Dienstag, 10. August 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. August 1915Der Vaterländische Frauenverein, Stadtkreis Bonn, bittet uns, bekanntzugeben, daß wieder Adressen von Soldaten, die keine Angehörigen haben oder deren Angehörige ihnen keine Liebesgaben senden können, zur Abgabe bereit liegen, und zwar an den Wochentag-Vormittagen in der Hauptsammelstelle in der Lese. Eine weitere Liste liegt im Geschäft des Vaterländischen Frauenvereins. Am Hof 12, aus.

„Saison-Ausverkauf“. Die Bonner Handelskammer hat auf ihr Gesuch, die Bezeichnung „Saison-Ausverkauf“ zu verdeutschen, vom Regierungspräsidenten in Köln die Antwort erhalten, daß dem Wunsche auf Verdeutschung dieser Bezeichnung nicht entsprochen werden könne. Die Kammer ist daraufhin nochmals wegen dieser Angelegenheit vorstellig geworden.

Metropol-Theater. Der neue Spielplan weit als Hauptnummer das vieraktige Drama „Arme Marie“ und die ebenfalls vieraktige Tragödie „Die Ehe der jungen Felizitas“ auf. Außer humorigen Filmen werden ferner Aufnahmen von allen Kriegsschauplätzen vorgeführt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. August 1915Eröffnung der Jagd. Im Umfange des Regierungsbezirkes Koblenz ist die Jagd auf Rebhühner, Wachteln und schottische Moorhühner offen vom 18. d. Mts bis 30. November einschließlich. Rehkälber sind bis auf weiteres mit der Jagd gänzlich zu verschonen, für Dachse bleibt die Schonzeit dauern aufgehoben.

Der Sündenbock. Im Hofgarten hatten gestern morgen die Knaben wieder einmal mobil gemacht. In der Nähe des Spielplatzes kam es zwischen den beiden Heeren – Russen und Deutschen – zum Zusammenstoß, wobei es hüben und drüben tüchtig Püffe absetzte. Schließlich mußten die Russen das Feld räumen. Bei der Flucht gerieten sie auf die Hofgartenwiese, wohin die Verfolger natürlich nachliefen. Als die Heerhaufen in der Mitte der Wiese angekommen waren, erschien am jenseitigen Rande ein städtischer Arbeiter mit einem langen Besen, und im Augenblick schwärmten Deutsche und Russen nach rechts und links auseinander. Der Oberkommandierende der Russen sammelte seine Truppen vor dem Kunsthistorischen Museum und als sich der letzte Mann eingefunden hatte, rief er einem Unteroffizier zu: „ Hein, du beß e Kamel. Du beß schold, dat mir de Schlach verlore hann, du häß dich hinge de Böm vestoche! De Scheng es jetz Unteroffizier!“ Ohne ein Wort zu sagen, drehte sich der gemaßregelte Unteroffizier auf dem Absatz seiner Holzschuhe herum, stopfte seine Tressen in die Hosentasche und ging davon. Alles Rufen seiner Kameraden, doch „net su jäck ze senn“, hatte keinen Erfolg. „Ich donn nett mie mett“, erklärte er im Weitergehen und verließ stolz den Schauplatz seine Niederlage.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 10. August 1915Der Bund Deutscher Offiziersfrauen, welcher sich der Offizierswaisen annimmt, sucht für einige bedürftige katholische Offizierswaisen Erziehungsstellen in guten Häusern. Zuschriften sind an die Geschäftsstelle des Bundes deutscher Offiziersfrauen Berlin Hallesche Straße 20 zu richten.

Ein Nachmittagsheim für Verwundete wollen die vereinigten Bonner Frauen-Vereine vom 15. August ab im Hause Koblenzer Straße 90 einrichten.

Ostpreußen. Man schreibt uns: Nachdem seit Kriegsbeginn warmherzige Teilnahme für das Schicksal Ostpreußens in unserer Stadt durch fortlaufende Sendungen bekundet wurde und für die Flüchtlinge durch Rat und Tat vom Hilfsausschuß (Vorsitzende Frau Geheimrat Krüger) gesorgt wurde, hat dieser nunmehr auf Anregung von Frau Laura Frost eine besondere Frauenhilfe ins Leben gerufen. Sie bezweckt im Rahmen der großen Organisation der Patenschaften, der jetzt auch die rheinischen Städte beitreten, eine Sonderarbeit der Frauen zu leisten für den Wiederaufbau der schwerbeschädigten Provinz und damit vor allen Dingen es den ländlichen Arbeitern zu erleichtern, wieder sesshaft zu werden. Zu diesem Zwecke soll ein kleiner Grundstock häuslicher Einrichtung geschaffen werden, der Bettzeug und etwas Wäsche umfaßt. Dieser Gedanke ist nicht nur in Bonn, sondern auch schon in Godesberg und Dortmund auf fruchtbaren Boden gefallen und eine stattliche Anzahl von Hausausstattungen übernommen. Eine hiesige höhere Mädchenschule hat allein 4 Ausstattungen übernommen. Die Firma Blömer gibt gerne nähere Auskunft und zeigt eine Musterausstattung. Da die Baumwolle beschlagnahmt wird, ist baldige Bestellung geboten.
   Der Hilfsauschuß warnt vor Entsendung von Geld auf Werbung von Personen, die man nicht kennt und bei denen man keine Kontrolle über die Verwendung des Geldes hat. Der überaus sympathische Gedanke der Patenschaft wird jedem gebebereiten Herzen und jeder warmen Teilnahme für Ostpreußen Gelegenheit bieten, sich zu betätigen. In die Patenschaft, die unsere Stadt übernimmt, wird sich auch die Frauenhilfe einfügen, sodaß keine Zersplitterung eintreten kann. Zu empfehlen wäre für jede Ausstattung eine persönliche Widmung mit einer Ansicht der Stadt Bonn.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)