Sonntag, 27. Mai 1917

    

Gemüsepflanzen, Bohnenstangen und Erbsenreiser werden vom städtischen Lebensmittelamt abgegeben. Wir verweisen auf die heutige Anzeige.

Der Blumenschmuck unserer öffentlichen Anlagen, der in Friedensjahren Einheimische und Fremde entzückte und auch in den beiden ersten Kriegsjahren noch in größerem Umfange beibehalten werden konnte, muß heuer hinter andere, dringendere Aufgaben zurückgestellt werden. An Stelle zahlreicher Blumenbeete haben wir in diesem Sommer nur grüne Rasenflächen, andere Beete sind einfacher wie früher gehalten, damit ihre Unterhaltung weniger Arbeitskraft erfordert. Trotz aller Schwierigkeiten hat aber auch in diesem Jahre die Stadtgärtnerei den Platz am Eingange der Poppelsdorfer Allee rechtzeitig zu Pfingsten mit Blumen bepflanzen lassen, in dem schmalen Beete, das sich in gefälligen Windungen um die ganze Anlage hinzieht, wird Phlox von Begonien und Ageratum eingefaßt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

U-Boot-Spende. Die Erinnerung an den 1. Juni 1916, an dem unsere junge Flotte der englischen eine schwere Schlappe beibrachte, läßt aller Deutschen Herzen höher schlagen.
   Zur rechten Zeit darum rufen der Reichskanzler, Generalfeldmarschall von Hindenburg, Admiral von Capelle und der Präsident des Reichstags Dr. Kaempf das deutsche Volk zu einer U-Boot-Spende auf.
   Der 1., 2. und 3. Juni ds. Js. sollen Opfertage größten Stils sein. Die Bonner Volksspende macht die schon 3 mal bewährte Zettelsammlung mit Hilfe der Volksschüler. Ehrenamtlich tätige Damen werden eine Büchsensammlung vornehmen. In den Lichtspieltheatern wird in jeder Vorstellung ein U-Boot-Film abgekurbelt.

Kriegsnotgeld. Der Oberbürgermeister macht in der heutigen Nummer unseres Blattes bekannt, daß in den Kreisen Bonn-Stadt, Bonn-Land und im Siegkreis einheitliches Kriegsnotgeld zur Ausgabe gelangt und zwar 50 Pfennigscheine und 10 und 5 Pfennigstücke aus Metall.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

     

Unterhaltungsabende in Lazaretten. Einer gegebenen Anregung zufolge faßte der Ausschuß des Soldatenheims im Gesellenhause vor einiger Zeit den Entschluß, auch den nicht gehfähigen und bettlägerigen Verwundeten in den einzelnen hiesigen Lazaretten Unterhaltungsabende zu geben, damit sie, die am schwersten geprüft sind, durch eine gute fröhliche Unterhaltung wenigstens für einige Stunden aufgeheitert würden. Nachdem die zuständigen Behörden ihre Einwilligung zu diesem Plane erteilt und unter Leitung des allzeit überaus rührigen Ausschußmitgliedes Herrn L. Schröder die nötigen Vorbereitungen getroffen waren, begannen kurz vor Ostern die Unterhaltungsabende in den Lazaretten. Bis Pfingsten sind nun solche Abende in folgenden 13 Lazaretten abgehalten worden: Augenklinik (2 Mal), Medizinische Klinik, Chirurgische Klinik, Friedrich-Wilhelm-Stift, Barmherzige Brüder, Marienhospital, Johanneshospital, Josefshospital Beuel, Franziskushospital, Herzsche Anstalt, Albertinum, Leoninum, Josefshöhe. Bei jeder Veranstaltung hatten Mitglieder des Ausschusses, die sich in die Arbeit teilten, die Leitung. Die Unterhaltungen bestanden durchweg in musikalischen, gesanglichen und deklamatorischen Darbietungen, in einem Falle, wo eine provisorische Bühne vorhanden war, auch in einer kleinen Theateraufführung. Es wurde darauf gesehen, daß die Vortragsfolge möglichst abwechslungsreich war, um dadurch allen etwas zu bieten. Die nötigen Kräfte hatten sich jederzeit gerne dem Ausschuß für diese Zwecke zur Verfügung gestellt; es waren alles Kräfte, die auch schon im Soldatenheim selbst erfolgreich mitgewirkt hatten. Den Lazaretten wurde jedesmal rechtzeitig eine Vortragsfolge zur Bekanntmachung zugesandt. Die Teilnahme seitens der Verwundeten war sehr stark und die Freude der Soldaten über diese Einrichtung groß.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Arndteiche. In den letzten Tagen wird wieder alles Mögliche geschrieben, um die Nagelung der Arndteiche zu fördern und die 100.000 Mark vollzumachen, die doch mindestens erforderlich sind, um das der Stadt Bonn würdige Kriegswahrzeichen auch finanziell in gutem Andenken zu bewahren. Vereine und Gesellschaften fast ausnahmslos, viele Familien, Firmeninhaber haben sich mit Stiftungen von Plaketten und Nägeln beteiligt, manche sogar mehrere Male. Die Schulen sind animiert worden u. a. m., aber trotz alledem will es mir nicht recht einleuchten, weshalb die „höheren Zehntausend“ in so geringer Zahl auf dem Kriegswahrzeichen vertreten sind. Man hätte glauben sollen, bei Inangriffnahme der Nagelung seien in einigen Wochen 100.000 Mark zusammengekommen. Bonn mit all seinen Millionären!!! Aber hier hat auch, wie sonstwo der Mittelstand hauptsächlich die Nagelung besorgt, nur Wenige aus dem vornehmen Süden zeigten eine rühmliche Ausnahme. Nun möchte ich einen Vorschlag machen. Wie wäre es mit einer Festvorstellung in unserem Theater durch die Kölner Oper, deren völlige Einnahme der Arndteiche zufließen müßte. In unserer großen Nachbarstadt Köln sind derartige Veranstaltungen für den „Kölschen Boor“ fast wöchentlich. Da gibt es natürlich auch Kammermusik- und sonstige Künstlerabende, deren Reinerlös diesem Zwecke zugeführt wird. Die Meistersinger sind erst neulich als Festvorstellung mit ersten Kräften gegeben worden. Diese kerndeutsche Oper, die ständig in Köln auf der Rolle ist, wird auch hier ziehen. An gutem Willen der Solisten, die bei uns stets gut aufgenommen sind, wird es nicht fehlen. Ist das Orchester nicht zu haben, so lasse man unseren städt. Musikdirektor Sauer nur sorgen, er wird auch die Vorstellung glanzvoll herausbringen und einige 1000 Mark sind uns sicher. Also frisch heran ans Werk, bringe eine Festvorstellung verehrte Arndteiche und du wirst glänzend belohnt werden! Ein Urbönnscher.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Stimmen aus dem Leserkreis“)