Donnerstag, 28. Dezember 1916

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. Dezember 1916Ein Weihnachtswunsch. Nachträglich geht uns folgender Weihnachtswunsch zu: „Liebe Schuljugend! Der Feldgraue wendet sich an euch mit einer Bitte. Ihr legt, so oft ihr in eine höhere Klasse aufsteigt, immer einige Bücher fort, weil ihr sie nicht mehr braucht. So habt ihr auch manche Liederbücher fortgelegt, aus denen ihr in der Schule gesungen. Der Feldgraue richtet nun die Bitte an euch, ihm diese abgelegten Schulliederbücher hinauszuschicken ins Feld, damit er nach harter Kriegsarbeit im Ruhequartier sein Gemüt an diesen schönen Liedern der Jugend stärken kann. Dankbar wird er dann der lieben Spender gedenken, die auf ihre Art ein ganz klein wenig mitgeholfen an dem großen Werke des Weltkrieges. Wenn ihr also jetzt in den Weihnachtsferien zu Hause seid, dann sucht die alten Liederbücher heraus und gebt sie an die nächste Musikalienhandlung ab – mit der besonderen Bitte, sie an die „Notensammlung der Königlichen Hausbibliothek, Berlin C. 2“ weiterzubefördern. Und wenn ihr euren Namen und eure Adresse in das Buch geschrieben habt, so sendet euch der Feldgraue gern einen Gegengruß in die teure Heimat. Der Feldgraue.“

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

      

Anzeige im General-Anzeiger vom 28. Dezember 1916Kartoffeln gab es nach längerer Zeit gestern wieder einmal auf unserem Markte. Die Hausfrauen und Käuferinnen machten von der günstigen Gelegenheit, die ersehnten Erdäpfel zu bekommen, recht regen Gebrauch, sodaß die vorhandenen Vorräte bald abgesetzt waren.

„Meine Kinder tun so etwas nicht!“ Das Leipziger Polizeiamt hat eine öffentliche, ernste Mahnung an die Eltern gerichtet, in der es heißt: „ Eltern, überwacht eure Kinder, beobachtet sie scharf und zügelt mit dem nötigen Nachdruck ihre schlimmen Leidenschaften! Kümmert euch um ihren Umgang und schreitet beizeiten ein, ehe es zu spät ist! Allzu große Nachsicht zeitigt immer schlimme Folgen. Mancher Herzenskummer wäre euch erspart geblieben, wenn ihr euch eurer Pflicht bewußt gewesen wäret, die Lebensführung eurer Kinder besser zu überwachen. Kein Stand ist davon ausgeschlossen und das oft gehörte Wort: „Meine Kinder tun so etwas nicht!“ findet nur zu oft in den Tatsachen bittere Widerlegung.“

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Unangebrachte Sparsamkeit. Sparsamkeit ist eine schöne Sache und jetzt im Krieg eine Notwendigkeit. Daß die Stadt aber dazu übergeht, auch Sparsamkeitsrücksichten fast alle Bedürfnisanstalten abends ohne jede Beleuchtung zu lassen, scheint mir doch des Guten zu viel getan. Das bisschen Beleuchtung dieser Stellen könnte die Stadt doch wohl tragen. Ein Bürger.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

       

Der Verein ehemaliger Ulanen versammelte auch dieses Jahr wieder seine Mitglieder und ihre Familien, auch die Familien der im Felde stehenden Kameraden, zu einer schlichten und herzlichen Weihnachtsfeier. Der Vorsitzende, Herr Fink, gedachte in einer kurzen Ansprache der Kameraden an den verschiedenen Fronten, des obersten Kriegsherrn und seiner Friedensangebote, er verknüpfte damit den Wunsch, daß bald wirklich Friede auf Erden werden möchte. Dann wurden die lieben alten Weihnachtslieder gesungen, die Kinder sagten Gedichte auf, und schließlich gab es, damit die Jugend selbst im Kriege ihre Freude habe, noch eine richtige Bescherung mit wohlschmeckenden Sachen, die zu beschaffen in diesem Jahre gewiß nicht ganz leicht gewesen ist. Die schöne Feier wird dazu beitragen, daß die Mitglieder des Ulanen-Vereins auch weiterhin treu zusammenhalten, wie es der Vorsitzende zum Schluß als Weihnachts- und Neujahrswunsch des Vorstandes aussprach.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)