Dienstag, 25. Mai 1915

   

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. Mai 1915Die Pfingsttage liegen nun hinter uns. Schönere, köstlichere Tage hat uns die Sonne noch selten geschenkt als diese Pfingsttage des Jahres, das uns mitten im furchtbarsten Krieg findet, den je ein Land um sein Schicksal zu führen hatte. Und just zur Zeit des Pfingstfestes kommt die Kunde von dem endgültig vollzogenen Verrat und der Kriegserklärung des langjährigen sogenannten Freundes und Bundesgenossen. Draußen überall frisches, junges Grün, ein Keimen und Sprossen, blühende Bäume und allenthalben die Hoffnung und das Versprechen auf reichen Erntesegen. Jedes Fleckchen unserer deutschen Erde mit liebevoller Hand, mit behutsamer Sorgfalt bestellt. Wie ein Garten dehnt sich das weite Land unter dem seidig blauen Himmel. Wer hinauswandert, der findet draußen die Ruhe und den Frieden der Seele und der erlebt auch von neuem, was es heißt, eine Heimat haben und seine deutsche Erde lieben und verteidigen.
   Der Ausflugsverkehr war an den beiden Feiertagen auch sehr stark. Vielleicht weniger lärmend, weniger turbulent als in früheren Jahren. Der Fremdenbesuch, vor allem die Kraftwagen mit den französischen, englischen und holländischen Gästen, die sonst um die Pfingstzeit den Rhein gern aufsuchten, fehlten diesmal. Unser Pfingstfest hat damit gewiß nichts verloren. Der Besuch aus den großen Städten der Umgegend war sogar besonders lebhaft. Unsere Bahnen hatten in diesen Pfingsttagen eine beiweiten größere Arbeit zu bewältigen als im vergangenen Jahre. Alle Züge, rheinauf- und rheinabwärts, waren überfüllt. Auch die Dampfer waren bis zum letzten Plätzchen besetzt.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

    

Anzeige im General-Anzeiger vom 25. Mai 1915Selten schöne Pfingsttage gab uns das heurige Kriegsjahr. Ungetrübter klarer Himmel, eine brennende Sonne und ein wehendes Lüftchen, das die aufkommende Hitze angenehm milderte. Trotz der Kriegszeit war der Reiseverkehr stärker als im Vorjahre. Die Eisenbahndirektion hatte eine Anzahl Vorzüge eingelegt, trotzdem waren die Züge sämtlich derart überfüllt, daß in den Durchgängen die Reisenden Kopf an Kopf standen. Die Rheindampfer und unsere Vorortbahnen waren an beiden Tagen ebenfalls von Ausflüglern dicht besetzt. Auch hier in Bonn war der Fremdenverkehr außerordentlich groß.
   Dieses riesige nach Draußenstreben, gewiß eine Entlastung des gedrückten Gemütes in dieser schweren Zeit, führte dazu, daß vielfach an den bekannten Sammelpunkten des Ausflugsverkehrs „ausverkauft“ war. Hier und in der Umgebung war an beiden Feiertagen in den Gasthöfen nur schwer anzukommen; und vielfach sind die Betten noch für die ganze Woche belegt.
   Nicht aller Menschen Geschmack ist es, gerade zur Hauptreisezeit ihren Ausflug zu machen, sich drücken zu lassen auf Bahn und Schiff und nach Essen und Trinken jagen zu müssen. So bleiben viele die Pfingsttage daheim. Auch denen lachte die Pfingstsonne in ihrem Heim, in den Wäldern, die in so dichtem und nahem Kranze unsere Stadt umziehen, in den üppig grünen Anlagen Bonns und in den so wohlgeführten Wald- und Gartenwirtschaften. In der Gronau, auf der Kasselsruhe, im Kottenforst, an der Sieg erholten und erfreuten sich Tausende und Abertausende an den einzig schönen Pfingsttagen des Kriegsjahres 1915.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

   

Futterreichtum. Man schreibt uns vom Lande: Es ist ein derartiger Futterreichtum vorhanden, daß an vielen Orten das über einen Meter hohe, saftige Gras einfach gar nicht gemäht, noch sonst für Futterzwecke benutzt wird, da man den Viehbestand so verringert hat, daß Futter in Hülle und Fülle vorhanden ist.

Vereinslazarettzug K. 1 Bonn. Der Bonner Lazarettzug ist, nach einigen Tagen des Wartens auf einem belgischen Güterbahnhof, für einige Fahrten der vierten Armee überwiesen worden, und hat am Samstag 250 Verwundete aus den Kämpfen bei Ypern in Gent und Thourout [Torhout] eingeladen, und in Köln, Linz und Vallendar ausgeladen. Augenblicklich steht der Zug zu sofortiger Abfahrt bereit in Andernach, wo das Personal einquartiert ist. Auch die nächste Fahrt wird wahrscheinlich nach Gent gehen.
  
Mit Beginn der wärmeren Jahreszeit werden die beiden Heizwagen ausgeschaltet. An ihre Stelle tritt ein 27. Krankenwagen und ein Kühlwagen.
   Da die Heeresleitung nur einen sehr geringen Verpflegungssatz gewährt, sind Lebensmittel aller Art als Liebesgaben dringend erwünscht, besonders Schinken, Dauerwurst, Käse, Erbsen, Bohnen, Linsen, Kartoffeln, Gemüse- und Obstkonserven, ferner Zigarren, Zigaretten, Wein, Mineralwasser oder Geld zum Ankauf. Von weiteren Liebesgaben an Wäsche und wollenen Decken möge man vorläufig absehen, da alles reichlich vorhanden ist.
   Einzahlungen für den Lazarettzug bittet man auf der Bonner Zweigstelle der Deutschen Bank zu machen. Liebesgaben werden Bahnhofstraße 10 angenommen. (...)

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)