannschaft einen vorzüglichen Eindruck hinterlassen.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Zuckeraufnahme. Aufgrund der Bundesratsverordnung vom 10. April 1916 findet am 26. April 1916 eine Feststellung der Mengen an Verbrauchszucker statt. Wer mit Beginn des 25. April 1916 Zucker in Gewahrsam hat, hat bis zum 26. April 1916 den Vorrat nach Mengen und Eigentümern der zuständigen Behörde des Lagerungsortes anzuzeigen. Anzeigepflichtig sind: 1. Familienhaushaltungen und einzelne Personen, 2. Bäckereien und Konditoreien, 3. Geschäfte, Gast-, Schank- und Speisehäuser, Kantinen, Fremdenheime, Vereins- und Erfrischungsräume und dergl. 4. Kleinhändler und Ladengeschäfte ohne Rücksicht auf den Umfang des Betriebes, die unmittelbar an die Haushaltungen den Zucker abgeben. 5. Alle sonstigen Händler. 6. Gewerbliche und sonstige Betriebe mit Ausnahme der Zuckerfabriken. 7. Diesen gewerblichen Betrieben stehen gleich Landwirtschaftsbetriebe, in denen Nahrungs-, Genuß- und Heilmittel zum Zwecke der Weiterveräußerung bereitet werden. 8. Lagerhallen und Spediteure usw., wenn sie mehr als 10 Kilogramm an Zucker in Gewahrsam haben.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Donnerstag, 27. April 1916
Städtischer Unterhaltungsabend. Man schreibt uns: Es ist gelungen, für den gesanglichen Teil des heutigen Volksunterhaltungsabends die Konzertsängerin Frl. Henny Wolff zu gewinnen. Sie hat sich hier in Bonn durch ihr erfolgreiches Auftreten nicht nur im Konzertsaal, sondern auch in unserer Oper vorteilhaft bekannt gemacht. Der Besuch des Abends darf den Freunden guter und in schwerer Zeit doppelt erhebender Kammermusik auf das angelegentlichste empfohlen werden.
Maßnahmen gegen das Hamstern sind in der Stadtverordnetenversammlung von Frankfurt a. M. beantragt worden. Die Stadtverwaltung soll Bestandsaufnahmen veranstalten und die über bestimmte, genau festzusetzenden Mengen hinaus aufgespeicherten Vorräte beschlagnahmen. Für falsche Angaben sollen Freiheitsstrafen verhängt werden.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Metropol-Theater. Das Bemühen von Künstlern und Literaten das Kino mehr und mehr vom Verbrecher- und Detektivdrama zu befreien und die lebendige Photographie wertvolleren Aufgaben zuzuwenden, zeigt seine Wirkung im jüngsten Spielplan des Metropol-Theaters. Das Drama „Der Lautenmacher von Mittenwald“, in welchem der Schriftsteller Maximilian Schmidt seinen Roman „Der Bubenrichter von Mittenwald“ selbst für die Verfilmung verarbeitet hat, ist ein glücklicher Schritt auf dem Wege, die oberbayrische Heimatdichtung mit ihrem eigenartigen Menschenschlag inmitten der gewaltigen Naturbühne, der mächtigen Bergkuppen vor dem leiblichen Auge lebendig werden zu lassen. Ebenso bedeutet das Lustspiel „Die Hochzeit des Vater Rhein“, ein phantastischer Gedanke, die Denkmäler einer Stadt, Brunnenfiguren usw. durch die chemische Einspritzung, die ein kluger Professor vornimmt, zu einer grotesken Hochzeitsgesellschaft zu vereinigen, eine beachtliche Fortentwicklung der literarischen Kinokunst. Nicht minder ist es zu schätzen, daß mit Hilfe einer geschickt geschriebenen Komödie, die von drastischem Humor erfüllt ist, der Versuch gemacht wird, das zartere Geschlecht von der unsinnigen Vorliebe für die Pariser Mode abzuwenden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Zentralauskunftsstelle des Rheinischen Arbeitsnachweisverbandes hat in den letzten Monaten mit Rücksicht auf die Einseitigkeit des Arbeitsmarktes sich eingehender mit der inneren Organisation der Gegenüberstellung von Angebot und Nachfrage im Gebiet der Rheinprovinz befaßt. Mit Hilfe von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden wurde die Aufstellung einer Liste begonnen, die alle im Rheinland bestehenden Nachweise enthalten soll und jetzt bereits zu einem vorläufigen Abschluß gebracht werden konnte. Durch andauernde Ergänzungen und Berichtigungen bei Adressenveränderungen soll sie stets auf dem laufenden gehalten werden und dadurch einen möglichst vollkommenen Ueberblick über die in einzelnen Orten vorhandenen Arbeitsnachweise geben. Damit die Zentralauskunftsstelle jederzeit in der Lage ist, eine erschöpfende Auskunft über die Arbeitsmarktlage zu geben, wurde eine regelmäßige Berichterstattung durch alle diese Arbeitsnachweise an die Zentralauskunftsstelle organisiert. Diese Maßnahme stellt einen Versuch dar, den Arbeitsmarkt systematisch zu erforschen und die dadurch gewonnenen Kenntnisse der Praxis der Arbeitsvermittlung unmittelbar zugänglich zu machen. Wenngleich über die Wirkung der neuen Einrichtung noch keine Erfahrungen vorliegen, ist doch ihre praktische Brauchbarkeit verbürgt durch sehr beifällige Aufnahme des Planes in den beteiligten Kreisen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Freitag, 28. April 1916
Die Regelung des Seifenverbrauchs in Bonn. Im Anzeigenteil dieser Zeitung werden die Bekanntmachung des Stellvertreters des Reichskanzlers über den Verkehr mit Seife, Seifenpulver und anderen fetthaltigen Waschmitteln vom 18. April sowie die dazu in Bonn getroffenen Anordnungen des Oberbürgermeisters amtlich veröffentlicht. Es dürfen danach monatlich höchstens 100 Gramm Feinseife und 500 Gramm andere Seife, Seifenpulver usw. für eine Person verabfolgt werden. Die verabfolgten Mengen müssen im Brotbuch vermerkt werden, und zwar für April auf dem Blatt der 31. Woche, für Mai auf dem der 35.
Die Polizeistunde am 30. April. Da am 30. April um 11 Uhr abends die Uhren um eine Stunde vorzurücken sind, es nach der gesetzlichen Zeit also schon 12 Uhr ist, müssen auch die Wirtschaften dann schon schließen. Eine besondere Bekanntmachung über diese um eine Stunde frühere Polizeistunde wird von der Bonner Polizeiverwaltung nicht erlassen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Die Zwischenscheine für die fünfprozentigen Schuldverschreibungen des Deutschen Reiches von 1915 (dritte Kriegsanleihe) können vom 1. Mai d. J. ab in die endgültigen Stücke mit Zinsscheinen umgetauscht werden. Sämtliche Reichsbankanstalten mit Kasseneinrichtungen übernehmen die kostenfreie Vermittlung des Umtausches.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Bonner Stadttheater. Am Sonntag gastiert das Kölner Schauspiel mit dem bekannten Köln. Volksschauspiel „Heimgesunge“ von Schneider Claus.
Der Westerwaldklub unternimmt eine Wanderung am Sonntag den 30. April. Abfahrt von Beuel 6,44 Uhr, Staatsbahnhof. Die Wanderung geht über Hönningen-Arienheller-Mahlberg-Hesseln-Römerich-Linz.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Samstag, 29. April 1916
Die Zucker-Höchstpreise sind für die Stadt Bonn auf 32 Pfg. für gemahlenen, 34 Pfg. für Würfel- und Plattenzucker, 46 Pfg. für Stangenkandis und 50 Pfg. für Würfelkandis das Pfund festgesetzt.
Zur Bekämpfung der Lebensmittelteuerung. Die den Verkehr mit Lebensmitteln bestehenden Uebelstände haben, wie uns ein Telegramm aus Berlin mitteilt, den Minister des Inneren veranlaßt, erneut darauf hinzuweisen, daß die Polizeibehörden das Publikum gegen Ausbeutung und Uebervorteilung beim Einkauf von Lebensmitteln wirksam schützen sollen. Insbesondere wird in dem Erlaß aus die maßlosen Preisforderungen für solche Waren hingewiesen, für welche keine Höchstpreise bestehen, sowie auf das auffällige, plötzliche Verschwinden von manchen Lebensmitteln aus den Verkaufsstellen, so bald eine Begrenzung der Verkaufspreise angeordnet ist. Die gesetzlichen Handhaben seien den polizeilichen Organen in den Gesetzen und Verordnungen über die Höchstpreise, über den Wucher, die Entfernung unzuverlässiger Personen vom Handel u. a. gegeben. Ein voller Erfolg in der Anwendung dieser Vorschriften könne nur durch verständnisvolles Zusammenarbeiten der Gemeindevorstände und Polizeiverwaltungen erzielt werden. Die Aufsichtsbehörden sind angewiesen, in diesem Sinne die erforderlichen Anordnungen zu treffen.
Die Viehmärkte müssen, da die Zentral-Einkaufsbehörde das Schlachtvieh beschlagnahmt hat, bis auf weiteres ausfallen. Der Bonner Schlachtviehmarkt ist schon seit zwei Wochen nicht mehr abgehalten worden. Auch in Köln findet vorläufig kein Viehmarkt mehr statt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Charly, der gelehrige Affe der Hagenbeckschen Tierschau, benahm sich in der gestrigen Abendvorstellung kurz vor Beendigung seiner Vorführungen ganz unprogrammmäßig. Er rauchte wie immer mit seinem Herrn eine Zigarre, legte sich ganz manierlich ins Bett und fuhr auch auf seinem Zweirad mehrere Runden durch die Manege. Plötzlich vergaß er jedoch seine gute Erziehung. Er warf sein Rad weg und rannte mit Blitzesschnelle das Abschlussgitter hinauf. Mit kühnem Schwung setzte Charly dann über die Spitzen der Eisenstäbe und kletterte mit affenartiger Geschwindigkeit die Gitterstäbe hinab in den Zuschauerraum. Natürlich gabs großes Hallo, namentlich bei den Damen. Ein Feldgrauer sprang eiligst hinzu und versetzte dem verblüfft dastehenden Affen einen gehörigen Schlag mit seiner Säbelscheide; im nächsten Augenblick wurde Charly von seinem Herrn beim Kragen gefaßt und wieder in die Manege gezogen. Für diese Extratour erntete der Ausreißer stürmischen Beifall.
Die Früchte des Weißdorns als Volksnahrungsmittel. Es kommt in Frage, in diesem Jahre die Früchte des Weißdorns für bestimmte Zwecke der Volksernährung zu verwerten. Um eine möglichst große Ernte zu erzielen, ist es dringend erforderlich, daß in diesem Frühjahre davon Abstand genommen wird, die Weißdornhecken zu beschneiden. Denn durch die Beseitigung der vorjährigen sowie der etwa noch vorhandenen älteren Schösslinge wird der Blütenansatz und somit die Fruchtgewinnung fast vollständig unterbunden. Um der in Aussicht genommenen Verarbeitung einen möglichst hohen Ertrag der Weißdornfrüchte (Mehlbeeren) zuführen zu können, ist weiter beabsichtigt, demnächst die Beeren zu sammeln und gegen angemessene, das Sammeln durchaus lohnende Entschädigung für die in Betracht kommenden Zwecke erwerben zu lassen. Aus dem angegebenen Grunde ist daher in diesem Frühjahre tunlichst vom Beschneiden der Weißdornhecken Abstand zu nehmen. Bekanntlich befinden sich Weißdornhecken in erheblichem Umfange um Gehöfte, Gärten, Weiden, an Bahndämmen, Wegen usw.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Die Generalversammlung des Vereins Kinderhort-Verband Bonn e. V. fand am 26. April statt. Die bei Kriegsbeginn an die bestehenden vier Mädchenhorte angegliederten Knabenabteilungen und der Kindergarten konnten auch im zweiten Kriegsjahre bestehen bleiben. Die Fürsorge erstreckte sich auf 400 Kinder. An 90 der bedürftigsten Kinder werden Mittagessen verabreicht. Während der Herbstferien blieben Horte und der Kindergarten geöffnet. [...] Im Winter wurde fleißig für die Soldaten gearbeitet. Strümpfe, Fuß- und Brustlappen, Kissen und Pantoffel konnten an die Lazarette abgeliefert werden. Mütternachmittage, die in den einzelnen Horten noch häufiger als zu Friedenszeiten veranstaltet wurden, pflegten die Beziehungen zwischen Hort und Familie. Zur Schulung der Helferinnen fanden von zwei Jugendleiterinnen des Vereins theoretische und praktische Unterweisungen statt. Im Anschluß an den Jahresbericht sprach Fr. Christine Teusch, Köln, über „die deutsche Helferin“. Rednerin zeigte in ihren begeisternden Ausführungen, wie sehr der Hort dazu berufen sei, gute Staatbürger zu erziehen. Die Schäden unserer Volksjugend zu bessern und zu heilen und die echt staatsbürgerlichen Tugenden Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Verantwortlichkeit, Gehorsam, selbstlose Liebe in den Kinder zu erziehen, dies sei die hohe Aufgabe und Pflicht der deutschen Helferin.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Sonntag, 30. April 1916
Die Ausfuhr von Fleisch, Speck und Fett aus dem Stadtbezirk Bonn wird durch eine in dieser Zeitung veröffentlichte Bekanntmachung des Oberbürgermeisters verboten.
Eine andere Moderichtung. Dem Verband Westmark der deutsch-völkischen Partei ist auf seine Eingabe wegen der Mode vom stellv. Generalkommando in Münster folgende Meldung zugegangen: Laut Mitteilung des Kriegsministeriums ist vorgesorgt, daß die Herbst- und Wintermode eine andere Richtung einschlägt.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Ein herrenloses fettes Schwein irrte am Samstag Morgen in der Nähe der Bachstraße auf dem Bahngeleise der Staatsbank umher. Anstatt herzhaft zuzugreifen, wichen die Passanten dem kostbaren Borstenvieh scheu aus. Erst nach längerer Zeit gelang es einem Geschäftsmann, das Schwein in seinen Hof zu treiben und dingfest zu machen. Der glückliche Besitzer konnte einstweilen nicht ermittelt werden.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Deutsche Sommerzeit. Wir möchten nicht verfehlen, unsere verehrten Leser darauf aufmerksam zu machen, daß sie Sonntagabend um 11 Uhr ihre Uhren auf 12 Uhr vorrücken. Es liegt dies im eigenen Interesse sowohl als auch in einer geordneten Einführung der Sommerzeit.
Wehrbund. Am Ostersonntag trug das Dampfroß 62 Jungmannen des Bonner Wehrbundes siegaufwärts nach Altenkirchen zur fröhlichen Wanderfahrt durch Tal und über Höhen des Westerwaldes. Machte der Himmel auch ein finsteres Gesicht, waren die Wege auch naß und schlüpfrig: Der frohen Wanderlust geschah dadurch kein Abbruch. Marienberg war das Ziel des ersten Tages, das auf den Pfaden erreicht werden sollte, die die hiesige Ortsgruppe des Westerwaldklubs in ihre Pflege genommen und „Bonner Weg“ getauft hatte. Durch prächtigen Hochwald führt der Weg, oft steil bergauf und jäh bergab, über schwankende Stege und nur selten über die Landstraße, die der waldfrohe Wanderer gerne meidet. War der Laubwald auch noch blattlos, grün waren die Wiesen und der Tannenwald und prächtige Ausblicke belohnten die Mühe der Wanderer. Zur Mittagszeit wurde Rast gehalten und leibliche Stärkung bot der Inhalt des Rucksacks oder die Konservendose, vom kochkundigen Wanderer bald zum schmackhaften Mahl bereitet. Das Nachtlager in Marienberg war kriegsmäßig einfach: auf Stroh in einer Scheune und in einem Tanzsaal. Am Morgen des anderen Tages gab es frohe Gesichter, weil der Himmel auch ein frohes Gesicht machte. Der Sonne, die schon am vorherigen Tage Versuche gemacht hatte, die graue Wolkenschicht zu durchbrechen, war der Durchbruch beim erwachenden Morgen mit glänzendem Erfolge gelungen. Das Ziel des Tages war die Bahnstation Stershahn, die zur bestimmten Zeit erreicht werden mußte. Die kürzesten Wege mußten eingeschlagen werden, meist ging es über die harte Landstraße, selten durch den Wald, aber eine besondere Sehenswürdigkeit des Westerwaldes, die Seen bei Dreifelden, wurden doch in Augenschein genommen. Zur rechten Zeit war das Ziel erreicht und nun besorgte die Eisenbahn die Weiterbeförderung der ermüdeten Wanderer zur Ausgangsstation Beuel. In Gruppenkolonne mit frohem Liederklang, der auch auf der Wanderung nicht fehlte, wurde in Bonn Einzug gehalten. Ein schönes Fleckchen Erde hatten die Wanderer kennen gelernt, auf der Wanderung auch häufig Gruppen gefangener Gegner gesehen und hoffentlich dabei gedacht, daß nur die Tapferkeit unseres Heeres es verhindert hat, die Feinde zu kriegerischem Tun im Vaterlande zu sehen. Zur Erziehung eines kraftvollen Nachwuchses zur Verteidigung des Vaterlandes sollte auch die Wanderung beitragen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)