Sonntag, 25. Juli 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. Juli 1915Eine Vereinfachung der Wirtshauskost ist auch in Bonn von der Stadtverwaltung mit Vertretern des Wirtsgewerbes vereinbart worden. Danach dürfen feste Mittagessen nur zwischen 12 und 2 Uhr abgegeben werden. Es muß ein kleines Gedeck aus Suppe und einem Gang gegeben werden, daneben darf ein größeres Gedeck, das außer Suppe höchstens zwei Gänge, aber nur einen Fleischgang, enthält, angeboten werden. Der Nachtisch fällt fort. Feste Abendessen dürfen nicht mehr verabreicht werden. In die Tageskarten sollen möglichst auch halbe Gerichte zu entsprechend niedrigeren Preisen aufgenommen werden. Die Tageskarten sollen mehr Gemüse, Salat, Obst, und Mehlspeisen, aber nur höchstens zwölf Fleischgerichte anbieten. An Stelle des gebratenen soll mehr gekochtes Fleisch verwendet werden. Die Gemüsekost ist in den Vordergrund zu stellen, der Kartoffelverbrauch dagegen auf das Geringstmaß zu beschränken. Diese Bestimmungen treten am 1. August in Kraft. (...)

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. Juli 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 25. Juli 1915Ein Elternnachmittag im „Mädchenhort“ vereinigte am Sonntag die Angehörigen seiner Schützlinge – von den Vätern war freilich ein Feldgrauer auf Urlaub erschienen – zu einigen angeregten und trotz der ernsten Zeit fröhlichen Stunden. Dem gemeinsamen Kaffeetrinken folgte ein fesselnder klarer Vortrag über die Lage auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen an Hand der Karten, der Alt und Jung gleichermaßen im Bann hielt. Patriotische Chöre der Kinder, darunter das mit besonderer Begeisterung gesungene Hindenburglied, folgten den verschiedenen Abschnitten. Dann zog die ganze Gesellschaft in das schöne Gartenland des Mädchenhorts, wo die Kinder voll Stolz ihren Müttern die eigenen kleinen Beete zeigten und die großen Kartoffel- und Gemüsepflanzungen, die in diesem Kriegsjahr einen breiteren Raum als gewöhnlich einnehmen, gebührend bewundert wurden. Mit einigen Reigenaufführungen der Kinder fand das Zusammensein seinen Abschluß. – Große Freude und Beruhigung erregte es unter den Müttern, als ihnen mitgeteilt wurde, daß auch während der großen Ferien der Hortbetrieb vor- und nachmittags im Gartenland beibehalten werden sollte. Trotz den ziemlich bedeutenden Kosten hat sich der Verein zu dieser Maßregel entschlossen, da es ja für die arbeitenden Mütter keine Ferien gibt, die Kinder also noch mehr als während der Schulzeit auf die Straße angewiesen wären. Zudem hofft man, durch den täglichen Aufenthalt in Sonne und frischer Luft und das Verabreichen von Milch den Gesundheitszustand auf befriedigender Höhe zu erhalten. Da die finanziellen Kräfte des Mädchenhortes durch die außerordentliche Erweiterung des Betriebes seit Kriegsbeginn ziemlich erschöpft sind, hat sich die dem Verein angeschlossene „Bonner Ferienkolonie“ bereit erklärt, die Mittel für den Ferienbetrieb zur Verfügung zu stellen. Beide Vereine hoffen aber gern, daß sich unter unsern opferwilligen Mitbürgern auch solche finden, die für diese Kriegshülfe – den siegreich heimkehrenden Vätern gesunde, kräftige Kinder zu übergeben – bereitwillig ihr Scherflein beitragen. Spenden, kleine und große, nehmen die Vorsitzenden des Mädchenhortes und der Bonner Ferienkolonie, Frau Geheimrat Landsberg, Humboldtstraße 14, und Frl. Anni Trompetter, Mozartstraße 22, gern entgegen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. Juli 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 25. Juli 1915Die Vaterländischen Festspiele, die in Bonn zu einem jedes Jahr gefeierten Volksfeste geworden waren, können dieses Jahr, da fast alle Mitglieder der Turn- und Sportvereine im Felde stehen, nicht stattfinden. Statt dessen werden, den Zeitumständen entsprechend, vom Bonner Wehrbunde am heutigen Sonntag, nachmittags ½ 4 Uhr, auf der Gronauwiese Wettkämpfe abgehalten werden, die im Unterschiede von den früheren Festspielen einen kriegsmäßigen Charakter tragen sollen. So wird außer verschiedenen Arten von Laufen und Springen mit Gepäck, das Werfen von Handgranaten und Exerzieren gezeigt werden. Am Schluß werden als Preise Kränze verteilt. Alle Freunde der Wehrbarmachung unserer deutschen Jugend werden zu dieser Veranstaltung herzlichst eingeladen.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)