Samstag, 29. Dezember 1917
Mitteilungen der Ortskohlenstelle. Die Ausgabe von Rohbraunkohlen erfolgt von jetzt ab außer an die Inhaber der Lebensmittelkartenumschläge A auch an die Inhaber der Umschläge B zum Preise von 1,05 M. je Zentner durch die Kohlenhändler. Entsprechende Kohlenmarken sind bei der Ortskohlenstelle unter Vorlage der Kartenumschläge zu entnehmen. Die Rohbraunkohle, die neben den sonstigen Braunkohlen geliefert wird, ist bisher nur in beschränktem Umfange entnommen worden.
Infolge des Wagenmangels ist zurzeit die Zufuhr von Briketts stockend; eine Besserung ist in Kürze nicht zu erwarten. Es empfiehlt sich daher, an Stelle von Briketts andere Heizstoffe (Kohle, Gaskoks) zu nehmen. […]
Von Monat Januar ab haben fünf Kohlenmarken Gültigkeit; die zugeteilte Menge wird also gegenüber dem Dezember um einen Zentner Kohlen oder 1¼ Zentner Briketts erhöht. […]
An die Zentralheizungsbesitzer geht die dringende Mahnung, sparsam zu heizen; mit der Zufuhr von Koks in größerem Umfange ist in naher Zeit nicht zu rechnen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Eine Anzahl Austauschgefangener traf gestern mittag hier ein. Sie wurden am Bahnhof mit Musik empfangen und nach der Infanterie-Kaserne geführt. Auf dem Wege dorthin wurden die Soldaten vom Publikum herzlich begrüßt.
Kartoffel-, Brotversorgung und Schweinehaltung. Bei der allgemeinen Futterknappheit in diesem Jahr ist es nicht möglich, die zurzeit noch vorhandenen Schweinebestände den Winter über durchzuhalten, geschweige denn sie in einen schlachtreifen Zustand zu bringen. Die Kartoffelernte wird zur menschlichen Ernährung, zur Deckung des notwendigen Brennereibedarfs und zur Anlegung der dringend nötigen Reserven restlos Verwendung finden. Was den Landwirten zur Verfütterung belassen wird, muß zur Erhaltung der unbedingt erforderlichen Arbeitstiere (Pferde, Zugochsen) bestimmt werden. Dabei ist auch zu berücksichtigen, daß Schweine allein mit Kartoffeln ohne Zusatz von eiweißhaltigem Kraftfutter nicht gemästet werden können. Die Weitererhaltung unserer Schweinebestände auf der am 15. Oktober festgesetzten Höhe birgt daher die Gefahr in sich, daß auf Kosten unsrer Brotgetreideversorgung unzulässige Verfütterungen erfolgen. Es bleibt daher nur übrig, eine beschleunigte Verminderung unseres Schweinebestandes herbeizuführen. Und zwar müssen alle nicht zur alsbaldigen Hausschlachtung oder zur Zucht benötigten Schweine sofort abgestoßen werden. […]
Das Treibeis des Rheines hat in den letzten Tagen stark zugenommen: es bedeckt jetzt den Strom in seiner ganzen Breite. Wie von Coblenz berichtet wird, hat sich auch das Moseleis vermehrt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Für das Soldatenheim. Im großen Saal des Bonner Bürgervereins wird am Dienstag den 1. Januar, um 5 Uhr nachmittags, ein Unterhaltungs-Abend durch den Ausschuß des Bonner Soldatenheims veranstaltet, bei dem die Kapelle des Inf.-Regts. Nr. 609 (Leitung Herr Schuricke) sowie Mitglieder des Bonner Männer-Gesangvereins nebst Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt mitwirken. […] Aus dem Erlös werden die Unkosten der Sonntags regelmäßig im Soldatenheim (Josefstraße) veranstalteten Unterhaltungsabenden gedeckt, ein Umstand, der recht viele Bonner Einwohner veranlassen dürfte, die genußreichen Darbietungen zu besuchen.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)