Montag , 26. Juli 1915

  

Anzeige in der Deutschen Reichs-Zeitung vom 26. Juli 1915Lebensmittelpreise und Kleinhandel. Im Landesausschuß Rheinland und Westfalen des Reichsdeutschen Mittelstandsverbandes fand eine Sitzung statt, die sich eingehend mit den Lebensmittelpreisen befaßte. Das Bestreben, energische Maßnahmen gegen Lebensmittel-Wucher zu ergreifen, findet im gesamten Mittelstande und insbesondere im Lebensmittelkleinhandel, der vornehmlich unter diesen Mißständen zu leiden hat, ungeteilten Beifall. Es wurde beschlossen, sich den Behörden zur Hilfeleistung bei der Durchführung geeigneter Maßnahmen zur Verfügung zu stellen und ein Arbeitsausschuß mit weitgehenden Vollmachten eingesetzt.

Das gestrige Konzert des Bonner Männer-Gesang-Vereins in der Stadthalle hatte wieder einen großen Erfolg. Von den Chören fand vor allem „Der Deutschen Kriegslied 1914“ von Sauer so starken Beifall, daß ein Teil des Kriegsliedes wiederholt wurde. Auch der Solist, Herr Tasche, mußte sich zu einigen Zugaben verstehen. Der Verein hatte zu dem Konzert auch etwa 300 Verwundete aus hiesigen Lazaretten eingeladen und sie mit Getränken und Zigarren bewirten lassen.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Preisverzeichnisse im Kleinhandel. Der Gouverneur der Festung Köln macht in der heutigen Nummer unseres Blattes bekannt, daß Kleinhändler in Fleisch, Fleischwaren, Fettwaren, Butter, Schmalz, Speisefetten, Eiern, frischem Gemüse, frischen Hülsenfrüchten, frischem Obst und Kartoffeln die Preise dieser Gegenstände in ein Verzeichnis einzutragen haben. Das Verzeichnis ist in einer für jedne Käufer deutlich erkennbaren Weise und zwar innerhalb des Verkaufsraumes und außerhalb des selben an der Tür oder dem Fenster durch Anschlag bekannt zu machen. Als Verkaufsstellen im Sinne dieser Verordnung gelten auch die Verkaufsstände an den Wochenmärkten, in den Markthallen und im Straßenhandel. Diese Verordnung soll die übertriebenen Preisforderungen im Kleinhandel verhindern. Bis zum 28. ds. Mts. müssen diese Preisverzeichnisse zum Aushang gebracht sein.

Unfall. Gestern nachmittag fiel in der Nähe der Gronau ein Knabe von einem Geländer, auf dem er herumkletterte, und brach den linken Arm. Ein Vorübergehender legte dem Jungen einen Notverband an und schickte ihn zum Arzt.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Gegen die Vorkäufer auf dem Wochenmarkt ist man jetzt allgemein erbost. Warum sind denn so viele Vorkäufer? Die Landwirte haben keine Leute, um ihre Arbeit machen zu lassen und beeilen sich, morgens früh vom Markt nach Hause zu kommen, um ihre Arbeiten auf dem Felde ausführen zu können. Da sind sie froh, wenn die Vorkäufer ihnen die Sachen abkaufen, und die wollen doch auch leben. Ferner bedenkt man nicht, was die Vorkäufer auf dem Markt für die Lazarette und die einzelnen Verwundeten alles schon gegeben haben und noch täglich geben. Das muß doch auch berücksichtigt werden. Eine Vorkäuferin.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

Zusatzbrotkarten im Landkreise Bonn. In der heutigen Nummer unseres Blattes veröffentlicht Landrat v. Nell eine Bekanntmachung über die Regelung des Mehl- und Brotverbrauchs im Landkreise Bonn. Danach erhält auf Antrag jeder über 12 Jahre alte Einwohner mit einem eigen. Arbeitseinkommen bis 2500 M., der in der Landwirtschaft oder in der Industrie beschäftigt ist, eine Zusatzbrotkarte über höchstens 350 Gramm Mehl für die Woche.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)