Mittwoch, 28. August 1918

    

Lichtbildbühnen. Die Lichtspiele im Stern führen diese Woche den Zirkusroman in vier Abteilungen „Eine Motte flog zum Licht“ mit der bekannten Filmdarstellerin Fern Andra in der Hauptrolle auf, ferner das vieraktige Drama „Der Bettler von Sabern“ und das Lustspiel „Paulchen heiratet seine Schwiegermutter“.
   
Im Metropol-Theater stehen das vieraktige Kriminaldrama „Robin-Morris“ mit Theodor Loos vom Berliner Lessingtheater in der Hauptrolle, die vieraktige Lebenstragödie „Das Verhängnis der schönen Susi“ mit der Dänin Egede Nissen in der Hauptrolle und das Detektivabenteuer „Der lachende Tod“ auf dem Spielplan.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

    

Einmachen von Kappusstrünken. Die Zeit zum Einmachen des Sauerkrautes ist gekommen. Dabei ergeben sich die schönen weißen und äußerst zarten Kohlstrünke, welche mit einem kurzen, löffelartigen Instrumente aus der Mitte der Köpfe herausgebohrt und gewöhnlich unbenutzt fortgeworfen oder höchstenfalls an das Vieh verfüttert werden. Doch kann man auch noch einen anderen Gebrauch davon machen, der namentlich für diese knappe und teure Zeit empfohlen werden kann. Man kann die Strünke in Gläser oder Töpfe einmachen und anstelle der sauren Gurken benutzen. Sie werden der Länge nach in 6 bis 8 Teile gespalten und diese dann in 4 bis 5 Zentimeter lange Stücke geschnitten. So werden sie wie Gurken in Essig und reichlich Gewürz eingemacht. Wenn sie im Winter auf den Tisch kommen, sind sie tatsächlich im Geschmack von den Essiggurken nicht zu unterscheiden. Sie halten sich bis ins Frühjahr hinein, ohne viel von ihrer frischen Farbe zu verlieren. – Sehr billig und doch gut!

Schont die Kassenscheine! Die Reichsbank erläßt folgende Mahnung: Zu den kostbarsten Ersatzmitteln gehört zweifellos das an Stelle der verschwundenen Gold- und Silbermünzen jetzt im Umlauf befindliche Papiergeld. Wie schlecht wird dieses aber meist behandelt und wie übel sieht es oft aus. Namentlich sind es die kleinen Darlehnskassenscheine zu 2 und 1 Mark, die vielfach in einem grauenerregenden Zustande von Hand zu Hand gehen. Es ist vielleicht nicht allgemein bekannt und wird daher erneut darauf hingewiesen, daß die Reichsbank die ihr zum Umtausch vorgelegten beschädigten oder beschmutzten Banknoten (Reichskassenscheine und Darlehnskassenscheine) sofort gegen gute Exemplare umwechselt. Wer in Besitz derartigen schadhaft gewordenen Papiergeldes gelangt, wird daher dringend gebeten, dieses so schnell wie möglich der Reichsbank zu Umwechslung einzureichen.

Wegen verbotenen Verkehrs mit Gefangenen wurden zwei junge Burschen aus Duisdorf zu je einem Verweis verurteilt; ein dritter angeklagter Bursche wurde freigesprochen. Die beiden Verurteilten hatte den kriegsgefangenen Russen, der in der dortigen Porzellanfabrik beschäftigt war, aber ganz gut Deutsch sprach, gefragt, wann er in seine Heimat zurückkehre.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

    

Führe uns nicht in Versuchung. Wir erhalten folgende Zuschrift: „Viele Wirte und Gasthofangestellte müssen diese Bitte jetzt mit besonderer Inbrunst aussprechen, denn es sind „Engel“ der Versuchung ausgesandt, um dem Fleisch-Schleichhandel nachzuspüren. Ein Mittel dieses Spürens liegt darin, daß diese „Versucher“ in den Gasthöfen mit allen möglichen Zaubersprüchen zu erreichen sich bemühen, an den „verbotenen Tages“ etwas Fleischliches zu bekommen. Gott sei Dank sind die Wirte und ihre Angestellten durch den Glutofen der Verordnungen ja meist geläutert und sattelfest; aber es wird ihnen dann doch sehr schwer gemacht, gegenüber diesen Sirenentönen standzuhalten, daß sie gewiß sehr dankbar sind, wenn wir ihnen für diese Fälle schwerster Versuchung ein probates Mittel an die Hand geben. Dies besteht darin, daß sie den Störer des gastlichen Friedens, der sich mit einer einfachen Abweisung nicht begnügen will, sondern durchaus auf Fleischnahrung besteht, sich etwas näher ansehen, um ihn dann das Lokal von einer anderen Seite besehen zu lassen. Vielleicht besinnt dieser sich dann, daß es in der heutigen schweren Zeit noch andere Arbeiten zum Wohle des Vaterlandes und der Allgemeinheit gibt, die auf seine Kräfte warten.“

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Aus der Rheinprovinz. Bonn“)