Mittwoch, 24. November 1915

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 24. November 1915Spendet Weihnachtsgaben für unsere rheinischen Truppen. Man schreibt uns: Die Heeresverwaltung und die freiwillige Krankenpflege haben es übernommen, dafür Sorge zu tragen, daß jeder unserer braven Krieger, sei er im Felde, sei er im Lazarett, eine Weihnachtsgabe erhält und durch diese Weihnachtsgabe gleichzeitig einen Gruß aus der Heimat. Daher ist Vorsorge getroffen, daß unsere rheinischen Truppen auch aus der Rheinprovinz versorgt werden. Der stellvertretende kommandierende General des 8. Armeekorps, General der Infanterie von Ploetz, und der Territorialdelegierte der freiwilligen Krankenpflege für die Rheinprovinz, Staatsminister Oberpräsident Frhr. v. Rheinbaben, haben diese umfangreiche Organisation in die Wege geleitet. Die Vaterländischen Vereinigungen werden die von Bonn aus in Frage kommenden Sendungen herrichten. Die Zahl dieser Sendungen ist sehr groß, sie beträgt rund 11.000, dazu kommen noch etwa 1.000 Sendungen, die auf Wunsch von Angehörigen Bonner Kriegern gesandt werden. Die Aufgabe, die unserer Bürgerschaft gestellt wird, ist daher groß, aber auch recht dankbar. Wenn man bedenkt, daß jede Sendung auch nur einen Wert von etwa 5 M. hat, so entspricht dies schon einer Gesamtaufwendung von rund 60.000 M. Dieses Opfer ist dann aber nur zu bringen, wenn die gesamte Bürgerschaft einmütig sich dessen bewußt ist, was sie unseren braven Truppen schuldet. Die Opferfreudigkeit der Bonner darf hier unter keinen Umständen zurückstehen, denn das würde ein Makel für uns alle bedeuten, wenn diese kleine Last, die wir gern und freudig auf uns nehmen, nicht überwunden werden könnte. Die Sammelstelle, Münsterplatz 1/3, in der Rheinisch-Westfälischen Diskonto-Gesellschaft nimmt Geldspenden und entsprechende Gaben an, und zwar tut dabei Eile not, denn bereits Ende dieses Monats müssen die Sendungen nach dem Felde abgehen. Rheinlände! Gebt daher freudig und schnell, jeder nach seinen Kräften.

Beim Einsteigen in den noch nicht haltenden Zug der elektrischen Bahn Bonn-Siegburg kam gestern abend auf der Brückenstraße ein Mädchen aus Endenich, das zur Geschoßfabrik fahren wollte, mit einem Fuß unter ein Rad der Bahn. Das Mädchen, dem anscheinend einige Zehen abgequetscht worden sind, wurde im Reservelazarett Beethovenhalle verbunden und dann durch Krankenträger vom Roten Kreuz zur Klinik gebracht.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Bonner Wochenmarkt. Der gestrige Markt war im allgemeinen schlecht beschickt. Besucht war er auch nicht besonders und der Verkauf ließ viel zu wünschen übrig. In den Reihen der Vorkäufer waren fast den ganzen Morgen über nur ganz vereinzelt Käufer wahrzunehmen, dagegen war der Verkauf bei den Gemüsebauern etwas lebhafter. Auch gestern waren wieder (außer beim städtischen Verkauf) auf dem ganzen Markt keine Kartoffeln aufzutreiben. (Die Stadtverordneten werden sich am Freitag mit der Kartoffelversorgung beschäftigen.) (...) Das Angebot in guter Butter und frischen Eiern wird von Tag zu Tag immer kleiner und trotz der hohen Preise waren Butter und Eier gestern kaum zu haben. Die Preise waren im allgemeinen dieselben wie am letzten Hauptmarkttage. (...)

Wochenzulagen für die städtischen Arbeiter empfiehlt die Finanzkommission vom 1. Dez. ds. J. ab zu gewähren und zwar für Unverheiratete 1 Mark, für Verheiratete ohne Kinder 1,50 Mark, mit 1 oder zwei Kindern unter 16 Jahren 2 Mark, mit drei oder vier Kindern unter 16 Jahren 2,50 Mark, mit mehr als vier Kindern 3 Mark. Die Stadtverordnetenversammlung wird am Freitag hierüber beschließen.

Der Wehrbund (7. und 8. Abtlg., Realschule und Kgl. Gymnasium) veranstalteten am Samstag nachmittag auf dem Venusberg eine Geländeübung in drei Abteilungen, einer deutsch-österreichischen, einer serbischen und einer bulgarischen. Es war die Aufgabe gestellt, die Serben mit vereinten Kräften zu schlagen. Es gelang den Deutsch-Oesterreichern, sich durch eine Partrouille mit den Bulgaren in Verbindung zu setzen. Das Gefecht nahm aber trotzdem einen ganz anderen Ausgang. Die Serben, die vom Glück begünstigt und trefflich geführt waren, schlugen die Hälfte der Bulgaren zurück und setzten die andere Hälfte außer Gefecht. Dann errangen sie auch einen vollständigen Sieg über die Oesterreicher. Nach einer kurzen Kritik auf dem Exerzierplatz zog die wieder geeinte Schar durch den mondbeschienenen Wald zur Stadt zurück.

Bei dem Zurückbringen von Leichen Gefallener wird nach dem Kriege auf den deutschen Staatseisenbahnen und Privatbahnen eine Frachtermäßigung von 50 vom Hundert gewährt werden.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Kriegsmal für Bonn. Die Baukommission schlägt den Stadtverordneten vor, den Vaterländischen Vereinigungen von Bonn die Genehmigung zur Aufstellung des geplanten Kriegsmals „E. M. Arndt in Eisen“ auf dem Münsterplatze zu gestatten.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)

Duisdorf 22. Nov. Der Bürgermeisterrat beschloß am Samstag: Zur Deckung der zu zahlenden Utnerstützungen an Familien eingezogener Krieger soll bei der Kreissparkasse eine Anleihe von 15.000 Mark gemacht werden. Da die Tätigkeit des hiesigen Armenarztes durch den Krieg einen erheblich größeren Umfang angenommen hat, wurde demselben eine entsprechende Gehaltserhöhung für die Dauer des Krieges zugebilligt. Ebenso wurde dem Antrage eines Angestellten des Bürgermeisteramtes, der zur Fahne einberufen ist, auf Weitergewährung eines Teiles des Gehaltes, stattgegeben. Auch das Gesuch des Franziskanerstiftes hierselbst um Erhöhung der Pflegesätze zur Verpflegung der Ortsarmen fand Erhöhung und wurden die Sätze, den gegenwärtigen Nahrungsmittelpreisen entsprechend, erhöht. Zum Schlusse wurde noch ein Betrag bewilligt, um den Kriegern der Bürgermeisterei vor Weihnachten Liebesgaben zu senden.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Von Nah und Fern“)