Montag, 29. November 1915

   

Der Zigarren-Abschnitt-Sammelverein wird am Sonntag, den 12. Dezember, seine Weihnachtsfeier im großen Saale des Bonner Bürgervereins veranstalten. Es werden lebende Bilder gestellt werden, und der Münsterchor mit dem Knabenchor wird mitwirken. Der Vorstand hat beschlossen, auch Nichtmitgliedern gegen Bezahlung eines Eintrittsgeldes den Eintritt zu gestatten. Die zur Bescherung kommenden Kinder – 85 Knaben und 45 Mädchen – sind ausgewählt. Denselben ist bereits Maß für die Bekleidungsstücke, welche sie bekommen sollen genommen worden. Es war eine bunte Schar, die zu diesem Zwecke sich eingefunden hatte, und keine kleine Arbeit, diese frohe Gesellschaft im Zaume zu halten. Die Herren des Vorstandes haben noch viel Arbeit zu bewältigen, bis die Vorbereitungen für die Bescherung getroffen sind. Die Hauptsorge ist das Aufbringen der erforderlichen Mittel. Wer das Wirken des Zigarren-Abschnitt-Sammelvereins kennt, der wird aber gerne sein Scherflein diesem guten Zwecke opfern.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 29. November 1915Spendet Weihnachtsgaben für unsere rheinischen Truppen. Diese Aufforderung gewinnt angesichts des Eintritts bitterer Kälte an ganz besonderer Bedeutung. Unsere Oberste Heeresleitung gibt bekannt, daß unsere heldenmütigen Truppen trotz der schwierigsten Witterungsverhältnisse den serbischen Feldzug in zwei Monaten siegreich unter Erreichung unserer Ziele durchgeführt haben, und sagt unseren Truppen hierfür besondere Anerkennung. Genauso ist das Verhalten unserer Truppen auf den Kriegsschauplätzen im Westen und in Rußland, wo das Eintreten furchtbarer Kälte unsere wackeren Soldaten nicht hindert, nach wie vor treu ihre Pflicht zu erfüllen. Es ist daher unsererseits, die wir hinter der Front uns wohlgeborgen wissen dürfen, jetzt doppelte Pflicht. Unserer Truppen zu Weihnachten zu gedenken.

Sammlungen für Kriegswohlfahrtszwecke. Wer zugunsten von Kriegswohlfahrtszwecken eine öffentliche Sammlung, eine öffentliche Unterhaltung oder Belehrung oder einen öffentlichen Vertrieb von Gegenständen veranstalten will, bedarf hierzu nach der Bundesrats-Verordnung vom 22. Juli 1915, betreffend Regelung der Kriegswohlfahrtspflege, der behördlichen Erlaubnis. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschrift, auch die öffentliche Ankündigung einer derartigen Veranstaltung, bevor die erforderliche Erlaubnis erteilt ist, ist mit Geldstrafe bis zu 1500 Mark oder Gefängnisstrafe bis zu drei Monaten bedroht.

Aufnahme des Bestandes an ausländischen Weinen. In der heutigen Nummer unseres Blattes veröffentlichen wir eine Bekanntmachung des Hauptzollamtes Apostelnkloster in Köln, wonach am 1. Dezember d. J. eine Aufnahme des Bestandes an ausländischen Weinen stattfindet. Es ist gleichgültig, ob sich der Wein in Fässern oder Flaschen befindet. Bei Unterlassung der rechtzeitigen Anmeldung tritt Bestrafung ein und außerdem können Vorräte, die verschwiegen werden, für dem Staat verfallen erklärt werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Arndt-Eiche in Eisen. Wir weisen noch mal auf die heute, Montag abend um 8 ½ Uhr im Festsaale des Bonner Bürgervereins stattfindende große Bürgerversammlung hin. Es findet eine Besprechung über die zwecks Errichtung des Bonner Kriegswahrzeichens getroffenen Maßnahmen statt. Herr Oberbürgermeister Spiritus wird persönlich den Vorsitz in der Versammlung führen.
  
Die gesamte Bonner Bürgerschaft, Damen und Herren, ist freundlich zu zahlreichem Besuche der Versammlung, die ohne Verabreichung von Getränken und ohne Eintrittsgeld stattfindet, eingeladen. Hoffentlich wird, wie dies bei früheren Veranstaltungen, z. B. der „Rheinischen Kirmes“ in der Gronau, der Fall war, so auch jetzt bei der Errichtung des Bonner Kriegsmales, die gesamte Bonner Bürgerschaft, jung und alt, hoch und niedrig, in einmütiger Geschlossenheit für die Witwen und Waisen von Bonner Kriegern zusammenstehen.
   Ein zahlreicher Besuch der Versammlung wird eine günstige Vorbedeutung für den Erfolg der „Arndt-Eiche in Eisen“ sein.
   Die Vorarbeiten zur Aufstellung des Kriegswahrzeichens für Bonn, die vom hiesigen Architekten- und Ingenieurs-Verein ausgeführt werden, haben auf dem Münsterplatz begonnen. Der Bauzaun wurde am Samstag errichtet.

Mitbürger!
Spendet Weihnachtsgaben für unsere rheinischen Truppen.
Rund 12.000 Sendungen sind anzufertigen. Nur wenn die gesamte Bürgerschaft sich einmütig dessen bewußt ist, was sie unseren braven Truppen schuldet, kann diese Aufgabe zur Ehre unserer Stadt gelöst werden. Die Sammelstelle der Vaterländischen Vereinigungen Münsterplatz 1-3 in der Rhein.-Westf. Diskonto-Gesellschaft nimmt Geldspenden und Pfefferkuchen, Zigarren, Zigaretten, Tabak, Zucker, Schokolade, Stearin-Kerzen, Wäsche, Taschentücher, Strümpfe, Hosenträger, Bücher, Handschuhe, Feuerzeuge usw. entgegen. Eile tut not, denn bereits Ende d. M. müssen die Sendungen nach dem Felde abgehen, und die Arbeit ist eine große. Rheinländer! Gebt freudig und schnell, jeder nach seinen Kräften!

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)