Samstag, 30. Juni 1917
Am Tag nach Peter und Paul erscheint die Deutsche Reichs-Zeitung nicht.
Obstkernsammlung. Die Bonner Bevölkerung wird freundlich und dringend gebeten, auch in diesem Jahre alle zur Oelgewinnung geeigneten Obstkerne, Kirschen-, Pflaumen-, Aprikosen- und Kürbiskerne, gut gewaschen, getrocknet und nach Arten getrennt an der Sammelstelle der hauswirtschaftlichen Kriegshilfe, Am Hof 1, abzuliefern. Auf Wunsch werden die Kerne vergütet, müssen dann aber an der Sammelstelle neben dem Milchamt Dienstags, Mittwochs oder Freitags nachmittags zwischen 5 und 6 ½ Uhr abgegeben werden. Kerne, für die keine Vergütung verlangt wird, werden in der Flickschusterei, Am Hof 1, täglich angenommen.
(Bonner Zeitung, Rubrik „Städtische Nachrichten“)
Im Gartenbauverein hielt am Mittwoch abend Herr Professor Füchtjohann einen Vortrag über den Wald als Vorratskammer des Krieges, woran sich eine längere Aussprache schloß.
Allgemein wurde betont, daß die Kenntnis der giftigen Pilze sehr wenig verbreitet sei, sodaß man dazu neige, alle Pilze als giftig anzusehen. Man müsse als eines der Hauptkennzeichen festhalten, daß die giftigen Pilze sämtlich weiße Lamellen oder rotes Hutfutter hätten. Die Volksschulen seien am geeignetsten, Aufklärung über die Giftigkeit von Pilzen zu verschaffen. Den Schluß der Veranstaltung bildete eine Pflanzenverlosung, für die Herr W. Leyer die Pflanzen geliefert hatte.
Polizeibericht. [...] Im Hofgarten wurden in vorgestriger Nacht zwei Männer festgenommen wegen Vergehens gegen den Paragraphen 175.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)
Brotversorgung.
Auch in der kommenden Woche wird wieder Brot als Kartoffelersatz ausgegeben. Das Nähere ist unter der Ueberschrift „Kartoffeln“ bekanntgegeben.
Fleisch.
Am Samstag werden wie bisher auf die Zusatzfleischkarten Fleisch sowie Blut- und Leberwurst zu den bekannten Preisen verausgabt. Beim Einkauf von 200 Gramm Wurst ist auch die Warenkarte Nr. 104 abzugeben. Auf die Reichsfleischkarte wird am Mittwoch nächster Woche Fleisch und Fleischwurst verkauft. An diesem Tage auch Fleisch und Wurst auf die Zusatzkarten für Schwer- und Schwerstarbeiter.
Fett.
Im Laufe der nächsten Woche entfallen zusammen 60 Gramm Margarine auf die Butter- und Fettkarte. Butter kommt nicht zur Verausgabung.
Kartoffeln.
Die Kartoffelzufuhr stockt zur Zeit noch gänzlich, sodaß eine Erhöhung der Wochenmenge nicht eintreten kann. Als Ersatz für die an 5 Pfund fehlenden Kartoffeln werden ausgegeben auf Warenkarte Nr. 103 ½ Pfund Brot und auf die Zusatzwarenkarten für Schwerarbeiter Nr. 41 weitere ½ Pfund Brot.
Frühkartoffeln.
Auswärtige Frühkartoffeln sind bisher noch nicht hier eingetroffen. Die Kartoffelerzeuger des Stadtkreises Bonn müssen die geernteten Frühkartoffeln abliefern, und zwar im städtischen Kartoffellager Immenburgstraße 20. Mit dem Ankauf von Frühkartoffeln im Stadtkreise Bonn ist auch die Kartoffelgroßhandlung Vianden, Kölnstraße 7, beauftragt, die in Grau-Rheindorf und Dransdorf besondere Annahmestellen eingerichtet hat. [...] Die Kartoffelausfuhr aus dem Stadtkreise Bonn ist verboten und wird streng bestraft.
Süßstoff.
In der Ueberweisung von Süßstoff ist eine Stockung eingetreten, da die zur Herstellung benötigten Grundstoffe beschlagnahmt sind. Bei erneuter Abgabe von Süßstoff wird die Bevölkerung benachrichtigt.
(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Nachrichten des städtischen Lebensmittelamtes.“)