Freitag, 26. Januar 1917

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 26. Januar 1917Kaisersgeburtstag als Opfertag. Zum dritten Male muß unser Kaiser seinen Geburtstag ohne Festgepränge im Felde bei unseren tapferen Truppen verbringen. Alle Wünsche von Heer, Marine und Volk weilen an diesem Tage bei unserm Kaiser, der besonders in letzter Zeit durch sein Friedensangebot alle deutschen Herzen wiederum gewonnen hat. Was an Kaisersgeburtstag früher bei Festfeiern geschah, soll jetzt einmütig in werktätiger Liebe für unsere braven Truppen geleistet werden. So hat sich unter dem Ehrenvorsitz der Gemahlin des Generalfeldmarschalls von Hindenburg ein Arbeitsausschuß gebildet, der für deutsche Soldatenheime und Marineheime sorgen wird. Jeder, der weiß, welchen Segen diese Soldaten- und Marineheime für unsre heldenhaften Feldgrauen und Blaujacken bedeuten, die dort nach all den Schrecken und Fährnissen des Kampfes, nach oft wochenlangem Aushalten im Schützengraben unter der ganzen Unbill des Wetters und des Winters Erholung und Erfrischung suchen und einen warmen Hauch der Heimat zu verspüren hoffen, muß sich sagen, daß für diesen Zweck kein Opfer groß genug sein kann. Um für diese Heime weitere Mittel zu beschaffen, soll Kaisersgeburtstag die beste Veranlassung sein. Die Vaterländischen Vereinigungen in Bonn haben es wiederum übernommen, diese Sammlung in die Wege zu leiten. Die Bonner Volksspende wird durch ihre Einnehmer Zeichnungen entgegennehmen und ebenso die Rheinisch-Westfälische Diskonto-Gesellschaft. Auch wird am Kaisersgeburtstag und dem darauffolgenden Sonntage besonders für diese Soldaten- und Marineheime gesammelt werden. Alle Vereine und Gesellschaften, die Kaisersgeburtstag feiern, sollten bei dieser Gelegenheit eigene Sammlungen für die Soldaten- und Marineheime in die Wege leiten und das Ergebnis an die Bonner Volksspende abführen. Mitbürger, reich und arm, jung und alt, Ihr könnt Kaisersgeburtstag in den schweren Kriegswirren nicht edler begehen, als daß Ihr Herz und Hand weit öffnet. Der Opfersinn der Bürgerschaft darf nicht versagen, wenn es sich um das Wohl unserer braven Truppen handelt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

     

Die strenge Kälte hält immer noch an. Während wir am Mittwoch im Innern der Stadt 18 Grad Celsius unter Null und in der Umgebung von Bonn sogar 16 Grad zu verzeichnen hatten, ließ die Kälte am gestrigen Tage etwas nach. Heute Nacht sank das Thermometer wieder auf 10½ Grad unter Null und auch für die nächsten Tage sind noch ähnliche Temperaturen zu erwarten. Diese für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich lange Frostperiode wird natürlich von den Eissportfreunden mit Genugtuung empfunden, weniger aber von unseren Hausfrauen, die durch die strenge Kälte gezwungen werden, größere Mengen an Heizmaterial wie sonst zu verbrauchen; doppelt schlimm in der jetzigen Zeit, wo durch den immer fühlbarer werdenden Wagenmangel die Anfuhr von Heizmaterialien sehr erschwert wird. Auch auf die Kartoffelversorgung wirkt die kalte Witterung sehr hemmend ein, da es unter den jetzigen Verhältnissen nicht möglich ist, Kartoffeln anzufahren. Hoffentlich bewahrheitet sich auch diesmal wieder der alte Satz, daß strenge Herren nicht lange regieren. Der Januar geht bald zu Ende und der kommende Februar wird uns wohl wieder Tage bringen, die ahnen lassen, daß der Frühling vor der Türe steht.

Verlängerung der Polizeistunde am Kaisersgeburtstag. Aus Anlaß des Geburtstages unseres Kaisers ist morgen Samstag die Polizeistunde bis 12½ Uhr ausgedehnt worden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

          

Zum Kaisersgeburtstag. Der Oberbürgermeister richtet nachstehende Bitte an die Einwohnerschaft: Bei der besonderen Bedeutung, die dem Kaisers-Geburtstag als vaterländischer Festtag in dieser ernsten Zeit beizumessen ist, bitte ich meine Mitbürger, ihrer Treue und Anhänglichkeit zu Seiner Majestät dem Kaiser und König durch reiches Beflaggen der Häuser an diesem Tage Ausdruck zu geben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)