Dienstag, 25. Dezember 1917
Einer der beliebtesten Gasthöfe am Rhein, der Schaumburger Hof in Godesberg-Plittersdorf, wird in wenigen Wochen, Mitte März, seine gastlichen Tore schließen, um fortan von Ordensschwestern, die das Grundstück mit dem wunderbaren Blick auf Strom und Gebirge von Frau Mundorf soeben gekauft haben, als Heim betrieben zu werden. Viele Geschlechter von Bonner Studenten haben dort bei köstlichen Böwlchen unvergessene Stunden verbracht, und auch wir Alten sind an Sonn- und Feiertagen nur gar zu gern hinausgepilgert, um dort so recht urbehaglich zu rasten, von dem weinkundigen Wirt, dem würdigen Sohn eines wackeren Vaters, immer, selbst im dichtesten Pfingstgedränge, mit einem fröhlichen Zuruf und einer noch fröhlicheren Flasche von der Mosel begrüßt und von der unermüdlichen Frau Wirtin mit Kaffee und selbstgebackenem leckeren Kuchen oder sonstigen rühmlichen Erzeugnissen ihrer Kochkunst treu gelabt. Wie oft wird noch so mancher von sehnsüchtig an die gute alte Zeit im gastfreundlichen alten Mundorfschen Hause denken!
Der Telegrammverkehr nach allen Richtungen ist infolge des Frostes und Schneefalles stark beeinträchtigt.
Auf der Eisbahn des städtischen Sportplatzes Reuterstraße ist für die Feiertage von 11½ bis 1 Uhr vormittags Eislaufen mit Musik vorgesehen.
Ein Wohltätigkeitskonzert für die Hinterbliebenen gefallener 65er veranstaltet die auf 60 Musiker verstärkte aktive 65er-Kapelle am 2. Januar im Bonner Bürgerverein. […] Da hervorragende musikalische Leistungen in Aussicht stehen und der guten Sache willen ist dem Konzert ein starker Besuch zu wünschen, um so mehr, als auch sehr viele Bonner dem 5. rheinischen Infanterie-Regiment Nr. 65 angehören.
Fettlose Waschmittel. Im steigendem Maße haben sich, veranlaßt durch das völlige Verschwinden erst der Seife und dann auch der Soda die Geschäfte mit fettlosen Waschmitteln aller Art gefüllt. In letzter Zeit sind diese Erzeugnisse von dem Kriegsausschuß für Oele und Fett genau geprüft worden. Die Folge davon war, daß trotz des unleugbar großen Bedürfnisses nach einer Ergänzung der beschränkten Mengen zur Verfügung stehender K. U.-Seifen und Seifenpulver ein großer Teil der untersuchten Waschmittel vom Weitervertrieb ausgeschlossen werden mußte. Verboten wurden alle diejenigen Mittel, die infolge ihrer Zusammensetzung die Webstoffe mehr als unvermeidbar angreifen, sowie diejenigen, zu deren Herstellung Sparstoffe, wie Ammoniaksalz, Harz, Leim usw., die zurzeit für wichtigere Zwecke in Anspruch genommen sind, in einem das dringendste Erfordernis übersteigenden Maße verwandt sind, und endlich solche Erzeugnisse, die wegen zu geringer Waschwirkung, irreführender Bezeichnung oder Anpreisung und zu hoher Preise nur als Schwindelerzeugnisse bezeichnet werden können. Bei der Unmöglichkeit, die vorhanden Wäschebestände in absehbarer Zeit durch neue ergänzen zu können, und dem raschen Verschleiß, den das Abnehmen der Wäschemengen an sich bereits mit sich bringt, ist der Schutz vor scharfen und unzweckmäßigen Waschmitteln dringend erforderlich. Er würde selbst mit einem gewissen Mangel an Waschmitteln nicht teuer erkauft; denn zweifellos wird es jeder vorziehen, nötigenfalls seine Wäsche mit geringeren Mengen von Waschmitteln, als er es bisher gewohnt war, zu reinigen, dafür aber die Gewißheit zu haben, daß er ein unschädliches und wirklich reinigendes Mittel bekommt, als Waschmittel in Hülle und Fülle kaufen zu können, die aber die Wäsche gefährden oder ganz zwecklos sind.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)
Weihnachten im Schnee. Heute vormittag begann es zu schneien, sodaß wir in diesem Jahr weiße Weihnachten haben werden.
Straßenraub. Am Sonntag abend gegen 7¼ Uhr wurde einer Dame im Venusbergweg eine lederne Handtasche von einem Burschen im Alter von 17 bis 18 Jahren entrissen. In der Tasche befanden sich u. a. 149 Mark, eine goldene Damenuhr mit silberner Kette und ein Halsschmuck. Ein zweiter Bursche stand Schmiere.
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)
Elektrische Bahn Bonn-Godesberg-Mehlem. Ein Godesberger Blatt schreibt wohl mit Recht, daß es mit der Sparsamkeit der Elektrischen Bahn Bonn-Godesberg-Mehlem doch etwas zu weit geht. Es ist wirklich ein dringendes Bedürfnis, die Bahn bei dieser Kälte zu heizen. Ein gesunder Mensch kann es wohl kaum aushalten, nahezu eine halbe Stunde in dieser eisigen Luft zu verbringen, geschweige denn die „kranken Leute“, welche doch auch täglich die Bahn benutzen müssen und die unter keinen Umständen in Anbetracht der dringenden Arbeit den Dienst versäumen dürfen und können. Ganz abgesehen aber von den Fahrgästen wird überhaupt keine Rücksicht auf das Fahrpersonal genommen, welches stundenlang in dieser Kälte ausharren muß. Es ist Sache der Direktion, an zuständiger Stelle auf derartige Uebelstände aufmerksam zu machen und dringend Abhülfe zu schaffen. F. Th., Godesberg
(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)