Samstag, 15. Mai 1915

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Mai 1915Das Bonner Licht- und Luftbad e. V. hielt am Mittwoch abend in der Hofwirtschaft „Hähnchen“ seine diesjährige Hauptversammlung ab. Nach dem zunächst gegebenen Geschäfts- und Kassenbericht für das Jahr 1914 war der Besuch in diesem Jahr so stark, daß trotz des nach dem Kriegsausbruch sehr spärlichen Zuspruchs die Einnahme des Bades bei einer Zahl von 880 Badegästen nur wenig gegen das Vorjahr zurückstand. Als bedeutsame Veränderung in dem Bad ist die Bepflanzung des südlichen Teiles in einer Größe von 60 Ar mit Kartoffeln durch die Stadt Bonn im Frühjahr 1915 anzuführen. Der Betrieb des Bades erleidet dadurch jedoch keine Einschränkung. Der Verein tritt mit 92 Mitgliedern in das neue Geschäftsjahr ein, gegen 180 Mitgliedern im Vorjahr; der Rückgang ist eine Folge des Krieges. Die Besucherzahl im April d. J. war 222. Der Verein hofft jedoch wieder auf einen stärkeren Besuch, namentlich auch von verwundeten und erholungsbedürftigen Soldaten, denen gemäß einer Mitteilung an die Lazarettdirektion von Bonn seitens des Vereins freier Eintritt in das Bad gewährt wird.

(Bonner Zeitung, Rubrik „Aus den Städtischen Nachrichten“)

  

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Mai 1915Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Mai 1915Die Ernährung des deutschen Volkes unbedingt sichergestellt. Aus Berlin, 14. Mai, wird berichtet: Von maßgebender Stelle wurden heute in der Pressekonferenz über unsere Getreidevorräte, unseren bisherigen Verbrauch an Getreide und Mehl und über die noch nach der Ernte zur Verfügung stehenden Mittel Zahlenangaben gemacht, die den Beweis für die unbedingte Sicherstellung der Ernährung unseres Volkes erbringen. Die Ernährung des deutschen Volkes ist mit einem erheblichen Reservefonds über die neue Ernte hinaus sichergestellt. Dabei darf das deutsche Volk den Verbrauch an Weizenmehl erheblich ausdehnen. Man wird Weizenmehl und Weizenbrot und selbst Kuchen künftig brauchen dürfen, ohne damit die Ernährung des deutschen Volkes zu gefährden oder den Anschein eines minder guten Patrioten zu erwecken. Bezeichnend ist immerhin, daß in England die Tonne Weizen 46,25 M. teurer ist als in Deutschland. (...) In Friedenszeiten war ein solcher Preis, wie er in England jetzt für Weizen bezahlt wird, einfach undenkbar. Man wird dabei dort noch mit einer weiteren Steigerung des Getreidepreises rechnen können.

Die Stadtverordnetenversammlung hielt gestern morgen eine feierliche Sitzung zur Erinnerung an die hundertjährige Zugehörigkeit der Rheinprovinz zur Krone Preußens. Oberbürgermeister Spiritus hielt die Festrede, in der er die Verdienste der Hohenzollern um die Rheinlande feierte, die besonders durch die Einführung der Schulpflicht und der allgemeinen Wehrpflicht gefördert worden seien. Er schloß mit einem Hoch auf den Kaiser. (...) Die Versammlung nahm mit Dank eine Schenkung von Herrn Dr. Georg Boeker von 5000 Mark für Kriegswitwen und Waisen sowie von Dr. jur. Dieckerhoff aus New York von 1000 Mark für die Hinterbliebenen im Felde gefallener Krieger an. (...)

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Aus Bonn“)

Anzeige im General-Anzeiger vom 15. Mai 1915Godesberg, 15. Mai. In der gestrigen Gemeinderatssitzung gedachte der Vorsitzende, Herr Bürgermeister Zander, vor Eintritt in die Tagesordnung der hundertjährigen Einverleibung der Rheinlande zu Preußen und brachte in dieser ersten Gemeinderatssitzung nach der Eingemeindung von Muffendorf nochmals seinen aufrichtigen Dank gegen den seitherigen verdienstvollen Gemeindevorsteher Jakob Liemersdorf von Muffendorf für dessen tatkräftige Unterstützung in der Eingemeindungsfrage zum Ausdruck. (...). – Der Vorsitzende machte der Versammlung die Mitteilung, daß die von ihr beauftragte Kur- und Badekommission den Wegfall einer Kurtaxe für dieses Jahr beschlossen habe und daß laut einer Verordnung des Bundesrats vom 8. Mai die Sicherstellung von Fleischdauerwaren eingestellt worden sei. Der von Godesberg angesammelte Vorrat (für über 120.000 Mark) soll demnächst in Verkauf gebracht werden. (...) Sodann teilte Herr Bürgermeister Zander mit, daß zehn Hektar brachliegendes Privatland ackerbaulich nutzbar gemacht worden seien und ebenso 1,60 Hektar vom Gemeindeeigentum. (...)

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Von Nah und fern“)

Die Mietunterstützungen von Kriegsteilnehmern werden in Bonn und Köln den Hausbesitzern direkt ausbezahlt. Ein solches Verfahren würde sich auch in Godesberg empfehlen, damit die Vermieter in den Besitz der Kriegsunterstützung kommen.

(Bonner General-Anzeiger, Rubrik „Sprechsaal“)

  

Eine Gedenkfeier der 100jährigen Zugehörigkeit Bonns zu Preußen veranstaltet der Verein „Alt-Bonn“ morgen abend 6¼ Uhr im oberen Saal des „Goldenen Stern“. Herr Prof. Dr. Knickenberg wird einen Vortrag halten über „Bonn 1814 und 15“.

Rheinbadeanstalten. Die Männer- und Frauen-Schwimmhallen, sowie das Freibad sind von heute ab zur Benutzung geöffnet. Das Freibad ist jeden Dienstag und Freitag, vor- und nachmittags zur Benutzung durch Frauen und Mädchen freigegeben.

(Deutsche Reichs-Zeitung, Rubrik „Bonner Nachrichten“)