Sonntag, 26. August 1917

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. August 1917Jedes Gramm Gold verkürzt den Krieg. So viele Feinde auch unser Reich vertilgen wollen, sie müssen es nachgerade wissen, daß sie mit den Waffen unsere Heere nicht niederringen können. Und die Ernte hat ihre tückischen Hoffnungen auf eine Hungerniederlage unseres Volkes abermals erschüttert. Umso mehr rechnen sie damit, daß uns die goldenen Waffen ausgehen. Erst wenn sie auch diese Erwartung begraben müssen, werden sie Frieden schließen. Je stärker der Goldschatz der Reichsbank ist, desto stärkeren Eindruck macht er auf die Feinde, desto näher kommt also der Friede. Jeder kann dieses Friedensziel beschleunigen, wenn er seine Goldsachen an die Goldankaufsstelle am Münsterplatz verkauft. Goldketten, Goldnadeln usw. entsprechen ohnedies nicht in dieser eisernen Zeit. Und den vollen Goldwert bekommt jeder bar ausbezahlt.

Das letzte Konzert im großen Saal der Stadthalle, der bekanntlich ein Lebensmittellager werden soll, findet heute nachmittag statt. Der Bonner Männergesangverein Apollo wird auch bei diesem letzten Konzert noch einmal mitwirken und eine Reihe Lieder vortragen. Ein neues Gedicht eines seiner Mitglieder, vom Vereinsleiter vertont, wird voraussichtlich seine Wirkung nicht verfehlen: Herr Gott, nun schlage du doch drein, der Feinde sind so viele, wir kämpfen ganz allein usw.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)

        

Die Hühnerjagd, welche im Laufe dieser Woche ihren Anfang nahm, scheint diesmal recht lohnend auszufallen. Man sieht die Jäger meist mit zahlreicher Beute von der Jagd zurückkehren. Fast alle Reviere sind mit jungen, ansehnlich aufgefütterten Hühnern reichlich bestellt und die zahlreich vorhandenen Ketten halten jetzt noch gut zusammen.
   
Ketten mit 12 bis 15 Vögeln werden öfters aufgetrieben. Zersprengte Ketten schreien sich durch ihren eigentümlichen Ruf bald wieder zusammen. Selten streichen sie von ihrem Geburtsorte weit hinweg und fallen stets auf den Boden, nie auf Bäume und Sträucher ein. Ihr Fleisch ist als Leckerbissen für Gesunde und Kranke sehr geschätzt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

               

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. August 1917Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.
    Brotversorgung.
Die wöchentliche Brotmenge, die auf die Brotmarken der Stadt Bonn ausgegeben wird, beträgt 1875 Gramm. Inhaber von Reisebrotmarken dagegen erhalten wöchentlich nur 1750 Gramm, also 125 Gramm oder ¼ Pfund Brot weniger. Auf Reisebrothefte und –Marken darf nur die auf den Marken verzeichnete Gewichtsmenge abgegeben werden.
   
Fleisch.
Die neuen Preise für Fleisch und Wurst sind folgende: für je ein Pfund Rindfleisch 2,60 M., Fleischwurst 2,80 M., Leberwurst 1,50 M., Blutwurst 0,80 M. Auf besonderen, an sichtbarer Stelle angebrachten Plakaten wird in den Metzgergeschäften bekanntgegeben, welche Menge Fleisch auf jede Person entfällt.
    Die geringen Viehzuweisungen ermöglichen es nicht, am Samstag ½ Pfund Fleisch und Fleischwaren an jeden Verbraucher abzusetzen.
   
Fett.
Auf die Abschnitte Butter und Fett der Speisefettkarte werden in der kommenden Woche wieder je 30 Gramm verausgabt.
   
Kartoffeln.
Die bisherige Wochenmenge von 5 Pfund für die allgemeine Bevölkerung und die Zulage von 4 Pfd. Für die Schwerarbeiter bleiben bis auf weiteres bestehen. Die Kartoffeln für die Zeit vom 27. August bis 9. September sind baldmöglichst bei den Verkaufsstellen abzunehmen, da immer noch Rückschläge in der Zufuhr eintreten können.
[...]
   
Wildgemüse, Pilze und Teekräuter.
Die nächste Führung findet am Donnerstag, den 30. August, nachmittags 5 Uhr statt. Die Teilnehmer sammeln sich auf der Bergstraße in Bonn-Dottendorf. Eine rege Beteiligung wird erwartet. Sammeltaschen sind mitzubringen.
[...]
    Kochkiste.
Durch die angeordnete Gasersparnis gewinnt die Kochkiste eine große Bedeutung, da man mit ihr eine wesentliche Ersparnis erzielt. Anfertigung von Kochkisten täglich von 4 bis 6 Uhr im Volkshause, 1. Stock, Sandkaule 13.-
     Bekleidungsamt.
Ehrenurkunden für die unentgeltliche Abgabe getragener Kleidungs- und Wäschestücke sowie Schuhwaren sind von der Reichsbekleidungsstelle herausgegeben worden. Sie bilden ein dauerndes Andenken an unsere große und harte Zeit und werden auf Wunsch jedem, der einen Gegenstand von mindestens 5 Mark Schätzungswert unentgeltlich abliefert, in der Altkleiderstelle Martinistraße Nr. 18 ausgestellt.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)